Mein Auslandsaufenthalt in Paris an der Universität Pierre et Marie Curie (UPMC) Zeitraum: 2.11.2017-31.03.2017 Ich habe in meinem dritten Mastersemester mein OC F-Praktikum in Paris in der Gruppe von Serge Thorimbert absolviert. Meinen Praktikumsplatz habe ich auf der URCUP Konferenz des Departments Chemie bekommen. Dort habe ich die Erasmus Leiterin der Chemie Fakultät UPMC Anne Lise Dhimane kennengelernt, welche Masterstudenten einen Aufenthalt in Paris durch eine Präsentation schmackhaft gemacht hat. Nach kurzer Bedenkzeit, habe ich mich dann entschieden mein OC-F-Praktikum an der UPMC in Paris zu absolvieren. Da die eigentliche Zeit von max. 6 Wochen für mich zu kurz erschien, habe ich mich entschieden Paris mit Haut und Haaren kennenzulernen und 5 Monate dort zu bleiben. Im nächsten Schritt habe ich Anne Lise kontaktiert und mit ihr mehrmals geskyped. Ich konnte mir eine Gruppe aus der Chemie Fakultät aussuchen und sie hat den Kontakt zu dem Professor aufgenommen. Die Recherche der Gruppen war auf der Uniwebseite nicht so einfach. In Englisch ist die gesamte Uniwebsite der UPMC total lückenhaft ausgestaltet, sodass man sich durch das Französisch durchkämpfen muss um überhaupt Informationen zu erhalten. Zusätzlich wurde meine Suche nach der richtigen Gruppe dadurch erschwert, dass die Website entweder nicht upgedatet worden sind oder einfach gar nichts zu finden war. Ist ja aber irgendwie bei vielen Laboren auch an anderen Unis so. Nachdem ich dann endlich eine Gruppe ausgesucht habe, schrieb ich einen Applikation Letter in dem ich versucht habe zu Beschreiben was ich machen möchte. Naja auf Grund der nicht gut gegliederten Website wusste ich nicht genau was überhaupt geforscht wird und nach der Antwort meines Professors auf mein Schreiben ist mir aufgefallen, dass ich anscheinend alle Themen gemischt habe. Die französischen Professoren sind sehr nett und im Allgemeinen helfen Franzosen einem immer gerne. Ich würde empfehlen bevor man den Letter schreibt wirklich in der Gruppe anzurufen um zu erfahren was denn gerade ein aktuelles Forschungsthema ist. Ist dann vielleicht nicht ganz so peinlich und man forscht auch an etwas an dem man auch richtiges Interesse hat. Nachdem ich die Zusage in der Tasche hatte ging es dann daran eine Unterkunft zu finden. Da Paris noch teurer als München ist, kam nur ein Studentenwohnheim in Frage. Anne Lise hat mir dabei geholfen, was ich wirklich zu schätzen gewusst habe. So langsam wurde mir nämlich klar ohne Französisch geht hier nix. Nach vielem hin und her hatte ich dann ein Zimmer an der Metrostation Luxemburg mitten im Zentrum. Leider hatte ich mich darüber zu früh gefreut. Zwei Wochen vor Beginn meines Praktikums wurde ich in ein anderes Wohnheim ins College Néerlandais in der Cite Universtaire verlegt. Hat mich ziemlich geärgert, weil die Cite Universitaire weiter als mein ursprüngliches Zimmer von der Uni entfernt lag. Aber Letzen endlich war ich einfach nur froh überhaupt ein Zimmer zu bekommen. Bevor es dann aber nach Paris ging, habe ich an einem Interkulturellen Training teilgenommen, welches mir von Herr Hoch angeboten worden ist. Das hat richtig viel Spaß gemacht und man konnte sich nochmal gut auf das anstehende Abendteuer vorbereiten. Meine Anreise war an einem Sonntagabend, das war aber kein Problem. Ich konnte meine Zimmerkarte in einem benachbarten Wohnheim abholen und betrat am Abend das erste Mal mein neues Reich. Modern war es nicht aber es hatte alles was man braucht. Ein Bett, Schränke und ein Schreibtisch mit Stuhl und ein eigenes kleines französisches Bad. Das Bett und das Bad sind sehr klein, vor allem die Dusche, es war für mich mit 1,57 cm Körperhöhe und ca. 50 kg schon eng, bei größeren Maßen würde ich lieber anfragen ob es auch Zimmer mit einem größeren Bett gibt. Beim Badezimmer kann man ja schwer was ändern. Besonders gut gefallen hat mir, dass es sauber war. Wie ich im Laufe der ersten Woche erfahren konnte, wird alle 2 Wochen die Bettwäsche gewechselt und jeden Freitag von einer Putzfrau alles geputzt. Das war richtig klasse! Fast schon Luxus. Die Küche wurde mit den anderen Mitbewohnern geteilt und war schon oft sehr schmutzig. Ich habe darin eigentlich nie gekocht. Die Wäsche konnte man für 3.50 Euro waschen und trocken was ich doch im Vergleich zu den Preisen außerhalb als richtig günstig empfand. Das Wohnheim war in einem eingezäunten Park mit Tennisplätzen, Fußballplätzen, Sporthalle, Schwimmbad, Theater usw. also alles was das Herz eines Studenten begehrt war in kürzester Zeit zu erreichen. Einkaufsmöglichkeiten waren alle in Fuß nähe und jeden Samstag hat ein typischer französischer Markt dazu eingeladen frische Lebensmittel zu kaufen. Die Unterkunft hat mir sehr gut gefallen und würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Mein erster Tag an der Uni und in meinem neuen Arbeitskreis war sehr aufregend. Ich wurde zunächst allen vorgestellt und dann habe ich in einer Besprechung mit meinem Professor mein Thema und die Strukturen des Arbeitskreises erklärt bekommen Die Strukturen im Arbeitskreis haben nichts mit denen in Deutschland zu tun. Es gibt ein Gruppenleiter das ist der Professor. Unter dem Professor befinden sich dann permanent angestellte Wissenschaftler. Jeder dieser Wissenschaftler hat einen Doktoranden und manchmal einen Praktikanten. Jeder Doktorand forscht deshalb an etwas komplett Anderem welches den wissenschaftlichen Austausch total erschwert. Ich hatte meinen eigenen Arbeitsplatz und einen ganzen Abzug für mich alleine. Luxus pur, dazu wurde ich von einem permanenten Wissenschaftler betreut und konnte einen Doktoranden fragen, wenn ich was gebraucht habe. Kaum hatte ich meine Sachen abgelegt schon ging es zur ersten Chemiekonferenz der Uni. Dort wurde ich allen anderen Professoren vorgestellt und lauschte ungefähr 5 Stunden Vorträgen auf Französisch. Ich war überrascht wie viel ich verstanden habe aber auch echt froh als es rum war. Das war einfach am ersten Tag dann doch zu viel. Im Prinzip habe ich total selbständig gearbeitet. Das hat mich zu Beginn überrascht. Ich habe gedacht, dass mein Betreuer ein Doktorand sein wird und ich gemeinsam mit ihm forschen werde. Mindestens 2-3 Mal die Woche habe ich meine Ergebnisse mit dem Wissenschaftlichen Angestellten besprochen. Diese eins zu eins Betreuung hat mir gut gefallen und ich konnte über organische Chemie in der Theorie nochmal richtig viel lernen und auffrischen. Mir hat das Praktikum sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte in der Synthese richtig aufleben und durfte meine eigenen Ideen und Wünsche einbringen. Ich habe neu gelernt wie man einen Mechanismus richtig aufklärt, konnte das erste Mal eine Kristallstruktur von einem meiner Moleküle machen, habe gelernt worauf es ankommt wenn man ein Paper schreibt und wie man verantwortungsbewusst mit Natrium Reaktionen durchführt. Ich habe eigenständig gearbeitet und konnte mir meine Zeit selbst einteilen. Ich war gut ausgelastet mit meiner Laborarbeit, hatte aber trotzdem auch noch Zeit 2 Mal die Woche abends Sport zu machen. Probleme gab es keine Nennenswerten in meinem Praktikum. Es war am Anfang für mich ungewöhnlich, dass ich ein so starkes Betreuungsverhältnis habe aber daran konnte ich mich schnell gewöhnen. Der Kontakt zu meinen Arbeitskollegen war gut, sie haben mich sehr nett in der Gruppe aufgenommen und es hat mir gefallen mich mit ihnen zu unterhalten. Sie haben mir immer, wenn ich etwas gebraucht oder gesucht habe geholfen die Dinge schnell zu finden. Mit der Zeit wurde der Kontakt ein bisschen weniger, was zum einen auch daran lag, dass sie immer in der Mensa für Mitarbeiter gegessen haben. In diese Mensa konnte ich nicht, da ich nicht von dem Arbeitskreis bezahlt worden bin. Ich bin dann immer in die Studentenmensa mit dem CTA der Gruppe gegangen. Das Essen fand ich am Anfang ganz lecker aber mit der Zeit hatte ich dann nicht mehr so viel Lust darauf. Es hat 3,25 Euro gekostet, was ich angesichts der Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch als einen richtig fairen Preis empfunden habe. Satt wird man auf jeden Fall. Kulinarisch ist es aber nicht. Abgesehen zu meinen Arbeitskollegen, von denen die meisten Pariser waren habe ich keinen Kontakt zu anderen Einheimischen aufgebaut. In meiner Freizeit habe ich in der Cite Universitaire sowohl am Yoga als auch am freien Schwimmen teilgenommen. Eigentlich ist ja joggen meine Leidenschaft, aber irgendwie war der Smog für mich in Paris einfach zu stark sodass ich das schnell gegen die Möglichkeit des Campussportes ausgetauscht habe. Das Sportticket ist sehr günstig zu erwerben und es lohnt sich auf jeden Fall. Am Wochenende oder abends mit Freunden bin ich sehr gerne in das asiatische Viertel in der Nähe der Metrostation Pyramides gegangen. Hier sind die Restaurants so gut und günstig das die Leute Schlange stehen. Im Anschluss kann ich die Bar Experimental Cocktails empfehlen. Hier gibt es in entspannter Atmosphäre die besten Cocktails der Stadt. Diese Bar befindet sich in der Nähe der Metrostration St.Paul. Frankreich und besonders Paris ist eine sehr schöne Stadt, die aber auch geprägt wird durch viele Obdachlose und Armut. Besonders deutlich wird das in den U-Bahn-Stationen in denen die Obdachlosen gerne schlafen. Leider wurde ich auch Opfer von Taschendiebstahl. Normalerweise habe ich meinen Geldbeutel immer in der Jackentasche transportiert. An einem Tag habe ich ihn in das große Fach vom Rucksack geworfen und zack war er weg. Ich empfehle dringend eine Karte im Zimmer zu deponieren dass man nicht ganz ohne Geld dasteht. Bei der Visa Karte würde ich die Funktion des berührungslosen bezahlen deaktivieren. In Frankreich kann man nämlich bis zu 20 Euro pro Einkauf ohne Pin damit bezahlen. Am Anfang war es für mich überall zu voll. Solche Menschenmassen in der U-Bahn kannte ich nur, wenn Bayern München ein Spiel hatte. Trotz der vollen Ubahn sind die Franzosen aber ein sehr rücksichtvolles Völkchen. Niemand rempelt dich an auch wenn es noch so wenig Platz gibt. Es wird viel gelacht sich gleich entschuldigt und sich rücksichtvoll verhalten. Sie sind meistens freundlich und helfen einem immer gerne weiter. Es wird sich nicht so sehr an die Regeln gehalten und es gibt auch oft mal eine Ausnahme. Besonders im Straßenverkehr wird das deutlich. Da macht jeder was er möchte so ein bisschen wie in Italien. Mein Französisch konnte ich auf jeden Fall verbessern, auch wenn ich im Nachhinein denke, dass ich mir noch mehr Mühe hätte geben können. Das Praktikum hat auf jeden Fall meine Studienmotivation gesteigert. Es hat mir Lust auf die folgende Masterarbeit gemacht und mir gezeigt wie schön es ist neue Länder und Städte kennen zu lernen. Ich werde meine Masterarbeit wieder an einem anderen Ort außerhalb von München anfertigen. Ich habe aber auch gemerkt, dass mir die Chemie mehr Spaß macht, wenn eine konkrete Anwendung dahintersteht. Vielleicht täusche ich mich auch aber das werde ich in der Masterarbeit dann testen. Ich denke dass meine Betreuer mit mir sehr zufrieden waren und das sie mir Sicherheit gerne nochmal Studenten von der LMU aufnehmen würden. Ich kann meine Arbeitsgruppe auf jeden Fall anderen Praktikanten empfehlen. Man hat eine super Betreuung, sein eigenes Teilprojekt, einen eigenen Arbeitsplatz und einen eigenen Abzug. Es mangelt an nichts. Die starke Betreuung kommt einem sehr gut zugute, da man nochmal Fragen zur Chemie stellen kann die man nicht mehr weiß oder noch nie verstanden hat und man bekommt die Antwort von einem erfahrenen Chemiker. Ich würde am Anfang empfehlen mit dem Professor zu besprechen welche Erwartungen er hat, um Missverständnisse zu vermeiden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Professor viel stärker den Kontakt zu seinen Studenten sucht und er in die Fortschritte der Arbeit mit einbezogen werden möchte. Vielleicht lag es auch daran, dass wir eine kleine Gruppe waren, das weiß ich natürlich nicht. Jeden Montag gab es ein organisches Seminar, zu dem man prinzipiell verpflichtet ist hinzugehen. Ich hatte die Chance einmal mit dem Prof. Tobias Ritter ein Gespräch über mein Projekt zu führen. Das war sehr interessant und hat richtig Spaß gemacht. Im Prinzip kann man seinem Prof. sagen, dass man mit einem der Gäste gerne über sein Thema diskutieren möchte und er trägt den Studenten für einen persönlichen Termin ein. Zusätzlich gab es mindestens 1 Mal im Monat ein internes Gruppenseminar von unserem Arbeitskreis, indem immer jemand anderes seine Forschung vorgestellt hat. Die Seminare haben mir sehr gut gefallen, ich konnte interessante Dinge lernen und Einblick bekommen was die anderen Gruppen-Mitglieder forschen. 5 Monate für ein F-Praktikum mit 15 ECTs sind natürlich eine lange Zeit und man muss sich überlegen ob es das einem Wert ist. Unter dem Strich würde ich sagen, dass es das Wert war. So lange man noch jung ist und keine Verpflichtungen hat sollte man die Zeit nutzen andere Kulturen und Erfahrungen kennen zu lernen um seinen Horizont zu erweitern. Student und Arbeitsmarkt hat mich sehr gut während meinem Aufenthalt betreut. Ich habe mich immer gefreut wenn ich nochmal gefragt worden bin wie mein Aufenthalt in Paris läuft. Ich bin vollkommen zufrieden.