iforum Nachh.01.12.10.Aachen_Bericht

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ÖA: Angelika Demmer
12.2010
Nachhaltigkeitsanforderungen in den Planungs- und Bauablauf integrieren
– Bericht zu einer Veranstaltung an der RWTH Aachen
Über die Notwendigkeit nachhaltiger Baulösungen besteht inzwischen unter allen Baubeteiligten
Konsens, beim Wie gehen die Meinungen noch auseinander. Dies zeigte sich beim iforum
Nachhaltigkeit, das zum zweiten Mal gemeinsam von >>bauforumstahl und der RWTH Aachen
veranstaltet wurde.
David Cook von Behnisch Architekten ging der Fragestellung nach, ob gestalterische Qualität
und das Wohlbefinden der Gebäudenutzer messbar seien. Durch die verschiedenen
Zertifizierungssysteme und kulturelle Unterschiede in den Ländern ergebe sich eine große
Komplexität zu diesen Fragen. Das schlichte Reduzieren von Nachhaltigkeit auf
Energieverbrauchswerte sei überholt. Die drei etablierten Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie,
Ökonomie und Soziales müssten gleichwertig in die Bewertung von Gebäuden einfließen. Dies
verdeutlichte er am Beispiel der Unilever Hauptverwaltung in Hamburg. Das moderne
Bürogebäude wurde gezielt für die Erfüllung der rund 60 Kriterien der DGNB-Zertifizierung
entworfen. Cook sieht die Vorgaben von Zertifizierungssystemen nicht als Einschränkung,
sondern als Leitfaden für in jeder Hinsicht innovative Gebäude.
Anna Braune von PE International beschäftigte sich mit den Ökobilanzen von Baustoffen und
Bauprodukten sowie Umweltproduktdeklarationen (EPD) und deren Verwendung in der
Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden. Über die gesamte Nutzungsdauer eines Bauwerks
betrachtet trete die Bedeutung nachhaltiger Baustoffen in den nächsten Jahren immer mehr in
den Vordergrund, die Energiekosten bei wachsender Energieeffizienz dagegen in den
Hintergrund. In diesem Zusammenhang beschrieb sie die Eigenschaften und Wirkungsweisen
von baustoffbezogenen Umweltproduktdeklarationen. Der darstellende, bewertungsfreie
Charakter der EPDs war der Umweltingenieurin besonders wichtig. Die EPD sei ein hilfreiches
Instrument bei der Gebäudebewertung.
bauforumstahl e.V. I Sohnstraße 65 I 40237 Düsseldorf
Mitglieder:
AfV Beltrame GmbH, AG der Dillinger Hüttenwerke, ArcelorMittal Commercial Long Deutschland GmbH, Gallardo Sections SL,
Ilsenburger Grobblech GmbH, Peiner Träger GmbH, Tata Steel Long Products,
Interessengemeinschaft Bauforum Stahl (IGBS): ArcelorMittal Distribution GmbH, Carl Spaeter GmbH, Friedrich Kicherer KG,
G. ELSINGHORST Stahl und Technik GmbH, Heinrich Schütt KG GmbH & Co., Heitmann Stahlhandel Münster GmbH & Co. KG,
Kerschgens Stahl & Mehr GmbH, Klöckner Stahl- und Metallhandel GmbH, KNAUF INTERFER SE, Salzgitter Mannesmann Stahlhandel GmbH
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Wann sind Stahlbauten besonders nachhaltig? fragte Prof. Dr.-Ing Markus Feldmann vom
Lehrstuhl für Stahlbau an der RWTH Aachen und stellte die aktuelle Entwicklung sowie
Forschungsziele für nachhaltige Bauweisen vor. Neben den üblichen 6 Basisanforderungen für
Bauwerke wurde die Bedeutung der sog. „6+1“ Anforderung: „Nachhaltiger Verbrauch von
natürlichen Ressourcen“ an Beispielen erläutert. Für den Baustoff Stahl formulierte er die
strategischen Aufgaben:
1. Verknüpfung der Stärken des Stahlbaus mit konkreten Nachhaltigkeitsanforderungen
2. Zielgenaue Entwicklung neuer, nachhaltiger Produkte
3. Verbesserte Formulierung der Nachhaltigkeitsbewertung für Stahlbaubelange und EPDs
Michael Juhr vom Architekturbüro Juhr befasste sich mit den Möglichkeiten der
Nachhaltigkeitsbewertung von Gewerbe- und Industriebauten am Beispiel eines Werkes zur
Edelstahlverarbeitung der Firma SANHA. Er zog einen Vergleich der DGNB-Zertifizierung zu
einem von der Arbeitsgemeinschaft Industriebau entwickelten Leitfaden für nachhaltiges Bauen
und bewertete Vor- und Nachteile beider Verfahren. Während die DGNB-Zertifizierung eine
kostenintensive, sehr komplexe Vorgehensweise erfordere mit dem Ziel, zu einer offiziellen
Gebäudebewertung in Gold, Silber oder Bronze zu gelangen, diene der AGI-Leitfaden als
einfacher Excel basierter Tool zum Einstieg in die Zertifizierung und zur Überprüfung von
eigenen Zielsetzungen für die Nachhaltigkeit.
Nach Einschätzung der Green-Building-Auditorin Michaela Lambertz von Drees & Sommer
müssen gute Architektur und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sein. Dies gelte insbesondere für
Neubauten, bei denen sich Green Building Design von Anbeginn einplanen lasse. Bei vielen
Bauherren sei das auch angekommen. Die Praxis zeige aber auch „Nicht alle sind bereit, diese
teils kostenintensiven Maßnahmen bei ihrem Bauvorhaben durchzuführen“, so Lambertz.
Wichtig sei die Optimierung von Bestandsimmobilien, die unter Nachhaltigkeitsaspekten wieder
fit für die Zukunft gemacht werden müssten, denn: „Rund 90 Prozent der Gebäude in Städten
und Gemeinden sind älter als zehn Jahre und entsprechen nicht mehr den erforderlichen
ressourcenschonenden Standards“, sagte Lambertz. In ihrem Vortrag „Zertifizierungssysteme
und Zertifizierung aus Sicht des Auditors“ stellte sie die drei in Deutschland gebräuchlichsten
Systeme vor und ging auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede ein: Das aus Großbritannien
kommende „BREEAM“ (BRE Environmental Assessment Method) zertifiziert die
umweltrelevante Gesamtleistung eines Gebäudes, von der Planung über die Ausführung bis hin
zur Nutzung. Das Label „LEED“ (Leadership in Energy and Environmental Design) wurde 1998
vom U.S. Green Building Council entwickelt und wird weltweit am meisten eingesetzt.
Grundlage des „DGNB“-Zertifikats ist die ganzheitliche und performanceorientierte Betrachtung
des gesamten Gebäudelebenszyklus’. „Der Weg zum zertifizierten Green Building erfordert in
jedem Fall die intensive Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten“, betonte Lambertz in
ihrem Vortrag.
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Mit dem Thema des nachhaltigen Bauens aus Sicht des Investors und GUs befasste sich der
Architekt Andreas Offele von der Ed. Züblin AG und stellte Maßnahmen vor für eine Integration
des Zertifizierungsprozesses in den gesamten Planungs- und Bauprozess. Von der Auswahl
geeigneter Subunternehmer, über eine vollständige Dokumentation aller Projektphasen bis zur
Festlegung von nachhaltigen Bauprodukten wurden sämtliche Bereiche beleuchtet. In einem
abschließenden Resumé ging Offele auf die besonderen Vorteile einer Zertifizierung für Investor
und GU ein. Seine Schlussfolgerung: Eine frühzeitige Integration der
Zertifizierungsanforderungen in den Planungs- und Bauablauf sichere eine durchgängig hohe
Qualität des Gebäudes und biete so für alle am Projekt Beteiligten Vorteile.
Foto: Hauptverwaltung Unilever in Hamburg (Behnisch Architekten©Adam MØrk)
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