Potentialausgleich und Erdungsanlagen in Gewerbe

Werbung
Potentialausgleich und
Erdungsanlagen in Gewerbe- und
Industriebauten
Inhaltsverzeichnis
Erdung und Potentialausgleich............................................................................................................ 2
Erdungsanlagen im Altbestand............................................................................................................ 2
Potentialausgleich ............................................................................................................................... 3
Unterscheidung nach „Schutz“ und „Funktion“ .................................................................................. 3
Ausführung von Erdungsanlagen ........................................................................................................ 4
Regelwerke .......................................................................................................................................... 5
Bautechniken ....................................................................................................................................... 5
Weiße Wanne ...................................................................................................................................... 5
Faserbeton........................................................................................................................................... 6
Tragschicht .......................................................................................................................................... 6
Hydraulisch gebundene Tragschichten (HGT) ..................................................................................... 6
Feinplanum .......................................................................................................................................... 6
Perimeterdämmung ............................................................................................................................ 7
Noppenbahnen .................................................................................................................................... 7
Frostschürze ........................................................................................................................................ 7
Fundamenterder ................................................................................................................................. 7
Fundamenterder ................................................................................................................................. 7
Ringerder ............................................................................................................................................. 7
Funktionspotentialausgleichsleiter ..................................................................................................... 8
Ausführung der Erdungsanlage ........................................................................................................... 8
Blitzschutzsysteme .............................................................................................................................. 8
Auswahldiagramm ............................................................................................................................... 9
Lösung 1: Bodenplatte aus Faserbeton ......................................................................................... 10
Außenliegender Ringerder ................................................................................................................ 11
Innenliegender Ringerder mit Tiefenerdern ..................................................................................... 12
Verbindungsbauteile ......................................................................................................................... 12
Lösung 2: Bodenplatte aus Stahlbeton mit erhöhtem Erdübergangswiderstand ......................... 12
Sonstige Festlegungen....................................................................................................................... 14
Lösung 3: Bodenplatte aus Stahlbeton.......................................................................................... 14
Dokumentation ................................................................................................................................. 14
Messung von Erdungsanlagen ........................................................................................................... 15
Erdungswiderstand............................................................................................................................ 15
Besonderheiten ................................................................................................................................. 16
1
Erdungsanlagen für bauliche Anlagen gehören im Neubau heute zum Standard. Aufgabe,
Erfordernis und Ausführung sind von vielen Einflussfaktoren abhängig.
So können Erdungsanlagen in Gewerbe- und Industriebauten viele Aufgaben haben. In der
nachfolgenden Aufzählung sind die wichtigsten Aufgaben und zugehörigen Regelwerke
dargestellt:





Anlagenerder im TT-System zur Sicherstellung des Schutzes gegen elektrischen
Schlag nach DIN VDE 0100-410,
Betriebserder für die Transformatoren nach DIN EN 61936 (VDE 0101),
Funktionserder für informationstechnische Systeme nach DIN EN 50310 (VDE 08002-310),
Potentialsteuererder für Maßnahmen gegen Schritt- und Berührungsspannung nach
DIN EN 61936 (VDE 0101) und DIN EN 62305 (VDE 0185-305-3) und
Blitzschutzerder zum Verteilen von Blitzströmen bei einem Blitzeinschlag nach DIN
EN 62305 (VDE 0185-305-3).
Wie man der Aufzählung entnehmen kann, gibt es viele Aufgaben, die eine Erdungsanlage
übernehmen kann. Aber die Erdungsanlage kann noch mehr!
Wichtig ist, dass man als Projektierer, Errichter oder Prüfer zwei wesentliche Systeme
unterscheidet. Es gibt die Erdungsanlage und den Potentialausgleich. Die Unterscheidung ist
wichtig, weil sich hierüber, wenn es um Ausführungsdetails geht, teilweise Diskussionen in
der Praxis erübrigen.
Erdung und Potentialausgleich
Eine Erdungsanlage dient in der Regel dazu, Ströme über das Erdreich zu leiten. Dieses ist der
Fall, wenn ein Blitz in die Blitzschutzanlage oder Antennenerdung einschlägt und direkt in
das Erdreich eingeleitet wird. In einem Stromversorgungssystem, das als TT-System
aufgebaut ist, fließen im Fehlerfall ebenfalls Ströme über den Anlagenerder zurück zum
Transformator. In diesem Fall führen der Anlagenerder (RA) des Gebäudes und der
Betriebserder (RB) am Transformator des Verteilnetzbetreibers einen Strom.
Erdungsanlagen im Altbestand
Erdungsanlagen wurden übrigens bereits mit der Erstausgabe der VDE-Bestimmungen im
Jahr 1929 behandelt. Jedoch bestand zu dieser Zeit keine allgemeingültige Forderung nach
einer Erdungsanlage für jedes Gebäude. Im Jahr 1940 kam die VDE 0190 heraus, die sich
ergänzend zu der DIN VDE 0100 mit der Verwendung von Rohrnetzen als Erder
auseinandersetzte. Zu dieser Zeit war es üblich, die Wasserrohrnetze als Erder für die
Schutzerdung (heute: TT-System) zu nutzen. Von der Nutzung der Wasserrohre als Erder ist
man 1970 wieder abgerückt und hat für Bestandsanlagen, mit einer Übergangsfrist von 20
Jahren, den Wegfall des Bestandsschutzes erklärt.
In Systemen mit der Schutzmaßnahme Nullung (heute: TN-C-System) war zu dieser Zeit
keine Erdungsanlage gefordert. Mit dem Einzug des Fehlerspannungs-Schutzschalters (FUSchalter) als Schutzmaßnahme gegen zu hohe Berührungsspannungen benötigte man nur
einfache Hilfserder. Für ein genulltes System bestand somit niemals eine Forderung nach
einer Erdungsanlage, sodass in vielen Altbauten Erdungsanlagen nicht vorhanden sind. Erst
2
2007 wurde die Errichtung von Erdungsanlagen für Neubauten durch die VDE 0100-540
allgemeingültig gefordert. Eine Nachrüstforderung besteht nicht!
Potentialausgleich
Der Potentialausgleich soll Spannungsunterschiede zwischen Schutzleitern, Rohrsystemen
und metallischen Gebäudebestandteilen beseitigen. Diese Teile werden im Allgemeinen als
fremde leitfähige Teile bezeichnet und sind in der Lage, das Erdpotential zu verschleppen.
Der Potentialausgleich wurde im Jahre 1940 mit der Neuausgabe der VDE 0190 für
Neubauten eingeführt. Ebenso wurde für Bestandsgebäude bei der Ablösung des
Wasserrohres als Erder die Nachrüs-tung gefordert.
Der Schutzpotentialausgleich ist heutzutage ein wertvoller Bestandteil der Schutzmaßnahme
gegen elektrischen Schlag im Fehlerfall (Fehlerschutz/Schutz bei indirektem Berühren). Die
Anforderungen zur Ausführung sind in der DIN VDE 0100-410 und DIN VDE 0100-540
beschrieben.
Die Nachrüstung des Schutzpotentialausgleiches sollte in jedem Bestandsgebäude erfolgen,
erfordert jedoch nicht zwingend die Errichtung einer Erdungsanlage.
Die vielseitigen Aufgaben der Erdung und des Potentialausgleiches sind in Bild 1 dargestellt.
Unterscheidung nach „Schutz“ und „Funktion“
Die Darstellung im Bild 1 zeigt, dass Erdungsanlagen mit Strom beaufschlagt werden und im
Wesentlichen Aufgaben wahrnehmen, die der Sicherheit dienen. Diese Unterscheidung wird
in zahlreichen Regelwerken immer durch die Verwendung des Wortes „Schutz“ ausgedrückt.
Aus Gründen der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) oder für die ordnungsgemäße
Funktion von informationstechnischen Sys-temen kann eine Erdungsanlage zusätzlich
sinnvoll und erforderlich sein. Dieses dient der Funktion und führt somit zur Verwendung des
Wortes „Funktion“ in den Begrifflichkeiten. Die Leiter mit reinen funktionalen Aspekten
3
dürfen nach der DIN VDE 0197 nicht mit der Farbe grün/gelb gekennzeichnet werden. Somit
können z. B. Netzwerkschränke mit blanken oder schwarzen Leitern in den
Funktionspotentialausgleich einbezogen werden.
Potentialausgleichsmaßnahmen sollen hingegen Spannungsunterschiede
(Potentialdifferenzen) vermeiden. Der Schutzpotentialausgleich über die
Haupterdungsschiene (früher: Hauptpotentialausgleich) sorgt so beispielsweise bei einem
Körperschluss in der elektrischen Anlage dafür, dass der Spannungsfall auf dem PEN-Leiter
in der Zuleitung vom Trafo bis zum Gebäude auf annähernd 0 V am Hausübergabepunkt
begrenzt wird. Die Berührungsspannungen im TN-System werden bei einem
ordnungsgemäßen Schutzpotentialausgleich daher immer 0 V betragen. Ebenso soll der
Schutzpotentialausgleich Spannungsunterschiede zwischen metallenen Systemen im Gebäude
vermeiden. Hier geht es ausschließlich um die Schutzwirkung. Aus diesem Grunde sind
Schutzpotentialausgleichsleiter in der Farbkombination grün/gelb auszuführen.
Der zusätzliche Schutzpotentialausgleich wird dort durchgeführt oder gefordert, wo die
normalen Maßnahmen nicht greifen oder ausreichend sind. Der zusätzliche
Schutzpotentialausgleich wird in aktuellen Normen immer weniger gefordert. So gibt es
derartige Bestimmungen für Schwimmbäder nach DIN VDE 0100-702, für Viehställe nach
DIN VDE 0100-705 und für medizinische Bereiche mit Patientenumgebungen der Gruppe 1
oder Gruppe 2 nach DIN VDE 0100-710.
Der Blitzschutzpotentialausgleich ist bei Gebäuden mit äußerem Blitzschutz erforderlich.
Hierfür werden möglichst nah an den Gebäudeeinführungen
Überspannungsschutzeinrichtungen (ÜSE) installiert. Diese Schutzgeräte stellen bei einer
Potentialanhebung durch den Blitz eine leitfähige Verbindung der aktiven Adern
untereinander und zur Erdungsanlage her. Die Überspannungsschutzgeräte werden nach
ihrem Leistungsvermögen eingruppiert. Der vielfach verwendete Begriff SPD (surge
protection device) ist der internationalen Normungsarbeit entsprungen. Ein SPD Typ 1 für die
Energietechnik oder ein SPD Typ D1 für die Informationstechnik ist an dem angegebenen
Prüfimpuls 10/350 µs und einer zugehörigen Angabe des beherrschbaren Stromes in kA zu
erkennen und für den Blitzschutzpotentialausgleich zu verwenden. Diese Schutzgeräte sind
fachgerecht nach DIN VDE 0100-534 zu installieren und unbedingt mit der Erdungsanlage zu
verbinden.
Ausführung von Erdungsanlagen
Die Erdungsanlage für ein Gewerbe- und Industriebau ist Bestandteil eines „globalen
Erdungssystems“ mit vielen Aufgaben und Funktionen.
Zusätzlich bildet das System die Basis für den Schutz- und Funktionspotentialausgleich und
ist Bestandteil der elektrischen Anlage.
Daher muss eine Erdungsanlage unter Beachtung aller zutreffenden Regelwerke und der
jeweiligen Bauausführung individuell geplant und errichtet werden!
4
Regelwerke
Für die Planung und Realisierung von Erdungsanlagen sind viele Regelwerke zu beachten,
wie die nachfolgende Übersicht aufzeigt:






DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-09, Errichten von
Niederspannungsanlagen – Teil 4-41: Schutzmaßnahmen –Schutz gegen elektrischen
Schlag,
DIN VDE 0100-444 (VDE 0100-444):2010-10, Errichten von
Niederspannungsanlagen – Teil 4-444: Schutzmaßnahmen –Schutz bei
Störspannungen und elektromagnetischen Stör-größen,
• DIN VDE 0100-540 (VDE 0100-540):2012-06, Errichten
vonNiederspannungsanlagen – Teil 5-54: Auswahl und Errichtungelektrischer
Betriebsmittel – Erdungsanlagen und Schutzleiter
DIN EN 50522 (VDE 0101-2):2011-11, Erdung von Starkstromanlagen mit
Nennwechselspannungen über 1 kV,
DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3):2011-10, Blitzschutz –Teil 3: Schutz von
baulichen Anlagen und Personen,
DIN EN 50310 (VDE 0800-2-310):2011-05, Anwendung von Maßnahmen für Erdung
und Potentialausgleich in Gebäuden mit Einrichtungen der Informationstechnik und
DIN 18014:2014-03 Fundamenterder – Planung, Ausführung und Dokumentation.
Erdungsanlagen für Gewerbe- und Industriebauten müssen in der Regel den Anforderungen
der DIN VDE 0100-540 als Anlagenerder für die elektrische Anlage, der DIN VDE 0101-2
als Erder für die Mittelspannungstransformatoren, der DIN EN 62305-3 als Blitzschutz-erder
und der DIN 18014 als Fundamenterder entsprechen.
Aufgrund veränderter Bautechniken und einhergehend neuer Anforderungen in den
Regelwerken ist für Erdungsanlagen in Gewerbe- und Industriebauten ein individuelles
Konzept zur fachgerechten Realisierung zu erstellen. Hierbei sind die verschiedenen
Regelwerke und Bauausführungen zu berücksichtigen. Hier hat der Elektro- oder
Blitzschutzfachplaner heute bereits im frühen Planungsstadium die Bauausführung zu
hinterfragen und entsprechend zu berücksichtigen.
Bautechniken
Die Ausführung des Bauwerkes und somit auch der Betonteile, Fundamente und der
Bodenplatte ist von vielen Einflussfaktoren wie der Angriffsart des Wassers, der Art des
Baugrunds, der Art der Beanspruchung und der geplanten Nutzung sowie den besonderen
Anforderungen an die Abdichtung und den Brandschutz abhängig.
Für die Funktion der Erdungsanlage ist insbesondere die Art der Wasserabdichtung von
Interesse.
Wasser kann in Form von Bodenfeuchte als nicht stauendes Sicker-wasser, als zeitweise
aufstauendes Sickerwasser, als drückendes oder nichtdrückendes Wasser auf die
Außenflächen von Bauwerken einwirken. Dieses muss in der Bautechnik entsprechend
berücksichtigt werden, und somit werden Baukörper sehr unterschiedlich unter
Berücksichtigung der regionalen Erfordernisse errichtet.
Zum besseren Verständnis werden zunächst die im Beitrag verwendeten Begriffe und
Bauausführungsdetails kurz erklärt.
Weiße Wanne
Die „Weiße Wanne“ ist ein Begriff, der wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktionen
beschreibt. Bei der „weißen Wanne“ werden zur Bauwerksabdichtung besondere Betongüten
5
und Ausführungsdetails beachtet. Aufgrund ihrer Konstruktion sind bei ihr, im Gegensatz zur
„schwarzen Wanne“ (Bitumenabdichtung), keine zusätzlichen Dichtungsbahnen erforderlich.
Fundamentplatte und Außenwände werden als geschlossene Wanne aus Beton mit hohem
Wassereindringwiderstand nach DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 hergestellt. Diesen Beton
nannte man in älteren Regelwerken, und heute noch gerne umgangssprachlich,
wasserundurchlässigen Beton oder WU-Beton.
Betone mit hohem Wassereindringwiderstand haben definierte Rissbreiten, äquivalente
Wasserzementwerte, Mindestdruckfestigkeitsklassen und einen Mindestzementgehalt. Die
Bodenplattenstärke richtet sich nach der gewünschten Nutzungs- und Beanspruchungsklasse
und der Errichtungsweise.
Durch diese besonderen Anforderungen an den Stahlbeton ist ein steter Feuchtetransport nicht
zu erwarten, und der Erder trocknet gegenüber dem umgebenden Erdreich aus. Ein im
Betonkörper liegender Erder ist hinsichtlich seiner Erderwirkung als unwirksam anzunehmen.
Faserbeton
Als Faserbeton wird Beton bezeichnet, der in einem bestimmten Verhältnis im Betonwerk
oder vor Ort beigemischte Fasern enthält. Diese Fasern werden dem Beton als Beimischung
aus Stahl-, Glas- oder Kunststofffasern zugeführt.
Die Fasern können bestimmte mechanische Eigenschaften des Betons verbessern,
beispielsweise die Zugfestigkeit, Schlagfestigkeit oder Verformbarkeit. Die Zugabe von
Fasern kann bei bestimmten Bauteilen sogar die herkömmliche Bewehrung ersetzen. Welche
Fasern zum Einsatz kommen, hängt von den gewünschten Anforderungen ab.
In den Faserbeton eingelegte Rund- oder Bandstähle werden in der Baupraxis oftmals nicht
als Erder dienen, da die Bodenplatten gegenüber dem Feinplanum mit Folien und Fließen
abgedichtet werden. In den Faserbetonplatten ist in der Regel Edelstahl zu verwenden, da eine
Betonüberdeckung von 5 cm gegenüber dem Feinplanum nur schwer sichergestellt werden
kann.
Tragschicht
Unterhalb der Bodenplatte wird je nach Anforderungen an die Bodenplatte und den
vorliegenden Bodenverhältnissen eine Schotterschicht eingebaut. Die Schotterschicht hat
hierbei zwei wesentliche Aufgaben. Sie soll die Kapillaren brechen und somit aufsteigende
Feuchtigkeit verhindern und die Belastungen der Bodenplatte gleichmäßig auf den
Untergrund verteilen. Die Tragschicht wird auch als Grobplanum bezeichnet.
Hydraulisch gebundene Tragschichten (HGT)
Tragschichten können auch als hydraulisch gebundene Tragschichten (HGT) eingebracht
werden und bestehen dann aus ungebrochenen oder gebrochenen Baustoffgemischen und
beigefügten hydraulischen Bindemitteln. Dieses Gemisch wird in unterschiedlichen Dicken
eingebracht und hochverdichtet.
Feinplanum
Unter der Bodenplatte wird ein Feinplanum aus Schotter bzw. Splitt erstellt. Dieses
Feinplanum dient dazu, eine ebene, saubere Fläche zu schaffen. Ein anderer verwendeter
Begriff ist die Sauberkeitsschicht.
Das Feinplanum wird in der Regel mit einer oder zwei dünnen PE-Folien als Gleitschicht
bedeckt. Diese Abdichtung dient zur Verhinderung von Auswaschungen von
Betonbestandteilen.
6
Perimeterdämmung
Als Perimeterdämmung bezeichnet man die Wärmedämmung erdberührter Bauteile von
Gebäuden an ihrer Außenseite. Diese kann sich unterhalb der Bodenplatte eines Gebäudes
oder an der Außenseite einer im Erdreich eingebundenen Außenwand befinden.
Die Dämmung muss wasser- und druckbeständig sein. Daher verwendet man
geschlossenporige Schaumstoffmaterialien, z. B. extrudierte Polystyrol-Hartschaumplatten
oder Schaumglasplatten.
Die Perimeterdämmung wirkt bei vollflächiger Ausführung wie eine vollflächige Isolierung,
und der Betonkörper verliert jegliche Erderwirkung.
Noppenbahnen
Eine Noppenbahn ist ein Anfüllschutz für die Feuchtigkeitsisolierung oder die
Wärmedämmung von Gebäuden im Erdreich. Sie wird außen vor die jeweilige Schicht
gestellt oder unter der Bodenplatte angebracht.
Zudem besitzt eine Noppenbahn ein so genanntes Drainagesystem. Über dieses kann Wasser,
das den Baukörper beschädigen könnte, abgeleitet werden. Hierbei ist es unerheblich, ob es
sich bei dem vorliegenden Wasser um Stau-, Schichten-, oder Sickerwasser handelt. Ein so
genanntes Geotextil verhindert, dass die Noppenfolie selbst zugeschlammt wird.
Die Noppenbahnen wirken bei vollflächiger Ausführung und entsprechender Überlappung
wie eine vollflächige Isolierung, und der Betonkörper verliert jegliche Erderwirkung.
Frostschürze
Eine Frostschürze kommt bei Flachgründungen von nicht unterkellerten Bauwerken zum
Einsatz. Die Bodenplatte wird bei Gründung auf frostempfindlichen Böden (Schluff, Ton
sowie Sande und Kiese mit nennenswertem Feinkornanteil) ringsum mit dieser Schürze
versehen, um zu verhindern, dass am frostexponierten Rand Frostschäden durch Auffrieren
der dortigen Böden entstehen.
Eine Frostschürze sollte bis mindestens 80 cm unterhalb der endgültigen Geländeoberkante
reichen und wird in der Regel aus frostsicherem Material (z. B. Sand) oder unbewehrtem
Beton hergestellt. Die regionale Frosteindringgrenze ist sehr unterschiedlich und kann
entsprechenden Tabellenwerken entnommen werden.
Fundamenterder
Die zuvor beschriebenen Bautechniken und einhergehend die Einschränkung der
Erderwirkungen machten in den letzten Jahren eine Überarbeitung der DIN 18014
erforderlich. Die DIN 18014 in der Fassung März 2014 unterscheidet hierbei die Begriffe
Fundamenterder, Ringerder und Funktionspotentialausgleichsleiter.
Fundamenterder
Der Fundamenterder besteht aus einem geschlossenen Ring und wird an den
Gebäudeaußenkanten in der Bodenplatte oder dem Fundament verlegt. In großflächigen
Gebäuden ist eine Vermaschung erforderlich. Der eingelegte Stahl wird mit der
Betonbewehrung verbunden. Der Korrosionsschutz erfolgt durch die Betonüberdeckung,
daher ist verzinktes Material ausreichend. Die Anschlussfahnen sind vorzugsweise in
Edelstahl herauszuführen. Wird der Betonkörper gegenüber dem Boden isoliert, wird
ersatzweise ein Ringerder errichtet.
Ringerder
Der Ringerder besteht aus einem geschlossenen Ring und wird an den Gebäudeaußenkanten
erdfühlig außerhalb der baulichen Anlage verlegt. In großflächigen Gebäuden ist eine
7
Vermaschung unterhalb der Bodenplatte erforderlich. Für den Ringerder ist korrosionsfester
Edelstahl zu bevorzugen.
Funktionspotentialausgleichsleiter
Der Funktionspotentialausgleichsleiter wird zusätzlich zu dem Ring-erder in der Bodenplatte
bei isolierten Fundamenten errichtet. Über diesen Leiter wird eine elektrische Verbindung
zwischen leitfähigen Teilen und verschiedenen Potentialausgleichschienen hergestellt.
Hierdurch wird eine Potentialgleichheit erreicht. Der Korrosionsschutz erfolgt durch die
Betonüberdeckung, daher ist verzinktes Material ausreichend. Die Anschlussfahnen und
Verbindungsleitungen zum Ringerder sind vorzugsweise in Edelstahl herauszuführen.
Ausführung der Erdungsanlage
Die Ausführung der Erdungsanlage ist in Abhängigkeit des konstruktiven Aufbaus des
Baukörpers zu wählen. Daher ist eine frühe Abstimmung und Planung der Erdungs- und
Potentialausgleichsanlage erforderlich. Die Planung muss durch Elektro- oder
Blitzschutzfachkräfte erfolgen.
Die Erdungsanlage dient in der Regel als Betriebs- und Blitzschutz-erder. Darüber hinaus
kann die Erdungsanlage zur Sicherstellung des Anlagenerders erforderlich sein, damit die
Schutzmaßnahmen im TT-System gewährleistet sind.
Sind zudem eigene Mittelspannungstransformatoren vorhanden, so sind die Anforderungen
der DIN VDE 0101-2 zusätzlich zu berücksichtigen. Die Ausführung der Erdungsanlage zum
Zwecke der Sternpunkterdung, der Reduzierung der Berührungsspannung und der
Schrittspannungssteuerung im Bereich der Transformatoren ist nicht Bestandteil dieses
Beitrages.
Die Erdungsanlage ist anlagenspezifisch zu planen und zu errichten. Zum Beherrschen der
auftretenden Blitz- und Erdfehlerströme ist insbesondere die Stromtragfähigkeit der
Anschlussteile und des Erders ausreichend zu bemessen.
Der Funktionspotentialausgleich kann je nach Art und Nutzung des Bauwerkes für die EMVgerechte Ausführung nach DIN VDE 0100-444 oder die Sicherstellung der Funktion
informationstechnischer Anlagen nach DIN VDE 0800-2-310 erforderlich werden. Weitere
Anforderungen sind mit dem Bauherrenvertreter abzustimmen.
In Gewerbe- und Industriebauten kommen oft Beton- und Stahlstützen als Tragsystem zur
Ausführung. Diese Bauteile können vor Ort oder im Fertigteilwerk erstellt werden. Das
Realisierungskonzept sollte diese Stützen und Elemente für die Realisierung von
Potentialausgleich, Erdung und Blitzschutz berücksichtigen und nutzen.
Blitzschutzsysteme
Die Betonfertigteile oder die Stahlstützen sollten als natürliche Ableitungen genutzt werden.
Innere Ableitungen sind für Blitzschutzsysteme der Klasse LPS III bei Objektabmessungen
von über 60 m x 60 m erforderlich. In Abhängigkeit der Berechnung der Trennungsabstände
für das Blitzschutzsystem ist festzulegen, wie viele Stützen als innere Ableitungen zu
verwenden sind. Alle Stützen sind am Fußpunkt mit dem Potentialausgleichs- und
Erdungssystem zu verbinden. Durch diese Maßnahme werden die Anforderungen zur
Beherrschung von Schritt- und Berührungsspannungen erreicht.
Vom Stützenkopf erfolgt nur dort eine Verbindung an die Fangeinrichtung oder das
Dachtragwerk, wo eine Ableitung geplant ist. Der Aufbau des äußeren Blitzschutzes und der
Anschluss der Betonfertigteilstützen (BFT) sind im Vorfeld zu planen.
Die Erdungsanlage muss den Blitzstrom über große Flächen in den Erdboden einleiten und
zugleich die Gefahr der Schritt- und Berührungsspannung bei einem Blitzeinschlag
reduzieren.
8
Die Erdfühligkeit der Erdungsanlage kann durch unterschiedliche Bauausführungen
beeinträchtigt werden. Dieser Beitrag zeigt praxis- taugliche Lösungen zur Realisierung einer
funktionsgerechten Erdungsanlage auf. Die Ausführung der Erdungsanlage wird nachfolgend
immer unter der Berücksichtigung eines Blitzschutzsystems betrachtet. Für das
Blitzschutzsystem wird grundsätzlich die Schutzklasse LPS III als Bewertungsgrundlage
angenommen.
Auswahldiagramm
Der Beitrag erläutert in Abhängigkeit der folgenden Bauausführungen die Ausführung der
Erdungsanlage. Das Auswahldiagramm in Bild 2 hilft die richtige Systemlösung zu finden.
9
Lösung 1: Bodenplatte aus Faserbeton
Im Gewerbe- und Industriebau wird aufgrund der Vorteile von Faserbeton und dem Wegfall
der aufwendigen Errichtung der Stahlbewehrung dieser Beton zunehmend bevorzugt
verwendet.
Bei einer gegenüber dem Erdreich isoliert aufgebauten Bodenplatte aus Faserbeton oder wenn
aus bautechnischen Gründen die Errichtung in der Bodenplatte nicht möglich ist, muss nach
DIN 18014 ein Ringerder errichtet werden.
Wird die Bodenplatte ohne Tragschichten realisiert, kann der Ring- erder auf dem Feinplanum
unterhalb der Folienabdichtung verlegt werden (Bild 3). Bei dem Einsatz von dünnen PEFolien wäre das Verlegen in der Bodenplatte zulässig, sollte aber unter Berücksichtigung der
Bauabläufe nicht favorisiert werden. Wird die Bodenplatte gegenüber dem Erdreich isoliert,
ist der Ringerder zwingend erforderlich. Die Isolierwirkung ergibt sich z. B. durch die
unterhalb der Bodenplatten eingebrachten Tragschichten mit erhöhtem Übergangswiderstand
oder einer vollflächigen Wärmedämmung der Bodenplatte.
Als Tragschicht kommen oftmals ungebundene Schotterschichten aus Recycling-Material mit
einer Stärke von 15 cm bis 25 cm zum Einsatz. Durch die kapillarbrechende Wirkung der
Tragschicht liegt der Betonkörper trocken und besitzt eine schlechte Erdfühligkeit, und der
Erdungswiderstand wird sich erhöhen.
Die Tragschicht erhält zusätzlich ein Feinplanum. Auf diesem Feinplanum unterhalb der
Bodenplatte wird eine 1- bis 2-lagige PE-Folie eingebracht, die eine zusätzliche isolierende
Wirkung besitzt.
10
Der Erder kann bei dieser Bauausführung in der Regel nur unterhalb der Folie auf dem
Feinplanum verlegt werden. Eine Einbringung unterhalb der Tragschichten ist vom Bauablauf
her oftmals nicht möglich (Bild 4).
Außenliegender Ringerder
Die Erderwirkung ist durch die Tragschicht eingeschränkt, aus diesem Grund ist umlaufend
ein mit dem Boden in Kontakt stehender Ringerder erforderlich. Der Ringerder muss dem
Abschnitt 5.3 der DIN 18014 entsprechen und ist außerhalb der Bodenplatte im
durchfeuchteten, frostfreien Boden erdfühlig zu errichten.
Für den Ringerder ist Rundmaterial mit einem Durchmesser von 10 mm oder Bandmaterial
mit den Abmessungen 30 mm x 3,5 mm aus Edelstahl (NIRO) mit der Werkstoffnummer
1.4571 (V4A) oder 1.4404 zu verwenden. Die Vermaschung des Ringerders erfolgt mit einer
Maschenweite von annähernd 20 m x 20 m unter der Folie.
Der umlaufende Ringerder muss außerhalb des Gebäudes in einer Verlegetiefe von
mindestens 0,5 m im frostfreien Erdreich und in einem Abstand von etwa 1 m zu den
Außenwänden eingebracht werden.
Aufgrund der Ausführungspraxis ist es nicht möglich, während der Bauphase die
Erdungsleiter zu den inneren Stützen unterhalb der Tragschicht zu verlegen. Diese werden
direkt auf die Tragschicht oder dem darüber liegenden Feinplanum verlegt.
Die Maschenweite von 20 m x 20 m nach Abschnitt 5.1 der DIN 18014 ist als Vorzugsmaß
für die Planung des Ringerders zu verwenden. Die Lage des vermaschten Ringerders sollte
11
sich an den Stützmaßen der Hallenkonstruktion orientieren.
Bei ausgedehnten Bodenplatten ist nicht die Maschenweite des Erdungssystems für die
Blitzschutzanlage maßgeblich, sondern vielmehr die kürzeste Verbindung zwischen Ableitung
und Erdungsanlage und somit die direkte Einleitung von Blitzteilströmen in das Erdreich.
Dieses wird erreicht, indem alle Stützen am Fußpunkt mit dem Erdungssystem verbunden
sind.
Bei Walzbetonbodenplatten ist die Ausführung identisch zur Faserbetonbodenplatte.
Innenliegender Ringerder mit Tiefenerdern
Ist die Installation eines außenliegenden Ringerders aufgrund bau-seitiger Gegebenheiten
nicht möglich, so kann dieser innerhalb der Gebäude auf dem Feinplanum oder auf der
Tragschicht verlegt werden. In diesem Fall ist im Bereich der umlaufenden Ringleitung die
Erdfühigkeit durch Tiefenerder herzustellen. Tiefenerder sind auf den Hallenecken und bei
den Stützen, die als Ableitung dienen, zu setzen. Der Abstand der Tiefenerder richtet sich
nach der Blitzschutzklasse und ist durch eine Blitzschutzfachkraft zu planen.
Die Tiefenerder müssen die Mindestlänge l1 nach DIN EN 62305 erfüllen. Aufgrund des
Bodenaufbaus werden Tiefenerder mit einer Mindestlänge von 4,5 m empfohlen. Die
Tiefenerder müssen aus korrosionsfestem Material bestehen. Der Erdungswiderstand der
Anlage sollte einen Wert ≤ 10 Ω aufweisen.
Verbindungsbauteile
Die Forderung der DIN 18014 Abschnitt 6.4, Verbindungsbauteile im Erdreich zusätzlich mit
Korrosionsschutzbinde abzudichten, ist nach Auffassung des Autors nicht grundsätzlich
erforderlich, wenn nachfolgende Bedingungen beachtet werden.
Bei der Auswahl der Verbindungsbauteile ist darauf zu achten, dass zertifizierte
Blitzschutzbauteile Verwendung finden und diese komplett aus korrosionsfestem Edelstahl
gefertigt sind. Diese sind nach den Herstellervorgaben insbesondere unter Beachtung der
Einbaulage und der Anzugsdrehmomente zu montieren. Durch die Konstruktion der Bauteile
und der fachgerechten Montage ist eine blitzstromtragfähige, korrosionsbeständige
Klemmstelle im Erdreich gegeben.
Zusätzlich ist zu prüfen, ob die Dimensionierung der Bauteile die Anforderungen der 50-HzKurzschlussstromberechnung erfüllt.
Lösung 2: Bodenplatte aus Stahlbeton mit erhöhtem
Erdübergangswiderstand
Wenn aus statischen Gründen keine Faserbetonbodenplatte realisiert werden kann, kommt eine
Stahlbetonsohle zum Einsatz.
Wird unterhalb der Bodenplatte eine vollflächige Wärmedämmung oder kapillarbrechende
Tragschichten eingebaut, so ist die Erderwirkung auch hier nicht gegeben.
Beim Stahlbeton mit erhöhtem Übergangswiderstand sind daher die Funktionen Potentialausgleich
und Erdung getrennt zu betrachten. Aus diesem Grund wird der sonst als Fundamenterder
beschriebene Leiter in der Bodenplatte zu einem Funktionspotentialausgleichsleiter umdefiniert (Bild
5) und ein Ringerder mit einer Maschenweite von 10 m x 10 m errichtet.
Bei großen Bodenplatten ist ein zusätzlicher Ringerder im Rastermaß von 10 m x 10 m unterhalb der
Bodenplatte nicht immer die technisch und wirtschaftlich optimale Lösung. In einem solchen Fall ist
es empfehlenswert, den Funktionspotentialausgleichsleiter in der Bodenplatte zur Vermaschung zu
verwenden und an den innenliegenden Stahlbeton- oder Stahlstützen zusätzlich Tiefenerder zu
errichten. Umlaufend im Bereich der Außenwände wird ein außenliegender oder innenliegender
12
Ringerder realisiert (Bild 6). Die Ausführung des Ringerders ist im Abschnitt Lösung 1 beschrieben.
Der Funktionspotentialausgleichsleiter dient der Verteilung des Blitzstromes, dem
Blitzschutzpotentialausgleich und der Reduzierung von Schritt- und Berührungsspannungen. Die
Maschen des Funktionspotentialausgleichsleiters sind mit dem Vorzugsmaß von 20 m x 20 m unter
Beachtung der Lage der Fertigteilstützen zu planen.
13
Der Funktionspotentialausgleichsleiter und der Ringerder sind regelmäßig im Abstand von ≤
20 m im Bereich der Ableitungen oder sonstigen Anschlussteile miteinander zu verbinden.
Die Verbindungsbauteile müssen blitzstromtragfähig sein (Bild 5).
Sonstige Festlegungen
Bei der Planung und Ausführung von Erdungsanlagen und zugehörigen Anschlussfahnen sind
die bautechnischen Besonderheiten zu berücksichtigen und mit den Baufachleuten
abzustimmen.
Insbesondere muss auf die Überbrückung von Bewegungsfugen und die Abdichtung von
Durchführungen durch Beton mit erhöhtem Wassereindringwiderstand geachtet werden.
Durchführungen durch Wannenabdichtungen müssen der DIN EN 62561-5 und DIN 18195-9
entsprechen.
Fugenprofile aus Stahl (z. B. OMEGA-System) zwischen den Einzelfeldern der Bodenplatte
zur Herstellung der Pressfugen (Bewegungsfugen) sind an den Potentialausgleich
anzuschließen. Gleiches gilt für andere großflächige elektrisch leitfähige Teile in der
Bodenplatte.
Lösung 3: Bodenplatte aus Stahlbeton
Kommen normale Bodenplatten aus Stahlbeton, ohne irgendwelche Einschränkungen
hinsichtlich der Erderwirkung zum Einsatz, so ist ein konventioneller Fundamenterder
ausreichend.
Hierbei ist zu beachten, dass der Rund- oder Bandstahl vollflächig und ausreichend im Beton
eingebettet wird. Seit 2007 ist zudem die regelmäßige Verbindung durch Klemmen oder
Schweißen mit dem Betonstahl erforderlich.
Die Anschlussfahnen sind vorzugweise mit Edelstahlrunddraht 10 mm herauszuführen.
Dieses ermöglicht einen problemlosen Anschluss an die Anschlusspunkte und ist dauerhaft
korrosionsbeständig.
Dokumentation
Da die Erdungs- und Potentialausgleichsanlage mittlerweile deutlich unterschiedlicher und
komplexer ausgestaltet werden muss, ist seit 2007 in DIN 18014 eine
Dokumentationsverpflichtung aufgenommen worden.
So ist zum Beispiel neben allgemeinen Projektangaben der Planer und Errichter festzuhalten.
Aber ebenso sind die Ausführungsdetails des Fundament- oder Ringerders sowie des
Funktionspotentialausgleichsleiters hinsichtlich Materialauswahl und Abmessungen
anzugeben.
Zu der Dokumentation gehören des Weiteren Ausführungspläne, Bilddokumentation und
Prüfnachweise.
Sollte das Gewerk Erdungsanlage durch einen Vorunternehmer erbracht worden sein, so ist
der Blitzschutz- oder Elektrofachmann gut beraten, diese Dokumentation von den Bauherren
anzufordern. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Anlage für die vorgesehenen
Zwecke geeignet ist.
14
Messung von Erdungsanlagen
Jede Erdungs- und Potentialausgleichsanlage ist vor dem Einbringen von Füllmaterial oder
Beton auf die elektrische Durchgängigkeit zu prüfen. In der DIN 18014 wird diese
messtechnische Untersuchung seit 2007 gefordert.
Die Messung kann mit einem Schutzmaßnahmenprüfgerät entsprechend DIN EN 61557-4
(VDE 0413-4) mit einer Prüfspannung von maximal 24 V und einem Mindestprüfstrom von
200 mA erfolgen. Das Messergebnis ist entsprechend der Leiterlänge, des eingesetzten
Materials und des Querschnittes zu beurteilen. Ein Mess- ergebnis unterhalb von 200 mΩ ist
zu erreichen.
Die genaue Ausführung der Messung ist nicht beschrieben. Werden mehrere Anschlussfahnen
realisiert, so ist zwischen den Anschlussfahnen zu messen. Bei einer Anschlussfahne sollte
die am weitesten entfernte Strecke gemessen werden (Bild 7).
Erdungswiderstand
Die Erderwirkung lässt sich durch die Messung des Erdungswiderstands feststellen. Diese
Messung sollte zum Abschluss der Baustelle durch die Elektro- oder Blitzschutzfachkraft
durchgeführt werden.
Die Messung kann nach verschiedenen Messverfahren erfolgen. Eine altbekannte Methode ist
die Verwendung einer Erdungsmessbrücke nach DIN EN 61557-5 (VDE 0413-5), eines
Hilfserders und einer Sonde. Dieses Messverfahren ist netzspannungsabhängig durchführbar
und liefert bei richtiger Anwendung sehr genaue Messergebnisse.
Die beiden Erdspieße dürfen sich gegeneinander nicht beeinflussen und müssen aus
sämtlichen Beeinflussungsbereichen benachbarter Erder eingebracht werden. So müssen
gewisse Abstände zwischen den Erdspießen, Nachbargebäuden, Bahntrassen und der
einzumessenden Erdungsanlage eingehalten werden. Die Abstände werden in den
Bedienungsanleitungen gerne mit größer 20 m angegeben, können aber je nach
Erdungsanlage auch deutlich größer sein.
Diese Einschränkung und der damit verbundene Messaufwand führt dazu, dass heutzutage
oftmals das Schleifenwiderstandsmess-verfahren nach DIN EN 61557-3 (VDE 0413-3)
Verwendung findet. Diese Messmethode ist in vielen Bedienungsanleitungen von Prüfgeräten
ggf. unter dem Abschnitt Schleifenwiderstandsmessung oder als sogenannte CityMessmethode zu finden. Hierfür benötigt man einen Niederspannungshausanschluss am
15
öffentlichen Netz. Der Betriebserder des Transformators des Verteilnetzbetreibers (VNB)
dient hierbei als Hilfserder. Die Messung kann ohne viel Aufwand in kurzer Zeit erfolgen.
Unabhängig von der Messmethode ist es wichtig, dass der Erder keine Verbindung zu dem
Hauptschutzleiter oder PEN-Leiter aufweist, da ansonsten die Fehlerschleife zum
Transformator gemessen wird. Dieses führt in der Praxis meistens zu Ergebnissen deutlich
unterhalb von 1 Ω. Solche Werte sind aber nur bei guten Bodenverhältnissen und
ausgedehnten Erdungsanlagen zu erwarten.
Grundsätzlich gilt, dass der gemessene Wert im Regelfall lediglich der Beurteilung der
Erderwirkung und zum Vergleich in den Folgejahren dient. Einen vorgegebenen
Erdungswiderstand findet man nur in den Mittelspannungsregelwerken, Werksnormen und in
den Bestimmungen für den Blitzschutz in explosionsgefährdeten Bereichen.
Ansonsten gilt grundsätzlich: Form und Abmessungen der Erdungsanlage sind viel wichtiger
als ein Messwert. Der erreichbare Erdungswiderstand ist regional sehr unterschiedlich, da er
stark von der Art des Bodens und der gespeicherten Feuchtigkeit abhängig ist. Zudem
unterliegt die Erdungsanlage einer gewissen jahreszeitlich bedingten Schwankung durch
Temperatur und Feuchtigkeit.
Wenn die Erdungsanlage notwendig ist, um den Schutz gegen elektrischen Schlag nach DIN
VDE 0100-410 im TT-System sicherzustellen, so ist die Einhaltung der Bedingung RA = UL
/ IDN mit der maximal zulässigen Berührungsspannung (UL) und dem größten
Bemessungsdifferenzstrom (IDN) der eingesetzten Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD)
erforderlich.
Der Erdungswiderstand ist in den Blitzschutz- und Elektroprüfprotokollen zu dokumentieren.
Wenn die Messbrücke eingesetzt wird, sollte zusätzlich der Standort des Hilfserders und der
Sonde festgehalten werden.
Besonderheiten
Die Normen können nicht alle Bautechniken und Besonderheiten der einzelnen Baustellen
berücksichtigen. So kann es sein, dass neue Bauverfahren angewandt werden oder Begriffe
wie die „graue Wanne“, den die DIN 18014 nicht kennt, verwendet werden. Aber es kann
auch sein, dass die Betonüberdeckung so gering ist, dass keine Stähle auf den Matten verlegt
werden können oder, oder …
Daher sollten sich Fachleute immer bewusst sein, dass das Schutzziel zu erreichen ist!
Hierzu ist es zulässig und teilweise sogar notwendig, von Normen abzuweichen. Es gibt
keinen allgemeinen Anwendungszwang für DIN VDE-Bestimmungen und DIN-Normen. Die
gewählte Alternative muss eine technisch gleichwertige Lösung aufzeigen.
Die Abweichungen von geltenden Regelwerken sind aber immer darzustellen und zu
begründen. Eine Abstimmung mit dem Bauherren und ggf. eine Freigabe der Abweichungen
ist zusätzlich empfehlenswert, damit es im Nachgang nicht zu Unstimmigkeiten kommt.
Quelle: Behrends, Peter und Sven Bonhagen (Hrsg.): Elektrotechnik für Handwerk und Industrie
2017 de-Jahrbuch, Hüthig Verlag, 2016
16
Voltimum GmbH
Bergheimer Straße 147
69115 Heidelberg
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.voltimum.de
Copyright © 2017 Voltimum GmbH
Herunterladen