Klassiker der Wissenschaft

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Ernst Peter Fischer
Das Geheimnis der
Gegensätze
Komplementarität als interdisziplinärer Zugang
zum Erkennen
Albert Einstein 1905
• Licht als Teilchen und Welle
• Statistische Thermodynamik vs. Optik
• „Mein Weltbild“:
• „Das Schönste, was wir erleben können, ist
das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl,
das an der Wiege von wahrer Wissenschaft
und Kunst steht.“
Materiewellen 1924-26
• Louis de Broglies Vorschlag von
Materiewellen und Erwin Schrödingers
Wellenmechanik
• Analogiedenken und Symmetrieverlangen
• Ein Wechselspiel von Innen und Außen
Wolfgang Pauli 1954
• „Es geht mir um die ganzheitlichen
Beziehungen zwischen ´Innen` und
`Außen`, welche die heutige
Naturwissenschaft nicht enthält. ... Hier
besteht die drohende Gefahr eines Rückfalls
in primitivsten Aberglauben, und alles
kommt darauf an, die positiven Werte der
ratio dabei festzuhalten.“
Die Kopenhagener Deutung
• Niels Bohr und Werner Heisenberg 1927 in
Kopenhagen
• Unbestimmtheit und Komplementarität
• Physik handelt von unserem Wissen von der
Natur, das aus Beobachtungen stammt, die mit
Messvorrichtungen erzielt wurden, die sich
gegenseitig ausschließende Ergebnisse liefern
können, auch wenn sie ein Phänomen erfassen.
Bohrs Sprachspiele
• Komplementarität von Wahrheit und
Klarheit
• Bohr hat immer Dänisch, Deutsch und
Englisch zugleich gesprochen und wenn es
wichtig wurde, noch die Pfeife in den Mund
gesteckt. Das Gleichnis vom Spülen.
• Komplementarität bei der Definition eines
Begriffs und seiner Anwendung
Klaus Michael Meyer-Abich (1967)
• Komplementarität heißt die Zusammengehörigkeit
verschiedener Möglichkeiten, dasselbe Objekt als
Verschiedenes zu erfahren. Komplementäre
Erkenntnisse gehören zusammen, insofern sie
Erkenntnisse desselben Objekts sind; sie schließen
einander jedoch insofern aus, als sie nicht zugleich
und für denselben Zeitpunkt erfolgen können.
• Komplementarität verwirft den
Absolutheitsanspruch der zweiwertigen Logik mit
ihrem Prinzip des ausgeschlossenen Dritten. Ein
Drittes gibt es doch (Tertium datur.)
Hans Primas (1992) -1
• „Wesentlich ist, daß wir in der
Naturwissenschaft notwendigerweise
komplementäre Beschreibungen brauchen,
die prinzipiell vollkommen gleichberechtigt
sind. Jede ist richtig, keine ist wahr. Keine
genügt für sich allein, alle sind notwendig.
Nur die Gesamtheit aller komplementären
Beschreibungen kann die ungeteilte
materielle Realität repräsentieren.“
Hans Primas (1992) -2
• „Wir können die ungeteilte Wirklichkeit auf viele
verschiedene Arten zerlegen und kommen so zu
ontologisch gleichberechtigten, epistemisch aber
einander ausschließenden komplementären
Naturbeschreibungen.“
• „Die Tatsache, daß kausal-mechanistische
Erklärungen losgelöster biologischer Phänomene
äußerst erfolgreich sein können, ist kein Argument
gegen die Möglichkeit einer komplementären
teleologischen Naturbetrachtung.“
Komplementarität
• Eine qualitative Dialektik,
die Polaritäten (These und Antithese)
aushält und nicht behauptet,
es gäbe ein Drittes, das als neue
Einheit dienen könne (Synthese).
Wolfgang Pauli (1952)
• „Der Einfluß archetypischer Vorstellungen
auf die Bildung naturwissenschaftlicher
Theorien bei Kepler“
• „Es wäre am meisten befriedigend, wenn
sich Physis und Psyche als komplementäre
Aspekte derselben Wirklichkeit auffassen
ließen.“
Komplementarität
• Welt ohne Ich vs. Ich ohne Welt
• Naturwissenschaft vs. Geisteswissenschaft
• Das Allgemeine vs. das Individuelle
• Das Rationale vs. das Irrationale
• Aufklärung vs. Romantik
• Hoffmanns Nacht und Newtons Licht
Romantik
• Novalis
• „Indem ich dem Gemeinen einen hohen
Sinn, dem Gewöhnlichen ein
geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten
die Würde des Unbekannten, dem
Endlichen einen unendlichen Schein gebe,
romantisiere ich es.“
Wolfgang Pauli 1
• Vertritt eine neue Idee der Wirklichkeit (des
Symbols), die dem herkömmlichen
Realitätsbegriff komplementär gegenüber steht
und das Irrationale mit einbezieht. Das Irrationale
ist dabei nicht das Widervernünftige, sondern das
Außervernünftige, das mit der Ratio allein nicht zu
begründen ist. Irrationale Aspekte der Wirklichkeit
lassen sich durch Symbole erfassen, die als
abstrakte Zeichen dadurch charakterisiert sind, daß
nur ein Teil von ihnen durch bewußte Ideen
ausgedrückt werden kann:
Wolfgang Pauli 2
• „Ein anderer Teil wirkt auf den unbewußten oder
vorbewußten Zustand des Menschen“ (1949). Das
Symbol ist ein Drittes, das nicht allein aus der
Logik stammt, aber Gegensätze vereint. Paulis
ganzheitliche Sicht schließt Bilder und Symbole
ein, sie fordert die Konjunktion komplementärer
Ansätze und erkennt die Existenz das
Außervernünftigen als ein gleichberechtigten
Gegenüber des Vernünftigen an.
Aufbau der realen Welt
• Nicolai Hartmann
• Das Anorganische
• Das Organische
• Das Seelische
• Das Geistige
Schichtenstruktur des Lebendigen
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Ebene
Elementarteilchen
Atom
Molekül
Makromolekül
Zellstruktur
Zelle
Gewebe
Organ
Organsystem
Organismus
Gemeinschaft
Gesellschaft
Repräsentant
Elektron
Kohlenstoff
Wasser
Gen
Chromosom
Blutzelle
Muskel
Kleinhirn
Immunsystem
Mensch
Schulklasse
Deutschland
Wissenschaft
Hochenergiephysik
Atomphysik
Physikalische Chemie
Biochemie
Molekulare Biophysik
Zellbiologie
Physiologie
Neurobiologie
Immunologie
Anthropologie
Soziologie
Politikwissenschaft
Zusammenhänge
Gesetze

Einfach

Gene
 Szenarien  Wirklichkeit

Verkoppelt

Komplex


 Biochemie  Leben
Top Down vs. Bottom Up
• Wasser – Molekül vs. Flüssigkeit
• Gen – Polynukleotid vs. Informationsträger
• Herz – Gewebe vs. Blutpumpe
• Sprache – Phoneme vs. Kommunikation
• Mensch – Individuum vs. Sozialpartner
Komplementarität
• Begriffe ohne Anschauung sind leer,
Anschauung ohne Begriffe bleibt blind.
• Wissenschaft ohne Religion ist lahm,
Religion ohne Wissenschaft ist blind.
• Wissenschaft ohne Kunst ist unmenschlich,
Kunst ohne Wissenschaft ist lächerlich.
Widersprüche des Westens
• Zwei im Widerstreit liegende ethische
Überlieferungen:
• Das platonisch-idealistische (christliche) System
gründet sittliches Verhalten auf „um ihrer selbst
willen angestrebten höchsten Werten“.
• Das aristotelisch-naturalistische (heidnische)
System rechtfertigt sittliches Verhalten durch die
Tatsache, daß der Mensch in Gemeinschaften lebt.
Widersprüche des Westens
• Damit streben wir im Westen unvereinbare Ziele
an - Gerechtigkeit für den Einzelnen und zugleich
Wohlergehen für die Gesamtheit.
• Man kann sich perfekte Menschen ausdenken,
aber die können nicht in einer perfekten
Gesellschaft leben (außer als Engel).
• „Die Ansicht, die richtige und objektiv gültige
Lösung der Frage, wie der Mensch leben soll,
lassen sich grundsätzlich entdecken, ist selbst
grundsätzlich falsch“ (Isaiah Berlin).
Wolfgang Pauli (1900-1958)
• „Was wir heute brauchen, wäre eine Synthese zwischen
ost-asiatischer Weisheit und abendländischer aktiver, auf
naturwissenschaftliche Einsicht gegründeter Tendenz zur
Beherrschung der Natur.“
• „An die Stelle der polaren Gegensätze, wie z.B. des
chinesischen Yang und Yin, tritt daher beim Modernen die
Idee der komplementären Aspekte der Phänomene. Wegen
der Analogie zur Mikrophysik scheint es mir eine der
wichtigsten Aufgaben des abendländischen Geistes, auch
in der Psychologie die alte Idee in die neue Form zu
übersetzen.“
Die Wissenschaft und das abendländische Denken
1954
• Im Westen steht einer Kultur der Umbrüche die Kontinuität
des östlichen Denkens gegenüber. Dabei treten die
handelnden Personen in den Hintergrund, die sich im
Westen gerade in den Mittelpunkt stellen und sich
gegenseitig Torheit vorwerfen: Zum Beispiel in der Kette
Schopenhauer  Hegel  Kant  Baumgarten 
Descartes und so weiter zurück bis Aristoteles und Platon.
Während also im Westen das historische Ich hervortritt und
das Individuum zum höchsten ethischen Wert wird, stellt
das östliche Denken fortlaufende Prozesse und
Zusammenhänge in den Vordergrund.
Die Wissenschaft und das abendländische Denken
1954
• Die Wissenschaft als charakteristische Spezialität der
europäischen Kultur zeichnet sich durch besondere
Hinwendung zur äußeren Welt aus. Die Empirie feiert
Triumphe, während die Abkehr vom sinnlich wahrnehmbaren Teil der Realität (in der Mystik etwa) wenig
Beachtung findet. In der Mystik wird versucht, die Kluft
zwischen Mensch und Gott zu überbrücken (unio mystica)
und eine Einheit zu erleben.
• Wissenschaftler versuchen, etwas zu lösen. Ein
Mystiker versucht, sich (von der Welt) zu lösen.
Die Wissenschaft und das abendländische Denken
1954
• „Ich glaube, daß es das Schicksal des Abendlandes ist, die
beiden Grundhaltungen, die kritisch rationale, verstehen
wollende auf der einen Seite und die mystisch irrationale,
das erlösende Einheitserlebnis suchende auf der anderen
Seite immer wieder in Verbindung miteinander zu bringen.
In der Seele des Menschen werden immer beide Haltungen
wohnen, und die eine wird stets die andere als Keim ihres
Gegenteils schon in sich tragen. Dadurch entsteht eine Art
dialektischer Prozeß, von dem wir nicht wissen, wohin er
führt. Ich glaube, als Abendländer müssen wir uns diesem
Prozeß anvertrauen und das Gegensatzpaar als komplementär anerkennen.“
Die Idee der Komplementarität
• Zu jeder Beschreibung der Natur (bzw. des
Wirklichen), gibt es eine andere Beschreibung,
die der ersten zwar widerspricht, die aber
gleichberechtigt ist; komplementäre
Beschreibungen sind richtig, ohne wahr zu sein.
• Welle - Teilchen
• Mutter Natur – Rohstofflieferant
• „Goethe“ – „Newton“
• Quantum – Feld
Die Idee der Komplementarität
• Es gibt Dinge, über die man sich einigen kann
und Dinge, die einem etwas bedeuten.
• Es gibt Fragen, die man durch Informationen
beantworten kann, und Fragen, bei denen dies
nicht geht.
• Das Herz schlägt, weil ein Muskel geeignet
angeregt wird und weil Blut zu pumpen ist (für
das Leben).
• Die Wirklichkeit enthält sowohl rationale als auch
irrationale Elemente.
Die Idee der Komplementarität
• Zwei Wahrheiten
• Die der Kunst, die das Herz wärmt, und
• die der Wissenschaft, die den Weg weist.
• Zwei Weisen des Erkennens
• Die quantitative (logisch-rationale) und
• die qualitative (sinnlich-erlebende) Weise.
• Zwei Kulturen
• Literarische vs. wissenschaftliche Intelligenz
• (Beschreiben vs. Benennen, Erklären vs. Verstehen)
Die Idee der Komplementarität
• Zwei Arten des Wissens
• Verfügungswissen vs. Orientierungswissen
• (Herrschafts- vs. Bildungswissen)
• Zwei Weisen des Menschen
• Subjekt und Objekt sein; Subjektivität und Objektivität
• Autonomes Individuum und Mitglied unter anderen sein
• Zwei Weisen des Zugangs zur Welt
• Östlich-meditative, nach innen, Ich ohne Welt
• Westlich-aktiv, nach außen, Welt ohne Ich
Wolfgang Pauli
• „Nach meiner Ansicht ist es nur ein
schmaler Weg der Wahrheit (sei es eine
wissenschaftliche oder eine sonstige
Wahrheit), der zwischen der Scylla eines
blauen Dunstes von Mystik und der
Charybdis eines sterilen Rationalismus
hindurchführt. Dieser Weg kann voller
Fallen sein, und man kann nach beiden
Seiten abstürzen.“
Wer erklärt uns die Welt?
• Buddhisten bemühen sich um eine Innenschau.
Die Meditation ist die Möglichkeit, „den
Erfahrungsbereich über die Grenzen des NurIndividuellen und zeitlich bedingten auszudehnen“
(Lama Govinda, 1985).
• In der Sprache der westlichen Wissenschaft könnte
das heißen: Das Bewußtsein ist fähig, sich in einen
Zustand vor dem „Urknall“ zu versetzen, in dem
alle Möglichkeiten angelegt sind.
Nachtseite der Wissenschaft
Träume, Offenbarungen und
neurotische
Mißverständnisse in der
Geschichte
naturwissenschaftlicher
Entdeckungen
„Was Du im Dunkeln
gesehen“
Wolfgang Pauli 1957
„Ich hoffe, daß niemand mehr der Meinung ist, daß
Theorien durch zwingende logische Schlüsse aus
Protokollbüchern abgeleitet werden, eine Ansicht,
die in meinen Studententagen noch sehr in Mode
war. Theorien kommen zustande durch ein vom
empirischen Material inspiriertes Verstehen,
welches im Anschluß an Plato als zur Deckung
kommen von inneren Bildern mit äußeren
Objekten und ihrem Verhalten zu deuten ist.“
Wolfgang Pauli 1957
„Die Möglichkeit des Verstehens zeigt aufs
Neue das Vorhandensein regulierender
typischer Anordnungen, denen sowohl das
Innen wie das Außen des Menschen
unterworfen sind.“
ARCHETYPEN
Archetypen
• Das Bauprinzip einer Art von Organismus
• Das Urbild des Wirklichen (Seienden)
• Die strukturelle Komponente eines
kollektiven Unbewußten, die Bereitschaft
der menschlichen Vorstellungskraft, die in
Form von Symbolen zum Bewußtsein
kommen kann (C.G. Jung).
„Hintergrundsphysik“ (1948)
• Physikalische Begriffe als archetypische
Symbole erfassen
• „Die Enthüllung der archetypischen
Grundlagen der in der heutigen Physik
tatsächlich angewandten Begriffe“
• Beispiele: Atom, Atomkern, Energie, Welle,
Dipol, Radioaktivität, (Gen)
Archetypus, Archetypisches
• Theoretische Wissenschaft ist ein Verfahren, bei
dem archetypische Bilder in die Natur übertragen
(projiziert) werden. Diese Imagination führt zur
Erkenntnis, weil inneres Bild und äußeres Gebilde
aus einem Ganzen entstanden sind und sich
entsprechen.
• Am Anfang ist nicht das Wort, sondern ein Bild.
Am Anfang des Denkens ist ein malendes
Schauen.
Johannes Kepler, um 1610
„Erkennen heißt, daß äußerlich wahrgenommene mit
den inneren Ideen zusammenzubringen und ihre
Übereinstimmung beurteilen, was [man] sehr schön
ausgedrückt hat mit dem Wort ´Erwachen wie aus
einem Schlaf´. Wie nämlich das uns außen
Begegnende uns erinnern macht an das, was wir
vorher wußten, so locken die Sinneserfahrungen,
wenn sie erkannt werden, die innen vorhandenen
Gegebenheiten hervor, so daß sie in der Seele
aufleuchten, während sie vorher wie verschleiert in
potentia dort verborgen waren.“
Adolf Portmann, 1949
Biologisches zur ästhetischen Erziehung
„Die Einsicht in die Notwendigkeit einer Stärkung der
ästhetischen Position ist nicht gerade weit verbreitet - allzu
viele machen noch immer die bloße Entwicklung des
logischen Seite des Denkens zur wichtigsten Aufgabe
unserer Menschenerziehung. Wer so denkt, vergißt, daß
das wirklich produktive Denken selbst in den exaktesten
Forschungsgebieten der intuitiven, spontanen
Schöpferarbeit und damit der ästhetischen Funktion überall
bedarf; daß das Träumen und Wachträumen, wie jedes
Erleben der Sinne, unschätzbare Möglichkeiten öffnet.“
Alex Müller, 1988, Äußere und innere
Forschungserfahrung und Erwartung
„Die Perowskitstruktur hat viele Jahre meiner
wissenschaftlichen Anstrengungen
bestimmt, ja dominiert. ... Als Symbol hat
sie für mich unzweifelhaft MandalaCharakter, was auch durch frühe,
wesentliche Träume zu belegen ist.“
Alex Müller, Äußere und innere
Forschungserfahrung und Erwartung
„Der über so viele Jahre mit Erfolg beschrittene
Weg, das Zur-Deckung-Bringen vieler, ja fast aller
innerer Erwartungen mit objektiven Experimenten
unter Benützung des Perowskitgitters war
beglückend. Es ließ mich sogar an die Möglichkeit
denken, ja sogar erwarten, auf dem Gebiet der
Supraleitung mit oxydischen Perowskiten
wissenschaftlich beizutragen.“
Alex Müller
Fortschritte der Wissenschaft
• In der normalen Wissenschaft kommen die
stetigen Fortschritte (Verbesserungen) durch
Evolution von außen zustande.
• In der kreativen Wissenschaft kommen die
plötzlichen Fortschritte (Ideen) durch
Einfälle (Revolutionen) von innen zustande.
„Ginkgo biloba“
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten
Wie´s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwey die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt.
Solche Frage zu erwiedern
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht in meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
Johann Wolfgang von Goethe
„Wenn wir von ihr eine Art von Ganzheit
erwarten, so müssen wir uns die
Wissenschaft notwendig als Kunst
denken.“
Wissenschaft ist aus der Poesie hervorgegangen und
wird sich wieder mit ihr vereinen.
Johann Wolfgang von Goethe
„Um aber einer solchen Forderung sich zu nähern, so
müßte man keine der menschlichen Kräfte bei
wissenschaftlicher Tätigkeit ausschließen. Die
Abgründe der Ahndung, ein sicheres Anschauen
der Gegenwart, mathematische Tiefe, physische
Genauigkeit, Höhe der Vernunft, Schärfe des
Verstandes, bewegliche sehnsuchtsvolle Phantasie,
liebevolle Freude am Sinnlichen, nichts kann
entbehrt werden zum lebhaften Ergreifen des
Augenblicks.“
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