Krisenintervention/Notfallmedizin

Werbung
Krisenintervention/Notfallmedizin
Priv.-Doz. Dr. med. Peter Danos
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am
Main
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Offenbach
1
„Psychische Krise“
 Frühere Definition einer psychischen Krise = Psychische
Ausnahmezustände aufgrund einer psychosozialen Belastung bei zuvor
psychisch unauffälligen Menschen (Riecher-Rössler et al, In: RiecherRössler et al (Hrsg.), Psychiatrisch-psychotherapeutische
Krisenintervention, 2004)
 Aktuelle Definition einer psychischen Krise = Akute Verschlechterung
des psychischen Zustandes bei vorhandenen chronischen psychischen
Störungen (Murphy et al 2012)
 Es sollte weiterhin versucht werden zu unterscheiden zwischen einer
psychischen Krise mit unspezifischen Symptomen bei einer schweren
Belastung einerseits und einer Krise mit spezifischen Symptomen bei
bestehender psychischen Störung
 In der Regel besteht bei einer psychischen Krise keine unmittelbare
Lebensgefahr oder Gefahr anderer schwerwiegender Folgen
2
„Psychiatrischer Notfall“ und „psychische Krise“
 Definition eines psychiatrischen Notfalls: Ein psychisch-bedingter
Zustand, der unverzüglich einer psychiatrisch-ärztlichen Behandlung
bedarf zur Abwendung von Lebensgefahr oder anderen
schwerwiegenden Folgen (Rössler, In: Hewer und Rössler (Hrsg.), Das
Notfall Psychiatrie Buch, 1998)
 Der Begriff des psychiatrischen Notfalls entstammt dem pragmatischen
Verständnis der Notfallmedizin
 Die Grenzen zwischen Krise und Notfall sind nicht scharf zu ziehen
 Eine psychosoziale Belastung kann bei einem Schizophrenie-Kranken
zunächst zu einer unspezifischen Krisensymptomatik, im weiteren
Verlauf auch zu Suizidalität oder zu einem psychotischem
Erregungszustand führen (Riecher-Rössler et al, 2004)
 Auch die Grenzen zwischen Krisenintervention und psychiatrischer
Notfallbehandlung sind oft fließend
3
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen (I)
 Pajonk und D‘Amelio (2013) haben Empfehlungen im Hinblick auf
notärztliche Interventionen bei psychischen Krisen publiziert
 Jeder Einsatz eines Notarztes aufgrund einer psychischen Krise sollte
solange als „psychiatrischer Notfall“ angesehen werden, bis eine akut
bestehende Fremd- oder Selbstgefährdung sicher ausgeschlossen
wurde
4
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen (II)
Folgende Interventionen sollten durchgeführt werden:
 Schnelle Stabilisierung des Patienten: „Psychologische Erste Hilfe“
 Beziehung aufbauen
 Erfassen der Situation
 Beurteilung der Fremd- oder Selbstgefährdung
 Linderung der Symptome
 Abschluss: Einweisung in die Klinik?
5
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
„Psychologische Erste Hilfe“
 Schnelle Stabilisierung des Patienten: „psychologische Erste Hilfe“
 Der Patient sollte psychologisch und körperlich stabilisiert werden
 Danach sollte der Patient entweder in seinem gewohntem Umfeld
verbleiben können oder sicher in eine stationäre Behandlung überführt
werden
 Dem Patienten sollte nach der Stabilisierung immer angeraten werden,
sein Problem im Rahmen spezialisierter Institutionen weiter zu
bearbeiten
6
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
Beziehung aufbauen
Beziehung zum Patienten aufbauen durch folgende Schritte:

Persönliche Vorstellung: „Mein Name ist Dr. Müller, ich bin der zuständige Arzt“

Gesprächsführung: Bei stummen oder in sich gekehrten Patienten können
folgende Beispielsätze den Redefluss aktivieren:
„Ich merke, dass es Ihnen gerade nicht so gut geht. Ist das schon länger so?

Im Gang halten des Gesprächs mittels non-verbaler Zeichen (z.B. sich
hinsetzen, Augenkontakt herstellen, Nicken)

Affirmative Äußerungen: „ich beginne zu verstehen, können Sie mir noch mehr
darüber erzählen?“
7
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
Erfassen der Situation
 Die psychologische Situation des Patienten und mögliche Auslöser der
aktuellen Krise sollten zunächst erfasst werden
 Man sollte dem Patienten signalisieren, dass man seinen Leidensdruck
nachempfinden kann: „Ich glaube, vielen Menschen würde es jetzt
genau so gehen wie Ihnen jetzt“
 Einflussfaktoren für den weiteren Verlauf erfragen: Somatische
Krankheiten, Medikamenteneinnahme, finanzielle und soziale
Belastungen, beistehender Freundeskreis
8
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
Besteht Fremd- oder Selbstgefährdung?
 Von der Bewertung einer Selbst- oder Fremdgefährdung ist abhängig,
ob Maßnahmen auch gegen den Willen des Patienten getroffen
werden, dabei müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
 Eine medizinische Behandlung ist aufgrund einer akuten Selbst- oder
Fremdgefährdung dringend indiziert
 Der Patient lehnt aufgrund einer psychischen Störung eine Behandlung
ab
9
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
Linderung der Symptome
 Der Leidensdruck des Patienten in der psychischen Krise sollte auf ein
für ihn erträgliches Maß reduziert werden
 Der Patient sollte ermutigt werden, seine belastenden Gefühlszustände
auszudrücken: „Ich habe den Eindruck, Sie sind gerade sehr verzweifelt“
 In manchen Fällen, ist eine medikamentöse Intervention indiziert,
z.B. Gabe eines Benzodizepins (z.B. Lorazepam)
bei schweren Angstzuständen bei großem Leidensdruck (Cave
Suchtpotential bei Benzodizepinen)
 Identifikation von Lösungsansätzen: „Haben Sie schon mal eine ähnliche
Situation gemeistert?“, „Was tun Sie üblicherweise, um sich
abzureagieren“?
10
Notärztliche Intervention bei psychischen Krisen
Abschluss
 Zum Anschluss jeder psychologsichen Krisenintervention sollte
abgeschätzt werden, ob der Patient ausreichend stabilisiert werden
konnte, oder ob eine stationäre Weiterbetreuung indiziert ist
 Bei Vorliegen einer psychiatrischen Erkrankung in der Vorgeschichte
oder im Falle eines Konsums von Alkohol oder weiteren Drogen sollte
der Patient grundsätzlich zu einer Verlaufsbeobachtung in eine
entsprechende Einrichtung überführt werden
 Auch wenn der Patient ausreichend stabilisiert werden konnte, und ein
Verblieb im häuslichen Umfeld vertretbar ist: Dem Patienten sollte
empfohlen werden, sich zeitnah in eine weiterführende psychosoziale
Betreuung zu begeben
11
Psychische Krise, psychiatrischer Notfall
Indikation zur stationären Behandlung
 Bei manchen Syndromen (z.B. „Erregungszustand“) wird der Begriff
„Syndrom“ nicht ausdrücklich hinzugefügt
 Unklare Diagnose: z.B. Delir unklarer Genese
 Selbstgefährdung: Suizidgefahr (vorsätzliche Selbstschädigung), Delir
(Situationsverkennung und damit Gefahr von Unfällen oder
Unterkühlung)
 Fremdgefährdung: Fremdaggression bei psychotischer Verkennung
Psychiatrische Notfälle – Syndromdiagnosen (I)

Die Stellung einer psychiatrischen Diagnose ist zu Beginn einer
Notfallsituation häufig nicht möglich

Syndrom= Eine Gruppe von Symptomen, die in regelhafter
Kombination miteinander auftreten (Stieglitz und Freyberger, In
Berger (Hrsg.), Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie, 2004)

Syndrome sind ätiologisch unspezifisch, so kann ein depressives
Syndrom im Rahmen einer affektiven Störung, einer
Anpassungsstörng oder einer organischen psychischen Störung
auftreten

Syndrome dürfen nicht mit Diagnosen verwechselt werden
13
Psychiatrische Notfälle – Syndromdiagnosen (II)

Auch wenn die Stellung einer psychiatrischen Diagnose zu Beginn
einer Notfallsituation häufig nicht möglich ist, kann aufgrund der
Anamnese, des psychischen Befundes, und – falls möglich – einer
Fremdanamnese ein o der mehrere Syndrome beschrieben werden

Bei manchen Syndromen (z.B. „Erregungszustand“, stuporöser
Zustand) wird der Begriff „Syndrom“ nicht ausdrücklich hinzugefügt

In der Mehrzahl der psychiatrischen Notfällen sind mehrere Syndrome
gleichzeitig vorhanden
14
Psychiatrischer Notfall – Zugang zum Patienten
 Ie bei einer psychischen Krise ist die Herstellung eines vertrauensvollen
Kontaktes zwischen Untersucher und Patient beim Erstgespräch von
entscheidender Bedeutung (Aldenhoff, In Hewer und Rössler (Hrsg.),
Das Notfall Psychiatrie Buch, 1998)
 Gesprächsführung: Der Arzt sollte dem Patienten zuhören, und
signalisieren, dass er nachvollziehen kann, was der Patient „innerlich
bewegt“
15
Psychiatrischer Notfall - Gefährdung des Personals
 Ein Risiko psychischer Notfälle liegt darin, dass Patienten die Situation
verkennen, was zur Fremdaggression führen kann (Aldenhoff 1998)
 Bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung gilt die Maxime: Der
Selbstschutz des Personals hat Vorrang gegenüber allen weiteren
Maßnahmen (Pajonk und D‘Amelio 2013)
16
Maßnahmen bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung
 Bestimmte räumliche Vorkehrungen sollten für Gesprächskontakte in
akuten Notfallsituationen gegeben sein (Aldenhoff 1998):
 Genügend Platz, um die Distanzgrenzen von Klient und Untersucher
nicht zu unterschreiten und um einen körperlichen Zugriff auf
Untersuchers zu erschweren
 Leicht zugängliche Möglichkeiten, um schnell Personal zu Hilfe zu rufen
(Notfallknopf)
 Kein Zugang für den Patienten für Gegenstände, die potentiell als
Waffe verwendet werden können
 Kein Zugang zu einem offenen Fenster
17
Einbeziehung von Angehörigen
 Es gibt unterschiedliche Meinungen hinsichtlich der Rolle der
Angehörigen in der Notfallsituation (Aldenhoff 1998, Pajonk und
D‘Amelio 2013)
 Manche Autoren weisen auf die erheblichen Probleme bezüglich des
Vertrauens der Patienten in den Untersucher durch die Einbeziehung
der Angehörigen, so dass eine Gesprächssituation unter vier Augen zu
bevorzugen sei (Aldenhoff 1998)
 Allerdings kann der Aufbau einer guten Beziehung zum Angehörigen
auch den Zugang zum Patienten erleichtern und Auskünfte geben,
wenn der Patient dazu nicht in der Lage ist (Pajonk und D‘Amelio 2013)
 Der Untersucher sollte zunächst ein Gespräch nur mit dem Patienten
führen, in dessen Verlauf die Frage nach der Hinzuziehung Dritter mit
ihm geklärt werden kann
18
Psychiatrischer Notfall - Körperliche Untersuchung
 Häufig sind Patienten mit akuten psychiatrischen Erkrankungen nicht
willens, sich körperlich untersuchen zu lassen
 Psychiatrische Patienten reagieren besonders empfindlich, da sie ihnen
der Grund körperlicher Untersuchung bei nicht als körperlich
empfundener Symptomatik nicht ersichtlich ist (Aldenhoff 1998)
 In der Akutsituation sollte man die Vitalfunktionen (Puls, Blutdruck,
Atmung) überprüfen, die als Standardverfahren dem Patienten in der
Regel geläufig sind und daher am ehesten akzeptiert werden
19
Psychiatrische Notfälle – Statuserhebung

Verschiedene Punkte müssen bei der Statuserhebung bei psychiatrischen
Nofällen geprüft und dokumentiert werden (Brunhuber, In Lieb et al (Hrsg.),
Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, 2008)






Bewusstsein: klar oder verändert
Motorik: gesteigert, normal, vermindert
Suizidalität: nicht vorhanden oder vorhanden
Selbst- Und/oder Fremdgefährdung: nicht vorhanden oder vorhanden
Krankheitseinsicht: nicht vorhanden oder vorhanden
Psychotische Symptome (Wahn, Halluzinationen): nicht vorhanden oder
vorhanden
20
Psychiatrische Notfälle – Syndrome (I)

Verzweifelung und Suizidalität: Patienten weinen, wollen sich
umbringen, es habe alles keinen Sinn mehr

Angst- und Erregungszustände: Syndrome, die durch
psychomotorische Unruhe, Angst und Antriebssteigerung
gekennzeichnet sind

Akute Psychosen: Wahrnehmungsstörungen (Akustische oder
optische Halluzinationen), Wahn (Verfolgungswahn=paranoider
Wahn), formale Denkstörungen, desorganisiertes Verhalten

Delirante Syndrome: Verwirrtheitszustände

Stuporöse Zustände: Abnormer Zustand psychomotorischer
Hemmung mit aufgehobener Reaktivität auf Umweltreize
21
Psychiatrische Notfälle – Syndrome (II)

Neuroleptika-induzierte Syndrome
- Malignes neuroleptisches Syndrom: Extrapyramidale Symptome
(Akinese, Rigor), Fieber, fluktuierende Bewusstseinsstörungen
- Frühdyskinesien: Zungen-Schlund-Krämpfe oder Blickkrämpfe unter
Neuroleptika-Einnahme
22
Psychiatrische Notfälle – Syndrome
Suizidalität - Symptomatik
 Folgende Abfolge ist häufig (Brunnhuber, 2008):
 Passiver Todeswunsch
 Unkonkrete Suizidgedanken
 Konkreter Suizidplan
 Abschiedsvorbereitungen
 Suizidhandlung
Suizidalität
• Für Suizide ist der bedeutendste Faktor ein vorangegangener
Suizidversuch, und zwar, je mehr Suizidversuche in der Vorgeschichte
erfolgt sind, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit des Suizids
(Bronisch, In: Riecher-Rössler et al (Hrsg.), Psychiatrischpsychotherapeutische Krisenintervention, 2004)
25
Suizidalität – Indikatoren für Suizidalität (I)
Personale Faktoren (Bronisch 2004)
• Patient distanziert sich nicht von Suizidideen, auch nicht nach einem
ausführlichem Gespräch
• Patient erlebt drängende Suizidgedanken
• Patient wirkt ausgesprochen hoffnungslos
• Patient ist sozial isoliert
• Patient hat Konflikt, der zu Suizidversuch führte nicht gelöst
• Patient reagiert ausgesprochen gereizt/aggressiv oder ist agitiert, ein
tragfähiger Gesprächsrapport kommt nicht zu Stande
• Patient hat schwere depressive Verstimmung, evtl. mit depressiven
Wahnideen
26
Suizidalität – Indikatoren für Suizidalität (II)
• Anamnestische Aspekte (Bronisch 2004)
•
•
•
•
•
Patient hat eine Suchterkrankung
Patient befindet sich in einer akuten psychotischen Episode
Patient hat einen oder mehrere Suizidversuche in der Vorgeschichte
Patient hat bereits einen Suizidversuch mit harter Methode durchgeführt
Patient hat eine positive Familienanamnese mit Suiziden und/oder
Suizidversuchen
• Patient zeigt mangelnder Impulskontrolle
27
Suizidalität – Psychotherapeutische Intervention (I)
Leitsätze zur psychotherapeutischen Intervention nach (Bronisch 2004):
 Basis jeder psychotherapeutischen Intervention ist eine eindeutige Haltung
des Therapeuten zur Suizidalität
 Patienten niemals allein lassen
 Der Therapeut muss mit dem suizidalen Patienten einen zeitlichen Aufschub
vereinbaren, während dessen er – noch einmal – mit dem Patienten die
Lebenssituation genau anschauen kann
 Kein Therapeut kann einen Patienten mit chronischer Suizidalität von einem
Suizidversuch/Suizid langfristig abhalten
 Der Therapeut muss für den Patienten stellvertretende Hoffnung darstellen
können
28
Suizidalität – Psychotherapeutische Intervention (II)
Bronisch (2004): Maßnahmen zur psychotherapeutischen Intervention
Folgendes Vorgehen empfiehlt sich bei derpsychotherapeutischen Intervention:
 Aufbau einer tragfähigen Beziehung
 Akzeptieren des suizidalen Verhaltens als Notsignal
 Verstehen der Bedeutung und subjektiven Notwendigkeit dieses Notsignals
 Gemeinsame Entwickluing alternativer Problemlösungen für die aktuelle Krise
 Kontaktangebote als Hilfe zur Selbsthilfe
 Einbeziehung von Angehörigen – unter Berücksichtigung der individuellen
Situation
29
Suizidalität – Pharmakologische Intervention
Bronisch (2004)
 Psychopharnaka dienen zur akuten Bekämpfung der Spannung, Angst und
Schlaflosigkeit sowie bei sehr akuter Suizidalität zur Sedierung des Patienten
 Liegt ein ausgeprägtes depressives Syndrom vor, dann sollte auch schon in der
Akutphase mit einer antidepressiven Behandlung begonnen werden
 Vor allem Benzodiazepine dienen zur Spannungs- und Angstreduktion und
Sedierung. Hierzu geeignet ist Lorazepam (1,5-3mg/die), das allerdings auch ein
deutliches Abhängigkeitspotential aufweist
 Niederpotente Neuroleptika (z.B. Chlorprothixen oder Pipamperon bei älteren
Patienten) können die Funktion der Benzodiazepine hinsichtlich Sedierung und
Normalisierung des Schlafes übernehmen, nicht hinsichtlich der Sopannungs- und
Angstreduktion
30
Angst- und Erregungszustände – Symptomatik
 Ausgeprägte Antriebssteigerung
 Motorische Hyperaktivität
 Starke Gereiztheit und Aggressivität
 Kontrollverlust mit möglicher Eigen- und/oder Fremdgefährdung
 Tachykardie
Angst- und Erregungszustände – Vorkommen
 Schizophrene oder manische Psychosen
 Panikattacken
 Intoxikationen
 Organische Psychosen
 Ängstlich-agitierte Depressionen
Angst- und Erregungszustände - Akutintervention
 Ruhiges Auftreten, geplante Maßnahmen erklären
 Keine Überschätzung von Seiten des Behandlers, stattdessen rechtzeitig
Helfer herbeiziehen (z.B. Sanitäter, Polizei)
 Die Behandlung ist symptomatisch, das bedeutet, dass die
Medikamentenauswahl und die Dosis richten sich nach dem klinisch
führendem Syndrom:
 Diazepam (5-10 mg) oder Lorazepam (1-2,5 mg) zur Anxiolyse
Angst- und Erregungszustände – Medikamentöse
Behandlung bei psychotischen Symptomen
• Jungen Patienten: Risperidon: 2-4 mg/die
• Älteren Patienten: Risperdidon: 0,5-1mg/die
Akute Psychose- Symptomatik
 Wahrnehmungsstörungen (Akustische oder optische Halluzinationen)
 Wahn (Verfolgungswahn=paranoider Wahn)
 Formale Denkstörungen,
 Desorganisiertes Verhalten
 Tachykardie
Akute Psychosen – Vorkommen
 Schizophrenien
 Alkohol-, Kokain-, Amphetamin-Intoxikation
 Demenz
 Schädel-Hirn-Trauma
 Hirntumor
 Epilepsie
36
Akute Psychosen – Akutintervention
 Behandlung der internistischen/neurologischen Grunderkrankung
 Schizophrenien und Manie: Haloperidol (5-10 mg) oder Risperidon (2-4mg),
kombiniert mit Diazepam (5-10 mg), evtl. Zuclopenthixol (Ciatyl-Z-Acuphase)
i.m.
 Regelmäßige Kreislaufüberwachung, Blutzuckerkontrollen
 Ggf. Fixierung, falls die Voraussetzungen vorliegen (Akute Selbst- oder
Fremdgefährdung, Ablehnung der Behandlung seitens des Patienten
aufgrund einer bei ihm vorliegenden psychischen Störung)
 Epilepsie
37
Delirante Syndrome - Symptomatik
 Desorientiertheit mit wechselnder Bewusstseinslage
 Globale Störungen der Kognition
 Psychomotorische Störungen (Hypo- oder Hyperaktivität)
 Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
 Affektive Störungen: Angst, Depression, Reizbarkeit, Apathie
 Erhöhte Suggestibel (Fadentest)
 Sinnestäuschungen (vor allem optische Halluzinationen)
38
Delirante Syndrome - Vorkommen
 Demenzerkrankungen
 Alkohol- oder Medikamentenentzugsdelir
 Wernicke-Enzephalopathie: Vitamin-B1-Mangel
 Enzephalitis
 Sepsis
 Hypoglykämie
39
Delirante Syndrome: Akutintervention bei
Alkoholentzugsdelir
 Alkoholentzugsdelir: Wenn bei einem Alkoholentzugsdelir eine sofortige
ärztliche Behandlung indiziert ist (Notfall), dann steht die Störung und
Überwachung der Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf) im Vordergrund
 Bei jedem Alkoholentzugsdelir muss sorgfältig überprüft werden, ob es sich
um einen internistischen Notfall handelt, die auf einer Medizinischen
Intensivstation behandelt werden muss
40
Delirante Syndrome: Akutintervention bei älteren
Patienten
 Delir bei älteren Patienten: Behandlung der internistischen oder
neurologischen Grunderkrankung
 Medikation: Haloperidol (1-3 mg/die) oder
 Risperidon (0,5-2 mg/die)
 Zusätzlich Pipamperon (bis 80 mg/die)
41
Stuporöse Zustände - Symptomatik

Zustand von Bewegungs- und Regungslosigkeit

Keine Reaktion auf äußere Reize

Der Patient spricht nicht (Mutismus), auch wenn er dazu aufgefordert wird
(Negativismus)

Im späteren Verlauf berichtet der Patient, dass er alles gesehen, gehört
und verstanden hat, aber nicht in der Lage war, zu reagieren

Sehr selten: lebensbedrohliche perniziöse Katatonie mit Fieber, autonomer
Entgleisung, Bewusstseinstrübung. Differentialdiagnose: malignes
neuroleptisches Syndrom
42
Stuporöse Zustände- Vorkommen

Schizophrenie: katatone Schizophrenie

Depressionen: depressiver Stupor

Demenz

Enzephalitis, insbesondere wenn der Hirnstamm betroffen ist

Psychogen - psychogener Stupor
43
Stuporöse Zustände - Akutintervention

Bei Stupor im Rahmen von schizophrenen oder depressiven Störungen:
Medikamentöse Behandlung mit Lorazepam (2-6 mg)

Bei organisch bedingtem Stupor: Behandlung der internistischen oder
neurologischen Grunderkrankung, ggf. Haloperidol nach Ausschluss eines
malignen neuroleptischen Syndroms

Bei Stupor unterschiedlicher Genese mit Entgleisung der Vitalfunktionen:
Stationäre Behandlung auf einer medizinischen Intensivstation

Bei perniziöser Katatonie: Kühlung, Volumensubstitution,
Elektrokrampftherapie nach Ausshluss einer Enzephalitis
44
Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS) - Symptomatik

Es handelt sich um eine sehr seltene Nebenwirkung einer Antipsychotika
therapie, die in der Regel innerhalb von 2 Wochen nach Beginn der
Antipsychotikatherapie auftritt, es besteht eine vitale Gefährdung (Benkert
und Hippius (Hrsg.), Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie,
2011)

Es zeigen sich extrapyramidale Störungen, fluktuierende
Bewusstseinsstörungen, abnorme autonome Funktionsstörungen
(Tachykardie, Harninkontinenz, Hypertonus), und eine erhöhte
Kreatinkinase (Benkert und Hippius 2011)


Die drei Leitsymptome nach Levenson (1985):
Hyperthermie, Rigor, erhöhte Kreatinkinase
45
Malignes neuroleptisches Syndrom - Differentialdiagnose

Die wichtigste Differentialdiagnose stellt die perniziöse Katatonie dar
(„Katatones Dilemma“)

Die perniziöse Katatonie beginnt mit einer extremen psychotischen Unruhe,
während beim MNS schon zu Beginn mit einer deutlichen Muskelrigidität
gekennzeichnet ist (Fleischhacker et al 1990)

Ausgeprägte Angstsymptome sind für die perniziöse Katatonie typisch,
während man bei MNS der Patient nicht ängstlich wirkt

Die perniziöse Katatonie reagiert positiv auf Benzodiazepine, das MNS nicht
(Schröder et al 1989)

Bei der perniziösen Katatonie ist die Kreatinphosphokinase nicht stark
erhöht
46
Malignes neuroleptisches Syndrom – Akutintervention

Absetzen der neuroleptischen Behandlung

Behandlung auf einer medizinischen Intensivstation zur Überwachung der
Vitalparameter

Eventuell Gabe von Dopamin-Agonisten
47
Frühdyskinesien – Symptomatik und Therapie

Symptomatik: Zungen-, Schlund- und Blickkrämpfe unter einer
neuroleptischen Behandlung

Therapie: Biperiden (Akineton ®) intravenöse hilft sofort
48
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Herunterladen