BAYERISCHE STAATSZEITUNG BAUEN MIT HOLZ NR. 50 FREITAG, 13. DEZEMBER 2013 25 VERLAGSVERÖFFENTLICHUNG Besuch bei einem Schindelmacher im Bregenzerwald Wohlfühlhäuser aus Holz Je kürzer die Tage, umso besser das Holz Eiche, Lärche, weiße Tanne Wer Holzbauten mag, wird im Bregenzerwald schon angesichts der Marienkapelle von 1644 in Hinterhopfreben glücklich. Ein Kirchlein zum Verlieben. In Au, wenige Kilometer entfernt, sind manche Häuser echte Hingucker. Bespielsweise ein großes in leuchtendem Rotbraun. An den Holzhäusern fällt die unterschiedliche Färbung der Wände auf. Die ist wetterbedingt. „Auf der Sonnenseite werden die Schindeln bräunlich, auf der Schattenseite bleiben sie grau,“ sagt Helga Rädler. Und sie weiß auch, dass manch altes Holzhaus leer steht, weil die Sanierung teurer ist als der Neubau. Willi Rietzler mit dem Schindelmusterbrett. FOTO WIEGAND Ein Eigenheim aus Holz zu bauen, liegt jedoch wieder im Trend. „Neuerdings sind Schindeln aus Weißtanne beliebt“, erklärt Schindelmacher Willi Rietzler und weist auf sein Musterbrett. „Die halten nicht so lange wie die aus Lärchenholz, haben aber kein Harz und schimmern hübsch silbrig“, so schmunzelnd der 64-Jährige. Zumeist verwendet er Bergfichtenholz, gewachsen in 1300 bis 1400 Metern Höhe und im Winter geschlägert. Sommerholz enthält zuviel Harz. Solche Schindeln werden schnell schwarz und sind weniger haltbar. „Je kürzer die Tage, umso besser das Holz. Mondholz ist das allerbeste, geschlägert bei untergehendem, abnehmendem oder bei Neumond“, sagt Rietzler. Die Jahresringe liegen dann dicht bei dicht, das bürgt für Qualität. Um diese nicht zu beschädigen, wird das Holz gespalten, nicht geschnitten. Das tut er im Freien vor seinem Elternhaus. Mit Beil und Messer entfernt er alle Astlöcher. In der Werkstatt rattern schon die Spalt- und die Hobelmaschine, urige, 30 Jahre alte Spezialanfertigungen. Klar, zuerst wird geschnitten. „Wo gehobelt wird, fallen Späne“, beweist bald sein Pullover und der prüfende Blick fehlt auch nicht. Ein Netz fängt die Schindeln auf. Die kommen dann fünf bis sieben Tage in die Trockenkammer, danach aber wieder ins Freie, um etwas Feuchtigkeit aufzunehmen. Starr sollen sie nicht sein. Rundschindeln sind teurer Rietzler hat zahlreiche Kunden, fast alle durch Mundpropaganda. Was kosten die Schindeln? Die aus Fichte 50 bis 60 Euro der Quadratmeter, die aus Weißtanne 70 Euro, jeweils inklusive Verlegung aber plus Mehrwertsteuer. Bei den kleinen Rundschindeln wird’s teurer, werden doch für einen Quadratmeter Fläche 480 Stück benötigt. 100 Euro extra kostet das Anbringen. Das machen die Schindelverleger. Einige dieser Kleinbetriebe tun beides. Abgesehen von der Schönheit und dem gutem Raumklima rechnet sich solch ein Holzhaus. Dächer und Wände aus Fichte halten rund 20 Jahre, aus Lärche 30 Jahre. Verständlich, dass der Architekt Bernardo Bader für sein eigenes Domizil Lärche verwendet hat. Das eineinhalbstöckige Haus und seine übrigen Bauten stehen für gekonnte Schlichtheit. Energieeffizienz wird im Bregenzerwald ebenfalls groß geschrieben. Parallel zur modernen Holzarchitektur ist eine design-orientierte Handwerkerszene entstanden. Die 100 Innovativsten haben sich im Werkraum Bregenzerwald zusammengeschlossen. Ihr „Werkraum Haus“ in Andelsbuch wurde im Frühjahr eröffnet, ein großzügiger Bau für Ausstellungen und Begegnungen, konzipiert vom Schweizer Architekten Peter Zumthor. Das Kellergeschoss und das Stiegenhaus wurden in Massivbauweise erstellt. Eine Glasfassade umgibt den 700 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum, eine Trägerrostkonstruktion aus Holz fügt sich zum Flachdach. > URSULA WIEGAND Neue Schulmensa aus Konstruktionsvollholz Mit Douglasie gebaut Im Zuge der Einführung des achtjährigen Gymnasiums stieg am Stuttgarter Königin-CharlotteGymnasium die Essensausgabe auf 250 bis 300 Essen pro Tag. Mit der bestehenden Küche und dem viel zu kleinen Speisebereich im 1. Obergeschoss des Schulgebäudes konnte dieser Bedarf nicht mehr gedeckt werden. Zur Verbesserung der Situation wurde eine Mensa in einem Pavillon neben dem Haupteingang zum Schulzentrum errichtet. Charakteristisch für den Neubau ist eine L-förmige Veranda, eine Art Schwellenbereich zwischen Speisesaal und Park. Das bis zu vier Meter frei auskragende Dach über der Veranda schützt im Sommer vor starker Sonneneinstrahlung und erlaubt auch bei feuchter Witterung den Aufenthalt im Freien. Im Kontrast zu dieser Öffnung des Baukörpers Richtung Park stehen die weitgehend geschlossenen Wände nach Nord-Westen. Hier befinden sich die Küche, alle notwendigen Nebenräume und die Zufahrt für die Anlieferung. Pfosten und Träger aus Konstruktionsvollholz bilden das tragende Skelett. Wandelemente mit einer inneren Verkleidung aus Drei-Schichtplatten wurden an den beiden geschlossenen Seiten des Pavillons als Holzrahmen in das Skelett eingefügt. Eine Schutzschicht aus Hartwachsöl bringt die Maserung des rötlichen Douglasienholzes zur Geltung. Außen schützt eine gut hinterlüftete verti- kale Schalung aus Douglasie die Fassade. Unterschiedlich tiefe Schalbretter strukturieren die Fassade im Gegensatz zur glatten Glasfassade Richtung Park. Bei der Wahl der Materialien wurden nachwachsende, natürliche Baustoffe bevorzugt. Auf dem Flachdach breitet sich eine extensive Begrünung aus. Rötliche Maserung Der mit grünem Linoleum belegte Boden setzt die Wiese des umgebenden Parks im Speisesaal fort. Eine abgehängte Decke aus gelochten Platten sorgt für die vorgeschriebene Senkung der Nachhallzeit im Speisesaal auf 0,6 Sekunden. Die Glasfassade besteht aus Holz-Aluminium-Elementen. Um 180 Grad drehbare Türen erlauben eine großzügige Öffnung der Fassade des Speisesaals über die Veranda zum Park. Da das Gebäude im Schatten größerer Bäume liegt, war die Anordnung von Solarkollektoren auf dem begrünten Flachdach nicht sinnvoll. Dafür konnte das Gebäude umweltschonend an die neu installierte zentrale Holzpellet-Heizung der Schule angeschlossen werden. Ein horizontaler Fensterschlitz auf der Nordwestseite macht eine natürliche Durchlüftung des Saales möglich. Nur über der Küche ist eine mechanische Entlüftung notwendig. > BSZ Das neue „Haus am See“. M it drei neuen Themenhäusern – „Haus am See“, „Haus am Feld“ und „Haus am Wald“ – gibt es im Hofgut Hafnerleiten nunmehr insgesamt sieben solcher Ferienhäuser. Alle Häuser haben einen ganz eigenen Charme inmitten der fast unberührten Natur des Hofguts. „Ich wollte Häuser mit persönlicher Note, die meine Gäste wirklich berühren.“ so Besitzer Erwin Rückerl. Das ist gelungen. Jedes Haus ist ein Unikat: Durch überaus große Fenster genießt man einen großartigen Blick in die Umgebung, um die neuen Gebäude herum entsteht ein rauschender Bambus-Wald. In den Räumen selbst gibt es ebenfalls das beeindruckende Wohngefühl einer Umgebung aus Holz. Auf der architektonischen Zutatenliste für die drei neuen Bauten standen für die Bauherren ein lang gestreckter Baukörper, jede Menge Glas, der Effekt von Räumen, die absolute Ruhe ausstrahlen und eben besonders wichtig, der Baustoff Holz. „Wir haben hier die besten Erfahrungen mit Holz als Baustoff gemacht“, erklärt Rückerl, dem besonders die Verwendung heimischer Hölzer wichtig war. Im Hofgut sind hauptsächlich Eiche, Lärche und weiße Tanne verbaut – die sich nicht nur im Farbton und der Helligkeit stark unterscheiden. Man erlebt sie anders. „Wir haben bewusst mehrere Holzarten zur Unterstützung verschiedener Themen für die Häuser eingesetzt. Die sinnlichen Farben und FOTO HOFGUT HAFNERLEITEN Strukturen können ganz unterschiedliche Wahrnehmungen erzeugen. In den Wellness-Würfeln beispielsweise ist man von der strapazierfähigen Lärche umgeben. Die natürliche und wärmende Struktur dieser Holzart beruhigt die Seele und erzeugt eine wohlige und besänftigende Atmosphäre“, so Hausherr Rückerl. Im neuen „Haus am See“ spielt neben der robusten Lärche die Weißtanne eine große Rolle – ergänzt durch dunkles Leder und schwarzen Stein. Die grauweiße Färbung der Tanne beeindruckt schlicht und unverfälscht durch ihre Natürlichkeit. Sie gilt als stärkend und ist besonders geeignet überall dort, wo Holz – wie hier am See – einer ständigen oder wechselnden Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Ihre positiven Aspekte wirken auch im „Haus am Feld“, hier setzte man jedoch mehr auf Kontraste – in Anlehnung an die Farbwechsel auf den Feldern: hell und dunkel. Daneben im „Haus am Wald“ schlägt die Ausstattung mit gegrauter Eiche sanfte Töne an. Der mittlere Holz-Ton wurde durch kühle Farben in der Einrichtung spannungsreich gestaltet und drückt hier beständigen Einklang mit der Natur aus. Die harmonische Kombination der Hölzer schafft in allen neuen Häusern individuelle Stimmungen, inspiriert durch Licht und Schatten. Dass eine Raumausstattung aus Holz die Herzfrequenz senkt und das Raumklima positiv beeinflusst, ist längst bewiesen. Eine einjährige Pilotstudie des Instituts für Nichtinvasive Diagnostik am österreichischen Forschungszentrum Joanneum weist nach, dass Holzumgebung sich heilsam und beruhigend auf das Kreislaufsystem auswirkt. Ergänzend zeigen internationale Studien auf, dass ein Zusammenhang zwischen niedriger Herzfrequenz und höherer Lebenserwartung besteht. Die Rückzugsorte im Hofgut setzte Rückerl mit verschiedenen Planern um. Immer gleich geblieben ist jedoch seine Präferenz für die ZimmerMeisterHaus-Manufaktur Huber aus Falkenberg, die sich seit 1910 der Holzbautradition verpflichtet hat. Vorgefertigte Holzbauteile In einer ZimmerMeisterhausManufaktur läuft das meiste vollautomatisch. Das Holz wird computergesteuert auf die richtigen Maße zugeschnitten und für die weitere Verarbeitung vorbereitet. Auch die nächsten Schritte bis zum fertigen Passiv- oder Niedrigenergie-Gebäude in Holzständerbauweise erfolgen maschinell. Die vorgefertigten Holzbauteile lassen sich dann in wenigen Tagen auf der Baustelle montieren. Anders als bei mineralischen Baustoffen entfällt bei Holz die Austrocknungszeit. Bevor die einzelnen Teile zugeschnitten und zusammengebaut werden können, müssen jedoch die Details am Computer festgelegt werden. Das Architekturbüro Format Elf lieferte die detaillierte Werkplanung für die recht komplexen Gebäude. Die Firma Holzbau Huber setzt diese Pläne präzise um – und bringt eigene innovative Ideen mit ein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich wie hier um ein Ferienhaus, ein Wohnhaus oder mehrgeschossige Gebäude für die Wohnungswirtschaft handelt. Bei den Holzbauten verwendet man vorgefertigte Holzrahmenbau-Elemente für das tragende Ständerwerk des Gebäudes. Die Bauten werden immer durchgehend gedämmt mit natürlichen Dämmstoffen. Konzipiert wurden die neuen Themenhäuser in NiedrigenergieStandard. Wie schnell so ein Haus aufgebaut ist, begeistert den Hausherrn Rückerl. „Pro Tag ein Haus. So schnell geht das“, sagt er. Für den Innenausbau benötigt man noch einmal zwei bis drei Monate. „Das Bauen mit Holz ist klimaschonend und energiesparend“, erklärt Michael Huber. „Aber auch visuell hebt sich Holz von anderen Baustoffen ab. Dazu wächst der Naturstoff auch noch direkt vor der Haustür und verbraucht bei seiner Verarbeitung deutlich weniger Energie als andere Baustoffe. Seine Philosophie ist eine ganzheitliche Betrachtung unter ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten. „Das Haus der Zukunft“, so Huber, „ist aus Holz.“ > EVA MITTNER Regnauer Haus Ambienti+ gewinnt Golden Cube Das Unternehmen Regnauer aus Seebruck ist der diesjährige Gewinner des „Golden Cube“, der renommiertesten Auszeichnung des deutschen Holzfertigbaus. Der Entwurf „Ambienti+“ konnte sich dabei gegen eine namhafte Konkurrenz durchsetzen und überzeugte die unabhängige Jury durch seine gelungene Kombination aus harmonischer Architektur und innovativer Haustechnik. Der Fachschriften-Verlag Fellbach verlieh zum achten Mal den Großen Deutschen Fertighauspreis, den „Golden Cube“. „Dieser Preis zeichnet architektonisch anspruchsvolle und zukunftsfähige Häuser in Fertigbauweise aus“, sagte Harald Fritsche, Geschäftsführer und Chefredakteur des Fachschriften-Verlags Fellbach. Das Seebrucker Familienunternehmen konnte die Jury bereits zum dritten Mal nach 2008 (Haus Vita Cube) und 2011 (Silence Decke) mit seinen Holzfertigprodukten überzeugen. > BSZ GRATIS Faszination Holz PFLEGEM ITTELPROBE BESTELLE N: www.bemb e.de Studio Nürnberg | Allersberger Straße 185 | Tel. 09 11 - 41 33 88 | www.bembe.de HOLZHAUSBAU · ANBAU · AUFSTOCKUNG · ZIMMEREI HUBER Holzbau GmbH · Eggenfeldener Str. 4 – 8 · 84326 Falkenberg Tel. 08727/96000 · Fax 08727/217 [email protected] · www.huber-holzbau.de