E Erschienen im Oktober 1991 Eine bunte Melange aus alt und neu brodelt auf den Straßen Barcelonas: Da läuft die Nonne neben dem Punk, stehen gemütliche Tante-Emma-Läden neben neonbeleuchteten Trendboutiquen, schwebt ein „Knäuel aus Metalldrähten auf dem Dach eines Gebäudes, dessen Entwurf in das Jahr 1879 zurückreicht. Das ehemalige Verlagshaus im Herzen des alten Stadtkerns ist seit 1990 Sitz der Stiftung Antoni Tàpies und beinhaltet eine in ihrer Komplexität wohl einzigartige Sammlung des berühmten spanischen Künstlers. Lichtbericht 38 Inhalt Zu diesem Heft Stansted Airport Das leuchtende Dach „Unsere kleine Stadt“ Die neue Hauptverwaltung der Edding AG, Ahrensburg Auftritt Kunst in der Baukunst, das schöne Schwierige Museum für Moderne Kunst, Frankfurt Wir sind zur Kreativität verdammt Interview mit Jean-Christophe Ammann Pathologisches Institut, Camden Guckkästen für Modesüchtige: Schaufenster in Midtown, New York Stiftung Antoni Tàpies, Barcelona Schlußlichter Zu diesem Heft 1 2-11 12-15 16-17 18-19 20-21 22-23 24-26 27-31 32-33 Fotos: Markus Beck/Action Press (32), Frieder Blickle (2-11, 22-23), Richard Bryant (2-3), Helmut Claus (1), Klaus Frahm, Hans Struhk (12-15), Hans Hansen (16, 32), Thomas Millutat (18-21, 33), Alexander Ring/ERCO (33), Wolfgang Staiger (U4), Hisao Suzuki (U1, 27-31), Toto (33), Michael Wolf (16-17, 24-26) © 1991 ERCO Printed in Germany, Druckhaus Maack GmbH Lt Co. KG, W-5880 Lüdenscheid, 6389110 Zehn Jahre Vorbereitungszeit, Planungs- und Entwurfszeit benötigte das Büro Norman Foster, bis der Stansted Airport eingeweiht werden konnte. Es ist der erste Flughafenneubau nach dem Krieg in England und architektonisch gesehen einer der interessantesten Terminals, die weltweit in der Nachkriegszeit gebaut wurden. Flughäfen sind komplizierte, technische Gebilde, weshalb sie auf die Besucher auch so verwirrend wirken, und es ist schon außerordentlich anstrengend, sie so stark zu vereinfachen, daß man von der technischen Komplexität nichts mehr merkt. Die Aufgabe für ERCO lag darin, ein völlig neues Beleuchtungskonzept für diesen Flughafen umzusetzen. In enger Zusammenarbeit zwischen Architekt und Planungsingenieur wurde nicht nur die spektakuläre Dachausleuchtung entwickelt, sondern darüber hinaus die Gebäude-Signaletik, die beleuchteten Uhren, spezielle Wallwasher für freistehende oder auch pavillongebundene Wandflächen sowie die Beleuchtung der Arbeitsflächen für die Buchungsschalter und eine Reihe von lichttechnischen Lösungen zur Ausleuchtung der Bahnsteige (in orkanfester Ausführung). Nicht zu vergessen die Beleuchtung der außenliegenden Wartezone. Das Ergebnis dieser Anstrengung ist nachprüfbar in der Lichtarchitektur des Stansted Airport und nach den Bekundungen der Architekturpresse beeindruckend. Bescheiden und sauber durchgestaltet ist das neue Verwaltungsgebäude der Firma Edding. Ein Produkt des Unternehmens haben wohl die meisten von uns schon in der Hand gehabt. Es sind Schreibgeräte und Markierstifte. Wie das Gebäude aussieht, zeigt der Beitrag auf den Seiten 12-15. Locker war die Präsentation der Emanon Scheinwerfer auf der Hannover-Messe. „Theatralisch“, „eindrucksvoll“, „witzig“, „faszinierend“ waren die Kommentare der Besucher. Kein Zweifel, die Emanon- Präsentation geriet zum Gesprächsthema der Leuchtenindustrie (Seite 16-17). In Frankfurt wurde das Museum für Moderne Kunst eröffnet. Für Hans Hohem war es das zweite Museum in Deutschland nach Mönchengladbach (Lichtbericht Nr. 15). Wie schon in Mönchengladbach erwies sich Holleins Architektur wieder einmal als eine meisterhafte Rauminszenierung, mit einem sicheren Gespür für Tageslicht- und Kunstlichtnutzung. In Mönchengladbach hatten wir für Hans Hollein schon einen Wandfluter entworfen und gebaut, der inzwischen zu einem Standardprodukt für Museen und Kunstgalerien geworden ist. Für das Frankfurter Museum haben wir dann wieder einen neuen Wandfluter entwickelt, der, mit Leuchtstofflampen bestückt, für eine klare gleichmäßige Ausleuchtung der Wände sorgt. Viele Zeitungen und Zeitschriften haben die Qualität des Lichts positiv kommentiert. Auf den Seiten 18 und 19 geben wir einen kurzen Eindruck dieses Museums, das ja schon in zahlreichen anderen Medien vorgestellt worden ist. Der Hausherr, Jean-Christophe Ammann, erklärt Zielsetzungen und Absichten auf den darauffolgenden Seiten. New-York-Besucher wissen es. Die aufregendsten Schaufenster sieht man bei Sak´ s Fifth Avenue und bei Tiffany. Einen Blick hinter die Kulissen von Sak‘ s zeigen wir in diesem Heft, und mit welch einfachen Tricks die Lichtinszenierungen dort umgesetzt werden. Im nächsten Heft wollen wir dann eine legendäre Figur der Schaufenstergestalter vorstellen, nämlich Gene Moore, der seit vielen Jahrzehnten die Schaufenster von Tiffany gestaltet. 1992 wird ein herausragendes Jahr für die Stadt Barcelona. Die Stadt befindet sich in einem heftigen Bauboom in Vorbereitung auf die Olympiade, und da Olympiaden ja nicht nur sportliche Ereignisse sind, sondern auch kulturelle, werden Museen und Ausstellungen auf Hochglanz gebracht. In diesen bunten Strauß kultureller Aktivitäten fügt sich die Stiftung Antoni Tàpies ein. Tàpies, Kataloniens berühmtester lebender Maler, hat seiner Vaterstadt mit dieser Stiftung ein Geschenk von großem Wert gemacht. Er übereignete der Stiftung das Gebäude und eine Vielzahl von Bildern, die eine einmalige Sammlung ergeben. Die Beleuchtung für diese Sammlung wurde von ERCO lluminación in Barcelona geplant und realisiert. ERCO lluminación hat schon viele Museen in Spanien geplant und beleuchtet. Zur Zeit ist man dabei, die Beleuchtung für die Thyssen-Sammlung in Madrid zu entwickeln, die dann sicherlich auch vorgestellt wird. Doch das wird noch etwas dauern, verbleiben wir erst einmal bis zum nächsten Heft. Klaus J. Maack 1 Stansted Airport Das leuchtende Dach Bauherr: Stansted Airport Ltd. Planung: British Airport Authorities Architekten: Foster Associates, London Lichtplanung: Claude und Danielle Engle, Washington Statik: Ove Arup & Partners, London Grundstücksgröße: 9.600.000 m 2 Gesamtfläche des Terminals: 85.700 m2 Höhe: 15 m Baubeginn des Terminals: Oktober 1986 Fertigstellung: März 1991 In der heutigen Zeit ist Fliegen kein Erlebnis mehr. Es ist eine Prozedur, die man als Reisender über sich ergehen lassen muß, um mehr oder weniger schnell und bequem von einem Ort zum anderen zu gelangen. Wenig ist übriggeblieben vom Abenteuer Fliegen wie in den Anfangsjahren der Fliegerei, als man am Rande des Platzes stehen und die Starts und Landungen der Flugzeuge beobachten konnte. Als Fluggast ist man heute Opfer einer raffinierten, komplexen Maschinerie, in der das Abfertigungsgebäude für den Reisenden mit das wichtigste Funktionselement bildet. Hier wird man verwaltet und, um einen optimalen Durchsatz zu erzielen, optimal durchgeschleust. Von Leitsystemen gesteuert durchläuft man das undurchschaubare Labyrinth der Gänge, Räume, Etagen, Laufbänder und Gates, bis man sich am Ende irgendwann in der Maschine befindet, ohne das Flugzeug vorher ein einziges Mal gesehen zu haben, ohne jegliche Chance, sich von der Faszination des Fliegens fesseln zu lassen. Der Wahrnehmungshorizont beschränkt sich auf ein verschlungenes Geäst von Innenräumen - angereichert mit einer verwirrenden Vielfalt von Hinweistafeln, Monitoren, Souvenirläden, Cafés, Check-in-Schaltern und Gepäckbändern, bereichert mit Menschen, die sich des schleichenden Gefühls der Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Rastlosigkeit nicht erwehren können. Trotz oder gerade wegen der überwältigenden funktionalen Anforderungen an die Architektur eines Flughafens, als ein Apparat von außergewöhnlicher Komplexität, wird das Dilemma des Dualismus von Maschine und Mensch, Technik und Humanität, Distanz und Nähe in den meisten Fällen nicht überwunden. Hier setzt Norman Foster mit seinem jüngsten und gleichzeitig ersten Flughafenprojekt an. Stansted Airport ist ohne Zweifel ein technisches Meisterwerk; darüber hinaus demonstriert er aber auch die Einfachheit und Unmittelbarkeit, die ein Flughafen in der 2 Pionierzeit der Fliegerei hatte. Lief damals derPassagier quer über das Rollfeld zur Maschine, so wird dieser unmittelbare Weg zum Flugzeug heute in Stansted nachvollzogen: Der Passagier bewegt sich vom Eintritt in das rundum verglaste Abfertigungsgebäude bis hin zum Flugzeug überwiegend auf einer Ebene. Norman Fosters Flughafen-Vision sah einen „Ort der Ruhe, leicht zu verstehen und einfach zu gebrauchen“. Lorbeeren erntete Stansted bereits im Vorfeld. Der Mies- van- der- Rohe- Pavillon- Preis Perspektive des Flughafengeländes: Das 960 ha große Gelände beinhaltet alle für einen Flughafen notwendigen Einrichtungen. Die Organisation geht von der linearen Trennung von der Land- und Luftseite aus. Dazwischen liegt der rund 200 x 200 m große Terminal. wurde dem Büro Foster schon vor der Eröffnung verliehen. Begründung: Der Bau hat einen besonders bemerkenswerten Charakter im Kontext der europäischen Gegenwartsarchitektur. Ursprünglich war Stansted ein US-Airforce Stützpunkt. Erste Überlegungen für einen Erweiterungsbau kamen 1965 auf. Aber erst 1981 wurde das Büro Foster Associates von BAA (British Airport Authorities) mit einer Vorstudie beauftragt. Es dauerte aber noch bis 1985, ehe die Regierung der Erweiterung von Stansted zustimmte. 1986 begann dann schließlich der Ausbau des ehemaligen Militärflughafens. Das gesamte Gelände ist 15mal so groß wie das in Gatwick. BAA stellte die Forderung, zunächst 8 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen zu können, später dann in einer zweiten Bauphase sogar auf 15 Millionen Passagiere aufzustocken. Weiterhin wurde ein erheblich preiswerterer Entwurf erwartet, als alle vorherigen BAA- Terminals, der aber gleichzeitig Flexibilität für spätere Veränderungen oder Vergrößerungen bietet. Was die Architektur betrifft, gab es sowohl überwältigende funktionale Anforderungen als auch die Forderung nach einer eigenständigen und repräsentativen Gestalt. Was die Kosten betrifft, wurde der Bauherr nicht enttäuscht. Der Terminal ist 10 % billiger als alle anderen bisherigen BAA- Terminals. Und auch in Zukunft wird er u. a. auf Grund seiner hohen Tageslichtausnutzung in der Unterhaltung besonders wirtschaftlich sein. Darüber hinaus ist Foster aber auch eine ganz besondere einzigartige Architektur gelungen. Martin Pawley in der Zeitschrift “Building” dazu: “Aclaimed 20% cheaper than the most recent Gatwick Terminal, itself cheaper than Heathrows Terminal Four,Stansted is a triumph of engineering, asthetics and function unconfused by irrelevant styling or forced architectural jokes.” Der Eingriff in eine Landschaft durch die Errichtung eines Großflughafens ist tiefgreifend. Durch die Architektur kann man aller- dings versuchen, eine akzeptable Integration des Bauwerks in die Landschaft zu erreichen, und damit Störung oder gar Zerstörung begrenzen. Foster hat diesen Punkt durch den Entwurf eines großflächigen, ebenerdigen und unaufdringlichen Baukörpers erreicht. Die Konzeption dieses Flughafenterminals ist einfach und klar strukturiert. Alles, was zur Betreuung und Versorgung der Fluggäste nötig ist, wird in einer einzigen, weiten, übersichtlichen, hellen Halle zusammengefaßt. Standpunkt aus wahrzunehmen. Hier hat Foster seine Idee durchgeführt, eine sehr strenge Ordnung der eigentlichen Struktur einzuhalten, die unabhängig von der Funktionsstruktur des Gebäudes selbst ist. Das erfüllt die wichtige Forderung nach Flexibilität in der Innengestaltung des Terminals. Modifikationen, die eventuell in Zukunft nötig werden, lassen sich rasch und ohne störende Bauarbeiten realisieren. Die Erdgeschoßebene ist ausschließlich Das ganze Terminalgebäude steht leicht erhöht auf einem kleinen Hügel. Erreicht man Stansted mit dem Auto und parkt auf dem Langzeitparkplatz, geht man von dort durch einen Tunnel und benutzt eine Rolltreppe, Treppe oder Rampe, um direkt in den Terminal zur Abfertigung zu gelangen. Der Terminal ist in einen Abflug- und einen Ankunftsbereich geteilt. Die Passagiere begeben sich auf der Straßenseite in das Gebäude, durchlaufen die verschiedenen Stationen wie Abfertigung, Paßkontrolle, Sicherheitskontrollen usw. und verlassen das Gebäude auf der gleichen Ebene, um in führerlose Züge zu steigen, die die Reisenden zu den Satellitengebäuden bringen, wo die Flugzeuge warten. Serviceeinrichtungen wie Geschäfte, Cafés, Duty-free-Shops, Toiletten usw. sind in Containern untergebracht, die konstruktiv unabhängig von der Hallenkonstruktion im Gebäude installiert sind. Alle mobilen Einbauten sind nur 3,50 m hoch, die Dimensionen der Halle sind von jedem Detailschnitt: Der Terminal ist in zwei Ebenen unterteilt. Die Aktivitäten der Reisenden finden vorrangig im Erdgeschoß statt. Das Untergeschoß dient der Versorgung. Auf der Luftseite findet die Gepäckan- und -ablieferung statt. den Passagieren vorbehalten. Die gesamte Technik, von der Klimaanlage über die Gepäckbeförderung bis zu den Maschinenräumen ist im Untergeschoß untergebracht. Diese Verfahrensweise ermöglichte es, das Dach des Gebäudes vollkommen frei von technischen Einrichtungen zu lassen. Und genau in dieser Dachkonstruktion liegt der Reiz der 198 x 162 m großen und 12 m hohen Halle. Sie wurde bis ins letzte Detail sehr sorgfältig durchdacht, denn sie ist der prägnanteste Teil des gesamten Gebäudes. 3 Bei Dunkelheit steht das „Glashaus“ als leuchtendes, fast schwebendes, mit Kunstlicht brillant in Szene gesetztes Element in der hügeligen Landschaft von Essex. „Nachts schimmert“, so ein Anwohner, „Stansted so geheimnisvoll wie ein soeben gelandetes Ufo.“ Die Einfachheit und konstruktive Klarheit des Gebäudes mit jeglichem Verzicht auf überflüssiges Beiwerk ermöglicht es dem Benutzer, alle Funktionen klar abzulesen. Der Bezug zur Außenwelt bleibt durch die Transparenz ständig erhalten. Die Stahlkonstruktion des Daches überspannt eine Fläche von annähernd 200 x 200m. Man kann sich dieses Dach vorstellen als eine Aneinanderreihung von großen, quadratischen, leicht gewölbten Gitterschalen mit einer Aluminiumverkleidung. Jede dieser Kuppeln hat in der Mitte vier Fenster, die einen ausreichenden Tageslichteinfall ermöglichen. Die Pfeilerkonstruktion und das auskragende Dach sind bestimmend für den Terminal und weithin sichtbar. Die Stahlrohrkonstruktion des Daches wird von 36 freistehenden Baumstützen getragen, die in einem Quadratraster von 36 x 36 m im Untergeschoß gegründet sind und durch den Kassettenboden des Erdgeschosses verlaufen. Diese Distanz ergab sich aus Untersuchungen der Bewegungsabläufe, insbesondere von Warteschlangen in Check-in-Schaltern. Ab einer Höhe von ca. 4 m verzweigen sich die 3 x 3 m großen Stützquadrate der vier Stahlstützen baumartig und nehmen die Last des Daches auf. So entsteht ein umgekehrter Pyramidenstumpf, der mit vorgespannten Seilen diagonal ausgesteift wird. Die Dachfläche wird in einem Raster von 18 x 18 m unterstützt. 24 der „Bäume“ stehen innerhalb des Gebäudes, sechs an der Straßenseite und sechs an der gegenüberliegenden Abflugseite außerhalb des Terminals und stützen das auskragende Dach. Im Kern jedes „Baumes“ befinden sich sämtliche Versorgungsleitungen, Zu- und Abluftöffnungen und eine Wendeltreppe für die Wartung der technischen Einrichtungen. Außen sind auf Monitoren Fluginformationen ablesbar sowie beleuchtete Schilder, Uhren, Haustelefone, Videokameras, Notbeleuchtung usw. angebracht. Die Glasfassade ist 12 m hoch und umschließt auf einer Gesamtlänge von 720 m das ganze Gebäude. Sie besteht aus 3,60 x 1,80 m großen Doppelglasscheiben. Die Verglasung an der Nord- und Südfassade ist vollkommen transparent. Das Vordach schützt vor zuviel Sonne. Ost- und West4 fassade sind bis auf die unteren zwei Fassadenfelder durchscheinend. Dank dieser „Glashaut“ werden wartende Passagiere schon vor dem Abflug ins Geschehen auf dem Flugfeld mit einbezogen. Den Boden des Terminals bildet eine Betonkassettenplatte, die zur Landseite hin auskragt. Dort dient sie als Decke der Bahnstation, die sich im Untergeschoß befindet. Die Platte liegt auf etwa 8 m hohen Stützen auf. Entlang der Südseite des Gebäudes mußte eine etwa 500 m lange und 12 m hohe freitragende Stützwand errichtet werden, die den südlichen Abschluß der Bahnstation bildet. Die gesamte farbliche Gestaltung des Gebäudes ist einheitlich. Weiß und Grau bilden die Hauptelemente, andere Farben werden vorsichtig kontrolliert und beschränken sich auf das Blau der Sitzgelegenheiten und das Gelb der Beschilderung. Umgebung, Menschen und Werbetafeln bringen die Farbigkeit in den Raum. Das Licht Licht spielt seit langem eine bedeutende Rolle in der Architektur Fosters. Wie bereits bei der Hongkong and Shanghai Bank entschloß er sich, auch das Projekt Stansted mit dem Lichtplaner Claude Engle, Washington, zu planen und die Beleuchtungsanlage mit ERCO zu realisieren. Nicht nur der Planung der künstlichen Beleuchtung wurde große Aufmerksamkeit gewidmet. Bei einem Gebäude mit derartigen Glasflächen liegt ebenso große Bedeutung Nähert man sich dem Terminal bei Nacht, ist der erste und stärkste Eindruck der einer scheinbar frei schwebenden, gleichmäßig schimmernden Fläche. Der übliche Weihnachtsbaumeffekt einer Vielzahl glitzernder oder auch blendender Lichter fehlt völlig. In der Halle herrscht eine angenehm gleichmäßige, sanfte tageslichtartige Helligkeit. im Bereich des Tageslichteinfalls. In der Regel erhellt Tageslicht, das durch ein Fenster fällt, die Raumtiefe etwa um das 1,5fache seiner Höhe. Damit reichte der Lichteinfall durch die verglasten Seiten allein nicht aus für die Belichtung der riesigen Halle. Man entschloß sich dazu, das Licht auch durch das Dach einfallen zu lassen, denn, so Foster: „Eine Fülle von Tageslicht erzeugt eine viel entspanntere Atmosphäre.“ Spencer de Grey vom Büro Foster fügt hinzu: „Das Dach soll nur zwei Anforderungen erfüllen: Licht hereinlassen und Wasser heraushalten.“ Und tatsächlich ist das Dach nichts weiter als ein Schutz gegen Wind und Wetter. Jede 18 x 18 m große Kuppel hat vier Fenster, deren Fläche insgesamt 11 m2 bildet oder drei Prozent der gesamten Dachfläche. Den Tageslichteinfall hat man nun durch eine Vorrichtung gemildert, die Sonnenschutz und Tageslichtreflektor in einem darstellt. Es sind perforierte Metallsegel, nichts anderes als feine Lochbleche, die an Knotenpunkten des Dachtragwerkes unter die Verglasung gehängt wurden. Durch den Abstand zur Decke kann flaches Tageslicht ungehindert eindringen. Die hochstehende Sonne wird dagegen gefiltert und malt wandernde Lichtmuster auf den glänzenden Granitboden. Der größte Teil des Lichts wird jedoch an die Decke reflektiert. Dadurch werden die einzelnen Dreiecke der Kuppeln mit unterschiedlicher Intensität erhellt, und der Kontrast zwischen Licht und Materie wird verwischt. Selbst an regenverhangenen Tagen, die in London nicht selten sind, fällt genügend Licht zur Beleuchtung des ganzen Raumes durch das Dach. „In der hellen, weiten Halle steht man unter einem fast schwebenden, lichtdurchlässigen Dach, das selbst bei trübem Wetter die freundliche Atmosphäre drinnen bewahrt. Fast glaubt man einen Luftzug zu verspüren, unter dem sich das Dach aufbläht.“ (Baumeister 7/91) Und Peter Davey, Architectural Review, meint: „Whenever the sun appears even for a moment, golden lights splashes through the skylights in the shallow domes.” Wie am Tage sollte das Dach auch bei Nacht selbst leuchten. Architekt und Lichtplaner hatten sehr konkrete Vorstellungen von der Plazierung und Qualität der künstlichen Beleuchtung. Paul Kalkhoven vom Büro Foster: „To serve our concept the lights had to be invisible and not suspended from the roof.” Es gab also nur eine Lösung, nämlich die indirekte Beleuchtung der Halle. Dabei dient die gesamte Decke als Reflektor, als großer Leuchtkörper. Zu Planungsbeginn gab es jedoch kein bestehendes künstliches Licht, das den Vorstellungen entsprach. ERCO entwickelte für diesen Zweck in enger Zusammenarbeit mit Lichtplaner und Architekt eine Leuchte, die staub- und für den Außenbereich auch wasserdicht ist, weder eine Einstellung vor Ort noch Nachjustierung notwendig macht, die einfach zu warten und einfach zu installieren ist. Es handelt sich um spezielle Deckenfluter, die an der Verzweigungsstelle der Bäume, von außen nicht sichtbar, „versteckt“ sind. Damit wurde die Forderung des Lichtplaners erfüllt, eine Beleuchtungsstärke von ca. 200 Lux in Sitzhöhe zu erreichen. Je vier dieser Uplights sind innerhalb der Stützen im Quadrat so angeordnet, daß sie eine Fläche von bis zu 1296 m2 beleuchten. Die Aneinanderreihung der Kuppeln wird auf diese Weise ohne starke Heiligkeitskontraste und ohne unruhige Schatten beleuchtet. Dem Anspruch Fosters, kein hartes künstliches Licht zu wählen, damit das Gebäude 1. Eingang zur Wartungstreppe vom Untergeschoß 2. Betonkassettendecke 3. Serviceeinrichtungen, z. B. Hinweisbeschilderung, Feuerlöscher, Monitore, Uhren 4. Deckenfluter 5. Stützensystem 6. 18 x 18 m großes Deckenfeld mit Tageslichtöffnungen Explosionszeichnung eines „Baumes“. Im Kern jedes Pfeilerbündels führen sämtliche Versorgungsleitungen sowie eine Wendeltreppe zur Wartung nach oben in das Erdgeschoß. 5 verschiedenen Größen der Außen- und Innenleuchten erklären. Die Innenleuchten haben Abmessungen von 187 x 0,75 x 0,20 m, die Außenleuchten von 2,16 x 0,90 x 0,22 m. Insgesamt sind 144 dieser wohl größten Deckenfluter der Welt in Stansted eingesetzt, davon 96 im Innenbereich und 48 im Außenbereich. Keiner der Millionen künftiger Fluggäste des Stansted Airport wird das Design dieser Leuchten je zu Gesicht bekommen, aber viele werden sicher die Eigenart und die ungewöhnliche Qualität des Licht-Designs in diesem Terminal wahrnehmen. Neben der Indirektbeleuchtung des Daches wird auch direktes und akzentuiertes Licht eingesetzt, das die Arbeits- und Informationsbereiche beleuchtet. Darüber hinaus reichte die indirekte Beleuchtung des Daches für die an Arbeitsplätzen geforderten Beleuchtungsstärken nicht aus. Funktionale Bereiche erfordern höhere Lichtstärken, die durch zusätzliche Leuchten geschaffen wurden. Speziell konstruierte Wandfluter an Aus- Vom ersten architektonischen Konzept an war nur eine Lösung vorgesehen: die indirekte Beleuchtung der Halle. Schon in der frühen Bauphase halfen erste Mock-ups, das genaue Ziel zu definieren und eine Optimierung der Beleuchtung zu ermöglichen. „sanft“ leuchtet, wurde mit dem Einsatz von Halogen-Metalldampflampen genügt, weil sich das Farbspektrum dieser Lichtquellen optimal mit dem Tageslicht vermischt. Eine Leuchte nimmt jeweils vier bis sechs dieser 400W starken Leuchtmittel auf. Um das Licht diagonal auch in die Zonen zwischen den Bäumen bringen zu können, wurden spezielle asymmetrische Reflektoren angefertigt. Sie bestehen aus drei Teilen: einem geraden, hochglänzenden Vorderteil, legern, bestückt mit 38 W, in einigen Fällen auch mit 30W und 16W Leuchtstofflampen, wurden in 3 m Höhe an Containern, ServiceEinrichtungen und Duty-free-Shops etc. montiert. Um die 3 m hohen x 1 m breiten Wände auszuleuchten, wurde ein spezieller, hochglänzender Reflektor konstruiert. Es gibt über 200 Check-in-Schalter im Terminal, die alle mit einer Arbeitsplatzleuchte ausgerüstet sind. Dabei handelt es sich im wesentlichen um eine modifizierte Version der Cantax Arbeitsplatzleuchte von ERCO. Das nur 6 cm hohe Gehäuse beinhaltet eine 24 W Kompaktleuchtstofflampe, die mit Hilfe eines neu entwickelten Reflektors eine asymmetrische Lichtverteilung liefert. Auf diese Weise wird sowohl die Arbeitsoberfläche als auch das Personal beleuchtet, ohne den Fluggast zu blenden. Das Vorschaltgerät für jede Lampe befindet sich unterhalb der Tischfläche. Durch speziell gefertigte, in die Decke integrierte Leuchtstoffleuchten mit niedriger einem matten Unterteil und einem matten Hinterreflektor. Die im Innenbereich eingesetzten Leuchten sind aus verzinktem Stahlblech gefertigt, im Außenbereich aus Edelstahl. Die Vorschaltgeräte zum Betrieb dieser Leuchten sind bei den Innenleuchten getrennt im Kellergeschoß untergebracht, das über die Wendeltreppen innerhalb der Bäume zu erreichen ist. Bei den Außenleuchten sind die Vorschaltgeräte in einer zusätzlichen Installationseinheit untergebracht, wodurch sich die Lichtplaner und Architekt entschlossen sich, auch durch das Dach Tageslicht ins Gebäude hereinzulassen. In jede der 121 Kuppeln wurden Fenster eingesetzt, die insgesamt drei Prozent der gesamten Dachfläche bilden. Das Design des Personenleitsystems lag ebenfalls in der Hand des Büros Foster. Die Farbe Gelb dominiert. Trotz großer Gesamtlängen der Zeichen konnte eine völlig gleichmäßige Beleuchtung erreicht werden. Bei den vielfach verwendeten „ Hiddenmessage- Hinweisleuchten“ ist die Information nur bei eingeschalteter Lampe ablesbar. Solche Zeichen sind beispielsweise an den Gepäckförderbändern angebracht. 1. Hinweisbeschilderung und Feuerlöscheinrichtung 2. Uhr 3. Monitor mit Notlichteinrichtung 4. Rahmen für Einsätze 1-3 5. Position der Serviceeinrichtungen im Stützensystem 6. Deckenfluter 7. Stützensystem 6 Die Beleuchtungsaufgabe beschränkte sich für ERCO nicht nur auf die Anfertigung von Leuchten. Darüber hinaus wurden auch neun Uhren entworfen und hergestellt, von denen sieben in den Stützquadraten montiert sind. Leuchtdichte soll die Aufmerksamkeit auf die Eingänge des Terminals gelenkt werden. Diese Leuchten haben eine breitstrahlende Charakteristik, verfügen über eine symmetrische Lichtverteilung und haben aus allen Richtungen einen Abblendwinkel von 35° bis 40°. Die Bestückung erfolgt mit 38 W Leuchtstofflampen. An den Seiten der Leuchten sind Notlichteinheiten integriert. Darüber hinaus hat ERCO modifizierte Bodenfluter geliefert, Niedervoltschienen für alle Container sowie Niedervoltdownlights. Es gibt allerdings kaum ERCO Serienanfertigungen in Stansted. Fast alle Leuchten sind Sonderentwicklungen speziell für diesen Flughafen. Gleichzeitig ist es das erste Mal, daß ERCO einen Flughafen fast vollständig ausgeleuchtet hat. Bisher beschränkten sich die Beleuchtungsaufgaben auf Teilbereiche, wie z. B. beim Frankfurter Flughafen oder demnächst bei dem neuen Großflughafen in München, der im Mai 1992 eröffnet wird. Das Leitsystem Das Personenleitsystem von Stansted Airport ist eine hervorstechende technologische Entwicklung, die richtungsweisend sein soll für das zukünftige BAA- Hinweissystem. Es umfaßt mehr als 700 beleuchtete Hinweisschilder, die sich aus sechs verschiedenen Typen zusammensetzen, bestückt mit drei unterschiedlichen Leistungen. Bauherr und Architekt stellten zwei entscheidende Forderungen an das Personenleitsystem: Zum einen sollten alle Zeichen gleich hell auf der gesamten Oberfläche zu sehen sein völlig unabhängig von der Gesamtlänge der Leuchte. Zweitens wollte man, daß eine bestimmte Leuchtdichte durchgängig aufrechterhalten wird, was es nötig machte, die Oberflächenhelligkeit durch eine neu entwickelte Streuscheibe (Diffusor) entsprechend zu reduzieren. Eine gleichmäßige Beleuchtungsstärke der Oberflächen wurde durch den Einbau von perforierten Metallplatten in das Gehäuse erreicht. Auf diese Weise konnte die Helligkeit des Zeichens reduziert und die Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsstärke auf ein Niveau von 200 bis 400 cd/m2 gebracht werden. Die Bedruckung auf der Oberfläche des Diffusors erfolgte als Punkteraster. Verwendet wurden weiterhin „Hidden- messageHinweisleuchten“. Bei diesen Leuchten ist die Botschaft nur bei eingeschalteter Lichtquelle sichtbar. 7 Sowohl einzeln montierte als auch in Bandanordnung angebrachte Wandfluter beleuchten Wände und Informationsbereiche. Teilweise beinhalten sie zusätzlich installierte Notlichter die so in die Leuchte integriert sind, daß sie die Normalbeleuchtung nicht behindern. 1-3. Verschiedene Ausführungen der Trennwände, z.B. für Hinweisschilder, Prospektmaterial oder nur als Abtrennung 4. Leuchtstoffwandfluter 5. Bandanordnung von Wandflutern Die Arbeitsplatzleuchte wurde in einfacher und doppelter Ausführung geliefert. Der neu entwickelte, speziell geformte Reflektor sorgt für eine asymmetrische Lichtverteilung. Der Querschnitt des Wandfluters lehnt sich der Form eines Flugzeugflügels an. Ein gutes Beispiel für die ausgeprägte Detailliebe Fosters. Ein Wandfluter ermöglicht die Ausleuchtung einer3x 1 m hohen Wand. Das Umfeld Ein Flughafen besteht nicht nur aus einem Terminal, die Beleuchtung eines Flughafens nicht nur aus der Beleuchtung dieses Terminals. In Stansted kamen für ERCO außerhalb des gesamten Abfertigungsgebäudes noch weitere Beleuchtungsaufgaben hinzu. Herausragt in diesem Zusammenhang die ungewöhnliche Beleuchtung des Bahnsteiges. Da Stansted rund 50 km von London entfernt ist und damit „auf der grünen Wiese“ liegt, erwartet den Fluggast vor Antritt seiner Reise erst einmal entweder eine 40minütige Bahnfahrt von der Londoner City in Richtung Nordost durch das sanfthügelige Essex oder auch eine längere Auto- oder Bahnreise aus anderen Richtungen. Bahn- und Straßenverbindungen nach Stansted sind optimal ausgebaut. Die Bahnverbindung wird von British Rail (BR) betrieben. Eine Seitenverbindung von der Hauptstrecke zwischen London und Cambridge wurde eingerichtet. Neue Züge, ausgestattet mit öffentlichen Telefone, Mit Hilfe der Arbeitsplatzleuchten wird die vorgeschriebene Beleuchtungsstärke von 500 Lux erzielt. Demgegenüber steht die Allgemeinbeleuchtung mit ca. 200 Lux. Höhere Lichtstärken gibt es folglich nur dort, wo es für Personal und Reisende notwendig ist. Hermetisch abgeriegelte Bereiche, z. B. Sicherheits- und Paßkontrollen, werden durch mattierte, aber dennoch transparente Glaswände abgetrennt. Die Bewegungen dahinter sind schemenhaft zu erkennen. 8 9 Von der vorgelagerten Busstation erreicht man die Abfertigungshalle in kürzester Zeit. Ein Tunnel führt zu Rampen, Treppen, Rolltreppen und Aufzügen, die die Reisenden auf das Niveau des Terminals bringen. Beleuchtet wird die Busstation mit Langfeldleuchten, die in das Vordach eingebaut sind. meistens auch mit einem Büffetservice, werden auf der Strecke eingesetzt. Die Züge verlassen London halbstündlich, an Wochenenden auch häufiger, und bringen den Fluggast näher ans Flugzeug als jede andere Verbindung. Der Bahnsteig selbst befindet sich direkt im neuen Terminalgebäude, im Untergeschoß der Südseite. Er ist 360 m lang, zu 90 % überdacht und hat drei Plattformen, zwei davon für 12 Züge nach London und eine für den regionalen Dienst nach Cambridge und in Richtung Norden. Der Bahnsteig ist zur Südseite mit einer 500 m langen, freitragenden Stützwand abgeschlossen. Ihre Konstruktion war insofern ein Problem, als der Entschluß, die Station in den Terminal zu integrieren, relativ spät gefaßt worden war. Im Norden trennt eine Wand den Bahnsteig vom Untergeschoß des Terminals. Nach Westen ist die Station offen, im Osten befindet sich die Fahrkartenhalle mit den Ticketschaltern, Geschäften, Toiletten und Räumen für die Mitarbeiter. Die Einrichtungen sind völlig unabhängig vom BAA- Terminal. Design und Materialien durchziehen allerdings beide Bereiche, um Kontinuität zu vermitteln. Auch bei der Beleuchtung sollte diese Einstellung weitergeführt werden. Im allgemeinen beleuchtet man Bahnsteige mit extrudierten Wannenleuchten, wasserdicht gefertigt, die man einfach an beiden Seiten des Bahnsteigs montiert. Diese Art der Beleuchtung entsprach aber nicht der Haltung Fosters. Auch auf diesem Bahnsteig ist sein architektonischer Einfluß überall ablesbar: an den Proportionen des Raumes, an den Oberflächen und Materialien, an den technischen Details und auch an der Beleuchtung. Die Bahnsteigbeleuchtung besteht aus insgesamt vier Reihen abgehängter Langfeldleuchten. Zwei dieser Reihen sind an den Bahnsteigrändern installiert. Die Systeme bestehen aus rechteckigen Stahlwannen, die in regelmäßigen Abständen mit Hilfe filigraner Ausleger abgehängt werden. Die Ausleger sind an der Betonstützenreihe montiert. 10 Zwei weitere Leuchtenstränge sind unter dem Brückengang in der Mitte des Bahnsteigs parallel montiert und direkt von der Decke abgehängt. Die Stahlprofile beinhalten in regelmäßigen Abständen Uplights für die indirekte sowie Leuchtstofflampen mit hochglänzendem Reflektor und eine Notlichtbeleuchtung für die direkte Beleuchtung. Die zweilampigen Ausführungen am Bahnsteig selbst haben einen absoluten Abblendwinkel von 30°. Die einlampigen Leuchten, die in der Mitte des Bahnsteigs eingesetzt wurden, verfügen über einen Abblendwinkel von 35°. Insgesamt war die Beleuchtungsanlage so komplex, daß mehr als 50 verschiedene Leuchtenversionen benötigt wurden. Die integrierten Uplights sind mit 50 W Natriumhochdrucklampen bestückt, verfügen über ein elektronisches Vorschaltgerät und bilden das Pendant zur Wandbeleuchtung. Besondere Beachtung bei der Planung mußte den Auswirkungen des Wetters, vor allem Stürmen, hohen Windgeschwindigkeiten und Eislasten geschenkt werden. Ein einfahrender Zug beispielsweise schiebt eine riesige Luftwelle vor sich her, die berücksichtigt werden muß. Um dem Wetter entgegenzuwirken, wurden ein- und zweiflammige Ausführungen einer spritzwassergeprüften Leuchte entwickelt. Weiterhin dienen diese Leuchten als Kabelkanal mit Raum für 70 Kabel, die bis zu 200 m weit geführt werden. Die Bahnsteigbeleuchtung ist so angelegt, daß sie Beleuchtungsstärken von über 300 Lux am Bahnsteigrand erzeugt. Der interessanteste Aspekt ist der Gebrauch des Lichts als „Anstrich“, der dem Beton eine brillante Erscheinung gibt. Um den Benutzerstrom aufnehmen und abfertigen zu können, stehen neben der Bahnstation zwei Parkflächen (Kurzparken für über 2000, Langzeitparken für über 8000 Fahrzeuge) und eine Busstation zur Verfügung. Diese Einrichtungen sind durch einen Tunnel mit dem Abfertigungsgebäude selbst verbunden. Bei der Beleuchtung für die Busstation handelt es sich ebenfalls um Sonder- anfertigungen aus dem Hause ERCO. Langfeldleuchten, baugleich mit den Leuchten des Bahnsteigs, sind in dem Vordach der Busstation eingebaut. Um eine korrekte Lichtverteilung nach unten zu gewährleisten, mußten die Leuchten mit einem asymmetrischen Reflektor ausgestattet werden, da sie in einer geneigten Decke eingebaut sind. Die Leuchten erfüllen die IP 54, sind also spritzwassergeschützt. Die Komplexität des gesamten Projekts, die Kompliziertheit des Designs, der Konstruktion und auch der Beleuchtung unterscheidet Stansted von anderen Flughäfen. Durch die Ansprüche des Bauherrn und des Architekten sind neue Grenzen des technischen Fortschritts gesetzt worden, weil man sich nicht damit zufrieden gab, Lösungen zu akzeptieren, die bis zu diesem Zeitpunkt die Norm gewesen sind. Aus diesem Grund hat man bei dem Projekt sehr viel dazugelernt, was Stansted Airport zu einem Meilenstein für Flughafenterminals der Zukunft macht. Foster schuf eine Architektur, die geprägt ist von konstruktiver Klarheit und Verzicht auf überflüssiges Beiwerk; ein Gebäude, das sich in erster Linie in den Dienst des Benutzers stellt, das in seinen Funktionen ablesbar und begreifbar ist und das die ursprüngliche Erlebnisqualität des Fliegens wieder bietet; ein Flughafen, der durch seine Transparenz den Bezug zur Außenwelt aufrechterhält. Und ein Flughafen, der, bei Nacht von Licht getragen, fast selbst zu schweben scheint. Die architektonische Manifestation der Leichtigkeit des Fliegens. Oder, wie Norman Foster selbst einfach sagt: „1 think it‘s something that will look nice in the landscape and something that will raise the spirits.” MG Farbwahl und Gestaltung der Bahnstation sind auf die Innenarchitektur des Terminals abgestimmt. Bei der Beleuchtung ist man ganz neue Wege gegangen. Direkt- und Indirektanteile sorgen für die notwendigen Beleuchtungsstärken. Das Licht hüllt den Bahnsteig in eine angenehme Atmosphäre und bildet den „Anstrich“ des Betons. 11 „Unsere kleine Stadt“ Die neue Hauptverwaltung der Edding AG, Ahrensburg Architekt: Hans Struhk, Braunschweig Lichtplanung: Peter Andres, Hamburg „Ein Haus wie eine kleine Stadt sollte es werden, mit Wegen und Nebenwegen, Passagen, Galerien und Treppen als Orte der Begegnung und Bewegung, mit Ein- und Ausblicken, Plätzen der lebhaften Kommunikation und entspannender Pausen.“ Mit der neuen Hauptverwaltung der Edding AG ist nicht nur ein klar strukturierter und gut durchdachter Gebäudekomplex entstanden, sondern auch die Diskussion um die Gestaltung eines humanen Arbeitsumfeldes mit neuem Inhalt gefällt worden. Bis vor kurzer Zeit nur wenigen Insidern bekannt, liest es sich heute in den Schlagzeilen wie eine plötzliche Offenbarung für moderne Bürogestaltung: das Kombi-Büro. Es bietet einerseits Abschirmung für den einzelnen Mitarbeiter und seinen Arbeitsplatz, andererseits gewährleistet es aber auch dessen Einbindung in ein Arbeitsteam. Im KombiBüro werden die Vorteile des Zellenbüros sowie des multifunktionalen Großraums einschließlich seiner Varianten Bürolandschaft und Gruppenraum genutzt. Gleichzeitig wird versucht, die Nachteile der traditionellen, gegensätzlichen Büroformen weitestgehend zu vermeiden. Der Konzeption des Kombi-Büros liegt die Verbindung von Einzel- und Gemeinschaftsräumen zugrunde; ein Raumkonzept, das den ambivalenten menschlichen Bedürfnissen nach Individualität und Rückzug in die Ungestörtheit auf der einen, Kommunikation und Teilnahme am Arbeits- und Lebensbereich auf der anderen Seite, gerecht wird. 12 Im Zentrum der Kombi-Büros liegen die Gemeinschaftsbereiche. Sie grenzen im Süden bzw. im Norden direkt an die Fassade an und sind raumhoch verglast. Zusätzlich befinden sich in den Gemeinschaftszonen nach Westen bzw. Osten orientierte Dachoberlichter. Auf Grund des großzügigen Tageslichteinfalls beschränkt sich der Einsatz von Kunstlicht auf relativ wenige Stunden der dunklen Jahreszeit. Während konventionelle Büroraumkonzepte in hohem Maße entweder nur das „SichZurückziehen“ in Zellenbüros oder das „Aufeinander-Zugehen“ in Großraumbüros berücksichtigen, schließt das Kombi-Büro beide Möglichkeiten ein. Zugleich schafft es durch sein neuartiges Raumkonzept Arbeitsbedingungen, die dem Strukturwandel der Arbeitsabläufe gerecht werden. Denn mit dem Einsatz moderner Bürotechnik haben sich die Tätigkeitsschwerpunkte der Mitarbeiter grundlegend verschoben. Längst sind es nicht mehr allein die Führungskräfte, die für sich Ungestörtheit und Ruhe beanspruchen. In England ergab eine Feldstudie mit 600 repräsentativ ausgewählten Beschäftigten verschiedener Branchen und aller hierarchischen Ebenen, daß ein Mix aus konzentrierter Einzel- und Gruppenarbeit zunehmend alle Arbeitsplätze prägt. Das Kombi-Büro könnte daher in Zukunft die Alternative zu herkömmlichen Büroformen sein. nischen Ausrüstung auf das notwendige Maß; Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge; Schaffung einer harmonischen, möglichst natürlichen Arbeitsumwelt mit menschlichen Maßen, anregender Atmosphäre, Licht und Schatten, Offenheit und Geborgenheit, Individualität und Gemeinschaft, Harmonie zwischen innen und außen. Vom Eingangshof betritt man das Haus über eine sanft ansteigende Brücke, die das vorgelagerte Wasserbecken überquert, und erlebt in der Eingangshalle sofort die lichte Weite, die dieses Gebäude bestimmt. Von hier aus erstreckt sich in Ost-West-Richtung die interne Haupterschließungs-„Straße“ als dreigeschossiges Galeriegebäude. Auf beiden Seiten reihen sich Kombi-Büros in vier zweibzw. dreigeschossigen „Häusern“ im Wechsel mit unterschiedlich gestalteten, begrünten Innenhöfen. Die interne „Straße“ als kommunikatives Zentrum hat nichts gemein mit herkömmlichen Fluren: Räumliche Erweiterungen zu „Plätzen“, Ausblicke in die Höfe und die Gemeinschaftszonen der Kombi-Büros lassen abwechslungsreiche Raumerlebnisse entstehen. Von den drei Ebenen der „Straße“ erreicht man die halbgeschossig versetzt angeordneten Kombibüroeinheiten. Diese Splitlevel-Anordnung ermöglicht über offene Treppen eine intensive Zusammenarbeit und Kommunikation von Gruppe zu Gruppe, läßt Spielraum für Bildung unterschiedlich großer organisatorischer Einheiten. Jede der neun Kombi-Büroebenen hat eine Grundfläche von rund 300 m2, unterteilt in eine zentral angeordnete Gemeinschaftszone und 16-18 Einzelbüros mit 9,5 m2 Grundfläche. Raumzuschnitt (16 x 19 m) und Installationssysteme (Kombination aus Doppelbodentrasse und Bodenkanal) sichern Flexibilität der Nutzung (z. B. als Gruppenbüro) auch im Hinblick auf zukünftige Änderungen der Organisation. Die Einzelbüros sind ausnahmslos zur Fassade orientiert mit Tageslicht, Fenstern zum Öffnen und Ausblick in einen der grünen Innenhöfe. Das Arbeitsklima bestimmt jeder Mitarbeiter selbst: Raumtemperatur, Frischluft, Direkt-/Indirektanteil am notwendigen Kunstlicht, Sonnenschutz sind individuell steuerbar. Zum Gemeinschaftsbereich hin sind die Einzelbüros abgetrennt durch raumhoch verglaste Trennwände, die einerseits den Kontakt zur Gruppe herstellen, andererseits gegen Störungen von dort abschirmen. Im Gemeinschaftsbereich finden alle Aktivitäten statt, die nicht unmittelbar auf einen einzelnen Mitarbeiter Bezug haben bzw. nur temporär auftreten: Besprechungstische, Gruppenbibliothek, Poststelle, Kopierer, Drucker, Telekommunikation, Archiv, vorrätiges Büromaterial usw. haben hier ihren Platz. Eine Teeküche/ Cafébar in jeder Gruppe mit dazugehöriger Pausenzone läßt die Thermoskanne im Schreibtisch als ein Relikt aus vergangenen Zeiten erscheinen. Die Innenzonen der Kombi-Büros grenzen vor Kopf unmittelbar an die Fassade und erhalten von dort direktes Tageslicht. Fenster In Skandinavien hat das Kombi-Büro die konventionellen Raumkonzepte weitgehend abgelöst, mehr als drei Viertel der Neubauten werden als Kombi-Bürohäuser geplant. In Deutschland hingegen wurde das erste Kombi-Büro mit rund 130 Arbeitsplätzen, die auf das Doppelte erweitert werden können, erst 1990 bezogen. Der Bauherr, die Edding AG, schrieb 1988 in einem beschränkten Wettbewerb für seine neue Hauptverwaltung in Ahrensburg die Büroform „Kombi-Büro“ aus; zur damaligen Zeit ein progressiver Entschluß, war doch die neue Büroform noch ein Fremdwort. Die prämierte Wettbewerbsarbeit des Architekturbüros Struhk & Partner aus Braunschweig bildete den Ausgangspunkt für einen permanenten entwurfsbegleitenden Prozeß, in dem die Architekten zusammen mit dem Bauherrn, den Organisationsberatern der Congena München, dem Betriebsrat und den Fachingenieuren das realisierte Gebäude entwickelten. Die folgenden Auszüge aus dem Werkbericht des Architekten geben Einblick in die Besonderheiten des Edding-Projektes: „Ein Haus muß wie eine kleine Stadt sein, oder es ist kein rechtes Haus“, dieser Gedanke Aldo van Eycks ist als Entwurfsidee prägend gewesen. Das monotone Gewerbegebiet am Rande der reizvoll gegliederten holsteinischen Landschaft mit einer Gebäudeansammlung ohne eigenständige Identität verlangte als Reaktion eine introvertierte Gebäudekonzeption. Die vor der Baumasse des Hochregallagers angeordneten zwei- und dreigeschossigen Büro-„Häuser“ entlang der Kommunikations-„Straße“ sind Teil einer geordneten Struktur, die den Außenraum und das Gebäude ganzheitlich umfaßt. Gebautes und Zwischenraum sind komplementär aufeinander bezogen. Dazu kamen folgende Zielvorstellungen des Architekten, die maßgeblich waren für alle Überlegungen, von der Ideenskizze bis zum kleinsten Detail: Einfachheit, Klarheit, Wirtschaftlichkeit in der Gesamtkonzeption; Reduktion der tech13 innovativen Geist des Unternehmens spüren läßt, so hat es große Chancen auf Erfolg. „Als Planer wünschen wir, daß der Geist der Humanität, Klarheit, Offenheit und Rationalität, der aus den Gebäuden spricht, in den vielfältigen Beziehungen des Unternehmens nach innen und außen wirken wird“, erläutert Hans Struhk sein ambitioniertes Edding-Projekt. Er hat für die Nutzer ein flexibles Haus errichtet, das vorrangig unter Aspekten einer humanen Arbeitswelt geplant wurde und Maßstäbe für die Zukunft setzt. AR Blick von der Haupterschließungsstraße in die Gemeinschaftszone einer Kombi-Büroeinheit. Auf jeder Ebene gibt es eine offene Teeküche mit Sitzgruppe, die in erster Linie für Selbstbedienung und in formelle Kurzpausen konzipiert ist. In den Gemeinschaftszonen erfolgt die Allgemeinbeleuchtung mit breitstrahlenden Eclipse Strahlern, die an abgehängten Stromschienen montiert sind. Ergänzt wird die Beleuchtung durch Trion Deckenfluter bestückt mit Halogen-Glühlampen, deren Licht über die leicht geneigte Decke in den Raum reflektiert wird. zum Öffnen (Querlüftung) machen künstliche Be- und Entlüftung verzichtbar. Die Abstimmung der Materialien Buchenholz, Glas, weiße Flächen der Trennwände und Decken, das sanfte Blau des textilen Fußbodenbelags und der angehängten Steckflächen, der vielfältige Lichteinfall über die Fassade, Oberlichter und transparente Trennwände lassen einen sehr leichten und freundlichen Raumeindruck entstehen. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, daß die Trennwände der Einzelbüros im oberen Bereich und im Anschluß an die Fassade durch Glaselemente abgesetzt sind. Dieser „Kunstgriff“ hat den Effekt, daß die kleinen Einzelbüros als räumlich weiter empfunden werden. Selbst bei geschlossener Tür ist kein Gefühl der Beengung oder Isolation zu spüren, man fühlt sich immer als Teil des Ganzen und hat dennoch seinen persönlichen Rückzugsbereich. An dieser Stelle erhebt sich die Frage, wie die Mitarbeiter der Edding AG ihr neues Arbeitsumfeld selbst beurteilen. Antwort darauf gibt eine Studie, die das FraunhoferInstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart, im Auftrag von Organisator und Möbelhersteller durchgeführt hat. Untersucht wurden die Erwartungen der Mitarbeiter an das neue Kombi-Büro und die Erfahrungen nach drei Monaten im neuen Büro an Hand eines standardisierten Fragebogens sowie in Form von offenen Interviews. Um die subjektiven Einschätzungen zu relativieren, wurde zu Beginn der Untersu- Charakteristisch für ,,das klare und kühle Haus im Norden“ ist die Verwendung van natürlichen Materialien wie z. B. der Natursteinboden aus Basaltlava der Kommunikationsstraße und das aus Buchenholz gefertigte Industrieparkett der Galerie, die Treppenstufen und die Handläufe der Geländer. 14 Die Kommunikationsstraße und die darüberliegende Galerie werden durch seitlich angeordnete Fensterbänder in der Pultdachkonstruktion mit Tageslicht versorgt. Die künstliche Beleuchtung der Verkehrszonen erfolgt mit Aufbau- bzw. Pendeldownlights, die mit Glühlampen bestückt sind. chung auch der Ist-Zustand im alten Büro erfragt, in dem die Mitarbeiter in zwei Gebäuden untergebracht waren. Abteilungsleiter sowie die meisten Führungskräfte verfügten über Einzelzimmer, Sachbearbeiter saßen in Zwei- und Dreipersonenbüros, einige Arbeitsgruppen in größeren Büroräumen. 17 der rund 90 Beschäftigten beteiligten sich am ersten Befragungsdurchgang etwa drei Wochen vor dem Umzug in das neue Büro, 30 an der zweiten Befragungsrunde nach dem Umzug. Die inhaltliche Konzeption der Untersuchung stütze sich im wesentlichen auf die Hauptmerkmale Arbeitszufriedenheit, Kommunikation und Zusammenarbeit, Arbeitsumweltbedingungen, Arbeitsplatzorganisa tion/-gestaltung. Im Gesamturteil sind die Erwartungen an die Arbeitssituation im neuen Büro vom tatsächlichen Ist-Zustand im Kombi-Büro durchweg übertroffen worden. Eventuelle Befürchtungen, daß die Arbeitszufriedenheit abnehmen könnte, haben sich nicht bestätigt. Auch die Erfahrungen mit der neuen Arbeitsplatzorganisation und -gestaltung fallen durchweg positiv aus; sie übersteigen sowohl den Zustand im Altbau als auch die relativ hochgesteckten Erwartungen. Im Bereich der Kommunikation und Zusammenarbeit werden die sehr guten Möglichkeiten zur Führung von vertraulichen Gesprächen und der Zugang zu gemeinsam genutzten Geräten besonders positiv empfunden; dagegen wird die Möglichkeit zur informellen Kommunikation eher schlechter als im Altbau bewertet. Obwohl sich die Mitarbeiter im Kombi-Büro sehr wohl beobachtet fühlen, wird doch die Privatheit am Arbeitsplatz entgegen der erwarteten Verschlechterung als recht gut eingeschätzt. Alles in allem scheinen die Mitarbeiter mit ihrer „kleinen Stadt“ sehr zufrieden zu sein. Daß dies zur Motivierung der Mitarbeiter und letztendlich auch zum Erfolg eines Unternehmens beiträgt, ist keine Frage. „Mit dem Kombi-Büro bekommen wir die besseren Mitarbeiter, und sie bleiben länger bei uns, weil sie diese Arbeitsumwelt lieben.“ Clarence Dickson, Mitinhaber der Anticimex AB, muß es wissen, denn er gehört zu den Pionieren des Kombi-Büros in Skandinavien. Fest steht aber auch, daß ein Büroraumkonzept allein, sei es noch so innovativ und nutzerfreundlich, keine Wunder wirkt. Es kann nur Rahmenbedingungen für ein möglichst optimales und den Bedürfnissen des Menschen angemessenes Arbeiten schaffen. Wird es als tragende Stütze einer Kultur begriffen, die hierarchisches Denken neu definiert und den Die großzügige Tageslichtversorgung, besonders in den obersten Ebenen, und die damit verbundene relativ kurze Nutzungszeit der künstlichen Beleuchtung, ermöglichte den wirtschaftlichen Einsatz der qualitativ hochwertigen Glüh- oder Halogen-Glühlampe.Zur Beleuchtung der Arbeitsbereiche sind Eclipse Strahler eingesetzt, die individuell ausgerichtet werden. Zur Allgemeinbeleuchtung der einzelnen Büros kann ein an der Wand montierter Deckenfluter zugeschaltet 15 Auftritt Das Emanon- Programm kann bei einer Fülle von Beleuchtungsaufgaben sinnvoll eingesetzt werden. Diese Aufgabenbereiche werden durch Montage- und Tragsysteme als technische Voraussetzung zur Installation des Programmpaketes Emanon erschlossen. Unterschiedliche Scheinwerfertypen und reichhaltiges Zubehör ermöglichen einen vielfältigen Einsatz. Design und technische Details lassen als erstes an den Einsatz für die Bühnenbeleuchtung denken. In der Tat, die lichttechnischen Qualitäten dieses Programms sind im wahrsten Sinne des Wortes bühnenreif und das Programm damit bühnentauglich. Auch die Konstruktion von Scheinwerfern und Zubehör entspricht den Normen für Bühnenscheinwerfer. Bei der Entwicklung dieses Programms haben wir aber zunächst an ganz andere Anwendungsbereiche gedacht, für die wir eine intelligente Problemlösung suchten. Wir haben nachstehend einige Anwendungsbereiche aufgeführt, die sich beliebig ergänzen lassen: Museen Besonders geeignet für hohe Räume, in denen großflächige Exponate akzentuiert beleuchtet werden sollen, z. B. völkerkundliche, industriegeschichtliche oder archäologische Sammlungen etc. Ausstellungsräume Besonders geeignet für Automobilsalons, zur Präsentation hochwertiger technischer Produkte, Möbel, Sanitärkeramik oder für anspruchsvolle Modeschaufenster. Hotels Zur Inszenierung großer Atriumflächen, Lobbies etc., Ausleuchtung von Bühnen und Präsentationsbereichen in Multifunktionsräumen und Ballsälen, Beleuchtung von Präsentationsflächen in Foyers. Mehrzweckhallen Ausleuchtung der allgemeinen Bereiche sowie Hervorhebung der Präsentationsbereiche, Berücksichtigung unterschiedlicher Beleuchtungsaufgaben durch intelligente Nutzung der technischen Möglichkeiten von Emanon. Kirchen Ausleuchtung von Chor und Altarbereich aus großer Höhe. Akzentuierung architektonischer Details sowie von Wand- oder Deckengemälden aus großen Entfernungen. Passagen/ Glasüberdachungen Differenzierte Beleuchtung architektonischer Details und funktionaler Bereiche, die besonders herausgehoben werden sollen. Emanon stellt eine Problemlösung für Raumsituationen dar, bei denen nur wenige Montagepunkte für Leuchten vorhanden sind. Auditorien Akzentuierte Beleuchtung von Redner- und Vorbühnenbereich, um Videoaufzeichnungen und -projektionen zu ermöglichen. Zusätzliche Leuchten als Ergänzung der Saalbeleuchtung erlauben auch Videoaufnahmen des Publikums. Leistungsstarke Wandfluter sind bei Großveranstaltungen zur Hintergrundbeleuchtung von Transparenten und Logogrammen unverzichtbar. Konferenzzentren Hervorhebung von Informationspools, Beleuchtung von Sonderausstellungen, Pressekonferenzen und Auditorien. Messen Beleuchtung von Messeständen mit großen Exponaten, die ins rechte Licht gerückt werden sollen, Hervorhebung von Bereichen für Shows oder spezielle Auftritte, Akzentuierung von speziellen Exponaten oder Firmenlogos an großen Wandflächen. Modenschauen Ausleuchtung der Laufstege mit der Möglichkeit, eine umfassende Palette von Showeffekten in die Präsentation einzubeziehen. Durch Verwendung einer Lichtsteueranlage können Beleuchtungsprogramme abgespeichert und auf Knopfdruck abgerufen werden. Marketingaktionen Hervorhebung und Inszenierung von Präsentationsflächen auf Flughäfen, in Shoppingcentern Supermärkten, Warenhäusern etc. Für weitere Informationen steht ein umfangreicher SpezialKatalog zur Verfügung, der bei ERCO erhältlich ist. 16 ERCO Messestand Hannover 1991: Lichtpräsentation mit 40 Emanon Scheinwerfern in den unterschiedlichsten Varianten. Die bis zu den Schuhen originalgetreu nach gebildete Figur von Marilyn Monroe mit flatterndem Rock im Luftzug auf dem Gitterrost ist das Ausgangsmotiv für eine komplexe Lichtszenerie. Es entsteht eine poetische Illusion. Eine romantische Nachtszene mit einem großen Anteil an blauem Licht zeigt die Figur fast schwebend. Durch das Modulieren des Lichts mit Hilfe von Farbfiltern und unterschiedlichen Helligkeiten verändert sich Charakter und Ausdruck von Szene zu Szene. In einer Showsituation erscheint Marilyn angestrahlt durch Spotlights und aufprojizierten „Stars and Stripes“. Erinnerungen werden geweckt an den legendären Auftritt der Schauspielerin anläßlich des Geburtstages von John F. Kennedy. Eingangshallen Inszenierung der Eingangshallen in Verwaltungen, Banken, Versicherungen. Schaffung von Präsentationsbereichen und Anlaufpunkten durch Lichtinseln im Raum. Bühnen Ausleuchtung von Bühnen und Spielflächen. Besonders geeignet für den Übergangsbereich zwischen Zuschauerraum und Bühne, bei denen hohe Ansprüche an das Design sichtbarer Scheinwerfer gestellt werden. Das EmanonProgramm erfüllt die DIN-Normen für den Bühnenbereich; sowohl bei den Montagesystemen als auch beim Zubehör sind Emanon Scheinwerfer mit bühnenüblichen, normierten Ausstattungen kompatibel. Von der Konstruktion und Leistung ist Emanon ein vollwertiger Bühnenscheinwerfer, seine zusätzlichen Qualitäten liegen jedoch in höheren Lampenlebensdauern und seinem hochwertigen Design. unvollständig. Sie soll ein Denkanstoß für kreative Lichtplaner sein, Scheinwerfer mit bühnenreifen Leistungen auch außerhalb der Bühne einzusetzen, um die Gestaltungsmöglichkeiten der Lichtplanung bei der Architekturund Präsentationsbeleuchtung zu erweitern. Fernsehstudios Talkshows und Gesprächsrunden im Fernsehen, bei denen die Beluchtungsanlage des Studios visueller Bestandteil des Erscheinungsbildes sein soll. Die Aufzählung dieser Anwendungsbereiche ist naturgemäß 17 Museum für Moderne Kunst, Frankfurt Architekt: Hans Hohem, Wien Lichtplanung: Alois Zitnik, Frankfurt Frankfurt hat sich als letzte unter den Museumsstädten um den Wiederaufbau und die Erweiterung seiner kulturellen Institutionen und Sammlungen bemüht. Doch einmal dazu entschlossen, legte sie ein rasantes Tempo vor. Am 6. Juni dieses Jahres wurde das Museum für Moderne Kunst, als vorletztes von insgesamt 13 geplanten Museen, eröffnet. Da Frankfurt schon vorher über das Städel, ein Museum für Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg, und über die Schirn Kunsthalle verfügt, mußte der Beweggrund für ein neues zeitgenössisches Museum klar definiert werden. Durch den Ankauf der Darmstädter Sammlung Ströher mit Werkgruppen von Künstlern der sechziger Jahre wie Andy Warhol, Bruce Nauman, Roy Lichtenstein, Donald Judd, bot sich das Prinzip „ein Künstler - ein Raum“ hervorragend an. Als der Wiener Architekt Hans Hollein 1983 die Auslobung des Projektes gewann, bildete das von der Stadt angekaufte Grundstück ein rechtwinkliges Dreieck. Aufgrund dieser außergewöhnlichen „Tortenform“ und dem urbanen Umfeld (das Grundstück liegt in der Altstadt Frankfurts und in unmittelbarer Nähe des Domes) sollte ein innovatives und sich integrierendes Museumsbauwerk konzipiert werden. Holleins Gebäude schmiegt sich vollkommen der vorgegebenen Grundstückslinie an. Die resultierende Trapezform nimmt an den Längsseiten die Motive und Formen, wie die Segmentbögen der Arkaden oder die Fenstererker, umliegender Bauwerke wieder auf. Die Breitseite wird von einer über zwei Etagen reichenden pompösen Pfeilerfassade geziert. Im Erdgeschoß befindet sich das gewaltige und auffallende Rundtor für die Anlieferungen und der Personaleingang. An der südwestlichen Ecke mit Blick auf den Dom siedelte Hollein den Haupteingang des Museums an. Auch wenn Hollein sein Haus bewußt in die Umgebung einfügte, er verwendete beispielsweise den im Frankfurter Raum üblichen roten Sandstein, den gräulichen Verputz und Kupfer/Aluminium für die Bedachung, sticht seine Liebe zur Monumentalität und sein manieristisch verspielter Architekturstil unverkennbar hervor. Besonders auffällig manifestiert er ihn an dem spitzen Ende. Hier schuf Hollein, der sich nicht nur als Architekt, sondern auch als Künstler sieht, eine treppenförmig aufsteigende riesige „Skulptur“. Doch der wahrhaftige Reiz des Gebäudes liegt weitaus mehr in seinem Inneren als in seiner äußeren Form. Hollein hat es verstanden, den Dreieckskörper intelligent und vielfältig zu gestalten. Die abwechselnd gerade, geschwungene oder verwinkelte Aufteilung des Museums läßt den Besucher im ersten Moment verwirrt, weckt aber alsbald eine immer größer werdende Neugier. Nach dem Betreten des Museums durchquert man eine bewußt neutral gehaltene Empfangshalle, die auf der rechten Seite durch einen Glasvorhang den Blick freigibt auf das Museumsrestaurant, am Ende aber durch ihre wiederholt aufgegriffene diagonale Trapezform den Besucher gekonnt zu einer großen, hoch aufragenden zentralen Halle leitet. Sie erstreckt sich über die drei Stockwerke und wird durch rundgewölbte Brückenübergänge, Stege und vorwitzige kleine Balkone, die einen wunderbaren 18 Die Ausstellungsräume zeichnen sich durch eine konsequente Lichtplanung aus. Ein wichtiges Merkmal ist die ausschließliche Verwendung von Leuchtmitteln in der Lichtfarbe Tageslichtweiß mit dem Ergebnis, daß zwischen Tageslichträumen und Kunstlichträumen keine Dissonanz der Lichtfarbe herrscht. Die Beleuchtungskonzeption basiert auf einer Wandbeleuchtung aus abstandslos montierten Wandflutern für Leuchtstofflampen. aus erschließen sich dem Besucher über die gegenläufigen, schmalen, stark ansteigenden und im Halbdunkel gelegenen Treppen die verschiedenen Säle. Diese meist offenen, neutralen und hellen Räume stehen im idealen Kontrast zu den Aufgängen. Hans Hollein verstärkte dieses Wechselspiel durch die Nutzung verschiedener Weiß-Töne und ein geschickt angewendetes Beleuchtungskonzept. Kunstvoll schöpft er das natürliche Seiten- und Oberlicht aus. Bei den Oberlichtbereichen Kunst in der Baukunst, das schöne Schwierige Überblick ermöglichen, aufgelockert. Von hier Architekt Hans Hollein stellte mit dem Museum für Moderne Kunst erneut seine Fähigkeit unter Beweis, Architektur nicht nur als geometrische Raumkomposition zu realisieren, sondern ihr auch durch den bewußten Umgang mit natürlichem und künstlichem Licht die „vierte Dimension“ zu verleihen. Charakteristisch für die Lichtkonzeption in Foyer und Treppenhaus ist die wechselnde Nutzung verschiedener Lichtquellen: Niedervolt-Halogenlampen, Kompaktleuchtstofflampen und Halogen-Metalldampflampen. Der Einsatz von unterschiedlichen Lichtquellen und Leuchten ist sorgfältig auf die Raumgeometrie und Nutzung abgestimmt. Der Wechsel des Lichtklimas verleiht den Räumen eine optische Gliederung und visuelle Spannung. wurde eine Beleuchtungsform vorgesehen, die den Lichteffekt des Tageslichts simuliert. Durch die häufig wiederholte Dreiecksform und den Wunsch nach optimaler Flächennutzung ergaben sich kleinste und introvertierte Kabinette. In diesen abgedunkelten Räumen wurde entweder eine variable Deckenbeleuchtung oder aber ein die Wände vollständig ausleuchtendes Licht eingesetzt. Für Hans Hollein standen im Vordergrund die „Fragen des Raumes und des Lichtes, Fragen optimaler Erlebnishaftigkeit, Fragen der Annäherung und des Zuganges, Fragen der Effizienz und Funktionalität“. Oder einfach, Fragen der Architektur und Fragen der Kunst. Gerade in diesem Punkt scheiden sich heute die Meinungen der Museumsleute in bezug auf die Aufgabe und Erscheinungsform einer Museumsarchitektur. Für die einen, und zu ihnen gehört sicherlich der erst 1989 zum Direktor des Museums ernannte Jean-Christophe Ammann, darf die Architektur keine übergreifende Dominanz aufweisen und dadurch in kontinuierlicher Dualität zur Kunst stehen. Muß sich die Kunst gegen die Architektur wehren, nimmt die Kunst Schaden. Erdrückt die Architektur die Kunst, verliert die Architektur ihren Sinn und ihre Funktion. Für andere, wie den Gründungsdirektor und Kritiker Peter Iden, darf das Museum nicht nur ein neutrales Gehäuse der Kunst sein, sondern es sollte auch von ihm selber ein Kunstreiz ausgehen. Als 1983 die Jury den Entwurf Hans Holleins annahm, war aufgrund seiner bekannten Bauwerke (Museum Abteiberg in Mönchengladbach, das zukünftige Guggenheim Museum in Salzburg) klar, daß mit einem eigenwillig hervortretenden Anspruch des Architekten zu rechnen war. Auch wenn für ihn die Qualität eines guten Museumsbauwerkes in seiner Eignung als Gerät, Behausung und Katalysator für die Kunst besteht, stellt er doch immer wieder fest, daß die Architektur ihren eigenen Wert zu behaupten hätte: Das Bauwerk ist selber ein Kunstwerk. Karen Rudolph Der Wandfluter wurde speziell für dieses Gebäude entwickelt und basiert auf der Forderung des Architekten nach einer maximalen Gleichmäßigkeit der Beleuchtung auf den Ausstellungswänden. Diese Anforderung an die Beleuchtung wurde von Lichtplaner Alois Zitnik in eine Leuchtenkonzeption umgesetzt und in Zusammenarbeit mit ERCO realisiert. Das endgültige Produkt ist das Ergebnis einer intensiven Prüfung von mehreren Prototypen im 1:1-Versuch. Die Wandfluterbeleuchtung wird ergänzt durch eine Downlightbeleuchtung mit kompakten Leuchtstofflampen. In kleineren Räumen reicht das von den Wänden reflektierte Licht als allgemeines Raumlicht aus. In Räumen mit Tageslichteinfall wird das Tageslicht in den Dunkelstunden durch eine indirekte Beleuchtung mit Trion Uplights (Sonderanfertigungen), bestückt mit kompakten Leuchtstofflampen, ersetzt. Die Deckenfluter sind abstandslos montiert und fügen sich unauffällig in das Deckenbild ein. 19 Wir sind zur Kreativität verdammt Durch seine außergewöhnliche Präsentation, Auffassung und Annäherung an die Kunst unterscheidet sich das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt von den vergleichbaren Museen in Los Angeles, Madrid oder Bordeaux. Der Museumsdirektor Jean-Christophe Ammann erläutert hier den künstlerischen Aspekt und seine eigenen Reflexionen über die Kunst, ohne die das Museum nicht das wäre, was es ist. Frage: Nachdem Sie zehn Jahre die Kunsthalle in Basel geleitet haben, wurden Sie 1989 an das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt gerufen. Der Wechsel vom Ausstellungsmacher zum Museumsdirektor muß doch grundlegende Veränderungen für Sie bedeutet haben? Ammann: Das ist schon richtig, daß Verän- derungen eintreten. Deswegen versuche ich seit über zwei Jahren, den Kulturdezernenten davon zu überzeugen, eine Ausstellungshalle zu errichten. Es hat sehr lange gedauert, bis er das eingesehen hat. Die Bemerkung des Stadtkämmerers war sehr deutlich, als er sagte: „Ich verstehe den Ammann. Das Museum ist sehr schön, aber für mich sieht es aus wie ein Nobelrestaurant ohne Küche“. Und mit der Küche meint er den Ort, an dem die Ausstellungen stattfinden können! Das ist für uns ein Problem, aber demnächst werden wir auch im Museum kleinere Ausstellungen machen. Wir müssen mit ganz kleinen Schritten anfangen, um verfolgen zu können, wie sich das Museum entwickelt, was verändert werden muß, was bleiben kann. Frage: Was waren Ihre Beweggründe, Basel zu verlassen und nach Frankfurt zu kommen? Ammann: Die Chance, hierher zu kommen, war zum einen der Ort Frankfurt, wo man das Museum brauchte, sich aber nicht besonders dafür interessierte, weil keine entsprechenden Vorarbeiten geleistet worden waren. Zum zweiten war da natürlich auch die Chance, wenn man zwanzig Jahre Ausstellungen gemacht hat, möchte man einen gewissen Teil dieser Erfahrungen in etwas Beständiges überleiten. Die einen werden sagen, daß die Kataloge bleiben. Aber ich war nie ein großer Katalogemacher. Das sind Dinge, zu denen ich nie eine besondere Beziehung gefunden habe. Sie sind zwar notwendig, aber für mich zählen immer die Werke, die Präsenz der Werke im Raum! Das ist eigentlich mein starkes Anliegen. Wenn ich Erinnerungen an Ausstellungen habe, dann sind es bestimmte Reibungen, ohne die nichts geht. Frage: Wie wird diese zukünftige Ausstellungshalle neben dem Museum aussehen? Ammann: Das ist möglicherweise eine alte Fabrikhalle, eine Schleifsteinfabrik, nicht weit von hier. Das könnte eine sehr, sehr große Halle sein, die man auch gut unterteilen könnte. 20 Die neutralen Räume unterscheiden sich von den anonymen Räumen. Ein neutraler Raum ist wie ein herzlicher Gastgeber, der sich freut, wenn Freunde und Bekannte kommen. Er freut sich, wenn er die Werke in sich aufnehmen kann. Ein neutraler Raum ist ein auf die Spitze getriebener Raum der konstruierten Selbstverständlichkeit. Mit dem anonymen Raum muß man anders umgehen, das ist eher ein unbefriedigter Raum. Der anonyme Raum ist möglicherweise der Raum, den man vorfindet. Oder ein Raum, der von jemandem gebaut wurde, der meinte, er würde einen neutralen Raum schaffen. Frage: Wie sieht es mit der Neutralität der Räume in Ihrem eigenen Museum aus? Ammann: Alles ist statisch, und trotzdem hat der Architekt ein sehr intelligentes Gebäude gebaut. Ich habe dieses Gebäude akzeptiert. Es ist von innen sehr viel größer, als es von außen den Anschein gibt. Und auf einem Dreieck etwas zu bauen, ist schon eine große Herausforderung. Jetzt ist es natürlich an mir, herauszufinden, wie man dieses Instrument auch richtig spielen kann. Das wird nicht einfach, denn die Räume greifen sehr stark ineinander und sind eben nicht neutral, sondern haben eine Physiognomie. Ich muß immer auch beachten, daß die Kunst nicht durch die Architektur bedrängt wird. Der Raum von Bernd und Hilla Becher ist ein Raum mit drei Durchgängen und nur einer Raumecke. Außer bei den Dreiecksräumen sind die anderen Räume eigentlich so, daß man nicht in einen Raum hineingeht, sondern an ihm vorbeigeht. Frage: Stehen die Räume im Dialog zueinander? Ammann: Manche und manche nicht so. Zum Beispiel der Bruce Nauman steht im Durchzug, aber ich habe keine andere Alternative gehabt. Es gibt einen grundsätzlichen Dialog im Museum. Das ist der Raum von On Kawara gegenüber dem ganzen Museum. In diesen grundsätzlichen Dialog mischen sich noch zwei andere: 1. ein pragmatischer Dialog zwischen dem frühen Frank Stella und dem frühen Donald Judd und 2. kreuzförmig dazu ein kosmischer Dialog zwischen On Kawara und Yves Klein. Frage: Warum nimmt On Kawara für Sie eine Schlüsselposition in dem Museum ein? Ammann: Ich meine, On Kawara ist für mich so wichtig, weil er ein vollkommen anderes Kreativitätskonzept an den Tag legt. Das unterscheidet uns auch grundsätzlich von den fernöstlichen Ländern. Bei uns ist es eben so, daß der liebe Gott die Welt geschaffen hat, und im christlichen Denken hat die Welt auch eine Finalität, die Apokalypse. Der Tod Christi ist die Vorwegnahme der Apokalypse. Dadurch sind wir auch zur Kreativität verdammt. Bei den Japanern dagegen hat die Welt keinen Anfang und kein Ende. Es gibt keine Weltschöpfung. Und wenn es keinen Anfang und kein Ende gibt, existiert nur die Gegenwart. Dann muß sich die Gegenwart auf Vergangenheit und Zukunft beziehen. Das ist im Gegensatz zu uns keine metaphysische Vergangenheit und Zukunft, es genügt, wenn ich mich selbst als solche sehe. Und so hat es On Kawara auch gemacht. Er verließ Ende der fünfziger Jahre Japan und konnte eigentlich erst in New York das japanischste aller japanischen Märchen malen. Er malte diese Datumsbilder ohne technische Hilfsmittel und brauchte dadurch einen Tag für seine weltlichen Ikonen. So ein Datum ist natürlich die größte gemeinschaftliche Gegenwart, die den Japanern sehr genehm ist. Sie kennen kein individuelles Individualitätsgefühl, wie wir es haben. Der Japaner hat ein kollektives Individua- litätsgefühl und somit auch kein individuelles Kreativitätsprinzip, sondern ein kollektives. Das zeichnet sich ganz deutlich in diesen Datumsbildern ab. Wenn ich Arbeiten aus 25 Jahren von diesem Künstler sehe, dann sehe ich ganz deutlich die Höhen und Tiefen, wie er austrocknet und sich revitalisiert, sich verändert. Bei Kawara ist es, als würde ich in einen Spiegel schauen und sehen, wie ich älter werde, oder es ist wie der Blick in die Teetasse, auf deren Grund ein anderes Gesicht als das meine erscheint. Ich betrachte den Raum von On Kawara als Langzeitraum bei uns, denn dort wird etwas ganz Grundsätzliches über das Kreativitätsprinzip ausgesagt. Wenn ich sage, wir sind zur Kreativität verdammt, dann müssen wir sie jeden Tag neu erfinden. Frage: Gibt es noch andere Künstler in Ihrer Sammlung, die Sie On Kawara zur Seite stellen würden? Ammann: On Kawara ist wie Bernd und Hilla Becher und Gerhard Richter. Er ist das, was ich als ein Brückenelement bezeichne. Ich hatte die Werke aus den sechziger Jahren von der Sammlung Ströher. Und dann wußte ich nicht, wie ich zur Gegenwart kommen sollte. Gehe ich nun von den sechziger Jahren aus schrittweise zur Gegenwart, um dort nie anzukommen? Daraufhin habe ich mir gesagt, nein, ich fange gleich mitten in der Gegenwart an, aber dann muß ich Brücken bauen. Und die Brücken sind die Künstler, die während dieses Zeitraumes ein intensives Werk geschaffen haben und intensiv geblieben sind. Weil Sie mich so fragen, das Interessante bei Bernd und Hilla Becher war, daß sie Ende der sechziger Jahre Konzeptkünstler waren. Und je länger man sich damit beschäftigt, desto mehr zeigt sich, daß ihre Arbeiten Teil eines kollektiven Gedächtnisses sind. Als sie den Raum gestaltet haben, hat es mich gefreut, daß sie deutsche Häuser, deutsche Hallen wählten. Es gibt ja von ihnen die spektakulären Photos, die Fördertürme, die Wassertürme. Aber nein, sie nahmen die langweiligen Häuser. Wir sind in Deutschland! Wenn man sich die Photos anschaut, blickt man auch in einen Spiegel hinein. Sie haben eine Spiegelfunktion. Dann denke ich an Gerhard Richter, von dem wir aus der Ströher-Sammlung einige frühe Arbeiten haben, mit seinem Werk „18. Oktober 1977~ das zwar 1988 entstanden ist, aber seine unglaubliche Präsenz behalten hat. Auch wenn man sich nicht mehr daran erinnert, was die RAF gewesen ist. Diese Arbeit ist keine Wallfahrtskapelle, sondern es ist ein Menetekel. Frage: Wie sehen Ihre finanziellen Möglichkeiten für Neuerwerbungen aus? Ammann: Bisher hatte ich von seiten der Stadt 500000 DM im Jahr. Jetzt bekommen wir für das Haushaltsjahr 92/93 mindestens 20 % Kürzung, also werden es nur noch 400000 DM sein. Und ich muß noch gewisse Dinge abzahlen. Die Arbeit von Julian Schnabel möchte ich gerne erwerben. Er hat mir fünf Jahre Zeit gegeben und den Preis eingefroren. Die etwas teureren Arbeiten möchte ich jetzt gerne noch erwerben und mich dann wirklich auch auf die Jüngeren konzentrieren. Aber selbst ein großes Bild von Albert Oehlen kostet heute 80000 DM. Frage: Das ist auch der Grund, warum Sie vorhin sagten, es wäre unmöglich, schrittweise und in gerader Linie von den sechziger Jahren auf die Gegenwart hinzuarbeiten? Ammann: Das ist in finanzieller Hinsicht unmöglich. Und es fehlen auch die Werke. Wenn ich daran denke, was wir 1969 an frühen Arbeiten eines Alighiero Boetti oder eines Giovanni Anselmo hätten erwerben können. Heute sind sie nicht mehr da. Andererseits gibt es einen Herrn, der dem Museum eine beträchtliche Summe zur Verfügung gestellt hat. Die Werke, die ich jetzt mit diesen Mitteln erwerbe, gehören nicht dem Museum, aber sie bleiben zwischen 1517 Jahren im Museum. In dieser Beziehung bleiben mir also immer noch Spielräume, mit denen ich relativ rasch handeln kann. Gleichzeitig bedeutet es für mich eine ziemliche Belastung, denn 15 Jahre sind eine lange Zeit. Ich bin da sehr konservativ. Konservativ in dem Sinne, daß man etwas in Hinblick auf die nächsten Generationen macht. Ein Museum als Verschiebebahnhof ausgefeilter Sammlungen zu verstehen, ist mir fundamental unsympathisch. Frage: Sie zeigen besonderes Interesse für Werkgruppen und weniger für einzelne Kunstwerke. Warum? Ammann: Ströher hatte mit Werkgruppen in seiner Sammlung begonnen. Ich habe es bei Gruppenausstellungen genauso gehandhabt. Das war mit ein Grund, nach Frankfurt zu kommen. Ströher sagte: „Wenn ich mich für ein Werk eines Künstlers entscheide, entscheide ich mich auch für eine bestimmte intensive Periode seiner Arbeit. Ich entscheide mich also für einen Künstler innerhalb einer bestimmten Zeit.“ Ich kann diesen Ausspruch wörtlich übernehmen. Wenn ich von jungen Künstlern Arbeiten erwerbe, kaufe ich immer 40 Blätter oder 6-7 Skulpturen. Der Grund ist eigentlich einfach. Ich denke, wenn ich ein Bild von Van Gogh sehe, dann weiß ich dieses Bild sehr zu schätzen, weil es ein sehr gutes Bild ist. Auch, weil ich daheim einen Kalender habe, auf dem 12 Bilder von Van Gogh abgebildet sind. Van Gogh ist mir durch die Abbildungen sehr stark präsent. Wenn ich eine Arbeit von einem Künstler wie Ruthenbeck sehe, dann weiß ich nicht genau, was ich damit anfangen kann. Ich kenne noch nicht den Standpunkt des Künstlers. Wenn ich eine Gruppe von Arbeiten habe, ergibt sich aus dieser Gruppe heraus der Standpunkt des Künstlers und wie er seine Arbeit sieht. Und das hilft dem Besucher bei dem einzelnen Werk viel besser, dessen Bedeutung zu verstehen und nachvollziehen zu können. Und deshalb sage ich, die Werke beleuchten und erklären sich gegenseitig. Wenn zwei Werke in Berührung kommen, öffnen sie sich. Sie werden plötzlich aus einem stilistischen und chronologischen Kontext herausgenommen und zeigen Gegenwart, Präsenz. Frage: Wird sich die Präsentation der Samm- lung im Laufe der Zeit verändern, wird eine Rotation stattfinden? Wenn ja, nach welchem Prinzip? Ammann: Es gibt Langzeiträume, wie On Kawara oder Joseph Beuys, mittelfristige und kurzfristige, die häufiger wechseln werden. Wie, das wird sich im Laufe der Zeit herausstellen. Ab Januar wird sich der Raum von Walter de Maria verändern. Ich möchte gerne versuchen, ob ich in diesem Raum z. B. ein Werk von On Kawara und ein anderes von Yves Klein zusammen mit Werken von de Maria aufhängen kann. Der Absolutheitsanspruch bei Walter de Maria ist ja vergleichbar mit dem Absolutheitsanspruch von Yves Klein, und bei On Kawara ist es der Absolutheitsanspruch des Tages, also ein kosmisches Element. Frage: Bei der Besichtigung des Museums ist eine weitgehend konzeptuelle Tendenz augenfällig. Abgesehen von einer Arbeit des Amerikaners Julian Schnabel fehlt die Malerei an sich vollkommen. Warum? Und wie stehen Sie zu der zeitgenössischen Malerei? Ammann: Das ist eine ganz schwierige Geschichte. Es gibt natürlich den Kasseböhmer als Maler, und ab Januar kommt Albert Oehlen. Julian Schnabel ist für mich ein ganz ungewöhnlich zeitgenössischer Maler, weil man nie weiß, was er tut. Man kann nie herausfinden, was die nächsten Bilder sein werden. Und trotzdem gehört alles zusammen. Dieses „chaotische Vorgehen“ hat insofern etwas Zeitgenössisches, weil es absolut gegen das Lineare, Chronologische, wo eine Idee aus der nächsten geboren wird, gerichtet ist. So, und jetzt die Malerei! Es ist ein schwieriges Thema, weil ich denke, Malerei setzt Sinnlichkeit voraus. Ich glaube aber auch, daß wir in einer Zeit leben, in der sich die Sinnlichkeit und die Erotik nicht ausdrücken können. Ich sage nicht, daß sie nicht in dem Menschen existiert, das wäre eine Anmaßung, sondern sie kann sich nicht ausdrücken. Und weshalb kann sie sich nicht ausdrücken? Zum einen gibt es so etwas wie den Zeitgeist, zum anderen, für die Kunst gesprochen, gibt es keine innovative Sprache mehr. Die innovativen Sprachen waren immer mit den Avantgarden verbunden. Und seitdem es keine Avantgarden mehr gibt, gibt es auch keine innovativen Sprachen mehr. Ein Jahrhundert steht zur Verfügung, und was die Künstler heute machen, ist, mit bildsprachlichen Zitaten zu arbeiten. Die Avantgarde schuf immer eine Art von kollektiver Sprache, und als die letzte Avantgarde 1968-69 verschwand, mußte jeder seine eigene Sprache konstituieren. Das ist ein ungewöhnlich schwieriger Vorgang. Deshalb auch der Griff zu den bildsprachlichen Zitaten, um herauszufinden, was an Bedeutung geschieht. Der Künstler ist heute in einer Situation, in der er organisiert, selektioniert und vor allem, und das ist das Schlimmste, sich selbst zensiert. Die Selbstzensur ist, was den Maler angeht, ein massiver Eingriff in die Sinnlichkeit und die erotische Empfänglichkeit. Einer der Vorwürfe an dieses Museum ist, daß jemand meinte, dieses Museum sei eigentlich „Safer Sex“, d. h., es sei so kühl bis abweisend. Es sei keine Wärme vorhanden, da spüre man keinen Hautkontakt. „Ja“, sage ich, „das stimmt irgendwo, aber ich bin nicht Künstler. Ich kann nicht die Dinge erfinden, die die Künstler erfinden müssen. Und das hat etwas mit dem Zeitgeist zu tun. Manchmal sage ich mir auch, die jungen Künstler sind ja diejenigen, die die Bürde eines Jahrzehntes mit dem Titel AIDS tragen. Und dadurch hat sich auch eine ganz andere Beziehung zu den Menschen entwickelt. Und natürlich kann ich es nicht immer im Hintergrund halten, sondern muß es tief in mir verbannen. Wenn es aus dem tiefsten Unterbewußtsein herrührt, muß die Schwierigkeit sehr groß sein, der Sinnlichkeit Ausdruck zu verleihen. Aber trotzdem glaube ich, daß die Malerei wiederkommen wird. Ich treffe auch auf Künstler, die malen wollen und es auch brauchen. Malen ist eine ganz genuine Geschichte. Ich denke nie, daß Malen veraltet ist. Die Avantgarden hatten immer den Vorteil, daß die jungen Künstler, ob sie schwimmen konnten oder nicht, ins kalte Wasser geworfen wurden. Und da mußte sich zeigen, wer was daraus machte. Die Avantgarden funktionierten nun ganz kurze Zeit als gruppendynamisches Phänomen, und dann zeigte sich schnell, wer was auf den Tube hatte. Und jetzt ist es einfach so, daß es überhaupt keine kollektiven Prozesse, keine kollektiven Energien mehr gibt und den Künstler jeden Morgen aufsteht und sich selbst einen Tritt in den Hintern geben muß. Jeder ist total isoliert. Es kommt nichts von Außen herein. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, daß etwas ganz Merkwürdiges passiert ist. Den Begriff der Gegenwart ist sehr diffus geworden. Und zwar hat er sich rückwärtig geöffnet, so daß die Geschichte die Gegenwart eingeholt hat, aber ebenfalls ganz unbestimmt in die Zukunft blickt. Es gibt kein Ende den Geschichte, sie hat die Gegenwart eingeholt, weil die Gegenwart nicht lief wie dieses Jahrhundert, sondern immer davongelaufen ist. Und jetzt sind wir in einer Zeit ungeheuerlichen Transformationen. Und diese Transformation ist nicht sichtbar. Die ganze Welt den Mikroprozessoren ist nicht sichtbar. Sie ist nun immer wieder in ihnen Auswirkungen sporadisch, punktuell spürbar. Ich denke, Braque und Picasso haben durch den Kubismus noch vor Einstein die Relativitätstheorie begriffen. Ich glaube, Jackson Pollock hat noch etwas von der räumlichzeitlichen Begrenzung mit in die Kunst eingebracht. Das ist heute nicht mehr möglich. Heutzutage ist das Wesentliche für die Augen unsichtbar. Jean-Christophe Ammann wurde 1939 in der französischen Schweiz geboren. 1972 organisierte er zusammen mit H. Szeemann die Documenta 5 in Kassel. Von 1978 bis 1989 leitete er die Kunsthalle in Basel. Das Interview wurde von Karen Rudolph geführt. Sie arbeitet als Journalistin in Paris. 21 Pathologisches Institut, Camden Architekt: Max Hutchinson, London Lichtplanung: ERCO Lighting Ltd., London „lt is a good building …“- so beurteilt Michael Manser, 1983-85 RIBA-Vorsitzender, in der Fachzeitschrift Architecture Today das JS Pathology Laboratory plc in der Jamestown Road, Camden/London. Am Anfang des Entwurfes von Max Hutchinson - von Kritikern gern als „Mad Max“ bezeichnet - stand eine klar definierte Aufgabenstellung. Dr. Jean Shanks, Geschäftsführerin von JS Pathology Laboratory, wollte ein funktionales Gebäude, das die im Areal der Harley Street verstreuten Neben der vorderen transparenten Gebäudefassade wird das Tageslicht über ein großzügig bemessenes Dach aus Glas intensiv genutzt. In den Dunkelstunden steht das warme Licht der in den Trion Uplights eingesetzten Halogen-Glühlampen in reizvollem Kontrast zur kühleren Beleuchtung der Arbeitsbereiche mit Leuchtstofflampen. 22 Niederlassungen des Pathologischen Institutes vereinen sollte. Dennoch sollte der Neubau keine einfallslose Shed-Halle, sondern ein Gebäude sein, das den hohen technischen Standards, mit denen das Unternehmen operiert, auch formal entspricht. JS Pathology ist das größte private pathologische Institut in Europa. Täglich werden mehr als 600 Krankheiten anhand von über 1000 Gewebsproben diagnostiziert; eine Arbeit, die hohe Präzision erfordert. Die Aufgabenstellung des Baus umschrieb unter Berücksichtigung der klinischen Rahmenbedingungen ein so groß und so offen wie möglich gestaltetes Gebäude mit großem Tageslichteinfall und weiten Aus- und Durchblicken. Delikater als die funktionale Konzeption war aber die Aufgabe, die formale Gestaltung des Gebäudes an die bestehende Umgebungsbebauung anzupassen und gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit durchzusetzen. Der Architekt mußte sowohl dem äußeren Druck des Camdener Rates, der einen „instantvernacular-by-the-canalside“-Stil zur Sicherung des urbanen Hintergrundcharakters diktierte, als auch der öffentlichen Kritikflut standhalten. Die noch nicht abgeklungene Empörung über die Architektur des nahegelegenen Sainsbury‘ s Supermarktes sollte nach Auffassung des kompromißbereiten Architekten durch einen Baustil beschwichtigt werden, der die bauliche Tradition der Umgebung nicht negiert, sondern sich an den in dieser Landschaft verwurzelten Stil anlehnt. Die Planungsbedingungen wurden nach der Klärung der Grundstücksfrage zusätzlich durch eine knappe Planungszeit von nur sechs Monaten und einer deutlichen Budgetbegrenzung erschwert. Der Neubau enthält in einer viergeschossigen Anordnung unterschiedliche Funktionsbereiche bei nahezu hundertprozentiger Grundstücksnutzung. Zum Süden hin grenzt das Grundstück mit einer schmalen Straßenfront und vergleichsweise beträchtlicher Gebäudetiefe an die Jamestown Road. Die Rückseite des Grundstückes ist dem Camden Kanal mit Blick zum Camden Lock zugewandt. Die Fassade der vorderen Gebäudefront ist großzügig verglast und wirkt durch das reflektierende Stahl-Glas-Raster lebendig. Der Betrachter gewinnt bereits hier Ein- und Durchblick in die Gesamtlösung. Bei der Gestaltung der Gebäuderückseite widersetzte sich der Architekt dem Druck der Öffentlichkeit mit einer streng modellierten traditionellen Ziegelsteinfassade - kein anderes Gebäude in der Umgebung hat eine vergleichbare Wirkung. Chermayeffs Lagerhaus aus den 30er Jahren und ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Lagerhaus zum Beund Entladen von Lastkähnen sowie eine altertümliche Brücke lockern das Ensemble der Nachbarbauwerke auf. Auf einer Seite wurde durch die gesamte Höhe des Gebäudes eine durchgängige „Kerbe“ eingezogen, die von der Straße bis zum Kanal verläuft. Hierin befindet sich eine leichtgewichtige Treppenhauskonstruktion, die sich von den vorderen Eingangstüren bis hin zum Treppenabsatz unter dem Dach erhebt. Als obere Raumbegrenzung dient ein tonnenförmiges Dach aus Glas, das neben der vorderen transparenten Gebäudefassade einen ausreichenden Tageslichteinfall sichert. Auf diese Weise wird das einfallende Tageslicht intensiv genutzt und der Baukörper bis in die Laborebenen lichtdurchflutet. Galt früher ein Treppenhaus - oft eine dunkle Falle - als nebensächliches Gebäudeteil, so ist es hier großräumig strukturiert, hell und transparent gestaltet. Es bildet den Knotenpunkt der Verkehrsachsen in den Laborebenen und vereinfacht die Orientierung. Das geradlinige Treppenhaus trägt die fortschrittliche Handschrift des Architekten. Es reflektiert - wie gefordert - die genutzte technische Apparatur und Betriebsamkeit. Als raumbestimmendes Gestaltungselement ist eine schräg abfallende Glaswand zur Abgrenzung der Laborebenen hervorgehoben. Der unter 3 Grad spitz zulaufende, perspektivisch verjüngte Entwurf erzeugt eine fiktive Raumtiefe, der Benutzer erlebt eine beein- druckende Treppenhausinszenierung. Offene, galerieartige Fluranlagen und Stege lassen Sichtkontakt und Begegnung zwischen den Mitarbeitern entstehen; der gesamte Flurbereich wird als Kommunikationszone genutzt und lockert die konzentrierte Arbeitsatmosphäre auf. Beim Hinauf- bzw. Hinabgehen der Treppe werden die fließend gestalteten Laborebenen mit ihren Aktivitäten sichtbar. Umgekehrt kann die Belegschaft aus den Arbeitszellen herausblicken und die Betrieb- samkeit auf den Flurzonen überschauen. Das Spiel von Licht und Schatten, Transparenz und Abgeschlossenheit lockert die strenge Atmosphäre des klinischen Baus auf. Der Innenraum zeichnet sich durch einfache Material- und Farbgebung aus und steht für die absolute Sauberkeit und Sorgfalt, mit der im Labor gearbeitet wird. Die helle Farbgebung wirkt raumerweiternd und erhöht gleichzeitig die Reflexion des Lichtes. Hinter der kontinuierlich abfallenden Glaswand befinden sich die Labor- und Büroeinheiten, in denen fast 300 Mitarbeiter ihre Arbeit verrichten. Gegenüber sind Fahrstühle, Sanitär-, Neben- und Lagerräume zugeordnet. Die Kantine als informeller Treffpunkt ist mit eigener Terrasse im Erdgeschoß eingerichtet. Sie lädt, wie die Büroräume der Verwaltung im obersten Stockwerk, zur Aussicht auf den Kanal ein. Das Magazin und der Parkplatz liegen im Kellergeschoß. Daß Tageslicht und Kunstlicht in diesem Projekt eine wesentliche Rolle spielen, wird eindeutig demonstriert. Tageslicht ist die natürlichste Beleuchtungsart, es stellt mit Beleuchtungsstärken bis zum Tausendfachen der im Innenraum üblichen Werte ein unerschöpfliches Lichtreservoir zur Verfügung. Da aber nicht alle Arbeitsbereiche zu jeder Tageszeit von der natürlichen Kraft der Sonne profitieren können, ergänzt Kunstlicht die Beleuchtung. Die Entscheidung, welche Beleuchtungstechnik installiert werden soll, richtet sich nach der Größe und Nutzung des Raumes sowie nach dem Leistungsbedarf. Das Medium Licht ist eng mit den technischen Fachplanungen wie Heizung, Klima, Lüftung und Akustik verknüpft und steht bei der gestalterischen Optimierung der Arbeitsumwelt häufig im Vordergrund. Es muß körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden der Belegschaft sichern. Voraussetzung ist nicht nur das technische Begreifen, sondern auch das sensible Empfinden des Lichtes. Bei JS Pathology ist in Zusammenarbeit mit ERCO folgende Lösung realisiert worden: Zur großflächigen und gleichmäßigen Beleuchtung der Decken dienen wandmontierte Trion Uplights aus dem ERCO Leuchtenprogramm. Bestückt sind die zur Indirektbeleuchtung genutzten Leuchten mit 150W Halogen-Glühlampen; mit ihrem neutralen Design ordnen sie sich unauffällig in die moderne Architektur ein. Der Treppenbereich erfordert eine zusätzliche Beleuchtung. Durch deutliche Helligkeitsunterschiede müssen die Stufen eindeutig erkennbar sein. Aus einer Höhe von 15 m beleuchten Eclipse Strahler mit Fresnellinsen für 150W Hochdrucklampen die unteren Stufen und die Treppenabsätze. Die gereihte Anordnung der Strahler bewirkt dabei eine optische Führung. Außerdem erzeugen mit HIT-DE 70W bestückte Eclipse Strahler weiche Lichtkegel auf dem ersten Treppenabsatz. Die Verwendung dieser Hochdrucklampen bewirkt eine wirtschaftliche Beleuchtung, hohe Lichtleistung und Lebensdauer. In den Flurzonen finden darüber hinaus Monopoll Lichtstrukturen Anwendung. Die Beleuchtungskombination erstreckt sich bis in die Aufenthaltsräume, in denen ERCO Downlights für Niedervolt-Halogenlampen funktionale und wahrnehmungspsychologische Aufgaben erfüllen. Der Neubau des JS Pathology Laboratory mit rauher Ziegelsteinfassade greift Merkmale der stilbildenden 30er und 50er Jahre mit ihrer Tendenz zur Formenerweiterung und ihrem Streben nach technischer Perfektion und Präzision als ästhetisches Ideal auf. Er steht auf dem Boden der Neo-Moderne und ist ein Beispiel für ein reflektiertes Verhältnis zur Vergangenheit. Mit seinen Analogien zu Le Corbusier und Chermayeff weist das Gebäude gleichermaßen auf das gegenwärtige Interesse der jüngeren Architektengeneration hin. Für Hutchinson ist dieses Projekt in seiner Sammlung ausgeführter Bauwerke das wohl wirkungsvollste. KG Durch das offene Treppenhaus verläuft eine „Tageslichtstraße“. Eclipse Strahler für Hochdrucklampen ergänzen das Tageslicht und betonen als gestaltbildende Elemente die Treppenhausinszenierung. Zusätzlich unterstreichen Trion Uplights die Struktur des Glasdaches. 23 Guckkästen für Modesüchtige: Schaufenster in Midtown, New York Schaufenster als Bühne: Gestaltung und Beleuchtung von Schaufenstern sind mehr als anderswo dem Theater verpflichtet: Schaufensterdekoration aus Anlaß der Musical-Premiere “The secret Garden”. Eine Szene wie in einem Scorcese-Film: Die Gehsteige von New Yorks Fifth Avenue sind fast menschenleer. Vor der dunklen St. Patricks Cathedral vereinzelte „Bag people“ Obdachlose - in Schlafsäcken und alten Kartons. Es ist ein Uhr nachts. Der Verkehr beginnt abzuflauen. Eine überlange schwarze Limousine mit dunkel verspiegelten Scheiben schert aus dem Verkehrsstrom aus und nähert sich dem Gehsteig. Der Wagen passiert langsam die hell erleuchtete Schaufensterfront von „Sak‘ s Fifth Avenue“. Einmal hält er kurz an. Eine Seitenscheibe fährt surrend herab. Golden beringte Finger stoßen aus dem Dunkel und deuten auf eines der Schaufenster. Sie verharren bebend und verschwinden dann wieder im Wageninneren. Das Fenster schließt sich, der Wagen beschleunigt brummend und wird wieder Teil der endlosen Lichterprozession. Vorbereitungen zu einem terroristischen Anschlag oder nur zu einem Einbruch? Der ortsunkundige Fremde irrt. Es handelt sich um eine spezifisch amerikanische Form des exclusiven Schaufensterbummels: „Late night window cruising“. Ziel solcher nächtlichen Ausflüge sind vor allem die Fenster der großen und teureren Kaufhäuser wie Sak´ s, Bergdorf- Goodmann, G. Barneys, Lord &Taylor oder Bloomingdales und vieler kleinerer exclusiver Modegeschäfte in Midtown Manhattan. Was spät abends entdeckt wird, wird dann schon am nächsten Morgen gekauft. Wenn aber die Schaufensterdekorateure der upper class stores in die Fenster steigen, herrscht vor und auf den Gehsteigen fast Gedränge, denn die wirklichen „fashion adicts“ nutzen schon die Nacht, in der die Wallfahrtsorte ihrer Leidenschaft mit neuer Ware versehen werden. So bieten die verhangenen Schaufenster während der „window night“ auch genügend Gucklöcher für die chronisch Neugierigen. Für Sak´ s Chefdekorateur, Roger Jones, der mit ca. 12 Mitarbeitern für die wöchentlich 24 Schaufensterwerkstatt bei Sak´ s Fifth Avenue: Lichtdesigner Gregory Ballweg bereitet Farbfilter für eine Schaufensterbeleuchtung vor. Improvisationen und Professionalität: Beleuchtungsinstallationen sind nach rein praktischen Gesichtspunkten ausgelegt. Die einzelnen Lichtquellen bleiben für den Betrachter vor den Fenstern unsichtbar. wechselnden Inszenierungen in den fast zwanzig Schaufenstern des Traditions-Kaufhauses sorgt, bedeutet Aufmerksamkeit fast schon den halben Verkauf. Jones: „Wenn die Leute merken, da kommt gerade etwas Neues ins Fenster - schauen sie meist zwei- oder dreimal vorbei, um den Fortschritt der Arbeit zu beobachten!“ „Window Design“ hatte einst unter New Yorks Kreativen eine fast ebenso magische Anziehung wie die Arbeit für eine Werbeagentur. Der Zeichner Maurice Sendak, selbst lange Schaufenstergestalter für New Yorker Nobelgeschäfte, meint, daß es manchmal besser war, ein Schaufenster auf der Fifth Avenue zu gestalten, als in einer kleinen Galerie in Soho ausgestellt zu werden. Viele der heute renommierten Vertreter der klassischen Moderne, wie Warhol, Allan Jones, Lichtenstein oder selbst Dali, haben irgendwann einmal für New Yorker Schaufenster Blickfänge geschaffen. Eine Schaufensterdekoration von Salvador Dali bei Bonwit Teller, einem der führenden Kaufhäuser der vierziger Jahre - es befand sich an der Stelle des heutigen Trump Tower ‚war Ursache für einen echten Skandal: Dalis Blickfang bestand nämlich aus einer mit Persianer ausgeschlagenen Badewanne, die mit Moorwasser gefüllt war, in dem einzelne Narzissenblüten schwammen. Aus dieser Wasserfläche ragten außerdem noch unzählige weiße Arme, deren Hände nach einer Schaufensterpuppe griffen, die im Begriff war, in die Wanne zu steigen. Als besonders abstoßend empfand das geschockte Publikum, daß die Figur nicht nur blutige Tränen weinte und nur mit einer dünnen Schicht blutiger Hühnerfedern bekleidet war, sondern daß sich in ihrem langen blonden Haar viele tote Käfer befanden. Damit nicht genug: Als Dali entdeckte, daß man sein Werk wegen der verheerenden Resonanz kurzerhand verändert hatte, geriet er so in Rage, daß er beim Versuch, seine Arbeit wieder in ihren originalen Zustand zu bringen, mit der gesamten Badewanne durch das Schaufenster auf den Gehsteig brach. Die Folge: Dali wurde von der Polizei wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung verhaftet, und die Geschäftsleitung mußte ihn mit einer Kaution von 800 Dollar auslösen. Auch heute noch dürfen die Dekorationen der renommierten Kaufhäuser in New Yorks bester Einkaufslage nicht zu auffällig sein. „Unsere Schaufenster sollen zwar Aufmerksamkeit erregen“, meint Roger Jones, „aber doch nur auf zurückhaltende Weise!“ Dieses konservative Credo fordert nicht nur von den Dekorateuren bei Sak‘ s, sondern auch von den der anderen upper-class- Kaufhäuser einen gestalterischen Spagat mit unterschiedlichem Ausgang. So sind Dekorationen und Blickfänge zwar immer phantasievoll, können aber nach europäischen Maßstäben kaum als besonders auffällig oder gar avantgardistisch angesehen werden. Das gilt auch für den Einsatz von Licht in den Fenstern und seiner speziellen Verwendung bei der Warenpräsentation. Der „european light style“ - die Verwendung von stark akzentuierendem weißem Licht sowie der Einsatz sichtbarer Leuchten an der Schaufensterdecke - scheint nicht immer nach dem Geschmack der WarenhausTraditionalisten zu sein. Er wird allzu „cool“, „italienisch“ oder auch als zu „ discolike“ empfunden. Dies mag weniger am Mangel exemplarischer Vorbilder liegen als nur an der langen Tradition des perfektionierten Improvisierens mit einfachsten Leuchteninstallationen. Schaufenster dieser Art sind wie kleine Theaterbühnen, wobei bis auf einige wenige Downlights alle Leuchten und ihre Armaturen unsichtbar für die Passanten hinter seitlichen oder Deckenblenden verborgen sind. Die dahinter versteckten, oft abenteuerlich anmutenden elektrischen Installationen erweisen sich bei näherem Hinsehen als äußerst flexibel und wartungsfreundlich. Bei der Ausleuchtung der Dekorationen und der Ware arbeitet man im Augenblick mit Vor- 25 Stiftung Antoni Tàpies, Barcelona Architekten: Roser Amadó und Lluis Doménech, Barcelona Lichtplanung: ERCO lluminación S. A., Barcelona „Ich glaube nicht, je ein abstrakter Maler gewesen zu sein, obwohl ich abstrakte Elemente benutzte: In all meinen Bildern ist immer etwas ganz Konkretes. Ich könnte kein Bild gestalten, ohne daß darin eine Idee, eine Suggestion wäre, die sich auf das Leben bezieht und uns helfen könnte, die Wirklichkeit zu erkennen und zu formen“, formulierte Antoni Tàpies 1978. Tàpies gehört jener jüngeren Generation spanischer Künstler an, die nach ihren großen Vorgängern Picasso oder Miró die Kunst unseres Jahrhunderts mitgeprägt haben. Tàpies´ Werke sind Schöpfungen aus dem Urgeformten der Materie, seine Botschaften entspringen direkt dem Material. Dieses ruft Empfindungen und Assoziationen an Gesehenes und Erlebtes hervor. Die Bilder entstehen aus Intuition, nach langem Meditieren. Sie sind in ihrer Endform vielfach der künstlerischen Kontrolle entzogen. Tàpies geht es um die zentrale Frage, wie kunstfähig die Realität ist oder wie aus der Materie Klassische Lichtarbeit: Farbig abgetönte Spots auf Kleidern und Gesichtern - Hintergründe und Dekorationen werden nur betont, um der ausgestellten Ware eine atmosphärische Aura zu verleihen. liebe mit weichem getöntem Licht. Damit hält man sich an eine Erkenntnis, die schon vor 92 Jahren der Autor des berühmten „Wizzard of Oz“, Frank Baum, in einer kleinen Schrift über Schaufenstergestaltung veröffentlichte: „Das reine elektrische Licht entfernt die Gegenstände den Sinnen und macht sie vornehm, farbiges Licht macht sie für die Sinne begehrlich!“ Christoph Hoesch 26 27 des Verlagshauses Montaner i Simón im Jahr 1990, in der Aragonstraße, aus der Reserve gelockt. Denn seit dem letzten Jahr ist das Verlagshaus von einst Sitz der „Fundació Antoni Tàpies“. Ein Drahtknäuel mit dem Titel „Nuvol i cadira“ (Eine Wolke und ein Stuhl), das auf dem Gebäude thront, rückt in das Blickfeld der Vorübergehenden. Sie halten inne in ihrer Bewegung, verweilen kurz, empfangen ein Signal, das vom Gebäudedach ausgesendet wird. Schon ist ein Impuls ausgelöst: Die Betrachter werden auf das Gebäude aufmerksam und neugierig darauf, was das Innere birgt - Moderne Kunst. Die Assemblage unterstreicht nicht nur die Gebäudefunktion. Denn die unter Tàpies´ Händen entstandene „Materialkombination“ trägt dazu bei, das alte Verlagshaus aus der Gefangenschaft der angrenzenden, höherwandigen Nachbarhäuser symbolisch herauszulösen. Acht transparente Metallelemente tragen ein ungewöhnliches, fast schwereloses Netz Kunst wird. Der Künstler Tàpies gilt als der bedeutendste Meister der „informellen Malerei“. „Art Informel“ bildete sich um 1945 als Stilrichtung in Paris. Die Kunstrichtung hebt die Bedeutung des Formlosen hervor, lehnt feste Kompositionsregeln ab, fördert den spontanen Ausdruck innerhalb der künstlerischen Aktion. Sie zeigt als nichtformale Kunst den Unterschied zur geometrischen Abstraktion auf. Dem 1923 in Barcelona geborenen Katalanen Tàpies kommt nicht nur auf dem Sektor der Malmaterie-Erforschung eine führende Rolle zu. Vielmehr ist es dem Maler durch die Verknüpfung von formalen und technischen Momenten gelungen, bis auf den heutigen Tag kreativ, innovativ und aktuell zu bleiben. Tàpies, Sproß einer Familie katalanischer Großbürger, erkrankt 1941 an Schwindsucht und muß ein ganzes Jahr im Bett verbringen. Die Krankheit allerdings und die erzwungene Passivität bringen ihn dazu, sich ausgiebig mit Musik und Literatur, mit Philosophie und mit den Künsten zu beschäftigen. Aus dieser Zeit stammt auch das Interesse an ostasiatischen Kulturen, an Tantrismus vor allem, kein Fluchtmittel, sondern eine Konzentrationsübung zur Überwindung seiner körperlichen Schwächen. Er prüft noch heute seinen Körper mit solchen Übungen, bevor er mit dem Malen beginnt. Gerade für diejenigen, die seine Bilder, Objekte und Assemblagen sorgfältiger lesen wollen, ist die Beschreibung seines mühevollen und langwierigen Weges zur eigenen Bildersprache wichtig. Noch während des 1943 begonnenen und 1946 abgebrochenen JuraStudiums besucht Tàpies 1944 einige Zeit Zeichenkurse in der Akademie in Barcelona, die ihm jedoch nicht ausreichten. Kunsthistorisch gesehen fällt der Beginn der künstlerischen Aktivität von Tàpies mit der in den ersten Nachkriegsjahren in Barcelona lebhaft geführten Diskussion um den Surrealismus zusammen. Eine Kunst, die ihr gesamtes Streben auf die Erforschung der Nachtseite des Lebens richtet, auf das 28 Unbewußte und den Traum - eine Kunst jenseits der Wirklichkeit. Das erzählerische Bild „Der Trick, Wotan verschwinden zu lassen“ ist typisch für die surrealistischen Anfänge derb Tàpies-Malerei. Parallel dazu experimentiert der junge Künstler mit Material-Collagen: Er montiert Bindfäden auf Karton, zerkratzt Farben, klebt Papierfetzen in Grundierungen. Mit einigen Freunden, darunter der Poet Joan Brossa, gibt Tàpies 1948 in Barcelona eine Zeitschrift heraus, die den wohl vom Surrealismus geliehenen Titel „Dau al Set“, der Würfel mit den sieben Flächen, trägt. Erste Zeichnungen werden darin veröffentlicht. Ein Stipendium führt ihn 1950/ 51 nach Paris. Obwohl er kaum französisch spricht und völlig auf sich selbst gestellt ist, sucht er Picasso auf. Ein Umbruch vollzieht sich: Erstellt seine bisherigen Vorstellungen von Malerei in Frage, wächst langsam in die Welt der „informellen“ Kunst hinein. Der Künstler eröffnet „den Dialog mit den elementaren Morphologien“, „sieht die unerschöpfliche Erforschung der Materie als existentielles Erfahrungsfeld“, schrieb Guiseppe Gatt, 1967. Mit fortschreitender Entwicklung verlieren die Bilder immer mehr ihr inhaltlich- erzählerisches Wiedergaberepertoire. Ihnen liegen geometrische Gliederungssysteme zugrunde, die schon 1952/53 einen gegenständlich lesbaren Integretationsansatz ausschließen. 1953 ist er in New York und stellt in der Martha Jackson Gallerie aus; zwei Jahre später in Paris. 1965 hängen seine Bilder und die des Bildhauers Eduardo Chillida im spanischen Pavillon der Biennale von Venedig. Der Pavillon vertritt Francos Spanien. Daß der Antifranquist und militante Katalane Tàpies gerade hier seine Bilder zeigte oder zeigen durfte, kann als Lehrstück verstanden werden. Dazu Werner Schmalenbach: „nicht nur eine künstlerische außerordentliche, sondern auch eine politisch in höchstem Grade faszinierende Manifestation: zwei Künstler aus einem seit zwei Jahrzehnten von einer autoritären Militärdiktatur niedergehaltenen aus feinverwobenen Metalldrähten. Eine geniale Umsetzung zwei sich negierender Formen. Rhythmus und Formlosigkeit, Regelmäßigkeit und Unregelmäßigkeit bilden ein einzigartiges Gesamt-Kunstwerk. Für die spanischen Kinder ist die Assemblage einfach die Silhouette von „Cobi“, dem Maskottchen der Olympiastadt ‘92. Für Eingeweihte spiegelt sie den Einfluß von Zen-Buddhismus und somit orientalischer Philosophie mit einem Beigeschmack von Neokonstruktivismus auf Tàpies Werk wider. Seit 1970 zieht es den Künstler verstärkt zu dreidimensionalen Objekten. Gegenüber der schweigsamen Ruhe und Passivität der sonst dargestellten Materie fügen sich jetzt Signale der Unruhe zu einer neuen Aktivität. Auf diese Art und Weise sensibel gemacht, zieht es viele Menschen unweigerlich in das Innere des Gebäudes, dessen Vorgeschichte weit zurückreicht. Der Entwurf für das Verlagshaus Montaner i Simón stammt vom Architekten Lluis Doménech i Montaner Land; zwei starke Gegenstimmen gegen ein Regime, von dem man kaum noch erwartet hatte, daß es eine solche Herausforderung dulden würde“. 1955 erhält er den Preis der Republik Kolumbien auf der dritten HispanoAmerikanischen Biennale in Barcelona. Ehrungen und Kunstpreise häufen sich; 1981 kommt der Ehrendoktor des Londoner Royal College of Art hinzu. 1984 gründet Tàpies eine Stiftung, die weniger Denkmal, sondern Arbeitsplatz mit einer Auswahl von seinen Bildern als Studienmaterial und Bücher, Kataloge sowie Kunstzeitschriften in zahlreichen Sprachen enthält. Die neuen Bilder des Künstlers sind anders. Die wesentlichen Elemente wie Ding-Zitate, Symbolzeichen, Inschriften und reine „Peinture“ sind zwar geblieben, aber die Oberfläche ist mörteliger geworden. Der Farbauftrag wirkt leicht, und die Pinselschrift ist spontan. Tàpies ist davon überzeugt, daß jeder seine Bilder „lesen“, also deuten kann, denn er möchte die Vorstellung des Betrachters nicht bevormunden, wünscht keine intellektuelle Analyse seiner Werke. „Wichtiger ist, daß der Betrachter dem Anstoß folgt, der für ihn mehr oder weniger deutlich seinen Geist in Schwingung versetzt“. Seinen Worten folgend, „wirkt die Kunst auf unsere allgemeine Sensibilität, nicht ausschließlich auf unseren Verstand“. Genau diese Sensibilität, nämlich die der Passanten, wird in Barcelona seit dem Umbau Die weißen Paneelzwischenwände gliedern den Raum und dienen als Bildträger für Großformate. Optec Wandfluter bestückt mit Halogen-Glühlampen 150 W, sorgen für eine gleichmäßige Lichtverteilung. Wandausleger in Sonderanfertigung, die die Stromschiene jeweils waagerecht aufnehmen, sind so montiert, daß keine Blendung entsteht. Die Elektroinstallationen sind im Kopfteil der Paneele verborgen. und ist aus dem Jahr 1879. Im gleichen Jahr arbeitete Gaudi am Entwurf des Vicens Hauses. Beide Gebäude spielen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung katalanischer Moderne und prägen heute noch das neuheitliche Gesicht der Stadt. Doménech i Montaner und Gaudi gehörten einer Schule architektonischer Pioniere an, die in Spanien kurzerhand eine unter dem Begriff des „Modernismo“ zusammengefaßte Ästhetik entwickelten. Und Barcelona bot ihnen mehr Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer kühnen Ideen als irgendwo sonst auf der Welt. Das Werk Montaners verfolgte eine rationalistische Linie. Sein Baustil, geprägt von technisch-konstruktiven Elementen, ließen ihn zum Hauptvertreter des „Modernismo“ avancieren. Das Verlagshaus Montaner i Simón war das erste Gebäude in Ensanche, was auf deutsch Stadterweiterung bedeutet. Es hebt sich aus der schachbrettartigen Gleichförmigkeit einer steinernen Stadtlandschaft ab, die einst der Ingenieur Cerdà für Barcelona geplant hatte. Der Stadtplan zeigt, wie das gleichförmige Muster von Ensanche im Nordwesten in ein zartes Netzwerk enger Gäßchen übergeht. Steigt der Barcelona-Besucher aus dem Gewirr der Altstadtgassen in die gepflegte Weitläufigkeit der Paseo de Gracia hinauf, trifft er auf extravagante Einkaufspassagen und Gebäude aus der Zeit des „Modernismo“. Die Stiftung Tàpies ist ein zentraler Punkt im pulsierenden Barcelona und eine dieser architektonischen Perlen. Ein „Eldorado“, das neben Tàpies´ Werken die zeitgenössische Kunst international bekannter, noch lebender katalanischer Künstler zeigt. Das rote Backsteingebäude liegt zwischen Paseo de Gracia und Rambla Cataluna im Herzen des alten Stadtkerns. Um überhaupt den Anforderungen eines Museums gerecht zu werden, war ein Umbau unvermeidlich. Es galt hier bestehende, ursprüngliche Elemente mit neuen, modernen Elementen funktionsgerecht zu kombinieren. Ist es Zufall oder Absicht, daß ausgerechnet die Architekten Roser Amadó und Lluis Doménech, Enkel Montaners, mit der Umbauplanung zur Fundación beauftragt wurden? Das Bauunternehmen Sapic war mit der Ausführung betraut, das Ingenieurbüro J. G. y Asociados mit den Gesamtinstallationen. Die Idee für diese Stiftung wurde 1985 geboren und 1987 der Vertrag zwischen der Stadt und Antoni Tàpies besiegelt. Während die Stadt sich um die Umbauarbeiten und deren Vergabe kümmerte, übernahm die Familie Tàpies die Verantwortung für die Bibliothek, Verwaltung und Schenkungen. 1990 wurde das Projekt abgeschlossen, dessen Hauptziel es war, möglichst viel alte Bausubstanz zu erhalten und diese optimal zu nutzen. Es galt die Flexibilität des offenen Grundrisses, die Qualität der natürlichen Beleuchtung, die vorhandene Raumstruktur mit den gußeisernen, 6 m hohen, schlanken Pfeilern ebenso zu erhalten wie die alten hölzernen Regale des Verlagshauses und das sichtbare 29 Im Untergeschoß bleiben Wandfluter und Lüftungsrohre durch die abgehängten Decken unsichtbar. Durch Dimmer läßt sich die Beleuchtungsstärke auf gewünschte Werte zwischen 50 und 200 Lux einstellen. Während Ölgemälde mit bis zu 200 Lux belastet werden können, müssen 50 Lux bei lichtempfindlichen Exponaten ausreichen, um diese vor Lichtschäden zu schützen. Die Strahlungsbelastung wird dabei auf ein Minimum reduziert. Körper wirkt zurückhaltend in seiner Gesamtheit und ist daher gut für Ausstellungen geeignet. Eine Ausnahme bilden die großartigen Strukturen der alten Bücherregale. Da es hier unmöglich war, die alten gläsernen Oberlichter zu erhalten, wurde der Entwurf eines nach Norden ausgerichteten Sheddaches erforderlich, mit vertikalen, leicht zu reinigenden Glasfenstern und einer besseren Kontrolle der Lüftung und des Rauchabzuges im Falle eines Feuers. Dieses nun einheitliche Dach ist mit dem Büchereidach verzahnt, ohne die hölzerne Originalstruktur zu zerstören. Der dritte Körper wird völlig von der Öffnung des Souterrains zum Innenhof beherrscht, der die Ausstellungsräume vom Auditorium trennt und dem Komplex Licht gibt. Ferner gibt es hier einen Zugang von der Ausstellungshalle zur Sonnenterrasse. Das neu konzipierte Treppenhaus mit seinen Treppenaufgängen mutet ein wenig labyrinthisch an und bildet einen Kontrast zur Klarheit des großen, zentralen Ausstellungsraumes, der immer wieder Orientierungspunkt für den Besucher ist. Drei unterschiedliche Gebäudefunktionen lassen sich in der Tàpies- Stiftung ablesen: Das 1. Geschoß beherbergt die Bücherei, Archive, Lager- und Seminarräume sowie den Bereich für Wechselausstellungen. Das zweite, zur Straße gerichtete Geschoß ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich und Sitz der Verwaltung. Im Zwischengeschoß liegen die Garderobe und ein kleiner Buchladen sowie die Kasse. Beleuchtung und Raumakustik gehören zu den grundlegenden Planungen eines jeden Museumsprojektes. Diese zwei Aspekte bedeuten nicht nur strikte funktionale Veränderungen am Bauwerk, sondern können sogar die Gesamtqualität eines Museums in Frage stellen. Aus diesem Grund mußte das Architektenteam hier besonders viel Sorgfalt walten lassen. Der Einsatz von Tages- und Kunstlicht sollte dosiert und funktionell sein. Denn es mußte ja nicht nur eine allgemeine Raumbeleuchtung konzipiert werden, sondern grundsätzlich auch eine geeignete Ausstellungsbeleuchtung. Im Foyer wurde das alte achteckige Oberlicht rekonstruiert, das den Blick auf das Dachkunstwerk freigibt und dem gesamten Raum Transparenz verleiht. Im hinteren Bereich läßt der Ausgang zum Innenhof Tageslicht in die Gebäudeteile, die nicht für Ausstellungen vorgesehen sind. Die Notwendigkeit, die Buntglasfenster der Außenfassade zu schützen, führte zur Entwicklung einer Doppelakustikwand, unterbrochen durch sternförmige Öffnungen, die den Blick auf die farbigen Sternmotive der Glasfenster freigeben. Das bietet zum einen Schutz vor direkter Sonne und ergibt andererseits einen interessanten Lichteffekt. Die Beleuchtung des alten Backsteingebäudes stellte die Architekten Doménech und Amadó vor ein gravierendes Problem. Es kam darauf an, die Wände der Ausstellungsräume aus großer Höhe gleichmäßig zu beleuchten, ohne daß die Lichtquelle für den Betrachter sichtbar ist. Ferner war es von entscheidender Bedeutung, daß zum einen großformatige moderne Kunst illuminiert werden mußte und zum anderen Struktur und Charakter der Bilder und Objekte nicht verfälscht werden durften. Die Entscheidung fiel im Mock-up Raum in Lüdenscheid. Die Architekten waren eigens angereist, um durch eine reale Nachbildung die tatsächliche Lichtsituation in Barcelona zu prüfen. Optec Wandfluter erhellen die Wände nun gleichmäßig und schlierenfrei. Die Bestückung mit HalogenGlühlampen erzeugt Brillanz und Plastizität der ausgestellten Bilder und Objekte. Ein besonders interessantes Beleuchtungssystem wurde für die Bücherei entwickelt. Dieser ungewöhnliche Raum ist geprägt durch die Struktur der alten Pinien-Regale und durch die parallel angeordneten Regalpfosten, die bisweilen moscheeähnliche Impressionen auslösen. Um den Eindruck noch zu verstärken, wurden einfache charakteristische Leuchten mit dichroitischen Lampen extra für die Regale mit den Nachschlagewerken und den dazwischenstehenden Schreibtischen entwickelt. In den Ausstellungsräumen beleuchten Optec Strahler an parallel angeordneten Stromschienen die Objekte akzentuiert. Sie heben z. B. die Materialstrukturen der Tàpies-Bilder hervor „Licht zum Hinsehen“ macht aus der Kunst lebendige Materie. Ein genußvoller Augenschmaus für Kunstliebhaber und alle, die es noch werden wollen. Die gelungene Mischung aus Grund- und Akzentbeleuchtung, aus Tages- und Kunstlicht verspricht einen spannungsreichen Museumsbesuch. SL Ziegelsteinmauerwerk der Außenfassade. Die Veränderungen, die sich innerhalb und außerhalb des Gebäudes in Funktion und Erscheinung allmählich vollzogen, sind bemerkenswert. Viel Feinplanung und deren Ausführung war notwendig - natürlich nicht immer spannungsfrei -‚um ein ehemaliges Privatgebäude, das für die Verlagsarbeit bestimmt war, in ein Repräsentationsgebäude umzuwandeln, dessen neue Aufgabe es ist, Skulpturen und großformatige moderne Kunst zu präsentieren. Die Arbeit zentrierte sich zunächst auf die Betonung der räumlichen Werte des Bauwerkes als ein einziger innerer Raum, aber einer, der so konzipiert ist, daß er gleichzeitig drei verschiedene Bereiche bildet. Die einzelnen Stockwerke wurden neu gegliedert, ohne jedoch das Gesamtbild zu zerstören. Der Hauptkörper verläuft längs der Straßenfront; ein zweiter bildet den großen innenliegenden Teil. Der dritte Körper mit niedrigerer Deckenhöhe liegt innerhalb des Patios. Eine bedeutende Entscheidung war die Nutzung des Erdgeschosses als größte öffentliche Etage. Eigenschaften, wie die eines guten Zuganges und die einer maximalen freien Raumkapazität für Wechselausstellungen, machten die Wahl perfekt. Die erste Etage ist niedriger, weil der Flurbereich die Beleuchtung aufnehmen mußte und der Original-Sockel erhalten werden sollte. Nach der Bestandsaufnahme entschieden sich die Architekten dazu, die erste Etage als Herzstück der Verkehrsflächen zu nutzen. Der zweite 30 31 Schlußlichter ERCO setzt Akzente auf der KSZE-Konferenz Am 19. und 20.Juni 1991 fand im Berliner Reichstagsgebäude die „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) statt. Diese Tagung, an der alle Außenminister der 34 Mitgliedsstaaten teilnahmen, war für Berlin von höchster Bedeutung. Rund 3000 Teilnehmer wurden gezählt, und insgesamt 54 Fernseh- und Rundfunkanstalten 4,50 m Höhe abgehängten Pantrac Lichtstruktur realisiert, von der aus 76 Eclipse Strahler, bestückt mit QR-CB 51 75W, nur die Tischoberfläche ausleuchten. Um diesen Effekt zu erzielen, sind Strahler in einer 14°-Spot-Version gewählt worden, die leicht geneigt in das Pantrac Profil eingesetzt wurden. Mit dieser eleganten Lösung hat auch ERCO seinen Teil dazu beigetragen, daß der Rahmen dieser bedeutsamen internationalen Tagung den gehobenen Diplomaten-Ansprüchen gerecht wurde. Designqualität ausgezeichnet wurden, jedoch nur 19 Produkte eine Auszeichnung für höchste Designqualität erhielten. Auch Emanon wurde mit dieser Auszeichnung geehrt und gehört somit in die Kategorie „Die Besten der besten Design-Innovationen 91“. Damit sieht sich ERCO in seiner Haltung bestätigt, Produkte in erster Linie nach technischen Gesichtspunkten zu entwickeln, d. h., aus der Vielfalt formaler Alternativen, diejenige zu finden, die funktional richtig ist. Diese konsequente Designhaltung veranlaßte auch das Industrie Forum Design Hannover, ERCO für die Entwicklung des Emanon Scheinwerfers zu prämieren. Die Jury wählte Emanon in die Kategorie „Die zehn Besten des Jahres 1991“. Die ausgezeichneten Produkte waren auf der diesjährigen Hannover Messe Cebit und Hannover Messe Industrie in einer iF- Designausstellung zu sehen, die einen Überblick über neueste Trends und Entwicklungen des internationalen Industriedesigns gab. hatten Übertragungen in ihr Programm aufgenommen. Anfang dieses Jahres traten die Bundesbaudirektionen von Berlin und Bonn an ERCO heran. Man wünschte eine speziell für die KSZE-Konferenz entwickelte Sonderbeleuchtung, die für eine angenehme Gesprächsatmosphäre in dem großen Plenarsaal sorgen sollte. Für den in der Mitte des Raumes aufgestellten Konferenztisch wurde eine akzentuierende Beleuchtung gewünscht. Diese Idee der Lichtinsel wurde mit einer in Aluminium-Designpreis für Axis Der englische Architekt Roy Fleetwood entwickelte in den Jahren 1986-1988 im Auftrag von ERCO die weitgehend aus Aluminium hergestellte Lichtstruktur Axis. Jetzt erhielt Axis den englischen Aluminium-Designpreis ´91. Zum sechsten Mal wurde eingeladen zur Aluminium Design Competition „Alexal 91“. Hauptsponsoren und Gastgeber dieses Wettbewerbs sind die „Shapemakers“, eine gemeinsame Organisation der 14 führenden Alumi- nium-Hersteller Großbritanniens, und das Design-Beratungs-Magazin „Engineering“. Der Wettbewerb unterschied zwei Kategorien. Einerseits waren Studenten, andererseits Profis (Ingenieure, Architekten, Designer) zur Teilnahme aufgerufen. Bedingung war, daß die Entwürfe bzw. Produkte jetzt oder in absehbarer Zukunft auf dem Markt erhältlich sind. Die Preisverleihung hat am 12.Juni 1991 stattgefunden. 32 Design-Preise für Emanon Erst zur Hannover Messe dieses Jahres wurde er der Öffentlichkeit vorgestellt und schon aufgrund seines innovativen Designs geehrt: der von Roy Fleetwood entworfene neue ERCO Scheinwerfer Emanon. Das Design Zentrum Nordrhein Westfalen schreibt regelmäßig seit 1955 den Wettbewerb Design Innovationen aus. In diesem Jahr beteiligten sich 405 in- und ausländische Unternehmen mit 921 Produkten, von denen 226 für hohe „Formbeständig 3“ in Japan Seit April dieses Jahres zeigt das Design Center Stuttgart zum dritten Mal seine Jahrespräsentation „Formbeständig“. Im Rahmen dieser Ausstellung werden langlebige Produkte des Alltags vorgestellt, die beweisen, daß Design keine modische Laune sein muß. Auch dieses Mal ist ERCO gleich mit drei Produkten unter den Exponaten vertreten: mit den von Otl Aicher entwickelten Piktogrammen, mit dem schon legendären Tallon-Strah- ler und mit dem Strahler Domotec von ERCO Designer Alois Dworschak. Nun wird die Ausstellung vom 1. Dezember 1991 bis zum 31. Mai 1992 in Kanazawa, Japan, zu sehen sein. Eingeladen hat das 1976 gegründete Ishikawa Design Center, das eine regelmäßige, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Design Center Stuttgart unterhält. iF- Design Award 1991 Seit letztem Jahr vergibt das Industrie Forum Design Hannover einen iF- Preis an eine Persönlichkeit, die sich um das Design besonders verdient gemacht hat. Die Jury wählte dieses Jahr Dr. Rolf Fehlbaum, Vitra-Chef und Gründer des Vitra Design Museums in Weil am Rhein. Fehlbaum steht mit seinem Unternehmen und mit seinen Initiativen beispielhaft da für die Zielsetzung, gutes Design als Unternehmensphilosophie und -strategie um- und durchzusetzen. 60000 Std. Lebensdauer Die Philips Elektronics, N.V., Eindhoven, hat im Mai zu ihrem hundertjährigen Bestehen ein revolutionäres wartungsfreies Lichtsystem für den professionellen Einsatz vorgestellt. Es ist die 85 Watt QL Lampe, die eine Lebensdauer von 60000 Stunden, das entspricht ca. 6,8 Jahren, vorweist. Ihre Brenndauer ist im Vergleich zu Natriumdampflampen sechsmal und zu konventionellen Glühlampen 60mal höher. Sie hängt nur noch von den elektronischen Komponenten ab und basiert auf einem hochfrequentierten Energiefluß, der durch ein Magnetfeld in einem mit Quecksilbergas gefüllten Glaskolben erzeugt wird. Eine schnelle Abnutzung wird ausgeschlossen, da weder Glühwendel noch Elektroden für die Lichterzeugung benötigt werden. Das QL Lichtsystem, das eine hohe Wirtschaftlichkeit zeigt, kostet rund 350 DM und stellt einen Durchbruch in der Lichttechnik dar. ERCO in Japan aktiv Am 3.Juli 1991 gaben der Vizepräsident der Firma TOTO, Shigeru Ezoe (links), und der Geschäftsführer der ERCO Leuchten GmbH, Klaus J. Maack (Mitte, mit Dolmetscher), auf einer Pressekonferenz in Tokio die Gründung des Joint Ventures „Kabushiki Kaisha ERCOTOTO“ bekannt. Ziel des neugegründeten Unternehmens ist es, anspruchsvolle Architekturbeleuchtung in Japan zu vermarkten und später herzustellen. Die Firma TOTO ist in Japan im Architektenmarkt bestens zu Hause, da sie als Hersteller von Sanitärkeramik, Sanitärarmaturen und Elektronik eine marktführende Position bei einem Jahresumsatz von 4 Milliarden DM erreicht hat. Beide Unternehmen sind der Ansicht, daß sich die Architekturbeleuchtung in den nächsten Jahren in Japan außerordentlich positiv entwickeln wird, zumal die Ansprüche an die Architektur sowohl in ihrer Entwurfsqualität als auch in ihrer Ausrüstungsqualität ständig steigen. Dies beweist nicht zuletzt die Otl Aicher gestorben Der Grafiker und Designer Otl Aicher, der vor allem durch die visuelle Gestaltung der Olympischen Spiele 1972 in München internationale Anerkennung fand, ist am 1.September 1991 an den Folgen eines Verkehrsunfalls im Alter von 69 Jahren gestorben. Zusammen mit seiner Frau gründete Aicher 1951 die legendäre Ulmer Hochschule für Gestaltung; er entwarf Erscheinungsbilder für die Firmen Braun, Bulthaup, Lufthansa, ZDF, ERCO u.a. und entwickelte die neue Schriftfamilie „Rotis“. Bekannt wurde Aicher vor allem durch seine olympischen Piktogramme, die heute als grafisches Verständigungsmittel über den Sport hinaus weltweit benutzt werden. ERCO Leuchtstoffleuchtenkatalog ERCO hat seine Produktpalette im Bereich der Leuchtstoffleuchten um sechs neue Produktserien erweitert. Der dazugehörige, 80 Seiten umfassende Katalog ist nach dem Prinzip des Leuchtenprogramms aufgebaut und wird wachsende Zahl europäischer Architekten, die in Japan bauen. Sehr viel Zeit wurde darauf verwandt, das von ERCO beispielhaft entwickelte Corporate Identity Konzept an japanische Gewohnheiten zu adaptieren. Die kulturelle Transformation eines in Europa entwickelten Konzeptes auf japanische Verhältnisse bildet nicht nur im Bereich der Kommunikation, sondern auch im Bereich der Produktentwicklung in der Zukunft eine große und permanente Herausforderung für das neue Unternehmen, um im Markt erfolgreich arbeiten zu können. innoventa Bremen 1991-1993 Innovationen aus dem Bereich des Designs, die zu richtungsweisenden Erfolgen im Markt geführt haben, werden auf der „Ersten Internationalen Design Triennale“ (innoventa) in Bremen präsentiert. Dabei wird Design als ein Prozeß aufgefaßt, der bereits mit der Idee für ein neues Produkt beginnt und sich über Fragen der Gestaltung und Materialwahl fortsetzt; Nutzen und Produktionsweise werden ebenso berücksichtigt wie Einführung im Markt und ökologische Verträglichkeit (z.B. Recycling). Die innoventa begann im Juli ‘91 mit einer Ausstellung über einen Gestaltungswettbewerb. Ziel dieses Wettbewerbes war es, die Bremer Stadtmusikanten als Sympathiebild (Maskottchen) für die innoventa neu zu gestalten. Weitere Veranstaltungen umfassen eine Reihe von international besetzten Symposien und Ausstellungen rund um den Designprozeß. Beendet wird die Veranstaltung, die Bremen in das mediale Zentrum rücken soll, voraussichtlich im Juni ‘93 mit einer Ausstellung, zu der designorientierte Unternehmen aus aller Welt eingeladen werden. demnächst auch in englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache erhältlich sein. Er beinhaltet zum einen die schon altbewährten Leuchtstoffprodukte Downlights für kompakte Leuchtstofflampen, Combinair und Visionair und zum anderen die folgenden Neuheiten: drei Profilsysteme - als Struktur oder Einzelleuchte erhältlich Alca 10, Alca 12 und Alca 12 R, die Einbauleuchte Paratec, die Aufbauleuchte Paravan und die flachere Aufbauversion Parabelle. Erstmalig bietet ERCO nun mit den Serien Paratec und Paravan Leuchten für Bildschirmarbeitsplätze an. In diesem Zusammenhang wurde eine neue Reflektortechnik entwickelt. Die altbewährte ERCO Technik mit Darklightreflektor und einem Abblendwinkel von 30° wurde ergänzt um eine Technik mit hochglänzendem BAP-Reflektor und einem Abblendwinkel von 40°. Das entspricht gemäß DIN 5035, Teil 7, einem Grenzausstrahlungswinkel von 50° und einer maximalen Reflektorleuchtdichte von 200 cd/m2 . Tête à tête Während der Eröffnungsveranstaltung am 6.Juni 1991 wurde Thomas Krens (rechts), Direktor des Guggenheim Museums N. Y. sowie aller Guggenheim Dependancen und Institute, von Hans Hollein persönlich mit der Konzeption und allen Einrichtungen des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt vertraut gemacht. Der Grund: Hollein gewann mit einem spektakulären und eigenwilligen Entwurf den Wettbewerb für den Bau des Guggenheim Museums in Salzburg. Norman Foster baut in Frankfurt Der Londoner Architekt Norman Foster, der u.a. die Hongkong and Shanghai Bank und den Stansted Airport entworfen hat, gewann im Juni den Ideenwettbewerb für ein neues Hochhaus der Commerzbank-Zentrale im Frankfurter Bankenviertel. Dieser rund 700 Millionen Mark teure dreieckige Kubus umfaßt eine Bruttobürofläche von 60000 Quadratmetern. Besonders charakteristisch für Norman Foster sind die versetzten Panoramagärten, die sich am Gebäude entlang ziehen, sowie ein Haus-im-Haus-Prinzip, welches die Trennung verschiedener Funktionsbereiche der Bank verdeutlicht. Baubeginn für das 185 Meter hohe Gebäude soll voraussichtlich 1993 sein. Diplomarbeit bei ERCO März 1990: 50 Design-Studenten aus Halle sind zu Gast bei ERCO (siehe LB 35). Einer von ihnen, Henk Kosche, ist mutig und fragt nach einer Möglichkeit, seine Diplomarbeit bei ERCO schreiben zu können. ERCO ist einverstanden und stellt das Thema: „Dekorative Lichtsituationen in der Architekturbeleuchtung“. Henk Kosches Untersuchungen beziehen sich auf den Aspekt, Licht ästhetisch und technisch sinnvoll einzusetzen. Im praktischen Teil seiner Arbeit entwirft er Leuchten, die genau diesem Anspruch gerecht werden. Betreut wird er von Designer Alois Dworschak (ERCO). An den Korrekturbesprechungen nimmt auch Klaus J. Maack teil. Nun liegt das Ergebnis vor: eine informative, formal beispielhafte Arbeit, die H. Kosches Professor in allen Punkten mit „1“ beurteilt. Dieser Meinung schließt sich ERCO an. Herzlichen Glückwunsch. Handbuch der Lichtplanung Im Frühjahr ‘92 wird ERCO ein neues Buch auf den Markt bringen mit dem Titel „Handbuch der Lichtplanung“. Die Autoren Harald Hofmann, Leiter der Abteilung Lichttechnik bei ERCO, und sein Mitarbeiter Rüdiger Ganslandt haben hauptsächlich für Architekten, Lichtplaner und Studenten ein Arbeitsbuch der Lichtplanung verfaßt. Es handelt sich weniger um wissenschaftliche Grundlagen der Lichttechnik als vielmehr um den praktischen Einsatz von Licht in der Architektur. Im umfangreichen Anwendungsteil, angereichert mit 1500 Zeichnungen, gibt das Buch vielfältige Hilfestellungen für die Planungspraxis. Das Lichthandbuch wird voraussichtlich im Verlag Ernst & Sohn erscheinen. 33 „Die barocke Maskenbühne“, ein theatergeschichtliches Lust- und Lehrstück, inszeniert von dem Düsseldorfer Theaterkollektiv „Theater der Klänge“ nach Ideen aus der barocken „curieusen und theatralischen Tantz-Schul“ von Gregorio Lambranzi: Zum Programm gehört schon vor Beginn der Vorstellung der Blick hinter die Kulissen auf eine Doppelreihe von Schminktischen in dekorativer Umgebung von Kostümen, Accessoires und Requisiten, an denen die Künstler ihre Schminkprozedur nach Protokollnotizen ständig mit dem Spiegelbild vergleichen. Fettschminke für Licht und Schatten, anschließend eine Puderschicht, auf die die Farben gesetzt werden. Das Licht auf den Wangenknochen und die angelegten Schatten für die Falten können nach der Pudermaske nur noch schwer ausgeglichen werden. Warnung vor dem Licht über der Stirn. Die Schwierigkeit liegt in der Dosierung, denn die Schminkmaske muß in der letzten Reihe erkennbar bleiben, darf vorne aber nicht wie eine Leuchtkugel strahlen. E ERCO Leuchten GmbH Postfach 2460 W-5880 Lüdenscheid Telefon 023 51/551-0 Telefax 0 23 51/55 13 00 Teletex 235132