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Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
„Jugendliche und Alkohol - nüchtern betrachtet“
22.3.2011, Hannover
DER UMGANG
VON MÄDCHEN UND JUNGEN
MIT ALKOHOL
Christel Zenker, Berlin
THEMEN
1. Gender
2. Welche Rolle spielt Alkohol in der Jugend?
3. Konsumdaten
4. Bewertung des Alkoholkonsums
5. Risiken und Folgen
6. Suchtentwicklungen
7. Prävention
8. Gendersensible Angebote
9. Genderkompetenz der Fachkräfte
C. Zenker 2011
DIE GENDER - KONSTRUKTION
„Gender“ ist das soziale, erlernte Geschlecht,
„Sex“ das genetische, biologische.
Nach der Geschlechtszuordnung bei der Geburt
setzt ein fortwährender Differenzierungsvorgang
ein.
Eltern projizieren ihre Rollenvorstellungen auf die
Kinder.
Die von den Töchtern / Söhnen gezeigten
Verhaltensweisen und potentiellen Fähigkeiten
werden ein Leben lang geschlechtstypisch
verstärkt oder unterbunden.
C. Zenker 2011
GENDER WIRKT
GESELLSCHAFTLICH UND INDIVIDUELL
Es gibt genderabhängige kulturelle Übereinkünfte
und gesellschaftliche Normierungen: Typisch
Mädchen / Frau – typisch Junge / Mann, mit vielen
Facetten. Diese Übereinkünfte sind zeitabhängig
und werden geprägt von sozialer Lage, Alter,
Ethnizität.
Gender prägt das Individuum bezüglich seiner
Identität, Handlungs-, Denk- und Gefühlsmuster.
Gender kann dekonstruiert werden!
C. Zenker 2011
WORLD VISION 2007
8 - 11 Jährige, N = 1.592
Mädchen konsumieren weniger Medienangebote
als Jungen (18% : 82%)
Mädchen üben weniger Gewalt aus als Jungen
(6% : 15%)
Eltern streiten mit Mädchen vor allem ums
„Aufräumen“, mit Jungen vor allem um „Schule“.
Signifikant weniger Mädchen als Jungen
erhalten regelmäßig Taschengeld.
C. Zenker 2011
WELCHE ROLLE SPIELT
ALKOHOL
IN DER JUGEND?
DIE BEDEUTUNG DES ALKOHOLS IM
LEBEN VON MÄDCHEN UND JUNGEN
1. Alkohol spiel keine oder geringe Rolle.
2. Alkoholkonsum in Kindheit / Jugend ist eine
zwar mit Risiken behaftete aber
vorübergehende Erscheinung.
3. Wenn Alkohol als Problemlösungsstrategie
eingesetzt wird, weil andere Copingstrategien
oder protektive Faktoren nicht zur Verfügung
stehen, verfestigen sich riskante
Konsummuster. Frühe oder späte
Suchtentwicklungen sind wahrscheinlich.
C. Zenker 2011
ERKLÄRUNG DER
ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE
Höherer Status im Freundeskreis
Leichtere Anbahnung erster intimer Beziehungen
Ablösung vom Elternhaus (Unabhängigkeit
demonstrieren, Verletzung elterlicher Kontrolle)
Etablierung eines eigenen Wertesystems,
Identitätsbildung
Hedonistisches Selbstkonzept in Abgrenzung zu
normativen Erwartungen
Übernahme von Verhaltensweisen Erwachsener
(Reese u. Silbereisen, 2001)
C. Zenker 2011
WIRKUNGSERWARTUNG
(BZgA 2004; 12- bis 24 Jährige)
Alkohol ..
.. sorgt für gute Stimmung (67%)
.. fördert in Maßen die Gesundheit (34%)
.. sollte man trinken, um lockerer zu sein (32%)
.. hilft, wenn man deprimiert ist (13%)
.. schafft die richtige Entspannung nach einem
anstrengenden Tag (12%)
.. vertreibt die Langeweile, wenn man allein ist (3%)
C. Zenker 2011
ALKOHOLWIRKUNG
Jungen
(%)
Mädchen
(%)
HS
(%)
GY
(%)
Fühle mich glücklich
53
50
47
52
Fühle mich entspannt
58
45
49
54
Vergesse meine Probleme
41
41
50
36
Tue Dinge, die ich später
bereue
25
26
30
23
Gefährde meine Gesundheit
37
37
55
29
(ESPAD 2007, D, N = 12.448;
15-16 J.)
C. Zenker 2010
2011
ALKOHOL
BEGRIFFE - GRENZWERTE
1 Drink = 1 alkoholisches Getränk,
enthält ca. 10 g Reinalkohol, das sind
0,3 L Bier oder 0,2 L Wein oder 4 cL Schnaps.
Riskanter Konsum Jugendliche (BZgA):
Jungen: Mehr als 24 g,
Mädchen: mehr als 12 g Reinalkohol / Tag
Gefährlicher / Hoch-Konsum
Frauen > 40 g Reinalkohol tgl., Männer > 80 g
Binge-Drinking, Rauschtrinken, Komasaufen,
Kampftrinken: 4 / 5 (Frauen / Männer) oder mehr Gläser
Alkohol bei einer Gelegenheit
C. Zenker 2011
RISKANTER KONSUM 2010
(BZgA 2011)
Mädchen: > 12 g;
Jungen: > 24 g Reinalkohol tgl.
Bei den 12 – 15jährigen Mädchen und
Jungen kein riskanter Alkoholkonsum.
Ab dem 16. – 21. Lebensjahr ist die Anzahl
der männlichen Jugendlichen mit riskantem
Alkoholkonsum fast doppelt so hoch wie die
der weiblichen:
(männlich 16 - 17J: 15%, 18 - 20 J. 20%).
C. Zenker 2011
KRANKENHAUSAUFENTHALT WEGEN
ALKOHOLVERGIFTUNGEN 2004 - 2008
(Stat. Bundesamt 2009)
14000
15 - 19 J
12000
10000
8000
2004
2008
10 - 14 J
6000
4000
2000
0
weiblich
männlich
weiblich
männlich
C. Zenker 2011
BINGE-TRINKEN 2010
30 TAGE - PRÄVALENZ
(BZgA 2011)
Alter
Mädchen
1 Mal
(% ger.)
Jungen
1 Mal
(% ger. )
Mädchen
mind. 4 Mal
(% ger.)
Jungen
mind. 4 Mal
(% ger.)
12 - 15
5
8
0,2
2
16 + 17
27
43
7
19
18 - 21
28
52
6
20
C. Zenker 2011
BINGE DRINKING - MOTIVE
(Kuntsche et al. 2004)
Gruppe 1 konsumiert in Erwartung von Spaß,
aufregenden Erlebnissen, Vergnügung und
vereinfachter Sozialkontakte. Die Erwartung
gesteigerter sexueller Aktivitäten spielt eine
große Rolle (beide Geschlechter).
Gruppe 2 trinkt zur Spannungsreduktion,
Stressbewältigung und im Sinne einer
Selbstmedikation zur Regulierung negativer
Affekte.
C. Zenker 2011
BINGE DRINKING UND WEITERE DROGEN
(D´Amico et al. 2001)
USA: High School - Schüler einer
„binge drinking“ - Gruppe (9. bis 12. Klasse) zeigten
im Vergleich zu Peers ohne „binge drinking“ (in
Klammern) folgende 30-Tages-Prävalenz
Tabak
61 %
(34 %)
Cannabis
59 %
(28 %)
andere illegale Drogen 34 %
(10 %).
C. Zenker 2011
RAUCHEN
(KIGGS: 2003-2006; N = 17.641; 0-17 J.)
Mehr 12-15jährige Mädchen als Jungen
rauchen täglich, ab dem 16. Lebensjahr mehr
Jungen
Mädchen gehören seltener zu den stark
Rauchenden
C. Zenker 2011
ESSVERHALTEN
KIGGS 2007 (2003-2006; N = 17.641; 0-17 J.)
Mehr Mädchen als Jungen (11-17 J.) zeigen ein
auffälliges Essverhalten (29% : 15%).
Verdachtsfälle bei Mädchen nehmen in der
Adoleszenz zu, bei Jungen ab.
GA Bremen 2009 (N = 602; 12-17 Jahre)
Mehr Mädchen als Jungen zeigen ein gestörtes
Essverhalten (24% : 11%)
hielten sich für zu dick (47% : 35%)
hatten Diäterfahrungen (35% : 16%).
C. Zenker 2011
BEWERTUNG DES
ALKOHOLKONSUMS
BEWERTUNG DES ALKOHOLKONSUMS
Gruppengespräche mit Jugendlichen (Landolt 2010)
Jungen
keine Erklärung bzgl. des Alkoholkonsums nötig
Heldengeschichten, eigene Stärke wird fokussiert
Gewinner von Trinkspielen
Mädchen
Keine Heldinnengeschichten
Alkoholkonsum muss erklärt werden,
weil das zu viel Trinken als Normüberschreitung gilt.
Entschuldigungen: Nicht wissen wie..
Alkoholkonsum kann sauber oder schmutzig sein.
C. Zenker 2011
GENDERTYPISCHER ALKOHOLKONSUM
(JAH - Studie Berlin (2009): 65 Mä., 113 Ju.; 60% 11-17 J. alt)
Mädchen befürworten zu einem höheren Prozentsatz
als Jungen alkoholfreie Partys.
Jungen schreiben dem A. häufiger pos. Wirkungen zu
als Mädchen. „Alkohol verbindet, macht Freunde“
(35% Jungen, 24% Mädchen)
Die Folgen der Trunkenheit werden von fast allen als
negativ gesehen: bes. Kontrollverlust und Übelkeit
C. Zenker 2011
MÄDCHEN (UND JUNGEN) STÖRT.. (%)
(JAH - Studie 2009)
Trinkverhaltensweisen
bei Jungen
bei Mädchen
.. Aggressivität
41
(41)
15
(5)
.. übermäßiges Trinken
21
(17)
12
(17)
.. abstoßendes Verhalten
15
(9)
-
.. werden aufdringlich
8
(1)
-
.. lassen sich gehen
-
16
(12)
.. werden zu emotional
-
12
(11)
(25)
34
(45)
nichts stört
9
C. Zenker 2011
WENN MÄDCHEN BETRUNKEN SIND
(JAH - STUDIE 2009)
In dieser Kategorie fallen die Bewertungen (von beiden
Geschlechtern) besonders negativ aus
„Machen Sachen, die sie später bereuen“
„ Lassen sich schneller als sonst von Jungen
anmachen, lassen sich anfassen, ziehen sich vor
Jungs aus “
„ Sie verhalten sich wie Dreck “,
„ Sie verhalten sich nuttig “
„ Sie werden zu Schlampen“
C. Zenker 2011
RISIKEN UND FOLGEN
ALKOHOL: UNTERSCHIEDE ZU
ERWACHSENEN
Es besteht eine hohe Toleranz gegenüber der
Alkoholwirkung, mit weniger Entzugserscheinungen,
was die hohen Binge Drinking - Raten erklären
kann.
Das Abhängigkeitsrisiko ist im Jugendalter
besonders hoch und beim weiblichen Geschlecht
höher als beim männlichen.
(Caentano u. Babor 2006)
C. Zenker 2011
RISIKEN DES BINGE - TRINKENS
(Stolle et al. 2009)
USA: Doppelt so hohes Risiko für Suizidversuche bei
Mädchen (8. Klasse), die Rauschtrinken praktizierten,
verglichen mit Mädchen, die nicht tranken.
Frühe sexuelle Aktivität, häufig wechselnde
Sexualpartner: Ungewollte Schwangerschaften,
Geschlechtskrankheiten
Das Risiko, Opfer ungewollter Sexualität zu werden,
steigt mit eigenem „binge drinking“ ca. um das
Dreifache.
Ca. 50 % der Mädchen, die sexuelle Übergriffe erlebten,
hatten zuvor Alkohol oder andere psychotrope
Substanzen konsumiert.
(Verkehrs-) Unfälle, Gewalttaten
C. Zenker 2011
FOLGEN DES BINGE - TRINKENS
(Stolle et al. 2009)
Episodisches „binge drinking“ kann neurotoxisch wirken
Kognitive Einschränkungen im verbalen und
nonverbalen Bereich
Beeinträchtigungen des räumlichen
Vorstellungsvermögens
Volumenverminderung der vorderen Hirnrinde,
die oberstes Kontrollzentrum für eine angemessene
Handlungssteuerung ist und gleichzeitig intensiv an der
Regulation emotionaler Prozesse beteiligt ist.
C. Zenker 2011
SOZIALE RISIKOFAKTOREN
Niedriger sozioökonomischer Status Eltern
Geringe Schulbildung
Größere Menge an verfügbarem (Taschen-) Geld
Exzessiv konsumierende Peers
C. Zenker 2011
PSYCHOSOZIALE RISIKEN
HBSC-Studie Thüringen (2010); N=4.788; 11-16 J.
Mädchen
Jungen
müde u. erschöpft
49
42
gereizt
35
29
schlecht einschlafen
34
24
Depression, Ängste
14
5
Peer-Probleme
24
32
Verhaltensauffälligkeiten
13
21
(Prozentangaben)
C. Zenker 2011
GENDER - RISIKOFAKTOREN
MÄDCHEN
Klassische Weiblichkeitskonstruktion
Alkohol zur Entlastung bei Vernachlässigung
eigener Bedürfnisse zugunsten Anderer:
Anspruchslosigkeit, Passivität
Ohnmachtserfahrungen
Veränderte Weiblichkeitskonstruktion heute
Manipulation des Körpers
Demonstration von Emanzipation, Cool – Sein,
Distanzierung von Weiblichkeitsvorstellungen
Dem Freund / Partner gefallen wollen
C. Zenker 2011
GENDER - RISIKOFAKTOREN
JUNGEN
Klassische Männlichkeitskonstruktion mit Alkohol ..
beim Risikoverhalten und bei Regelverletzungen,
zur Angstüberwindung,
bei Überforderung (gefordertes Stark-Sein),
zur Spannungsentlastung bei instrumentell / funktionell
geprägtem Selbst- und Körperkonzept: Rationalität ↑,
Kontrolle ↑, Emotionalität ↓,
gegen Stummheit, Einsamkeit.
Defizitäres Gesundheitsverhalten
Verunsicherte Männlichkeitskonstruktion heute
Veränderung tradierter sozialer Rollen
Verringerte gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten
C. Zenker 2011
FAMILIÄRE RISIKOFAKTOREN
(wirken insbesondere auf Mädchen)
Vernachlässigung
Erziehungsstil: übermäßige Härte, Aggressivität
Mangelnde emotionale Tragfähigkeit
Inkonsistentes, widersprüchliches Erziehungsverhalten
Verlusterlebnisse
Sucht in der Familie (In D wachsen ca. 2,7 Millionen
Kinder / Jgdl. bis zu 18 Jahren in alkoholbelasteten
Familien auf.)
Gewalterfahrung: psychische, körperliche, sexuelle
(körperliche Gewalt durch die Eltern: jeder 2. Junge,
jedes 5. Mädchen, 8 - 11 J., World Vision 2007)
C. Zenker 2011
RISIKOFAKTOREN UND FOLGEN
Die sozialen und familiären RF werden
von Mädchen internalisiert:
Unsicheres, ängstliches, reizbares Verhalten,
sozialer Rückzug, ängstlich-depressive Störungen,
Selbstwertprobleme, selbstverletzendes
Verhalten. Konsum von Alkohol und
Medikamenten, Essstörungen.
von Jungen externalisiert:
Verbale / körperliche Aggression, emotionale
Ausbrüche, Verhaltensstörungen, ADHS,
Dissozialität. Riskanter Konsum von Alkohol,
illegaler Drogenkonsum.
C. Zenker 2011
ALKOHOLABHÄNGIGKEITSRISIKO (OR)
EDSP: N=3021; 14 – 24J. (Lachner & Wittchen (1997)
Eltern mit Alkoholproblemen
Männliche
Probanden
Weibliche
Probanden
Nur Vater
2.01 **
Nur Mutter
3.29 ***
15.94***
18.77 ***
28.00 ***
8.69 ***
**: p<.01; ***: p<.001
Beide Elternteile
**: p<.01; ***: p<.001.
C. Zenker 2011
JUGENDLICHENBEFRAGUNG
BMG (2009): Jugend, Gender, Sucht (75 ♂, 28 ♀. 13 - 22 J.)
Mädchen
Jungen
Ich wohne nicht mehr zu Hause
57
36
Ich habe Körperverletzungen begangen
54
76
Ich war vor Gericht wegen Gewaltstraftaten
36
48
Ich war Opfer von Körperverletzungen
innerhalb der Familie
14
7
Ich habe Essstörungen
21
5
Psychische Beschwerden (SCL-K-9)
89
82
(Prozentangaben)
C. Zenker 2011
BETREUERBEFRAGUNG GA Bremen (2008):
JUGENDLICHE MIT SUCHTPROBLEMEN (196 ♂, 92 ♀. 12-19 J.)
Mädchen
Jungen
Lern- und Leistungsschwierigkeiten
64
73
ohne Eltern aufgewachsen
38
20
Körperliche, sexuelle Gewalterfahrungen
46
34
Suizidversuche
24
7
Psychische Probleme: Ja
weiß nicht
69
11
41
25
(Prozentangaben)
C. Zenker 2011
PRÄVENTION
VERHÄLTNISPRÄVENTION WIRKT
Universelle Prävention
Konsequente Umsetzung des Jugendschutz- und
Gaststättengesetzes (inkl. Testkäufe),
Einschränkungen der Verfügbarkeit (z. B.
Preiserhöhungen)
Abgabebeschränkung alkoholhaltiger Getränke (inkl.
Bier + Wein + Mixgetränke) an Jgdl. < 18 J.
Konsumverbot in der Öffentlichkeit bei < 18 Jährigen,
Verbot des Ausschanks an betrunkene Gäste
Autofahren: Zufallsatemtest,
(„0 Toleranz“) Promillegrenzen für junge Fahranfänger,
Discobusse
s. a. Stolle (München 2010)
C. Zenker 2011
SCHULKLIMA UND KONSUM
J.-C. Vuille: Berner Schulstudie (2004) (6- und 8-Klässler)
Je besser das Schulklima (gebildet aus Lehrer-, Schulleiter- und
Schülervariablen) desto weniger haben 8 - Klässler geraucht, desto
weniger waren sie schon einmal betrunken, desto seltener wurde
Cannabis geraucht.
Die psychosozialen Schutzfaktoren:
Positive Grundstimmung, aktive Problemlösungsstrategie,
angepasstes Sozialverhalten, gute Schulleistungen,
Unvereinbarkeit von Suchtmittelkonsum + persönlichen
Lebenszielen,
waren in Schulen mit gutem Schulklima stärker ausgeprägt.
Ausnahme: Die positive Grundstimmung wurde nicht vom
Schulklima beeinflusst.
Bei 0 Schutzfaktoren 71% geraucht, bei 4-5 Schutzfaktoren 3%.
Mit diesem Modell kann ca. ein Drittel der Unterschiede zwischen den
Jugendlichen in Bezug auf Suchtmittelkonsum erklärt werden.
C. Zenker 2011
VERHALTENSPRÄVENTION:
GENDERSENSIBEL
Selektive Prävention
Zielgruppen: Peer- / Jugendgruppen
Projekte, keine Frontalansprachen
Intervention unter Einbezug geschulter
(gleichgeschlechtlicher) Peers
Stärkung von Lebenskompetenzen und Selbstwirksamkeit
Alternativen aufzeigen / durchführen (Freizeit)
Indizierte Prävention bei Suchtproblemen / Risikokonsum
Kooperationen zwischen Jugendhilfe, Familienhilfe,
Jugendgerichtshilfe, Suchthilfe, Entgiftung,
Kinder- / Jugendpsychiatrie
Im Krankenhaus: MI - Kurzintervention, Gruppenangebot,
Elterngespräch, Abschlussgespräch, regionale Alk.präv.
C. Zenker 2011
PRÄVENTION – WAS WENIG WIRKT
Öffentliche Aufklärungskampagnen
Warnhinweise
Werbeverbote
Promotion alkoholfreier Aktivitäten / Events
Aufklärungsunterricht in Schulen
Freiwillige Verhaltenskodexe
Nach Stolle (München 2010)
C. Zenker 2011
CHECKLISTE GENDERPERSPEKTIVE
1.
Problemdefinition
2.
Lösungsstrategie
3.
Werden die Lösungen geschlechtsspezifisch entwickelt
(Mitarbeiter- und Adressatenebene)?
Umsetzung
4.
Werden die Probleme geschlechtsspezifisch erfasst?
Projektorganisation: Sind „weiblicher“ und „männlicher“
Blick vertreten?
Werden Mädchen- (Jungen-) anliegen gerecht und
sensibel berücksichtigt?
Überprüfung
Erfolgt die Dokumentation und Auswertung der Zugänge,
Erfolgs-, Abbruchquoten, Zielerreichung und die
Auswertung der Erfahrung der weiblichen / männlichen
Projektmitarbeiter geschlechtsspezifisch?
C. Zenker 2011
ERWEITERUNG DER
FACHKOMPETENZEN
1.
Jugendspezifische Qualifizierung:
Suchtfachkräfte
2.
Suchtspezifische Qualifizierung:
Jugendfachkräfte, Lehrer, medizinisches
Personal, Polizei
3.
Genderkompetenz, auch in Aus-,
Weiterbildungen
4.
Gendersensible, interkulturelle Konzepte
C. Zenker 2011
Gendersensible
Angebote
BERÜCKSICHTIGUNG VON GENDER IN DER
ARBEIT MIT MÄDCHEN ODER JUNGEN
Erfahrungen als Mädchen / Junge
Erfahrungen mit Mutter und Vater
Eigenbild - Idealbild
Sexualität
Einstellung / Verhalten gegenüber dem eigenen
und anderen Geschlecht
Rolle als Freund/ Freundin, Partnerin / Partner
Aktive und passive Gewalterfahrungen
C. Zenker 2011
GESCHLECHTERHOMOGENE GRUPPEN
Schutz und Freiraum gewähren
Reflexion der bisher gelebten Geschlechtsrolle
Überwindung eines einengenden
Rollenverständnisses: Alternativen anerkennen
Ressourcen spürbar machen
Solidarität spüren
Tabuisierte, schambesetzte Themen und
Kränkungen ansprechen und offenbaren:
Gewalterfahrungen, geichgeschlechtliche Liebe,
Kontrollverlust, (ungewollter) Sex
C. Zenker 2011
GESCHLECHTERÜBERGREIFENDE
GENDER - ANGEBOTE
Gemeinsame Reflexion gesellschaftlicher
Genderkonstruktionen
Entwicklung von Dialog- und
Handlungsfähigkeit
Förderung gegenseitigen Verstehens und
Lernens
Erprobung der neu-definierten Geschlechtsrolle
C. Zenker 2011
Genderkompetenz
der Fachkräfte
VORBILDFUNKTION
Die positive Verankerung in der Geschlechtsrolle ist
Vorbedingung für Professionalität.
Prävention, Beratung und Therapie werden negativ
beeinflusst, wenn Fachkräfte ..
vom eigenen oder anderen Geschlecht frustriert sind
oder gekränkt wurden
ungelöste Autoritätskonflikte in die Arbeit tragen
keine professionelle Distanz, fixierte Adoleszenz
Herrschaftsansprüche durchsetzen (strafender
Vater, überfürsorgliche Mutter)
C. Zenker 2011
PROFESSIONALITÄT:
GENDER - SELBSTREFLEXION
Was weiß ich vom anderen Geschlecht?
Kann ich das Anders-als-ich-selbst-Sein von Frauen,
Männern ertragen?
Was ruft meine Akzeptanz, Ablehnung oder Wut bei
Anderen hervor?
Ist mein Verhältnis von Neid, Konkurrenz geprägt?
Von welchem Geschlecht lasse ich mir mehr bieten?
Bei welchem bin ich unterwürfiger?
Welches Geschlecht nehme ich ernster als das andere?
C. Zenker 2011
LITERATUR - AUSWAHL
Zenker C (2009): Gender in der Suchtarbeit.
Hrsg: fdr-Texte #9. Neuland
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