Der Darm: Ursache für das erhöhte Infektionsrisiko bei Nierenerkrankung im Endstadium? In Österreich sind 800.000 Menschen nierenkrank, über 8000 sind dialysepflichtig oder erhalten eine Nierentransplantation. Trotz adäquater Versorgung sterben diese Patienten häufig an Komplikationen, wie zum Beispiel an bakteriellen Infektionen oder Sepsis (Blutvergiftung). Es konnte unter anderem von unserer Forschungsgruppe gezeigt werden, dass bei diesen Patienten die Darmdurchlässigkeit erhöht und die Zusammensetzung der Darmbakterien gestört ist. Dadurch – so unsere Hypothese – dringen Bakterien und bakterielle Produkte leichter in den Körper ein. Die erste Abwehrlinie gegen Bakterien in unserem Körper ist eine spezielle Gruppe der weißen Blutkörperchen (neutrophile Granulozyten). Es ist bekannt, dass diese neutrophilen Granulozyten bei Nierenerkrankungen in ihrer Funktion gestört sind und dadurch zum erhöhten Infektionsrisiko beitragen. Dieses Zusammenspiel aus erhöhter Darmdurchlässigkeit, veränderter Darmflora und beeinträchtigter Immunfunktion, welches zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt, ist der Fokus dieses Projektes. Ziel dieser Arbeit ist es nachzuweisen, ob bakterielle DNA (als Surrogat der bakteriellen Translokation) im Blut von Patienten mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung und Nierenersatztherapie zu finden ist. Diese Resultate werden mit Daten der Darmpermeabilität, der Neutrophilenfunktion und der Zusammensetzung der Darmflora sowie klinischen Infektionsdaten verglichen, um Ursache und Auswirkungen der erhöhten Infektanfälligkeit bei Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung besser zu verstehen.