I2b 30. 4. 2012 Die kommunikativen Axiome von Watzlawick, Beavin, Jackson 1. Man kann nicht Nicht-Kommunizieren - Jedes Verhalten ist Kommunikation: Verhalten hat kein Gegenteil, somit gibt es keine Nicht-Kommunikation. - Wahrnehmung ist subjektiv, sie bedingt eine Interpretation. Deshalb kommuniziert auch jemand mit mir, der mich selber nicht wahrnimmt, da ich sein Verhalten interpretiere. - Bereitschaft zur Kommunikation: Watzlawick unterscheidet dabei 3 Arten: - Confirmation: Positive Bereitschaft - Rejection: Ablehnende Haltung der Kommunikation gegenüber - Disconfirmation: Ignorierendes Verhalten und bewusstes Aussenden unklarer Signale Bsp: Kind kommt zu Papa: "Lass uns draussen spielen gehen." - Confirmation: "Schön Dich zu sehen: Ja" aber auch "Nein": Es kommt auf die Haltung an. - Rejection: "Lass mich in Ruhe". Negative Haltung der Kommunikation gegenüber. - Disconfirmation: Keine Antwort (Papa schaut einfach weiter fern). Oder: "Wie war die Schule?" (Unklare Antwort) 2. Es gibt digitale und analoge Kommunikation Digital – verbal verschlüsset. Die Sprachelemente müssen zuerst dekodiert werden, bevor man den Inhalt verstehen kann. (Zahlen, Buchstaben, Informationen, Daten, Fakten). Eindeutig.s Beispiel: Ein Chinese sagt:"Hau ab oder ich schlage Dich" => Wenn man kein Chinesisch versteht, weiss man nicht, was gemeint ist. Analog – non-verbal unverschlüsselt. Man versteht intuitiv, was gemeint ist. (Körpersprache, Mimik, Blick, Tonfall, Schriftgrösse, -farbe). Mehrdeutig und kulturabgängig. Beispiel: Ein Chinese schläg zu. => Man weiss, was gemeint ist. Stimmen in einer Konversation die analogen und die digitalen Element nicht überein, wird die Kommunikation gestört. Bsp: Man probiert einen Kuchen, verzieht das Gesicht dabei und sagt: "Hmm, lecker." 3. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt (=> 1982: Schulz von Thun) 1. Auf der Sachseite informiert der Sprechende über den Sachinhalt, d. h. über Daten und Fakten. 2. Die Selbstoffenbarung umfasst das, was der Sprecher durch das Senden der Botschaft von sich zu erkennen gibt. 3. Auf der Beziehungsseite kommt zum Ausdruck, wie der Sender meint, zum Empfänger zu stehen und was er von ihm hält. 4. Was der Sender beim Empfänger erreichen möchte, wird von der Appellseite repräsentiert. 4. Die Interpunktion von Ereignisfolgen "Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt." ( Watzlawick) Auch hier lassen sich Regeln festhalten: Jeder Teilnehmer einer Interaktion gibt der Beziehung eine Struktur Auf jeden Reiz folgt eine Reaktion (Verhaltenskette) Jeder Reiz ist zugleich auch Kommunikation, da eine Kommunikation kreisförmig verläuft, d.h. es gibt keinen Anfangspunkt. Beispielsweise beschwert sich die Ehefrau, ihr Mann würde sich ständig zurückziehen. Der Mann jedoch weist darauf hin, dass er sich nur zurückziehe, weil seine Frau ständig an ihm herumnörgelt. Die Frau nörgelt also und der Mann zieht sich zurück. Weil er sich zurückzieht, nörgelt sie. Man sieht, dass es sich um einen Teufelskreis handelt. Liegt eine Störung ( Nichterkennen der Situation .. ) vor, nimmt einer der beiden Kommunikationspartner an, dass der andere die gleichen Informationen besäße wie er selbst. Durch diese subjektive Wahrnehmung, passiert meistens dann auch genau das, was der gestörte Kommunikationspartner prophezeit hat (Ursache-Wirkungs-Zusammenhang). Vorwurf -> Schuldzuweisung -> Gegenvorwurf -> Gegenschuldzuweisung 5. Symmet rische und komple mentäre Interaktion "Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht." Beziehungen zwischen Partnern basieren entweder auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit. In komplementären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen den Interaktionsprozess. Die Beziehungsgrundlage besteht hierbei im Unterschied der Partner. Häufig drückt sich diese Unterschiedlichkeit in einer Unterordnung aus, d.h. der eine hat die Oberhand über den anderen. Eine symmetrische Beziehungsform zeichnet sich dadurch aus, dass die Partner sich bemühen, Ungleichheiten untereinander zu minimieren (Streben nach Gleichheit). Sind die Kommunikationsabläufe symmetrisch, so handelt es sich um 2 gleichstarke Partner, die nach Gleichheit und Verminderung von Unterschieden streben. Man könnte es auch ein "spiegelhaftes Verhalten" der Partner nennen. Krankhafte Symmetrie Eine Störung liegt dann vor, wenn es zu einer symmetrischen Eskalation kommt, d.h. die Partner versuchen sich gegenseitig "auszustechen". Als Beispiel könnte hier der Kalte Krieg zwischen USA und Russland genannt werden, bei welchem das gegenseitige „ausstechen“ zum Wettrüsten geführt hat. Sind die Abläufe komplementär gibt es immer einen "superioren" und einen "inferioren" Partner. Die Partner ergänzen sich in ihrem Verhalten. Eine sehr starre Komplementarität findet man in Mutter-Tochter-Beziehungen. Die Individuen in der Mutter-Tochter-Beziehung sind unterschiedlich, auch hier gibt es einen primären und einen sekundären Partner. Diese Beziehung ist allerdings auf gesellschaftlichem und kulturellen Kontext zu sehen, es geht nicht darum sie mit "starkschwach", "gut-schlecht" etc. zu verknüpfen, denn der eine Partner drängt den anderen nicht in seine Stellung, sondern sie stehen in einem Wechselverhältnis, sie ergänzen sich gegenseitig. Das Verhalten des einen Partners bedingt das des Anderen und umgekehrt. Krankhafte Komplementarität Eine Störung liegt dann vor, wenn die Komplementarität als Überlegenheit bzw. Unterlegenheit empfunden wird. Der Stärkere wird immer stärker und der Schwächere immer schwächer. Die Beziehung ist für den Starken nicht mehr interessant und für den Schwachen unerträglich.