298_374_BIOsp_0310.qxd 316 21.04.2010 14:21 Uhr Seite 316 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN Durchflusszytometrie Nachweis und Anreicherung IL-17-sezernierender T-Zellen MICHAELA NIEMÖLLER, ANNA FOERSTER, CLAUDIA ZYNTEK, MARIO ASSENMACHER, ANNE RICHTER MILTENYI BIOTEC GMBH, BERGISCH GLADBACH Extrem seltene Populationen lebender Interleukin(IL)-17-sezernierender Zellen aus humanen und murinen Geweben können mithilfe des von uns entwickelten IL-17 Secretion Assay sowohl durchflusszytometrisch analysiert als auch magnetisch angereichert werden. We have developed an IL-17 Secretion Assay that allows the flow cytometric analysis and magnetic enrichment by MACS Technology of extremely rare, viable interleukin(IL)-17–secreting cells from mouse or human tissues, including human antigen-specific T cells. ó Wie unlängst nachgewiesen wurde, spielt eine bestimmte Linie der T-Helferzellen, die TH17-Zellen, eine wichtige Rolle in der Abwehr des Wirtsorganismus von extrazellulären Pathogenen wie unter anderem Bakterien und Pilzen [1, 2]. Diese TH17-Zellen sind insbesondere durch ihre Sekretion von IL-17A, IL-17F und IL-22 infolge Antigenaktivierung gekennzeichnet. Auch andere jüngere Studien belegen die Bedeutung des IL-17 nicht nur in der Immunantwort auf Infektionen, sondern auch in atopischen und chronisch entzündlichen Erkrankungen wie z. B. bestimmten Autoimmunerkrankungen [3, 4]. Wir haben ein neuartiges Verfahren zur Markierung von IL-17-sezernierenden Zellen ent- IL-17 Anti-PE MicroBeads IL-17 Catch Reagent IL-17 Detection Antibody (PE) IL-17–sezernierende Zelle wickelt und beschreiben hier, wie sich dieses zum Nachweis und zur Isolierung lebender Zellen sowohl aus humanen als auch aus murinen Geweben nutzen lässt [5]. Material und Verfahren Der IL-17 Secretion Assay nutzt eine bispezifische CD45/IL-17A-Antikörper-Affinitätsmatrix (IL-17 Catch Reagent) zum Immobilisieren des IL-17 unweit der Zelloberfläche der IL-17-sezernierenden CD45-positiven Zellen (Abb. 1). Es wurden Zellen aus Mäusemilzen bzw. humane periphere mononukleäre Blutzellen (PBMCs) verwendet. Sowohl die Milz als auch PBMCs enthalten wichtige Immunzellen, wie z. B. Lymphozyten und Monozyten. • Das IL-17 Catch Reagent heftet sich an lebende CD45-positive Zellen und bindet das sezernierte IL-17 • Das immobilisierte IL-17 wird mit einem an ein Fluorophor (PE) konjugierten Anti-IL-17Antikörper markiert und die Zellen werden durchflusszytometrisch analysiert • Die mit dem zweiten Antikörper als IL-17sezernierend markierten Zellen können nach weiterer Markierung mit Anti-PE-MicroBeads mittels MACS-Separation isoliert werden ˚ Abb. 1: Prinzip des IL-17 Secretion Assays. BIOspektrum | 03.10 | 16. Jahrgang 298_374_BIOsp_0310.qxd 21.04.2010 14:21 Uhr Seite 317 317 A Nicht stimuliert Ionomycin + PMA Nachweis und Anreicherung in murinen Geweben BIOspektrum | 03.10 | 16. Jahrgang 10 1 0.3 0.2 0.1 0 CD4+ CD8+ γδTCR+ NKT T-Zell-Subpopulation B Vor Anreicherung Nach Anreicherung 0.003% * 0.56% * 0.36% * 60.76% * Ohne Stimulation CD4 Aus der Milz von BALB/c-Mäusen wurden Einzelzellsuspensionen präpariert und entweder unbehandelt oder nach 3-stündiger Stimulation mit einer Kombination aus dem Kalzium-Ionophor Ionomycin und dem Phorbolester PMA auf IL-17-Sekretion hin untersucht. Zuvor hatten wir ermittelt, dass die 3-stündige Stimulation die höchste IL-17-Sekretion bewirkt (Daten nicht gezeigt). Die durchflusszytometrische Analyse von CD4-, CD8oder γδTCR-positiven T-Zellen und CD3ε/CD49b-positiven NK(Natürliche Killer)T-Zellen ergab, dass ohne exogene Stimulation nur sehr wenige Zellen aus allen diesen Zelltypen IL-17 sezernieren. Innerhalb der Population der einzelnen Zelltypen stieg die Zahl der IL-17-sezernierenden Zellen jedoch nach Stimulation an. Besonders ausgeprägt war diese Häufigkeitszunahme bei den NKTZellen und den γδTCR-positiven T-Zellen, die einen relativ hohen Anteil IL-17-sezernierender Zellen gemessen an der Gesamtzahl dieser Zelltypen aufwiesen. IL-17-sezernierende CD4-positive und CD8-positive Zellen hingegen waren selten (Abb. 2A). Nachdem bewiesen war, dass unser Assay sich für den Nachweis seltener Populationen lebender IL-17sezernierender Zellen eignet, prüften wir, ob die an der Zelloberfläche gebundenen Immunkomplexe als Ziel für die spezifische immunomagnetische Anreicherung dieser Zellen mittels MACS-Zellseparation genutzt werden können. Vor der Anreicherung machten die IL-17-sezernierenden Zellen unter den CD4positiven T-Zellen einen Anteil von 0,36 Prozent aus. Das entspricht einer theoretischen Population von 3.600 Zellen in insgesamt 106 CD4-positiven T-Zellen. Mithilfe des IL-17 Secretion Assay isolierte IL-17-sezernierende CD4-positive Zellen wurden mit Erfolg auf 20 IL-17-sezernierende T-Zell-Population in% Nach Aktivierung der Zellen wurden diese mit der bispezifischen Affinitätsmatrix (über Anheftung an CD45) markiert und anschließend 45 Minuten kultiviert, um die Bindung des sezernierten IL-17 zu gestatten. Danach wurden die Zellen mit einem Phycoerythrin(PE)-konjugierten Anti-IL-17-Antikörper markiert und entweder durchflusszytometrisch analysiert oder zusätzlich mit an paramagnetischen MACS® MicroBeads konjugierten Anti-PE-Antikörpern markiert und mittels MACS-Zellseparation getrennt. Die Mäusemilz-Zellen und humanen PBMCs wurden nach Standardverfahren gewonnen (www.miltenyibiotec.com/protocols). PMA/ Ionomycin IL-17-Sekretion * % unter CD4-positiven T-Zellen ˚ Abb. 2: Analyse und Isolierung von seltenen IL-17-sezernierenden murinen Zellpopulationen. A, IL-17-sezernierende T-Zellen aus Mäusemilzen mit und ohne Aktivierung mit Ionomycin und PMA. B, Anreicherung IL-17-sezernierender CD4-positiver Zellen mit dem Mouse IL-17 Secretion Assay – Cell Enrichment and Detection Kit (PE). Zusätzlich wurden die Zellen mit CD4-APC-Antikörpern fluoreszenzmarkiert und durchflusszytometrisch auf IL-17-Sekretion und CD4-Expression analysiert. eine Häufigkeit von über 60 Prozent angereichert (Abb. 2B). 1.444 lebende IL-17- sezernierende CD4-positive Zellen, das heißt 40 Prozent der theoretisch verfügbaren Gesamtpopulation, wurden isoliert. Zusammengenommen belegen diese Daten, dass sich der IL-17 Secretion Assay für die Anreicherung IL-17-sezernierender Zellen aus Mischpopulationen, die aus murinen Gewe- ben gewonnen wurden, eignet und weiterhin dass IL-17 von verschiedenen Lymphozytenlinien des murinen Systems sezerniert wird. Nachweis und Anreicherung in humanen Geweben Eine ähnliche Analyse wurde an humanen PBMCs vorgenommen. Die Zellen wurden mit dem künstlichen Superantigen CytoStim (Mil- 298_374_BIOsp_0310.qxd 21.04.2010 14:21 Uhr Seite 318 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN 318 A Nicht stimuliert + CD40-Antikörper IL-17-sezernierende T-Zellen in % 1 CytoStim + CD40-Antikörper 0.8 0.6 0.4 0.2 0 CD4 + CD4 +CD161 – CD4 +CD161 + CD8 + T-Zell-Subpopulation B Vor Anreicherung Nach Anreicherung 0.004% * 0.000% * 0.123% * 98.415% * CD4 Ohne Restimulation + CD40-Antikörper CytoStim + CD40-Antikörper CD4-positive T-Zellen im Gate 90.045% ** CD154 0.113% ** IL-17-Sekretion * % unter CD4-positiven T-Zellen ** % unter CD4/CD154-positiven T-Zellen ˚ Abb. 3: Analyse und Isolierung von seltenen IL-17-sezernierenden humanen Zellpopulationen. A, IL-17-sezernierende Lymphozyten aus humanen PBMCs mit und ohne Aktivierung mit dem polyklonalen Aktivator CytoStim. B, Anreicherung IL-17-sezernierender CD4-positiver Zellen mit dem IL-17 Secretion Assay – Cell Enrichment and Detection Kit (PE), human. Die Zellen wurden zusätzlich mit CD4-FITC- und CD154-APC-Antikörpern fluoreszenzmarkiert und durchflusszytometrisch auf IL-17-Sekretion und CD4-Expression analysiert. CD4-positive Zellen wurden weiterhin auf IL-17-Sekretion und CD154-Expression hin untersucht. tenyi Biotec) behandelt, das T-Zell-Rezeptoren unspezifisch mit MHC(major histocompatibility complex)-Molekülen vernetzt, die auf der Oberfläche von Antigen-präsentierenden Zellen vorhandenen sind. Des Weiteren wurden sie mit einem CD40-Antikörper behandelt, um die Herunterregulierung von CD154 durch CD40/CD154-Interaktionen zu vermeiden. Eine PBMC-Probe wurde als Negativkontrolle nur mit dem CD40-Antikörper inkubiert. In unbehandelten Proben stellen IL-17-sezernierende CD4-positive und CD8positive T-Zellen extrem seltene Populationen dar. Die Häufigkeit der beiden IL-17-sezernierenden Populationen stieg infolge der Stimulation an (in der CD4-positiven Population stärker ausgeprägt), dennoch blieben beide gemessen an der Gesamtzellpopulation sehr selten. Die meisten Zellen, die nach Stimulation IL-17 sezernieren, exprimierten CD4 sowie den humanen NK-Zellmarker CD161 (Abb. 3A). Anschließend nutzten wir die MACS-Separation, um die sehr seltene Population der infolge Superantigen-Aktivierung IL-17-sezernierenden Zellen spezifisch anzureichern. Die Häufigkeit der IL-17-sezernierenden CD4-positiven Zellen in der stimulierten Probe betrug vor der MACS-Separation 0,123 Prozent und stieg auf über 98 Prozent an, wobei aus insgesamt 106 CD4-positiven Zellen bei einer Isolierungseffizienz von rund 50 Prozent insgesamt 696 Zellen gewonnen werden konnten. Darüber hinaus ko-exprimierten 90 Prozent der angereicherten humanen CD4-positiven Zellen den Aktivierungsmarker CD154. Das zeigt, dass spezifisch aktivierte und IL-17sezernierende Zellen isoliert wurden und dass sich IL-17 nicht wesentlich im Kulturmedium verbreitet und andere CD45-positive Zelltypen unspezifisch markiert hatte (Abb. 3B). Um zu ermitteln, ob der IL-17 Secretion Assay zur Isolierung antigenspezifischer TH17-Zellen genutzt werden kann, behandelten wir zusätzlich humane PBMCs mit einem aus Candida albicans gewonnenen Lysat bzw. antigenen Peptid-Pool. Anschließend nutzten wir den IL-17 Secretion Assay gefolgt von der MACS-Separation, um IL-17sezernierende Zellen zu isolieren, die dann gegen CD4 und CD154 gegengefärbt wurden. Trotz einer ursprünglichen Populationshäufigkeit von gerade einmal 0,006 Prozent nach der Behandlung mit dem Peptid-Pool war es möglich, eine angereicherte Population aufzubauen, in der diese Zellen 65 Prozent der Gesamtpopulation ausmachten. Dies entsprach einer Isolierungseffizienz von rund BIOspektrum | 03.10 | 16. Jahrgang 298_374_BIOsp_0310.qxd 21.04.2010 14:21 Uhr Seite 319 319 Zusammenfassung Wir beschreiben hier, wie der IL-17 Secretion Assay zum Nachweis und zur Isolierung extrem seltener Populationen lebender IL-17sezernierender Zellen sowohl aus murinen als auch aus humanen Geweben genutzt werden kann. Der Assay ist hoch empfindlich und erlaubt die effektive Anreicherung lebender antigenspezifischer TH17-Zellen, die in Mischpopulationen mit sehr geringer Häufigkeit auftreten. Die angereicherten Zellpopulationen bleiben lebensfähig und können anschließend in weiteren Anwendungen verwendet werden. Der Assay erleichtert die Anreicherung und Analyse der sehr seltenen TH17Zellen erheblich und sollte zu deutlich tieferen Einblicken in ihre immunregulierende Rolle in diversen Immunprozessen verhelfen. Danksagung ˘ Abb. 4: Anreicherung von sehr seltenen IL-17-sezernierenden humanen antigenspezifischen T-Zellen. Anreicherung von Candidaspezifischen CD4positiven Zellen mit dem IL-17 Secretion Assay – Cell Enrichment and Detection Kit (PE), human nach Stimulation mit einem Peptid-Pool oder einem Lysat aus Candida albicans. Die Zellen wurden zusätzlich mit CD4-FITC- und CD154-APC-Antikörpern fluoreszenzmarkiert. Die durchflusszytometrische Analyse erfolgte mit einem MACSQuant® Analyzer. Die IL-17-Sekretion und CD154Expression wurde innerhalb der CD4positiven Zellpopulation untersucht. Vor Anreicherung Nach Anreicherung CD4-positive T-Zellen im Gate <0.0006% * 14.810% * Ohne Restimulation + CD40-Antikörper 0.006% * 64.520% * CD154 33 Prozent der Gesamtzahl der theoretisch verfügbaren Zellen. Bei einer Population mit einer ursprünglichen Populationshäufigkeit von 0,038 Prozent nach der Behandlung mit dem Lysat wurde eine Isolierungseffizienz von rund 50 Prozent und eine Population mit einer Reinheit von 87 Prozent erzielt (Abb. 4). C. albicans Peptid-Pool + CD40-Antikörper 0.038% * Wir bedanken uns bei Maria Lexberg, Monika Winkels und Jürgen Schmitz für die Unterstützung bei der Entwicklung der IL-17 Secretion Assays. ó 86.780% * Literatur [1] O’Quinn DB, Palmer MT, Lee YK et al. (2008) Emergence of the Th17 pathway and its role in host defense. Adv Immunol 99:115–163 [2] Martinez GJ, Nurieva RI, Yang XO et al. (2008) Regulation and function of proinflammatory TH17 cells. Ann N Y Acad Sci 1143:188–211 [3] Curtis MM, Way SS (2009) Interleukin-17 in host defence against bacterial, mycobacterial and fungal pathogens. Immunology 126:177–185 [4] Fouser LA, Wright JF, Dunussi-Joannopoulos K et al. (2008) Th17 cytokines and their emerging roles in inflammation and autoimmunity. Immunol Rev 226:87–102 [5] Lexberg MH, Taubner A, Förster A et al. (2008) Th memory for interleukin-17 expression is stable in vivo. Eur J Immunol 38:2654–2664 C. albicans Lysat + CD40-Antikörper IL-17-Sekretion * % unter CD4/CD154-positiven T-Zellen Anne Richter, Michaela Niemöller, Anna Foerster, Claudia Zyntek, Mario Assenmacher (v. l. n. r.) Korrespondenzadresse: Dr. Anne Richter Miltenyi Biotec GmbH Forschungs- und Entwicklungsabteilung Friedrich-Ebert-Straße 68 D-51429 Bergisch Gladbach Tel.: 02204-83064485 Fax: 02204-83064488 [email protected] BIOspektrum | 03.10 | 16. Jahrgang