Pränatale Magnesiumgabe: Wann ist der beste Zeitpunkt? Turitz AL et al. Proximity of magnesium exposure to delivery and neonatal outcomes. Am J Obstet Gynecol 2016; 215: 508.e1–508.e6 Die Gabe von Magnesiumsulfat bei Frauen mit drohender Frühgeburt kann bei ihren Kindern in der Folge die Häufigkeit einer infantilen Zerebralparese senken. Eine Reihe von Studien hat dabei die optimale Dosierung und Dauer der Verabreichung untersucht, aber zum optimalen Zeitpunkt gibt es bislang nur wenige Erkenntnisse. Medizinerinnen der Columbia University haben das nun untersucht. 104 Frauenheilkunde up2date 2017; 11 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Studienreferate Insgesamt 906 Kinder gingen in die Auswertung ein. Die Wissenschaftlerinnen teilten sie in 2 Gruppen ein: ▪ Kinder von Müttern, die bis maximal 12 h vor der Geburt Magnesiumsulfat erhalten hatten (n = 338; Gruppe 1), und ▪ Kinder von Müttern, die bis weniger als 12 h vor der Geburt Magnesiumsulfat erhalten hatten (n = 568; Gruppe 2). Zwischen diesen beiden Gruppen verglichen sie dann als primären Endpunkt die Häufigkeit einer infantilen Zerebralparese im korrigierten Alter von 2 Jahren. Sekun- Frauenheilkunde up2date 2017; 11 däre Endpunkte umfassten nur moderate und schwere Ausprägungen gemäß dem Gross Motor Function Classification System und ein Kompositum aus moderater/ schwerer Zerebralparese und Tod. Bei den sekundären Endpunkten fanden sich keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. FA ZIT Bei insgesamt 28 Kindern (3,1 %) wurde eine infantile Zerebralparese diagnostiziert, davon gehörten 15 zur Gruppe 1 und 13 zur Gruppe 2 (4,4 vs. 2,3 %). Nach Adjustierung im Hinblick auf ethnische Herkunft, Schwangerschaftsvorsorge, Parität, Präeklampsie, Magnesiumsulfat-Gesamtdosis, Art der Entbindung, Gestationsalter bei der Geburt und Sepsis errechnete sich ein mehr als halbiertes Risiko für Kinder der Gruppe 2, an einer infantilen Zerebralparese zu erkranken (Odds Ratio 0,41). Diese Verminderung war allerdings statistisch nicht mehr signifikant, wenn das Intervall zwischen Ende der Magnesiumgabe und Geburt nicht dichotomisiert, sondern als kontinuierliche Variable eingegeben wurde. Magnesiumsulfat schütze also Frühgeborene vor einer Zerebralparese, wenn der Abstand zur Geburt < 12 h beträgt, so die Autorinnen. Wie lang er aber maximal sein darf, bleibt nach diesen Daten unklar, denn bei Eingabe des Intervalls als kontinuierliche Variable geht die statistische Signifikanz des Zusammenhangs verloren. Auf alle Fälle, so Turitz et al., sollte bei mehr als 12 h zurückliegender Magnesiuminfusion diese wieder gestartet werden, wenn die Entbindung unmittelbar bevorzustehen scheint. Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim 105 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Amy Turitz und ihre Kolleginnen haben dazu eine sekundäre Auswertung einer randomisierten Studie vorgenommen, die den Einsatz von Magnesiumsulfat zur Prävention einer infantilen Zerebralparese untersuchen sollte. Sie berücksichtigten dabei nur Frauen aus der Magnesiumgruppe, für deren Kinder Nachbeobachtungsdaten bis mindestens zum 2. Lebensjahr verfügbar waren.