01 2015 Simon Moosbrugger Der seit mehreren Generationen wachsende Tischlereibetrieb der Familie Rüscher stößt an seine Grenzen, denn die in die Jahre gekommene Bausubstanz kann einen wirtschaftlichen Produktionsablauf nicht mehr gewährleisten. Während früher leerstehende Ställe und Garagen leicht zu Werkstätten umfunktioniert werden konnten, sind die Anforderungen an einen „Werkraum“ heute sehr vielschichtig. Es gilt es vor allem, den immer komplexer werdenden Produktionsabläufen ihren notwendigen Raum zu geben. Tischlerei mit Ausstellungsraum Entwurf einer neuen Betriebsstätte für die Tischlerei Rüscher GmbH in Schnepfau, Vorarlberg Diplomarbeit Tischlerei mit Ausstellungsraum ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades eines Diplom-Ingenieurs unter der Leitung von András Pálffy, Univ.Prof. Arch. Dipl.-Ing. Abteilung für Gestaltungslehre und Entwerfen e253.6 Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien eingereicht an der Technischen Universität Wien, Fakultät für Architektur und Raumplanung von Simon Moosbrugger Matrikelnummer 0826536 Wien I November 2015 Inhaltsverzeichnis 8 12 16 32 56 84 Einführende Worte Eines nach dem anderen Eine Einleitung Zersiedelt Der Bregenzerwald Allgemeines zum Bregenzerwald Geschichte des Bauens Tradition des Handwerks Exkurs: Interview mit Gebhard Rüscher Exkurs: werkraum bregenzerwald Exkurs: LEADER Programm Gemeinde Schnepfau Allgemeines Geschichte Geologie Infrastruktur Der Bauplatz Einleitung Örtliche Raumplanung Standort: Dorfeinfahrt Standort: Burg Gesetzliche Grundlagen Der Entwurf Exkurs: Bestandsgebäude Tischlerei Rüscher Raumprogramm Gebäudekonzeption Pläne Visualisierungen Eine Kurzfassung Inhaltsangabe Der seit mehreren Generationen wachsende Tischlereibetrieb der Familie Rüscher stößt an seine Grenzen, denn die in die Jahre gekommene Bausubstanz kann einen wirtschaftlichen Produktionsablauf nicht mehr gewährleisten. Mit der fortschreitenden Industrialisierung des Handwerks sind heute längst nicht nur mehr kleine Hand – oder Standmaschinen im Einsatz. Während früher leerstehende Ställe und Garagen zu Werkstätten umfunktioniert werden konnten, sind die Anforderungen an einen „Werkraum“ heute sehr vielschichtig. Neben strengen Auflagen an Brandschutz, Unfallverhütung und Hygiene gilt es vor allem, den immer komplexer werdenden Produktionsabläufen ihren notwendigen Raum zu geben. Der Neubau der Tischlerei Rüscher in der kleinen bregenzerwälder Gemeinde Schnepfau soll diese Anforderungen unter einem Dach vereinen und über weitere Generationen hinaus eine hochqualitative und zeitgemäße Arbeitsstätte ohne räumliche Barrieren sein. Dies erfordert nicht nur eine akribische Planung des Gebäudes selber, sondern auch eine sehr sorgfältige Integration des Volumens in die kleinmaßstäbliche Bebauungsstruktur der Gemeinde. Das Raumprogramm wird neben Räumen für Lagerung, Produktion, Administration und Bereichen für Mitarbeiter durch einen Ausstellungsraum erweitert, der als Bühne für ausgewählte Möbelstücke dient und von weitem erkennbar als Kommunikator nach außen dient. Abstract For several generations the Ruescher family carpentry has been growing and its current building structure can no longer support an economic production process. With the progressive industrialization of the crafts, new technology has been integrated and it is no longer just hand and table machines that are in use. In earlier times empty stables and garages were used as workspaces, but with todays multifaceted requirements of a workstation, this is no longer possible. Parallel to strict regulations regarding fire safety, accident prevention and hygiene, the ever developing production processes need suitable space. The construction of the Ruescher carpentry in the small village of Schnepfau should fulfill all its requirements under one roof and function as a high quality, contemporary workplace that is adaptable for future generations. This does not only demand meticulous planning of the building itself, but also has to blend into the architectural language of the surrounding area. Besides for storage , production, administration and recreational rooms, the new construction will include an exhibition suite, which will display carefully chosen workpieces to the general public. „Ich glaube nicht, dass es darum geht, weiter zu wachsen, sondern um das Schaffen wirtschaftlicher Arbeitsbedingungen.“ Gebhard Rüscher Einführende Worte 8.9 Eines nach dem anderen Es ist manchmal schon faszinierend, wie sich Dinge im Leben mit der Zeit scheinbar von selbst fügen. Die Gründe dafür sind und waren für mich nicht immer ganz nachvollziehbar, jedoch scheint sich mit viel Geduld und manchmal auch Glück einiges mit einer solchen Selbstverständlichkeit zu erledigen, wie man es sich vorher nicht vorzustellen getraut hätte. Seit Kindertagen verbringe ich immer wieder gerne Zeit in Werkstätten und auf Baustellen. Wahrscheinlich weil sich eben auch dort Dinge aneinander fügen1, oder vielleicht einfach deshalb, weil sich mir die Gelegenheit dazu geboten hatte. Dass ich nun als Abschlussarbeit die Möglichkeit habe, eine Werkstatt zu entwerfen, ist einer dieser glücklichen Umstände, die ich so nicht habe kommen sehen. Und so schaue ich am Ende meines Architekturstudium rund zwanzig Jahre zurück an meine ersten Erlebnisse in der Tischlerei Rüscher. Mittlerweile betrachte ich das Thema freilich von einem anderen, weiteren Blickwinkel. So interessiert mich die Werkstatt heute vor allem als Gebäudetypus. Sie bietet zum einen Raum für Baustellen, das heißt Raum für die Produktion ihrer Erzeugnisse, wobei das Gebäude selber auch immer wieder bauliche Veränderungen und Adaptionen erfährt. Ein Gebilde, das Vorgänge ermöglicht und selbst Teil eines Vorganges ist. Somit ein sich ständig verändernder räumlicher Komplex, der kontinuierlich aufs Neue wahrgenommen werden kann. Räume, die durch das Positionieren der Maschinen und Werkstücke laufend neu bespielt werden, fast so, als wäre die Werkstatt selber ein Ausstellungsraum. So gesehen könnte der Titel dieser Arbeit auch „Tischlerei als Schauraum“ lauten. Ein schönes Beispiel einer solchen Adaption findet man in der Nachbargemeinde Reuthe, bei der die Abbundhalle einer Zimmerei bei Großaufträgen temporär vergrößert wird, um stets den aktuellen Anforderungen zu entsprechen und um die Durchführung eines Auftrages zu ermöglichen. Nun ist das bei einer Tischlerei mit sensiblem Maschinenfuhrpark nicht so einfach möglich, jedoch werden wenigstens ein großes Maß an innerer Flexibilität sowie die Möglichkeit zur Mehrfachnutzung vorausgesetzt, um nachhaltig komplexe Arbeitsabläufe ökonomisch ermöglichen zu können. Diese innere Komplexität der Abläufe soll der Einführende Worte 10.11 regionalen Bauweise entsprechend unaufgeregt nach außen in Erscheinung treten. Dafür verantwortlich sind die Gebäudeform sowie die Art der Fassade. Während die Fassade den unmittelbaren Übergang von innen nach außen, also eine Schwelle mit einer, wenn auch sehr kurzen zeitlichen und somit räumlichen Komponente darstellt, ist das Gebäude selbst mit seiner Form und Ausdehnung vor allem auch Sache der Raumplanung. Und so wie die Architektur von innen heraus arbeitet, so tut es die Raumplanung von außen. Beide Disziplinen müssen in gleicher Weise betrachtet und beachtet werden, um ein überzeugendes und schlüssiges Projekt zu erarbeiten. Diese Wechselbeziehung zwischen dem Inneren und dem Äußeren, gibt es in mehreren Maßstäben. So kann zum einen die Raumplanung selber als „außen“ gesehen werden, die Architektur als das kleinmaßstäblichere „innen“. Zoomt man in die kleinmaßstäbliche Architektur hinein, gelangt man zum Punkt, an dem die Gestalt der Architektur zum „außen“ wird, die beherbergeten Räume geben das „innen“ wieder. Dieser Verlauf zwischen diesen Zonen und Maßstäben ist entscheidend für den Erfolg eines Projektes. Gute Architektur setzt voraus, dass sie am richtigen Ort entsteht. Demnach gibt es auch dann keine gute Lösung, wenn das Gebäude an sich alle formalen und funktionalen Bedingungen erfüllen würde, solange der Ort nicht gut gewählt wurde. Die Raumplanung bildet somit den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit, da dieser als der Architektur übergeordnete Fachbereich eine wichtige und oft unterschätzte Rolle in der Planung unseres Lebensraumes einnimmt. Während das Bewusstsein gegenüber des Raummanagements an Orten mit Ressourcenknappheit wächst, wird in ländlichen Gebieten wie dem Bregenzerwald noch immer in die grüne Wiese gebaut und somit hochwertiger Lebensraum nach und nach dezimiert (und leider immer noch von den Ländern subventioniert). Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bin ich in zahlreichen Gesprächen mit Personen unterschiedlichster Fachrichtungen sowie Untersuchungen vor Ort einer Lösung Schritt für Schritt näher gekommen. Diese Arbeit ist ein Versuch, raumplanerische Lösungen vor Ort zu entwickeln, um eine konkrete architektonische Intervention dort anzusetzen, wo sie der Umwelt am verträglichsten ist. Denn schlussendlich müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass mit jeder baulichen Intervention wertvoller Boden verloren geht. 2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit habe ich auf genderspezifische Endungen (z.B.: »-Innen«) verzichtet. Hiermit erkläre ich jedoch ausdrücklich, dass an allen Textstellen, wo natürliche Personen bzw. Personengruppen erwähnt werden, immer Menschen beiderlei Geschlechtes gemeint sind. Simon Moosbrugger 1 Architecture starts when you carefully put two bricks together. There it begins, Ludwig Mies van der Rohe 2 „In den vergangenen 60 Jahren ging ein Viertel der damals noch genutzten landwirtschaftlichen Fläche verloren. aHeutzutage werden täglich rund 11 Hektar landwirtschaftlicher Fläche für Verkehr, Industrie, Wirtschafts- und Wohnraum verwendet und auf Dauer einer anderen Verwendung zugeführt. Rechnet man Freizeit- und Bergbauflächen mit ein, sind dies über 20 Hektar pro Tag“, erläutert AgrarLandesrat Max Hiegelsberger. http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/ presse/lastnews/news2013/news_130617/ Zugriff 10.08.2015 Bildquellen Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger Eine Einleitung 12.13 Zersiedelt Mit der fortschreitenden Zersiedelung unserer Siedlungsräume wird die begrenzte Ressource Boden rasant dezimiert. Da gleichzeitig auch der Bedarf an grauer Energie steigt, kann die Wirtschaftlichkeit dieses Systems in Frage gestellt werden. Wie aus einem Bericht von „ZERsiedelt“ aus dem Jahr 2011 hervorgeht, werden die von der öffentlichen Hand getragenen Kosten für den Bau und Erhalt von Infrastruktur immens teuer. So hat sich beispielsweise die Siedlungsfläche pro Einwohner in Österreich von 200m²/EW in1950er Jahren bis heute mehr als verdoppelt. 3 Öffentlicher Verkehr kann nicht mehr wirtschaftlich angeboten werden, wobei besonders die Bevölkerung in ländlichen Gegenden auf diesen angewiesen ist. Siedlungsgrenzen werden unscharf und verwachsen nicht selten mit benachbarten Dörfern zu einer räumlich spannungslos verbauten Einöde. Diese Spannungslosigkeit wird maßgeblich von den derzeitigen Bauvorschriften unterstützt, da in der Regel Mindestabstände zu den Grundgrenzen eingehalten werden müssen. Auch die Subventionierung des Einfamilienhauses seitens der Länder kann in diesem Zusammenhang negativ hervorgehoben werden. Räumliche Qualitäten, wie wir sie aus historischen Stadtkernen oder Straßendörfer kennen, sind aus eben genannten Gründen nicht mehr zu erreichen. Als besonders eindrucksvolles Beispiel städtischer Qualitäten ist die Altstadt von Feldkirch (A) zu nennen, mit ihren engen Durchgängen, Gassen und Plätzen. Als Ortsteil von Schnepfau ist Hirschau als historisch erhaltenes Straßendorf hervorzuheben. Bauernhäuser positionieren sich in loser aber sehr enger Anordnung links und rechts entlang der Hauptstraße und vermitteln ein Gefühl einer Einheit. So steht heute die Art zu bauen im krassen Gegensatz zu dem sonst vorherrschenden Streben nach Effektivität und der Ökonomisierung von Abläufen. Ein aktives Siedlungsflächenmanagement ist von Seiten der Gemeinden notwendig, um dieser Willkür entgegenzuwirken. Oft ist dies jedoch nicht möglich, da entsprechende Fachkräfte oder gar der Wille zur gewissenhaften Planung fehlen, aber auch weil die Notwendigkeit dieser umfangreichen Vorausplanung bislang unterschätzt wurde. Vor allem die verantwortlichen Landesstellen sind hier zum Tun aufgerufen. Im konkreten Fall dieser Arbeit befindet sich bereits ein bebaubares Grund- Einleitung stück im Besitz der Familie Rüscher. Auf ihren Vorschlag, soll dieser Standort für den Bau der neuen Tischlerei herangezogen werden. Da der Neubau aufgrund seiner Größe in jedem Fall massiven Einfluss auf das Ortsbild haben wird, geht der architektonischen Formfindung eine Überprüfung der Standortqualität voran. Diese soll klären, ob das Grundstück geeignet für den Neubau ist, oder ob gegebenenfalls eine bessere Alternative vorgeschlagen werden kann. Durch Begehungen vor Ort, Gesprächen mit Fachleuten verschiedenster Professionen sowie Analysen von aktuellen Luftbildern bis zurück zur Urmappe vom Jahre 1857 konnte Klarheit über die Entstehungsgeschichte der Gemeinde und deren Gründe geschaffen werden. Diese Geschichte konsequent weitergedacht führte zu einem neuen Standort, der sich sehr gut für einen Bau der Werkstatt anbietet und sich aufgrund der richtigen Positionierung verträglich in das bestehende Ortsbild einfügt. 14.15 Die folgende Arbeit gliedert sich in vier Teile. Den Anfang bildet ein allgemeiner Informationsblock, der wichtige Wesensmerkmale der Region Bregenzerwald beinhaltet. Dies ist insofern von großer Bedeutung, als dass der Leser ein Gefühl für diesen Kulturkreis und dessen Merkmale entwickeln kann. Denn nur wer die Kultur kennt, kann den Ort richtig interpretieren. Lösungen müssen in der Raumplanung jeweils vor Ort gefunden werden. 3 Diesen Ort gilt es sowohl räumlich als auch geschichtlich zu erfahren und kennenzulernen, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Der zweite Teil widmet sich der Gemeinde Schnepfau sowie deren Entstehungsgeschichte und dient als Grundlage für weitere raumplanerische Überlegungen für das Dorf. Als erste Annäherung an die Bauplätze dienen neben Luftbilder auch Fotografien vor Ort. Der dritte Abschnitt befasst sich konkret mit den Eigenschaften zweier Grundstücke. Wobei das Grundstück „Dorfeinfahrt“ den Standort beschreibt, der sich im Familienbesitz befindet, stellt der Standort „Burg“ die durch die Analyse gefundene Alternative dar, welche in weiterer Folge für den Entwurf herangezogen wurde. Der vierte und letzte Teil setzt sich mit dem konkreten Entwurf der „Tischlerei mit Schauraum“ auseinander und enthält alle wesentlichen Pläne und Darstellungen in den jeweiligen Maßstäben. Modellfotos dienen dem erweiterten räumlichen Verständnis. Zusätzlich dokumentieren Abbildungen den Arbeitsprozess während der letzten Monate. Entstehen soll ein Gesamtwerk, das im besten Fall als Vorbild dienen kann, wie Weiterbauen am Land heute funktionieren kann, ohne auf eine hohe räumliche Qualität verzichten zu müssen, sowie der Wahrung spezieller Charakteristiken von bestehenden Strukturen im ländlichen Raum. 3 vgl http://www.zersiedelt.at/zersiedelunglaufender-betriebsenergiebedarf-wohngebaeude/zersiedelt-kurzfassung-zersiedelunggraue-energie.pdf, Seite 3 Zugriff am 18.08.2015 4 Prof. Dr. Bernd Scholl, Siedlungsflächenmanagement Schweiz Reto Nebel, 2014 Bildquellen Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger Der Bregenzerwald 16.17 Allgemeines zum Bregenzerwald Die Region Bregenzerwald im österreichischen Bundesland Vorarlberg erstreckt sich südöstlich von Bregenz am Bodensee bis an den Hochtannbergpass unweit der Grenze zu Tirol. Dieses Gebiet ist im Wesentlichen auch das Einzugsgebiet der Bregenzerache, des wichtigsten Flusses im Nordteil des Bundeslandes. Politisch gesehen gehört der Bregenzerwald zum Bezirk Bregenz und zählt mit 22 Dörfern etwas über 30000 Einwohner. Die gleichnamige Stadt Bregenz ist Regierungssitz des Bezirks und gleichzeitig auch Hauptsitz der Vorarlberger Landesregierung. Die Region teilt sich in den Vorderen – bzw. den Hinteren Bregenzerwald, bei genauer Differenzierung mit dem Mittelwald dazwischen. Wenn auch die Gründe für die Unterteilung auf die politischen Verhältnisse im 14. Jahrhundert zurückzuführen sind, lassen sich die Grenzen heute nur noch an den geologisch markant unterschiedlichen Verhältnissen erahnen. So gipfelt die landschaftliche Vielfältigkeit Vorarlbergs wortwörtlich - vom Bodensee und Rheintal kommend - in den Gipfeln der alpinen Bergwelt, die im hinteren Bregenzerwald beginnt. Während der an das Oberallgäu (D) angrenzende Vorderwald von einer sanften Hügellandschaft geprägt ist – den Ausläufern der Alpen - entwickelt sich der Hinterwald nach Süden hin zunehmend schroffer und ist von vielen tiefen Schluchten durchzogen, durch die sich die vielen Gebirgsbäche ihren Weg seit Jahrtausenden bahnen. Es ist das wechselvolle Bild von Grasflächen und nackten, wuchtigen Felsgestalten, das in dieser Zone besonders nachhaltig wirkt und den Reiz des Hinteren Bregenzerwaldes maßgeblich bestimmt.6 Ursprünglich war der Bregenzerwald durchwegs bewaldetes Gebiet, weshalb die veraltete Schreibweise Bregenzer Wald vereinzelt noch auftaucht, heute aber eher von der Region „Bregenzerwald“ gesprochen wird. Erst mit der Besiedelung seit dem 11. Jahrhundert erfolgte die Kultivierung der Urwälder durch die Alemannen vom Bregenzer Raum aus, wobei das hintere Tal erst ab dem 14. Jahrhundert von den Walsern von Süden her zugänglich gemacht und besiedelt wurde. Mit der Teilung des Bregenzer/Montforter Grafengeschlechts (1338) in eine Bregenzer und Feldkircher Linie und aufgrund des unterschiedlichen Zugriffs der beiden Häuser, entwickelten sich die beiden Der Bregenzerwald 18.19 Landesteile Vorder - und Hinterwald sehr unterschiedlich. Verschiedene Sozial – und Wirtschaftsformen bildeten sich, wobei der Vorderwald stark von Bregenz abhängig blieb, der Mittel – und Hinterwald jedoch weitgehende Freiheiten von den Feldkirchern erhielten. Durch die geografischen Vorraussetzungen entwickelte sich bis Anfang des 19. Jahrhunderts ein selbstverwaltetes Gemeinwesen, die sogenannte Bauernrepublik. 5 Mit eigener freier Landgemeinde, eigener Verfassung (Landsbrauch) und Gerichtsbarkeit war eine vorbildliche bäuerliche Selbstversorgung gegeben.7 In seiner Arbeit „Jenseits von Bauernrepublik und Bezegg - Neue Perspektiven auf die Geschichte der Gerichtsgemeinde im Hinteren Bregenzerwald“ schreibt Mathias Moosbrugger, dass es „[...] eindeutige Beweise für permanente Siedlungen im Bregenzerwald seit weit über 2000 Jahren [gibt] – und doch findet sich vor dem 12. Jahrhundert nicht ein einziger schriftlicher Hinweis darauf. Alles deutet darauf hin, dass das von daher kommt, dass erst mit der herrschaftlichen Erfassung des Tales von außen vor allem während des späten Mittelalters überhaupt die Notwendigkeit einer schriftlichen Verwaltung und Beanspruchung von bestimmten Besitztiteln aufgekommen ist.“ Die genaue Entwicklung ist durch die fehlende Erfassung nur mehr schwer oder gar nicht mehr nachvollziehbar, jedoch ist die Entwicklung dieser Bauernrepublik mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht annähernd so romantisch, wie sie gerne beschreiben wird. So schreibt Moosbrugger weiter: „Die hier ansässigen selbstbewussten „freien Bauern“ hätten dabei in einer freien Bauernrepublik – eben der Gerichtsgemeinde im Hinteren Bregenzerwald – eine Form von Demokratie entwickelt, die im gesamten Alten Europa ihresgleichen gesucht und letztlich nicht nur die antike griechische, sondern auch die moderne liberale Demokratie an Gehalt bei weitem übertrumpft habe“ und dass die Habsburger “daran interessiert waren], dass es zu einer stabilen Vereinigung der Hinterbregenzerwälder in einer solchen politischen Gemeinde komme, da dadurch die dortigen Leute zu einem „politischen Subjekt“ wurden, das von einem Ammann vertreten werden konnte – das heißt vor allem: rechtsgültig die Herrschaft des Habsburgerherzogs anerkennen konnte. Durch solche Aktionen gelang es den Habsburgern gleichzeitig auch, die Bindungen der Bregenzerwälder an andere Herrschaftsträger zu unterminieren.“ Nun wird dieses Thema zwar hier nicht näher beleuchtet, doch ein Aspekt erscheint interessant für das Verständnis der Menschen im Bregenzwald. Unabhängig von genauen Entwicklung vom frühen Siedler bis zu den ersten schriftlichen Dokumenten, scheinen sich die Bregenzerwälder mit Geschick stets das Beste für sich herauszuholen. Sie haben sich den Weg von der Armut zu einer finanziell und kulturell starken Region entwickelt und sind weit über die Landesgrenzen hinaus als selbstbewusste Menschen bekannt. Geschichte des Bauens Während heute Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus für Wohlstand im Tal sorgen, mussten in früheren Zeiten viele Bewohner ihr Einkommen fern der Heimat verdienen. So stammen die bedeutendsten Barockklöster und - kirchen in der Ostschweiz und in Süddeutschland von Baumeistern der „Auer Zunft“, die den Kirchenbau im 17. Jahrhundert revolutioniert hat. Maria Einsiedeln, Disentis, Weingarten, Kirche und Stiftsbibliothek St. Gallen wurden von Baukünstlern der Barockbaumeisterschule in Au und Bezau errichtet. Der internationale Erfolg der Architekten und Handwerker von heute erinnert an diese alte Tradition. Die Redewendung „Schaffa, schaffa, hüsle baua“ ist Teil dieser alemannischen Mentalität, in der jeder seine eigenen vier Wände haben will und sprichwörtlich sein Leben lang dafür sparen und arbeiten „muss“. Die Bebauungsstruktur im Bregenzerwald ist darauf zurückzuführen und bis heute Identifikationsmerkmal der Gesellschaft Vorarlbergs. Die Dörfer entlang der Bregenzerach entwickeln sich von Bregenz bis nach Warth durchwegs als Straßendörfer mit loser Bebauung. Alte Bregenzerwälder Bauernhäuser stehen mal mehr, mal weniger dicht aneinander und reihen sich entlang eines Erschließungsweges auf. Diese Erschließung ist meist erst die Hauptstraße, von der aus sich je nach Wachstumspotential der Gemeinde mehrere Weiler bilden können. Das kulturelle und öffentliche Zentrum ist der Dorfplatz, um den Gemeindeamt, Feuerwehrhaus, Kirche und Schule ihren Platz finden. Die obligatorische Dorflinde schließt den Kreis dörflicher Symbolik. Neben den alten prächtigen Bauernhäusern können sich die Einfamilienhäuser von heute kaum behaupten, sind jedoch aufgrund ihrer hohen Anzahl wesentlicher baulicher Bestandteil der Region und tragen maßgeblich zum heutigen Erscheinungsbild der Gemeinden in Vorarlberg bei. Während früher Großfamilien in stattlichen Bauernhäuser lebten und arbeiteten, prägen heute Einfamilienhäuser maßgeblich das Ortsbild mit. Damals situierten sich Bauernhäuser in räumlichen Bezug zu örtlichen Gegebenheiten wie Wald, Acker, Straße oder bestehender Bausubstanz gebaut wurde, während heute viele Einfamilienhäuser eher oft durch Beliebigkeit in Position und Form auffallen. Das liegt vor allem an den wesentlichen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen im letzten Jahrhundert. Die Trennung von wohnen und arbeiten, sowie die Größe einer durchschnittlichen Familie sind Faktoren, mit der sich letztlich die Raumplanung sowie die Architektur zu befassen hat. In der Realität baut der Vorarlberger immer noch gerne sein hüsle, obwohl schon längst ein Umdenken notwendig wären. Vielen jungen Familien fehlen die notwendigen finanziellen Mittel für ein Eigenheim, wobei vielen die eigenen vier Wände als Statussymbol wichtig wäre. Während eine Verschuldung zum „schaffa schaffa“ führt, fehlt in Vorarlberg ein guter Standart im Wohnbau, was viele dann doch zum selber bauen bewegt. Ein anderes Konzert zum Einfamilienhaus und zum klassischen Wohnbau das von einer breiteren Masse angenommen wird, fehlt bisher. Auf Kosten der Qualität der Landschaft, die uns alle betrifft. Tradition des Handwerks Wer früher als Landwirt kein Auslangen finden konnte, hat zusätzlich ein Handwerk erlernt. Es handelte sich dabei um unterschiedlichste Tätigkeiten, die es dem Bauer ermöglichten, einen Zusatzverdienst erwirtschaften zu können. Viele dieser Berufe sind heute aus verschiedensten Gründen verschwunden oder können nur noch von sehr wenigen Menschen ausgeführt werden. Hausnamen wie Sattler, Schuster oder Schneider erinnern an diese Berufe, die früher in Handarbeit im eigenen Wohnhaus ausgeübt wurden. Während Bauern einfache Möbelstücke wie zum Beispiel Melkstühle selbst produzieren konnten, wurde bei aufwendigeren Arbeiten stets der Tischler hinzugezogen. Freilich nur die Leute, die es sich leisten konnten, denn Der Bregenzerwald 20.21 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage war dieses Handwerk nur für wenige erschwinglich. Wegen der hohen Anpassungsfähigkeit und der grundsätzlichen Notwendigkeit dieses Berufzweigs, hat der Beruf des Tischlers nicht nur „überlebt“, sondern konnte seine Stellung in der Gesellschaft entscheidend stärken und ist heute wichtiger kultureller Bestandteil der Region. Und so wie die Begabungen bei den Menschen sind auch die günstigen Bedingungen in Wirtschaftsräumen nicht gleichmäßig verteilt. 8 Die Tischlerei Rüscher GmbH ist mit mehr als 20 Mitarbeitern seit langem die größte im Hinteren Bregenzerwald und wichtigster Arbeitgeber in der Gemeinde Schnepfau. Seit mehr als 50 Jahren wird der Betrieb stetig durch An- und Umbauten vergrößert und adaptiert. Doch auch andere Handwerksbetriebe konnten sich im Bregenzerwald etablieren, wobei das handwerkliche Niveau durchwegs hoch ist. Doch bei allem eigenen Können ist der Austausch untereinander und das Netzwerken über die Landesgrenzen hinweg von großer Bedeutung. Ein interessantes Beispiel einer Kooperation international renommierter Architekten mit regionalen Handwerkern ist das Projekt BUS:STOP in Krumbach. In der kleinen Gemeinde sollen neue Bushaltestellen errichtet werden, wobei der Austausch verschiedenster architektonischen Denkschulen im Vordergrund stand und das Projekt auf seine Weise einzigartig ist. Neben dem künstlerischen Anspruch, geht es vor allem darum, im Austausch mit anderen Fachleuten zu bleiben um dem Handwerk neue Impulse zu geben. Dies ist hier in einer überzeugenden Weise gelungen. Ein passendes Zitat findet sich im aktuellen reisebegleiter bregenzerwald, der die Region so beschreibt: Das gelungene, durchaus mutige Miteinander von Tradition und Moderne wird Ihnen an der Architektur und im Handwerk auffallen. Beide Disziplinen sind eng verwoben und Symbol für das, worauf sich die Bregenzerwälder besonders gut verstehen: Nämlich Kunstsinniges, Schönes, Genussvolles zu schaffen, das gleichzeitig durchdacht und sinnvoll ist. Dieses Wechselspiel ist vielerorts sichtbar und spürbar.“ Exkurs: Interview mit Gebhard Rüscher Als einer von vielen Einmannbetrieben in der Region startete Anton Rüscher im Alter von 26 Jahren um 1910 die eigene Produktion im Keller des Wohnhauses. Es war damals relativ leicht, als Tischler zu arbeiten, da die Anschaffungskosten der benötigten Werkzeuge trotz der ärmlichen Verhältnisse relativ überschaubar waren. Sämtliche Produkte wurden von Hand gefertigt, denn Maschinen gab es aufgrund des fehlenden Stromnetzes und der viel zu kostspieligen Anschaffung ohnehin keine. Deswegen wurde viel improvisiert, weshalb man schließlich auch den Großteil der Werkzeuge selber fertigte. Die Auftragslage war infolge der schlechten wirtschaftlichen Situation und der beiden Weltkriege bis Mitte der 1950er Jahre miserabel, weshalb man auch um kleinste Aufträge wie einfache Flickarbeiten froh war. Als Nebenerwerb diente beispielsweise die Mithilfe an Infrastrukturprojekten innerhalb der Gemeinde oder eine kleine Landwirtschaft, die nebenher von der Familie geführt wurde. Die Ehefrau, die mit ihrer Arbeit an der Stickmaschine die Familie ernährte, ermöglichte dem Mann, sich neben dem Bauernberuf eine Existenz als Handwerker aufzubauen. Erst Anfang der 1930er Jahre wurde die Region mit Strom erschlossen, wodurch erstmals einfache Der Bregenzerwald 22.23 Hobelmaschinen oder Bandsägen zum Einsatz kamen. Trotz der Entwicklung des Betriebes und der Einstellung erster Gesellen blieben größere Aufträge aus. Durch die extrem schlechte wirtschaftliche Lage war auch die Arbeitslosigkeit entsprechend hoch. Gebhard Rüscher, mittlerweile nach der im Jahre 1943 begonnen Lehre selber im Betrieb seines Vaters tätig, entkommt in den letzten Kriegsmonaten 1945 infolge einer Lungenentzündung der Einberufung. 1953 übernahm er den Betrieb und kann bis Anfang der 1960er Jahre erste größere Investitionen tätigen. . Dennoch wurde aus Kostengründen immer noch eine Vielzahl der verwendeten Werkzeuge selber hergestellt. Mit bis zu acht Mitarbeitern zählt der Betrieb schon damals zu den größten der Region. Mit dem aufkommenden Tourismus konnten erstmals große Aufträge wie Innenausbauten von Hotels oder Gasthäusern realisiert werden. Gerade im Bereich des Tourismus, wo mit Termindruck zu rechnen ist, hatte Rüscher die Kapazität, Großaufträge fristgerecht umsetzen zu können. Daher war die Konkurrenz in dieser Sparte nicht besonders groß, was der Firma einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb mit anderen Tischlerbetrieben einbrachte. Daneben war der Ausbau von Wohnanlagen und Privathäusern an der Tagesordnung. 1969 starb Gründer Anton Rüscher nach kurzer Krankheit. Mit Heinz Rüscher (*1957) tratt Anfang der 70er Jahre die dritte Generation in den Betrieb ein und begann nach abgeschlossener Lehre die Meisterschule in Graz. Bis dahin wurde die Architekturlandschaft in Vorarlberg von einem ländlich-rustikalen Stil geprägt, was sich im Innenausbau fortsetzte. Die wirtschaftliche Lage hat sich zu dem Zeitpunkt zwar schon wesentlich verbessert, doch gefährdeten Konkurse von Kunden immer wieder die Existenz der Firma, die durch große Vorausleistungen ein sehr hohes Risiko einging. Dazu meint Gebhard zusammenfassend nur: “Ma muss Glück ou hea.“ Zeitgleich mit Heinz‘ Rückkehr aus Graz hielt in Vorarlberg durch die Baukünstler eine moderne und formal schlichte Haltung Einzug. „Einfachheit, Rationalität, Brauchbarkeit und Eleganz am Puls der Zeit waren in der Vorarlberger Szene keine theoretisch applizierten Ideologien, sondern Resultat einer umfassenden, vom Handwerklichen Schritt für Schritt zum Industriellen vorstoßenden Praxis, die der sprichwörtlichen Sparsamkeit und dem hochentwickelten Preis-Leistungs-Denken der Alemannen entgegenkam.“ 10 Sachlichkeit und die Rückbesinnung auf das Wesentliche waren Ideen, die von einer neuen Generation junger Handwerker und Architekten der neuen Vorarlberger Bauschule gemeinsam getragen wurden. Mit dem Eintreten zweier weiterer Söhne - Anton und Christian - gab Gebhard Rüscher nach und nach die Zügel aus der Hand. Man muss die Jungen eben machen lassen.11 Nun gehe es nicht mehr darum noch größer zu werden, sondern um den Bau einer Betriebsstätte, in der wirtschaftlichen Arbeiten möglich ist. Exkurs: werkraum bregenzerwald Der werkraum bregenzerwald ist ein formeller Zusammenschluss von innovativen Handwerks- und Gewerbebetrieben aus der Region Bregenzerwald. Organisiert in einem Verein bietet die Kooperation aktuell 85 Mitgliedern institutionalisierte Hilfestellung in den Bereichen Mitgliederservice, Produkt und Designinnovation. Von den klein- und mittelstrukturierten Betrieben sind nach Branchen verteilt knapp 40 % holzverarbeitende Betriebe. Knapp 60 % sind Der Bregenzerwald 24.25 aus dem Baugewerbe und Bauhandwerk, der Sanitär- und Elektrotechnik, dem Metall - und Glasbau, aus den BranchenBekleidung, Schuhe und Schmuck. Weitere Vertreter sind Maler, Küfer, Ofenbauer, Polsterer, Steinmetz und Neue Dienstleister. Der werkraum bregenzerwald ist über EU-, Landes- und Bundesmittel gefördert. Die Mitglieder leisten gestaffelt nach Beschäftigungsanzahl Mitgliedsbeiträge. Gemeinden und Sponsoren des Bregenzerwaldes tragen den Vereinszweck als außerordentliche Mitglieder mit. Das im Jahre 2013 fertiggestellte werkraumhaus dient als Kontaktstelle und managt die veranstalteten Gespräche, Ausstellungen und Dokumentationen. Vereinsziele des werkraum bregenzerwald sind das Initiieren und Organisieren von Projekten zu den Themen Gestaltung und Ausbildung, seien es Wettbewerbe, Ausstellungen oder andere gemeinsame Aktionen. Als Impulsgeber und Plattform für das Handwerk werden neueste Entwicklungen und aktuelle Themen im Spiegel des regionalen kulturellen Erbes aufgezeigt. Als Motor für Innovationen und Wachstum stellt der werkraum bregenzerwald die Verbindung von Handwerk mit Design und neuen Technologien sowie die Stärkung projektbezogener und betriebsübergreifender Kooperationen ins Zentrum seiner Tätigkeiten. Die Arbeiten der Vereinsmitglieder werden für eine gemeinsame eigene Formensprache gelobt. Arbeiten wie die der Designmarke schmidinger.modul oder des Industriedesigners Robert Rüf haben internationale Beachtung gefunden. Neben der ständigen Ausstellung im eigenen Rahmen und Sonderausstellungen ist der Werkraum auch international präsent in Ausstellungsbeteiligungen und Messeauftritten sowie eigenen Ausstellungen wie möbel für alle.12 Das werkraumhaus Die Kooperation der Bregenzerwälder Handwerker mit der Bezeichnung werkraum bregenzerwald hat Modellcharakter und gilt als Vorzeigebeispiel für eine regionale Kooperation des Handwerks. Als neue Geschäftsstelle des stetig wachsenden Vereins soll der Bau des werkraumhauses neue Geschäftsstelle und Aktionsbühne zugleich sein. Die Gestaltung dieses repräsentativen Gebäudes der lokalen Handwerker soll von und mit den Handwerkern der Region erfolgen. In einem moderierten gestalterischen Prozess brachten Handwerker ihre Erfahrungen zur Gestaltung ein und erarbeiten mit kooperierenden Architekten ein schlüssiges Konzept. Dieser Planungsprozess hat ebenfalls Modellcharakter, womit die Zusammenarbeit der kleinen Betriebe weiter intensiviert wird. So geht es im Kern um die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums - durch Kooperation der Akteure, Betriebe in den Bereichen Know-how, Transfer, Produktinnovation und Verbesserung der Zugänge zum Markt. Nachdem 2006 die Erstellung eines Struktur- und Entwicklungskonzeptes für ein neues Haus erfolgte, gab es zeitgleich eine Prüfung des Vergabeverfahrens. So wurde im Zuge einer Prüfung eine Direktvergabe dem Wettbewerb vorgezogen und der Schweizer Architekt und PritzkerPreisträger Peter Zumthor 2008 mit dem Bau des werkraumhauses beauftragt. Nach zwei Jahren Planungsphase wurde der Baubescheid im November 2011 erteilt und im darauffolgenden Jahr mit den Bauarbeiten begonnen. 2013 erfolgte die feierliche Eröffnung. Seither werden für das Bespielungskonzept des Werkraums regelmäßig Experten hinzugezogen und verschiedenste Der Bregenzerwald 26.27 Ausstellungen zum Thema Design und Handwerk realisiert.Zusätzlich dient das werkraumhaus sowohl als Ausstellungsraum für ausgewählte Werkstücke als auch als Austragungsort verschiedenster kultureller Veranstaltungen Neben dem Wettbewerb Handwerk+Form sind Kinderbaustellen, handwerk im unterricht und der werkraum lädolar ambitionierte Ausbildungsprojekte, die werkraum wochenenden erfreuen sich hoher Akzeptanz. Bei der Entwurfsfindung arbeitete Peter Zumthor mit großmaßstäblichen Modellen. Ein unmittelbar neben der Baugrube stehendes Mock-up diente als Muster eines Gebäudeteils im Maßstab 1:1. Dieser Modellprototyp war eine Nachbildung der südöstlichen Gebäudeecke und diente der Erprobung von Ausführungsvarianten und dem Bemustern von Farben, Oberflächen, Formen und Materialien. Waren die bestmöglichen Lösungen gefunden, wurde das Teil wieder abgetragen und in recycelter Form neu genutzt. Parallel zum Modell des Architekten bauten sechs Lehrlinge von von Mitgliedsbetrieben des werkraum bregenzerwald ein Modell im Maßstab 1:20. Dieses diente dem Durchspielen täglicher Abläufe und Szenarien im werkraum haus. Das Bauwerk ist vollständig unterkellert. Neben Technik und Sanitärräumen befindet sich dort auch das Schauarchiv, in welchem die vom Vorarlberger Landesmuseum angekauften und prämierten Werkstücke vom Wettbewerb Handwerk+Form ausgestellt sind. Das Kellergeschoss wurde - ebenso wie die raumhohen Kerne im Erdgeschoß - in Massivbauweise erstellt. Im Erdgeschoss bilden 14 Pendelstützen aus Holz einen Kranz und schaffen zusammen mit drei raumhaltigen Türmen aus Beton eine Zonierung. Die Fassade besteht aus einer dreifachen Isolierverglasung und ist durch das rundum weit auskragende Vordach von Witterung geschützt. Das Flachdach ist eine Trägerrostkonstruktion aus Holz. Dieses weist eine Gesamtfläche von 1500m² auf, wobei die darunterliegenden Innenräume des Erdgeschosses sowie das Kellergeschosses mit je ca. 770m² beziffert werden. Mit einer Gebäudelänge von 55,5m sowie einer Breite von 14,1m entspricht die Proportion im Grundriss etwa dem Verhältnis 1:4. Das Dach misst 72,6m auf 20,8m und kragt auf etwa 7,8m Höhe auf allen Seiten weit aus.13 Handwerk+Form „Handwerk+Form ist ein Wettbewerb, an dem alle drei Jahre Handwerker aus dem Bregenzerwald gemeinsam mit Gestaltern aus dem In- und Ausland teilnehmen. Seit 1991 führt der vom werkraum bregenzerwald und dem Handwerkerverein Andelsbuch ausgetragene Wettbewerb das Wissen der Handwerker mit den ästhetischen Entwürfen der Architekten, Designer und Gestalter zusammen und gibt innovative Impulse zur Bau- und Wohnkultur. Dabei entstehen inspirierende Objekte und Einrichtungsgegenstände genauso wie Detaillösungen zu Gebäuden und Häusern. Eine kompetent besetzte Fachjury bewertet und prämiert die Einreichungen nach den Grundsätzen von Material, Form und Funktion, in einem alltagstauglichen Kontext. Alle Einreichungen sind in einem Dorfrundgang durch Andelsbuch ausgestellt, in aufgelassenen Sägen und Scheunen, Schmieden und Backstuben, im Ambiente alter Werkstätten. Die öffentliche Präsentation aller Einreichungen erfährt viel Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und in der Fachpresse. Seit 2013 sind die vom Vorarlberg Museum angekauften Prämierungen aus diesen Wettbewerben im Schaulager des werkraumhauses zu sehen.14 Exkurs: LEADER Programm Im Zuge des LEADER Programmes (= Liaison entre Actions de Développement de l’Economie Rural) - wörtlich übersetzt:„Verbindungen zwischen Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“ - frei übersetzt: „Branchenübergreifende Initiativen zur Entwicklung der ländlichen Gebiete“) wurde der Bau eines eigenen Hauses für den werkraum bregenzerwald – das werkraumhaus – vorangetrieben und finanziell gefördert. Da in Vorarlberg deutliche strukturelle Unterschiede zwischen dem Ballungsraum im Rheintal und dem ländlichen Umland zu verzeichnen sind, muss das ländliche Gebiet große Anstrengungen unternehmen, um das sozioökonomische Gleichgewicht in den Talschaften zu erhalten. Dabei geht es nicht um Abgrenzung, sondern um den bewussten Umgang, die Chance, den nahe liegenden Ballungsraum zu nutzen und die eigenen Strukturen zu stärken. So haben rund zwei Drittel aller Vorarlberger Gemeinden die Herausforderung angenommen und eine gemeinsame Entwicklungsstrategie mit Maßnahmen festgelegt.15 Der Bregenzerwald 5 vgl: eigen+sinnig, Der werkraum bregenzerwald als Modell für ein neues Handwerk, Florian Aicher, Renate Breuß, 2005, Seite 11 ISBN 3-936581-88-6 13 vgl: http://buildout.mkping.s16494353. onlinehome-server.info/mkp/projekte/offentlich/werkraumhaus-andelsbuch-a Zugriff am 04.10.2015 6 http://volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/uploads/downloads/ OeZV_Volltexte/OEZV_1961.pdf, Seite 15 Zugriff am 04.10.2015 14 vgl: http://werkraum.at/handwerk-form/ handwerk-form-2015/ Zugriff am 20.08.2015 7 http://www.andelsbuch.at/index.php?page= die-geschichte-der-waelder-bauernrepublik Zugriff am 04.10.2015 28.29 8 Das Tischlerhandwerk im Bregenzerwald, Beiträge zur alpenländischen Wirtschafts – und Sozialforschung, Karl Baumann, 1969, Seite 8 9 Das Tischlerhandwerk im Bregenzerwald, Beiträge zur alpenländischen Wirtschafts – und Sozialforschung, Karl Baumann, 1969 Seite 162 +11 10 http://www.v-a-i.at/bauschule-text-ottokapfinger.html, Vorarlberger Bauschule – Zur Entstehung und Wirkung einer Schule, die nie eine war, Otto Kapfinger Zugriff am 18.08.2015 15 vgl: http://www.leader-vlbg.at/leader Zugriff am 04.10.2015 vgl: http://tpoint.regio-v.at/external/project_ detail.php?ID=952 Zugriff am 04.10.2015 Bildquellen 21 BUS:STOP, Haltestelle Bränden, Krumbach, Sou Fujimoto, http://img.444.hu/sites/25/ DSC6710.jpg Zugriff am 24.09.2015 23 oben + 23 unten Tischlerei Rüscher GmbH 25 oben http://hicarquitectura.com/wp-content/uploads/2013/09/werkraum-house_7.jpg Zugriff am 24.09.2015 11 vgl: eigen+sinnig, Der werkraum bregenzerwald als Modell für ein neues Handwerk, Florian Aicher, Renate Breuß, 2005, Seite 107 ISBN 3-936581-88-6 25 unten http://werkraum.at/handwerk-form/archiv/ Christine Ax, Harry Metzler, Michael Hausenblas, Peter Zumthor, Hermann Czech Zugriff am 24.09.2015 12 vgl. eigen+sinnig, Der werkraum bregenzerwald als Modell für ein neues Handwerk, Florian Aicher, Renate Breuß, 2005, Seite 187 ISBN 3-936581-88-6 Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger http://de.wikipedia.org/wiki/Werkraum_Bregenzerwald Zugriff am 20.08.2015 www.werkraum.at Zugriff am 20.08.2015 Gemeinde Schnepfau 32.33 Allgemeines Die im Hinteren Bregenzerwald gelegene Gemeinde Schnepfau ist Schauplatz dieser Arbeit. Auf 734 Metern Seehöhe gelegen und rundherum von Bergen umgeben, findet sich dieses kleine Straßendorf mit zirka 475 Einwohnern. Knapp 50% des 16,5 km² großen Gemeindegebiets sind bewaldet, wobei etwa weitere 15% auf Alpen entfallen. Die Gemeinde gliedert sich in die drei Ortsteile: Schnepfau, Hirschau und Schnepfegg. Schnepfegg liegt nördlich oberhalb des Ortsteils Schnepfau auf dem Sattel zwischen dem Hirschberg und dem Gopf, wo eine schmale Straße in das Tal von Bizau führt. Im Gegensatz zum historisch gut erhaltenen und relativ dicht bebauten Straßendorf Hirschau ist die Besiedelung hier nur sehr dünn. Den Hauptteil und somit namensgebend für die Gemeinde Schnepfau ist der gleichnamig Ortsteil Schnepfau mit allen Einrichtungen des öffentlichen Lebens. Kirche, Schule, Gemeindezentrum und Feuerwehrhaus versammeln sich um den Dorfplatz, in dessen Mitte der Dorfbrunnen im Schatten der alten, mächtigen Dorflinde plätschert. Das Schulhaus beherbergt neben den zwei Klassen der Volksschule auch den Kindergarten. Der Turnsaal dient als Mehrzwecksaal den sportlichen, kulturellen und geselligen Bedürfnissen der Dorfbewohner. Der Musikverein trägt bei seinen Ausrückungen die originale Bregenzerwälder Männertracht, auch die Frauentracht wird an Sonn- und Festtagen noch oft getragen. Nicht weit vom Dorfplatz entfernt steht ein altes, weitgehend originales bregenzerwälder Bauernhaus mit roter Fassadenfarbe. Dieses historisch wertvolle Wälderhaus inmitten vieler anderer Häuser alten und modernen Stiles ist bezeichnend für die Einstellung der Schnepfauer, die ihrem überlieferten alten Kulturerbe weitgehend mit Stolz und Feingefühl begegnen. Die alte Hauptstraße aus Kaiserreichszeiten führt direkt am Dorfplatz vorbei und lässt Vorbeikommende durch eine Anschlagtafel vom spärlichen aber doch vorhandenen Fremdenverkehrsangebot in der Gemeinde wissen. Dominiert wird das Ortsbild neben der weitgehend intakten und hohen Qualität der Bebauung vor allem durch den Hausberg, die Kanisfluh. Als erster Berg über 2000 Meter Höhe – vom Alpenvorland her kommend - bildet die markante Felswand eindrucksvoll den Beginn der Alpenwelt. Die Bregenzerach, ebenfalls signifikant für die Region, mäanderte bis Ende des 19.Jahrhunderts durch die etwa 500 Meter breite und vier Kilometer lange Talsohle. Mit der Regulierung der Ache wurde der Gebirgsfluss physisch und visuell vom Dorf getrennt. Neben einer hohen Hochwassersicherheit konnten nun die durch die Kultivierung entstandenen Flächen landwirtschaftlich genutzt werden. Geschichte Vor dem Jahr 1000 war der Bregenzerwald ein unbewohnter Urwald, der den Grafen von Bregenz gehörte. Nur die hochgelegenen waldfreien Alpen wurden von den Rätoromanen als Weideland benützt. Nach 1000 begann die Besiedelung der Region vom Raum Bregenz aus. Erste Orte waren Egg, Andelsbuch und Schwarzenberg. Vor hier aus zog die Besiedelung immer weitere Kreise und war um 1300 weitgehend abgeschlossen. Um das Jahr 1200 kamen Bauern aus Reuthe und Bezau hinter die Schnepfegg, blieben vorerst nur während der Sommermonate und begannen mit dem Roden. Sie bauten ihre Häuser am hochwassersicheren Talrand. 1249 fand die erste urkundliche Erwähnung von „hirsowe“ (Hirschau) und 1260 von „snephowe“ (Schnepfau) statt. Nachdem 1375 Graf Rudolf von Montfort seine Herrschaft, zu der auch der Hinterwald gehört, mit allen Rechten und Freiheiten an Österreich verkauft hat, entwickelte sich Schnepfau 1497 zur selbstständigen Pfarrei. Die ganzen Jahrhunderte herauf führten die Schnepfauer und Hirschauer einen dauernden Kampf gegen die Hochwasser der unregulierten Bregenzerach, die ihre Äcker und Wiesen bedrohten. Die Bauern waren Selbstversorger und betreiben neben der Viehhaltung auch Ackerbau. Angebaut wurden Hafer, Gerste, Flachs und Hanf. Um 1750 wurde zum ersten Mal Schule gehalten. Von 1806 – 1814 war der Bregenzerwald unter bayerischer Herrschaft. Nach der Rückkehr an Österreich war es mit der alten Wälderrepublik endgültig vorbei. Zu dieser Zeit wurde der Bregenzerwald bereits mit Fahrstraßen erschlossen. Der Ackerbau wurde aufgegeben. Bekannte Persönlichkeiten um diese Zeit waren Franz Xaver Moosmann (1839-1891), ein vielseitiger Autodidakt und Förderer der Heimatkunde, sowie der Auswanderer Johann Michael Kohler (1844 – 1900), Unternehmer und Gründer des Kohler-Konzerns und der Kleinstadt Kohler Village in Wisconsin/USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schnepfau bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich. Als sich die Wirtschaft nach den Weltkriegen wieder erholte, wurde ab 1960 massiv in neue Infrastruktur entwickelt. Dazu zählen die 1962 durchgeführte Ortswasserversorgung, die 1970 erstellte Landesstraße über die Schnepfegg in die Nachbargemeinde Bizau sowie die Umfahrungsstraße B200 im Jahre 1977. Die Flurbereinigung durch Güterzusammenlegung erfolgte Anfange der 1980 Jahre und trug neben den anderen Maßnahmen maßgeblich zur jüngeren Entwicklung der Gemeinde bei. Mit der Neugestaltung des Dorfplatzes, dem Umbau des Gemeindeamtes sowie der Volksschule oder auch Investitionen in den Hochwasserschutz folgte eine Vielzahl an weiteren Projekten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten realisiert worden sind. Die Gemeinde Schnepfau hat heute 22 wirtschaftstreibende und 16 landwirtschaftliche Betriebe. Die Gemeindevertretung besteht aus 9 Mitgliedern, wobei per Mehrheitswahl gewählt wird. Gemeinde Schnepfau 34.35 Geologie Die Gemeinde Schnepfau weist eine Größe von 16,5 km² auf und zeigt sich als langgestreckte Talebene, die auf drei Seiten von Bergen begrenzt wird: im Norden von Hirschberg, Schnepfegg und Gopf, im Osten von Mittagsflug und Giblerkopf und im Süden von der Kanisfluh. Sie besteht aus den drei Ortsteilen Schnepfau, Hirschau und der Schnepfegg. Die helvetische Decke ist dort, wo die Kreidefelsen die Oberfläche bilden, wirtschaftlich ungünstig. Aber weite Strecken werden von Moränen oder von Ton- und Mergelschiefern bedeckt. Sie bilden fette Humusböden, die prächtigen Waldbeständen und wieder vielen Wiesen und Almgründen reiche Unterlagen bieten. Boden und das Klima prädestinieren den Bregenzerwald vielfach zu einem ausgesprochenen Gebiet der Graswirtschaft. Ursprünglich war er an den meisten Stellen von tiefem Wald eingenommen. Landschaftsbezeichnungen wie Bregenzerwald, Tannberg usw. machen dies noch heute deutlich. Das Land liegt in der Nordabdachung der Alpen und empfängt alle Niederschläge, die Nordund Nordwestwinde heranführen, in erhöhtem Maße, indem sie hier gestaut werden. Sie schenken den Wiesen die vielbegehrte Feuchtigkeit. Daneben kennt das Land aber auch den günstigen Einfluss des trocknenden warmen Föhns.“ 16 Wichtigstes Charakteristikum Schnepfaus ist der Hausberg Kanisfluh. Er ist ein weitgehend isoliert stehendes Bergmassiv im zentralen Bregenzerwaldgebirge, das sich zwischen den Orten Mellau und Au erstreckt und sich südlich des Gemeindegebiets von Schnepfau mit einer gewaltigen Felswand auftürmt. Der Grat des Berges bildet die Grenze zu den südlich gelegenen Gemeinden Mellau und Au, in deren Richtung die Kanisfluh als sanft abfallender Berg in Erscheinung tritt. Die sagenumwobene Kanisfluh gilt als bekanntester Berg und Wahrzeichen des Bregenzerwalds. Die flach einfallenden Sonnenstrahlen während der Wintermonate werfen einen breiten Schatten über das gesamte Gemeindegebiet von Schnepfau, weshalb der Winter sehr kalt und neblig sein kann. Am Fuße des Berges verläuft die Bregenzerach von Osten kommend durch das Tal. Diese weist im Schnepfauer Abschnitt zwei grundsätzlich verschiedene Fließstrecken auf. Im Gebiet der Gemeindegrenze zu Au treten die bewaldeten Hänge bis ans Ufer. Bis unterhalb der Hellbachmündung ist der Verlauf der Ache schluchtartig. Mit der Flussbiegung gegenüber dem Ortsgebiet von Schnepfau tritt die Ache in die Talweitung von Schnepfau-Hirschau ein. Ihr Verlauf im Talboden wurde durch massive Verbauungen eingeengt und verläuft entlang des Fußes der Kanisfluh. Wie auf der Urmappe von 1857 deutlich zu erkennen ist, bahnte sich der Gebirgsfluss ursprünglich seinen Weg und mäanderte entlang des Talesebene zur nächsten Engstelle bei Mellau. Regelmäßig überschwemmte die Bregenzerach bei Hochwasser Teile des Gemeindegebietes von Schnepfau und war eine ernstzunehmende Gefahr. Der Jahrhunderte andauernde Kampf mit der Natur nahm erst in den 1930er Jahren mit dem Start zur Verbauung der Bregenzerache langsam ein Ende. Die natürlichen Gegebenheiten denen die Siedler früher schutzlos ausgeliefert waren, sind maßgeblich und nachhaltig dafür verantwortlich, wie sich das Dorf von der Grundsteinlegung bis in das 20. Jahrhundert geografisch und infrastrukturell entwickelt hat. Infrastruktur Der Streckenabschnitt zwischen Reuthe und Schoppernau wurde durch das Landesgesetz vom 26. Dezember 1879 zur Konkurrenzstraße erklärt. In der österreichischen Rechtssprache bezeichnet Konkurrenz die gemeinsame Finanzierung eines Projektes durch verschiedene Institutionen, von denen jede einen gesetzlich festgelegten Prozentsatz der Instandhaltungskosten übernimmt. Zwei Drittel der Baukosten sollten durch eine Straßenmaut finanziert werden, das restliche Drittel sollte durch die Gemeinden Mellau, Schnepfau, Au und Schoppernau im Verhältnis ihres Steueraufkommens finanziert werden. 1901 begann der Bau der Hinterbregenzerwaldstraße von Bezau bis Schröcken, die im Rahmen eines staatlichen Straßenbau programms ausgebaut werden sollte. An den geplanten Baukosten in Höhe von 278.700 Gulden beteiligte sich das Kaiserreich Österreich mit 40 %, das Land Vorarlberg mit 35 % und die angrenzenden Gemeinden mit 25 %. Ab 1912 sollte auch der weiterführende Streckenabschnitt von Schröcken bis Warth ausgebaut werden, dessen Baukosten in Höhe von 110.000 Gulden zu 70 % aus dem Staatshaushalt, zu 25 % aus dem Landeshaushalt und zu 5 % von den angrenzenden Gemeinden finanziert werden sollten.17 Die Bregenzerwaldstraße zwischen Dornbirn und Schröcken gehört seit dem 1. Jänner 1949 zum Netz der Bundesstraßen in Österreich. Der anschließende Streckenabschnitt zwischen Schröcken und Warth gilt erst seit dem 1. Jänner 1950 als Bundesstraße und wurde 1954 nach 25-jähriger Bauzeit dem Verkehr übergeben. Mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen in den 60er Jahren wurde bald der Wunsch einer neuen Trassenführung laut, um eine komfortable und leichte Erschließung des Hinteren Bregenzerwaldes nachhaltig sicherzustellen. Im Sommer 1970 erarbeitete die Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald in Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern ein flächendeckendes Verkehrskonzept für den Bregenzerwald. Dieses enthält neben einer Darstellung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen des Bregenzerwaldes auch eine Beschreibung des bisherigen Ausbauzustandes der Bundesstraße B200. Daraus wurde ein Programm entwickelt, das den Ausbau der Bundesstraße und der Landesstraßen im Bregenzerwald ab dem Jahre 1971 bis 1980 vorsieht. Daraus geht zwar hervor, dass der Abschnitt „Umfahrung Hirschau – Schnepfau“ in den Jahren 1972 und 1973 realisiert werden sollte, wurde jedoch erst 1977 fertiggestellt.18 In der von der Regionalplanungsgemeinschaft erarbeiteten Richtlinien für die Trassenfürhrung der neuen Bundesstraße wird beschrieben, dass außerhalb der Ortsdurchfahrten möglichst eine Linienführung zu wählen ist, die Geschwindigkeiten ähnlich wie auf einer Schnellstraße zulässt. Straßen und Wegeeinbindungen sind auf ein Minimum zu reduzieren. Einige Abschnitte der alten und neuen Bundesstraße sind deckungsgleich, während die beiden Straßen an einigen Stellen parallel verlaufen. Während die B200 zum Großteil eine reine Durchfahrtsstraße ist und an vielen Dörfern vorbeiführt, verläuft die alte Trasse durch sämtliche Dörfer von Bregenz bis nach Warth. In dieser Form besteht die Straße im Abschnitt Hirschau – Schnepfau also auch bis heute noch. Die Umlegung der Trasse hatte große Konsequenzen für die Gemeinden, da nun der Durchreiseverkehr an den Dörfern vorbeigeführt wird. Im Schnepfauer Abschnitt wird dies besonders deutlich Gemeinde Schnepfau 36.37 spürbar, da man sprichwörtlich parallel vorbeifährt und das Dorf von „außen“ betrachten kann. Eine dem Straßenbau vorangegangene Regulierung der Bregenzerach im Süden legte den Grundstein für die Neulegung der Trasse. So wurden zwei Probleme mit einem Schlag gelöst, denn der Damm zur Regulierung der Ache im Süden bot geografisch und baulich ein ideales Fundament für die neue Bundesstraße. Bei näherer Betrachtung der Luftbilder ab 1950 lässt sich die Grundstruktur wie wir sie heute anfinden gut erkennen. Während der Hauptlauf des Flusses auf der Urmappe noch nicht klar erkennbar war, ergibt sich rund 100 Jahre später schon ein klareres Bild. Die durch die Regulierung trockengelegten Flächen wurden der Landwirtschaft übergeben. Baulich hat die Maßnahme keine Veränderung mit sich gebracht. So ist besonders der etwa drei Kilometer westlich gelegene Ortsteil Hirschau bis heute in seiner Struktur unverändert und zeigt sich als unverfälschtes Bregenzerwälder Straßendorf, durch dessen Häuser sich die alte Bundesstraße windet. Und auch in Schnepfau ordnen sich die Gebäude in bekannter weise lose auf beiden Seiten der Hauptstraße nacheinander auf. Bedingt durch die Größe und die Attraktivität der Anhöhe Richtung Schnepfegg entwickelte sich ab dem Dorfplatz eine zweite Erschließungsstraße südlich der Hangkante entlang nach Osten. Zunächst endete diese am Waldrand, bevor sie in den Jahren 1978 – 1980 über die Schnepfegg - ebenfalls im Zuge der Entwicklung des Verkehrskonzeptes - in das nördlich gelegene Bizau weitergeführt wurde. Weitere Verästelungen kleinerer Erschließungswege im Ortsteil Schnepfau verbinden die nordöstlich gelegene Anhöhe Rimsen mit der alten Hauptstraße im Süden.19 Zusammenfassend sind alte Bundesstraße nach Hirschau, die Bundesstraße B200 sowie die Straße in das nördlich gelegene Bizau die drei wichtigsten Erschließungswege der Gemeinde. 16 http://volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/uploads/downloads/ OeZV_Volltexte/OEZV_1961.pdf, Seite 16 Zugriff am 08.10.2015 19 vgl: http://www.schnepfau.at/geschichte.html Zugriff am 08.10.2015 17 vgl.https://de.wikipedia.org/wiki/ Bregenzerwaldstra%C3%9Fe Zugriff am 08.10.2015 30 + 31 Richard Rüscher 18 vgl: Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald, Verkehrskonzept für den Bregenzerwald, Teil II, Einstimmiger Beschluss des Ausschusses der Regionalplanungsgemeinschaft vom 21. September 1971 Bildquellen Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger Luftbild 2015 38.39 Das Luftbild zeigt eindrücklich die Talebene, die sich von Hirschau (links) bis Schnepfau (mitte) erstreckt. Die Kanisfluh türmt sich südlich parallel entlang des Tales imposant auf. Am Fuße des Berges verläuft die B200 und mit ihr die Bregenzer Ache, ihrerseits die wichtigst Bundesstraße sowie der größte Fluss im nördlichen Teil Vorarlbergs. Gebäude nach Nutzungen 40.41 ROT: öffentlich, GOLD: gewerblich, BLAU: privat, SCHWARZ: sonstige Bauten Diese Karte zeigt die heterogene Verteilung verschiedener Nutzungen über das Gemeindegebiet. Dabei konzentriert sich der Großteil der Bebauung entlang der Straße in Hirschau und Schnepfau. Die rundherum verstreuten TISCHLEREI MI Gebäude sind kleine Stadel, die der Bewirtschaftung der landwirtschaftlich Schnepfau im Bregenzerwa 09.04.2015 I Simo genutzen Flächen dienen. 06 / 17 Gebäude M 1 IT SCHAURAUM ald I Vorarlberg I Österreich on Moosbrugger 1:20000 Höhenrelief 42.43 Rund um die Talebene gibt es Anhöhen, auf denen sich zahlreiche Vorsäße befinden die landwirtschaftlich und als Erholungsgebiete genutzt werden. Wasserläufe 44.45 Das Gemeindegebiet ist von zahlreichen kleinen Gebirgsbächen durchzogen. Alle münden in die Bregenzerache., die sich Aufgrund der Vielzahl von ZuflüsTISCHLEREI MIT sen und der Größe ihres Einzugsgebietes sehr schnell zu einem reißenden Schnepfau im Bregenzerwa 09.04.2015 I Simo Fluss entwickeln kann. 07 / 17 Wasserläufe M T SCHAURAUM ald I Vorarlberg I Österreich on Moosbrugger M 1:20000 Flächenwidmungsplan 46.47 Der Flächenwidmungsplan macht deutlich, dass in Schnepfau nur Bauland gewidmet wird, wenn es benötigt wird. Das heißt auch, dass es kein gesamtheitliches Flächenwidmungskonzept gibt, sondern in Zusammenarbeit mit der Raumplanungsstelle Bregenz von Fall zu Fall über eine Bewilligung entschieden wird. Dabei wird sehr restriktiv vorgegangen, da die Talebene von Schnepfau und Hirschau noch als „relativ unverdorben“ eingestuft werden, was wilde Widmung angeht. Urmappe 1857 48.49 Durch den unkontrollierten und natürlichen Flusslauf der Bregenzerache enstanden überall in der Region Auenlandschaften. Auch wenn sie heute durch die Regulierung der Ache ausgetrocknet sind, sind sie in vielen Ortsbezeichnungen wie etwa Bezau, Mellau, Au, Schoppernau etc. verewigt. Die Bregenzerache ist maßgeblich verantwortlich für die Positionierung der Standorte von u.a. Schnepfau und Hirschau. Aktueller Schwarzplan 50.51 Der aktuelle Schwarzplan zeigt die grundlegende Bebauungsstruktur der Gemeinde. Wichtigster Erschließungsweg ist heute die B200, von der sich die alte Hauptstraße im Bereich Hirschau sowie im Bereich Schnepfau ausklingt um dann wieder in die B200 einzumünden, wo sie quasi Deckungsgleich ins nächst Dorf führen. Verkehrsaufkommen 52.53 Wichtigster Erschließungsweg ist heute die B200, von der sich die alte Hauptstraße im Bereich Hirschau sowie im Bereich Schnepfau ausklingt um dann wieder in die B200 einzumünden, wo sie quasi Deckungsgleich in die nächstgelegenen Dörfer führen. Ein weiterer Erschließungsweg stellt eine schmale Landesstraße dar, die über den Ortsteil Schnepfegg in das nördlich gelegene Bizau führt Luftbild Hochwasser 2005 54.55 Nach dem Jahrhunderthochwasser von 2005 wurden die Überschwemmungsgebiete entlang der Flüsse aufgenommen, um nach ihrer Analyse entsprechende Schutzmaßnahmen vor Ort umzusetzen. Die Zubringerstraße B200 - Schnepfau Dorfzentrum staute übergelaufenes Wasser der Bregenzerache und leitete es direkt in das Ortszentrum, welches tagelang vollständig unter Wasser stand. Entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung wurden in den letzen Jahren bereits getroffen. Der Bauplatz 56.57 Einleitung Bei der Wahl des Grundstückes ist auf eine Vielzahl von Punkten zu achten. Zum einen sollen die Erschließungskosten für den zu bebauenden Grund wirtschaftlich sein. Im Sinne der Innenentwicklung befindet sich der Standort bereits innerhalb des Gemeindegebiets. Diese wären idealerweise zu bevorzugen, wobei für betriebliche Nutzungen eine Randlage realistischer erscheint. In jedem Fall soll der Neubau keine neue Bauzone etablieren, sondern eher bestehende räumliche Leerstände schließen und sich als Baustein in das historische Ensemble einfügen. Um zu einem überzeugenden Ergebnis zu gelangen, ist eine Analyse des Ortes unabdingbar. Dabei geht es sowohl um die historische Entwicklung des baulichen Bestandes sowie der vorhandenen Infrastruktur. Dieser geschichtliche Ablauf steht in direktem Zusammenhang mit den geografischen Gegebenheiten des Dorfes und verrät uns, wo wir nachverdichten sollen respektive der Natur den Vorrang gelassen werden soll. Aus diesem Verständnis folgen weitere Überlegungen zum neuen Standort der Tischlerei. Standortsuche Bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück für den Bau eines Betriebes gibt es unterschiedliche Ansätze. Je nach individuellen Prämissen einzelner Parteien können diese in Gegensätze umschlagen und damit das Fundament für die Umsetzung eines erfolgreichen Projektes in Gefahr bringen. Zum einen sind aus wirtschaftlicher Sicht die Lage und die vorhandene Infrastruktur von großer Bedeutung, jedoch sind oft die notwendigen Besitzverhältnisse nicht gegeben. In ausgewiesenen Industriezonen ist dies ein leichtes, nicht aber im Kontext eines Bauerndorfes im Hinteren Bregenzerwald. Um die Stimmigkeit des Ortsbildes zu bewahren, bedarf es eines verantwortungsvollen Umgangs mit der vorhandenen Situation, will der Betrieb im Dorf ansässig bleiben. Dabei geht es aber nicht etwa Angst gegenüber Veränderung oder Neuem, vielmehr einer behutsamen Weiterentwicklung des Bestehenden. Selbst in einer kleinen Gemeinde sind Wachstum und Investitionen relevante Themen, die für die Zukunft und den Fortbestand der hohen Lebensqualität enorm wichtig sind. So liegt es schlussendlich doch im Sinne der Dorfgemeinschaft, die beste Lösung zu finden. Aufgrund von zahlreichen Begehungen und Dokumentationen vor Ort, sowie Analysen von Luftbildern und Schwarzplänen bis hin zu Fotomontagen wird in dieser Arbeit versucht, ein geeignetes Grundstück für den Neubau zu finden. Der Eingriff soll nicht nur die Gemeinde in ihrer gebauten Struktur weiter ausformulieren, sondern auch Ausganspunkt sein, weitere Baumaßnahmen innerhalb eines Masterplans für die Gesamtentwicklung des Dorfes über mehrere Generationen hinaus sinnvoll umzusetzen. Aufgrund derzeit schwieriger politischer und persönlicher Verhältnisse innerhalb der Dorfgemeinschaft wurde in dieser Arbeit auf die Miteinbeziehung der Grundstückseigentümer im Arbeitsprozess verzichtet, diese Maßnahme wäre jedoch in der Realität ein richtiger und langfristig zielführender Ansatz. Örtliche Raumplanung Im Rahmen der Gemeindeautonomie sind die Gemeinden für die örtliche Raumplanung zuständig. Das zentrale Instrument der örtlichen Raumplanung ist in Verbindung mit dem REK (=räumliches Entwicklungskonzept) der Flächenwidmungsplan und daher auch entsprechend wichtig. 20 Als gewachsenes Straßendorf mit kleinmaßstäblicher, punktueller Bebauung bietet Schnepfau nur bedingt einen geeigneten Rahmen für den Bau eines Betriebes dieser Größe. Auch ist zunächst nicht vollständig klar, inwieweit der Neubau noch dem Bild einer Werkstatt im klassischen Sinn entspricht, oder ob man nicht vielmehr von einem industriellen Betrieb sprechen muss. Wäre letzteres der Fall, kann man sich die Frage stellen, ob derart große industrielle Strukturen in ländlich - alpinen Regionen überhaupt einen Platz haben und wenn ja, wie damit am besten umzugehen ist. Jedenfalls wäre das zu bebauende Grundstück im Sinne einer ökonomischen räumlichen Entwicklung innerhalb der Siedlungsgrenzen zu suchen, sofern es sich nicht um Industrie handelt. Dazu besteht in der gemeindeübergreifenden Standortsuche von Gewerbegebieten die Möglichkeit, Betriebe aus mehreren Gemeinden an einem Ort zu verdichten, um Synergieeffekte zu erzielen und Ressourcen zu schonen. Dabei spielen die zunehmende Bodenknappheit durch Zersiedelung sowie die Nutzung bestehender Infrastruktur eine große Rolle. Weil aber gerade in größeren Betrieben Mitarbeiter aus der Region zum Arbeitsplatz pendeln, dh. sich der Arbeitsplatz nicht innerhalb des Wohnortes befindet, wird der Ruf nach geografisch günstigen Gewerbestandorten in der Region immer lauter. Im speziellen Fall dieser Arbeit trifft dies jedoch nicht zu, da mit Ausnahme einiger weniger Mitarbeiter haben alle im Umkreis von wenigen Kilometern ihren Wohnsitz haben. Leasingarbeiter aus dem In - und Ausland werden über die Dauer ihres Vertrages direkt im Dorf einquartiert. Somit steht die Tischlerei in enger Verbindung mit der Gemeinde und ihren Angestellten und trägt als größter Arbeitgeber im Dorf seit Generationen wesentlich zur Erhaltung einer hohen Lebensqualität in Schnepfau bei und ist als Handwerksbetrieb Teil der Kulturlandschaft im Bregenzerwald. Aus diesen genannten Gründen soll der Betrieb entgegen der Idee einer gemeindeübergreifenden Lösungsstrategie in Schnepfau bleiben und sich durch die zur Verfügung stehenden raumplanerischen und architektonischen Mittel und Werkzeuge in die gewachsene Struktur des Dorfes geschickt einfügen. Der Bauplatz 58.59 Räumliches Entwicklungskonzept für Schnepfau (Im Gespräch mit Bürgermeister Ing. Josef Moosbrugger) 1978 wurde der erste Flächenwidmungsplan des gesamten Gemeindegebiets von Schnepfau aufgelegt. Damals konnte jeder Grundstücksbesitzer anmelden wo er Bauland möchte. Es wurden dann hauptsächlich angrenzend an das bestehende Haus Grundstücke als Bauland gewidmet. Der Siedlungsrand wurde dabei sehr streng eingehalten, denn es sollte der Landwirtschaft viel Fläche bleiben. Seitens des Landes – Raumplanungsstelle Bregenz – wurden nur sehr wenig Plätze gewidmet, da auch bisher grundsätzlich nur nach tatsächlichem Bedarf gewidmet wurde. Das ist nach wie vor gängige Praxis in Schnepfau. So muss zuerst eine berechtigte Bauabsicht bestehen, die mittels eines Vorprojekts in der Gemeinde eingereicht wird. Diesem folgt dann die behördlich erforderliche Einreichplanung, bevor der Widmungsantrag in die Gemeindevertretung gelangt. Diese fasst den Entschluss zu Umwidmung stellt den Antrag an die Raumplanungsstelle Bregenz weiter. Nach deren Genehmigung wird der Flächenwidmungsplan punktuell für dieses Projekt verändert. In den Jahren 1979 und 1980 wurde in Schnepfau ein Flächenwirtschaftliches Projekt (Güterzusammenlegung über die Agrarbezirksbehörde) durchgeführt. Die gesamte Talebene von Schnepfau und Hirschau war von diesem Projekt betroffen. Ziel war es vor allem, die klein parzellierten landwirtschaftlich genutzten Grundstücke der einzelnen Besitzer zu einem größeren Ganzen zusammenzulegen, um diese Grundstücke rationeller bewirtschaften zu können. Aktive Bodenpolitik seitens der Gemeinde wurde dabei nie betreiben, weshalb der Einfluss auf Verfügungstellung von Bauland sehr gering bis gar nicht vorhanden ist. „Wenn ein Eigentümer nicht verkaufen will, dann kann man ihn nicht zwingen“, so der Bürgermeister. Der Tausch von Grund sei manchmal eine Option. Zwar hat die Gemeinde keinen eigenen Grund, könnte jedoch bei der Suche nach einem Grundstückseigentümer behilflich sein, welcher zum Tausch vermittelt werden könnte. Dies ist jedoch auch eine Frage der Finanzierung, da gerade wenn es um zu widmende Grundstücke außerhalb des Siedlungsrandes geht der Wert von Bauland zu Freiflächen für landwirtschaftliche Nutzung bei 1 zu 10 liegt. So hat die Gemeinde kein direkten Einfluss auf die Planungsvorgänge und wird weiterhin von Fall zu Fall über Anträge entschieden müssen. Grundsatz der Landesraumplanungsstelle ist jedoch immer, Widmungen speziell in Schnepfau und Hirschau sehr restriktiv handzuhaben, da die Gemeinde als „relativ unverdorben“ gilt, was wilde Widmung angeht. Im Sinne einer Entwicklung nach Innen, sollen neue Gebäude stets in den gewachsenen Siedlungsraum eingebettet werden. Das gilt sowohl für private Bauten als auch für Betriebe, wobei Betriebe eine bestimmte Größe, dh. Klein und Mittelbetriebe voraussetzen. Die Talebene soll weiterhin als Erholungsraum erhalten bleiben. Im Jahr 1994 hatte eine in Mellau ansässige Firma um eine Baubewilligung für einen Produktionsbetrieb in Hirschau im Bereich der L200 - Einfahrt Hirschau ersucht. Das Projekt wurde seitens der Gemeinde stark befürwortet, seitens des Landes aber nicht genehmigt. Grund dafür war, dass der weite Blick in die unberührte Talebene Hirschau - Schnepfau nicht verbaut werden soll. Aus diesem Problem und zur Vermeidung weiterer Missverständnisse wurde im darauffolgenden Jahr 1995 das erste räumliche Entwicklungskonzept für Schnepfau erstellt. Dieses sieht einen Kompromiss vor, in dem drei Grundstücke an der Einmündung der alten Hauptstraße in die B200 in Hirschau in Gewerbegebiet umgewidmet wurden. Davon sind bis heute nur zwei der drei Grundstücke bebaut worden. Das zweite räumliche Entwicklungskonzept von 2012 ist eine Überarbeitung des ersten REK, wobei es hauptsächlich um die Handhabung der Möglichkeiten zur Widmung für Ferienwohnungen geht. Betreffend Widmungen von Gewerbeflächen gibt es eine laufende Studie, die sich mit dem gesamten Bregenzerwald beschäftigt und regionale Standorte sucht, an denen sich Betriebe in Zukunft ansiedeln könnten. Nicht jede Gemeinde erfüllt die Voraussetzungen für diese sogenannten „regionalen Betriebsgebiete“ und so wird Schnepfau aufgrund des „unverdorbenen“ Zustandes des Ortsbildes von der Politik nicht als Standort für Betreibe vorgeschlagen. Zwei Standorte Die genau Analyse der in Schnepfau vorhandenen räumlichen Situation hat das Ziel, einen alternativen Standort für den Neubau des Betriebsgebäudes der Tischlerei Rüscher unter Berücksichtigung der baurechtlich geltenden Vorschriften zu finden. Das sich im Besitz der Familie befindende Grundstück entlang der Zubringerstraße B200 ist bereits als Bauland gewidmet. Aus diesem Grund soll hier die neue Betriebsstätte errichtet werden. Da das Grundstück alleine zu klein ist, gibt es nach mündlichen Absprachen eine Kaufoption für den benötigten Baugrund in südlicher Richtung. Nach einer Auseinandersetzung mit den räumlichen Auswirkungen an örtlichen Begehungen und Modellen wurde relativ schnell klar, dass die Auswirkungen, die ein Bauwerk an dieser Stelle auf die räumliche Gliederung des Dorfes hat, zu groß sind, da die gewachsene Struktur des Dorfes und deren Regeln missachtete werde würden. Auf den folgenden Seiten wird das Ausgangsgrundstück sowie der alternativ Vorgeschlage Standort kurz präsentiert und verglichen. Dabei spielen eine Reihe von verschiedensten Faktoren eine Rolle. Laut der Auskunft des Bürgermeisters, die im Flächenwidmungsplan ebenfalls ersichtlich ist, hätte Hirschau ein freies Grundstück, das bereits für gewerbliche Nutzung gewidmet wäre. Dieses ist jedoch zu klein und durch die leichte Hanglage ungeeignet für einen Betrieb dieser Art und Größe. Eine Bebauung an einer anderen Stelle ist in Hirschau ausgeschlossen, da die Platzsituation gegenüber Schnepfau insgesamt deutlich enger ausfällt. Zudem ist es aufgrund des größeren Dorfkörpers von Schnepfau leichter, ein Gebäude mit diesen Abmessungen zu integrieren. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für ein Grundstück spielt im allgemeinen, ob und inwieweit das Grundstück schon erschlossen ist. Es liegt in der Sache der Natur, dass Grundstücke innerhalb des Siedlungsraumes unproblematisch erschlossen werden können, jedoch sind für einen reibungslosen Betrieb gewisse räumliche Dimensionen notwendig. Ideal wäre also ein gut erschlossenes Grundstück in Siedlungsrandlage, durch das sich gleichzeitig räumliche und architektonische Qualitäten im Falle einer Bebauung entwickeln können. Dieses Grundstück wurde ein paar hundert Meter weiter östlich in erster Baureihe zur alten Hauptstraße gefunden. Es bietet optimale Voraussetzungen und zeichnet sich nicht nur durch eine sehr gute Erschließungssituation aus, sondern passt auch räumlich in das gewachsene Gefüge. Der Bauplatz 60.61 „Vieles ist heute global vernetzt, die Welt ist trotz aller Umstände zusammengerückt, Die Warenströme verlaufen global, wir erhalten Informationen von entferntesten Orten „in Echtzeit“, die Verhältnisse sind unübersichtlicher geworden. Vielleicht rührt daher das wachsende Bedürfnis nach Nähe, Heimat und Überschaubarkeit. Der Regionsgedanke liegt jedenfalls im Trend.“ 21 Flächenwidmungsplan 62.63 Der Flächenwidmungsplan von Schnepfau wird nach den Grundsätzen der Landesraumplanungsstelle Vorarlberg verwaltet und nur aufgrund konkreter Projekte laufend angepasst. Das rot markierte Grundstück beschreibt das Ausgangsgrundstück der Familie Rüscher, während das rechts markierte Grundstück das aus der Analyse sinnvoll erachtete alternative Grundstück umrahmt. GELB: FS Sondergebiet, ORANGE: BW Wohngebiet, BRAUN: BM Mischgebiet, GRAU: BM Baumischgebiet - öffentliche Bauten, VIOLET: BB Betriebsgebiet: Kategorie I, GRÜN: FS Freihaltegebiet, HELLGRAU: FL Landwirtschaftsgebiet Der Bauplatz 66.67 Standort Dorfeinfahrt Die neue Trassenführung der B200 erforderte zusätzlich die Erstellung einer Zubringerstraße, welche die Bundesstraße direkt mit dem Zentrum der Gemeinde verbindet. Diese verläuft von Süden kommend durch unbebautes Gebiet und mündet direkt in den Dorfplatz. Anders als bei anderen Dörfern entlang der B200, führt die Bundesstraße vollständig am Dorf vorbei. In der Entstehungszeit wurde dieses Vorhaben zunächst aus Angst wegen des Ausbleibens von Tagestouristen heftig kritisiert, jedoch sieht man sich heute gegenüber anderen Dörfern, die seit Jahrzehnten mit stark steigendem Verkehrsaufkommen zu kämpfen haben, im Vorteil. Neben Flächen landwirtschaftlicher Nutzung streift die Zubringerstraße außerdem den Gemeindesportplatz, der sich direkt an der Einmündung in die B200 befindet. Ein kleiner Brunnen auf halber Höhe der Zubringerstraße markiert die Abzweigung in den sogenannten „Mittelweg“, ein parallel zur B200 und alten Hauptstraße verlaufender Güterweg, der der Erschließung aller Parzellen bis zum Ortsteil Hirschau dient. Kurz danach - ebenfalls westseitig der Verbindungsstraße befindet sich ein Stromumwandlungsgebäude der Vorarlberger Kraftwerke in Form eines kleinen Türmchens.Schlussendlich markiert die Volksschule als erstes Gebäude links der Straße den Eingang zum Dorf. Das im rechten Bild aufgehellte Grundstück ist im Besitz der Familie Rüscher und soll zum Bau der Werkstatt herangezogen werden. Derzeit wird das Grundstück von einem kleinen Güterweg erschlossen der zu zwei kleinen Ställen führt. Diese markieren das Ende des Weges, also den Anfang der Wiese und somit die Siedlungsgrenze. Eine neuer Erschließungsweg soll das Grundstück mit der Zubringerstraße (B200 - Dorfplatz) auf Höhe des Mittelweges verbinden. An diesem Erschließungswerg setzt die Argumentation gegen den Bau der Werkstatt an dieser Stelle an. Die Ablesbarkeit Schnepfaus als Straßendorf, historisch durch den Prozess der linearen Aneinanderreihung entlang der einer Straße entstanden, wird durch den Bau eines zweiten Erschließungssystems gestört. Genau genommen gilt das auch für die Zubringerstraße, jedoch wird über sie nur das Dorfzentrum selbst erschlossen und nicht die Grundstücke die sie durchkreuzt. Sie ist ein übergeordnetes Verkehrssystem, das nicht für die Erschließung weiterer Grundstücke herangezogen werden darf. Weiters stehen Gebäude gewöhnlich immer in der ersten Reihe entlang der Straße und sind somit relativ kompakt durch kurze Erschließungswege erschlossen. Die Werkstatt würde wegen ihrer Größe viel zu weit in nicht bebautes Gebiet ragen und somit den Siedlungsrand empfindlich vergrößern. Dazu kommen Kosten für Infrastruktur und Erschließung. Bei der Analyse der Luftbilder wird schnell klar, dass die unberechenbaren Naturgewalten, die von der Bregenzerache ausgingen (und es heute noch tun), den Straßenverlauf der alten Hauptstraße vorgaben. Somit war auch der Grundstein für die räumliche Entwicklung der Dörfer gelegt. Auffallend ist, dass sich in Schnepfau darüberhinaus ein Weiler weiter nach Nordosten gebildet hat. Dies ist auf die Attraktivität der geografischen Situation zurückzuführen. Nach Süden mit einem derart großen Volumen zu erweitern, wäre nicht nur das erste Mal in der Geschichte von Schnepfau, sondern entspräche auch keiner Logik und würde die räumliche Entwicklung des Dorfes in eine falsche Richtung lenken. Dieses Grundstücks ist somit entschieden abzulehnen. Standort Dorfeinfahrt 68.69 Siedlungsrand 70.71 07 / 17 TISCHLEREI MIT im Bregenzerwal Eine Bebauung an dieser Stelle hat eine Vergrößerung des Siedlungsrandes nach Schnepfau 09.04.2015 I Simo Süden zur Folge. Der Dorfkörper wird an einer ungeeigneten Stelle erweitert, woWasserläufe M bei für die Erschließung des Grundstückes eine zusätzliche Straße erstellt werden muss. Zudem ragt das Gebäude weit in hochwasserunsicheres Gebiert vor. T SCHAURAUM ld I Vorarlberg I Österreich on Moosbrugger M 1:20000 Der Bauplatz 72.73 Standort Burg Südöstlich des Schnepfauer Ortsgebiets erhebt sich über dem flachen Talboden ein Felskopf aus Quintner Kalk. Dort stockt ein artenreicher Laubmischwald. 22 Aüdlich dieses inselartigen Naturdenkmals führt die alte Hauptstraße vorbei, bevor sie kurz danach wieder in die B200 Richtung Au einmündet. Inmitten der landwirtschaftlich genutzten Fläche ruht das Volumen seit der letzten Eiszeit. Dieser Straßenabschnitt von der Einfahrt B200 bis zum Dorfplatz von Schnepfau wird heute größtenteils von aus der Nachbargemeinde Au ankommenden Anrainern oder Gästen genutzt und kann als Nebeneinfahrt oder als Art „hintere“ Einfahrt von Schnepfau gesehen werden. Ferner dient sie auch der Erschließung der landwirtschaftlich genutzten Freiflächen entlang der B200. Bei eingehender Betrachtung fällt auf, dass sich direkt westlich der Burg eine Fläche befindet, die einerseits durch die alte Hauptstraße im Süden, andererseits durch kleine Zufahrtsstraßen nach Westen und Norden hin definiert wird. Diese kleinen Erschließungswege erschließen das Gebiet zwischen alter Hauptstraße und der L 28, die Landstraße nördlich entlang der Hangkante über die Schnepfegg nach Bizau führt. Dieses Feld entspricht als Baufeld wichtigen raumplanerischen Überlegungen und wird aus diesem Grund zur Findung einer Alternative näher analysiert. Das Grundstück ist zum einen räumlich durch das oben genannte Wegenetz im Gegensatz zum anderen Standort klar definiert, wobei andererseits noch ausreichend Raum für weitere Entwicklungsschritte freigehalten wird. Zum anderen ist ein räumlicher Anschluss an das Dorf gegeben, wobei die Burg gleichzeitig einen markanten Abschluss darstellt. Die Erschließung erfolgt so wie die meisten Gebäude des Dorfes - direkt in erster Baureihe - über die alte Hauptstraße. Neben des dichten bestehenden Wegenetzes gibt es ebenfalls Strom und Wasseranschlüsse, die mitgenutzt werden können. Wie das Luftbild nach dem letzten Jahrhunderthochwasser zeigt, ist dieses Gebiet im Gegensatz zu dem an der Zubringerstraße unbetroffen von dieser Naturgewalt. Mit einer Bebauung an dieser Stelle würde der Dorfkörper am östlichen Ende einen markanten baulichen Abschluss erhalten. Weiters bietet eine Situierung an dieser Stelle die Möglichkeit baulich nach Innen - Richtung Norden und somit hin zum Dorfkörper - nachzuverdichten, sei es durch weitere Gebäude oder durch die Erweiterung des Betriebs selber. Zwar wäre es wünschenswert, sich wie das bestehende Betriebsgebäude innerhalb des Dorfkörper anzusiedeln, doch das ist bei einem Gebäude dieser Größe in dem kleingewachsenen Dorf unrealistisch. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Nutzung der Dorfeinfahrt von Au kommend dar. Da die alte Hauptstraße mit dem Bau der neuen Bundesstraße extrem an Bedeutung verloren hat, wird diese heute größtentreils von Anrainern und Gästen befahren. Ferner auch von Zulieferern und Mitarbeitern angrenzender Kleinbetriebe. Diesem Weg könnte mit dem Neubau der Tischlerei erneut große Bedeutung zukommen, da die schnelle Erreichbarkeit von der Hauptstraße für den Betrieb von Vorteil ist und der Dorfkern vom Verkehr entlastet werden würde. Aus raum - und landschaftsplanerischer Sicht wäre jedenfalls eine respektable Freihaltezone rund um das Naturdenkmal Burg einzuhalten. Da sich dieses Grundstück weder im Besitz der Familie Rüscher befindet noch gewidmet ist, muss durch ein Vorprojekt geklärt werden, ob das Grundstück grundsätzlich zur Bebauung verfügbar gemacht werden kann. Standort Burg 74.75 Siedlungsrand 76.77 07 / 17 TISCHLEREI MIT im Bregenzerwal Eine Bebauung an dieser Stelle hat keine Vergrößerung des Siedlungsran- Schnepfau 09.04.2015 I Simo des nach Süden zur Folge. Vielmehr erhält der Dorfkörper einen markanten Wasserläufe M baulichen Abschluss im Südosten und erfordert gleichzeitig keine zusätzliche Erschließungswege. T SCHAURAUM ld I Vorarlberg I Österreich on Moosbrugger M 1:20000 Der Bauplatz Gesetzliche Grundlagen Die folgenden Gesetzesauszüge aus dem Vorarlberger Raumplanungsgesetz bilden den rechtlichen Rahmen, in dem Widmungen von potentiellen Bauflächen grundsätzlich möglich sind. Darüber hinaus sind sowohl die grundsätzlichen Ziele der Raumplanung gesetzlich definiert, als auch eine Hilfestellung zur Handhabung im Falle von Widmungsänderungen. 78.79 Flächen, die grundsätzlich als Baufläche gewidmet werden können23 Als Bauflächen nach § 13 Raumplanungsgesetz dürfen nur bereits bebaute Flächen und Flächen festgelegt werden, die sich aufgrund der natürlichen Verhältnisse für die Bebauung eignen. Sie müssen längstens innert 15 Jahren als Bauflächen benötigt werden und innerhalb dieser Frist erschlossen werden können. Eine Widmung als Baufläche ist nicht zulässig bei Flächen, a / die sich wegen der natürlichen Verhältnisse (Grundwasserstand, Bodenbeschaffenheit, Lawinen-, Hochwasser-, Vermurungs-, Steinschlag-, Rutschgefahr u.dgl.) für eine zweckmäßige Bebauung nicht eignen, es sei denn, dass Maßnahmen zur Abwendung solcher Gefahren technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar sind, b / deren Erschließung unwirtschaftliche Aufwendungen, insbesonders für die Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Energieversorgung oder Verkehrsverbindungen, erforderlich machen würde, c / deren Bebauung für die Einwohner besondere wirtschaftliche Schwierigkeiten oder besondere Belästigungen zur Folge haben würde und d / die zum Schutz des Landschaftsbildes von einer Bebauung freizuhalten sind. Bauflächenkategorien24 Bauflächenkategorien sind entsprechend Erfordernis und Zweckmäßigkeit nach § 14 Raumplanungsgesetz: Kerngebiete (BK): Gebiete in zentraler innerörtlicher Lage, die vornehmlich für Gebäude für Verwaltung, Handel, Bildungs- und andere kulturelle und soziale Einrichtungen, sonstige Dienstleistungen und Wohnungen bestimmt sind. Andere Gebäude und Anlagen sind zulässig, wenn der Charakter als Kerngebiet nicht gestört wird. Wohngebiete (BW): Gebiete, die für Wohngebäude bestimmt sind. Andere Gebäude und Anlagen dürfen in Wohngebieten errichtet werden, wenn dadurch das Wohnen und auch sonst der Charakter als Wohngebiet nicht gestört wird. Mischgebiete (BM): Gebiete, in denen Wohngebäude und sonstige Gebäude und Anlagen zulässig sind, die das Wohnen nicht wesentlich stören. Mischgebiet mit Bauwerken für land- und forstwirtschaftliche Zwecke (BML): In Mischgebieten können Zonen festgelegt werden, in denen Gebäude und Anlagen für land- und forstwirtschaftliche Zwecke errichtet werden dürfen. Betriebsgebiete Kategorie I (BB-I): Gebiete, die für Betriebsanlagen bestimmt sind, die keine wesentlichen Störungen für die Umgebung des Betriebsgebiets verursachen. Im Betriebsgebiet Kategorie I ist die Errichtung von Wohnungen für die in Betrieben des betreffenden Gebiets Beschäftigten sowie von Gebäuden und Anlagen zulässig, die der Versorgung und den sozialen Bedürfnissen der in solchen Gebieten arbeitenden Bevölkerung dienen. Wenn dies nach den für die Raumplanung maßgeblichen Verhältnissen erforderlich ist, können im Betriebsgebiet Kategorie I zum Zwecke der Sicherung geeigneter Flächen für Produktionsbetriebe Zonen festgelegt werden, in denen a / Wohnungen, ausgenommen betriebsnotwendige Wohnungen für das Aufsichts- und Wartungspersonal, wenn diese in den Betrieb integriert sind, oder b / Gebäude und Anlagen für Sport- und Freizeitzwecke oder c / Gebäude und Anlagen für Zwecke des Handels, sofern der Handel nicht ausschließlich zum Weiterverkauf oder untergeordnet in Produktionsbetrieben zum Verkauf von Waren überwiegend eigener Produktion erfolgt, nicht zulässig sind. Betriebsgebiete Kategorie II (BB-II): Gebiete, die vornehmlich für Betriebsanlagen, die im Betriebsgebiet Kategorie I nicht errichtet werden dürfen, bestimmt sind. In Betriebsgebieten Kategorie II dürfen a / Wohnungen, ausgenommen betriebsnotwendige Wohnungen für das Aufsichts- und Wartungspersonal, wenn diese in den Betrieb integriert sind, b / Gebäude und Anlagen für Sport- und Freizeitzwecke und c / Gebäude und Anlagen für Zwecke des Handels, sofern der Handel nicht ausschließlich zum Weiterverkauf oder untergeordnet in Produktionsbetrieben zum Verkauf von Waren überwiegend eigener Produktion erfolgt nicht errichtet werden. Ob ein Gebäude oder eine Anlage mit einer der obigen Widmungen vereinbar ist, ist nicht nur nach der Art des Gebäudes oder der Anlage, sondern auch nach den Maßnahmen zur Verhinderung störender Auswirkungen, deren Durchführung technisch möglich ist und rechtlich festgelegt wird, zu beurteilen. § 21) Raumplanungsziele25 (1) Die Raumplanung hat eine dem allgemeinen Besten dienende Gesamtgestaltung des Landesgebiets anzustreben. (2) Ziele der Raumplanung sind a) die nachhaltige Sicherung der räumlichen Existenzgrundlagen der Menschen, besonders für Wohnen und Arbeiten, b) die Erhaltung der Vielfalt von Natur und Landschaft, c) der bestmögliche Ausgleich der sonstigen Anforderungen an das Gebiet. (3) Bei der Planung sind insbesondere folgende weitere Ziele zu beachten: a) Mit Grund und Boden ist haushälterisch umzugehen, insbesondere sind Bauflächen bodensparend zu nutzen. b) Die verschiedenen Möglichkeiten der Raumnutzung sind möglichst lange offen zu halten. c) Die natürlichen und naturnahen Landschaftsteile sowie die Trinkwasserreserven sollen erhalten bleiben. d) Die zum Schutz vor Naturgefahren notwendigen Freiräume sollen erhalten bleiben. e) Flächen mit wichtigen Rohstoffvorkommen sind von Nutz- Der Bauplatz ungen, die ihre Gewinnung verhindern oder erheblich erschweren, freizuhalten. f) Die für die Land- und Forstwirtschaft besonders geeigneten Flächen dürfen für andere Zwecke nur verwendet werden, wenn dafür ein überwiegendes öffentliches Interesse besteht. g) Die äußeren Siedlungsränder sollen nicht weiter ausgedehnt werden. h) Gebiete und Flächen für Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Einkauf und sonstige Nutzungen sind einander so zuzuordnen, dass Belästigungen möglichst vermieden werden. i) Räumlichen Strukturen, die zu unnötigem motorisierten Individualverkehr führen, ist entgegenzuwirken. j) Für Einrichtungen des Gemeinbedarfs sind geeignete Standorte festzulegen. 80.81 § 23 Änderung (1) Der Flächenwidmungsplan darf nur aus wichtigen Gründen geändert werden. Er ist zu ändern a) bei Änderung der maßgebenden Rechtslage oder b) bei wesentlicher Änderung der für die Raumplanung bedeutsamen Verhältnisse. Die wenigsten FWP-Änderungen fallen unter die Begründung des zweiten Satzes; eine Änderung der Rechtslage, zB des Raumplanungsgesetzes oder der für die Raumplanung bedeutsamen Verhältnisse sind vergleichsweise selten. Aus dem ersten Satz ergibt sich, dass die Änderung nur aus „wichtigen Gründen“, das sind wichtige Gründe im Sinne der Ziele der Raumplanung, erfolgen darf! Diese „wichtigen Gründe“ sind im Beschluss der Gemeindevertretung darzulegen insbesondere dann, wenn ein Widerspruch zu einem Raumplanungsziel vorliegt und die Gemeindevertretung eine Interessensabwägung vornimmt. Für die aufsichtsbehördliche Genehmigung ist eine nachvollziehbare Argumentation und gegebenenfalls Interessenabwägung besonders wichtig! Leitfaden zur Änderung des Flächenwidmungsplans26 Für die aufsichtsbehördliche Genehmigung ist es unbedingt erforderlich, dass nach der ständigen Rechtsprechung der Gerichtshöfe des öffentlichen Rechts eindeutige und unzweifelhafte Planunterlagen der Widmungsänderung mitgeliefert werden. Im Sinne einer schnellen und genauen Behandlung sind daher Pläne eines Vermessungsbüros, die beispielsweise im Rahmen einer Grundstücksteilung vorliegen, digital mitzuliefern. Ein Papierausdruck ist jedoch in jedem Falle dem Widmungsakt beizulegen, die entsprechenden digitalen Daten können auch per Mail an die Raumplanungsabteilung übermittelt werden (Daten-Format: DXF, Shape, Coverage etc.). Viele Gemeinden verfügen bereits über ein GIS System, mit dem auch die Pläne für die Widmungsänderung erstellt werden. Wenn diese digitalen Daten ausreichend genau sind, d.h. in einem ausreichend großen Maßstab konstruiert wurde, eventuelle Widmungsungenauigkeiten aus der vordigitalen Zeit berücksichtigt wurden etc., dann können auch diese Daten im Hinblick auf eine vereinfachte Verarbeitung zusätzlich digital an die Raumplanungsabteilung übermittelt werden (GIS-Auszug im Shape, Coverage bzw DXF-Format) Wenn die Grundlagen (=Vermessungsplan, GIS-Pläne) nicht in dieser Detailgenauigkeit vorliegen, dann kann auch ein Papierausdruck aus dem GIS oder eine Kopie aus dem Katasterplan verwendet werden, auf dem von Hand die entsprechenden Änderungen eingezeichnet sind. Allerdings sind dann sämtliche Maße und unter Umständen auch Winkel anzugeben, damit die Widmungsänderung in ihrer Lage und Ausdehnung zweifelsfrei nachvollzogen werden kann. Der digitaler Plan und der Ausdruck auf Papier müssen selbstverständlich übereinstimmen! Hilfestellungen und Tipps bei Änderungen des Flächenwidmungsplanes Im Rahmen der Gemeindeautonomie sind die Gemeinden für die örtliche Raumplanung zuständig. Das zentrale Instrument der örtlichen Raumplanung ist in Verbindung mit dem REK (=räumliches Entwicklungskonzept) der Flächenwidmungsplan und daher auch entsprechend wichtig. Es tauchen immer wieder Fragen zur Änderung von Flächenwidmungsplänen auf, insbesondere hinsichtlich der erforderlichen Plandarstellungen und weiteren formalen Anforderungen. Da seitens der Aufsichtsbehörde keine eigenmächtige Abänderung des FWP möglich ist, muss der Akt bei Fehlerhaftigkeit zur neuerlichen Bearbeitung (Auflage, Beschlussfassung etc.) an die Gemeinde retourniert werden. Dies ist beiderseits mit erheblichem Aufwand verbunden. Die häufigsten Fehler sowie deren Vermeidung werden in der nachfolgenden Handreichung kurz beschrieben. Die örtliche Raumplanung und der Flächenwidmungsplan als deren wichtigstes Instrument ist im Rahmen des eigenen Wirkungsbereiches Aufgabe der Gemeinde. Ob eine Änderung des Flächenwidmungsplanes aufsichtsbehördlich genehmigt werden kann, hängt neben den formalen Anforderungen wesentlich von der inhaltlichen Komponente ab. Gefahrenzonenpläne Die Beachtung möglicher Naturgefahren für den Siedlungsraum gehört zu den zentralen Aufgaben der Raumplanung. In Form von Gefahrenzonenplänen liegen zum Teil flächenhafte Gutachten vor, die nähere Auskunft über potentielle Gefährdungen geben. Im Falle einer Widmungsänderung insbesondere bei Widumung einer Baufläche oder einer Freifläche-Sondergiebiet, die ihrem Wesen nach einer Bauflächenwidmung entspricht, sind die entsprechenden Gefahrenzonenpläne zu beachten. Die aktuellen Gefahrenzonenkarten des WLV (Forstechnischer Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung) werden vom VoGIS digital über den Gemeindeserver zur Verfügung gestellt. Gefahren drohen, insbesondere im alpinen Bereich, von Gewässern. Wildbäche werden in der Regel vom WLV betreut, größere Gewässer von der Bundeswasserbauverwaltung. Von der WLV betreute Gewässer sind von deren Gefahrenzonenplänen erfasst, für andere Gewässer liegen solche Gutachten in aller Regel nicht vor. Die Kompetenzgrenzen zwischen der WLV und der Bundeswasserbauverwaltung gehen oft auf historische Entwicklungen zurück. Es wird daher geraten, sich genauestens darüber zu informieren, wer zuständig ist bzw. welche Gefährdungen vorhanden sind. Der 1884 gegründete WLV erstellt flächenhafte Gutachten (=Gefahrenzonenpläne), in denen bestimmte Gefährdungen ausgewiesen sind. Betrachtet wird jedoch nur der „raumrelevante Bereich“ der Gefahrenzonenkarte, daher im Wesentlichen der Dauersiedlungsraum. Außerhalb des raumrelevanten Bereiches sind natürlich ebenso Gefährdungen möglich. Nur weil keine Gefährdungen ausgewiesen sind, heißt das nicht, dass es dort keine gibt (siehe Gefahrenkarte)! Der Bauplatz Die Ausweisung von roten Gefahrenzonen (Wildbach-Rot WR und LawinenRot LR) sowie gelben Gefahrenzonen (Wildbach-Gelb WG und Lawinen-Gelb LG) in den Gefahrenzonenplänen der WLV ist für diese verpflichtend. Andere Gefahrenzonen, insbesondere die braune Gefahrenzone (z.B. Steinschlag, Vernässung, etc) können angegeben sein. Insbesondere bei älteren Gefahrenzonenplänen fehlen diese Zonen jedoch. Die Gefährdung, die in braunen Gefahrenzonen vorliegen, können in ihrer Bedeutung sehr unterschiedlich sein und reichen von geringer bis starker Beeinträchtigung. In entsprechenden Fällen wird die Beiziehung eines Fachmannes zur Abklärung empfohlen. 82.83 Planliche Darstellung von Widmungsänderungen Ein häufiger Fehler besteht darin, dass die planliche Darstellung nicht exakt mit der verbalen Beschreibung im Beschluss der Gemeindevertretung übereinstimmt. Erforderlich sind eine eindeutige planliche Darstellung und eine eindeutige Beschreibung. Es ist genau zu überprüfen, welche Widmungen im Bestand vorliegen. Decken sich die Widmungsgrenzen nicht mit den Grenzen der DKM, was häufig vorkommt, so ist eine Bemaßung erforderlich. Ebenso häufig werden die bestehenden Widmungen nicht vollständig aufgezählt. Mitunter kann eine Straße, ein Weg oder Wald von der Umwidmung betroffen sein. Diese bestehenden Widmungen sind sowohl im Beschluss als auch in der planlichen Darstellung vollständig anzuführen.Da früher die Erstellung der Flächenwidmungspläne zeichnerisch auf Papier und in einem kleinen Maßstab erfolgte, finden sich nach der Übernahme ins GIS immer wieder konstruktionsbedingte Ungenauigkeiten, die beispielsweise in Form einer geringfügig über eine Grundstücksgrenze hinausreichenden Widmung vorliegen und offensichtlich nicht so gewollt sind. In solchen Fällen ist im Rahmen einer Widmungsänderung eine Korrektur angebracht. Allerdings sind Widmungen, die aufgrund einer technischen Ungenauigkeit vorliegenden, so zu behandeln, als ob sie gewollt wären. So sind im Rahmen einer Änderung des Flächenwidmungsplanes alle jene Widmungen taxativ aufzuzählen und planlich eindeutig zu bezeichnen, die von der Umwidmung betroffen sind. Es hat sich als taugliches Mittel erwiesen, der oben dargestellten Problematik mit einer tabellarischen Auflistung der bestehenden sowie der beabsichtigten Widmungen inklusive deren Flächenausmaß zu begegnen. Eventuelle Überschneidungen mit Gefahrenzonen oder Landesraumplänen sind ebenso zu berücksichtigen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass eine gewissenhafte und detailgenaue Durchführung von Änderungen des Flächenwidmungsplanes letztlich im Sinne der Gemeinde und der betroffenen Bürger ist. Aus diesem Grund wurden die vorliegenden Vordrucke und Übersichtsdarstellungen erarbeitet. Unsicherheiten in der Handhabung und etwaige spätere Anfechtungen, die oft mit erheblichem zusätzlichem Aufwand verbunden sind, lassen sich bei Anwendung der zur Verfügung gestellten Hilfsmittel weitestgehend vermeiden. Es wird insbesondere darauf hingewiesen, dass eine dem Zweck entsprechende genaue planliche Darstellung in einem geeigneten Maßstab von großer Bedeutung ist. Die Änderungen sind daher planlich so darzustellen, dass eine eindeutige Nachvollziehung gut möglich ist. 20 https://www.vorarlberg.at/pdf/hilfestellungundtippsbeia.pdf Zugriff am 15.10.2015 25 https://www.vorarlberg.at/pdf/hilfestellungundtippsbeia.pdf Zugriff am 04.10.2015 21 Im Walgau, Gemeinden gemeinsam, Regionalentwicklung 2009 – 2011, Zitat Seite 29 26 https://www.vorarlberg.at/vorarlberg/bauen_wohnen/bauen/raumplanung/weitereinformationen/instrumenteundverfahren/flaechenwidmungsplan/leitfadenzuraenderungdesf/ wichtigeinformationen.htm Zugriff am 04.10.2015 22 http://www.vorarlberg.at/archiv/umweltschutz/biotopinventar/Schnepfau.pdf Zugriff am 04.10.2015 Bildquellen 23 https://www.vorarlberg.at/vorarlberg/bauen_wohnen/bauen/raumplanung/weitereinformationen/instrumenteundverfahren/flaechenwidmungsplan/allgemeineszumflaechenwid/ bauflaechen/flaechen_diegrundsaetzlic.htm, Zugriff am 14.10.2015 24 https://www.vorarlberg.at/vorarlberg/bauen_wohnen/bauen/raumplanung/weitereinformationen/instrumenteundverfahren/flaechenwidmungsplan/allgemeineszumflaechenwid/ bauflaechen/bauflaechenkategorien.htm Zugriff am 04.10.2015 Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger Der Entwurf 84.85 Exkurs - Bestandsaufnahme der Tischlerei Rüscher Gelassen sitzt das über mehrere Bauetappen entstandene Gebäude am Fuße des Südhangs in Richtung dem Ortsteils Schnepfegg. Durch die geschickte Anordnung der Gebäudeteile am Hang, ist von der Straße aus gesehen lediglich die langgestreckte Holzbau mit Satteldach sichtbar. Dieser wird über einen gemeinsamen Vorplatz mit einem privaten Wohngebäude eines der drei Brüder erschlossen. Seitlich sind zur Straße hin Parkplätze sowie ein Holzlager angeordnet. Interessant ist der kleine Gießenbach, der sich dazwischen seinen Weg weiter Richtung Dorfzentrum bahnt. Der durch die verschiedenen Baumaßnahmen entstandene heterogene und zusammengewürfelte Eindruck der gesamten Anlage kommt der maßstäblichen Integrität in das Ortsbild insgesamt zugute. Der langgestreckte zweigeschossige Hauptteil parallel zur Straße verdeckt die Sicht auf die dahinterliegende Halle, wobei der weiß verputzte Späne-Silo aus der Gebäudemitte markant in die Höhe ragt und von weitem gut sichtbar ist. Während der mit vertikalen Holzlatten verkleidete Vorderbau ein Satteldach mit Leimbindern als Tragkonstruktion besitzt, wird die Halle dahinter stützenfrei durch ein Sheddach überspannt und wird so trotz der ungünstigen Position im Hang ausreichend mit Tageslicht versorgt. Außerdem verfügt sie über einen weiteren Eingang, der unter anderem der Anlieferung neuer Maschinen ins Obergeschoß dient. Im Erdgeschoss des vorderen Bauteils befinden sich das gesamte Holzlager sowie Anlieferung, Garage und Räume für gebäudetechnische Anlagen. Per Lastenlift gelangen sämtliche Waren in das Obergeschoß, auf dessen Niveau sich die eigentliche Produktion befindet. Namentlich sind das die Handwerkshalle, die Maschinenhalle, Räume für die Oberflächenbearbeitung sowie eine kleine Metallwerkstatt. Das Raumprogramm wird außerdem durch Räumlichkeiten für Mitarbeiter sowie Büroräume erweitert. Kunden werden im Ausstellungraum empfangen, welcher zwischen der Werkstatt und dem privaten Wohnhaus eines der drei Brüder sitzt. Dieser ist wiederum über eine Treppe mit dem Büro im Obergeschoß des vorderen Baus verbunden. Nach Jahrzehnten des „Dranbauens“ und der daraus resultierenden räumlichen Verschachtelung ist ein wirtschaftlicher Ablauf aufgrund des stetigen Wachstums nicht mehr möglich. Der Entwurf Eine Erweiterung am Grundstück erscheint ebenfalls äußerst schwierig, da zu allen Seiten kein wirtschafliches Bauen mehr möglich ist. Es bedürfte nicht nur einer großen Investition in den in die Jahre gekommenen Bestand, sondern auch einer grundsätzlichen Umstrukturierung des gesamten Betriebsgebäudes, um die Produktionsabläufe verbessern zu können. 96.97 Raumprogramm & Funktionsprogramm Basis für die Flächen - sowie Raumaufstellung für das neue Gebäude war die Bestandsaufnahme der alten Werkstatt. Dabei wurden im Vorfeld alle Flächen vermessen, sowie die räumlichen Zusammenhänge erfasst und auf ihre Qualitäten überprüft. Dabei ging hervor, dass nicht immer das zu geringe Flächenangebot ein Problem darstellt, sondern vor allem die Fragmentierung der verschiedenen Funktionsbereiche, die durch die zahlreichen Adaptierungen im Laufe der Jahrzehnte entstanden ist. Durch die Verteilung der Funktionen in verschiedenen Bereichen innerhalb des Gebäudes werden zurückgelegte Wege länger, was den Prozess als Gesamtes unwirtschaftlich macht. Dazu kommt erschwerend hinzu, dass sich auch der Maschinenfuhrpark im Laufe der Zeit an die aktuellen Bedingungen anpassen muss und Maschinen heute tendenziell immer platzintensiver werden. Das bedeutet, dass Maschinen oft dort platziert werden müssen wo sie platz haben und nicht dort, wo sie im Produktionsprozess sinnvollerweise gebraucht werden. Ein weiteres Problem stellt die Mehrgeschossigkeit des Gebäudes dar, da neben distributionellen Schwierigkeiten auch die Kommunikation unter den Mitarbeitern leidet, weil die Übersicht fehlt. So kommt man von der Vorstellung einer einfachen Halle für eine Handvoll Maschinen sehr schnell zu einer komplexen Entwurfsaufgabe mit speziellen Funktionszusammenhängen. Diese Problemstellung ist Ausgangspunkt für alle weitere Überlegungen für den Entwurf. Da die Anforderungen an die verschiedenen Räume und deren Zusammenhäng extrem vielschichtig sind, ist der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und anderen Fachleuten von Beginn an essentiell. Aufgrund des umfangreichen Raumprogramms ist zu Beginn eine Einteilung in die wesentlichen Bereiche sinnvoll. Dabei lassen sich sämtliche Räume grob in fünf übergeordnete Hauptfunktionen einteilen. Der Maschinenraum bildet zusammen mit der Handwerkstatt die größte und wichtigste Raumeinheit des Gebäudes - die Werkhalle. An sie angedockt ist einerseits das Lager für sämtliche massive Hölzer, Furniere und Plattenmaterialien, sowie der Bereich für die Fertigstellung auf der anderen Seite, wo sich auch die Oberflächenbearbeitung befindet. Als vierter Bereich ist die Administration zu nennen, in dessen Einheit sich auch der Ausstellungsraum sowie Mitarbeiterbereiche befinden. Alle Einrichtungen der Technik befinden sich gesammelt im Untergeschoß. Der Entwurf kommt dem Wunsch der Bauherrschaft nach, den gesamten Produktionsprozess auf Erdgeschossniveau zu organisieren. In Bereichen in denen die erforderlichen Raumhöhen eine Mehrgeschossigkeit erlauben, wird dies ausgenützt, um Volumen und somit Kosten für den Bau, den Betrieb und den Erhalt des Gebäudes einzusparen. Durch die ökonomischen und funktionalen Grundgedanken die diesem Entwurf zugrunde liegen, erhalten die einzelnen Räume Werkhalle Fertigstellung Maschinenraum 1120 m² Handwerkstatt 370 m² Garage 80 m² Manipulation 95 m² Blum Beschläge 45 m² Schleifraum 45 m² Trockenraum 120 m² Fertigstellung 125 m² WC I Dusche I Damen 15 m² WC I Dusche I Herren 25 m² Kehricht 10 m² Eingang 38 m² Fertigteillager 50 m² Zwischenlager 100 m² Lack I Lager 75 m² Schleifraum Werkzeuge 20 m² Abstellraum Rohstofflager Administration 610 m² Massivholzlager OG 260 m² Plattenlager 205 m² Ausstellungraum 280 m² Aufenthaltsraum mit Teeküche Atrium 50 m² 190 m² Besprechungsraum 50 m² Erschliessung 35 m² Abstellraum 5 m² Zeichensaal 160 m² Administration Technik 10 m² Massivholzlager EG Hacker 95 m² 45 m² Silo 100 m² Massivholzlager 370 m² Heizung 30 m² Puffer 45 m² Sonderlager 15 m² gesamte Nutzfläche (netto) verbaute Grundfläche 4888 m² 3180 m² Der Entwurf 98.99 ihren Charakter, indem sie ihren Funktion nach Dimensioniert sind und durch ihre Maßstäblichkeit intuitiv lesbar sind. Es ist außerdem ein Versuch, Räume so speziell wie nötig, aber so allgemein wie möglich auszuformulieren, um zukünftig eine Mehrfachnutzung gewährleisten zu können. Dem neuen Raumprogramm wurden Flächen hinzugefügt, die für den reibungslosen Ablauf notwendig sind. Es sind universell einsetzbare Zwischenlager oder Pufferräume, die zu Stoßzeiten dafür sorgen, dass der Betrieb nicht ins Stocken gerät. Bei Bedarf kann dort auch Produktion stattfinden. Garderoben für Mitarbeiter sind nach aktuellem Gesetz mit Duschen ausgestattet und ebenfalls im Raumprogramm enthalten. Ziel des Entwurfs ist die Schaffung einer Betriebsstätte, deren Aufenthaltsqualität sämtliche Benutzer nachhaltig animiert, ihr Handwerk in einer hohen Qualität weiter auszuüben. Die Architektur kann mit einer angenehmen und spannungsvollen Atmosphäre dazu maßgeblich beitrage. Das Gebäude soll außerdem jederzeit Änderungen der Produktionsprozesse über weitere Jahrzehnte ohne Umbauten ermöglichen. Übersichtlichkeit und eine gut funktionierende Kommunikation unter allen Benutzern des Gebäudes soll sichergestellt werden. Gebäudekonzeption Je nach hergestellten Produkten und der persönlichen Philosophie des Tischlers können innerbetriebliche Abläufe stark zu denen anderer Betriebe variieren. Der Möbeltischler, der Stühle produziert, sucht das Holz anders (nach anderen Kriterien) aus, lagert es anders (auf eine andere Art) und bearbeitet es mit anderen Maschinen als jener, der Küchen baut. Dementsprechend ist auch sein Betrieb eingerichtet und mit den dafür benötigten Maschinen ausgestattet. Dies erschwert die Suche und Analyse von geeigneten bereits vorangegangenen Projekten maßgeblich. Zwar ist die Dichte an holzbearbeitenden Betrieben in der Region und darüber hinaus sehr hoch, jedoch auch ihre spezielle Vielfalt. Durch diese speziellen Voraussetzungen wird mit der Planung eines solchen Gebäudes auch immer Neuland betreten werden müssen. Aus diesem Grund wurde im Rahmen zahlreicher gemeinsamer Gespräche eine Art Produktionsprofil samt Flächenauflistung entwickelt, das als Grundlage für die Konzeption dieses Entwurfes dient. In der Tradition des Einhofes soll nach dem Vorbild des Wälderhauses ein Gebäude entstehen, das alle Funktionen kompakt unter einem Dach beherbergt. Mit einem klar strukturierten Grundriss, der räumlich gerade so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich vorgibt, soll eine innere Flexibilität im Sinne einer Mehrfachnutzung ermöglicht werden. Jede Hauptnutzung verlangt nach unterschiedlichen Raumzuschnitten sowohl in vertikaler als auch horizontaler Ausdehnung. Dies erlaubt bei geschickter Anordnung eine komplexe Verschachtelung aller Räume in einem kompakten Volumen. Ähnlich wie beim Wälderhaus werden erdberührende Bauteile sowie Bereiche mit erhöhtem Brandrisiko in Massivbauweise ausgeführt. Als konstruktiven Holzschutz bieten diese den Sockel für vorgefertigte Wand- und Deckenelemente, die zusammen mit der Fassade aus heimischen Hölzern realisiert werden. Wer entlang der Bundesstraße an der Gemeinde Schnepfau vorbeifährt, der wird nicht schlecht staunen ob des Neubaus auf dem Grundstück zwischen Dorfrand und dem Naturdenkmal Burg. Doch es ist nicht die Größe des Gebäudes, die die Blicke auf sich zieht, sondern der im ersten Obergeschoss liegende, großzügig zur Straße hin geöffnete Schau- und Ausstellungsraum, der als Kommunikator nach außen dient. Mit einer Breite von 33 Metern sowie einer Höhe von acht Metern ist die auftretende Stirnfläche mit der Seitenansicht des Gasthofs Adler oder jener der Tischlerei Beer vergleichbar. Geschickt positioniert zwischen der westseitig umliegenden Bebauung und dem dicht bewaldeten Felskopf im Osten wird die Länge von 93 Metern größtenteils verdeckt und vom steilen Blickwinkel von Vorbeifahrenden ohnehin stark verkürzt. Somit ergibt sich trotz der großen Dimensionen ein ausgesprochen ausgewogenes Bild. Die Fassade vermittelt den Eindruck eines hölzernen Vorhangs, der das Gebäude mit wellenhaften Bewegungen umhüllt. Die vertikale Holzlattung aus schlanken Lärchenstäben mit quadratischem Querschnitt, wird hinterlüftet und in variierenden horizontalen Abständen auf einer Unterkonstruktion angebracht. Das somit entstehende Spiel aus Material und Schatten lässt einerseits den Eindruck einer Bewegung entstehen und ermöglicht andererseits bei größeren Zwischenräumen natürliche Belichtung auf dahinterliegende Fensterflächen. Dabei wird in Nutzungsbereiche unterschieden, welche viel Tageslicht benötigen und andere, bei denen aufgrund der Arbeitserleichterung künstliches Licht zugeschaltet werden muss und deshalb eine Verschattung sinnvoll ist. Ebenso kann mittels vertikal verschiebbaren Ladenelementen auf flach einstrahlende Morgen- und Abendsonne im Bereich der Werkhalle Rücksicht genommen werden. Zwei Kreisläufe sind maßgeblich für die Konzeption einer Werkstatt. Das ist zum einen der des Materials, von der Anlieferung des Rohmaterials bis zur Auslieferung des fertiggestellten Produkts und zum anderen die Wege der Menschen, sowohl der Mitarbeiter als auch der Kunden und Lieferanten, die das Gebäude täglich betreten. Der Weg vom Rohmaterial zum Werkstück lässt sich grob in die drei Abschnitte Lagerung, Zuschnitt/Fertigstellung und Oberfläche unterteilen, wobei eine klare Trennung aufgrund der Komplexität der Produktionsabläufe nicht immer vollzogen werden kann. Jedoch erscheint es sinnvoll, deren jeweiligen Unterabschnitte grundsätzlich zu beschreiben. Somit gilt in der Lagerung grundsätzlich in Massivholz und industriell hergestellten Platten zu unterscheiden. Von beiden sind unterschiedlichste Arten, Ausführungen und Möglichkeiten zur Lagerung verfügbar. Der Bereich Zuschnitt/Fertigstellung beschreibt den Abschnitt, in dem aus den Rohmaterialen sämtliche Bestandteile des fertigen Werkstücks entnommen werden und so aneinandergefügt werden, dass Proportion und Gestalt des fertigen Werkstücks bereits erkennbar sind. Danach erhält das Werkstück im Zuge der Oberflächenbearbeitung seine endgültige Form, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit. Der Weg eines jeden einzelnen Werkstückes kann variieren und wird deshalb nicht im Detail ausgeführt. Deshalb wird hier nicht näher auf die Produktionsprozesse der verschiedensten Werkstücke eingegangen, jedoch lässt sich schon jetzt das eben Beschriebene in seinen groben Zügen gut im Erdgeschoßgrundriss ablesen und nachvollziehen. Betreten wird das Gebäude über einen breiten, überdachten Vorbereich im Südosten. Dieser fungiert gleichsam als Verteiler die verschiedenen Bereiche der Tischlerei. Der Entwurf Der über den Innenhof im Obergeschoss belichtete Eingangsbereich wirkt einladend und leitet den Besucher intuitiv nach oben. Dort angekommen, erschließt sich ihm das ganze Geschoss auf einen Blick. Die offene Struktur rund um den Innenhof bietet Übersicht, sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter und garantiert beste Belichtungsverhältnisse und höchste Aufenthaltsqualität. Während sich der Ausstellungsraum nach Süden zur Hauptstraße öffnet, richten sich die Büroräume in das Innere des Gebäudes. Beide erhalten durch einen gemeinsamen Innenhof sehr hohe Aufenthaltsqualitäten mit vielschichtigen Blickbeziehungen. Dieser dient außerdem der Erweiterung des Ausstellungsraumes. Durch die spezielle Dachform der Werkhalle eröffnen sich vom Büro aus Blicke, sowohl in die Werkhalle als auch nach außen auf das begrünte Dach und ferner auf die dahinterliegende Berglandschaft des Bregenzerwaldes. So wird ein Blick in die Ferne von jedem Arbeitsplatz ermöglicht. 100.101 Die Produktion ist ausschließlich ebenerdig organisiert und lässt sich in die bereits erwähnten drei Hauptbereiche einteilen. Über den großzügigen Parkund Wendeplatz im Osten des Gebäudes erfolgen An- sowie Auslieferungen meist über Lastkraftwagen und Transportbusse. Sämtliche Zugänge in das Gebäude erfolgen über diesen Bereich. Das Gebäude gibt einen linearen Ablauf vor, innerhalb dessen sich das Werkstück über mehrere Arbeitsprozesse entwickelt. So bildet jeweils das Lager am einen Ende beziehungsweise die Komplettierung und Auslieferung am gegenüberliegenden Ende einen Abschluss. Während diese Bereiche zwei- oder mehrgeschossig organisiert sind, ist die dazwischen eingespannte Werkhalle überhöht und bietet so komfortabel Platz für große Maschinen und deren Kanäle für die Absaugung der Späne. 102.19 Schwarzplan Gemeinde 104.105 Schwarzplan Schnepfau 106.107 1:5000 50 100 250 N Lageplan 108.109 1:2000 20 40 1000 N tung Rich Au B200 Richtung ße uptstra Alte Ha B 200 Bregenzerache u Mella tung Rich Situation Efh le VKW 01 Parkplatz 114.115 Tischlerei Rüscher tru m en Do rfz g ,0 Ri ch tu n 737 5 7, 73 8, 0 73 eerst. Efh Holzlager 5 8, 73 Stadel Wendeplatz 739,0 739,5 Stall 74 0, 0 740 ,5 741,0 1:1000 10 20 50 N Erdgeschoss 12 01 116.117 A B C 08 15 20 07 09 01 02 10 11 06 14 12 03 13 04 A B C D E 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 05 Anlieferung Holz Maschinenhalle Anlieferung Fertigteil Hauptzugang Gargage I Auslieferung 80 m² Garage 95 m² Manipulation Blum Beschläge 45 m² 45 m² Schleifraum Trockenraum 120 m² Fertigstellung 125 m² 15 m² Wc I Dusche I Damen 10 m² Kehricht 25 m² Wc I Dusche I Herren 38 m² Eingang 50 m² Fertigteillager Zwischenlager 100 m² 75 m² Lacklager 20 m² Schleifraum 10 m² Abstellraum Handwerkhalle 370 m² Maschinenhalle 1120 m² Massivholzlager 610 m² 16 20 D E Lagerschränke CNC-Werkzeuge, Ersatzmesser 17 18 1:500 5 10 25 N Obergeschoss 12 01 118.119 04 05 08 190 03 07 01 02 Ausstellungsraum 280 m² 01 02 Augenthaltsraum I Teeküche 50 m² Innenhof 190 m² 03 04 50 m² Besprechungsraum Erschliessung 05 35 m² Abstellraum 06 05 m² Zeichensaal 160 m² 07 08 95 m² Administration Lager Massivholz 260 m² 09 Plattenlager 205 m² 10 06 20 10 09 1:500 5 10 25 N Untergeschoss 120.121 01 02 03 04 05 06 Hacker 45 m² Silo horizontal 100 m² Massivholzlager 370 m² 30 m² Heizung 45 m² Puffer 15 m² Sonderlager 06 05 03 01 04 02 1:500 5 10 25 N Quer - und Längsschnitt DORFZENTRUM DORFZENTRUM 122.125 SCHNEPFEGG SCHNEPFEGG + 7.10 BURG ± 0.00 + 7.10 BURG DACHTERRASSE DACHTERRASSE ± 0.00 + 7.10 KANISFLUH I B200 ± 0.00 + 7.10 1:500 5 1:500 5 KANISFLUH I B200 10 25 ± 0.00 10 25 Südwest und Südost BURG BURG 128.129 SCHNEPFEGG SCHNEPFEGG DORFZENTRUM DORFZENTRUM KANISFLUH I B200 KANISFLUH I B200 1:500 5 10 25 1:500 5 10 25 Nordost und Nordwest DORFZENTRUM DORFZENTRUM 130.131 BURG BURG 1:500 5 10 25 1:500 5 10 25 Detail 1 2 3 4 5 +7.22 6 7 8 + 6.50 RH = 2.80 134.135 9 10 11 12 13 24 25 26 27 + 3.70 + 3.25 14 15 16 RH = 3.25 17 19 20 21 22 23 ±0.00 = 738 m ü. A. 18 1 2 3 4 5 6 7 8 Lattung Lärche, horizontal, 5 x 5 cm, a = 15 cm Unterkonstruktion Lattung + Punkthalterung EPDM Abdichtungsbahn Steinwolle-Dachdämmplatte KLH Decke abgehängte Decke, Täfer in Esche mit Dämmeinlage Steinwolle Abdeckblech Kupfer Dreifach-Isolierverglasung Vorhang, elektrisch 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Dielenboden, Esche Heizestrich, schwimmend PE-Folie Stahlbetondecke Lattung Lärche, vertikal, 5 x 5 cm, a = 9/12/15 cm Winddichtung Steinwolle + Unterkonstruktion Dreifach-Isolierverglasung, Dreh-Kippflügel Schutzblech, Kupfer 31 28 29 30 32 33 34 35 1:50 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Betonfeder geschliffener Heizbeton, bewehrt, Weißzement EPS Dämmung Bitumenabdichtung Bodenplatte, WU Stahlbeton XPS Dämmung Lattung Lärche, horizontal, 2,5 x 12 cm Unterkonstrutkion Lärche + Punkthalterung EPDM Abdichtungsbahn XPS Dämmung 28 29 30 31 32 33 34 35 0.5 1 Gitterrost, Raster 25x25 mm Rinne, beheizt Absaugung Sägespäne Lattung Lärche, vertikal mit Zwischenraum für Wartung Rigol Asphaltbelag zementgebundener Schotter Frostkoffer 2.5 Der Entwurf Bildquellen 102 Arbeitsmodell 1:100 85 Bestandsgebäude mit Vorplatz Westansicht 110 + 112 + 113 86 Ausstellungs - und Besprechungsraum mit Eingang Massenmodell 1:500 Vogelansichten 124 140.141 87 Büroplätze für Mitarbeiter Arbeitsmodell 1:100 88 Spritzraum mit Absaugung und Gitterboden 126 Arbeitsmodell 1:100 Handwerks - und Maschinenhalle im Schnitt 89 Handwerkshalle für Fertigstellung + Zwischenlager 90 + 91 Maschinenhalle mit Scheddachkonstruktion Frontal von Süden 132 Perspektive aus Südosten 136 Arbeitsmodell 1:100 o: Schauraum, u: Atrium OG 92 + 93 Lager für Furnier und Massivholz 137 Arbeitsmodell 1:100 94 Erschließung mit Lastenlift im Durchgang interene Erschließung für Mitarbeiter 138 95 Garage + Zuschnitt + Manipulation + Lager Arbeitsmodell 1:100 101 Alle Fotos und Pläne ohne Nachweis © Simon Moosbrugger Arbeitsmodell 1:100 o: Teilansicht Ost u: Schnittansicht Büro + Fertigstellung Maschinenhalle Danksagung 142.143 Ich möchte diese Möglichkeit zum Anlass nehmen, mich bei einer Reihe von Personen zu bedanken, ohne dessen Unterstützung mein Weg nicht nur sehr beschwerlich, sondern unmöglich gewesen wäre. Die letzten Jahre waren sehr abwechslungsreich und wurden von einer Vielzahl unterschiedlichster Eindrücke geprägt, die außerordentlich lehrreich für mich waren. Dafür möchte ich meinen Dank aussprechen. Dieser gilt zuallererst meinen Eltern, die mir freie Hand bei all meinen Entscheidungen gegeben haben. Diese Freiheit wurde nicht zuletzt auch durch die große finanzielle Unterstützung ermöglicht und das Vertrauen, dass ich sie - wenigstens halbwegs - zweckmäßig einsetzte. Ich hoffe, dass ich dieses Vertrauen eines Tages so weitergeben kann, wie ich es von ihnen erfahren habe. Mit dem Institut für Gestaltungslehre und Entwerfen hat Prof. András Pálffy eine Umgebung geschaffen, in der ich nicht nur meinen Platz in den Weiten der Technischen Universität Wien gefunden habe, sondern an dem sich mir durch sein persönliches Engagement viele Türen geöffnet haben. Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle auch sein Team, das mich in den letzten Jahren begleitet und betreut hat. Parallel zur universitären Lehre durfte ich seit 2008 regelmäßig in Architekturbüros arbeiten, wobei ich erste Erfahrungen bei Dietrich I Untertrifaller Architekten sammeln konnte, bevor ich über mehrere Jahre bei Bernardo Bader Architekten eine Atmosphäre erleben und mitgestalten durfte, die mein Denken über Architektur nachhaltig positiv beeinflussen wird. Ein besonderer Dank gilt dabei auch Sven Matt, dessen Geschick und kollegiale Art ich sehr zu schätzen weiß. Meinen Bauherren möchte ich für die Möglichkeit danken, die nur wenigen Studenten zuteil wird. Nämlich eine Diplomarbeit nicht aus fiktiven Anforderungen zu erarbeiten, sondern aus ganz speziellen und realen Problemstellungen. So war es möglich, diese Arbeit in ihrer vorhandenen Dichte auszuarbeiten. Es war kein leichtes Unterfangen, aber ein wichtiger und äußerst interessanter Prozess. Zu guter Letzt einen lieben Dank an alle meine StudienkollegInnen, die mich sowohl an der Universität als auch im Atelier in der Wällischgasse begleitet, gefordert und gefördert haben. Simon Moosbrugger Persönlich geführte Gespräche 144.145 / András Pálffy, Inge Andritz (Institut für Gestaltungslehre, TU Wien) / Andreas Voigt (Institut für örtliche Raumplanung, TU Wien) / Lorenz Schmidt (Land Vlbg, Abt. Vlla Raumplanung) / Heinz Tesar (Architekt) / Sven Matt (Architekt) / Markus Innauer (Architekt) / Gebhard Rüscher / Heinz Rüscher / Anton Rüscher / Christian Rüscher / Nicki Rüscher / Richard Rüscher / Oliver Rüscher (Tischlerei Rüscher GmbH) / Josef Moosbrugger (Bürgermeister der Gemeinde Schnepfau) / Wolfgang Huber (Brandschutz) / Lothar Heinrich (Tragwerksplaner) / Roland Gnaiger (Architekt) / Pius Kaufmann (Tischlermeister) / Michael Marte (Grafiker) / Peter Bauer (cand. arch. TU Wien) / Walter Fritz (Institut für Kunst und Gstl., TU Wien)