Eiszeitlich überformte Hügellandschaft Vorderer Bregenzerwald Zwischen Pfänder und Winterstaude liegt eine stark gegliederte Hügellandschaft, der Vordere Bregenzerwald. Die Siedlungen breiten sich weit zerstreut auf den Sonnenterrassen aus (Streusiedlungen). Dazwischen liegen oft tiefe, bewaldete Tobel. Die Landschaft ist nach Nordwesten hin offen und daher sehr niederschlagsreich. Dies sind die besten Voraussetzungen für eine Grünlandwirtschaft. Der Vordere Bregenzerwald wird überwiegend von Konglomeraten und Sandsteinen aufgebaut. Konglomerate sind verfestigte Schotter, der Abtragungsschutt der Alpen. Hier sind diese Gesteine jedoch unter einer mächtigen Kalkkruste versteckt. Am Überhang bilden sich tropfsteinartige Baldachine, darunter sammelt sich das Wasser in kleinen Becken. Der gesamte Abhang bis hinunter zur Subersach ist von Kalk überkrustet. Natürlich werden in diese Krusten auch organische Teile, also Pflanzen und Tiere mit eingebaut. Das schwammige Gestein wird als Kalktuff bezeichnet. Es war früher als Baumaterial beliebt. Im weichen Gestein hat das Wasser der Bregenzerach und ihrer Nebenflüsse tiefe Schluchten gebildet. Besonders bei Hochwasser führen die Achen starkes Geschiebe. Damit ergeben sich für die Vorarlberger Kraftwerke an ihren Stauwehren große Probleme. Früher führten die Wegverbindungen durch die tiefen Schluchten (Holzbrücken), heute überspannen Hochbrücken die Talfurchen. Typisch für den Vorderen Bregenzerwald sind die Einzelhöfe. Hier züchten die Bauern noch vorwiegend das Vorarlberger Braunvieh. Es zeichnet sich besonders durch gute Milchleistung aus. Mit diesen Voraussetzungen haben sich im Bregenzerwald viele eigenständige Käsereien entwickelt. — Landwirtschaft Der Bregenzerwald ist ein niederschlagsreiches Gebiet. Die Landwirtschaft beschränkt sich auf die Viehzucht, wobei die Milchwirtschaft im Vordergrund steht. Nach dem Weiden auf den Wiesen werden die Kühe in den Stall getrieben. Heute kommt auf fast allen Höfen die Melkmaschine zum Einsatz. Beim Melken und dem anschließenden Lagern der Milch achtet der Bauer peinlich genau auf Sauberkeit. Die Milch wird täglich vom Tankwagen zur Verarbeitung in den Milchhof gebracht. Im Sommer mäht der Bauer das Gras für den Winter (Mahd). Während im Rheintal ein Großteil in sogenannten "Futterballen" direkt auf der Wiese gelagert wird, sind diese Plastikrollen im Bregenzerwald kaum zu sehen. Heute wird auf manchen Höfen das Heu in modernen Heutrocknungsanlagen nachgetrocknet. Auf der Heudiele wird das Futter für den Winter gelagert. Die Bauern des Bregenzerwaldes bewirtschaften auch Bergweiden. Auf diesen Vorsäßen weiden die Tiere je einen Monat im Frühjahr und im Herbst. Den Sommer über ist das Vieh „auf der Alp“, wie es in Vorarlberg heißt. Hirten oder Alpknechte versorgen das Vieh. Kühe melkt man hier meist noch von Hand. Über Nacht wird die Milch im kühlen Keller gelagert. Aus dem Rahm erzeugt der Senn Butter, aus der Restmilch Käse. Mitte September findet der große Alpabzug statt. Verlief der Sommer auf der Alpe unfallfrei, tragen die Kühe große Glocken und Blumenschmuck, sogenannte "Mojen". In vielen Dörfern des Bregenzerwaldes befindet sich eine Sennerei. Hier wird ein großer Teil der örtlichen Milchproduktion verarbeitet. Im Direktverkauf werden verschiedenste Milchprodukte angeboten: Butter, Käse und „Sig“ (Bregenzerwälder Schokolade). — Holzwirtschaft Die Waldgebiete des Bregenzerwaldes betragen etwa ein Viertel seiner Gesamtfläche. Sie bilden auch heute noch die Grundlage für eine intensive Waldwirtschaft und für die Holzverarbeitung. Das Holz für den Hausbau wird meist noch in eigenen Wäldern geschlagen. Nachdem der Förster die entsprechenden Bäume angeschlagen hat, werden sie von Holzern gefällt und entastet. Das Land Vorarlberg fördert die naturnahe Bringung des Holzes. In unwegsamen Wäldern wird das Holz mit Pferden gerückt. Wo es möglich ist, werden Seilwinden eingesetzt. Wo größere Holzmengen verarbeitet werden, muss Holz aus anderen Bundesländern oder dem Ausland zugekauft werden (Holzzukauf). Im Sägewerk werden die Stämme maschinell entrindet. Anschließend durchlaufen die Blöcke eine sogenannte Sägestraße, wo Bretter oder Balken geschnitten werden. Holz, das zum Bauen verwendet werden soll, wird auf einem Lagerplatz luftgetrocknet. Jenes Holz, das sofort benötigt wird, kommt in eine Trocknungsanlage. Zur Weiterverarbeitung wird die Ware zu einem Holzbauwerk oder einer Tischlerei gebracht. In Holzbauwerken werden die Bretter zu balkenartigen Teilen verleimt (Leimbinder). Damit können Dachkonstruktionen mit hohen Spannweiten hergestellt werden. Diese Träger werden beim Bau von Turnhallen, Sälen und Kirchen oder Ausstellungshallen verwendet.