Wissenschaftliche Konzeption des Sonderforschungsbereiches Der SFB 643 „Strategien der zellulären Immunintervention“ besteht seit Juli 2004 und soll im Juli 2008 in die zweite Förderperiode eintreten und sich weiter entwickeln. Das gemeinsame langfristige Forschungsziel bleibt die erfolgreiche Umsetzung immunologischen Wissens in Behandlungsverfahren, die auf einer Manipulation des Immunsystems, d.h. auf Immunintervention beruhen. Die Umsetzung von Ergebnissen der immunologischen Grundlagen- und präklinischen Forschung in die Klinik ist von beträchtlicher sozialer und ökonomischer Bedeutung. Immunologische Mechanismen spielen bei vielen Erkrankungen eine zentrale Rolle. Sie stellen einen Ansatzpunkt zur Entwicklung neuer Therapien von Krebs, entzündlichen und Autoimmunerkrankungen dar, die sicherer, effektiver und billiger sein werden als die zurzeit zur Verfügung stehenden Strategien. In der Konzeption unseres Forschungsverbundes beachten wir weiterhin folgende zwei Leitlinien: 1.) Die modellhafte Entwicklung und Umsetzung (translationale Forschung) von ausgewählten immunologischen Interventionsstrategien in die klinische Anwendung ohne vorgegebene Konzentration auf eine bestimmte Krankheitsgruppe soll im Vordergrund stehen, und 2.) der unmittelbar erkennbare Ansatz für eine klinisch umsetzbare Interventionsstrategie ist das wesentliche inhaltliche Kriterium für den Ein- oder Ausschluss eines Teilprojektes. Dies soll weiterhin die konsequente Vernetzung von Grundlagenforschung und klinischer Medizin sicherstellen und dazu beitragen, in Erlangen die Translationsforschung weiterzuentwickeln. Aus dieser Zielsetzung ergibt sich zwanglos eine logische Gliederung des Forschungsprogrammes in die 3 Projektbereiche, die sich sehr bewährt hat und daher beibehalten wird: A) Immunologische Grundlagen, B) Immunintervention im Tiermodell und C) Therapeutische Applikation. Es spiegelt sich hier der Grundgedanke bzw. die Gesamtstrategie des SFB 643 wider, nämlich möglichst viele Teilprojekte aus dem Grundlagenbereich, wo neue Konzepte entstehen bzw. genauer erforscht werden, über die entsprechenden Tiermodelle im Projektbereich B bis zur therapeutischen Applikation im Projektbereich C zu führen, wobei bei der klinischen Erprobung fast stets auch Fragen und Ideen entstehen, die dann wiederum in den vorangeschalteten Projektbereichen bearbeitet werden (“from bench to bedside and back again”). Dieser bidirektionale und nicht wie häufig angenommen unidirektionale Prozess ist notwendig, erfordert in allen Stufen grundlagenwissenschaftliche Ansätze und in der Phase der Translation zusätzliche nur an manchen Zentren vorhandene Expertise. Wesentlichste Voraussetzung für ein Gelingen ist allerdings ein der Konzeption gerecht werdendes interaktives Umfeld, das sich nur in einem Forschungsverbund wirklich entwickeln kann. Effektive immuntherapeutische Ansätze zur Behandlung von Tumoren und Infektionskrankheiten erfordern eine Stimulation der Immunantwort, aber zusätzlich – wie zunehmend evident wird - auch eine Interferenz mit suppressiven Mechanismen. Umgekehrt erfordert die Therapie von entzündlichen Erkrankungen, einschließlich Autoimmunerkrankungen, allergischen Erkrankungen und von Transplantationsreaktionen immunsuppressive Strategien (welche auch auf Erkenntnissen über die natürlichen, von Mikroben oder Tumoren verwendeten suppressiven und „escape“ Mechanismen beruhen können). Entsprechend der prinzipiellen Kategorien der Immunintervention (Stimulation vs. Suppression und antigen-unspezifisch vs. -spezifisch) ergeben sich vier thematische Gruppen, nämlich I) die Immunstimulation durch Aktivierung des angeborenen Immunsystems (z.B. der Natürlichen Killer Zellen), II) die Antigen-spezifische Immunstimulation über das erworbene Immunsystem (entweder aktiv über Antigenpräsentation durch Dendritische Zellen im Sinne einer Impfung oder passiv durch den Transfer von T- oder B-Lymphozyten oder deren Produkte, d.h. Zytokinen oder Antikörpern), sowie III) die Antigen-unspezifische, aber an selektiven Targets angreifende Immunsuppression und IV) die Antigen-spezifische Toleranzinduktion, die von einer klinischen Umsetzung nicht zuletzt auch wegen der potentiellen Gefahren noch am weitesten entfernt ist und z.B. durch Antigen-spezifische regulatorische T-Zellen vermittelt werden könnte. Eine weitere fünfte Kategorie würde die therapeutische Blockade unerwünschter, von Mikroben und Tumoren verwendeter immunregulatorischer Mechanismen umfassen. Aus der konsequenten Ausrichtung auf ausgewählte Strategien und die klinisch-experimentelle Forschung erwarten wir besondere Potentiale wie z.B. einen Beitrag zur Stärkung der in Deutschland noch unterrepräsentierten translationalen Forschung mit der Chance, Grundlagenund klinische Forschung produktiv miteinander zu verzahnen („from bench to bedside and back again“) und dringend benötigte „Clinical Investigators“ mit der Fähigkeit, sich zwischen klinischer Applikation und Grundlagenansatz hin- und herzubewegen, zu rekrutieren sowie auszubilden und dabei auch die sonst nur begrenzt gegebene Gelegenheit zur theoretischen sowie praktischen Erfahrung im regulatorisch anspruchvollen GCP (Good Clinical Practice) und GMP (Good Manufacturing Practice) Umfeld zu bieten. Diese speziellen Inhalte unseres SFB 643 sollen Doktoranden nebst den allgemeinen Inhalten im Rahmen eines jetzt beantragten integrierten Graduiertenkollegs vermittelt werden. Im Sinne einer vertieften Weiterbildung sollen diese Möglichkeiten auch ausgewählten interessierten Ärzten / Ärztinnen angeboten werden, die (nur) durch die Verfügbarkeit der Rotationsstellen wie bereits in der ersten Förderperiode translationale (oder auch präklinische) Forschung auf hohem wissenschaftlichen Niveau in einem für die Problemstellung notwendigen Verbund ausüben können.