ErhöhtE Leberwerte müssEn abgEklärt wErdEn

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Hausarzt Medizin
Erhöhte Leberwerte müssen
abgeklärt werden
Die Diagnostik und Therapie von Lebererkrankungen gehören zum hausärztlichen Alltag. Viele dieser
Erkrankungen insbesondere die Leberzirrhose können Dank moderner Therapien heute verhindert werden.
Gallensäuren: Großes therapeutisches Potential
Es ist wichtig, erhöhte Leberwerte
immer konsequent
abzuklären, so das
Fazit der Falk
Gastro-Konferenz
(8.–11.10.2014 in
Freiburg i.Br.)
Dr. med.
Peter Stiefelhagen,
Hachenburg
Illustration: picture-alliance / dieKLEINERT.de / Boris Braun
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Gallensäuren sind für die intestinale Fettemulgierung und somit für die
Resorption fetthaltiger Nahrungsbestandteile unverzichtbar. Darüberhinaus wirken sie auch als Signalmoleküle mit hormonellen Eigenschaften, die
bestimmte Kern- und Membran-Rezeptoren an den Gallengangepithelien
und auch Immunzellen aktivieren. Als
intestinale bzw. enterohepatische Hormone erfüllen sie eine Reihe physiologischer Funktionen. So übermitteln
sie den Zellen wichtige Informationen
über den Ernährungszustand und sind
auch an der Regulation des Fettstoffwechsels und der Glukose- und Energiehomöostase beteiligt. Darüberhinaus entfalten sie über eine Aktivierung
von Rezeptoren an den Zellen des Immunsystems auch immunmodulierende Effekte. Zusätzlich verfügen sie über
bakteriostatische Eigenschaften und
aktivieren intestinale Gene, welche bei
der Verteidigung gegenüber der Invasion von Darmpathogenen und an der
Erhaltung der Darmintegrität beteiligt
sind. Gallensäuren können daher auch
als ein Teil des Immunsystems angesehen werden, welches das Mikrobiom
kontrolliert.
Bisher werden Gallensäuren, nämlich
Ursodeoxycholsäure (UDCA) nur zur
Behandlung von cholestatischen Le-
bererkrankungen wie der primär biliären Zirrhose (PBC) und der Schwangerschaftscholestase eingesetzt. So kann
bei PBC-Patienten mit UDCA der Verlauf der Erkrankung und somit die Zeit
bis zur notwendigen Lebertransplantation günstig beeinflusst werden. In der
klinischen Entwicklung sind modifizierte Gallensäuren und Gallensäurenmimetika, die
neue therapeutische Perspektiven nicht nur bei
Lebererkrankungen
sondern evtl. auch bei
chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen bzw.
metabolischen Erkrankungen wie Fettleber, Diabetes
und Adipositas eröffnen.
Hausarzt Medizin
Medikamenteninduzierte
Hepatopathie: Wie erkennen?
Medikamentös induzierte Leberschäden sind keine Seltenheit.
Sie sind die Ursache von 5% aller Klinikeinweisungen wegen eines Ikterus und bei jedem Zweiten
mit einem akuten Leberversagen sind Medikamente die Ursache. Das Spektrum der in Frage kommenden Substanzen ist
sehr groß, ja grundsätzlich können alle Medikamente, aber auch
Phytopharmaka, Tees bzw. Nahrungsergänzungsmittel zu einer Leberschädigung führen. In
Einzelfällen können Monate bis
Jahre vergehen, bis unter einer
bestimmten Medikation ein Leberschaden auftritt wie z.B. bei
Nitrofurantoin.
Nach dem laborchemischen Profil werden zwei Schädigungsmuster unterschieden, nämlich ein Hepatitis ähnliches mit Erhöhung der
Transaminasen und ein cholestatisches mit Erhöhung der gamma GT,
der alkalischen Phosphatase und
des Bilirubins. Oft findet sich auch
eine Mischform. Sehr schwierig ist
die Diagnosestellung einer medikamenteninduzierten Hepatopathie. Es handelt sich immer um eine Ausschlussdiagnose. Bevor diese
Diagnose gestellt wird, müssen
andere Lebererkrankungen (akute und chronische Hepatitis A, B, C
und E, cholestatische Lebererkrankungen wie PBC und PSC, Hämochromatose, Autoimmunhepatitis,
Lebertumore etc.) ausgeschlossen
sein. Zur Beurteilung der Kausalität werden klinische Scores wie der
RUCAM-Score herangezogen.
Der Hausarzt 04/2015
Pathogenetisch werden zwei Typen
unterschieden: die dosisabhängige toxische Schädigung wie z.B. bei
Paracetamol und die weitgehend
dosisunabhängige, von der speziellen Empfindlichkeit des einzelnen Patienten abhängige Toxizität,
die auch als idiosynkratische Toxizität bezeichnet wird. Für letztere
kommt nahezu jedes Medikament
in Frage.
Spricht alles für einen medikamentös induzierten Leberschaden,
so sollte das Medikament abgesetzt werden. Nur bei einer leichten
Schädigung kann man zunächst
abwarten, da die Leberschädigung
auch transient sein kann wie bei
Heparinen. Schwere Formen müssen jedoch als potenziell lebensbedrohliche Komplikation angesehen
werden. Sind die Transaminasen
über das 3-fache und das Bilirubin
um das 2-fache erhöht, so liegt die
Mortalität bei > 10%. Eine medikamentöse Therapie steht nur für
die Paracetamol-Überdosierung
zur Verfügung, nämlich N-Acetylcystein. Für Steroide gibt es keine
überzeugenden Daten.
Ein besonderes Problem sind Patienten mit einer Polypharmakotherapie. Bei ihnen das für den
Leberschaden verantwortliche
Medikament zu identifizieren, ist
kaum möglich. Für solche Situationen sind neue Verfahren in der
Entwicklung wie z.B. hepatozytenähnliche Zellen, die aus dem Blut
des Patienten hergestellt werden.
Damit kann im Reagenzglas die Leberschädlichkeit eines bestimmten
Medikaments für den individuellen Patienten getestet werden.
Notizen
Leberzirrhose kann meist verhindert
werden
Die Leberzirrhose ist die gemeinsame Endstrecke verschiedener chronisch verlaufender Lebererkrankungen. Die häufigsten
Ursachen sind die alkoholtoxische und
die nicht-alkoholische Fettleber, die chronische Hepatitis B und C, die Autoimmunhepatitis und metabolische Erkrankungen
wie die Hämochromatose. Viele dieser Erkrankungen insbesondere die chronischen
Virushepatitiden können heute sehr effektiv behandelt werden, so dass die Leberzirrhose zu einer meist verhinderbaren
Erkrankung geworden ist. So konnte bei
Patienten mit einer chronischen Hepatitis
B durch eine dauerhafte effektive Suppression der Virusreplikation sogar eine vollständige Rückbildung der Zirrhose erreicht
werden.
Vielfältige Komplikationen
Schreitet die Leberzirrhose fort, so entwickeln sich zahlreiche Komplikationen. Sie
sind Folgen des erhöhten Drucks im Pfortaderkreislauf und/oder der beeinträchtigten Leberfunktion. Die portale Hypertension führt zu Aszites und Ösophagusvarizen,
die zu einer schweren oberen gastrointestinalen Blutung führen können. Letztere
erfordern neben der Gabe eines Betablockers eine endoskopische Therapie in Form
einer Ligatur. Die gestörte Leberfunktion kann eine hepatische Enzephalopathie
und ein hepatorenales bzw. –pulmonales
Syndrom auslösen. Diese Komplikationen
führen nicht selten zum Tod. Die gefürchtetste Komplikation ist das hepatozelluläre
Karzinom, welches bei einer Leberzirrhose auf dem Boden einer chronischen Virushepatitis deutlich häufiger auftritt als bei
toxischen oder metabolischen Ursachen.
Deshalb erfordern Patienten mit einer Leberzirrhose regelmäßige Kontrollen mittels
Sonografie und Bestimmung des alphaFoeto-Proteins, um ein solches Karzinom
möglichst frühzeitig erfassen zu können.
Bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose sollte immer an die Option einer Lebertransplantation gedacht werden, da ansonsten die Lebenszeit sehr begrenzt ist.
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