Programm 20.11.2014

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BETREUTES
KONZERT
für Patienten, ihre
Angehörigen und
alle Interessierten
im Speiseraum
(Ebene 1)
Klinik für Geriatrie
Chefarzt: PD Dr. Dr. Claus Köppel
Niemegker Str. 45, 14806 Bad Belzig
Das Goldene Zeitalter in den
Niederlanden:
Musik des 17. Jahrhunderts
für Tasteninstrumente
Donnerstag, 20.11.2014, 14.00 Uhr
Pieter Cornet
(1562-1633)
Jan Pieterszoon Sweelinck
(1562-1621)
Paul Siefert
(1586-1666)
Andreas Düben
(1599-1697)
Antoni van Noordt
(1619-1675)
Heinrich Scheidemann
(1596-1663)
Jan Pieterszoon Sweelinck
(1562-1621)
Abraham van den Kerckhoven
(1618-1702)
Claus Köppel
Courante
Toccata à 4 voci im 4. Ton
Fantasia tertii toni ex E la mi
Praeludium quarti toni
Fantasia ex d
Praeambulum in d
Galliarda & Variatio in d
Variationen über “Mein junges
Leben hat ein End”
Fantasia ex g
Cembalo und Muselaar
Eintritt frei
Erstes betreutes Klinikkonzert für Patienten
in der Klinik Ernst von Bergmann Bad Belzig
Das Goldene Zeitalter in den
Niederlanden:
Musik des 17. Jahrhunderts für
Tasteninstrumente
Ende des 16. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte
prosperierte die Wirtschaft in den Niederlanden durch neu
erschlossene Kolonien und damit verbundenen regen Handel.
Zugleich blühten die Künste wie Malerei, Kunsthandwerk und
Musik in einer zuvor nicht gekannten Weise auf.
Im ersten betreuten Klinikkonzert für Patienten sollen ein
flämisches Cembalo und ein Muselaar aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts erklingen. Führend im Cembalobau
dieser Zeit war die Familie Ruckers in Antwerpen. Das
einmanualige Instrument ist mit einem Deckelinnengemälde
von Gillis van Coninxloo (1544 in Antwerpen-1607, in
Amsterdam) „König Midas“ und außen mit typischen
frühbarocken Ornamenttapeten versehen. Das Muselaar, eine
flämische Version eines Virginals oder Spinetts, zeichnet sich
klanglich durch ein ganz besonderes Obertonspektrum aus,
bei dem insbesondere ungerade Obertöne durch den in der
Mitte der Saite liegenden Anrisspunkt angeregt werden. Die Werkstatt der Familie Ruckers war
zu ihrer Zeit, d.h. im ausgehenden 16. und vor allem im 17. Jahrhundert, die in ganz Europa
angesehenste Produktionsstätte für Kielinstrumente. Manche der Instrumente der Familie
Ruckers erhielten ein Deckelinnenbild aus der Werkstatt Rubens und verdoppelten dann ihren
Verkaufspreis.
Die Instrumente dieser Familie standen hoch im Kurs und wurden als Luxusartikel hochpreisig
in ganz Europa verkauft. Dies ist bemerkenswert, da sonst üblicher Weise Instrumente zur
Vermeidung von zusätzlichen Transportkosten und nicht zu unterschätzenden Transportrisiken
(schlechte Wege, Risiko der Ausraubung) in der Regel mit den lokal verfügbaren
Ausgangsmaterialien vor Ort gefertigt und verkauft wurden. Der bemerkenswerte Klang der
Ruckers-Cembali machte sie zu den begehrtesten Instrumenten ihrer Zeit. Der Adel und die
bekanntesten Musiker vor allem im niederländischen und französischen Raum des 17. und 18.
Jahrhunderts waren die Besitzer dieser Instrumente. Die Cembalobauerfamilie Ruckers war in
Antwerpen wie innerhalb von Europa zu dieser Zeit allgemein üblich in einer Zunft (Gilde)
organisiert und zwar als örtliche Besonderheit hier zusammen mit den Malern und Tapezierern.
Dies macht die Verwendung von Tapeten zur Innenauskleidung der Instrumentflächen
verständlich. Beliebt bei den Tapetenmustern waren u.a. Seepferdchen.
Noch im 18. Jahrhundert wurden von französischen Cembalobauern alte Instrumente der
berühmten Ruckers-Familie aufgekauft, in ihrem Tastenumfang erweitert („ravalliert“), nach
zeitgenössischem Geschmack umdekoriert und unter dem nicht immer zutreffenden Hinweis auf
die Herkunft aus der Ruckersfamilie zu besonders hohen Preisen verkauft. Hans Ruckers
(1533/55-1598) war der Begründer der Familiendynastie.
Er ließ sich 1575 ausweislich der Kirchenbücher in
Antwerpen nieder. 1579 erhielt er die Zulassung als
Musikinstrumentenbauer durch die Sankt Lukas Gilde, der
Antwerpener Zunft für Kunsthandwerker und Künstler.
Zwei seiner Söhne wurden gleichfalls Instrumentenbauer.
Johannes Ruckers (1578-1642), übernahm die Geschäfte
nach dem Tode des Vaters, er erhielt die Zulassung der
Zunft im Jahre 1611. Andreas I. Ruckers (1579-1645),
arbeitete zuerst mit seinem Bruder Johannes, errichtete
dann seine eigene Werkstatt in der Nachbarschaft.
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Pieter Cornet (1562-1633) war ein franco-flämischer Organist, der zu Unrecht heute wenig
Beachtung findet und im Schatten des berühmten Sweelinck steht. Über seine Herkunft und die
ersten vierzig Jahre seines Lebens ist leider nichts bekannt. Möglicherweise war er ein
Nachkomme des französischen Komponisten Séverin Cornet. Im 17. Jahrhundert ist sein Wirken
in Brüssel nachgewiesen, wo er neben Peter Philips und John Bull die Stelle als Organist der
Hofkapelle innehatte. Von diesem sehr begabten Musiker und Organisten sind nur wenige,
allesamt sehr eindrucksvolle Werke überliefert, darunter fünf Fantasien, eine Toccata und weitere
Werke.
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) war Sohn einer
traditionsreichen Organistenfamilie. Er übte als Organist an der Oude
Kerk in Amsterdam großen Einfluss auf die Norddeutsche Orgelschule
des 17. Jahrhunderts aus. Berühmte Schüler des „deutschen
Organistenmachers“ waren u. a. Andreas Düben, Paul Siefert, Jacob
Praetorius der Jüngere, Johann Praetorius, Heinrich Scheidemann,
Samuel Scheidt und Melchior Schildt.
Sweelinck war ein prägender Komponist in der Zeit des Übergangs von
der Renaissance zum Barock. Er war für seine Improvisationen auf der
Orgel und dem Cembalo bekannt, und Besucher kamen von weither,
um den Orpheus von Amsterdam zu hören. Seine längste Reise führte
im Jahre 1604 nach Antwerpen, wo er für die Stadt Amsterdam ein
Cembalo kaufte, dessen Deckel heute im Rijksmuseum steht. Begraben
wurde er in der Oude Kerk. Sweelinck komponierte mehr als 70
Orgelwerke (u. a. Toccaten, Fantasien und Ricercare) und über 250 Vokalwerke wie Chansons
und Rimes sowie Psalmen und geistliche Gesänge. Er verband Elemente der englischen
Virginalmusik mit dem italienischen Orgelstil, es entstand der Vorläufer der Orgelfuge.
Paul Siefert (1586-1666) kam als gebürtiger Danziger dank eines Stipendiums des Danziger
Stadtrates von 1607 bis vermutlich gegen Ende 1610 zu einem Studienaufenthalt nach
Amsterdam, wo er Schüler von Sweelinck war. Nach der Rückkehr wurde er stellvertretender
Organist in Danzig. Von 1611 bis 1616 war er Organist zunächst an der altstädtischen Kirche in
Königsberg, anschließend Organist der Warschauer Hofkapelle Sigismunds III. von Polen. 1623
wurde er als Nachfolger von Michael Weyda zum Organisten der Marienkirche Danzig berufen,
wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Siefert versuchte sich gegen seinen Widersacher, den
Warschauer Kapellmeister Marco Scacchi, zu behaupten. Beide Komponisten veröffentlichten im
Wettstreit mehrere Musiksammlungen. Andreas Neunhaber und Christoph Bernhard waren
Schüler von Siefert.
Andreas Düben (1597-1662) war Sohn des Andreas Düben (1558–
1625), Organist an der Thomas-Kirche zu Leipzig. Er erhielt seine
Ausbildung von 1614 bis 1620 in Amsterdam bei Sweelinck und
übernahm ein Jahr nach seinem Umzug nach Schweden 1624 die Stelle
als Hoforganist in Stockholm. Er blieb dieser Stadt treu und wirkte dort
später als Organist der deutschen Kirche St. Gertrud und
Hofkapellmeister der Königlich Schwedischen Hofkapelle (Kungliga
Hovkapellet). Seine Nachfahren übernahmen das Amt des Hofkapellmeisters bis in die erste
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter den wenigen von ihm erhaltenen Werken finden sich eine
Motette, ein Miserere sowie einige Orgelkompositionen, in denen der Kompositionsstil von
Sweelinck deutlich zu erkennen ist.
Heinrich Scheidemann (1596-1663) erhielt seine erste musikalische
Ausbildung durch seinen Vater David Scheidemann, welcher zunächst
Organist in Wöhrden und ab 1604 an der Hamburger Katharinenkirche
war. Von 1611 bis 1614 nahm er gemeinsam mit seinem Freund Jacob
Praetorius ein dreijähriges Studium bei dem seinerzeit sehr bedeutenden
Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam auf, welches ihm
durch die Gemeinde der Katharinenkirche finanziert wurde. Hintergrund
dieses Stipendiums war der Wunsch aller Hamburger Hauptkirchen,
dass ihre zukünftigen Organisten eine Ausbildung bei Sweelinck
erhielten. 1629 trat Heinrich Scheidemann die Nachfolge seines Vaters
im Amt des Organisten an der Hamburger Kirche St. Katharinen an. Dieses Amt bekleidete er bis
zu seinem Tode. Scheidemann erlangte durch sein Wirken und seinen Einfluss auf andere
Organisten und Kantoren ein hohes Ansehen im Musikleben Hamburgs und galt als
herausragender Orgelmeister. Er prüfte außerdem zahlreiche Orgeln im norddeutschen Raum.
Als sein bedeutendster Schüler gilt Johann Adam Reincken, der nach Scheidemanns Tod dessen
Nachfolger als Organist an der Kirche St. Katharinen wurde. Heinrich Scheidemann wird als
Mitbegründer der Norddeutschen Orgelschule angesehen, die den Stil Sweelincks mit der
norddeutschen Barocktradition verband, und gilt als der bedeutendste Komponist für Orgelwerke
des frühen 17. Jahrhunderts. Seine kompositorischen Werke umfassen hauptsächlich Präambeln
(Choralvorspiele), Choräle für Orgel, Magnificate, geistliche Lieder, Kyrie und Tanzsätze.
Anthoni van Noordt (1619-1675) war der Sohn von Sybrand van Noordt und der Bruder von
Jacobus und Jan, wobei Anthoni bei weitem das berühmteste Mitglied dieser musikalischen
Familie ist. Da er stilistisch Ähnlichkeit mit Jan Pieterszoon Sweelinck aufweist, wird er als
Schüler dieses Amsterdamer Organisten und Komponisten angesehen. Van Noordt wurde 1638
Organist in der Nieuwe-Zijdskapel in Amsterdam und blieb das bis 1664. Bis 1673 war er dann
Organist der Nieuwe Kerk zu Amsterdam. Er wurde berühmt durch sein Tabulaturboeck van
psalmen en fantasyen, das 1659 in Amsterdam erschien. Hierin finden sich zehn eindrucksvolle
Psalmen und sechs Fantasien im Stil Sweelincks. In ihnen wird deutlich, dass vierzig Jahre nach
Sweelincks Tod dessen Schule nicht nur in Norddeutschland, sondern auch in den Niederlanden
noch weiterwirkte.
Abraham van den Kerckhoven (1618-1702) entstammte einer flämischen Musikerfamilie des
16. bis 18. Jahrhunderts. Weitere musikalisch tätige Mitglieder der Familie waren Antoine, Jean,
Pierre, Philipp und Melchior van den Kerckhoven. 1633 wurde Abraham van den Kerckhoven
Organist der Kirche Sainte Catherine (Sint-Katharinakerk) in Brüssel. 1647 wurde er als
Nachfolger von Johann Caspar von Kerll Hofmusiker und Organist des Erzherzogs Leopold
Wilhelm von Österreich. Seit 1656 war er für mindestens 14 Jahre erster Organist der
Königlichen
Kapelle.
Kerckhovens
Orgelwerke sind hauptsächlich durch eine
Handschrift der Bibliothèque Royale in
Brüssel überliefert. Es handelt sich um
eine handgeschriebene Sammlung von
Orgelnoten, die J. I. J. Cocquiel, Organist
und Priester der Sint-Vincentiuskerk in
Soignies, 1741 zusammenstellte. Die
Handschrift, auch Cocquiel-Manuscript
genannt, enthält 365 Stücke, die aber nur
zu einem kleinen Teil ausdrücklich mit
Kerckhovens Namen gekennzeichnet sind.
Meist handelt es sich um kurze Versetten
für den liturgischen Gebrauch, daneben
enthält die Handschrift auch acht
Fantasien, eine Fuge sowie drei Präludien
und Fugen. Wie viele der nicht namentlich
gekennzeichneten Stücke des CocquielManuskriptes von Kerckhoven stammen,
ist ungeklärt; einige Stücke der Sammlung
sind jedenfalls von anderen Komponisten
(Christian Erbach, Petrus Papen u.a.).
Kompositorisch
orientierte
sich
Kerckhoven an seinem Vorgänger an der
Kirche Sainte Catherine, Pierre Cornet,
außerdem an Girolamo Frescobaldi,
Johann Jakob Froberger und an der
Figurationskunst
Jan
Pieterszoon
Sweelincks.
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