5. ZUSAMMENFASSUNG 5. ZUSAMMENFASSUNG Das Respiratory Syncytial Virus (RSV) ist das Virus, das die meisten Atemwegsinfekte im Kindesalter verursacht. 70% aller Kinder leiden im ersten Lebensjahr an einer RSV-Infektion, die in den meisten Fällen die oberen Atemwege betrifft. Ein kleiner Teil der Kinder (etwa 1%) erleidet eine schwere Bronchiolitis und muss stationär behandelt werden. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob die unterschiedliche Klinik der RSV-Infektion mit Abweichungen der zellulären Immunantwort einhergeht. Um den Einfluss des RS-Virus auf dendritische Zellen zu dokumentieren, wurde zunächst ein Modell der primären Immunantwort etabliert, bestehend aus dendritischen Zellen, naiven T-Zellen und dem Superantigen Toxic-Shock-Syndrom-Toxin 1 (TSST 1). Etwa 10% der naiven TZellen exprimieren die T-Zellrezeptorkette Vβ2. Diese Zellen wurden mit TSST 1 stimuliert und mittels Durchflusszytometrie analysiert. Zellkulturen, die mit RS-Viren infiziert wurden, produzierten signifikant weniger Interferon-γ im Vergleich zu nicht-infizierten Zellkulturen. Im ersten Teil der Studie wurde geprüft, ob die Zellkulturen tatsächlich die primäre Immunantwort imitieren . Naive T-Zellen und dendritische Zellen, gewonnen aus Nabelschnurblut und peripherem Blut im ersten und vierten Lebensjahr, wurden von 13 Kindern isoliert. Nach in vitro Infektion mit dem RS-Virus zeigte sich eine reduzierte Interferon-γ Produktion. Dieses Ergebnis zeigte keine Altersabhängigkeit und war bei jedem Kind individuell stabil. Auch eine im Beobachtungszeitraum erfolgte in vivo RSV-Infektion veränderte das Ergebnis nicht. Die primäre Immunantwort konnte in vitro dargestellt werden. Im zweiten Teil unserer Studie wurden von 26 Kindern, die im Laufe des ersten Lebensjahres wegen einer RSV-Bronchiolitis stationär behandelt wurden, und von 41 gesunden Kontrollkindern dendritische und naive T55 5. ZUSAMMENFASSUNG Zellen aus peripherem Blut gewonnen. Zum Zeitpunkt der Blutentnahme waren alle 67 Kinder im Mittel ein Jahr alt und gesund. Die Eltern beantworteten vor der Blutentnahme einen Fragebogen, der die Umgebungsfaktoren und die bis zu dem Zeitpunkt aufgetretenen respiratorischen Symptome erfasste. Es wurde bei allen Kindern ein Anti-RSV-IgGELISA-Test im Serum durchgeführt. Anhand des Ergebnisses wurde eine Einteilung in drei Gruppen vorgenommen: Kinder, die nicht mit RSV infiziert waren, Kinder, die Antikörper gegen RSV im Serum aufwiesen, aber nicht stationär behandelt wurden (mild-infizierte Kinder) und Kinder, die an Bronchiolitis erkrankt waren. Nach in vitro-Infektion der Zellkulturen mit RSV wurde die Rate Interferon-γ und Interleukin-4 produzierender Zellen mittels Durchflusszytometrie bestimmt. Dabei zeigte sich, dass die Kinder mit Bronchiolitis eine signifikant (p<0,001) geringere Rate Interferon-γ produzierender Zellen aufwiesen als die mild-infizierten Kinder. Der Anteil Interferon-γ produzierender Zellen der uninfizierten Kontrollgruppe wies eine weite Streubreite auf, war insgesamt jedoch niedriger (p<0,05) als die Interferon-γ Produktion der Zellen mild infizierter Kinder. Bezüglich der Interleukin-4 Produktion zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Zusätzlich wurden Zellkulturen aller Kinder teils mit polyIC stimuliert oder mit PMA restimuliert. Dies sollte eine maximale Interferon-γ Produktion bewirken. Außerdem wurden Zellkulturen zur Kontrolle weder mit RSV noch mit stimulierenden Substanzen inkubiert. Bei der anschließenden Messung der Rate Interferon-γ produierender Zellen zeigten sich keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen, so dass man bei allen Kindern von den gleichen Ausgangsbedingungen bezüglich der Kapazität der Interferon-γ Produktion ausgehen kann. Erklärt werden können die Ergebnisse der vorliegenden Studie damit, dass ein Zusammenhang zwischen Schwere der RS-Virusinfektion und der zellulären Immunantwort besteht. Unsere Arbeit zeigt, dass eine ho- 56 5. ZUSAMMENFASSUNG he Anzahl Interferon-γ produzierender Zellen im Rahmen der primären Immunantwort vor einer schweren RSV-Infektion schützt. . 57