Inspirierende Unikate

Werbung
Farbe + Gestaltung
1 Oben: Der zweite Preis in der
Kategorie »Wohn- und Geschäftshäuser« wurde für die Umgestaltung dieses Hamburger Mehrfamilienhauses vergeben.
2 Links: Der erste Preis in dieser
Kategorie ging an einen kubischen
Neubau in Mainz in der Farbe
Grünschwarz.
Inspirierende Unikate
Die 14 Gewinner des 24. Deutschen Fassadenpreises zeigen einmal mehr: Gute
Gestaltung entsteht aus dem Wesen der Aufgabe, wächst an der freien, oft spielerischen
Wahl der Mittel und entfaltet sich in der Kunstfertigkeit der Umsetzung.
Am 9. September wurden die Preisträger mit 23 600 Euro Preisgeldern ausgezeichnet.
V
on diesem Wettbewerb um die vorbildlich
gestaltete Gebäudehülle erhoffen sich immer
mehr Planer Inspirationen für bauliche Standardsituationen, für ungewöhnliche Unikate und allgemeine
Entwicklungen im Fassadendesign. So viel vorweg: Der
Jahrgang 2015 erfüllt diese Erwartungen auf hohem
Niveau. Die 14 Preisträger in den sechs Objektkategorien des Deutschen Fassadenpreises und die vier Gewinner des Österreichischen Fassadenpreises ließen die 13köpfige Fachjury mit ihrem Mut, obligatorische Wege
zu verlassen, ebenso aufhorchen wie mit ihrem Gespür
für die Feinheiten, die zu stimmigen Ergebnissen führen. Die Macher der 18 Preisträgerobjekte – Architekten,
Farbgestalter, Handwerker und Bauherren – hatten sich
im Feld von fast 400 Einreichungen durchgesetzt. Sie
feierten ihren Erfolg auf Gut Havichhorst bei Münster.
14 Objekte in fünf Kategorien sowie ein Förderpreis
Den ersten Preis in der Kategorie »Wohn- und
Geschäftshäuser« sicherte sich ein Neubau in Mainz.
Der schlichte Kubus wurde mit reizvoller ansprechender
52
Putzstruktur und einem selten gesehenen Grünschwarz
architekturbezogen gestaltet. H. Gies Architekten,
Mainz und Baudekoration Reinhardt, Bad Kreuznach
können sich über diese Auszeichnung für ihre Ausführungs- und Planungsarbeit freuen. An Architekt Ralf Kalläwe und Jörg Geffke Malermeister (beide Hamburg)
ging der zweite Preis für ihre Umgestaltung eines Hamburger Mehrfamilienhauses. Das Büro Sörensen Architektur und der Malerbetrieb Scholz wurden für ihre
Akzentuierung eines achtgeschossigen Laubenganghochhauses mit dem dritten Preis prämiert.
In der Sparte »Öffentliche Gebäude« überzeugte ein
neu erbautes Familienzentrum in Rodgau mit seinem
dezenten Farbkonzept auf lebhaften Putzstrukturen
und starkfarbigen Betonungen. Tm-es Architekten (Berlin) und Franco und Sohn Baudekoration (Rodgau) wurden mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Explosives Farbmosaik
Die Kategorie »Industrie- und Gewerbebauten« sah in
2015 so viele niveauvolle Einreichungen wie selten
ausbau + fassade 11.2015
Fassadenpreis
3 Sieger »Öffentliche Gebäude«: Ein neu erbautes Familienzentrum in
Rodgau mit dezentem Farbkonzept auf lebhaften Putzstrukturen.
zuvor. Gleich zwei Gestaltungen hob das Preisgericht
auf den ersten Platz. In Erlangen ist eine Kaufhoffassade
mit Winkelprofilen überformt worden. Die vertikal und
horizontal angebrachten feinen Streben wirken wie farbige Fäden, die eine Webstruktur formen – eine elegante Gestaltung, für welche die Architekten die A.ml
und Partner aus Nürnberg und die Firma Stiegler aus
Schwabach den ersten Preis erhielten.
Völlig anders, doch in Idee und Ausführung ebenbürtig, beurteilte die Jury das explosive Farbmosaik, das seit
Kurzem einen Block des Müllheizkraftwerks in Ludwigshafen ziert. 74 effektvolle Farbtöne wurden hier virtuos
und mit starker Ausdruckskraft ineinander verzahnt.
Dieser erste Preis würdigt den Entwurf der Berufsfachschule Technik 2 (Ludwigshafen), den Mut der Bauherrin, der GML Abfallwirtschaftsgesellschaft, und die Ausführung durch die Künstlergesellschaft Strauss und
Hillegaart (Cottbus). Bismark Architekten (Algermissen)
und die Firma Maltec Johannes Temps (Neustadt) nahmen einen zweiten Preis mit nach Hause. Sie hatten das
triste Raster einer Porenbetonhalle in Hannover mit
einer gelungenen grafischen, farbigen Gestaltung
belebt.
Abstrahierte Wasserwelle
Mit dem Förderpreis für »künstlerische und designbetonte Arbeiten« zeichnet der Wettbewerb Gestaltungen aus, die im Außenraum für Aufsehen im eigentlichen Wortsinn sorgen. In 2015 schweift der Blick im
Angesicht des einzigen Preisträgers elf Stockwerke
hoch: Auf einem Hochhaus in Senftenberg hat die
Künstlergesellschaft Strauss und Hillegaart eine abstrahierte Wasserwelle in großen Farbpixeln entwickelt, die
den massiven Riegel belebt und eine visuelle Verbindung zum dahinterliegenden See herstellt. Die Cottbuser konnten damit gleich doppelt beim Deutschen
Fassadenpreis 2015 punkten.
In der Kategorie »Historische Gebäude und Stilfassaden« sprach die Jury den ersten Preis der Arbeit zu, die
Wolff Architekten aus Berlin und die Malerfirma Maxin
5 ... diesem explosiven Farbmosaik, das seit kurzer Zeit einen Block
des Müllheizkraftwerks in Ludwigshafen ziert. 74 effektvolle Farbtöne
wurden hier virtuos ineinander verzahnt.
www.ausbauundfassade.de
4 Bei den »Industrie- und Gewerbebauten« teilte sich diese
elegant gestaltete Kaufhof-Fassade den ersten Preis mit ...
6 Zweiter Platz bei den »Öffentlichen Gebäuden«: Hier wurde
das triste Raster einer Porenbetonhalle in Hannover mit einer
gelungenen grafischen, farbigen Gestaltung belebt.
53
Farbe + Gestaltung
7 Der »Förderpreis für künstlerische und designbetonte
8 In der Kategorie »Historische Gebäude und Stilfassaden« siegte ein
Arbeiten« wurde für dieses Hochhaus in Senftenberg verliehen. Stralsunder Gebäude in Goldocker mit interessanter Putzstruktur.
aus Stralsund an einem Gebäude in der Stralsunder Altstadt geleistet hatten: Goldocker auf interessanter Putzstruktur wurde hier mit konzeptionell gewählten Akzenten in Weiß und Rot kombiniert. Der zweite Preis
würdigt die gestalterisch klug gelöste Sanierung eines
Fertighauses aus den 1950er-Jahren in Düsseldorf. Das
Besondere daran: Es ist aus Stahl und nur in kleiner Auflage gefertigt worden. Turck Architekten und der Malerbetrieb S. Wild, beide Düsseldorf, hatten sich an diese
seltene Aufgabe gewagt. Weiss Malerwerkstätten (Düsseldorf) und der Bauherr, der Neusser Bauverein, erhielten für ihre Gestaltung einer Gründerzeitfassade in
Neuss den dritten Preis.
Fein ausgeführte Kammzugtechnik
Im Wettbewerbsfeld WDVS-Fassaden wurden 2015 drei
Gewinner prämiert, die außenseitige Dämmung auch
als wirkungsvolles Gestaltungsmittel begreifen. Hierbei
würdigt der erste Preis die Gebäudehülle eines streng
kubisch geformten Einfamilienhauses in Berlin. Die
dabei eingesetzte Kammzugtechnik hat die Firma »Die
9 Der Sieger bei den »WDVS-Fassaden«: die Gebäudehülle eines streng
kubisch geformten Einfamilienhauses in Berlin.
54
Handwerker für Berlin und Brandenburg« mit Sitz in der
Hauptstadt handwerklich fein ausgeführt. Wie sich die
Gliederung einer Bestandsfassade unter anderem mit
verschiedenen Dämmplattenstärken und entsprechenden Farbakzentuierungen noch feiner herausarbeiten
lässt, macht der Gewinner des zweiten Preises vor: Für
ihre kluge Neugestaltung eines Düsseldorfer Wohnund Geschäftsgebäudes aus den 1950er-Jahren wurden
Baumodul Architekten und Robert Wingen Stuck + Putz,
beide aus Köln, geehrt. Die Firma B und R Bau Fassadentechnik und Blauraum Architekten (beide Hamburg)
haben die Außenansicht einer weitläufigen Wohnanlage der Hansestadt charakterstark interpretiert und
bekamen den dritten Preis zugesprochen.
Mehr zu den Gewinnern und zum Österreichischen
Fassadenpreis im Internet: www.fassadenpreis.de
10 Der zweite Preis wurde für diese Neugestaltung eines Düsseldorfer Wohn- und Geschäftsgebäudes vergeben.
Fotos: Brillux
ausbau + fassade 11.2015
Herunterladen