BUSINESSPLAN MÄRZ 2016 “ InnoMedicas liposomales GlykanTargeting verbessert die Wirksamkeit der Chemotherapie bei gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen. EXECUTIVE SUMMARY InnoMedica ist ein Schweizer Startup-Unternehmen mit dem Ziel, eine innovative Krebstherapie zu entwickeln und auf dem Schweizer und internationalen Markt einzuführen. Mittels liposomalem Glykan-Targeting wird die Chemotherapie in erhöhter Konzentration in das Tumorgewebe gebracht. Dies führt zu einer verbesserten Wirksamkeit bei gleichzeitig reduzierten Nebenwirkungen. Das zugrundeliegende Projekt Talidox wurde 2013 mit der Übernahme der japanischen Yamazaki-DDS Co., Ltd. gestartet. Durch diese Transaktion konnte InnoMedica ein umfangreiches Patentportfolio sowie 20 Jahre Forschungserfahrung auf dem Gebiet des liposomalen Glykan-Targetings übernehmen und damit eine optimale Ausgangslage für die Entwicklung von Talidox sicherstellen. Ein liposomaler Targeting-Ansatz mit einem chemotherapeutischen Wirkstoff zu moderaten Medikamentenpreisen differenziert sich klar von der personalisierten Medizin im Hochpreissegment. Aus diesem Grund schätzt InnoMedica den unternehmerisch unabhängigen Weg am erfolgversprechendsten ein. Dieser Strategie folgend hat sich InnoMedica mit einer firmeneigenen Entwicklung und Produktion in Marly (Freiburg) als operativ eigenständiges Unternehmen aufgestellt. Die Produktion ist von Swissmedic GMP-zertifiziert und hat die Bewilligung für die Herstellung von Arzneimitteln erhalten. InnoMedicas erstes Medikament Talidox verwendet einen gängigen Chemotherapie-Wirkstoff, Doxorubicin, und verpackt diesen biochemisch neu. Als Verpackung dienen 100 Nanometer kleine Lipidhüllen. Diese sogenannten Liposomen werden an der Oberfläche modifiziert und mit Glykan-Molekülen beschichtet. Diese Struktur macht die Liposomen für das Immunsystem unsichtbar und die Glykan-Moleküle haben die Fähigkeit, im Körper über ein mehrstufiges Targeting Krebszellen aufzuspüren. Sobald die Liposomen in der Krebszelle angekommen sind, öffnet sich die Lipidhülle und der Inhalt, Doxorubicin, wird freigesetzt. So kann der Tumor zielspezifisch adressiert und behandelt werden. Die Entwicklungsarbeiten von Talidox seit Projektbeginn haben zu drei substantiellen technischen Innovationen geführt: das Verfahren zur Beladung des Liposoms mit Wirkstoff, die Auswahl der geeigneten Glykane sowie das Anbinden der Glykane am Liposom. Aktuelle Forschung in Tiermodellen belegt die erhöhte Konzentration im Tumorgewebe und die hohe Wirksamkeit gegen die Vermehrung der Krebszellen. Die Nebenwirkungen, gemessen am Gewichtsverlust der Tiere, sind zudem bei der Therapie mit Talidox deutlich reduziert. Zurzeit konzentriert sich die Entwicklung auf die weitere Optimierung der Targeting-Funktion und die Evaluation zusätzlicher Wirkstoffe. InnoMedica plant, noch im laufenden Jahr eine erste Produktvariante festzulegen und diese anschliessend in der Klinik zu testen. In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (SAKK) wurde ein entsprechendes Projekt für die Studie Phase I/IIa bereits weitgehend erarbeitet und mit CHF 1.6 Mio. budgetiert. Zur Studienfinanzierung sowie der Finanzierung des Betriebsaufwandes während den klinischen Studien ist eine Kapitalerhöhung per 31. Mai 2016 für die Beschaffung von CHF 4.4 Mio. (und einem Greenshoe von CHF 845‘000) geplant. Sobald die klinischen Phase II Studien die Wirksamkeit des Produkts beim Patienten bestätigen, ist eine weitere Kapitalerhöhung mit Börsenkotierung ab Ende 2018 vorgesehen. Diese schafft nicht nur die Voraussetzung für eine schnelle Markteinführung in der Schweiz, sondern auch für eine schrittweise Erschliessung des internationalen Marktes - zuerst in Deutschland, später unter Einbezug von Vertriebspartnern in weiteren Ländern Europas und anschliessend in den USA. InnoMedica erwartet erste Einnahmen aus Verkäufen in der Schweiz frühestens ab Anfang 2019. Die klinische Evaluation ist somit in einem relativ kurzen Zeitraum möglich. Dies ist in der Verwendung eines bekannten Wirkstoffs begründet. Wirkungsspektrum, Nebenwirkungen und Patientenpopulationen sind bereits dokumentiert und InnoMedica wurde im Registrierungsverfahren von Swissmedic eine vereinfachte Zulassung verbindlich zugesichert. Insgesamt trägt dieses Wissen zu einer deutlichen Senkung des Translationsrisikos bei. InnoMedica wird von einem Team getragen, welches sich durch eine generationenübergreifende Zusammenarbeit von erfahrenen Verwaltungsräten und dem General Management mit einem hochqualifizierten jungen Forscherteam auszeichnet. Bedeutende Aktionäre haben einen Teil ihrer Aktien zu vergünstigten Konditionen für ein Buy-InProgramm den Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt. So wird die junge Generation ohne Verwässerungseffekt in das unternehmerische Interesse einbezogen. Bisher hat InnoMedica in vier Finanzierungsrunden das Kapital bereits um CHF 3.3 Mio. erhöht. Das von den Aktionären entgegengebrachte Vertrauen ist für das ganze Team eine grosse Motivation. Nur durch das gemeinsame Engagement der Aktionäre und des InnoMedica-Teams ist es möglich, das Projekt Talidox zum Erfolg zu führen. SEITE 03 INHALTSVERZEICHNIS 01 UNTERNEHMENSZIEL Talidox InnoMedica 6 7 02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT Wissenschaftliche Grundlagen Produktentwicklung Klinische Studien in Schweizer Spitälern 9 14 23 03 INFRASTRUKTUR 29 04 TEAM 36 05 MARKT UND KONKURRENZ Markt Vermarktung Konkurrenz Schutzrechte 06 RISIKOANALYSE 42 43 46 50 52 07 FINANZEN Finanzplanung Finanzierung 55 60 08 ANHANG Literaturübersicht zur Vertiefung SEITE 04 66 “ Das Engagement von bereits mehr als 160 Aktionären ist für das InnoMedica-Team eine grosse Motivation, Talidox gemeinsam bis zum Patienten zu bringen. SEITE 05 01 UNTERNEHMENSZIEL Die allermeisten werden im Laufe ihres Lebens mit dem Thema Krebs in der Familie oder im Bekanntenkreis konfrontiert. InnoMedica hat sich zum Ziel gesetzt, die Krebstherapie mit einem neuartigen Ansatz massgeblich zu verbessern. Dabei strebt InnoMedica für die Kosten der Therapie ein nachhaltig sozialverträgliches Niveau an. Kernelement des im Januar 2013 initiierten Projekts Talidox (Targeted Liposomal Doxorubicin, TLD-1) ist die Entwicklung eines Krebsmedikaments, welches diese Zielsetzung erreichen kann und in der Lage ist, dem heutigen Trend nach immer teureren Behandlungen entgegenzuwirken. TALIDOX™ Dem neuen Medikament Talidox liegt eine patentgeschützte Technologie zugrunde, welche Krebsmedikamente mittels natürlicher Nanocontainer gezielt zum Tumor transportiert. Die Nanocontainer sind der Funktionsweise von Immunzellen nachempfunden. Sie sind mit Liganden bestückt, sodass sie – ähnlich wie die weissen Blutkörperchen – Signale eines Tumors erkennen, diesen bis zum Tumor folgen und das Medikament direkt im Tumor freisetzen können. Mit der innovativen Technologie des Glykan-Targetings verbessert InnoMedica die herkömmliche, systemische Anwendungspraxis der Chemotherapie und erreicht eine erhöhte Wirkstoffkonzentration im Tumorgewebe. Dies verstärkt die therapeutische Wirkung und reduziert gleichzeitig die Nebenwirkungen (Abbildung 1). Aktuelle Forschungsresultate belegen die Wirksamkeit der patentgeschützten Technologie von Talidox. InnoMedica beabsichtigt, Talidox nach pharmazeutischen Standards in firmeneigenen, GMP-zertifizierten Labors in der Schweiz selbst zu produzieren und die Behandlung ab 2019 schrittweise Patienten weltweit zugänglich zu machen. Als unabhängiges Unternehmen will InnoMedica damit einen nachhaltigen Beitrag zu einer effektiven, schonenden und bezahlbaren Krebstherapie leisten. Abbildung 2 zeigt die drei Schlüsselelemente von Talidox und die daraus abgeleiteten Vorteile für die Krebsbehandlung. In der Forschung erhalten liposomale Transportsysteme und deren Navigation mittels Oberflächenmodifikationen zunehmend Aufmerksamkeit. Jegliche Form von Entzündung wird vom Immunsystem gemäss dem von InnoMedica angewendeten Prinzip im Körper aufgespürt. Deshalb bietet InnoMedicas Technologie nicht nur grosse Vorteile bei der Behandlung von Krebs, sondern auch bei vielen anderen Krankheiten mit begleitenden Entzündungsprozessen wie Arthritis, Rheuma oder Arteriosklerose. InnoMedica unterhält eine Anzahl nationaler und internationaler Forschungskollaborationen zur Entwicklung von Anwendungen gegen solche Krankheiten. Diese Kooperationen liefern wertvolle Erkenntnisse, die vorerst für die Anwendung in der Onkologie nützlich sind, später aber auch attraktive Möglichkeiten für die Nutzung der Technologieplattform in anderen Anwendungsbereichen bieten. NEUE THERAPIE MIT TALIDOX HEUTIGE CHEMOTHERAPIE GANZER KÖRPER VERTEILUNG DES WIRKSTOFFS GEZIELT IM TUMOR WIRKSAMKEIT NEBENWIRKUNGEN ABBILDUNG 1 Vergleich heute gängiger Chemotherapie und Talidox. Der Wirkstoff (türkis dargestellt) konzentriert sich bei Talidox hauptsächlich im Tumorgewebe. Das aktive mehrstufige Targeting kann zu zwei Verbesserungen führen: Die Wirksamkeit wird erhöht und die Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert. SEITE 06 INNOMEDICA InnoMedica hat heute Standorte in Bern und Zürich (Management, Administration), Marly (Produktion), Zug (Hauptsitz) und Ibaraki (Japan, Yamazaki-DDS Co., Ltd.). Ursprünglich wurde InnoMedica Holding AG im Jahr 2000 als Finanzgesellschaft mit Hauptsitz in Zug gegründet. Anfänglich hat das Unternehmen hauptsächlich Investitionen im Bereich der Biochemie und Medizin getätigt. Nach dem massiven Einbruch im Aktienmarkt in Folge der Ereignisse vom 11. September 2001 wurde das Unternehmen in einem Turn-Around-Projekt von Dr. Herbert Früh und Dr. Peter Halbherr vorerst stabilisiert und dann schrittweise auf Investitionen in Startup-Unternehmen neu ausgerichtet. Erste Investitionen im Bereich der liposomalen Targeting-Systeme erfolgten im Jahr 2010 durch die Übernahme entsprechender Patente von Dr. Denis Bron. Im Jahr 2012 entstand auf Initiative des Projektleiters Pascal Halbherr mit Unterstützung von Stéfan Halbherr und Andrea Zurkirchen der Kontakt mit Dr. Noboru Yamazaki, der durch die Integration der Yamazaki-DDS Co., Ltd. im Frühjahr 2013 seine bedeutenden Patente im Bereich des Glykan-Targetings bei InnoMedica einbrachte. InnoMedica hat sich seither zu einem rein operativ tätigen Pharmaunternehmen gewandelt. Ein Verkauf des Unternehmens wird nicht angestrebt. Vielmehr will InnoMedica ein unabhängiges, von einem breiten Aktionariat getragenes Schweizer Pharmaunternehmen sein. Diese Unabhängigkeit ist eine strategische Voraussetzung für das Erreichen des Ziels, Talidox bis zum Patienten und in einen weltweiten Markt zu bringen. Pharmakonzerne mit einer Hochpreisstrategie sehen beim Einsatz von InnoMedicas Targeting Technologie in onkologischen Anwendungen eine Konkurrenzierung teurer, eigener Medikamente. Deshalb ist es für sie naheliegend, die liposomale Technologie eher mit anderen Wirkstoffen als den im Generikamarkt günstig erhältlichen Zytostatika zu kombinieren. Dies wäre jedoch weiter im Einklang mit der vorherrschenden Hochpreispolitik. InnoMedicas Erfahrungen aus der Präklinik weisen aber darauf hin, dass die Zytostatika ein effizientes Mittel für die Krebsbekämpfung sind. Als Problem präsentieren sich vielmehr die Nebenwirkungen durch die systemische Verabreichung des Medikaments, die sich mit einem Targeting wirkungsvoll reduzieren lassen. TALIDOX Targeted = Navigationssystem Liposomal = Transportmittel Doxorubicin = Chemotherapie Aktive Akkumulation im Tumor Schutz beim Transport durch den Blutkreislauf Bekannter Wirkstoff Bessere Wirksamkeit Weniger Nebenwirkungen und Ermöglichung längerer Behandlungszyklen Einfachere Translation, klinische Studie und Registrierung ABBILDUNG 2 Schematische Darstellung der drei Schlüsselelemente von Talidox sowie die daraus abgeleiteten Vorteile des neuen Medikaments. ZIELE VON INNOMEDICA: • Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Talidox, einer neuartigen Krebstherapie, welche - effizient wirkt - Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert - bei einer breiten Therapieanwendung zu sozialverträglichen Kosten weltweit vermarktet werden kann • Aufbau einer Medikamenten-Pipeline für zahlreiche medizinische Anwendungen basierend auf InnoMedicas Targeting-Technologie. • Beibehaltung der Unabhängigkeit des Unternehmens mit einem Aktionariat, welches in einer breiten Öffentlichkeit verankert ist und von einem stabilen Kernaktionariat getragen wird. • Börsengang nach dem Wirksamkeitsnachweis von Talidox im Menschen. SEITE 07 SEITE 08 02 TECHNOLOGIE UND PRODUKT InnoMedicas patentierte Technologie des Glykan-Targetings folgt dem Navigationsprinzip der Immunzellen und fungiert als Plattformtechnologie mit Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Mit dem Produkt Talidox wird InnoMedica die Technologie in einem ersten Schritt in der Onkologie Patienten zugänglich machen. WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN samer aufgelöst, bevor es den Wirkstoff freisetzt. Idealerweise geschieht dies erst im Innern der Krebszelle, deren chemische Eigenschaften die Auflösung des Lipidmantels bewirken. Die Verweildauer im Blutstrom ist dabei so einzustellen, dass das Liposom nicht sofort ausgeschieden wird, aber auch nicht unnötig lange im Blutstrom zirkuliert und am Ende die Reinigungsorgane belastet. Die Konstruktion eines Liposoms, welche diese Schlüsselfaktoren berücksichtigt, ist somit eine wesentliche Voraussetzung für die anschliessende Oberflächenmodifikation und ein funktionierendes Glykan-Targeting. Das theoretische Konzept von Talidox lässt sich in drei Teile gliedern: Aufbau des Nanocontainers, Funktionsweise des Glykan-Targetings – also die Reise des Wirkstoffs von der Injektion bis zur Krebszelle – sowie die Wirkstofffreisetzung in der Krebszelle. AUFBAU DES LIPOSOMS Die Targeting-Technologie von InnoMedica basiert auf Liposomen mit einer intelligenten Oberflächenstruktur. Damit der Wirkstoff sein Ziel – die Krebszelle – erreichen kann, ohne im gesunden Gewebe unnötig Schaden zu verursachen, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: • Schutzfunktion Der toxische Wirkstoff muss verpackt sein. • Targeting-Funktion Die wirkstoffbeladenen Nanocontainer müssen spezifisch an die Krebszellen adressiert sein. • Ausscheidungsfunktion Der Wirkstoff, welcher nicht in den Tumor gelangt, muss ohne Interaktion mit dem Stoffwechsel den Organismus wieder verlassen. Bei einer Chemotherapie mit Talidox wird der Wirkstoff Doxorubicin von einer Lipidhülle umgeben. Die Lipide bilden Liposomen, welche aus einer doppelwandigen Lipidmembran bestehen, die einen Hohlraum umschliesst. Auf der Oberfläche der Liposomen werden Proteine und Zuckermoleküle (Glykan-Liganden) zur Adressierung der Krebszellen angebracht (Abbildung 3). Das ganze Paket ist etwa 100 Nanometer bzw. ein Zehntausendstel Millimeter gross und kann über eine mehrstufige Rezeptor-Kaskade Krebszellen im Körper aufspüren. Der Aufbau der Lipidhülle beeinflusst die Schutz- sowie die Ausscheidungsfunktion wesentlich. Je nach Zusammensetzung der Lipide wird das Liposom schneller oder lang- LEGENDE Lipide Doxorubicin Zuckermolekül (Glykan) ABBILDUNG 3 Aufnahme des InnoMedica-Liposoms mit einem Elektronenrastermikroskop (links) und entsprechender schematischer Aufbau des Liposoms (rechts). VORTEILE VON INNOMEDICA-LIPOSOMEN: • CHEMISCHE STABILITÄT: Die Kombination von natürlichen Lipiden in den richtigen Mengenverhältnissen führt zu chemisch stabilen, unilamellaren Liposomen. • OPTIMALE VERWEILDAUER: Der Lipidmantel ist so aufgebaut, dass die Liposomen Zeit haben, über die Targeting-Funktion in das Gewebe zu gelangen. Der Rest wird innert weniger Tage über Leber und Niere ausgeschieden. • IMMUNTOLERANZ: Die Oberfläche des Liposoms ist so modifiziert, dass es als körpereigener Blutbestandteil akzeptiert und vom Immunsystem nicht angegriffen wird. Diese Immuntoleranz macht wiederholte Behandlungen unproblematisch. • MULTIFUNKTIONALITÄT: Die Liposomen können mit unterschiedlichen Wirkstoffen beladen und für verschiedene medizinische Anwendungen eingesetzt werden. SEITE 09 DAS GLYKAN-TARGETING Die Liposomen werden dem Patienten intravenös in die Blutbahn injiziert. Über die Blutgefässe verbreiten sich die Liposomen im ganzen Körper, wo sie nun grossen physikalischen Kräften ausgesetzt sind. Damit die Liposomen nicht auseinanderbrechen und ihre Ladung frühzeitig freisetzen, müssen sie möglichst stabil gebaut sein. Um die Krebszellen aufspüren zu können, müssen sie zudem über längere Zeit vor den körpereigenen Reinigungsmechanismen getarnt sein. Die Oberflächenmodifikationen von Talidox helfen den Liposomen diese Tarnung zu erreichen und im Blutkreislauf über einen längeren Zeitraum frei zu zirkulieren. Krebsgewebe benötigt aufgrund der unkontrollierten Zellteilung besonders viele Nährstoffe und baut deshalb eine eigene Blutversorgung auf (Angiogenese). Die neu ausgebildeten Blutgefässe sind durchlässiger und so können im Krebsgewebe Liposomen bereits ohne aktives Targeting leichter aus der Blutbahn austreten. Dank des Glykan-Targetings kann Talidox das Krebsgewebe aktiv erkennen. Dabei wird ein Mechanismus genutzt, welcher von der Natur bereits seit Millionen von Jahren erprobt ist. Befinden sich im Körper kranke Zellen, geben diese ein Signal in die Blutbahn (Lektin-Rezeptor), um Immunzellen anzulocken. Kommen die Immunzellen an diesen Signalen in Form von Entzündungsrezeptoren vorbei, erkennen sie dieses auf GlykanLiganden basierende Schlüssel-Schlossprinzip (Abbildung 4). Die Immunzellen binden an diese Signale und dringen anschliessend durch die Wand des Blutgefässes ins umliegende Gewebe zu den kranken Zellen vor, um diese entweder zu entfernen oder zu reparieren. GLYKAN-LIGAND LIPOSOM LEKTIN-REZEPTOR LIPOSOM GLYKAN-LIGAND LEKTIN-REZEPTOR BLUTGEFÄSSWAND BLUTGEFÄSSWAND ABBILDUNG 4 Schematische Darstellung (links) und hochauflösende Gammastahlen-Kristallographie (rechts) der Liganden-Rezeptoren-Interaktion (Schlüssel-Schlossprinzip). SEITE 10 “ ABBILDUNG 5 Schematische Darstellung des Angriffs von Immunzellen und Talidox-Liposomen auf Krebszellen. Die Krebszellen bewirken die Bildung von Rezeptoren (gelbe Härchen) an der Blutgefässwand. Sowohl Immunzellen als auch Liposomen lagern sich an diesen Rezeptoren an und dringen durch die Blutgefässwand ins umliegende Gewebe ein. Die Krebszelle präsentiert selbst ebenfalls Rezeptoren auf der Oberfläche, welche von den Immunzellen und den Liposomen gleichsam erkannt werden. Die Liposomen können anschliessend in die Krebszelle eindringen und ihren Wirkstoff freisetzen. Analog zu den Immunzellen nutzen die Liposomen von Talidox dieses auf Glykanen basierende, natürliche Schlüssel-Schlossprinzip, um Krebszellen aufzuspüren (Abbildung 5). Die Glykane auf der Liposomen-Oberfläche binden an die Rezeptoren der Blutgefässinnenwand. Dort verlassen die Liposomen die Blutbahn und gelangen ins umliegende Gewebe. Anders als gesunde Zellen präsentieren Krebszellen Rezeptoren, welche von den Immunzellen und dank der Targeting-Technologie auch von den Liposomen erkannt werden. Die Fähigkeit der Krebszellen zur Deaktivierung der Immunzellen verhindert jedoch einen Angriff. Die von den Liposomen ausgehende Gefahr wird hingegen von den Krebszellen nicht erkannt. Die Liposomen werden von den Krebszellen aufgenommen und können ihren Inhalt, den Wirkstoff, im Zellinnern freisetzen. WELTNEUHEIT GLYKAN-TARGETING: Zuckermoleküle imitieren das natürliche Targeting des Immunsystems und finden so erkrankte Zellen im Körper – InnoMedicas patentgeschützte Innovation. (US 7,070,801 B2) LEGENDE Liposom gesunde Zelle Immunzelle Krebszelle VORTEILE VON INNOMEDICAS GLYKAN-TARGETING: • DIE NATUR MACHT ES VOR: Mit Glykan-Targeting ist es möglich, auf natürliche Weise medizinische Wirkstoffe gezielt in kranke Zellen zu transportieren. • MULTIFUNKTIONALITÄT: Durch die Wahl von unterschiedlichen Glykanen können unterschiedliche Organe und Krankheiten angesteuert werden. • PATENTSCHUTZ: Das Glykan-Targeting ist in den USA, Europa und Japan patentgeschützt. SEITE 11 3 4 5 1 2 ABBILDUNG 6 Schematische Darstellung der Endozytose und der Wirkstofffreisetzung. DIE WIRKSTOFFFREISETZUNG Im Tumorgewebe angekommen ist die Reise der Liposomen noch nicht zu Ende. Die Liposomen müssen nun in die Krebszellen eindringen und dort ihren Wirkstoff freisetzten, damit dieser seine Wirkung entfalten kann. Das Eindringen des Liposoms ins Zellinnere (Endozytose) ist vergleichbar mit dem trojanischen Pferd. Dieser Prozess läuft in fünf Stufen ab und wird in der Abbildung 6 veranschaulicht: 1 ANDOCKEN: Das Liposom dockt an der Oberfläche der Krebszelle an. Dabei kommt dasselbe Schlüssel-Schlossprinzip wie beim Verlassen der Blutbahn zur Anwendung. 2 EINSTÜLPUNG: Nach der Bindung des Liposoms an die Zelloberfläche stülpt sich diese ein und ummantelt dabei das Liposom. 3 ABSCHNÜRUNG: Die Einstülpung wird von der Zellwand abgeschnürt und wandert als eigenständiges Kompartiment (Endosom) Richtung Zellkern. 4 MEMBRANFUSION: Der hohe Säuregehalt im Innern des Endosoms führt dazu, dass sich die Hülle des Liposoms mit dem Endosom verbindet. SEITE 12 5 WIRKSTOFFFREISETZUNG: Durch die Fusion des Liposoms mit dem Endosom kann nun der Inhalt des Liposoms ungehindert in der Nähe des Zellkerns austreten. Das in den Talidox-Liposomen enthaltene Doxorubicin inhibiert im Zellkern die DNA Replikation. Dadurch wird eine weitere Zellteilung verhindert und das Wachstum des Krebsgewebes unterbunden. VORTEILE DER ENDOZYTOSE VON INNOMEDICA-LIPOSOMEN: • Dank geschickter Wahl der Lipide und Glykane können die Liposomen von InnoMedica erfolgreich in die Zielzellen eindringen und dort ihren Wirkstoff freisetzen. • Die Liposomen folgen der Logik des trojanischen Pferdes, welches trotz Abwehrvorrichtungen erfolgreich eindringen und seine Wirkung entfalten kann. Dr. Patrick Buschor, Medical & Regulatory Affairs, Qualitätssicherung SEITE 13 PRODUKTENTWICKLUNG Von einer empirisch abgestützten Theorie bis zu einem beim Patienten einsetzbaren, wirksamen Medikament sind viele Herausforderungen zu bewältigen. Bei der Entwicklung des neuen Drug Delivery Systems von InnoMedica stehen hauptsächlich drei Bereiche im Fokus und sollen im Folgenden präsentiert werden: Aufbau und Eigenschaften des neuen Medikaments, Forschungsergebnisse zur Funktionalität entlang des Weges des Liposoms zur Krebszelle und Analysen zur Wirkstofffreisetzung und Wirksamkeit. Das Potential neuer Medikamente ist immer im Vergleich mit bereits bestehenden Behandlungen abzuschätzen. Für Talidox sind dabei insbesondere zwei Vergleichsmedikamente von Bedeutung: ADRIBLASTIN: Eine auf dem Wirkstoff Doxorubicin basierende Chemotherapie, welche zahlreiche Nebenwirkungen hervorruft. Der Wirkstoff Doxorubicin wird dem Patienten mittels Infusion in seiner Reinform verabreicht und verbreitet seine Wirkung als systemische Therapie ungehindert im gesamten Körper. CAELYX (DOXIL): Eine Chemotherapie, bei welcher Doxorubicin ähnlich wie bei Talidox liposomal enkapsuliert wird. Die Caelyx-Liposomen sind jedoch anders aufgebaut und haben keine aktiven Targeting-Eigenschaften. HERSTELLUNG DES LIPOSOMS Die Produktion von InnoMedicas Liposomen gliedert sich in drei Phasen: LEERE LIPOSOMEN: Das von InnoMedica entwickelte Verfahren zur Herstellung leerer Liposomen basiert auf einer einzigartigen Lipid-Zusammensetzung sowie besonderen Verfahrensschritten, welche es den Lipiden ermöglichen, sich auf natürliche Art zu Liposomen zu formieren. Dabei entstehen stabile, homogene Liposomen mit geringen Grössenunterschieden, welche als Basis für alle weiteren Prozessschritte dienen. BELADEN DER LIPOSOMEN: Im nächsten Produktionsschritt erfolgt die Beladung der Liposomen mit dem gewünschten medizinischen Wirkstoff. Im Fall von Talidox wird Doxorubicin in die Liposomen enkapsuliert. SEITE 14 OBERFLÄCHENMODIFIKATION: In der finalen Phase wird die Oberfläche der Liposomen mit Proteinen, funktionalen Linkern und Glykanen bestückt. Diese Oberflächenmodifikation macht das Liposom biologisch intelligent und ermöglicht das gewebespezifische Ansteuern der kranken Zellen im Organismus mittels RezeptorLigand Interaktion (Schlüssel-Schlossprinzip). TALIDOX 100nm CAELYX 100nm ABBILDUNG 7 Aufnahmen mit dem Elektronenrastermikroskop von InnoMedicas Talidox-Liposomen (links; aufgenommen am Adolphe Merkle Institut der Universität Freiburg) und den Liposomen von Caelyx (rechts; publiziert in Szebeni, Barenholz, et al. (2012), Liposome-induced complement activation and related cardiopulmonary distress in pigs: factors promoting reactogenicity of Doxil and AmBisome). InnoMedica hat bei der Herstellung von Talidox entscheidende Prozessinnovationen implementiert. Diese können aus schutzrechtlichen Gründen nicht im Detail beschrieben werden. Ein Vergleich mit Caelyx ist jedoch möglich: Im Gegensatz zu InnoMedicas Talidox wird bei Caelyx das Extrusionsverfahren angewendet. Dieses presst die Lipide bei hohem Druck und hohen Temperaturen in die gewünschte Form. Es entstehen heterogene und teilweise mehrhüllige Liposomen mit Einschlüssen. Abbildung 7 vergleicht die Talidox-Liposomen mit den Liposomen von Caelyx, wobei insbesondere die Unterschiede bezüglich der Grössenverteilung und der Einschlüsse sichtbar sind. Abbildung 8 zeigt eine aus Aufnahmen mit dem Elektronenrastermikroskop errechnete dreidimensionale Darstellung der Talidox-Liposomen. Diese sind gleichmässig rund und haben wenig Variation in der Grössenverteilung. Bei der Herstellung von Liposomen ist das Augenmerk besonders auf zwei Faktoren zu legen: Die Stabilität der Liposomen und deren Beladung mit dem Wirkstoff. Diese beiden Faktoren sind besonders wichtig, da bereits zahlreiche Projekte mit Liposomen an diesen Hürden ge- scheitert sind. InnoMedica konnte mit dem innovativen Produktionsverfahren sowohl bei der Stabilität als auch beim Beladen der Liposomen überzeugende Lösungen entwickeln. ENKAPSULIERUNG DES WIRKSTOFFS: Ein limitierender Faktor der Liposomen-Technologie kann die Wirkstoffmenge sein, welche in die Liposomen geladen werden kann. Diese sollte so hoch sein, dass für die Patienten eine maximal effiziente Therapie ermöglicht wird. Im Herbst 2014 hat InnoMedica zum ersten Mal erfolgreich eine neue Methode zur Beladung von Liposomen mit grösseren Wirkstoffmengen getestet. Im Juni 2015 ist der entscheidende Durchbruch in der Enkapsulierungsfrage gelungen und der „Remote Load“ konnte als Produktionsschritt etabliert werden. Ausschlaggebend waren sowohl Veränderungen im chemischen Konzept der Wirkstoffeinbindung als auch Änderungen in den Parametern des Ladeverfahrens. ABBILDUNG 8 3D gerenderte Darstellung der Talidox-Liposomen, basierend auf Cryo-tomo TEM Aufnahmen (Adolphe Merkle Institute, Universität Freiburg). HÄUFIGKEIT UNMITTELBAR NACH FERTIGSTELLUNG 0 100 200 300 400 500 600 700 800 LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm) ZWEI MONATE NACH FERTIGSTELLUNG HÄUFIGKEIT STABILITÄT: Den grössten Einfluss auf die Stabilität hat der erste Produktionsschritt der Herstellung leerer Liposomen. Dank einem schonenden Herstellverfahren, bei welchem sich die Lipide auf natürliche Art zu Liposomen formieren, bleiben die Talidox-Liposomen auch ohne Beimischung zusätzlicher Stabilisatoren in ihrer natürlichen Form über einen langen Zeitraum stabil. Eine Methode zum Stabilitätsnachweis ist der Vergleich der Grössenverteilung zu mehreren Zeitpunkten. Zersetzen sich die Liposomen oder zerfallen sie in ihre Bestandteile spiegelt sich dies in einer Veränderung der Grössenverteilung wider. Abbildung 9 zeigt die Grössenverteilung der TalidoxLiposomen unmittelbar nach der Fertigstellung sowie zwei Monate später. Die Grössenverteilung ist nahezu identisch und lässt auf die guten Stabilitätswerte der Talidox-Liposomen schliessen. VORTEILE DER LIPOSOMEN-PRODUKTION VON INNOMEDICA: • Das Produktionsverfahren ermöglicht die Herstellung von Liposomen im Litermassstab. • Das Ladeverfahren (Remote Load) ermöglicht die Einbindung fast jedes beliebigen medizinischen Wirkstoffs ins Liposom in ausreichenden Mengen. • Die Lipide befinden sich während der Produktion in einem natürlichen energetischen Gleichgewicht, was zu besonders stabilen Liposomen führt. 0 100 200 300 400 500 600 700 800 LIPOSOMEN-DURCHMESSER (nm) ABBILDUNG 9 Vergleich der Grössenverteilung der Talidox-Liposomen mittels Tunable Resistive Pulse Sensing (TRPS). Pascal Halbherr, Produktions- und Projektleiter SEITE 16 STUDIENERGEBNISSE ZUM GLYKAN-TARGETING Damit der patentgeschützte Targeting-Mechanismus von InnoMedica optimal wirken kann - also die Liposomen im Blutstrom durch die Rezeptoren angehalten werden, in das Gewebe eindringen und dort den Weg bis in die Krebszelle finden - muss das Schlüssel-Schlossprinzip biologisch funktionieren können. Die zu den Rezeptoren passenden Liganden (spezifische Glykane) müssen auf der Liposomenoberfläche vorhanden sein. REZEPTOREN Die Präsenz der Rezeptoren, welche von den Glykanen angesteuert werden, hat InnoMedica mittels Rezeptor-Expressionsdaten analysiert. Diese Daten basieren auf tausenden menschlichen Gewebsproben, wobei die Häufigkeit des Auftretens von Rezeptoren systemisch in einer Datenbank der Firma Genevestigator erfasst wurde. Für Talidox sind drei Rezeptoren relevant: E-SELECTIN: Sobald umliegendes Gewebe krank und entzündet ist, wird dieser Rezeptor an der Blutgefässwand präsentiert. InnoMedicas Auswertung der Expressionsdaten zeigt, dass dieser Rezeptor in Blutgefässwänden von entzündetem Gewebe rund 54-mal häufiger vorkommt als in Blutgefässwänden von normalem Gewebe (Abbildung 10). Hinzu kommt, dass dieser Rezeptor in normalen Blutgefässwänden intrazellulär gespeichert vorliegt und für das Liposom unzugänglich ist. Erst durch die Entzündung wird er hochreguliert und auf der Zelloberfläche präsentiert. FAKTOR < -16 -12 -8 -4 0 4 8 12 16 < < -16 -12 -8 -4 0 4 8 12 16 < Log(2)-ratio 5.13 kein Filter kein Filter Faktor 54.63 p-Wert 0.001 LEGENDE normales Gewebe entzündetes Gewebe ABBILDUNG 10 Expressionsprofil von E-Selectin in entzündeten Blutgefässen. Quelle: Genevestigator. EXPRESSIONSLEVEL TIEF 8 MITTEL (=IQR) 9 8 9 Galektin-1: 10 11 11 10 Galektin-3: HOCH 12 13 14 15 16 17 15 16 17 14 13 12 HER2 (Kontrolle, Rezeptor von Herceptin): ABBILDUNG 11 Expressionsprofil von Galektin-1 und -3 in Brustkrebs im Vergleich mit HER2 (positiv). Quelle: Genevestigator. LIGANDEN Die Liganden müssen in Form von Glykanen auf der Liposomen-Oberfläche befestigt werden. Bei der Oberflächenmodifikation der Liposomen müssen insbesondere die folgenden drei Parameter berücksichtigt werden: ART DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Glykan-Moleküle werden so ausgewählt, dass sie mit den Zellwänden der Blutgefässe im Tumor sowie den Tumorzellen selbst interagieren und an die dort vorhandenen Rezeptoren binden können. Für dieses gewebespezifische Targeting kommt eine Vielzahl an Glykan-Molekülen in Frage. InnoMedica hat in mehreren Versuchen systematisch die Funktionalität verschiedener Glykan-Moleküle evaluiert und zusammen mit dem Mario Negri Institute for Pharmacological Research eine Methode entwickelt, welche die Ansammlung der Liposomen (mit oder ohne Glykan-Targeting) in verschiedenen Organen im Mäusekörper sichtbar macht. Durch die Ladung von Kontrastmittel in die Liposomen konnte InnoMedica die Wirkung des Glykan-Targetings mittels Infrarotscans im Tierorganismus sichtbar machen (Abbildung 12). Der Vergleich der Substanzverteilung mit und ohne Glykan-Targeting nach vier Stunden zeigt, dass die mit Glykanen bestückten Liposomen im Tumor akkumulieren. Im Gegensatz dazu sammeln sich Liposomen ohne Glykan-Targeting in der Leber an. Die Targeting-Technologie von InnoMedica vermag somit die Verteilung von Wirkstoffen im Körper aktiv zu beeinflussen. Dabei werden sowohl die Wirksamkeit als auch die Nebenwirkungen adressiert. Diese Beweisführung verdeutlicht auf eindrückliche Weise das Potential von InnoMedicas TalidoxLiposomen im lebenden Organismus. GALEKTIN-1 UND GALEKTIN-3: Diese Rezeptoren werden auf der Zelloberfläche von zahlreichen Krebszellen präsentiert (Abbildung 11). Der von Herceptin verwendete HER2-Rezeptor dient als Vergleich. SEITE 17 TALIDOX MIT GLYKAN-TARGETING LUNGE TALIDOX OHNE GLYKAN-TARGETING LUNGE LEBER GLYKANVARIANTE LEBER TUMOR TUMOR HOHE KONZENTRATION LUNGE LEBER TUMOR TIEFE KONZENTRATION ABBILDUNG 12 Visualisierung der biologischen Verteilung von fluoreszenz-markierten InnoMedica-Liposomen vier Stunden nach Injektion mittels Optic Imaging Analyse. ABBILDUNG 13 Visualisierung einer biologischen Verteilung nach Auswechslung des Glykans. Für eine konzeptionell saubere Beweisführung hat InnoMedica zusätzliche Glykane auf den Liposomen angebracht, welche nicht den Tumor, sondern andere Organe ansteuern, und deren Einfluss auf die Biodistribution im Tiermodell untersucht. Abbildung 13 zeigt die Verteilung für ein Glykan, welches in der Lunge akkumuliert. Die Resultate verdeutlichen, dass InnoMedica in der Lage ist, mit unterschiedlichen Glykanen unterschiedliche Organe anzusteuern. MENGE DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Glykan-Targeting ist die Menge der Glykan-Moleküle auf der Oberfläche der Liposomen. Wie stark die Liposomen an die Rezeptoren binden, hängt von der Anzahl verfügbarer Bindungsstellen ab. BEFESTIGUNG DER GLYKAN-MOLEKÜLE: Die Verbindung zwischen Liposom und Glykanen besteht aus zwei Komponenten. Ein chemisches Linkermolekül sichert die Kopplung der Glykane. Zudem muss das Glykan so modifiziert werden, dass es mit dem Linker eine feste Verbindung eingehen kann (kovalente Bindung). Erst wenn beide Bedingungen erfüllt sind, kann das Glykan am Liposom befestigt werden. Da dieser Prozessschritt für die Targeting-Funktion entscheidend ist, kommt dem Nachweis einer erfolgreichen Glykan-Kopplung am Liposom mittels Analytik eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund hat InnoMedica eine auf Hydrolyse und anschliessender Chromatographie basierende Methode entwickelt, welche diesen Nachweis ermöglicht. Abbildung 14 zeigt exemplarisch die Glykan-Detektion auf den Liposomen. Die Erhöhung quantifiziert die Menge der Glykan-Moleküle von Talidox. SEITE 18 ABBILDUNG 14 3-D Spektrum des Glykan-Signales. X-Achse: Retentionszeit zwischen 154 und 163 Sekunden (2.56-2.71 Minuten). Y-Achse: Signalintensität in Milli-Absorptions-Einheiten (mAU). Z-achse: Wellenlänge in Nanometer. STUDIENERGEBNISSE ZU INNOMEDICAS GLYKAN-TARGETING: • Mittels diagnostischer Liposomen hat InnoMedica erfolgreich den Effekt des Glykan-Targetings belegt. • Unterschiedliche Glykane steuern unterschiedliches Gewebe an, womit InnoMedica über eine breit anwendbare Plattformtechnologie verfügt. • InnoMedica hat eigene Methoden entwickelt, um die Glykane auf den Liposomen analytisch nachzuweisen und damit einen wichtigen Schritt in der Qualitätssicherung gemeistert. FREISETZUNG DES MEDIKAMENTS UND WIRKSAMKEIT FREISETZUNG: Ein effizientes Drug Delivery System gegen Krebs sollte die Chemotherapie nicht nur zum erkrankten Gewebe transportieren, sondern den Wirkstoff in den Krebszellen auch biologisch verfügbar machen, um das Krebsgewebe am Wachstum zu hindern oder sogar zu eliminieren. In Zusammenarbeit mit dem Departement für klinische Forschung der Universität Bern konnte dieser Vorgang an lebenden Krebszellen sichtbar gemacht werden. Abbildung 15 zeigt, wie die Liposomen in die Krebszelle eindringen und den Wirkstoff freisetzen. Die grösste Wirkstoffmenge wird dabei in Zellkernnähe detektiert. LIPOSOM ZELLKERN ABBILDUNG 15 Aufnahme einer lebenden Krebszelle mit eindringenden Liposomen und Wirkstoff-Akkumulation im Zellkern (Live Cell Imaging (LCI), Universität Bern). Die Interaktion von Talidox mit den Zellen hat einen bedeutenden Einfluss auf die therapeutische Wirksamkeit. Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Auswirkungen unterschiedliche Oberflächenmodifikationen des Liposoms auf die Aufnahme im Krebsgewebe und die Wirkstofffreisetzung haben. Diese Aspekte des Glykan-Targetings sind noch detailliert empirisch zu untersuchen. Insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Adolphe Merkle Institut (AMI) der Universität Freiburg elaboriert InnoMedica Fragestellungen in diesem Bereich. Zu diesem Zweck hat InnoMedica gemeinsam mit dem AMI bei der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) der Schweizerischen Eidgenossenschaft einen Antrag auf Forschungsförderung in der Höhe von CHF 350‘000 zur Unterstützung eines insgesamt auf drei Jahre ausgelegten Forschungsprojektes eingereicht. Der Antrag (18641.1 PFNM-NM) wurde am 30. Dezember 2015 in vollem Umfang genehmigt. WIRKSAMKEIT: Auch für Talidox gilt, das Ganze ist mehr als die Summe aller Teile. Insofern ist auch für Talidox am Ende die Wirksamkeit im Patienten das entscheidende Kriterium. Wie gut ein neues Medikament ist, lässt sich ausserdem erst in einem Vergleich der Wirksamkeit mit alternativen Behandlungsmethoden abschliessend beurteilen. Bevor ein solcher Vergleich bei Patienten vorgenommen werden kann, muss die Wirksamkeit neuer Medikamente präklinisch untersucht werden. Der Transfer der verschiedenen technischen Innovationen in das definitive Produkt erfolgt schrittweise und erfordert verschiedene Prüfungen im Tiermodell. In einem ersten Schritt hat InnoMedica die Performance des Talidox-Liposoms ohne zusätzliches Glykan-Targeting (Base-Vesicle) überprüft und belegen können, dass die besondere Konstruktion des Lipidmantels bereits zu einer wirksamen Behandlung führt und die Nebenwirkungen deutlich zu reduzieren vermag. Zu diesem Zweck, hat InnoMedica in Zusammenarbeit mit dem Mario Negri Institute in krebskranken Mäusen unterschiedliche Behandlungen verglichen. In einer Studie wurden 20 Mäuse in vier identische Gruppen aufgeteilt. Neben einer Kontrollgruppe wurden drei Behandlungsgruppen untersucht, welche entweder Caelyx, freies Doxorubicin oder Talidox erhielten. Über einen Zeitraum von drei Wochen wurden den behandelten Gruppen insgesamt sechs Injektionen mit identischen Wirkstoffdosen verabreicht. Die wöchentliche Wirkstoffdosis belief sich auf 7 mg/kg Körpergewicht. Diese Dosis wurde gemäss den Empfehlungen der amerikanischen Heilmittelaufsichtsbehörde FDA aus der gängigen Dosierung von Doxorubicin beim Menschen abgeleitet, wo eine Dosis von rund 2 mg/kg Körpergewicht eingesetzt wird. Abbildung 16 fasst die Resultate der Tierstudie zusammen. Bei der unbehandelten Kontrollgruppe wächst der Tumor innerhalb von drei Wochen im Durchschnitt auf über 2000 mg an. Bei allen behandelten Gruppen konnte jedoch das Wachstum stark eingeschränkt werden. Die Behandlung mit Talidox und Caelyx wirkt etwa identisch und ist im Vergleich zu freiem Doxorubicin deutlich wirksamer. Die Tumoren der Doxorubicin-Gruppe sind in der dritten Woche rund 495 mg oder 51% grösser als die Tumoren der Talidox-Gruppe. SEITE 19 Am Tumorwachstum der Gruppe mit freiem Doxorubicin ist zu erkennen, dass das verwendete Krebsmodell besonders aggressiv ist. Die Tumoren wachsen trotz Behandlung mit einer hohen Dosis von herkömmlicher Chemotherapie weiter. Diese Ausgangslage ist gewollt, da nur so die unterschiedliche Wirkung von Talidox, Caelyx und freiem Doxorubicin sichtbar gemacht werden kann. Das zweite entscheidende Kriterium sind die Nebenwirkungen eines Medikaments. Diese lassen sich im Mausmodell über die Entwicklung des Körpergewichts messen. Je höher das Körpergewicht, desto besser geht es der Maus und desto weniger Nebenwirkungen hat ein Medikament. Die Veränderung des Körpergewichts der drei therapierten Gruppen zeigt, dass Talidox deutlich weniger Nebenwirkungen hat als Caelyx und freies Doxorubicin (Abbildung 17). en Schlüsselfaktoren (die Wahl der Glykane und die Stabilität ihrer Verbindung mit dem Linkermolekül). Ferner sind mögliche Interferenzen zwischen dem Wirkstoff und den Glykanen möglichst zu vermeiden. InnoMedica kennt hier verschiedene Lösungswege, deren Evaluation allerdings noch eine Anzahl Tierstudien nötig macht. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass InnoMedica mit der Base-Vesicle-Variante bereits heute über eine klinisch relevante Version von Talidox verfügt, welche besser als freies Doxorubicin oder gleich gut wie Caelyx wirkt und zudem deutlich weniger Nebenwirkungen aufweist als beide Vergleichsmedikamente. In einem nächsten Schritt plant InnoMedica, die reduzierten Nebenwirkungen der Base-Vesicle-Variante genauer zu analysieren. Gleichzeitig werden in den Tierstudien weitere Varianten mit GlykanTargeting getestet. Der nächste Schritt besteht im Transfer des Glykan-Targetings von den diagnostischen Liposomen mit Fluoreszenz-Ladung (Abbildung 12) auf die Liposomen mit Doxorubicin-Ladung. Für eine stabile und funktionale Anbindung der Glykane sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Von Bedeutung sind die obengenannt- RESULTATE DER TIERSTUDIE VON INNOMEDICA IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM MARIO NEGRI INSTITUTE FOR PHARMACOLOGICAL RESEARCH Kontrolle (unbehandelt) Freies Doxorubicin Caelyx Talidox (Base-Vesicle) 28 2000 KÖRPERGEWICHT (g) TUMORGRÖSSE (mg) 2500 1500 1000 500 0 24 0 0 5 10 15 20 25 30 TAGE NACH KREBSINJEKTION ABBILDUNG 16 Die Behandlung mit Talidox reduziert das Tumorwachstum im Vergleich zu freiem Doxorubicin um durchschnittlich 495 mg. SEITE 20 26 0 15 20 25 30 TAGE NACH KREBSINJEKTION ABBILDUNG 17 Die Behandlung mit Talidox belastet die Tiere deutlich weniger stark mit Nebenwirkungen. Abnehmendes Körpergewicht ist ein Zeichen für Nebenwirkungen. WEITERE PRODUKTE In einer späteren Phase soll InnoMedicas Targeting-System für weitere Anwendungen entwickelt werden. Insbesondere Entzündungskrankheiten oder Krankheiten mit entzündungsspezifischen Symptomen können mittels Glykan-Targeting gezielter behandelt werden. Tabelle 1 zeigt mögliche Anwendungsgebiete. Zum Ausbau der Produkte-Pipeline hat InnoMedica internationale und nationale Forschungskollaborationen mit der Universität Bern (Institut für Anatomie), dem Istituto di Ricerche Farmacologiche Mario Negri (Milano) und der John A. Burns School of Medicine (Hawaii) etabliert. So zeigen erste präklinische Versuche beispielsweise eine signifikante Reduktion der Plaquegrösse beim Einsatz von InnoMedicas Technologie gegen Arteriosklerose (Abbildung 18). Weiter ist zurzeit in Abklärung, welchen Beitrag InnoMedica durch die Möglichkeit zur Überwindung der BlutHirn-Schranke mittels Liposomen zur Verbesserung der heutigen Behandlung von multipler Sklerose leisten kann. Auch in der Ophthalmologie konnte mittels LiposomenTargeting eine bedeutende Anwendung erschlossen werden. Für detailliertere Informationen wird auf Literaturangaben im Anhang verwiesen. BEHANDLUNG MIT FREIEM WIRKSTOFF BEHANDLUNG MIT INNOMEDICA-LIPSOMEN ABBILDUNG 18 Arterienquerschnitte im Vergleich. Links: Behandlung der Maus mit freiem Wirkstoff. Rechts: Behandlung der Maus mit glykosylierten InnoMedica-Liposomen, welche einen Wirkstoff gegen Arteriosklerose enthalten. ANWENDUNGEN BEISPIELE KREBS Maligne, multiresistente Tumoren, Kombinationstherapien ENTZÜNDUNGSKRANKHEITEN Enzephalitis, Retinochorioiditis, Pneumonie, Hepatitis, Arthritis, COPD KRANKHEITEN MIT ENTZÜNDUNGSSYMPTOMEN Rheuma, Schlaganfall, Diabetes Mellitus, Alzheimer, Arteriosklerose, etc. TABELLE 1 Mögliche Anwendungen bei unterschiedlichen Krankheiten SEITE 21 “ Obwohl sich die Entwicklung von TLD-1 [Projektname von Talidox] erst in der präklinischen Phase befindet, besteht bereits jetzt eine enge Zusammenarbeit zwischen der NAD [“New Anticancer Drugs” Gruppe der SAKK] und InnoMedica. Dabei konnte sowohl die präklinische Weiterentwicklung von TLD-1 unterstützt als auch der Finanzierungsprozess klinischer Projekte in Patienten supportiert werden. Die Zusammenarbeit mit InnoMedica ist ein gutes Beispiel für den langjährigen und komplexen Prozess der präklinischen Substanzentwicklung und Überführung einer Substanz von der Präklinik in die Klinik. Dr. M. Jörger, PharmaJournal vom August 2015 SEITE 22 KLINISCHE STUDIEN IN SCHWEIZER SPITÄLERN Der Entwicklungsaufwand für neue Medikamente ist in den letzten Jahren vor allem aufgrund der hohen gesetzlichen Anforderungen an die Sicherheit stark gestiegen. Dieser Weg umfasst eine Phase der präklinischen Entwicklung, mehrere klinische Studien und die anschliessende Markteinführung. InnoMedica entwickelt mit Talidox jedoch nicht einen neuen Wirkstoff, sondern modifiziert die biologische Verteilung eines bestehenden Wirkstoffs, um so die Behandlung effizienter und schonender zu machen. Gemäss einem verbindlichen Gutachten der Swissmedic gilt Talidox als bekannter Wirkstoff mit Innovation, was die Durchführung der klinischen Studie und die Registrierung im Gegensatz zu neuen Wirkstoffen entscheidend beschleunigt. Zur Dokumentation sind nur Unterlagen zu jenen Aspekten einzureichen, in denen sich Talidox von den Referenzpräparaten Doxorubicin und Caelyx unterscheidet, insbesondere bezüglich Indikation, Verabreichungsweg, Darreichungsform oder Dosierung. Wenn ausreichend Belege zu den Referenzpräparaten in der veröffentlichten Literatur vorhanden sind, können diese anstelle einer eigens neu erhobenen Dokumentation über die pharmakologischen und toxikologischen Prüfungen eingereicht werden. Während der klinischen Entwicklung ist InnoMedica also vor allem bestrebt, Überbrückungsdaten zu generieren und so an bestehendes Wissen zu Therapien mit Doxorubicin oder Caelyx anzuknüpfen. Der Weg von Talidox sieht in Anbetracht dieser vereinfachten Bedingungen folgende Schritte bis zur Zulassung des Medikaments für Patienten vor: PRÄKLINISCHE ARBEITEN Bevor Talidox zum ersten Mal bei einem Patienten im Rahmen einer klinischen Studie getestet werden kann, sind die präklinischen Arbeiten abzuschliessen: TOXIZITÄTSPRÜFUNG: Zur Bestimmung der maximal verabreichbaren Dosis wird Talidox unter Good Laboratory Practice-Bedingungen (GLP) auf akute Toxizität geprüft. In dieser Studie werden auch Doxorubicin und Caelyx mitgeführt. Dadurch können Rückschlüsse auf die Dosierung und mögliche Risiken beim Menschen gezogen werden. STABILITÄTSSTUDIE: Das in der klinischen Studie verwendete Talidox muss biologisch stabil sein. In den vergangenen zwei Jahren hat InnoMedica eine starke Evidenzbasis zur Stabilität verschiedenster Prototypen aufgebaut, welche zeigt, dass die Talidox-Liposomen in einem hohen Mass stabil sind. Der finale Beweis wird jedoch erst mit der klinischen Charge von Talidox erbracht werden können. INVESTIGATOR’S BROCHURE (IB): Alle präklinisch relevanten Informationen und erhobenen Daten zu Talidox werden in der IB dokumentiert. Diese dient den Ärzten als Grundlage für die Erarbeitung des Studiendesigns. CLINICAL TRIAL PROPOSAL (CTP): Im CTP wird das Studiendesign detailliert geplant. INVESTIGATIONAL MEDICINAL PRODUCT DOSSIER (IMPD): Das IMPD dokumentiert die Qualität der Talidox-Proben, welche den Patienten im Rahmen der klinischen Studie verabreicht werden. Für die erste klinische Studie sind insbesondere Daten zur Stabilität und Sterilität des Produkts relevant. Das IMPD muss von der Swissmedic genehmigt werden. CLINICAL TRIAL PROTOCOL: Aufbauend auf IB, CTP und genehmigtem IMPD wird eine Arbeitsanweisung für die behandelnden Onkologen verfasst. Diese dient den Onkologen als Grundlage zu Durchführung der klinischen Studie. GENEHMIGUNG DER KLINISCHEN STUDIE: Sind IB, CTP, IMPD sowie das Clinical Trial Protocol erstellt, werden diese Unterlagen zur Genehmigung bei Swissmedic sowie der Schweizerischen Ethikkommission für die Forschung am Menschen eingereicht. Sobald beide behördlichen Instanzen ihre Genehmigung erteilt haben, kann die klinische Studie beginnen. KLINISCHE STUDIEN Zur Planung und Durchführung der klinischen Studie hat InnoMedica eine Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) aufgebaut. Der Grundstein für diese Zusammenarbeit wurde bereits im Herbst 2013 mit einer gemeinsamen Absichtserklärung (Letter of Intent) zwischen der SAKK und InnoMedica gelegt. In der Folge fand in regelmässigen Abständen ein fachtechnischer Austausch zwischen InnoMedica und der Gruppe „New Anticancer Drugs“ (NAD) der SAKK statt. SEITE 23 Aufbauend auf den guten Resultaten der präklinischen Entwicklung konnten die Vorbereitungen für die klinische Phase intensiviert werden. Zu diesem Zweck wurde eine interdisziplinäre Projektgruppe für die klinische Studie Phase I/IIa von Talidox ins Leben gerufen. InnoMedica hat mit Dr. Markus Jörger und Dr. Martin Zweifel führende Ärzte aus der klinischen Krebsforschung in den Schweizer Spitälern für die Mitarbeit in dieser Projektgruppe gewinnen können. Durch Inputs aus ihrer Arbeit mit den Krebspatienten und ihre Erfahrung in der Durchführung von klinischen Studien konnte die Planung der Phase I/IIa Studie bereits weitgehend konkretisiert werden. PROJEKTGRUPPE KLINISCHE STUDIE PHASE I/IIA Die interdisziplinäre Projektgruppe plant die klinischen Studien mit Talidox und überwacht die Durchführung in den Schweizer Spitälern. ÄRZTE: PD Dr. Dr. med. Markus Jörger Oberarzt Onkologie am Kantonsspital St. Gallen Präsident der Projektgruppe New Anticancer Drugs der SAKK PD Dr. Dr. med. Martin Zweifel Oberarzt medizinische Onkologie am Inselspital Bern Spezialist multizentrische Phase I Studien KOORDINATION SAKK: Dr. Simona Berardi Vilei Geschäftsleitungsmitglied Head Clinical Project Management der SAKK INNOMEDICA: Dr. Patrick Buschor Medical & Regulatory Affairs Dr. Stéfan Halbherr Forschung & Entwicklung Dr. Jonas Zeller Finanz & Administration Die klinische Phase I/IIa (ca. 60 Patienten, bis Ende 2017) beginnt zuerst mit der Prüfung der Verträglichkeit des Medikaments bei bis zu 21 Patienten, wobei die optimale Dosis für die Phase IIb/III ermittelt werden soll. Die Vorgehensweise zur schrittweisen Dosiserhöhung ist in Abbildung 19 dargestellt. Pro Dosisstufe werden jeweils drei Patienten behandelt. Die Behandlung startet mit einer Dosis im subtherapeutischen Bereich. Treten keine Nebenwirkungen auf, kann die Behandlung gemäss einem 3+3 Design mit einer höheren Dosis fortgesetzt werden. Hierfür werden jeweils Kohorten von drei Patienten behandelt. Endpunkt der Studie bildet das Auftreten von dosislimitierender Toxizität bei einem Drittel der Patienten auf derselben Dosisstufe. SCHWEIZERISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR KLINISCHE KREBSFORSCHUNG SAKK: Die SAKK hat sich als non-profit Organisation der klinischen Krebsforschung verpflichtet und verfolgt das Ziel, neue Krebstherapien zu erforschen, bestehende Behandlungen weiterzuentwickeln und die Heilungschancen von krebskranken Patienten zu verbessern. Dies geschieht durch Kooperationen innerhalb der Schweiz und in Zusammenarbeit mit ausländischen Zentren und Studiengruppen. Die ordentlichen Mitglieder der SAKK, die klinisch-onkologischen Hauptzentren an den Kantons- und Regionalspitälern bzw. den Universitätskliniken sind als Verein organisiert. Als unabhängige Institution führt die SAKK seit 1965 multizentrische klinische Studien der Phasen I, II und III an den wichtigsten Schweizer Spitälern durch und ist mit ihrem Netzwerk und ihrer Erfahrung ein starker Partner, welcher InnoMedica bei der Durchführung der klinischen Studien zur Seite steht. STUDIE DER MEDIKAMENTENSICHERHEIT UND TOXIZITÄT (PHASE I) Bei allen Medikamenten treten ab einer bestimmten Dosis Nebenwirkungen auf. Die Ärzte müssen diese Dosis und die auftretenden Nebenwirkungen kennen – unabhängig von der Wirksamkeit des Medikaments. Auch Talidox wird ab einer gewissen Dosis Nebenwirkungen verursachen, da es als Wirkstoff eine herkömmliche Chemotherapie verwendet. Zur Beurteilung der Nebenwirkungen verwenden Ärzte die Guidelines des National Cancer Institutes zur Klassifizierung (Common Criteria for Adverse Events, CTCAE). So kann bestimmt werden, wann in der Onkologie eine Dosis erreicht ist, die bei einer Behandlung nicht überschritten werden darf. In der Phase I Studie von Talidox werden insbesondere die folgenden Nebenwirkungen überwacht: • Zustand des Immunsystems – Messung mittels Auszählen der Immunzellen im Blut • Sauerstoffversorgung – Messung mittels Auszählen der roten Blutkörperchen im Blut • Übelkeit – Messung durch Beobachten und Befragen des Patienten • Lebertoxizität – Messung via Laboranalyse des Blutbildes • Kardiotoxizität – Messung mittels Pulsschlaganalyse und Elektrokardiogramm • Gleichgewichtssinn, Motorik und Nerven – Messung durch sensorische Tests sowie Rückfragen beim Patienten 3+3 DESIGN DER PHASE I STUDIE 3 Patienten kein Patient mit Nebenwirkungen Nächst höheres Dosis-Niveau 1 Patient mit Nebenwirkungen 2-3 Patienten mit 3 zusätzliche Endpunkt Phase I Patienten 1 von 6 Patienten mit Nebenwirkungen > 1 von 6 Patienten mit Nebenwirkungen Nebenwirkungen Endpunkt Phase I ABBILDUNG 19 Behandlungsschema der Phase I Studie von Talidox. Die Studie wird gemäss einem 3+3 Design mit schrittweiser Erhöhung der Dosis durchgeführt. SEITE 25 Zusätzlich zur Studie der Medikamentensicherheit und Toxizität werden in der Phase I auch bereits die therapeutische Wirkung sowie die Pharmakokinetik untersucht. Die Tumorgrösse wird in regelmässigen Abständen radiologisch analysiert und die Pharmakokinetik mittels Laboranalyse des Blutbildes sowie des Urins ermittelt. Bereits in der frühen Phase I kann InnoMedica damit Vergleichsdaten zu freiem Doxorubicin und Caelyx generieren. Nachdem die Dosisfindung in der Phase I Studie abgeschlossen ist, wird die Studie nicht abgebrochen, sondern um eine Phase IIa Expansionskohorte ergänzt. Dabei steht vor allem die therapeutische Wirkung im Vordergrund. In dieser Phase planen InnoMedica und die SAKK die Studie um zwei Indikationen mit voraussichtlich je 20 Patienten zu erweitern. Die genaue Indikation für den ersten Einsatz beim Patienten wird in Zusammenarbeit mit den Onkologen während der Studie laufend evaluiert. Für die Durchführung der Phase I ist mit rund CHF 35‘000 pro Patient zu rechnen, wobei für die weiteren 40 Patienten der Phase IIa je CHF 20‘000 budgetiert sind. Die Rekrutierung der Patienten für die klinischen Studien dürfte sich vergleichsweise einfach gestalten, da InnoMedica einen bekannten Wirkstoff verwendet und deshalb die Hürden für eine Teilnahme sowohl aus Sicht der Ärzte als auch der Patienten wesentlich tiefer liegen. Ein Patient ist eher geneigt, den Behandlungsvorschlag eines Arztes anzunehmen, wenn der Wirkstoff bekannt ist und sich anhand der präklinischen Ergebnisse bessere Resultate erwarten lassen. Die klinische Phase IIb/III (ca. 360 Patienten, Ende 2017 bis Ende 2018) soll die Wirksamkeit von Talidox bei der Behandlung von malignen Tumoren erhärten. In erster Linie wird beabsichtigt Brustkrebs, Ovarienkrebs und Kaposi Sarkome zu therapieren. Es können aber auch andere Indikationen wie Leukämie, Lungenkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs hinzukommen. In allen Behandlungsfällen wird versucht, die Metastasenbildung mittels Talidox zu unterbinden. Die Ergebnisse der Tierstudien lassen eine gute Verträglichkeit und eine wesentlich bessere Wirkung gegenüber der heute üblichen Chemotherapie erwarten, weshalb zur statistischen Signifikanz deutlich geringere Patientenzahlen notwendig sind, als dies bei anderen klinischen Studien oft der Fall ist. SEITE 26 REGISTRIERUNG VON TALIDOX BEI SWISSMEDIC Je nach Indikation und Therapieeffizienz erfolgt nach der Phase II oder Phase III die Registrierung von Talidox bei Swissmedic. Erst nach der Zulassung durch Swissmedic wird das Medikament in der Schweiz für die Krankenkassen kostenpflichtig und generiert Erträge. InnoMedica hat von Swissmedic bereits die verbindliche Zusage, dass Talidox als bekannter Wirkstoff mit Innovation die Anforderungen für eine vereinfachte Registrierung erfüllt. Die Schweizer Zulassung wird bis 2019 erwartet. VORTEILE VON TALIDOX IN DER KLINISCHEN PHASE - BEKANNTER WIRKSTOFF MIT INNOVATION Vom pharmazeutischen Wirkstoff Doxorubicin sind die Indikationen, möglichen Nebenwirkungen und das Wirkungsspektrum bereits weitgehend bekannt. • Dies ermöglicht eine raschere Dosissteigerung über weniger Dosierungsschritte. • Durch das Wissen um die Toxizität des Wirkstoffs ist die optimale Dosierung von Talidox abschätzbar. • Wirkung ist – ungleich zu neuen Testsubstanzen – zu erwarten. • Durch die Vergleichsprodukte Caelyx und freies Doxorubicin besteht viel Erfahrung, wie der Schritt von der Behandlung im Tier zum Menschen zu vollziehen ist. “ Die Verwendung eines bekannten Wirkstoffs birgt wesentlich geringere toxikologische Risiken, da bereits Daten zu den Einsatzmöglichkeiten, Nebenwirkungen und der Dosierung bekannt sind. Die Hürden für einen baldigen Markteintritt sind dadurch wesentlich tiefer als bei der Einführung eines neuen Wirkstoffs. SEITE 27 ABBILDUNG 21 InnoMedicas Produktionszone im Marly Innovation Center 03 INFRASTRUKTUR InnoMedica hat als Forschungs- und Produktionsstandort das Marly Innovation Center in der Nähe von Freiburg gewählt. Das ehemalige Fabrikationsareal von Ciba und Ilford bietet InnoMedica eine hervorragende Infrastruktur. Seit 2013 ist im Marly Innovation Center ein Technologie- und Industriepark mit bereits über 100 Startups und etablierten Unternehmen entstanden. Insgesamt steht ein Gebiet von über 370‘000 m2 zur Verfügung. Es ist ein weitreichender Ausbau der Infrastruktur mit einem Industriekomplex, Bürotürmen sowie Wohnraum für mehrere 1‘000 Personen projektiert (Abbildung 20). Im Herbst 2013 hat InnoMedica im Marly Innovation Center eine bestehende Reinraumanlage gemietet und zu einer modernen Produktionsanlage ausgebaut. Durch die Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsanlage konnte sich InnoMedica die folgenden strategischen Vorteile sichern: •u mfassender Schutz für InnoMedicas geistiges Eigentum, speziell für den Herstellungsprozess •F lexibilität bezüglich der Optimierung des Produktionsverfahrens •W egfall der Kosten für den Know-how Transfer zu einem Lohnhersteller •F lexible Entwicklung weiterer Anwendungsmöglichkeiten des Glykan-Targetings Investitionen in eine Produktionsanlage verlangen eine langfristige, ortsgebundene Verpflichtung. Aus diesem Grund hat InnoMedica mit dem Marly Innovation Center im Herbst 2015 einen seitens Vermieter unkündbaren Mietvertrag über 7 Jahre abgeschlossen. Zudem hat InnoMedica zwecks längerfristiger Erweiterung der Produktionskapazität das Vorzugsrecht auf eine Reinraumanlage von 80 m2 Fläche sowie Labor- und Büroräumlichkeiten von bis zu 1‘400 m2 Fläche. Zurzeit betreibt InnoMedica auf einer Gesamtfläche von 160 m2 eine Reinraumanlage zur Produktion von Talidox, ein Forschungs- und Entwicklungslabor, ein Analyselabor, Lagerräume sowie mehrere Büros für die Qualitätssicherung und die Produktionsplanung. PRODUKTIONSANLAGE Die Produktion von Talidox setzt eine Reinraumanlage voraus, die zur Herstellung von Zytostatika zertifiziert ist. Damit die gemietete Anlage die gesetzlichen Auflagen erfüllt, hat InnoMedica vor der Inbetriebnahme im Sommer 2014 eine Gesamterneuerung, inklusive Einbau modernster Reinraumtechnik durchgeführt. Insbesondere wurden eine Druckkaskade, ein Monitoring-System für Partikel und Bakterien sowie eine Materialschleuse eingebaut sowie sämtliche Oberflächen im Innenraum zwecks effektiver Reinigung ersetzt (Abbildung 21). 2015 BIS 2025 ABBILDUNG 20 Luftaufnahme des Produktionsstandorts von InnoMedica am Marly Innovation Center (links) sowie geplanter Ausbau des Industriegeländes (rechts). SEITE 29 ABBILDUNG 22 Mitarbeiter von InnoMedica bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsanlage. Die Investitionen in den zur Herstellung von Talidox notwendigen Maschinenpark waren für InnoMedica trotz beschränkter finanzieller Mittel tragbar. Die Kosten für die Produktions- und Abfüllanlagen beliefen sich initial auf rund CHF 250‘000. Die wichtigsten Produktionsschritte erfolgen heute auf zwei Maschinen zur Liposomen-Herstellung und einem Isolator mit dem höchsten klassifizierten und komplett keimfreien Reinheitsgrad EU-GMP A. Dieser bietet den bestmöglichen Schutz vor Kontaminationen durch eine physische Trennung zwischen Mensch („Partikel- und Bakterienträger“) und Medikament („steriles Präparat“). Der Isolator ermöglicht insbesondere das sichere Abfüllen in den Endbehälter sowie die Durchführung von Sterilitätstests. Die Abbildung 22 zeigt Mitarbeiter von InnoMedica bei der Herstellung von Talidox in der firmeneigenen Produktionsanlage. Um die Qualität von Talidox zu gewährleisten, muss der gesamte Produktionsprozess unter kontrollierten Bedingungen ablaufen. Das heisst, die Qualität sämtlicher Rohstoffe, die gesamte Produktionsumgebung (Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Partikelgehalt, etc.) und die Sauberkeit des gesamten Produktions-Equipments müssen zu jeder Zeit bei der Herstellung von Talidox überwacht werden. Die Produktion von Talidox ist entsprechend dieser guten Herstellpraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) definiert und wird seit Sommer 2014 so realisiert. Die Implementierung des Qualitätsmanagement-Systems von InnoMedica wurde durch Inspektoren der Swissmedic überprüft und akzeptiert. Die 5-jährige Betriebsbewilli- SEITE 30 gung für die GMP-Produktion von Talidox wurde nach der Inspektion im Herbst 2014 von Swissmedic erteilt (Abbildung 23). ANALYSELABOR Der starke Fokus auf die Analytik von Talidox, der InnoMedicas Projekt im Sommer 2015 prägte, bedingte vermehrt Investition in diesem Bereich. Im Oktober 2015 hat InnoMedica die Infrastruktur im Marly Innovation Center um ein Analyselabor erweitert (Abbildung 24). Ausgestattet ist das Labor insbesondere mit zwei modernen Analysegeräten: TUNABLE RESISTIVE PULSE SENSING (TRPS) GERÄT: Dieses Messgerät ermöglich die Analyse einzelner Liposomen. Es kann sowohl die Grösse als auch die elektrische Oberflächenspannung bestimmen und wird zur Qualitätskontrolle sowie zu Stabilitätstests eingesetzt (Abbildung 25). ULTRA HIGH PERFORMANCE LIQUID CHROMATOGRAPHY (UHPLC): Für den Einsatz in der Forschung und Entwicklung sowie für die Prozesskontrollen in der Produktion hat InnoMedica dieses Gerät zur Hochleistungsflüssigkeitschromatographie beschafft. Es vermag chemische Substanzen zu trennen sowie über Standards zu identifizieren und zu quantifizieren. Dank des neuen Analysegeräts können die Bestandteile von Talidox weitgehend intern analysiert werden, was einen entscheidenden Fortschritt in der hauseigenen Qualitätskontrolle bewirkt. Insbesondere in der Analyse der Glykan-Befestigung kommt dem Gerät eine entscheidende Rolle zu (Abbildung 26). ABBILDUNG 24 InnoMedicas neues Analyselabor in den Räumlichkeiten des Marly Innovation Centers SEITE 31 Die eigenen Analyseverfahren wurden durch externe Fachkompetenz ergänzt. Zu diesem Zweck wurden sowohl private als auch akademische Kollaborationen mit Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen initiiert: • Universität Bern: Analytical Research & Services ARS, Institut für Anatomie, Departement für klinische Forschung • Universität Freiburg: Adolphe Merkle Institut • Fachhochschule Freiburg • Private: Oncotest, SynLab, Interlabor Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ermöglicht die Nutzung einer teuren Analytikinfrastruktur und bringt neben der guten Kosteneffizienz auch zusätzliches Knowhow in die Firma. FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSLABOR Im Sommer 2015 hat InnoMedica beschlossen, die Entwicklung räumlich von der GMP-konformen Produktion zu trennen. Zu diesem Zweck wurde ein neues Labor eingerichtet, welches den kompletten Maschinenpark der Liposomen-Produktion dupliziert. Dadurch konnte die Effizienz der Entwicklungsarbeiten deutlich erhöht werden. Prozesse werden nur noch in standardisierter Form an die Produktion übergeben (Abbildung 27). VORTEILE VON INNOMEDICAS FIRMENEIGENER PRODUKTIONSANLAGE AM STANDORT MARLY • GMP-zertifizierte Produktionsanlage mit Betriebsbewilligung bis 2020 • Zugesicherte Expansionsmöglichkeiten für einen Scale-up • Langfristiger Mietvertrag (7 Jahre) ABBILDUNG 23 InnoMedicas Betriebsbewilligung zur Herstellung von Arzneimitteln nach Good Manufacturing Practice (GMP). SEITE 32 ABBILDUNG 26 Ultra High Performance Liquid Chromatography (UHPLC) Analysegerät von InnoMedica. ABBILDUNG 25 Tunable Resistive Pulse Sensing (TRPS) Analysegerät von InnoMedica. SEITE 33 ABBILDUNG 27 InnoMedicas neues Forschungsund Entwicklungslabor im Marly Innovation Center SEITE 34 SEITE 35 04 TEAM Bei InnoMedica arbeiten erfahrene Unternehmer und Manager Seite an Seite mit jungen Universitätsabgängern. Der Verwaltungsrat bringt mit Dr. Herbert Früh wertvolles Know-how aus den Bereichen Produktion, Entwicklung und Vermarktung in der Pharmabranche. Dr. Noboru Yamazaki bringt über 30 Jahre Forschungserfahrung im Bereich aktives liposomales Targeting. Dr. Peter Halbherr ist ein erfahrener Unternehmer und war als Berater in den Bereichen Life Sciences, IT und Financial Services aktiv. Seit über 10 Jahren und während der ganzen Seed-Periode sicherte Peter Halbherr als Finanzchef die Kontinuität und den Erhalt des Eigenkapitals von InnoMedica. Peter Halbherr stellt heute als Delegierter des Verwaltungsrats und General Manager die Verbindung zwischen Verwaltungsrat und der jungen Führungsequipe her. Die Bereichsleitung Produktion hat Pascal Halbherr als Projektleiter inne, Dr. Stéfan Halbherr leitet den Bereich Forschung und Entwicklung und Dr. Jonas Zeller den Bereich Finanzen und Administration. Weiter konnte das InnoMedica-Team durch Stéphane Gumy als fachtechnisch verantwortliche Person ergänzt werden und erschliesst sich so wichtiges Know-how in der pharmazeutischen cGMP-Produktion. Der starke fachtechnische Fokus von InnoMedica spiegelt sich in den insgesamt sechs Mitarbeitenden mit Abschlüssen in Biochemie wider. Die hohe Kompetenz in diesem Kernbereich ist eine wichtige Voraussetzung für InnoMedicas Erfolg. Ergänzend stehen InnoMedica Dr. Philipp Halbherr mit seiner Erfahrung im Bereich Finanzen und Dr. med. Denis Bron mit seinem Netzwerk zur Ärzteschaft und medizinischen Institutionen als Berater zur Seite. Abbildung 28 zeigt das Organigramm von InnoMedica. Nachfolgend werden der Verwaltungsrat, das Team und die Berater kurz vorgestellt. Präsident Delegierter, General Manager Chief Technology Officer Dr. Herbert Früh Dr. Peter Halbherr Dr. Noboru Yamazaki Financial Advisor Dr. Philipp Halbherr Legal, HR & Kommunikation Fachtechnisch verantwortliche Person Andrea Zurkirchen Stéphane Gumy Medical Advisor Dr. Denis Bron Qualitätssicherung Qualitätskontrolle & Analytik Dr. Patrick Buschor Dr. Christoph Mathieu Finanzen & Administration Forschung & Entwicklung Produktion Projektleitung Logistik (IT, Einkauf & Prozesse) Dr. Jonas Zeller Dr. Stéfan Halbherr Pascal Halbherr Urs Bretscher Buchführung & Finanzanalyse Medical & Regulatory Affairs Roman Odermatt Dr. Patrick Buschor ABBILDUNG 28 Organigramm SEITE 36 Verwaltungsrat Management VERWALTUNGSRAT DR. HERBERT FRÜH ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Verwaltungsratspräsident. Er verfügt über langjährige Erfahrung mit industriellen Standards im Pharmabereich und ist Experte für klinische Studien. Dr. sc. nat., ETH Zürich PRÄSIDENT Neben seiner Aktivität bei InnoMedica ist Dr. Früh als Leiter des zahnmedizinischen Startups Regedent AG tätig. Vorgängig arbeitete er als Business Unit Manager Regenerative bei Straumann. Frühere Funktionen waren die Bereichsleitung Chemikalien, Agro und Wassertechnik bei CU Chemie Uetikon. Als Geschäftsführer Pharma und Biomaterialien bei Geistlich leitete er den Umbau des Familienunternehmens, führte neue Produkte im Bereich Biomaterialien ein und baute ein internationales Vertriebsnetz auf. Bei Schering war er als Marketing Manager für Hormontherapie und Dermatika zuständig. Bei Hoffmann-LaRoche war er als Produkt Manager für Onkologie und Infektiologie für die Einführung von Interferon verantwortlich. Nach seiner Promotion in Proteinchemie und Enzymologie erfolgte sein Berufseinstieg in die Arzneimittelentwicklung bei Spirig. Dr. Früh absolvierte sein Studium der Naturwissenschaften an der ETH Zürich mit Diplom und Dissertation in Biochemie und Mikrobiologie. Zudem nahm er an einem MBA-Studium der Graduate School for Business Administration Zürich teil. DR. PETER HALBHERR ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Mitglied des Verwaltungsrates. Als Unternehmens- und Personalberater in der Pharma-, IT- und Finanz-Branche bringt Dr. Halbherr Expertise im Aufbau von Unternehmen mit und ermöglicht zudem den Zugang zu einem wertvollen Netzwerk von Führungskräften in etablierten Schweizer Unternehmen. Dr. phil. et phil., Universitäten Zürich und Paris DELEGIERTER, GENERAL MANAGER Dr. Halbherr hat 1988 die Beratungsfirma IPAG Inter Personal AG gegründet, welche in der Kaderselektion sowie der Unternehmensberatung tätig ist. Mit IPAG Inter Personal AG leistete er die Anschubfinanzierung der InnoMedica. Er ist Partner der Firma BTS Business Technology & Services GmbH, welche im Bereich Software für Business Administration aktiv ist. Mit sqlFinance entwickelte Dr. Halbherr zudem eine ERP-Software, welche bei InnoMedica sowohl als CRM als auch als Portfolio-Management- und Buchhaltungssoftware eingesetzt wird. Dr. Halbherrs Dissertation über Laufbahnmuster, ein DESS Psychologie Industrielle, ein Forschungsprojekt über Laufbahnen und Unternehmenskultur in Paris (1979 – 1983) mit Publikation unter dem Titel IBM – Mythe et Réalite resultierte schliesslich im Doktortitel Dr. phil. et phil. der Universitäten Zürich und Paris. Sein Studium der Psychologie hatte er an der Universität Zürich absolviert. DR. NOBORU YAMAZAKI wurde an der Generalversammlung 2013 in den Verwaltungsrat der InnoMedica gewählt. Seine langjährige Forschungserfahrung im Bereich aktives Targeting und seine fundierte Erfahrung in der Patentanmeldung sind für den Erfolg des Projekts Talidox der InnoMedica Schlüsselelemente. Dr. rer. nat. CHIEF TECHNOLOGY OFFICER Er gründete das Unternehmen Yamazaki-DDS Co., Ltd. um neue Applikationen für sein aktives Targeting Drug Delivery System zu entwickeln. Diese neuartige Technologie resultiert aus der Forschungsarbeit während seiner Tätigkeit als Gruppenleiter des NanoBio-Medizin-Technologie Labors im Nanotechnology Research Institute am National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) in Japan. Dr. Yamazaki arbeitete mit Wissenschaftlern des Chemie-Departments der Universität Colorado und des Max-Planck Instituts für experimentelle Medizin zusammen und war Direktor der Forschungszuschüsse der International Human Frontier Science Program Organization. Nach seinem PhD in Biologie an der Universität Hamburg und der anschliessenden Postdoc Forschung am Mitsubishi Kasei Institute of Life Sciences, Forschungsbüro am Industrial Products Research Institute, startete er seine Karriere bei AIST als Leiter des Materials Design Laboratory. SEITE 37 MITARBEITENDE URS BRETSCHER ist seit Ende 2013 bei InnoMedica für den Bereich Logistik verantwortlich. Über sein Engagement in Projekten mit Dr. Peter Halbherr war er schon im Vorfeld involviert. Urs Bretscher bringt aus über 20 Jahren, in denen er unter anderem als Leiter Informatik bei der Swatch Group und als CIO bei der Marlox Group sowie Selecta tätig war, wertvolles Know-how bei InnoMedica ein. Zudem ist er zusammen mit Dr. Peter Halbherr Partner der Firma BTS, welche im Bereich Business Administration Software aktiv ist. Urs Bretscher studierte Wirtschaftsinformatik an der Universität Zürich und schloss mit dem Lizentiat in Wirtschaft und Informatik 1989 ab. Es folgten Weiterbildungen im Bereich Informatik, darunter ein Nachdiplomstudium Kurs der Universität Genf. lic. oec. publ., Universität Zürich LOGISTIK (IT, EINKAUF & PROZESSE) DR. PATRICK BUSCHOR arbeitet seit September 2015 im Bereich Medical & Regulatory Affairs bei InnoMedica und ist auch für die Qualitätssicherung zuständig. Er bringt Erfahrung mit in der Immunologie und der präklinischen Forschung, die er bei InnoMedica gezielt ausgebaut hat. Patrick Buschor studierte Zellbiologie an der Universität Bern und der Universität Uppsala in Schweden und schloss mit einem Master in Immunologie und Mikrobiologie ab. Im Jahre 2014 promovierte er am Institut für Immunologie der Universität Bern. In seiner Doktorarbeit forschte er an der Entwicklung von spezifischen Inhibitoren zur Therapie von Allergien. Im Anschluss sammelte er Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung der Universitätsklinik für Rheumatologie, Immunologie und Allergologie am Inselspital. PhD, Universität Bern MEDICAL & REGULATORY AFFAIRS, QUALITÄTSSICHERUNG STÉPHANE GUMY ergänzt, nach einer anfänglichen Beratertätigkeit bei InnoMedica, seit Frühjahr 2014 als fachtechnisch verantwortliche Person mit seinem Wissen aus Qualitätssicherung und -kontrolle, Produktion und Prozessentwicklung das InnoMedica-Team. Stéphane Gumy bringt über 18 Jahre Erfahrung aus dem Bereich Pharma sowie der Biopharmazeutik und der Medizinalprodukt-Industrie mit, wobei er bei KMUs, aber auch internationalen Firmen (u.a. bei Crucell, UFAG-Laboratorien, Berna Biotech und Baxter) in leitenden Funktionen tätig war. Seit 2007 ist er als unabhängiger Berater bei PMS Process Management System tätig, welche er seit 2013 leitet. Stéphane Gumy liess sich in Freiburg an der Fachhochschule zum Chemiker FH ausbilden und hält Vorlesungen in verschiedenen pharmaspezifischen Modulen bei ARIAQ. Chemiker HF, Freiburg FACHTECHNISCH VERANTWORTLICHE PERSON PASCAL HALBHERR älterer Sohn von Dr. Peter Halbherr, stieg im Herbst 2012 bei InnoMedica ein. Sein Interesse an der aktuellen Forschung in der Biochemie und seine Bereitschaft sich mit neuartigen Konzepten auseinanderzusetzen, führten zur Lancierung der Zusammenarbeit mit Dr. Yamazaki und bilden den Startpunkt des Projekts Talidox. Zusammen mit Stéphane Gumy realisierte er im Marly Innovation Center eine GMP-Produktion und passte die Produktionsverfahren aus der Forschung einem industriellen Massstab an. Sein Bachelorstudium in Biochemie und Masterstudium in Immunologie absolvierte er an der Universität Bern. MSc Biochemistry, Universität Bern PRODUKTION, PROJEKTLEITER DR. STÉFAN HALBHERR jüngerer Sohn von Dr. Peter Halbherr, arbeitet seit 2013 bei InnoMedica. Er bringt Erfahrung im Bereich der Immunologie mit und wirkte von Anfang an als wissenschaftlicher Berater für das Projekt Talidox. Er ist die treibende Kraft, welche die Optimierung des Produkts voranbringt und durch eine kreative Herangehensweise stete Fortschritte in der Entwicklung ermöglicht. Nach seinem Masterstudium in Biochemie und Immunologie an der Universität Bern hat Stéfan Halbherr am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe IVI an der Universität Bern zum Thema „Development of a high quality vaccine against avian influenza“ promoviert. PhD, Universität Bern FORSCHUNG & ENTWICKLUNG SEITE 38 DR. CHRISTOPH MATHIEU hat im August 2015 zur InnoMedica gewechselt und ist für die Entwicklung und Validierung von analytischen Methoden und Geräten zuständig. Zudem gehören die Dokumentation und Implementierung von Prozessen/Abweichungen unter GMP-Richtlinien zu seinem Tätigkeitsbereich. PhD, Universität Bern QUALITÄTSKONTROLLE & ANALYTIK Während seiner Masterarbeit am Departement für klinische Forschung in Bern hat Christoph Mathieu Erfahrungen in der Quantifizierung von Drogenrückständen im Abwasser mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie gesammelt. Seine Erfahrung in der Arbeit mit HPLC hat InnoMedica schnelle Fortschritte im Aufbau der eigenen Analytik ermöglicht. Im Jahr 2013 schloss er sein Doktorat über die funktionelle Charakterisierung von Transportproteinen in Parasiten am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern ab. Zuletzt arbeitete er im Labor der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Universitätsspital in Bern an klinischen Studien und Forschungsprojekten. ROMAN ODERMATT ist seit September 2015 im Bereich Finanzen und Administration bei InnoMedica tätig, wo er seine Arbeitserfahrungen aus Buchhaltung und Treuhand sowie seine journalistischen Kenntnisse einbringt. Daneben untersucht er zurzeit an der Universität Bern in seiner Masterarbeit Jungunternehmen sowie Risikokapitalgeber. Vor seiner Anstellung bei InnoMedica sammelte er zuletzt Arbeitserfahrung in der Stabsabteilung der Credit Suisse. B.A. HSG BUCHFÜHRUNG & FINANZANALYSE DR. JONAS ZELLER arbeitet seit 2013 bei InnoMedica als Leiter Finanzen und Administration. Er bringt Erfahrung im Bereich Finanzmanagement mit und ist Dozent für Unternehmensbewertung an der Universität Bern. Zusätzlich unterrichtet Jonas Zeller am Bern-Rochester Executive MBA. Seine Ausbildung schloss er mit dem Doktorat am Institut für Finanzmanagement der Universität Bern ab, wo er das Zusammenspiel von Alter und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit von Unternehmen untersuchte. Vor seinem Doktorat war Jonas Zeller als Analyst im Economic Research Department bei der Credit Suisse, Zürich tätig. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bern sowie an der Simon Graduate School of Business, University of Rochester in New York. Dr. rer. oec., Universität Bern FINANZEN & ADMINISTRATION ANDREA ZURKIRCHEN kam bereits im Sommer 2012 über ihre Beratertätigkeit bei IPAG Inter Personal AG zu InnoMedica und begleitete den Zusammenschluss mit Yamazaki-DDS Co., Ltd. Sie bringt Erfahrung aus den Bereichen Personal und Administration sowie Kommunikation, Marketing und Verkauf mit, welche sie in ihrer Tätigkeit für IPAG Inter Personal AG und BTS Business Technology & Services GmbH sammeln konnte. Bei InnoMedica ist sie für die Organisation und juristische Umsetzung der Finanzierungsrunden verantwortlich, betreut die Aktionärskontakte und ist neben ihren Aufgaben im Bereich Personal auch für die Kommunikation nach aussen zuständig. Ihr Psychologiestudium mit Vertiefungsrichtung in Biopsychologie und Verhaltenstherapie absolvierte sie an der Universität Zürich. lic. phil., Universität Zürich LEGAL, HUMAN RESOURCES & KOMMUNIKATION SEITE 39 BERATER DR. PHILIPP HALBHERR stellt InnoMedica seine Berufserfahrung und sein Wissen als Financial Advisor zur Verfügung. Er war bis zur Pensionierung 2014 für die Zürcher Kantonalbank tätig; von 2002 bis 2008 als Finanzchef, danach als Leiter der Geschäftseinheit Institutionals and Mulitnationals. Von 2005 bis 2014 war er Mitglied der Generaldirektion. Er vertritt seit 2008 die Kantonalbanken im Verwaltungsrat der SIX Group AG und leitet seit 2014 das Advisory Board Education and Knowledge Transfer des Swiss Finance Institutes. Dr. oec., Universität Zürich FINANCIAL ADVISOR Philipp Halbherr studierte an der Universität Zürich Wirtschaftswissenschaften, wo er auch promovierte. Vor seinem Eintritt in die Zürcher Kantonalbank 1989 arbeitete er in der Programmleitung des Nationalen Forschungsprogramm Nr. 9 „Wirtschaftsentwicklung“ des Schweizerischen Nationalfonds und weilte danach 2 Jahre als Visiting Scholar an der Standford University, CA, USA. DR. MED. DENIS BRON ist seit 2005 bei InnoMedica als Medical Advisor in beratender Funktion tätig. Er bringt ein breites Netzwerk im medizinischen Sektor sowie Erfahrung im Umgang mit Ärzten und Spitälern mit. Dr. Bron hält ausserdem als Erfinder gemeinsam mit InnoMedica ein frühes Patent mit Targeting-Ansatz betreffend Verabreichungsform für pharmazeutische Wirkstoffe, das er bereits 2010 ins Unternehmen eingebracht hat. Dr. med., Universität Basel MEDICAL ADVISOR SEITE 40 Dr. Bron ist Chef Flugmedizin Luftwaffe des fliegerärztlichen Instituts FAI und leitet das Aeromedical Center (AeMC) in Dübendorf. Zuvor war er im Bereich der Neurologie an der Harvard Medical School in Boston, im Universitätsspital Basel sowie im Kantonsspital Aarau tätig. Dr. Bron schloss 1997 sein Medizinstudium an der Universität Basel ab. Neben der Ausbildung im Spital hält er einen EMG-Fähigkeitsausweis, absolvierte Führungskurse und schloss 2013 den europäischen Human Factor Spezialist ab. “ Eine starke fachtechnische Ausrichtung des Teams im Bereich der Biochemie ist ein Kernstück des Erfolgs von InnoMedica. SEITE 41 05 MARKT UND KONKURRENZ MARKT Die höhere Lebenserwartung, bedingt durch die Verbesserung der Gesundheitsversorgung, führt dazu, dass die Zahl der neuen Krebserkrankten in den letzten 25 Jahren in der Schweiz um beinahe 50 Prozent gestiegen ist. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau erkranken irgendwann im Leben an Krebs. Bei vielen Krebsarten konnte die Sterberate durch Früherkennung und Vorbeugung der Risikofaktoren zwar gesenkt werden und auch bei den Krebstherapien wurden Verbesserungen in der Behandlung erzielt. Jedoch ging die strategische Ausrichtung der grossen Marktteilnehmer mehr in Richtung personalisierte Medizin, welche bei der Behandlung gezielt auf gewisse Untergruppen oder sogar Einzelpersonen angepasst ist, was zu markant höheren Preisen für diese spezifisch ausgerichteten Krebsmedikamente führt. So ist der monatliche Durchschnittspreis einer Krebsbehandlung in den letzten zehn Jahren weltweit um 40 Prozent angestiegen. In der Schweiz haben sich die Kosten für Medikamente – auch getrieben durch Krebsmedikamente – in den letzten 50 Jahren mehr als verzehnfacht (Abbildung 29). Sowohl der Anstieg der Krebsfälle als auch die steigenden Preise für Krebsmedikamente führen dazu, dass der Gesamtmarkt für Krebsmedikamente überdurchschnittlich stark wächst. Ausgehend von einem Weltmarktvolumen von USD 100 Milliarden im Jahr 2014 prognostiziert das IMS Institute for Healthcare Informatics einen Anstieg der Ausgaben für Krebsmedikamente von 6 bis 8 Prozent bis ins Jahr 2018. MARKTSEGMENTIERUNG Der Markt für Krebsmedikamente ist zweigeteilt (Abbildung 30). Zum einen gibt es Medikamente, welche preislich günstig sind und bei etwa dreiviertel der Patienten angewendet werden. Medikamente in dieser Kategorie sind vor allem die Zytostatika (Chemotherapien) und die Hormontherapien. Zum zweiten Segment gehören die preislich teuren Immuntherapien, welche bei rund einem Viertel der Patienten eingesetzt werden. IMMUNTHERAPIEN: Der Marktanteil der Immuntherapien betrug 2013 rund 46 Prozent. In den 5 Jahren von 2010 bis 2014 wuchs dieses Marktsegment überdurchschnittlich stark um 14.6 Prozent pro Jahr. SEITE 42 STARKER PREISANSTIEG Einführungspreise von neuen Medikamenten 207 185 87 19 20 1955 – 1959 1960 – 1969 27 1970 – 1979 38 1980 – 1989 1990 – 1999 2000 – 2009 2010 – 2012 ABBILDUNG 29 Durchschnittliche Kosten (CHF) pro Packung auf der Spezialitätenliste. Quelle: Santésuisse Aufgrund genetischer Voraussetzungen können jedoch nur 10 bis 30 Prozent der Patientenpopulation mit rezeptorspezifischen Immuntherapien behandelt werden. Die antikörperbasierten Therapien geben diesen Patienten in bestimmten Indikationen bereits heute Hoffnung auf Heilung. Der Nachteil dieser Präparate ist der vergleichsweise hohe Preis, welcher zu einem starken Anstieg der Gesundheitskosten geführt hat. Zudem stellt das IMS Institute for Healthcare Informatics einen Trend hin zu Kombinationstherapien fest. Diese ermöglichen einen noch besseren Therapieausgang, führen jedoch auf Grund der noch höheren Preise bereits heute zu hitzigen Preisdiskussionen. So beträgt beispielsweise der Preis einer Kombinationstherapie der Medikamente Perjeta und Herceptin von Roche rund CHF 130‘000. Hierbei wird gezielt eine Form des Brustkrebses mit einer Überexprimierung des HER-2 Faktors behandelt. Rund 15 bis 20 Prozent aller Brustkrebspatientinnen kommen für eine solche Therapie in Frage. Diese hohen Kosten verursachen Widerstand bei den Versicherungen und dem Bundesamt für Gesundheit, das sich bei der Preisgestaltung von Perjeta im Jahr 2014 mit Roche nicht einig wurde, worauf das Medikament zwischenzeitlich sogar von der Liste der kassenpflichtigen Medikamente genommen wurde. 10% ABBILDUNG 30 Marktanteile der Krebstherapien in USD. Datenquelle: IMS Institute for Healthcare Informatics 2013. WEITERE 24% 46% HORMONTHERAPIEN IMMUNTHERAPIEN 20% ZYTOSTATIKA PREIS: TIEF ANZAHL PATIENTEN: HOCH ZYTOSTATIKA UND HORMONTHERAPIEN: Etwa 75 Prozent der Krebspatienten werden weiterhin hauptsächlich mit Zytostatika und Hormonen behandelt. Dadurch entfällt trotz der tiefen Preise fast die Hälfte des Umsatzvolumens auf diese Therapien. Eine Behandlung mit Doxorubicin kostet beispielsweise rund CHF 3‘000. Eine Chemotherapie kann jedoch auch ergänzend zu einer Operation oder Bestrahlung angewendet werden. Eventuell noch im Körper vorhandene Tumorzellen sollen so eliminiert und die Metastasenbildung verhindert werden. Die konventionelle Chemotherapie ist jedoch mit starken Nebenwirkungen verbunden, da nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen des Organismus geschädigt werden. Besonders betroffen sind dabei Zellen, die sich rasch teilen, wie beispielsweise Zellen der Darmschleimhaut, Haarwurzeln oder auch Blutzellen, was zu Durchfall, Haarausfall, Blutarmut, einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit führen kann. POTENTIAL VON TALIDOX Im Gegensatz zu den immuntherapeutischen Ansätzen ist beim Targeting-System von Talidox der adressierte Rezeptor grundsätzlich bei allen soliden Tumoren sowie Metastasen gleichsam vorhanden. Deshalb können viele verschiedene Indikationen und somit eine wesentlich grössere Patientenpopulation mit Talidox behandelt werden. Weiter strebt Talidox einen Einführungspreis von CHF 23‘000 an und qualifiziert sich somit für eine breite Therapieanwendung zu bezahlbaren Preisen. PREIS: HOCH ANZAHL PATIENTEN: TIEF Als bekannter Wirkstoff mit Innovation kommt in der Therapie mit Talidox ebenfalls ein Zytostatikum zur Anwendung. Das Medikament grenzt sich jedoch dank des Glykan-Targetings durch verbesserte Wirkung und Reduktion der Nebenwirkungen klar von bestehenden Therapien im Bereich der Zytostatika und Hormontherapien ab. Längere Behandlungszeiträume werden ermöglicht, da die Schädigungen lebenswichtiger Organe wie Herz und Leber reduziert werden - Nebenwirkungen, welche oft den limitierenden Faktor der Zytostatika-Therapie darstellen und vielfach einen Therapieabbruch nötig machen. VERMARKTUNG Das Konzept, ein bestehendes Zytostatikum mit InnoMedicas liposomalem Glykan-Targeting zu kombinieren, wurde von der Ärzteschaft mit grossem Interesse aufgenommen. Durch die bereits umfangreiche Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern, Ärzten und der SAKK hat InnoMedica die Eintrittshürden für Talidox in den Onkologie-Markt bereits wesentlich reduzieren können. Die Zusammenarbeit mit den Onkologen, gestützt auf wissenschaftliche Daten aus der Präklinik und den klinischen Studien, stellt das Kernstück der Vermarktungsstrategie dar. SEITE 43 “ Wir denken, dass Talidox ein sehr innovatives Medikament ist. Es kombiniert ein klassisches Chemotherapeutikum Doxorubicin mit einer innovativen Applikation und das sollte für viele Tumoren hoffnungsvolle Resultate bringen. Dr. M. Jörger, Tagesschau des Westschweizer Fernsehens RTS SEITE 44 ZUSAMMENARBEIT MIT SCHWEIZER UND INTERNATIONALEN SPITÄLERN: Auf dem Weg bis zum Patienten müssen unterschiedliche medizinische Instanzen durchlaufen werden. Diese entscheiden, welche Medikamente den Patienten verabreicht werden. Deshalb sind die primären Partner von InnoMedica die onkologischen Abteilungen sowie die Chefonkologen in den Spitälern. Ergänzend koordiniert InnoMedica sämtliche klinische Studien über die Dachorganisation der Schweizer Onkologen (SAKK). Diese Zusammenarbeit ist in einer Absichtserklärung (Letter of Intent) strategisch definiert. Im Oktober 2015 haben die SAKK und InnoMedica eine interdisziplinäre Projektgruppe zur Vorbereitung und Durchführung der klinischen Phase I/IIa gebildet. Die enge Zusammenarbeit sowie der kontinuierliche Erfahrungsaustausch in der klinischen Entwicklung von Talidox bilden ein Schlüsselelement für den Erfolg von Talidox. Es ist bereits jetzt eine grosse Motivation festzustellen, dass die SAKK und die beteiligten Ärzte das Potential der von InnoMedica entwickelten Technologie sowie den Wert des Produkts Talidox für die betroffenen Patienten erkannt haben. Die Zusammenarbeit mit diesen Schlüsselpersonen aus der Onkologie wird InnoMedica während der Durchführung der klinischen Studien weiter ausbauen. tionen aus Dr. Yamazakis langjähriger Forschungstätigkeit im Bereich des liposomalen, aktiven Targetings entnommen werden. Als Anregung zur fachlichen Vertiefung kann im Anhang eine kurze Literaturübersicht konsultiert werden. VERTRIEB: Als ersten Schritt plant InnoMedica die Markteinführung in der Schweiz. Hier sind die Beziehungen zu den Schlüsselpersonen bereits hergestellt. Als zweiten Schritt plant InnoMedica den Markteintritt in Deutschland, wo direkt und ebenfalls über das Netzwerk der medizinischen Schlüsselpersonen der Vertrieb aufgebaut wird. Weitere klinische Studien sollen Angaben über den Behandlungserfolg und die Wirkung bei verschiedenen Indikationen liefern. In einer dritten Phase plant InnoMedica den Ausbau des Vertriebs in Europa über Vertriebspartner. Auch der weitere internationale Vertrieb wird über Vertriebspartner aufgebaut werden, mit Ausnahme bedeutender Länder wie insbesondere der USA, wo InnoMedica eine Partnerschaft mit einem lokalen Unternehmen anstrebt. MEDIZINISCHER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH: In einer zweiten Phase des Projekts wird InnoMedica den Erfahrungsaustausch zwischen den Kliniken weiter fördern. In Seminaren und Workshops werden mögliche Indikationen, optimale Behandlungsschritte sowie Behandlungsergebnisse und Nebenwirkungen diskutiert. So ergeben sich standardisierte Behandlungsmuster für die verschiedenen Krankheitsbilder, die den Zugang zu einer grösseren Anzahl Patienten erst ermöglichen. WISSENSCHAFT: InnoMedica unterstützt die Erfassung und Kontrolle der Ergebnisse in klinischen Studien, die publiziert und an Kongressen präsentiert werden können. Bereits in der präklinischen Phase wird der wissenschaftliche Austausch über Kollaborationen mit Universitäten sowie Kongressteilnahmen gefördert. Über die Kommunikationskanäle der Wissenschaft und der Hochschulen kann ein grosses Zielpublikum von führenden Krebsforschern, medizinischen Praktikern und wissenschaftlichen Journalisten erreicht werden. InnoMedica geht davon aus, dass so ein hohes Mass an Aufmerksamkeit erzeugt werden kann. Aktuelle Forschungsergebnisse zu InnoMedicas Technologie können den zahlreichen wissenschaftlichen Publika- SEITE 45 KONKURRENZ Als potentielle Konkurrenten gelten generell alle Krebsmedikamente, die zum Rückgang von Tumorvolumen führen. Als direkte Konkurrenzprodukte qualifizieren sich Nanopartikel, die über einen Targeting-Mechanismus verfügen und gegen eine breite Gruppe unterschiedlicher Tumoren eingesetzt werden können. Mit den gängigen Antikörper-Targeting Ansätzen steht diese Definition jedoch bereits im Widerspruch, da mittels Antikörper sehr spezifische Untergruppen von Krebsarten behandelt werden. NANOPARTIKEL MIT MARKTZULASSUNG IN DER ONKOLOGIE: Der globale Markt der Nanomedizin wird vom Anwendungsbereich der Onkologie dominiert, wobei Ansätze mit einem aktiven Targeting selten sind. Von ursprünglich fünf zugelassenen Antikörper-Formulierungen wurden dabei zwei bereits wieder zurückgezogen (Mylotarg von Pfizer und Bexxar von GSK). Die Produkte Adcetris und Kadcyla verwenden Zytostatika als Wirkstoff. Zevalin enthält ein Radionuklid. Mehr als 30 weitere Medikamente, welche ein Antikörper-Targeting verwenden, werden in klinischen Studien untersucht. Viel verbreiteter ist jedoch der Ansatz, verschiedene Zytostatika neu als liposomal enkapsulierte Nanopartikel einzusetzen. Bei den drei bekanntesten Produkten, welche bereits auf dem Markt erhältlich sind, handelt es sich um Caelyx, Myocet und DaunoXome. Alle drei Nanopartikel sind liposomale Formulierungen ohne aktiven Targetingansatz. Sowohl Caelyx als auch Myocet verwenden als Wirkstoff Doxorubicin. Die beiden Produkte unterscheiden sich allerdings bezüglich der Pegylierung. DaunoXome enthält den Wirkstoff Daunorubicin. Ein weiterer Ansatz ist ein indirektes Targeting. NanoTherm vom Magforce wird zur lokalen Therapie von Tumoren verwendet, indem magnetische Nanopartikel durch ein Magnetfeld beim Tumor erhitzt werden und so die Tumorzellen zerstören. Tabelle 2 fasst zurzeit zugelassenen Nanopartikel zusammen, welche in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. NANOPARTIKEL-THERAPIEN IN KLINISCHER ANWENDUNG IN DER ONKOLOGIE (Tabelle 2) NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ (USD) ANWENDUNG ZULASSUNG ABRAXANE Celgene Albumin mit Paclitaxel 2015: 1‘000 Mio. Brust-, Bauchspeicheldrüsen-, Lungenkrebs 2005 ADCETRIS Seattle Genetics Antikörper mit MMAE 2014: 400 Mio. Lymphom 2011 CAELYX/DOXIL Janssen-Cilag PEG-Liposom mit Doxorubicin 2011: 400 Mio. Kaposi Sarkom, Eierstockkrebs, Burstkrebs 1995 DEPOCYT Pacira Pharmaceuticals Liposom mit Cytarabine 2012: 9 Mio. Meningeosis lymphomatosa 1999 DAUNOXOME Galen Liposom mit Daunorubicin - Kaposi Sarkom 1996 GENEXOL Samyang Biopharmaceuticals Polymer mit Paclitaxel - Brustkrebs 2007 KADCYLA Roche, Genentech Herceptin mit DM1 2015: 650 Mio. Brustkrebs 2013 LIPODOX Taiwan Liposome PEG-Liposom mit Doxorubicin - Kaposi Sarkom, Eierstockkrebs, Brustkrebs 2002 LIPUSU Luye Pharma Liposom mit Paclitaxel - Eierstockkrebs 2009 in China SEITE 46 (Fortsetzung Tabelle 2) NAME UNTERNEHMEN FORMULIERUNG UMSATZ (USD) ANWENDUNG ZULASSUNG MARQIBO Talon Therapeutics Liposom mit Vincristin Sulfat 2014: 6 Mio. Leukämie 2012 MEPACT Takeda Liposom mit Mifamurtid - Osteosarkom 2009 MYOCET Cephalon Liposom mit Doxorubicin - Brustkrebs 2000 NANOTHERM Magforce Nanotechnologies Liposom mit Eisenoxid - Glioblastoma 2010 ONCASPAR Sigma-tau Pegylierte Asparaginase 2015: 100 Mio. Leukämie 2006 ONIVYDE Merrimack Pharmaceuticals PEG-Liposom mit Irinotecan 400 Mio. Potenzial Adenokarzinom 2015 ZEVALIN Cell Therapeutic, Bayer Schering Antikörper mit Yttrium-90 oder Indium-111 2013: 30 Mio. Lymphom 2002 ZINOSTATIN STIMALAMER Astellas Pharma poly-konjugiertes Neokarzinostatin - Leberzellkarzinom 1994 NANOPARTIKEL IN KLINISCHEN STUDIEN MIT ANWENDUNG IN DER ONKOLOGIE: Die vielversprechendsten Präparate, welche einen Targeting-Ansatz verfolgen und zurzeit klinisch getestet werden, sind in der Tabelle 3 zusammengefasst. Auch bei Produkten in klinischen Versuchen wird oft ein aktiver Targeting-Ansatz mit Antikörpern gewählt, was die Wirksamkeit des Targetings auf eine spezifisch vordefinierte Untergruppe einschränkt. Mit dem Glykan-Targeting Mechanismus ermöglicht Talidox einen generalisierten Ansatz, der jedoch auch die Möglichkeit bietet, Glykane mit Affinität für bestimmte Organe zu verwenden. Die eindeutige Mehrheit neuer Nanopartikel-Produkte beschränkt sich jedoch auf liposomale Formulierungen ohne Targeting-Ansatz. Ziel ist es, bestehende Zytostatika verträglicher zu machen oder auch neuen Wirkstoffen mit stark toxischen Profilen dennoch eine Chance auf eine Marktzulassung zu ermöglichen. Mit der liposomalen Formulierung CPX-351 von Celator werden sogar zwei häufig gemeinsam angewendete Wirkstoffe (Cytarabin und Daunorubicin) gegen Blutkrebs in einem Produkt vereint. Auch weitere indirekte Targeting-Möglichkeiten werden untersucht. So wird beispielsweise bei einer liposo- malen Formulierung von Doxorubicin durch Erhitzung an diagnostisch vorbestimmten Stellen der Wirkstoff lokal freigesetzt (ThermoDox von Celsion). Bei CYT-6091 von CytImmune kommt ein Goldnanopartikel zum Einsatz, wobei tumorumgebendes Gewebe geschädigt wird, um der folgenden Chemotherapie den Weg zum Tumor zu erleichtern. Auch Ansätze mit liposomalen Impfstoffen werden untersucht (BLP25 von EMD Serono; ONT-10 von Oncothyreon). Des Weiteren werden Polymer-Wirkstoffverbindungen erforscht, welche jedoch ebenfalls nur sehr selten einen Targeting-Ansatz verfolgen (BIND-014 und SP1049C). So ist beispielsweise Ceruleans dynamische Tumor Targeting Plattform bei näherer Betrachtung kein aktiver Targetingansatz, sondern nützt mit dem Nanopartikel nur die stärkere Durchlässigkeit der Blutgefässe, welche den Tumor umgeben (CRLX-101). Ein anderer Polymer-Ansatz wird von NantBioScienc verfolgt, die in Zusammenarbeit mit Celgene Albumin Nanopartikel in klinischen Studien untersuchen (ABI-008, ABI-009 und ABI-011), wobei jeweils verschiedene Wirkstoffe für die einzelnen Produkte verwendet werden. SEITE 47 NANOPARTIKEL MIT AKTIVEM TARGETING IN KLINISCHEN VERSUCHEN (Tabelle 3) UNTERNEHMEN NAME NANOPLATTFORM AKTIVE SUBSTANZ REZEPTOR LIGAND BIND THERAPEUTICS BIND-014 Biopolymer Docetaxel PSMA kleines Molekül MERRIMACK MM-302 Immuno-Liposom Doxorubicin HER2 monoklonaler Antikörper Fragment, trastuzumab (Ab scFv) (ErbB2/ErbB3) SUPRATEK PHARMA SP1049C Polymerische Mizelle mit Pluronic Doxorubicin P-Glycoprotein - SYNERGENETHERAPEUTICS SGT53 Immuno-Liposom p53 plasmid DNA Transferrin Rezeptor monoklonaler anti-Transferrinrezeptor Antikörper Fragment scFv SYNERGENETHERAPEUTICS SGT94 Immuno-Liposom RB94 plasmid DNA Transferrin Rezeptor monoklonaler anti-Transferrinrezeptor Antikörper Fragment scFv TO-BBB 2B3-101 Pegyliertes Liposom Doxorubicin - Glutathion Bei der Analyse der Konkurrenzpräparate fällt auf, dass eine Vielzahl von valablen Ansätzen verfolgt wird. Ein Grossteil der neu untersuchten Nanopartikel besteht aus liposomalen Formulierungen, welche jedoch meist keinen Targeting-Ansatz aufweisen. Bei Produkten, die ein Targeting anwenden, werden meist Oberflächenmodifikation mit Antikörpern oder Proteinen vorgenommen. Mit dem Glykan-Targeting besitzt InnoMedica eine Plattformtechnologie, welche durch Variation der enkapsulierten Wirkstoffe und verwendeten Glykane die Möglichkeit zur Behandlung verschiedenster Krebserkrankungen bietet. Aufgrund aktiver Patente ist InnoMedica im Bereich des Glykan-Targetings konkurrenzlos und verfolgt einen Ansatz, der nicht nur eine Steigerung der Therapiewirkung bei einer kleinen Patientengruppe, sondern bei den meisten Krebspatienten erreichen kann. SEITE 48 Dr. Christoph Mathieu, Qualitätskontrolle & Analytik SEITE 49 SCHUTZRECHTE Die Schutzrechtsstrategie von InnoMedica stützt sich auf drei Grundpfeiler: PATENTE Die ersten Patente im Bereich des liposomalen Targetings hat InnoMedica im Jahr 2010 von Dr. Denis Bron erworben. Mit der Übernahme der Yamazaki-DDS Co., Ltd. hat InnoMedica ihre bestehenden Patentrechte in diesem Bereich entscheidend erweitert. Es handelt sich hierbei um Patente, die aus Dr. Yamazakis Tätigkeit bei der staatlichen Forschungsinstitution AIST in Japan stammen. Dr. Yamazaki ist als Erfinder eingetragen und Yamazaki-DDS Co., Ltd. wird zusammen mit AIST als Eigentümer geführt. Alle Patente sind bis ins Jahr 2023 in Kraft. Die Patentrechte in den Schlüsselmärkten Europa (u.a. Schweiz, Deutschland, Frankreich, UK, Holland), USA und Japan sind bedeutend (Abbildung 31). Angriffsversuche etablierter grosser Pharmaunternehmen auf die Patentfamilie von Dr. Yamazaki sind gescheitert. Nach der Übernahme der Yamazaki-DDS Co., Ltd. sind die Patente im gemeinsamen Besitz von InnoMedica und der Forschungsinstitution AIST. Lizenzvergaben an Drittparteien sind in den Verträgen zwischen InnoMedica und AIST vorgesehen, wobei dafür die schriftliche Zustimmung beider Patentinhaber Voraussetzung ist. Als Ausnahme gilt gemäss diesen Verträgen ausschliesslich vorrangiges öffentliches Interesse. Im Gegensatz zu zahlreichen universitären Spin-offs besitzt InnoMedica nicht nur eine Patentlizenz, sondern ist effektiv Miteigner an den Patenten. Beispiel für einen Lizenznehmer ist die japanische Katayama Chemical Industries Co., Ltd., welche als einziges Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt von YamazakiDDS Co., Ltd. und AIST für eine diagnostische Anwendung der Technologie nicht exklusiv lizenziert wurde. InnoMedica ist somit das einzige Unternehmen, welches die patentierte Technologie in therapeutischen Anwendungen nützen und auslizenzieren kann. Kernstück der Patente ist das Glykan-Targeting, welches als Plattformtechnologie mit verschiedenen Wirkstoffen eingesetzt werden kann. InnoMedica beabsichtigt mit Talidox im Bereich der Onkologie einen Proof of Concept zu PATENTE Europa: EP 1 447 081 (wichtigste Länder) • Schweiz • Deutschland • Frankreich • Grossbritanien • Holland USA: US 7 070 801 Japan: JP 3 882 034 JP 3 924 606 JP 4 500 930 JP 4 590 519 ABBILDUNG 31 Abbildung des europäischen (links) und des amerikanischen (rechts) Patents. SEITE 50 liefern. Darauf aufbauend sollen weitere Wirkstoffe durch die Targeting-Technologie in unterschiedlichen Anwendungsbereichen verbessert werden. In Folge dieser Diversifikation werden zu einem späteren Zeitpunkt Fragen zur neuen Patentierung wieder an Wichtigkeit gewinnen. Die aktuelle Patentlage wurde im Dezember 2015 mit Patentexperten am Institut für geistiges Eigentum analysiert. Die durchgeführte Patentrecherche bestätigte, dass InnoMedicas intellektuelles Eigentum mit den existierenden Patenten zu diesem Zeitpunkt nicht bedroht ist. Gleichzeitig wurden erste Überlegungen für neue Patente angestellt, welche im Laufe des Jahres 2016 weiter ausformuliert werden sollen. ERFINDER Die Grundlage für das aktive Targeting mittels Glykan-modifizierter Liposomen wurde von Dr. Yamazaki während seiner Tätigkeit am AIST geschaffen. Als geistiger Vater und eingetragener Erfinder der Patente hat er ein tiefes Verständnis der Technologie. Dieser Fundus an technologischem Wissen ist für eine erfolgreiche klinische Entwicklung von Talidox von zentraler Bedeutung. Die Patente legen die grundlegende Idee des Targetings offen und schützen diese damit. Die detaillierte technische Umsetzung, das Meistern von Hürden in der präklinischen Entwicklung sowie der klinischen Studien erfordern jedoch Kompetenzen, welche weit über das patentierte geistige Eigentum hinausreichen. Durch die substanzielle finanzielle Beteiligung von Dr. Yamazaki und seine Funktion als Verwaltungsrat bleibt InnoMedica dieses Wissen erhalten. auch als Trade Secret geschützt werden. Ein Geheimhaltungssystem und eine damit übereinstimmende IT-Security sind dabei unumgänglich und bei InnoMedica bereits implementiert. ZUSAMMENFASSUNG MARKT UND KONKURRENZ: • Im Bereich des Glykan-Targetings ist InnoMedica konkurrenzlos. • Die Vermarktung von Talidox baut auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ärzten, Spitälern und InnoMedica auf. Gemeinsam wird Talidox optimiert und möglichst zahlreichen Krebspatienten zugänglich gemacht. • Die Grundbausteine der Schutzrechtsstrategie sind neben Patenten auch die langfristige Einbindung der Erfinder sowie Geheimhaltung der Produktionsprozesse. • Neue Patente von InnoMedica sind vor allem im Bereich der Anwendung, nicht aber im Bereich des Verfahrens zu erwarten, wo strikte Geheimhaltung den besseren Schutz bietet. GEHEIMHALTUNG InnoMedica hat im Rahmen der präklinischen Entwicklung insbesondere im Design des pharmazeutischen Produktionsprozesses viel neues geistiges Eigentum geschaffen. Im schutzrechtlichen Umgang mit diesem neuen Wissen gilt es, geschickt die Vor- und Nachteile einer Patentierung gegenüber einer unternehmerischen Geheimhaltung abzuwägen. Mit einer Patentierung geht auch stets eine Offenlegung der geschützten Idee einher. Wird in einem Patent beispielsweise ein Produktionsverfahren offengelegt, weiss die Konkurrenz, wie bei der Produktion vorgegangen wird und kann dies kopieren. InnoMedica müsste in einem solchen Fall das Patent mit erheblichen Kostenfolgen gerichtlich durchsetzen. Deshalb müssen Inhalte neuer Patente wohlüberlegt sein und gegebenenfalls SEITE 51 06 RISIKOANALYSE Die Entwicklung und Markteinführung einer neuen Krebstherapie ist für alle Beteiligten mit erheblichen Risiken verbunden. Auch bei InnoMedica sind diese derzeit noch beachtlich und wurden in der Bewertung der Unternehmensaktie entsprechend miteinbezogen. Die kritischen Erfolgsfaktoren von InnoMedica stellen sich wie folgt dar: • Bewilligung der klinischen Studien durch Swissmedic und die kantonale Ethikkommission • Sicherstellung der Finanzierung der klinischen Studien dabei ist zu beachten, dass die klinische Phase länger und kostenintensiver ausfallen kann als geplant • Bestätigung der Wirksamkeit und Vorteile von Talidox in der klinischen Phase • Marktzulassung von Talidox in der Schweiz und in weiteren Märkten • Aufbau der Organisation und Strukturen für den Vertrieb von Talidox oder Auslizenzierung der Technologie RÜCKGANG DER HAUPTRISIKEN InnoMedica ist bestrebt, die in Verbindung mit der Entwicklung von Talidox bestehenden Risiken kontinuierlich zu reduzieren. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Risiko für viele Erfolgsfaktoren wesentlich gesenkt werden. Die Reduktion der grössten Risiken von InnoMedica während des letzten Jahres lässt sich wie folgt begründen: NEBENWIRKUNGEN VON TALIDOX: Durch die Analyse der Pharmakokinetik konnte nachgewiesen werden, dass Talidox im Vergleich zu Caelyx den Körper primär über den Urin und nicht über die Leber verlässt. Der Ausscheidungsweg über die Niere hat den Vorteil, dass der Wirkstoff nicht vom Stoffwechsel verarbeitet (metabolisiert), sondern in seiner Ursprungsform ausgeschieden wird. Tierstudien zeigen zudem, dass beim Einsatz von Talidox der durchschnittliche Gewichtsverlust tiefer als bei den Vergleichsmedikamenten Caelyx und freies Doxorubicin ist. Gewichtsverlust ist das Hauptindiz für Nebenwirkungen von Medikamenten in Tierstudien. RISIKOMATRIX EINTRITTSWAHRSCHEINLICHKEIT wahrscheinlich gelegentlich Scale-Up Probleme Verzögerungen vorstellbar Personalaustritte Liquidität möglich Mangelnde Wirkung unwahrscheinlich Nebenwirkungen unvorstellbar gering mässig hoch SCHADENSAUSMASS ABBILDUNG 32 Risikomatrix mit Hauptrisiken von InnoMedica und Talidox SEITE 52 kritisch WIRKSAMKEIT VON TALIDOX: Die neusten Wirksamkeitsstudien in Zusammenarbeit mit dem Mario Negri Institut haben eine hohe Wirkung im Tiermodell und die Vorteile des Glykan-Targetings bestätigt. MITARBEITENDE: Mit der Einstellung neuer Leistungsträger in Schlüsselpositionen wird der Kreis der entscheidenden Wissensträger angemessen erweitert. Die Rekrutierung sehr gut qualifizierter Mitarbeitenden bestätigt auch die hohe Attraktivität von InnoMedica als Arbeitgeber. Zudem wurde das Management Buy-in Programm weiter ausgebaut. PRODUKTION: Mit der GMP-kontrollierten Produktion ist eine Verunreinigung von Talidox höchst unwahrscheinlich. Um Risiken bei der Herstellung von Talidox auf ein Minimum zu reduzieren, wurde die Produktion im Sommer 2014 komplett unter die gute Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) gestellt. Die Einführung und Überwachung wird laufend durch externe Experten mit langjähriger Erfahrung im Aufbau von GMP-konformen Produktionsstätten im Bereich Life Science geprüft. Das regionale Inspektorat (RFS) der Swissmedic hat die GMP-Produktion von InnoMedica Ende 2014 inspiziert und InnoMedica im Januar 2015 die Betriebsbewilligung zur Herstellung von Talidox erteilt. DETAILBETRACHTUNG DER SECHS HAUPTRISIKEN Eine detaillierte Risikoanalyse identifiziert die sechs Hauptrisiken von InnoMedica (Abbildung 32). Die Gesamtbeurteilung der Risikolandschaft zeigt, dass InnoMedica als Unternehmen mit einem Projekt in der späten präklinischen Phase vergleichsweise tiefe Risiken aufweist. Der Hauptgrund dafür ist, dass mit Doxorubicin ein bekannter Wirkstoff eingesetzt wird. Dies vereinfacht und beschleunigt die klinischen Studien sowie die Registrierung erheblich. In Tabelle 4 wird die Einschätzung der aktuellen Hauptrisiken im Detail diskutiert. Es zeigt sich, dass die Risiken in der Summe immer noch erheblich sind, im Gegenzug den Anlegern im Erfolgsfall jedoch auch attraktive Renditechancen bieten. SEITE 53 RISIKOANALYSE VON INNOMEDICA UND TALIDOX (Tabelle 4) RISIKO ERKLÄRUNG SCHADENSAUSMASS EINTRITTSWAHRSCHEINLICHKEIT NEBENWIRKUNGEN VON TALIDOX In der klinischen Studie treten nicht tolerierbare Nebenwirkungen von Talidox auf. Ω KRITISCH Das Auftreten von nicht tolerierbaren Nebenwirkungen kann durch Personenunfälle sowie Projekt-Stopp zu hohen finanziellen Einbussen führen. ≈ UNWAHRSCHEINLICH Das Toxizitätsprofil des verwendeten Wirkstoffs ist bekannt und gut dokumentiert. Die Analyse der Biodistribution im Tiermodell lässt auf keine grösseren Gefahren schliessen. Zur Deckung allfälliger Kosten bei Personenschäden werden für klinische Versuche Patientenversicherungen abgeschlossen. UNGENÜGENDE WIRKUNG VON TALIDOX BEIM MENSCHEN In der klinischen Studie zeigt sich, dass Talidox zu wenig wirkt. Ω KRITISCH Ungenügende Wirksamkeit kann zu einer wesentlichen Verteuerung und längeren Zeitdauer der klinischen Studien führen. ≈ UNWAHRSCHEINLICH Die Wirksamkeit des verwendeten Zytostatikums ist gut dokumentiert. Falls bei der geplanten Anfangsdosierung keine Wirksamkeit feststellbar ist, kann die Dosis eskaliert werden, bis eine erhoffte Wirkung auftritt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der liposomale Nanocontainer von Talidox keinen Einfluss auf die Wirkstoffverteilung im Körper hat, ist aufgrund der Tiermodelldaten und der pharmakokinetischen Studien gering. LIQUIDITÄT Durch exogene Markteinflüsse wird die Beschaffung von Kapital erschwert oder verunmöglicht. Ω KRITISCH Liquiditätsmangel kann zu einer Verlangsamung des Projekts führen oder aber auch zu einer ernsthaften Bedrohung der Weiterführung und Unabhängigkeit des Projekts werden. ∆ MÖGLICH Proaktive Investorensuche, ein Netzwerk aus über 160 bestehenden Aktionären, Kontakte zu Finanzinstitutionen sowie Präsenz an nationalen und internationalen Investorenanlässen ermöglichen die rechtzeitige Kapitalbeschaffung. InnoMedica hat zudem freiwillig die ordentliche Buchprüfung durch PwC veranlasst. Dabei wird der Liquiditätsabfluss im Rahmen des internen Kontrollsystems systematisch überwacht. PERSONALAUSTRITTE Abgang von Mitarbeitenden durch Abwerben, Krankheit oder Tod ∆ HOCH Der Verlust von Know-how führt zu Verzögerungen. Das Produktions-Know-how ist jedoch redundant bei mehreren Personen vorhanden. ∆ MÖGLICH Mitarbeitende sind stark gebunden durch Familienzugehörigkeit, langjährige private Bekanntschaft, Mitarbeiterbeteiligung und Konkurrenzverbotsklausel. Die meisten Mitarbeitenden sind jung. Abgänge sind dennoch nicht komplett auszuschliessen. VEZÖGERUNGEN DURCH EXTERNE STAKEHOLDER Veränderungen der regulatorischen Hürden können zu unvorhergesehenen Verzögerungen führen. ≈ MÄSSIG Folgen von Verzögerungen könnten weiteren Kapitalbedarf verursachen und den Zeitpunkt des finanziellen Breakeven hinausschieben. Ω VORSTELLBAR Durch den bereits erreichten Fortschritt und die ausgearbeitete Zusammenarbeit in den klinischen Studien mit Partnern wie der SAKK oder Dr. Markus Jörger konnte dieses Risiko vermindert werden. SCALE-UP Scale-up der Produktion von Talidox stösst technisch oder aus Kostengründen auf Schwierigkeiten. ≈ MÄSSIG Probleme im Scale-up können zu Verzögerungen, höheren Produktionskosten und Margenerosion führen. Ω VORSTELLBAR Die einzelnen Produktionsschritte sind in Bezug auf die Grossproduktion nicht einschränkend. Die Rohstoffe sind in genügender Menge vorhanden. Die eingesetzten Geräte sind günstig und auch bereits heute in Varianten für grosse Produktionsmengen erhältlich. Optional kann die angemietete Laborfläche vervielfacht werden. SEITE 54 07 FINANZEN FINANZPLANUNG ZEITPLANUNG KLINISCHE STUDIEN Zur finanziellen Steuerung verwendet InnoMedica unterschiedliche Instrumente. Kurzfristig ist die Liquiditätsplanung das wichtigste Instrument. Im Rahmen der Liquiditätsplanung erstellt InnoMedica monatlich eine Finanzprognose, welche frühzeitig potentielle Liquiditätsengpässe identifiziert und mittels Sensitivitätsanalyse die Kostentreiber im operativen Geschäft laufend überwacht. Zur langfristigen Planung verwendet InnoMedica einen Finanzplan (Tabelle 5), welcher die gegenwärtigen Erwartungen des Managements, basierend auf den aktuellsten Informationen aus Forschung, Entwicklung sowie Marktumfeld und Anspruchsgruppen widerspiegelt. Folgende Überlegungen sind in die aktuelle Planung eingeflossen: Talidox verwendet einen bestehenden Wirkstoff mit bekanntem Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil. Die grosse Innovation dabei ist die gezielte Veränderung der Biodistribution. Gemäss einem verbindlichen Gutachten der Swissmedic gilt Talidox damit als bekannter Wirkstoff mit Innovation, was die Durchführung der klinischen Studie und die Registrierung im Gegensatz zu neuen Wirkstoffen entscheidend beschleunigt. Ein beschleunigender Faktor ist zudem die Adressierung eines erheblichen ungedeckten medizinischen Bedarfs (high unmet medical need). Sobald der therapeutische Nutzen eines neuen Medikaments die bisherige Therapie in klinisch relevanter Form übersteigt und bereits ohne Evaluation der detaillierten Daten als wahrscheinlich eingeschätzt wird, sieht Swissmedic ein verkürztes Zulassungsverfahren vor. Wird die klinische Relevanz von Talidox bereits anhand der Resultate der Phase II deutlich, kann somit eine provisorische Zulassung beantragt werden. Bei einer Initiierung der klinischen Phase I Ende 2016 kann dementsprechend mit einer Marktzulassung ab Anfang 2019 gerechnet werden (Abbildung 33). KLINISCHE PHASE I/IIA Der Beginn der Phase I/IIa Studie ist auf Ende 2016 geplant. Hierfür sollen noch im 2016 bis zu 20 Patienten für die Phase I Studie zur Evaluation der Toxikologie miteinbezogen werden. Die Resultate dieser Studie ermöglichen, das endgültige Studiendesign für die Phase IIa festzulegen. Ab Anfang 2017 wird anschliessend bei bis zu 40 Patienten in der Phase IIa die Wirkung von Talidox untersucht. KLINISCHE PHASE IIB/III Bei positiven Zwischenresultaten kann noch während der klinischen Phase I/IIa die Phase IIb/III geplant werden, sodass unmittelbar nach Abschluss der ersten Studie ab Herbst 2017 eine Folgestudie mit bis zu 60 Patienten beginnen kann. Für die Phase III in den Jahren 2017 und 2018 ist eine Gruppe von bis zu 300 Patienten geplant. MARKTEINTRITT SCHWEIZ Verläuft die klinische Phase IIb/III erfolgreich, kann der Marktzulassungsantrag bei Swissmedic vorbereitet werden. Sobald die Signifikanz der Studienresultate gegeben ist, wird der Antrag eingereicht. Dies kann bereits nach der Phase II geschehen und ist für Ende 2018 geplant. Eine Marktzulassung und erste Verkäufe von Talidox in der Schweiz sind demzufolge ab Frühjahr 2019 möglich. EXPANSION Nach ersten klinischen Erfahrungen mit dem Medikament im Schweizer Markt wird die Markzulassung auch bei der EMA (European Medical Agency) beantragt. Die Zulassung durch die EMA ermöglicht es InnoMedica, einen europäischen Vertrieb von Talidox aufzubauen, welcher mit Deutschland als Schlüsselmarkt und einem Vertriebsstandort in Grenznähe zur Schweiz initiiert werden soll. ABBILDUNG 33 Milestones SEITE 55 “ Das schrittweise Vorgehen, verbunden mit einem entsprechenden Leistungsausweis hat sich bereits in vier erfolgreichen Finanzierungsrunden bewährt. PREISGESTALTUNG UND UMSATZSCHÄTZUNG Zur Schätzung des potentiellen Ertrags von Talidox nach der Markteinführung sind zwei Elemente entscheidend: Der von den Krankenkassen vergütete Preis pro Patient sowie die Anzahl der behandelten Patienten. “ Die Preisgestaltung von neuen Medikamenten richtet sich nach dem therapeutischen Mehrnutzen und den Preisen von Vergleichsmedikamenten. Die zurzeit zugelassenen Nanopartikel-Therapien in klinischer Anwendung in der Onkologie (siehe Konkurrenzanalyse, Tabelle 2) zeigen in einer Preisanalyse, dass die Kosten pro Patient und Jahr für die wichtigsten Talidox-Konkurrenten (Caelyx, Myocet, Kadcyla, Zevalin) zwischen CHF 20‘000 und CHF 25‘000 liegen. Das Erfolgsmedikament Abraxane ist mit rund CHF 10‘000 pro Patient und Jahr etwas günstiger. Es gibt jedoch auch Ausreisser wie beispielsweise Adcetris mit Kosten von über CHF 100‘000. Die neueren Präparate im immuntherapeutischen Bereich liegen oft nochmals deutlich über diesem Betrag. Obwohl für Talidox eine Verbesserung des therapeutischen Nutzens erwartet wird, liegt der angestrebte Einführungspreis mit CHF 23‘000 im Bereich der wichtigsten Talidox-Konkurrenten. Damit dürften sich die Preisverhandlungen mit den Behörden relativ einfach gestalten. SEITE 56 Vom Einführungspreis von CHF 23‘000 wird anschliessend gemäss der Margen- und Rabattordnung die Marge des Fachhandels abgezogen. Für die wichtigsten Talidox-Konkurrenten im Preissegment von CHF 20‘000 bis CHF 25‘000 liegt diese Marge bei durchschnittlich 14 Prozent. Zur Umsatzschätzung verwendet InnoMedica deshalb den Einführungspreis abzüglich der Fachhandelsmarge von 14 Prozent. Der vergleichsweise moderate Einführungspreis hilft, die Therapie relativ rasch bei einer grösseren Anzahl Patienten anzuwenden. So plant InnoMedica im Jahr 2019 in der Schweiz und Deutschland insgesamt bis zu 2‘500 Patienten mit Talidox zu behandelt. Durch eine innereuropäische Expansion wird die Behandlung von 7‘500 Patienten im Jahr 2020 und 14‘000 Patienten im Jahr 2021 ermöglicht. Der Einstiegspreis von CHF 23‘000 pro Patient und Jahr ergibt die nötige Ertragskraft, um während der Markteinführung einen hohen Qualitätsstandard, sowohl in der Produktion wie auch in der Kommunikation mit den Ärzten und Spitälern weiterzuführen. Wenn Talidox sich von der Wirksamkeit her gegenüber anderen Onkologika durchsetzt und zusätzliche Marktanteile erschliesst, besteht die Möglichkeit einer schrittweisen Preissenkung. Bei weiter steigenden Patientenzahlen sind Preise bis rund CHF 7‘500 pro Patient und Jahr denkbar. Dadurch kann mit Talidox nochmals eine wesentlich grössere Anzahl von Patienten erreicht werden. Unter Berücksichtigung all dieser Informationen lässt sich der Umsatz von InnoMedica für die Jahre 2019 bis 2021 schätzen. Dieser wächst von rund CHF 50 Mio. im Zulassungsjahr auf rund CHF 210 Mio. im 2021. Zur Plausibilisierung dieser Umsatzschätzung wird das Medikament Abraxane verwendet. Trotz des tieferen Preises hat Abraxane im Zulassungsjahr einen Umsatz von USD 134 Mio. erzielt. Im dritten Jahr nach der Zulassung belief sich der Umsatz bereits auf USD 325 Mio.. Die Umsatzerwartungen von InnoMedica sind folglich eher konservativ angesetzt. PROFITABILITÄT UND SKALENEFFEKTE Auf Kostenseite werden drei grosse Blöcke separat modelliert: PRODUKTION: Die Produktionskosten sind mit anfänglich rund 25 Prozent des Umsatzes und später rund 16 Prozent vergleichsweise hoch angesetzt. Mit dem wachsenden Produktionsvolumen können Skaleneffekte nutzbar gemacht werden. Für die Behandlung der ersten Patienten in der Phase I der klinischen Studie betragen die Produktionskosten noch CHF 40‘000 pro Patient. Durch den Scale-up sinken die Kosten kontinuierlich auf CHF 4‘000 pro Patient bis zum Zeitpunkt der Marktzulassung und weiter auf unter CHF 2‘400 im Jahr 2021. Die aktuellen Produktionsräumlichkeiten können mit Zusatzinvestitionen in der Höhe von etwa CHF 3 Mio. ein geschätztes Volumen von knapp 7’500 Patienten pro Jahr abdecken. InnoMedicas Einschätzungen zufolge wird diese Auslastung im Jahr 2020 erreicht. Danach wird eine Erweiterung in Marly oder an einem anderen Standort unumgänglich. Deswegen sind zwischen 2019 und 2021 Investitionen von insgesamt CHF 16.5 Mio. für eine Erweiterung der Produktionskapazität budgetiert. Vereinbarungen mit dem Marly Innovation Center wurden für diese Erweiterungen bereits verbindlich unterzeichnet. Alle Investitionen ab dem Jahr 2019 werden mit den Einnahmen durch Talidox gedeckt. rationen initiiert worden. Grössere Entwicklungsinvestitionen für neue Anwendungsgebiete werden aber erst nach dem Markteintritt von Talidox erfolgen und sind mit den daraus resultierenden Einnahmen zu finanzieren. FINANZEN, ADMINISTRATION, REGISTRIERUNG, VERKAUF: Die Kosten in diesem Bereich sind durch die benötigten personellen Ressourcen für den Börsengang 2018 sowie den Aufbau der Vertriebsstrukturen in der Schweiz und in Deutschland ab 2019 getrieben. Aus diesen Kostenprognosen resultiert ein EBIT von CHF 8.5 Mio. im 2019, CHF 70.1 Mio. im 2020 sowie CHF 98.6 Mio. im 2021. Die EBIT-Marge beträgt somit in den Jahren 2020 und 2021 rund 47 Prozent. Die durchschnittliche EBIT-Marge aller frisch börsenkotierten Pharmaunternehmen weltweit, deren IPO weniger als 5 Jahre zurückliegt, beträgt 52 Prozent. Die Annahmen von InnoMedica sind daher als moderat zu bezeichnen. FINANZBEDARF Die Finanzplanung identifiziert einen laufenden Finanzbedarf bis ins Jahr 2019. Dieser wird über drei schrittweise Kapitalerhöhungen in den kommenden drei Jahren 2016 bis 2018 gedeckt. Insbesondere im Jahr vor dem Markteintritt besteht ein erhöhter Kapitalbedarf zur Finanzierung der klinischen Phase III, der Marktzulassung, des Aufbaus der Vertriebsstrukturen sowie des Ausbaus der Produktion. Für 2018 ist deshalb eine grössere Kapitalerhöhung mit gleichzeitiger Kotierung an der Schweizer Börse geplant. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG, KLINIK: Die Entwicklungskosten beziehen sich bis zur Markteinführung ausschliesslich auf Talidox. Auch nach der Markteinführung budgetiert InnoMedica weitere klinische Studien für zusätzliche Indikationen. Kosten und Einnahmen von weitern Anwendungsgebieten der patentierten Technologie ausserhalb der onkologischen Indikationen sind in der Finanzplanung nicht miteinbezogen. Es sind jedoch bereits erste Forschungsprojekte realisiert und Kollabo- SEITE 57 SEITE 58 500 2019 2019 1’062’05 1 -1'062'05 1 EBIT 3 Anzahl Mitarbeiter Bern AUFWAND 3 Anzahl Mitarbeiter Marly -1'285'339 1’285’339 3 4 57’004 -2'255'453 2’605’603 4 6 45’603 -5'186'483 5’586’483 10 12 86’483 -1 1'869'186 11’869’186 19 20 269’1 8 6 3’000’000 8'485'776 40'964'224 73 53 61 5’349 54’ 1 73 1’000’000 8’000’000 Abschreibungen (20%) 400’000 5’100’000 1 2 ’000’000 18’000’000 120’000 3’000’000 3’500’000 92’587 1’360’000 1’500’000 Finanzen, Admin. , Verkauf, Registrierung 498’300 800’000 49’450’000 86% 2’348’875 470’635 Ausgaben Forschung und Entwicklung, Klinik 610’035 400’000 0 300 2018 2018 Lizenzgebühren 444’656 350’150 ERTRAG Produktion 350’150 öffentliche Gelder (z.B. Stiftung KTI) Marge (Publikumspreis vs. Fabrikabgabepreis) 400’000 100 2017 2017 23’000 20 2016 2016 Preis/Behandlung (CHF) 0 2015 2015 2’500 0 2014 2014 Anzahl Patienten (Markt) Anzahl Probanden (Studien) JAHR ERFOLGSRECHNUNG Markteintritt restl. Europa / USA Markteintritt Deutschland Markteintritt Schweiz Klinische Phase IIb/III Klinische Phase I/IIa MILESTONES JAHR ZEITPLAN 70' 1 1 1 '096 78'238'904 114 86 1 ’192’279 35’000’000 7’046’625 10’000’000 25’000’000 148’350’000 86% 23’000 7’500 600 2020 2020 98'637'927 112'062'073 164 121 2’053’823 50’000’000 1 0’008’250 1 5’000’000 35’000’000 210’700’000 86% 17’000 14’000 800 2021 2021 SEITE 59 Beteiligung YDDS 1’199’921 PASSIVEN AM JAHRESENDE 32’076 Veränderung liquide Mittel 938’644 154’548 1’452’078 -1’297’530 69’195 -1’228’335 57’004 -1’285’339 2015 1’332’218 57.50 23’169 1’366’660 -1’285’339 -2’523’752 1’584’363 2’468’219 1’123’169 1’366’660 200’000 228’016 938’644 2015 3’437’171 2’498’527 4’958’377 -2’459’850 250’000 -2'209'850 45’603 -2’255’453 2016 5’262’924 68.50 76’831 4’069’584 -2’255’453 -3’809’091 1’279’816 7’654’312 1’200’000 4’069’584 200’000 432’413 3’437’171 2016 4'729'903 1’292’733 7’392’733 -6’100’000 1’000’000 -5’100’000 86’483 -5’186’483 2017 7'706'250 102.75 75’000 6'275'834 -5’186’483 -6’064’544 966’298 15’285’562 1’275’000 6'275'834 200’000 1’345’930 4’729’903 2017 11'999'089 7’269’186 20’869’186 -13’600’000 2’000’000 -1 1’600’000 269’186 -1 1’869’186 2018 20'600'000 206.00 100’000 15'275'834 -1 1’869’186 -1 1 ’251’026 1’235’484 35’785’562 1’375’000 15'275'834 200’000 3’076’744 11’999’089 2018 18'215'563 6’216’474 615’349 5'601'125 3’500’000 9'101'125 615’349 8’485’776 2019 24'376'959 8’485’776 -23’ 1 20’212 1’850’833 35’785’562 1’375’000 24'376'959 200’000 5’961’395 18’215’563 2019 TABELLE 5 Finanzplanung bis ins Jahr 2021 mit Angaben zu Milestones, Erfolgsrechnung, Bilanz und Cash Flow. In den Jahren 2014 und 2015 werden effektive Werte angegeben (kursiv). 784’096 1’308’133 Veränderung Eigenkapital ENTWICKLUNG LIQUIDE MITTEL -1’276’057 268’1 78 -1’007’878 54’ 1 73 -1’062’051 2014 665’550 14.50 FREE CASH FLOW - Investitionen OPERATIVER CASH FLOW + Abschreibungen EBIT JAHR CASH FLOW TOTAL KAPITALERHÖHUNG Preis pro Aktie (geplant) Anzahl Aktien Kapitalerhöhungen: 45’900 -1’062’051 Jahresergebnis Anmerkungen Bilanz: -1’461’700 Vorjahre 836’993 1’187’700 Sonstige Reserven 1’100’000 Reserven aus Kapitaleinlagen 598’980 Eigenkapital nominal Wandelanleihen 1’199’921 215’825 200’000 Produktionsanlagen AKTIVEN AM JAHRESENDE 784’096 2014 Liquide Mittel JAHR BILANZ 85'21 1'217 66’995’654 1 ’ 1 92’ 279 65'803'375 5’500’000 71'303'375 1’192’279 70’ 1 1 1 ’096 2020 95'680'334 70’ 1 1 1 ’096 -14’634’436 3’043’ 1 1 2 35’785’562 1’375’000 95'680'334 200’000 10’269’ 1 1 6 85’2 1 1 ’ 2 1 7 2020 180'456'790 95’245’573 2’053’823 93'191'750 7’500’000 100'691'750 2’053’823 98’637’927 2021 196'372'084 98’637’927 55’476’660 5’096’936 35’785’562 1’375’000 196'372'084 200’000 15’ 7 1 5’293 180’456’790 2021 FINANZIERUNG RÜCKBLICK In der Folge wurde ein Modell mit Meilenstein-Finanzierung zur Kapitalbeschaffung angewendet. In insgesamt vier Finanzierungsrunden hat InnoMedica bisher über CHF 3.3 Mio. beschaffen können (Abbildung 34). Tabelle 6 gibt detailliert Auskunft über die einzelnen Finanzierungsschritte und zeigt die Entwicklung des Unternehmenswertes auf. Mit der Änderung des Unternehmenszwecks im Jahr 2012 hat sich InnoMedica von Private Equity Finanzierungen hin zu einem operativ tätigen Pharmaunternehmen entwickelt. Die Übernahme der japanischen Yamazaki-DDS Co., Ltd. im Sommer 2013 für einen Gegenwert von 2’000 Inhaberaktien zu nominal CHF 100 sicherte InnoMedica die Nutzung der Patente zum Targeting-Ansatz von Dr. Noboru Yamazaki, welcher nach Abschluss der Transaktion Mitglied des Verwaltungsrats und Chief Technologie Officer von InnoMedica wurde. NEUES KAPITAL MIT ENTWICKLUNG DES AKTIENPREISES 1’400’000 68.50 NEUES KAPITAL (CHF) 1’200’000 neues Kapital (CHF) 57.50 1’000’000 Aktienpreis (CHF) 46.00 800’000 600’000 400’000 200’000 14.50 11.50 0 Juni 2013 Februar 2014 Oktober 2014 Mai 2015 Mai 2016 ABBILDUNG 34 Bisherige Finanzierungsschritte von InnoMedica BISHERIGE FINANZIERUNGEN DATUM ANZAHL AKTIEN AKTIENPREIS (CHF) TOTAL KAPITAL (CHF) TOTAL AKTIENKAPITAL BEWERTUNG (MIO. CHF) KAPITALERHÖHUNG Juni 2013 54’100 11.50 622‘150 1‘054‘100 12.1 KAPITALERHÖHUNG Februar 2014 45’900 14.50 665‘550 1‘100‘000 16.0 VERKAUF EIGENER AKTIEN Oktober 2014 15‘000 46.00 690‘000 1‘100‘000 50.6 Mai 2015 23‘169 57.50 1‘332‘217 1‘123‘169 64.6 KAPITALERHÖHUNG TOTAL 138‘169 TABELLE 6 Bisherige Finanzierungsrunden von InnoMedica SEITE 60 3‘309‘917 Mit den einzelnen Erhöhungsschritten konnten jeweils folgende Meilensteine erreicht werden: JUNI 2013 • Vollständige Integration der Yamazaki-DDS Co., Ltd. •Machbarkeitsstudie mit ersten Lab-Scale Prototypen und technischer Vorlauf für die Produktion •Evaluation neuer pharmazeutischer Produktionsverfahren •Infrastruktur- und Standortevaluation mit Entscheid zur eigenen Produktion in Marly •Letter of Intent mit den Onkologen der SAKK FEBRUAR 2014 • Bau der Produktionsanlage (cGMP Reinraum Klasse C, sämtliches Equipment für Produktion) •Erste präklinische Tests im Mario Negri Institute in Mailand und der John A. Burns School of Medicine in den USA •Aufbau des GMP konformen QualitätsmanagementSystems (Site Master File, Validation Master Plan, Standard Operating Procedures (SOPs)) und Anmeldung zur Inspektion durch Swissmedic •Verbindliche Bestätigung für vereinfachte Registrierung als „known substance with innovation“ durch Swissmedic OKTOBER 2014 • Inspektion durch Swissmedic, Produktionsbewilligung bis 2020 •Technischer Durchbruch in der Liposomen-Herstellung: - Stabilität der Liposomen (Lipid-Zusammensetzung und Herstellungsmethode) - Beladen der Liposomen mit dem Wirkstoff (Remote Load) MAI 2015 • Ausbau der Infrastruktur in Marly (Trennung in Analyselabor, Forschungs- und Entwicklungslabor) •Neue Lösungen bei der Funktionalisierung der Liposomen und erfolgreiche wissenschaftliche Beweisführung zum Wirkmechanismus des Glykan-Targetings mittels Analysen zur Biodistribution •Analytische Methodenentwicklung für die Qualitätskontrolle •Aufbau von Forschungskollaborationen mit den Universitäten Bern und Freiburg •Gründung der Projektgruppe klinische Studie Phase I/IIa mit Onkologen der SAKK und detaillierte Studienplanung KAPITALSTRUKTUR InnoMedica ist ausschliesslich mit Eigenkapital finanziert. Das Aktionariat umfasst zurzeit über 160 Aktionäre. Bis anhin konnte InnoMedica sämtliche Investitionen für die Entwicklung von Talidox mit einem vergleichsweise geringen Kapitalbedarf von CHF 2.8 Mio. aus Eigenkapital und Agio decken. Für die kommenden Investitionen plant InnoMedica, das Prinzip der schrittweisen Eigenkapitalfinanzierung beizubehalten. Das Finanzierungsmodell wird der Risikostruktur von InnoMedica gerecht und stellt sicher, dass sich ein Finanzpartner beim Durchlaufen einer allenfalls schwierigen Phase gegenüber den übrigen Aktionären nicht mittels prioritär platziertem Fremdkapital bevorzugt positionieren kann. InnoMedica war aus diesen Überlegungen heraus bisher auch vorsichtig im Ausbau des betrieblichen Aufwands, der in der gegenwärtigen Aufbauphase stets der Finanzkraft aus verfügbarem Eigenkapital angepasst blieb. Um eine möglichst weitgehende Stabilisierung von InnoMedica in der dynamischen Entwicklungsphase zu erreichen, haben sich die grössten Aktionäre bereits 2013 in einem Aktionärspool zusammengeschlossen. Dieser Pool umfasste zu diesem Zeitpunkt 713‘300 Aktien oder 68% des Unternehmens. Die Poolmitglieder haben Ende 2014 beschlossen, 10% ihrer Aktien für ein Management BuyIn-Programm zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen dieses Programms wurden bis Ende 2015 23‘400 Aktien an das Management vergünstigt abgegeben. Der Preis wurde bedingt durch das moderate Gehaltsniveau der Mitarbeitenden der geringeren Kaufkraft angepasst. Die Mitglieder des Verwaltungsrats, Dr. Herbert Früh, Dr. Peter Halbherr und Dr. Noboru Yamazaki, welche alle auch Mitglieder des Aktionärspools sind, verfügen per 31.12.2015 über 46% des Aktienkapitals. Das Unternehmen hat damit eine stabile Führung, welche die Kontinuität sicherstellt und langjährige Erfahrung einbringen kann. Tabelle 7 fasst die wichtigsten Informationen zu InnoMedicas Kapitalstruktur zusammen. SEITE 61 INFORMATIONEN ZU INNOMEDICAS KAPITALSTRUKTUR (TABELLE 7) KAPITALSTRUKTUR Per 31.12.2015: 100 Prozent Eigenkapital ANZAHL AUSSTEHENDER AKTIEN 1’123’169 AKTIENKAPITAL (VOLL LIBERIERT) CHF 1’123’169 GENEHMIGTES KAPITAL weitere 76’831 Aktien zu nominal CHF 1 AKTIENKATEGORIEN Alle ausstehenden Aktien sind dividendenberechtigte Inhaberaktien AKTIENHANDEL ausserbörslich, ISIN: CH0011082366 AKTIONÄRSSTRUKTUR PER 31.12.2015 NAME POOLAKTIEN Dr. Peter Halbherr Dr. Herbert Früh Familie Yamazaki Dr. Denis Bron Pascal Halbherr EIGENE AKTIEN (INNOMEDICA) FREE FLOAT TOTAL ANZAHL AKTIEN 689‘900 321‘895 124‘288 154‘735 50‘292 38‘690 2‘391 430‘878 PROZENTUAL 61.4% 28.7% 1 1 .1% 13.8% 4.5% 3.4% 0.2% 38.4% 1’123’169 100.0% Namentlich aufgeführte Aktionäre bilden einen über ein Shareholders Agreement zusammengeschlossenen Pool. Die Poolaktionäre haben gegenseitiges Vorkaufsrecht. Zweck: Langfristig stabiles Unternehmen und Sicherung der Unabhängigkeit. 10% der Poolaktien (Stand 2014) werden im Rahmen eines Management Buy-Ins über 3 Jahre den Mitarbeitenden zum Kauf angeboten. KAPITALERHÖHUNG 2016 Zwecks Finanzierung der nächsten Meilensteine plant InnoMedica bis Mai 2016 eine Kapitalerhöhung um CHF 4.4 Millionen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer Mehrzuteilungsoption in der Höhe von CHF 844‘673. Eine Aufteilung der Kapitalbeschaffung in einzelne kleinere Schritte ist denkbar und abhängig vom Investitionsklima. Der Aktienpreis für die Kapitalerhöhung 2016 wurde vom Verwaltungsrat auf CHF 68.50 pro Aktie festgelegt. Somit werden 64‘500 Aktien im Rahmen der Emission und 12‘331 Aktien im Rahmen der Mehrzuteilungsoption ausgegeben. Dafür steht InnoMedica bereits genehmigtes Kapital in der Höhe von 76‘831 Aktien zu nominal CHF 1 zur Verfügung. Für die Festlegung des Bezugspreises wurden neben gängigen Bewertungsüberlegungen insbesondere folgende Argumente als Werttreiber berücksichtigt: GROSSES POTENTIAL: Talidox hat ein grosses Potential nicht nur als Krebsmedikament, sondern auch als konzeptioneller Beweis einer vielseitig einsetzbaren und skalierbaren Targeting-Technologie. Des Weiteren stammen InnoMedicas Liposomen aus einem brandneuen Forschungsgebiet – der synthetischen Biologie. SEITE 62 HOHE ERTRAGSKRAFT: Die Schätzungen für erwartete Umsätze und die geplanten, im Vergleich moderaten Kosten in der Produktion und im Verkauf lassen ein hohes Gewinnpotential erwarten. TIEFES TRANSLATIONSRISIKO: Die Entwicklung von Talidox ist keine typische Arzneimittelentwicklung, da ein bereits zugelassener Wirkstoff verwendet wird. Somit ist klar, dass Talidox wirkt. Unklar ist lediglich, um welchen Faktor Talidox durch die modifizierte biologische Verteilung im Körper besser wirkt und wie stark die Nebenwirkungen tatsächlich in der medizinischen Anwendung reduziert werden können. Diese günstige Ausgangslage in der klinischen Entwicklung senkt das Translationsrisiko bedeutend. VEREINFACHTES ZULASSUNGSVERFAHREN: Aus Sicht der Regulatoren ist Talidox ein bekannter Wirkstoff mit Innovation. Die Verwendung eines bekannten Wirkstoffs birgt wesentlich geringere toxikologische Risiken, da betreffend Einsatzmöglichkeiten, Nebenwirkungen und Dosierung bereits Daten vorhanden sind. Die vereinfachte Zulassung ist von Swissmedic schriftlich und in verbindlicher Form zugesagt. Damit sind die Hürden für einen baldigen Markteintritt wesentlich tiefer als bei der Einführung eines neuen Wirkstoffs. FRÜHE REGISTRIERUNG: Medikamente, welche Indikationen mit einem hohen, ungedeckten medizinischen Bedarf betreffen und folglich unheilbare, tödliche Krankheiten behandeln, können bereits nach einer erfolgreichen klinischen Phase II mit einer provisorischen Marktzulassung rechnen. Als Kompensation für die geringen Bargeldleistungen an die Mitarbeitenden setzt InnoMedica ein über Aktien der Poolaktionäre alimentiertes Management BuyIn Programm um. Diese Art der Anreizgestaltung schützt die übrigen Aktionäre ebenfalls vor einem Verwässerungseffekt. LANGJÄHRIGE FORSCHUNG: Mit der Übernahme der Yamazaki-DDS Co., Ltd. hat InnoMedica auch das Wissen der mehr als 20-jähigen Forschung von Dr. Noboru Yamazaki und seinem Team übernommen. Die Ergebnisse wurden in weltweite Patente eingebracht und stellen für InnoMedica ein bedeutendes Startkapital dar. Es wäre praktisch unmöglich, eine Forschung in dieser Grössenordnung privat oder über den Aktienmarkt zu finanzieren, und im Moment der Finanzierungszusage wäre der Erfolg noch keineswegs sicher. FORMALE BEWERTUNG: InnoMedica hat anhand unterschiedlicher Bewertungsmodelle wie Transaction Multiples, Discounted Cash Flow Ansatz, Comparables und Real Options Methode den Bezugspreis auf Konsistenz hinsichtlich des Finanzplans überprüft. Dabei stellt sich heraus, dass InnoMedica bei der Bewertung einen konservativen Ansatz verfolgt. Dies zeigt sich in der verwendeten risikoadjustierten Rendite im DCF Modell, beim Vergleich mit Transaction Multiples von anderen Onkologie-Startups sowie der Marktbewertung von börsenkotierten Konkurrenzunternehmen in den USA. SCHLANKE STRUKTUREN: Die von InnoMedica bisher beschafften Mittel sind effizient eingesetzt worden. Für die Investitionssumme von rund CHF 2.8 Mio. hat InnoMedica eine eigene, von der Swissmedic inspizierte und bewilligte Produktionsanlage aufgebaut, das zugehörige Qualitätsmanagement-System implementiert sowie ein Medikament entwickelt, welches in der Vorbereitung auf die klinischen Studien weit fortgeschritten ist. Der vergleichsweise tiefe Kapitalbedarf ist nur dank schlanker Strukturen möglich. Dazu gehören kostengünstige Standorte wie das Marly Innovation Center, gut verhandelte Lieferantenverträge, die Beschränkung auf nur wenige, dafür sehr gut ausgebildete Mitarbeitende und moderate Gehälter. InnoMedica differenziert sich in dieser Hinsicht klar von Mitbewerbern und beabsichtigt, diese Praxis der schlanken Strukturen auch in Zukunft beizubehalten. Der Investitionsbedarf wird so auch in Zukunft in einem überschaubaren Rahmen bleiben. EIGENSTÄNDIGE ENTWICKLUNG: Die vereinfachte Zulassung und die Verwendung eines bekannten Wirkstoffs in Verbindung mit dem durch das Transportsystem gegebenen grossen Patientennutzen machen eine Entwicklung als selbständiges Unternehmen möglich. Dies generiert langfristig einen bedeutend höheren Wert für den Aktionär als der Verkauf an einen Pharmakonzern. TIEFE VERWÄSSERUNG: Der vergleichsweise tiefe Investitionsbedarf zusammen mit dem Modell der schrittweisen Meilenstein-Finanzierung resultierte in einer tiefen Verwässerung. Diese Praxis plant InnoMedica auch zukünftig beizubehalten. VERWENDUNG DES KAPITALS • Abschluss der präklinischen Studien für die Effizienzoptimierung des Glykan-Targetings • Verträglichkeitsstudie gemäss Anforderungen Swissmedic (GLP) zur akuten Toxizität • Erstellen des Clinical Trial Protocols und der Anträge für die klinische Studie bei der Schweizerischen Ethikkommission und Swissmedic • Produktion des klinischen Materials • Start der offenen, multizentrischen Dosiseskalationsstudie Phase I und Phase IIa Dosis-Erweiterungsstudie bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren in insgesamt sieben Schweizer Spitälern: Charakterisierung der Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakokinetik sowie der Dosis für die Folgestudien • Abschluss und Auswertung der klinischen Dosiseskalationsstudie Phase I/IIa • Evaluation der geeigneten Indikationen für die zweite klinische Studie • Ausbau von Forschungskooperationen zur Weiterentwicklung der Targeting-Technologie in anderen Anwendungsgebieten. Diese umfassen in erster Linie weitere schwer zu behandelnde Krebsarten wie Leukämie und Glioblastoma. Weiter werden aber auch chronische Entzündungskrankheiten (Polyarthritis) und Autoimmunkrankheiten (Arteriosklerose, Multiple Sklerose), aber auch bakterielle Krankheiten (Cholera, MRSA, EHEC) anvisiert. SEITE 63 AUSBLICK Mit den technischen Erfolgen ist die Realisierung des Projekts wesentlich näher gerückt. Der Wirksamkeitsnachweis des Glykan-Targetings mittels Optic Scans hat eindrücklich die Überlegenheit der Targeting-Technologie gezeigt. Neueste Studien weisen ferner darauf hin, dass auch InnoMedicas liposomale Base-Vesicle-Konstruktion sehr gute Resultate im Tierversuch bringt und die Performance von Caelyx übertrifft. Ein erstes, in der Klinik einsetzbares Produkt liegt folglich bereits vor. Für die betroffenen Patienten wäre es erstrebenswert, das Produkt baldmöglichst in der Klinik zu testen und anschliessend in der medizinischen Praxis zu nutzen. Im Vergleich mit dem heutigen Konkurrenzprodukt Caelyx ist insbesondere eine merkliche Reduktion der Nebenwirkungen zu erwarten, was einen grossen Fortschritt darstellt. Ein zweites Produkt basiert auf der weiteren Optimierung des Glykan-Targetings. Dieses Produkt kann wesentlich höheren Ansprüchen genügen. Eine Anzahl Versuche in vivo ist noch nötig, um mit dem Glykan-Targeting zu weiteren medizinischen Anwendungen zu gelangen. SEITE 64 Zum Zeitpunkt des Drucks dieses Businessplans ist der diesbezügliche Entscheid noch nicht gefällt worden. Die Meinungen der beteiligten Ärzte zu dieser Frage sind hierbei richtungsweisend. Sie können am besten beurteilen, ob ein neues Produkt den Erwartungen der medizinischen Praxis genügt. Ergänzend gilt es betriebswirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen. Eine längere Entwicklungszeit verlangt immer auch mehr Risikokapital, das InnoMedica stets sparsam einsetzen möchte. Es hat sich für InnoMedica bewährt, Entscheidungen von grösserer Tragweite mit Geduld und der nötigen Sorgfalt anzugehen. Es gilt verschiedene Aspekte der Machbarkeit und der Vorteile aus Patientensicht gegenüberzustellen und die verfügbaren Möglichkeiten genau zu analysieren. Ziel ist es, das Projekt schnell voranzubringen, jedoch auf keinen Fall zulasten der Qualität – weder aus Sicht der klinischen Einsetzbarkeit noch in Bezug auf die Anforderungen in der Produktion. Der Erhalt der investierten Mittel soll sichergestellt sein und eine längerfristige Kontinuität des Projekts erreicht werden – zugunsten der Investoren ebenso wie der Patienten. “ Das Patientenwohl im Fokus Ein schnelles Vorankommen ist gegenüber einer Evaluation weiterer Varianten sorgfälltig abzuwägen. Dr. Stéfan Halbherr, EntwicklungsleiterSEITE 65 08 ANHANG LITERATURÜBERSICHT ZUR VERTIEFUNG WISSENSCHAFTLICHE PUBLIKATIONEN ÜBER GLYKAN-TARGETING TECHNOLOGIE VON UNABHÄNGIGEN FORSCHUNGSGRUPPEN Allen, T. M. & Chonn, A. (1987). Large unilamellar liposomes with low uptake into the reticuloendothelial system. FEBS Letters, 223 (1): 42-46. Beschaffenheit von Liposomen, um deren Abbau durch Makrophagen im Blutstrom zu verhindern. Chang, H.-I., Cheng, M.-Y. & Yeh, M.-K. (2012). Clinicallyproven liposome-based drug delivery: formulation, characterization, and therapeutic efficacy. 1: 195. doi:10.4172/ scientificreports.195 Review über Medikamente mit liposomalen Formulierungen (mit Zulassung und auch in früheren Stadien). Clift, M. J. D., Dechézelles J.-F., Rothen-Rutishauser, B. & Petri-Fink, A. (2015). A biological perspective toward the interaction of theranostic nanoparticles with the bloodstream – what needs to be considered? Front Chem, 3: 7. Überlegungen zum Stand der Technik betreffend Nanopartikel im Blutstrom und deren Verwendung in der Medizin. Huwyler, J. Drewe, J. & Krähenbühl, S. (2008). Tumor targeting using liposomal antineoplastic drugs. Int J Nanomedicine, 3(1): 21-9. Review über verschiedene liposomale Technologien und Trends dieses Forschungsbereichs. Jubeli, E., Moine, L., Vergnaud-Gauduchon, J. & Barratt, G. (2012). E-selectin as a target for drug delivery and molecular imaging. J Control Release; 158 (2): 194-206. Review über Forschung zu Glykan-Targeting: Mehrere Studien der Forschungsgruppe um Dr. Yamazaki werden dargestellt. Jubeli, E., Moine, L., Nicolas, V. & Barratt, G. (2012). Preparation of E-selectin-targeting nanoparticles and preliminary in vitro evaluation. Int J Pharm; 426: 291-301. Dieselbe Forschungsgruppe stellte selbst einen Nanopartikel mit Glykan-Targeting her und zeigte in einem in vitro Experiment, dass der fürs Targeting verwendete Zucker (Sialyl Lewis X) mit E-Selektin reagiert und dies somit ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von Entzündungskrankheiten, das Verhindern von Tumormetastasen und bildgebende Verfahren ist. SEITE 66 Kateb, B., et al. (2011). Nanoplatforms for constructing new approaches to cancer treatment, imaging, and drug delivery: What should be the policy? Neuroimage; 54: S106124. In diesem Review wird die Forschung zu Nanotechnologie als neuer Ansatz in der Krebstherapie besprochen. Liu, F.-T. & Rabinovich, G. A. (2005). Galectins as modulators of tumour progression. Nature Reviews Cancer, 5: 29-41. Review über die Funktion von Galektinen und ihre Rolle im Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Madureira de-Freitas-Junior, J. & Morgado-Diaz, J. A. (2015). The role of N-glycans in colorectal cancer progression: Potential biomarkers and therapeutic applications. Oncotarget, Nov 2. [Epub ahead of print] N-Glykane als Biomarker bei Darmkrebs und deren mögliche therapeutische Nutzung. Pérez-Herrero, E. & Fernández-Medarde, A. (2015). Advanced targeted therapies in cancer: Drug nanocarriers, the future of chemotherapy. Eur J Pharm Biopharm, 93: 52-79. Review über Krebstherapien, die Nanocontainer mit aktivem und passivem Targeting verwenden. Pinho, S.S. & Reis, C.A. (2015). Glycosylation in cancer: mechanisms and clinical implications. Nat Rev Cancer, 15 (9): 540-55. Review über die Rolle von Glykanen in grundlegenden Mechanismen, welche die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen kontrollieren und daraus resultierende Anwendungsmöglichkeiten in der Krebstherapie. Sun, T., Thang, Y. S., Pang, B., Hyun, D. C., Yang, M. & Xia, Y. (2014). Engineered nanoparticles for drug delivery in cancer therapy. Angew Chem Int Ed Engl, 53 (46): 12320-64. Review über Nanopartikel als Wirkstoff-Transportsystem für Krebsmedikamente. Wicki, A.., Witzigmann, D., Balasubramanian, V. & Huwyler, J. (2015). Nanomedicine in cancer therapy: Challenges, opportunities, and clinical applications. J Control Release, 200: 138-57. Review über Nanopartikel in der Medizin. Überblick über zugelassene Medikamente und Produkte, die in klinischen Studien untersucht werden. WISSENSCHAFTLICHE PUBLIKATIONEN DER FORSCHUNGSGRUPPE UM DR. NOBORU YAMAZAKI Arakawa, Y., Hashida, N., Ohguro, N., Yamazaki, N., Onda, M., Matsumoto, S., Ohishi, M., Yamabe, K., Tano, Y., & Kurokawa, N. (2007). Eye-concentrated distribution of dexamethasone carried by sugar-chain modified liposome in experimental autoimmune uveoretinitis mice. Biomed Res-Tokyo; 28 (6): 331–4. Die Studie zeigt, dass die Behandlung einer experimentellen autoimmunen Uveoretinitis (Augenentzündung) mit Dexamethason durch eine Enkapsulierung des Wirkstoffs in ein Liposom mit aktivem Targeting viel effizienter wird und es zu höheren Konzentrationen im Zielgewebe kommt. Hirai, M., Minematsu, H., Kondo, N., Oie, K., Igarashi, K. & Yamazaki, N. (2007). Accumulation of liposome with Sialyl Lewis X to inflammation and tumor region: Application to in vivo bio-imaging. Biochem Bioph Res Co; 353 (3): 553-8. Dank fluoreszierenden Bildgebungsverfahren konnte sowohl bei Arthritis als auch bei einem Ehrlich Ascietes Tumor (EAT) Modell gezeigt werden, dass sich Liposomen mit aktivem Glykan-Targeting nicht nur für die Bildgebung eignen (gefüllt mit fluoreszierenden Markern), sondern auch als Nanocontainer für den Wirkstofftransport genützt werden können. Hashida, N., Ohguro, N., Yamazaki, N., Arakawa, Y., Oiki, E., Mashimo, H., Kurokawa, N. & Tano, Y. (2008). High-efficacy site-directed drug delivery system using sialyl-Lewis X conjugated liposome. Exp Eye Res; 86 (1): 138-49. Mit fluoreszierendem Farbstoff markierte Liposomen, welche mit Sialyl Lewis X für ein aktives Targeting versehen wurden, zeigen am Beispiel der Behandlung einer autoimmunen Augenentzündung, dass durch die Enkapsulierung des Wirkstoffs die pharmakologische Wirkung substanziell verbessert werden konnte, bei einer gleichzeitigen Minimierung der Nebenwirkungen. Shimura, N., Sogawa, Y., Kawakita, Y., Ikekita, M., Yamazaki, N. & Kojima, S. (2002). Radioiodination of glycoprotein-conjugated liposomes by using the Bolton-Hunter reagent and biodistribution in tumor-bearing mice. Nucl Med Biol; 29 (4): 491-6. Über eine radioaktive Markierung wird die Biodistribution des Liposoms mit aktivem Glykan-Targeting in einem Tumormodell gezeigt, da diese die biologische Aktivität und Charakteristik des Nanocontainers nicht verändert. Hirai, M., et al. (2010). E-selectin targeting to visualize tumors in vivo. Contrast Media Mol Imaging; 5 (2): 70-7. Hier wurde ebenfalls mit Hilfe von fluoreszierenden Markern das Glykan-Targeting des Liposoms beim Tumor sichtbar gemacht. Als Fazit wird vorgeschlagen, den Nanocarrier zur Diagnostik in der Onkologie und zur Effizienzsteigerung der Krebsbehandlung zu nützen. Hirai, M., et al. (2010). Novel and simple loading procedure of cisplatin into liposomes and targeting tumor endothelial cells. Int J Pharm; 391 (1-2): 274-83. In dieser Studie wurde Cisplatin in den Nanocarrier enkapsuliert. Es konnte gezeigt werden, dass durch die liposomale Formulierung von Cisplatin toxische Nebeneffekte reduziert wurden und so schliesslich eine höhere Dosierung möglich ist. Verglichen mit freiem Cisplatin konnte eine ca. 6-fach höhere Akkumulation im Tumorgewebe festgestellt werden, bei gleichzeitig signifikant schwächerem toxischem Effekt im gesunden Gewebe. Tsuruta, W., Tsurushima, H., Yamamoto, T., Suzuki, K., Yamazaki, N. & Matsumura, A. (2009). Application of liposomes incorporating doxorubicin with sialyl Lewis X to prevent stenosis after rat carotid artery injury. Biomaterials; 30 (1): 118-25. Die Studie zeigt, dass die Prävention einer Stenose (Verengung von Blutgefässen) nach einer Angioplastie dank einer Behandlung mit enkapsuliertem Doxorubicin mit aktivem Glykan-Targeting effektiver ist als eine Behandlung mit freiem Doxorubicin oder liposomalem Doxorubicin ohne Targeting. SEITE 67 INNOMEDICA HOLDING AG Zug - Schweiz NIEDERLASSUNG BERN Gesellschaftsstrasse 16, CH-3012 Bern KONTAKT Telefon: +41 (0)44 383 88 22 e-Mail: [email protected] WWW.INNOMEDICA.COM SEITE 68