Nahrungsergänzung - Mythen und Fakten

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
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Nahrungsergänzung - Mythen und Fakten
Mit Nahrungsergänzungsmittel werden in Deutschland Milliardenumsätze gemacht. Doch brauchen wir tatsächlich solche Präparate, um unseren Vitamin- und Mineralstoffhaushalt aufzupeppen?
Nahrungsergänzungsmittel gehören in
Deutschland mit einem Umsatz von jährlich
mehr als 1,3 Milliarden Euro zu den am häufigsten verkauften Produkten in Apotheken,
Drogerie- und Supermärkten sowie im Internet.
Doch schmiert Grünlippmuschel wirklich die
Gelenke? Hält Lutein eine Makuladegeneration
auf? Stimmt es, dass Vitamin C vor Herzinfarkt
und Krebs schützt?
Es gibt unzählige frei verkäufliche Produkte mit
gut klingendem Verkaufsslogan. Zudem verbinden die meisten Menschen mit Vitaminen
und Mineralien positive Begriffe wie Vitalität,
Lebenskraft, Wohlbefinden, Energie und ein
gesundes Immunsystem. Doch sind die Produkte wirklich besser als natürliche Nährstofflieferanten wie Obst und Gemüse, Vollkorn,
Fisch oder Milchprodukten?
Inhaltsloses Gemüse, ausgelaugte Böden?
Immer wird von einigen behauptet, dass in
Gemüse und Obst zunehmend weniger Vitalstoffe enthalten seien. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist der Sache auf den
Grund gegangen und hat Experten aus 60
Forschungsinstituten befragt. Sie kommen zu
dem Schluss, dass der Nährstoffgehalt pflanzlicher Lebensmittel seit Jahrzehnten gleich
geblieben ist. Durch die intensive Düngung sei
der Nährstoffgehalt der Böden sogar gestiegen. Aussagen, nach denen unsere Äcker
ausgelaugt sind, konnten nicht bestätigt werden.
Nahrungsergänzung nur im Ausnahmefall
Die Deutschen verzehren pro Kopf im Schnitt
250 Kilo Obst und Gemüse pro Jahr. Dazu
kommen rund 40 Liter Fruchtsaft pro Einwoh-
ner. Studien zeigen zudem, dass die meisten
Menschen ausreichend gut mit Vitaminen und
Mineralstoffen versorgt sind. Ein leichter Mangel bestehe lediglich bei Folsäure und Vitamin
D. Demnach sind Nahrungsergänzungsmittel
für sich normal ernährende gesunde Personen
überflüssig. Nach Meinung von Ernährungsexperten sind solche Mittel allenfalls für Menschen sinnvoll, die unter chronischen MagenDarm-Erkrankungen oder Krebs leiden. Auch
für schwangere Frauen und alte Menschen
könne das eine oder andere Präparat sinnvoll
sein.
Betagt und mangelernährt
Fehl- und Mangelernährung sind zu einer der
häufigsten und am wenigsten beachteten
Krankheiten im Alter geworden. Nach Schätzung des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) leiden in
Deutschland 1,6 Millionen der über 60Jährigen unter chronischer Mangelernährung.
Davon leben 1,3 Millionen zu Hause und
330.000 in Altenpflegeheimen.
Die Ursachen für die Defizite sind vielfältig.
Alleinstehende scheuen oft den Aufwand, zu
kochen. Generell nehmen im Alter Geruchsund Geschmackssinn ab. Deswegen bevorzugen Senioren eher intensiv schmeckende
Speisen wie Marmelade oder Kuchen statt
Vollkornbrot und Salat. Auch Kaubeschwerden
durch schlecht sitzende Prothesen führen dazu, dass vermehrt "totgekochte", also sehr
weiche Speisen statt Rohkost gegessen werden. Bei Schlaganfall- und ParkinsonPatienten erschweren zudem organische oder
motorische Störungen das Kauen und Schlucken (z.B. Nachlassen des Schluckreflexes).
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Viele Ältere verlieren das Durstempfinden. Wer
kaum Flüssigkeit zu sich nimmt, produziert
weniger Speichel, was ebenfalls das Kauen
und Schlucken erschwert. Eine weitere Ursache für abnehmenden Appetit, nachlassenden
Durst und veränderte Geschmacksempfindung
können auch bestimmte Medikamente (zum
Beispiel Herzmedikamente oder Antidepressiva) sein. In Folge der Mangelernährung kommt
es zumeist zu einem Defizit an Vitamin B12.
Bei Diabetikern ist eine Unterversorgung an
Vitamin B1 abzuklären. Auch Vitamin D, das
durch Sonne in der Haut gebildet wird, fehlt
Senioren häufig.
Dennoch werden Nahrungsergänzungsmittel in
der Mehrheit nicht von Hochbetagten gekauft.
Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigt,
die typischen Pillenkäufer sind Leute, die sich
besonders gesund ernähren. Sie treiben mehr
Sport als alle anderen und sind eher schlank
als übergewichtig. Ungefähr 36 Prozent der
Deutschen kaufen Nahrungsergänzungsmittel.
Vitamin B12 - Vitalstoff aus dem Fleisch Der
durchschnittliche tägliche Bedarf an Vitamin
B12 beträgt ca. 2 Mikrogramm. Bei mehr als
100 Vorgängen wird das Vitamin im Körper
gebraucht. Vor allem bei der Blutbildung, bei
Zellteilung oder im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel spielt es eine wichtige Rolle. Beim
gesunden Menschen ist so viel Vitamin B12 in
der Leber gespeichert, dass der Vorrat zwei
bis drei Jahre reicht. Risikogruppen für einen
B-12-Mangel sind Personen über 60, chronisch
Kranke, Schwangere und Stillende sowie
Säuglinge. Anzeichen für eine Unterversorgung sind neurologische und psychische Veränderungen die einer Demenz, einer Alzheimererkrankung oder einer Depression ähneln
können. Lange Zeit kann sich ein B-12-Mangel
auch mit diffusen Symptomen wie Müdigkeit,
Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche, Depression, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Migräne, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Rückenschmerzen oder Muskelschwäche zeigen. Die Ursachen für den B-12Mangel sind vielfältig: Eingeschränkte Aufnahmefähigkeit des Darmes, chronische Gastritis, Alkoholmissbrauch, Zöliakie, Fischbandwurmbefall sind hier beispielhaft zu nennen.
Wer einem Mangel über die Ernährung vorbeugen möchte, findet in folgenden Lebensmitteln einen hohen Gehalt an Vitamin B12: Rinder-, Kalbs- oder Hähnchenleber, Leberwurst,
Makrele, Hering sowie generell in Fleisch von
Rind und Schwein.
Wer braucht Vitamin D?
Der Körper braucht Vitamin D, um das Kalzium
aus der Nahrung aufzunehmen, und zur Härtung des Knochens. Es hat Einfluss auf die
Muskelkraft und ist an Stoffwechselvorgängen
im Körper beteiligt. Die menschliche Haut bildet das Vitamin selbst, wenn sie der Sonne
ausgesetzt wird. Die Ernährung hat nur einen
kleinen Anteil an der Versorgung. Wie viel der
Körper an Vitamin D bildet, schwankt von
Mensch zu Mensch und ist zudem von Faktoren wie dem Breitengrad und der Jahreszeit
abhängig. Wer sich insgesamt ca. fünf bis 25
Minuten pro Tag mit unbedecktem Gesicht,
Händen und größeren Teilen von Armen und
Beinen der Sonne aussetzt, ist ausreichend
versorgt. Die Einnahme von Vitamin-DPräparaten wird nur dann empfohlen, wenn
eine gezielte Verbesserung der Versorgung,
insbesondere bei Risikogruppen, weder durch
die Ernährung noch durch die körpereigene
Vitamin-D-Bildung durch Sonnenbestrahlung
zu erreichen ist. In diesen Fällen gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene 20
Mikrogramm Vitamin D pro Tag an.
Mit Nahrungsergänzung gegen Sehverlust
Ein Tipp von Apothekerin Dr. Anne-Kathrin
Habermann
Menschen, die in ihrem Leben viel grünes
Gemüse und Obst gegessen haben, leiden im
Alter seltener an Augenkrankheiten wie Makuladegeneration oder Katarakt. Kein Wunder:
Pflanzen und gesundes Essen enthalten viele
wertvolle Inhaltsstoffe wie Carotinoide, Selen,
Zink, Vitamin E und C in Möhren, Rotkohl,
Kürbis, Tomaten oder Lutein sowie Zeaxanthin
in Grünkohl, Petersilie, Broccoli, Spinat und
Blattsalat. Die genannten Mikronährstoffe sind
wichtig für die Sehfunktion und helfen, diese im
Alter zu erhalten. Vor der Einnahme dieser
Substanzen in Form von Nahrungsergänzungsmittel sollte man aber seinen Augenarzt
befragen.
Augenkrankheiten vorbeugen
Auch gegen die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) versuchen Betroffene mit Vitaminen gegenzusteuern. Die Erkrankung betrifft die Stelle des schärfsten Sehens (Makula). Dort lagern sich Stoffwechselprodukte ab
und verschleiern den Blick im Extremfall bis
zur Blindheit. In einer großen Studie, der AgeRelated Eye Disease Study (AREDS), wurden
4.700 Patienten mit unterschiedlichen Formen
der AMD sieben Jahre lang hinsichtlich der
Wirkung von Hochdosis-Vitamin-Präparaten
untersucht.
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Gegeben wurden: 500 mg Vitamin C, 400 IE
Vitamin E, 15 mg Betacarotin (Lutein), 80 mg
Zink. Bei Einnahme dieser Substanzen wurde
die Wahrscheinlichkeit eines Fortschreitens
der AMD um 25 Prozent verringert und die
Wahrscheinlichkeit eines Sehverlustes um 19
Prozent. Wenn bereits zahlreiche große Ablagerungen oder eine Spätform der AMD (feuchte Form) beobachtet wurden, konnte mit der
Vitamintherapie ein prophylaktischer Effekt
beobachtet werden. Patienten ohne erkennbare Veränderungen profitierten nicht.
kung dieser Medikamente! Es kann zu Organbluten kommen! Alternative Knorpelschützer
wären Trinkgelatine oder Trink-Kollagen (CHAlpha-Trinkampullen, Trinkgelatine Ducray).
Unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten sind hier nicht bekannt. Dafür sind die Anreicherung im Gelenkknorpel und die Stimulation der KollagenNeubildung belegt. In der Literatur finden sich
Hinweise, dass die Ausprägung einer Arthrose
mit einem Mangel an Vitamin D einhergeht.
Es wurde gezeigt, dass durch Vitamin D
Ausnahmen für Raucher
Raucher sollten Präparate mit Betacarotin oder
Lutein nicht einnehmen, da es einen nachteiligen Effekt bezüglich der Entwicklung einer
Lungenkrebserkrankung haben könnte. Zink
sollte höchstens in einer Menge von 30 mg pro
Tag genommen werden, da sich höhere Dosen
negativ auf den Kupfer- und Eisenstoffwechsel
auswirken.
Im Moment läuft die Nachfolgestudie AREDS
2. Zink wird in geringerer Dosierung gegeben,
Betacarotin nur an Nichtraucher. Zusätzlich
gibt man Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA 650
/350 mg), die Bestandteil der Zellmembranen
im Körper sind. Außerdem nehmen die Teilnehmer Lutein (10 mg) und Zeaxanthin (2 mg)
ein. Das sind Pflanzenfarbstoffe (Brokkoli,
Feldsalat, Mais, Grünkohl, Spinat, auch im
Eidotter), die beim Menschen in der Makula
vorkommen und die Funktion einer inneren
Sonnenbrille erfüllen. Sie filtern kurzwelliges
UV-Licht und schützen damit die Zellen der
Netzhaut.
Mit Nahrungsergänzung gegen Arthrose
Ein Tipp von Apothekerin Dr. Anne-Kathrin
Habermann
Um Gelenkproblemen vorzubeugen oder beginnende Probleme zu behandeln, sollte man
das Körpergewicht möglichst niedrig halten
und für regelmäßige moderate Bewegung sorgen. Unterstützend kann man seine Nahrung
mit sogenannten Chondroprotektiva ("Knorpelschützern") anreichern. Sie stimulieren den
Aufbau des Knorpels und verbessern die Qualität der Gelenkschmiere. Außerdem sollen sie
Entzündungen hemmen und Schmerzen reduzieren. Beispiele sind Glucosaminsulfat und
Chondroitinsulfat. Die erforderliche Tagesdosis
liegt für Glucosaminsulfat bei 1.500-2.000 mg
und für Chondroitinsulfat bei 800-1.200 mg.
Patienten, die Blutverdünner (Falithrom, Marcumar) einnehmen, sollten aber vorsichtig
damit sein. Glucosamin beeinflusst die Wir-
die Knochendichte verbessert wurde
und die bessere Knochendichte das
Fortschreiten der Arthrose vermindert,
die Muskelkraft gestärkt wurde, die
hinsichtlich Funktion und Schmerz bei
Patienten mit Arthrose eine zentrale
Rolle spielt,
Entzündungszeichen im Blut reduziert
werden,
die Reifung der Knorpelzellen positiv
beeinflusst wird.
Bei Patienten mit Arthrose lag der 25-OHVitamin D Spiegel häufig unter 30 ng/ml. Man
kann seinen Vitamin-D-Spiegel beim Arzt
bestimmen lassen und dann durch Einnahme
entsprechender Präparate unter Umständen
verbessern. Es scheinen mindestens 800 IE
pro Tag sinnvoll, die häufig üblichen 400 IE pro
Tag reichen offenbar nicht aus. Auch die Einnahme von Antioxidantien ist eine sinnvolle
Maßnahme, da sie entzündliche Prozesse im
Körper bekämpfen. Zu den Antioxidantien gehören die Vitamine E und C sowie die Spurenelemente Kupfer, Mangan, Selen und Zink.
Ginkgo - Wundermittel fürs Gehirn?
Fit im Kopf, auch im Alter. Wer wollte das
nicht? Geistig rege und interessiert bleiben,
sich gut erinnern können - das wünscht sich
jeder. Was kann dabei helfen? Viele Senioren
und auch Jüngere setzen da auf Präparate mit
Ginkgo. Im Supermarkt gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die Ginkgo enthalten. In der
Apotheke auch Medikamente mit GinkgoExtrakt in deutlich höherer Dosierung.
Der Ginkgo kommt aus China und wird seit
1730 auch in Europa kultiviert. Ursprünglich
nur als Zierbaum, doch inzwischen sind seine
Blätter auch Rohstoff für die Verwendung in
der Heilkunde. Frankreich und die USA sind
die größten Anbieter.
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Wirksamkeitsstudien widersprechen sich
Folgende Wirkungen werden dem GinkgoExtrakt zugeschrieben: Schutz der Nervenzellen, besseres Gedächtnis und Lernvermögen,
Förderung von Übertragungsstoffen im Gehirn,
Förderung der Durchblutung. In klinischen
Studien versucht man seit Jahren zu ergründen, ob Ginkgo bei Vorbeugung und Behandlung der Altersdemenz hilft. Die Ergebnisse
sind zwiespältig. Einige Studien zeigten, dass
die Therapie mit Ginkgo das Zurechtkommen
im täglichen Leben verbessern kann, andere
sahen einen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit. Eine große Studie aus den USA
fand wiederum heraus, der Ginkgo-Extrakt sei
wirkungslos. All diese Studien beziehen sich
auf einen ganz bestimmten GinkgoSpezialextrakt in einer ganz bestimmten Dosierung. Den findet man nur bei den GinkgoMedikamenten aus der Apotheke. In Nahrungsergänzungsmitteln ist der Wirkstoff viel
geringer dosiert. Die Studienergebnisse lassen
sich auf diese Mittel nicht übertragen. Ob
Ginkgo uns also tatsächlich im Alter geistig fit
und aktiv hält, lässt sich nicht sicher sagen.
Die preiswerten Nahrungsergänzungsmittel
aus dem Supermarkt helfen aber offenbar
nicht.
Sie Fragen, wir antworten: Was taugen
Grünlippmuscheln für die Gelenke?
Echte Genießer holen sich in diesen Monaten
wieder Muscheln auf den Tisch. Neben Miesmuscheln aus Deutschland und Holland werden häufig auch Grünlippmuscheln aus Neuseeland verzehrt. Zu erkennen ist die Grünlippmuschel am grünen Rand ihrer Schale. In
Farmen wachsen pro Jahr 60.000 Tonnen der
Tiere heran. Die meisten werden als Lebensmittel verwendet. Zehn Prozent werden gefriergetrocknet und gemahlen und gehen als
Grünlippmuschelkonzentrat in alle Welt. Dieses Konzentrat steckt in Kapseln. Von ihnen
erhoffen sich vor allem Menschen Linderung,
die unter Arthrose oder anderen Gelenkerkrankungen leiden.
Auch für verschiedene Haustiere und sogar für
Pferde werden Präparate aus Grünlippmuscheln eingesetzt, um bei Gelenkproblemen zu
helfen. Die Wirkung, die dem Muschelextrakt
zugeschrieben wird, soll vor allem mit zwei
Gruppen von Inhaltsstoffen zusammenhängen.
Erstens - die sogenannten GAG, Glykosaminoglykane: Sie sollen den Stoffwechsel im
Gelenk verbessern. Zweitens - bestimmte
Omega-3-Fettsäuren, denen man zutraut, Entzündungen einzudämmen. Doch die erhoffte
Hilfe bei Gelenkproblemen ist wissenschaftlich
umstritten. Ältere Studien sollen eine Wirkung
beweisen, allerdings wurden diese oft nur über
kürzere Zeiträume durchgeführt. Neuere Untersuchungen ziehen ein ernüchterndes Fazit.
Einzelne Forscher sehen aber immerhin einen
Effekt bei leichter bis mittlerer Arthrose.
Risiken und Nebenwirkungen
Und wie steht es mit Risiken und Nebenwirkungen? Wer eine Allergie gegen Meeresfrüchte hat, sollte auf die Mittel verzichten. Das
Bundesinstitut für Risikobewertung berichtete
vor vier Jahren zudem über einen schweren
und zwei leichte Vergiftungsfälle, die möglicherweise mit den Mitteln zu tun haben. Es
gibt aber zu wenige Daten, um hier Warnungen oder Empfehlungen auszusprechen. Ob
also der Extrakt aus Grünlippmuscheln Ihnen
wirklich hilft, ist zweifelhaft. Wenn Sie einen
Versuch damit starten wollen, dann gilt wie so
oft: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.
Lebensmittel oder Arznei?
Obwohl Nahrungsergänzungsmittel häufig in
Pillenform daherkommen, handelt es sich per
Gesetz um Lebensmittel und nicht um Arzneimittel. Sie dienen der Ernährung und dürfen
nur Zutaten enthalten, die selbst Lebensmittel
sind. Deswegen unterliegen sie lebensmittelrechtlichen Vorschriften und die Vertreiber
müssen keinerlei Beweis über den ernährungsphysiologischen Nutzen ihrer Produkte
vorlegen. Anders als Arzneimittel müssen sie
auch nicht von Behörden zugelassen werden.
So kann im Grunde jeder, der will, einen Fantasiecocktail zusammenmixen und verkaufen.
Als Arzneimittel werden hingegen per Gesetz
nur Erzeugnisse eingestuft, die insbesondere
dazu bestimmt sind, Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu
heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen oder auch die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktionen des Körpers oder
seelische Zustände zu beeinflussen. Sie unterliegen den Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes (AMG) und bedürfen einer Zulassung.
Ein Nahrungsergänzungsmittel darf nicht wie
ein Arzneimittel aufgemacht sein und nicht mit
Aussagen beworben werden, die sich auf die
Beseitigung, Linderung oder Verhütung von
Krankheiten beziehen (Verbot krankheitsbezogener Werbung). Doch nicht wenige Vertreiber
von Nahrungsergänzungsmitteln missachten
diese Regelungen.
Produkte von Dr. Hittich
Sind seine Kapseln der "Durchbruch im Kampf
gegen Diabetes"? Kann seine vermeintliche
"Weltsensation" alles stoppen, was die Gelenke ruiniert? Ist ein Pulver seiner Firma Ihre
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"geheime Sexwaffe"? Mit solchen Versprechungen macht der Hersteller Dr. Hittich Geschäfte. Gesalzene Preise, aggressive Werbung - seit langem ein Fall für die Verbraucherschützer. Christa Bergmann von der
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt hat immer wieder mit Fragen zu den Produkten und
zum Geschäftsgebaren von Dr. Hittich zu tun:
"Hier werden für Nahrungsergänzungsmittel
Wirkaussagen, Heilversprechen und krankheitsbezogene Aussagen gemacht. Das ist
nicht zulässig. Zum anderen sind die Wirkaussagen in keiner Weise belegt."
gleichzeitig mit blutgerinnungshemmenden
Medikamenten, kann es u. a. innere Blutungen
auslösen. Das heißt, es kann zu sehr starken
Nebenwirkungen kommen, auf die in keiner
Weise auf den Produkten hingewiesen wird."
Immer wieder hat Hittich die umstrittenen Werbeaussagen für seine überteuerten Mittel ein
wenig korrigiert und ist damit seinen Kritikern
ausgewichen. Die Verbraucherschützer werden hier wohl noch einen langen Atem brauchen.
Dr. Reinhard Hittich ist ein Biochemiker mit
Firmensitz in den Niederlanden. Und so funktioniert seine Masche:
Angst machen: "Gleicht Ihr Darm einer
Giftmüllkippe? Bekommt Ihr Gehirn
Löcher?" Die Hittich-Werbung beschwört angeblich unterschätzte Gefahren für die Gesundheit herauf.
Schulmedizin beschuldigen: "Was Ärzte verschweigen, Patienten als Versuchskaninchen der Chemie" - Dr. Hittich dagegen sieht sich immer auf der
Seite seiner Kunden.
Versprechungen machen: "Ein Mittel,
das mehr Leben rettet als Penicillin.",
"Magische Kraft aus der Natur", "Studien, die staunen lassen." Solche Aussagen sind im Falle von Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt und zudem größtenteils unbewiesen.
So hilft das Mittel Diabeticur angeblich "mit
Pflanzenkraft den Teufelskreis der Insulinresistenz" zu durchbrechen. Keine solide wissenschaftliche Studie beweist, dass die enthaltenen Kräuter und Gewürze wie Portulak und
Curcumin das können. Schlimmer noch: Nirgendwo wird darauf hingewiesen, dass Blutzuckerwerte kontrolliert werden müssen und die
Betreuung Diabetiker regelmäßig von einem
Facharzt untersucht werden müssen.
Der Firmensitz von Hittich liegt an einem Stadion im holländischen Kerkrade. Der Mann
selbst ist nicht zu greifen. Immer wieder bekommt seine Firma Abmahnungen wegen
Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht. Das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Holländer nun um Amtshilfe gebeten. Sind die Mittel
wenigstens harmlos? Zweifel gibt es etwa beim
Präparat Nattoplasmin, das Blut verdünnende
Enzyme enthält. Christa Bergmann von der
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt ergänzt:
"Nimmt man diese Nahrungsergänzungsmittel
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