Zellkultur Zellkultur • • • • Kultivierung tierischer oder pflanzlicher Zellen in einem Nährmedium außerhalb des Organismus Zelllinien sind Zellen einer Gewebeart, die sich im Lauf dieser Zellkultur unbegrenzt fortpflanzen können (Permanente Zelllinien) Es werden sowohl immortalisierte (unsterbliche) Zelllinien als auch primäre Zellen kultiviert (Primärkultur) Primärkultur = eine nicht immortalisierte Zellkultur, die direkt aus einem Gewebe gewonnen wurde Zelllinien Zelllinie Herkunft Spezies Gewebe Morphologie HEK-293 human embryonic Kidney Mensch Niere Epithel HeLa Henrietta Lacks Mensch Zervixkarzinom Epithel CHO Chinese hamster ovary Spodoptera frugiperda Hamster Ovarien brain endothelial Maus Sf-9 bEnd.3 Insekt Ovar (Nachtfalter) Epithel Epithel Gehirn/Cortex Endothel Zelllinien HEK-293 Zellen Adhärente CHO-Zellen HeLa-Zellen Sf-9-Zellen Zellkulturlabor und Einrichtung Zellkulturmedien Zusammensetzung von Standardmedien: anorganische Salze Aminosäuren Kohlenhydrate Vitamine Peptide und Proteine Lipide und Fettsäuren Spurenelemente Medienzusätze L-Glutamin Natriumpyruvat Nichtessentielle Aminosäuren Natriumbicarbonat Phenolrot Serum/ fetales Kälberserum Zellkulturmethoden zum Nachweis von Virusinfektionen • Als obligat intrazelluläre Erreger können Viren nur in Zell – oder Organkulturen (sowie in Versuchstieren) angezüchtet werden! • Konsequenzen einer viralen Infektion für die Wirtszelle hängen von Vermehrungstrategie (Replikationsstrategie) des Virus ab Konsequenzen • Latente Persistenz episomaler Genome (HSV) • Zelltod (Nekrose, Apoptose) (Poliovirus) • Immortalisierung durch Deregulierung des Zellzyklus (Papillomviren) Zellkulturtechniken in der virologischen Diagnostik Methode Erreger Erregerbestandteil Material Virus- fast alle Viren isolation infektiöse Abstrich, Partikel alle Viren Genabschnitte Biopsie, Liquor, Urin PCR AntigenRespiratorische virale Antigene nachweis Viren (Immunfluoreszenz) Serum, Plasma, Vollblut, Liquor, Biopsien, Urin, Abstriche, etc. zellhaltiges Material (z.B. Abstriche) Zellkulturtechniken in der virologischen Diagnostik Methode Erreger Erregerbestandteil Material IFA Respirationstrakt-Viren einzelne Strukturproteine Exfolierte Zellen in Abstrichen,Sekreten, Rachenspühlwasser ELISA HBV, HCV, HIV z.B. HBs-Antigen, HBe-Antigen, p24-Antigen Serum Viruspartikel Stuhlprobe Bläscheninhalt Elektronen- Gastroenteritis-, mikroskopie Herpes- und Poxviren Goldstandard - Virusanzucht • • • • Virusisolation = aufwendiges Verfahren hoher Zeitaufwand hohe apparativer und raumtechnischer Aufwand einige Viren nur sehr schwer und unter eingeschränkten Bedingungen anzüchtbar (HBV, Parvovirus B19, best. Adenoviren) • einige können gar nicht in Zellen kultiviert werden (HCV, Papillomviren, Noroviren) Häufig für Virusisolation verwendete Zellkulturen Wirt Virus Primäre Zellkulturen Affennierenzellen Kaninchen-Nierenzellen (RK 13) Humane embryonale Nierenzellen (HEK) Influenza-, Parainfluenza-, Enteroviren HSV Adenoviren, Enteroviren Diploide Zellkulturen Humane Fibroblaten (MRC-5 oder WI-38) CMV, VZV, HSV, Rhinoviren, einige Enteroviren, Adenoviren, RSV Häufig für Virusisolation verwendete Zellkulturen Wirt Permanente Zelllinien Hep 2 (humanes Epidermoidkarzinom des Larynx) Virus RSV, Adenovirus, HSV, Masernvirus, einige Parainfluenza und Enteroviren A549 (humanes Lungenkarzinom) HSV, Adenoviren, Enteroviren MDCK (Hundenierenzellen) Influenzaviren LLC-MK2 (Rhesusaffen-Nierenzellen) Parainfluenza Rhabdomyosarkom (RD) Echoviren Verozellen (African green monkey Coxsackie-, Masern, Mumpsviren kidney) HeLa (humanes Zervixkarzinom) Adenoviren Host – shut - off 1. 2. 3. 4. 5. Interaktion mit Transkriptionsapparat Interaktion mit zellulärer RNA-Prozessierung Interaktion mit Translationapparat Interaktion mit DNA-Synthese Modifikation zellulärer Proteine Zytopathischer Effekt (CPE) Intrazelluläre Vorgänge werden in einem begrenzten Spektrum an morphologischen Veränderungen sichtbar CPE Rundzellige, traubenförmige Zelldegeneration bei Viren, die sich vornehmlich von Zelle zu Zelle, nicht aber über das Zellkulturmedium ausbreiten Rundzellige, diffuse Degeneration uniformer Zellen, die sich über die gesamte Kultur ausbreiten Polymorphzellige, diffuse Zellgeneration mit Ausbildung von sich aus dem Gewebeverband ablösenden Zellen CPE Mehrkernige Riesenzellen und Synzytien des RSV-Fusionsproteins in das bhPIV3-Virus CPE vakuolige (schaumzellartige) Zellveränderung kommt im Frühstadium der Ausbildung eines CPE bei zahlreichen Viren vor Zellveränderungen sind nicht virusspezifisch und lediglich ein Hinweis auf die Infektion mit Viren! Aus dem CPE kann nicht eindeutig auf die Identität des verursachenden Virus geschlossen werden CPE Identifizierung: Immunfluoreszenz, Immunperoxidasetechniken Einige Viren rufen CPE bereits nach 24 h hervor, andere erst nach Tagen bis Wochen Beispiel HSV auf Verozellen Lichtmikroskopische Aufnahme Immunfluoreszenz Störfaktoren in der Zellkultur Kontamination durch Mykoplasmen stellt Hauptproblem dar! Zellkerne Verozellen Mykoplasmen positive Verozellen Hoechst-Färbung Mykoplasmen DNA (im Cytoplasma) Mykoplasmen • • • • • können Bakterienfilter (0,22 µm Porengröße) passieren kleinste Vertreter der Prokaryoten gelten als Bakterien (Klasse: Mollicutes) haben Fähigkeit der Zellwandbildung verloren ~ 40 % aller Zellkulturen sind in Deutschland mit Mykoplasmen infiziert sein • Hauptkontaminationsquelle: Mensch! (Rinder) Auswirkungen eines Mykoplasmenbefalls auf Zellkultur ändern Parameter des Zellstoffwechsels Auswirkung auf: Validität Reproduzierbarkeit Signifikanz von Forschungsarbeiten Auswirkungen auf Zelle: verlangsamtes Zellwachstum Verminderung der Zellproliferation starke Ansäuerung des Mediums Absterben und Auflösung der Zellen Veränderung Membranintegrität Begünstigung von Viruswachstum und Infektionsrate u.v.m. Störfaktoren in der Zellkultur Bakterien stellen den weitaus größten Teil der Kontaminationen im Zellkulturlabor dar Meist auf Missachtung bzw. Vernachlässigung der sterilen Arbeitstechniken oder auf Mängel in der Gerätewartung zurückzuführen Regelmäßige Kontrolle der Kulturen! Bakterien Antibiotika Lagerung, Haltbarkeit, Stabilität und Konzentration beachten! in der Zellkultur häufig verwendet: Penicillin – G Streptomycin (Tylosin) Gentamycin Störfaktoren in der Zellkultur Pilze und Hefen Optische Identifizierung Antimycotika: Amphoterzin-B Nystatin Scanning electron micrograph of the budding yeast Saccharomyces cerevisiae Fadenpilz