·................. .::::::::::::::: ........... ...... ... ............... , ' . , !:!:.:.:~::::::::~. .~::::::; .....................' .....•............ •• •• ... , I ~f•••' ••' , ~.:.:!:!:.: ~. erae Politik. -1- INHALT Inhaltsübersicht ---------------3 Vorwort Teil I.: Manifest fijr eine liberale Politik (Leverkusener Manifest). 5 A. Zielsetzung für eine liberale Politik 6 9 9 B. Analyse • • • • • • • • • • • • • • B.1. Historische und Gegenwartsanalyse des Liberalismus B.2. Wirtschaftliche Analyse der BRD • 10 B.3. Emanzipation und Produktivkräfte 13 B.4. Ideologiebildung 14 B.5. Beschwichtigungsrolle von Parteien, Parlamenten und Gewerkschaften info 5'75 15 C. Strategie der Deutschen Jungdemokraten 16 C.i. Präambel 16 Manifest für eine liberale Politik (Grundsatzbeschlüsse der DJD) C.2. Grundsätze der Zwei-Wege-5trategie 18 C.3. Zur Funktion und Praxis der Basisarbeit 25 Teil II.: Duisburger Manifestentwurf (Auszüge) 29 4. 1. Historische und 30 neubearbeitete und erweiterte Auflage, August 1975 Herausgeber: DaD Deutsche Jungdemokraten Gegenw~rtsanalyse des Liberalismus 2. Wettbewerbsideologie·und Wirklichkeit 34 3. Zur Geschichte der BRD 36 4. Zur Strategie der zwei Wege 38 5. Notwendigkeit der Basisarbeit 41 6. Notwendigkeit der Arbeit in den Institutionen 42 Teil III.: Erläuterungen und Begründungen zum Manifest 45 i. Allgemeines . . 46 Landesverband Nordrhei n-Westfalen 3. Erläuterungen zum Teil B. (Analyse) 48 48 4000Düsseldorf 1 Worringer Straße 82-84 Tel.: (0211) 36 08 45 - 46 4. Literaturliste 57 2. Erläuterungen zum Teil A. (Zielsetzung) .. -3- VORWORT Y~~!_~!:_!!~!!!!!ß!: Wiederum ist unser "Manifest für eine liberale Politik" seit längerer Zeit vergriffen gewesen. Das in starkem Maße - besonders auch bei neuen Mitgliedern - wieder aufkommende Interesse an der Grundsatzbeschlußlage machten eine Neuauflage notwendig. Dabei _wurden""w,eitestgehend ,die Erfah- ' rungen berücksichtigt, die wir bei der Vermittlung des "Manifests" immer wieder gemacht haben. Das als Teil I. in diesem Info vorliegende "Manifest für eine liberale Politik" (Leverkusener Manifest) stellt die aktuelle Grundsatzbeschlusslage des Bundesverbandes der Deutschen Jungdemokraten dar. Es besteht im Teil A. aus der auf der Bundesdelegiertenkonferenz 1973 in Duisburg beschlossenen "Zielsetzung für eine, liberale Politik", die aus unseren Beschlüssen auf der Landesde1egiertenkonferenz 1972 hervorgegangen ist (Neubearbeitung durch Scherer, Maier und Gerigk). Die Teile B. und C. wurden auf der Bundesdeleg~ertenkonferenz 1971 in _ Leverkusen (Leverkusener BeschlUsse) verabschiedet und sind hier unverändert übernommen. Viele Teile der Grundsatzbeschlüsse der Jungdemokraten sind in ihrer Kürze jedoch schwer verständlich, auch bestehen einige Lücken, z.B. bei der Darstellung des Begriffs der "systemüberwindenden Reformen", des Konzentrationsprozeßes in der kapitalistischen Wirtschaft, der Geschichte des Liberalismus und den sich daraus ergebenden primären Zielgruppen für die jungdemokratische Arbeit. Die genannten Teile sind größtenteils schon im Jahre 1971 vom damaligen Arbeitskreis'Grundsatzfragen nach der Verabschiedung des "Leverkusener Manifests" in weit ausführlicherer Form ausgearbeitet worden, was dann zur Vorlage des "Duisburger Manifestentwurf" auf der LDK '72 führte, der damals teilweise aus politischen GrUnden, teilweise wegen der zur Diskussion nicht ausreichend zur Verfügung stehenden Zeit von der Tagesordnung abgesetzt wurde. Trotzdem hat dieser "Manifestentwurf" wegen der schon genannten Ausführlichkeit in einigen Teilen und der sich daraus ergebenden besse~en Vermittlungsmöglichkeit bei der Diskussion der Grundsatzbeschlußlage eine große Rolle gespielt. Ein grosses Manko dabei war aber immer, daß die angesprochenen Teile immer nur den "alten Cracks" zur Verfügung standen, für die neuen Verbandsmitglieder aber nicht mehr greifbar waren. Deshalb hat sich der Landesvorstadd entschlossen, die wichtigsten Teile des "Duisburger Milnifestentwurfs" in dieser Neuauflage (als Teil 11.) neu zu veröffentlichen. Vor jeden dieser Abschnitte habe ich eine kurze Erläuterung gestellt, die angibt, zu welchem Teil des Manifests er gehört und was die wesentlichen Erweiterungen zur Beschlußlage sind. Zusätzlich wurde der Erläuterungsteil (hier Teil III)gegenüber den bisherigen Auflagen überarbeitet und erweitert. Neu hinzugekommen i,st eine kurze Darstellung des "kritischen Rationalismus", einer wesentlichen erkenntnistheoretischen Grundlage unseres Verbandes; für die Manfred Petrol 1 (Bonn) verantwortlich zeichnek:i: Wegen der knappen zur Verfügung stehenden Zeit ist dieser Teil etwas kurz geraten, ich glaube aber, daß er für die Diskussion im Verband wichtige Ansatzpunkte bietet. -4Zusätzlich wurde der Teil "Liberale Forderungen und ihre materiellen Grundlagen" neu aufgenommen, da hier wichtige Information zur Entstehung des Liberalismus gegeben werden. Auch die Frage der Zielgruppen jungdemokratischer Politik wurde ausführlicher als bisher behandelt. Ich glaube, daß der Landesvorstand mit dieser überarbeiteten und erweiterten Auflage den Untergliederungen noch bessere Möglichkeiten zur Grundsatzdiskussion bietet. Ich kann nur hoffen, daß ihr diese Möglichkeiten nutzt - für Hilfen stehen wir Euch natürlich auch 1<ei terhin immer zur. yc!,_fiigllIlg •....._ Zusätzlich hat der Landesvorstand beschlossen, als Ergänzung dieses "Infos" eine Broschüre herauszubringen, die das Verhältnis der Grundsatzbeschlußlage der Jungdemokraten zu entsprechenden Diskussionen und Beschlüssen der FDP aufzeigen soll. Dieses sogenannte "(links-) Liberalismusinfo" soll im Herbst dieses Jahres erscheinen. Es soll Euch besonder bei Diskussionen innerhalb der FDP über Grundsätze liberaler Politik und den Folgerungen daraus Material bieten, das es leichter macht, die FDP an ihrem "liberalen Anspruch" zu packen. Noch ein letztes: Die Not1<endigkeit der Er1<eiterung dieses Infos zeigt deutlich, daß unsere Beschlußlage in Form des "Leverkusener M<lnifest!~ ni<:llt,per::, fekt ist. Einige Mängel sind durch die Arbeit des J ahresI971 iiiIt'der' Ers'tel= lung des "Duisburger Manifestent1<urfs" ausgemei'-zt'.lerden-;-'wie"wahrscheinlich alle Leser dieser Auflage schnell feststellen 1<erden. Auch schnell feststellen 1<erden sie, daß der "Duisburger Manifestentwurf" nichts grundlegend Neues wollte, also keine Abkehr vom "Leverkusener" darstellt, sondern nur eine Verbesserung.··~···_ Durch die notwendigen Arbei tspriori täten der vergangenen".'(ahre auf diesem Wege nicht 1<ei tergeschri tten worden •. Die.Zu)<Ollnft _.. '{ird zeigen, inwieweit notwendige weitere Verbesserungen .rni:lgl.i.ch .. ,?i,nd.•". So wird von vielen im Verband - oft zu Recht - die oft apodiktische Form bestimmter Formulierungen, die teilweise 'zu wenig differenziert sind, kritisiert. Auch dieses Problem müßte irgendwanneinmal angefaßt werden. Dazu kommen einige Lücken - besonders im Bereich "Staat und Wirtschaft" - die gefüllt werden müßten. Auch einige Überlegungen zur Strategie, besonders was den Bereich der Basisarbeit angeht, müßten der geänderten historischen Situation angeglichen 1<erden. Wenn all dies geleistet wird, haben wir vielleicht eine perfekte Grundsatzbeschlußlage. Nur eins muß klar sein - der Grundgehalt, der im Leverkusener Manifest klargelegt wird, der die Grundlage unserer Arbeit jetzt und in Zukunft darstellt, darf nicht angetastet werden. Wer notwendige Verbesserungen zum Vehikel für inhaltliche Änderungen der Beschlußlage benutzen will, darf in diesem Verband keine Chancen haben. Dieser Verband muß weiterhin die liberale Politik betreiben, die sich besonders aus der Zielsetzu;;:g-des Leverkusener I,lanifests ergibt: Politik zur Sicherung und Erweiterung der Freiheit aller Mitglieder unserer Gesellschaft. Peter Gerigk (stellv. Landesvorsitzen~er) I. Manifest für eine libero e Politik (Leverkusener Manifest) -7- -6gese~lsc~a~tlichen Situation danach zu fragen, was in Abhän i keit ?tand de:: Froduktivkräfte an Freiheit möglich?lS t, l~ der Verdrkllchung dleser Freiheit liep-t deshalb die"A f b , Ilberaler Politik. u ga e ,Aus di';lser Bestimme,ng der Ziele liberaler Politik ergeben sich einige unml tte I ba.l e Konsequenzen: lür~~I:~ ~e:: ~::inziPi~llen K~appheit der materiellen Hittel zur 1eund di ~ r~e I tl~ung mussen ~le I'rodukti vkräfte so wei terentwiclrel t ' e ro U{ lon so gestelgert werden daß sich d weiterung der Hög;richk';iten der Bedürfnisbefriedigu~~a~~g!~~~ Er2. Notw';lndige materielle Voraussetzungen für die Befriedi ' menschllcher Bedürfnisse können nur in koo erativer und gu~g scher Form geschaffen werden L' b l ' " " P ',' '" ,,' ",' ' "sol~da:r'ider Solidar.tii,t ein grUndsätziic~e:r~e~~ma,ults s~eht, daI;er im Prillzip schaft. ungsprlnzlp der Gesell';Tom 'A. Zielsetzung für eine liberale Politik Ausgangspu:p.kt und Antrieb menschlichen HandeIns ist der v{unsch nach Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Dementsprechend bestimmt die Art und Weise, in der eine Gesellschaft die materiellen Voraussetzungen zur Befriedigung individueller und sozialer Bedürfnisse regelt, entscheidend die Struktur einer Gesellschaft .D~es bedeutet, daß Gesellschaftsformen durch den ,Stand der Produkt lV- es kräfte und die Struktur des Produktions,., ündDistributionsprozess entscheidend geprägt werden. Die gesellschaf.:UichePofütion ein" zelner und sozialer Gruppen ist vor allem durch deren Rolle im Produktionsprozess und Distributionsprozess bestimmt. Politik nat en dementsprechend die Aufgabe, die gesellschaftlichen Anstrengunr zur Schaffung der Voraussetzungen der Befriedigung individueller und sozialer Bedürfnisse zu regeln und dHf~,-da15ei aufgrund von Interessengegensätzen entstehenden Konflikte zu lösen. Liberale,Politik ist Politik zur Sicherung und Erweiterung der Freiheit aller Mitglieder einer Gesellschaft und zur Weiterentwick-' lung des Emanzipationsprozesses in allen gesellschaftlichen Bereichen. Der EmanzipationsprozeSS ist derjenige historische Prozess, det' durch Besei tigungen der Abhängigkeiten einzelner l'lenschen oder gesellschaftlicher Gruppen von den Bedingungen der Natur oder von andern gesellschaftlichen Gruppen die Verwirklichung von Freiheit möglich macht. Freiheit ist dabei nicht idealistisch als die (formale) Möglichkeit der Wahl zwischen verschiedenen Alternativen zu sehen, sondern materialistisch zu interpretieren: Freiheit ist zu definieren als die optimale und ungehinderte Mö~lichkeit der Bedürfnisbefriedigung. Dieser materialistische Freiheitsbegriff umfasst den idealistischen und geht wesentlich über diese~ hinaus. Ziel liberaler Politik ist demnach die Sicherung und Erweiterung der Möglichkeiten zur Befriedigung individueller und sozialer Bedürfnisse für alle Gruppen und IJIitglieder einer Gesellschaft und bewußtes Vorantreiben des Emanzipationsprozesses. Bedürfnisse sind dabei nicht als unabänderliche,NaturkonstanteLl aufzufassen. Sie sind abhängig von der gesellschaftlichen Entwickllmg und nur in Abhängigkeit von der historischen Situation zu bestimmen. Auch die konkrete Bestimmung emanzipatorischer _Politik kann nich:t..~~ für alle historischen Situationen einheitlich erfolgen, ,sondern hängt von der Analyse konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse ab und kann erst parallel zur Analyse selbst geleistet werden. Insbesondere ist der ,ieweils möp-liche Grad an :B'reihei t abhänp-ig von der p.:esellschaftlichen Situation und vom "tand der Produktiv.... kräfte. Liberalismus als emanzjpatorische ::eweFung hat deshalb in ,leder .Jewell~~en 3. 'berale POlltik SlC Folitik aussc ist le humanis ~ " • D"les b edeutet, daß liberale sen und die Unterordnun c .orie~t~ert ~n,menschlichen Bedürfnisordnungen unter ein nic~t m:s~~ll~h~!.' ia~~gkeit un~ Gesel-lschaftstiertes philosophisch meta ~ e ur n~sse~ der r-';enschen orien- ' gründetes ::;ysterll ablehnt. physlsch, theologlsch oder sonstwie be4. ~berale; Politik ist aufklärerisch. xatignal '" . bedeutet Elnsatz der menschlichen Fähi k 't , . Liberale PO!itlk Menschen , ' kei:!; ',macht es·lhiri -·mögli6hlnKbh~ri~i~~s~~aftllCh.o(mUllJw~!.t. - Qi.~~~~~ig~ un~ zu beseitigen, die Nat'ur 'in seine yon der N~t~, zuel'kenn~n' \ SElne eigene gesellschaftliche R 11 em,fnte::esse zu beherrschen, vlep'e zu ihrer Durchsetzung zu bOt" e, ~ ale Velp;~nen Interessen und . (z. B. durch ;'anipulation' d h e~e~~~tn'I er~~erung von Erkenntrus, von eigenen Interessen) v~T'mind t e r~e _., u~g un~ Ablenkung Verwirklichung von 1<'reiheit er, daher, dle hogllchke~t zur beralen Frinzipien. Rational~~tW~ddrspr~cht daber fundamental lideIn auf grund der Erkennt ' n ~atlonales Handeln, ,also Hanauch,die'einzige MögliChk~~~ der t~tS[;CbliC~en Gegebenheiten, ist s~rr.en Interesse ohne verll!eidba~es~ ~~~haftllc~e Konflikte im gemeinLlberale Politik ist sich e, c"' ,en zu ~osen • .b'ehlerbaftigkeit menschlic~:~ ~r~nzl~l~ll~n Unvollständigkeit und Prozeß menschlicher Erkenntnis~r ';lnn,n~s ewußt und sieht den unabsc~lie5bar an. Politik diePrlnzlP~ell als,unabge~chlossen und Kenntnls der einzigen und \~ah a~f t dem dOfm~tlschen Anspruch der beruht, ist daher nicht ,ren n,erp::etatlon der Wirklichkeit ergibt sich das Prinzip x:~e~n~ar mlt IlberalerPolitik.Hieraus rer als der eigenen weltansch~u~~~~z, d.h. de~ ?espektierung andeToleranz erstreckt sich dabei n'cht en und pollt~schen Auffassungen. sondern auch au1' das diesen M ,1 nur auf abstrakte Meinungen' ten. ~L'oleranz hat ihre Gr' el~ungen ent~prechende soziale VerhaIenzen ln der manlfesten Intolerenz anderer. ~:~~~~!~. d~~e~!{;~Ceniijr ~en rs~~d~~ ~~hf~~:~~s~:rd~~~, 5.", Po l i tik ist den "b h~l Liberale tnissen gerichtet und auf demok~ ~. bau' '\ on Herrschafts- und I"1achtver~lsse hindern Einzelne und ~ "alls~h, Herrschafts- und Machtverhält T lhrer 1!'r';liheit. LiperaJe PQ J Ur*frprlVlleqerteii in . c;l k '~-S'. _ - aQ 9P 1;i! :te~tPt!e 7an der ' Verv:i::klichung __ BJlr dar öe,te de;,;:. GesellsQbaf t . ,und gerät notwe n d'1gerwelse . . -9- -8Konflikt mit den auf Kosten anderer p·esellsc!:a:;. tlicher. Grc: ren lvi 'Ger e le j"llnlmierunp- von b.errf'C'laft und I'lach ln ,leder lresellschaft"ist ~ vorranil'iges Ziel liberaler Politik. Abhängigkeitsverhältnisse sind jedoch i~ ,'ie~er Ge~ellschaf~ ~nver­ me idlich. Wo Herrscha.fts- und Machtverhal tnlsse nlcht besel tlp:t werden können sind sie so zu gestalten, dass optiffiale Beteilivung aller von ein~r Entscheidung Betroffenen an dieser Entsch~idung gewe.hrleistet wird. Dies wird verv!lrklicht.du:!'ch.dem?kr~tl.sche . Gestaltung aller Bereiche der Gesellschaf~. Demokratle.lsti\ITdabel nicht einfach als das lrinzip der Entscheldnng durch elne r.ehrheit aufzufassen sondern als die Forderung, dass Herrschafts- und fi;achtausübu~g auf der Delef':ation der r;lacht durch die Betrof~enen beruht und von den Betroffenen kontrolliert wir,d , ,u!l.d ,,<!i.ese ~~le-:­ gation der Macht im Prinzip iederzeit eingeschronkt und zuruckgenommen werden kann. Eine Festlegung auf Fenau ein technisches Modell zur Verwirklichung von Demokratie ergibt sich aus deF Grundsatz liberaler Politik nicht. 6. Liberalismus steht in ein 13, entalen onservatlven und reaktionäre .'-'Konservative o 1 1 lS au r 13, un lC erung bestehender Gesellschaftsverhäl tnisse und daher bestehender Herrschafts-..,und- ~1achtverhäl t ... nisse ~erichtet; reaktionäre Polit~k betreibt dieWLederhe:r::stell,u~.\ BChon uberwundener Herrschaftsyerhal tnisse • Be:l.de,§:tehSlJLQ,a,her "J in einem Grundwiderspruch zur Iioeriilen Politik, die auf Abbau von, Fremdbestimmung in allen gesellschaftlichen Bereichert geI'ichtet :IS;. 7. Liberalismus ist nicht auf ein bestimmtes WirtschaTtS::'undG:e= seIlschaftssystem festgelegt. LibeI;'alismus hat in jederkonkreten . historischen Situation zu bestimmen. welche gesel,lsJlhl3,.'f':tlic,hen.Vep' 'hältnisse dem liberalen Grundprinzip der 8icherunp und Erweiterung der Freiheit am ehesten entspreChen. Dies gilt natü"dich nicht nur, für gesellschaftliche Systeme, sondern erst recht für konkrete, ;" pqlitische Zielsetzungen wie z. B. Privateif,entum an Produktions"" ml tteln, \Ietthewerb, Marktwirtschaft etc .JEI(iekonkrgte." 'PQ11 ti~ 4iu!sage und Aktion ist ausschliesslich nach ihrem Beitrag I zur grundsätzllchen 6.Lelset'zung liberaler Politik zu beurtellen. " 8. Liberalismus und Sozialismus haben beide ihren Ursprung in Humanismus und Aufklärung. Sie stimmen in entscheidenden Punkt8n ihrer Zielsetzung überein. Bie haben in Konservativen und HeakGl0neren gemeinsame politische Gegner. Sie stehen ungeachtet der Unterschiede in Zielsetzung, Analyse und Strategie nicht zueinander wie Feuer und '/lasser, sondern sind in vielen politischen .B'ragen politische ~ündnispartner. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Liberalismus und Sozialismus liegt darin, dass sich der Liberalismus im Gegensatz zum Sozialismus nicht auf ein bestirr.mtes ';:irtschafts- und" Gesellscbaftssystem, das durch die generelle vergesellschaftung der Produktionsmittel gekennzeichnet ist, als Garant für eine demokratische Politik - festlegt. Liberalismus vermeidet daher eine erhebliche Gd"ahr aer Verselbständigung politischer Mittel. Der genannte Unterschied err:ribt sich aus der Tatsache, dass der Liberalismus nicht alle relevanten fTesellsahaftlichen Konflikte auf eine Ursache, nämlich a',f den G'gensatz zwischen den Klassen der Produktionsmittel besitzer und der Lohnabhä.ngigen I zurückführt. . Gegenüber dem Sozialismus tritt der Liberalismus als Garant geFen die Gefahr des Dogmatismus und seiner Konsequenzen auf. iberalisnt dafür daB ei allen zukünfti erreichten 11 echte 1 r strikte Einha t prinz i s 1 ra le rlnzl s. 1 eralismus ist ar ür dle eachtung der Relation zwischen lttel und Zweck. Insbesondere achtet er darauf, daß gesellschaftliche Verhältnisse an menschlichen Bedürfnissen und nicht an gedanklich konstruierte Gesellschaftssysteme angepaßt werden. Liberalismus ist Garant dafür, daß individuelle Freiheiten nicht wegen ungerechtfertigter Solidaritätsverpflichtungen einFeschränkt werdBn. Liberalismus ist Garant dafür, daß nach Durchsetzung grundlegender gesellschaftlicher Reformen nicht erneut bürokratisch - dogmatische Erstarrung Platz greift. B. Analyse B.1. Historische und Gegenwartsanalys~ Der politische Liberalismus ist historisch entstanden als Emanzipationsbewegung des Besitzbürgerturns im Frühkapitalismus gegen den feudalen Staat. Eine sozialistische Bewegung im marxistischEil Sinne war zu diesem Zeitpunkt nicht mögliCh, da dessen Subjekt, das. Industrieproletariat , erst 1m J"<;ntstehen war. Lohnabhängige und Bürger hatten objektiv gleigerichtete Interessen, die im Kampf gegen den feudalen Staat gipfelten. Diese gemeinsamen Interessen fanden ihren Ausdruck u. a. darin, daß ~berale zu den Begründern der Gewerkschaftsbewegung gehörten. Mit weitgehender Durchsetzung der bürgerlichen Forderungen und Aufkommen der emanzipatorischen Bewegung des Proletariats (Sozialismu~ wurde der Großteil der liberalen Bewegung zu einer bewahrenden politischen ;',acht, die ihren Besitzstand gegen noch vorhandene feudale btrukturen und die Restauration des Feudalismus verteidigt~ sich andererseits aber auch immer mehr gegen die anwachsende Macht des Proletariats wendete. Dies brachte den Großteil der liberalen Bewegung (Nationsliberale) schließlich in zunehmendem NaBe in die politische Abhängigkeit der Konservativen. Die Rolle der gesellschaftsveriindernden Kraft übernahmen die Sozialisten, die sich aber gegen die vereinigte Macht der Konservativen und Nationalliberalen nicht durohsetzen konnten. Durch den übergang vom Konkurpenzkapitalismus zum Monopolkapitalismus verlor das Besitzbürgertue seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluß; . .. -11- -10- auch als Träger des Liberalismus wurde es zunehmend bedeutungslo!'. Mit dem Überwachsen des Monopolkapitalismus in ~en Staatsm?nopol- , kapitalismus ansteht eine neue Gese~lschaftssch~Cht, d~~ ~~ldungs- I bürgertum. Der Lebensstil und die E~nstellung der Angehor~gen 'dieser Schicht ähneln heute noch denen der ~errschenden.Kl~ss~; . mit der ,Bevölkerungsmehrheit haben sie geme~nsam, daß s~e abhang~g arbeiten, daß sie auf den Verkauf ihrer ~rbeitskraft ang~wieseI?­ sind. Das objektive Interesse dieser schrcht-erfordertn~cht dle Einhaltung bestehender Machtstrukturen, sondern deren Verände:ung. Sie kann damit Träger eines neuen Liberalismus werden, wenn s~e ihre gesellschaftliche Rolle begreift. folgenden Bereichen ist eine Kon~urrenzsituation wiederherzustellen' oder eine derr,okratiscJ:e Flenwirb'chaft, einzuführen: 1. unwirtschaftlich arbeitende ~iirtschaftsz'veige (z. B. solche in denen lediglich r'.arktanteile verschoben werden); , 2. Lfnternehn;en, die auf einem ,:irtsctaltssektor eine Monopolstellunp' haben; 3. Unternehmen, die ihre rlacltBtellung zu antidemokratischer Meinungsmanipulation mitbrauchen; 4. Unternehmen, die wiederholt wegen Wettbewerbsverstößen verurteilt wurden So bietet sich die NÖlT,lichkeit, daß Sozialismus. und, wieder eine emanzipatorische Bewegung werden. E.2. Wirtschaftliche Analyse der ERD E.2.1. Grundlagen kapitalistischer 'produktionsweise Die Gesellschaftsform der BRD ist gekennzeichn9.t, d1Jrch elen Grundvliderspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und pr_ivater", Aneignung; d.h. das Bruttosozialprodukt.~:iJ:'d,:v:()ncleJ:',!'1a!3,!3,e:..<leI'" Bevölkerung hergestellt, der Großteil des Gewinns fließt jedoch einer winzigen Ninderheit zu,nämlich den Eige,ntümern der Pro~ , duktionssmittel. Daher ist für die Frage,"wasunclwiepröduziert wird", nicht die Wirtschaftlichkeit (d.h. Gesamtwirtschaft) oaer die Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung entscheid,EH1cl,:'!3()Ilcle:!:':rL_ die Profitmaximierung. Daraus ergibt sich, daß die vorhandenen Finanzmittel so eingesetzt werden, daß in mögliChst kurzer Z~, ein möglichst hoher Gewinn erwirtschaftet wird; dievernachlämi~un~ langfristiger gesellschaftlicher Interessen in der BRD ist also . keine zufällige Erscheinung, sondern systembedingt. ' Di~ demokratische Forderung, daß die rein quantitative Steigerung 'des Bruttosozialprodukts nicht mehr alleiniger Maßstab des Fortschritts einer Gesellschaft sein soll, und die Betonung einer "q1Jalita:tiven Prod1Jktionssteigerung" stehen also im Widerspruch Z1Jr Eigendynamik des Wirtschaftssytems der BRD. E.2.2. Marktwirtschaft und Planwirtschaft Ziel der Wirtschaftspolitik muß die optimale Bedürfnisbefriedig1Jng der Bevölker1Jng sein. Dieses Ziel wird in manchen Bereichen durch das bestehende Marktwirtschaftliche,System erreicht. In anderen Bereichen führt das gleiche System Z1Jr gesamtwirtschaftlichen Verschwendung, Z1Jr Weckung künstlicher Bedürfnisse und zur Manipulatioll.Es kann nicht darum gehen, der Harktwirtschaft die Planwirtschaft schematisch gegenüberzustellen; vielmehr muß im konkreten Fall geprüft werden, welches System für einen besti.n.aten Betrieb oder Wirtschaftsbereich anzuwenden ist~ Besonders in B.2.3. staat und Wirtschaft Blei~t die kapitalistische Wirtschaft ihrer Eigendynamik überlass~n so fuhrt sie zu periodischen Krisen. Diese Krisen wirken sich um f so stärker aus, je weiter die Produktivkräfte entwickelt sind und je mehr die Wirtschaft verflochten ist. Aus dieser geschichtlichen Erfahrung erg~bt sich die Notwendigkeit wirtschaft1:icher Planung, .<i.h. eine~se1ts Pl~nun.e; geJ;' . .'(Conzerne .. ,aI!.g.eJ;'ersetts Global- ~L_: 'steuerung 1m staatl1chen Beralch (Konze;r.tlerte A1{tiont}U.tte+~.. . f'ristige Finanzplanung, 'G~ru.::-~a"Krednpolitik). . ~ _. Dabei handelt der Staat nicht als neutrales Gremium sondern im aus~chließlichen Interesse der Gesamtheit der.Kapit~leigner. So gre~ft ~r bei Btrukturkrisen einzelner Wirtschaftsbereiche dergesta~t e~n, daß unter Erhaltung der Dispositionsfreiheit und Auton?IDle der Kapitaleigner etwaige Verluste sozialisiert Gewinne h~ngegen weiterhin privatisiert werden. (vergI. u. a. 'Ruhrkohle AG) ~uch.b?i Loh~ämpfen nimmt der Staat Partei; unter Berufung auf die J~we~l~ge KonJuI?-kturlag? werde~.Lohnleitlinien festgelegt, die die Elnkommensverte~lung we~ter zU,u,ngunsten der Bevölkerungsmehrheit verzerren: - Im Aufschwung.werde~ die Lohnabhängtgen zum Maßhalten aufgefordert, um d~e KonJunkturlage nicht zu gefährden. - In.der Hochkonjunktur werden die Lohnabhängigen zum'Maßhalten be~ Kon~um und LOhnforderungen aufgefordert um ein Abgleiten der KonJunktur in die Rezession zu vermeide~. - In der Rezession werden die Lohnabhängigen zum Maßhalten bei Lohnfo~derungen aufgefordert, um den Abschwung nicht noch zu verSCharfen. Das gleiche Phänomen zeigt sich in der Steuerpolitik: In Zeiten der Jtezess~qn,. werdeI?- deI?- Unternehmern. flteuerliche Sonderabschrei':bun~en gewahrt, um d~e iV'lrtschaft anzukurbeln' in Zei ten der Hoch-" konJunktur werden ~ie Lohnabhängigen zu 'Konjunkturzuschlägen' herangezogen, um dle wirtschaftliche Lage zu entspannen •. -13-12- Ein derartires Verhalten ist nie ht auf den bösen iiillen der ,1eweili€ßn Regierung zurückzuführen. A~ch und ~e:ade ~otentiel~ demokratische f1ehrhei ten vertreten dJ_ese Fol~ t~k, w~e das Be~­ spiel der sozial-liberalen Koalition zeigt. Solen~e eine He~ierung den Bezugsrahmen des kapitalistischen Systems anerkennt, so ~ange ist sie gezwungen, eine Politik gegen die Interessen der Bevolkerungsmehrheit zu verfolg~n. Eine Regierung kann nur an der l':acht bleiben, wenn sie einen hohen Beschäftigungsgrad oder sogar Vollbeschäftigung erhült. Ein hoher Beschäftigungsgrad setzt eine hohe Inve§_t;i.j;ionSrate vorälsJ ünter kapitalistischen Produktionsbedini!ungen sind hohe Inve sti- -- tionen'von einer hohen Profitrate der Kapit;aleig:Qer allhänriE;; daraus ergibt sich das st~ndig wachsende MiBverhliltnis zwischen den Einkommen der Kap i taleigner und denen der Lohnabhiinrdf"en sowie die strukturelle Unterversorgung der-öffentlichen Haushalte. Wird nun der Versuch gec_acht, unter Erhel tung des beotehenden 'iiirtschafts,"ystems die Einkoml::ensverteilung. zugunstenderBevölkerungsmehrheit zu v~rbessern, so. \-Ierden die Lohnerhöhunf':en ~m ; Normalfall zum Anlaß von Preissteigerunrehvenommen,. die die Profitrate noch mehr erhöhen. Ist ein-derartives Vorvehen der Kapitaleigner in Einzelfällen einmal nicht möglich, so sinkt die Irofi trate. Besteht in einem solchen Fall nicl:t die~'jöglichkei t, in andere viirtscbaftsbereiche mit stabiler oder steigender Profitrate auszuweichen, so sinkt die Investi tionsne-ip:Hng;- die Fol~'e ist Arbeitslosigkeit. Die Veri-jndervng der Einkorli!l'ensverteI1ul1f, zupunsten der Lohnabhr-ingigen Hn.ter ,Erhai tung des kari talistischen Wirtschaftssystems dürfte also ebenso schwi~rir sein wie die Quadratur des Zirkels. Es bleibt also für demokratische Kräfte im K~italismlls nur die Nöglichkeit, entweder den Anspruch auf konsequente Demokratie und soziale Gerechtigkeit oder das Bekenntnis zum ProfitinteresFe der Kapitaleigner, ideolop-isch verbrlimt als "Soziale" Markt\·J:lrtschaft, aufzugeben. Z. Zt. kann sich keine Regierung konseqlJent [Fegen die Herrschaft des Kapitals wenden, weil sie sich ohne deren Unterstützung nicht haI ten kann. Ebensowenig kann eine potentiell del",okratische Refierung offen Politik gegen die Bevölker'.lnp-srr,ehrheit treiben, weil dann ihre Unterstützung im Volk verUert. So wrhlen eenn auch Sozialdemokraten \lnd I,iberale einen "Mittelweg": In der S.~che vertreten sie die Interessen des Kapitals, ihrem Anspruch nach die Interessen der Lohnabhängigen, indem sie ihnen durch Ausbau der sozialen Sicherheit und "Vermögensbildungspläne" das Bild einer demokratischen Gesellschaft vorgaukeln. B.2.4. Internationale Wirtschaftsbeziehungen Dieser Geist von Ausbeutung der Abhtini':igen und Bevorzup:ung der Kapitaleigner wi:rd auch konsequent in die i,nternationalen Beziehungen übertraven. Für sogenannte Entwicklungsländer wird "KapitalJ;ilfe" ge~ährt, z. T. verbunden mit der Forderung, dies sollee~ne~ bes~lmm~en Prozentsatz des Volkseinkommens umfas~en. In Virkllchke~~ f~ndet keine Vermögensübertragung statt, vielmehr sollen langfr~stit?e . Kredite diese Länder abhängig machen •. '; Mann kann in Analope direkt vOll DM-Imperial ismus- sprechen. TI"aneben tritt als zwe~te Folge, daß die Zinslasten die e~tsprechen~en ~taatshaus~alte erheblich belasten. Die Bundesreg~erung begunst~gt durch ~hre derzeitige Entwicklungshilfepolitik die steuerliche Bewegungsfreiheit der Bezieher von ~roßeinkommen. Die USA setzen ihre Interessen gegenwärtig in Indochina.nicht nur mit Hilfe des Kapitals, sondern auch mit militärischen Mitt~ln durch. Es besteht dauernd die Gefahr, daßdie-BRDaufg-rund-lhrer Btindnisverpflichtungen und ihrer sonstigen Verflechtun~ mit den USA in diesen oder einen ähnlichen Konflikt nicht nur (wie bisher) finanziell, sondern auch militärisch hineinge.ogen wird. Aufgrund der Emanzipationsbemühungen einiger l.ateinamefik:anischer Staaten vergrößert sich .diese Gefahr. Unter.Berücksichtigung zunehmender Entspannung iri Mitteleuropa stellt si.chdie'Frage, ob- es das Schutzbedürfnis der BRD in Mitteleuropa noch rechtfertigt, diese wachsende Bedrohung auf sich zu nebmen. B. '.;-1I'.......pati.on UD' I i ProdUktivkräfte ~ Der Grad möglicher Emanzipation in einer bestimmten· Gesellschaft kann nicht abstrakt bestimmt werden, sondern nur in Abhängigkeit vom jeweiligen Stand der Produktivkräfte, der Produktionsmittel einerseits, der Planungsinstrumente andererseits. Emanzipation setzt die Beseitigung des Mangels voraus, Produktionssteigerung ist also ein notwendiger Teilaspekt dieses Prozesses. Infolgedessen sind bei der Frage, ob einzelne Betriebe oder Wirt-,' schaftsbereiche unter demokratische Kontrolle zu stellen sind, auch folgende Gesichtspunkte zu bedenken: 1. Sind die Möglichkeiten der Entwicklung der Produktivkräfte im bestehenden System voll ausgeschöpft? 2. Sind geeignete'~lanullgsinstrumente entwickelt? Die BRD befindet sich ebenso wie viele andere kapitalisehe, aber auch sozialistische Btaaten im Prozeß der wissenschaftlichtechnischen Hevolution. Unabhängig vom Gesellschaftssystem ergibt sich daraus die Notwendigkeit eines höheren Bildungsniveaus der Gesamtbevöikerung; damit besteht für die Herrschenden im kapitalistischen System die Gefahr, daß die Bevölkerungsmehrheit ihre eigenen Int.eressen und die Hindernisse· für deren Durchsetzung erkennt. Die Notwendigkeit der Erhöhung des Bildungsniveaus steht also im Widerspruch zum Interesse der Herrschenden an der Systemerhaltung. -14In de:r Bl<D (und nicht nur hier) "lird versucht, (liesen ~iiderspruch durch Formierung des Bildunrcss:,,'sterns im Sinne einer technokratischen Heforn: zu lösen. Ziel dieser "Heform" ist die Produktior brauchbarer Nitarbeiter ("Fachidioten") durch Konzentrierung des Ausbildungsstoffes und Verschi"irfunr- des Leistunesdruckes ; s7stemkritisches I-lissen vTird bewußt ausgeklammert. B.4. Ideologiebildung Ein Gesellschaftssystem, das auf sti'ndigem äuberen Zwang beruht, ist auf die Dauer nicht lebensfiihig. Daher mui: zur Aufrechterhaltung und ,Steigerung der Arbei tsleistu~e; der Lohnnbhäne;igen der äußere Zwang durch einen verinnerlichten Leistuni':szwanp: abr'elöst und ideologisch abf"esichert werden .. Di~BJ'_.i_<!_~()1~()t:is_<;Jle_4l:l~:L(!he:r­ ung erfolgt vornehmlich durch die Institutionen Kirche, Familie, Schule, Arbeitsplatz, Justiz, Bundeswehr, Verbibde etc. Aufgabe dieser "Ideolofiefabriken" ist die ::chaffunp; von 1;iertund VerhaI tensmustern, die die herrschend) Gesellschaitsordnunr.; __ in den Köpfen der arbei tenden I~evijlkerungv8l'ankert. Dabei haben die einzelnen Institutionen unterschiedlic~e~uf~ab~ri: Durch die Familie werden schon imfrGlm§te'fj-Ent\~lclCllinT'salter in der Psyche der Kinder die Grundlaven nir die 1,ri tiklose Ubernahme bestehender Herrscheftcostrulcturen f';ele,~·t, und zwar hauptsr,'chlich durch Formen autoritärer Erziehung ,.:exualunterdrückung und lanGjährige materielle Abhängigikeit. Die Entwicklung kritischen Bewußtseins/insbesondere in der Arbeitersc~aft und deo Kleinbürgertum/ wird dadurch s:'stematisch unterdrückt. In den Schulen und am Arbeitsplatz wird ein passiv-rezeptives Verhalten weiter ausgebildet. Grundlagen und ideologische Absicherunp: zurleich für das r;eforr1erte VerhaI ten sind die von den Kirchen in Luso.mrnena.rbei t ffii t anderen 11 staatstragenden 11 Kräften ent\vickel ten \:ert- und Idealvorstellungen Verstöße gegen diese Vorstellungen werden von "Gewissensqualen" ~egleitet; reicht das Gewissen des einzelnen als Kontrollinstanz nicht aus, so ('Teifen Sanktionen der Umwelt bis hin zum .Ginsa,z von Exekutivorganen und J\'stiz ein. Emanzipation setzt Erkenntnisse der eigenen Interessenlafre voraus; diese Erkenntnis soll durch Ideolo{2:iebildunfc fe rade verhindert werden. Die ideoloriebildenden l·iechanismen in cJGn Institutionen müssen der Bevölkerungsmehrheit aufFe~eir:t werden. Der Hiderstand gegen die derzeitire Funktion dieser ~jnrichtunfen darf aber nicht auf alle, die in ihnen arbeiten, ausgedehnt werden. Bei den kritischen Kräft,m innerhalb dieser Institutionen bietet s:i ch vielmehr ein Ansatzpunkt zur L:mwandlunp: il:J Sinne einer Defi:hi;-unp; zur Ifeologiekritik und zur ~rken~tniE der sipenen Interessen. -,15- B.5. Beschwichtigungsrolle von Parteien, Parlamenten und Gewerkschaften Die Parteien treten heute nicht mehr als die Vertreter spezif~scher. Klasseninteressen auf, sondern bezeichnen sich als.Volkspartelen, dle ein fiktives Gemeinwohl aller vertreten wollen. (Sle versprechen höhere Löhne den Arbeitern und höhere Profite den Unternehmer~, mehr Cubventionen für die Landwirtschaft und den Verbrauchern stablle Preise.) Die in der Gesellschaft v~rhandenen Konf~ikte vl~rden, wenn überhaupt, in den parte~en vor~eklart ..und. nur ~efll tert .. ln das Parlament @:etragen und so lhrer \Vlderspruchllchkelt entscharft. Da die Parteien nur dann machtpolitisch effektiv sein kö~nen! wenn sie die Regierunp; stellen, ist die Entwicklung der Parte~en ~n der BRD einer verhän@:nisvollen Ei@:endynamik unterworfen: Um ~n elne solche ;iachtposi tion zu kom~en, bedürfen. si~ der Unterst~tzung ~er Herrschenden (finanzielle Mlttel, publizlstlsche Unter~tutzung). Einmal in einer Position müssen sie den gesellschaftllchen und ökonomischen Status quo ~ufrechterhalten, dem sie ihre Stellung verdanken. Dadurch entsteht eine Rückkoppelung: Zu.Gunst~n der ~ro­ duktion des sozialen Friedens müssen gesellschaftllche '.üderspruche verwischt werden und somit die Interessen derer unterstützt vlerden, die aus dem sozialen Frieden den größten Gewinn ziehen. Evtl. gesamtgesellschaftliche Reformen müssen zurückgestellt werden. So sind die Parteien Instrumente der vJillensbildung, aber nicht in der Hand des Volkes sondern derer, die den Parteiapparat beherrschen. Sie alle verkörpern' den Typ der Ordnullf<sparteien ,die sich im r1Jodus, nicht aber in der Substanz unterscb.ei.den. bei den Wahlen gibt es keinen Kampf zwischen echten politischen Alternativen, sondern lediglich Herrschaftskonflikte zwischen Führungseliten. Dementsprechend werden im Parlament nur ocheinkonflikte ausgetra gen, die allerdings mit erheblichem rhetorischen Aufwand. Sachentscheldunc,:en vierden ,,,ei tgehend im vor- und außerparlamentarischen Raum getroffen und, vom Parlament nur noch bestätir:ü. Die Abhängigkeit des Parlaments vom ökonomischen System - nur V~r­ fügungsgewalt über den Teil des Bruttos<?z~alprodukts, ~er vertellt werden kann, ohne die private Profi tmaxlmlerunp: zu gefahrden , ve:-gl. staat und l\firtschaft s.o. - äußert sich unter anderem in der frelwilligen Aufgabe formeller Befugnisse zu Gunsten der Exekutive dort, wo steuernd in die Wirtschaft eingegriffen werden muß, z.B. durch Notstandsgesetze, - Stabilitätsgesetze, - Vertreter der Exekutive in Europaparlament, EI'lG und NATO, deren Entscheidungen kaum kontrollierbar sind und nur mehr oder weniger ratifiziert werden können. Darüber hinaus ist die Initiative z.B. bei der Gesetzgebung längst auf die Administration übergegan@:en. Der größte Teil aller Gesetzentwürfe wird von der f'Iinisterialbürokratie eingebracht, die sich so die Gesetze ausarbeitet, an die sie später gebunden werden soll. -17-16- Daß die Administration bei der Ausarbeitung der Gesetzentwürfe im Benehmen mit den Interessengruppen arbeitet und da.ß die Interessengruppen, die die Belange der Allgemeinheit vertreten (Gewerkschaften Verbraucherverbände) nicht die stärksten sind, braucht nur noch am ' Rande erwähnt zu werden. Die Ergebnisse sprechen für sich. I [ - _ . . . . Als einzige Organisation mit JYlassenbasis vertreten die Gewerkschaften I zumindest verbal die Interessen der Bevölkerungsmehrheit. Jedoch i haben sie sich ohne auch nur ansatzweise Gegemlehr, z.B. durch die I restriktive Rechtsprechung des BAG (Einschränkung des Streikrechts i durch Verbot politischer Streiks wilder J3:t.:r.e:i,k:?; ]'rie<leIlSp:CUcht, L Zwangsschlichtungsverfahren etc. ~ I in ein Zwangskorsett ste,~ken lassen ,I das ihnen auch bei gutem Willen eine konsequente Vertretung der I Interessen der Arbeiterschaft nicht mehr ermöglicht. Die einzifte I Funktion der Gewerkschaften ist im l'1oment die, den Nachholbedarf bei L Konsumlöhnen gegenüber den Unternehmerinteressen durchzusetzen und I so diejenigen, die sie vertreten sollen,wenn .. auch nicht im ange~ messenen Rahmen, an dem gesamtwirtscha;ftlichen l'1ehrertrag zu beteiligen!. so doch zu beschwichtip:en. Auch hier hat .sic.h zumindest die l!'ührung i der,Gewerkschaften durch die Zusammenarbeit an der Konzertierten i Aktlon zu Gunsten der Herrschenden korrumpieren lassen. L Obwohl Parteien und Parlament weitgehend entmachtet sind, Gewerkschaften höchstens verbal vom Klassenstandpunkt sprechen und den Beherrschten lediglich ein Anschein demokratischer Willensbildung vermittelt wird, wird dennoch die Zerschlagung formaldemokratischer Institutionen und die Aushöhlung bürgerlicher ?reiheiten weiter vorangetrieben (Notstandsgesetze, restriktive l~echtsprechung des Bundesverfassune;sgerichtes, Nichtanwendung von Art. 15 GG, beschränkte Anwendung von Art. 14 GG, Arbeitskampfrecht), denn Parteien, Parlamente und Gewerkschaften sind potentiell demokratisch und eine ständige Bedrohung der Herrschenden. So können durch die Publikationsfunktionen der Diskussionen im Parlament zumindest die gröbsten Widersprüche und Konflikte aufgedeckt werde~ (HS-30-Affäre, Spiegel-Affäre, Notstandsgesetze etc.). Par~elen und Gewerkschaften bieten, wenn sie von den Jl1itsliedern a~tlv getragen werden oder die Aktivität programmatisch und praktisch forder~, den l'1assen die Möglichkeiten, sich zu organisieren, und durch lhre Solidarität den ~1echanismus der Herrschenden empfindlich zu stören. t I I f L i I I l I I 1 c. Strategie C.1. ~ der Deutschen Jungdemokratenf I Präambel l D~s Er~ebnis der politi~chen Analyse scheint aufzuzeigen, daß die Slt~atlon hoffnungslos 1St. Die herrschende Klasse verstärkt ihre B~muhungen, l'1ö~lichkeiten der Demokratisierung abzubauen. Das potentleIl for~schrlttliche Grundgesetz wird ausgehöhlt; die Notstands- ! I gesetze slnd ebenso Folge wie Symptom dieser Entwicklung. Schon drohen die Vertreter des Rechtskartells wie Dichgans mit der "Totalrevision" des Grundgesetzes. Das potentiell demokratische Parlament ~ird ~mmer mehr entmachtet; es wird degradiert zur Abstimmungsma~chlne f~ auße:hal? getroffene Entscheidungen. Seine aktuelle Funktlon er.schop~t slch ln der,Aufgabe diese Tatsache vor der Bevölkerungsmehrhelt zu verschlelern und 6ffentlich Scheinkonflikte auszutragen. Gewerkschaften und Parteien als mögliche Sammelpunkte progr~ssive: Kräfte sind we:i,tgehend in das bestehende Herrschaftssystem ln~egrlert; die Gewerkschaften erkennen das bestehende Bezugssystem an, dle Parteien führen einen Kampf gegen "Extremiste~ von links,und,rechts", der sich in der Praxis ausschließlich gegen dle fortschrlttllchen politischen Bewegungen richtet. Das gesamte Herrschaftssystem ist haupt~ächlicJ:t ~bgesichert durch , die rlIanipulation der Bevölkerungsmehrhelt. Famllle, Schule und ~rbelts­ platz sind Stationen eines Prozesses, der Untertanen schafft; dle so vorprogrammierte Bevölkerung ist ~iner gigantischen Werbung und der l'1einungsmanipulation im engeren SlnnG ausgesetzt. Bollten aber alle diese Sicherungeh für das System versagen, so bleibt schließlich noch der l"lachtapparat des Staates in Form vo~ Justiz und Polizei und, wenn eines Tages die "Stunde der,Hot" fur die Herrschaft des Kapitals kommen sollte, als letztes l'11ttel der Einsatz der Bundeswehr im Innern. Die Herrschenden scheinen also fest im Sattel zu sitzen; dennoch wächst auf Grund der Widersprüche 'dieses Gesellschaftssystems auch die JYlöglichkeit der Überwindung: Das,immer stärJ:er w~r~ende Eingreifen des Staates zur Sicherune; der prlvaten Profltmaxlmlerung erfordert den Abbau der Grundrechte; sie ruft aber auch damit den Widerstand einer Vielzahl von Demokraten hervor, die die parlamentarische Demokratie erhalten wollen, ohne allerdings die Ursachen für die Zerstörung zu erkennen. Gewerkschaften und Parteien verstehen sich als systemerhaltend; dennoch wächst jedenfalls in ~enjenigen Orga~i­ sationen die subjektiv die Interessen der Bevolkerungsmehrhelt'vertreten, die Erkenntnis, daß der Feind nicht links, sondern rechts steht. Die Ideologiefabriken wie Familie, Schule, Universität und ~etrieb funktionieren zwar nach wie vor, aber die Notwendigkeiten der wissenschaftlich-technischen Bevolution erfordern ein höheres Bildungs~ niveau und bieten damit die j'iöglichReit, die objektive gesellschaftliche Lage zu erkennen. Der. vJiderspruch zwischen Anspruch und Funktion der JYlassenmedien bricht vielfach auf; Ansätze systemkritischer Information werden sichtbar. Selbst im JYlachtapparat des Staates zeigen sich (noch weitgehend latente) Wid~rsJ?rüche; progressive ~ Juristen Polizisten und Soldaten lehtHl dle lhnen zugedac.hte Funktlon ab und e~höhen so das Risiko des Einsatzes staatlicher ·r.~achtmittel. Diese eben aufgezeigten Tendenzen sind JI1öglichkeiten,die in der Gegenwart erst in Ansätzen nachweisbar sinq.. Ob dieser'lögli;chkeiteu zu Wirklichkeiten werden, hängt weitgehend von der Strategie. der systemkritischen Kräfte ab. . ( I I . ~_~.~l____. .__ -19-18- Sollen die DJD angesichts der gesellschaftlichen Zustände in der BRD das Grundgesetz als Illusion, das Parlament als Diener der herrschenden Klasse entlarven und den Kampf gef-en Familien, Kirchen, Schuten, Universität, Betrieb, Justiz, Massenmedien, Polizei und Bundeswehr gleichzeitig führen? Eine derartige Strategie ist für jede Organisationanf1;esichts des politischen Kräfteverhältnisses Irrsinn; für den einzelnen bleibt die Wahl, den Kampf mit Waffengewalt oder dessen Vorbereitung zu fÜhren und damit zum Selbstmörder und Wegbereiter der Reaktion zu werden, oder als Antiautoritärer den Hofnarren des Systems zu spielen. Unsere Einschätzung des ökonomischen Verhältnisses macht eine Zusammenarbeit mit terroristischen (StadtguerilIeros), anarchistischen und langfristig auch nur antiautoritären Gruppen unmöglich. Eine revolutionäre Situation ist z.Zt. nicht vorhanden und auch nicht machbar; was aber u,U. machbar ist, ist eine Situation, in der die verschleierte Diktatur des Kapitals in einer Form der parlamentarischen Demokratie zu einer offenen Diktatur des Kapitals in der form des Faschismus wird. •• blelbt also kein anderer Weg, als trotz aller aufgezeigten Hin,-misse die Bevölkerungsmehrheit zu gewinnen. Ansatzpunkt einer der~1gen Strategie muß die Tatsache sein, daß die Entwicklung unseres 87at. .ssich zunehmend gegende Interessen aller Gruppen und. ßchichten unserer Bevölkerung mit Ausnahme der Kapitaleigner richtet. Es gl~t also herauszufinden~ an welchen Punkten konkrete Zielgruppen durch diese Entwicklung geschädigt werden, deren Gegenaktionen zu unterstützen und dabei immer wieder auf die wahren Ursachen der Pehlentwicklung hinzuweisen~ Daraus fOlgt, daß zumindest eine punktuelle Zusammenarbeit nötig ist mit allen 'gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen und Einzelper~nent deren Anspruch'den Systeainteressen widerspricht. ':5/0.2. «, Grundsätze der Zwei-Wege-strategie 21~etie Acr..bri1Mn Wege-<-,- . ~'~~~~r~~" ~ er lb. 1.' Jungdemokraten sind sich bewußt, da demokratische Institutionen vie Gewerkschaften, Parteien, Parlamen im Zuge einer immer stärkeren Verlagerung der Macht auf die staatli en Exekutivorgane und der gleichzeitig immer weiter fortschre enden Verflechtung der staatlichen Macht mit der Maoht der Monole und der Großin~ustrie immer aehr in Gefahr geraten, vorwiege der Verschleierung bestehender Herrschartsverhältn1sse in unser. r Gesellschaft und der Beschwich~ tigung gegenüber demokratisch anzipatorischen Forderungen zu dienen. Da dieser ProzeB (der "Trans! mation der Demokratie" (A~noli») sich vollzieht unter einer immer ärkeren Aushöhlun~ der im Grundgesetz verankerten Möglichkeiten d r emanzipatorischen Entwicklung unserer Gesellschaft durch die De ratisierung auch der nichtstaatlichen Bereiche - insbesondere r Wirtschaft - und der str:ndigen Anpassung des Grundgesetzes 'und de 'Funktionen der demokratischen Institutionen an die Bedürfnisse der GroFindustrie ("Fo , .. erte Gesellschaft",~ "Konzertierte Aktion" Stabilitäts z, fNotstandsgesetze), konnen die DJD ihre politischen Ziele r erreichen, indem sie das G~und­ gesetz, die delillokratische arteien, die Gewerkscha~ten und dle Parlame'nte gegenüber den tmachtungstendenzen durch dle Interessenvertreter des Großka . als verteidigen. Eine wichtige Aufgabe der Jungdemokraten ist aher der Kampf gegen die antiparlamentarische Haltung der p tischen Rechten in der BRD. Eine Verteidigung der de~okratis?hen Inst~tut;onen u~serer.Gesel~­ schaft und ihre progresslve Ent"Jlcklung slnd ~ uber dle POlltisch immer schwächer werdenden Parteien und Parlamente allein nicht möglich, da diese im günstigsten Fall die Kräfteverhäl tni~se ,.in der Gesellschaft zwischen demokratisch-progressiven und reaktlonarkonservativen Bewegunp-en widerspiegeln. Daher muß neben der Unterstützung der Organe der reprÄsentativen Demokratie und de~ politischen Arbeit in und mit diesen immer mehr der Versuch, ln den verschiedensten Gruppen und Organisationen der Gesellschaft .. selbst demokratische Initiativen in Gang zu setzen oder zu unters~utzen und 110delle emanzipatorischen und antiautoritären ye:r;hal tens zu. ent1I1ickeln und zu fördern, zum festen Bestand der polltlschen Arbelt der DJD werden. Die inhaltliche Bestimmunrrdieser Arbeit darf nicht von der L;ustimmune" der F.D.P. abhängig gemacht werden • " . - ~~~~~~~~ree~r~~~~~~uut1~~~nni~~~~~schaft ---' Der Versuch, derr.ok~atische Entwicklung und Bewußtseinsbildung zu fördern, muß sich~ auf möglichst alle ,Teile und Gruppen der Gesellschaft erstrecken. Kt'ine Gruppe außer dem harten Kern des sich in der BRD formierenden Rechtskartells (NPD, rechter Flügel der CDU/ CSU usw.) darf "rechts liegen gelassen werden". Auch und gerade diejenigen Gruppen und Organisationen, die wider ihre ei?enen langfristigen Interessen dazu neigen, sich zu Vollzugsgehllfen der Herrschaft des Großkapitals zu machen (Bundeswehr, ~olizei, Bau~rn, Beamte, Richter), dürfen bei der Bemühung um el~n gangsetzen demokratischer Prozesse nicht ausgelassen werd n on den Folgen der allein auf Profitmaximierung der Großunterne er ausgerichtetenFormierung unserer Gesellschaft werden alle Bevölkerungsgrupperi betroffen, insbesondere durch die strukturelle Unterversorgung der öffentlichen Haushalte (" öf'fentliche Armut") und die daraus sich ergebende Vernachlässigun~ wichtiger gesellschaftspolitischer Aufgaben wie z.B. Umweltschutz, Bildunp:swesen, Gesundheitspolitik Ufl,wo Es müssen daher in jeder Gruppe deren eigene liberale, humane, demolcratische , progressive und rationale Ansprüche und legitime Interessen ernst genommen und in ihren Konsequenzen bis zum Scheitern an systembedingten Schranken entwickelt werden, um so dann systemkritisches Bewußtsein zu erzetip:en. Hierbei wird es darauf ankommen, daß sich die progressiven Kräfte der Gesellschaft nicht von der Beyölkerungsmehrheit trennen lassen. Vielmehr muß versucht werden, den Kern des Rechtskartells zu iso- -21- .' -20- lieren und die in den Jahren seit dem zweiten Weltkrieg in Ansätzen entstandene Identifikation der Bevölkerungsmehrheit mit der liberalen Demokratie als Ausgangspunkt für eine Verteidigung und Fortentwicklung von demokratischen Insti~utionen zum Tragen kommen zu lasse~. Anknüpfungspunkte müssen in Zukunft mehr und mehr bei den konkreten politischen Fragen gesucht werden. Tpeoretische Fragen, insbesond.r.d~r große '''utopische Gegenentwurf"-einer'Gesellschaft, müssen, zw.:r weiter behandelt werden, bei der politischen Arbeit aber hinter derU~t.rstützung und dem Aufgreifen konkreter Forderungen zurückblelb8il.Aus diesem Grund muß auch die Kommunalpolitik ein wesentlich~tJ~Arbeitsfeld der DJD werden. em Die Jungdemokraten können alleine die oben umrissene Strategie auf Grund ihrer beschränkten Mitgliederzahl und r1itgliederstruktur nicht durchsetzen. Sie werden sich daher in gewissem Sinne arbeitsteilig spezialisieren müssen und sind angewiesen auf Bündnisse mit anderen demokratisch-emanzipatorischen Gruppen UAdO~ganisationen, insbesondere 'demokratischen Sozialisten, wobei die Jungdemokraten davon ausgehen. daß diese mit den Liberalen ihre historische Herkunft aus Humanismus und Aufklärung gemeinsam haben und beide in der Emanzipation ihre politische Zielsetzung sehen. Die Jungdemokraten werden insbesondere ihre radikal-demokratische z~~tzung .. betonen und vor allem di~;jenigen Gesellschaftsgruppen ansprechen mussen, die auf Grund ihrer Ausbildung und ihres Berufes eher als' andere die Einschränkung liberaler, Bürgerrechte als eine ihren Interessen zuwiderlaufende Entwicklung zu erkennen vermögen. Es hand&ltsich hierbei vorwiegend um die immer 'größer werdenden Grqppen der Bevölkerung, ,die auf Grund ihrer Funktionen in der technischen ~eistungsges~llschaft notwendigerweise mit einem überdurchschnittlichen Informations- und Bildungsprivileg ausgestattet sind. j) . ., d die egsor!e ier~e Arbe ersc ft. rbei ist aber strikt eine enge Zusamme9 rbeit\'mit denjeni e.n ' r nisationen zu achten, die einen starken RückPalt iri allen Schi h~en r Lohnabhängigen ~ab (Gewerkscharten, S,;FD. J u s o s ) , ' /,.,-/ ..,/ Insbesondlre im KBIII1~"i~genAas s' h formierep.cl:e"· Rechtsk tell arbeiten dFe Jungdem6kraten I!!it al n gegen d,:i:'ese Machtko entration der pol~itischen ReOhten get-icht en Grupp.eil und Organil tione,n zusammen/ auch wenn diese zl.T. m' der P:r:'.dgrammatik der/Jungdemokraten nicht jZU vereinbarende lfiele erfolg~,n', solange gesiJi}1lert ist, daß diW:D ihren eigenen S,tandp,nkt deJ:ltlich vertreten/können. Dabei acht n sie darauf, da!~/ sinn;!!ose I)'6voka,tionen. Urit,.eeJ ble. iben, .die. auf Gr d der dadurch he.r~eigeiührtßn Polarisierung qde Anhängerschaft der .echten nur vergtößernvxe lehnen es ab, B~eiligte ,an,.Aktionen gegen das Rechtskartell zu veranlassen, das auf; Grund: zivilrechtlicher Haftun@: odel strafrechtlicher VerfolgunE1ischwerwiegende persBu11'h, für sis ,ur Folg' hätts.· . Naoh7 Die Jungdemokraten lassen sich ~~ c ni~ht ~n die Rei~e ~erer stellen, die auf Grund rein fß~mel r Kr~ter~en du~ch ~ch7. setzunf? von "I,inks- und R~ll'tsex emismus" tenden ~cb..e Bewegungen einerseits W±~ demo atischen Prote ~wegungen anderersei ts identifizieren-f" auch w ,n letztere auf Grund ihrer fortwährenden Frustrat"ion durc e~n zu: ke·. rlei grundlegenden Refor~en bereites Gese.,lTschaftssys em zu ~ionalen Protesthandlungen h~n­ reißen las.seh. In einem olc~'li"alle, ist es nic1;t AufGabe der DJD, durch einEi' Distanzierun. ;_l:Y'Verleug~ung des rat~onaler: Kerns und der de,!l'iokratischen JVlo <i: ation dieses Protestes zu erle~chtern, sonderIl/die Betroffen gegen das Zuschlagen der !'lacht der Rechten zu ve.fteidigen un' ~e gesellschaftlichen Ursachen des Prot~stes.o~fen­ "iulegen sowi anderersei ts die Betroffenen. von der Jrrat~?n~lltat L' und SChiOd,' chkeit ihres Handeins für 'eine progressive Pol~t~k zu überzeur:en. er F.D.P. us in den Institutionen der parlamentarischen Demokratie bedeutet für die Jungdemokraten vor allem die Arbeit an einer progressiven',inti-ricklunF der F.D.P .• Dab~i, sind in. der gep:emvärtif,en Situ(l.tion folvende Ziele schwerpunktmaßlf zu verfolgen: ~ ~' Verteidigunp' der bisher rechtlich und institutionell verwirklichten Grundsätze liberaler Politik wie Grund- und fienschenrechte, Demokratie ir; staatlichen Bereich, Hechts- und Sozialstaatlichkeit, insbesondere im Kampf gep:en das Rechtskartel'l. und dessen Versuch, das Grundgesetz we~ter a~szuhö~l~n und d~e ff;acht demokratisch legitimer Organe welter e~nzuscnranken. Konsequenter Ausbau und Veiterentwicklunr: der staatlichen Demol~ratie durch VerwirkÜ,chung liberaler Ziele, die bisher g~gen ";eaktionäre und lconservati ve Gruppen auch in der F. D. P. nlcht durchgesetzt werden konnten, wie z.B. Trennung von Kirc:he und Staat, freie \-Jahl zwischen 1:lehr- und Zi vildier:st, konsequente Gewaltentrennunr;, direkte Formen der Demokratle usw. 6--) Verwirklichung liberaler Prinzipien im gesamten gesellschaftlic'he: also auch nichtstaatlichen Bereich, insbesondere in der Wirtschaf d.h. Demokratisierunf der Gesellschaft. d '. SChaff~ng voraussetzung~e:r: der g, esellschaf . chen 1;lnd sozialen zur i:lahrnehmung der fo 0.1 ga;rant~ert8n B.echte ~nd ~um FunJ;:t~ \ nieren der für diese ,arantie geschaff~nen. l ~ut~onen, ~ esondere durch glei e Bildungschancen ~ ~nem B~ldunr;ssy' em? das die Bürger' die Lage versetzt, . re Inte essenla und ~hre ,Rolle in de~ seIlschaft klar zu e ennem un sich äß dieser Einsicht zu erhalten, durch ein formation systedas dem Bürrer die öglichkeit der real' tlischen Be tei g der politischen S· 'tuation ermö licht urch genüge Hö" ichkeiten zur politisc en Betätigung für' den Bürger \ be' szeitverkürzung, innerpa teiliche Demok 'e, Hehrparteie Y em und entsprechendes ,;iä lrecht) sowie durch ein über.§0hau es, bürgernahes Rechts syste ~ -, ""'- _ _ _ _ _ , __ ""v~. _ _ _ .. ~,-. -23- -22- und a :trägern zu überprüfen (Wahlen in kürzere t'änden). muß eine V r eilichen Demokrate, insbeson rch Herstellung .der parteiöffentlichkeit, in al ,~Beschlußgremien erreicht werden. G~Chzeiti f. ) anz ~w!scll.en öf.fellt.l,j.cl1er Amut und pr!.. auf dem Prinzip ha/tliehen be nden struktu- ,I ~ 'I . ClI I g) Konsequente We~teren cklu~gder!11l3ätze ~ ul3inerrea1ist,i~~h~ri\· friedlichen, n1.c~ mper~al1st!Sch$!fiAußefi'" nd Verteidigufigs.:z~ poUtik, UnterS zung e1.nereu~()pais()hen Sie. erhdtskon:ferenz(i" ~ ZUr Sohaffung ner atomwaffenfreien Zone inM teleuropa.,Lösun(!; der Bindun zum US-Il!IPerif,ll1smus,Schaifufig ,ei s rein de- .'}", fensi ve d weniger aufwendigen, VerteidigUfigssyst s; konse .. · .:,. quente nbeziehunp: de~ EvlG in die Demokratisierungs estrebung~h. , Um di~ F.D.:!? in diesem Sinne zu~iner wirksamen progressiven politl!!Chen Kraft zu entwiokeln. müssen die Jungdemokraten folgende Grundsatze in der F.D.P. zu ,verwirkliohen ~uchen: ' a) Das Selbstverständnis der.DJD mußlmmerme}i;~uoh fir die F.D.P. 'Verbindlich :werden, d~h.(1ie.F~D!p~ J!luße~~e;l1nk$liberale, ..•. ' .• radikal~emOkr,:,-tische Pilr1ieiwerd~n 1'di.-, gemeinsam mit demokratischen Soziall.stende Emanzipation des Menschen durch politisohe Alribeit in all~n gesellsoha~tliohen .. d.h. auoh den nichtstaatChen - Berelchen zu verwl.rklichen versucht. b) Die F.D.P. ist keine VOlkspartei,sie muß daher ihre Programmatik und ihr Wahlkampfverhalten auf eine klar umrissene', Zi(l1':': grup~e ausrichten, und zwar auf denjenigeri Teil der Bevölkerung der 1.m Augenbl~ok am e~esten als Träger demokratischer Ideen , " , ~i~k~~. kann.:. B1.~dungsburgertum und • aufstiegsorientierteArbe:fter_ . c ~ . ,zusatzll.ch muß eine .Politisierung der noch weitgehend unpoll.tl.schen Frauen durch ein gezieltes Programm zur Gleichberechtigung un~ Emanzipatio~der Frau in Gang geQX'aoht werdEln;insbesondere S1.nd ,junge Bevolkerunl'sgruppen 'anzuspreohen und vor einem Apbgllieiiten in konse~vative Lager für eine progressiv-liberale . o t k zu gewinnen. '. c) I j I t d) müssen 1.n en are bei Koalitionsbildung statt ~~~~~e zu Lasten der progressiven um- . zu Lasten der weniger progressiven 0.2.6. Taktisches Verhalten bei der Zusammenarbeit mit der F.D.P. . . - - - - - - . Für das Verhalten der Jungdemokraten lbeim Versuch der Fortentwick: lung der J!'.D.P. muß von folgenden Leitlinien ausgegangen werd)'ln: a) Die Jungdemokraten müssen bei ihrer Argumentation von"tf~­ sprünglichen humanistischen, aufklärerischen, demokr?Xischen, emanzipatorischen Zielsetzungen des Liberalismus aVEfgehen und auf einer Herleitung aller konkreten politischen ,Forderungen und Handlungen aus dieser Zielsetzung bestehen .../Auch die F.D.P. muß bei ihrem eigenen Anspruch gepackt werden/'Die Vertauschung von rütteln zur Erreichung dieser Ziele wie/Privateigentum an Produktionsmj.tteln, Erbrecht, Orientierung./uer liVirtschaft am Profi tinteresse der Unternehmer usw. mit dep.··· Zielen selbst muß überwunden werden. Die F.D.P. muß von der :j;Iartei des Eigentums, d.h. der Großeigentümer an Produktionsmitt,ß''ln, wieder zur Partei der Freiheit der p:rößtmöglichen Zahl wepden. b) Die Jungdemokraten müssen sich d~f~h intensive und konstruktive J.lUtarbeit in allen ParteigremiE;,l.tl und im \'Jahlkampf für die Partei unentbehrlich machen. /f f 0) Die Jungdemokraten gehen V:~~ einem instrumentellen Verhältnis zur Partei aus, d.h. sie sehen in Parteien Instrumente zur Durchsetzung politischer Zie}~ und in ihrer Existenz keinen Selbstz'lleck •. Insbesondere iSß' es nicht mit dem Selbstverständnis der Jungdemokraten vereü}:t5ar, auf die Durchsetzung politischer Ziele nur deshalb zu verz~~hten, um einer mehr dem Namen nach liberalen Partei einige Proze'nt Wählerstimmen aus dem konservativen Lager nicht zu vergraulln. /; , Bei der Altern~ive, vorübergehende Wählerverluste hinzunehmen oder auf einejprogressive Entwicklung der Partei zu verzichten, ist deshalb ~em ersteren der Vorzug zu geben. d) Die Jungde okraten legen die Inhalte ihrer politischen Ziele unabhängig on der Durchsetzbarkeit in der F.D.P. fest'. Bei .:dem Versuch er Durchsetzung in den li'.D.P.-Beschlußgremien ist jedoch auf die fotwendigkeit der Doerwindung der 5-%-Klausel Rücksicht zu neb en. Dies wird Um so leichter möglich sein, als die F.D.P. immer mehr auf eine radikaldemokratisch, antiautoritär und rationa eing stellte Wählerschaft aus vorwiegend jüngeren Bevölkerunp-s.,. gru pen angewiesen ist. . -25- -24ist es, daß sie alle Handlun~en vermeiden, deren politische Folgen fast ausschließlich in einer Manifestierung der fifacht des Rechts- .' kartells sind. Die .Erkenntnis, daß kapitalistische Wirtschafts- // ordnungen potentiell faschistisch sind, verpflichtet zum Kampf ,gegen diese TJ-efahr und nicht zur Provokation der in diese Richtung räng'enden Kräfte, wenn diese nicht wirksam bekämpft werden könne. e) Die Junrdemokratei:La~ n sich nicht auf bedin~ungslose Unterstützung der F.D.P.-Poli 'k festlegen. Sie macherr' insbesonde!'e ihre \'Jahlkampfunt~rstützun {~d ihre rC:itarbeit beim organisätorischen Ausbau der Partei e'li.nschlieJHich der !'litgliederwerbung abhängig von der personen;~n Zusammensetzjoi'nr der jeweilip:en Parteiorgane, von Koali tionsabs:l'chten und den/Inhalten von \1ahlund Aktionsprogrammen. Es muß zu)." Selbstvers·ti'ndiiichkeit wer<!-en, daß nicht ,4eder Kandidat der F\D.P~m~~'·~la~Ik~mpfhilfe der uungdemokraten rechnen kann, sondern"ßaJ~ dl!'se lm ,vahlkampf alle ihre Einsätze gezielt auf die Unterst'~zun(i solcher Kandidaten konzentrieren, die ihrerseits zu einer ,ZusammenarlJeit mit den Jungdemokraten berej t sind. \J __':i .___ _ 0.2.9. Verbandsinterne Auseinandersetzungen /''''\ 0.2.7. Verbältnis der beiden Wege der straiegI~ •. ? ... Die beiden Were der Strategie der JungdemJkrate~\{lin<l nativ zu sehenden oder voneinander unab;.ä' gigen Te.;ile Sie tragen lediglich der Binsicht Rechnu g, daß Änd:~r tischen Verhältnisse in unserer Gesells aft weder 0 eeine Bewußtseip.sänderung der Bevölkerung, die dieserdie"Artil i\tiondemokratischer Forderungen und die Selbstorganisation zu aere~ Durchsetzung ermöglicht, noch eine Sanktionierung der so neu~stana nen Nachtverhältnisse durch Parlamente, durchsetzbar si 'Schaff die Arbeit in den Parteien und Parlamenten erst die l1öp:I'. eit, daß reiheitsspielräume für demokratische Initiativen irh;Jk.en oder g.esc affen werden können, so können erst auf Grund ei JlÄnderunp des p itische~/, Bewußtseins einschließlich des Vlahlverhal ;fs in den Parlamen n /'; wieder. grundlegende Entscheidunp:en für d~/WeiterentVlicklunfde ,ny" . mokratie erwartet werden. Für die JUn~_d1I}6kraten ist die Arbeit '.~, i all~n .öereichen der Gesellschaft und d ~', Zusammenarbeit mi t ~9.~reh, . i progressi ven Gruppen vor allem auch e rl rü ttel ge~en die Gefa~ der '<"" ) reibungslosen Integration in die Par"te'larbeit ohne ernsthafte Fort"'i schr~t~e im Selbstverständnis der Piptei und der Festlegun~auf tradltlonellen F.D.P.- Kurs. ~I /' ! . . // " 0.2.8. strategie de';r systemÜbe"':denden Reformen . . ./ / 1/ Die Strategie der JUngdemOk~in hat systemüberwind~nden Charakter, indem sie auf ~1inim':l-erung de /Herrschaft von MenscHen über Menschen, den Abbau der r':öglie,hkeit, ,fljch die Produkte fremder Arbeit anzueignen und die. Demoltratis:i,!jung zum Ziel hat. n:l}lStrategie der Jungdemokraten schließt teine ,.R,evolution im Sinne e'nes punktuellen Ums~urzes mit dem~iellder ,Etrichtung der Diktat des Proletariats aus. Dle Jungdemokraten ~eh:,fVdavon a~s, daD eine evolutionäre Situation weder gegeben ist ~oc9 'erbeigefUhrt werden ann oder sollte. Für Jungdemokraten.' :j;~1 daher der AusschluJ' von Gewaltanwendung als Hit.tel der pOlit~ik~.1. unserer Gesellscha eine. Selbstverständl.ichkeit. Ebenso komm fUr sie die Bildun~ volutionärer Kader zum Aufb~u einer kommun vischen Kampfor~anis yion für die Errichtung der Dlkta~ur 9:es Pr, ?'iariats nicht in F ge. Dogmatischer Kommunismus oder Larxlsmus lIl!diesem Sinne wide spricht den Grundsätzen der Junfdemokraten. Eine~wichtige Konsequenz für die Politik der Jungdemokraten Bei der internen Auseinandersetzung ist es für~i en radikal-demokratischen, auf Rationalität verpflichteten, li ralen Verband selbst verständlich, daß auch mit von verbindlichen schlüssen abweichenden f,Ieinungen die arr-umentative Auseinander tzung weitergeführt wird und diese nur im äußerst·en Falle zur Abwen ng schwerer Schäden vom Verbar.d zu GlCllsten anderer f':ittel "poli t' eher Auseinandersetzung" aufgegeben werden können. Die Jungdemokraten, die von der F.D •• mehr innerparteiliche Demokratie fordern, müssen diese vor Idlich insbesondere furch Tolerierung von ~anderheiten n Verband praktizieren. Vor allem sind Ausschlüsse aus dem Verban nur als wirklich letztes Mittel anzusehen, den Verband vor schwe em Schaden durch schwerwiegende oder wiederholte Verstöße gegen S tuten oder Beschlüsse des Verbandes zu schützen, in Betracht z ziehen. In jedem Falle ist darauf zu achten, da!! mit r'litgliede ,denen be\'lUßtverbandsschädigendes Verhalten nachgewiesen ist,/ ympathisanten nicht gleich mit ausgescblossen werden, und a6 Ausschlüsse zu HitteIn politischer Richtungskämpfe werden, m' deren Hilfe die jeweiligeJl1ehrheit sich einer unbequemen J11inderhei ~ntledigt. Die Jungdemokrate , die sich um die Aktivierung gerade auch von l'1itgliedern der ehe aligen APO für den langen Harsch durch die Institutionen und in esondere für (die l'1itarbeit in Parteien bemühen, sollten nicht urch Ausschlüsse von engagierten l'1itgliedern, die sicb der Hehrheit einunF noch nicht anschließen können, diese in ihren Auffassunp'e und Verhalten bestärken und so auf eine nach Auffassu~ der Jungde kraten für eine progressive Politik schädliche Haltung festlegen sondern versuchen, das Engagement dieser l'1itglieder durch bessere gumentation für die vom Verband verfolgte Strategie zu gewinnen. nsbesondere muß es für die Jungdemokraten unzulässig se'in, eine A ehnung politischer Standpunkte und vor allem Ausschlüsse von Jl1itgJ/,edern wortfetischistisch mit plakativen Bezeichnungen wie Reform st, Revisionist, Hevolutionär, HaI1Xfst, usw. zu begründen; ausschlaggebend muß in jedem Falle die inhaltliche Aussage und das Verhalten der Betroffenen sein. 0.3. Funktion und Praxis der Basisarbeit Diese Strategie hängt in der Luft, wenn nicht dahinter mobilisierte, artikulierte und organisierte Bedürfnisse stehen. Die gesellschaft"ß:" .. -26- lichen Auseinandersetzunren um die Veränderung der herrschenden. Verhäl tnisse spielen sich nicht nur im Bereich der J_nsti tutionen und Organisationen ab, sondern treten in vielfältigen Erscheinungsformen in allen Lebensbereichen auf. Aber auch die Aufhebung der Nebenwidersprüche gehört zueineruafassenden Veränderung. der Gesellschaft. Die DJD als nicht im Pro~. ..:..}.:. duktionsbere ich verankerte Jugendorganisa tion-' werden im-Rahmen dieses ":; Feldes gesellschaftlicher Auseinandersetzungen einen Beitrag zurPol:f,-, tiesierung von Jugendlichen leisten. ..' . . Kernpunkte ~ystemkritischer Jugendarbeit sind; -27- Impulse der antiautoritären Basisarbeit auf, ?hne.sie als um_ fassende politische Strategie zu verzerren. Dl~ Blldung von Ko~lektivel ist die Möglichkeit Jugendlichen, die durch dle gesellschaftllchen Verhältnisse frustriert 'und "kaputt" sind, die Chance einer erreichbaren und helfenden Perspektive zu geben. Sie ist insofern sozial. a) Jugendarbeit ist Teilprozeß der i!lflkundäre ...n.:.SQUalisat.1on •.....die. .... :.:., ..... _...., wesentlich bedingt ist durch die 'gesellschaftlichen Verhältnisse. 'e Jugendarbeit ist damit immer systembedingt. . .. Gruppenarbeit will durch gemeinsames theoretisches Stud~um (Schulung) die individuellen Probleme auf ihre gesellschaftllche~ Ursachen zurückführen, die Vermittlung der konkreten Umwelt mlt den gesellschaftlichen Verhältnissen leisten, den dialektischen Zusammenhang von individueller und gesellschaftlicher Emanzipation klä:-en und so rationale Entscheidungen frei von Trieb-, Real- und Gewlssen~­ ängsten ermöglichen. Sie ist insofern demokratisch. b) Progressive Jugendarbeit in der BRD und We~t-.I3ei,"l1n';ird daheJ.' , nicht nur gegen autoritäre Charakterstrukturen. sondern auch gegen die kapitalistischen Herrschaftsverhäl tni.see... ~~.Pf.en!.._~@e~.Jst ... Jugendarbeit immer politisch und progressive Jugendarbeit immer systemkri tisch. .... ... ... Die Zusammenarbeit in einer überschaubaren Gruppe ermöglicht, den politischen Standpunkt frei von Zwang und Druck in der Auseinandersetzung mit anderen zu entwickeln. Gruppenarbeit kann experimentieren ltleil sie keinen umfassenden politischen Anspruch stellt. Sie ist insofern pädagogisch. c) Systemkritische Jugendarbeit die ..den Anspruch ernst nimmt, der individuellen und geSellschaftliChen Emanzipation zu dienen,kann sich nicht auf ergänzende Freizeitgestaltung und akademischeBil~ dungsveranstaltung beschränken, sondern ist . VorbereltUIlI!; _. undT.e.~l systemüberwindender Praxis. Systemkritische Jugendarbeit bemüht sich um Veränderungen zumindest im unmittelbaren Lebensbereich der Betroffenen, sie vermittelt auf einer konkreten Ebene die Erfahrung der r:achbarkeit von Gesellschaft. Sie ist insofern politisch. " <: . d) Inhalte, Arbeitsformen undOrganisa:Honi!lst~tü,rendft:/:'Jugend~ .• : arbeit sind daher entscheidend unt.r stra,teg1eC)len G.aichtBp'\U1kten' zu bestimmen, ohne die klassensp'Zitiscl!. 1mter.schiec1lichenSoZi~lit: ... sations- und al tersmäßi@:en EntwiCkl\l.ngsplyll!esee JIU yerne,ch:J,.äslligen' .e) Systemkritische Juge~darbeituhter$.Cheidetsiol!. vOn anderen Formen politischer Praxis insbesondere dadUrCh; daß sie sieh belllüht,'die' individuelle Konstitution zu berücksichtlgen, die gemeinsamen Erfahrungen aufzuarbeiten und auch Experimente zu wagen. Aus diesen allgemeinen Überlegungen ergeben sich folgende Konsequenzen: Der strategische Punkt, an dem die Organisierung von Jugendlichen geschehen muß, ist der jeweilige Arbeitsbereich, d.h., bei Jugendlichen der Ausbildungsbetrieb (Lehriinge) oder die Schule (Oberschüler) • Die Jugendlichen sollen sich in Kleingruppen (Kollektive, Basisgruppen usw.) organisieren, um so die Vermittlung von individueller und gesellschaftlicher Emanzipation leisten zu können. Diese Arbeitsweise ermö~licht die Erfahrung von Solidarität, die Stärkung von Selbstbewußtsein und politiscqes Handeln. Sie nimmt die Auchmese politische Praxis braucht die Zusammenarbeit mit anderen. Für die arbeitenden Gruppen wird es in erster Linie darauf ankommen, örtlich und regional mit Gruppen aus dem gleichen Praxisbereich (Lehrlinge bzw. SChÜler) einen kommunikativen und organisatorischen Zusammenheng herzustellen, Erfahrungen auszutauschen und in gemeinsamen Aktionen ihre Position zu vereinheitlichen. Diese Zusammenarbeit wird aber provinziell bleiben, ..lenn sie nicht durch eine Zusammenarbeit auf der Ebene der Verbände und Jugendorganisationen ergänzt wird. Nachdem es schon innerhalb des Bundesjugendringes eine Politisierung gegeben hat und die traditionell jugendpflegerischen Verbände begriffE haben, daß sie politisch sind und sein müssen, wird es den jugendpolitischen Verbänden im RPJ zu vermitteln sein, daß sie Jugendverbände sind. Als erste Konsequenz aus diesen Überlegungen sollten sich sowohl auf Kreis- wie Landes- und Bundesebene Arbeitsgruppen aus Vertretern der progressiven ,Jugendverbände bilden, um grundsätzliche, inhaltliche und orvanisatorische Frafen der politischen Jugendarbeit zu diskutieren, die traditionellen und unbegründeten Unterschiede der Verbände zu über\'linden, eine gemeinsame Perspektive und Praxis zu entwickeln und die unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte zu koordinieren, 11. Duisburger , Manifestentwurf (Auszüge) -30- 1. Historische und Gegenwartsanalyse 1.a. Erläuterung Der nachfolgende Auszug stellt die Erweiterung, Verbesserung und Konkretisierung des Teils B.1. des "Leverkusener Manifest" dar. Die damals sehr knappe Darstellung führte im Verband zu Mißverständnissen~ undUilklarkeit darüber, wie nun die geschichtliche Funktion des Liberalismus einzuschätzen sei, ob wirklich die im Teil B.l.angesprochene Gruppe "Bildungsbürgertum" die Zielgruppe liberaler Politik sei etc. Deshalb hat sich der AK Grundsatzfragen mit diesen Fragen 1971 besonders intensiv beschäftigt. Als Ergebnis legte erden hier~ ~abgedruckten~Teil des Duisburger Manifestentwurfs vor. Als nochmalige Ergänzung und Erläuterung kann der Teil 111.3.1. herangezogen werden~ 1.b. Auszug aus dem Duisburger Manifestentwurf B.l Historische und Gegenwartsanalyse des Liberalismus Vorbemerkung: Der Grad möglicher Emanzipation in einer bestimmten Gesellschaft kann nicht abstrakt bestimmt werden, sondern nur in Abhängigkeit vom jeweiligen Stand der Produktivkräfte - der Produktionsmittel einerseits, der Planungsinstrumente andererseits. Emanzipation setzt die Beseitigung des Mangels voraus, Produktionssteigerung ist also ein notwendiger Teilaspekt dieses Prozesses. Auch die Frage, ob eine politische Bewegung die Emanzipation vorantreibt oder behindert, läßt sich nicht abstrakt bestimmen. Die Geschichte politischer Ideen allein kann nicht erklären, wie eine politische Bewegung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu beurteilen ist. Zu fragen ist vielmehr nach deren materieller Basis, zu fragen ist nach den Veränderungen der Produktivkräfte und mit ihnen der Gesellschaft, kurz: Zu fragen ist, wer die gesellschaftlichen Träger dieser Ideen sind, welchen Interessen diese Ideen dienen und welchen Interessen sie entgegenstehen. Der politische Liberalismus ist historisch entstanden als Emanzipationsbewegung des Besitzhürgertums im Frühkapitalismus gegen den feudalen Staat. Eine sozialistis~c~he~ ~Be~we" gung im marxistischen Sinne war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, da dessen Subjekt, das Industriepröletariat, erst im Entstehen war. Ende des 19. Jahrhunderts machte die Weiterentwicklung der Produktivkräfte auch in Deutschland die Uberwindung des Feudalismus als Gesellschaftssystem notwendig. Das aufkommende Proletariat (gekennzeichnet durch Nichtbesitz an Produktionsmitteln und damit durch den Zwang, seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen) kämpfte zusammen mit dem Bürgertum gegen den feudalen Staat; so erklärt es sich, daß Liberale zu den Begründern der Gewerkschaftsbewegung gehörten. -31- Schon früh zeigte sich jedoch, daß trotz des gemeinsamen Gegners die Interessen der Bündnispartner unterschiedlich waren: Mit weit ehender Durchsetzun der bür erlichen Forderun en Rechtsstaatlichkeit, Berechenbarkeit staatlichen und privaten Handeins, Gewerbefreiheit, Vertragsfreiheit, Glaubensund Meinungsfreiheit, Volkssouveränität und Parlamentarismus) wurde der Großteil der liberalen Bewegung zu einer bewahrenden politischen Macht. Der Liberalismus verteidigte den Besitzstand des Bürgertums gegen noch vorhandene Feudale Strukturen und gegen eine Wiederkehr des Feudalismus; er wandte sich aber auch immer mehr gegen die wachsende Macht des Proletariats. Dies brachte den Großteil der liberalen Bewegung (Nationalliberale) schließlich in zunehmendem Maße in die politische Abhängigkeit der Konservativen. Die Rolle der gesellschaftsverändernden Kraft übernahmen die Sozialisten, die sich aber gegen die vereinigte Macht der Konservativen und Nationalliberalen nicht durchsetzen konnten. Die freie Konkurrenz selbständiger Produktionsmittel Eigentümer führt~ gesetzmäßig zur Bildung von Großkonzernen mit Monopolcharakter; sie führt also zu ihrer eigenen Auflösung. Gesellschaftlich stellt sich diese Erscheinung dar als Ubergang vom Konkurrenzkapitalismus zum Monopolkapitalismus. Unabhängig vom Gesellschaftssystem erfordert die wirtschaftliche Weiterentwicklung größere Produktionseinheiten; im Rahmen des kapitalistischen Systems konzentriert sich dadurch die wirtschaftliche und mit ihr die politische Macht bei immer weniger Großunternehmen. Viele mittlere und kleinere Unternehmer verlieren dadurch ihre Existenz und werden in die Lohnabhängigkeit herabgedrückt; andere klammern sich trotz sinkendem Gewinn an ihre Selbständigkeit, eine weitere Gruppe schließlich gerät bei formaler Unabhängigkeit in die faktische Abhängigkeit eines Großunternehmens. (Zulieferer z.B. bei AEG, Daimler-Benz, VW, Siemens) . Das Besitzbürgertum als bisheriger Träger der liberalen Idee verliert demnach durch den Ubergang vom Konkurrenzkapitalismus zum Monopolkapitalismus immer mehr seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluß oder hat ihn bereits verloren. Um diese Entwicklung zu verhindern, sind drei Auswege denkbar: Er hat die Möglichkeit, sich an seine bedrohte gesellschaftliche Stellung zu klammern. So hat sich der Großteil der liberalen Bewegung (Nationallibera~~, FDP)bis vor kurzem(?) mit den Konservativen und and~ren Vertre- tern des Großkapitals zum Widerstand gegen den Sozialismus vereinigt; sie unterstützten somit ihre eigenen Henker. -33- -32Dieses Bürgerblock-Denken macht blind für die Gefahr von rechts; so kam es, daß selbst Liberale wie Heuss und Maier 1933 für das Ermächtigungsgesetz stimmten. Eine Bürgerblock-Politik entspricht den kurzfristigen Interessen der kleinen Gewerbetreibenden, denn das Großkapital muß, um diese Verbündeten zu halten, gewisse Zugeständnisse machen (Mittelstands-Politik) entspricht deren subjektiven Interessen, denn der Mittelstand ist raditionell anti-sozialistisch und anti-gewerkschaftlich eingestellt und das-Großkapital und seine Diener verstehen es hervorragend, Schrebergärtnern und Würstchenbudenbesitzern einzureden, Angriffe auf das Eigentum und Erbrecht der Milliardäre würden sich auch gegen ihren kleinen Besitz richten. widerspricht ihren objektiven Interessen, denn auch Zugeständnisse taktischer Art können die Bewegungsgesetze der kapitalistischen Wirtschaft nicht außer Kraft setzen, und zu diesen Bewegungsgesetzen gehört eben die ständige Konzentration des Privateigentums an Produktionsmitteln in immer weniger Händen. Die Überwindung des kapitalistischen Systems - widerspricht den kurzfristigen Interessen von Mittelstand und Kleinbürgertum, da deren Lage im gegenwärtigen Gesellschaftssystem zum Großteil besser ist als die anderer Lohnabhängiger - widerspricht deren subjektiven Interes~en, da eine Systemüberwindung nur im Bündnis mit den Traditionellen Gegnern des Bürgertums, nämlich der in sozialistischen Gruppen und Gewerkschaften organisierten Arbeiterbewegung zu erreichen ist - entspricht ~hren objektiven Interessen, indem sie eine geschichtlich nicht vermeidbare Entwicklung vorwegnehmen und mitwirken an einer Emanzipationsbewegung der Bevölkerungsmehrheit gegen das Großkapital Auf Grund der geschichtlichen Erfahrung ist festzustellen, daß das Bürgertum (mit Ausnahme des Großkapitals) alstraditioneller Träger des Liberalismus - im Regelfall zum Bürgerblock-Denken neigt, in Krisensituationcn den Faschismus unterstützt, nur durch sehr intensive Arbeit, wenn überhaupt, für eine Überwindung des kapitalistischen Systems zu gewinnen ist. 2. Faschismus Es ist die Möglichkeit, in romantischer Rückbesinnung seine Zuflucht zu suchen; diese Tendenz macht den gesellschaftlich absink enden Teil des Bürgertums anfällig für faschistische Bewegungen. Der Faschismus widerspricht den kurzfristigen Interessen von Mittelstand und Kleinbürgertum, denn die historische Erfahrung zeigt, daß der Faschismus gerade nicht zum "Kauf gegen die Hochfinanz" (NSDAP-Programm 1924) führt, sondern zur Verstärkung von Konzentration und Monopolbildung mit massiver Unterstützung durch den Staat entspricht deren subjektiven Interessen, denn der Faschismus kommt mit seiner antikapitalistischen Rethorik und seiner anti sozialistischen Theorie und Praxis den Vorstellungen insbesondere des Kleinbürgertums sehr entgegen widerspricht ihren objektiven Interessen, da die Nachteile der Bürgerblock-Politik für den Faschismus noch verstärkt zutreffen Somit bleibt diesem Teil des Bürgertums als rationale Alternative nur die Möglichkeit, die geschichtliche Entwicklung vorwegzunehmen und sich nicht in unterschiedsloser Verteidigung des "Privateigentums:' mit dem Großkapital zu solidarisi~.Vielmehr kann der politisch bewußte Teil des Mittelstandes und des Kleinbürgertums auf Grund der Entwicklung mitwirken an einer Emanzipationsbewegung der Lohnabhängigen zur Überwindung des kapitalistischen Systems. Derjenige Teil des "Besitzbürgerturns", der sich nicht offen mit dem Großkapital solidarisiert, kommt damit als Träger einer liberalen Bewegung in Frage. Eine grundsätzliche Änderung dieser traditionellen Orientierung des Liberalismus ist nur möglich, wenn er zusätzlich zu der bisherigen gesellschaftlichen Basis neue Bevölkerungsgruppen gewinnt. Eine derartige "neue" Bevölkerungsgruppe ist die wissenschaftlich-technische Intelligenz: Sie befindet sich zwar faktisch in der gleichen Lage wie andere Lohnabhängige auch, d.h. sie kann arbeiten oder aber nicht essen. Ideologisch neigt sie nicht zum Sozialismus, sondern eher zu technokratischen Vorstellungen und zur Vertretung der ·tradi·tionellen Ansprüche des Liberalismus. Die wissenschaftlichtechnische Intelligenz ist nicht im gleichen Maße wie die traditioneller Träger des Liberalismus anti~sozialisti­ schen und anti-gewerkschaftlichen Vorstellungen verhaftet; die Vermittlung systemkritischen Denkens ist daher bei dieser Gruppe leichter möglich. Für die Jungdemokraten als liberalen Verband ergibt sich aus der historischen und gegenwärtigen Analyse des Liberalismus folgende Aufgabensteilung: Da die Vermittlung systemkritischen Gedankenguts und damit einer systemüberwindenden Perspektive bei den möglichen Trägern einer emanzipatorischen Bewegung mit liberalem Anspruch nicht an deren objektiven Interessen, sondern an deren kurzfristigen und subjektiven Interessen zu scheitern droht, müssen die Jungdemokraten bei Gruppen der Bevölkerung ansetzen, bei denen die. gefühlsmäßige_Bindungan_das.kapitalistische System noch nicht ausgeprägt ist und bei solchen, deren kurzfristige Interessen dem Kapitalismus widersprechen. Ansprechpartner der Jungdemokraten sindjaher insbesondere folgende Gruppen (die sich natürlich über'schneiden können): - Mädchen und Frauen als die Bevölkerun/lsgruppe, deren Unterdrückung die längste Tradition hat -34- -35- Lehrlinge als die Bevölkerungsgruppe, die am meisten ausgebeutet wird Schüler und Studenten als die Bevölkerungsgruppen, die bei einem vergleichsweise hohen Informationsstand am ehesten in der Lage sind, die gesellschaftlichen Ursachen von Bildungslcatastr.ophe und Fachidiotenp.,oduktion zu erkennen'und Autoritätskonflikte leichter austragen können als Mädchen und Lehr"Iinge Beschäftigte im Ausbildungssektor und sozialen Berufen, bei denen der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit ihrer Tätigkeit am deutlichsten wird langfristig ein bedeutender Teil der wissenschaftlichtechnischen Intelligenz Ein Grundsatzprogramm kann die konkrete Analyse e:rleic}ltern, nicht aber ersetzen: Welcher Zielgruppe sich die Jungdemokraten besonders intensiv widmen, läßt sich daher nicht generell festlegen", sondern hängt von der Situation der einzelnen Kreis- und Bezirksverbände und von .den Verhältnissen an den jeweiligen Orten ab. Für die Bestimmung der Haupt-Zielgruppen ist insbesondere 'von Bedeutung, welche der möglichen Zielgruppen bereits in ausreichendem Maße von anderen demokratischen Gruppen "betreut" werden. So wird es z.B. in manchen Großstädten mit starken Jungsozialisten-, SDAJ- und Gewerkschaftsjugend-Gruppen am sinnvollsten sein, sich auf Schüler- und Frauenarbeit zu konzentrieren. In anderen Gebieten kann es dagegen notwendig sein, mit Vorrang Lehrlingsarbeit zu betreiben. Diese Praxis ist Folgerung der Erkenntnis, daß Liberalismus und Sozialismus nicht wie Feuer und Wasser, sondern in ihrem emanzipatorischen Anspruch durchaus vergleichbar sind. Auch die materialistische Analyse zeigt, daß die ges~llschaftlichen Träger beider Bewegungen einander nicht mehr feindlich gegenüber stehen müssen, daß vielmehr' das Interesse bei der die. Zusammenarbeit erfordert. Fernziel der politischen Arbeit der Jungdemokraten muß daher die Mitwirkung an einer gemeinsamen emanzipatorischen Bewegung aus Liberalismus und Sozialismus sein. 2. " Wettbewerbsideolo§ie und Wirklichkeit 2.a. Erläuterung Der Prozess der Konzentration des Kapitals und des Ausschaltens der von Altliberalen immer wieder hochgelobten KonkUl'T'enz ist im "Leverkusener Manifest" nicht in der Aus;";" führlichkeit behandelt worden, wie es dieses Problem, das in der Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Befürwörtern des kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder in den Mittelpunkt rückt, verdient. Weiter ist bei der Beurteilung dieses Wirtschaftssystems aus liberaler Sicht, d.h. unter Anwendung der in der "Zielsetzung" aufgestellten Kriterien, die Frage, ob der Kapitalismus wirklich das für die Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung die am optimalsten strukturierte Wirtschaftsform ist, von größter Wichtigkeit. Zur Beantwortung dieser Frage sollte der folgende Abschnitt der im Duisburger Manifestentwurf vor dem Teil "Staat und Wirtschaft" eingeschoben werde, Material liefern. " B.2.2 Wettbewerbsid~ologieund Wirk~ichkeit Ziel der Wirtschaftspölitik muß die optimale Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung sein. Dieses Ziel w'ird nach der vorherrschenden liberal.en wirtschaftstheorie am ehesten erreicht .durch die freie Konkurrenz vieler Betri.ebe und private Unternehmerinitiative: Im freien Wettbewerb der Unternehmen um ·die Gunst des Käufers . sei dieser König im gesamten Wirtschafts'prozeß von seinen Bedürfnissen und Entscheidungen hänge letztlich der Verlauf der Produktiori ab, seinen Wünschen müssten sich die Hersteller mit .maximaler Geschwindigkeit anpassen. Auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Fortschritte (z.B. auf den Gebietender Elektrizität! Ch~mie, Stahl~rzeugung) waren schon sehr bald große Kap1tal1en notwend1g, um Produktionsgrößenzu-erreichen die rentabel produzieren konnten. Die Kosten, 'die zur ' Schaffung dieser Industrien eingesetzt werden mußten, waren so hoch, daß nur diejenigen, die im bisherigen Konkurrenzkampf vergleichsweise führend waren, dort einsteigen konnten. Auf Grund der wesentlich höheren Gewinne in diesen Bereichen konnten sie ihre Vormachtstellung immer weiter ausbauen. Dadurch verschärfte sich der Existenzkampf für alle diejenigen Unternehmen, die auf diesen Gebieten nicht hatten investieren können. Viele bis dahin selbständige B~tri~be mUßten,und müssen ihre Unabhängigkeit aufgeben. D1e w1rtschaftl1che Macht konzentrierte sich immer mehr in den Händen, von relativ wenigen Unternehmen. Konzerne, Fusionen, Kartelle im nationalen und internationalen Rahmen nahmen immer mehr zu. Um einen vergleichsweise ruinösen Konkurrenzkampf durch Unterbieten der Preise auszuschalten, wurden Absprachen getroffen, damit trotz verbilligter Massenp~odu~ti9ndie Gewinnspanne nicht nur gehalten, sondern te1lwe1se sogar erweitert werden konnte. Die Geschichte des Konkurrenzkampfes im Kapitalismus zeigt demnach, daß er sich durch seine Eigendynamik selbst ausschaltet. ' In der BRD ist diese Entwicklung schon so weit gediehen daß gegenwärtig die 50 größten Industriebetriebe 42 d~s Gesamtumsatzes bestreiten und ihr Anteil weiter steigt. In Branchen wie Mineralöl-, Tabak- und Fahrzeugindustrie liegt der Anteil der 4 größten Unternehmen am Gesamtumsatz der jeweiligen Branche bei über 80 Es zeigt sich, daß der Wettbewerb schon längst nicht mehr die Rolle spielt, die ihm seine Verteidiger zusprechen, obwohl seine Theorie diesem System noch als Rechtfertigungsbasis dient ("Der Wettbewerb ist und bleibt die Grundlage unserer Wirtschaftsordnung"- Bundeskartellamt 1967). Die Begriffe "Wettbewerb" und "Konkurrenz" dienen heute weitgehend der Verschleierung der wahren Macht;erhältnisse in der Wirtschaft; Wettbewerb und Konkurrenz sind schon lange nicht mehr die Mechanismen, die den Unternehmen die größtmögliche Rentabilität garantieren. % %. -36- -37Mit zunehmender Ausschaltung des Wettbewerbs verliert der Konsument seinen Einfluß, da das Unternehmen keinen Konkurrenzkampf mit anderen befürchten muß. Darüber hinaus 'ist der Produktions- und Verteilungsapparat so kompliziert, daß ein großer Konzern kaum noch in der Lage ist, sich flexibel veränderten Bedürfnissen seiner Konsumenten anzupassen. Wechselnde Bedürfnisse können zu einer Bedrohung seiner Existenz werden. Aus diesem Grunde muß sich die langfristige Planung der Unternehmen auch auf die Bedürfnisse selbst erstrecken, die teils erforscht, teils produziert, auf jeden Fall aber für den Produzenten nutzbar gemacht werden müssen. Dabei ist der Ausg,angspunkt aber nicht das Ziel der optimalen Bedürfnisbefriedigung der Konsumenten, sondern die Anpassung eben dieSer Bedürfnisse an die Absatzerfordernisse der Industrie, um so eine maximale All~sl,!;!,tung u~n~d Rentabilität der Unternehmen zu garantieren. ("An die Stelle der Produktion für die Bedürfnisse ist die Produktion der Bedürfnisse getreten" Heiner Bremer) Zusammengefaßt heißt das: Die Großkonzerne verhalten sich rationaler im Sinne der Profitmaximierung, da sie weniger als andere den blinden Mächten des Marktes unterworfen und langfristiger planen können. " 3. Zur Geschichte der BRD 3.a. Erläuterung Als Einstieg zu den Teilen B.3. - B.5.des "Leverkusener Manifests" dient im "Du:j.sburger Manifestentwurf" der hier abgedruckte Teil. Es ging dabei besonders darum, die in den genannten Teilen angesprochenen Themen (Rolle der Parteien, Ideelogiebildung etc.) in den historischen Zusammenhang der politischen Entwicklung der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg zu stellen. .b. Auszug B. 3.Analy~e der politischen Verhältnisse in der BRD B. 3.0.Vorbemerkung: Zur Geschichte der BRD "Großbetriebe der Grundstoffindustrie und Unternehmen, 'die wegen ihrer monopolartigen Stellung besondere Be~ deutung haben, sollen in Gemeineigentum überführt werden. Zusammenschlüsse, die ihre wirtschaftliche Macht mißbrauchen, sind zu verbieten." (Art. 27 der "Verfassung für das Land:NRW") Nach dem Zusammenbruch des faschistischen Regimes hatte es zunächst den Anschein, als seien die Möglichkeiten zur tlber- windung des Kapitalismus und zum Aufbau einer Gesellschaftsordnung gegeben, die kollektiven gesellschaftlichen Bedürfnissen entsprach. So wird der Versuch einer nichtkapitalistischen Gestaltung des neu zu organisierenden Staats aus den Volksentscheiden zur Sozialisierung ersichtlich, die in fast allen Zonen ~ach 1~45 stattfanden und eine Neuorientierung im soziookonomlschen Bereich vorzubereiten schienen: Die Verges~llschaftungstendenzen fanden ihren Niederschlag in den Landerverfassungen und in den Programmen der Vorgodesberger SPD und der eDU (Ahlener Programm), welche die antikapitalistische Stimmung aufgriffen. Von den heute im Parlam~nt vertretenen Parteien zeigte sich lediglich in der FDP eln ungebrochener Glaube an die Leistungsfähigkeit des durch den Faschismus diskreditierten Kapitalismus , !li9ht zuletzt deshalb, weil sich in ihr neben altliberalen starke national-konservative und aus dem Nationalsozialismus herübergerettete Kräfte zusammengefunden hatten. Systemüberwindende Lösungen berücksichtigten auch die V~.­ f~sser des ~rundgesetzes. So läßt das Grundgesetz formal dle Entscheldung für einen reinen bzw. wohlfahrtsstaat lieh verbrämten Kapitalismus, für eine sozialistische Gesellschaftsordnung und für sämtliche Mischformen offen (Art. 14,15 GG). Allerdings bevorzugt schon die bei Abfassung des Grundgesetzes vorgenommen juristische Interpretation der Grundrechte die "privaten" Rechte auf Freiheit und Eig~nt~m und leistet der ideologischen Absicherung der Frelhelt zur Profitmaximierung und des Eigentums an Produktionsmitteln im Sinne einer Garantie deskapi hilistischen Systems Vorschub. Verdankt doch die Verfassung ihre Entstehung meist konservativen und zum Teil aus dem NSStaat übernommenen Juristen, während das Volk ausgeschlossen blieb. Die Auseinandersetzung um die zu verwirklichende Gesellschaftsform bot bereits ab 1948 keine echten Alternativen mehr. Das nachfaschistische Deutschland konnte nicht auf Erfahrungen mit nichtkapitalistischen Systemen zurückgreifen und weder praktikable Sozialisierungsmodelle noch die zum Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft nötigen Fachleute vorweisen. Die Gewerkschaften und die SPD, die durch ihre Programmatik auf eine antikapitalistische Politik festgelegt waren, verhielten sich passiv und hofften auf die bevorstehende Regierungsbildung. Inzwischen machte sich das Kapital zum Träger des Wiederaufbaus mit Hilfe der USA, deren politische und wirtschaftliche Interessen die Eingliederung der BRD in das westliche kapitalistische Wirtschaftssystem erforderten. Gestützt auf den Besatzun8sstatus konnten die USA die Restauration der überkommenen Herrschaftsverhältnisse betreiben, indem sie den Garanten der kapitalistischen Produktionsweise,das Großkapital, wieder in seine Führungspositionen einsetzte und durch Finanzhilfen (Marshall-Plan) absicherte. Die nach dem Kriege notwendige Befriedigung der elementarsten Bedürfnisse zog einen wirtschaftlichen Aufschwung nach sich, der die Profitraten der Produktionsmittelbesitzer erhöhte, die beherrschende Position des Großkapitals ideologisch stärkte und die Effizienz des kapital,;Lstischen Systems scheinbar bestätigte. +, Die Phase des kalten Krieges, die die Wiederaufrüstung der BRD und ihre Integration in die Nato vorbereitete, lag im Interesse des US-Kapitals an der Schaffung neuer Absatzmöglichkeiten und lieferte die ideologische Rechtfertigung -38- -39- für die privatwirtschaftliehe Aneignung gesellschaftlicher Produktion in der BRD (freie Marktwirtschaft im Gegensatz zu planwirtschaft, Gleichsetzung der Ziele der "freiheit'lieh demokratischen Grundordnung" mit denen der Kapitaleigner). Gleichzeitig entwickelten sich die Parteien unter den ständig wachsenden Druck der Wirtschaft zu Herrschaftsinstrumenten des Großkapitals. Dieser Prozaß wurde sichtbar an dem Umschwenken der SPD auf einen dem Kapital genehmen Kurs im God~sberger Programm. Politik im Sinne des Kapitals wurde noch deutlichen ablesbar an der Ausrichtung der staatlichen Wirtschaftspolitik auf die Ziele __der_iso..lierten Effizienz der Produktion (Erhards "formierte Gesellschaft") und fand ihren bisher erkennbaren Höhepunkt in der "Globalsteuerung" der ökonomischen Prozesse zugunsten des Großkapitals (Schillers konzertierte Aktion, Stabilitätsgesetz, mittelfristige Finanzplanung). " 4. Zur Strateßie der zwei Wege 4.a. Erläuterung Der Vorspann zur Strategi·e der beiden Wege im "Leverkusener Manifest" (Teil C.2 .1.) führte in Diskussionen immer wieder zu Mißverständnissen und Kritik. Dies war darin begründet, daß hier vielen eine zu Schnelle Kehrt wendung , die darüberhinaus nicht ausreichend begründet war, zu· einigen Aussagen zur Rolle des Staates vo~lzogen wurde (Tenor: Die Situation ist hoffnungslos, aber W1r machen trotzdem ••• ). Das lag daran daß hier die einzuschlagende Strategie systemüberwindender'Reformen nicht deutlich dargestellt wurde. Dies wurde im "Duisburger Manifestentwurf" besser: als Vorspann,zur Strategie dient nun der hier unter 4.b. abg~druckte.Abs~hn1tt C.l.l. des "Duisburger Manifestentwurfes", 1n dem d1e e1nzuschlagende-Strategie beim Namen genannt wird. Im Teil C.l.2. des Manifestentwurfes finden sich viele Passagen des Teils C.l. des"·Leverkusener Manifests" wieder, der Teil C.!.3. bringt aber nun die J;.lqtwendige Erläuterung der Strategie systemüberwindender Reformen. Hier wird klargelegt, wie diese Strategie funktionieren s?ll, gleichzeitig wird die Notwendigkeit der Zwei-Wege-Strateg1e klar aufgezeigt. C. 1. Vorbemerkung: Zur Strategie der zwei Wege C.l.l.Grundsätzliche Ziele der Jungdemokraten Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, daß die politischen Ziele der Jungdemokraten mit den Rahmenbedingungen eines kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems nicht vereinbar sind. Es ist also ungenügend, nur auf solche Ref?rmen hinzuarbeiten, die im Bezugsrahmen dieses Systems b~e1ben und nur punktuell Erleichterungen erbringen. In dlesem Falle werden soziale Errungenschaften lediglich deshalb von den Herrschenden zugestanden, weil sie zur Harmonisierung drohender sozialer Konflikte und damit zur Erhaltung der Grundlagen des Kapitalismus erforderlich sind. Ver-· mögensbildung, Mitbestimmung, Freigabe des Rentenalters Umschulungsförderung und Gesamtschule etwa verkümmern b~i den Reformisten zur vorbeugenden Beschwichtigung derjenigen Bevölkerungsteile, die auf Grund hervorbrechenderge.sellschaftlicher Widersprüche demokratisch initiativ zu werden drohen. Daraus folgt für uns, daß die politische Perspektive der DJD systemUberwindend sein muß. C.l.2.Analyse der Wirkungsmöglichkeiten Alle~dings scheint das Ergebnis der politischen Analyse auf- zuzelgen, daß die Situation hoffnungslos .ist. Die herrschende Klasse verstärkte ihre Bemühungen, Möglichkeiten der Demokratisierung abzubauen. Das potentiell fortschrittliche Grundgesetz wird ausgehöhlt: die Notstandsgesetze sind ebenso Folge wie Symptom dieser EntWicklung.· Schoti.-droh-en die Vertreter des Rechtskartells wie ·.Dichgans mit der "Totalrevision" des Grundgesetzes. Das potentiell demokratische Parlament wird immer mehr entmachtet; es wird degradiert zur Abstimmungsmaschine für außerhalb getroffene Entscheidungen. Seine aktuelle Fünktion erschöpft sich in der Aufgabe, diese Tatsache vor der Bevölkerungsmehrheit zu verschleiern und öffentlich Scheinkonflikte auszutragen. Gewerkschaften und Parteien als mögliche Sammelpunkte progressiver Kräfte sind weitgehend in das bestehende Herrschaftssystem integriert; die Gewerkschaften erkennen das bestehende Bezugssystem an, die Parteien führen einen Kampf gegen "Extremisten von links und rechts", der sich in der Praxis ausschließlich gegen die fortschrittlichen politischen Bewegungen richtet. Das gesamte Herrschaftssystem ist hauptsächlich abgesichert durch die Manipulation der Bevölkerungsmehrheit. Familie, Schule und Arbeitsplatz sind Stationen eines Prozesses, der Untertanen schafft: die so vorprogrammierte Bevölkerung ist einer gigantischen Werbung und der Meinungsmanipulation im engeren Sinne ausgesetzt. . Sollten aber alle diese Sicherungen für das System versagen, so bleibt schließlich noch der Machtapparat in Form von Justiz und Polizei und, wenn eines Tages die "Stunde der Not" für die Herrschenden des Kapitals kommen sollte, der Einsatz der Bundeswehr im Innern. Die Herrschenden scheinen also fest im Sattel zu sitzen; dennoch wächst auf Grund der Widersprüche dieses Gesellschaftssystems auch die Möglichkeit seiner Überwindung: Das immer stärker werdende Eingreifen des Staates,zur Sicherung der privaten Profitmaximierung erfordert- den "Abbau der Grundrechte; er ruft damit aber auch den Widerstand einer Vielzahl von Demokraten hervor, die die parlamentarische Demokratie erhalten wollen, ohne allerdings die Ursachen für ihre Zerstörung zu erkennen. Gewerkschaften und Parteien verstehen sich als systemerhaltend; dennoch wächst jeden- -40-41- falls in denjenigen Organisationen, die subjektiv die Interessen der Bevölkerungsmehrheit vertreten, die Erkenntnis, daß der Feind nicht links sondern rechts steht. D~bei sind zunächst auch solche Reformen zu unterstüteen die n1cht grundsätzlich die kapitalistische Produktionsweise'an_ tast~n m~ssen, die aber die gesamt gesellschaftlichen Kräfteverhaltn1sse zu Lasten der Kapitalbesitzer verschieben, z.B. Gesetze gegen Bodenspekulation und Umweltverschmutzung Ver~nkerung ;on Mieterräten, Verlagerung der Lehrlingsausbildung 1~ s~aatI1c~e Lehrwerkstätten, Mitbestimmung auf allen Ebenen, v~111ge.Fre1ga?e der politischen Betätigung im Betrieb, Vermogen~b1ldung 1n zentralen Fonds, die eigene Anlagepoliti~ b~tre1ben und unter ausschließlicher Kontrolle der Lohnabhäng1gen stehen. D~ese Reform~n ~ind Grundvoraussetzungen für die Vorbereitung e1ner langfr1st1gen Systemüberwindung, weil sie trotz Vera~kerung im kapitalistischen System doch die Machtverhältn1s~e zu~u~st~~ der. Bevölkerungsmehrheit veränderIl kö ne!1' l1 Gle1chze1t1g w1rd durch die verstärkte Einübung demokratischer Verha~tensweisen (Mieterräte, Einübung in Massenaktionen eine wei~ere no~wend~ge Vorbedingung dafür geschaffen, daß das Kap1tal.se1ne E1nwirkungsmöglichkeit auf die politischen Verhältnisse und die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel verliert. Danach gilt es, durch systemüberwindende, d.h. den Rahm~n des kapitalistischen Systems sprengende Reformen· wie Ente1gnung der Grundstoffindustrien, erste -Breschen inden ~apitalismus zu SChlagen, die stark genug sein müssen, um ·1nnerhal~ des bestehenden Systems eine nachhaltige Beschränkung der Macht des Kapitals zu erreichen und damit die Macht der Lohnabhängigen wesentlich zu erweitern. Dadurch muß zunächst erreicht werden, daß die systemkriti~che~ Kr~fte über echte Gegenrnachtpositionen verfügen, die 1~st~tut1?nell abgesichert sind. Die Bevölkerung muß sich die MogI1c~k~1t schaffen können, auch unabhängig Von allen gesetz.11ch f1x1erten Institutionen neUe Modelle der Selbstverwaltung und demokratischer Politik zu verwirklichen. Erst damit sind im Zusammenhang mit weiterer Bewußtseinsveränderung d~rch Basisarbeit die GrundvoraussetzungenfUr eine mög11che Systemüberwindung geschaffen. Die Ideologiefabriken wie Familie, SChule, Universität und Betrieb funktionieren zwar nach wie vor, aber die Notw.endigkeiten der wissenschaftlich-technischen Revolution erfordern ein höheres Bildungsniveau und bieten damit die Möglichkeit, die objektive gesellsc·haftliche Lage zu erkennen; der Widerspruch zwischen Anspruch und Funktion der Massenmedien bricht vielfach auf; Ansätze systemkritischer Information werden sichtbar •.Selbst im Machtapparat des Staates· gib-t- es (noch weitgehend latente) Widersprüche; progressive Juristen, Polizisten und Soldaten lehnen die ihnen zugedachte Funktion ab und erhöhen so das Risiko des Einsatzes staatlicher Machtmittel. Diese eben aufgezeigten Tendenzen sind Möglichkeiten, die in der Gegenwart erst in Ansätzen nachweisbar sin~. Ob diese Möglichkeiten zur Wirklichkeit werden, hängt weitgehend von der Strategie der systemkritischen Kräfte ab. C.1.3 Zur Strategie systemüberwindender Reformen Sollen die DJD angesichts. der gesellschaftlichen Zustände in der BRD das Grundgesetz als Illusion, das Parlament als Diener der herrschenden Klasse entlarven und den Kampf gegen Familien, Kirchen, Schulen, Universität, Betrieb, Justiz, Massenmedien, Polizei und Bundeswehr gleichzeitig führen? Eine derartige Strategie ist für jede Organisation·angesichts des politischen Kräfteverhältnisses Irrsinn: für den einzelnen bleibt die ·Wahl, den Kampf mit Waffengewalt zu führen und damit zum Selbstmörder und Wegbereiter der Reaktion (Baader-Meinhof-Gruppe) zu werden, oder als Antiautoritärer den Hofnarren des Systems zu spielen. Unsere Einschätzung der ökonomischen Verhältnisse macht deshalb eine Zusammenarbeit mit terroristischen Gruppen ("stadtguerillas") unmöglich. Die Forderung der DJD nach einer Strategie syotemüberwindender Reformen bedeutet auch eine klare Abgrenzung ge3en Katastrophenstrategieni. Die geschichtliche Erfahrung zeigt, daß es keine direkte Beziehung zwischen Notlagen der Bevölkerung und grundsätzlicher Umwandlung der jeweiligen Gesellschaftsordnung gibt. Eine Kathastrophenstrategie ist daher nicht nur vom politischen Anspruch der Jungdemokraten aus abzulehnen, sondern darüber hinaus auch politisch falsch, weil sie eine Situation heraufbeschwören kann, in der die verschleierte Diktatur des Kapitals (in Form der parlamentarischen Demokratie) zu einer offenen Diktatur des Kapitals (in Form des Faschismus) wird·. Die Jungdemokraten gehen davon aus, daß bei den gegebenen Machtverhältnissen in der BRD keine revolutionäre Situation vorhanden oder machbar ist. Theorien und Praktiken, die auf eine Revolution i.S •. eines punktuellen gewaltsamen Umsturzes hinauslaufen, widersprechen den Grundsätzen der DJD. Gewaltanwendung in d.er BRD schwächt die systemkritischen Kräfte, isoliert sie von der Bevölkerung und stärkt das Rechtskartell, Sie ist für die Jungdemokraten kein Mittel der Politik. Hingegen scheint uns als realistische Möglichkeit praktikabel, eine Strategie systemüberwindender Reformen zu verfolgen. " 5. Notwendigkeit der Basisarbeit 5.a. Erläuterung Ein Vorspann, eine klare Begründung der Notwendigkeit der ~asis~rbeit und. ihr Hineinstellen in eine Strategie systemuberw1ndender Reformen fehlt im Leverkusener Manifest. Vor den Teil C.3 gehört deshalb dieser hier abgedruckte Auszug der diese Mängel beseitigt. ' 5.b. Auszug " C.2. Arbeit an der Basis C.2.1. Notwendigkeit der Basisarbeit Der traditionelle \;eg zur Verwirklichung politischer Forderungen in bürgerlichen Demokratien ist der über Parteien und Parlamente. Unsere Analyse und die geschichtliche Erfahrung -42zeigen jedoch, daß eine Verteidigung der demokratischen Institutionen unSerer Gesellschaft und ihre progressive Entwicklung über die politisch immer schwächer werdenden Parteien und Parlamente allein nicht möglich ist, da diese im günstigsten Falle die Kräfteverhältnisse in der Gesellschaft zwischen demokratisch-progressiven und reaktionär-konservativen Bewegungen widerspiegeln. Neben die Erhaltung bestehender Institutionen der repräsentativen Demokratie und die Arbeit mit und in diesem muß daher der Versuch treten, durch Selbstorganisation der Bevölkerung Druck auszuüben mit dem Ziel der Erhaltung und Fortentwicklung bestehender demokratischer Einrichtungen. Die Jungdemokraten müssen das Hauptschwergewicht ihrer Arbeit auf die Schaffung eines Bewüßt-'seins legen, daß eine grundlegende Veränderung dieser Gesellschaft notwendig ist, um ihren demokratischen Ansprüchen zu entsprechen. Die Jungdemokraten müssen versuchen, in den verschiedensten Gruppen und Organisationen der Gesellschaft selbst demokratische Initiativen in Gang zu setzen,oder'zu unterstützen und Modelle emanzipatorischen und antiautoritären Verhaltens zu entwickeln und zu fördern, um so ein systemkritisches Bewußtsein zu schaffen, denn systemüberwin~ dende Reformen lassen sich nur dann durchsetzen, wenn die Bevölkerungmehrheit von der Notwendigkeit überzeugt ist. Zusammengefaßt heißt das: Die Strategie der systemüberwindenden Reformen hängt in der Luft! wenn nicht' dahinter mobilisierte', ' artikulierte und organisierte Bedürfnisse stehen; Eben diesen Zielen dient die Basisarbeit der DJD. 6. " Notwendiskeit der Arbeit in den Institutionen 6.a. Erläuterung Die Nichtigke,i t des hier wiedergegegebenen Abschnitts kann nur ermessen, wer,:,die Geschichte der Grundsatzdiskussion unseres Ver,bandes kennt. Sie begann ja in einer Zeit, da der antiautoritäre Gedanke hoch im Kurs stand, erstes Ergebnis dieser Diskussion war deshalb auch das 1970 vom KV Bonn vorgelegte "Bonner Manifest", in der die Idee vertreten wurde, daß Arbeit in Institutionen keinen Sinn habe. Hier wird - im Zusammenhang mit unserer Strategie die Notwendigkeit solcher Arbeit, auch in Institutionen außerhalb der FDP, aufgezeigt. Dieser Teil gehörte im Manifest vor den Teil C.2.4 (Ziele der Zusammenarbeit mit der FDP) , womit gleichzeitig die in diesem Abschnitt aufgestellten Ziele auf eine breitere Basis gestellt werden: es sind eben nicht nur Ziele, die bei der Arbeit in der F.D.P. zu verfolgen sind, sondern bei der in und mit allen geeigneten Institutionen. 6.b. Auszug "C.3.Notwendigkeit der Arbeit in den Institutionen Die in der BRD bestehenden Institutionen (Parlamente, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Bundeswehr usw.) schränken die Freiheit ihrer Mitglieder vielfach ein -43und unterstützen in ihrer Mehrzahl ein Gesellschaftssystem, das vorhandene Ungleichheiten erhält. Langfristiges Ziel der Jungdemokraten muß daher sein einige dieser Institutionen überflüssig zu' mache~ (.~. B. Streitkräfte im Zuge einer allgemeinen Abr~stung). Dabei müssen sich die DJD vor Wunschdenken huten: nur solche Institutionen sind abzuschaffen die historisch überwunden sind, d.h., die keine sinnvolle Funktion für die Bevölkerungsmehrheit ausüben. Instutionen insgesamt lassen sich auf der in der BRD erreichten Gesellschaftsstufe nicht mehr abschaffen. Z~ar ist die Erkenntnis richtig, daß Organisationen dle E~tscheidungsfreiheit ihrer Mitglieder einsc.hränken konnen; ebenso richtig ist aber auch die ErkenntnlS, daß auf unserer Gesellschaftsstufe Organisationen Voraussetzung und Instrument der Freiheit sind. Langfristiges Arbeitsziel der Jungdemokraten ist daher die Demokratisierung aller nicht historisch überwundenen Institutionen. Die Mi'tarbei t in Institutionen entspricht aber nicht nur dieser Zielvorstellung, sondern auch den praktischen Notwendigkeiten politisch~r Arbeit: Ein Verzicht auf erreichbare Machtanteile hieße militantreaktionären Bestrebungen das Feld zu überl~ssen,. wäre also Katastrophenstrategie; Mitwirkung hlngegen kann die Arbeit des Verbandes (auch an der Basis) rechtlich absic'hern und u.U. materiell unterstützen. Für die praktische Arbeit hieße das: PO~itische Rechte soll man wahrnehmen, Aufklärung lelst~n, wo immer dies möglich ist. Sind Mitglieder auch ln d~n Gewerks~haften, kirchlichen oder sonstigen ~ugendgruppen oder ln der FDP tätig, so sollten sie Jedenfalls Zellen bilden mit dem Ziel der Demokratisierung jener Institutionen. Abmachungen von Verband zu Verband können zur Durchführung konkreter Maßnahmen sinnvoll sein: Demonstratl,:,nen, gemeinsame Seminare, Wahlkampf, Doppelmi t- ' glledschaften erweitern, wenn ausgenutzt die Chancen der Demokratisierung in der Gesellschaft: " 111. Erläuterungen . und Begründungen zum Manifest _ _ . 1 -46-471. Allgemeines 1.1. Erkenntnistheoretische Voraussetzungen und kritischer Rationalismus Im folgenden sollen in Auseinandersetzung mit dem kritischen Rationalismus zwei. erkenntnistheoretische Voraussetzungen der Grundsatzbeschlüsse der Deutschen Jungdemokraten entwickelt werden: 1) Notwendigkeit der Erkenntnis des gesellschaftlichen Totalzusammenhangs bei 2) prinzipieller Unvollständigkeit dieser Erkenntnis Die Diskussion der Jungdemokraten über den kritischen Rationalismus als Theorie hat in der Vergangenheit unter einigen schwerwiegenden Mißverständnissen gelitten. In durchaus idealistischer Maiiier unterließ man es gleichzeitig darüber nachzudenken, welche Bedeutung und Funktion ein philosophischer Ansatz überhaupt für die Programmatik einer liberalen Jugendorganisation haben kann und welche nicht. So wurden die Kontroversen z.T. mit einer Härte und Entschiedenheit geführt, als gelte es eine allgemein verbindliche Verbandsphilosophie zu installieren. Ist erst einmal dieser viel zu hohe Anspruch ausgeräumt, wird man unbefangen genuin liberale Grundgedanken, die der kR enthält anerkennen können, ohne sich deswegen insgesamt mit ihm identifizieren zu müssen. 1) Den logischen Kern des kR bildet eine Metatheorie (e:ine Theorie über Theorie also). Popper untersucht die Logik der Forschung und gelangt dabe'i zum Prinzip von trial and error : Man kann nur durch Versuch und Irrtum der Wahrheit näherkommen. Jede Theorie ist um so besser je mehr empirischen Gehalt sie hat und sich im Lauf der Zeit bewährt. Der marxistische Theorie-Praxis-Begriff und das kritisch-rationalistische Prinzip von Versuch und Irrtum besitzen dieselbe Stoßrichtung: gegen nicht falsifizierbare, 'metaphysische~ Aussagen oder anders ausgedrückt: Theorie habe sich an der Praxis zu bewähren. Dem Prinzip von Versuch und Irrtum entspricht politisch das Prinzip der Kritik. So wie jede Theorie ist auch die Gesellschaft prinzipiell verbesserungsbedürftig. Den Kritikern und abweichenden Minderheiten kommt daher eine besondere politische Bedeutung zu: Sie sind Träger von politischen Versuchen und 'Experimenten'. Das Lernen an deren Erfolg oder Mißerfolg stellt ein wesentliches Element des gesellschaftlichen Fortschritts dar. Der kR setzt an bei der Fehlbarkeit menschlicher Erkenntnis und menschlichen Handeins. Flach drückt das so aus: "Er (der Liberale) weiß, daß der Weg der Erkenntnis mit Irrtümern gepflastert ist und die Wahrheit von heute den Irrtum von morgen umschließt". Er glaubt nicht an letzte Wahrheiten und auch nicht daran, daß die Gesellschaft einem konfliktfreien Endzustand entgegengeht. Er lehnt daher jede Form von Dogmatismus ab. Die praktische Kehrseite abgeschlossener Ideologien ist die Repression, die praktische Seite des theoretischen Zweifels Toleranz und Liberalität. 2) Popper schlägt als politische 'Methode' eine sog. Stückwerktechnik vor. Man solle nicht der Vorstellung einer idealen Gesellschaft als Ganzem nachhängen, sondern stückweise Fehler korrigieren (und neue begehen) und sich insgesamt so 'durchwursteln'. Er vernachlässigt den gesellschaftlichen Totalzusammenhang, den die Dialektik: in Nachfolge Hegels stark betont. Popper hängt immer noch der uralt-liberalen These an, daß falls die Individuen oder Institutionen konsequent ihre'Mikroziele verfolgen (Stückwerk), quasi automatisch die gesellschaftlichen M~kroziele (Gerechtigkeit, Lebensqualität o.ä.) verwirklicht wurden. Die Berücksichtigung des gesamtgesellschaftlichen Zusa~menha~gs ~st h~ute s~hwieriger und zugleich notwendiger . als J~, wel1 slch dle sozlalen Beziehungen verdichten, komplizierel und dle gesamte Gesellschaft 'sensibel' auf das Verhalten von Teilbereichen reagiert. Der Wahlspruch des klassichen Wirtschaftsliberalismus "laissez faire, laissez aller" wird Von P~pper in a?gewandelter Form wiederaufgenommen: er verteidigt dle Autonomle der Subsysteme: Stückwerk gegen umfassende Gesamtkonzeption. Er vergißt dabei, daß (z.B.) manche Konzerne kein Stückwerk mehr machen, sondern gesamtgesellschaftliche Strukturen vorherbestimmen: Beschäftigungslage so gut wie Infrastruktur oder Ausbildung. ' 3),Soll Politik nicht zum permanenten (und schließlich unwirksamen) Krlsenmanagement verkommen, das die gesamtgesellschaftlichen Kosten ;on St~ckwerksentscheidungen aufzufangen hat, ist notwendig - dle Elnschrankung der Autonomie von Subsystemen (praktisch) der Versuch den gesellschaftlichen Totalzusammenhang zu erkennen (theoretisch). SOll,Politik ni~ht Menschen der dogmatischen Vergewaltigung ausllefern, ble1bt notwendig - das Bewußtsein der prinzipiellen Fehlerhaftigkeit menschlicher Erkenntnis, sowie Toleranz. Dies alles zusammengenommen macht heute eine der Schwierigkeiten liberaler Politik aus. 1.2. Sinn dieses Manifestes Vorrangige Ziele bei der Erarbeitung dieses Manifestes waren: 1. Selbstdarstellung nach innen ("ideologische Vereinheitlichun des Verbandes") g 2. Lieferung eines Bezugsrahmens für die politische Arbeit _ "Anleitung zum Handeln". Dagegen war das Ziel einer publikumswirksamen Selbstdarstellun nach aussen deutlich nachgeordnet. g 1.3. Terminologie Bei der Frage, wie gesellschaftliche Sachverhalte in einem Manifest auszudrücken sind, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Man kann bei den verwendeten Begriffen vom üblichen Sprachgebr.auch ausgehen. Diese Methode hat den Nachteil, daß die verwendeten Begriffe oft schwammig, vieldeutig und unscharf sind: z. B. ,Arbel tnehmer fiir Lohnabhängige, Ar.bei tgebep für Unternehmer . 2. D1e andere Methode besteht darin, entweder eigene Begriffe zu schaffen oder fremde zu übernehmen, die vom üblichen Sprachgebrauch abweichen. Sie hat den Nachteil, daß die verwandten Begr1ffe u.U. missverstanden werden können und daher genau def1n1ert werden müssen. Eben diese Definiti9pen haben aber auch den Vorteil, daß die verwandten Begriffe durch sie eindeutig sind' nur aus derartigen Begriffen können exakte Folgerungen abgeleitet' werden. Diese Methode haben die Verfasser des Man;festes angewandt. Sie haben dabeJ. 1m E1nzclfall ent~chieden, ob der übliche Sprachgebrauch genügend bestimmt und "neutral Tl ist, um sinnvoll verwendet werden zu können. -48War das der Fall haben sie den üblichen Sprachgebrauch übernommen war es nrcht der Fall, so wurden eigene Begriffsbe~ stimmu~gen gewählt. Da z.B. die üblichen Bezeichnungen der verschiedenen Formen gesellschaftlicher Abhängigkeit (Macht, Autorität, Herrschaft, Ausbeutung etc.) im üblichen Spra~hgebrauch nicht eindeutig sind, mussten eigene Bezelchnungen mlt entsprechenden Begriffsbestimmungen (s.u.) gewählt werden. 2. Erläuterungen zum Teil A (Zielsetzung) 2.1. Begriffsbestimmung Die vcrschiedenen Arten gesellschaftlicher Abhängigkeit sind wie folgt definiert und bezeichnet: . " . . .... 1. Abhängigkeit auf Grund der Tatsache, daß dlc.Uberlegenen Gehorsam notfalls durch Zwangsmittel erwlrken konnen. Dlese Form der Abhängigkeit muß nicht auf offener Drohung b~ruhen, sie ist vielmehr in der Regel verinnerlicht. Wir haben dlese Form der Abhängigkei t Macht genannt. .. 2. Abhängigkeit aufgrund der Tatsache, daß der Uber~egen!? über die Fähigkeit verfügt, bestimmte Sachaufgaben zu melstern; dlese Uberlegenheit wird von der Unterlegenen anerkannt. Es handelt slch um freiwillige Unterwerfung. Diese Form der Abhängigkeit haben Wlr Autorität genannt. Die Autorität unterliegt einer Erfolgskontrolle: Sie geht verloren, wenn der Erfolg für längere Zeit ausbleibt. . 3. Abhängigkeit durch ein gesellschaftliches Grundverhältnis, daß auf der privaten Aneignung fremder Arbeitsleistung durch die Verfügungsgewalt über die entscheidenen Wirtschaftsmittel beruht. Nicht zu trennen von diesem Grundverhältnis ist die Sicherung durch außerökonomische (politische, militärische, rechtliche etc.) Maßnahmen. Wir haben diese Form der Abhängigkeit Herrschaft genannt. Legitimation ist der Prozeß, in dem die Normen der Machtausübting anerkannt werden. Demokratisch legitimierte Macht wird ausgeübt auf Grund der wesentlichen demokratischen Normen der Delegation, Kontrolle und Rücknehmbarkeit der Macht. Kontrolle ist der Nachvollzug von Entscheidungen, d.h., Prozesse, die zu der Entscheidung geführt haben und ihre Zusammenhänge werden erkannt, mit den akzeptierten Normen verglichen und ggf. diesen Normen angeglichen. . Demokratische Kontrolle funktioniert, wenn sie von den durch dle Entscheidung Betroffenen effektiv ausgeübt wird. Delegation heißt Machtausübung aufgrund der persönlichen Auswahl und des Auftrages der davon Betroffenen, der den ausschließlichen Rahmen der Machtausübung angibt. 3. Begründung zum Teil B (Analyse) 3.1; Zu Teil B.1~ Historische und Gegenwartsanalyse des Liberalismus 3.1.1. Begriffserklärung Bürgertum (im engeren Sinne) ~ Eigentümer von Produk~ions~itteln, die ihren Lebensunterhalt aus dem Besitz von Produktlonsmltteln bestreiten Besitzbürgertum ~ Bürgertum im engeren Sinne . Bildungsbürgertum ~ Gruppe mit dem Besitzbürgertum :erglelchbarem Lebensstandard, die ihren Unterhai t aber auf Grund lhres Ihssens (Bildungsstand) und nicht durch Kapitaleinsatz bestrelten . -49- . Kleinbürgertum ~ Gruppe mit d~m Proletariat vergleichbarem Lebensstandard, aber ideologischer Ubereinstimmung mit dem bedeutenderen Teil des Besitzbürgertums. Kleinbürger können auch (Klein-) Eigen~ tümer an Produktionsmitteln sein. Mittelstand ~ Sammelbezeichnung für eine'breite Gruppe' von Personen und Unternehmen der gesellschaftlichen Mitte, die meist nicht quantitativ abgegrenzt wird. . Zum Mittelstand zählen sich in der Regel selbständige Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen in Handwerk, Industrie, Handel, Hotel- und Gaststättengewerbe, Verkehr!'gewerbe und sonstigen .Gewerben, die selbständig Tätigen in der Landwirtschaft sowie freiberuflich Tätige (medizinische, rechts- und steuerberatende Berufe etc.) Man spricht dann vom" selbständigen Mittelstand" •..... Zu den "Mittelschichten" zählt man häufig noch Atigesteiit;;~Facharbeiter und Beamte mit mittlerem Einkommen. . Proletariat ~ Lohnabhängige, d.i. die Klasse, die kein Eigentum an Produktionsmitteln hat und auf den Verkauf ihrer Arbeitskraft angewiesen ist. Sie unterscheidet sich. vom Bildungsbürgertum vor allem durch Lebensstandard und -Stil. 3.1.2. Liberale Forderungen und ihre materielle Grundlage Globale Gegenüberstellung von Feudalismus und Kapitalismus Feudalismus ~!E~!!!~::!!!~:: Herkunft Leibeigenschaft Stände Kleinstaaten Kirche als Ordnungsfaktor Willkür des Adels Leistung Freier Arbeitsmarkt Gewerbefreiheit großer Absatzmarkt Calvinismus Glaubens- und Meinungsfreiheit Rechtsstaat Erläuterung dazu Die Weiterentwicklung der Produktionskräfte machte die Uberwindung des Feudalismus als Gesellschaftssystem notwendig. Das hatte folgende Gründe: (1) Im Feudalismus entschied die Herkunft, nicht die Leistung, über die gesellschaftliche Stellung des Einzelnen. Im Frühkapitalismus entwickelte sich daher der Adel zunehmend zu einer parasitären Schicht; er behinderte die wirtschaftliche Weiterentwicklung. (2) Der Feudalismus beruhte auf Leibeigenschaft; der Aufbau einer Industrie hingegen erforderte einen freien Arbeitsmarkt. Unter den Bedingungen des Frühkapitalismus verlor so die Bevölkerungsmehrheit die bescheidene soziale Sicherheit, die ihr die Leibeigenschaft geboten hatte, und gewann die theoretische Freiheit, einen Arbeitsplatz zu wählen, den ihnen die Unternehmer boten, oder zu verhungern. (3) Kennzeichen des Feudalismus ist eine Wirtschaft, die auf Ständen beruht, demgegenüber fordert das Profitinteresse die Gewerbefreiheit, d.h., jeder (i.e. jeder Bürger) muß die Möglichkeit haben i das Gewerbe auszuüben, das seiner Auffassung nach am meisten Gewinn abwirft. (4) Feudalismus in Deutschland hiess eine Vielzahl von Kleinstaaten, die durch Zollschranken voneinander getrennt waren; die Vergrößerung der Produktionseinheiten und die Vielzahl der .,j:iroduzierten Güter verlangten einen größeren Absatzmarkt. Der Liber~lismus forderte die Aufhebung bestehender Handelsschranken und die nationale Einigung. -50- (5) Die willkürliche Rechtspraxis im Feudalstaat, in dem das geltende Recht ständig durchbrochen werden konnte durch das Eingreifen des jeweiligen Feudalherren, der als oberster Gerichtsherr nach eigenem Gutdünken urteilte, stand im Widerspruch zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung, die die Berechenbarkeit staatlichen Handeins erforderte. Da der Staat noch nicht der Staat des Bürgertums war, forderte der Liberalismus den Rechtsstaat: Die Regierung sollte verpflichtet werden, im Verkehr mit den Untertanen generellen und öffentlich bekannten NormeIl_ zll}'ol_g"-ll_' ßie von den Gerichten nach bekannten Verfahrensregeln angewandt werden. Das Recht wurde schnell nicht nur zum Schutz der Bürger vor dem Staat, sondern auch zu Niederhaltung der Arbeiterschaft eingesetzt. (6) Die politische Willkür der feudalen Herrscher mußte ebenfalls zur besseren Berechenbarkeit staatlichen Handeins abgebaut werden; das Bürgertum setzte dem Feudalismus die Forderung nach bUrgerli-ch-er--Denfo":' kratie und parlamentarischer Kontrolle der Regierung entgegen. ~hließlich waren die Feudalherren und die Kirchen eng miteinander verflochten (Bündnis von Thron und Altar): Einerseits war_ die Kirche aufgrund ihres Landbesitzes der größte Feudalherr, andererseits wurde die Religion bewußt als Ordnungsfaktor eingesetzt. Außerdem behinderte die Orientierung auf das Jenseits die wirtschaftliche Entwicklung. Das Bürgertum mußte also den Feudalherrn Kirche bekämpfen; zusätzlich mußte die christliche Lehre umformuliert (Calvinismus) oder gänzlich in Frage gestellt werden. So erklärt sich h~storisch_die frühliberale Forderung nach Glaubens- und Meinurigsfreiheit, die vielfach auch mit Antiklerikalismus verbunden war. 3.1.3. Perspektive des Mittelstandes im Spätkapitalismus Die Bedeutung der kleineren Produktionsmittelbesitzer sinkt in erschreckenem Maße. Die Mehrheit aller Industriebetriebe in der BRD sind kleine Betriebe mit bis zu 20 Beschäftigten. Daran hat sich in den letzten 10 Jahren nichts geändert, wenngleich zweifellos ein ab'solutes Wachstum der Betriebsgrößen zu beobachten war, das sich in dem Ansteigen des durchschnittlichen Umsatzes anzeigt. Der Umsatz dieser Betriebe beträgt zusammen etwa 1/9 des Umsatzes der zahlenmäßigen geringeren Großbetriebe mit über 1000 Beschäftigten,_ in denen 8mal mehr Arbeiter beschäftigt sind. Nicht alle kleinen Betriebe und Unternehmen sind selbständig. Diejenigen, die selbständig sind, finden sich- in vielen Fällen in einem Interaktionssystem, das durch die Größenstruktur schon so vorgeformt ist, daß sich die kleinen Betriebe der erdrückenden Ubermacht der Konzerne gegenüber sehen, gegen deren ökonomisches Gewicht weder unternehmerische Initiative nocht unternehmerischer Wettbewerb etwas vermag. Die technologische Entwicklung stellt heute an einen Betrieb höchste Anforderungen: 1. Je komplizierter sich der Produktionsablauf gestaltet, um so weiter reicht die Anwendung von Spezialwissen zeitlich zurück und um so l,änger wird die Zeitspanne zwischen Einleitung und Vollendung einer Aufgabe. _2. Abgesehen von dem erhöhten Kapitalbedarf auf grund des vermeh'rten Ausstoßes wird auch im Produktionsprozeß selbs_t mehr -Kapital-festgelegt. 3. Je komplizierter die Technik wird, desto mehr Zeit und Geld werden von einer ganz bestimmten Aufgabe gebunden. 4. Die Technologie erfordert Spezialisten 5. Noch mehr als in Maschinen manifestiert sich die-fortgeschrittene Technologie in gewaltigen und komplexen Verwaltungsorganisationen. 6. Unter den Bedingungen fortgeschrittener Technologie entsteht die Notwendigkeit der Planung. -51Spätestens hier erkennen wir, daß die marktbeherrschende Macht, ?ie die absolute oder relative Größe den Kapitalgesellschaften verle1ht, die Basis nicht nur für wirtschaftliche, sondern auch für beträchtliche politische und soziale Macht darstellt. Wie groß der Einfluß der starken w~rtscha~tlichen Korizerne in der spätkapi talistischen Gesells-chaft 1St, ze1gen neben der verheerenden pofitischen Einf'luBnahme _u_.a_o< das äußerst zahm ausgefallene Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen in der BRD aus ?e,? Jahre 1~57 (Neu-:fassung 1966) und der vergebliche Versuch von M1n1ster Sch11ler, d1e Preisbindung der zweiten Hand, die viele Produkte natürlich verteuert, aufzuheben. Die wirtschaftliche Macht der 200.000 ganz Reichen und bestimmt die der 700.000 Vermögensinhaber ist hundertprozentig. Sie wäre kaum größer, wenn ihnen das investierte Kapital ganz gehörte. Im Gegenteil: dann würden sie die Unterstützung ,der Kleinaktionäre verU_erell,c:lie_ c;lallll wohl ihre politischen Gegner wären. Diese "Mini-Besitzer" sind in Wahrheit die eifrigsten Befürworter der gegenwärtigen wirtschaftlichen Machtverhältnisse. In ihrer eigenen kleinen Welt fühlen sie sich alle als Gewinner und gewiß haben sie auch einen kleinen Prof~ t: _ -" , Die absolute Zahl der Selbständigen und mithelfenden Fam111enangehor1gen ist von 1950 - 1970 von 6 413 000_ auf 4 742 000 zurückgegangen, ibr Anteil an der Erwerbsbevölkerung sank von 31,5 auf 17,4 '10. 3.1.4. Wissenscliaftlich- technische Intelli enz und S stemüberwindun Mit dem berwachsen des Monopolkapitalismus in c;lenStaatsmonopolkapitalismus entsteht eine neue Ge~ellscha~tsschi,:,ht, die" wissenschaftlich-technische Intell1genz. S1e entw1ckelt s1ch aus Teilen des Bürgertums und Teilen des Proletariats: -Ein immer g~ößerer Teil der ehemaligen "Bildungsbürger" hat keine Möglichkeit mehr, selbständig zu_ arbeiten, dieser T~il gerät,also in die Situation, seine Arbeitskraft verkaufen zu mussen; se1ne objektive Lage nähert sich der deS' Proletariats. Das Gleiche trifft zu für Techniker-, Ingenieure, Mathematiker etc: Sie werden "Mitarbeiter" in riesigen Forschungsabteilungen der Großindustrie. Andererseits rückt ein Teil der Arbeiter und Angestellten besonders in stark automatisierten Bereichen, zu höherer Qualifik~tion auf. Obwohl sie Lohnabhängige bleiben, verändert sich ihre Stellung im Produktionsprozeß. Ein Teil der höher qualifizierten Arbeiter wird in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen tätig, in denen sich bei gemeinsamer Abhängigkeit die Grenzen zwischen Ingenieuren, Technikern und qualifizierten Arbeitern verwischen. Aber auch innerhalb des Produktionsprozesses selbst verändert sich in den fortschrittlichsten Wirtschaftsbereichen die Stellung der Arbeiter: Aus unmittelbaren Produzenten werden sie zu Uberwachern der automatischen Fertißungsanlagen. Mit der anderen Stellung im Produktionsprozeß verändert sich auch ihre Einstellung, wächst ihr Sinn für Initiative und Verantwortung. Sie haben im allgemeinen sichere Arbeitsplätze; diese materielle Sicherheit zeigt daß sie sich tendenziell dem Bürgertum nähern. Auf Grund der materIellen Sicherheit sind sie aber auch eher als die Lohnabh~ngigen in der Lage, die systembedin~ten Schr~n~ell der wir~schaft lichen Entwicklung und das utop1sche Def1z1t (Produkt10n an Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei) zu erkennen. Die Weiterentwicklung der Produktivkräfte erfordert höhere Qualifikation der Lohnabhängigen: für die ~apit~leig~er bringt ?a~l jedoch die Gefahr mit sich, dass- grössere UbersJpht 1n Systemkr1t1.f. umschlägt, z.B. in der Erkenntnis, daß die Betriebe ebensogut oder besser von den verschiedenen Gruppen der Lohnabhängigen geführt werden können als von den Statthaltern des Großkapitals. Da den Kapitaleignern die Erhaltung ihrer Macht no,:,h,w~chti~er ist als die Kostensenkung durch Steigerung der Produkt1v1tat, w1rd auf die Aufhebung extremer Formen der Arbeitsteilung verzichtet. -52- Die Überwachung dieser Arbeiter wird ebenfalls Teilen der wissenschaftlich-technischen Intelligenz übertragen. Während die vorher beschriebenen Gruppen aus ihrer objektiven Interessenlage heraus für die emanzipatorische Bewegung in Frage kommen.,. trifft das für diese Gruppe nur bedingt zu; Systemkritik heißt für sie Kritik an den eigenen aktuellen Interessen zugunsten ihrer langfristigen Interessen. Die Forderung nach Systemüberwindung ist dem Teil der wissenschaftlich-technischen Intelligenz, der zur Überwachung anderer Lohnabhängiger eingesetzt wird, daher n\lr schwel" zu.yer,""., mitteln. Aus dieser Analyse ergibt sich, daß zwar nicht alle Gruppen der wissenschaftlich-technischen Intelligenz unterschiedslos für systemüberwindende Politik ansprechbar sind, daß sie sich aber in ihrer Gesamtheit als Träger einer liberalen Bewegung eignet, die ihrersei ts Teil der Emanzipationsbewegung der Bevölkerungsmehrheit sein muss. 3.2. 'Begründung zu Teil B.5. 3.2.1. Anmerkungen zur Situation des Parlamentarismus in der BRD Das Parlament ist verfassungmäßig - nach dem Prinzip der Gewaltenteilung - das höchste Staatsorgan. Es stellt inder Theorie den Weg der normalen institutionalisierten und friedlichen Transformation der Gesellschaft unter den Bedingungen der Parteidemokratie durch Gesetzgebung dar. Aber in der Parlamentswirklichkeit wurde dieser Anspruch nicht eingelöst. Der Schwerpunkt der Ge~ setzesinitiative lag schon immer bei der Exekutive und dem Parlament wurde nur ein beratendes Einspruchsrecht zugewiesen. Die zunehmende Staatstätigkeit zur Aufrechtserhaltung des kapitalistischen Systems hat diese Situation Rur verschärft und verdeutlicht. Auch heute geht die Gesetzesinitiative hauptsächlich von der Regierung aus,die'3/4 aller Gesetzesvorlagen in Übereinstimmung mit der Mehrheit der Regierungsparteien einbringt. Das korrigiert auch d,fs Bild eines. geschlossenen Plenums, das der Regierung gegenübersteht, denn in Wirklichkeit ist eine vertikale Gewaltenteilung 'eingetreten: die Linie verläuft zwischen Regierung und Regierungspartei(en) einerseits und der (den) Oppositionspartei (en) andererseits. Die Machtanhäufung bei der Regierung ist nicht bloß als eine Machtve~­ lagerung vom Parlament her zu verstehen, sondern aus der Notwendigkeit des Regierungsprozesses selbst. Die Regierung und die ihr zugehörige Ministerialbürokratie sind auf Grund der besseren Informationen, durch den direkten Zugang der Verbands- und Interessengruppen, durch den technischen Apparat (Formulierungshilfen z.B.), gegenüber dem Abgeordneten bei der Gesetzesinitiative im Vorteil. Aber nicht dieser mehr formale Vorteil ist wichtig. Die sozioökonomischen Machtverhältnisse erzwingen die Umkehrung des verfassungsmäßig vorgesehenen Weges. Regierung und staatliche Bürokratie sind Koordinations- und Planungsteile zur Steuerung des krisenanfälligen Monopolkapita1:l.smus. 'Der' AntE'il der Staatsausgaben am Sozialprodukt stieg seit 1913 von 15 % bis 1960 auf 40 %. Die Gesamtzahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten beträgt bereits 12% der Erwerbspersonen (in England 20%) Die Militär- und Sozial ausgaben betragen ca. 50% des Haushalts. Der Staat wurde selbst zum größten Auftraggeber für die (Privat) Wirtschaft und Umverteiler von Massenkaufl<raft. Die Regierung steuert unter Ausschaltung des Parlaments die Konjunktur (Stabilitätsgesetz) reguliert die Gesamtnachfrage und ist, zur Erhaltung der Massenloyalität, gezwungen, eine Vollbeschäftigungspolitik zu betreiben, die unter Beibehaltung der prinzipiellen privaten An- -53- eignung eine ständige Inflation mit sich bringt, die wiederum durch staatliche Lohnpolitik ("konzertierte Aktion") ausgeglichen werden muß. Die Gelder für den Rüstungshaushalt und die Sozialversicherung dienen als Krisendämpfer, um ein zu starkes Absinken der Konsumgüterausgaben zu verhindern. Hierbei ist nur zu deutlich geworden, daß die Hauptinteressen an der Erhaltung des auf Profit ausgerichteten Systems sich direkt an die Schalthebel der Macht. wenden, ohne den müheseligen Weg über das Parlament zu nehmen. D1e Verbände, die im Gegensatz zu den Parteien im Grundlesetz nicht als am Willensbildungsprozeß Beteiligte vorgesehen sind, haben sich praktisch als Mittler zwischen Regierung und Gesellschaft (Sprich: Parlament) etabliert. Die Verbände beziehen ihre Legitimation aus der Berechtigung der von ihnen vertretenen Interessen - formell aus dem Grund~esetz bzw. aus der Lehre von"de:r:~,erb,andsPol~ t~schen. Gesellschaft (in der BRD gibt es nur 5% organ1s1erte Parte1m1tglieder gegenüber 40% organisierten Verbandsmitgliedern). Die Frage ist also: Wie kann ein gerechtes Gemeinwohl erreicht werden bei einer autonomen Repräsentation von Interessen, die zwar formal die gleichen Rechte haben, durch die ökonomische Ungleichheit aber benachteiligt sind? Die moderne staatliche WirtschaftslenkungimKapitalismus setzt entgegen der liberalen Vorstellung von Staat und Gesellschaft voraus, daß der jeweiligen Regierung immer mehr Instrumente zum direkten und indirekten Eingriff in den Wirtschaftskreislauf zur Verfügung stehen. Die Regierung wird zu'; .ineutralen Instrument", das den kapi talistischen Wirtschaftskreislauf in Gang halten muß. Auf die Regierung jedoch - so will es die Ideologic,- kannjede Gruppe einen gleich starken Druck ausüben. Das Gesetz der kapitalistischen Wirtschaft zwingt jedoch die Regierung zum Verlassen der Neutralität und zur Bevorzugung der am Profit Interessierten. Gesetzesinitiative geht also nicht allein von der Regierung aus, sondern auch durch den direkten Druck der Verbände, die der Ministerialbürokratie bei der Abfassung von Gesetzesentwürfen ihre Fachkenntnisse zur Verfügung stellen, schon im Hinblick darauf, daß die Anwendung dieser Gesetze durch eben diese gleichen Verbände geschieht. Die gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien sieht den direkten Zugang der Vertreter der auf Bundesebene organisierten Interessengruppen vor. Gesetzesentwürfe werden zuerst den Verbandsspitzen zugeschickt, um deren Meinung einzuholen. Eine besondere Verflechtung ergibt sich dann, wenn industriefreundliche Minister die gewerbliche Wirtschaft bevorzugen, denn die Entscheidung, welche Gruppen herangezogen werden sollen, liegt allein beim Minister. Im Verlauf von zehn Jahren wurden 83% der offiziellen Stellungnahmen des BDI unmittelbar den Regierungsstellen überreicht. Nach Angaben von G.Braunthal: "The Federation of German Industry in Politics", Ithaca 1965, ist der Kontakt zwischen ",Wirtschaftsministerium und BDI so eng, daß fast täglich Gespräche staatfinden. Besonders in der Amtszeit Adenauers konnten die Verbände durch direkten Zugang zum Kanzler seine Industriefreundlichkeit ausnutzen, da er als Schiedsrichter bei Streitigkeiten zwischen den Ministerien entscheidet. Interessant ist, daß nach der gemeinsamen GO 1. Allgemeiner .J':eil, Sachverständige nur dann herangezogen werden dürfen, ,,'wenn nach strengen Maßstäben anzuerkennen ist, daß Arbeiten von verwaltungseigenen Kräften nicht geleistet werden können •.. und völlige Unabhängigkeit (besteht) gegenüber den von der Entscheidung berührten Kreisen." (Der Sachverstand der Interessenvertreter ist natürlich auch völlig "unabhängig".) Wir können also feststellen, daß die -54-55entscheidenden Schritte bei der Gesetzgebung ohne das Parlament getan werden. Denn: kommt ein Gesetz in den Bundestag auf Initiative der Regierung, so muß es zwar von der Fraktion eingebracht worden sein ( während Regierungsvorlagen zunächst vom Bundesrat beraten werden müssen und nach drei Wochen' dem Bundestag weitergereicht werden können) was wieder auf die enge Verzahnung von Fraktion und Regierung hinweist, es wird aber ohne Aussprache des Plenums an die Bundestagsausschüsse verwiesen, wo wiederum die Sachverständigen der Fraktionen, die parlamentarischenSi'lilit'sse'::kretäre und die Ministerialbürokratie zusammentreffen und der Mehrheitsmeinung zum Durchbruch verhelfen. So entsteht im Ausschuß eine "Ubereinstimmung der Sachverstände" die selbst den oppositionellen Abgeordneten mit dem Sachverstand der Ministerialbürokratie wetteifern läßt. Die--zweiteLesung bzw. Debatte im Parlament erfüllt dann Doppelfunktion die weit entfernt ist von der verfassungsmäßigen vorgesehenen Kontrollaufgabe: einerseits nämlich die Fiktion öffentlicher Willensbildung dauernd zu erzeugen und doch andererseits das verselbständigte Geschehen im exekutiven Bereich gegen öffentlich artikulierte Ansprüche abzuschirmen und zu verteidigen. Der "Sachzwang" der kapitalistischen Wirtschaft wie der objektive Konformitätsdruck, der auf allen Parteien lastet, lässt sie Rücksicht nehmen auf die Wählerschaft, deren sozialstrukturelle Zusammensetzung sich überschneidet und deren Erwartungs - und Anspruchsstrukturen nahezu identisch sind. Die ökonomische Stabilität wird zur Uberlebensfrage des Systems und damit zum wichtigsten Aktionsfeld des Staates, in dem das Parlament eingeschlossen ist und nur noch Legitimationsaufgaben erfüllt. Die immer nötiger werdende langfristige Planung aller Bereiche nimmt'dem Parlament jeglichen Einfluß im wirtschafts- und finanzpolitischen Bereich, die Entscheidungsprozesse auf die politische Grundintention der Vorlagen überprüfen zu können. Das Parlament bzw. richtiger die Oppositionspartei(en) haben keine Informationen über rechnerisch geprüfte Alternativen zur Verfügung. Allein dies aber ermöglicht ihnen politische Kontrolle. Diese wenigen Hinweise machen deutlich, daß die wirtschaftspolitischen Forderungen der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände nicht unvermittelt im Bundestag behandelt werden können, da sie für ihre Partikular interessen die öffentliche Meinung nicht für sich mobilisieren können. Nichtöffentlichkeit der Verhandlungsstrategie wird so zur funktionalen Erfolgsvoraussetzung. Die Nichtöffentlichkeit kommt zum Ausdruck in der Uberdurchschnittlich großen Anzahl von Abgeordneten, die prinzipiell die Interessen des Kapitals vertreten (bzw. die Verteidigung des Privateigentums) : siehe die Haltung der FDP zur Kartellgesetznovelle entgegen ihren Aussagen in der Nürnberger Wahlplattform. Die Parteien übernehmen die Mediatisierung dieser ,Partikular interessen unter dem Mantel des Gemeinwohls. Einwirkung von verschiedenen Interessengruppen am Beispiel des Bundesleistungsgesetzes: Dieses Gesetz wurde zum ersten Mal als Referentenentwurf des Bundesministeriums des Inneren 1952 eingebracht. Ziel des Gesetzes war es, die Regierung in Notfällen zur Aufforderung von Dienstleistungen zu ermächtigen. "Die Geschichte des Bundesleistungsgesetzes zeigt, welche Anstrengungen auf ministerieller wie auf parlamentarischer Ebene des Gesetzgebungsprozeßes unternommen werden, eine Reihe von Privatinteressen gegen das Gesetz zu schützen". Im Referentenentwurf waren bereits die Kirchen sowie öffentliche Körperschaften von dem Gesetz ausgenommen worden. (Die folgenden Zitate sind aus: G. Löwenberg, Parlamentarismus im politischen System der BRD, Tübingen 1969 S.305ff) "Die wirtschaftlichen Interessengruppen, die ,in dieser Phase nicht vom Innenministerium konsultiert worden waren, zeigten sich nicht nur wegen der in dem Entwurf enthaltenen Bedrohung des Privateigentums besorgt, sondern auch darüber, daß die Anwendung des Gesetzes beim Innenministerium liegen wUrde, zu -sie keine so guten Kontakte wie zum Wirtschilft'siniilis't-"ri::':um hatten. Diese Einwände wurden innerhalb der Regierung vo~ Wirtschaftsministerium vorgebracht, und der Umfang des Entwurfs auf seine Initiative hin stark eingeschränkt, bis schließlich die gewerbliche Wirtschaft, mit Ausnahme der Ernährungsindustrie, von der Anwendung des Gesetzes ausgenommen war. Es kam zu einem neuen Entwurf, der diese Unterneherfaßte, und das Wirtschaftsministerium wurde mit der Durchführung des Gesetzes beauftragt. Beide Vorlagen wurden dem Kabinett erst vorgelegt, als die Ratifizierung der Verträge von London und Paris der Bundesrepublik eine eigeneVerteidigungspolitik gestatteten. Erst dann erschien die Einführung einer solchen Notmaßnahme, die angesichts ihrer Vorgängerin in weiten Kreisen ab Abnei-gung----sti-eß-;---gerechtfertigt. Der Innenpolitische Ausschuß des Deutschen Bundestages der von einem Abgeordneten der Opposition geleitet wurde, war nicht konsultiert worden. Das geschah erst nach der Überweisung der Vorlage an den Bundestag im Oktober 1955. Bei den Bundestagsdebatten zeigte sich, daß die großen Interessengruppen bereit waren, das Gesetz zu akzeptieren. Dagegen fanden kleinere Gruppen ihre Forderungen - vertreten von der Opposition und den Länderregierungen - nicht berücksichtigt" . Erster Durchgang im Bundesrat 1955: Der Bundesrat empfahl 86 Abänderungen für die 16 Seiten lange und 88§§ umfassende Vorlage. " Der Bundesrat wollte mit ihnen die im Gesetz vorgesehenen Vollmachten der Regierung einschränken und die Eigentumsrechte von Individuen undkommunalen Verbänden schützen" Erste Beratung im Bundestag "Die Vorlage hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine beträchtliche Kritik durch die Presse erfahren, vor allem in den Blättern, die Unternehmerkreisen nahestanden und in dem ge~ Gesetz einen ausreichenden Schutz des Rechts auf Elgenvermißten" CDU und FDP begrüßten die Notwendigkeit der Vorlage, nahmen aber in Detailfragen "eine vorsichtige Haltung ein, um sich in Einzelheiten nicht festzulegen und genügend Spie,lraUln für die Ausschußverhandlungen zu lassen ... Der FDP-Spre~her erklärte, seine Partei könne der Mehrzahl der ... Bestimmungen nicht zustimmen. Die Kritik der SPD war sehr vlel allgemeiner .•. Die SPD war in die Situation gebracht worden, in vorderster Linie im Kampf um das Eigentum zu stehen." -57- -564. Das Ausschußverfahren "Im allgemeinen bemühten sich die Interessengruppen, ihre Mitglieder dadurch zu schützen, daß sie die Befugnisse der Regierung auf Dienstleistungen ihrer Mitglieder einzuschränken oder womöglich zu verhindern suchten und in anderen Fällen auf eine angemessene Entschädigung drängten. Die detaillierten Forderungen der kleineren Gruppen hatten weniger Erfolg als die allgemeineren der großen Bundesverbände. Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband etwa gelang es nicht, Hotels von der Wirkung des Gesetzes auszunehmen, obwohl der Bundesrat diese Forderung unterstützt und die Regierung versehentlich die Formulierung des Bundesrates akzeptiert hatte. Trotzdem überwog nun die Auffassung der Regierung, daß ,!tU:P];ldas. Recht zur Beschlagnahme von Hotels der Zugriff auf private Wohnung vermieden werden könne. Andererseits nahme der Ausschuß die Forderung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie auf Einschluß einer Klausel an, in der Eigentum, das zur Weiterführung eines Betriebes unentbehrlich ist, von der Beschlagnahme ausgenommen werden soll." Zweite und dritte Lesung im Bundestag "Die zweite und dritte Beratung der Bundesleistungsvorlage erfolgte an einem Tage, knapp einen Monat nach der letzten Ausschußberatung über das Gesetz •••• Eine Reihe von CDU/CSUAbgeordneten, die dem Bauernverband nahestanden, stellten gemeinsam mit der FDP den Antrag, der eine leichte Yerbesserung der Vorschrift zur Entschädigung vorsah, wann landwirtschaftliche Nutzflächen für Regierungszwecke bereitgestellt und dadurch indirekte Verluste entstehen würden; ohne Aussprache wurde der Antrag angenommen •••• Die zweite und dritte Beratung dieser komplizierten und umfangreichen Vorlage dauerte insgesamt weniger als eine Stunde; die Ausschußphase hatte fünf Monate in Anspruch genommen." Zweiter Durchgang Bundesrat - Verkündigung des Gesetzes Es gab keine Debatte, und das Gesetz wurde am 19. Oktober verkündet, sechzehneinhalb Monate nach seiner ersten Einbringung und fast vier Jahre nach Abschluß des ersten Referentenentwurfs. Das Verhältnis der Hinzuziehung von Vertretern der gewerblichen Wirtschaft und Gewerkschaften beträgt 10:1! I!!! Literaturliste ~~~!:~!~=!s Bracher/Jacobsen Bibliographie zur Politik in Theorie und Praxis. Droste Verlag. (zu beziehen über die Bundeszenrale für politische Bildung, 53 Bonn, Berliner Freiheit 7) Literaturlisten Bei: Bundeszentrale für politische Bildung (s.o.) und Landeszentrale für politische Bildung, 4 Düsseldorf, Neanderstr.6 Ruggiero, Guido Geschichte des Liberalismus in Europa, 1964 Wolff, Robert P. Das Elens des Liberalismus Edition Suhrkamp 352 Freund, Michael(Hrsg.) 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Werner Grundfragen der Wirtschaftsgesellschaft 1969, rororo-aktuell 1149 Grosser, Dieter(Hrsg.) Konzentration ohne Kontrolle 1970, Westdeutscher Verlag Schiller, Theo Eigentum in Wirtschaft und~Gesellschaft in: 'liberal' 11/1968 Mandel, Ernest Einführung in die marxistische Wirtschaftstheorie Verlag Neue Kritik -58- -59- Mandel, Ernest Marxistische Wirtschaftstheorie (2 Bde.) Edition Suhrkamp 595/596 ~~~:!!.~J~!::! Masuch, Michael Politische Ökonomie der Ausbildung rororo-Sachbuch 6813 Runge, Erika Frauen - Versuche zur Emanzipation Edition Suhrkamp Menschik, Jutta Gleichberechtigung oder Emanzipation Fischer TaBu 6507 Jung, Deppe u.a. Vergleich der Gesellschaftssysteme BRD-DDR Pahl-Rugenstein-Verlag, 13 . Vilmar, Fritz Rüstung und Abrüstung im Kapitalismus Krippendorff, Ekkehardt (Hrsg. ) Probleme der internationalen Beziehungen Edition Suhrkamp 593 Greiffenhagen (Hrsg.) Der neue Konservatismus der siebzieger Jahre rororo-aktuell 1822 Kühnl, Reinhard (Hrsg.) Geschichte und Ideologie rororo-aktuell 1656 !:~!.!!~!.~ß!~ Neumann (Hrsg.) Politische Theorien und Ideologien Signal Verlag 1974 Linksradikalismus = Rechtsradikalismus, eine falsche Gleichung Urban Taschenbücher 819 Kühnl, Reinhard(Hrsg.) Der bürgerliche Staat der Gegenwart rororo-aktuell 1536 Grebing, Helga rororo .-;;!---_.__ .__ .... Rolff, Hans-G. Gottschaleh, Wilfried Gottschaleh, Wilfried Sozialisation und Auslese durch die Schule Verlag Quelle und Meyer Sozialisationsforschung Fischer TaBu 6503 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung. Politische Sozialisation Fischer TaBu 1311 Hartmann,K./ Nyssen,F. Schule und St*at im 18. und 19. Jahrhundert Waldeyer, H. Edition Suhrkamp 694 Anmerkung: Agnoli, Johannes Transformation der Demokratie Steffani (Hrsg.) Parlamentarismus ohne Transparenz Westdeutscher Verlag, Reihe Kritik Huffschmid , Jörg Die Politik des Kapitals, Konzentration und Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Edition Suhrkamp 313 Jaeggi, Urs Macht und Herrschaft in der Bundesrepublik Fischer TaBu 1014 Rausch, H. (Hrsg.) Theorie der Repräsentation Darmstadt,1968 Bermbach, Udo Theorie und Praxis der direkten D'emokratie Urban TaBu,1973 Dittberner, Ebbinghau- Parteiensystem in der Legitimationskrise sen Westdeutscher Verlag, 1973 Abendroth, Wolfgang Sozialgeschichte der deutschen Arbeiterbemegung Edition Suhrkamp 106 Hofmann, Werner Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts Verlag de Gruyter 1968 (Sammlung Göschen 1205/1205a) Ebert, Theodor Gewaltfreier Aufstand, Al ternati vezum- Bürgerkri'eg" Fischer TaBu 1123 Bussiek, Hendrik Veränderung der Gesellschaft, Sechs konkrete Utopien Fischer TaBu 1092 Bussiek, Hendrik(Hrsg.)Wege zur veränderten Gesellschaft - Politische Strategien. Fischer TaBu 1205 Vilmar, Fritz Strategien der Demokratisierung (2 Bde.) Luchterhand Verlag, 1973 'Obige Literaturliste enthält eine kurze,unv~llständig~ und ergänzbare Zusammenstellung von Büchern (meist Taschenbuchern), d1e zu ~en Gru~dsatz­ beschlüssen der DJD grundlegende und weiterführende Informat10nen l1efern.