Rolf Zimmer_Angststoerungen und berufliche Rehabilitation

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ANGSTSTÖRUNGEN UND BERUFLICHE
REHABILITATION – ARBEITSMEDIZINISCHE
BEWERTUNG AUS DER PRAXIS
Rolf Zimmer, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Heidelberger Reha-Tage 16.09.2014
INHALTSVERZEICHNIS
A. ALLGEMEIN, ABER WICHTIG – MEHRERE VORBEMERKUNGEN
B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN
C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1 – FRAU C.
D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN
E. BESONDERHEITEN IN DIAGNOSTIK UND THERAPIE
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INHALTSVERZEICHNIS (2)
F. FALLVIGNETTE TEIL 2 – ZURÜCK ZU FRAU C.
G. ANGSTSTÖRUNGEN UND BERUFLICHE REHABILITATION
H. LESEEMPFEHLUNGEN
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A. ALLGEMEIN, ABER WICHTIG
Angst ist nichts per se Krankhaftes!
Sondern als Gefühl ein überlebensnotweniges Warnsignal (das aber nur
selten entsprechend gewürdigt wird); darüber hinaus möglicherweise
auch eine menschliche Grundbefindlichkeit (s. etwa die philosophischen
Angst - Analysen von Sören Kierkegaard und Martin Heidegger).
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A. ALLGEMEIN, ABER WICHTIG (2)
Angst ist auch nichts rein Psychisches (Gefühle und Gedanken), sondern
äußert sich auch:
 körperlich (Herzrasen, Atemnot, Schwitzen, Bauchschmerzen,
Schwindel, Schwächegefühl, Flimmern vor Augen, Kopfschmerz)
 auf Verhaltensebene (Flucht, Vermeidung)
 sozial (weitgehender sozialer Rückzug)
Das „Mischungsverhältnis“ der Symptome kann von Mensch zu Mensch
sehr stark variieren.
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A. ALLGEMEIN, ABER WICHTIG (3)
Angststörungen sind von der psychiatrischen Forschung erst relativ spät
intensiver aufgegriffen worden. Noch in den frühen 80er Jahren gab es
nur die Differenzierung von Angstneurose und isolierten Phobien (von
diesen aber bis zu 200 Formen mit klangvollen Namen!).
Obwohl Angst ganz zweifelsfrei ein starker Affekt ist, gehören die
Angststörungen in der psychiatrischen Systematik nicht eigentlich unter
den affektiven Störungen (diese umfassen Depression, Manie und
bipolare Störung).
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B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN (1)
Was macht eine Angst zur krankhaften Angst?
Angst wird zur Krankheit, wenn sie
• unangemessen stark oder anhaltend ist;
• ohne ausreichenden Grund, d.h. ohne wirkliche Bedrohung auftritt;
• nicht mehr kontrolliert oder ausgehalten werden kann;
• Leid verursacht und/oder das Leben einschränkt.
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B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN (2)
Negative Folgewirkung fortgeschrittener krankhafter Angst:
• ausgeprägte Erwartungsangst (Phobophobie = Angst vor der Angst)
• zunehmendes Vermeidungs- oder Rückzugsverhalten
• problematische und schädliche Selbstbehandlungsversuch (Alkohol!
Drogen!, Benzodiazepinmissbrauch!)
• Unruhe, permanente Anspannung
• Überkompensationsversuche (kontraphobisches Verhalten)
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B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN (3)
Abgrenzung primärer Angststörungen
Hier soll es um primäre Angststörung gehen.
Gemeint sind damit Angstsyndrome, die nicht auf andere körperliche oder psychische
Erkrankungen zurückzuführen sind.
Auch geht es nicht um Ängstlichkeit als Persönlichkeitsdimension!
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B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN (4)
Mögliche körperliche Ursachen krankhafter Angst u. a.
• Hormon- oder Stoffwechselstörungen, z. B. Phäochromozytom,
Schilddrüsenüberfunktion, Unterzuckerung.
• Herzkrankheiten, z. B. paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie;
koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt.
• Neurologische und neuropsychiatrische Erkrankung, z. B. delirante
Syndrome unterschiedlichster Genese, Epilepsien.
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B. NOTWENDIGE DIFFERENZIERUNGEN (5)
Angst im Kontext anderer psychiatrischer Erkankungen
• Schizophrene Psychosen
• (Majore) Depression
• Borderline-Persönlichkeitsstörungen,
• Zwangsstörungen (!),
• Suchterkrankungen
• Psychische Traumafolgestörungen, Posttraumatische
Belastungsstörung.
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C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1
Frau Nicolette C. (Name geändert)
Zum Zeitpunkt des Assessments 36 Jahre alt. Mittlere Reife, Ausbildung zur Drogistin und
Kaufmannsgehilfin mit Abschluss. Lange Zeit durchaus erfolgreiche Tätigkeit als
Pharmareferentin im Außendienst. Zum Zeitpunkt der Berufsfindung bereits zwei Jahre
arbeitsunfähig, inzwischen ausgesteuert, ungekündigtes Beschäftigungsverhältnis.
2 Jahre vor der Berufsfindung akute, schwerwiegende, lang anhaltende Dekompensation:
Entwicklung von Panikattacken, teils „aus heiterem Himmel“, teils in bestimmten
Situationen oder bei bestimmten Stimuli: auf Treppen und Brücken, beim Autofahren, bei
der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Diese Situationen wurden dann auch gemieden
(phobisches Vermeidungsverhalten).
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C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1(2)
Im Vorfeld langjährige und starke, stets noch zunehmende berufliche Auslastung,
namentlich wachsender Zeitbedarf für die Vor- und Nachbereitung (v. a. auch
Dokumentation) der eigentlichen Außendiensttätigkeit. Dadurch immer weniger Zeit für
den privaten Ausgleich. Außerdem ein Jahr vor der Erkrankung
Umstrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen, die sie innerlich nur bedingt akzeptieren
konnte; außerdem latente Konflikte mit einem neuen Vorgesetzten.
Hohe intrinsische Leistungsmotivation, erschwerte Abgrenzung von Leistungsanforderungen, vermehrte Verausgabungs- und Erschöpfungsanfälligkeit.
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C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1(3)
Schwierige Behandlung: ambulante Therapie beim niedergelassenen Nervenarzt,
Verordnung von Pregabalin (Lyrica®). Damit keine Besserung; über die mangelnde
Wirksamkeit aber keine Verständigung mit dem behandelnden Psychiater. Zwei bedingt
hilfreiche teilstationäre Heilverfahren (mit unterschiedlichen Diagnosen) und eine zum
Zeitpunkt des Assessments bereits abgeschlossene Psychotherapie.
Aus Sicht der Teilnehmerin unzureichende Besserung. Nach wie vor hohes Anspannungsniveau; weder Aktivitäten, noch die nachfolgende Ermüdung werden als entlastend oder
entspannend erlebt; vielmehr abends nur unangenehmes Erschöpfungsgefühl.
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C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1(4)
Panikattacken seltener als früher, vor allem in Entspannungsphasen oder beim Versuch der
Selbstbelohnung. Dadurch erhebliche Einschränkung der Genussfähigkeit. Allerdings sind
zwischenzeitlich gewisse Strategien entwickelt im Umgang mit Panikattacken
(„Wegatmen“). Zum Teil könne sie Hobbies wieder nachgehen.
Im Blick von Außen (Untersuchung, Erprobung) oft ungeduldiges, angespanntes und mit
zunehmender Zeit impulsives Verhalten. Nur bedingte Annahme von Entspannungs- und
Entlastungsangeboten, fehlende Ausdauer und Langzeitkonzentration, erschwerter
Umgang mit neuen Aufgaben.
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C. INTERMEZZO: FALLVIGNETTE TEIL 1(5)
In den Erprobungen deutliche gemindertes Leistungsvermögen:
Denkblockaden, vielfältige Irritationen, Reibungen mit den hiesigen Rahmenbedingungen.
Massive Heimwehproblematik
Soweit fürs Erste – ich komme auf den Fall wieder zurück.
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN
Welche Formen primärer Angststörung gibt es?
Idealtypisch vereinfacht (angelehnt an ICD 10):
•
•
•
•
•
Panikstörung
Agoraphobie mit und ohne Panikstörung
Soziale Phobie
sonstige spezifische Phobien
Generalisierte Angststörung
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN (2)
I. Panikstörung
Wesentliches Kennzeichen: plötzliches Auftreten massiver Angstattacken, die sich nicht auf bestimmte Situationen oder Umstände
beschränken, deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Rasches Anfluten
langsameres Abklingen. Oft erhebliche vegetative Beschwerden mit
Herzklopfen, Brustschmerzen, Erstickungsgefühlen, Schwindel,
Entfremdungsgefühlen (Depersonalisation, Derealisation), Angst zu
sterben oder verrückt zu werden (Psychotophobie). Für die Diagnosestellung werden mehrere Attacken pro Monat gefordert; im Intervall
weitgehend angstfreie Zeiträume (Erwartungsangst ausgenommen).
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN (3)
II. Agoraphobie mit und ohne Panikstörung
Dem Ursprungssinn nach Angst vor offenen Plätzen (Agora = Marktplatz
der griechischen Polis); inzwischen aber eher als Schwierigkeit
aufgefasst, sich sofort und leicht an einen sicheren Platz zurückzuziehen,
also das Fehlen eines „sofort nutzbaren Fluchtwegs“ - typische
Situationen: Menschenmengen (Leitvorstellung etwa: Kaufhaus oder
Fußgängerzone im Advent), öffentliche Verkehrsmittel, Flugzeuge.
Die Exposition kann zu Panikattacken führen; andererseits muss Angst
bei hinreichender Vermeidung nicht unbedingt verspürt werden. Oft
auch besondere Arrangements.
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN (4)
III. Soziale Phobie
Zentrales Problem: Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere
Menschen in kleinen Gruppen; (Beispiel Betreten eines Cafés/einer
Gaststätte).
Ausgesprochen chronisch verlaufende Störung (DD ängstlichvermeidende Persönlichkeitsstörung).
Frauen hierbei nicht überrepräsentiert (im Gegensatz zu fast allen
anderen Formen primärer Angststörung).
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN (5)
IV. Spezifische (isolierte) Phobien
Weit verbreitet
Bestimmte Situationen oder Stimuli lösen Angst bis hin zur Panik aus.
Oft schon in der Kindheit einsetzend und ausgesprochen chronisch.
Anders als bei der Agoraphobie eher konstantes Ausmaß der Furcht vor
dem phobischen Objekt.
Zahllose mögliche Stimuli, etwa Tierphobien, Klaustrophobie,
Akrophobie/Höhenangst, Examensangst.
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D. PRIMÄRE ANGSTERKRANKUNGEN (6)
V. Generalisierte Angststörung
Ursprünglich eher Restkategorie, jetzt doch konturierterer Inhalt.
Umfassende (generalisierte) nicht auf bestimmt Situationen beschränkte,
anhaltende Angst, durchaus mit vegetativen Symptomen.
Weniger akute Zuspitzung im Sinne einer Panikstörung, vielmehr mehr
oder wenig ständig hohes Angst- und Anspannungsniveau.
Besonders charakteristisch: Sich Sorgen - „Worrying“ – weit
ausgreifende Sorgen, z. B. auch um Familienangehörige.
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E. BESONDERHEITEN IN DIAGNOSTIK
UND THERAPIE
 Hohe Dunkelziffer, viele Störungen werden nicht adäquat
diagnostiziert.
 Betroffene, namentlich solche mit Panikstörungen und Agoraphobie
mit Panikstörung landen oft nicht beim Spezialisten, sondern zum
Beispiel beim Internisten/Kardiologen, manchmal auch einfach im
sozialen Abseits (nämlich bei starken Vermeidungstendenzen!).
Nervenärztliche oder psychotherapeutische Behandlung setzen oft
erst in einem späten, bereits chronifizierten Stadium ein.
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E. BESONDERHEITEN IN DIAGNOSTIK
UND THERAPIE (2)
 Es gibt verschiedenartige Behandlungsansätze (medikamentös,
psychotherapeutisch, soziotherapeutisch). Ob sich die Kombination
von Medikamenten und Psychotherapie empfiehlt, wird z. T.
kontroverser beurteilt als bei anderen psychischen Erkrankungen (z.
B. Depression).
 Psychoedukation (Informationen über die Angst (-erkrankung) und
ihre Handhabbarkeit) sind von zentraler Wichtigkeit; fällt bei
Angstpatienten in der Regel auch auf fruchtbaren Boden.
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E. BESONDERHEITEN IN DIAGNOSTIK
UND THERAPIE (3)
Mögliche Therapien:
 Antidepressiva, besonders vom Serotonin-Wiederaufnahmehemmer-Typ (SSRI): bei
Panikstörungen, Agoraphobie, nachrangig auch bei generalisierter Angststörung
 Pregabalin (Lyrica®) – für generalisierte Angststörungen
 Benzodiazepine (z. B.Lorazepam – Tavor®) zur Akutbehandlung von Angstattacken
(allerdings hohe Abhängigkeitsrisiken!! Keine Dauertherapie damit!!)
 Psychotherapie: vielfältige Ansätze aus nahezu allen Schulen, allgemein werden heute
verhaltenstherapeutische Ansätze (mit Expositionstraining) bevorzugt. Diese haben bei
phobisch gebundenen Ängsten sicher auch ihre Domäne.
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E. BESONDERHEITEN IN DIAGNOSTIK
UND THERAPIE (4)
Häufigkeit (Lebenszeitprävalenz):
•
•
•
•
Isolierte Panikattacken sind relativ häufig – Prävalenz 20% und mehr
Agoraphobie mit Panikstörungen Prävalenz von 3,5 -3,7 %
Generalisierte Angststörungen 4 -5 %,
Soziale Phobie 10 - 15 % Lebenszeitprävalenz.
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F. KASUISTIK TEIL 2: ZURÜCK ZU FRAU C.
Diagnose am ehesten doch die einer Agoraphobie mit Panikstörung,
Behandlung als generalisierte Angststörung, mit geringem bis fehlendem
Effekt der medikamentösen Behandlung.
Nach abgeschlossener Psychotherapie und tagesklinischer Behandlung
zwar Besserung auf Symptomebene (seltener gewordene Panikattacken),
aber Unruhe, Anspannung, Erschöpfung, Irritabilität als Zeichen einer
erheblichen Chronifizierung. M. E. Autonomiekonflikte psychotherapeutisch noch nicht ausreichend bearbeitet.
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F. KASUISTIK TEIL 2: ZURÜCK ZU FRAU
N.(2)
• Erprobungsbezogen nur sehr geringe Leistungsfähigkeit, hohe
Störanfälligkeit, daher auch keine Ausbildungsempfehlung.
• Wiedereinstieg in alte Berufe teils krankheitshalber nicht möglich
(Pharmareferentin), teils vom Arbeitsmarkt her nicht (Drogistin als
Beruf quasi ausgestorben).
• Leider damals kein rechter Ansatz zum Fortkommen: Die Teilnehmerin zeigte sich sowohl gegen medikamentöse wie auch erneute
Psychotherapie skeptisch bis ablehnend.
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G. ANGSTSTÖRUNG UND BERUFLICHE
REHABILITATION
Die Störungen begründen häufig und oft auch langdauernd
Arbeitsunfähigkeit.
Als chronische Erkrankung wirken sie häufig invalidisierend.
Ausgeprägte Agoraphobien mit oder ohne Panikstörung wirken allein
schon wegen ihrer Symptomatik jedweder beruflich zielführenden
Aktivität entgegen (in schwereren Fällen verlassen die Betroffenen nicht
mehr das Haus). Insoweit ist eine adäquate und frühzeitige Diagnostik
und Therapie von großer Bedeutung.
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G. ANGSTSTÖRUNG UND BERUFLICHE
REHABILITATION (2)
Darüber hinaus kann aber selbst bei/nach angemessener und
erfolgreicher Behandlung das Restleistungsvermögen mit dem
Anforderungsprofil des bisherigen Berufs nicht übereinstimmen, z. B.
Autofahren, Teilnahme am öffentlichen Nahverkehr, Aufenthalt in
Menschenmengen, Reden vor Anderen (Vorträge, Referate,
Präsentationen, Gespräche zur Kundenakquise).
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G. ANGSTSTÖRUNG UND BERUFLICHE
REHABILITATION (3)
Eignungsdiagnostisch zu bedenken sind auch einige für psychische
Krankheiten/Behinderungen generell kritische Anforderungen:
Schichtarbeit, überlange und unregelmäßige Arbeitszeiten, hohe
Arbeitsverdichtung, Möglichkeit zu regelmäßiger Lebensführung,
Ausgleich und Erholung,
Konfliktbelastungen, Ansprüche an Durchsetzungsbedarf, hoher
Leistung- oder Verantwortungsdruck.
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G. ANGSTSTÖRUNG UND BERUFLICHE
REHABILITATION (4)
Oft stehen sich die Ansätze in der Therapie einerseits und in der
eignungsdiagnostischen Bewertung andererseits konträr gegenüber:
Therapeutisch ist zweifellos dafür Sorge zu tragen, dass der Proband sich
angstmachenden Stimuli stellt; eignungsdiagnostisch sollte man aber,
zumindest aus meiner Sicht, keinen Beruf vorsehen, dessen Tätigkeitsmerkmale in besonderem Maß die vulnerablen Stellen berühren - auch
im Hinblick auf oftmals noch offene Prognose und die potentielle
Chronizität der Störungen.
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H. LESEEMPFEHLUNGEN
 Borwin Bandelow: Das Angstbuch. Woher Ängste kommen und wie
man sie bekämpfen kann, Reinbek (Rowohlt) 2. Auflage 2006
(gut lesbare Einführung ins Thema, geschrieben von einem
anerkannten klinischen Angstforscher.
 Borwin Bandelow: Das Buch für Schüchterne. Wege aus der
Selbstblockade, Reinbek (Rowohlt) 2. Auflage 2008
(Themenfokus soziale Phobie, ängstliche Persönlichkeitszüge)
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H. LESEEMPFEHLUNGEN (2)
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/angst.html
(längere Einführung ins Thema von Prof. Volker Faust; dort auch
zahlreiche weitere Texte des Verfassers zu psychiatrischen und
psychosozialen Themen)
Alice Schwarzer: Eine tödliche Liebe. Petra Kelly und Gerd Bastian,
Kiepenheuer & Witsch, Neuausgabe September 2001
(aus meiner Sicht meisterhafte Darstellung dessen, was eine Angststörung partnerschaftlich bewirken kann, und speziell der Dialektik
von Stärke und Schwäche in einer solchen Konstellation
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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
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