Komplementarität (Weingärtner)

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Komplementarität (Weingärtner)
Komplementarität der physikalischen Forschung zur Homöopathie
Dr. Otto Weingärtner hat in der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung" 2005 das Thema der
Komplementarität 1 in der Homöopathie aufgegriffen (wie schon Prof. Harald Walach im Jahre
2003 und später 2005).
Er bezeichnet die Homöopathie als „Ganzheitsmedizin". Zum einen ist das Paar Geist/Körper
des Patienten zum anderen das Paar Geist/Materie beim Arzneimittel komplementär
zueinander. Es sind Bemühungen zu verzeichnen, für diese Aspekte der Komplementarität in
der Homöopathie Kongruenzen zum Komplementaritätsbegriff in der Physik zu analysieren.
Eine Forschungsrichtung versucht Schlüsse zu ziehen, die einerseits das homöopathische
Phänomen zu erklären versuchen und andererseits in empirischen Tests umzusetzen Eine
andere Forschungsrichtung geht davon aus, dass homöopathische Therapie eine
medikamentöse Therapie ist und untersucht die sich aus der Geist-Materie-Komplementarität
der Potenzen ergebenden „geistigen Korrelate" zur tatsächlich verabreichten Materie.
Hochpotenzen
Weingärtner kommt zum Schluss, dass eine auf Kausalität beruhende Denkweise ein Problem
mit der Aussage hat, dass Hochpotenzen therapeutische Wirkungen bei Kranken hervorrufen.
Dabei wird vergessen, dass Potenzierung bei der Herstellung von Potenzen ein Prozess ist,
unabhängig davon, ob es sich um eine Hochpotenz handelt oder nicht. Bei steigendem
Potenzgrad nimmt die materielle Anwesenheit der Urtinktur ab. Weingärtner bezieht sich auf die
Aussage Hahnemanns, dass die „den Stoffen innewohnenden Kräfte" durch die Potenzierung
freigesetzt werden. Es existieren eine Reihe gefundener Effekte, aber diese seien relativ selten
zu reproduzieren oder seien bei Reproduktionsversuchen gar ins Gegenteil gekehrt. Es gibt
aber gerade aus der Quantenmechanik Ansätze, die u.U. beim Verständnis der
homöopathischen Potenzen helfen können, diese „Energien" zu verstehen.
Verschränktheit 2
1964 erarbeitete Bell ein quantitatives Kriterium für Verschränktheit. Er stellte eine Ungleichung
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auf, aus deren Erfüllt sein oder Unerfüllt sein sich ableitet, ob es sich um ein
quantenmechanisches System handelt oder nicht. 3 Auf dieser Grundlage veröffentlichten
Aspect et al 1982 die Ergebnisse von Experimenten, mit denen das Vorkommen von
Verschränktheit bei quantenmechanischen Systemen nachgewiesen werden konnte. In den
letzten Jahren war die Verschränktheit Gegenstand intensiver theoretischer und experimenteller
Forschung geworden. Es konnte gezeigt werden, dass Verschränktheit nicht auf zwei Teilchen
beschränkt sein muss.
Seit Jahren fragt man sich, ob das als Verschränktheit bezeichnete Phänomen grundsätzlich
nur auf die Quantenmechanik anwendbar ist. 2001 veröffentlichte Atmanspacher et al einen
Formalismus, der nicht im Widerspruch mit der Quantenmechanik steht, aber auf
ausserphysikalische Zusammenhänge angewendet werden kann. Atmanspacher et al. nannten
ihre Theorie „Theorie der Schwachen Quanten (Weak Quantum Theory).
PPR-Verschränkheit
PPR steht für „patient-practioner-remedy entanglement" (so viel wie Verschränkung zwischen
Patient-Therapeut-Arzneimittel"). Das sind Publikationen von Milgrom aus den Jahren 2002 und
2003. Milgrom hat in seinen Publikationen eine Metapher entwickelt, in der das potenzierte
Arzneimittel, der Patient und der Therapeut als Bestandteile einer Dreiheit aufgefasst werden
können, deren Zusammenhalt mit einer Anwendung der „Schwachen Quantenmechanik"
beschrieben werden kann.
Auch Prof. Harald Walach sieht die Homöopathie als beispielhafte Anwendung der „Schwachen
Quantentheorie". Walach interpretiert aber nicht eine trianguläre Verschränktheit wie Milgrom,
sondern eine Verschränktheit von vier Komponenten.
Der Gedanke hinter der Verschränkung bei Walach ist der, dass eine Verschränkung immer
dann zu erwarten ist, wenn globale und lokale Variablen, die ein System beschreiben, einander
komplementär im physikalischen Sinne sind (d.h. ihre Anwendung z.B. von der Reihenfolge
abhängt). Die Homöopathie wird so als eine Art makroskopische Teleportation verstanden, als
substanzfreier Transfer von Aktionen.
Grundsätzlich liegt es in der Natur der Verschränktheit, dass der Versuch, sie im konkreten Fall
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zu messen, gerade ihren Zustand vernichtet. Daraus ist zu folgern, dass – wenn der arzneiliche
Gehalt homöopathischer Potenzen in der Verschränktheit besteht – die homöopathische
Therapie einen Versuch darstellt, diesen Zustand zu messen und demzufolge eine erfolgreiche
homöopathische Therapie diesen Zustand vernichtet.
Schluss
Es kann aber nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass der Homöopathie bzw. der
in der homöopathischen Therapie verabreichten Arzneimittel tatsächlich Verschränktheit in
einem allgemeineren Sinne zugrunde liegt. Es ist daher wichtig, die Testbarkeit von
Verschränktheit für homöopathische Systeme zu untersuchen.
Verschränktheit ist sowohl theoretisch als auch praktisch nicht auf Quantensysteme beschränkt.
Sie kann also prinzipiell in jedem System mit geeigneten Eigenschaften vorkommen. Wenn dies
experimentell bestätigt werden kann, sind die Schlüsse bezüglich der Wirksamkeit keine
Spekulation mehr.
Der Zustand der Verschränktheit in einem System ist auf besondere Art konfiguriert. Dies würde
erklären, warum Reproduktionsversuche zum Nachweis der Wirkung homöopathischer
Potenzen immer wieder scheitern. Dass Verschränktheit vorkommen kann (aber nicht muss)
könnte ein Hinweis darauf sein, warum Therapieversuche aus unerfindlichen Gründen in
manchen Fällen gelingen und in anderen nicht.
Fussnoten
Komplementarität ist ein Begriff der Erkenntnistheorie für zwei (scheinbar) widersprüchliche,
einander ausschließende, nicht aufeinander reduzierbare Beschreibungsweisen oder
Versuchsanordnungen, die aber in ihrer wechselseitigen Ergänzung zum Verständnis eines
Phänomens oder Sachverhaltes im Ganzen notwendig sind.
1
Zwei oder mehr Teilchen auf subatomarer Ebene können eine (nicht physische) Verbindung
miteinander eingehen, die man als „Verschränkung" bezeichnet. Diese miteinander
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„verschränkten" Teilchen haben dabei immer dieselben physikalischen Eigenschaften; das
heißt, verändert man eine solche Eigenschaft bei Teilchen A, kann man diese Änderung ohne
Verzögerung auch bei Teilchen B beobachten. Paradox daran ist, dass die „Übertragung"
solcher Informationen bezüglich der Teilcheneigenschaften nicht an die Lichtgeschwindigkeit
gebunden ist – auch wenn das zu einem Teilchen A verschränkte Teilchen B mehrere
Lichtjahre weit entfernt ist, wirkt sich eine Änderung der Eigenschaften von einem der Teilchen
sofort auf beide gleichzeitig aus. Zwischen den messbaren Eigenschaften der Systeme
scheinen daher Beziehungen zu bestehen, die in der klassischen Physik und auch in
klassischen naturphilosophischen Auffassungen nicht angenommen wurden; damit
zusammenhängende Interpretationskontroversen betreffen u. a. das sog.
Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon. Die verschränkten Teilchen können daher nicht mehr als
einzelne Teilchen mit definierten Zuständen beschrieben werden, sondern nur noch das
Gesamtsystem als solches.
Die Bellsche Ungleichung ist eine Schranke an Mittelwerten von Messwerten, die 1964 von
John Bell angegeben wurde. Die Ungleichung gilt in allen physikalischen Theorien, die
realistisch und lokal sind und in denen man unabhängig vom zu vermessenden System zufällig
wählen kann, „dieses oder jenes" zu messen. Diese Einschränkungen besagen vereinfacht,
dass es sich um eine „klassische" Theorie wie die newtonsche Mechanik oder die maxwellsche
Elektrodynamik handelt. Demgemäß handelt es sich nicht um eine „eher unwichtige
mathematische Spitzfindigkeit", sondern um eine Relation von grundlegender Bedeutung für die
Gegenüberstellung von Quantenmechanik und klassischer Physik. Siehe auch: J. S. Bell:
Speakable and unspeakable in quantum mechanics. Cambridge University Press, Cambridge
1988, ISBN 0-521-36869-3 (bündelt Bells Originalaufsätze).
3
Quellen:
Weingärtner O: Komplementarität der physikalischen Forschung zur Homöopathie: Allgemeine
homöopathische Zeitung 2005; 250: 169-174
https://www.thieme-connect.de/ejournals/abstract/ahz/doi/10.1055/s-2005-917987
Aspect A, Grangier P., Roger G: Experimental realization of Einstein-Podolsky-Rosen-Bohm
Gedankenexperiment. A New violoation of Bell's inequalities. Phys. Rev. Lett., 1982; 49; 91-94
Atmanspacher H., Römer H., Walach H.: Weak Quantum Theory: Complementarity and
Entanglement in Physics and Beyond. Fond of Phys 2002; 32: 379-406
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Milgrom L.: Patent-practioner-remedy (PPR) entanglement. Part 1: a qualitative, non-local
metaphor for homeopathy based on quantum theory. Homeopathy 2002; 91: 239-248
Milgrom L.: Patient-practioner-remedy (PPR) entanglement. Part 2: extending the metaphor for
homeopathy using molecular quantum theory. Homeopathy 2003; 92: 35-43
Milgrom L.: Patient-practioner-remedy (PPR) entanglement. Part 3. Refining the quantum
metaphor for homeopathy. Homeopathy 2003; 92: 152-160
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