Funktionelle und Strukturelle Charakterisierung von Ras-Effektoren Eigenschaften des kleinen Ras-Effektors Novel Ras Effector 1 (Nore1) Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor der Naturwissenschaften der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Daniel Schwarz aus Dortmund Dezember 2002 Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit von Oktober 1999 bis Dezember 2002 in der Abteilung Strukturelle Biologie am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund unter der Anleitung von Herrn Prof. Dr. Alfred Wittinghofer und Herrn PD Dr. Christian Herrmann angefertigt. 1. Gutachter Prof. Dr. Alfred Wittinghofer 2. Gutachterin PD Dr. Andrea Blöchl Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG SIGNALTRANSDUKTION UND REGULATORISCHE GTPASEN RAS-SUPERFAMILIE RAS-PROTEIN Struktur und Funktion RAP-PROTEIN Struktur und Funktion EFFEKTOREN Affinitäten DER NORE1-EFFEKTOR Entdeckung Biologische Charakterisierung von Nore1-Effektor Oligomerisierung von Nore1 Nore1 Homologe PROTEIN-DOMÄNEN VON RAS-EFFEKTOREN Rasbindende Domäne (RBD) Cysteinreiche Domäne (C1) Coiled-Coil Domäne (CC) 1 1 3 3 6 12 13 14 16 17 17 20 21 21 22 24 26 26 ZIELSETZUNG DER ARBEIT 32 MATERIALIEN 34 CHEMIKALIEN ENZYME GEBRAUCHSWAREN 34 34 35 PUFFER UND STAMMLÖSUNGEN 36 MEDIEN, ANTIBIOTIKA UND AGARPLATTEN 40 MEDIEN FÜR BAKTERIEN MEDIEN FÜR HEFEN ANTIBIOTIKA X-GAL-AGARPLATTEN VERWENDETE BAKTERIEN- UND HEFESTÄMME, VEKTOREN, OLIGONUKLEOTIDE, BIBLIOTHEKEN UND DATENBANKEN BAKTERIEN- UND HEFESTÄMME VEKTOREN SYNTHETISCHE OLIGONUKLEOTIDE DATENBANKEN UND SOFTWARE MOLEKULARBIOLOGISCHE METHODEN ISOLIERUNG VON NUKLEINSÄUREN KONZENTRATIONSBESTIMMUNG VON DNA ENZYMATISCHE MODIFIKATION VON DNA: KLONIERUNGSTECHNIKEN DARSTELLUNG KOMPETENTER BAKTERIEN DARSTELLUNG KOMPETENTER HEFEN TRANSFORMATION VON BAKTERIEN TRANSFORMATION VON HEFEN 40 41 43 43 43 43 44 44 45 46 46 46 47 47 48 48 48 Transformation im kleinen Ansatz Transformation im großen Ansatz ELEKTROPHORESE VON NUKLEINSÄUREN ISOLIERUNG VON DNA-FRAGMENTEN AUS AGAROSEGELEN METHODEN DER POLYMERASE KETTEN REAKTION (PCR) GELRETARDATIONSASSAY (GELSHIFT) PROTEINBIOCHEMISCHE TECHNIKEN EXPRESSION PRÄPARATION VON PROTEINEN Zellaufschluß Proteinreinigung und Chromatographie (FPLC) KONZENTRATIONSBESTIMMUNG VON PROTEINEN ELEKTROPHORESE VON PROTEINEN NUKLEOTIDCHEMISCHE METHODEN 48 49 49 50 50 52 53 53 53 53 54 55 55 56 NUKLEOTIDAUSTAUSCH HPLC-ANALYSE VON NUKLEOTIDEN 56 57 BIOPHYSIKALISCHE METHODEN 58 ITC DSC GDI FLUORESZENZMESSUNGEN CD-SPEKTROSKOPIE MASSENSPEKTROSKOPIE KRISTALLOGRAPHISCHE METHODEN 58 59 60 60 61 62 63 KRISTALLISATION PRINZIP DER ZÜCHTUNG VON PROTEINKRISTALLEN KRISTALLISATION NACH DER METHODE DES HÄNGENDEN TROPFENS KRISTALLMONTAGE MARKIERUNG VON AMINOSÄUREN ZUR PHASIERUNG RÖNTGENOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNG Grundlagen Datensammlung Phasenproblem MIR / SIR MAD / SAD Molekularer Ersatz Verfeinerung 63 63 64 64 65 66 66 67 68 68 68 69 69 YEAST-TWO-HYBRID-SCREENING (FIELDS UND SONG, 1989) 71 BESCHREIBUNG DER EINGESETZTEN MATERIALIEN SELEKTION RELEVANTER TRANSFORMANTEN VERIFIKATION POSITIVER KLONE DURCH KOTRANSFORMATION MIT LEERVEKTOR ISOLIERUNG DES AD-PLASMIDS AUS HEFEZELLEN UND KLON-ANALYSE GST-PULLDOWN (SMITH UND JOHNSON, 1988) EXPRESSION UND ISOLIERUNG DER GST-FUSIONSPROTEINE PULLDOWN-INKUBATION UND ANALYSE MITTELS PAGE LUMINOMETRISCHE MESSUNGEN 71 71 71 72 72 72 73 73 Messung der β-Galactosidase-Aktivität ERGEBNISSE NORE1-DOMÄNENSTRUKTUR GDI- UND ITC-MESSUNGEN ENTWICKLUNG EINES ALIGNMENTS NORE1-RBD AUF BEKANNTE RBD’S HEFE 2-HYBRID-SCREEN 2-Hybrid Statistik/Bestimmung der Transformationseffizienz Verifikation positiver Klone durch Segregation Semiquantitative Bestimmung von Bindungsaffinitäten Identifikation von HIS3- und lacZ-positiven Hefetransformanten Kotransformation mit Nore1-Fragmenten GST-Pulldown Affinitätsmessungen Kompetetiver GDI GELRETARDATIONSASSAY (GELSHIFT) DIMERISIERUNG VON NORE1 STRUKTUREN NORE C1 KRISTALLISATION MODELLBAU UND VERFEINERUNG COILED COIL-STRUKTUR Orientierung Charakterisierung des Interface Kristallpackung MODELLIERUNGEN KRISTALLE DER NORE1-RBD UND RASSF1C-RBD DISKUSSION NORE1-DOMÄNENSTRUKTUR AFFINITÄTEN ZWISCHEN RAS UND NORE MUTANTEN ALIGNMENT VON NORE1-RBD AUF BEKANNTE RBD’S INTERAKTIONSPARTNER VON NORE1 DIE EINZELNEN INTERAKTIONSPARTNER RNF4 MSS4 Spry1 MAP1B eIF4γ2 S/T PP Typ 1α tenascin-C MacF, SerRSmt und LCCP GST-PULLDOWN ITC/GDI VON INTERAKTIONPARTNERN GELRETARDATIONSASSAY NORE1 C1-DOMÄNE NORE1 COILED-COIL STRUKTUR BINDUNG VON NORE1 AN MST1 73 75 75 77 78 81 82 82 85 86 88 91 93 95 97 97 100 100 101 105 105 107 107 111 114 116 118 118 119 121 121 122 122 122 123 124 124 125 126 126 126 127 127 129 129 130 133 AUSBLICK 136 ZUSAMMENFASSUNG 136 LITERATUR 139 ABKÜRZUNGEN 151 ANHANG KLONIERTE NORE1-FRAGMENTE OLIGONUKLEOTIDE ACCESSION-NR. VON NORE1 UND DESSEN HOMOLOGE ALIGNMENTS DER VERSCHIEDENEN NORE1-HOMOLOGEN ALIGNMENT DER RASSF1-ISOFORMEN GLEICHUNGSDATEIEN GESAMTSTATISTIK FÜR NORE1-CC GESAMTSTATISTIK FÜR NORE1-RBD GESAMTSTATISTIK FÜR RASSF1C-RBD 154 154 154 158 159 160 161 167 168 170 Einleitung Signaltransduktion und regulatorische GTPasen Biochemische und zellbiologische Abläufe innerhalb eines Organismus werden durch intermolekulare Interaktionen vermittelt, wie z. B. Protein-DNA-, Protein-Protein- oder Protein-Kleinmolekül-Interaktionen. Bei den Kleinmolekülen handelt es sich um Lipide, Hormone (auch Peptidhormone), Nukleotide u. a. Die beiden Nukleotide ATP und GTP spielen hierbei eine besondere Rolle. Sie sind an einer Vielzahl zellulärer Prozesse beteiligt. Die chemische Energie, die bei der Hydrolyse von ATP gewonnen wird, wird als essentieller „Kraftstoff“ für biochemische Reaktionen im Zellmetabolismus genutzt. Solche Reaktionen können aufgrund hoher energetischer Barrieren vielfach nicht von selbst ablaufen. Beispiele hierfür sind u. a. Phosphoryltransfer, Proteinbiosynthese und Glycolyse. Letztere liefert zwar Energie, jedoch bedürfen einzelne Schritte Energie, die durch ATP-Hydrolyse bereit gestellt wird. GTP hingegen ist oft an der Transmission von Signalen beteiligt. Ausnahmen sind beispielsweise Tubulin und Aktin. Diese Proteine binden ebenfalls GTP, bzw. ATP, jedoch wird die frei werdende Energie während der Hydrolyse dieser Nukleotide zur Polymerisation verwendet Signaltransduktion kann auf vielfältige Weise erfolgen. Dabei unterscheidet man zwischen interzelluläre Kommunikation zwischen chemischen Botenstoffen (diese werden von den Zielzellen spezifisch an Rezeptoren registriert und biochemische Reaktionen umgewandelt), Gap Junctions (benachbarte Zellen über direkte Kontakte durch Kanäle zwischen zwei Zellen) Zell-Zell-Interaktion über Oberflächenproteine (Oberflächenproteine binden ein komplementäres Protein auf einer anderen Zelle mit anschließender biochemischer Reaktion) und elektrischen Vorgängen (Reizleitung im Nerv durch Änderungen des Membranpotentials). Bei der rezeptorvermittelten Signaltransduktion werden u. a. Transmembranrezeptoren verwendet. Die Aktivierung dieser Rezeptoren (in der Regel durch Multimerisierung) führt zu einer Vielzahl biochemischer Ereignisse, bei denen regulatorische GTPasen eine entscheidende Rolle spielen. 1 Allen regulatorischen GTPasen gemeinsam ist die Mg2+-abhängige Bindung von Guaninnukleotiden und die Hydrolyse von GTP zu GDP und freiem Orthophosphat, die durch konservierte Sequenzmotive vermittelt wird (Bourne et al., 1991). Man unterteilt die GTP-bindenden Proteine in fünf Hauptgruppen: 1. 2. 3. 4. 5. Faktoren für die Proteinsynthese: Å-Untereinheiten der Heterotrimere G-Proteine: Superfamilie der Ras-verwandten Proteine: Signalerkennungsparitkel und sein Rezeptor: Proteine mit helikalen Erweiterungen: Septine EF-Tu, EF-G, IF-2, RF-3 Gαs, Gαi, Gαq Ras, Rho, Ran, Rab... SRP54, SR, Ffh Dynamin, Mx, hGBP, Daneben unterscheidet man noch GTP-bindende Proteine mit völlig unterschiedlichen Faltungen (verschieden von den oben genannten): Tubulin, Enzyme 2 FtsZ, metabolische Ras-Superfamilie Ras-Protein Das Ras-Gen und das von ihm codierte Genprodukt, das Ras-Protein oder p21ras, wurde zuerst bei Retroviren gefunden, die in Ratten Tumore vom Sarkom-Typ auslösen können (Ras = rat sarcoma). Ras-verwandte kleine GTP-bindende Proteine umfassen in Säugern eine große Familie von ungefähr 50-60 Mitgliedern. Basierend auf Sequenzhomologien kann diese Superfamilie weiter in Unterfamilien unterteilt werden: Familie Mitglieder Funktion Ral, Proliferation Differenzierung Apoptose Ras sarcoma Ras, Rap, TC21 RHO Ras homologue Cytoskelett Rho, Rac, Cdc42, Proliferation TC10 Genexpression RAB Ras-like isolated from rat Rab brain ARF Ras Übersicht (Vojtek und Der, 1998) (Mackay und Hall, 1998; Sander und Collard, 1999) vesikuläe Transportprozesse (Schimmoller et al., 1998; Somsel und Wandinger-Ness, 2000) ADP-ribosylation factor Arf, Ard, Arl, Arp, vesikuläre Sar1, CIN4 Transportprozesse (Jackson und Casanova, 2000; Moss und Vaughan, 1998) RAN Ras-related protein Ran, TC4 RAD Ras-like associated with Rad, Gem, Rem, Glucose-Haushalt diabetes Kir RHEB Ras homologue highly Rheb enriched in brain Ras-Antagonist synaptische Platizität (Yee und Worley, 1997) RIN Ras-like neurons Calcium-Haushalt Ca2+-vermittelte Signaltransduktion (Lee et al., 1996; Shao et al., 1999; Wes et al., 1996) RAG Ras-related GTP-binding Rag, Gtr protein nuclear expressed in Rin, Rit, Ric Nukleocytoplasmatischer Transport (Moore, 1998) (Bilan et al., 1998) (Hirose et al., 1998; Schurmann et al., 1995) Die Klassifizierung dieser Proteine in diese Gruppe geschieht aufgrund ihrer Sequenzhomologie, insbesondere aufgrund Ihrer Ähnlichkeiten in der Effektoregion. Diese Domäne ist eine Region, die mit downstream Zielen (Effektormoleküle, s. weiter unten) für die Signaltransduktion interagiert. Das Ras-Protein ist eine monomere GTPase von ca. 21 kD. Die GTP-gebundene Form repräsentiert den aktiven, angeschalteten Zustand, die GDP-gebundene Form den 3 inaktiven, abgeschalteten Zustand. Dabei wechselt es zwischen zwei Konformationen (Schweins und Wittinghofer, 1994; Wiesmuller und Wittinghofer, 1994). Der Übergang zwischen der aktiven und der inaktiven Form erfolgt in einem unidirektionalen Zyklus. Für beide Formen des Ras-Proteins sowie für mehrere mutierte Ras-Proteine existieren hochaufgelöste Kristallstrukturen, sowohl im Komplex mit anderen Proteinen, als auch separat. Darüber hinaus liegen Strukturinformationen zur Bindung eines Rasverwandten Proteins, des Rap-Proteins, mit dem Ras-nachgeschalteten Effektormolekül, der Raf-Kinase, vor (Nassar et al., 1995; 1996). Ras liegt in vier Isoformen vor: H-, K- (Unterformen A und B) und N-Ras. Diese spielen eine entscheidende Rolle in der Zellproliferation, -differenzierung und Apoptose (Boguski und McCormick, 1993; Bourne et al., 1990; 1991; Lowy und Willumsen, 1993). Die drei Isoformen sind innerhalb der ersten 86 Aminosäuren identisch, die auch die Effektorregion umfassen. Darüber hinaus ist die Sequenz der drei Isoformen bis zur Aminosäure 167 sehr homolog. Sequenzunterschiede sind in den C-terminalen Bereichen zu finden, wobei alle Isoformen am C-Terminus ein konserviertes Cystein, gefolgt von zwei aliphatischen und einer beliebigen Aminosäure (die CaaX-Box) aufweisen. Diese wird post-translational modifiziert (farnesyliert, bzw. geranylgeranylisiert) und ist verantwortlich für die Lokalisation von Ras an der Zellmembran (Abb. 1). Von entscheidender Bedeutung für die signalübertragende Funktion des Ras-Proteins ist die Zeitdauer, die das Ras-Protein im aktiven, GTP-gebundenen Zustand verbringt. Nur im GTP-Zustand kann das Signal an das nachgeschaltete Effektormolekül weitergeben werden. Das Zeitfenster, das für die Signalübertragung zur Verfügung steht, wird durch die Geschwindigkeit der GTP-Hydrolyse bestimmt. Eine niedrige Geschwindigkeit der GTP-Hydrolyse und ein damit verbundenes langes Verweilen im aktiven GTP-Zustand ist mit einer hohen Intensität der Signalübertragung verbunden. Eine Verkürzung des Zeitfensters durch eine Stimulation der GTPase führt dagegen zu einer Abschwächung der Signalübertragung. Isoliert betrachtet stellt das Ras-Protein ein sehr ineffizient arbeitendes Enzym dar. Zum einen ist die Geschwindigkeit der GTP-Hydrolyse sehr niedrig, zum anderen ist der Komplex aus Ras-Protein und GDP sehr stabil und dissoziiert nur sehr langsam. Die Geschwindigkeitskonstanten beider Prozesse liegen im Bereich von 10-4 s-1(John et al., 1990). Beide Reaktionen können aber im Zuge einer Signalübertragung gezielt 4 beschleunigt werden und haben entscheidenden Einfluß auf die Signalübertragung durch das Ras-Protein. Guaninnukleotid Austauschfaktoren (GEFs) induzieren die Dissoziation von GDP und bewirken die Assoziation des in höherer Konzentration vorliegendem GTP. Austauschfaktoren gehen mit der GDP-gebundenen Form der GTPasen eine Bindung ein. GDP verläßt den Komplex, wobei der Austauschfaktor noch an der nukleotidfreien GTPase gebunden bleibt. GTP wird daraufhin gebunden und verursacht durch konformative Änderung der GTPase, daß der Austauschfaktor den Komplex verläßt und die GTPase in ihrer aktiven Form hinterläßt (Bourne et al., 1990). Das gebundene GTP wird bei Inaktivierung durch die intrinsische GTPase Aktivität hydrolysiert. Die Hydrolyse durch die GTPase-eigene intrinsische GTPase Aktivität ist sehr langsam. Die Halbwertszeit liegt in einer Größenordnung von Minuten bis Stunden. Diese Aktivität kann jedoch um ein Vielfaches gesteigert werden. Diese Steigerung ermöglichen sogenannte GTPase-aktivierende Proteine (GAPs). Sie erhöhen die GTPase-Aktivität bis zu 105-fach; bis zu Halbwertzeiten von Millisekunden bis Sekunden (Scheffzek et al., 1998). Die GAPs kontrollieren somit den Aktivitätszustand des Ras-Proteins, indem sie die Lebensdauer des aktiven GTP-Zustands verkürzen (Abb. 1). Extrazelluläre Stimuli bewirken im Falle der Ras-Aktivierung die Rekrutierung eines Austauschfaktors (z. B. SOS) zur Plasmamembran membrangebundenem Ras, welches daraufhin aktiviert wird. 5 in die Nähe von Abb. 1 GTPase-Zyklus. Eine kleine GTPase (z. B. Ras) wird durch eine Transferase C-terminal modifiziert und bindet an Guanosin-Dinukleotid Dissoziations-Inhibitor (GDI). Ein GDI-Dissoziations-Faktor bewirkt die Dissoziation der GTPase von dem Inhibitor; die GTPase bindet an die Membran. Durch GuanosinnukleotidAustausch-Faktoren (GEF) wird der Austausch von Guanosin-Dinukleotid (GDP) durch GunosinTrinukleotid (GTP) katalysiert. Der Austausch bewirkt eine Konformationsänderung und aktiviert die GTPase. Hydrolyse des GTP, die durch GTPase-Aktivierende Proteine (GAP) beschleunigt wird inaktiviert die GTPase. Struktur und Funktion Die Struktur der GTP-gebundenen Form des Ras-Proteins ist in Abb. 3 wiedergegeben. Für die Schalterfunktion des Ras-Proteins sind drei Strukturelemente von besonderer Bedeutung, die Schalter-I-, Schalter-II- und P-Schleife. Alle drei Schleifen kontaktieren das γ-Phosphat des GTP (Pai et al., 1989). Die P-Schleife (auch Walker A Motiv oder G1 genannt) kontaktiert das α-, β- und γPhosphat des Nukleotids über mehrere Kontakte zu Amidwasserstoffen der Hauptkette sowie der ε-Aminogruppe des Lysin. Die Hydroxylgruppe des Serins oder Threonins ist außerdem noch in der GDP- und GTP-gebundenen Form an der Koordination des Mg2+Ions beteiligt. Zwischen dem ersten und zweiten Motiv liegt ein konserviertes Threonin, das mit seiner Hydroxylgruppe ebenfalls an der Mg2+-Koordination beteiligt ist und über den Amidwasserstoff der Hauptkette das γ-Phosphat kontaktiert. Das Glycin im streng konservieren zweiten Bindungsmotiv kontaktiert das γ-Phosphat in gleicher Weise. 6 Das dritte Motiv ist für die spezifische Erkennung der Guaninbase verantwortlich. Während das Aspartat eine bidentate Wasserstoffbrücke zum Guaninteil ausbildet, stabilisieren die beiden anderen konservierten Reste die Struktur der Nukleotidbindungsstelle durch Kontakte zur P-Schleife. Abb. 2 Konservierte Sequenzmotive von GTP-bindenden Proteinen. Das erste Motiv (P-Schleife) kontaktiert das α, β- und γ-Phosphat des Nukleotids und koordiniert das Mg2+-Ion, das folgende Threonin ist ebenfalls an der Mg2+-Koordination beteiligt. Das Glycin im zweiten Sequenzmotiv kontaktiert das γ-Phosphat in gleicher Weise. Das dritte Motiv ist für die spezifische Erkennung der Guaninbase verantwortlich. In der P-Schleife befindet sich Gly12, das als Sensitivste gegen Aminosäuresubstitutionen in onkogenen Mutanten des Ras-Protein sehr häufig mutiert gefunden wird (neben Mutationen von Gly13 und Gln61). Diese Mutationen sind resistent gegenüber der GAP-vermittelten GTPase. Sie bleiben dann konstitutiv in der aktiven Form (Hall, 1990; Trahey und McCormick, 1987). Der Schalter-I-Schleife (auch als Effektorschleife oder switch I bezeichnet) kommt besondere Bedeutung für die biologische Aktivität des Ras-Proteins zu und enthält die Aminosäurereste 32-40, die aufgrund von Mutationsexperimenten als wichtig für die Wechselwirkung mit den GTPase-aktivierenden Proteinen erkannt worden sind (Marshall, 1995). Die Schalter-I-Schleife ist Teil der Effektorregion des Ras-Proteins. Thr35 der Schalter-I-Schleife geht H-Brückenkontakte zum γ-Phosphat und zum Mg2+ ein (Abb. 4) und hilft so, den GTP-Mg2+-Komplex im aktiven Zentrum korrekt zu positionieren. Abb. 3 Vergleich der Ras-Struktur in der GDP- (A) und in der GppNH-gebundenen (B) Form. Die Bereiche, die eine Konformationsänderung durchlaufen, sind blau dargestellt. Hierbei handelt es sich um die Schalterschleifen I (Effektorschleife) und II. 7 Die Hydrolyse von GTP an sich benötigt ein divalentes Kation, für gewöhnlich Mg2+ (Schweins et al., 1997). Dieses Mg2+ schirmt die Ladungen von β- und γ-Phosphat von GTP ab, somit wird ein nukleophiler Angriff von Wasser (dissoziativer Mechanismus) (Maegley et al., 1996) an diesen Phosphatresten möglich (Abb. 4). Abb. 4 Detaildarstellung der Nukleotidbindung. Gezeigt ist die Koordination des Mg2+ durch Reste der Schalterschleife I. Threonin 35 ist aktiv an der Koordination des Mg2+ und an der Bindung des γ-Phosphat des Nukleotids beteiligt. Bei Hydrolyse des Nukleotids geht folglich diese Bindung verloren, die Schalterschleife I ändert seine Konformation (Wittinghofer und Pai, 1991). Die Schalter-II-Schleife (switch II) bildet über Gly60 ebenfalls eine H-Brücke zum γPhosphat aus. Die Schalter-II-Schleife enthält den katalytisch essentiellen Gln61-Rest und ist ebenfalls an der Wechselwirkung mit den GTPase-aktivierenden Proteinen beteiligt. Der Vergleich der Struktur der aktiven Ras-GTP-Form mit der inaktiven Ras-GDPForm zeigt deutliche Konformationsänderungen der beiden Schleifen (I und II) auf. Als Folge der GTP-Hydrolyse gehen die Kontakte der drei Schleifen zum γ-Phosphat verloren. Der Strukturunterschied zwischen der aktiven GTP-Form und der inaktiven GDP-Form läßt sich vor allem durch Positionsänderungen der beiden Schalter-Schleifen beschreiben (Abb. 3). Die Effektorschleife erfährt eine drastische Umorientierung, da die Koordination zum γPhosphat und zum Mg2+ wegfällt. Auch die Wechselwirkung des konservierten Gly60 der Schalter-II-Schleife mit dem γ-Phosphat entfällt während der GTP-Hydrolyse. Für den Mechanismus der GAP-vermittelten GTP-Hydrolyse bei Ras kann man zwei mögliche Modelle aufführen. Das erste Modell beruht auf der Voraussetzung, daß Ras 8 an sich eine effiziente GTPase ist, und GAP bewirkt eine Konformationsänderung, um die Hydrolyse zu ermöglichen und Ras in den inaktiven Zustand (d. h. in den GDPgebundenen Zustand) zu bringen. Im zweiten Modell nimmt GAP mittels basischer Seitenketten aktiv an der Hydrolyse teil und macht sie somit effizient (Maegley et al., 1996; Schweins et al., 1996). Experimente mit Aluminiumfluorid liefern Hinweise für den letzten Mechanismus (Mittal et al., 1996). Die Effekte von Aluminiumfluorid sind sehr detailliert für die α-Untereinheiten der heterotrimeren G-Proteine gezeigt worden (Coleman et al., 1994; Sondek et al., 1994). Im Gegensatz zu den Ergebnissen für die Gα-Proteine bindet Ras alleine kein Aluminiumfluorid, sondern benötigt stöchiometrische Mengen an RasGAP, um Aluminiumfluorid zu binden (Mittal et al., 1996). Das deutet an, daß das katalytische Zentrum von Ras unvollständig ist, solange GAP nicht anwesend ist. Diese Annahme ist durch die Auflösung der räumlichen Struktur des Komplexes zwischen RasGDP und der katalytischen Domäne von p120-GAP bestätigt worden, der in der Anwesenheit von Aluminiumfluorid kristallisiert wurde. Die Struktur zeigt, daß GAP mit einem „Argininfinger“ in Richtung aktives Zentrum zeigt. Dieser Argininfinger neutralisiert die negative Ladung zwischen den β- und γ-Phosphatresten des GTP im Übergangszustand der GTPase-Reaktion mit seiner positiv geladenen Guanidiniumseitenkette (Scheffzek et al., 1997) und stabilisiert ihn. Die Struktur zeigt auch, daß Glutamin 61 von Ras, das im unkomplexierten Ras sehr beweglich ist, in der Gegenwart von GAP durch den Argininfinger fixiert wird und ebenfalls an der Stabilisierung des Übergangszustandes teilnimmt. Betrachtet man die Triphosphat-Struktur, so existiert Ras in mindestens zwei Konformationen. Für Ras, welches GppNHp gebunden hat, konnten Geyer et al. (1996) mit Hilfe von 31 P-NMR zeigen, daß Ras-GppNHp bei Temperaturen unterhalb von 20°C eine Aufspaltung des β-Phosphatsignals in zwei Linien aufweist (Abb. 5). Bei Erhöhung der Temperatur über 20°C verschmelzen diese Linien als Folge des schnellen Konformationsübergangs zu einer Linie (Koaleszenz). Die Verfolgung der Konformationsänderung bei verschiedenen Temperaturen ermöglichte die Bestimmung der Aktivierungsenergie ∆HT und der Entropie T∆ST für diesen Übergang (der Index „T“ kennzeichnet Energien für den Übergang). Aufgrund der relativ großen Aufspaltung der beiden β-Phosphatlinien von 1 ppm konnte man auf eine strukturelle Ursache für diesen Übergang schließen. Durch verschiedene Mutationsanalysen innerhalb der Effektorregion und durch 1 H-NMR konnte der Bereich, der durch strukturelle 9 Veränderungen die Aufspaltung bewirkt, bestimmt werden. Dieser deckt sich mit der oben bereits erwähnten Schalter-I-Schleife (Effektorschleife oder switch I ). Betrachtet man die Bindung von Effektoren an Ras, so beobachtet man, daß sich die Aufspaltung des β-Phosphats zugunsten des Zustandes 2 verändert; Zustand 1 verschwindet dabei. Dieser Zustand wird als der bindende Zustand von Ras angesehen (Geyer et al., 1996). Es konnte ebenfalls gezeigt werden, daß die Ras-Mutante T35S nur eine Konformation im GppNHp-gebundenen Zustand einnimmt, nämlich die nicht bindende Konformation (Zustand 1). Eine Effektor-RBD (Raf-RBD) kann bei der T35S-Mutante einen Shift in die bindende Konformation induzieren. Bei der T35A-Mutante ist dies hingegen nicht möglich, Abb. 6 (Spoerner et al., 2001). Abb. 5 31 P-NMR-Spektren von Ras-Gpp(NH)p, dem ein Effektor (AF6-RBD) in unterschiedlichen Verhältnissen hinzu titriert wurde (Linnemann et al., 1999). Deutlich erkennbar ist die Aufspaltung der β-Phosphatlinie im Falle des langsamen Austausches bei geringer Effektorkonzentration. Auch beim α-Phosphat ist eine Aufspaltung in zwei Zustände anhand der Linienform zu erahnen. Zustand 2 wird durch weitere Zugabe von Effektor stabilisiert. 10 Abb. 6 31 P-NMR spektroskopische Analyse der Komplexbildung zwischen Ras(T35S) und Ras(T35A) in der GppNHp-Form nach Titration mit cRaf-RBD. Ansteigende Mengen des Effektors bewirken bei Ras(T35S) eine Verschiebung der Resonanzen des β-Phosphats des Nukleotids zugunsten der bindenden Konformation von Ras (Zustand 2). Dieser Effekt tritt bei Ras(T35A) nicht auf. Kinetische Stopped-Flow Experimente mit dem fluoreszierenden mGppNHp- gebundenen Ras (methyl-anthraniloyl-Derivat des GppNHp) zeigten, daß Ras einen Effektor in einem Zwei-Stufen Model bindet (ein schwach affiner Initialkomplex isomerisiert zu dem finalen hoch affinen Komplex). In Abb. 7 sind die gemessenen Daten graphisch dargestellt. Diese Ergebnisse zeigen, daß ein Alanin in Position 35, das das Mg2+ nicht koordinieren kann, eine andere effektorbindende Konformation bildet. Von Serin in Position 35 wird erwartet, daß es mit seiner Hydroxylgruppe das Ion ähnlich wie Threonin koordinieren kann (Spoerner et al., 2001). 11 Abb. 7 Stopped-Flow Experimente der Ras-Mutanten T35S und T35A mit ansteigender Konzentration an cRafRBD; im Vergleich dazu ist Ras wt gezeigt. Die T35S-Mutante interagiert mit cRaf-RBD qualitativ ähnlich dem wt-Protein. Ras(T35A) verhält sich anders, wobei keine Sättigung wie in den beiden anderen Fällen eintritt. Rap-Protein Von allen kleinen GTPasen der Ras-Superfamilie weisen die Rap-Proteine die höchste Sequenzhomologie zu Ras auf (52%), was den Namen Rap (Ras proximate) begründet. Ähnlich wie Ras findet man auch Rap in zahlreichen Organismen aller Organisationsstufen. Es hat gleichfalls eine essentielle Bedeutung für Wachstums- und Differenzierungsvorgänge. Die Rap Familie unterteilt sich in zwei Hauptgruppen Rap1 und Rap2. Jede dieser tritt in zwei Isoformen A und B auf. Die Expression scheint gewebespezifisch zu sein; so kommt Rap1A in Säugetieren vor allem im Gehirn vor. Die Rap-Proteine haben eine identische Effektorregion (Reste 32-40), wobei Rap2 in einer einzigen Aminosäure von Rap1-Effektorregion abweicht (Abb. 8). Abb. 8 Aminosäuresequenz der Effektorregionen von Rap und Ras. Bis auf einen Rest in Rap2 stimmt die Aminosäuresequenz bei den verschiedenen Proteinen im Bereich 32 bis 40 (Effektorregion) zu (fast) 100% überein. 12 Funktionell können Rap1-Proteine als Ras Antagonisten agieren; Rap2 Proteine sind dazu nicht fähig (Kitayama et al., 1989). Rap unterscheidet sich von Ras außerdem noch in der Position 61; während Ras an dieser Stelle ein Glutamin aufweist, findet man bei Rap Proteinen an dieser Stelle ein Threonin. Dieses Threonin ist verantwortlich für die 10-fach niedrigere GTPase-Aktivität (Frech et al., 1990). Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Ras und Rap ist beispielsweise an der CaaX-Box des C-Terminus zu finden. Während Ras (Sequenz CVLS) hier eine Farnesylierung aufweist, wird Rap1 (Sequenz CLLL) geranylgeranyliert. Die unterschiedliche Lipidmodifikation ist vermutlich der Grund für die verschiedene Lokalisation der Proteine in der Zelle. Ras wird überwiegend an der Plasmamembran gefunden, die Rap-Proteine vornehmlich in den Membranen subzellulärer Kompartimente wie dem Golgi-Komplex (Beranger et al., 1991). Struktur und Funktion Die Struktur von Rap1A wurde zunächst im Komplex mit der RBD der c-Raf-1-Kinase bestimmt (Nassar et al., 1995). Dabei bestätigte sich die Ras-ähnliche Faltung. Auch konnte der Mechanismus der GTP-Hydrolyse anhand der strukturellen Daten erklärt werden (Horn, 1996) Rap wurde 1989 als strukturell verwandtes Ras-Gen entdeckt, das in hohen Konzentrationen Transformationen durch K-Ras umkehren konnte (Kitayama et al., 1989), daher auch die synonyme Bezeichnung K-rev1. K-rev1 ist identisch mit Rap1, das auf der Basis der Ras-Sequenzhomologie kloniert wurde (Kawata et al., 1988; Pizon et al., 1988). Zunächst vermutete man, daß Rap1A mit dem onkogenen Ras um einen gemeinsamen Effektor konkurriert, wobei es sich z.B. um p120GAP oder cRaf-1-Kinase handeln könnte. Je nach Bindungsaffinität würde der Signalweg des K-Ras, der zur Zellentartung führt, dadurch praktisch inhibiert. Für die Blockade des Signalweges über Ras und GAP sprach zudem ein Befund, wonach Ras-GAP mit hoher Affinität an Rap1A binden soll, ohne die GTP-Hydrolyse zu stimulieren (Frech et al., 1990). Auf der anderen Seite gab es Untersuchungen, nach denen die Affinität von Rap1A zu RasGAP nicht ausreichend wär, um Ras-GAP effektiv aus dem Gleichgewicht zu entfernen (Horn, 1996). Zudem konnte mit Immunopräzipitationsassays keine Kolokalisation der 13 Proteine unter physiologischen Bedingungen in der Zelle gezeigt werden (Horn, 1996). Diese Ergebnisse sprechen eher für eine negativ regulatorische Funktion des Rap1A. Für Rap1 Proteine konnte dann gezeigt werden, daß sie an Ras Effektoren wie Raf (Ruggieri et al., 1994; Zhang et al., 1993), P(I)3-Kinase (Marte et al., 1997) und RalGDS (Spaargaren und Bischoff, 1994) binden. Mutationen innerhalb der Rap1A Effektorschleife beeinträtigen die Bindung an Effektoren (Herrmann et al., 1996) und die Fähigkeit, Transformationen durch Ras zu inhibieren (Kitayama et al., 1990). Es sind bisher keine Mutationen bei Rap bekannt, die zu bösartigem Zellwachstum führen. Effektoren Wie bereits erwähnt, fungieren GTPasen als molekulare Schalter. Je nach gebundenem Nukleotid existieren sie in einem der zwei möglichen Schalterstellungen (Konformationen) – „an“ oder „aus“. Durch diese Fähigkeit, konformative Änderungen zu durchlaufen, können sie ihre Affinitäten zu ihren Zielproteinen ändern. Diese Zielproteine erfüllen vielfältige Aufgaben innerhalb der Zelle und haben vor allem einen entscheidenden Effekt auf die Zellproliferation und Zelldifferenzierung. GTPasen spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Pathogenese von Krebs, da sie vielfach das Ziel von Mutationen und mikrobiellen Toxinen sind (Bos, 1989). Es stellt sich die Frage, warum und wie GTPasen (insbesondere Ras) Krebs verursachen können, da in ca. 20-30% aller menschlichen Tumoren Ras-Mutationen gefunden werden. Wie oben beschrieben ist Ras in der GTP gebundenen Form aktiv. Proteine, die an der GTP gebundenen Form der GTPasen binden und auf die Zelle einwirkende Signale über die GTPase an nachgeschaltete Proteine weiterleiten können, nennt man Effektoren (McCormick und Wittinghofer, 1996). Diese müssen für eine individuelle Signalweiterleitung spezifisch an die jeweilige GTPase binden. Zahlreiche Effektoren von Ras wurden mittels geeigneter Techniken wie Hefe 2-Hybrid und Säulen-Affinitätschromatographie aufgespürt. Dazu zählt neben den Proteinen cRaf-1-Kinase, Ras-GAP, RalGDS, Rin1, PI-3-K, Byr2, AF6 auch Nore1. Ras interagiert mit verschiedenen Effektoren in evolutionär divergierenden Organismen (Marshall, 1995, 1996). Aber auch innerhalb desselben Organismus, selbst in derselben Zelle, interagiert Ras mit vielen Zielproteinen; da aktiviertes Ras zelluläre Antworten induziert, die durch nur einen Effektor alleine nicht erwirkt werden können. So ist unter 14 anderem beschrieben worden, daß Ras unterschiedliche Pathways aktivieren (oder mit ihnen interferieren) kann (s. Abb. 9). Verbindungen von Ras zu anderen Pathways wurden für die Organisation des Aktincytoskeletts gezeigt, welche durch die Rho/Rac Unterfamilie kontrolliert wird (Chang et al., 1994). Evidenzen dafür liefert auch die Tatsache, daß verschiedene Reste in der Effektorregion verantwortlich für die Aktivierung von verschiedenen Zielen zu sein scheinen. So konnte u.a. gezeigt werden, daß die Ras Mutante Y40C zwar fähig ist, PI3-Kinase zu aktivieren, Raf (und die nachgeschaltete MAPK Kaskade – den Ras-Raf-Pathway) jedoch nicht mehr (Rodriguez-Viciana et al., 1997). Als konkreten Effekt konnte Membranfuffling beobachtet werden, jedoch keine DNA Synthese; die T35S-Mutaion hingegen aktiviert über Raf die MAP Kinase, aber stimuliert kein Membranruffling und DNA Synthese (Joneson et al., 1996). Ähnliche Ergebnisse wurden mit dem Mutantenpaar E37G und T35S (White et al., 1995) erhalten. Hierbei interagiert Ras mit der Mutation E37G mit Byr2, einem Effektormolekül in Schizosaccharomyces pombe, aber nicht mit Raf; wohingegen T35S an Raf, aber nicht mehr an Byr2 bindet. Diese als „Partial loss of function“ bezeichneten Mutationen untermauern die Tatsache, daß Ras mehrere Zielproteine innerhalb einer Zelle hat. Bereits bekannte Effektoren von Ras sind in Abb. 9 aufgeführt. Nore1 ist dabei das 1998 entdeckte Effektormolekül (s. auch weiter unten). Abb. 9 Übersicht einer Auswahl von Effektoren, die mit Mitgliedern der Ras-Superfamilie interagieren. Dargestellt ist neben der GTPase-Effektor-Interaktion noch der Pathway, der durch diese Interaktionen verfolgt wird. 15 Affinitäten Die folgende Tabelle zeigt die Affinitätskonstanten der Bindung von Ras-Proteinen an die RBDs ausgewählter Effektoren: Die Werte zeigen, daß die Effektor-RBDs teilweise sehr unterschiedliche Affinitäten zu verschiedenen Proteine der Ras-Familie haben. Besonders beim Vergleich von H-Ras und Rap1A fallen deutliche Unterschiede auf. So bindet RalGDS mit 100fach höherer Affinität an Rap1A als an H-Ras, während umgekehrt c-Raf mit 60fach höherer Affinität an H-Ras als an Rap1A bindet (dieser Fall wird mit Kreuzspezifität bezeichnet). Betrachtet man die Sequenzen der Effektorregionen der Ras- und RapProteine (Abb. 8), so ist die Effektorspezifität trotz der hohen Homologie untereinander sehr erstaunlich. Dies läßt vermuten, daß die spezifischen Wechselwirkungen stark von einzelnen Aminosäuren abhängt. KD (µM) H-Ras Rap1A Rap2A TC21 R-Ras c-Raf 0,02 1,2 0,3 0,37 1,1 B-Raf 0,06 0,35 2,3 3,2 RalGDS 1,0 0,01 4,5 6,0 Byr2 0,48* 0,49* 0,68* 1,3* AF-6 1,4 0,12 16* 16* Tab. 1 1,0 3,7* Die KD-Werte wurden mit Hilfe der GDI-Methode bestimmt (siehe Material und Methoden) bei 37°C, pH 7,4, 50mM Tris, 5mM MgCl2, (+100mM NaCl)* (Zusammenstellung nach C.Herrmann). 16 Der Nore1-Effektor Entdeckung Der NOvel Ras Effector (Nore1) ist ein 413 Aminosäuren großes Protein. Seine Molekularmasse beträgt 46,4 kD, und es ist mit einem pI von 9,41 ein basisches Polypeptid. Die Nore1/RasSF1 Genfamilie umfaßt fünf Mitglieder: Nore1, RasSF1, 2, 3 und Ad037. Das Nore1-Protein wurde (1998) von Vavvas et al. in einem Hefe 2-Hybrid Assay mit C-terminal verkürztem und konstitutiv aktivem RasG12V in einer Maus-T-Zellen cDNA-Bank gefunden. Hierbei wurde eine 2,5 kb große cDNA isoliert. Die komplette cDNA von 3 kb Größe wurde mit dem 2,5 kb großen Fragment als Vorlage bei der Durchsuchung einer cDNA-Bank aus Mäusegehirn isoliert (Vavvas et al., 1998). Die Nukleotidsequenz und die daraus abgeleitete Aminosäuresequenz sind unter der Zugriffsnummer AF053959 in der GenBank-Datenbank (http://www.ncbi.nlm.nih.gov) abgelegt. In Abb. 10 ist die Aminosäuresequenz dargestellt. Vergleiche mit anderen Effektoren von Ras und das Programm SMART (Schultz et al., 2000) ergab eine in Abb. 10 dargestellte Sekundärstruktur von Nore1. Abb. 10 Aminosäuresequenz und Sekundärstruktur von Nore1. Die einzelnen Domänen sind unterstrichen und farblich gekennzeichnet; cyan: C1-Domäne, rot: RBD und grün: Coiled Coil-Domäne, die prolinreiche Domäne ist der Übersicht halber nicht dargestellt. 17 Diese Domänenabfolge (verkürzt -----C1----RBD-----) existiert für eine Reihe von Proteinen. In Tab. 2 sind Proteine dargestellt, die dieselbe Domänenabfolge wie Nore1 aufweisen. -----C1----RBD----- Organismus Accession-Nr. Nore1 * mus musculus O70407 Maxp1 * rattus norvegicus O35141 T24F1.3 caenorhabditis elegans Q22744 RasSF1, Isoform B homo sapiens Q8WWV9 RasSF1, Isoform A * homo sapiens Q8WWV0 Ras association domain family mus musculus Q99MK9 pancreas-specific ras association (RalGDS/AF6) homo sapiens domain family 1 protein, Isoform 1E Q9NS22 cardiac-specific ras association (RalGDS/AF6) domain family 1 protein, Isoform 1D homo sapiens Q9NS23 protein similar to protein interacting with GEF homo sapiens Q9BT995 Tab. 2 Proteine mit ähnlicher Domänenanordnung wie bei Nore1. Die Proteine, die mit * gekennzeichnet sind, verfügen zusätzlich noch über eine C-terminale Coiled Coil Domäne. In der Arbeit von Vavvas et al. wurde ebenfalls die Spezifität von Nore1 zu RasMutanten und Ras-verwandten Proteinen untersucht, mit dem Ergebnis, daß Nore1 exklusiv mit Ras und Rap1B interagiert. In einem Pull-Down Assay mit isoliertem GST-Nore1 (188-413) und RasG12V, das entweder mit GTP-γ-S oder GDP-β-S beladen wurde, konnte gezeigt werden, daß Nore1 exklusiv mit der GTP-Form des Ras-Proteins interagiert und daß es durch EGF-Stimulation an Ras in vivo rekrutiert wird. Mittels des 2-Hybrid Systems wurde ebenfalls gezeigt, daß Nore1 an die onkogene Mutation RasG12V bindet, jedoch nicht an die Effektorschleifenmutanten RasG12V, ∆P34, D38A und Ras G12V, D38N, die bekannte Effektoren wie Raf nicht mehr binden und somit eine Transformation der Zelle durch Ras behindern (Zhang et al., 1993). Nore1 ist neben Raf-Kinase der zweite Ras-Effektor in Säugern, für den eine Assoziation mit Ras in vivo nach Rezeptoraktivierung gezeigt wurde. Diese Eigenschaften zeichnen das Nore1-Protein Effektorprotein aus. 18 als einem physiologischen Durch Northern Blot Experimente wurde gezeigt, daß Nore1 zu großen Anteilen im Gehirn, Milz, Lunge und in der Leber exprimiert wird, zu geringeren Anteilen auch in den Nieren, Skelettmuskulatur und in den Hoden. Vorkommen: Tab. 3 Gewebe Nore1A Nore2A = RasSF1C RasSF3 Gehirn x - x Hoden x - x Lunge x x x Milz x x x Leber x x x Skelettmuskulatur x x x Niere x - x Herz (x) - x Colon - - x Thymus x x x Plazenta x - x Leukozyten - x x Pankreas x - x Prostata x - x Ovarien - - x Expression von Nore1 und RasSF1 in verschiedenen Geweben (Northern Analysen). Nore1A: (Vavvas et al., 1998); Nore1 1B : (Tommasi et al., 2002); RasSF1: (Dammann et al., 2000; Vos et al., 2000) Nore1 hat keine detektierbare katalytische Domäne. Die einzigen aus der Primärstruktur erkennbaren Proteinmotive sind ein potentielles diacylglycerol- und phorbolesterbindendes Segment (Cystein-Histidin-reiches Segment; Zinkfingermotiv, typisch für eine C1-Domäne; Aminosäuren 118-165: H-X13-C-X2-C-X2-C-X10-C-X2-CX4-H-X2-C-X7-C) in der Nähe des N-Terminus, eine Ras-bindende Domäne (Aminosäuren 267-358) und eine Coiled-Coil Domäne (Aminosäuren 376-411) am CTerminus. 19 Der N-Terminus umfaßt fünf PXXP-Sequenzen (Aminosäuren 17-20: PEPP; 31-34: PPPP; 34-37: PARP; 77-80: PVRP; 105-108: PQDP), welche mögliche SH3Domänenbindestellen sein können. Die biologische Funktion von Nore1 ist bisher nicht bekannt. Anzeichen gibt es durch Untersuchungen mit Nore1 in einem Two-Hybrid-Assay, daß Nore1 bei der Rasvermittelten Apoptose beteiligt ist (Khokhlatchev et al., 2002). Hierbei wurde MST1 (mammalian Ste20 Homolog) als direkter Interaktionspartner von Nore1 entdeckt und ein möglicher Pathway nach Bindung an Ras-GTP postuliert. Biologische Charakterisierung von Nore1-Effektor Es werden zwei mögliche Mechanismen hinter der Ras-vermittelten Wachstumsinhibition postuliert. Zum einen können bestimmte Ras-Effektoren eine duale Rolle spielen, bei der sie entweder eine wachstumsinduzierende oder – inhibierende Funktion aufweisen. Dies scheint für Raf-1 der Fall zu sein. Hierbei kann beobachtet werden, daß eine moderate Aktivierung Wachstum hervorruft, jedoch exzessive, lang andauernde Aktivierung kann ein gehemmtes Wachstum und Alterung verursachen (Sewing et al., 1997; Zhu et al., 1998). Zum anderen können bestimmte Ras-Effektoren spezialisiert sein, Wachstum nur zu inhibieren. Solche Effektoren würden demzufolge als Ras Tumorsuppressoren dienen. Als einen Vertreter dieser Gruppe sei der Tumorsuppressor RASSF1 genannt. Dieser weist aufgrund von Sequenzvergleichen eine Ras-assoziierte (RA) Domäne auf und wird in den zwei Hauptspleißvarianten A und C gebildet (Dammann et al., 2000). Die Expression von RasSF1 ist häufig in Eierstocktumorzellinien herunterreguliert. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, daß die Spleißvariante C von RasSF1 das Ras in einer GTP-abhängigen Weise bindet und eine wirksame, Ras-abhängige Apoptose vermittelt (Vos et al., 2000). Nore1 bindet neben Ras noch das Ras-verwandte Rap-Protein (und vermutlich auch RRas). Diese GTPasen haben, wie bereits erwähnt, alle eine effektorbindende Domäne, die sehr ähnlich der von Ras ist und eine ähnliche Auswahl von Proteinen in vivo binden. Aus bisher noch nicht verstandenen Gründen haben diese Proteine verschiedene biologische Wirkungen innerhalb der Zelle. Phosphoinositide-3-kinase (PI-3-kinase) kann Apoptose in vielen Zellsystemen beständig verhindern, indem sie den Lipid Second Messenger Phosphoinositid 3,4,5-P3 und Phosphoinositid 3,4-P2 und bildet. 20 Letzterer aktiviert die Serin/Threonin Proteinkinase Akt/PKB, deren Aktivierung zur antiapoptotischen Wirkung beisteuert (Kauffmann-Zeh et al., 1997; Khwaja et al., 1997). Ein weiteres Ziel von Ras sind die Raf-Kinasen, die wirksam die Proliferation vieler Zelltypen durch die Aktivierung der Raf/MEK/ERK-Kinasekaskade stimuliert. Eine Reihe Veröffentlichungen geben Hinweise für die Existenz eines weiteren RasEffektor-Pathways, der das Zellüberleben negativ beeinflußt. Dies wäre der gegenteilige Effekt von PI-3-Kinase, welche Apoptose verhindert. Dieser weitere Pathway unterdrückt Ras-induzierte Onkogenese, indem Apoptose in transformierten Zellen eingeleitet wird. Dieser neue Signalweg wird durch Interaktionen von Ras mit einem Komplex aus Nore1 und MST1 (mammalian Ste20-like kinase) vermittelt. Oligomerisierung von Nore1 Ortiz-Vega et al. (2002) konnten zeigen, daß Nore1 homodimerisieren kann. Diese Fähigkeit liegt in dem N-terminalen Bereich (1-267), wobei der C-terminale Bereich (251-413) sich nicht mit Nore1 fl. assoziiert. Die Fähigkeit von Nore1 mit RasSF1A zu heterodimerisieren, wird durch den zu Nore1 nichthomologen N-terminalen Bereich von RasSF1A vermittelt (1-119, von 330 Aminosäuren). Dieses Segment tritt nur bei der Spleißvariante A von RasSF1 auf, Varianten B und C hingegen fehlt dieser Abschnitt. Demzufolge kann nur RasSF1A ein Dimer mit Nore1 bilden. Daneben besteht noch die Möglichkeit, daß Nore1 mit seinem prolinreichen NTerminus ein SH3-Domänen bindendes Protein ist. Nore1 Homologe Datenbankanalysen mit dem Programm BLAST resultierten in einem homologen Protein der Hefe C. elegans T24F1.3. Dieses 615 Aminosäuren großes Protein enthält ein eigenes N-terminales Segment, ein zentrales C1-Zinkfinger Motiv und eine putative RA-Domäne (40% Ähnlichkeit zu Nore1). Fast zeitgleich wurde zu Maus-Nore1 ein Rattenhomolog (Maxp1) gefunden. (DeCamilli, 1997, unveröffentlicht, Accession-Nr. AAB71821) 21 Zudem ist Nore1 in seiner Primärstruktur am meisten verwandt mit einer Familie von humanen Polypeptiden, die durch das RASSF1-Gen kodiert werden (Dammann et al., 2000). Fünf Spleißvarianten von RASSF1 wurden bisher berichtet, die für Proteine mit einer Länge von 189 bis 344 Aminosäuren kodieren. Die drei längsten Isoformen A, D und E (340, 344 und 344 Aminosäuren) enthalten jeweils ein zentrales C1-Zinkfinger Motiv N-terminal vor einer RA-Domäne und sind annäherungsweise zu 50% identisch (75% ähnlich) zu den C-terminalen 300 Aminosäuren von Nore1. Die 270 Aminosäuren große Isoform RasSF1C ist identisch in ihrem C-terminalen 221 Aminosäure langen Bereich mit den längeren RasSF1 Polypeptiden, weist aber ein eigenes 49 Aminosäuren langes N-terminales Segment auf; RasSF1C fehlt das C1Motiv, besitzt aber wie die anderen Isoformen die RA-Domäne (Abb. 11). Abb. 11 Übersicht der mit Nore1 alignten Sekundärstrukturen von RasSF1A, C und T24F1.3. Die Sequenzähnlichkeiten für die RA-Domäne sind ebenfalls mit angegeben. Protein-Domänen von Ras-Effektoren Eine Domäne ist definiert als eine unabhängige strukturelle Einheit, die entweder alleine, in Verbindung mit anderen Domänen oder sich wiederholend auftritt. Die verschiedenen Effektoren von Ras (und dessen Homologe) weisen keinerlei Homologie auf und enthalten teilweise eine Vielzahl unterschiedlicher Domänen. 22 Obwohl die Struktur einer Domäne meist nicht bekannt ist, ist es dennoch oftmals möglich, die Domänen alleine aufgrund ihrer Sequenz zu definieren (Überblick s. Abb. 12). Abb. 12 Überblick über Ras-Effektoren. Dargestellt sind die Domänenstrukturen ausgewählter Effektoren. Die Domänengrenzen wurden zum Teil mit dem Programm SMART und zum Teil experimentell bestimmt. Im folgenden sollen die RBD sowie die in Nore1 enthaltenen C1- und Coiled CoilDomänen eingehender dargestellt werden. 23 Rasbindende Domäne (RBD) Die einzige Domäne, die allen Effektoren gleich ist, ist die Ras bindende Domäne (RBD). Ras-GTP interagiert über diese mit den Effektoren. Hochaufgelöste Strukturen der rasbindenden Domäne existieren für RafRBD, Rgl-RBD, Rlf-RBD, RalGDS-RBD, PI(3)-Kinase, Byr2-RBD und AF6-RBD. Diese Strukturen weisen eine gemeinsame Faltung auf, die der von Ubiquitin ähnelt. Aus diesem Grund wird diese Faltungsklasse Ubiquinfaltung genannt. Charakteristisch ist die lineare Abfolge von fünf β-Strängen, flankiert von zwei α-Helices nach dem Schema ββαββαβ. Bei Byr2 und AF6 existiert eine zusätzliche α-Helix am C-, bzw. am N-Terminus, deren Funktion noch unbekannt ist. Von G. Steiner wurde in seiner Dissertation (2001) versucht zu zeigen, daß diese zusätzliche Helix bei AF6 die Spezifität zur GTPase Rap1A ausmacht. Das gemischte β-Faltblatt bisher bekannter RBD’s ist in folgender Form angeordnet. Abb. 13 Lineare Abfolge der 5 β-Stränge innerhalb der Ubiquitin-Faltung, zu deren Faltungsklasse die bisher bekannten RBD’s gehören. RBD’s unterschiedlicher Effektoren zeigen oftmals sehr geringe Sequenzhomologien untereinander; auch die Größe der RBD’s variiert zwischen 70 und 160 Aminosäuren. Tab. 4 faßt die bisher strukturell charakterisierten RBD’s zusammen. 24 NMR PDBCode Röntgenstruktur PDBCode Raf-1 Emerson et al.(1995) Terada et al. (1999) 1RFA 1RRB Nassar et al. (1995) Nassar et al.(1996) 1C1Y 1GUA Rgl Kigawa et al. (1998) 1EF5 Rlf Esser et al. (1998) 1RLF RalGDS Geyer et al. (1997) Mueller et al. (1999) 2RGF 1RAX Huang et al. (1997) 1LXD Byr2 Gronwald (2001) et AF6 Steiner (2001) al. 1I35 et al. 1K8R --- P(I)3Kinase Tab. 4 Scheffzek (2001) Pacold et al. (2000) 1HE8 Zusammenfassung bisher strukturell charakterisierte RBD’s. Die Struktur einiger Domänen sind sowohl durch NMR als auch röntgenkristallographisch gelöst worden. Der PDB-Code ist mit angegeben. Die minimale RBD von Nore1 umfaßt die Reste 198-358 (160 Aminosäuren) und ist somit die längste RBD unter den oben genannten RBD’s, und es ist daher nicht von vornherein von einer identischen Faltung auszugehen. Es wird vermutet, daß Nore1 zusätzliche Strukturelemente N-, bzw. C-terminal, oder Insertionen innerhalb der RBD besitzen muß. Ein Alignment mit AF6-RBD (1-141) liefert die beste Sequenzhomologie. Hierbei ist deutlich eine Insertion von Rest 254-281 zu erkennen (Abb. 14). Abb. 14 Alignment von Nore1-RBD und AF6-RBD. Konservierte Reste sind rot dargestellt, chemisch äquivalente Reste sind grün markiert. Nicht-alignte Reste sind blau markiert. 25 Cysteinreiche Domäne (C1) Eine weitere wichtige Domäne ist die zinkbindende Domäne, die bei der Proteinkinase C als konservierte Region 1 (C1) gefunden wurde. Einige C1-Domänen sind als Akzeptoren für Phorbolester (PE) und Diazylglycerol (DAG) beschrieben worden (Nishizuka, 1984; 1992; 1995) andere wurden als Interaktionspartner von RasGTP (Brtva et al., 1995) beschrieben worden. DAG ist ein wichtiger Botenstoff (Second Messenger). Phorbolester sind Analoge des DAG und starke Tumorpromotoren, die eine Vielfalt von physiologischen Veränderungen bewirken, sobald sie Zellen und Geweben angeboten werden. DAG aktiviert eine Familie von Serin/Threonin-Kinasen, zusammengefaßt bekannt als Proteinkinase C (PKC). PE können PKC direkt stimulieren. Von der N-terminalen Region von PKC, bekannt als C1, wurde gezeigt, daß sie PE und DAG in einer phospholipid- und zinkabhängigen Art binden. Die C1-Region enthält eine oder zwei Kopien (abhängig von dem Isozym der PKC) cysteinreicher Domänen von ca. 50 Aminosäuren Länge, die essentiell für die DAG/PE-Bindung sind. Die DAG/PEbindende Domäne bindet zwei Zinkionen Die Liganden dieser Metallionen sind konservierte Reste (sechs Cysteine und zwei Histidine). Typisch für eine C1-Domäne ist das Motiv H-X13-C-X2-C-X2-C-X10-C-X2-C-X4-H-X2-CX7-C. Coiled-Coil Domäne (CC) Coiled-Coils sind ein generell auftretendes Oligomerisationsmotiv im Interface zwischen separierten Proteienketten. Sie finden sich in vielen cytoskelettären und kontraktilen Systemen (zum Beispiel Intermediatfilamente, Kern-Lamine und Mysosine), Transkriptionsregulatoren (wie zum Beispiel Myc und Max, Fos und Jun, GCN4), viralen Hüllenproteinen (wie zum Beispiel MoMLV, HIV, SIV und Influenza) und anderen Systemen (Cohen und Parry, 1994) wieder. In ihrer Rolle als Mediatoren der Proteinkomplexierung verrichten sie vielfältige Funktionen, die strukturelle Unterstützung (α-Keratin, Actin, usw.), DNABindung (bZIP Transkriptionsfaktor), Rezeptoroligomerisierung (Mannose bindendes Protein) und Membranfusion (HIV, Influenza, usw.) umfassen. 26 Analyse von Genomdatenbanken mit Coiled-Coil Vorhersageprogrammen sagen voraus, daß 3-5% aller Proteinreste als Coiled-Coils existieren (Wolf et al., 1997). Coiled-Coil Strukturen können sowohl homo- als auch heterotypisch auftreten. Dabei lagern sich die Helices parallel oder antiparallel aneinander. Letzteres findet sich besonders bei Intraketten-Coiled-Coils wieder (bekannt als anti-paralleles Helix-LoopHelix-Motiv). Coiled-Coils können sich zu Di-, Tri-, Tetra- oder Pentameren anlagern. Beispiele hierfür sind Intermediatfilamente (Steinert, 1993), der SNARE-Komplex (Sutton et al., 1998) und die Spindelpolkörperchen (Wigge et al., 1998). Die präzise Verzahnung der Seitenketten im Interface wird erreicht, indem sich die rechtshändigen α Helices linkshändig winden und ein Supercoil ausbilden. Da das Heptad-Muster etwas kürzer als 2 komplette Windungen einer regulären α-Helix ist, winden sich die a- (und d-) Positionen um die α-Helix-Oberfläche in entgegengesetzter Richtung zum „Twist“ der Helix. Dieses Phänomen wird als Supercoiling bezeichnet und ist für ein kontinuierliches Interface Bedingung. Dies hat eine Reduktion der Periodizität von ungefähr 3,6 bis 3,5 Resten pro Windung im Bezug auf die Supercoilachse zur Folge. Diese Reduktion wird in jedem siebenten Rest erreicht. Diese sieben strukturellen Positionen werden a bis g bezeichnet. Die Positionen a und d werden (in den allermeisten Fällen) von hydrophoben Resten besetzt und bilden das Helix Interface, indem sie einen hydrophoben Streifen auf der Helix bilden. Positionen b, c, e, f und g sind oft hydrophil (e und g werden oft von geladenen Aminosäuren besetzt (Akey et al., 2001)) und bilden den lösungsmittelexponierten Teil der Helixoberfläche (Abb. 15). Die Sequenzen von Coiled-Coil Proteinen zeigen demzufolge eine Heptad-Periodizität, (abcdefg)n. Dieses Heptad-Muster von alternierenden hydrophilen und hydrophoben Resten kann zur Detektion von CoiledCoils in Proteinen verwendet werden. Trotz der weiten Verbreitung von hydrophoben Resten sind ca. 20% der a und d Reste polar oder geladen (Berger et al., 1995; Cohen und Parry, 1994; Lupas et al., 1991; Parry, 1982; Wolf et al., 1997; Woolfson und Alber, 1995). 27 Abb. 15 Schematische Ansicht eines parallelen dimeren Coiled Coils. Die a- und d-Positionen sind rot und die eund g-Positionen blau gekennzeichnet. Einige Motive für die Oligomerisierung und Helix-Orientierung wurden bisher charakterisiert. So beeinflußt die Besetzung der a- und d-Positionen (Harbury et al., 1993; 1994; Woolfson und Alber, 1995) stark die Oligomerisierung. Elektrostatische Wechselwirkungen zwischen Seitenketten der e- und g-Positionen von benachbarten Helices dienen der spezifischen Bindung von Interaktionspartnern (Kohn et al., 1998; O'Shea et al., 1992; Vinson et al., 1993). Noch fast vollkommen unverstanden sind die Determinanten für die Anzahl und Art (homo- oder heterotypisch) der Partner-Helices. Die Interaktion zwischen den Helices wird als Knopf/Loch-Packung bezeichnet (Crick, 1953). Hierbei verflechten sich zwei Helices mit Heptad-Repetitionen über einen unbestimmten Bereich (Abb. 16). Jeder erste und vierte Rest eines Heptads repräsentiert einen Knopf, der sich in ein rautenförmiges Loch aus vier Resten der gegenüberliegenden Helix einpaßt. Drei der vier Reste dieses Lochs sind selbst Knöpfe, so daß eine komplementäre Struktur resultiert. Diese Eigenschaft des Interfaces weicht vom generellen Modell der α-Helix-Packung in globulären Domänen ab (Chothia et al., 1981). 28 Abb. 16 Darstellung des helicalen Netzes eines Coiled-Coil Interface (Crick, 1953). Die linken beiden Bilder zeigen die externen Oberflächen von zwei identischen α-Helices, mit den relativen Positionen der Cα-Atome. Die a- und d-Positionen sind hervorgehoben und für jede Helix durch einen ausgehüllten und gefüllten Kreis symbolisiert. Die restlichen Positionen sind als Punkte und Kreuze dargestellt. Das rechte Diagramm zeigt das verflochtene Muster bei Interaktion, wenn die beiden Oberflächen sich gegenüberstehen. In blau dargestellt ist das Loch, das durch vier Reste der dem Knopf gegenüberliegenden Helix gebildet wird. 29 Diskontinuitäten im Heptad-Motiv Im allgemeinen sind Coiled Coil Strukturen sehr geordnete Strukturen, jedoch existieren nur wenige solcher Strukturen ohne jegliche Diskontinuitäten. Diese Diskontinuitäten können in vier Hauptgruppen unterteilt werden: 1. 2. 3. 4. Nicht-helikale Regionen Auslassung von drei Resten (Stutter) Auslassung von vier Resten (Stammer) Insertion zusätzlicher Reste (Skip) Nicht-helikale Regionen variieren in ihre Größe von wenigen Resten bis zu ganzen Unterdomänen und verleihen den Coiled Coil segmentiertes Aussehen. Ein Beispiel hierfür sind Intermediatfilamente. Die Auslassung von drei Resten aus dem Heptad-Muster bewirkt eine lokale Abnahme der Supercoil-Ausbildung, da diese Auslassung weniger als eine volle Windung der Helix verursachen. Die Auslassung von vier Resten aus dem Heptad-Muster bewirkt das Gegenteil von den Stutter. So nimmt die lokale Supercoil-Ausbildung zu und bewirkt eine Erhöhung der Helixwindung. Skips mit Insertion von einem Rest entsprechen mathematisch zwei Stutter, da eine Auslassung von n Resten einer Insertion von 7-n Resten entspricht. Skips können Knicke in Helices verursachen. Obwohl die Core-Interaktionen weitestgehend regulär bleiben, sind die Abstände zwischen den interagierenden Resten erhöht. In Abb. 17 gibt einen graphischen Überblick über die Situation im Falle eines Stutters. 30 Abb. 17 Helix-Netz-Diagramme, die den Stutter-Typ im Vergleich mit einem kontinuierlichen Heptad darstellt. Der N-Terminus befindet sich links unten. Die durchgezogene Linie folgt dem Verlauf der hydrophoben Reste (durch H gekennzeichnet). A repräsentiert ein perfektes Heptadmotiv innerhalb einer Coiled Coil. B zeigt eine Diskontinuität im Heptadmotiv (Stutter). Hier taucht eine Deletion von drei Resten auf (was gleichzeitig einer Insertion von vier Resten entspricht). Die gestrichelte Linie zeigt hier den theoretischen Verlauf der hydrophoben Reste. Der Winkel, der sich zwischen dem idealen und dem abweichenden Verlauf ergibt, wird Azimutatwinkel (ϑ) genannt, die Verschiebung vom idealen Fall dementsprechend Azimutat-Verschiebung. 31 Zielsetzung der Arbeit Kleine GTP-bindende Proteine sind ein essentieller Bestandteil der zellulären Signaltransduktion. Die Bindung von GDP oder GTP durch diese GTPasen befähigt sie, in regulierter Weise zwischen mehreren Konformationen mit unterschiedlichen biologischen Eigenschaften zu wechseln. Die GTP gebundene Form wird als aktiver Zustand bezeichnet und nur dieser bindet spezifisch weitere Proteine (Effektoren), die daraufhin ebenfalls aktiviert werden, oder die Aktivierung weiterer Zielproteine vermitteln. Die Untersuchung der Interaktionen zwischen den GTPasen und den Effektoren ist gerade im Hinblick auf die Differenzierung und Transformation einer Zelle wichtig. Unter bestimmten Umständen (z. B. durch Mutationen) kann dieses regulierte Interaktionsgleichgewicht gestört werden und die Zelle entartet. In den meisten Fällen sorgen zelleigene Programme (Degradation von Proteinen, gezielte Inhibition bis hin zu Apoptose) für die Beseitigung derartiger Mißfunktionen. Einer der Ras-Effektoren ist Nore1, ein Protein mit keiner enzymatischen Aktivität. Jedoch wurde für Nore1 kürzlich eine Funktion in Apoptose gezeigt. Ziel dieser Arbeit ist die biochemische und strukturelle Charakterisierung dieses Proteins. An Anfang steht die Charakterisierung der Spezifität von Nore1, bzw. von Fragmenten von Nore1, zu verschiedenen GTPasen. Durch die Herstellung und biochemische Charakterisierung von gezielten Punktmutationen sollen die Rolle von verschiedenen Regionen des Proteins in Bezug auf die Bindung an Ras untersucht werden und einen Vergleich mit bereits charakterisierten Effektoren ermöglichen. Die biochemische und strukturelle Charakterisierung der einzelnen Proteindomänen von Nore1 ist Bestandteil dieser Arbeit. Dazu wurde mit verschiedenen Techniken (thermodynamische und spektroskopische Methoden) die mögliche Funktion einzelner Proteindomänen und deren Struktur untersucht. Dazu ist u. a. die dreidimensionale Struktur einzelner Nore1-Domänen sowohl isoliert, als auch im Komplex mit Interaktionspartner mittels Röntgenkristallographie und NMR aufzuklären. Da Nore1 keine enzymatische Aktivität aufweist, liegt die Frage nach dessen Funktion nahe. Um diese Frage in Ansätzen beantworten zu können, werden in einem Hefe-2Hybrid-Screen Interaktionspartner von Nore1 gesucht. Diese Interaktionspartner gilt es 32 dann zu charakterisieren; sowohl deren Interaktion mit Nore1 zu quantifizieren, als auch deren mögliche Rolle in einem GTPase-Nore1-Pathway zu beleuchten. Eine bereits postulierte Funktion von Nore1 als Adapterprotein innerhalb eines Pathways, welcher Apoptose einleitet, sollte durch strukturelle und theoretische Überlegungen verifiziert werden. 33 Materialien Chemikalien Alle Chemikalien wurden in höchster Reinheit von verschiedenen Firmen geliefert: Acetonitril, Acrylamid (AppliChem), Agar-Agar, Agarose (Gibco Brl, Life Technologies), Ampicillin (Angewandte Gentechnologie Systeme GmbH), APS = Ammoniumperoxidsulfat (Merck), Bradford Reagenz (Coomassie Protein Assay Plus Reagens, Pierce, USA), Bromphenolblau, BSA = Rinderserumalbumin, Chloramphenicol, Coomassie brillant blue G250 und R250 (Serva), Desoxynukleosid5’Triphosphate, Dextranblau-Lösung, DMSO = Dimethylsulfoxid, DTE = Dithioerythrol (Gerbu Biotechnik GmbH, D), EDTA = Ethylendiamin-N,N,N’,N’Tetraessigsäure-Dinatriumsalz (Gerbu Biotechnik GmbH, D), Essigsäure (Riedel-de Haën, D), Ethanol 100 %, Ethanol, Ethidiumbromid, GDP = Guanosindiphosphat (Pharma Waldorf), Glycerin, HCl, Isopropanol (J. T. Baker, NL), IPTG = Isopropyl-βD-Thiogalactopyranosid, Liciumacetat, Natriumacetat (Fluka), Natriumchlorid, Natriumhydroxid (J. T. Baker, NL), NaN3 = Natrium-Azid, PEG 3350 & 8000 = Polyethylenglycol (Fluka), PMSF = Phenylmethansulfonylfluorid, SDS = Natriumdodecylsulfat (Gerbu Biotechnik GmbH, D), Sucrose, TBA-Br = Tetrabutylammonium-Bromid), TEMED = N, N, N’, N’-Tetramethylethylendiamin (Serva), Tricin, Tris = Tris (-hydroxymethyl-) aminomethan (Roth), Triton X-100, Xylen-Cyanol, Zinkchlorid (Sigma) Enzyme Restriktionsenzyme (New England Biolabs, Schwalbach), Pfu-Polymerase (Stratagene), Taq-Polymerase, Thrombin (Serva), T4 DNA-Ligase (New England Biolabs, Schwalbach) 34 Gebrauchswaren Geräte und Materialien Gelfiltration (FPLC): Pharmacia Biotech, Säule: Superdex 75 „prep-grade“ (Amersham-Pharmacia, Freiburg) GSH-Affinitäts-Chromatographie (FPLC): Pharmacia Biotech, Säule: Sepharose Superflow (Amersham-Pharmacia, Freiburg) HPLC: Mechanischer Zellaufschluß: PCR: Protein-Aufkonzentration: Zentrifugen: Gelelektrophorese: ITC DSC Fluoreszenzspektrometer Quarzküvetten Inkubationsschüttler Rotoren Tischzentrifuge Zentrifugen Detektor Röntgenanode 110B Solvent Delivery Module, Beckman, Säule: ODS-Hypersil C-18 Ultrasphere 5 µm RP (0,4 x 25 cm) (Abimed) Nucleosin 100 C18 Vorsäule, Bischoff, Leonberg Sonifier 450, Branson Ultrasonics, Danburry, USA Biometra TRIO-Thermoblock (Göttingen) VivaSpin 10 kD, 30 kD (Millipore, USA) Beckmann, Eppendorf, Hettich Mini-Protean II (BioRad) MCS ITC Kalorimeter, MicroCal, Northhampton, Massachusetts, USA VP-DSC Microkalorimeter, MicroCal, Northhampton, Massachusetts, USA LS50B Spektrometer, Perkin Elmer und FluoroMax-II-Spektrofluorometer, Spex Industries, Inc., Edison, NJ, USA 0,5x1,0 cm Quarzküvetten, Hellma, Müllheim, Baden Multitron, Infors AG, Bottmingen, Schweiz JA10, JA12, JA30.5, Beckman, Palo Alto, USA 5410 C, Eppendorf, Hamburg JS-HC, JS-HS und Avanti J-301, Beckman, Palo Alto, USA MAR 345 Image Plate System, X-Ray Research GmbH, Norderstedt Rotating Anode von Nonius (CuKαRöntgenstrahlen, λ = 1,54179 Å) 35 Puffer und Stammlösungen Lösungen für den routinemäßigen Gebrauch wurden stets frisch angesetzt oder von einer Stammlösung frisch verdünnt. Die benötigten Chemikalien wurden den Erfordernissen gemäß in Milipore Wasser gelöst und nach Bedarf autoklaviert oder steril filtriert. Acrylamid-Stammlösung 30% Acrylamid 0,8% Bisacrylamid gebrauchsfertig bezogen von AppliChem, Darmstadt Anodenpuffer (10x) 242, 25 g Tris ad 1 l pH 8,9 (einzustellen mit HCl) Bindepuffer für GST-Pulldown 50 mM K-Phosphatpuffer, pH 7,5 100 mM KCl 10% Glycerol 0,1% Triton-X-100 BU-Salz (10x) 70 g/l Na2HPO4 7 H2O 30 g/l NaH2PO4 pH 7,0 Dextranblau 0,2 % SDS 200 mM EDTA Spatelspitze Dextranblau pH 7,0 DNA-Probenpuffer 40 % Sucrose 0,1 % Xylen-Cyanol FF 5 mM EDTA, pH 8,0 dNTP-Mix (25 mM) 100 mM dATP 100 mM dGTP 100 mM dCTP 100 mM dTTP 36 Entfärbelösung für Gele 10% Ethanol in A. dest. Färbelösung für Gele 40 % Ethanol 100 % 0,5 % Coomassie brillant blue G250 0,5 % Coomassie brillant blue R250 in A. dest. Glycerin Stock 300 µl Bakterien in Kulturmedium 700 µl Glycerin (autoklaviert) Lagerung bei –80°C GSH-Puffer: 1x Puffer X, 20 mM Glutathion (reduziert) GSH+-Puffer: 1x Puffer X, 20 mM Glutathion (reduziert), 100 mM NaCl HPLC-Puffer 32,2 g Tetrabutylammoniumbromid (TBA-Br) 57,48 g K2HPO4 93,25 g KH2PO4 0,13 g NaN3 pH 6,5 ad 10 L 7,5 %, bzw. 20% Acetonitril Kathodenpuffer (10x) 121,2 g Tris 180 g Tricin 10 g SDS 0,1 g NaN3 ad 1 l pH 8,25 Laemmli Probenpuffer (5x) 12,5 ml Puffer 1 2,5 g SDS 12,5 ml Glycerin Bromphenolblau Lachs-Spermien-DNA 9 mg/ml Ligationspuffer (10x) 600 mM Tris-HCl (pH 7,5) 80 mM MgCl2 100 mM DTT 37 Lithiumacetat (1 M) 100 mM LiAc pH 7,8 (einzustellen mit Essigsäure) steril filtrieren PBS (10x) 130 mM NaCl 7 mM Na2HPO4 4 mM NaH2PO4 PMSF (100 mM) gelöst in Ethanol Terminator-Mix (BigDyeTerminator Kit, ABI) 1,58 µM A-DyeDesoxy 47,37 µM C-DyeDesoxy 0,42 µM GdyeDesoxy 94,74 µM T-DyeDesoxy 15,79 µM dATP 15,79 µM dCTP 15,79 µM dTTP 78,95 µM dGTP 168,42 mM Tris-HCl, pH 9,0 4,21 mM Ammoniumsulfat 42,1 mM Magnesiumchlorid 0,42 U/µl AmpliTaqFS-DNA- Polymerase TAE-Puffer (50x) 242 g Tris 57,1 ml Essigsäure 100 ml EDTA 0,5 M pH 8,0 ad 1 l A. dest. TE-Puffer (10x) 100 mM Tris 50 mM EDTA pH 7,75 (einzustellen mit 25 % HCl) autoklavieren TSS-Puffer 10 % PEG 8000 5 % DMSO 50 mM MgCl2 auf gewünschtes Volumen mit LB ohne NaOH pH 6,5 auffüllen 38 Waschpuffer für GST-Pulldown 50 mM K-Phosphatpuffer, pH 7.5 100 mM KCl X-Gal 20 mg/ml in N,N-Dimethylform amid (DMF) Z-Puffer 60 mM Na2HPO4 40 mM NaH2PO4 10 mM KCl 1 mM MgSO4 PEG 3350 (50 %) 50 g PEG 3350 ad 100 ml A. dest. Puffer 1 (Two-Hybrid) 1 ml 1 M LiAc 1 ml 10 x TE 8 ml A. dest. Puffer 2 (Two-Hybrid) 1 ml 1 M LiAc 1 ml 10 x TE 8 ml 50 % PEG 3350 Puffer X (10x) 500 mM TrisHCl 50 mM MgCl2 1 mM NaN3 pH 7,4 SDS Probenpuffer (5x) (für Protein-Marker) 50 ml Tris (200 mM, pH 6,8) 15 ml Glycerin 1,2 g SDS 0,06 g Bromphenolblau 10 mM DTE Reagenzienkits „QIAprep Spin Miniprep Kit“: „QIAfilter Plasmid Midi Kit“: „QIAfilter Plasmid Maxi Kit“: „QIAquick Gel Extraction Kit“: Qiagen (Hilden) Qiagen (Hilden) Qiagen (Hilden) Qiagen (Hilden) 39 Medien, Antibiotika und Agarplatten Medien für Bakterien LB-Medium (Luria-Bertani Medium) 1% Trypton 0,5% Hefeextrakt 0,5% NaCl pH 7,5 mit NaOH Das Medium wurde mit A. dest. aufgefüllt und autoklaviert und bei 4°C gelagert. Antibiotika werden bis zur gewünschten Endkonzentration (100 µg/ml Ampicillin, 50 µg/ml Kanamycin oder 25 µg/ml Chloramphenicol) nach Sterilfiltration nach dem Autoklavieren hinzugegeben. LB-Agar Medium LB-Medium 1,5% Agar TB-Medium (Terrific Broth) 1,2% Bacto-Trypton 2,4% Bacto-Hefe-Extrakt 0,4% Glycerin 17 mM KH2PO4 72 mM K2HPO4 Standard-I-Medium: 25 g/l Standard-Fertigmedium (Merck, Darmstadt) Minimalmedium für Seleo-L-Methionin Kultur 28/5 g/l K2HPO4 8/5 g/l KH2PO4 4/5 g/l (NH4)2SO4 1/5 g/l Na Citrat 40 0,4/5 g/l MgSO4-7H2O 32 mM Glucose 32 mg/l Thiamin 32 mg/l Thymin 50 mg/l Seleno-L-Methionin 200 ml Aminosäurelösung Aminosäurelösung (pH 7,5) je 0,2 g/l je 0,5 g/l Alanin Arginin Asparagin Cystein Glutaminsäure Glycin Histidin Prolin Serin Tryptophan Tyrosin Glutamin Asparaginsäure Isoleucin Leucin Lysin Phenylalanin Threonin Valin Medien für Hefen YPD-Medium (Vollmedium) 20 g/l BactoPeptonE 10 g/l Hefeextrakt 2% Glucose 18 g/l Agar (bei festem Nährmedium) pH 5,8 YPDAD-Medium 41 YPD-Medium 0,1 g/l Adenin Minimalmedium 1,2 g/l Hefe-Nitrogen-Extrakt ohne Aminosäuren oder Ammoniumsulfat 5 g/l Ammoniumsulfat 10 g/l Succinat 6 g/l NaOH 40 ml/l 50% Glucose 1fach konzentrierte Mangel-Nährlösung Mangel-Nährlösung je 0,1 g/l je 0,05 g/l Adenin L-Arginin L-Cystein L-Leucin L-Lysin L-Threonin L-Tryptophan Uracil L-Asparaginsäure L-Histidin L-Isoleucin L-Methionin L-Phenylalanin L-Prolin L-Serin L-Tyrosin L-Valin Hefeselektionsmedium UTLMinimalmedium ohne Uracil, Tryptophan und Leucin Hefeselektionsmedium UTLyMinimalmedium ohne Uracil, Tryptophan und Lysin 42 Hefeselektionsmedium THULLyMinimalmedium ohne Uracil, Tryptophan, Leucin, Lysin und Histidin 10-25 mM 3-Amino-1,2,4-Triazol (3-AT) Antibiotika Von den verwendeten Antibiotika wurden Stammlösungen angelegt, steril filtriert und bei –20°C gelagert. Die gewünschten Antibiotika wurden den Medien erst nach dem Autoklavieren zugegeben. Stammlösung Ampicillin (Amp) gelöst in 100 mg/ml H2O Endkonzentration 100 µg/ml Chloramphenicol (Cam) 10 mg/ml Isopropanol 25 µg/ml Kanamycin (Kan) 25 mg/ml H2O 50 µg/ml X-Gal-Agarplatten Zur Herstellung von X-Gal-Platten (Blau-Weiß-Selektion) wurden dem THULLyMedium Agar, X-Gal (80 mg/l) und BU-Salz (1x) in entsprechenden Konzentrationen zugegeben und in Petrischalen gegossen. Die Platten wurden bei 4°C gelagert. Das BUSalz sorgt dafür, daß das Medium einen pH von 7,0 konstant hält; dies ist der optimale pH-Wert für die β-Galactosidase. Daneben liefert es das nötige Phosphat für den Galactosidase Assay. Verwendete Bakterien- und Hefestämme, Vektoren, Oligonukleotide, Bibliotheken und Datenbanken Bakterien- und Hefestämme Aufbewahrung und Amplifikation von Plasmid-DNA erfolgte in Bakterien (TG1). Zur Protein-Expression wurden verschiedenen im folgenden Aufgeführte Bakterienstämme verwendet. BL21(DE3) Escherichia coli F-, ompT, hsdSB(rB- mB-), dcm, gal (λcIts857, ind1, Sam7, nin5, lacUV5-T7 gene1) (DE3) Studier, 1986 43 TG1 XL1-Blue L40 Escherichia coli K12, ∆(lac-pro), supE, thi, hsd∆5, [F-, traD36, proAB+, lacIq, lacZ∆M15] Gibson, 1984 Escherichia coli recA1 endA1 gyrA96 thi-1 hsdR17 supE44 relA1 lac [F’ proAB lacIqZ∆M15 Tn10 (Tetr)] Stratagene Saccharomyces cerevisiae MATa, trp1-901, leu, leu2-3, his3-200, 112 ade2 Lys2::(lexAop) 4-HIS3 URA::(lexAop)8-lacZ GAL4 gal80 Vojtek, 1993 Vektoren Plasmid Größe in kb Charakteristika pBTM116 ~5,6 Klonierungsvektor, Shuttle-Vektor, AmpResistenz, Köderplasmid pBTM116* ~5,6 Klonierungsvektor, Resistenz Shuttle-Vektor, Cam- pVP16 3,3 Klonierungsvektor, Shuttle-Vektor, Resistenz, Beuteplasmid Amp- pGEX2T, 4T1, 4T3 4,9 Klonierungs- und Transkriptionsvektor, GSTTag, Thrombin-Erkennungsstelle, lacIq-Gen Synthetische Oligonukleotide Alle verwendeten Oligonukleotide wurden von der Firma MWG Biotech (Ebersberg) in einer Konzentration von 100 pmol/µl hergestellt. Die Sequenzen sind im Anhang aufgeführt. 44 Datenbanken und Software Nukleotid- und Proteinsequenzen wurden mit den Sequenzdatenbanken Genbank (http://www.ncbi.nlm.nih.gov) und EMBL (http://www.ebi.ac.uk) mit Hilfe des BLAST-Programms (Altschul et al., 1990) analysiert. Strukturelle- und funktionelle Motive von Proteinen wurden mit dem Programm SMART (Simple Modular Architecture Research Tool; http://SMART.embl-heidelberg.de); (Schultz et al., 2000)) analysiert. Sekundärstrukturvorhersagen wurden mit dem PSORT II-Programm (http://psort.nibb.ac.jp/psort/helpwww2.html) oder mit dem Prosite-Programm (http://isrec.isb-sib.ch/software/PFSCAN_form.html) durchgeführt. 45 Molekularbiologische Methoden Isolierung von Nukleinsäuren Maxi-/Minipräparation von Plasmid-DNA aus Bakterien Zur Isolation hochreiner Plasmid-DNA werden die Präparationskits der Firma Qiagen (Hilden) verwendet. Die Zellen werden dazu unter alkalischen Bedingungen lysiert und die DNA dabei über eine Säule affinitätschromatographisch aufgereinigt. Die Aufarbeitung erfolgt nach dem Protokoll des Herstellers. Die mit dieser Methode isolierte Plasmid-DNA kann u.a. für die Transformation in Bakterien oder Hefen, Restriktionsanalysen, Hybridisierungsexperimente, zur Subklonierung oder Sequenzierung eingesetzt werden. Es werden die Kits für Mini- und Maxi-Präparationen verwendet. Isolierung von Plasmid-DNA aus Hefen Bei den Hefen wurde analog zu den Bakterien mit den Präparationskits der Firma Qiagen (Hilden) vorgegangen. Hierbei wurden die Hefen mit dem Lysepuffer des Kits zusammen mit Glaskugeln mechanisch aufgeschlossen. Die Aufarbeitung der PlasmidDNA erfolgte dann nach dem Protokoll des Herstellers. Konzentrationsbestimmung von DNA Die Konzentration von Nukleinsäuren wird mit einem Spektralphotometer (Pharmacia Biotech, Schweden) bestimmt. Nach Abgleichen der Nullwerte kann das Absoptionsmaximum der Nukleinsäuren (bei 280 nm) bestimmt werden. Gleichzeitig können Verunreinigungen durch Proteine (bei 280 nm) bzw. Salze (bei 230 nm) gemessen werden. Die Berechnung der Nukleinsäurekonzentration wird nachfolgender Formel durchgeführt: c [µg/µl] = (E260-E320) ⋅ f ⋅ c’ E f c’ = Extinktion = Verdünnungsfaktor = nukleinsäurespezifischer Koefizient in µg/µl für dsDNA: c’ = 0,05 µg/µl für ssDNA: c’ = 0,025 µg/µl Der Quotient E260/E280 ist ein Maß für die Reinheit der DNA und sollte 2,0 ± 0,2 betragen. 46 Enzymatische Modifikation von DNA: Klonierungstechniken Restriktionsenzymatische Spaltung von DNA Die Spaltung von DNA durch Restriktionsendonukleasen wird in einem Volumen von mindestens 30 µl bei der enzymspezifischen Temperatur für 3-16 h im enzymspezifischen Reaktionspuffer durchgeführt, wobei pro µg DNA 5-10 U des jeweiligen Restriktionsenzyms eingesetzt werden. Es kann bei entsprechender Wahl auch ein Doppelverdau (zwei Restriktionsenzyme) angesetzt werden. Dabei ist der Puffer für diese Restriktion entsprechend der Empfehlung des Herstellers zu wählen. Anschließend wird die DNA gelelektrophoretisch aufgereinigt und in Wasser gelöst bei –20°C gelagert. Desphosphorylierung von Plasmid-DNA Um eine Religation von Plasmid-DNA, die nur mit einem Enzym geschnitten wird, während einer nachfolgenden Ligation zu verhindern, wird das Plasmid dephosphoryliert. Dazu wird nach der Restriktionsspaltung 1 U alkalische Phophatase direkt zum Verdauungsansatz gegeben. Nach einer einstündigen Inkubation bei 37°C wird die dephosphorylierte DNA durch eine Agarose-Gelelektrophorese aufgereinigt und in Wasser gelöst bei –20°C aufbewahrt. Ligation eines DNA-Inserts in einen Plasmid-Vektor Die geschnittenen, isolierten und gegebenenfalls dephosphorylierten DNA-Fragmente konnten direkt in die komplementären Restriktionsschnittstellen des Plasmid-Vektors ligiert werden. Der Ansatz wurde entweder für 3 Stunden bei 37°C oder bei 16°C üN inkubiert. Ligationsansatz: 30-120 ng DNA-Insert 30 ng Plasmid-DNA 2 µl 10x Ligationspuffer 1 µl T4-DNA-Ligase (5 U/µl) ad 20 µl H2O Darstellung kompetenter Bakterien Zur Herstellung kompetenter E. coli Zellen nach der MgCl2-Methode nach (Chung et al., 1989) werden 100 ml LB-Flüssigmedium, dessen pH nicht mit NaOH justiert wurde, mit 1 ml einer Vorkultur ( >16 h bei 37°C) inokuliert und bei 37°C, 180 UpM bis zu einer OD600 = 0,5 ± 0,05 inkubiert. Nach Abkühlung der Kultur für mind. 20 min 47 auf Eis werden die Zellen bei 12000 g und 4°C für 5 min sedimentiert, in 10 ml eisgekühltem TSS-Puffer resuspendiert und mit 1,5 ml Glycerin versetzt. Aliquots von maximal 300 µl werden in flüssigem Stickstoff schockgefroren und bei –80°C gelagert. Darstellung kompetenter Hefen Zur Herstellung kompetenter S. cerevisiae L40 werden 5 ml YPD-Medium mit einer Kolonie L40 inokuliert, üN bei 30°C, 180 UpM inkubiert und am folgenden Tag auf 50 ml YPD-Medium verdünnt. Nach weiteren 3 Stunden bei 30°C wurden die Zellen bei 1000 g sedimentiert, einmal in 9 ml Lithiumacetat-Lösung (100 mM Lithiumacetat in TE-Puffer) gewaschen und abschließend in 1 ml Lithiumacetat-Lösung resuspendiert (Schiestl und Gietz, 1989). Die nun kompetenten Zellen wurden sofort für Transformationen weiterverarbeitet. Transformation von Bakterien Für die Transformation der Bakterien mit Plasmiden läßt man die kompetenten Zellen zunächst langsam auf Eis auftauen. Danach wird entweder ein kompletter Ligationsansatz oder 1-2 µl einer DNA-Minipräparation mit 100 µl der kompetenten Bakterien gemischt und für 30-60 min auf Eis inkubiert. Es folgt ein Hitzeschock des Ansatzes für 60 s bei 42°C. Nach 2 min Inkubation auf Eis wird der Transformationsansatz mit 1 ml LB-Medium versetzt und für 15-30 min bei 37°C inkubiert. 100 µl dieser Zellsuspension werden auf Platten mit LB Festmedium mit geeignetem Antibiotikum ausgestrichen. Die verbleibenden Zellen werden in ca. 60 s bei 14.000 UpM (Tischzentrifuge) zentrifugiert und in 100 µl des Überstandes resuspendiert und ebenfalls auf eine weitere Platte ausgestrichen. Inkubation der Agarmedien bei 37°C üN. Transformation von Hefen Für die Transformation der Hefen mit Plasmiden werden die kompetenten Hefen stets frisch hergestellt. Transformation im kleinen Ansatz 100 µl kompetente Hefen wurden mit 10 µl (100 µg) Lachs-Sperma DNA (Sigma, Typ III) und 1 µg Plasmid-DNA (Köder- und Bank-Plasmid, nach Schiestl (1989)) gemischt. Nach Zugabe von 600 µl Puffer 2 wurde der Ansatz für 30 min bei 180 UpM bei 30°C belassen. Anschließend wurden 70 µl DMSO hinzugefügt und weitere 20 min bei 42°C (Hitzeschock) ohne Schütteln belassen. Die Zellen wurden hiernach für 2 min auf Eis gelagert und fü 3 min bei voller Leistung in der Tischzentrifuge sedimentiert. Das Sediment wurde in 200 µl 1x TE Puffer resupsendiert und je 100 µl auf UTL- (zur Bestimmung der Transformationseffizienz) und THULLy-Platten (Interaktionsstudie) ausgestrichen. Die Platten wurden für 2-3 Tage bei 30°C inkubiert. 48 Transformation im großen Ansatz Um eine möglichst große Transformationseffizienz zu erreichen, wurde für den Screen zuerst das Köderplasmid vortransformiert und anschließend die cDNA-Bank. Dazu wurden kompetente Hefen analog wie im kleinen Ansatz nur mit dem Köderplasmid transformiert und auf UTLy-Platten ausgestrichen. Von den gewachsenenKolonien wurde eine Kolonie in 10 ml UTLy-Medium resupsendiert und üN bei 30°C, 180 UpM inkubiert. Diese wurde am nächsten Tag auf 100 ml UTLy-Medium verdünnt und ebenfalls üB bei 30°C, 180 UpM inkubiert. 1000 ml YPAD-Medium wurde bis zu einer OD600 von 0,2-0,3 mit der 100 ml UTLy-Kultur versetzt und für weitere 4 h bei 30°C, 180 UpM inkubiert. anschließend wurden die Hefen bei 1000xg in 10 min sedimentiert und einmal mit 400 ml TE-Puffer und einmal mit 30 ml Puffer 1 gewaschen und erneut sedimentiert und abschließend in 8 ml Puffer 1 resuspendiert. Danach erfolgte eine abschließende Inkubation bei RT für mindestens 10 min. Für die Transformation wurden dann zu den 8 ml 2 mg Lachs-Sperma DNA, 1 mg embryonale Mausbank cDNA und 25 ml Puffer 2 gegeben und analog wie bei dem kleinen Ansatz verfahren. Nach Zugabe von 3,3 ml DMSO erfolgte bei 42°C für 20 min der Hitzeschock. Die abschließend sedimentierten Hefen (1000xg, 10 min, RT) wurden in YPD-Medium aufgenommen und 1 h bei 30°C, 180 UpM regeneriert. Die Zellen wurden nach Sedimentation in 30 ml TE-Puffer resuspendiert und in 300 µl Aliquots auf THULLy-Platten (∅ 160 mm) ausgestrichen. Elektrophorese von Nukleinsäuren Gelelektrophorese von DNA Es wurden für die Aufreinigung von PCR-Produkten 1-1,5% Agarosegele verwendet, für die Aufreinigung von Plasmid-DNA wurden 0,7-1% Agarosegele verwendet. Die Agarose wurde stets in 1x TAE-Puffer in der Mikrowelle aufgelöst. Die DNA wurde mit DNA-Probenpuffer versetzt und bei konstanter Voltzahl (5 V/cm) im Gel aufgereinigt. Sichtbarmachung der DNA erfolgte durch 5-10 min Schütteln in Ethidiumbromidlösung (6,25 µg/ml in TAE-Puffer) und anschließender Betrachtung bei UV-Licht (320 nm). Größenstandards Um die Größe der DNA-Fragmente bei der Gelelektrophorese bestimmen zu können, wurde parallel zu den DNA-Proben der 1 kb DNA Ladder-Längenstandard der Firma Gibco BRL (Karlsruhe) auf das Elektrophoresegel aufgetragen. 49 Isolierung von DNA-Fragmenten aus Agarosegelen Die Isolierung der DNA aus Agarosegelen erfolgte mit dem QIAquick Gel Extraction Kit der Firma Qiagen (Hilden) nach Angaben des Herstellers. Die DNA wurde stets in sterilem Wasser gelöst und bei –20°C gelagert. Methoden der Polymerase Ketten Reaktion (PCR) PCR an Plasmid-DNA Standard-PCR Die Standard-PCR diente der in vitro Amplifikation linearisierter DNA (Mullis und Faloona, 1987; Saiki et al., 1985) für Subklonierungen, wobei sowohl neue Restriktionsstellen eingeführt als auch verkürzte Genfragmente erzeugt wurden. Die Methode wurde nach folgendem Reaktionsansatz (100 µl Gesamtvolumen) durchgeführt: 30–500 ng Template DNA 1 µl 5’-Primer (sense) (100 µM) 1 µl 3’-Primer (anti-sense) (100 µM) 2 µl dNTP-Mix 10 µl DMSO 10 µl 10x Pfu-Polymerase Puffer 1 µl Pfu-Polymerase (Clonetech) Der Ansatz wurde für 30-40 Zyklen in einem Thermocycler mit folgendem Programm belassen: 94°C 120 s Denaturierung 50°C 60 s Hybridisierung 72°C 60 s Elongation Vor Beginn wurden die Proben 2 min lang bei 94°C denaturiert. Nach Beendigung der gewünschten Zyklen schloß sich ein letzter Elongationsschritt von 5 min bei 72°C an. Der gesamte Ansatz wurde anschließend gelelektrophoretisch aufgearbeitet. 50 Mini-PCR Zur raschen Identifizierung erfolgreich transformierter E. coli Kolonien wurden ganze Zellen als Template in einer verkürzten Standard-PCR (20-25 Zyklen) eingesetzt. Dazu wurden Teile ausgewählter Kolonien für 2 min in der Mikrowelle aufgeschlossen. Nach Zugabe von 50 µl des Reaktionsgemisches erfolgte die PCR mit demselben Programm wie für die Standard-PCR. Anschließend wurden die Ansätze gelelektrophoretisch analysiert. Der restliche Teil der verwendeten Kolonien wurde in Minikulturen inokuliert. Reaktionsansatz für 50 µl 39 µl H2O 0,02 µl 1 µl 5’-Primer (sense) (100 µM) 0,02 µl 3’-Primer (anti-sense) (100 µM) 5 µl 10x PCR-Puffer 5 µl Q-Solution 0,1 µl dNTP-Mix 0,02 µl Taq-Polymerase (Qiagen) Ortspezifische Mutagenese Die Substitution einzelner Aminosäuren erfolgt auf DNA-Ebene mittels ortsspezifischer Mutagenese nach dem „QuikChange“-Protokoll der Firma Stratagene (Amsterdam, Niederlande). Bei dieser Methode wird zirkuläre, als Vorlage (Template) dienende Plasmid-DNA mittels zweier mutagener komplementärer Oligonukleotide in einer einzelnen PCR-Reaktion amplifiziert. Die als Vorlage dienende Plasmid-DNA ist methyliert und kann mit der methylierungsabhängigen Restriktionsendonuklease Dpn I degradiert werden. Die neu synthetisierten, die gewünschte Mutation enthaltene DNA ist nicht methyliert und kann anschließend in E. coli transformiert werden. Die Durchführung erfolgt nach den Angeben des Herstellers: Ein einzelner 50 µl Ansatz enthält 5 µl 10x Reaktionspuffer, 5 µl DMSO, 5-50 ng Plasmid-DNA, je 125 ng 5’- und 3’-Primer, 1 µl dNTP-Lösung, 1 µl Pfu-Polymerase („Turbo-Pfu“, Stratagene). Das PCR-Programm besteht aus einem initialen Denaturierungsschritt bei 95°C (30 s) und 18 Zyklen mit je 30 s Denaturierung bei 95°C, 60 s Hybridisierung bei 55°C und 120s/kb Plasmidlänge Elongation bei 68°C. Der Ansatz wird anschließend mit 10 U Dpn I für 60 Minuten bei 37°C inkubiert und anschließend in E. coli TG1 transformiert. Mutageneseansatz: 5 µl 10x Pfu Puffer 5 µl DMSO 5-50 ng Template-Plasmid-DNA 125 ng 5’-Primer (sense) 125 ng 3’-Primer (anti-sense) 51 100 nM dNTP-Mix 1 µl Turbo-Pfu DNA-Polymerase 34,5 µl H2O Sequenzieranalyse Die Sequenzierung wurde modifiziert nach dem Kettenabbruchverfahren von Sanger et al. (1977) durchgeführt. Die Methode beruht auf dem Prinzip der durch den Einbau von (fluoreszenzmarkieren) Didesoxynukleotiden statistisch unterbrochenen DNANeusynthese. Für die Sequenzierungs-PCR wurde die Dye Terminator Cycle Sequencing Methode (Perkin Elmer) angewendet. Dazu wurde das Protokoll des BigDyeTerminator Kits (ABI) befolgt. 0,5-1 µg Plasmid-DNA wurden jeweils zusammen mit 5 pmol eines geeigneten Oligonukleotids für die Sequenzierungs-PCR eingesetzt. Die Kettenabbruchreaktion wurde als PCR in einem Thermocycler durchgeführt. Nach Denaturierung bei 96°C (2 min) wurden die Proben für 25 Zyklen folgendem Programm unterzogen: 96°C 30 s Denaturierung 50°C 15 s Hybridisierung 60°C 4 min Elongation Nach der PCR wurde die DNA mit 2,5x Ethanol und 1/10 Vol. 3 M NaAc, pH 4,7 gefällt und erneut mit 70%igem Ethanol gewaschen. Zur Sichtbarmachung der gefällten DNA wurde 1 µg Dextranblau der Mischung beigegeben. Die gefällte DNA wurde abschließend in 20 µl 10% Formamid in A. dest. aufgenommen und in einem Kapillarelektrophoresegerät der Firma ABI aufgearbeitet. Die Chromatogramme wurden anschließend mit dem dem Gerät beiliegenden Software Paket ausgewertet. Gelretardationsassay (Gelshift) Zur Überprüfung, ob ein Protein DNA bindet, wurde das Protein in einer konstanten Konzentration mit ansteigenden DNA-Mengen versetzt, in Hybridisierungspuffer 1 h bei 4°C inkubiert und auf einem 1, bzw. 2%igen Agarosegel aufgetrennt und durch Ethidiumbromid unter UV-Licht sichtbar gemacht. Die Elektrophorese dauerte typischerweise 2 h bei konstanter Spannung (100 V). Bei Interaktion zwischen dem Protein und DNA zeigt die komplexierte DNA ein anderes Laufverhalten als die freie DNA. 52 Proteinbiochemische Techniken Expression Expression von Proteinen wurden im Bakterienstamm BL21 durchgeführt. Eine 100200 ml Vorkultur in LB-Medium mit entsprechendem Antibiotikum wird üN bei 37°C inkubiert. Diese wird dann auf die gewünschte Menge TB-Medium mit entsprechendem Antibiotikum gegeben. Diese wird dann bei 37°C bis zu einer OD600 von ca. 0,7 herangezogen (ca. 4 Stunden, bei vorgewärmten Medium). Die Induktion mit IPTG (Endkonzentration 0,1 mM) erfolgte je nach Protein bei 15, 23 oder 30°C für mindestens 18 Stunden. Dabei war darauf zu achten, daß das Medium mit den Bakterien gut mit Luftsauerstoff in Berührung kommt, um eine anaerobe Vermehrung zu vermeiden (typischerweise wurden die Kulturen bei 150-180 UpM geschüttelt). Die Bakterien wurden anschließend bei 8.000 rpm abzentrifugiert. Die Bakterien können bei –80°C gelagert werden. Präparation von Proteinen Zellaufschluß Der Proteinreinigung vorangestellt ist der Zellaufschluß, wobei die löslichen Proteine aus dem Cytosol der Bakterien mechanisch oder chemisch befreit werden. Dazu wurden drei unterschiedliche Methoden angewandt. Zellaufschluß enzymatisch Hierbei wurde die oben erhaltene Zellpaste in Puffer X (150 ml Puffer pro Sediment aus 10 l Kultur) aufgenommen und mit 100 mg Lysozym pro 100 ml Zellsuspension 30 min. lang bei Raumtemperatur gerührt; man beobachtete eine Erhöhung der Viskosität. Weiteres Rühren bei 4°C für 30 min. unter Zugabe von 3,5 ml NaDeoxycholat (6%) pro 150 ml Suspension lieferte eine gallertartige Masse. Eine Zugabe von 15 mg DNAse I pro 300 ml Zellsuspension für 30 min. bei 4°C überführt die gallertartige Masse wieder in einen flüssigeren Zustand durch Hydrolyse chromosomaler DNA (Tucker et al., 1986; leicht modifiziert). Diese Lösung wird dann in der Ultrazentrifuge bei 45000 UpM in einem TI 45 Rotor 45 min. zentrifugiert und von Zelltrümmern befreit. Der rötlich-braune Überstand enthielt das gelöste Protein, das Sediment wurde verworfen. Zellaufschluß im Fluidizer Bei dieser Methode werden die Zellen mit Druck durch eine sehr dünne Düse gepreßt, dabei scheren sie aneinander und platzen auf. Hierbei ist besonders darauf zu achten, daß die Düse gut gekühlt wird, da sonst eine starke Temperaturerhöhung zu beobachten ist. Diese würde die Proteine zerstören. Die Zellpaste wurde wie oben beschrieben in Puffer X aufgenommen und durch den Fluidizer gegeben. Die erhaltene Lösung wurde ebenfalls wie oben beschrieben zentrifugiert. 53 Diese Methode hat den Vorteil, daß sie sehr schnell durchzuführen ist; jedoch kann eine Temperaturerhöhung schnell stattfinden und Scherkräfte die Proteine schädigen. Zellaufschluß mit Ultraschall Bei dieser Methode werden die Zellen in entsprechendem Puffer resuspendiert und im Ultraschall in Intervallen von (je nach Dichte der Zellen) 10 – 15 mal je eine Minute lang aufgeschlossen. Auch hier ist eine Temperaturerhöhung durch zu langes Behandeln mit Ultraschall zu vermeiden. Die Zellsuspension wird auf Eis gehalten. Anschließend wird das Zellysat durch Zentrifugation von Zelltrümmern befreit. Proteinreinigung und Chromatographie (FPLC) Bei der Aufreinigung der Proteine (Tucker et al., 1986) wurden verschiedene Säulenmaterialien verwendet. Q-Sepharose Anionenaustausch-Chromatographie Nach Zellaufschluß wurden die Proteine zuerst nach Ladungen getrennt. Dazu wurde eine Q-Sepharose Fast Flow Säule (QAE-Sepharose, Diethyl-(2-hydroxypropyl)ammonioethyl-Sepharose) verwendet. Hierbei handelt es sich um einen starken Anionenaustauscher. Als funktionelle Gruppen dienen quartäre Amine, die an einer quervernetzten Agarosematrix immobilisiert sind. An diesen Aminen binden dann netto negativ geladenen Proteine. Die netto positiv geladenen und z. T. auch nicht geladenen Bestandteile des Zellaufschlusses verlassen die Säule während der Waschschritte (ca. 2 Säulenvolumen mit Puffer X + 0,2 g/l DTE). Die an der Säule gebundenen Proteine wurden dann mittels eines NaCl-Gradienten von 0 mM bis 300 mM (in 0,5x Puffer X + 0,2 g/l DTE) von der Säule eluiert. Dies hat ebenfalls einen trennenden Effekt, da nicht alle Proteine mit der gleichen Stärke an die Säule gebunden sind. So werden schwach gebundene Proteine bei einer NaCl-Konzentration ab 50 mM NaCl bereits eluiert. Andere, fester gebundene Proteine eluieren erst bei höherem Salzgehalt. Die Elution wurde bei 280 nm photometrisch verfolgt. Eine angeschlossene Leitfähigkeitsmeßzelle mißt den Salzgehalt und somit den Salzgradienten. Die proteinhaltigen Fraktionen wurden mittels PAGE (s. weiter unten) untersucht. Die Fraktionen mit dem gewünschten Protein wurden vereinigt und in einer Amiconkonzentrationszelle, bzw. VivaSpin/Amicon Ultra (s. weiter unten) unter Stickstoffdruck konzentriert und der Proteingehalt bestimmt. Superdex 75 Gelfiltration Hierbei handelt es sich um eine mit Puffer X equilibrierte Gelfiltrationssäule. Das Fast Flow Säulenmaterial besteht aus hochvernetzter Agarose mit kovalent gebundenem Dextran. Kleinere Moleküle können beim Passieren dieses Netzes in die Poren der Matrix eindringen. Sie werden länger zurückgehalten als größere Moleküle und dadurch erst bei einem größeren Elutionsvolumen eluiert. Die Trennung erfolgt also nach Molekülgröße und Molekülform und somit in etwa nach der Molekülmasse. Die Säule wurde mit mindestens zwei Säulenvolmen equilibriert. 54 Aufgetragen wurde stets eine vorgereinigte und konzentrierte Proteinprobe. Die Elution wurde bei 280 nm photometrisch verfolgt. Ausgewählte Fraktionen wurden mittels PAGE überprüft. Ausgewählte Fraktionen werden vereinigt und konzentriert. Die konzentrierte Proteinlösung kann schockgefroren bei –80°C gelagert werden. Konzentrationsbestimmung von Proteinen Die Proteinkonzentration wurde nach der Methode von Bradford et al. (1976) mit Hilfe des Coomassie Plus (Pierce), bzw. Coomassie Protein Assay Reagent (Uptima) bestimmt. Der dem Assay zugrundeliegende Farbstoff Coomassie ändert sein Absorptionsverhalten bei 595 nm linear zur Proteinkonzentration im Bereich zwischen OD595 0,2 und 0,7. Durch Kalibrierung mit einer Konzentrationsreihe mit dem mitgelieferten Rinderserumalbumin konnte die Proteinkonzentration aus der Kalibriergerade ermittelt werden. Die Messungen wurden in 1,5 ml EinmalKunstoffküvetten durchgeführt. Je Probe wurden 3 unabhängige Messungen durchgeführt und die Ergebnisse gemittelt. Elektrophorese von Proteinen Polyacrylamidgel-Elektrophorese (PAGE) Zur Analyse der Reinheit einer Proteinlösung wurde die diskontinuierliche PAGE durchgeführt (Laemmli, 1970; Schagger und Vonjagow, 1987). Die Denaturierung der Proteine mit SDS bewirkt eine einheitliche negative Ladung entlang der Aminosäurekette. Dadurch kann eine Auftrennung nach dem Molekulargewicht im elektrischen Feld erfolgen. Sämtliche elektrophoretischen Analysen wurden in einem BioRad Mini-Protean II System durchgeführt. Dabei wurden 5% (w/v) Acrylamid (Sammelgel) und 15% (w/v) Acrylamid (Trenngel) unter reduzierenden Bedingungen (Laemmli, 1970) bei konstantem Stromfluß (54 mA) verwendet. Die jeweiligen Proben wurden durch Erhitzen bei 95°C für 5 min in Probenpuffer reduziert. Ein anschließendes Lagern auf Eis verhinderte eine Reformation der Sekundärstruktur. Die Dauer der Elektrophorese dauerte gewöhnlich zwischen 30 und 60 min. Transfer von Proteinen (Semidry Blot) Proteine wurden standardmäßig nach einer gelelektrophoretischen Auftrennung auf eine PVDF-Membran (Boehringer, Mannheim) transferiert. Hierzu wurden 6 Filterpapierte (Whatman) sowie die PVDF-Membran in der Größe des Trenngels zurecht geschnitten. Für den semidry blot wurden die Graphitplatten der Transferapparatur mit Wasser benetzt. Drei Filterpapiere wurden in Transferpuffer getränkt und luftblasenfrei auf die Anodenplatte aufgelegt. Die PVDF-Membran wurde in Methanol für eine Minute aktiviert und kurz mit Wasser gewaschen und in Transferpuffer gelegt. Anschließend wurde die Membran auf die Filterpapiere gelegt. Das Trenngel wurde vorsichtig auf der 55 Membran plaziert. 3 weitere Filterpapiere wurden ebenfalls mit Transferpuffer getränkt und auf das Gel gelegt. Nach Aufbringen der Kathodenplatte erfolgte der Transfer für 20 min bei 0,8 mA/cm2. Nach dem Transfer wurde die Membran mit einem monoklonalen Antikörper bzw. polyklonalen Antiserum (peroxidasekonjugiert) umgesetzt. Die Detektion erfolgte mit einem ECL-Kit nach Angaben des Herstellers. Färbung von Polyacrylamidgelen Polyacrylamidgele wurden standardmäßig mit Coomassie Brilliant Blue G250 und R250 gefärbt. Die Gele wurden nach der Elektrophorese in Färbelösung gelegt und nach Aufkochen in der Mikrowelle für 5-10 min unter Schwenken gefärbt. Entfärbt wurden die Gele mit Leitungswasser. Die Gele wurden in Wasser in der Mikrowelle aufgekocht und mit Ethanol bis zu einer Endkonzentration von 10% versetzt. Unter leichtem Schütteln wurde für ca. 20 min entfärbt. Nukleotidchemische Methoden Nukleotidaustausch Die Dissoziationsrate des Nukleotids ist abhängig von der Konzentration an Magnesiumionen. In Gegenwart von Magnesium bindet das Nukleotid sehr viel stärker an das Protein (Tucker et al., 1986). Das gebundene Nukleotid wird durch Zugabe von 20 mM EDTA, 200 mM Ammoniumsulfat und Überschuß (meist 50 bis 100fach) eines anderen Nukleotids ausgetauscht. Dabei wird das Magnesiumion von EDTA komplexiert und die Dissoziation des Nukleotids begünstigt, was den Austausch der Nukleotide beschleunigt. Der Vorteil dieser Methode liegt in der recht einfachen Durchführbarkeit. Der Nachteil ist, daß sehr viel des Ziel-Nukleotids eingesetzt werden muß. Dies kann besonders bei schwer synthetisierbaren Nukleotidanaloga o. ä. sehr nachteilig sein. Bei einer anderen Methode hydrolysiert man das gebundene Nukleotid durch Zugabe von alkalischer Phosphatase (AP). Diesen Verdau unternimmt man in Ammoniumsulfat (ca. 20 mM), der ein Abdissoziieren des Nukleotids fördert. Das abdissoziierte Nukleotid wird daraufhin von der AP hydrolysiert, wobei die Bindungsaffinität des Nukleotids zum Protein abnimmt (GTP > GDP > GMP > Guanosin). Neu hinzugegebenes Nukleotid hat im Gegensatz zum GMP nun eine viel höhere Affinität und wird somit bevorzugt gebunden. Soll ein Nukleotid durch ein ebenfalls von AP hydrolysierbares Nukleotid ausgetauscht werden, so hydrolysiert man das erste Nukleotid, reinigt das nukleotidfreie Protein von der AP (über sogenannte NAP5 oder PD10 Säulen) und fügt das neue Nukleotid hinzu. Bei Nukleotiden, die nur schwer oder gar nicht von AP hydrolysiert werden können (z. B. GppNHp, mGppNHp oder cagedGTP), gibt man sowohl AP als auch das neue Nukleotid zum Ansatz hinzu. Die Dauer der Hydrolyse richtet sich nach der Temperatur und Menge der eingesetzten AP. Bei 5 U AP pro mg Protein ist die Hydrolyse bei Raumtemperatur bereits nach 2 bis 3 Stunden abgeschlossen, bei 4°C hingegen nach 12 Stunden. 56 EDTA-Methode 50 mM Tris/HCl 10 mM EDTA 50 – 100 fach GppNHp Phosphatase-Methode 3-5 U/(mg Protein) AP 20 mM Ammoniumsulfat enthält 0,1 mM ZnCl2 2-5 fach GppNHp 3 h, 25°C 12 h (über Nacht), 4°C 3 h, 25°C HPLC-Analyse von Nukleotiden Um den Nukleotidaustausch qualitativ und quantitativ zu überprüfen, wurde eine „reversed phase“ HPLC verwendet. Das Prinzip dieser Chromatographie beruht auf der Wechselwirkung einer mobilen polaren Phase (Puffer und Nukleotide, gebunden an den Proteinen) und einer stationären Phase (hydrophobe Säulenmatrix). Durch Anlagerung positiv geladener Tetrabutylammoniumionen (HPLC-Puffer) werden die negativ geladenen Phosphatgruppen der Nukleotide maskiert (Ionenpaarbildung). Die Anwesenheit von Acetonitril im Puffer erhöht die Hydrophobizität der Phosphatgruppen. Unter diesen Bedingungen können die zu analysierenden Nukleotide mit der stationären Phase wechselwirken. Die Retentionszeit nimmt mit steigender Zahl der Phosphatgruppen zu. Um quantitativ arbeiten zu können, muß zuvor eine Kalibrierung mit definierten Nukleotiden vorgenommen werden. Die zu untersuchende Proteinmenge wird danach über eine denaturierende Vorsäule gegeben und die Nukleotide somit von den Proteinen abgetrennt. (Nicht gebundene Nukleotide vom Nukleotidaustausch werden durch die PD 10, bzw. NAP 5 Säulen in einem vorangehenden Schritt entfernt.) Durch die quantitative Nukleotidbestimmung kann die Konzentration an aktivem Protein bestimmt werden. Der Nukleotidaustausch erweist sich bei allen verwendeten GTPasen als erfolgreich. So lagen die Austauschraten bei 74 – 84%. Abb. 18 HPLC-Diagramm des Nukleotidaustausches von Raps. A vor dem Nukleotidaustausch; B nach dem Nukleotidaustausch. Man erkennt, daß der Peak bei 3,0 (GDP) bei B durch einen Hauptpeak bei 3.9 min (GppNHp) ausgetauscht wurde. 57 In der nicht-ausgetauschten Proteinlösung erkennt man ein starkes Signal für GDP (3,0 min), das von Raps gebunden wird (Abb. 18 A). Nach Inkubation mit alkalischer Phosphatase und nicht hydrolysierbarem GppNHp erkennt man deutlich zwei Signale für verdautes GDP (Guanosin 1,7 min und GMP 2,4 min) und ein starkes Signal für GppNHp (3,9 min; Abb. 18 B). GppNHp wird aufgrund der höheren Affinität gegenüber GMP und G von Raps bevorzugt gebunden. Die Abbauprodukte und überschüssiges GppNHp werden durch eine PD 10-Säule entfernt. Biophysikalische Methoden ITC Isotherme Titrationskalorimetrie (Pierce et al., 1999; Wiseman et al., 1989) wurde zur Bestimmung der Bindungskonstanten (KD) in Lösung benutzt. Desweiteren konnte diese Methode auch zur Bestimmung der Stöchiometrie der Komplexbildung zwischen den beiden Interaktionspartner verwendet werden. Der letzt genannte Wert kann u. a. als „Fitness des Proteins“ beschrieben werden und für Assays und für die Kristallographie verwendet werden. Während der Titration der zwei Proteinlösungen wurde die aufgrund von ProteinProtein Interaktion gebildete oder verbrauchte Wärmemenge bei konstanter Temperatur gemessen. Die freigesetzte Wärmemenge aufgrund der Ligandenbindung kann durch folgende Gleichung beschrieben werden. Q = V0∆Hb[M]tKa[L] / (1 + Ka[L]) (Gleichung 1) Wobei V0 das Volumen der Zelle ist, ∆Hb ist die Bindungsenthalpie pro Mol Ligand, [M]t ist die totale Makromolekülkonzentration (gebundene und freie Fraktionen); Ka ist die Bindungskonstante und [L] ist die freie Ligandenkonzentration. Für einen Liganden L, der an ein Makromolekül bindet, ist die Bindungskonstante Ka definiert durch Ka = [besetzte Bindungsstellen] / [freie Bindungsstellen][L] Die Änderung der Freien Enthalpie ist gegeben durch ∆G0 = -RT lnKa = ∆H0 – T∆S0 (Gleichung 2) Wobei ∆H0 und T∆S0 die Enthalpie- und Entropieänderungen für eine einfache Bindungsstelle darstellen. Die Parameter K, ∆H0 und die Stöchiometrie wurden direkt in einem einzelnen Experiment durch eine nicht-lineare Anpassung der kalorimetrischen Daten nach der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt. Üblicherweise wurde bei 25°C gemessen, wobei die Proteinkonzentration in der Zelle 100 µM und die in der Spritze 1 mM (bzw. 50 µM in der Zelle und 500 µM in der Spritze) betrug. Es wurde mit kleinen Volumina in definierten Zeitintervallen titriert 58 (typischerweise jeweils 8 µl-Injektionen). Puffer war vornehmlich 50 mM Tris, pH 7,4. Die Konstante KD wurde durch Integration der Wärmeeffekte, die auf die Injektionsmenge normalisiert wurde, bestimmt. Die Kurvenanpassung erfolgte durch ein 1:1-Bindungsmodell mit dem Softwarepaket Origin für ITC V.2.9 (Microcal Software Inc., Northhampton, Massachusetts, USA). Zum Vergleich von ITC-Daten mit thermodynamischen Daten, die mit anderen physikalischen Methoden als ITC bei anderen Temperaturen gemessen wurden (z. B. GDI) können die Gleichgewichtskonstanten mit Hilfe der van’t Hoffsche Reaktionsisochore umgerechnet werden. Die d ln K dT Temperaturabhängigkeit = − R1 0 d ( ∆G / T ) dT von G ln K = − ∆RT 0 kann durch die Beziehung dargestellt werden. Mittels der Gibbs-Helmholtz-Gleichung läßt sich der rechte Teil des exakten Differentials durch 1 ∆H 0 R T2 ersetzen, hierbei ist ∆H0 die Reaktionsenthalpie bei gegebener Temperatur T. Mit der Beziehung dT / T 2 = −d (1 / T ) vereinfacht sich obige Gleichgewichtsgleichung zu d ln K d (1 / T ) = − ∆HR . 0 Aufgrund der geringen Temperaturabhängigkeit der Reaktionsenthalpie kann man aus der letzt genannten Gleichung die Gleichgewichtskonstante bei einer anderen Temperatur bestimmen (gilt für kleine Temperaturänderungen). Dies wird durch das Integral der letzt genannten Gleichung vorgenommen. Es gilt: ∫ d ln K = − ∆H 0 R ∫ d ( ) (Gleichung 3) 1 T Die Integrationsgrenzen sind K und K’ (zu bestimmendes K), bzw. T und T’ (Zieltemperatur). Die Lösung ergibt für die neue Gleichgewichtskonstante K’: ln K ' = ln K − ∆HR 0 (T1' − T1 ) (Gleichung 4) ITC-Experimente wurden auch zur Bestimmung von Komplexbildungskonstanten von homodimerem Nore1-CC angewandt. Dazu wurden 0,5-1 mM Nore1-CC in der Spritze vorgelegt und mit kleinen Volumina (3-8 µl) in Puffer X titriert. Die Temperatur bei diesen Experimenten variierte von 15-55°C. Die Änderung der Wärmemenge in Abhängigkeit der titrierten Nore1-CC-Menge wurde aufgezeichnet. Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Programm Scientist, das Modell ist im Anhang aufgeführt. So konnte die Freie Enthalpie ∆G bestimmt werden und mit der in Gleichung 4 angegebenen Beziehung der Wert für die Komplexbildungskonstante abgeschätzt werden. DSC Untersuchungen zur thermischen Entfaltung von Proteinen und Bestimmung von Bindungskonstanten bei Homodimeren erfolgten an einem Microcal VP-DSC Microkalorimeter (Microcal, Northhampton, Massachusetts, USA). Die Auswertung erfolgte mit dem Programm Microcal Origin 4.1 für DSC. 59 GDI Fluoreszenzmessungen Um die Affinitäten von Effektoren zu den GTPasen zu bestimmen, wurden Fluoreszenzmessungen durchgeführt (Herrmann et al., 1995). Dazu werden die GTPasen mit einem Nukleotid mit fluoreszierender Gruppe beladen. Dies erfolgte wie bereits oben beschrieben. Die Affinitäten zwischen den GTPasen und Effektoren (Gleichung 5) wurden durch die Ausnutzung der Inhibition der Nukleotiddissoziation der GTPasen durch die Bindung des Effektors bestimmt. Die Geschwindigkeitskonstante (kobs) der mGppNHp Dissoziation von der GTPase wurde bei verschiedenen Effektor-Konzentrationen gemessen. Dieses Gemisch inkubiert man nun bei 37°C im Fluoreszenzküvetten. Die Reaktion, die man verfolgen möchte, wird durch Zugabe von 100 bis 200fachem Überschuß von nicht fluoreszenzmarkiertem Nukleotid gestartet. Man beobachtet nun den Fluoreszenzabfall in einem Spektrofluorometer in Abhängigkeit von der Zeit. Die erhaltenen Fluoreszenzkurven wurden anschließend mit dem Programm GRAFIT (Erithakus Software) angepaßt. Dabei wird eine einfach exponentielle Funktion angewandt. Dies liefert die Geschwindigkeitskonstante kobs für die mGppNHpDissoziation. Wie in dem Schaubild unten und nach Gleichung 2 zu sehen, ist diese Geschwindigkeitskonstante die Summe aus zwei Funktionen. Zum einen die Dissoziation des Nukleotids (N) von der GTPase (R) alleine (k-1) und zum anderen die Dissoziation vom Komplex mit dem Effektor (E), definiert als k-2. Wegen des sehr großen Überschusses an nicht markiertem GTP können die Geschwindigkeitskonstanten für die Reassoziation von mGppNHp, k+1 und k+2, vernachlässigt werden. Gleichung 7 ergibt sich aus der Kombination von Gleichung 5 und Gleichung 6. Die Werte für die Affinitätskonstanten werden anhand der Gleichung 7 ebenfalls mit dem Programm GRAFIT bestimmt. Gleichungen: [R − N]⋅ [E] (Gleichung 5) [R − N − E] [R − N] + k ⋅ [R − N − E ] (Gleichung 6) k obs = k −1 ⋅ −2 [E 0 ] [R 0 ] Kd = k obs ([R 0 ] + [E 0 ] + K d ) − ([R 0 ] + [E 0 ] + K d )2 − 4 ⋅ ([R 0 ]⋅ [E 0 ]) = k −1 − (k −1 − k − 2 ) ∗ 2 ⋅ [R 0 ] (Gleichung 7) Hierbei sind E die Konzentration des Effektors (hier NoreRBD) und R die Konzentration der GTPase (hier Ras), N die Nukleotidkonzentration (hier mGppNHp) und R0, bzw. E0 die Gesamtkonzentrationen. Die Werte für koff ergeben sich aus folgendem Schaubild (Herrmann et al., 1995; 1996): 60 Abb. 19 Schaubild des GDI. Der Einfluß der RBD auf die Dissoziation des Nukleteotids von Ras wird detektiert und mit der Gleichgewichtskonstante KD korreliert. Kompetetiver GDI Für Interaktionsmessungen, bei denen eine RBD (oder Fragmente, die eine RBD enthalten) beteiligt ist, wurde der kompetetive GDI angewandt. Im Schaubild Abb. 20 ist das Prinzip dargestellt. Abb. 20 Schematische Darstellung des Reaktionsgleichgewichtes bei einem kompetetiven GDI-Experiment. Ein Interaktionspartner der RBD entfernt die RBD aus dem Gleichgewicht. Die konzentrationsabhängige Änderung von kobs wird detektiert. KD ist die Dissoziationsgleichgewichtskonstante, koff (k-1, bzw. k-2) die Dissoziationsgeschwindigkeitskonstante, mGppNHp ist mant-markiertes GTP-Analog. Es wird ein Komplex aus GTPase und RBD mit bekannter Affinität vorgelegt. Der Interaktionspartner der RBD wird hinzu titriert. Findet eine Interaktion mit der RBD statt, so wird diese dem Gleichgewicht entzogen, die GTPase liegt unkomplexiert vor. Unkomplexierte GTPasen binden das fluoreszenzmarkierte Nukleotid anders als komplexiert (GDI). In Abhängigkeit von der Konzentration des Interaktionspartners ändert sich kobs. Diese Änderung wird zeitlich verfolgt. CD-Spektroskopie Die Aufnahme von CD-Spektren erfolgte im Fern-UV (190 nm - 250 nm) oder Nah-UV (250 nm – 320 nm) an einem Jasco J-710 Spektropolarimeter (Japan Spectroscopic Co., Ltd., Tokyo, Japan) in 0.5 mm Quarzküvetten mit 1 nm Bandbreite, 0.2 nm Schrittweite, 50 nm·Min-1 Vorschubgeschwindigkeit und 1 s Integrationszeit bei 50 mGrad Empfindlichkeit. Alle Spektren wurden zehnfach akkumuliert. Die Umrechnung der Elliptizität Θ in mittlere molare Elliptizität pro Aminosäurerest [Θ]MRE erfolgte mit Gleichung 8 (Schmid, 1989). [Θ]MRE = (Θ·100) / (c·d·N) (Gleichung 8) 61 Θ c d N = gemessene Elliptizität = Proteinkonzentration in der Küvette in M = Schichtdicke der Küvette in cm = Anzahl der Aminosäuren pro Molekül Massenspektroskopie Die exprimierten Proteinfragmente von Nore1 wurden mittels MALDI massenspektroskopisch analysiert. Dabei wurden 2 µl einer 20-40 mg/ml konzentrierten Proteinlösung mit gleicher, bzw. zweifacher Menge an „Matrix“ gemischt und auf einem MALDI-Probenträger luftgetrocknet. Gemessen wurde dann mit gepulstem Laser unterschiedlicher Intensität. Evaluierung erfolgte durch vorgefertigte Analysevorlagen für Proteine bis 20, bzw. 100 kD. Matrix 333 µl Acetonitril 333 µl Methanol 33 µl 1% TFA 300 µl Wasser Sinapinsäure bis zur Sättigung 62 Kristallographische Methoden Kristallisation Prinzip der Züchtung von Proteinkristallen Kristallkeime wachsen nicht innerhalb gesättigter Lösungen. Das System muß dazu übersättigt sein (sogenanntes Nicht-Gleichgewicht), um die treibende thermodynamische Kraft für eine Kristallisation zu liefern. Wenn das Lösungsmittel z. B. durch Verdunstung entfernt wird, wird das Löslichkeitslimit überschritten, und das System wird übersättigt. Wenn eine feste Phase (Kristalle, Präzipitat) vorhanden ist (oder initiiert wird), verlassen Proteine die Lösung, um sich an die feste Phase anzulagern. Die feste Phase (Kristall) bildet sich nicht spontan, wenn das Löslichkeitslimit überschritten wird, da hierzu Energie – analog zur Aktivierungsenergie bei chemischen Reaktionen – benötigt wird. Deshalb muß die Übersättigung des Systems die nötige Energie zur Bildung von Kristallkeimen liefern. Hat sich in einer übersättigten Lösung ein stabiler Keim gebildet, wird er kontinuierlich weiterwachsen, bis der Gleichgewichtszustand wieder erreicht ist. Ein stabiler Keim ist ein molekulares Aggregat mit bestimmten physikalischen Eigenschaften, das neue Moleküle schneller in seine wachsende Oberfläche einbaut, als andere in Lösung gehen. Abb. 21 Es gibt zwei Regionen oberhalb der Sättigung. Eine, in der Kristallwachstum unterstützt wird, aber keine Bildung von stabilen Keimen stattfindet (metastabile Region) und die andere, in der sowohl Kristallwachstum unterstützt wird als auch Keime gebildet werden (labile Region) (McPherson, 1990). Ideales Kristallwachstum beginnt mit Keimen, die in der labilen Phase gerade oberhalb der Phasengrenze der metastabilen Phase gebildet werden. Das Kristallwachstum vollzieht sich dann langsam, und die Lösung geht in die metastabile Phase über, in der keine weiteren Keime mehr gebildet werden, gebildete Kristalle aber weiterwachsen. 63 Kristallisation nach der Methode des hängenden Tropfens Um eine übersättigte Lösung zu erhalten, wendet man verschiedene Methoden an, wie zum Beispiel die Methode des hängenden Tropfens, des sitzenden Tropfens oder flüssig-flüssig Diffusion. Bei der ersten Methode kann eine kontrollierte Konzentrierung von Fällungsmittel und Proteinkonzentration folgendermaßen erreicht werden: Es werden Tropfen auf silikonisierte Glasplättchen aufgebracht, die aus einer Mischung von 1,5 – 3 µl Proteinlösung mit dem gleichen Volumen an Fällungsreagenz bestehen. Das Plättchen wird kopfüber auf eine Vertiefung gelegt, die mit Fällungsreagenz gefüllt ist. Man benutzt dabei für Zellkulturen entwickelte Platten (Linbro-Platten) mit 24 Vertiefungen, um 24 Ansätze parallel durchzuführen. Es ist besonders darauf zu achten, daß die Glasplättchen luftdicht (zum Beispiel mit Hilfe von Silikonöl oder Klebestreifen) aufsitzen. Da die Fällungsmittelkonzentration im Reservoir nun höher ist als die im Tropfen, findet durch Diffusionsvorgänge eine Equilibrierung zwischen den beiden Medien statt. Wasser diffundiert aus dem Tropfen heraus, dadurch erhöht sich sowohl die Fällungsmittelkonzentration, als auch die Proteinkonzentration. Das Wasser diffundiert so lange aus dem Tropfen heraus, bis sich ein thermodynamisches Gleichgewicht zwischen Reservoir und Tropfen eingestellt hat. Die daraus resultierende übersättigte Lösung im Tropfen liefert nun die treibende thermodynamische Kraft zur Kristallisation. Abb. 22 Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus zur Kristallisation nach der Methode des hängenden Tropfens. Die Vertiefungen sind mit 500 bis 1000 µl Kristallisationspuffer gefüllt. Der Tropfen besteht normalerweise aus einem Teil Proteinlösung und einem Teil Kristallisationspuffer. Luftdicht abgedichtet werden die Glasplättchen mit Silikonöl. Analog dazu funktioniert die Methode des sitzenden Tropfens, bei der die Tropfen auf einer silikonisierten Einbuchtung sitzen. Diese Methode verwendet man z. B., wenn die Proteinlösung eine sehr geringe Oberflächenspannung besitzt. Die Geschwindigkeit des Prozesses kann durch Vorgabe des Konzentrationsunterschieds zwischen Tropfen und Reservoir gesteuert werden. Die Endkonzentration des Fällungsmittels im Tropfen entspricht dann im wesentlichen der des Reservoirs. Bei der richtigen Temperatur, dem richtigen Fällungsreagenz etc. beginnt die Proteinlösung zu kristallisieren. Zur Veranschaulichung siehe Abb. 22, oben. In dieser Arbeit wurde die Methode des hängenden Tropfens angewandt. Kristallmontage Makromolekulare Kristalle bestehen durchschnittlich zu ca. 50% aus Lösungsmittel, dies kann von Makromolekül zu Makromolekül zu 25 – 90% variieren. Das restliche Volumen füllt das Makromolekül selbst aus, so daß der gesamte Kristall in vieler Hinsicht als geordnetes Gel angesehen werden kann. Dieses hat ausgedehnte Zwischenräume, durch die Lösungsmittel und andere kleine Moleküle frei diffundieren können. 64 Damit der Kristall nun im Röntgenstrahl nicht austrocknet, muß der Verlust des im Kristall eingebauten Lösungsmittel vermieden werden. Dies ist durch zwei prinzipielle Vorgehensweisen gewährleistet: Zum einen kann der Kristall gefroren vermessen werden. Dazu wird der Kristall in eine Kryolösung überführt und bei 100 K in den Röntgenstrahl gesetzt. Dabei befindet sich der Kristall in einem Nylonloop. Diese Methode wendet man an, wenn Synchrotronstrahlung verwendet werden soll, oder wenn der Kristall sehr lange dem Röntgenstrahl ausgesetzt wird. Zum anderen wird der Kristall in einer sehr dünnwandigen Quarzkapillare mit einem dem Kristall entsprechenden Durchmesser montiert. Die beiden Enden werden mit Mutterlauge gefüllt, so daß der Kristall zwar trocken liegt, sich aber in einer mit Lösungsmittel gesättigten Umgebung befindet. Die Kapillare wird abschließend noch mit Hartwachs verschlossen. Gemessen kann der Kristall nun bei 4°C bis Raumtemperatur. Abb. 23 Die beiden angewandten Kristallmontagemethoden. A. Quarzkapillare mit Kristall in der Mitte. Der Kristall ist von einer mit Mutterlauge gesättigten Atmosphäre umgeben, damit er nicht austrocknet. Die Kapillare ist mit Hartwachs luftdicht verschlossen. B. Der Kristall wird in Cryo-Agens überführt und mit einem Nylonloop in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Messung erfolgt bei 100 K. Markierung von Aminosäuren zur Phasierung Seleno-L-Methionin BL21 (DE3) können für Methionin auxotroph gemacht werden, indem sie in einem Medium aufgezogen werden, dessen Bestandteile die Methionin-Synthese unterdrücken. Dem Medium liegt Minimalmedium zugrunde, in dem die folgenden Aminosäuren in 2,5fach höheren Konzentrationen vorliegen als alle übrigen: Ile, Leu, Lys, Phe, Thr, Val Den Zellen wird dann als einzige Methioninquelle Seleno-L-Methionin angeboten. Für eine 5 l Medienkultur werden 250 mg Seleno-L-Methionin angeboten. Eine in 1 ml LB Medium angezogene Bakterienkultur wird für 1 Min. zentrifugiert und das Medium abgegossen. Die Zellen werden dann in 100 ml Minimalmedium mit Seleno-L-Methionin resuspendiert und für mind. 5 h bei 37°C inkubiert. Mit dieser Kultur werden dann 5 l Minimalmedium mit Seleno-L-Methionin angeimpft und für weitere 5-7 h bei 37°C inkubiert, bis eine OD600 von mind. 0,6 erreicht ist; die Temperatur wird auf 25°C gesenkt. Die Proteinexpression wird mit 0,2 mM IPTG induziert und üN inkubiert. 65 Eine üN Kultur sollte mit Seleno-L-Methionin für ungefähr 12 h inkubieren. Diese Dauer erhöht die exprimierte Proteinmenge. Alle anderen Faktoren wie Temperatur, IPTG Konzentration, Induktionslänge, usw. werden konstant wie bei einer Vollmediumkultur gehalten. Röntgenographische Untersuchung Grundlagen Die molekulare Struktur und die Anordnung der Moleküle in der Einheitszelle bestimmen die Intensitäten der am Kristallgitter gebeugten Strahlen. Der Streuvorgang ist eine Interaktion zwischen Röntgenstrahlen als elektromagnetische Wellen und den Elektronen in den Proteinen. Wenn elektromagnetische Wellen auf ein Elektronensystem einwirken, üben die elektronischen und magnetischen Komponenten der Wellen eine Kraft auf die Elektronen aus. Dies bewirkt ein Oszillieren der Elektronen mit der gleichen Frequenz wie die der einwirkenden Welle. Die oszillierenden Elektronen wirken wie „Strahlungsstreuer“ und senden ihrerseits Strahlung aus (Sekundärwellenbildung). Durch die Elektronen wird Energie der einwirkenden Welle absorbiert und dann eine neue Welle emittiert. Die Elektronen eines Atoms können bei der Röntgenstreuung als freie Elektronen angesehen werden. Die durch einen Kristall gestreuten Wellen können als Summation einer riesigen Zahl von Einzelwellen angesehen werden. Jede dieser Einzelwellen wird durch Wechselwirkung mit einem einzelnen Elektron gebildet. Eine Einheitszelle in einem typischen Kristall umfaßt mehrere hunderttausend Elektronen, und ein Kristall besteht aus einer riesigen Zahl von Einheitszellen. Die Interferenz zwischen allen vom Röntgenstrahl im Kristallgitter getroffenen Elektronen führt zu deutlich voneinander getrennten Beugungspunkten (Reflexen) in bestimmten Richtungen. Jeder dieser Punkte wird gebildet aus der Summe aller positiven Interferenzen mit gleichem Beugungswinkel. Das führt zur Entstehung charakteristischer Beugungsmuster. Eine gesetzmäßige Beschreibung dieser Beziehung wird durch die Braggsche Reflexionsbedingung (Bragg, 1913) gegeben. Nach Bragg kann man sich die Streuung von Röntgenstrahlung als Reflexion der Röntgenstrahlen an Ebenen im Kristall vorstellen. Die geometrischen Verhältnisse sind in Abb. 24 dargestellt. Trifft ein einfallender Strahl unter dem Glanzwinkel Θ auf eine Netzebenenschar, so kommt es genau dann zu konstruktiver (positiver) Interferenz der an den einzelnen Ebenen gestreuten Strahlen, wenn der Gangunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge ist. Dies ist der Fall, wenn Θ die Braggsche Gleichung erfüllt. Unter der Voraussetzung, daß die betreffenden Ebenen mit Atomen besetzt sind, erhält man einen Reflex, der genau diese Netzebenenschar repräsentiert. Braggsche Reflexionsbedingung: 2d sin Θ = nλ (Gleichung 9) Wobei d der Netzebenenabstand im Kristall, λ die Wellenlänge der Röntgenstrahlung, Θ der Glanzwinkel und n die Beugungsordnung sind. 66 Abb. 24 Schematische Darstellung der Gegebenheiten in einem Kristall im Zusammenhang mit der Braggschen Reflexionsbedingung. Datensammlung Die Streudaten der einzelnen Kristalle wurden an einem MAR 345 Image Plate Detektor bei 100 K gesammelt. Als Röntgenquelle wurde ein Noniusgenerator verwendet. Dieser arbeitet bei 10 kV und 20 mA und liefert monochromatisierte CuKα Röntgenstrahlen. Es wurde ein Collimator mit 0,3 mm Breite verwendet. Die Versuchsanordnung ist in der Skizze unten dargestellt. Abb. 25 Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus. In dieser Abbildung ist eine geschlossene Röntgenröhre gezeigt; die Untersuchung innerhalb dieser Arbeit wurde jedoch mit einer rotierenden Anode durchgeführt, bei der das Ziel (target) des Elektronenstrahls eine rotierende Kupfertrommel ist. 67 Phasenproblem Die Elektronendichte ist definiert durch: ρ(xyz) = 1 V ∑ F(hkl) exp[− 2πi(hx + ky + lz) + iα(hkl)] (Gleichung 10) hkl Wobei F(hkl ) die Strukturfaktoramplitude des Reflexes (hkl) ist, inklusive Temperaturfaktor. α(hkl) ist der Phasenwinkel; x, y und z sind die kartesischen Koordinaten in der Einheitszelle. Aus dem gemessenen Streumuster kann man die Werte I(hkl) der einzelnen Intensitäten der Reflexe erhalten. Mit der Beziehung I(hkl ) = F(hkl) können die Amplituden F(hkl ) der mit den Millerschen Indizes h, k, l bezeichneten Reflexe bestimmt werden. Leider erhält man aus der Messung keine Informationen über die Phasenwinkel. Aus oben aufgeführter Gleichung geht hervor, daß für die Strukturbestimmung, bzw. für die Berechnung von Elektronendichtekarten, sowohl die Phasenwinkel als auch die Amplitude bekannt sein müssen. Mit Hilfe dieser Werte lassen sich dann die Strukturfaktoren berechnen. Es gibt verschiedene Techniken, um Informationen über die Phasen zu erhalten. Zum einen gibt es direkte Methoden, die bei kleinen Molekülen angewendet werden können. Diese Methode basiert auf statistischen Beziehungen von Intensitätsverteilungen (Hauptman, 1997). Die Gültigkeit dieser statistischen Beziehungen fällt mit ansteigender Anzahl von Atomen in der Einheitszelle, deshalb ist diese Methode für die Phasenbestimmung für Proteine nicht brauchbar (Karle, 1989). 2 MIR / SIR Die zweite Methode ist der molekulare isomorphe Ersatz (MIR). Die MIR Methode benötigt die Anlagerung einer kleinen Anzahl von Schweratomen (Atome mit einer großen Zahl an Elektronen) an die Proteinmoleküle. Der Intensitätsunterschied für jeden Reflex zwischen dem derivatisierten und nativen Kristall wird benutzt, um die Positionen der Schweratome zu bestimmen und damit die gesuchten Proteinphasen. Ausgenutzt werden hierbei die isomorphen Differenzen aufgrund der angelagerten Schweratome. Bei SIR wird dementsprechend nur ein Schweratom angelagert und dessen isomorphe Differenz zum nativen Signal ausgenutzt. Der Vorteil von mindestens zwei Schweratomderivaten liegt in der Ambiguität der Phasen, die u. U. bei der Verwendung von nur einem Schweratom nicht gelöst werden kann. MAD / SAD Bei der dritten Methode handelt es sich um multiple anomale Wellenlängenstreuung (MAD). Hierbei sind Schweratomderivate nicht unbedingt nötig, wohl aber die Präsenz von anomal streuenden Atomen. Die anomale Streuung wird von Elektronen hervorgerufen, die innerhalb des Kristalls nicht als komplett frei betrachtet werden können und mit den Röntgenstrahlen in Resonanz treten. Dieser Effekt hängt von der benutzten Wellenlänge ab, der Streufaktor f unterteilt sich dann in zwei Teile: f (λ ) = f ° + f ' (λ ) + if ' ' (λ ) (Gleichung 11) wobei f° der normale freie Elektronenstreufaktor ist. f´ und f´´ sind die anomalen wellenlängenabhängigen Korrekturen. Der reale Teil der anomalen Streuung (f´) ist der dispersive Teil und der imaginäre Teil, f´´, ist der Absorptionsterm. 68 Die Phaseninformation wird durch die Lokalisation der Atome erhalten, die durch Variationen ihrer anomalen Streueigenschaften bei verschiedenen Wellenlängen identifiziert werden. Diese Methode benötigt eine in der Wellenlänge veränderbare Röntgenquelle (z. B. Synchrotronstrahlung). Analog kann auch mit nur einer Wellenlänge gearbeitet werden, hierbei wird dann die dispersive Differenz zum nativen Datensatz ausgenutzt. Molekularer Ersatz Bei der vierten Methode handelt es sich um den molekularen Ersatz. Hierbei wird die Ähnlichkeit einer unbekannten Struktur mit einer bekannten Struktur ausgenutzt. Diese Methode geht aus Arbeiten von Rossmann und Blow hervor (Rossmann und Blow, 1962). Man kann sie anwenden, sofern die Struktur eines Proteins mit homologer Aminosäuresequenz bekannt ist. Die Struktur dieses homologen Proteins wird dann als Ausgangspunkt für das neue Protein verwendet. Diese Initialstruktur dient als erstes Modell und kann schrittweise angepaßt werden. Dieses Vorgehen beruht auf der Beobachtung, daß homologe Proteine eine ähnliche Faltung ihrer Polypeptidkette aufweisen. Diese Methode kann auch dann angewandt werden, wenn davon ausgegangen werden kann, daß ein Protein mit unbekannter Struktur eine ähnliche Struktur wie ein bekanntes Protein aufweisen wird. Dabei muß die Aminosäuresequenz nicht zwingend homolog sein. Dies ist z. B. bei vielen unterschiedlichen Enzymen der Fall, die nach dem gleichen Wirkmechanismus arbeiten. Um die unbekannte Struktur zu bestimmen, sind bei dem molekularen Ersatz zwei Schritte durchzuführen: Rotation Translation Für den Ersatz muß die genaue Orientierung der einzelnen Strukturelemente bekannt sein. Im ersten Schritt wird die räumliche Orientierung der bekannten und unbekannten Moleküle gegeneinander bestimmt. Im nächsten Schritt muß durch Translation der Moleküle gegeneinander die nun (fast) korrekte Orientierung des einen Moleküls auf das bekannte Molekül gelegt werden. Durch diese Prozedur erhält man die Phaseninformation aus der bekannten Struktur für die unbekannte und kann dann sukzessive das neue Modell anpassen und verfeinern. Verfeinerung Das Refinement bzw. die Verfeinerung ist der abschließende Schritt in der Strukturbestimmung. Mit diesem Prozeß werden die beobachteten und berechneten Strukturfaktoren des Modells aneinander angepaßt (Drenth, 1994). Im allgemeinen sind vier verschiedene Parameter pro Atom zu verfeinern: Die Raumkoordinaten x, y und z und der Temperaturfaktor B. Proteinkristalle streuen für gewöhnlich nicht in Auflösungsbereiche, wie sie für kleine Moleküle (Salzkristalle u. a.) üblich sind. Aus diesem Grunde ist das Verhältnis zwischen Zahl der beobachteten Reflexen und Modellparametern nicht sehr groß. Die Position der einzelnen Atome kann deshalb nicht alleine durch die Streudaten bestimmt werden, sondern man muß gewisse stereochemische Einschränkungen bei der Proteinstrukturbestimmung machen. Selbst bei Auflösungen von 1.8 – 1.5 Å sind solche Einschränkungen nötig. Die stereochemische Information wird von den Kristallstrukturen kleiner Moleküle (Aminosäuren, Peptide u. a.) her bezogen, die bei 69 hoher Auflösung bestimmt wurden. Diese Informationen betreffen Bindungswinkel, Bindungslängen, Torsionswinkel und Planarität. Diese Parameter werden in den verwendeten Programmen als Energieterme eingebunden. Beim Refinement wird die Gesamtenergie für das System minimiert und die Qualität des Modells durch einen Parameter, den sogenannten R-Faktor, bewertet. Der größte Teil das Modell wird mit dem Programm CNS Vers. 1.1 (Brunger et al., 1998) durchgeführt. Die Verfeinerungen werden visuell mit dem Programm O unter Verwendung von Elektronendichtekarten korrigiert. Letzte Verfeinerungsschritte und der Einbau von Wasser wurden mit dem Programm Arp (V5.0) in Kombination mit Refmac (V5.0.36) gemacht. Um ein „Überverfeinern“ des Modells zu vermeiden, wird ein Satz von 5-10% zufällig ausgewählter Reflexe von sämtlichen Verfeinerungschritten ausgeschlossen (Brunger, 1992). Der mit diesen Daten berechnete R-Faktor wird mit Rfree bezeichnet und ist ein Hilfsparameter der Strukturverfeinerung. Bei gut verfeinerten Modellen sollte der Unterschied zwischen Rfree und Rworking nur wenige Prozent betragen. ∑ F − κF = ∑F obs R working calc hkl ∑ F −κF ∑F obs bzw. R free = calc hkl⊂ T obs hkl ⊂ T hkl (Gleichung 12, a und b) obs Hierbei sind Fobs und Fcalc die beobachteten bzw. berechneten Strukturfaktoren und κ ein Skalierfaktor, h, k und l sind die Millerschen Indizes. hkl ⊂ T sind alle Reflexe, die zum Testset T gehören. Wassermoleküle wurden sowohl mit CNS als auch mit Arp eingebaut. Sie wurden schrittweise dem Modell hinzugefügt, wann immer passende Stellen in den 2Fobs-Fcalc Differenzelektronendichtekarten auftraten. Weitere Kriterien für den Einbau von Wassermolekülen sind korrekte Abstände zu benachbarten Atomen und der Temperaturfaktor (B-Faktor) von bereits verfeinerten Wassermolekülen. Der B-Faktor ist ein Maß für die Beweglichkeit eines Moleküls oder Atoms in einer bestimmten Umgebung. Temperaturänderungen beeinflussen die thermischen Bewegungen von Atomen; dies beeinflußt wiederum die Streuintensitäten. Die thermische Bewegung von Atomen bewirkt einen Intensitätsabfall um den Faktor exp{− B(sin 2 θ / λ2 )}. Wobei B = 8πu i der Temperaturfaktor ist und u i die Beweglichkeit des Teilchens i in den drei Raumrichtungen x, y, z angibt. Beim Wassereinbau werden alle Moleküle entfernt, deren B-Faktor größer als 50 Å2 ist. Darüber hinaus sind Abstände kleiner als 2.2 Å, bzw. größer als 3,6 Å zu benachbarten Atomen (vor allem N, O, H und S) nicht sinnvoll, Wasser mit solchen Eigenschaften werden aus dem Modell entfernt. 2 2 70 Yeast-Two-Hybrid-Screening (Fields und Song, 1989) Beschreibung der eingesetzten Materialien Köder („Bait“)-Protein: Der komplette offene Leserahmen des Maus-Nore1-Proteins wurde unter Beibehaltung des Leserahmens als Fusionskonstrukt an den C-Terminus der lexA-DNABindungsdomäne in den pBTM116-Vektor kloniert. cDNA-Bibliothek: Die Quelle der cDNA-Bibliothek war die mRNA von ganzen, 9,5 bis 10,5 Tage alten embryonalen Mäusen, die mittels eines NotI –Primers in die entsprechenden cDNAs umgeschrieben worden war. Die cDNAs waren unidirektional über die Schnittstellen NotI/NotI in den Vektor pVP16 kloniert worden. Die Anzahl unabhängiger Klone betrug 7x109 (Clontech, Heidelberg). Hefe-Stamm ScL40: Die Plasmide pBTM116-Nore1 und pVP16-cDNA-Bibliothek wurden seriell in den Hefestamm ScL40 transformiert. Der Hefestamm ScL40 trägt sowohl das lacZ als auch das HIS3 als Reportergene. Selektion relevanter Transformanten Durch die Selektion sollten Transformanten ausfindig gemacht werden, in denen das DNA-BD/Nore1-Fusionsprotein mit einem AD-Fusionsprotein der Bibliothek interagiert. Da der verwendete Hefestamm ScL40 zwei Reportergene (HIS3 und lacZ) besitzt, die beide unter der Kontrolle des GAL4-Transkriptionsaktivators stehen, jedoch verschiedene Promotoren haben, ist eine Doppelselektion der erhaltenen Kotransformanten möglich. Die Selektion HIS3-exprimierender Zellen ist durch ihre Fähigkeit zum Wachstum auf THULLy-Nährböden erfolgt. Die hier erhaltenen Kolonien wurden darüber hinaus auf die Expression des lacZ-Gens bzw. auf die Aktivität der ß-Galactosidase getestet. Dazu wurden die Kolonien auf THULLyNährböden, denen zusätzlich X-Gal beigefügt wurden steril übertragen. Sofern das (künstliche) Substrat X-Gal durch die ß-Galactosidase umgesetzt wurde, zeigten die entsprechenden Kolonien eine Blaufärbung. Verifikation Leervektor positiver Klone durch Kotransformation mit Da in einigen bei der Doppelselektion erhaltenen putativ positiven Klonen die Aktivierung der Reportergene nicht auf einer Interaktion der beiden Fusionsproteine beruht, sondern allein durch das AD- Fusionsprotein hervorgerufen wird, wurden durch Kotransformation mit leerem pBTM116-Vektor überprüft, ob Wachstum der Hefe 71 durch Interaktion zwischen Nore1 und einem Protein der cDNA-Bank hervorgerufen wird oder nur durch das AD-Fusionsprotein alleine. Um positive Klone zu identifizieren, wurden daraufhin die kotransformierten Hefe-Zellen sowohl auf UTLNährböden (Überprüfung der Transformation) als auch auf THULLy-Nährböden (Überprüfung der Interaktion) ausgestrichen. Kolonien, die nach Kotransformation mit Leervektor pBTM116 auch auf Selektionsmedium wuchsen, wurden als Falsch-Positive verzeichnet. Isolierung des AD-Plasmids aus Hefezellen und Klon-Analyse Nachdem die Interaktion eines AD-Fusionsproteins mit Nore1 durch die oben beschriebenen Verfahren bestätigt worden war, wurde das entsprechende AD-Plasmid (pVP16) aus den Hefezellen isoliert. Dafür wurden die kotransformierten Hefezellen auf THULLy-Nährböden zwei Tage lang herangezogen. Für die Isolierung wurden dann die Hefezellen mit TE-Puffer resuspendiert und mit 100 µl Glaskugeln in der Kugelmühle 5 min lang auf höchster Stufe aufgeschlossen. Die unlöslichen Bestandteile wurden anschließend bei 14000 rpm pelletiert und verworfen. Die Isolierung des Plasmids aus dem Überstand erfolgte anschließend über ein Minipräparations-Kit (QIAGEN) nach Anleitung des Herstellers. Anschließend wurde die isolierte Plasmid-DNA mit 5’- und 3’-Sequenzierprimern für pVP16 nach der Methode von Sanger (1977) sequenziert und anschließend mit dem BLAST-Programm (Altschul et al., 1990) analysiert worden. GST-Pulldown (Smith und Johnson, 1988) Ein GST-Pulldown wurde durchgeführt, um die im Hefe 2-Hybrid-Screening gefundenen Proteininteraktionen mit einer zweiten unabhängigen Methode zu verifizieren. In dem Verfahren wurde der zu untersuchende Interaktionspartner von Nore1 (bzw. ein Fragment davon) im pGEX Vektor (Amersham, Braunschweig) integriert und in Bakterien als Fusion mit der Glutathion-S-Transferase (GST) exprimiert. Diese GST-Fusionsproteine wurden affinitätschromatographisch aus dem bakteriellen Lysat aufgereinigt, wobei eine Sepharose-Matrix benutzt wurde, die mit Glutathion, dem Substrat der GST, gekoppelt war. Nore1-Fragmente und die aufgereinigten Fusionsproteine wurden anschließend in vitro inkubiert. Expression und Isolierung der GST-Fusionsproteine Die GST-Fusionsproteine wurden in Escherichia coli BL-21 (DE3) exprimiert, die mit den rekombi-nanten pGEX-Plasmiden transformiert worden waren. Die Proteinexpression von einem pGEX-Plasmid steht unter der Kontrolle eines tacPromotors, der durch das Laktose-Analogon IPTG induziert wird. Durch zeitlich begrenzte IPTG-Applikation kann so die gebildete Proteinmenge kontrolliert werden. 100 ml TB-Nährlösung (+ 100 µg/ml Ampicillin) wurden mit 5 ml einer ÜbernachtVorkultur von E.coli BL-21(DE3)/pGEX angeimpft und bei 37°C inkubiert. Die Induktion erfolgte nach 2 h mit 0,1 mM IPTG. Nach weiteren 10-12 h Wachstum bei 23°C wurden die Zellen geerntet und in 5 ml eiskalter PBS-Lösung mit 1 mM DTE und 72 0,5 mM PMSF suspendiert. Der Zellaufbruch wurde mit einer Ultraschallbehandlung erzielt (Branson Sonifier 450, 4 x 20 sec, gepulst, Leistungsgrad 5). Das Zellysat wurde nach Zugabe von 250 µl Trition X-100 (25%ig) 20 min bei 4°C leicht geschüttelt und anschließend abzentrifugiert (12000 x g, 10 min, 4°C). Der so erhaltene Zell-Rohextrakt wurde mit 100 µl 50%iger Glutathion-Sepharose 4B (=50 µl Bettvolumen) vermischt und unter leichtem Schütteln 2h bei 4°C inkubiert. Zur Aufreinigung der GSTFusionsproteine wurde die Sepharose-Matrix pelletiert, dreimal mit 500 µl PBS gewaschen (Zentrifugationen: 5000 x g, 1 min, 4°C) und schließlich in 150 µl dieser Lösung suspendiert. Pulldown-Inkubation und Analyse mittels PAGE 400 µg gereinigtes Nore1-Fragment und 50 µl aufgereinigtes Sepharose-GSTFusionsprotein wurden zusammen mit 200 µl Bindepuffer 2 h unter leichtem Schütteln bei 4°C inkubiert. Danach wurde die Sepharose (einschließlich der gebundenen Moleküle) pelletiert (10000 x g, 5 min, 4°C), der Überstand vorsichtig abgenommen (für eine PAGE aufbewahrt) und die Sepharose zunächst einmal mit 200 µl Bindepuffer, dann mit jeweils 200 µl Waschpuffer für den GST-Pulldown dreimal gewaschen, der letzte Waschschritt wurde für eine PAGE aufgehoben. Für die PolyacrylamidGelelektrophorese wurde das Pellet in 15 µl Waschpuffer suspendiert, mit dem gleichen Vol. an SDS-PAGE-Probenpuffer versetzt und vor dem Auftragen 10 min bei 95°C inkubiert. Die PAGE wurde mit einer 10 x 15 cm großen Gelkammer mit einem 13%igen Gel durchgeführt. Die Elektrophorese erfolgte über einen Zeitraum von 3 h bei 50 mA. Luminometrische Messungen Messung der β-Galactosidase-Aktivität Zur Quantifizierung der Interaktion zwischen zwei Proteinen im 2-Hybrid Screen wurde der Chemilumineszenz-Reportergen-Assay GalactoStar der Firma Tropix Inc. verwendet. In dem Assay wird die Umsetzung des im GalactoStar Kit enthaltenen Substrats für die von den Hefen exprimierte β-Galactosidase unter Zuhilfenahme des Verstärkers Sapphire-II bestimmt. Mit diesen Assay lassen sich β-Galactosidasemengen zwischen 2 fg und 20 ng messen (Martin, 1997). Von THULLy-Platten wurden Hefekolonien in THULLy-Flüssigmedium suspendiert und die OD600 auf 0,6 in einem Gesamtvolumen von 6 ml eingestellt. Es wurden pro zu messendem Interaktionspartner zwei unabhängige Ansätze hergestellt. Nach anschließender Sedimentierung für 10 min. bei 4000 UpM im Ausschwingrotor JS4.3 bei 4°C werden die Hefen mit unten angegebenem Ansatz lysiert und die βGalactosidaseaktivität gemessen. 73 Ansatz: 800 µl Z-Puffer mit 3,24 µl/ml β-Mercaptoethanol 50 µl Chlorophorm 50 µl 0,1% SDS Jeder Ansatz wurde genau 20 s stark geschüttelt (Vortex). Nach Phasentrennung wurden von der oberen, chlorophormfreien Phase 60 µl in ein Sarstedt Luminometerröhrchen pipettiert und 300 µl des frisch angesetzten Substratreagenz (1:50 Substrat des GalactoStar Kits) unter leichtem Mischen hinzugegeben. Nach einer Inkubation von genau 30 min bei RT wurde die Lichtemission im Luminometer für 5 s gemessen. Als Referenz wurde die bereits charakterisierte Interaktion von NoreRBD (198-358) mit verkürztem Ras (1-166) benutzt. 74 Ergebnisse Nore1-Domänenstruktur Klonierung und Isolierung von Nore1-Fragmenten Die cDNA von Nore1 (fl.) wurde als EcoRI/SalI-Restriktionsprodukt in den Expressionsvektor pGEX 4T1 insertiert und in den Bakterienstamm E. coli BL21(DE3) transformiert. Die Reinigung von Nore1 (fl.) war nicht möglich, da sowohl eine Kultivierung bei verschiedenen Temperaturen als auch in verschiedenen Kulturmedien keine Überexpression von Nore1 (fl.) ergab. Auch eine Insertion der cDNA in verschiedene andere Expressionsvektoren (pQE9, pET) führte nicht zum Erfolg. Eine Expression in Hefe im Expressionsvektor pFM410 und pAB1 führte ebenfalls zu keinem Erfolg. Eine Insertierung in den Insektenzellenvektoren pIZ/V5 und pBAC4 war aus bisher unbekannten Gründen nicht möglich. Für die biochemische Charakterisierung wurde die cDNA von Nore1 (fl.) dann als EcoRI/SalI-, bzw. BamHI/SalI-Fragmente (Klonierdetails s. Anhang) ebenfalls in den Bakterienvektor pGEX 4T1, bzw. 4T3 eingefügt, in E. coli BL21(DE3) transformiert und als GST-Fusionsproteine exprimiert. Um Fragmente der verschiedenen Domänen von Nore1 zu entwerfen, wurde das Programm SMART verwendet. Die von SMART vorgeschlagenen Grenzen für die Domänen wurden bei der Klonierung berücksichtigt und experimentell überprüft. Wo notwendig (z. B. wegen mangelhafter Überexpression oder Unlöslichkeit) wurden die Domänengrenzen N- und C-terminal verkürzt, bzw. verlängert, um eine stabile Minimaldomäne zu erhalten. Die einzelnen Fragmente sind in Tab. 5, Abb. 26 und Abb. 27 dargestellt. Tab. 5 SMART experimentell C1 116-165 95-166 RBD 267-359 198-358 CoiledCoil 376-411 370-413 Vorhergesagte (SMART) und klonierte Domänen des Nore1-Effektors. 75 Abb. 26 Sekundärstruktur von Nore1. Dargestellt sind die vorhergesagten (SMART, schwarz) und die klonierten Domänengrenzen (grau). Abb. 27 Polyacrylamidgel von verschiedenen, stabilen Nore1-Fragmenten. Spur 1: Nore1-CC (370-413), Spur 2: Nore1-C1 (95-166), Spur 3: Nore1-RBD (198-358), Spur 4: Nore1-RBD+CC (198-413), Spur 5: Nore1C1+RBD+CC (100-413) Die Reinigung dieser Fragmente erfolgte ausschließlich in 50 mM Tris/HCl-Puffer, pH 7,4 mit 100 mM NaCl als GST-Fusionsproteine mittels Affinitätschromatographie (GSH-Sepharose, Pharmacia). Die Fusionsproteine wurden über Nacht mit Thrombin bei 4°C verdaut. Anschließend erfolgte eine Gelfiltration mit salzfreiem Puffer (oder sofern notwendig - Umpufferung in Phosphatpuffer) über eine Superdex S75-Säule. 76 Durch MALDI wurden die Massen bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tab. 6 aufgeführt. Der Unterschied zu den theoretischen Massen wird durch zusätzliche Aminosäuren am N-Terminus hervorgerufen, die durch die Klonierung in den Expressionsvektor mit angehängt wurden. Mit diesen Fragmenten wurden die im folgenden beschriebenen Messungen durchgeführt. Fragment theoretische Masse [D] experimentelle [D] Nore1-CC (370-413) 5454,91 5467,85 GS Nore1-C1 (95-166) 9322,32 (9686,70) 9799,54 GSPEF Nore1-RBD (198-358) 18209,87 (18636,28) 18682,44 GSPNS Nore1-RBD+CC (198-413) 24737,90 (24939,07) 25214,24 GSPNS Nore1-C1-RBD (95-358) 29768,63 (30199,07) 30430,18 GSPEF Nore1-C1+RBD+CC (100-413) 35730,03 (36103,42) 36453,25 GSPEF Tab. 6 Masse zusätzliche Reste Durch MALDI bestimmte Proteinmassen verschiedener Nore1-Fragmente. Die im Vergleich mit den theoretischen Massen (Wert in Klammern ist ein theoretischer Wert inklusive der zusätzlichen Reste) auftretende Differenz wird durch zusätzliche Reste am N-Terminus hervorgerufen, die durch die Klonierung an das jeweilige Fragment angehängt wurden. GS wird durch die Thrombinschnittstelle verursacht. GDI- und ITC-Messungen Interaktionen zwischen Nore1-Fragmenten und GTPasen. GDI-Experimente wurden bei 37°C durchgeführt, ITC-Daten wurden nach der van’t Hoffschen Reaktionsisochore für die zum Vergleich notwendige Temperatur umgerechnet. In Gegensatz zur Interaktion von Raf1-C1 mit Ras in der GTP-Form (Brtva et al., 1995; Hu et al., 1995) wurde für Nore1-C1 keine Bindung an Ras in der GTP-Form gemessen. Die Bindung der Nore1-RBD zu Ras-GTP wurde durch Nore1-C1 im C1-RBDKonstrukt nicht signifikant beeinflußt (2fach schlechtere Bindung); eine Bindung von Nore1-C1 an Nore1-RBD war nicht nachweisbar (NMR-Experimente mit 15 N- markiertem Nore1-RBD, Daten nicht gezeigt). Die Coiled-Coil Domäne hat ebenfalls keinen Einfluß auf die Bindung von Nore1-RBD mit Ras. 77 KD-Werte in µM bei 37°C Nore1-Fragment C1 RBD CC C1RBD C1-RBDCC RBDCC H-Ras fl. mGppNHp ─ 0,11* ─ 0,23* 0,30* 0,15* K-Ras mGppNHp 0,15* N-Ras mGppNHp 0,13* M-Ras GppNHp 0,16# Rap1A 1-167 mGppNHp 1,40* Raps Y40A mGppNHp 47* H-Ras fl. mGppNHp E31K 0,45* H-Ras fl. mGppNHp Y40A 30* H-Ras fl. mGppNHp D30E/E31K 2,25* 2,40* ITC# GDI* Entwicklung eines Alignments Nore1-RBD auf bekannte RBD’s Da die RBD von Nore1 wenig homolog zu bisher charakterisierten RBD’s ist, wurde ein Sequenz-Alignment zu bisher bekannten RBD’s (Kandidaten für ein Alignment waren Raf-Kinase-RBD, RalGDS-RBD und AF6-RBD) manuell durchgeführt. Dazu mußten bestimmte Reste identifiziert werden, für die bei bekannten RBD’s im Falle einer Mutation signifikante Veränderungen in der Bindungsaffinität zur GTPase auftreten; analog zu Mutationen bei Raf-RBD in den Resten Arginin 59, 67 und Lysin 84, wonach die Affinität zu Ras 30-, bzw. 12-fach geschwächt wird. Die anfangs durch ein mit Clustal W durchgeführtes, automatisches Alignment von Nore1-RBD mit Raf-RBD und RalGDS-RBD ausgewählten Mutationskandidaten (Aminosäuren Arginin 216, 242, 243 und Lysin 236 und 240) zeigten jedoch keine, bzw. sehr geringe Änderung der Affinität zu Ras. Da die Struktur von RalGDS-RBD bekannt war, wurde diese RBD unter Zuhilfenahme eines manuell erstellten Alignments zwischen RalGDS-RBD und Nore1-RBD als Vorlage für eine Modellierung der Nore1-RBD verwendet. Durch Ersatz der Aminosäuresequenz von RalGDS-RBD durch die der Nore1-RBD und durch Energieminimierung erhielt man ein Modell für die Nore1-RBD. Anhand von 78 Vergleichen des elektrostatischen Potentials von Raf-RBD und RalGDS-RBD, wurden potentielle Kandidaten als Mutationsstellen identifiziert (Abb. 28). Abb. 28 Gegenüberstellung: modellierte Nore1-RBD mit Vorlage RalGDS-RBD; AF6-RBD und Raf-RBD sind zum Vergleich ebenfalls mit aufgeführt. Dargestellt sind elektrostatische Oberflächenpotentiale. Die Kontaktfläche zu Ras liegt in der Papierebene, wobei das Ras nicht dargestellt ist. Positiv geladene Reste (blau) zeigen in Richtung Effektorschleife von Ras. Potentielle Mutationskandidaten von Nore1-RBD sind Aminosäuren Arginin 272, Lysin 283, 302 und 303. Auf diese Weise wurden die Reste Arginin 272, Lysin 283, 302 und 303 als potentielle Mutationskandidaten identifiziert. Und in der Tat bewirkten diese Mutationen eine bis zu 50fache Erniedrigung der Affinität zu Ras (Aminosäure Lysin 283). 79 KD [µM] Mutante/Wildtyp ITC H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) 0,29 - H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K283A 15,08 50 H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K302D 1,48 5 H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K303A 4,28 15 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) 0,11 - H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) K236A 0,58 6 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) K240A 0,18 2 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) K283A 25,40 280 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) K302D 1,15 13 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) K303A 9,50 105 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) R216A 0,19 2 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) R242A 0,10 1 H Ras fl. mGppNHp Nore1 (198-358) R243A 0,08 1 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) 0,08 - H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) R59A 2,50 30 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) N64A 0,17 2 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) R67A 1,00 12 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) V69A 0,26 3 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) K84A 2,50 30 H Ras fl. mGppNHp c-Raf (51-131) V88A 0,07 1 GDI ITC Tab. 7 Gemessene Dissoziationsgleichgewichtskonstanten für verschiedene Nore1-RBD-Mutanten mit Ras fl. GppNHp. Einige Werte wurden sowohl mit ITC als auch mit dem GDI gemessen. Zum Vergleich sind die Daten für Raf-RBD-Mutanten mit aufgeführt (Rudolph et al., 2001). Die Reste K283 und K303 haben im Vergleich mit Raf-RBD eine ähnliche Auswirkung auf die Bindung an Ras. Diese Reste wurden im Alignment besonders berücksichtigt. Es sollte noch ein auffälliges Merkmal der modellierten Nore1-RBD erwähnt werden. Hierbei ist eine auffällig große Schleife (Loop, Bereich R340 – L350) vorhanden, die in Größe von Raf-RBD über RalGDS-RBD zu Nore1-RBD hin zunimmt. Isoliert betrachtet wird dieser Bereich durch Sekundärstrukturvorhersage-Programme als Helix 80 vorausgesagt. Das Alignment dieses Bereiches mit AF6-RBD (1-141) zeigt, daß dieser Bereich homolog zu dem Bereich Q114-G124 in AF6-RBD ist; AF6-RBD weist in diesem Bereich eine Helix auf. Abb. 29 zeigt das finale Alignment von Nore1-RBD auf bekannte RBD’s (Raf-RBD, RalGDS-RBD, AF6-RBD (1-141) und spByr2-RBD). Die durchweg konservierten Aminosäuren sind rot markiert, chemisch äquivalente Reste entsprechend cyan und grün. Die beiden Reste K283 und K303 und der zusätzliche Loop sind ebenfalls markiert. Abb. 29 Ergebnis des manuellen Alignments von Nore1-RBD auf andere RBD’s. Die N-terminalen Reste 198-257 bei Nore1 wurden nicht alignt. Von diesem Bereich wird analog zu AF6 angenommen, daß dieser Nterminal eine Helix ausbildet. Die durchweg konservierten Reste sind rot markiert, chemisch äquivalente Reste sind entsprechend cyan und grün dargestellt. Zwei Reste sind markiert, die bei Mutation zu Ala einen ähnlichen Effekt wie die entsprechenden Reste in den anderen RBD’s aufweisen. Die anderen beiden Reste kennzeichnen den in dem Nore1-RBD-Modell gefundene Extra-Loop. Hefe 2-Hybrid-Screen Die Domänenvorhersage für Nore1 durch SMART ergab drei verschiedene, nichtkatalytische Domänen für Nore1. Die Funktion von Nore1 ist unbekannt. Um mögliche Bindungspartner und damit auch die zelluläre Signaltransduktion von Nore1 näher zu evaluieren, wurden Interaktionspartner von Nore1 unter Verwendung des Hefe 2Hybrid-Systems gesucht. 81 2-Hybrid Statistik/Bestimmung der Transformationseffizienz Das Screenen der embryonalen full mouse cDNA-Bank wurde in einem großen Ansatz (large scale) durchgeführt. Dabei wurden 1 mg cDNA eingesetzt und in den Hefestamm S. cerevisiae L40 (ScL40) transformiert. Die Transformationseffizienz wurde mit Hilfe der Kontrollausstriche auf UTL-Nährböden, auf denen alle doppelt transformierten Hefezellen Kolonien bildeten, berechnet. Transformationseffizienz: (cfu/µg transformierter DNA) ⋅ (Vges/vProbe) cfu = colony forming units (auf UTL-Nährboden) Vges = Gesamtvolumen des Transformationsansatzes VProbe = Kontrollausstrich-Volumen Anzahl der getesteten Klone: cfu ⋅ (Vges/VProbe) Vges=25 ml, Vprobe=100µl, cfu=1,188·106 Kolonien Insgesamt wurden in dem durchgeführten Ansatz 2,97·108 Transformanten dem Screening unterzogen, bei einer Transformationseffizienz von 0,3·106 Kolonien pro µg cDNA. Nach 5 Tagen erhielt man auf selektivem Medium (ohne 3AT) ca. 10000 Klone. Von diesen wurden 1000 Klone manuell und subjektiv auf selektives Medium mit 50 mM 3AT zur Unterdrückung basaler Histidinproduktion übertragen. 541 Klone sind daraufhin interaktionsabhängig gewachsen. 300 Klone wurden sequenziert. Es ergaben sich 43 mögliche Interaktionspartner für Nore1. Verifikation positiver Klone durch Segregation Die erhaltenen Plasmide, die für Fragmente der möglichen Interaktionspartner kodieren, wurden aus den Hefen isoliert und im Bakterium TG1 amplifiziert. Eine Kotransformation dieser Plasmide mit dem Nore1-Köder wurde zur Kontrolle durchgeführt (s. Abb. 30). Bei positiver Interaktion wuchsen Hefe-Kolonien auf dem Selektionsmedium THULLy. Zur Kontrolle, daß der Interaktionspartner selber nicht DNA bindet, um die Histidin-Synthese (Selektionsmarker) in der Hefe zu induzieren, 82 wurden die erhaltenen Plasmide mit Leervektor kotransformiert. Kolonien auf dem UTL-Medium bestätigen positive Transformation. Abb. 30 Kontrolltransformationen. Positivkontrolle (A), hier sind relativ viele Kolonien auf dem Selektionsmedium nur mit dem 2-Hybridvektor pBTM 116* mit Nore1 fl. Insert gewachsen, bei der Negativkontrolle (B) hingegen nicht. Hierbei handelt es sich um einen falschpositiven Klon. Durch die Kotransformation konnte eine Reihe Falschpositiver identifiziert werden. Anschließend wurden die durch die Kotransformation als positiv identifizierten Klone sequenziert. Sequenzvergleiche mit Datenbanken mit dem Programm BLAST (Altschul et al., 1990) ergaben dadurch weitere Falschpositive (z.B. Plasmidinserts, die 3’-5’ in pVP16 kloniert waren). In Tab. 8 sind die gefundenen, möglichen Interaktionspartner gruppiert dargestellt und in Tab. 9 die Funktionen der einzelnen Interaktionspartner zusammengefaßt. 83 Gruppe Proteine Anzahl Falschpositive Clic4, SH3D5, Fbx5, ADPrt1, PHAX, ADP, Hnrp U, 14 Snrp70, Cu/Zn Dismutase (Sod1), Crim1, L18, Mbeta4, Plag 12, Polg Proteine des Cytoskeletts MAP1B, MacF DNA bindende Proteine CHD4, Pole, Bdp, Pax3, ALL1, Tbx1, eIF4γ2, 9 NAT1, SerRSmt regulatorische Proteine MSS4, S/T PP, Spry1, RNF4 4 LDLR-verwandte Proteine LDP6, LRP1, Megalin 3 2 sonstige Tab. 8 11 Gruppierung der im 2-Hybrid gefundenen Interaktionspartner. Interaktionspartner Funktion Übersicht MAP1B Microtubule associated protein Spielt eine Rolle in cytoskeletalen Änderungen Noble et al. (1989) 1B bei Neuritextensionen. MSS4 mammalian suppressor of Sec4 Guaninnukleotid-Austauschfaktor Sec4/Ypt1/Rab-Familie Spry1 Sprouty homologue 1 Antagonist der FGF-Pathways; negativer Minowada et al. (1999) Modulator der respiratorischen Organogenese MacF Microtubule-actin crosslinking F-actinbindendendes Protein, involviert bei der Leung et al. (1999) factor Quervernetzung von Actin an andere Proteine des Cytoskeletts; bindet auch an Microtubuli LCCP Leman Coiled Coil Protein S/T PP Ser/Thr protein Phosphatase Typ Dephosphoryliert spezifisch 1α Serine und Threonine Pole1 DNA Polymerase ε CHD4 Chromodomain helicase DNA möglicher Transkriptionsaktivator binding protein 4 eIF4γ2 eucaryotic translation initiation bindet an eIF4A und eIF3, aber nicht an eIF4E; Shaughnessy factor 4, γ2 inhibiert CAP-abhängige Translation/Vermittelt (1997) Resistenz gegenüber IFγ induz. Apoptose SerRSmt mitochondrial Synthetase megalin Megalin Mitglied der LDL Rezeptor Familie tenascin Tenascin-C Inhibiert Zellmigration; verschiedene Integrine LRP6 low density lipoprotein-related protein 6 RNF4 RING finger protein 4 verstärkt steroiderezeptorvermittelte Galili et al. (2000) Transkriptionsaktivierung; aktiviert auch Basaltranskription NAT1 novel APOBEC-1 target No. 1 Synonym zu eIF4γ2 Tab. 9 für unbekannt die Feig (1994), Yu und Schreiber (1995) Kessler und Brunet (unveröffentlicht) phosphorylierte Sangrador (1998) Enzym des DNA-Reparatur- und chromosomalen Huang et al. (1999) DNA-Replikationssystems Seelig et 1996) al. (1995; et al. seryl-tRNA Katalysiert die Acylierung von Serin an seine Yokogawa et al. (2000) zugehörige tRNA ist Saito et al. (1994) Ligand für Saga et al. (1991) Brown et al. (1998) Übersicht der Funktionen einzelner, möglicher Interaktionspartner 84 Semiquantitative Bestimmung von Bindungsaffinitäten Mit einem β-Galactosidase-Assay („GalactoStar“) konnte eine semi-quantitative Aussage über die Stärke der Interaktion gewonnen werden. Durch die Interaktion der beiden Proteine in der Transkriptionsfaktors u. a. Hefe auch wurde durch Bildung β-Galactosidase eines exprimiert. funktionsfähigen Die Menge der exprimierten β-Galactosidase ist proportional zur Stärke der Interaktion der beiden Proteine. Dieser Assay ermöglicht die Messung einer durch β-Galactosidase umgesetzten Substanz durch Detektion infolge der Reaktion auftretenden Lumineszenz. In Abb. 31 sind alle gefundenen Interaktionspartner von Nore1 fl. aufgeführt und auf die bekannte Interaktion mit Ras (1-167) normiert. Abb. 31 Ergebnis des semiquantitativen β-Galactosidase-Assays („GalactoStar“). Rot dargestellt sind diejenigen Interaktionspartner, deren Interaktionen mit Nore1 fl. im weiteren Verlauf charakterisiert werden sollen. Die relative β-Galactosidase-Aktivität ist jeweils auf die bekannte Interaktion mit Ras normiert worden. Aus diesen wurden dann 14 Proteine ausgewählt (rot markiert in Abb. 31), deren relative β-Galactosidase-Aktivität über der von Ras lag, und weiter charakterisiert. Das Programm SMART ergab mögliche Domänenstrukturen und Lage dieser in den einzelnen Proteinen (Abb. 32). Die Balken oberhalb der Domänenstrukturdarstellung kennzeichnen das in dem 2-Hybrid identifizierte Proteinfragment, das mit Nore1 fl. interagiert. 85 Um auszuschließen, daß die zu charakterisierenden Proteine nicht zufällig eine Konsensussequenz in dem mit Nore1 interagierenden Fragment enthalten, wurde ein Alignment über alle ausgewählten Interaktionspartner erstellt. Dabei stellte sich heraus, daß diejenigen Proteinfragmente, die mit Nore1 interagieren, keinerlei Konsensussequenz aufwiesen. Jedes Fragment wird demzufolge an verschiedene Bereiche von Nore1 binden. Abb. 32 Domänenstruktur ausgewählter Interaktionspartner, wie sie durch SMART vorausgesagt wurden. Oberhalb der einzelnen Interaktionspartner sind diejenigen Fragmente mit aufgeführt, die im 2-Hybrid identifiziert wurden und möglicherweise mit Nore1 fl. interagieren. Zum Teil liegen diese Fragmente in definierten Domänen. Identifikation von HIS3- und lacZ-positiven Hefetransformanten Die mit den beiden Plasmiden pBM116/Nore1 fl. und pVP16/cDNA-Bank transformierten ScL40-Hefezellen wurden abschließend zur Identifikation von HIS3positiven Transformanten auf Selektivnährböden (THULLy) ausgestrichen, dem X-Gal als Substrat für die β-Galactosidase beigefügt wurde. Führt die Interaktion zwischen Nore1 (Köder) mit einem Protein der cDNA-Bank zur Rekonstitution des Transaktivatorkomplex, wird infolge dessen die Transkription des Reportergens HIS3 86 angeregt. Es bilden sich Kolonien, die Histidin-prototroph sind. Parallel wird die Expression des zweiten Reportergens lacZ angeregt, was zu einer Expression von βGalactosidase führt. Die Aktivierung des lacZ-Reportergens geschieht analog zur Aktivierung des HIS3-Reportergens. Von den 14 ausgewählten Proteinen zeigten alle eine positive β-Galactosidasefärbung (Blaufärbung, Abb. 33). Abb. 33 HIS3- und lacZ-positive Hefetransformanten. Es wurden jeweils pBTM116/Nore1 fl. und pVP16/Interaktionspartner in ScL40 transformiert und auf THULLy-, bzw. THULLy-X-Gal-Nährböden ausplattiert. Bei Interaktion zwischen Nore1 und einem Interaktionspartner werden die Histidinsynthese und βGalactosidaseexpression angeregt. Letztere kann das Substrat X-Gal umsetzen und ruft eine Blaufärbung hervor. Um Kontaminationen bei der Ausplattierung zu vermeiden, wurden die Hefen vorher großflächig auf THULLy-Nährböden ausplattiert und nach 4 Tagen von diesem Heferasen einige Kolonien ausgewählt und erneut ausplattiert. Es wurde jeweils eine Zahnstocherspitze Hefe ausplattiert. Die transformierten Hefen wuchsen auf dem THULLy-Medium nach 3 Tagen zu der in Abb. 33 dargestellten Dichte heran. Auf THULLy-X-Gal-Nährböden wuchsen die Hefen generell schlechter. Vermutlich wirkt sich das β-Galactosidase-Substrat X-Gal negativ auf das Hefewachstum aus. 87 Kotransformation mit Nore1-Fragmenten Um zu testen, welche Nore1-Fragmente für die einzelnen Interaktionen mit den im 2Hybrid gefundenen Protein-Fragmenten verantwortlich sind, wurden die einzelnen Domänen von Nore1 separat und als Konstrukte aus mehreren Domänen in pBTM116 kloniert und zusammen mit den Interaktionspartnern in ScL40 kotransformiert. Die Ergebnisse sind in Abb. 34 dargestellt. Bei den Nore1-Konstrukten wurde darauf geachtet, den C-Terminus entsprechend der Domänenvorhersage durch SMART zu klonieren. Da der N-Terminus an die DNA-bindende Domäne des sich auszubildenden Transkriptionsfaktors fusioniert ist, muß an dieser Seite ein verlängertes Verbindungsstück (Linker) eingebaut werden, damit sich das Konstrukt genügend flexibel bewegen kann, um mit den Interaktionspartnern zu interagieren. Durch diesen Linker haben die beiden Domänen des Transkriptionsfaktors im Falle einer Interaktion genügend Platz, einen funktionellen Komplex bilden zu können. Als Negativkontrollen wurden die experimentellen Grenzen der Minimaldomänen verwendet (198-413; 95-166, 198-358, 370-413). experimentelle Minimaldomäne Minimaldomäne mit Linker PRO — 1-111 PRO-C1 — 1-174 PRO-C1-RBD — 1-358 C1 95-166 1-166 C1-RBD 95-358 95-358 + 1-358 C1-RBD-CC 95-413 95-413 + 1-413 RBD 198-358 188-358 RBD-CC 198-413 188-413 CC 370-413 335-413 fl. — 1-413 Tab. 10 Klonierte Fragmente für den 2-Hybrid. Aufgeführt sind die experimentellen Minimaldomänen, wie sie für die Proteinexpression verwendet werden und die durch einen Linker verlängerten Domänen, die für den 2Hybrid in pBTM116 kloniert werden. 88 Abb. 34 Kotransformationen der einzelnen Domänen von Nore1 in Kombination mit ausgewählten Interaktionspartnern. Kontrolle ist die Interaktion mit Ras (1-167). Das jeweils zu testende Fragment ist in der Domänensruktur blau dargestellt; nd steht für nicht bestimmt. 89 Aufgrund dieser Ergebnisse lassen sich die Interaktionspartner, wie in Tab. 11 zusammengefaßt, gruppieren. Des weiteren wurde die N-terminale, prolinreiche Region für keine Interaktion benötigt, da sowohl Nore1 fl., als auch Nore1 (95-413) mit allen Interaktionspartnern interagierten. Fragment 1-111 1-174 1-413 95-174 95-358 95-413 188-358 335-413 Interaktionspartner - - + - + + + - Map1B (2001-2143) - - + - + + + + Spry1 (131-245) - - + - + + + - MSS4 (1-123) - - + - + + + - LCCP (38-166) - + + - - + - + SerRSmt (39-133) - - + - - + - + tenascin (122-304) - + + - + + + - RNF4 (27-168) + + + + + + + + MacF (4301-4402) - + + - - + - + LRP6 (1166-1334) - + + - + + + - eIF4γ2 (1-170) - + + - - + - - MG50 (1398-1496) - + + - + + + - Pole1 (1189-1303) - - + - - + - + CHD4 (272-400) - + + - + + + - Ras (1-167) - - + - + + + - S/T PP (1-109) Tab. 11 Übersicht der Ergebnisse des 2-Hybrid. Interaktion mit dem betreffenden Nore1-Fragment ist durch ein + (Plus) gekennzeichnet. Durch die Kotransformation der einzelnen Interaktionspartner mit den Nore1Fragmenten stach RNF4 heraus, da es bei jeder Kotransformation immer zur Anregung der Transkription des HIS3-Gens kam. RNF4 wurde dadurch auch als Falschpositiver charakterisiert, obwohl es alle vorhergegangenen Tests positiv durchlaufen hat. Bei tenascin und MacF ist ebenfalls eine Beobachtung zu verzeichnen. Diese Interaktionspartner scheinen an Konstrukte, die die Nore1-C1-Domäne enthalten, zu binden. Jedoch nicht mit der Nore1-C1 alleine. Darüber hinaus scheint tenascin ebenfalls nur mit der Nore1-RBD zu interagieren. Dieser Interaktionspartner scheint 90 aufgrund dieses Verhaltens ebenfalls als Falschpositiver zu sein, jedoch ist eine eindeutige Aussage an dieser Stelle nicht möglich. GST-Pulldown Die GST-Fusionsproteine ausgewählter Interaktionspartner wurden im pGEX-Vektor in E. coli BL21(DE3) transformiert und in 200 ml TB-Medium mit 100 µg/ml Ampicilin bei 23°C nach IPTG-Induktion exprimiert. Wie bei Material und Methoden beschrieben wurde der GST-Pulldown-Assay durchgeführt. In Abb. 35 sind die Ergebnisse dargestellt. Die Proben wurden vor der PAGE bei 95°C für 10 min denaturiert. Sowohl MSS4 als auch Map1B interagieren in diesem Assay mit der Nore1-RBD. Die Bande bei 24 kD entspricht der GST-Bande, die sich durch die Nore1-Zugabe aus einer nicht zu 100% gereinigten Probe an der GSH-Sepharose akkumuliert hat. Pulldowns, die mit anderen Nore1-Konstrukten mit weiteren Interaktionspartnern durchgeführt wurden, zeigten keine Bindung. In Tab. 12 sind die Ergebnisse des Pulldowns zusammengefaßt. 91 Abb. 35 GST-Pulldown ausgewählter Interaktionspartner mit Nore1-RBD. Zur Kontrolle des GST-Pulldown sind Ras und Rap mit aufgeführt. Ras und Rap sind mit GppNHp beladen. Bei allen mit Nore1-RBD durchgeführten GST-Pulldowns tritt eine Bande bei 24 kD auf, welche zu GST gehört, das durch die Zugabe von Nore1-RBD aus einer nicht zu 100% gereinigten Probe zum Assay an der GSH-Sepharose akkumuliert. Nore1-RBD ist die Bande bei ca. 20 kD (unterer Pfeil). Spur 1: GST-Fusionsprotein; Spur 2: GST-Fusionsprotein mit Nore1-RBD; Spur 3: Überschüssiges Nore1-RBD im Überstand; Spur 4: letzter Waschschritt; M: Marker-Bande Ras (fl.) GppNHp Nore1-RBD Bindung Rap1A c’ GppNHp Nore1-RBD Bindung MSS4 (1-123) Nore1-RBD Bindung MAP1B (2001-2143) Nore1-RBD Bindung tenascin (122-304) Nore1-C1-RBD keine Bindung LCCP (38-166) Nore1-CC keine Bindung Pole1 (1189-1303) Nore1-CC keine Bindung Spry1 (131-245) Nore1-RBD keine Bindung eIF4γ2 (1-170) Nore1-C1-RBD keine Bindung Tab. 12 Tabellarische Zusammenfassung der Pulldown-Ergebnisse. 92 Affinitätsmessungen Mit dem 2-Hybrid-Assay wurden verschiedene mögliche Interaktionspartner gefunden. Für einige von ihnen konnte eine direkte Interaktion mit Nore1 (-Fragmenten) gezeigt werden. Mit Hilfe der ITC (Isotherme Titrationskalorimetrie) und durch Fluoreszenzmessungen (GDI-Effekt) konnten für MSS4 (1-123) und MAP1B (2001-2143) Affinitätskonstanten bestimmt werden. Für MSS4 (1-123) konnte im ITC direkt eine Affinität gemessen werden (Abb. 36). Der Wert für die Dissoziationskonstante KD wurde auf 1,4 µM bestimmt. Durch 2-Hybrid Kotransformationen war herausgefunden worden, daß die Nore1-RBD für die Interaktion mit MSS4 verantwortlich ist. Vorlage von Nore1-RBD und Titration eines Gemisches aus Ras fl. GppNHp und MSS4 resultierte in einer 7fach verringerten (apparenten) Affinität von Nore1-RBD an Ras (9,4 µM). Titration von Nore1-RBD (K302A) mit MSS4 zeigte keine mit ITC meßbare Bindung mehr. Diese Mutation bewirkt somit einen drastischen Abfall der Affinität zwischen Nore1-RBD und MSS4. Bei Ras hingegen hat diese Mutation einen 5-15fachen Effekt (1,5-1,2 µM) auf die Affinität. Die Nore1-C1 Domäne einen negativen Einfluß auf die Affinität zwischen Nore1 und MSS4.. Nore1-C1 bindet alleine nicht an MSS4. Im Gegensatz zu der Bindung zu Ras hat die C1-Domäne einen negativen Einfluß auf die Bindung von Nore1 an MSS4. Vermutlich sind hier sterische Gründe zu nennen; der Einfluß der C1-Domäne verringert die Affinität fast 8fach. Die Dissoziationsgleichgewichtskonstante zwischen Rab3a fl. nukleotidfrei und MSS4 wurde ebenfalls bestimmt. So ergibt sich ein KD von 3 µM bei 25°C. Die Tab. 13 faßt die ITC-Ergebnisse zusammen. 93 Abb. 36 ITC-Diagramm. A: Gemessene Interaktion zwischen MSS4 (1-123) und NoreRBD (198-358). B: Zu Nore1RBD wird ein Gemisch aus MSS4 (1-123) und Ras fl. GppNHp titriert. Zu erkennen ist die relativ schnelle Sättigung. Die apparente Dissoziationsgleichgewichtskonstante wurde auf 9,4 µM bestimmt. ProteinSpritze ProteinZelle T [°C] N KD [µM] GST-eIF4γ2 (1-170) Nore (95-166) 25 keine Bindung GST-Spry1 (131-245) Nore (95-166) 25 keine Bindung GST-Spry1 (131-245) Nore (100-413) 25 keine Bindung GST-Spry1 (131-245) Nore (198-358) 25 keine Bindung LCCP (49-166) Nore (198-413) 25 keine Bindung MSS4 (1-123) Nore (95-166) 25 keine Bindung MSS4 (1-123) Nore (95-358) 25 MSS4 (1-123) Nore (100-413) 25 MSS4 (1-123) Nore (198-358) 25 MSS4 (1-123) Nore (198-358) K302A 25 keine Bindung MSS4 (1-123) RasSF1c (58-218) 25 keine Bindung MSS4 (1-123) Rab3a fl. nt-free 25 0,8 3,07 MSS4 (1-123)/H Ras fl GppNHp Nore (198-358) 25 0,5 9,35 (apparent) LCCP (49-166) Nore (370-413) L379M 25 keine Bindung tenascin (122-304) Nore (188-372) 20 keine Bindung 1,4 10,59 keine Bindung 0,9 1,36 Tab. 13 Übersicht über die durch ITC-Messungen erzielten Dissoziationsgleichgewichtskonstanten. Dabei wurde stets ein Nore1-Fragment in der Zelle vorgelegt und der Interaktionspartner in jeweils 10fach höherer Konzentration hinzu titriert. Sämtliche Messungen wurden in Puffer X durchgeführt. N ist hierbei der Stöchiometrie-Faktor. 94 Kompetetiver GDI Im kompetetiven GDI-Assay wurde ein Komplex aus Ras fl. (mit mGppNHp beladen) und NoreRBD, bzw. jedes andere Konstrukt mit RBD in der Küvette vorgelegt und mit einem Interaktionspartner titriert. Die Änderung von kobs wird detektiert und der Einfluß des Interaktionspartners auf die Nore1-Ras-Interaktion mit dem Programm Scientist analysiert. In diesem Assay konnten für MSS4 (1-123) und für Map1B (2001-2143) Interaktionen gezeigt werden. In Abb. 37 sind die Ergebnisse des kompetetiven GDI-Assays für Nore1-RBD/Ras fl. mit MSS4 dargestellt. Zu erkennen ist ein relativ steiler Anstieg von kobs, was eine in Abhängigkeit von der MSS4-Konzentration schnellere Dissoziation des mantNukleotids (mGppNHp) von Ras darstellt. Der Nukleotid-Austausch wird durch das Entfernen der Nore1-RBD durch MSS4 aus dem Ras-Nore1-RBD-Gleichgewicht hervorgerufen. Der Assay mit Map1B hingegen zeigt einen sehr steilen Anstieg von kobs. Dies weist auf eine relativ hohe Affinität zwischen Nore1-RBD und Map1B (Abb. 37), höher als die Affinität zwischen Nore1-RBD (und auch Nore1-RBD-CC) und Ras fl. Dies ist auch durch den semiquantitativen β-Galactosidase-Assay bestätigt worden, hierbei ist die relative β-Galactosidase-Aktivität für Map1B 2,5fach höher als bei Ras. Die Coiled Coil Domäne hat keinen Einfluß auf die Bindung von Map1B an die Nore1-RBD (s. Abb. 37). 95 Abb. 37 Graphische Darstellung des kompetetiven GDI mit MSS4 (1-123) und Nore1-RBD (198-358), bzw. Map1B (2001-2143) mit Nore1-RBD und Nore1-RBD-CC. Mit zunehmender MSS4-/Map1BKonzentration wird Nore1-RBD/Nore1-RBD-CC aus dem Gleichgewicht mit Ras entfernt, was eine Änderung von kobs mit sich zieht. Die Anpassung der Daten an das Scientist-Modell (s. Anhang) ergab die in Tab. 14 aufgelisteten Affinitätskonstanten. KD [µM] NoreRBD (198-358) MSS4 (1-123) 2,01 NoreRBD (198-358) Map1B (2001-2143) 0,040 Nore1 (198-413) Map1B (2001-2143) 0,045 Tab. 14 Dissoziationskonstanten KD, wie sie durch den kompetetiven GDI-Assay bestimmt wurden. 96 Gelretardationsassay (Gelshift) Oft werden Protein-DNA-Interaktionen durch Coiled Coil Domänen vermittelt. Um zu überprüfen, ob Nore1 mit seiner Coiled Coil Domäne an DNA bindet, wurden Gelretardationsassays durchgeführt. Dazu wurde zu einer konstanten Menge Coiled Coil ansteigend DNA zugeführt und im Agarosegel überprüft, ob die DNA infolge einer Bindung an das Protein ein anderes Laufverhalten als reine DNA aufwies. Als DNA wurden verschiedene Plasmide (verdaute und unverdaute Fragmente) und synthetische Oligonukleotide (AT-, bzw. GC-reich) verwendet. Es konnte keine Bindung zwischen Nore1-CC und DNA im Gelretardationsassay gezeigt werden. Dimerisierung von Nore1 Bei der Analyse der Primärstruktur von Nore1-CC mit Vorhersageprogrammen für Coiled Coils wurde ein Dimer vorausgesagt. Die verwendeten Säulenmaterialien (Superdex S75 und S200) hatten ein zu geringes Auflösungsvermögen, als daß sie ein Nore1-CC-Dimer (ca. 10,8 kD) von einem Monomer auf einer Gelfiltration hätten auftrennen können. Ebenso waren native Gele bei solch einer Größe nicht erfolgreich. DLS-Untersuchungen waren ohne Erfolg, was auf eine mögliche, langgezogene und gestreckte Struktur von Nore1-CC-Dimeren zurückzuführen war. Durch ITC-Experimente, bei denen eine konzentrierte Nore1-CC-Lösung in Puffer titriert wurde, konnte eine Komplexbildungskonstante abgeschätzt werden. In Abb. 38 ist ein ITC-Experiment exemplarisch wiedergegeben. Die Komplexdissoziationskonstante KD konnte mit Hilfe des im Anhang aufgeführten Modell mit dem Programm Scientist auf einen Mindestwert von ca. 15 µM bestimmt werden. Ein CC-Dimer bestätigte sich später auch in der Struktur (s. weiter unten). 97 Abb. 38 Mit Scientist angepaßte Daten eines ITC-Experiments. Hier wurde 1 mM Nore1-CC in 8 µl Schritten bei 25°C in Puffer X titriert. Gelfiltrationsanalysen mit einem RBD-CC-Konstrukt hingegen waren bzgl. der Darstellung eines Dimers erfolgreich. Es konnten Dimer (50 kD) und Monomer (25 kD) erfolgreich voneinander getrennt werden. Dazu wurden 1 mg Nore1-RBD-CC in Puffer X mit 2 mM DTE und 200 mM NaCl mit einer Flußgeschwindigkeit von 0,25 ml/min auf einer analytischen und kalibrierten Superdex S200 30/10 über eine ÄKTA-FPLC (Pharmacia, Schweden) chromatographisch aufgetrennt. In Abb. 39 ist das Elutionsdiagramm aufgeführt. 98 Abb. 39 Analytische Gelfiltration. Auf einer kalibrierten Superdex S200 wurden jeweils ca. 1 mg des jeweiligen Proteins aufgetragen. Nore1-RBD-CC eluiert hauptsächlich als Monomer (Ve/V0 = 0,52), Nore1-RBD eluiert ausschließlich als Monomer (Ve/V0 = 0,55), der Peak bei Ve/V0 = 0,51 stammt von Verunreinigungen durch GST. Ve/V0 Masse [kD] Nore1-RBD 0,55 17,1 Monomer 0,51 40 GST-Dimer (?) 0,52 30 Monomer 0,47 60 Dimer 40 GST-Dimer (?) Nore1-RBD-CC GST 0,51 Tab. 15 Auf das Gesamtelutionsvolumen V0 normierte Elutionsvolumina Ve der durchgeführten analytischen Gelfiltrationen. Anhand einer Kalibrierkurve konnten die Massen bestimmt werden. 99 Strukturen Nore C1 Die Nore1-C1-Domäne (Fragment 95-174) wurde mit 15 N und 13 C markiert und die Struktur mittels NMR von Elena Guiberman (AG Dr. Peter Bayer) gelöst. Die Zuordnung erfolgte anfangs durch kombinierte Auswertung von COSY-, TOCSYund NOESY-Experimenten. Durch die Doppelmarkierung konnten viele Probleme der Zuordnung überwunden werden, da sich die großen skalaren 1J-Kopplungskonstanten zu den 15N- und 13C-Kernen zunutze gemacht werden konnten, die im Gegensatz zu den 3 JHH-Kopplungen aus den homonuklearen Messungen weitgehend unabhängig von der Sekundärstruktur sind und auch bei größeren Molekülen einen recht effizienten Magnetisierungstransfer erlauben. Im heteronuklearen Tripelresonanz-Experiment HNCO wird die Magnetisierung vom Amidproton (HN) über den Amidstickstoff (N) zum Carbonyl-Kohlenstoff (CO bzw. C’) der Vorgänger-Aminosäure (und zurück) übertragen. Zweidimensionale und dreidimensionale NOESY- und TOCSY-Spektren sowie 1H-15NHSQCs wurden bei 800 MHz, die restlichen heteronuklearen Datensätze bei 600 MHz Resonanzfrequenz gemessen. Die aus den Messungen und Zuordnungen resultierende Struktur ist in Abb. 40 dargestellt. Der C-Terminus könnte eine Helix ausbilden, jedoch kann diese aus Mangel an NOEs nicht definiert werden (Elena Guiberman, persönliche Mitteilung). Die Struktur war bis dato noch zu ungenau, als daß detailiert über deren Charakteristika beschrieben werden könnte. Selbst ein Vergleich mit PKC-C1 oder Raf-C1 wäre in diesem Stadium noch zu vage. 100 Abb. 40 NMR-Struktur der Nore1-C1 (Fragment 95-174). Die gebundenen Zink-Ionen sind in blau dargestellt. Kristallisation Die Struktur der C-terminalen Coiled Coil Domäne von Nore1 wurde röntgenkristallographisch gelöst. Nore1-CC ist als Fragment 370-413 sehr gut exprimierbar und auch löslich. Um zu überprüfen, daß Nore1-CC in Lösung eine Sekundärstruktur aufwies, wurden Experimente mit einem CD-Spektrometer durchgeführt. Hierbei wurden 30 µM Nore1-CC in 20 mM Phosphatpuffer, pH 7,3 in einer 0,05 cm dicken Quartzküvette verwendet. Es wurde im Bereich 250-190 nm gescannt. In Abb. 41 ist ein Scan bei 25°C dargestellt. Abb. 41 CD-Spektrogramm für Nore1-CC. Gemessen bei 25°C, 30 µM Nore1-CC in 20 mM Phosphatpuffer, pH 7,3. Es wurden 15 Scans gemessen und gemittelt. Die Auswertung erfolgte mit dem Dichroweb Webserver. 101 Daneben wurde mit Hilfe der CD-Spektroskopie ein Temperaturscan durchgeführt und die Veränderung der Sekundärstruktur verfolgt (s. Abb. 42). Abb. 42 Temperaturscan von Nore1-CC mit Hilfe CD-Spektroskopie. A: Nore1-CC wurde in 5°C-Schritten von 25°C auf 100°C im CD-Spektrometer aufgeheizt und die Änderung der Sekundärstruktur optisch verfolgt. B: Beobachtete Änderung von Theta (Θ) bei 222 nm. Man erkennt die temperaturabhängige Denaturierung von Nore1-CC. Messungen wurden in 20 mM Phosphat-Puffer, pH 7,3 bei einer Nore1-CC Konzentration von 30 µM durchgeführt. Gereinigtes Nore1-CC (Wildtyp) kristallisierte über Nacht unter den in Tab. 16 angegebenen Bedingungen in ca. 150 x 120 x 30 µm großen Kristallen (Abb. 43). Durch Seeden mit zuvor zerkleinerten Kristallen wurde die Größe der Kristalle geringfügig erhöht. Da sich Cadmium für die Kristallisation als notwendig erwies, wurde versucht, Cadmium durch Zink oder Calcium zu ersetzen, um diese Ionen als anomale Streuer bei der Phasierung zu verwenden. Cadmium ist im Gegensatz zu den beiden Letztgenannten 102 ein sehr schlechter anomaler Streuer. Ein Austausch von Cadmium durch ein anderes mono- oder bivalentes Ion mit ähnlichem Ionenradius lieferte keine Kristalle. Für die Datensammlung bei 100 K wurde Paraffinöl (wasserfrei), bzw. Mutterlauge als Cryoagens verwendet. Beste Ergebnisse wurden mit Paraffinöl erzielt. Für die Phasierung wurde gereinigtes Nore1-CC mit der Mutation L379M als SeMetVariante kristallisiert. Diese Mutante wurde gewählt, da einerseits Leucin chemisch gesehen dem Methionin ähnelt und da dieser Rest in Vorhersageprogrammen keine Änderung (Verschiebung) des Heptad-Motivs bewirkte (L379 und M379 besetzen beide eine d-Position im Heptad-Motiv). Die Inkorporation von SeMet wurde durch MALDI überprüft. Die in Tab. 16 aufgelisteten Bedingungen führten zu einem Kristallisationserfolg. Man erkennt die unterschiedliche Kristallform im Vergleich mit dem Wildtyp (Abb. 43). Die Prozessierung erbrachte eine vom Wildtyp unterschiedliche Raumgruppe. Wie Tab. 23 zu entnehmen kristallisiert SeMetsubstituiertes Nore1-CC in der Raumgruppe I222, wohingegen der Wildtyp in C2221 kristallisiert. Dadurch resultiert auch die Änderung der Zellkonstanten der beiden Kristalle. Die SeMet-Variante bildete Kristalle von 150 x 60 x 30 µm Größe. Bei der SeMet-substituierten Mutante wurde als Cryoagens ausschließlich Mutterlauge verwendet. Auch hier konnte die Größe der Kristalle durch Seeden mit zerkleinerten Kristallen und durch Zugabe des Additivs Dioxan geringfügig erhöht werden (etwa gleiche Größe wie beim Wildtyp). Zur Überprüfung, daß die Coiled Coil Domäne alleine kristallisiert ist, wurden einige Kristalle gesammelt, in Präzipitationslösung gewaschen und in SDS-Probenpuffer aufgelöst in einer PAGE analysiert. Die Proteine wurden durch Silberfärbung sichtbar gemacht. 103 Abb. 43 Kristalle der Nore1-Coiled Coil (370-413) Domäne. A: Wildtyp; B: L379-Mutante, SeMet Variante. Nore1-CC (Wildtyp) Nore1-CC (L379M, SeMet) Konzentration 17,8 mg/ml 10 mg/ml PEG 400 25-26% 28-30% Natriumacetat, pH 4,6 100 mM 100 mM Cadmium-Chlorid 45-50 mM 50-55 mM Dioxan --- 6% Temperatur 18°C 18°C Tab. 16 Kristallisationsbedingungen der Coiled-Coil Domäne von Nore1. Die Daten wurden bei 100 K am ESRF (Grenoble) gesammelt. Die erhaltenen Diffraktionsintensitäten wurden mit den Programmen XDS Vers. Sept. 2002 (Kabsch, 1988) und DENZO (Otwinowski und Minor, 1997) integriert und mit dem Programm XDSCONV Vers. Sept. 2002 (Kabsch, 1988), bzw. TRUNCATE des CCP4 Programmpakets (Collaborative Computational Project, 1994) auf ihre Strukturfaktoren reduziert. 104 Modellbau und Verfeinerung Experimentelle Phasen wurden vom SeMet-Datensatz (Raumgruppe I222) mit den Programmen CNS (Brunger et al., 1998) und SOLVE (Terwilliger und Berendzen, 1999) durch SAD bestimmt. Da bei mehreren Wellenlängen Daten gesammelt wurden, wurde ebenfalls MAD versucht, wobei die besten Ergebnisse durch SAD erzielt wurden. Mit den experimentellen Phasen wurde eine Elektronendichte gerechnet (FFT des CCP4-Programmpakets) und anhand der durch SOLVE bestimmten Positionen der Selene das Modell als antiparalleles Homodimer gebaut. Dieses Modell wurde bis zu einem freien R-Faktor von 40,2% bei einer Auflösung von 2,8 Å verfeinert. Dieses Modell wurde als Modell für einen molekularen Ersatz mit dem Programm AMORE (Teil des CCP4-Programmpakets) verwendet, um Phasen für das WildtypProtein aus dem nativen Datensatz (Raumgruppe C2221) zu erhalten. AMORE lieferte genau eine Lösung mit signifikant höherer Korrelation und niedrigen R-Faktoren. Das Wildtyp-Protein wurde anschließend mit den Programmen CNS und REFMAC5 (Programm des CCP4-Programmpakets) zu einem freien R-Faktor von 23,3% verfeinert. Wassermoleküle wurden mit denselben Programmen eingefügt. CadmiumIonen wurden durch Differenz-Fourier-Dichten anhand des anomalen Streusignals der Cadmium-Ionen verifiziert. Die Datenstatistik ist im Anhang aufgeführt. Coiled Coil-Struktur Wie durch entsprechende Programme (Lupas, 1997; Walshaw et al., 2001) vorhergesagt, liegt bei dem Fragment 370-413 von Nore1 ein antiparalleles, linksgängiges Coiled Coil vor. Die Zuteilung des Heptadmotivs ist in Abb. 44 dargestellt. Dabei wurden zwei Stutter gefunden (Vier-Reste-Insertionen in eine Sequenz mit einem kontinuierlichen HeptadMotivs; Reste A/B383-A/B385, A/B401-A/B404). Stutters bewirken eine lokale Erniedrigung der Supercoilausdehnung, da sie die Windung (Turn) leicht verringern. Stutters drängen Reste in der a-Position in Richtung Corezentrum, was in einer speziellen Geometrie (sog. x-layer: abcdefgxefg) resultiert, während die Reste in d105 Positionen aus dem Core herausgedrängt werden. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß die a- und d-Positionen an zwei Stellen von Glutaminsäure A/B383 und Tyrosin A/B394 als nicht hydrophobe Aminosäuren besetzt werden. Diese Abweichungen von der verlangten hydrophoben Besetzung dieser Positionen sind nach Walshaw et al. (2001) relativ häufig. Es sind sehr wenige ionische Wechselwirkungen im Interface der Struktur beobachtbar. So bilden A383 mit B398 (Glutaminsäure/Arginin; 3,09 Å), A398 mit B383 (Arginin/Glutaminsäure; 2,73 Å) und A398 mit B380 (Arginin/Glutaminsäure; 3,30 Å) die einzigen Salzbrücken innerhalb des core-bildenden Heptad-Motivs; die Reste A380 und A383 kontaktieren die B-Helix (Arginin 398) neben der Salzbrücke noch über Wassermoleküle. Abb. 44 Schematische Darstellung der Anordnung der Reste in der Coiledcoil-Struktur. Das Heptad-Motiv ist durch a, b, c, d, e, f, g gekennzeichnet. Der durch Elektronendichte definierte Bereich ist grau unterlegt. Hydrophobe interhelikale Interaktionen sind durch weiße Balken dargestellt, ionische Wechselwirkungen gestrichelt. Interhelikaler Kontakt über Wassermoleküle sind mit einem blauen Kreis dargestellt. Die mit * gekennzeichneten Aminosäuren sind in der Struktur nicht sichtbar und zu Alanin mutiert. Die auftretenden Stutter im Heptadmotiv sind schwarz hervorgehoben. In Helix B ist das Serin (kursiv) der Thrombinschnittstelle in der Elektronendichte definiert. 106 Orientierung Die Nore1-Coiled Coil Domäne liegt in der Struktur als antiparalleles Dimer vor. Die relative Lage der beiden Helices ist etwas verschoben, wobei ausreichend Platz für die N-terminale RBD vorhanden ist (Abb. 45). Eine Dimerisierung eines RBD-Coiled Coil Konstruktes (Nore1 198-413) konnte ebenfalls durch Gelfiltration gezeigt werden (Abb. 39). Abb. 45 Coiled Coil Dimer mit der N-terminalen RBD. Um einen Eindruck über die Größenverhältnisse zu bekommen, wurde die RBD als Kugel dargestellt. Die Größe der RBD entspricht der von Raf-RBD. Der Linker zwischen RBD und CC umfaßt 22 Aminosäuren. Charakterisierung des Interface Das durch die beiden Helices abgedeckte (buried) Interface hat eine Gesamtgröße von 4671 Å2, wobei hydrophobe Interaktionen den größten Teil ausmachen (2083 Å2). Das Interface-Volumen umfaßt 11628 Å3. Die Oberfläche der Coiled Coil Struktur ist überzogen mit geladenen und polaren Resten; viele von ihnen sind an kristallographischen Kontakten beteiligt (siehe weiter unten). Eine Serie von geladenen Resten ist an den Positionen e und g des HeptadMotivs lokalisiert, die nicht im Coiled Coil Interfaces liegen und möglicherweise intermolekulare elektrostatische Interaktionen eingehen können. Besonders auffällig ist die durch die Reste A397Phe, A401Leu, B379Leu und B375Phe aufgespannte hydrophobe Ebene innerhalb des Coiled Coil Interface, dieses Beispiel demonstriert die hydrophobe Interaktion zwischen den beiden Helices (Abb. 46). 107 Abb. 46 Hydrophobe Ebene, die durch Phenylalanin und Leucin der beiden Helices beschrieben wird. Wie bereits in der Einleitung beschrieben, ist eine notwendige Voraussetzung für das Vorliegen einer Coiled Coil Struktur das Vorhandensein der Knopf/Loch-Packung. Die im Rahmen dieser Arbeit gelöste Struktur zeigt bei einem Suchradius (Cutoff) von 8,0 Å an 5 Stellen deutlich diese Packung. Hierbei handelt es sich in drei Fällen um eine Typ 4 Interaktion (Reste A379Leu mit B394Tyr, B397Phe, B398Arg und B401Leu) und in zwei Fällen um eine Typ 2 Interaktion (Reste A390Leu mit B383Glu, B386Lys, B387Ile und B390Leu, s. Abb. 47 für Details). Bei einem Cutoff von 7,0 Å (bzw. 6,8 Å) ergeben sich 4 Stellen; je zwei vom Typ 4 und Typ 2 (Reste A379Leu mit B394Tyr, B397Phe, B398Arg und B401Leu, bzw. Reste A390Leu mit B383Glu, B386Lys, B387Ile und B390Leu; Abb. 47). Der Cutoff ist ein Maß der Dichte der Packung, je kleiner der Wert, desto geringer der Suchradius für Interaktionspartner und somit näher an der idealen Packung, ausgewertet mit dem Programm SOCKET (Walshaw und Woolfson, 2001) 108 Abb. 47 Typ 2 und Typ 4 Interaktionen, wie sie in der vorliegenden Coiled Coil Struktur vorliegen. Isolierte Knopf/Loch-Interaktionen werden mit Typ 1 und Typ 2 bezeichnet. Wobei sich beim Typ 1 die „Knöpfe“ entlang des „Lochs“ positionieren, beim Typ 2 hingegen ragen die „Knöpfe“ direkt ins Loch. Beim Typ 2 befinden sich demnach sowohl der Schwerpunkt der Seitenketten als auch das äußerste Seitenkettenatom zusammen innerhalb des Cutoffs (6,8, bzw. 8,0 Å) im Loch der gegenüberliegenden Helix. Bei Typ 3 und Typ 4 ist ein Knopf selbst Teil eines Loches eines benachbarten Knopfes. Auch hier positionieren sich beim Typ 3 die „Knöpfe“ entlang des „Lochs“, bei Typ 4 findet eine Kombination aus zwei Typ 2 Interaktionen statt. Das Programm PIA wird verwendet, um Kontaktflächen darzustellen. Das Programm macht einen Schnitt durch die Kontaktebene und projiziert alle beteiligten Wechselwirkungen auf eine Ebene. Das Interface ist in Abb. 48 graphisch wiedergegeben. Es ist zu bemerken, daß keinerlei polare Interaktionen zwischen Helix A und B herrschen. Auch Wasserstoffbrücken wurden nicht gefunden. 109 Abb. 48 Graphische Darstellung des hydrophoben Interface von Nore1 Coiled Coil. Schwarze Punkte: Grenze der Oberflächen, die die Kontaktfläche vom umgebenden Wasser abschirmt; grüne Linien: Bereiche, in denen die van-der-Waals-Radien weniger als 1 Å angenähert sind; schwarze Kreise: hydrophobe Wechselwirkungen; magentafarbene Kreise: Salzbrücken; gelbe Kreise: Wassermoleküle, blau: CαRückgrat (Projektion) von Helix A. Die Größe der Kreise ist umgekehrt proportional zum Abstand zwischen den Aminosäuren. Betrachtet man die A-Helix, so beobachtet man eine Zunahme des Supercoil-Radius ab Aminosäure A390Leu relativ zur B-Helix. Der Radius der durch die beiden Helices beschriebenen Superhelix ändert sich von durchschnittlich 5,3 Å auf 6,35 Å am CTerminus von Helix A. Abb. 49 stellt den Radius der Superhelix (Interhelixabstand) als Funktion der Aminosäurereste dar (Werte bestimmt mit dem Program TWISTER; Strelkov et al., 2002). Für die B-Helix gilt entsprechendes. Um auszuschließen, daß dieser Effekt durch flexible Reste verursacht wird, wurden die B-Faktoren näher betrachtet. Eine Analyse dieser ergab keine signifikant abweichenden B-Faktoren am jeweiligen C-Terminus. 110 Abb. 49 Graphische Darstellung des Superhelix-Radius (Interhelixabstand) als Funktion der Aminosäure-Nummer. Zu erkennen ist eine Helix-Separation am C-terminalen Ende von Helix A von Helix B. Kristallpackung Wie eingangs beschrieben scheiterten Versuche, das Cadmium durch ein anderes Metall zu ersetzen. Cadmium stand somit essentiell mit der Kristallpackung in Verbindung. Die Struktur von Nore1-CC zeigt eine dichte Kristallpackung. Die Dimer-DimerKontakte werden im Kristall über vier Cadmium-Ionen vermittelt. Dabei treten DimerDimer-Kontakte N- und C-terminal und in der Mitte des Dimers auf. Bei den N- und C-terminalen Kontakten wird ein Cadmium-Ion von 6 Liganden koordiniert. B403Glu und B407Glu koordinieren das Cadmium Cd2 aus dem realen Dimer. Symmetrieverwandte Dimere kontaktieren das Ion mit den Resten B408’Glu, B403’Glu, A407’’Glu und A407’’’Glu. Analog wird das Cadmium-Ion Cd1 von A407Glu im realen Dimer zusammen mit A407’Glu, B403’Glu, B407Glu, B403’’Glu und B407’’Glu von symmetrieverwandten Dimeren koordiniert (Abb. 50). 111 Abb. 50 Darstellung der Kristallpackung des Nore1 Coiled Coil Dimers. Grau dargestellt ist das reale Dimer mit im Kontakt stehenden symmetrieverwandten Dimeren. Im rechten Teil ist die Detailansicht der CadmiumKoordination dargestellt. Helix A und B sind jeweils grau dargestellt. In oberen Detailansicht sind die koordinierenden Wassermoleküle und das Magnesium-Ion der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt. B388His koordiniert ein Cadmium (Cd3) zusammen mit einem symmetrieverwandten B388’His. Die Anordnung ist fast planar. Ein Vergleich mit Chlorophyll lieferte eine ähnliche Anordnung. Die fehlenden Liganden werden durch Wasser-Moleküle und einem Magnesium-Ion ergänzt. Cadmium Cd4 scheint alternative Positionen aufzuweisen, da für dieses Ion die Differenz-Fourier Elektronendichte zwei deutliche, benachbarte Peaks aufweist. Bestätigt wird diese Annahme durch die Tatsache, daß die Cd4 koordinierenden Reste A392Glu aus dem realen Dimer und aus einem symmetrieverwandten in der Elektronendichte nicht sichtbar sind. Cd4 ist ein mobiler Mediator der Kristallpackung 112 mit einem B-Faktor von 30 Å2 (Abb. 51). Im Vergleich dazu haben die übrigen Cadmium-Ionen einen durchschnittlichen B-Faktor von 15-20 Å2. Abb. 51 Darstellung der Kristallpackung. Koordination von Cadmium 3 durch Histidin B388 und B388’. Die Cadmium 4 koordinierende Seitenkette Glutaminsäure A392 ist partiell ungeordnet. Aus diesem Grunde liegt Cadmium 4 auch in alternativer Lokalisation vor. Helix A und B sind jeweils grau dargestellt. Allgemein sind die Reste der Helix A durch fehlende Kontakte zu Symmetrieverwandten nicht so gut definiert wie die Reste der Helix B. Helix A beginnt mit Aminosäure A370Pro; Helix B weist hingegen sogar Dichte für den Rest Serin (ein Rest der Thrombinschnittstelle) vor der ersten Aminosäure B370Pro auf (s. Abb. 44). 113 Bei Helix A sind die Reste A389Gln, A392Lys, A396Lys, A399Gln, A400Lys, A402Glu und A403Glu partiell nicht geordnet und durch Alanin ersetzt worden. Bei Helix B ist lediglich der Rest B371Glu nicht komplett sichtbar und demnach ebenfalls durch Alanin ersetzt worden. Modellierungen Bindung von CC an MST1 Wie von Khokhlatchev et al. (2002) in Pulldown-Experimenten von in COS-7-Zellen koexprimiertem Nore1 und MST1 gezeigt werden konnte, bindet der C-terminale Rest von Nore1 (Reste 358-413) an den C-terminalen Rest von MST1 (Reste 456-487). Der C-Terminus von Nore1 enthält genau die Coiled Coil Domäne. Vorhersageprogramme für Sekundärstrukturen ergaben für den C-Terminus von MST1 eine Helix. Eine Gruppe um Caretha Creasy (1996) bestätigte dies ebenfalls. Diese Helix wurde mit Hilfe des JigSaw-Webservers für die Reste 456-487 modelliert. Bei Betrachtung dieser Helix fallen die Reste 453Pro und 472Pro auf, die die modellierte Helix an genau diesen Positionen „brechen“. Modellierungen der Interaktion zwischen Nore1-Coiled Coil und MST1 wurden mit dem Graphik-Programm VMD, Vers. 1.5 (Humphrey et al., 1996) durchgeführt. Energieminimierung mit dem Programm Charmm ergab eine Lösung für eine Bindung der C-terminalen MST1-Helix an eine monomere Nore1-Coiled Coil Helix. Die Interaktion wurde als antiparallel vorausgesetzt, da sowohl der Nore1-CC, als auch MST1 N-terminal Aminosäuren (370 bei Nore1, bzw. 456 bei MST1) vorausgehen. Als Kontrolle wurde das Nore1-CC Dimer in zwei einzelne Helices separiert und mit dem Programm VMD versucht, das Dimer durch Kraftfeld-Analysen (Forcefield) wieder zu finden. Energieminimierung der gefundenen Lösung ergab eine relative Energie für die Interaktion (definiert als EInertaktion = EKomplex-EHelix A-EHelix B) in der Höhe –740 kcal/mol. Die Modellierung zwischen Nore1-CC-Monomer und MST1-Helix ergab eine relative Energie für die Interaktion von –675 kcal/mol. Im Falle einer Interaktion zwischen Nore1-CC und MST1 würden sich die C-terminalen Helices beider Proteine in der in Abb. 52 dargestellten Art im Nore1-CC-Interface aneinander anlagern. Analysen des erhaltenen Proteinkomplexes mit dem Programm SOCKET (Walshaw und Woolfson, 2001) zeigte, daß die beiden Interaktionspartner 114 nicht über eine Coiled Coil Interaktion miteinander interagieren. Die Interaktion wird vornehmlich über Salzbrücken vermittelt. Bei der Modellierung sind alle Freiheitsgrade (Torsionswinkel, Rotation und Translation) des gesamten Systems freigegeben worden. Aus diesem Grunde ist die durch die Modellierung C-terminal von MST auftretende Aufwindung der MST-Helix zu beachten. Untersucht man diejenigen Positionen, an denen die Helix aufgewunden wird, so passiert dies genau an den oben erwähnten zwei Prolin-Resten. Ob und welche Interaktionen mit Wassermolekülen stattfinden, konnte bei den Berechnungen nicht berücksichtigt werden. MST1 Nore1-CC Abstand [Å] Pro 452 mc Arg 398 2,72 Gln 457 Asn 395 3,00 Glu 458 Arg 398 2,68 Glu 460 Tyr 394 2,57 Glu 460 Lys 393 2,61 Lys 459 Glu 383 2,68 Lys 459 Glu 380 3,77 Tab. 17 Interaktionen innerhalb des modellierten Nore1-CC-MST1-Dimers. Abb. 52 Mögliche Interaktion zwischen Nore1-CC und der putativen C-terminalen Helix von MST1. Der Komplex wurde mit dem Programm VMD erstellt und mit Charme energieminimiert. Vergleiche der Energie für die Interaktion des zur Kontrolle modellierten Nore1-CC-Dimers ist mit der Energie dieses Komplexes vergleichbar. 115 Kristalle der Nore1-RBD und RasSF1C-RBD Nore1-RBD und seine homologe RasSF1C-RBD kristallisierten als Mutanten jeweils im Komplex mit Ras, bzw. mit verkürztem Rap1A. Die Kristallisationsbedingungen sind in Tab. 18 zusammengefaßt. Die Kristalle wuchsen bei Nore1-RBD innerhalb von 5 Tagen, bei RasSF1C nach 2 Tagen. Die Statistiken der einzelnen Kristalle und Derivate sind im Anhang aufgeführt. Als Cryoagens wurde bei Nore1-RBD Mutterlauge mit entweder 10% Xylitol und 10% D-(+)-Sucrose, oder 25% PEG400 verwendet. Bei RasSF1C wurde ausschließlich Mutterlauge mit 10% Xylitol und 10% D-(+)-Succrose verwendet. Abb. 53 Kristalle des Ras-NoreRBD-Komplexes. Ras (1-166) GppNHp (D30E/E31K) Rap1Bc’ (1-167) GppNHp / / NoreRBD (198-358) K302D RasSF1C 58-218 (R161D) Konzentration 16 mg/ml 8-16 mg/ml Temperatur 18°C 18°C Kristallisationsbedingung 26-30% PEG 1000, bzw. 24-28% PEG 3000 21-24% PEG 4000 0,2 M (NH4)2SO4 0,2 M (NH4)2SO4 0.1M NaAC pH 4,6 0,1 M NaAc, pH 4,6 Kristalldimensionen 100 x 60 x 50 µm 120 x 50 x 50 µm Tab. 18 Kristallisationsbedingungen für Nore1-RBD K302D und RasSF1C R161D. 116 Phasierung Nore1-RBD wurde als Komplex mit Ras in einem Kristallansatz angeboten. Jedoch konnte nicht ausgeschlossen werden, daß nur einer der beiden Komplexpartner kristallisiert. Analysen der gesammelten Daten mittels Eigenrotation zeigte eine zweifache, nichtkristallographische Symmetrieachse, so daß sich in der asymmetrischen Einheit zweimal dasselbe Protein befinden muß. Versuche mit Molekularem Ersatz mit Ras, bzw. bekannte RBD’s als Vorlage versagten. Selbst die Annahme, daß trotz der Ergebnisse der Eigenrotation ein Komplex aus zwei verschiedenen Proteinen vorläge, erzielte mit dem Molekularen Ersatz keine interpretierbaren Ergebnisse. Dasselbe gilt auch für RasSF1C. Hier wurde mit Rap1A und Ras als Vorlage gesucht. Genauso wie mit bekannten RBD’s. Anschließend wurde mit SAD, MAD, SIR und MIR für Nore1-RBD versucht, Phasen für die Elektronendichte zu bestimmen. Leider konnten nicht alle theoretisch möglichen Positionen der Schweratome bestimmt werden. So konnte nur eine anstatt der 4, bzw. 2 (für den Fall, daß zwei Nore1-RBD’s in der asymmetrischen Einheit vorliegt, bzw. ein Komplex aus Ras und Nore1-RBD) möglichen Selen-Positionen mit größtmöglicher Sicherheit bestimmt werden. Ebenso verhielt es sich mit Quecksilber. Hierbei wurde angenommen, daß Quecksilber an Cysteine bindet. Demnach wären 4, bzw. 3 Positionen möglich, von denen jedoch nur zwei bestimmt werden konnten. Die gefundenen Positionen reichten für eine Phasierung und für eine interpretierbare Elektronendichte nicht aus. Bei der Methode MIR kam die Schwierigkeit noch hinzu, daß die Kristalle des SeMetDerivates nicht zu 100% isomorph zu den Kristallen des Hg-Derivates waren, was die Interpretation der Ergebnisse noch weiter erschwerte. 117 Diskussion Im Rahmen dieser Arbeit war es gelungen, stabile Fragmente des Ras-Effektors Nore1 zu klonieren und zu präparieren. Es wurden verschiedene Konstrukte generiert, von denen zwei auch kristallisiert sind (RBD und CC). Die Struktur der Nore1-CC Domäne konnte röntgenkristallographisch gelöst werden. Zudem wurden in einem Hefe-Zwei-Hybrid Assay verschiedene Interaktionspartner gefunden, von denen einige isoliert wurden und die Interaktion mit Nore1 auch biophysikalisch gezeigt werden konnte. Daneben wurde die Relevanz einiger Interaktionspartner im Hinblick auf die Interaktion zwischen aktivem Ras und Nore1RBD hin diskutiert. Nore1-Domänenstruktur Nore1 ähnelt im Aufbau seiner Domänenstruktur den homologen Tumorsuppressoren RasSF1. RasSF1 existiert in verschiedenen Isoformen (A-E). RasSF1 und Nore1 werden ubiquitär in den Zellen in fast jedem Gewebe exprimiert (Dammann et al., 2000; Tommasi et al., 2002; Vavvas et al., 1998; Vos et al., 2000). Da Nore keine katalytische Domäne oder sonstige enzymatische Aktivität aufweist, wäre eine Funktion als Adapterprotein denkbar. Für eine biochemische Charakterisierung wurden die einzelnen Domänen kloniert und präpariert. Dabei erwiesen sich die in Tab. 19 aufgeführten Fragmente als sehr stabil und gut exprimierbar. Nore1-Konstrukt Reste Nore1-C1 95-166 Nore1-RBD 198-358 Nore1-CC 370-413 Nore1-C1-RBD 95-358 Nore1-C1-RBD-CC 100-413 Nore1-RBD-CC 198-413 Tab. 19 Nore1-Konstrukte, wie sie für die biochemische Charakterisierung verwendet wurden 118 Mit einem pI von 9,41 konnte Nore1 als basisches Polypeptid eingestuft werden. Durch eine relativ hohe Dichte an hydrophoben Resten im prolinreichen Segment (54% im Bereich 1-111) und durch die C1-Domäne wäre eine Membranbindung denkbar. Affinitäten zwischen Ras und Nore Die Dissoziationsgleichgewichtskonstante (KD) zwischen Nore1-RBD und H-Ras ist mit 0,11 µM verglichen mit Raf-RBD (Herrmann et al., 1996) relativ stark. Nore1-RBD verhält sich in der Affinität zu Rap1A (1,4 µM) ähnlich wie Raf-RBD (1,2 µM), so binden beide Effektor-RBD’s mit relativ schlechtem KD an diese GTPase. Vergleiche mit RalGDS-RBD (KD zu H-Ras: 1,0 µM, zu Rap1A: 0,01 µM) zeigen, daß Nore1RBD sich in Sinne von KD-Werten wie Raf-RBD verhält. AF6-RBD (1-141) zeigt ein KD zu H-Ras von KD = 2,5 µM, zu Rap1A KD = 0,22 µM (Linnemann et al., 1999). Betrachtet man die Kreuzspezifität zwischen den RBD’s der beiden Enzyme Raf und RalGDS in Bezug auf H-Ras und Rap1A, so könnte man bei dem RBD-Paar der (putativen) Adapterproteine Nore1 und AF6 ebenfalls solch eine Kreuzspezifität annehmen. Bemerkenswert ist der relativ konstante KD zu den Ras-Isoformen: H-Ras fl. mGppNHp 0,11* K-Ras mGppNHp 0,15* N-Ras mGppNHp 0,13* M-Ras GppNHp 0,16# GDI* ITC# Die bisher nur qualitativ untersuchten Interaktionen zwischen Nore1 und M-Ras/R-Ras3 durch Ortiz-Vega et al. (2002) konnten durch Affinitätsmessungen mit der Nore1-RBD bestätigt werden. Die ebenfalls durch Ortiz-Vega et al. postulierte Idee, daß Nore1 als M-Ras/R-Ras3 Effektor agiert, konnte in dieser Arbeit nicht zweifelsfrei bestätigt werden. So bindet Nore1-RBD an M-Ras (0,16 µM, ITC) mit vergleichbarer Affinität wie an H-Ras (0,11 µM, GDI; 0,29 µM, ITC). Wenn man noch die Tatsache mit in Betracht zieht, daß Messungen durch ITC gelegentlich zu etwas „schlechteren“ KD119 Werten führen (Gründe sind einerseits in der Verwendung von fl. Ras versus verkürztem Ras und andererseits mant-Nukleotid versus nicht-mant-Nukleotid zu suchen), läßt die Vermutung erhärten, daß die Affinität von Nore1 an M-Ras mindestens genauso gut ist wie an H-Ras, wenn nicht sogar besser. Dennoch ist innerhalb der Meßreihen keine signifikant höhere Affinität zu einer der aufgeführten Isoformen meßbar. Nore1-RBD bindet an die loss of function Mutation E37G in H-Ras (Vavvas et al., 1998) und verhält sich somit genau entgegengesetzt wie Raf-RBD (White et al., 1995). Die Mutation Raps Y40A (Raps ist Rap1A mit der Doppelmutation E30D, K31E) zeigt ebenfalls eine sehr schwache Affinität zu Nore1-RBD (~50 µM; zu H-Ras Y40A: ~30 µM), verglichen mit der Affinität von Raps Y40A zu Raf-RBD (>100 µM) (Schwarz, 1999). Betrachtet man verlängerte Konstrukte der Nore1-RBD, so erkennt man eine Veränderung der Affinität zu H-Ras. So hat die C1-Domäne einen (nicht signifikanten) schwächenden Einfluß (2fach) auf die Affinität zu H-Ras. Erweitert man das C1-RBDKonstrukt noch um die Coiled Coil Domäne (CC), so verändert sich die Affinität zu HRas im Vergleich mit dem C1-RBD-Konstrukt nicht mehr. Das Konstrukt RBD-CC weist eine ähnliche Affinität zu H-Ras auf wie die RBD alleine. Der geringe Einfluß der C1-Region auf die Ras-Bindung wird durch sterische Einwirkungen erklärt. Eine Bindung von C1 alleine an H-Ras GppNHp konnte nicht festgestellt werden; ebenso keine Bindung von CC an H-Ras. Nore1-Fragment an H-Ras fl. mGppNHp Dissoziationskonstante KD [µM] bei 37°C RBD 0,11 C1-RBD 0,23 C1-RBD-CC 0,30 RBD-CC 0,15 C1 keine Bindung CC keine Bindung 120 Mutanten Die durch Modellierungen der Nore1-RBD auf bekannte Strukturen identifizierten, prominenten Mutationskandidaten bestätigten sich in biochemischen Experimenten. So haben die Mutationen K283A, K302D und K303A einen signifikanten Einfluß auf die Ras-Bindung. Durch diese Mutationen konnte ein Alignment zu bekannten RBD’s aufgestellt werden. Die durch ein anfängliches Alignment identifizierten Reste R216A, K236A, K240A, R242A und R243A haben kaum bis keinen Effekt auf die Ras-Bindung. KD [µM] H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) 0,11 H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K283A 15,08 H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K302D 1,48 H Ras fl. GppNHp Nore1 (198-358) K303A 4,28 Alignment von Nore1-RBD auf bekannte RBD’s Ein automatisches Alignment war aufgrund der geringen Homologie von Nore1 zu bisher charakterisierten RBD’s nicht zufriedenstellend möglich. Aus diesem Grunde wurde ein Alignment von Hand durchgeführt. Dabei wurde von AF6-RBD (42-142) ausgegangen, da Nore1-RBD zu dieser RBD mit 51% die höchste Homologie aufweist. Des weiteren wurden anschließend Aminosäuren identifiziert, die durch Mutation (zu Alanin, bzw. Ladungsumkehr) einen signifikanten Effekt auf die Affinität zu H-Ras haben. Diese Daten wurden im Vergleich mit entsprechenden Mutationsstudien für RafRBD, bzw. RalGDS-RBD in dem Alignment vereint. Die identifizierten Aminosäuren, die in Nore1 einen signifikanten Einfluß auf die Affinitäten haben, sind K283A, K302D und K303A. Nach dem hier aufgestellten Alignment entsprechen diese Reste denen in Tab. 20 aufgelisteten Resten in andern RBD’s. Von diesen Resten wurde gezeigt, daß sie an der Interaktion mit Ras direkt involviert sind. 121 Nore1 wt (0,29) K283A (15,1) K302D (1,48) K303A (4,28) Raf wt (0,08) R67A (1.0) RalGDS wt (1,13) K28A (200) M83 K84A (2,5) D47A (0,75) K48A (223) Tab. 20 Gegenüberstellung der durch ein Alignment von Nore1-RBD mit Raf-RBD und RalGDS-RBD entsprechenden Aminosäurereste, die bei Mutation einen signifikanten Effekt auf die Bindung an H-Ras haben. Die Dissoziationsgleichgewichtskonstante KD ist in Klammern in µM mit angegeben. Interaktionspartner von Nore1 Im 2-Hybrid-Assay wurden sehr viele Interaktionspartner von Nore1 gefunden. Nach 5 Tagen Inkubation erschienen ca. 10000 Klone; in einem 2-Hybrid Screen, der im Labor von Joseph Avruch durchgeführt wurde, wurde eine ähnliche Anzahl an Klonen erzielt (persönliche Mitteilung). Positive Klone wurden anschließend aufgrund ihrer Funktion gruppiert und in Bezug auf ihre Relevanz zu Nore1 weiterverfolgt und die Bindung charakterisiert. Durch die Kotransformation mit Nore1-Fragmenten konnten diejenigen Minimaldomänen zweifelsfrei ausfindig gemacht werden, die für die Bindung an die einzelnen Interaktionspartner nötig sind. Von einigen der im 2-Hybrid gefundenen Proteinfragmente konnte eine Bindung zu Nore1 (bzw. zu einem Fragment) in vitro nachgewiesen werden. Die einzelnen Interaktionspartner RNF4 Das humane RING-Finger Gen (RNF4) kodiert ein 190 Aminosäure großes Protein. RNF4 besitzt neben seinem C-terminal lokalisierten RING-Finger Motiv (RING steht für really interesting new gene) noch zwei mögliche NLS-Sequenzen und Ausläufer saurer Aminosäuren, die ähnlich den Aktivatordomänen einiger Transkriptionsfaktoren sind. RNF4 wird in allen Geweben exprimiert; mit sehr hoher Expression in den Hoden. Das RING-Finger Motiv ist ein cysteinreiches Sequenzmotiv, das dem Zink-Finger Motiv ähnlich ist (Freemont et al., 1991; Lovering et al., 1993; Saurin et al., 1996). Dieses Motiv wurde vielfach beschrieben, sowohl bei Protein-DNA als auch bei Protein-Protein Interaktionen beteiligt zu sein. Mitglieder der RING-Finger Familie 122 zeigen eine Vielzahl von Funktionen und sind meist an der Regulation der Entwicklung und Zelldifferenzierung beteiligt (Saurin et al., 1996). Viele humane RING-Finger Proteine wurden im Nukleus lokalisiert und sind dort in der Signaltransduktion und in der Onkogenese involviert (Saurin et al., 1996). Durch verschiedene Techniken (Kotransformation, Segregation, lacZ/X-Gal-Tests, Sequenzierung) konnten falschpositive Klone identifiziert werden; jedoch konnte hierdurch nicht vermieden werden, einen falschpositiven Klon (RNF4) als positiven Klon einzustufen und weiter zu charakterisieren. Dieser fiel erst durch Kotransformation mit den einzelnen Nore1-Fragmenten auf, da dieses Protein mit allen Domänen zu interagieren schien, was für unwahrscheinlich gehalten wurde. Anschließende Literaturrecherche (Chiariotti et al., 1998) bestätigte dann die Vermutung, daß RNF4 selbst als DNA-bindendes Protein die HIS-Auxotrophie der Hefen überwindet. Dieses Protein war fähig, den His+/LacZ+ Phänotyp in dem Hefestamm ScL40 hervorzurufen, wenn es in ScL40 entweder alleine oder in Kombination mit Plasmiden, die nicht-verwandte Köder enthielten und an Sequenzen fusioniert waren, die für die LexA DNA-bindende Domäne kodierten (Vojtek und Hollenberg, 1995). Solche unspezifischen Interaktionen wurden in diesem Falle durch die DNA-bindende Fähigkeit des RNF4-Proteins hervorgerufen (Chiariotti et al., 1998). Aufgrund dieser Tatsache wurde RNF4 nicht weiter verfolgt. MSS4 MSS4 (mammalian suppressor of Sec4) ist ein Guaninnukleotid-Austauschfaktor (GEF) für die Sec4/Ypt1/Rab-Familie. Diese Familie ist an der Regulation intrazellulärer Vesikeltransporte beteiligt. Rab-Proteine spielen eine wichtige Rolle bei der gerichteten Verankerung und/oder Fusion von Carrier-Vesikeln an Zielmembranen (Bourne, 1988). MSS4 (und sein Hefe-Homolog DSS4) sind hydrophile Moleküle die ubiquitär als Monomere im Cytosol vorkommen. In vitro beschleunigen MSS4 und DSS4 den Nukleotidaustausch bei verschiedenen Mitgliedern der Rab Familie, die am anterograden Transport durch den exocytotischen Pathway involviert sind (Rab1 und Rab3). MSS4 und DSS4 sind jedoch inaktiv gegenüber Rab-Proteinen, die am endocytotischen Pathway beteiligt sind (Burton et al., 1994). 123 MSS4 (1-123) ist das einzige Protein, das als fl. Protein für eine Interaktion mit Nore1 vorlag. Hierbei handelt es sich um einen Austauschfaktor (GEF) für Rab3a. Bindung von Nore1 (besonders Nore1-RBD) an dieses Protein würde eine Verbindung zwischen aktiviertem Ras (und dessen Pathway) und Rab3a (und dessen Pathway) bedeuten. Im Zuge der Signalweiterleitung würde Nore1 durch Bindung an Ras mit seiner RBD zur Membran rekrutiert. Spry1 Spry1 ist das Säuger-Homolog zum Drosophila sprouty Gen-Produkt. In Drosophila ist das sprouty Gen-Produkt ein Antagonist zur FGF-Familie (Fibroblast Growth Factor) und ihrer zugehörigen Rezeptorfamilie. In Drosophila aktiviert ein FGF-Homolog (Branchless) das FGF-Rezeptor-Homolog Breathless. Dieser lenkt tracheale Zellmigration und induziert sekundäre und terminale Verzweigungen (Sutherland 1996; Glazer 1991). Das sprouty Gen-Produkt blockiert die Aktivierung von Downstream Effektoren in dem Branchless Pathway und verhindert somit die Verzweigung und Differenzierung des respiratorischen Systems. Es wurde gezeigt, daß Spry1 ebenfalls Signalwege, die durch EGF stimuliert werden, inhibiert. So wurde direkt gezeit, daß Spry1 ein Antagonist des Ras/MAPK-Pathways ist, wobei angenommen wird, daß Spry1 oberhalb von Raf agiert (Casci et al., 1999; Reich et al., 1999). Die Vermutung, daß Nore1 ein negativ regulatorisches Element der Ras-vermittelten Pathways ist, wird durch Khokhlatchev et al. bestätigt. Khokhlatchev et al. haben eine Interaktion zwischen Nore1 und MST1 gezeigt, wonach der Zelltod eingeleitet wird, sobald MST1 zur Membran rekrutiert wird. Im Laufe der Charakterisierung der Interaktionspartner konnte keine direkte Interaktion zwischen Nore1 und Spry1 gezeigt werden. MAP1B MAP1B ist ein während der Entwicklung exprimiertes microtubulusassoziiertes Protein und wird u. a. im sich entwickelnden Nervensystem exprimiert. Avruch et al. isolierten ebenfalls mehrere Kopien von MAP1B in einem im Jahre 2000 durchgeführten Hefe 2Hybrid Screen, indem sie eine Gehirn cDNA-Bank verwendeten. Da von Avruch et al. ebenfalls Spectrin B isoliert wurde (in dem hier durchgeführten 2-Hybrid wurden Spectrin Repeats innerhalb von MacF gefunden, mit denen Nore1 interagiert), wurde 124 vermutet, daß Nore1 an Dentrit- oder Neurit-Ausdehnung beteiligt sein könnte, evtl. indem es die Membran mit dem Zytoskelett verbindet. Experimente, die eine Förderung der Neurit-Ausdehnung durch Nore1 oder Nore1-CaaX beweisen sollten, waren ohne Erfolg (Avruch et al., persönliche Mitteilung). Nore1-RBD (und auch Nore1-RBD-CC) zeigt eine sehr hohe Affinität zu Map1B (KD von 0,040 µM). Man muß jedoch berücksichtigen, daß das im 2-Hybrid identifizierte Fragment (2001-2143, nur 6% der Gesamtgröße) nur ein sehr kleines Fragment eines 2464 Aminosäuren großen Proteins darstellt. Durch SMART konnten keine pominenten Domänen für Map1B detektiert werden. Aus diesem Grunde wurden keine weiteren Fragmente von Map1B in Bezug auf die Bindung an Nore1-RBD hin untersucht. Es ist jedoch denkbar, daß die Interaktion zwischen dem fl. Map1B Protein und der Nore1RBD geringer ausfallen könnte. GABARAP ist ein Protein, das aufgrund von Sequenzvergleichen ein Map-Protein sein kann. Dessen N-terminalen 117 Aminosäuren wurden kristallisiert und die Struktur aufgelöst (Wang et al., 1999). Die Struktur des 117 Aminosäuren großen Gate-16Proteins fl. (einem nahe Verwandten des GABARAP) zeigt, daß dieses Protein und GABARAP einer Faltungsklasse angehört, die eine Ubiquitinfaltung aufweisen (Paz et al., 2000). Der Unterschied zu der Ubiquitinfaltung, wie sie in Effektor-RBD’s gefunden wird, besteht im Fehlen eines C-terminalen β-Stranges (Strang β4 von fünf βSträngen bei Ubiquitin) und zwei zusätzliche N-terminale α-Helices (Abb. 54). Paz et al. überlagerten Gate-16 (28-114) mit RalGDS-RBD und bestimmten einen ZScore von 6,5 und eine Standardabweichung von ca. 2,2 Å für die Cα-Atome. Abb. 54 Abfolge der β-Stränge und α-Helices in RBD’s und in den GABARAP-like Proteinen. Bei der Untersuchung der Interaktion zwischen Map1B und Nore1 wurde neben der Charakterisierung der Interaktion keine weitere Charakterisierung vorgenommen. eIF4γ2 Hierbei handelt es sich um ein zentrales Translations-Protein. eIF4γ2 führt das capbindende Protein 4E, die RNA Helicase 4A und eIF3 zusammen, so daß die mRNA 125 zur Ablesung durch die 40S Untereinheit der Ribosomen vorbereitet wird. Es konnte hierbei keine offensichtliche Verbindung zu Ras gefunden werden. S/T PP Typ 1α Diese Proteinphosphatase ist insofern interessant, da es sich hierbei um ein regulatorisches Protein handelt. Die Idee, daß Nore1 einen Einfluß auf die Regulierung dieser Phosphatase hat, bestätigte sich nicht, da diese S/T PP nach Analyse mit SMART keine regulatorische Domäne besitzt. Eine Interaktion zwischen Nore1 und S/T PP konnte biochemisch ebenfalls nicht gezeigt werden. tenascin-C Eine Interaktion zwischen Nore1 und tenascin scheint unwahrscheinlich, da tenascin in der extrazellulären Matrix lokalisiert ist. MacF, SerRSmt und LCCP Diese Proteine zeigen in dem im 2-Hybrid gefundenen Proteinfragment ein HeptadRepeat, was eine Interaktion durch die Coiled Coil Domäne von Nore1 möglich macht. Und in der Tat interagiert das Fragment 335-413 von Nore1 nach Kotransformation in ScL40 mit diesen Proteinen. Eine Proteinreinigung war nur für LCCP möglich. Eine Interaktion zur Nore1-Coiled Coil Domäne konnte nicht gezeigt werden (aber auch nicht eindeutig ausgeschlossen), da Nore1-Coiled Coil in Lösung als Dimer vorliegt. Die verwendeten Methoden (ITC, Pull Down und ELISA) konnten keine Interaktion beweisen. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist die von Khokhlatchev et al. (2002) beschriebene Interaktion zwischen Nore1 und der proapoptotischen S/T-Proteinkinase MST1. Die Autoren zeigten in Pulldown-Experimenten, daß der C-terminale Teil von Nore1 mit dem C-terminalen Teil von MST1 interagiert - möglicherweise durch Coiled Coil Interaktionen (s. dazu weiter unten). Für die prolinreiche Region von Nore1 (1-111) wurden keine Interaktionspartner gefunden. Dieser Bereich ist von Avruch et al. als mögliche Bindestellen von SH3Domänen postuliert worden. Im 2-Hybrid wurden jedoch keine SH3-Domänen identifiziert. Dies mag unter Umständen daran liegen, daß Nore1 mit seiner ersten 126 Aminosäure direkt an die DNA-bindende Domäne des sich auszubildenden Transkriptionsfaktors fusioniert war. Möglicherweise hätte ein einzubringender Linker zwischen DNA-bindender Domäne und Nore1-prolinreicher Region den N-Terminus von Nore1 flexibel genug gestaltet, mit potentiellen Kandidaten Interaktionen einzugehen. GST-Pulldown In dem GST-Pulldown Assay konnte eine qualitative Bindung zwischen Nore1Fragmenten und ausgewählten Interaktionspartnern in vitro gezeigt werden. Hierbei wurde eine Interaktion zwischen MSS4 und Map1B mit der Nore1-RBD qualitativ gezeigt. Durch den Pulldown konnte in vitro keine Bindung zwischen den in Tab. 21 aufgeführten Kombinationen aus Nore1-Fragmenten und Interaktionspartnern gezeigt werden. Nore1-RBD Spry1 (131-245) Nore1-C1-RBD tenascin (122-304) Nore1-C1-RBD eIF4γ2 (1-170) Nore1-CC LCCP (38-166) Nore1-CC Pole1 (1189-1303) Tab. 21 Kombinationen aus Nore1-Fragmenten und Interaktionspartnern, für die im GST-Pulldown qualitativ keine Bindung gezeigt werden konnten. tenascin wurde als Negativkontrolle mit verwendet, tenascin sollte durch seine extrazelluläre Lokalisation nicht mit Nore1 interagieren, obwohl die Kotransformation in Hefe positiv war. Da der Pulldown Assay relativ hohe Affinitäten zwischen den zu untersuchenden Proteinen voraussetzt, bedeutet ein negatives Ergebnis nicht zweifelsfrei, daß keine Interaktion stattfindet. Jedoch wurden keine weiteren Versuche der Charakterisierung der Bindung zwischen Nore1 und den Interaktionspartnern, die im Pulldown keine Bindung gezeigt haben, durchgeführt. ITC/GDI von Interaktionpartnern Durch ITC-Messungen konnte auch quantitativ eine Bindung von Nore1-RBD anMSS4 gezwigt werden. Die Dissoziationsgleichgewichtskonstante KD = 1,4 µM ist verglichen 127 mit der zwischen Nore1-RBD und Ras-GppNHp (0,3 µM) 4fach schwächer, jedoch signifikant. Die Bindungsstelle von MSS4 an Nore1-RBD konkurriert mit der, die an Ras-GTP bindet. Titrationen von MSS4 zu einen Nore1-RBD/Ras-GTP-Komplex entfernten Nore1-RBD aus dem Gleichgewicht; ebenso wurde die Dissoziationsgleichgewichtskonstante KD zwischen Nore1-RBD und Ras (GppNHp) geschwächt, wenn Nore1-RBD zu einer Mischung aus Ras und MSS4 titriert wurde. Bestätigt wurde dieser Fund auch durch Ergebnisse, die im Labor von DeCamilli in Yale erzielt wurden (unveröffentlicht, Accession-Nr. AAB71821). 1998 isolierten Mitarbeiter von DeCamilli das Ratten-Homolog zu Nore1 Maxp1 in einem Hefe 2Hybrid Screen mit MSS4 als Köder. Der Fund von MSS4 in diesem 2-Hybrid scheint eine reproduzierbare Interaktion zu sein. Die Mutation K302A in Nore1-RBD hat auf die Affinität zu Ras einen etwa 5-15fachen Einfluß. Durch diese Mutation konnte keine Bindung von MSS4 mehr an Nore1-RBD gemessen werden. Diese Aminosäure könnte als Determinante der MSS4-Bindung angesehen werden. Es ist denkbar, daß MSS4 mit Ras im Cytosol um die Bindung an Nore1-RBD konkurriert. Ras modifiziert einige sekretorische Antworten und Endozytose, so daß die Interaktion zwischen MSS4 und Nore1 eine Modifizierung Ras-regulierter Antworten vermuten läßt, jedoch sind die Rab-Pathways zu komplex und involvieren zu viele Komponenten, so daß die Visualisierung spezifischer biochemische Experimente äußerst schwierig scheint. Einflüsse der Interaktion zwischen Nore1 und MSS4 wurden daher nicht weiter verfolgt. Der Befund, daß Nore1-RBD mit zunehmender Größe (Nore1-C1-RBD, bzw. Nore1C1-RBD-CC) immer schwächer an MSS4 zu binden scheint, macht es als realen Interaktionspartner eher unwahrscheinlich. Es müßten alle Domänen von Nore1 weit von der Nore1-RBD entfernt lokalisiert sein, damit Nore1 mit seiner RBD an MSS4 bindet. Zudem rekrutiert aktiviertes Ras infolge der Bindung an Nore1 dieses an die Zellmembran, an der es für eine Interaktion mit dem cytosolischen MSS4 nicht mehr zur Verfügung stünde. Kristallisationsansätze eines Komplexes zwischen Nore1-RBD und MSS4 fl. ergaben keine Kristalle. 128 Die Ergebnisse der Titration von MSS4 zu einen Ras/Nore1-RBD-Komplex konnten dazu verwendet werden, einen Kompetitionsassay aufzustellen (komp. GDI). Mit diesem konnte eine Affinität zwischen zwei Proteinen bestimmt werden, die keine Chromophore binden. Voraussetzung aber ist, daß einer dieser beiden Proteine an ein Protein bindet, das mit einem Chromophor beladen oder markiert werden kann. Konkret wird dann in diesem Fall die Dissoziation von gebundenem Chromophor (mGppNHp) von Ras im Komplex mit Effektor-RBD in Abhängigkeit von der Konzentration des mit der RBD interagierenden Proteins beobachtet. Die Affinität von MSS4 zur Nore1-RBD wurde auf 2,0 µM bestimmt. Durch komp. GDI konnte ebenfalls die Bindung von Nore1-RBD an Map1B quantitativ nachgewiesen werden (0,040 µM). Gelretardationsassay Viele DNA-Protein-Interaktionen werden durch Coiled Coil Strukturen vermittelt. Hierbei bindet das Protein wie mit einer Pinzette die DNA. Versuche, eine Interaktion zwischen Nore1-CC und DNA zu zeigen, waren erfolglos. Die verwendete Methode des Gelshifts zeigte keine Interaktion zwischen Nore1-CC mit willkürlich ausgewählten DNA-Fragmenten. Da Nore1-CC im 2-Hybrid mit anderen Proteinen (vornehmlich mit Proteinen, die ebenfalls ein Coiled Coil Motiv aufwiesen) interagiert und durch die Ergebnisse durch Khokhlatchev et al. (2002), wonach Nore1 mit seinem C-Terminus an die S/T-Kinase MST1 bindet, wurde eine Bindung von Nore1-CC an DNA ausgeschlossen. Nore1 C1-Domäne Die vorläufige Struktur der C1-Domäne von Nore1 zeigt im weitesten Sinne keine signifikanten Unterschiede zu anderen C1-Domänen, sofern man einen solchen Vergleich in einem solch frühen Stadium ansetzen kann. Da die Zuordnung der Peaks durch Elena Guiberman noch nicht abgeschlossen war, ist eine weitergehende Analyse nicht möglich gewesen. Es ist möglich, daß die Nore1-C1-Domäne im Gegensatz zu anderen C1-Domänen eine zusätzliche, verlängerte α-Helix aufweist. Diese kann jedoch aus Mangel an NOE’s nicht eindeutig zugeordnet werden (Elena Guiberman, persönliche Mitteilung). 129 Nore1 Coiled-Coil Struktur Obwohl die meisten Coiled Coil Proteine Fasermoleküle von beachtlicher Länge sind (z. B. Tropomyosin), sind dennoch viele Coiled Coil Proteine überraschend kurz (20 Reste oder weniger), viele amphipatische Helices von globulären Helices fallen ebenfalls in diese Größenordnung. Aus diesem Grund erweist sich die Identifikation von Coiled Coil Proteinen anhand der Primärsequenz oft als sehr schwierig. Mehrere Sequenzmerkmale müssen vorhanden sein (z. B. das Heptad-Motiv). Ebenfalls ist die strukturelle Anordnung der beteiligten Helices wichtig. So müssen bestimmte Packungsmuster erfüllt werden (Knopf/Loch-Muster). Parameter, die eine Coiled Coil beschreiben, sind Periodizität (3.5 versus 3.6), Pitch, Pitchwinkel und Helix-Überkreuzungswinkel. Die Struktur von Nore1-CC (Reste 370-413) konnte bei einer Auflösung von 1,9 Å bis zu einem freien R-Faktor Rfree = 23,3% verfeinert werden. In der Struktur ist ein antiparalleles, linksgängiges Homodimer sichtbar, von dem die Reste 370-407 eindeutig definiert sind. Die verbleibenden Reste 408-413 sind vermutlich flexibel. Erklärungen dafür wurden durch Coiled Coil Vorhersageprogramme gegeben. Dabei gehören die Cterminalen 5 Aminosäuren nicht mehr zum Coiled Coil Heptad Motiv. Die vorhergesagten und für eine Coiled Coil Struktur notwendigen Aminosäuren sind alle definiert. In der vorliegenden Struktur kann man das für Coiled Coils notwendige Heptad-Motiv erkennen. Die von Harbury et al. (1993; 1994) und Woolfson et al. (1995) postulierte Wichtigkeit der Reste auf der a- und d-Position auf den Einfluß der Oligomerisierung, kann in dieser Struktur bestätigt werden. So wird verlangt, daß die a- und d-Positionen durch vornehmlich hydrophobe Reste besetzt werden, die das hydrophobe Interface bilden (Ausnahmen sind die Reste Glutaminsärue A/B383 und Tyrosin A/B394). Die eund g-Positionen werden von geladenen/polaren Aminosäuren besetzt, die durch elektrostatische Interaktionen mit benachbarten Helices bei der Spezifität zu (verschiedenen) Bindungspartnern behilflich sind (Kohn et al., 1998; O'Shea et al., 1992; Vinson et al., 1993). Es sind sehr wenige ionische Wechselwirkungen in der Struktur beobachtbar. So bilden A383 mit B398 (Glutaminsäure/Arginin; 3,09 Å), A398 mit B383 (Arginin/Glutaminsäure; 2,73 Å) und A398 mit A380 (Arginin/Glutaminsäure; 3,30 Å) die einzigen 130 Salzbrücken; die Reste A380 und A383 kontaktieren die B-Helix (Arginin 398) neben der Salzbrücke noch über Wassermoleküle. Polare Wechselwirkungen oder Wasserstoffbrücken wurden nicht gefunden. Diese Ergebnisse lassen vermuten, daß das Nore1-CC in wäßrigen Lösungsmitteln nur als Dimer stabil sein sollte und vornehmlich auch nur so vorkommen wird. Alternativ könnte man eine intramolekulare Anlagerung annehmen, wobei sich die Nore1-CCHelix eines Nore1-Proteins an sich selbst anlagert; beispielsweise an eine Helix der RBD. Das Heptad Motiv wurde manuell zugeordnet. Die zwei auftretenden Unterbrechungen des kontinuierlichen Heptad-Motivs (Stutter) wurden ebenfalls anhand der Struktur ermittelt. Die für ein Coiled Coil notwendige Knopf/Loch-Packung tritt hier als Typ2- und Typ4Interaktion auf. Da diese Interaktionen innerhalb eines Suchradius von 6,8 Å auftreten, wird von einer relativ festen Dimer-Interaktion ausgegangen. Das Nore1-CC-Dimer ist somit ein relativ festes Dimer. Auch das Konstrukt Nore1-RBD-CC dimerisiert, was durch Gelfiltration gezeigt werden konnte (Abb. 39). Durch ITC-Experimente konnte eine Mindestaffinität von 15 µM für die Nore1-CC-Domäne bestimmt werden. In der Kristallstruktur ist ein Auseinanderdriften der beiden Helices an deren C-Termini zu beobachten. Es ist eine Änderung des Supercoil-Radius von mehr als 1 Å zu verzeichnen. Im Vergleich mit anderen Coiled Coil Strukturen (Day und Alber, 2000) erscheint diese Änderung gering. Hervorgerufen wird die Änderung vermutlich durch Kristall-Kontakte symmetrieverwandter Dimere. Es ist denkbar, daß diese Änderung in Lösung oder in einem N-Terminal verlängerten Konstrukt (z.B. Nore1-RBD-CC) nicht mehr auftaucht. Da sich die B-Faktoren zu den Termini hin nicht signifikant verändern, wird dieser Effekt in dieser Struktur als real interpretiert. Abb. 55 gibt einen Überblick über eine mögliche Verringerung des Auseinanderdriftens bei einem N-terminal verlängerten Nore1-CC-Konstrukt wider. 131 Abb. 55 Mögliche Verringerung des Auseinanderdriftens bei einem N-terminal verlängerten Nore1-CC-Konstrukts. Durch die zusätzlichen Aminosäuren, die durch die N-terminale Verlängerung angeboten werden, könnte der absolute C-Terminus durch Bindung fixiert werden. Von Ortiz-Vega et al. (2002) wurde eine Homo- und Heterodimerisierung von Nore1, bzw. mit RasSF1A (nicht RasSF1B und nicht RasSF1C, da diesen Spleißvarianten die N-terminale Domänen, wie sie bei RasSF1A vorhanden sind, fehlen) gezeigt. Für diese Oligomerisierung wurde der N-terminale Bereich (Reste 1-267 bei Nore1 und 1-119 bei RasSF1A) identifiziert. Für die Coiled Coil Domäne von Nore1 konnte eine antiparallele Homodimerisierung beobachtet werden. Antiparallele Dimere sind relativ häufig und als generelles Oligomerisierungsmotiv bekannt. Die meisten Parameter, die die Geometrie einer Coiled Coil Struktur definieren, weichen nicht signifikant von den Parametern ab, die für andere Coiled Coil Strukturen in der Literatur (Harbury et al., 1994) beschrieben wurden. Lediglich die SupercoilGanghöhe (und die davon abhängige Anzahl der Reste pro Supercoil-Turn) weicht von dem Wert für ein durchschnittliches Coiled Coil aus der Literatur ab (Crick, 1953). Dieser 2,5fach höhere Wert weist auf eine langgestreckte, linksgängige Supercoilhelix hin. Gesamt Literatur1 Supercoil Parameter Supercoil-Radius, R0 [Å] 5,6 4,9 Reste pro Supercoil-Turn, 2/ω0 260 100 Supercoil-Ganghöhe, P [Å] 387 148 α-Helix Parameter Reste pro Turn 3,65 3,62 α-Helix-Radius, RI [Å] 2,31 2,28 Tab. 22 Übersicht der Coiled Coil Parameter nach 1F.H.C Crick (1953). 132 Bindung von Nore1 an MST1 Khokhlatchev et al. konnten in Pulldown-Experimenten zeigen, daß Nore1 mit der proapoptotischen S/T-Proteinkinase MST1 (487 Aminosäuren, eine Gruppe II GCKinase) interagiert. Für eine Interaktion zwischen Nore1 und MST1 ist auf der Seite von Nore1 das Segment von Position 358-413 wichtig. Auf der Seite von MST1 ist der Bereich 456-487 für die Interaktion mit Nore1 verantwortlich. Die H-Ras (G12V) Effektor-Loop-Mutante E37G bindet Nore, aber nicht Raf oder die PI 3-Kinase. Die Bindung an Nore zeigt eine proapoptotische Wirkung, die der von KRas (G12V) nahe kommt. Die apoptotische Wirkung beider Ras-Proteine (KRas (G12V) und H-Ras (G12V, E37G)) wird durch alleinige Überexpression des Cterminalen, nicht katalytischen Segments von MST1, oder durch alleinige Überexpression des Nore1-Coiled Coil Segments unterdrückt (Khokhlatchev et al., 2002). Die katalytische Domäne von MST1 ist zu Ste20 und zu anderen Ste20-ähnlichen Kinasen am meisten homolog (62-65% Ähnlichkeit), wobei der mit Nore1 interagierende C-terminale Teil keine signifikante Homologie zu anderen Proteinen aufweist. Das Nore1-Fragment 358-413 umfaßt die in dieser Arbeit gelöste Coiled Coil-Struktur (Reste 370-413). Für eine Interaktion mit dem MST1-Fragment könnte eine Heterooligomerisierung mit Nore1-Coiled Coil stattfinden. Da keine Strukturen des C-terminalen Bereichs von MST1 bekannt sind, wurde eine Sekundärstrukturvorhersage für MST1 durchgeführt. Dabei könnte der mit Nore1 interagierende Teil eine Helix ausbilden, die wiederum mit der Coiled Coil-Struktur interagieren kann. Bestätigt wurde diese Annahme durch eine Gruppe um Caretha Creasy (Creasy et al., 1996), die ebenfalls computergestützte Vorhersagen für den C-Terminus von MST1 durchgeführt haben. Auch die Mutation L444P (Prolin als bekannter Helixbrecher) untermauerte die Vermutung einer α-Helix. Bedingung für eine Interaktion wäre eine dem Solvent zugewandte Helix bei MST1. MST1 wird durch Caspase 3 aktiviert, das die Kinaseaktivität von MST1 durch Abspaltung der inhibitorischen Dimerisationsdomäne am C-Terminus von MST1 stimuliert (Graves et al., 1998; Lee et al., 1998). In Abb. 56 ist eine spekulierte und 133 modellierte Interaktion zwischen einer monomeren Nore1-Coiled Coil Helix und der Cterminalen potentiellen MST1-Helix gezeigt. Zum Aktivierungsmechanismus von MST1 kann man spekulieren, daß die C-terminale Helix ein flexibles Gebilde sein könnte, das – ungebunden an Nore1 – zusammen mit dem N-terminal lokalisierten inhibitorischen Abschnitt (Reste 331-360) an die katalytische Domäne von MST1 bindet und so die Kinaseaktivität inhibiert (oder das aktive Zentrum sterisch behindert) (Creasy et al., 1996). Bindung an Nore1 würde dann die Caspase 3 Schnittstelle der Caspase 3 exponieren (Abb. 56) und durch proteolytischen Abbau des inhibitorischen Abschnitts die MST1 teilweise aktivieren (Lee et al., 1998). Aktiviertes Ras rekrutiert den Nore1-MST1-Komplex zur Plasmamembran (Khokhlatchev et al., 2002), an der MST1 nach Abspaltung seines C-terminalen Bereichs phosphoryliert werden kann und dadurch seine volle enzymatische Aktivität erhält. Abb. 56 Modell der Aktivierung der S/T-Proteinkinase MST1 durch Nore1. Durch die C-terminale inhibitorische Domäne liegt MST1 in der Zelle inaktiv vor. Bindung dieser Domäne an den C-terminalen Teil von Nore1 (Coiled Coil Domäne) macht diese Domäne der Caspase 3 zugänglich, die durch Abspaltung dieser die Kinaseaktivität stimuliert. Die Caspase 3 Schnittstelle (Reste 323-327) ist durch einen Pfeil gekennzeichnet. MST1: CR steht für katalytische Region, IR für inhibitorische Region. Nore1: PRO steht für prolinreiche Region, C1 für cysteinreiche Domäne, RBD für Ras-bindende Domäne und CC für Coiled Coil Domäne. Eine Bindung von Nore1-CC an MST1 müßte folgenden Bedingungen genügen: Interaktion zwischen zwei Helices und heterodimere Interaktion Interaktion antiparallel Interaktion Nore1-CC/MST1 ist stärker als Nore1-CC/Nore1-CC Die erste Bedingung wird vermutlich erfüllt sein, da Vorhersageprogramme für den Cterminalen Bereich von MST1 eine Helix voraussagen mit einem relativ hohen Anteil an hydrophoben Aminosäuren (47% über den Bereich 456-487). Eine Coiled Coil 134 Vorhersage für diesen Bereich konnte kein Heptad-Motiv bestimmen, von einer Coiled Coil Interaktion kann demnach nicht ohne Strukturinformationen ausgegangen werden. Da sowohl der Nore1-CC, als auch MST1 N-terminal Aminosäuren (370 bei Nore1, bzw. 456 bei MST1) vorausgehen, sollte eine Interaktion aus sterischen Gründen antiparallel mit einem Nore1-CC-Monomer erfolgen. Um das Nore1-CC-Dimer in wäßriger Lösung aufzubrechen, sollte MST1 an Nore1-CC mit relativ hoher Affinität binden. Durch Modellierungen eines möglichen Komplexes zwischen Nore1-CC und MST1 ergab sich ein antiparalleles Heterodimer. Die zur Kontrolle durchgeführte Modellierung des Nore1-CC-Dimers (hierbei wurden die beiden Dimer-Helices separiert und zum Dimer modelliert) ergab eine minimierte Interaktions-Energie von ca. –740 kcal/mol. Berechnungen für das Nore1-CC-MST1-Dimer ergaben –675 kcal/mol. Korreliert man diese Energien qualitativ mit der Affinität, so erhält man vage eine Aussage über die Stärke der Bindung zwischen Nore1-CC und MST1. Nore1 heterodimerisiert mit seiner N-terminalen Hälfte mit RasSF1A, das als Tumorsuppressor bekannt ist (Dammann et al., 2000; Ortiz-Vega et al., 2002). Durch gleichzeitige Bindung von MST1 wird ein Effektorkomplex aus Nore1-MST1RasSF1A-MST1 gebildet, der über Nore1 (vermutlich auch über RasSF1A) an aktiviertes Ras bindet und zur Membran rekrutiert. Die Funktion von Nore1 könnte demnach als Adapter postuliert werden. Nore1 vermittelt den Kontakt zwischen den Tumorsuppressoren RasSF1, der Serin/ThreoninKinase MST1 und aktiviertem Ras. Die Bildung eines „Effektorkomplexes“ aus Nore1MST1-RasSF1A ist für die proapoptotische Wirkung von MST1 Bedingung. 135 Ausblick Für die Struktur der Nore1-RBD sollten entweder weitere Schweratomderivate gesucht werden oder durch Mutationen bestimmter Resten zu Methionin und durch Substitution mit SeMet eine Phasierung durchgeführt werden. Kandidaten hierfür wären L385, L300 oder L301, da diese Reste aus chemischer Sicht dem Methionin ähneln und zudem in der Nähe der in dieser Arbeit identifizierten Reste K283 und K303 liegen. Da diese Reste direkt an der Ras-Bindung beteiligt sind, sollten Mutationskandidaten demnach relativ fixiert sein und im Kristall geordnet auftreten. Im Unterschied zu anderen RBD’s besitzt Nore1 N- und C-terminal Insertionen. Aus diesem Grunde ist die Struktur besonders interessant. Ebenso im Hinblick auf die Bindung an MSS4 und Map1B, da beide mit der Bindestelle von Ras konkurrieren. Die Interaktion zwischen Nore1-RBD und Map1B sollte in Bezug auf Neuritausdehnung in Zellkulturen weiter charakterisiert werden. Zusammenfassung Von Nore1 konnten verschiedene stabile Fragmente generiert und exprimiert werden. So ist es gelungen, Nore1 sowohl in seine einzelnen Domänen zu unterteilen und zu exprimieren, als auch als Domänenkombinationen darzustellen. Es konnten quantitativ die Dissoziationsgleichgewichtskonstanten (KD) zu verschiedenen GTPasen bestimmt werden. Dabei zeigte sich ein relativ ähnlicher KD– Wert für alle Ras-Isoformen. In diesem Zusammenhang konnte in Bezug auf die Bindung zu Ras, bzw. Rap für das Effektorpaar AF6/Nore1 eine „Kreuzspezifität“ identifiziert werden, wie sie schon für das Effektorpaar Raf/RalGDS beschrieben wurde. Bemerkenswert dabei ist, daß es sich bei dem ersten Paar um Effektoren mit Adapterfunktion handelt, während letztere eine enzymatische Funktion haben. Desweiteren konnte eine bisher nur angenommene Interaktion zwischen Nore1 und MRas quantitativ gezeigt werden. 136 Ein Hefe-2-Hybrid-Screen brachte eine Reihe möglicher Interaktionspartner hervor. Für einige dieser konnten diejenigen Bereiche von Nore1 bestimmt werden, die für eine Interaktion verantwortlich sind. Daneben konnten in vitro zwei Interaktionspartner quantitativ charakterisiert werden. So binden MSS4 (ein Austauschfaktor von Rab3a) und Map1B (ein microtubulusassoziiertes Protein des Cytoskeletts) beide an die Nore1-RBD. Es konnte gezeigt werden, daß die Bindung dieser Interaktionspartner mit der Bindung von Ras konkurriert. Dazu wurde eigens ein geeigneter Assay entwickelt und etabliert. Die Ras-Bindungsdomäne (RBD) von Nore1 ist mit 160 Aminosäuren die bisher größte bekannte RBD. Modellierungen von Nore1-RBD mit RalGDS-RBD als Vorlage wurden durchgeführt. Anhand derer konnten Mutationskandidaten identifiziert werden, die im Interface zu Ras liegen. Durch Punktmutationen konnten diese Aminosäurereste im Vergleich mit anderen RBD’s charakterisiert werden. Durch diese Charakterisierung konnte ein Alignment auf bekannte RBD’s entwickelt werden, was einen Vergleich mit anderen RBD’s ermöglichte. Die C1-Domäne von Nore1 wurde mit NMR gelöst. Weitergehende Analysen waren bisher nicht möglich, da sich die C1-Domäne noch in der Evaluierung befand. Die Coiled Coil-Domäne (CC) von Nore1 konnte kristallisiert und die Struktur röntgenkristallographisch gelöst werden. Dabei ergab sich ein antiparalleles linksgängiges CC-Supercoildimer. Durch ITC-Messungen konnte die Komplexbildungskonstante auf eine Mindestaffinität von 15 µM bestimmt werden. Durch Gelfiltrationsanalysen mit einem N-terminal verlängerten Fragment (Nore1RBD-CC) konnte ebenfalls ein Dimer dargestellt werden. Für Nore1 konnte demnach neben der bereits durch Ortiz-Vega et al. (2002) beschriebenen N-terminalen Dimerisierung eine C-terminale Dimerisierung gezeigt werden. Die durch Khokhlatchev et al. (2002) gezeigte Interaktion zwischen Nore1 und der Serin/Threonin-Kinase MST1 wurde von den Autoren für den jeweiligen C-Terminus bestimmt. Da die Struktur von Nore1-CC verfügbar war, wurde eine Interaktion zwischen dem C-Terminus von MST1 (eine modellierte Helix) und Nore1-CC modelliert. Dabei ergab sich ein antiparalleles Heterodimer. Des weiteren wurde ein Modell zur Aktivierung von MST1 durch Nore1 aufgestellt, wonach die Bindung der Cterminalen Helix von MST1 (die innerhalb der inhibitorischen Domäne von MST1 137 liegt) an Nore1-CC die Caspase 3-Schnittstelle zugänglich macht. Caspase 3 könnte daraufhin die inhibitorische Domäne proteolytisch verdauen und MST1 aktivieren. Die Nore1-RBD kristallisierte als K302D-Mutante mit Ras (1-166) GppNHp (D30E/E31K). Ebenso kristallisierte ein homologes Protein von Nore1, RasSF1C (58218), ebenfalls als Mutante (R161D) im Komplex mit Rap1Bc’ (1-167) GppNHp. Von beiden Kristalle konnten sehr gute und vollständige Datensätze gesammelt werden (Auflösungsgrenzen: 2,5 Å für Nore1-RBD – Ras und 2.05 Å für RasSF1C – Rap). Für die Phasierung wurden verschiedene Schweratomderivate von Nore1-RBD erfolgreich dargestellt. Quecksilberderivats und So wurde eines jeweils ein kompletter SeMet-substituierten Derivats Datensatz am eines Synchrotron gesammelt. Die jeweiligen Schweratompositionen, bzw. die Positionen der anomalen Streuer konnten nicht bestimmt werden, da sie vermutlich ungeordnet sind. Aus diesem Grund war eine interpretierbare Phasierung nicht möglich. Mit den in dieser Arbeit erzielten strukturellen und biochemischen Daten konnten Einblicke in die Dimerisierung von Nore1 gewonnen werden. Weiterhin existieren nun durch die Struktur der Coiled Coil Domäne Vorstellungen bezüglich der Interaktion mit der C-terminalen Helix von MST1. 138 Literatur Akey, D. L., Malashkevich, V. N. und Kim, P. S. 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Amp AP APS AS BSA cC-Terminus DMSO DNA DSC DTE E.coli EDTA ERK FPLC g G GAP GDI GDP GEF GMP GMppNHp GppNHp GppNHp GSH GST GTP h HEPES HPLC IPTG ITC Kan KD Lac mMAD MAP MAPK MAPKK MAPKKK (kilo-) Dalton Ångström (0,1 nm) Abbildung Ampicillin alkalische Phosphatase Ammoniumperoxodisulphat Aminosäure Bovine serum albumin cellular (zellulär) Carboxyterminus Dimethylsulfoxid Desoxyribonucleinsäure differenzielle Scanning-Kalorimetrie 1,4-Dithioerythrit Escherichia coli Ethylene-diamine-tetraacetic acid Extrazellulär regulierte Kinase Fast pressure liquid chromatography Gramm, Erdbeschleunigung Guanosin GTPase-aktivierendes Protein guaninnukleotid Dissoziations-Inhibition Guanin-5’-diphosphat Guaninnukleotid Austauschfaktor (exchange factor) Guanin-5’-monophosphat 5‘-Guanosyl-β,γ-Imido-Triphosphat = GppNHp 5‘-Guanosyl-Imido-Triphosphat = GMppNHp Guanosin-[β/γ-imido]-triphosphat reduziertes Glutathion Glutathion-S-Transferase Guanin-5’-triphosphat Stunde 4-(2-Hydroxyethyl)-piperazin-1-ethan-sulfonsäure High Performance Liquid Chromatography Isopropyl-β-D-1-thiogalactopyranosid isotherme Titrationskalorimetrie Kanamycin Dissoziationsgleichgewichtskonstante Lactose 2‘,3‘-(N-methylanthraniloyl)- (kurz: mant-) multiple anomalous dispersion Mitogenaktivierte/s Protein MAP-Kinase MAPK-Kinase MAPKK-Kinase 151 MEK MES min MIR mme MOPS MR NMR N-Terminus NTP OD PAGE PEG Pi PIA PMSF RafRBD RalGDS RalGEF Raps rms rpm SAD SDS SeMet SIR Tab. TEMED Tris U UZ v/v w/v MAP/ERK-Kinase 2-Morpholino-ethansulfonsäure Minute/-n multiple isomorphous replacement Monomethylether 3-Morpholino-propansulfonsäure molecular replacement Kernspinresonanz Aminoterminus Nukleosid-5’-triphosphat optische Dichte Polyacrylamide gel electrophoresis Polyethylenglykol anorganischer Phosphatrest Protein Interface Analyse (protein interface analysis) Phenylmethanesulfonyl-Fluorid c-Raf-1 Protein Kinase Ras-Bindende Domäne (binding domain), kurz RBD Ral Guaninnukleotiddissoziationsstimulator = RalGEF RalGDS Rap1A (E30D, K31E), am C-Terminus verkürzt root mean square = mittlere quadratische Abweichung Drehungen pro Minute single anomalous dispersion Natriumdodecylsulfat Seleno-L-Methionin single isomorphous replacement Tabelle N,N,N’,N’-Tetramethylethyldiamin Trizma base = Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan Unit (Einheit) Ultrazentrifuge volume per volume weight per volume Für die Aminosäuren wurde der Ein- und Dreibuchstabencode verwendet: A a C D E F G H I K L Ala Cys Asp Glu Phe Gly His Ile Lys Leu Alanin hydrophobe AS Cystein Asparaginsäure Glutaminsäure Phenylalanin Glycin Histidin Isoleucin Lysin Leucin M N P Q R S T V W Y x 152 Met Asn Pro Gln Arg Ser Thr Val Trp Tyr Methionin Asparagin Prolin Glutamin Arginin Serin Threonin Valin Tryptophan Tyrosin beliebige AS Eigene Veröffentlichungen Poster anläßlich des 51. Mosbacher Kolloquiums „GTP-binding Proteins – Central Regulators in Cell Biology“ Mosbach, Baden, 02.04.-05.04.2000 Daniel Schwarz, Christina Kiel, Ingrid Vetter, Alfred Wittinghofer und Christian Herrmann Thermodynamic and structural analysis of Ras proteins and their Effectors Abstract in Biol. Chem. Vol 381, Special Supplement, pp. S55, Sept. 2000, 51. Mosbacher Kolloquium Christina Kiel, Daniel Schwarz, Alfred Wittinghofer und Christian Herrmann Analysis of the H-Ras-RalGDS/-Raf Interface by Double Mutant Cycles Abstract in Biol. Chem. Vol 381, Special Supplement, pp. S33, Sept. 2000, 51. Mosbacher Kolloquium Poster anläßlich eines SFB-Meetings „Sonderforschungsbereich 394: Strukturelemente und Molekulare Mechanismen von Proteinen bei Energieübertragund und Signalvermittlung“ Bochum, 09.10.2001 Daniel Schwarz, Christian Herrmann Quantitative Beziehung zwischen Struktur und Funktion von Ras/Effektorkomplexen Biochemical and Structural Characterisation of Novel Ras Effector Nore1 and search for Interaction Partners. Daniel Schwarz, Eva Wolf, Sabine Wohlgemuth und Christian Herrmann The Structure of Nore1 C-terminal Coiled Coil Region and its modelled interaction to the C-terminal Helix of MST1 in Vorbereitung Daniel Schwarz, Sabine Wohlgemuth und Christian Herrmann The Rab3a GEF MSS4 and the Microtubulus associated Protein Map1B compete with Ras for the Nore1 RBD in Vorbereitung Daniel Schwarz, Ingrid Vetter, Christian Herrmann, Alfred Wittinghofer The Effector-Loop Mutant Y40A of the Double Mutant Rap1B (E30D/K31E) determines the Orientation of the Raf-RBD in Vorbereitung 153 Anhang Klonierte Nore1-Fragmente Fragment Restriktionsprodukt Vektor Nore1 fl. EcoRI/SalI pGEX 4T1 Nore1 RBD (198-358) EcoRI/SalI pGEX 4T1 Nore1 C1 (95-166) EcoRI/SalI pGEX 4T1 Nore1 CC (370-413) BamHI/SalI pGEX 4T3 Nore1 RBD-CC (198-419) EcoRI/SalI pGEX 4T1 Nore1 C1-RBD (95-358) EcoRI/SalI pGEX 4T1 Nore1 C1-RBD-CC (100-413) EcoRI/SalI pGEX 4T1 Oligonukleotide Olikonukleotide von Nore1 Name mit Schnittstelle Sequenz Nore1_1s_EcoRI CCGGAATTC_ATGGCTTCCCCGGCCATCGGGCAACG Nore1_1s_NotI ATAAGAATGCGGCCGC_ATGGCTTCCCCGGCCATCGG Nore1_7s_EcoRI CCGGAATTC_GGGCAACGTCCCTACCCGCTGCTCCTAGAT Nore1_39s_EcoRI CCGGAATTC_CGCTGCATCCCCACGGCCC Nore1_75s_EcoRI CCGGAATTC_GCTCGCCCTGTCCGGCCC Nore1_95s_EcoRI CCGGAATTC_CCCCGCGACGTGAGGAGCATC Nore1_100s_EcoRI CCGGAATTC_AGCATCTTCGAGCAGCCGCAG Nore1_188s_EcoRI CCGGAATTC_CAGAATGTCTGTAAGGCAGTGG Nore1_188s_EcoRI CGGAATTCC_CAGAATGTCTGTAAGGCAGTGG Nore1_198s_EcoRI CGGAATTCC_CACCCGCCCACGATACAGG Nore1_200s_EcoRI CCGGAATTC_CCGCCCACGATACAGGAG Nore1_211s_EcoRI CGGAATTCC_GACAGCTATAACAGCAGGGAG Nore1_225s_EcoRI CCGGAATTC_CTGAGTGAAGATGGCACC Nore1_228s_EcoRI CGGAATTCC_GATGGCACCTACACAGG Nore1_242s_EcoRI CGGAATTCC_CGACGGCCAGTGACGGTGCCC Nore1_250s_EcoRI CCGGAATTC_GGGATCCGGCCCCAGTCC Nore1_266s_EcoRI CCGGAATTC_GCCACCACAGACAAGCGG Nore1_275s_EcoRI CCGGAATTC_TTCTACCTGCCACTCGATGCC Nore1_275s_EcoRI CGGAATTCC_TTCTACCTGCCACTCGATGCC 154 Nore1_334s_EcoRI CCGGAATTC_TCATATCCTCTCTACCTTCGTCTG Nore1_344s_BamHI CGCGGATCC_GGGCCTGACACCGATGTTCTCAGC Nore1_368s_BamHI CGCGGATCC_ATTCCTGAACTCCAGAACTTTTT Nore1_370s_BamHI CGCGGATCC_CCTGAACTCCAGAACTTTTTAAC Nore1_EcoRIas CCGGAATCCCGCGTCGACTCA... EcoRI/SalI_Konvert_s CGCGTCGACCCGGAATTC Nore1_111as_SalI CGCGTCGACTCACAAGACGCGGGGATCCTGCGGCTGCTCGAA Nore1_166as_SalI CGCGTCGACTCATCTGCAGTCCAACTGGATCAGGCTGCGGCA Nore1_174as_SalI CGCGTCGACTCAATCCAGGGCAGGGCCCCC Nore1_312as_SalI CGCGTCGACTCACTTCTGTGGGTTGTCCAC Nore1_338as_SalI CGCGTCGACTCAGTAGAGAGGATAGTCAGC Nore1_347as_Sall CGCGTCGACTCAGGTGTCAGGCCCAGCGAGC Nore1_358as_SalI CGCGTCGACTCATTCATTCTCCTTTAGCACAAAGC Nore1_372as_SalI CGCGTCGACTCAGAGTTCAGGAATGGAAAAGGCATCCC Nore1_413as_SalI CGCGTCGACTCACCCCGGCTTCCCTTGGGACTCTCG Nore1_413as_EcoRI GGAATTCCGTCACCCCGGCTTCCCTTGGGACTC Nore1_413as_NotI ATAGTTTAGCGGCCGCTCACCCCGGCTTCCCTTGGG Mutanten Nore1_R216As CAGCTATAACAGCGCGGAGAAGCACTGC Nore1_R216Aas GCAGTGCTTCTCCGCGCTGTTATAGCTG Nore1_K236As CACAGGTTTCATCGCAGTGCATTTGAAGC Nore1_K236Aas GCTTCAAATGCACTGCGATGAAACCTGTG Nore1_K240As CAAAGTGCATTTGGCGCTCCGACGGCC Nore1_K240Aas GGCCGTCGGAGCGCCAAATGCACTTTG Nore1_R242As GCATTTGAAGCTCGCACGGCCAGTGAC Nore1_R242Aas GTCACTGGCCGTGCGAGCTTCAAATGC Nore1_R243As TTGAAGCTCCGAGCGCCAGTGACGGTG Nore1_R243Aas CACCGTCACTGGCGCTCGGAGCTTCAA Nore1_R272As CCTGCAGCCACCACAGACAAGGCGACTTCCTTCTACCTGCCAGAT Nore1_R272Aas ATCTGGGACGTAGAAGGAAGTCGCCTTGTCTGTGGTGGCTGCAGG Nore1_K283As CCACTCGATGCCATCGCGCAGCTACATATC Nore1_K283Aas GATATGTAGCTGCGCGATGGCATCGAGTGG Nore1_K302Ds CAGGGGCTGCTCGACAAGTTCATGGTTGTG Nore1_K302Das CACAACCATGAACTTGTCGAGCAGCCCCTG Nore1_K303As CAGGGGCTGCTCAAGGCGTTCATGGTTGTG Nore1_K303Aas CACAACCATGAACGCCTTGAGCAGCCCCTG Nore1_L379Ms CTTTTTAACTATCATGGAAAAAGAGGAGC Nore1_L379Mas GCTCCTCTTTTTCCATGATAGTTAAAAAG Nore1_L401Ms TTCCGTCAGAAAATGGAAGAGGCATTACG 155 Nore1_L401Mas CGTAATGCCTCTTCCATTTTCTGACGGAA Sequenzierprimer Nore_420s GCGGCAGGCGCTGCGCTGCGCT Nore_420as AGCGCAGCGCAGCGCCTGCCGC Nore_885s GGTCATCCAGGGGCTGCTC Nore_885as GAGCAGCCCCTGGATGACC Oligonukleotide der Interaktionspartner Name Sequenz MacF_4301s_BamHI CGCGGATCC_CTTGATACACATATGGAACTACAT MacF_4402as_SalI CGCGTCGAC_TCA_CAGGCTGGGAGGAGAGGCGATGTTTAA MacF_4357s_BamHI CGC GAA TCC_AGT AAG GTG GAA GAG AGA AAG TCA AAG MacF_4398as_SalI CGC GTC GAC_ TCA_AGA GGC GAT GTT TAA ACT CTG CTC TGC TAG AGT Spry1_131s_BamHI CGCGGATCC_GGACGGTCTCCGCCCACCAGG Spry1_245as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GGGACTGTGAACAGGAGATG tenascin_116s_BamHI CGCGGATCC_GCTCCAGATGTGAAGGAGCTCTGAGCAGGCTGG tenascin_122s_BamHI CGCGGATCC_CTCTGAGCAGGCTG tenascin_304as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GCCCTCGTCGCAGAC Eif4g2_1s_BamHI CGCGGATCC_ATGGAGAGTGCGATTGCAG Eif4g2_157as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_CTCTCCTGGTTGACCC Eif4g2_170as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_TTTGGAAATCAAGAGGCGTTGAATG Pole1_1189s_BamHI CGCGGATCC_CTTGAAGGAAAGAGACAGATTGTG Pole1_1307as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_AGGCCCAAGCCTTGGCATATCTTCTGC Pole1_1303as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_AAGCCTTGGCATATCTTCTGCTGA CHD4_272s_BamHI CGCGGATCC_AAGCCCAAGGGCAGCCCGCGAGTGCCT CHD4_400as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GTCGGGATCCAGGCACACCATGTGGTA CHD4_406as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GGGAGCCTTCTCCATGTCGGGATCCAGGCA LRP6_1166s_BamHI CGCGGATCC_ATGATTGAAAAAATTGACAT LRP6_1334as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GGCACAGCGGAACTGATCAAT Map1B_2001s_BamHI CGCGGATCC_ATGGAGAAGATCACCAAG 156 Map1B_2143as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GGGTGGCGTTTCATCGCATTGCCTGCCTGTTG S/T PP_1s_BamHI CGCGGATCC_ATGTCCGACAGCGAGAAG S/T PP_109as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_GGCCAGCAACAGGCAGATGG RNF4_22s_BamHI CGCGGATCC_AAGCGAACTGCCGAAACAACTTCGACCCCTGAG RNF4_172as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_CTTAAGGGAATCACGGAGGCACTGGCTAC MG50_1398s_BamHI GCGGGATCC_GGGACAAATGACTTCAGAGAATTTGTTCTGGAAATG MG50_1496as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_ACCCTTTTCCTCTGCACT MSS4_1s_BamHI GCGGGATCC_ATGGAACCCTGCGAG MSS4_123as_EcoRI GGAATTCCG_TCA_CTCGTGGGAAACTCGTTCGAAGGC SeRSmt_96s_EcoRI CCG GAA TTC TTG GAG CAG CTT CGA GAG CAG ATC CGG SeRSmt_123as_SalI CGC GTC GAC TCA GTT TGC CAG CAG GGC CCG CAC TGC CTC LCCP_49s_EcoRI CCG GAA TTC CTG ATG AGG ACC TCT TCC AAG CGT GAG GCC LCCP_115s_EcoRI CCG GAA TTC TAT GAG CAG CAA CAG GAA CAG GAG AAG CTG LCCP_166as_SalI CGC GTC GAC TCA CTT TTT GCG TAG CTC TTC TTC AGC CCG 157 Accession-Nr. von Nore1 und dessen Homologe LOCUS DEFINITION ACCESSION AF053959 3018 bp mRNA linear ROD 31-MAR-1998 Mus musculus putative ras effector Nore1 mRNA, complete cds. AF053959 LOCUS DEFINITION Rassf5 3018 bp mRNA linear ROD 19-SEP-2002 Mus musculus Ras association (RalGDS/AF-6) domain family 5 (Rassf5), mRNA. NM_018750 ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION LOCUS DEFINITION ACCESSION AF286217 1777 bp mRNA linear PRI 03-SEP-2000 Homo sapiens Ras association domain family protein isoform 1F (RASSF1) mRNA, complete cds, alternatively spliced. AF286217 Rassf1 1548 bp mRNA linear ROD 30-APR-2002 Mus musculus ras association (RalGDS/AF-6) domain family 1 (Rassf1), mRNA. XM_109511 Rassf3 1224 bp mRNA linear ROD 19-SEP-2002 Mus musculus Ras association (RalGDS/AF-6) domain family 3 (Rassf3), mRNA. NM_138956 AF102772 1880 bp mRNA linear PRI 14-MAY-2002 Homo sapiens pancreas-specific ras association (RalGDS/AF-6) domain family 1 protein isoform 1E (RASSF1) mRNA, complete cds; alternatively spliced. AF102772 AF102770 1860 bp mRNA linear PRI 14-MAY-2002 Homo sapiens ras association (RalGDS/AF-6) domain family 1 protein isoform 1A (RASSF1) mRNA, complete cds; alternatively spliced. AF102770 AF445801 3499 bp mRNA linear PRI 06-DEC-2001 Homo sapiens ras effector-like protein (NORE1B) mRNA, complete cds. AF445801 AF291719 1650 bp mRNA linear PRI 03-SEP-2000 Homo sapiens Ras association domain family protein isoform 1G (RASSF1) mRNA, complete cds, alternatively spliced. AF291719 158 Alignments der verschiedenen Nore1-Homologen 159 Alignment der RasSF1-Isoformen 160 Gleichungsdateien Die Auswertungen des kompetetiven GDI und der ITC-Daten zur Bestimmung der Komplexbildungskonstante erfolgten mit dem Programm Scientist. Nach der Definition aller Variablen werden alle Differenzialgleichungen für die Änderung der einzelnen Spezies aufgeführt, die dem zu Grunde gelegten Modell entsprechen. Zusätzlich werden noch Schätzwerte für die zu bestimmenden Parameter und die Anfangsbedingugnen eingegeben. Die Auswertung der ITC Experimente zur Bestimmung von Dissoziationsgleichgewichtskonstanten von Nore1-CC erfolgte mit dem Programm Origin. Scientist-Modell Datei zur Auswertung des kompetetiven GDI: // Scientist Compet. GDI IndVars: C DepVars: A, B, AB, AC, Cf, F // A=RBD, B=Ras.mantGppNHp, C=compet. RBD-Binder Params: K1, K2, ATOT, BTOT, Yb, Yab // Yb=off-rate von Ras, Yab=off-rate vom Ras-RBD Complex AB=A*B/K1 AC=A*Cf/K2 ATOT=A+AB+AC BTOT=B+AB C=Cf+AC 0<A<ATOT 0<B<BTOT 0<Cf<C F=(B*Yb+AB*Yab)/BTOT // *** Scientist-Modell Datei zur Auswertung der ITC-Daten zur Bestimmung der Komplexbildungskonstante von Nore1-CC. Dieses Modell wurde freundlicherweise von Dr. A. Blume, Halle-Wittenberg zur Verfügung gestellt. // MicroMath MINSQ Model File "cmc_dh13", A. Blume, IPC, MLU Halle-Wittenberg // // Variante des Modells "cmc_dh7" bzw. "cmc_dh8" mit Berücksichtigung der Gegenionenkondensation 161 // und Aggregationszahl n als variabler Parameter. // // Es wurde zur Berechnung der Verduennungswaermen der Mizellen und // der Monomeren die Differenzen der jeweiligen Konzentration in der Spritze // und der Zelle benutzt // // Calculation of the calorimetric titration curves for nonionic and ionic surfactants. // based on the mass-action model with equilibrium constant K and aggregation number n. // Variation of previous models. This one includes the counterion condensation effect. // // This is based on the model of Coello et al. J. Phys. Chem. 97 (1993) 10186 // // Variables and parameters //====================== // cell volume = vcell in mL // concentration of monomers in the cell after n-1th addition = x1 // concentration of surfactant in micellar form in cell after n-1th addition = xn // concentration of monomers in the cell after nth addition = x1e // concentration of surfactant in micellar form in cell after nth addition = xne // total concentration of surfactant in cell = c. This is calculated from a similar dilution formula // as used by MicroCal in the ITC worksheets. // integrated volume of injection from syringe = vs (in mL) // total surfactant concentration in syringe = c1 in mol/L // concentration of monomers in syringe = x1mon // concentration of surfactant in micellar form in syringe = x1mic // volume of injection = vspritz // Deltag-G0 for demicellization for mass-action model = deltag // // The Delta-G0 values are based con concentration units!! They have to be converted to DeltaG0 values based on mole fraction // units. The relevant equation for the ratio of the Delta-G0 values calculated from Kc and Kx for a nonionic surfactant is: // Delta-G0x/Delta-G0c = ln Kx/ln Kc = 1 + (n-1)*4.017*RT/(n*Delta-G0c) which leads to // Delta-G0x = Delta-G0c + (n-1)*4.017*RT/n // For an ionic surfactant it is: //D elta-G0x = Delta-G0c + (n(1+beta)-1)*4.017*RT/n // // aggregation number = n // Temperature = t // enthalpy of demicellization = dhdemic // dilution enthalpy for monomers = dhvmon // dilution enthalpy for micelles = dhvmic // activity coefficient = gamma // ionic strength = mu // degree of counterion condensation = beta. This value must be taken from published data. // it is between 0.2 and 0.8 and depends on the system, the ionic strength etc.It makes no sense // to use beta as variable parameter. //======================================================================= === 162 // The equations contain implicit variables, the first derivative cannot be calculated by SCIENTIST. // Therefore the difference in concentrations after the nth and nth-1 addition of vspritz mL // have to be calculated. // Therefore new concentrations x1e, xne, ce for the nth addition are calculated. // The difference in the number of moles of monomers and surfactant // in micellar form has then to be calculated, i.e. deltanm is the difference in number of moles // of monomers after and before the addition. // The observed heat can then be calculated by multiplication with the molar enthalpy = deltanm // of demicellization plus dilution terms for the monomers (dhvmon) and micelles (dhvmic). // // Berechnung der Titrationskurven fuer Demizellisierung von Deoxycholat // Es werden zuerst die Konzentrationen der Monomeren (x1) und Monomeren in // Mizellen (xn) in Abhaengigkeit von der Vorlagekonzentration (c) bzw der // zugegebenen Gesamtmenge aus der Spritze in Milliliter (vs) berechnet // Parameter sind dabei Aggregationszahl n, Temperatur (temp) und Delta-G-Wert // (deltag) Dann wird eine zweite Kurvenschar, versetzt um Zugabevolumen (vspritz) der // Spritze, dh zB 0.010 Milliliter, berechnet (x1e, xne) Die Anfangskonzentrationen // der Monomeren in der Spritze und der Monomeren in Mizellform in der Spritze // sind x1mon und x1mic bei Gesamtkonzentration in der Spritze von c1 // Die Differenz der Molzahlen der Monomeren vor und nach Zugabe von jeweils // vspritz Milliliter (deltanm) wird dann anschliessend ausgerechnet // Die naechste Groesse ist das Delta-Q, das aus deltanm*dhdemic und den Beitraegen // der Verduennungsenthalpien fuer die Monomeren und Mizellen bestimmt wird // ausgehend von den Konzentrationen x1mon und x1mic in der Spritze. // Die Delta-Q-Werte werden dann noch normiert und auf molare Groessen umgerechnet. // Vcell ist das Zellvolumen in ml. // Die Volumina sind in ml einzugeben in den Parametersatz, die Konzentration in M. // // The Delta-g values are in kJ/mol, the delta-h values can be in kJ/mol or kcal/mol, depending // whether the originial MicroCal worksheet data are used or not. These are in kcal/mol. // Attention: be careful with using different dimensions!! // // The aggregation number n can either be fixed or not. In this present model, the concentrations // are calculated using the logarithm. Therefore, n can be continuous variable. // However, sometimes it is advisable to fix n to an integer and vary it by hand. // // die Deltag-Werte in J/mol, die Deltah-Werte in J/mol oder cal/mol, je nachdem, // ob im Worksheet die Delta-Q-Werte in die entsprechenden Dimensionen haben. // ORIGIN gibt normalerweise die Werte in kcal/mol aus!!! Dadurch entstehen unter// schiedliche Dimensionen für Deltag und die Deltah-Werte!!!! // ///Die Werte von n koennen bis nahe an 100 gewaehlt werden. Bedingung ist, // dass die Eingrenzung von xn und x1 bis zu maximalen Konzentration c gesetzt // wird, die in der Vorlage erreicht werden kann. // Im eingeladenen ORIGIN Worksheet muessen folgende Spalten erscheinen: // IndVars: vs=zugegebene Menge in Milliliter, muss erst generiert werden. // DepVars: Deltah=Ndh; c=xt/1000, muss auch erst generiert werden // 163 // The spreadsheet must contain the following columns: // IndVars: vs=added in jection volume in mL, this must be generated with increments in mL // as used in the experiments, for instance, 25 injections, each of 0.01 mL. // DepVars: Deltah=Ndh from Origin worksheet; c=xt/1000: has to be generated from xt column // in Origin worksheet. // // Neue Variante mit Gegenionenkondensation, d.h. dem Parameter beta, der zwischen 0 und 1 liegen // kann. Für Gallensalze liegt er zwischen 0.05 und 0.3 // In dieser Variante werden zwischendurch Logarithmen berechnet. Dann funktioniert die Berechnung // offensichtlich auch mit Dezimalbrüchen von Beta. // // // Programmbeginn // IndVars:vs // DepVars:deltah,x1,x1e,x1mon,x1mic, xn // Params: deltag,temp,n,vcell,c1,vspritz,dhdemic,dhvmon,dhvmic,deltac,beta,delta // // Equations: // // Berechnung der Gleichgewichtskonstante // // Calculation of equilibrium constant // k=exp(n*deltag/(8.3144*temp)) // // Berechnung der Konzentrationen fuer Zugabe n-1 // // Calculation of concentrations for n-1th addition // c=c1*vs/vcell*(1-0.5*vs/vcell) lnxn=ln(n)+ln(k)+n*ln(x1)+beta*n*ln(c*(1-beta)+beta*x1) //xn1=n*x1^(n*(1+beta))*k xn=exp(lnxn) x1=c-xn // // Berechnung der Konzentrationen fuer Zugabe n // // Calculation of concentrations for nth addition // ce=c1*(vs+vspritz)/vcell*(1-0.5*(vs+vspritz)/vcell) lnxne=ln(n)+ln(k)+n*ln(x1e)+beta*n*ln(ce*(1-beta)+beta*x1e) //xne1=n*x1e^(n*(1+beta))*k xne=exp(lnxne) x1e=ce-xne 164 // // Berechnung der Monomer und Mizellkonzentration in der Spritze // // Calculation of monomer and micellar concentration in syringe // lnx1mic=ln(n)+ln(k)+n*ln(x1mon)+beta*n*ln(c1*(1-beta)+beta*x1mon) x1mic=exp(lnx1mic) x1mon=c1-x1mic // // Berechnung der Differenz der Molzahlen nach Zugabe in die Zelle // // Calculation of the difference in number of moles of monomers after injection in the cell // from the change in the number of surfactants in micellar form. deltanm=vcell*(xne-xn)+vspritz*(xne-x1mic) // // Berechnung der Waermemengen. // geaendert gegenueber cmc_dh7, s.o. // // Calculation of the observed heats // deltaqdemic=-deltanm*dhdemic deltanmon=(x1mon-x1e)*vspritz deltaqvmon=deltanmon*dhvmon deltanmic=(x1mic-xne)*vspritz //0<xne<.05 0<x1mon<.05 0<vs<0.25 *** deltaqvmic=deltanmic*dhvmic deltah=(deltaqdemic+deltaqvmon+deltaqvmic)/(vspritz*c1) // // Berechnung der Aktivitätskoeffizienten gamma und Ionenstärke mu // nur zu Kontrolle, zur Simulation nicht erforderlich // // Calculation of activity coefficients gamma and ionic strength mu // just for control, not necessary for the simulation // mu=0.5*(x1+c*(1-beta)+beta*x1+delta^2*n^2*(1-beta)^2*xn) loggamma=-0.5*16*sqr(mu)/(1+sqr(mu)) gamm=10^loggamma // //Grenzen der impliziten Variablen // // Limits of the implicit variables. The upper limit of x1 and x1e should be // above the cmc. For a start the upper limits for x1, x1e, xne can be set to // the maximum value of the total concentration in the cell reached after the // total injection volume of 0.25 mL. The upper limit of x1mon should be set to // a value above the cmc, maximum is the concentration c1 in the syringe. 165 // Upper limit for vs is the total volume of the syringe. // 0<x1<0.050 0<x1e<.050 166 Gesamtstatistik für Nore1-CC wt SeMet Datensammlung Peak Inflection Röntgenquelle ESRF ID 14-4 ESRF ID 29 ESRF ID 29 Auflösung [Å] 1,9 2,8 2,8 Wellenlänge [Å] 0,9393 0,9793 (peak) 0,97943 (inflection) 20428 19165 Anzahl Reflexe beobachteter 62896 Anzahl gleicher Reflexe 17640 3170 5960 Vollständigkeit (gesamt/letzte [%] 98,6 / 96,6 95,2 / 96,3 94,3 / 91,5 C2221 I222 I222 a, b, c [Å] 70,9 x 84,4 x 39,2 46,1 x 69,8 x 70,8 46,1 x 69,8 x 70,8 α,β,γ [°] 90, 90, 90 90, 90, 90 90, 90, 90 pro 1 Moleküle1 asymmetrischer Einheit 1 1 Rsymm (gesamt, Schale) [%] 7,9 / 20,4 5,7 / 21,6 8,04 7,39 4,68 Auflösungsbereich [Å] 19-1,9 20-2,8 Anzahl Reflexe 60238 19523 Rwork [%] 21,0 34,5 Rfree [%] 23,3 40,2 Schale) Raumgruppe Zelldimensionen letzte 6,7 / 26,9 I/σ Verfeinerung Tab. 23 Statistik der gesammelten und prozessierten Daten. Rsymm = 18752 ∑∑ I h i hi − Ih ∑I hi , wobei hi die hi skalierte Intensität der i-ten symmetrieverwandten Beobachtung des Reflexes h und Ih ist der Mittelwert. Rwork = ∑F oh h − Fch ∑F oh , wobei Foh und Fch die beobachteten und kalkulierten h Strukturfaktoramplituden für den Reflex h sind. 1Als Molekül wird hier ein Nore1-CC-Dimer angesehen. 167 Gesamtstatistik für Nore1-RBD Wildtyp Datensammlung Röntgenquelle DESY BW 7A Auflösung 2,2 Å Wellenlänge [Å] 0,9280 Anzahl beobachteter Reflexe 65867 Anzahl gleicher Reflexe 18212 Vollständigkeit (gesamt/letzte Schale) [%] 97,3 / 95,2 Raumgruppe C2 Zellkonstanten a, b, c [Å] 79,04 x 87,31 x 56,11 α, β, γ [°] 90 124,94 90 Moleküle pro asymmetrischer Einheit 2 Rsymm (gesamt, letzte Schale) [%] 6,2/24,3 I/σ 5,63 Auflösungsbereich [Å] 15-2,5 Anzahl Reflexe 78833 HgCl2-Derivat Datensammlung Peak Inflection Remote Röntgenquelle DESY BW 7A DESY BW 7A DESY BW 7A Auflösung 2,5 Å 2,5 Å 2,7 Å Wellenlänge [Å] 1,0031 1,0056 0,928037 Anzahl beobachteter Reflexe 67434 48329 43240 Anzahl gleicher Reflexe 20497 20378 20488 Vollständigkeit (gesamt/letzte Schale) [%] 95,5 / 89,0 94,2 / 81,9 94,2 / 93,1 Raumgruppe C2 C2 C2 Zellkonstanten a, b, c [Å] 79,5 x 87,9 x 56,5 79,5 x 87,9 x 56,5 79,5 x 87,9 x 56,5 α, β, γ [°] 90 124,9 90 90 124,9 90 90 124,9 90 Moleküle pro asymmetrischer Einheit 2 2 2 Rsymm (gesamt, letzte Schale) [%] 7,3/28,2 6,4/28,5 7,2/28,3 I/σ 4,51 3,78 3,70 Auflösungsbereich [Å] 15-2,5 15-2,5 15-2,7 Anzahl Reflexe 76985 55328 41398 168 SeMet-Derivat Datensammlung Peak Inflection Röntgenquelle SLS PX SLS PX Auflösung 2,95 Å 3,3 Å Wellenlänge [Å] 0,97943 0,97960 Anzahl beobachteter Reflexe 48352 43941 Anzahl gleicher Reflexe 28875 29235 Vollständigkeit (gesamt/letzte Schale) [%] 90,9 / 92,9 87,9 / 94,9 Raumgruppe C2 C2 Zellkonstanten a, b, c [Å] 79,5 x 87,32 x 94,51 80,58 x 87,92 x 95,46 α, β, γ [°] 90 99,3 90 90 99,6 90 Moleküle pro asymmetrischer Einheit 2 2 Rsymm (gesamt, letzte Schale) [%] 10,2/28,1 12,5/19,3 I/σ 2,67 3,54 Auflösungsbereich [Å] 20-2,95 20,3,3 Anzahl Reflexe 55372 41186 Tab. 24 Statistik der gesammelten und prozessierten Daten. Rsymm = ∑∑ I h i hi − Ih ∑I hi , wobei hi die hi skalierte Intensität der i-ten symmetrieverwandten Beobachtung des Reflexes h und Ih ist der Mittelwert. Rwork = ∑F oh h − Fch ∑F oh , wobei Foh und Fch die beobachteten und kalkulierten h Strukturfaktoramplituden für den Reflex h sind. 169 Gesamtstatistik für RasSF1C-RBD Wildtyp Datensammlung Röntgenquelle inhouse Auflösung 2,05 Å Wellenlänge [Å] 1,5418 Anzahl beobachteter Reflexe (gesamt/letzte Schale) 138563 Anzahl gleicher Reflexe (gesamt/letzte Schale) 20292 Vollständigkeit (gesamt/letzte Schale) [%] 92,3 / 96,0 Raumgruppe P212121 Zellkonstanten a, b, c [Å] 41,7 x 66,2 x 112,0 α, β, γ [°] 90 90 90 Moleküle pro asymmetrischer Einheit 2 Rsymm (gesamt, letzte Schale) [%] 13,7 / 25,6 I/σ 6,54 Auflösungsbereich [Å] 10-2,05 Anzahl Reflexe 155594 Tab. 25 Statistik der gesammelten und prozessierten Daten. Rsymm = ∑∑ I h i hi − Ih ∑I hi , wobei hi die hi skalierte Intensität der i-ten symmetrieverwandten Beobachtung des Reflexes h und Ih ist der Mittelwert. Rwork = ∑F oh h − Fch ∑F oh , wobei Foh und Fch die beobachteten und kalkulierten h Strukturfaktoramplituden für den Reflex h sind. 170 Danksagung Ich möchte mich bei Herrn Prof. Dr. A. Wittinghofer für die Anfertigung des Erstgutachtens und die Bereitstellung des Arbeitsplatzes bedanken Bei Frau Dr. A. Blöchl bedanke ich mich für ihre Bereitschaft, das Zweitgutachten anzufertigen. Meinem Betreuer Dr. Christian Herrmann möchte ich mich besonders für die nette Aufnahme in seine Arbeitsgruppe bedanken. Seine ständige Diskussionsbereitschaft und Anregungen waren stets hilfreich und haben sehr zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Desweiteren bedanke ich mich bei Dr. Eva Wolf für die besonders gute Betreuung und Diskussionsbereitschaft bei der Bestimmung der Nore1-Coiled Coil-Struktur. Desweiteren bedanke ich mich bei Dr. Ilme Schlichting, Dr. Axel Scheidig, Dr. Ingrid Vetter, Dr. Eva Wolf, Dr. Alexey Rak, Dr. Wulf Blankenfeldt und Özkan Yildiz für die Datensammlung am Synchrotron. Bedanken möchte ich mich bei Dr. Ingrid Vetter und Dr. Wulf Blankenfeldt für deren Hilfe bei computertechnischen Fragen. Radovan Dvorsky danke ich für die Hilfe bei den Modellierungen. Ganz besonders möchte ich mich noch bei Sabine Wohlgemuth bedanken. Ihre Hilfe und außerordentliche Unterstützung im Labor trugen sehr zum Gelingen dieser Arbeit bei. Dr. Michael Hanzal-Bayer danke ich sehr für die Einführung in die Technik des Hefe-2Hybrid. Dr. Ioanna-Maria Karaguni möchte ich sehr für ihre Freundschaft danken. Sie war in schwierigen Zeiten immer für mich da. Meinen Laborkollegen Agnidipta Ghosh, Simone Kunzelmann, Benjamin Stieglitz, Christina Kiel und Utz Benscheid danke ich für die gute Stimmung und für die oft sehr amüsanten Zeiten im Labor. Dr. Sergei V. Strelkov (Universität Basel, Schweiz) danke ich für die Hilfe bei der Charakterisierung der Coiled Coil Struktur. Martin Würtele danke ich sehr für seine Diskussionsbereitschaft und für seine kritischen Anmerkungen während der Entstehung dieser Arbeit. Meinen Bürokollegen Marc Saric, Gretel Buchwald, Martin Würtele und Michael Seewald danke ich für ihre vielfältige Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Allen anderen Mitarbeitern der anderen Arbeitsgruppen möchte ich für ein sehr gutes Arbeitsklima danken. Besonders die gemeinsamen Mittagspausen waren eine sehr gern gesehene Abwechslung und Unterhaltung. Desweiteren bedanke ich mich bei meinen Eltern und besonders bei meinem Bruder, bei Christoph, Haris und Anja für die Geduld, die sie während der Promotion in mich investiert haben.