1.5 Immunsystem Du sitzt in der Straßenbahn einem erkälteten Schulfreund gegenüber. Er muss mehrmals hintereinander niesen und versprüht dabei jedes Mal eine riesige Zahl von Krankheitserregern. Viele davon gelangen beim Einatmen in deine Nase und infizieren deine Schleimhäute. Wie schafft es dein Körper, sich gegen die gefährlichen Eindringlinge zu wehren? Sehen wir uns zunächst an, welche Teile des Körpers an diesem komplizierten Abwehrkampf deines Immunsystems beteiligt sind. Eine entscheidende Rolle für unsere körperliche Abwehr spielen die weißen Blutkörperchen, von denen es zahlreiche unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Funktionen gibt. Man findet sie in erster Linie in den Geweben unseres Körpers und in einem zweiten Gefäßsystem – dem Lymphsystem. Das Blut ist für diese Blutkörperchen lediglich ein schnelles Transportmittel, um von ihren Bildungsorten (z.B. Knochenmark, Milz) zu den Einsatzorten (z.B. Nasenschleimhaut, Wunden) zu gelangen. Im Blut findet man daher nur eine vergleichsweise geringe Zahl an weißen Blutkörperchen. 1.5.1 Das Lymphsystem – Teil unseres Immunsystems Gemeinsam mit den weißen Blutkörperchen wird aus dem Blut eine klare, hellgelbe Flüssigkeit ins Gewebe abgegeben – die Lymphflüssigkeit (Lymphe). Die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen verbleiben hingegen in den Kapillaren des Blutgefäßsystems. Die Lymphe entstammt also dem Blutplasma und ist diesem sehr ähnlich. 90% der Lymphe werden von den Blutkapillaren wieder aus den Gewebszwischenräumen aufgenommen. Fein verästelte Lymphkapillaren nehmen die restlichen 10% auf und leiten sie durch größere Lymphgefäße (z.B. Brustlymphgang) ins Blutgefäßsystem zurück (Einmündung nahe des linken Schlüsselbeins). Lymphknoten Lymphkapillare Zellen des Körpergewebes Übrigens … ... können Lymphknoten anschwellen, wenn sich in ihrer Nähe eine Infektion ereignet. Bei einer Halsentzündung kann man beispielsweise geschwollene Lymphknoten im Bereich des Halses ertasten. ... ist eine „Wasserblase“ (z.B. nach dem Wandern mit drückenden Schuhen) nicht mit Wasser, sondern mit Lymphe gefüllt, die sich in der Haut gesammelt hat. ... werden in der Lymphe auch Nahrungsfette transportiert (siehe auch S. 13). Blutvergiftung (Sepsis) Besonders bei wenig blutenden Wunden (z.B. Stich-, und Schürfwunden) kann es zu gefährlichen bakteriellen Infektionen kommen. Entzündungen der Lymphknoten und Lymphgefäße werden dabei als rote Streifen durch die Haut sichtbar. Arzt/Ärztin ist aufzusuchen! Organe des menschlichen Immunsystems Halslymphknoten Einmündung des Brustlymphganges Brustlymphknoten Achsellymphknoten Brustlymphgang Darmlymphknoten Dünndarm Milz Wurmfortsatz Leistenlymphknoten Knochenmark Vene 90% der Lymphe zurück ins Blut In zahlreichen bohnenförmigen Lymphknoten (z.B. in den Achselhöhlen) treffen einander zuführende Lymphgefäße. In den Lymphknoten werden Krankheitserreger und Giftstoffe herausgefiltert und weiße Blutkörperchen gebildet. Ein abführendes Gefäß leitet die gereinigte Lymphe weiter. Milz, Thymusdrüse und Mandeln sind lymphatische Organe, die gemeinsam für Entwicklung und Vermehrung der Abwehrzellen zuständig sind. Diese Organe bilden mit dem Lymphsystem unser Immunsystem. 26 Thymus abführendes Lymphgefäß 10% der Lymphe in Lymphgefäße Arterie Blutkapillare Mandeln zuführende Lymphgefäße Bau eines Lymphknotens Merk dir! Das Immunsystem besteht aus dem Lymphsystem (Lymphgefäßen, Lymphknoten, Lymphflüssigkeit) sowie aus Thymusdrüse, Milz, und Mandeln. Das Lymphsystem erfüllt 3 wichtige Funktionen: Immunabwehr, Rücktransport der Lymphe aus dem Gewebe und Transport der Nahrungsfette. 1.5.2 Unser Immunsystem – ein wirksamer Schutz Erinnere dich an die Situation in der Straßenbahn! Du bist einem massiven Angriff durch Krankheitserreger ausgesetzt. Zahlreiche Keime dringen in deine Nasenschleimhaut ein. Bereits in den äußeren Gewebeschichten treffen die Eindringlinge jedoch auf einen besonders wichtigen Typ weißer Blutkörperchen – die großen Fresszellen. Diese beweglichen Abwehrzellen erkennen alle Fremdkörper, umfließen sie und lösen sie auf (unspezifische Abwehr). In deinem Fall ist die Infektion jedoch so stark, dass die Fresszellen nicht alle Keime unschädlich machen können. Viele von ihnen dringen tiefer ins Gewebe ein und bedrohen nun auch andere Körperregionen. Dabei treffen sie auf einen weiteren Typ weißer Blutkörperchen, die T-Zellen. Das „T“ stammt von der Bezeichnung Thymusdrüse, dem Ort ihrer Entwicklung. Diese Zellen weisen zahlreiche unterschiedliche Oberflächenformen auf. Passt ein Fremdkörper in seinem Bau genau zu einer dieser Formen, so lagert er sich bei Kontakt an diese an („Schlüssel-Schloss-Prinzip“). Auf diese Weise „erkennt“ dein Körper, um welchen Eindringling es sich handelt und kann nun diesen „Feind“ gezielt bekämpfen (spezifische Abwehr). Dein Immunsystem beginnt auf Hochtouren zu arbeiten und setzt dabei verschiedene Abwehrmechanismen in Gang. 1) Vermehrung der T-Zellen Nachdem die Keime identifiziert wurden, vermehren sich jene T-Zellen sehr stark, die die passende Oberflächenform aufweisen. Dadurch kann sehr bald eine große Zahl an Keimen „eingefangen“ und zerstört werden. 2) Bildung von Antikörpern Ein weiterer Typ weißer Blutkörperchen, die Plasmazellen, bildet große Mengen von Antikörpern. Das sind Eiweißstoffe mit mehreren Anhaftstellen, die ebenfalls genau zur Oberfläche des Eindringlings passen. Auf diese Weise werden noch größere Mengen dieser Keime „eingefangen“ und unschädlich gemacht. Vielfach verklumpen die Keime bei dieser Abwehrreaktion und können so leichter von den großen Fresszellen vernichtet werden. 3) Bildung von Gedächtniszellen Bei jeder Immunreaktion bildet unser Körper zahlreiche Gedächtniszellen und speichert sie z.B. in den Lymphknoten. Gedächtniszellen weisen dieselben Oberflächenformen wie die T-Zellen und Antikörper auf, die sich im Zuge einer solchen spezifischen Abwehr gebildet haben. Dringen die Keime ein weiteres Mal in den Körper ein, so kann er sie viel rascher erkennen und schneller bekämpfen. Unser Körper ist nun gegen diesen bestimmten Keim immun! Im Laufe eines Lebens speichern wir zahlreiche unterschiedliche Gedächtniszellen, die sich jeweils an jene Keime „erinnern“, die wir zumindest einmal zuvor erfolgreich bekämpft haben (erworbene Immunität, z.B. bei Kinderkrankheiten). T-Zellen Fresszellen mit unterschiedlichen Oberflächenformen („Schloss“) umfließen Fremdkörper und lösen sie auf 3) Keime Gedächtniszellen mit passendem Bau („Schlüssel“) werden von T-Zellen „erkannt“ „erinnern“ sich an bestimmte Keime Antikörper mit passenden Anhaftstellen Antikörper verklumpen die Keime 1) 2) T-Zellen vermehren sich und töten Keime ab Plasmazellen Fresszellen Bildung durch T-Zellen gefördert; erzeugen große Mengen Antikörper. umfließen verklumpte Keime Impfung – zum Schutz oder zur Heilung Man unterscheidet 2 Formen der Schutzimpfung gegen Infektionskrankheiten. Bei der aktiven Schutzimpfung werden dem Körper ungefährliche, abgeschwächte (z.B. abgetötete) Keime gespritzt („Scheininfektion“). Unser Immunsystem reagiert, als ob die Keime gefährlich wären (identische Oberflächenstrukturen!) und bildet aktiv Antikörper und – besonders wichtig – Gedächtniszellen. Im Falle einer zukünftigen Infektion kann unser Körper derartige Eindringlinge rasch bekämpfen. Infektion Aktive Schutzimpfung abgeschwächte Keime Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen Abwehr Bei der passiven Schutzimpfung werden nur die passenden Antikörper gespritzt. Es tritt dabei keine Immunreaktion unseres Körpers auf – er bleibt passiv! Da die Antikörper allmählich abgebaut werden, hält die Schutzwirkung nur 1-3 Monate und eine Auffrischung wäre nötig! Wenn Antikörper bei einer Infektionserkrankung gespritzt werden, spricht man von einer Heilimpfung. Infektion Erkrankung Heilimpfung passende Antikörper Abwehr 27 1.5.3 Viren – oft gefährliche Krankheitserreger Dank deines gut funktionierenden Immunsystems hast du den Angriff der Keime auf deine Schleimhäute abwehren können. Wer waren diese Eindringlinge? Es hätten durchaus Bakterien gewesen sein können. Du hast bereits in der 2. Klasse gelernt, dass viele Bakterienarten Krankheiten auslösen. In diesem Fall hat es sich jedoch um andere Krankheitserreger, nämlich um Viren gehandelt. Viele, oft schwere Krankheiten werden von Viren ausgelöst. Masern, Mumps, Kinderlähmung, Röteln, Tollwut und Aids (siehe auch S. 68) sind nur einige Beispiele. Du wirst dich in der Straßenbahn wohl mit Grippeviren infiziert haben. Obwohl es sich dabei um einen vergleichsweise harmlosen Erreger handelt, sterben weltweit etwa 6% aller Grippekranken. Zumeist sind es ältere und kranke Menschen, deren Immunsystem nicht mehr so leistungsfähig ist. Junge, ansonsten gesunde Personen müssen sich zumeist keine großen Sorgen machen. Viren sind keine Lebewesen Wenn man die winzigen Viren (ca. 0,0001 mm) in einem Elektronenmikroskop betrachtet, so erkennt man zumeist verschieden geformte, kristallartige Gebilde. Es handelt sich dabei um einfach gebaute Eiweißhüllen, die das Erbgut (s. ab Seite 70) umschließen. Viren sind keine Zellen und haben keinen eigenen Stoffwechsel. Viren sind demnach keine Lebewesen. Warzenvirus Poliovirus Grippevirus Virus, das Bakterien befällt Viren im Größenvergleich 0,0001 mm Grippeviren stark vergrößert Übrigens … ... können Viren manchmal längere Zeit unauffällig in Wirtszellen verbleiben, ohne vermehrt zu werden. Oft bricht die Krankheit erst Monate nach der Infektion aus. ... kann man sich gegen viele Viruserkrankungen impfen lassen (z.B. Masern, Mumps). Da einige Viren jedoch häufig ihre Oberflächenform ändern, werden immer neue Impfstoffe hergestellt (z.B. Grippeimpfung). ... bedeutet der lateinische Ausdruck „Virus“ übersetzt „Gift“. Man konnte sich früher die Ursachen vieler Viruserkrankungen nicht erklären und vermutete, dass ein unbekannter „Giftstoff“ daran Schuld sei. ... wurden erstmals 1898 Krankheitserreger, kleiner als Bakterien, vermutet – die Viren. Sehen konnte man sie erst nach Erfindung des Elektronenmikroskops (1940). 28 1 Grippevirus dringt in die Zelle ein (1) Grippevirus befindet sich in einer Vakuole (2) 2 3 3 5 4 6 7 Eiweißhüllen lösen sich auf (3) und geben das Virenerbgut frei (4) Vermehrung des Virenerbguts (5) und Bildung neuer Eiweißhüllen (6) Zusammenbau der neuen Virenbestandteile (7) 8 9 Zellmembran platzt auf (8) und neue Viren werden freigesetzt (9) Vermehrung eines Grippevirus durch eine lebende Wirtszelle Vermehrung der Viren Kommt das Virus mit einer passenden Wirtszelle (z.B. Zelle deiner Nasenschleimhaut) in Berührung, so dringt es durch die Zellmembran in die Zelle ein. Danach löst sich die Eiweißhülle auf. Das freigelegte Virenerbgut wird mithilfe des Stoffwechsels der Wirtszelle vermehrt. Es entstehen dabei neues Virenerbgut und neue Eiweißhüllen. Nachdem die einzelnen „Virusbausteine“ zusammengefügt wurden, platzt die Wirtszelle auf und stirbt. Dabei werden bis zu 300 neue Viren freigesetzt, die sofort zahlreiche weitere Wirtszellen befallen. Diese extrem hohe Vermehrungsrate bewirkt zumeist ein sehr rasches Ausbrechen und Weiterverbreiten der Krankheit. Was bewirken Medikamente? Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und auch keine Nahrung aufnehmen sind sie sehr schwer zu bekämpfen. Medikamente lindern zumeist nur die Symptome der Krankheit (z.B. tropfende Nase), bekämpfen jedoch nicht die Ursache. Auch wenn man sich nach Einnahme von z.B. Grippemitteln besser fühlt, heißt das nicht, dass man schon gesund ist. Die Nasenschleimhaut ist weiterhin infiziert – man ist weiterhin krank und sollte sich schonen. Nur unser Immunsystem kann Viren bekämpfen und besiegen und die dazu nötige Zeit sollte man ihm geben! Merk dir! Viele Viren sind gefährliche Krankheitserreger. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und sind keine Zellen. Viren bestehen nur aus Erbgut, das von einer Eiweißhülle umschlossen ist. Viren dringen in lebende Wirtszellen ein und veranlassen deren Stoffwechsel, neue Viren zu erzeugen. Die Wirtszelle stirbt dabei. Luft beim Einatmen: 1.6 Atmungssystem 21% O2 0,038% CO2 78% N2 Bianca hat an einem Waldlauf teilgenommen. Keuchend schnappt sie nach Luft, denn der Schlussanstieg war sehr steil! Mit kräftigen, tiefen Atemzügen durch schnelles Heben und Senken ihres Brustkorbes saugt sie viel frische (O2-reiche) Luft in ihre Lunge und presst danach die verbrauchte (CO2-reiche) Luft aus ihr heraus (Brustatmung). Einige Minuten später hat sich Biancas Atemfrequenz wieder normalisiert. Man erkennt nur mehr ein leichtes Vorwölben und Abflachen ihres Bauches. Diese ruhige, flache Bauchatmung entsteht durch Bewegungen ihres Zwerchfelles, einer dünnen Muskelschicht, die den Bauchraum (Gedärme) vom Brustraum (Lunge) trennt. Während des anstrengenden Waldlaufes haben Biancas Muskelzellen sehr viel Energie benötigt. Diese muss natürlich rasch wieder nachgeliefert werden. Mithilfe von Sauerstoff wird in den Zellen aus Nährstoffmolekülen Energie freigesetzt (Oxidation). Dabei werden diese Moleküle in Kohlenstoffdioxid und Wasser zerlegt. Diesen Energie liefernden Prozess nennt man Zellatmung. Wie gelangt nun der notwendige Sauerstoff in die Zellen? 1.6.1 Der Weg des Sauerstoffs Verfolgen wir gemeinsam den Weg des Sauerstoffs (O2) durch Biancas Körper. Zunächst gelangt der Sauerstoff als Teil der Atemluft durch Nase oder Mund in den Rachen und danach durch den Kehlkopf in die Luftröhre. An ihrem unteren Ende gabelt sich die Luftröhre in die 2 Bronchien, welche die Atemluft in die beiden Lungenflügel leiten. Hier verästeln sich die Bronchien in immer kleinere Röhren, die Bronchiolen, die zuletzt in die traubenförmig angeordneten Lungenbläschen münden. Die Wand der Lungenbläschen ist von einem dichten Netz aus feinen Blutgefäßen (Lungenkapillaren) umsponnen. Hier erfolgt der Gasaustausch. Der Sauerstoff der Atemluft wird vom Blut aufgenommen und von den roten Blutkörperchen z.B. zu Biancas ermüdeten Muskelzellen transportiert. Dort hilft er im Rahmen der Zellatmung, Energie freizusetzen. Das dabei anfallende Kohlenstoffdioxid wird mithilfe des Blutplasmas zurück in die Lungenbläschen befördert und ausgeatmet. Luft beim Ausatmen: 16% O2 4% CO2 78% N2 viel Wasserdampf Nasenhöhle Mundhöhle Kehlkopf Luftröhre Bronchie Bronchiole rechter Lungenflügel linker Lungenflügel Lungenkapillaren Gasaustausch zwischen Kapillare und Lungenbläschen Lungenbläschen O2 O2 CO CO2 2 Lungenkreislauf: Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff Körperkreislauf: Transport des Sauerstoffs durch den Körper zu den Zellen rechte Herzkammer linke Herzkammer Übrigens … ... kann sich das Atemvolumen pro Minute bei schwerer körperlicher Tätigkeit gegenüber dem Ruhezustand mehr als verzehnfachen (50 Liter/min). ... benötigt der Sauerstoff in den Lungenbläschen nur etwa 0,3 Sekunden, um von roten Blutkörperchen aufgenommen zu werden. ... werden Schleim und Fremdkörper (z.B. Schmutzteilchen) aktiv aus der Luftröhre befördert. Das kann langsam durch die Bewegungen der Flimmerhärchen, oder schnell durch Husten (= kräftiger Luftausstoß) erfolgen. Körperzelle O2 CO2 O2 CO2 Gasaustausch zwischen Kapillare und Körpergewebe 29 Nicotin Kohlenstoffmonoxid Teerstoffe Gefäßverengung Sauerstoffmangel Zerstörung der Flimmerhärchen tragenden Zellen Gefäßverkalkung Leistungs- Chronische abfall Bronchitis Thrombose Herzinfarkt Abhängigkeit Raucherhusten Krebs Gefährliche Folgen des Rauchens Übrigens … ... gibt es aktuell in Österreich etwa 2,3 Millionen Raucher und Raucherinnen. ... gelangen bei nur 10 Zigaretten täglich innerhalb von 10 Jahren über 6 kg Teerstoffe und andere Rauchbestandteile in die Lunge, die von den Flimmerhärchen nicht mehr zur Gänze hinausbefördert werden können! ... gefährden Raucher in geschlossenen Räumen nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer nichtrauchenden Mitmenschen (Passivrauchen)! ... kann sich der Körper von den Folgen des Rauchens im Laufe von einigen Jahren wieder erholen, wenn man rechtzeitig mit dem Rauchen aufhört. 30 Raucherlunge Gesunde Lunge H0384_normalelunge Raucherlunge Langjähriges, intensives Rauchen verursacht starke Ablagerungen von Teerstoffen in der Lunge. Teerstoffe verkleben die Flimmerhärchen der Bronchiolen, hemmen die Sauerstoffaufnahme und sind krebserregend. Typisch für starke Raucher ist der Raucherhusten – eine Abwehrreaktion gegen die Teerstoffe. Die schwer geschädigte Lunge ist dunkelgrau gefärbt und entwickelt nicht selten Krebs. Lungenkrebs (Lungenkarzinom) Diese unkontrollierte Gewebeneubildung (Wucherung) in der Lunge ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Hauptursache für den zumeist tödlich verlaufenden Lungenkrebs ist das Rauchen. Jedoch auch Frauen greifen leider immer häufiger zur Zigarette und ihre Lungenkrebsrate steigt deutlich an. Workshop Bronchitis Diese Entzündung der Schleimhäute im Bereich der Bronchien ist zumeist Folge einer Erkältung oder einer Virusinfektion. Oft schmerzhafte Hustenanfälle befördern zähen Schleim nach außen. Chronische (sich langsam entwickelnde) Bronchitis ist häufig Folge des Rauchens. Bronchialasthma Oft sind es äußere Auslöser (z.B. trockene Luft, Pollen, Tierhaare, bestimmte Chemikalien), die diese Anfälle starker Atemnot bewirken. Eine Verkrampfung der Wandmuskulatur verengt dabei die Bronchiolen. Hilfreich sind z.B. krampflösende Sprays. Lungenentzündung (Pneumonie) Viren, Bakterien und Pilze können das Lungengewebe infizieren. Die Entzündung behindert die Luftaufnahme in die Lungenbläschen. Atemnot, hohes Fieber und starker Hustenreiz sind die Folgen. Schwere Lungenentzündungen enden besonders bei älteren Menschen nicht selten tödlich. Vielfach helfen künstliche Beatmung und die Gabe von Antibiotika (Substanzen, die gegen Bakterien und Einzeller wirken, indem sie deren Stoffwechsel hemmen). 1.6.2 Rauchen schädigt deinen Körper Im Tabakrauch befinden sich zahlreiche gesundheitsschädigende Substanzen. Neben den Teerstoffen sind besonders das giftige Kohlenstoffmonoxid und die Droge Nicotin, die Abhängigkeit erzeugt, zu erwähnen. Rauchen hat viele Folgen 1) Verringerung der Lebenserwartung WissenschaftlerInnen haben herausgefunden, dass jede gerauchte Zigarette die Lebensdauer des Rauchers/der Raucherin um durchschnittlich 5 Minuten verkürzt. a) Wie viel Lebenszeit ist nach 30 Jahren bei 20 Zigaretten täglich bereits „verraucht“? b) Wie viel Lebenszeit hast du selbst bereits „verraucht“? 2) Zigaretten kosten eine Stange Geld a) Wie viel hat der Raucher/die Raucherin aus 1a) insgesamt bereits bezahlt, wenn eine Packung Zigaretten 3 Euro gekostet hat? b) Wie viel hast du bereits insgesamt für Zigaretten ausgegeben? 3) Krebsstatistik Rauchen erhöht nicht nur das Lungenkrebsrisiko! Suche im Internet Daten zur Häufigkeit der angeführten Krebsarten, die durch Rauchen gefördert werden. Erstelle eine Grafik über die Krebshäufigkeit Krebshäufigkeit im Verhältnis 1 : ? : im Verhältnis von Magenkrebs Nichtrauchern Speiseröhrenkrebs : Kehlkopfkrebs : zu Rauchern. Lungenkrebs : (siehe Abb.) = Nichtraucher = Raucher Atemübungen 1) Atemfrequenz (Atemzüge pro Minute) a) Zähle, wie oft du in der Minute atmest! (Atemfrequenz im Ruhezustand) b) Turne 20 Kniebeugen und ermittle neuerlich deine Atemfrequenz. c) Wie lange dauert es, bis du wieder die Atemfrequenz im Ruhezustand erreichst? d) Erkläre die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen a) und b). 2) Atmen zur Entspannung a) Lasse ruhige, leise Meditationsmusik erklingen. b) Setze dich bequem oder lege dich flach auf den Boden. c) Atme 4 Sekunden lang durch die Nase langsam und ruhig (unhörbar) ein – halte 2 Sekunden die Luft an – atme danach 4 Sekunden lang durch den Mund langsam und ruhig (unhörbar) aus. Wiederhole diese Übung mehrmals. d) Führe diese Übung auch mit je 6 Sekunden für das Ein- und Ausatmen durch. Gute Entspannung! Zungenbein Kehldeckel Schildknorpel Stellknorpel Stimmritze offene Stimmritze → Atmung Stimmbänder Ringknorpel Knorpelspange der Luftröhre verengte Stimmritze → Ton Bau und Funktion des menschlichen Kehlkopfs Merk dir! Unser Atmungssystem besteht aus Nase, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Bronchiolen und den Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet. O2 wird vom Blut aufgenommen, CO2 aus dem Blut abgegeben. Mithilfe des O2 werden in den Zellen Nährstoffe in CO2 und Wasser zerlegt (Oxidation). Dabei wird Energie freigesetzt, die in den Zellen benötigt wird. Dieser Vorgang heißt Zellatmung. Der Kehlkopf hat 2 wichtige Funktionen: Verschließen der Luftröhre beim Schlucken von Nahrung (Kehldeckel) und Erzeugen von Tönen (Stimmbänder). Workshop Workshop 1.6.3 Kehlkopf – „Weiche“ zwischen Nahrung und Luft Der Kehlkopf liegt am oberen Ende der Luftröhre und besteht aus 9 verschiedenen Knorpelstücken, die von Bändern und Muskeln zusammen gehalten werden. Der Kehldeckel verschließt beim Schlucken die Luftröhre und verhindert dadurch das Eindringen von Nahrungsteilchen. Während des Atmens ist der Kehldeckel hingegen senkrecht gestellt und gibt den Zugang zur Luftröhre frei. Stimmbänder dienen der Tonerzeugung Der Schildknorpel und die beiden Stellknorpel bilden ein Gerüst, an dem die Stimmbänder befestigt sind. Die Öffnung zwischen den beiden Stimmbändern wird als Stimmritze bezeichnet und kann durch Bewegung der Stellknorpel vergrößert und verkleinert werden. Beim Sprechen verengt sich die Stimmritze und hindurchgepresste Luft bringt die Stimmbänder zum Schwingen. Es entsteht ein Ton, der durch mitschwingende Luft in Mund, Rachen und Nasenhöhle verstärkt wird. Im Laufe der Pubertät verlängern sich die Stimmbänder und die Stimme klingt dadurch tiefer. Diese Entwicklung nennt man Stimmbruch. Er ist bei Burschen viel deutlicher ausgeprägt als bei Mädchen. Husten – eine wichtige Abwehrreaktion Beim Husten verschließt sich die Stimmritze für kurze Zeit vollständig. Beim Ausatmen durchbricht die angestaute Luft diese Sperre und wird in einem kräftigen Stoß ausgeblasen. Das kann Schleim und Fremdkörper aus den Bronchien und der Luftröhre mitreißen und aus dem Atmungssystem hinaus befördern. Diskussion ums Rauchen 1) Bildet in eurer Klasse 2 Gruppen. Die eine Gruppe sammelt so viele Gründe wie möglich, warum man mit dem Rauchen aufhören, oder noch besser, gar nicht erst anfangen sollte. Die zweite Gruppe sammelt möglichst viele Gründe, warum Menschen zu rauchen beginnen und warum sie weiterrauchen wollen. Jede Gruppe listet auf einem Plakat, die gefundenen Gründe auf. 2) Stell dir vor, du sitzt in einem Restaurant und am Nebentisch wird stark geraucht. Dich stört der Qualm sehr und du bittest die Raucher, damit aufzuhören. a) Welche Argumente sollten vernünftige Menschen überzeugen, in geschlossenen Räumen das Rauchen einzustellen? b) Diskutiere mit deinen KlassenkameradInnen, ob ein generelles Rauchverbot in allen öffentlichen geschlossenen Räumen (z.B. Restaurants) durchsetzbar wäre! c) Welche „Raucher“-Regeln gibt es in deiner Schule? 3) Wo gibt es in Österreich und in anderen europäischen Ländern Rauchverbote? (Internet) 31