Leptin: Diagnoseparameter bei MS

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Leptin-Struktur
nach der Protein
Data Bank (PDB).
Neuer Biomarker
Leptin:
Diagnoseparameter bei MS
Die Bestimmung dieses Proteohormons im Serum hat sich in neueren Studien als
aussagekräftiges Verfahren zur Diagnostik und Differenzialdiagnostik der Multiplen Sklerose bewährt.
Leptin ist ein Proteohormon, das vom obese-Gen („Fettsuchtgen“) kodiert und hauptsächlich von Adipozyten,
aber auch von Zellen der Magenmukosa, Plazenta, Adenohypophyse und des Hypothalamus produziert wird.
Leptin besitzt – wie das pro-inflammatorischen Zytokin
IL-6 – eine vierhelikale Basisstruktur und bindet an spezifische Rezeptoren, die wiederum strukturelle Ähnlichkeiten
mit dem IL-6-Rezeptor aufweisen und hauptsächlich im Hypothalamus lokalisiert
sind. Neben
komplexer
neuroendokriner Funktionen entlang hypothalamischhypophysär-glandulärer Achsen ist Leptin maßgeblich an
der Regulation des Fettstoffwechsels beteiligt.
Leptin hemmt das Auftreten von Hungergefühlen und
wird bei nutritiven Mangelzuständen vermindert, bei
Zunahme des Fettgewebes vermehrt produziert. Mutationen im obese-Gen oder Leptin-Resistenzen führen zu
Fettleibigkeit und anderen endokrinen Störungen.
Darüber hinaus spielt Leptin bei der Regulation und Dysregulation von T-Zell-vermittelten Immunreaktionen eine
entscheidenden Rolle: Leptin induziert die Aktivierung
und Proliferation von T-Helfer (Th)1-Zellen und hemmt
die immunsuppressive Aktivität von Th2-Zellen, was in
der Maus zu einer Induktion und Progression der experimentellen Autoimmunenzephalitis (EAE, Mausmodell der
MS) und beim Menschen zu einer erhöhten Disposition
für Autoimmunerkrankungen führt.
Diagnose und Differenzialdiagnose
Die Multiple Sklerose (MS) wird als Autoimmunerkrankung betrachtet, bei der eine pathologische Immunreaktion autoreaktiver T-Zellen gegen Myelin-Antigene zu
Leptin stammt aus dem Fettgewebe, wird in geringen
Mengen aber auch von der Hirnanhangsdrüse und
dem Hypothalamus produziert.
Fotos: CLUPIX images, lom123, Wikipedia Commens
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der Standard-Therapien bei MS) der
Leptin-Serumspiegel ab zwei Monaten nach Therapiebeginn kontinuierlich absinkt. Dieses ist jedoch nur der
Fall, wenn die Patienten unter Therapie keinen Schub (relapse) der Erkrankung erleiden. Bereits vor Eintreten
eines Schubes unter Interferon-βTherapie steigt jedoch der LeptinSerumspiegel deutlich an, so dass die
Patienten mit schubförmig
remittierender MS zeigen
Möglichkeit besteht, rechtzeitig das
vor Therapie einen im
Therapieschema zu verändern.
Vergleich zu gesunden
Eine neuere Studie zeigt vergleichbare
Personen deutlich erhöhten
Leptin-Serumspiegel.
Ergebnisse bei Patienten mit sekundär
progredienter MS (SPMS) unter
Interferon-β-Therapie (25). Auch hier
konnte ein Absinken des LeptinSerumspiegels bei erfolgreicher Therapie und fehlender Krankheitsprogression beobachtet werden. Vor und im
Verlauf einer Progression unter
Interferon-β-Therapie zeigte sich wieeiner Demyelinisierung der weißen Substanz in Gehirn derum ein Ansteigen des Leptin-Serumspiegels.
und Rückenmark führt. Erhöhte Leptin-Serumspiegel Daher kann die Bestimmung des Leptin-Serumspiegels
induzieren und unterhalten die EAE in der Maus und inhi- zum Monitoring einer Interferon-β-Therapie bei RRMS
bieren suppressive und regulatorische T-Zellen (T-reg) und SPMS verwendet werden.
beim Menschen. Deshalb wird Leptin als neuer und wichMaterial und Methode:
tiger Faktor bei der Pathogenese der MS eingestuft.
Peripheres Blut in einer 7,5 ml Serum-Monovette oder
Studien zeigen, dass Patienten mit schubförmig remittie2 ml Serum sollten innerhalb von 24 h im Labor eintreffen.
render MS (RRMS) vor Therapie einen im Vergleich zu
Methode: ELISA
Laborinterner Normwert: Frauen < 12 ng/ml,
gesunden Personen deutlich erhöhten Leptin-Serumspiegel
Männer < 6ng/ml
aufweisen. Patienten mit nicht-entzündlichen neuroloKosten:
gischen Erkrankungen (wie Morbus Parkinson, AmyotroEBM 2010 (32416): 24,90 €
phe Lateralsklerose, Spinozerebellären Ataxien, GehirnGOÄ 2010 (4062, 1,15fach): 32,18 €
tumoren und Schädel-Hirn-Traumata) zeigen jedoch einen
normalen Leptin-Serumspiegel.
Deshalb kann die Bestimmung des Leptin-Serumspiegels
zur Diagnose und Differenzialdiagnose der MS als einfaches,
ökonomisches und für den Patienten nicht belastendes VerKontakt
fahren verwendet werden. Insbesondere bei der DifferenzialPD Dr. med. Cord Naujokat
diagnose MS/Amytrophe Lateralsklerose kann die BestimFacharzt für Transfusionsmedizin,
Fachimmunologe
mung des Leptin-Serumspiegels die Diagnose erhärten.
synlab MVZ Leinfelden
Telefon: 07 11 – 9 03 31 50
Verlaufsparameter unter Interferon
E-Mail: [email protected]
In einer klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass bei
Patienten mit RRMS unter Therapie mit Interferon-β (eine
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