S ch i e fe r E n t r ée Veranstaltungszentrum für einen Schieferhersteller in Mayen Diplomarbeiten an der Fachhochschule Mainz Prof. Jürgen Braun 2008/2009 Zur Aufgabe In der Osteifel wird schon seit der Römerzeit Schiefer gefördert. Seit 1793 macht dies die Firma Rathscheck in Mayen bei Koblenz. Unter Tage wird der Schiefer in einer Tiefe („Teufe“) von bis zu 340m abgebaut. Über Tage werden die Blöcke gesägt, gespalten und die Platten zugeschnitten. Daraus entstehen die Rathscheck Schiefer- und Dach-Systeme. Seit langem finden alle zwei Jahre die „Schiefertage“ statt, eine Großveranstaltung, die an zwei Tagen über 3.000 Besucher auf das Werksgelände lockt. Am Architektentag kommen jeweils über 800 Architekten um sich über den Baustoff Schiefer und seine Anwendungsmöglichkeiten zu informieren. Als Marktführer in Deutschland möchte Rathscheck die räumlichen Bedingungen für die Begegnungen mit ihren Kunden deutlich verbessern. Das Unternehmen schreibt dazu: „Hier gewinnen wir Moselschiefer (übrigens einer der ältesten Markenzeichen Deutschlands, denn es gibt schon urkundliche Erwähnungen im 16. Jahrhundert) und fertigen daraus ausschließlich die Altdeutsche Deckung. Alle anderen Formate - also auch die modernen Deckarten - vermarkten wir unter den Markennamen InterSIN und ColorSklent. Die Vorkommen für diese Marken liegen im Ausland (überwiegend Spanien, aber auch Asien oder Amerika). Wir arbeiten mit internationalem Hintergrund. Der Absatzmarkt ist schon lange nicht mehr nur Deutschland sondern ebenfalls international. Der Weltschiefermarkt spielt sich hauptsächlich in Europa ab. In allen wichtigen Schieferländern Europas sind wir folglich aktiv. Unsere Besucher kommen deshalb häufig auch aus dem Ausland.“ Dazu sollte jenseits des östlichen Randes des bestehenden Firmengeländes und östlich der Sankt-Barbara-Straße ein multifunktionales Veranstaltungszentrum geplant werden. Über die temporären Schiefertage hinaus soll dieses Gebäude das Erscheinungsbild der Firma verbessern und Alltagsaufgaben übernehmen können. Inhaltsverzeichnis Wichtigstes Element des Raumprogramms war ein großer Saal. Mit ihm zusammen sollte ein kleines Museum entstehen. Es sollten optimale räumliche Bedingungen für die dort stattfindenden Veranstaltungen entstehen. Die Industrie als Bauherr verlangt zudem die Planung und Errichtung wirtschaftlicher und effizienter Gebäude für ihre Zwecke. Dieses Verlangen ist keine Einschränkung, sondern Bestandteil der Anforderungen. Dem Bauherrn ist bei dieser architektonischen Aufgabe auch der Einsatz eigener technologischer Entwicklungen wichtig, die im Bauwesen Anwendung finden können. Dazu gehört die Anwendung des vor Ort geförderten Materials, zumindest in Teilbereichen. Besonders neuartige Verlegearten und Anwendungstechniken sollen dafür berücksichtigt werden. Der Bauherr steht sogar innovativen Schieferanwendungen aufgeschlossen gegenüber. Es sollte bei dieser Aufgabe exemplarisch herausgearbeitet werden, dass auch traditionsreiche Baustoffe Elemente moderner Architektur sein können. Dabei soll ablesbar sein, dass eine von Architekten geplante Gestalt nicht autonom ist, sondern auf Funktion und Konstruktion gründet und einen Dialog mit der Umgebung eingeht. Anke Bender Dennis Cordery Justina Czerwinski Jonas Dimter Kaweh-Kristian Ebrahimi Golya Esmaili Sina Frank Nicole Hahn Sascha Hammel Mathias Hennig Marco Hens Hannah Keßeler Ceren Kiraz Sarah Kischkewitz Orsolya Magyary Anna Malcharczyk Ante Marincic Johannes Müller Alexander Nordmann Stefan Paulus Luigi Pennella Sabine Rücker Melanie Schmiede Krysztof Slupik Ulrike Spiekermann Frank Teichgräber Melinda Vass Tim Wachal Stefan Weitzel 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Prof. Dipl.-Ing. Jürgen Braun Dank Besonderer Dank gilt der Firma Rathscheck Schiefer und DachSysteme in Mayen und unseren dortigen Ansprechpartnern, Herrn Ackermann und Herrn Rummel. Durch ihre Mitwirkung konnte eine so praxisnahe Aufgabe formuliert werden. Eine großzügige Spende der Firma Rathscheck hat zudem diese Broschüre ermöglicht. Redaktion Dipl.-Ing. (FH) Sina Frank Dipl.-Ing. (FH) Sandra Kuhn Titelbild: Alexander Nordmann 3 SchieferEntrée Das vorgesehene multifunktionale Veranstaltungszentrum soll durch Aufnahme der Fluchten der Gebäudekanten die Trennung durch die St.-Barbara-Strasse aufheben und somit den östlichen Abschluss des Firmengeländes bilden. Aus- und Einblicke sind auf das Firmengelände ausgerichtet. Eine klare städtebauliche Struktur ist den strukturlosen Baukörpern gegenüberzustellen. Ziel des Entwurfs ist ein multifunktionales Gebäude, welches durch sein Erscheinungsbild und durch das Erschließungssystem das vorhandene Schieferbergwerk imitiert. So soll durch das Absenken des kompakten Gebäudes und der damit verbundenen äußeren Erschließungswege der Abstieg in ein Bergwerk nachempfunden werden (= SchieferEntrée). 4 Der Besucher soll praktisch in das Gebäude entlang einer Leitwand durch eine schmale Öffnung hineingesogen werden und gelangt in einen ungeahnt großzügigen Innenbereich. Durch das passgenaue Einfügen des Baukörpers in die Fuge zwischen den Produktionsgebäuden entsteht eine sichtbare Zugehörigkeit des Neubaus zum Bestand und kein Solitärbau. Der klare Baukörper wirkt wie ein ausgebrochener Schieferblock. Durch Rücksprünge in der Fassade und einer Höhendifferenzierung werden Eingang, Zonierungen und Dominanz der Nutzungseinheiten angezeigt. Es ist somit etwas in seiner Erscheinung Neues, was sich aber in seiner Lage und seine Höhe an den Bestand anpasst. Im Inneren teilt sich das Gebäude in folgende verschiedene Bereiche: - Zwei Massivriegel = untergeordnete Räume, bilden den Eingangsblock - Fuge = das Foyer mit Galerie - Obergeschossriegel = Ausstellung und Büros - Mehrzwecksaal - Mehrzwecksaal Andienungsräume = Projektionsraum, Stuhllager und Anrichte mit Theke zum Foyer - Besucherbereich = zwei Kauen und ein Lagerraum Anke Bender TECHNIK FH MAINZ 5 Schiefe(R)- Event- Halle Die Lage des Baukörpers im Raum orientiert sich zum einen an den Topographischen Gegebenheiten, zum anderen am Bestand der Werksgebäude unter Bezugnahme des Ausblicks auf den südlich gelegenen Förderturms. Dabei wird unweigerlich die Baukörperform, mit seinen um 1,5 Grad Richtung Innenraum geneigten, zueinander verdrehten Wänden und der markanten Satteldachkonstruktion, wahrgenommen. Die Dachformen des Bestands werden aufgegriffen und interpoliert, sodaß eine Dachform im Einklang mit der Umgebung entsteht, welche die architektonische Gestalt der Wände auf dem Dach fortsetzt. Die Formensprache des Baukörpers kennzeichnet durch die großformatigen 6 Faltungen der Wandflächen den Ursprung des Materials Schiefer, wie es Unter Tage in Blöcken aus dem Berg gestemmt wird, die Rechteck-DoppelDeckung das Ende der Produktionskette zu den handelsüblichen Schieferplatten. Der größtformatigste Teil der Schieferförderung, die Schieferblöcke, wird mit dem Kleinstformatigen eingedeckt. Eine Architektur aus Schiefer! Dennis Cordery TECHNIK FH MAINZ c c b b c c Saal insg. 611,63 qm (geteilt 389,11 qm zu 222,52 qm) +0,00 m - T 90 Stuhllager 26,43 qm HAR 19,50 qm Projektionsr. 10,00 qm T 90 Garderobe 20 qm Foyer + Windfang 159,28 qm beh.WC 4,26 qm Lüftungsraum 51,64 qm Übersetzerr. 16,50 qm WC D 27,20 qm T 90 T 90 a a +0,00 m Austtellung OG 123,49 qm Anrichte 36,43 qm a a +4,025 m beh.WC 4,32 qm WC H 23,88 qm T 90 WC D 6,80 qm WC H 3,84 qm +0,00 m - Ausstellung EG 182,60 qm +0,00 m Weißkaue 2 40,62qm Archiv abtrennb. 25,36 qm -0,78 m Büro insg. 55,72 qm +4,025 m Windfang 8,8 qm Bistro 27,76 qm -0,78 m +0,00 m - Büro abtrennb. 30,36 qm WC 6,72 qm Lager 1 20,65 qm +0,00 m - Lager 2 14,52 qm Besprechungsraum 61,74 qm Loggia innen 27,76 qm Weißkaue 1 34,55 qm Teeküche 5,89 qm -0,78 m -0,39 m Loggia 41,48 qm WC D 14,6 qm +4,025 m WC H 10,69 qm b -0,78 m b -0,78 m +0,00 m - 7 SchieferEntrée Entwurfskonzept Grundgedanke ist die Systematik des Schieferabbaus im Bergwerk mit drei wesentlichen Motiven: Aufzug - vertikale Erschließung Sohlen - horizontale Erschließung Kammern - Abbau/Funktion Diese Systematik wird sinngemäß an der Erdoberfläche gespiegelt. Aus dieser Konzeption ergibt sich ein dynamischer Teil, der Erschließungskörper, und ein statischer Teil,die Funktionsbereiche. Lage im Raum Der Neubau fügt sich städtebaulich ein und komplettiert den Bestand funktional und formal. Dafür wird im Norden die Flucht des Schulungsgebäudes, im Süden die der Säge-, Spalt- und Zuricht- 8 halle aufgenommen. Nach Osten hin bildet der Neubau einen räumlichen Abschluss des Werkgeländes, nach Westen ein Pendant zum Werkshof. Freiflächen Durch die Zuwegung findet der Baukörper „Halt“, in Längsrichtung durch die Verbindung zur Ausstellungsfläche und zum Parkplatz. In Querrichtung bilden sich Vorplätze, die auf die Eingänge hinweisen und Verknüpfungen zum Parkplatz und Werksgelände herstellen. Erschließung Die äußere Erschließung wird durch die Baukörpergliederung ablesbar und durch die Freiflächen markiert. Die innere Erschließung findet im mittleren Gebäudeabschnitt statt. Er ist der dynamische Gang, der die horizontale und vertikale Erschließung und die Ausstellung beinhaltet (Begegnung und Interaktion). Eine intuitive Orientierung wird so ermöglicht. Konstruktion und Material Die statischen Bereiche sind massiv mit Schiefer bekleidet,der dynamische Bereich ist ein filigraner Glaskörper. Es ergeben sich so zwei verschiedene Raumempfindungen. Für die statischen Bereiche leise und blickgeschützt, in sich ruhend auf die Funktion konzentriert, für den dynamischen Bereich laut und einsehbar interaktiv mit dem Außenbereich und der Umgebung verbunden. Justina Czerwinski TECHNIK FH MAINZ 5.50 17.62 a 8.74 b 5 5.47 4 c 6 7 8 38.3 36.48 9 d 9 3 Veranstaltungsbereich: 15 15 1 Foyer mit Windfang 2 Garderobe 3 Mehrzwecksaal 4 Stuhllager 5 Lager 6 Anrichte 7 Hausanschlussraum 8 Raum für die Lüftungsanlag 9 WC- Anlagen 14 14 d 2 a 12 7.30 1 13 b 13 M 1: 200 Projektions- und Übersetze 11 Archiv 12 Vorraum Aussenzugang 13 WC- Anlage 14 Weisskaue 15 Lagerraum c Bergwerksbesucherbereich: Grundriss EG 10 9 SchieferEntrée Das Architekturkonzept besteht in der Herstellung eines gemeinsamen Werkshofes zwischen Bestand und Neubau durch Aufnahme der bestehenden Gebäudekanten: Hofbegrenzung Das zum Werksgelände gehörende Neubaugrundstück wird nicht als integriert wahrgenommen, sondern lediglich als Nachbargrundstück. Hoferweiterung Der neue Hof wird weiterhin von den bestehenden Werksgebäuden gebildet. Er findet seine Einfassung mit den verlängerten Kanten des Bestandes und seinen Abschluss mit denen des Neubaus. Die Gebäudekanten der Bestandsgebäude sind also im Neubau aufgenommen und die ehemalige Hofbegrenzung ist damit aufgehoben. Hofneubildung Das Neubaugrundstück wird nicht mehr als Hofnachbar verstanden, sondern als selbstverständliche Hofergänzung über die zuvor als Barriere wahrgenommene Strasse hinweg. Es ergibt sich eine räumliche Trennung zwischen Werksgelände und NichtWerksgelände. Ein neuer gemeinsamer Werkshof ist entstanden. Torwirkung Durch die räumliche Nähe zwischen Bestandsgebäude und Neubau entsteht eine Engstelle. Passanten nehmen diese Engstelle als eine Schleuse wahr, die nach deren Durchquerung im neuen Betriebshof aufgeweitet wird. +8,82m +3,30m +/-0,00m -3,00m 10 Jonas Dimter TECHNIK FH MAINZ 33,90 b b b b a a = 6,27 b = 6,78 3,905 a a 66,605 a $"&" %-.,* a a a = 6,27 a a 13,105 11 MONOLITH Das neue Veranstaltungs- und Ausstellungsgebäude der Firma Rathscheck entsteht östlich des Firmengeländes in Form einer autonomen Gebäudeeinheit und stellt sich in bewusster Distanz zum benachbarten Werksgelände als Solitär dar. Der Monolith, der insgesamt drei Geschosse unvermittelt miteinander verbindet, ragt als massiver Schieferblock aus dem Grund. Ausgehend von einem ursprünglich massiven Schieferblock verändert sich die Kubatur des Quaders mit der Zeit unter Witterungseinflüssen und sprengt einzelne Teile ab. Seine äußere Erscheinung lässt zunächst keine Schlussfolgerung auf die 12 Nutzungsverteilung im Inneren des Gebäudes zu. Die strenge Gestaltung der Fassade wird durch strukturierte Fassadenelemente belebt. Die Eingangssituation wird durch einen tiefen Spalt im Gestein markiert und ist aus der traditionellen Bearbeitung des Gesteins mit Schlägel und Eisen und der sich daraus ergebenden Formensprache abgeleitet. Der Zugang des Monoliths verengt sich trichterförmig in Richtung des Eingangs und verstärkt dadurch das Gefühl der Enge. Diese Raumwahrnehmung findet ihr Extrem im spärlich beleuchteten Windfang und steht im Kontrast zum lichtdurchfluteten gebäudehohen Foyer. Von diesem Foyer als Mittelpunkt schließen sich die Hauptnutzungsbereiche an. Die Anordnung ist hierbei jeweils um 15° gedreht und verzerrt somit das Innere des Quaders. Kaweh-Kristian Ebrahimi TECHNIK FH MAINZ 13 SchieferEntrée Nach einer Begehung des Bergwerks und Recherchen über die Entwicklung des Schiefers, hat sich ein Merkmal heraus kristallisiert. DIE BEWEGUNG. Tage schafft. Eine kontinuierliche Wegeführung verbindet die Gebäudeebenen unter der Erde, auf der Erde und über der Erde miteinander. Einmal die Bewegung unter Tage mit einer auf- und absteigenden Wegeführung sowie die Bewegung die der Schiefer im Laufe der Jahre durchlebt hat: Von der Waagerechten Ablagerung bis hin zur senkrechten Abtragung. Durch die sich stetig verändernde Außenhülle des Baukörpers, mit wechselnden Neigungen von Dach und Wand, erweckt jede Ebene einen anderen Raumeindruck und Atmosphäre. Dies betonen gezielt gesetzte Fassadenöffnungen, die natürliches Licht aus allen Himmels und Luftrichtungen einfangen und eine natürliche Belüftung gewährleisten. Wege und Räume werden von unterschiedlich inszenierten Lichtempfindungen begleitet und erzeugen ein spannendes und abwechslungsreiches Schattenspiel. Die Essence daraus ist die Planung eines Gebäudes dessen innere Struktur und äußeres Erscheinungsbild diese Bewegung verdeutlicht. Entstanden ist eine Assoziation mit dem Bergwerk, dessen Ablauf einen inhaltlichen Bezug zum Prozess unter 14 Die Übereinstimmung von Form und Inhalt führt zu einem Baukörper mit moderner Formensprache. Dessen Schieferfassade Bezug zu dem Vorort geförderten Material aufnimmt und dem massiven, skulpturalen Baukörper in Verbindung mit Glas und Titanblech dennoch Leichtigkeit verleiht. Golya Esmaili TECHNIK FH MAINZ 15 SchieferEntrée LEITGEDANKE Das Leitmotiv dieses Entwurfs ist ein Cluster. Dieser ergibt sich aus der baukörperlichen Trennung von Funktionen, um deren jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden. Ebenso sollen mittels gleichzeitigen Verbindens der Bereiche multifunktionale Zusammenspiele ermöglicht werden. STÄDTEBAULICHE BEZÜGE Zur Einfügung des Neubaus in das bestehende Ensemble aus vorwiegend Industriehallen und Bürogebäuden, nimmt dieser vorhandene Gebäudekanten und Höhen auf und schließt durch die Anordnung von drei Baukörpern, die in O-W-Richtung geschichtet sind, das Gelände östlich ab. Die vorhandene Erschließungsachse führt in einer Wege-Platz-Struktur zum Haupt- 16 eingang des Neubaus und weitet sich dort zu einem Vorplatz aus. BAUKÖRPER / FUNKTIONEN Das Veranstaltungszentrum gliedert sich in drei Baukörper, die in ihrer Höhe und Materialität differenziert und additiv gefügt sind. Der „öffentliche“, eingeschossige Baukörper beherbergt Foyer, Bistro und Ausstellung, ist den anderen Bereichen vorgelagert und verkörpert mit Vordach und Vorplatz das Entrée. Er dient dem Ankommen und Verteilen. Der Saal ist als „halb-öffentlicher“ Baukörper im N-O angeordnet, der Ausstellung/Foyer zuschaltbar und separat von Außen zu erschließen. Der „private“, dienende Bereich bildet den dritten Baukörper, ist zweigeschossig und beherbergt alle Nebenräume. MULTIFUNKTIONALITÄT Das Verändern und Zuschalten von Flächen je nach Veranstaltungsart und –größe erfolgt im Bereich des Foyers, der Ausstellung sowie dem Saal. Alle drei Bereiche lassen sich getrennt und in versch. Weise kombiniert nutzen. MATERIAL Um Reste des Vorort gewonnenen Schiefers zu verwenden wird vorgeschlagen mit Schiefer als Zuschlagstoff „Schieferbeton“ als Fertigteil zur Fassadenbekleidung herzustellen sowie Schieferschutt und –splitt in den SZR der Glasscheiben zu füllen und als Element in einer Pfosten-Riegel-Fassade im Bereich des Foyers/Ausstellung zu integrieren. Der Mayener Schiefer wird somit sichtbar und spürbar. Sina Frank TECHNIK FH MAINZ 17 SchieferScheiben Angelehnt an das Bild des scheibenartig geschichteten Schiefers unter Tage, entstand das Konzept „SchieferScheiben“. Parallel zum Firmengelände schichten sich mit Schiefer gedeckte Wandscheiben hintereinander. Sie leiten, tragen, zonieren und bestimmen die Gestalt des Bauwerks. Innerhalb der SchieferScheiben verschmelzen Räume miteinander. Offene oder durch Glaselemente getrennte Bereiche ermöglichen Durchgänge und Durchblicke (diese z.T. nur schemenhaft). Auch Außen- und Innenräume verschmelzen miteinander. Die SchieferScheiben überragen die anderen Bauteile und sind dunkel. Außerdem sorgen Oberlichter in den Dächern und Lichtschächte in den 18 Decken entlang der SchieferScheiben ebenfalls für eine optische Loslösung dieser. Die städtebauliche Verbindung zum Firmengelände und die Geste des „WiIlkommenheißens“ übernimmt ein Vordach vom Eingang des Veranstaltungszentrums, über die St.-BarbaraStraße bis hin zum Firmengelände. Im Erdgeschoss des zweigeschos sigen Gebäudes befindet sich im Nordosten der Saal und diesem vorgelagert das Foyer im Nordwesten mit Treppenhaus zum OG. Die Kauen befinden sich im Südwesten des Gebäudes und die Schnittfläche der Foyer- und Kauenzone bildet Eingangs- und Bistrobereich. Im Südosten ist der Nebenraumtrakt mit Aufzug & Fluchttreppe. Im Ober- geschoss ist die Ausstellung über Foyer und Kauen, die Nebenräume wie im EG.Nach Süden sind zwei miteinander verbundene Freisitze, die zum einen der Ausstellung und zum anderen dem Besprechungsraum zugeordnet sind. Dem Thema Multifunktionalität wird durch verschiedene Nebeneingänge, variable Trennwände und Offenheit innerhalb der SchieferScheiben Rechnung getragen. Das Leitbild unterstützt und spiegelt die Identität des Unternehmens wieder und ist in der Ausarbeitung exemplarisch für die Anwendung eines traditionsreichen Baustoffs an moderner Architektur! Nicole Hahn TECHNIK FH MAINZ 19 Untertage - Übertage Bei der Planung für ein repräsentatives Hauptgebäude der Fa. Rathscheck, führte die Bestands-, Umgebungs-, Materialanalyse und das Raumprogramm zur Konzept- Idee. Der unter Tage gewonnene Schiefer wird zwar über Tage zu Schindeln verarbeitet, gelagert und verfrachtet, der Ursprung der Materie liegt allerdings tief unten im Berg und ist nicht allen Besuchern und Kunden zugänglich. Um auch diesen Menschen den Untertage-Eindruck zu verschaffen, entsteht ein felsähnlicher Baukörper der Themen wie Bergbau,Tradition, Schichtung, Farbgebung, Anwendungsbereiche und moderne Architektur zugleich miteinander verbindet. Der daraus entstehende Baukörper festigt sich durch die vorhanden 20 Gegebenheiten, wie z.B. die Dachform, welche sich an dem Bestand und der Topographie orientiert. Die als langgezogene Lichtrisse konzipierten Fensteröffnungen bieten optimale Belichtung und interessante Einblicke in das Gebäude. Die Ausrichtung des skulpturalen Baukörpers schafft eine Verbindung zw. Bestand und Neubau. Die angelegten Grünstreifen werden als zusätzliche Ausstellungsflächen und Begrenzungen genutzt. Die Einheit von Dach und Fassade ermöglicht ein von Regenrinnen freies Gebäude, welches in ein umlaufendes Kiesbett entwässert. Eingearbeitete Sonnenschutzsysteme und innen liegende Jalousien bieten bei jedem Wetter perfekte Lichtverhältnisse im Innenbereich. Das Innenleben bietet mit seinen plastischen Formen eine repräsentative Ausstellungsfläche und zugleich ein angenehmes Erschliessungskonzept Sascha Hammel TECHNIK FH MAINZ 21 SchieferEntrée Die Vorstellung, wie der Schiefer im Berg „eingeschlossen“ ist, war Leitidee bei der Entwicklung des Entwurfskonzepts. Folglich ist die Baumasse klar in zwei Körper gegliedert, die fest miteinander verbunden sind. Das Herzstück des Gebäudes bildet ein „Schieferkörper“ im Innern. Dieser Körper umhüllt die repräsentativen, öffentlichen Bereiche - das Foyer, den Ausstellungsbereich und den Veranstaltungssaal. Von außen umschließt ein „Betonkörper“ das Innere wie eine Klammer und gibt an verschiedenen Stellen den Schiefer frei. Die, in diesem Körper untergebrachten Funktionen (privat +Nebenräume), werden durch die aufgelöste Kubatur nach außen sichtbar gemacht. 22 In den Ansichten spiegelt sich das Entwurfskonzept auf verschiedene Weise wieder: der „Schieferkörper“ ist in der Nordansicht komplett freigelegt - in den anderen Ansichten ragt er über den „Betonkörper“ hinweg oder wird durch Einschnitte im Beton sichtbar. Im Innenraum wird das Konzept fortgeführt – Wände und Fußböden von Saal und Foyer sind auch hier mit Schiefer bekleidet. Die Schichten des Schiefers und die Höhenentwicklung der umliegenden Landschaft regten dazu an, das Bild der Schichtung in der Baukörperform sichtbar zu machen. Im Entwurfskonzept wurde dies mit der Höhenentwicklung der einzelnen Baukörper und Funktionsbereiche umgesetzt. In seiner Ausrichtung, folgt das Gebäude der Geometrie des Grundstücks. Der langgestreckte Baukörper läßt auf der Westseite Platz zur Strasse und dem Werksgelände. Dies macht seine gesonderte Stellung gegenüber den Werksgebäuden deutlich und schafft einen einladenden Vorplatz für das Foyer und den Veranstaltungssaal. Die einzelnen Teilbereiche des Außenraums fließen zusammen und umschließen den Baukörper. Mathias Hennig TECHNIK FH MAINZ 23 SchieferEntrée ENTWURFSKONZEPT Das neue Veranstalltungszentrum der Firma Ratschek setzt ein Zeichen mit Wiedererkennungswert. Die dynamische und ausdrucksstark Formgebung versinnbildlicht Fortschritt, Modernität und Zeitgeist - positive Attribute über die sich das Unternehmen definiert. Der Ursprungsgedanke des Gebäudekonzeptes beruht auf der Entstehungsgeschichte des Materials Schiefer - einem Schichtmaterial. Im ganzen Gebäude wird das Prinzip der Schichtung konsequent durchgezogen. Ein weiterer wichtiger Punkt des Gebäudes besteht im Spiel mit Kontrasten. Zu erkennen ist dies in der Fassade, an der Gebäudehüllen, sowie an der Oberflächenstruktur und den Gebäude Materialitäten. STÄDTEBAULICHES KONZEPT Mit der geneigten Flachdachform passt sich das Veranstalltungszentrum an das bestehenden Firmengebäude ein. Das Erschliessungskonzept ist so ausgerichtet, dass das Foyer als Schaltzentralle dient. Durch die dreiseitige Erschließung des Veranstaltungszentrums gelingt es, alle ankommende Besucher so in das Gebäude zu führen, dass nicht die von Lastkraftwagen Befahrene Straße überquert oder betreten werden muss. Lediglich beim Besuchen des Hauptareals muss durch die Teilung des Firmengeländes die Straße überquert werden. Dadurch gelingt es gleichzeitig die bereits vorhandene Grünachse mit ihrem Erschließungsweg aufzunehmen und so in das Erschließungskonzept des neuen Gebäudes zu integrieren. Atika +9,50 Atika +10,80 Träger +7,00 Ebene 3 +7,10 Ebene 2 +3,30 Ebene 1 +0,00 Ebene 1 24 Die Gebäudeausrichtung wurde an der Westseite an die angrenzende St. - Barbara Strasse angepasst. Im Norden und Süden wurden die Grundstücksgrenzen aufgenommen um den Übergang in die Grünbereiche herzustellen. Der einzelne Baukörper der Kaue richtet sich ebenfalls an der entlang führenden Strasse aus. Die Kaue wird im Bezug auf Schnittlinien mit der Halle und dem Ausstellungsbau ausgerichtet. Nach Osten wird die bereits vorhandene Grünachse aufgenommen und bis zum neu angelegten Parkbereich weitergeführt. So bildet die Grünachse der Bäume den Abschluss des Firmengeländes und fasst das ganze Areal. +0,00 Marco Hens TECHNIK FH MAINZ 25 SchieferEntrée Das Architekturkonzept ergibt durch die Geologie des Schiefergesteins. Es entstand in Deutschland vor etwa 350 bis 400 Millionen Jahren durch Ablagerungen von feinstkörnigen Tonschlamm-Massen, die sich unter dem Auflagerungsdruck in Tonstein verfestigten. Im Mayener Schiefergebiet lagern die Schieferschichten auf eine besondere Art und Weise. Hier sind die Schichten nicht wie sonst horizontal gelagert, sondern wurden bei der späteren Gebirgsbildung durch seitlichen Druck aufgefaltet. Die formgebende Dachlandschaft des Entwurf setzt sich mit dem Thema der aufgefalteten Schichten bildlich auseinander. 26 Die Schieferschichten scheinen sich aus dem Boden heraus zu drücken und unter sich das Gebäude zu bilden. Die ungleichmäßige Faltung gleicht der Unregelmäßigkeit des Schiefergesteins und bezieht sich auf die darunter liegenden Funktionsbereiche. Das zwei geschossige Gebäude ist klar in verschiedene Bereiche gegliedert. Im EG befinden sich Versammlung und Funktion, im OG Information und Organisation. Der Entwurf orientiert sich nach Westen mit einer geöffneten Fassade zu den bestehenden Firmengebäuden. Zusätzlich wird durch den Zusammenschluss des neuen und alten Vorplatzes ein neuer Mittelpunkt geschaffen. Die Wahl der Materialien, innen wie außen, ist bewusst an die Industriearchitektur angelehnt. Dominierend sind die drei Materialien: Schiefer, Glasstegplatte und verzinkter Stahl. Im Bereich der Fassade wird größtenteils mit Glasstegplatten gearbeitet, die mit lichtechten Kapillarplatten oder mit transparenter Wärmedämmung gefüllt sind. Profile und sämtliche sichtbare Metallteile sind in verzinktem Stahl ausgeführt. Im Inneren gliedern der polierte, mit Schieferschlamm eingefärbte, Estrich und das Industrieholzparkett aus gekalkter Eiche die öffentlichen Bereiche. Hannah Keßeler TECHNIK FH MAINZ 27 SCHIEFER ENTRÉE Das neue Gebäude „SchieferEntrée“ soll den Schieferhersteller Rathscheck repräsentieren. Ein großer Veranstaltungsbereich, ein neuer Ausstellungsbereich sowie ein neuer Bergwerksbesucherbereich sollen im neuen Gebäudekomplex verwirklicht werden. Um das neue Gebäude in das bestehende Firmengelände zu integrieren, wird es um den erweiterten Innenhof U-förmig angeordnet. Die oben genannten drei Teilbereiche sind in die gewählte Form untergliedert und werden auf der Seite des Innenhofs durch einen atriumartigen Gang miteinander verbunden. Der Veranstaltungssaal ist in zwei unterschiedlich große Räume teilbar, um verschiedene Veranstaltungen zu ermöglichen. Der offene Ausstellungsbereicht verläuft 28 über zwei Etagen, wobei sich der Teil im Obergeschoss als Galerie gestaltet. Die Büroräume befinden sich auf der zweiten Etage. Der Bergwerksbesucherbereich hat zusätzlich eine eigene Erschließung und enthält traditionelle Weisskauen. Das Gebäude erhält im Innenhof eine Glasfassade, somit wird die Kommunikation zwischen dem alten und dem neuen Gebäudekomplex gefördert. Die Fassaden erhalten eine dynamische Schieferdeckung, die modern ist und die Firma repräsentieren soll. Ceren Kiraz TECHNIK FH MAINZ 29 SchieferEntrée „Architektur entsteht heute nach ökonomischen, konstruktiven und funktionellen Gesetzmäßigkeiten. Wir stehen im harten Kampf mit der Wirklichkeit. Und wenn dann noch etwas Ähnliches wie das, was man mit dem Attribut Kunst bezeichnet dazukommt, dann kann man in seinem Leben von einem unwahrscheinlichen Glück sprechen.“ (Egon Eiermann) In diesem Entwurfskonzept steht das Zusammenspiel zwischen traditionsreichen Baustoffen, (Schiefer und Zink) und der funktionale Aspekt im Vordergrund. Das Gebäude ist in vielschichtiger Art und Weise mit der Umgebung verbunden. Durch den Innenhof wird bewusst eine Verbindung zum bestehenden Werksgelände aufgenommen. Die 30 Beziehung wird äußerlich zum Beispiel durch die Materialwahl und die Dachform als Industriemerkmal hergestellt. Sichtbezüge, Raumabfolgen und Wegeführungen innen und außen spielen eine entscheidende Rolle für den Bezug zwischen Bauwerk und Umgebung. Durch die Anordnung der Räume ergibt sich eine Multifunktionalität des Gebäudes. Je nach Veranstaltung können verschiedene Gebäudebereiche zusammengschaltet werden. Eine gute Lesbarkeit des Entwurfes spielt eine entscheidende Rolle. Bei der Gestaltung der Fassade spiegelt sich der klar strukturierte Grundriss wider. Die Hülle des Gebäudes wird besteht aus vier verschiedenen Elementen, Schiefer, Zink, Glas mit Draht Einlage und Glas. So ergibt sich eine Abstufung der Licht- durchlässigkeit. Die Fassade ist besonders wirtschaftlich und effizient. Bei den eingesetzten Baustoffen handelt es sich um natürliche Werkstoffe, die den heutigen ökologischen Anforderungen entsprechen. Des Weiteren können alle Elemente vorgefertigt werden. Die Nord-Süd-Ausrichtung der Halle und die Baustoffe wurden auch in Hinsicht auf ökologische Aspekte gewählt. Durch die Photovoltaik Elemente auf dem Dach und das passive Lüftungskonzept wird eine Minimierung des Energieverbrauches Sarah Kischkewitz TECHNIK FH MAINZ 31 Schichtung Das Entwurfskonzept beruht auf der natürlichen Spaltenstruktur des Schiefers. Diese Spaltenstruktur resultiert aus der Bildung der Gebirge, dem damit einhergehenden Druck der sich auf die feinkörnigen Schichten der Tonschlammablagerung überträgt und das Tongestein verfestigt. Durch den Druck und die gleichzeitige Erwärmung wird dem Tongestein eine neue Struktur gegeben: die Struktur der geschichteten, parallel ausgerichteten Schieferung. Diese neue Struktur macht die gute Spaltbarkeit des Gesteins aus. Neben der Spaltenstruktur des Gestein selbst, werden bereits bei der Gewinnung des Schiefers aus dem Berg spaltenförmige Blöcke aus dem geschichteten Gestein gewonnen. In der Bergwand bleibt eine Spaltenstruktur der Sägen zurück. In weiteren Arbeitsschritten werden die spaltigen Schieferblöcke entsprechend ihrer Struktur in dünne Platten geteilt. Folglich liegt es nahe, die natürliche Spaltenstruktur des Schiefers in dem Baukörper fortzuführen. Das Gebäude besteht aus drei parallel zu einander angeordneten länglichen Elementen, die sich durch ihre ansteigende Höhenentwicklung nachvollziehbar in die vorhandene Hanglage integrieren. Durch die geringe Höhe des vorderen Baukörpers wird aus der Perspektive des Fußgängers eine zurückhaltende Erscheinung erzeugt. Die drei Baukörper gliedern sich in drei Nutzungsbereiche auf, die in ihrer Wertigkeit ihrer Höhenentwicklung entsprechen. Zur Straße hin befindet sich der massive Neben- + 8.20 + 3,90 + 4.20 +/- 0.00 32 nutzungsriegel mit den von außen zugänglichen Kauen. Zum Berg hin orientiert liegt der höhere geschlossene Hauptnutzungsriegel, der die kommunikativen Nutzungsbereiche umfasst und über die angrenzenden Baukörper Blickbeziehungen zu dem Förderturm und dem angrenzenden Firmengelände ermöglicht. Verbunden werden die beiden Gebäude durch einen gläsernen Verteilerriegel, der sich strinseitig öffnet und erdgeschossig Blickbezüge zu dem Gelände zulässt. Orsolya Magyary TECHNIK FH MAINZ C D C A Hausanschluss D A Sitzmöglichkeiten: 614 Saal Sitzmöglichkeiten: 148 Saal Anrichte Foyer Sitzmöglichkeiten: 284 Garderobe B B Lager B B Kauen Stuhllager Projektion Übersetzung Ausstellung Kauen Bistro Lager Lüftungsanlage Besprechung Büro Archiv D A C D A C 33 SchieferEntrée INTENTION Das Schiefer Entrée als Veranstaltungszentrum der Firma Rathscheck Schiefer soll nicht nur den multifunktionalen Ambitionen genügen, sondern vielmehr als „gebaute Visitenkarte“ die Corporate Identity des traditionsreichen Unternehmens ausdrücken. Diese ist als Verschmelzung von Tradition und Moderne im Bereich der Schieferverarbeitung zu sehen. der Aspekt der Tradition wird hier durch den Standort unweit des historisch bedeutsamen Moselschiefervorkommens, deren Begehung für den Besucher innerhalb der Halle ihren Anfang findet, versinnbildlicht. BAUKÖRPERFORM Der geschlossene Baukörper ist eine Black Box aus Schieferplatten, verlegt in dynamischer Rechteck-Deckung. Die Baukörperform erinnert an einen massiven Schieferblock erster Abbaustufe. Glas, Stahl, Beton, und Schiefer prägen die äußere Optik des gesamten Veranstaltungszentrums. In die Länge gezogene Fensterbänder ordnen sich dem Volumen des Baukörpers unter und öffnen den schwarzen Kubus sowohl von innen als auch von außen. Durch transluzente Oberlichter fällt Tageslicht in den Innenraum. Zusätzlich schafft ein differenziertes und flexibles Kunstlichtsystem optimale Präsentationsund Ausstellungsbedingungen. INNERE STRUKTUR Multifunktional sind nicht nur die Räume selbst, sondern auch deren vielseitige Verknüpfungsmöglichkeiten. Große zusammenhängende Raumeinheiten gewährleisten im Innenraum ein Maximum an Flexibilität Erlebnisräume erhalten praktischen Vorrang vor reinen Funktionsräumen worauf das Hauptaugenmerk auf dem Entwurf lag. Somit fungiert beispielsweise die Rampe zum ersten Stockwerk nicht nur als Erschließungsfläche, sie ist selbst Treffpunkt, Kunst- und Erlebnisbereich. Die Grundrisseinteilung ermöglicht attraktive Ein- und Durchblicke. Im Innenraum erzeugen die in Sichtbetonqualität gefertigten Wände und das Industrieparkett ein einheitliches Gestaltungsbild. WEST 2.00 34 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 6.00 Anna Malcharczyk TECHNIK FH MAINZ B A assadendetail fassadendetail f 6 8 5 9 9 7 4 C C 1 2 3 3 D D A 10 5 0 B 35 Bergbau über Tage Schiefer als Baustoff steht für Haltbarkeit, Solidität und Tradition. Er ist nicht nur ein reines Naturprodukt, ein Naturstein – er ist vielmehr. Neben der Nutzung des Schiefers für anspruchsvolle Dacheindeckungen hat sich besonders das Bild moderner Fassaden in der letzten Zeit dem Schiefer zugewandt. Er zeigt sich sachlich, geradlinig und klar. Er korrespondiert mit Holz, Glas, Beton und Stahl. Er benötigt keine besondere Pflege und ist doch den meisten künstlich hergestellten Baustoffen an Haltbarkeit überlegen. Auf die Frage, wie wird das wertvolle Gestein abgebaut und was passiert unter Tage, können nur wenige eine Antwort geben. Das geplante Gebäude soll zum Einen den Besucher mit der Thematik bekannt machen und zum 36 Anderen dem Bergbauunternehmen als Kongress und Tagungsgebäude dienen. Mit dem Betreten des Bauwerks, betritt man in ein abstraktes “über Tage –Bergwerk“: die Erschließung funktioniert über einen zentralen Schacht von wo aus sämtliche Räume erreicht werden können; statt nach unten geht es hier nach oben… Mit dem Umkleiden und hochziehen der Kleider in den Kauen, die durch einen separaten Eingang erreicht werden können, greift der Besucher aktiv in die Ausstellung ein – es ist viel mehr: er wird ein Teil der Ausstellung. Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Ebenen und kann bei Bedarf erweitert werden: sowohl der kleine als auch der Ebenen und kann bei Bedarf erweitert werden: sowohl der kleine als auch der große Saal können dazu geschaltet werden. Die beiden Säle sind separat nutzbar, können aber zu einem Saal verbunden werden. Sie sind über eine breite, repräsentative Treppe, die als Weiterleitung des großzügig angelegten Foyers zu sehen ist, erreichbar. Einige Stufen weiter und man ist auf der Galerie von wo aus die Übersetzer- und Projektionskabinen betreten werden können. Das Dachgeschoss beinhaltet neben den Büro- , Archiv-und Besprechungsraum eine begehbare Dachterrasse von wo aus man einen freien Blick auf dem Förderturm, das Firmengelände und die Umgebung hat Ante Marincic TECHNIK FH MAINZ 37 Schiefer-Monolith Das neue Veranstaltungszentrum präsentiert sich als massiver SchieferBlock, der durch sein monolithisches Erscheinungsbild einen beruhigenden Gegenpol zum uneinheitlichen und unruhigen Gebäudebestand auf dem Firmengelände bildet. Wichtige Blickbeziehungen bestehen zwischen dem Haupteingang des Neubaus, der Einfahrt des Firmengeländes und dem Eingang der Geschäftsstelle auf dem Firmengelände. Außerdem findet der Ausblick auf den markanten Förderturm des Bergwerks eine große Beachtung bei der Konzeptionierung der Grundrisse. Die Eingangsbereiche in das neue Veranstaltungszentrum werden durch Subtraktion zweier Teilbereiche vom Gesamtvolumen des Neubaus gebildet, 38 ohne die Wahrnehmung des Gebäudes als Monolith zu stören. Mit dem dadurch entstehenden überdachten Vorplatz öffnet sich das Veranstaltungszentrum zur Hauptzufahrt nach Norden hin und lädt so die von dort kommenden Besucher zum Eintritt in das Gebäude ein. Um die Klarheit der Gebäudeform auf die Funktion des Grundrisses zu übertragen, werden die unterschiedlichen Hauptnutzungen eindeutig zoniert. Der Saalbereich auf der einen Seite und der Büro-, Ausstellungs- und Bergwerksbesucherbereich auf der anderen Seite werden über das zentral angeordnete Foyer erschlossen Großzügige Glasfassaden gewähren Ausblicke vom Foyer, das sich über die gesamte Gebäudebreite Großzügige Glasfassaden gewähren Ausblicke vom Foyer, das sich über die gesamte Gebäudebreite erstreckt, sowohl nach Osten, als auch nach Westen. Dieser beidseitige Außenraumbezug erleichtert die Orientierung innerhalb des Gebäudes. Das Foyer verläuft in Verlängerung der Haupterschließungsachse des westlich gelegenen Firmengeländes und schafft somit einen Bezug des Neubaus zur Bestandsbebauung. Um eine hohe Variabilität des Grundrisses zu gewährleisten, können Saal-, Foyer- und Ausstellungsbereich sowohl zusammengeschaltet, als auch in verschieden große Bereiche unterteilt werden. Johannes Müller TECHNIK FH MAINZ 39 SchieferBruch Zur Schiefergewinnung unter Tage werden rechteckige Quader in der Schieferschicht vorgeschnitten und anschließend mittels Pressluftmaschinen aus der Wand gestemmt. Oftmals gelingt es nicht den vorgeschnittenen Block als Ganzes zu gewinnen, da durch den Schieferblock ein Riss - ein BRUCHverläuft. Diese Störungen im Gefüge definieren die Eigenschaften als „Naturprodukt Schiefer“. Bei der Fa. Rathscheck ist man sich der positiven Aspekte solcher Risse bewusst. Obwohl sich aus rissigen Schichten kein direkter Ertrag erzielen lässt, gewinnt das Produkt Schiefer an Bedeutung als natürlicher Rohstoff. Der Entwurf vereint durch seine Formgebung sowohl Aspekte des alltäglichen Prozesses der Schiefergewinnung, als auch die 40 Eigentümlichkeit des Naturproduktes Schiefer. Der monolithische Gebäudekubus entspricht der Form, eines zum Abbruch vorgeschnittenen Schieferblockes. Wie unter Tage verläuft ein Bruch durch den Gebäudeblock. Der Bruchspalt wird durch seine Funktion als Haupterschließung, Vorplatzgestaltung und Belichtung zum wichtigsten Gestaltungsmerkmal des Entwurfes. In Anlehnung an Schieferschichten wird das Erd- und Obergeschoss je als eigene Schicht betrachtet. Die formgebenden Bruchlinien verlaufen teilweise synchron, teilweise kommt es zu Vor- und Rücksprüngen. Auf diese Art und Weise ergeben sich scheinbar selbstverständliche Flächen, die sowohl den Balkon, als auch das Vordach des Haupteinganges definieren. Bei der Fassadengestaltung wird bewusst auf herkömmliche Deckungsarten von Schiefer verzichtet. Stattdessen werden Schieferbruckstücke aus dem Abbauprozess in Stahldrahtkörben zu Elementen von 118 x 78 x 12 cm zusammengepackt. So entsteht eine Bruchsteinfassade, die durch den „Rohstoff Schiefer“ geprägt wird, aber keine Wertung zwischen den Deckungsarten vornimmt. Im Vordergrund steht das Material, nicht die Technik. Alexander Nordmann TECHNIK FH MAINZ 41 SchieferEntrée Das Konzept des Entwurfs gliedert sich in 3 Bereiche: ein städtebauliches, ein Nutzungs- und ein Erscheinungskonzept. Die 3 Bereiche ergeben eine architektonische Einheit, die die Ansprüche der gestellten Aufgabe, des Ortes und seiner Umgebung erfüllen. Das Gebäude ist in seiner Form und Lage so konzipiert, dass die entstehenden Plätze Teil des Veranstaltungszentrums werden und den vorhandenen Bestand mit dem Neubau verbinden. Der Hauptraum des Zentrums, die Kongresshalle, dreht sich mit seiner verglasten Längsseite in Richtung Norden und öffnet sich zu dem dort angelegten Platz. Seine kurze, geschlossene Seite wendet sich in Richtung Westen und schottet so den Saal von der Straße ab. Die Fassade 42 wird als Wetterseite traditionell mit Schiefer vollflächig verkleidet. Das Foyer und der daran anschließende Gebäudeteil sind parallel zur Straße und nach hinten versetzt angeordnet und bilden dadurch einen großen Vorplatz vor dem Haupteingang des Gebäudes. Dieser Platz nimmt die Fluchten der Bestandsgebäude auf und bildet mit dem Werksgelände zusammen eine repräsentative Erschließungszone für das Veranstaltungszentrum und das Firmenglände. Darüber hinaus öffnet sich durch den zurückspringenden Gebäudeteil die Kongresshalle zum Vorplatz hin und verbindet so die Nordseite mit diesem. Der Entwurf ist als offener Grundriss entworfen und erfüllt so die Ansprüche an eine multifunktionale Nutzung. Ausstellung, Mehrzwecksaal und Foyer sind so angeordnet, dass je nach Nutzungsanforderungen alle Flächen miteinander verbunden werden können. Die Ausstellungsfläche kann zum Vorplatz hin durch große Glaselemente geöffnet werden. Der Besucherbereich orientiert sich mit seinen Kauen in Richtung Süden. Eingeleitet wird dieser durch einen eigenen Vorplatz mit Verweilflächen. Zuletzt wird der Baukörper von einem, von Westen nach Süden ansteigenden Schieferband bedeckt. An den Bereichen des Haupteingangs wird das Dach vertikal nach oben angehoben, um so an den Erschließungszonen ein Signal zu setzen. Die dadurch entstehende Struktur in der Dachlandschaft zitiert die Optik des abgetragenen, unbearbeiteten Schiefers. Stefan Paulus TECHNIK FH MAINZ 43 SchieferEntrée Das Unternehmen Rathscheck Schiefer baut seit 1793 das natürliche Material Schiefer in der Osteifel bei Mayen ab. Untertage werden aus dem Gestein Blöcke zugeschnitten, welche mit Hilfe von Loren nach Übertage gefördert werden. Die Schiefer-Blöcke werden Übertage zunächst, gespalten, gesägt und am Ende zu Platten zugeschnitten. Diese Platten werden großteils als Verkleidung von Außenwänden an Gebäuden verwendet. Man hat im laufe der Jahre verschiedene Deckarten entwickelt, die bekannteste ist die Altdeutsche Deckung. Der Leitgedanke bei diesem Entwurf, war der Prozess der Zerlegung einer geometrischen Form in Einzelteilen. Entwurfsprägend sind L- förmige 44 massive Wände (geschlossene Elemente), welche sich vom Quader aufgelöst haben und die einzelnen Funktionsbereiche umschließen. Die seitlichen Abschlüsse definieren Glasfassaden (offene Elemente) mit davor gesetzten prägnanten Aluminiumpfosten. Diese sollen das Bild der Zerlegung verstärken. Durch ein umlaufendes vom Innenraum erlebbares Lichtband erhält das Gebäude einen „schwebenden“Flachdachabschluß. Die Form des Neubaus nimmt zwei Richtungen auf, und zwar die Achse der St. Barbara Strasse sowie die bestehende Gebäudekante des SchulungsSchlosserei Gebäude. Das Schiefer Entree bildet raumabschließend mit der Vorplatzkonzeption die neue Zugangssituation zum Firmengelände. Luigi Pennella TECHNIK FH MAINZ 45 Schlagwörter wie „Integration“ und „Prägnanz“ stehen für den Entwurf des Veranstaltungszentrums eines Schieferherstellers in Mayen: Mit Zurückhaltung und Anpassung in der städtebaulichen und architektonischen Konzeption präsentiert sich das Gebäude mit eigenem Ausdruck und Charme. Die Assoziation von Schieferschichten manifestiert sich in der Architektur von zwei eigen-ständigen, organisch gelagerten Baukörpern. Wie ein natürlicher Bruch in Steinlagen bricht auch der obere Körper aus der Einheit heraus. Eine äußere Betonung der zwei Schichten wird durch die Wahl von konträrer Optik und Haptik entwickelt. Die Dualität erhält eineentsprechende Ergänzung in Funktion und Wirkung. 46 Die zurücktretende Gebäudekante des unteren Baukörpers öffnet den Weg und den Blick und führt den Besucher durch seine Schrägstellung zum Eingang. Er erhält eine Art Leitfunktion und ist der „Begleiter“. Der obere Körper hingegen tritt mit seiner Masse schwebend hervor. Er kommt dem Besucher entgegen und ist der „Empfänger“. Als raumprägendes Element nimmt er einen formalen Bezug zu dem gegenüberliegenden Werksgelände auf und repräsentiert den Schiefer. Während das äußere Erscheinungsbild von einer Zweiteiligkeit geprägt ist, fügt sich das Raumkonzept einer inneren Verschmelzung und Durchgängigkeit. Sichtbezüge zwischen einzelnen Funktionen mittels raumübergreifenden Öffnungen und Lufträumen dienen der Offenheit und Orientierung. Der Entwurf „SchieferEntrée“ schafft eine Symbiose aller Gegensätze und stellt in seiner Gesamtheit die Verbindung von Funktionalität und Ästhetik dar. Wie eine Art „Schlussstein“ liegt das Gebäude östlich des Werksgeländes und komplettiert das Gesamtbild. Mehr noch: mit besonderen Augenmerk auf den traditionellen Baustoff wird für die Umgebung eine neue Antwort, ein neues Leitbild geschaffen– Schiefer als „städtische Leinwand“ in der modernen Architektur. Sabine Rücker TECHNIK FH MAINZ 47 Schieben - Scheiben Die Idee des Schiebens und der Scheiben wurde im gesamten Konzept verfolgt und umgesetzt. Sie entstand bei der Besichtigung des Firmengeländes, bei der die natürlichen Gegebenheiten und Erscheinungsweisen des Schiefers dargestellt wurden. Die Scheiben und das Schieben erinnern an die Struktur des Schiefers in seiner natürlichen Vorkommensweise. Jede Nutzung und jeder Raum sind ins Gesamtkonzept eingeschoben, wichtige Teilbereiche sind mit Scheiben voneinander getrennt. Die geforderte Multifunktionalität wird durch unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten gleicher Bereiche erreicht. Der Saal kann als ganzer genutzt werden oder Er wird zweigeteilt. In der variabel nutzbaren Fläche für Ausstellungen kann der Auftraggeber feste Installationen, 48 sowie Wechselausstellungen einrichten. Auch ein eigener Zugang zu den Kauen ermöglicht eine eigenständige Nutz-ung von Kauen und Saal, bzw. Ausstellungsbereichen. Im oberen Bereich können Besucher durch Fenster in die Kauen hineinsehen, und so vorab einen kleinen Eindruck vom Bergwerksleben erhalten. Die Lage des Gebäudes entwickelte sich aus der vorgegebenen Größe und Richtung des Baugebietes. Die Hauptzugangsmöglichkeit ist von Westen gegeben. Aus dieser Richtung kommt der Besucher auch auf dem Firmengelände an. Die neuen Parkplätze sind am hinteren, südlichen Ende des geplanten Gebäudes zu finden. Sie sind von der St.-Barbara Strasse aus zu erreichen und von ihnen kann das Multifunktionsgebäude zu Fuß erreicht werden. Der Begriff der Cooperate Identity ist im einheitlichen Erscheinungsbild aufgegriffen. Schiefer, das Arbeitsmaterial des Auftraggebers, ist sowohl im Außenbereich sichtbar und kommt auch im gesamten Innenbereich immer wieder vor. Wichtig hierbei war mir ein einheitliches Erscheinungsbild, entgegen der jetzigen Aussage im Firmengelände „viel hilft viel“. Melanie Schmiede TECHNIK FH MAINZ 49 SchieferEntrée Der Entwurf ist als Multifunktionszentrum gedacht, das im Mayen bei Koblenz für Veranstaltungszwecke eines Schiefer deckungherstellers entstehen soll. Als Standort für dieses Gebäude wurde das nordöstliche Teil des Grundstücks gewählt. Das Veranstaltungszentrum setzt sich aus 2 Körpern zusammen, die in der Mitte durch ein Gelenk – einen Glasbaukörper, der den Eingang bildet, verbunden werden. In dem runden Teil ist der Veranstaltungssaal mit Projektionund Übersetzungskabine sowie die Lüftungs-anlage untergebracht. Der rechteckige Gebäudeteil beherbergt ein Foyer, ein Museum sowie die Büros und einen Besprechungsraum mit einem Ausblick auf den Förderturm sowie die Besucherkauen - Umkleideräume für die Besucher. Durch die geschwungene Wand des Veranstaltungssaals wird eine sehr interessante sowie eine einladende Eingangssituation gegeben. Beim Entwurf dieses wichtigsten Raumes war es vor allem wichtig, dass die Besucher in einem Halbkreis sitzen was ein Gemeinschaftsgefühl verleiht und somit auch eine gute Kommunikation ermöglicht. Das Museum befindet sich im Obergeschoss und ist nach Südwesten ausgerichtet, was einen guten Sichtkontakt ins Werkgelände der Firma Rathscheck ermöglicht. Die Innenarchitektur baut auf dem Prinzip der Minimierung sowie Ausgewogenheit auf, wobei diese durch den Einsatz von Farbe räumlich nur auf die dynamische Schieferdeckung und weiß verputzte Flächen minimiert wird. Die Primärkonstruktion wird in Massivbau- weise ausgeführt, die zu ca. 70% mit Schiefer – dem vom Bauherrn abgebauten Material, verkleidet wird. Im Bereich des Museums wird das Gebäude aufgeständert, wodurch es im unteren Bereich leicht erscheint als würde das Obergeschoss in der Luft schweben. Zwecks Förderung der minimalistischen Architektur sowie Innenarchitektur werden die Deckenkonstruktionen hauptsächlich mit Überzügen bearbeitet, um der Statik gerecht zu werden. Die Fassade wird hinsichtlich ihrer Wahrnehmung und zwecks Verdeutlichung der baukörperlichen Durchsetzung in Glasflächen, weiß verputzten Oberflächen sowie in dynamische Schieferdeckung und Lamellen des Sonnenschutzes differenziert. 50 Krysztof Slupik TECHNIK FH MAINZ !&)&5 8!7(= !&)&5 , 8)&5 3, 88)965 ( 2'0$ , &) !5 3 9:6)&8& %4*# ; < $ )&5 %4*# %4* 3, 9")&5 %4* 9 )""5 8")685 * %4* ', &!7)& 5 > * &)":5 %4*# 99)985 * :9)"75 , 6 )!5 3, &)&!5 &7)85 %4* :)!!5 51 SchieferEntrée Das Konzept unterliegt der einer besonderen „städtebaulichen“ Situation. Es muss das vorherrschende Sammelsurium an Bestandsgebäuden auffangen und dabei ausgleichen. Außerdem eine Platzsituation schaffen, die das gesamte Firmenareal, trotz Durchgangsstraße zu einer Einheit verbinden. Das geplante Gebäude muss sowohl Hunderte von Besuchern, als auch nur Wenige aufnehmen können, ohne beengt oder weitläufig zu wirken. Weiterhin bestand der Wunsch, dass Seminarraum und Kauenerschließung zum Förderturm hin ausgerichtet werden. Aufgrund dieser Zielsetzungen wurde der Saal vom restlichen Gebäude entkoppelt, der zweite Baukörper um 30° gedreht. Mittendrin durchdringt ein 52 dritter, kleiner, sehr filigraner Baukörper die beiden massiven und schiefereingedeckten Baukörper. Die einzelnen quadratischen Kuben wirken mit ihrer massiven Ausstrahlung beruhigend und ausgleichend und sind dennoch spannend. Durch die Drehung bekommt das Gesamtkonzept eine „konkave“, einladende Form und es entsteht ein großzügiger Platz, der sich mit dem Firmenhof verbindet. Das Gebäude ist klar gegliedert. Im Erdgeschoss befinden sich alle, für Besucher vorgesehene Räume, das Obergeschoss steht komplett den Firmenzugehörigen zur Verfügung und im Kellergeschoss unter dem mittleren Kubus liegen sämtliche, für das Gesamtgebäude relevanten Räume. Ein massiver Kubus umfasst den Saal, der Mittlere dient als Foyer und Ver- teiler, der dritte Kubus enthält die Ausstellung, Besucherkauen, sowie die Seminarräume, etc. Die, durch die Durchdringung entstandenen Schnittflächen sind reine Erschließungsflächen. Zum Saal hin Horizontal. Zum gedrehten Baukörper Vertikal und Horizontal. Ulrike Spiekermann TECHNIK FH MAINZ 53 SchieferEntrée 4 Bereiche gruppieren um das zentrale Foyer. Zur linkerhand der Veranstaltungsbereich mit Mehrzwecksaal, dem Foyer anschließend der Ausstellungsbereich, für z.B. Schiefermuster, im oberen Teil der Büro- und Konferenzbereich und rechterhand die Weißkauen für die Bergwerksbesucher. Aus dieser Teilung entsteht ein Gebäude, welches repräsentative und funktionale Bereiche in sich vereint, gleichzeitig aber eine nötige Distanz zur Straße und zum Firmengelände aufweist in dem es einen kleinen Vorhof als Entreé bildet. Dieser Vorplatz dient mit seinen Schieferbänken als Treffpunkt und Kommunikationsort. Nord-östlich des Gebäudes gibt es einen Firmenparkplatz, dieser ist durch einen Weg mit dem Gebäude verbunden und schafft so die Verbindung zum Firmen- 54 gelände. Im Süden schließt ein Parkplatz an das Gelände an. Wird man auf diesem Weg zum Gebäude geführt, so durchschreitet man einen Tunnel, welcher durch seine Lichtverhältnisse und Material an ein Schieferbergwerk erinnert. So kommen die Bergwerkbesucher schon beim Betreten des Werksgeländes mit dem Thema Schiefer in Berührung. Dem Tunnel kommt außerdem eine besondere Bedeutung zu. Dieser schafft die Distanz zwischen Kauen und dem Veranstaltungsgebäude und führt gleichzeitig zum Vorplatz. Der Tunnel wird durch den im oberen Bereich ausgebildeten Steg und den anschließenden Gebäudeteilen gebildet. Dieser Steg bietet im oberen Bereich eine Aussichtsplattform für das Personal in Richtung Förderturm. Frank Teichgräber TECHNIK FH MAINZ 55 Scheiben Schiefer ist ein dichtes, feinkörniges, metamorphes Sedimentgestein, welches aufgrund von gebirgsbildenden Prozessen eine annähernd parallele Schichtung (Schieferung) zeigt. Es entstand vor ca. 400 Millionen Jahren durch Ablagerungen von Tonschlamm-Massen, die sich unter dem Auflagerungsdruck in Tonstein verfestigten. Bei der späteren Gebirgsbildung wurden die Tonsteinschichten durch seitlichen Druck aufgefaltet. Während dieser tektonischen Vorgänge zerscherten die tonigen Gesteine. Die ursprünglichen Tonminerale wurden entlang dieser feinsten Scherfläche gedehnt und kristallisierten unter druckbedingten Erwärmungen zu neuen, plättchenförmigen Mineralien (Glimmer) um. Dadurch wurde dem ursprünglichen Tongestein ein neues Strukturelement 56 aufgeprägt: die Schieferung. Diese führt dazu, dass Schiefer mehr oder weniger gut in Scheiben spaltbar ist. Neben Gewinnen, Fördern und Sägen ist Spalten einer der Arbeitsvorgänge der Schieferplattenherstellung, gefolgt vom Zurichten. Das Spalten erfolgt heute noch in qualifizierter Handarbeit. Die Eigenschaft der leichten Spaltbarkeit des Schiefers in dünne Scheiben wurde im Entwurf auf die Wände übertragen, im Sinne eines Scheibenbaus. Räume werden durch Wandscheiben definiert. Es gibt keine lochartigen Öffnungen, sondern nur Spalten zwischen zwei Wandscheiben, die als Fenster oder Eingänge dienen. Der Bau gliedert sich in zwei Nutzungsbereiche, dies spiegelt sich in der Konstruktion wieder. Der Saal ist in Skelettbauweise und die Nebennutzungen als Scheibenbau geplant. Durch die Skelettbauweise des Saals entsteht eine räumliche Großzügigkeit, die Grenzen des Raumes werden durch die Verglasung aufgelöst, Innen und Außen verschmilzt miteinander. Durch die Blickbezüge zum Empfangspavillon und zum Förderturm entsteht eine Verbindung zwischen Bestand und Neubau. Dieser wird durch den gemeinsamen Platz zwischen Werksgelände und Neubau, der durch die einander gegenüber liegenden Eingänge des Neubaus und des Empfangspavillons entsteht, noch stärker betont. Melinda Vass TECHNIK FH MAINZ 57 SchieferWerk Das Veranstaltungszentrum rahmt das Firmengelände im Zusammenspiel mit den Bestandsgebäuden ein und erweitert es um einen multifunktionalen „repräsentativen Teil des Ganzen“. Primärer Leitgedanke war es die Formen und Strukturen des Schiefers von seiner Entstehung bis hin zum Abbau in der Mayener „Teufe“ darzustellen. Durch Erdbewegungen, Druck und Zeit hat er bis zu seinem Abbau, aus der Horizontalen, eine vertikale Lage eingenommen. Dies war der Leitgedanke des Fassadenkonzepts. Über die Funktionalität hinaus waren Flexibilität und Mobilität, Basis der Grundrissgestaltung. Die Volumina des Gebäudes sind an die Formen abgetragener Schieferblöcke angelehnt. Der Eingang auf der Westseite führt über das Foyer zur Ausstellung, zum Mehr- gleichen Blickbezug erlebt man auf Ebene 1, durch die in den Weißkauen hängenden Kleidungsstücke der Bergwerksbesucher. Die Ausstellung soll neugierig auf einen Besuch im echten Bergwerk machen. Die Anrichte „Lore“ kann auf Schienen an die nörd-liche Saalseite verschoben werden. Durch großformatige Öffnungselemente kann der Mehr-zwecksaal mit dem Foyer, und somit der Ausstellung zusammengeschlossen werden und bildet so eine großflächige Veranstaltungsebene. Wie kostbar der Einfall von ein paar Strahlen natürlichen Lichtes für die Bergmänner untertage wäre, lässt das schemenhafte Licht im „Tunnel“ zum Werksgelände erahnen. Vorbereitung auf die Dunkelheit. zwecksaal und der Ebene 1. Dazwischen sind Anrichte, Sanitärräume und die notwendige Erschliessungsmittel zentral als „Blöcke“ angeordnet. Der Grundriss lässt zu, dass die einzelnen Bereiche zu einem Einzigen zusammengeschlossen werden können. Die Ausstellung auf Ebene 0 „untertage - übertage“ befasst sich mit dem Abbau und den Verlegearten des fertig verarbeiteten Schiefers. Zudem wird der Bergwerksbesucherbereich in die Ausstellung integriert. Durch Sichtfenster werden die Stationen einer „Abfahrt“ der Bergmänner dargestellt. Es sind Sichtfenster zum Stiefellager, den Weißkauen (auf Ebene 1), sowie Sichtfenster zum Tunnel, kann er im Süden auf den Förderturm des Werkes schauen. dem „Bergwerkstunnel“ im Süden angeordnet. Den . 58 Tim Wachal TECHNIK FH MAINZ '(" &* " -( $ -+ 4" -( " --" * -! " -+ " * -& %/" ) " * " % * -& %/" 0,/" &* $ * $ + 2" - 0../" ((0* $ 0" &* $ * $ 0" * 0" /&" #" (($ " - ) " * " 0* ! * /(6#/0* $ 0.* . %(0..-0) /&" #" (($ " - " --" * 0) " -$ 1" -' 50" -* 59 SchieferEntrée Lage: Das Veranstaltungszentrum wird als Zeile parallel zur St. Barbara Straße angeordnet. Der Gebäudeabschluss im Süden nimmt die Gebäudekante der Produktionshallen auf. In Variante 1 besetzt das Gebäude den nordöstlichen Parkplatz, wodurch der ökologisch wertvolle Baumbestand erhalten werden kann. Variante 2 überbaut den südlichen Parkplatz sowie den Baumbestand. Form: Das Konzept leitet sich von Produktionsprozess des Schiefers ab. Im Süd-Osten schirmt sich das Veranstaltungszentrum durch seine Geschlossenheit gegen die Parkplätze ab. Nach Nord-Westen löst es sich auf bis zur Scheibe und öffnet sich 60 zur Grünfläche. Es entsteht ein Spiel von offenen, extrovertierten und geschlossenen, introvertierten Bereichen. Nutzungsbereiche: Die Weißkauen sind im geschlossenen Bereich angeordnet und vermitteln somit eine Bergwerksatmosphäre. Die Ausstellung ist als Rundgang konzipiert in dem sich offene und geschlossene Bereiche abwechseln. Die Raumeindrücke werden somit den unterschiedlichen Exponaten angepasst. Der Mehrzwecksaal besetzt den offenen Bereich. Stefan Weitzel TECHNIK FH MAINZ 61 Gruß an die Diplomanden DIPLOM macht man nicht alle Tage. Diplom gibt es gar nicht mehr lange. Sie haben eines – seit heute! Herzlichen Glückwunsch! Ihnen fällt ein Stein vom Herzen – uns auch! Und auch Ihren Eltern und Angehörigen, die so vielleicht nur noch indirekt unsere Anstalt alimentieren müssen – als Steuerzahler. Die Aufgabe ihrer Diplomarbeit war ein Veranstaltungszentrum für einen Schiefer-hersteller in Mayen bei Koblenz – SchieferEntrée. 1.700 qm auf 2.800 qm großem Grundstück, drei Monate – unbetreut. Das Diplom ist nicht das Ende des Lernens – es beginnt der sofortige Einstieg in die berufliche Weiterbildung – nach einem Innehalten. Wir haben Ihnen einiges abverlangt, während des Studiums – das wissen wir. Und das wiegt auch deshalb so schwer, weil das Lernen hier von persönlichen Begegnungen lebt. Das jetzige Gebäude kann leider nichts dazu beitragen. Und deshalb bitte ich Sie, beachten Sie auch in Ihrem weiteren Wirken unter anderem: - die Anlage sinnfälliger Eingangssituationen, also attraktive Zugänge - den sorgsamen Umgang bei neuen Einfügungen in alte Substanz - eine geglückte geometrische Ordnung Ihrer Bauwerke Also: Lassen Sie uns hinter sich! Sie waren doch schon in den Kathedralen der Baukunst. Die Ordnungsachsen wurden Ihnen dabei eingeschnitten. Sie haben Ehrfurcht vor harter handwerklicher Arbeit. Fühlen Sie sich damit dauerhaft geschützt und armiert! Alles Gute, Ihr Jürgen Braun 62