14 akademie Leptin-Struktur nach der Protein Data Bank (PDB). Neuer Biomarker Leptin: Diagnoseparameter bei MS Die Bestimmung dieses Proteohormons im Serum hat sich in neueren Studien als aussagekräftiges Verfahren zur Diagnostik und Differenzialdiagnostik der Multiplen Sklerose bewährt. Leptin ist ein Proteohormon, das vom obese-Gen („Fettsuchtgen“) kodiert und hauptsächlich von Adipozyten, aber auch von Zellen der Magenmukosa, Plazenta, Adenohypophyse und des Hypothalamus produziert wird. Leptin besitzt – wie das pro-inflammatorischen Zytokin IL-6 – eine vierhelikale Basisstruktur und bindet an spezifische Rezeptoren, die wiederum strukturelle Ähnlichkeiten mit dem IL-6-Rezeptor aufweisen und hauptsächlich im Hypothalamus lokalisiert sind. Neben komplexer neuroendokriner Funktionen entlang hypothalamischhypophysär-glandulärer Achsen ist Leptin maßgeblich an der Regulation des Fettstoffwechsels beteiligt. Leptin hemmt das Auftreten von Hungergefühlen und wird bei nutritiven Mangelzuständen vermindert, bei Zunahme des Fettgewebes vermehrt produziert. Mutationen im obese-Gen oder Leptin-Resistenzen führen zu Fettleibigkeit und anderen endokrinen Störungen. Darüber hinaus spielt Leptin bei der Regulation und Dysregulation von T-Zell-vermittelten Immunreaktionen eine entscheidenden Rolle: Leptin induziert die Aktivierung und Proliferation von T-Helfer (Th)1-Zellen und hemmt die immunsuppressive Aktivität von Th2-Zellen, was in der Maus zu einer Induktion und Progression der experimentellen Autoimmunenzephalitis (EAE, Mausmodell der MS) und beim Menschen zu einer erhöhten Disposition für Autoimmunerkrankungen führt. Diagnose und Differenzialdiagnose Die Multiple Sklerose (MS) wird als Autoimmunerkrankung betrachtet, bei der eine pathologische Immunreaktion autoreaktiver T-Zellen gegen Myelin-Antigene zu Leptin stammt aus dem Fettgewebe, wird in geringen Mengen aber auch von der Hirnanhangsdrüse und dem Hypothalamus produziert. Fotos: CLUPIX images, lom123, Wikipedia Commens 15 der Standard-Therapien bei MS) der Leptin-Serumspiegel ab zwei Monaten nach Therapiebeginn kontinuierlich absinkt. Dieses ist jedoch nur der Fall, wenn die Patienten unter Therapie keinen Schub (relapse) der Erkrankung erleiden. Bereits vor Eintreten eines Schubes unter Interferon-βTherapie steigt jedoch der LeptinSerumspiegel deutlich an, so dass die Patienten mit schubförmig remittierender MS zeigen Möglichkeit besteht, rechtzeitig das vor Therapie einen im Therapieschema zu verändern. Vergleich zu gesunden Eine neuere Studie zeigt vergleichbare Personen deutlich erhöhten Leptin-Serumspiegel. Ergebnisse bei Patienten mit sekundär progredienter MS (SPMS) unter Interferon-β-Therapie (25). Auch hier konnte ein Absinken des LeptinSerumspiegels bei erfolgreicher Therapie und fehlender Krankheitsprogression beobachtet werden. Vor und im Verlauf einer Progression unter Interferon-β-Therapie zeigte sich wieeiner Demyelinisierung der weißen Substanz in Gehirn derum ein Ansteigen des Leptin-Serumspiegels. und Rückenmark führt. Erhöhte Leptin-Serumspiegel Daher kann die Bestimmung des Leptin-Serumspiegels induzieren und unterhalten die EAE in der Maus und inhi- zum Monitoring einer Interferon-β-Therapie bei RRMS bieren suppressive und regulatorische T-Zellen (T-reg) und SPMS verwendet werden. beim Menschen. Deshalb wird Leptin als neuer und wichMaterial und Methode: tiger Faktor bei der Pathogenese der MS eingestuft. Peripheres Blut in einer 7,5 ml Serum-Monovette oder Studien zeigen, dass Patienten mit schubförmig remittie2 ml Serum sollten innerhalb von 24 h im Labor eintreffen. render MS (RRMS) vor Therapie einen im Vergleich zu Methode: ELISA Laborinterner Normwert: Frauen < 12 ng/ml, gesunden Personen deutlich erhöhten Leptin-Serumspiegel Männer < 6ng/ml aufweisen. Patienten mit nicht-entzündlichen neuroloKosten: gischen Erkrankungen (wie Morbus Parkinson, AmyotroEBM 2010 (32416): 24,90 € phe Lateralsklerose, Spinozerebellären Ataxien, GehirnGOÄ 2010 (4062, 1,15fach): 32,18 € tumoren und Schädel-Hirn-Traumata) zeigen jedoch einen normalen Leptin-Serumspiegel. Deshalb kann die Bestimmung des Leptin-Serumspiegels zur Diagnose und Differenzialdiagnose der MS als einfaches, ökonomisches und für den Patienten nicht belastendes VerKontakt fahren verwendet werden. Insbesondere bei der DifferenzialPD Dr. med. Cord Naujokat diagnose MS/Amytrophe Lateralsklerose kann die BestimFacharzt für Transfusionsmedizin, Fachimmunologe mung des Leptin-Serumspiegels die Diagnose erhärten. synlab MVZ Leinfelden Telefon: 07 11 – 9 03 31 50 Verlaufsparameter unter Interferon E-Mail: [email protected] In einer klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit RRMS unter Therapie mit Interferon-β (eine 1_2011