Die Rolle des Schularztes bei der Früherkennung

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Inhalt
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst
Schulärztetagung 2011
St. Gallen
Dagmar Pauli
„ Das diagnostische Gespräch
„ Früherkennung spezifischer psychischer Störungen
‰
‰
‰
‰
Psychose
Depressionen
Essstörungen
Asperger-Syndrom
Die Rolle des Schularztes bei der
Früherkennung von psychischen Störungen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Diagnostisches Gespräch
„ Kontakt herstellen
„ Bei Verdacht auf psychische Störung
‰ Psychopathologischer Befund (Screening)
‰ Psychosoziale Risikofaktoren erheben
‰ Ressourcen erfragen
Psychosefrüherkennung
„ Vereinbarung treffen
‰
‰
‰
‰
Motivation zum Einbezug der Eltern
Bei Gefahr: auf Einbezug der Eltern bestehen
Kontrollen vereinbaren
Weiter Abklärung/Behandlung empfehlen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Einführung
Besonderheiten
Was ist eine psychotische Störung?
Psychotische Störungen des schizophrenen Formenkreises sind
definiert durch eine charakteristische Störung von Denken,
Wahrnehmung und Affektivität.
Die erforderlichen Symptome müssen fast ständig während eines
Monats oder länger vorhanden gewesen sein.
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Kinder
‰
‰
‰
‰
Affektive Schwankungen
Bizarres Verhalten
Negative Symptomatik
Kognitive und sprachliche Defizite
Jugendliche
‰ Positive Symptomatik
‰ Negative Symptomatik
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
1
Epidemiologie
Psychotische Störung
Symptomatik
…der psychotischen Störungen des schizophrenen Formenkreises
1 370 000
13 357
Einwohnerzahl des Kantons Zürich
13 700
Wahn
Halluzinationen
Prävalenz 1% Menschen an Schizophrenie erkrankt
Antriebsminderung
Interessenverlust
kognitive Defizite
sozialer Rückzug
Inzidenz 0.5%
315
28
685
Neuerkrankungen pro Jahr
>18
13-18
early-onset
<13
very-early-onset
Das Geschlechtsverhältnis ist in der Altersgruppe der
Kinder und Jugendlichen in etwa gleich.
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Diagnostik
Früherkennung
Dauer unbehandelter psychotischer Störung länger als bei Erwachsenen
14
Dauer der unbehandelten
Erkrankung
Dauer der unbehandelten
psychotischen Störung
spezifische Symptome (z.B.
Denk-, Wahrnehmungs-, Ichstörung)
unspezifische Symptome
(z.B. Affekt, Antrieb)
12
10
Früherkennung
3. Stufe
8
6
2. Stufe
Realitätsprüfung
4
„ Weniger ausgeprägte und sich schleichend entwickelnde
Positivsymptomatik
„ Atypisches Bild, als pubertäre Entwicklungsprobleme
fehlinterpretiert
„ Oft schon andere Diagnose (ADHS, SSV, PTBS,
Autismus)
„ Diskrepanz zwischen Bedarf und Aufsuchen von Hilfe
„ Späte Vorstellung in Kinder- und Jugendpsychiatrie
2
1. Stufe
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Beginn psychotischer
erste ErkrankungsSymptome
zeichen
9
10
11
12
13
14
Beginn der Behandlung
15
16
Zeit
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Diagnostik
Psychopathologischer Befund
Besonderheiten der Befragung im Kindesalter
• Kinder sind hoch suggestibel
• Kinder können teilweise nur schwer unterscheiden zwischen hypnagogen
Zuständen/Traumihnhalten/Illusionen/Halluzinationen
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Kinder
•
die gestellten Fragen nicht vollständig verstehen
•
die Fragen bejahend beantworten, selbst wenn dies nicht zutrifft,
um die Aufmerksamkeit des Untersuchers zu erhalten und/oder
ihm/ihr zu gefallen
•
„Stimmen“ beschuldigen, ihnen etwas befohlen zu haben,
um einer möglichen Bestrafung aus dem Weg zu gehen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Diagnostik
Psychopathologischer Befund
Wahrnehmungsveränderungen
„ Hast du schon erlebt, dass die
Gesichter oder Körper anderer,
dir gut bekannter Personen
plötzlich verändert aussahen?
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
2
Diagnostik
Psychopathologischer Befund
Psychopathologischer Befund
Wahrnehmungsveränderungen
Halluzinationen
„ Siehst du oder hörst du Dinge, die andere nicht sehen?
„ Hörst du Stimmen, die andere nicht hören?
„ Wie sind diese Stimmen? (befehlend, kommentierend)
- Derealisation
„ Hast du manchmal das Gefühl,
dass deine Umgebung ganz
verändert, irgendwie unecht,
unwirklich ist?
- Depersonaliation
„ Hast du manchmal das Gefühl,
dass du selbst verändert bist
oder Teile von dir sich
verändern?
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Diagnostik
Interventionsmöglichkeiten
Somatische Untersuchungen
Differentialdiagnose
Frühzeitige Anmeldung bei
einer Fachperson!
bei Verdacht auf Drogenproblematik: Drogenintoxikationen:
Urin-Drogenscreening
Cannabis, Amphetamine, Cocain,
Opiaten, GHB, Ecstasy…
14
spezifische Symptome (z.B.
Denk-, Wahrnehmungs-, Ichstörung)
12
unspezifische Symptome
(z.B. Affekt, Antrieb)
10
3. Stufe
Blutbild, TSH, Na, K, Leberwerte,
Crea, Prolaktin, Blutfette, Glucose
metabolische Erkrankungen:
Schilddrüsendysfunktionen,
Elektrolytstörungen, Hypo- oder
Hyperglykämien, Infektionen mit
hohem Fieber, Neoplasien,
Enzephalopathien
bei sexuellen Kontakten: HIVSerologie und Lues Serologie
6
2. Stufe
Realitätsprüfung
„basale Irritation“
4
0
10
absolute
Indikation
6
Realitätsprüfung
je nach Leidensdruck und Symptomatik
2
1. Stufe
0
2
3
4
5
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
Kognitiv-perzeptive Basissymptome
unspezifische Symptome
(z.B. Affekt, Antrieb)
1
4
Pharmakotherapie
12
4
3
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
14
2. Stufe
2
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
spezifische Symptome (z.B.
Denk-, Wahrnehmungs-, Ichstörung)
8
ambulantes Setting
zahlreiche Massnahmen möglich!
Psychoedukation, Stressbewältigung
2
1. Stufe
1
3. Stufe
stationäres Setting fast immer
dringend erforderlich!
Medikation absolut indiziert
Psychotische
Symptomatik
8
6
7
8
9
10
11
12
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
13
14
15
16
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
Zeit
Gedankeninterferenz
Perseverieren von Bewusstseinsinhalten
Gedankendrängen, - jagen
Gedankenblockierungen
Störungen der rezeptiven Sprache
Störung der Diskriminierung von Wahrnehmungen
Eigenbeziehungstendenz
Derealisation
Optische Wahrnehmungsstörungen
Akustische Wahrnehmungsstörungen
Zeit
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
3
Psychoserisiko – Was nun?
„ Genaue Exploration
„ Verlauf
„ Motivation zur Abklärung
Früherkennung von Depressionen
‰ Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulanz
‰ Niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater
‰ Fachstelle zur Psychose-Früherkennung bei Jugendlichen
(ZINEPP)
„ Bei High-risk: Information der Eltern anstreben
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
MPH Zuversicht in Zukunft, Suizidgedanken
und Selbsttötungsversuch: Vergleich
SchülerInnen Sek A, B, C/ Sonderkl.
Jugendliche im Kanton Zürich
Pini 2009
N =1652 Befragung Sekundarstufe 2
„ Depressive Gedanken (1x/Wo-tägl)
„ fühlte mich traurig oder bedrückt“
43.7 % Mädchen, 17.0 % Jungen
„ Suizidgedanken
„sehr ernsthaft daran gedacht, dich selbst zu töten“
23.3 % Mädchen, 8.9 % Jungen
„ Suizidversuche
„schon einmal Selbsttötungsversuch unternommen?“
7.6 % Mädchen, 2.0 % Jungen
Schülerbefragung 2007/2008 in den 2. Sekundarklassen, Stadt Zürich
Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich
Autorin: Dr. med. Ferdinanda Pini, MPH
Schulärztlicher Dienst der Stadt Zürich
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Altersabhängigkeit der Symptomatik
Depressionen bei Kindern
Altersabhängigkeit der Symptomatik
„ Säuglinge:
anaklitische Depression (bei extremer Vernachlässigung) Apathie,
Gedeihstörung, Entwicklungsrückstand
„ Kleinkinder:
Spielstörung, Appetitstörung, Ängstlichkeit, Weinerlichkeit,
Verhaltensstörungen, regressives Verhalten
„ Schulkinder:
Rückzug, Traurigkeit, häufiges Weinen, Motivationslosigkeit,
Fantasielosigkeit, Leistungsabfall, ev. Suizidalität
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
4
Depressionen bei Jugendlichen
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
Depressives Syndrom
Befragung Stimmung/Affekt
„ Fühlst du dich traurig? Musst du oft weinen?
„ Stürzt deine Stimmung oft plötzlich ab und du bist ganz
verzweifelt?
„ Bist du oft gereizt, unausgeglichen?
„ Hast du kaum Freude an Dingen, die dir früher Spass
gemacht haben?
„ Hast du das Gefühl nichts wert zu sein?
„ Fühlst du dich hoffnungslos?
„ Spürst du bei traurigen oder fröhlichen Ereignissen fast
keine Gefühle?
„ Hast du dich schon einmal selbst verletzt?
„ Fühlst du dich innerlich leer?
Trauer, Verzweiflung
Motivationslosigkeit
Antriebslosigkeit
Rückzug
Reizbarkeit, Aggressivität
Leistungsabfall
Appetitstörung
Schlaflosigkeit
Suizidalität
Stimmungsschwankungen
Selbstverletzungen
Eventuell psychotische Symtpome
Mehr Stimmungsschwankungen und mehr Reizbarkeit als im Erwachsenenalter
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Präsuizidales Syndrom
„
„
„
„
„
„
„
„
„
Suizidzahlen 10-19jährige Schweiz
Gefühl von Ohnmacht, Unverstandensein, mangelndem Selbstwert
Grübeln, Selbstmitleid, Einengung
Initiativelosigkeit
Soziale Isolierung
Gegen eigene Person gerichtete Aggression
Konkrete Vorstellungen zur Durchführung des Suizides
Dypshorische Verstimmungen
Psychosomatische Beschwerden (insbesondere bei Kindern)
Eventuell „Ruhe vor dem Sturm“
Das präsuizidale Syndrom geht gerade bei Kindern und Jugendlichen keinesfalls
immer einer suizidalen Handlung voraus, da impulsive suizidale Handlungen bei
Kindern und Jugendlichen charakteristisch sind
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Angaben in absoluten Zahlen
50
40
30
männlJug.
weiblJug.
gesamt
20
10
0
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Suizidzahlen Schweiz seit 1970
Jugendliche 10-19 Jahre
Alarmzeichen
90
80
70
60
50
Absolute Zahl
40
30
20
„ Suizidgedanken
‰ lösen sich von belastenden Ereignissen
‰ halten lange an
‰ drängen sich immer wieder auf
‰ Jugendliche(r) kann sich nicht mehr davon distanzieren
„ Konkrete Suizidpläne oder Vorbereitungen
„ Peergruppeneffekte: Isolation, gemeinsame
„Vorbereitung“, Chaträume
10
0
1970
1980
1990
2000
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
2009
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
5
Abklärung der Suizidalität
Selbstverletzendes Verhalten
bei Kindern und Jugendlichen
Genaue Befragung
Suizidgedanken (bedrängend)?
Bereits erfolgte Suizidversuche?
Verwandte/Freunde mit Suizid(versuchen)?
Chatkontakte?
Besuch von Internet-Foren zum Thema Suizid?
Peergruppe: Kontakt mit anderen, die suizidal sind?
Konkrete Suizidpläne?
Was hält dich davon ab?
Mit wem kannst du sprechen?
Wer kann dir helfen?
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Jugendliche im Kanton Zürich
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Pini 2009
Funktionen selbstverletzenden Verhaltens
N =1652 Befragung Sekundarstufe 2
„ Selbstregulation
„ Selbstverletzungen
Mädchen 27.1%, Jungen 21.7%
‰ Herstellung positiver Gefühlszustände
‰ Beendigung negativer Gefühlszustände (Schuld, Scham, Anspannung,
Dissoziation)
‰ Selbstbestrafung
„ Bewältigung von Lebensereignissen
‰ Aktuelle Lebensereignisse
‰ Ereignisse aus der Vergangenheit
‰ Reinszenierungen
„ Soziale Funktionen
‰ Suche nach Aufmerksamkeit
‰ Gruppenzugehörigkeit
‰ Regulation von Nähe und Distanz
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Selbstverletzungen als Symptom bei…
Selbstverletzungen
„ Anpassungsstörungen (bei ungenügenden
Bewältigungsstrategien)
Probleme in Familie, Schule, Peergruppe…
„ Depressionen
„ Borderline-Persönlichkeitsstörung
„ Impulskontrollstörung
„ Psychosen
Sehr unterschiedlicher Schweregrad:
Zeigen lassen!
Eventuell medizinisch behandlungsbedürftig
„ Suizidaler Absicht
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
6
Depression oder Selbstverletzungen
- Was nun?
„ Suizidalität beachten
‰ Akut: NF-Intervention
‰ Latent: Weiterweisung zur fachärztlichen Behandlung
„ Psychosoziale Risikofaktoren erfassen
„ Motivation zur Abklärung / Behandlung
„ Kontrollen vereinbaren
Früherkennung von Essstörungen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Siegerin „Americans next top model“ 2010
Ann Ward, 188 cm, 45 kg, BMI 12.7
Anorexia nervosa
„ Gewichtsverlust oder fehlende Gewichtszunahme
(15% unter normalem KG)
„ Gewichtsverlust selbst
herbeigeführt durch Vermeidung
„fettmachender“ Speisen
„ Gewichtsphobie, Körperschemastörung, festlegen einer
niedrigen Gewichtsschwelle
für sich selbst
„ Endokrine Störung
(Amenorrhoe bei Frauen)
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Anorexie: häufige Begleitsymptome
Bulimia nervosa
Essbrechsucht
„ exzessiver Bewegungsdrang
Sportsucht
„ exzessives Trinken (Kaffee oder Cola light) oder reduziertes Trinken (!)
„ Missbrauch von Abführmitteln oder anderen Appetitzüglern
„ Erbrechen
„ auffällige Essrituale, Kochen für andere
„ ständiges Kalorienzählen
„ ständiges Wiegen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
„ Essattacken: grosse Mengen in kurzer Zeit, mit Kontrollverlust
„ andauernde Beschäftigung mit dem Essen
„ Versuch der Gegensteuerung mit Erbrechen, Hungern, exzessivem Sport
oder Abführmitteln
„ krankhafte Furcht vor dem Dickwerden
„ anamnestisch häufig vorangehende Episode einer Anorexie
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
7
Essstörungen - Spektrum
Binge-Eating-Störung
ƒ wiederholte Essanfälle
ƒ zusätzliche Schwierigkeiten
ƒ
sehr schnelles Essen
ƒ
sich unangenehm voll essen
ƒ
essen ohne hungrig zu sein
ƒ
alleine essen
ƒ
sich angeekelt oder schuldig fühlen nach dem Essen
Atypische
Anorexia nervosa
Anorexia nervosa
Anorexia
nervosa
mit Bulimie
Bulimia nervosa
Atypische
Bulimia nerosa
ƒ kein regelmässiges kompensatorisches Verhalten
Atypische Essstörungen mit klinischer Relevanz sind
ungefähr gleich häufig wie typische Essstörungen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Essstörungen
gemeinsame Grundlagen
„
„
„
„
„
gestörtes Körperbild
niedriges Selbstwertgefühl
Diäten
sozialer Rückzug
Fixierung auf „Essstörungs – Themen“
„
„
„
„
‰ Essen, Kalorien, Figur
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Jugendliche im Kanton Zürich
Psychische Begleitsymptome
von Essstörungen
Depressionen
Labilität, „Empfindlichkeit“
Konzentrationsstörungen
Sozialer Rückzug
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Pini 2009
N =1652 Befragung Sekundarstufe 2
„ 56% aller Mädchen wollen abnehmen
„ 28% aller Mädchen machen gerade Diät
„ 22% aller Mädchen geben an, mehrmals pro Woche enorm viel zu
essen ohne damit aufhören zu können
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Eine Diät im Jugendalter ist zwar noch
keine Essstörung aber ein Risikoverhalten!
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
8
Essstörungen Früherkennung
somatisch
„ sichtbarer Gewichtsverlust (!) bei Normalgewicht, schneller Gewichtsverlust
auch bei Übergewicht
„ Niedriger Blutdruck und Puls
„ Niedrige Körpertemperatur
„ Lanugo-Behaarung, Zahnschäden, Haarausfall, trockene Haut
„ Geschwollene Parotis („Pausbacken“ trotz niedrigem Gewicht)
Verhalten
„ verschwindet immer nach den Mahlzeiten
„ friert ständig – hält sich immer bei der Heizung auf
„ extra weite Kleider, keine Sommerkleider
„ sozialer Rückzug
„ Ständig auffällige Aussagen über die eigenen Figur
„ Vermeiden von sozialen Situationen, die mit Essen verbunden sind
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Frühinterventionen bei Essstörungen
Vorgehen bei Verdacht auf Essstörung
1. Gespräch mit der/dem Betroffenen
Je früher eine Essstörung erkannt und behandelt wird
desto grösser sind die Heilungschancen!
„
„
„
„
„
„
„
„
Kontakt herstellen
Beobachtungen / Untersuchungsergebnisse mitteilen
Psychoedukation
Auf Einbezug der Eltern bestehen
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Vorgehen bei Verdacht auf Essstörung
2. Gespräch mit Betroffenen und Eltern
Essstörungen – Psychoeduktation
mit Eltern und Jugendlichen
Mitteilung der Befunde
Psychoedukation über Verlauf und Gefahren der Essstörung
Motivation für weiter Behandlung fördern
Überweisung mit Unterstützung der Eltern
„ Aufklärung über die gestellte Diagnose
„ Welche Symptome der Patientin gehören zur
Anorexia nervosa oder zur Bulimia nervosa?
„ Was sind die körperlichen Risiken der Anorexia nervosa oder der
Bulimia nervosa?
„ Was sind die psychischen Folgeschäden der Essstörung?
„ Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
9
Somatische Zeichen bei Essstörungen
Massnahmen der Institution
- Empfehlungen des Schularztes/-ärztin
Gehirn: Verkleinerung des Gehirnvolumens. Depressionen,
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst
Grösse: wenig
Angststörungen, Labilität, Konzentrationsstörungen,
Wachstum
gereizte Stimmung
Haare: Haarausfall, Flaumbehaarung am ganzen
Körper
Zähne: Karies
Schilddrüse:
Unterfunktion
Herz-Kreislaufsystem: niedriger Blutdruck (Ohnmacht
möglich), Verlangsamter Herzschlag, Abbau
Herzmuskelmasse, Herzrhythmusstörungen
Speiseröhre:
Entzündung
Blut: zu wenig Blut (Anämie), Blutbild verändert (ständige
Kontrolle beim Arzt nötig)
Muskeln: Abbau, zu wenig Kraft vorhanden, Schwächeanfälle, Erschöpfung
„ Bei raschem und bedrohlichem Gewichtsverlust
‰
‰
‰
‰
rasches Elterngespräch
mit Nachdruck Behandlung empfehlen
Grenzen der Schulfähigkeit aufzeigen
Sportverbot
Nieren: Versagen, Nierensteine
Soziales Leben: Rückzug von Freunden, schulische
Leistungen werden schlechter
Magen, Darm: verlangsamte Magenentleerung,
Magengeschwüre, Völlegefühl schon bei wenig Nahrung, Verstopfung
Hormone: Menstruation bleibt aus, eingeschränkte
Fruchtbarkeit, wenig Sexualhormone für weibliche Entwicklung
Knochen: Wenig Knochenmaterial, kleine Knochendichte
(Osteoporose), hohe Chance für Knochenbrüche
Haut: trocken und schuppig
Körpertemperatur erniedrigt: schnelles Frieren
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Indikation für stationäre Behandlung
„ Schwerer und schneller Gewichtsverlust
„ Körperliche Komplikationen
„ Erfolglose ambulante Behandlung
Asperger Syndrom
„ Exzessives Erbrechen
„ Suizidalität
„ Eskalierende oder die Heilung verunmöglichende
familiäre Situation
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Asperger-Syndrom
1.
Spezifische, schwere und allgemeine Störung,
soziale Beziehungen einzugehen
2.
Spezifische Störung der verbalen und nonverbalen
Kommunikation
3.
Verschiedene eingeschränkte, sich wiederholende und
stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten
4.
Auftreten der Störung vor dem Alter von 3 Jahren
Das autistische Spektrum
frühkindl.
Autismus
atypischer
Autismus
Asperger
Syndrom
schwer
leicht
Schweregrad der autistischen Symptome
Normale sprachliche und kognitive Entwicklung in den erste Lebensjahren
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
10
Probleme im Alltag
„ Sie finden keinen Anschluss, werden ausgegrenzt und
geplagt
„ Sie halten sich nicht an Regeln und Konventionen
„ Sie machen verletzende Bemerkungen
„ Sie wollen nur über ihr Lieblingsthema reden
„ Sie wenden extrem viel Zeit für ihre Hobbys auf
„ Sie hängen sehr an festen Abläufen und haben Mühe mit
Unvorgesehenem
„ Sie haben Mühe mit Nähe und Distanz
„ Sie sind oft motorisch ungeschickt
„ Sie zeigen oft sensorische Empfindlichkeiten (Essen,
Gerüche, Lärm, Kleider)
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Was fällt dem Untersucher auf ?
„ Blickkontakt
„ Mimik und Gestik
„ Sprache
‰ zu laut, monoton, altklug
„ Gespräch
‰ Monologe, wörtliches Verständnis,
‰ rigide Meinung,
‰ Mühe, Leute zu charakterisieren,
‰ nur an seinen Themen interessiert
„ Inadäquates Verhalten
‰ sich kratzen, Geräusche, sich hinflegeln …..
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. med. Dagmar Pauli, 2011
11
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