Neue Titan- und Zirconiumkomplexe für die homogene Olefinpolymerisation DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Abteilung für Chemie an der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Diplom-Chemiker GUIDO NABERFELD aus Köln Mülheim an der Ruhr 2000 Referent: Prof. Dr. M. T. REETZ Korreferent: Prof. Dr. M. FEIGEL Tag der mündlichen Prüfung: 7. Februar 2000 Die vorliegende Arbeit entstand in der Zeit von August 1997 bis Dezember 1999 am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr unter der Leitung von Herrn Professor Dr. MANFRED T. REETZ. Herrn Professor Dr. MANFRED T. REETZ danke ich ganz herzlich für die Aufnahme in den Arbeitskreis, die Möglichkeit zur selbständigen Gestaltung der Arbeit, die hervorragenden Arbeitsbedingungen und die stete Diskussionsbereitschaft. Ich danke Herrn Professor Dr. MARTIN FEIGEL für die Übernahme des Korreferates und Herrn Professor Dr. mult. Dr. h. c. ALOIS HAAS für sein Auftreten als Drittprüfer. Allen Mitgliedern unseres Arbeitskreises danke ich für das extrem gute Arbeitsklima, die stete Hilfs- und Diskussionsbereitschaft sowie für viel Spaß im Labor und bei den zahlreichen gemeinschaftlichen Unternehmungen. Ich danke der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Gewährung von Promotionsstipendien. Mein Dank gilt ferner: Dr. GERD HADERLEIN, Dr. KLAUS KÜHLING, GERLINDE MEHLER, Dr. TORSTEN NEUGEBAUER und Dr. MARC WILLUHN für sorgfältiges und promptes Korrigieren. Dr. MARC WILLUHN für die Einführung in das Thema und das Lehren wichtiger Arbeitstechniken sowie für die Betreuung unserer gemeinsamen Literatur-Bibliothek, fruchtbare Diskussionen und die Vernichtung übermäßiger Keksvorräte. Herrn Professor Dr. GERHARD FINK und seinen Mitarbeitern für die Ermöglichung zahlreicher Polymerisationsversuche und GPC-Messungen sowie die Unterstützung und die vielen Diskussionen. Herrn Dr. RICHARD MYNOTT und Frau CORNELIA WIRTZ für NMR-spektroskopische Untersuchungen und viele Diskussionen sowie Herrn REINHARD ETTL für die Durchführung von Tieftemperaturmessungen und die Aufnahme zahlreicher korrelierter Spektren und Herrn JOCHEN KLEIN für die Rettung umfangreicher verloren geglaubter Prozeßdaten. der Abteilung von Herrn Dr. DETLEF STÖCKIGT und Herrn Dr. WOLFGANG SCHRADER, allen voran Herrn FRANK ABRAHAM und Herrn WERNER JOPPEK für die Messung und Auswertung zahlreicher Massenspektren. der Abteilung von Herrn Professor Dr. CARL KRÜGER und Herrn Dr. CHRISTIAN W. LEHMANN, insbesondere Herrn Dr. RICHARD GODDARD, Herrn JÖRG RUST und Herrn KARLHEINZ CLAUS für die Durchführung zahlreicher Röntgenstrukturanalysen und für Hilfe und Diskussionen. Herrn Priv.-Doz. Dr. KLAUS ANGERMUND für seine Unterstützung bei den Geometriebetrachtungen und zahlreiche ausführliche Diskussionen. Herrn GEORG BREITENBRUCH, Herrn ALFRED DEEGE, Frau HEIKE HINRICHS und Frau ROSWITHA KÖHLER für unzählige HPLC-Analysen und zahlreiche präparative Trennungen. Herrn MARCUS HERMES für die stete computertechnische Unterstützung und jede Menge Spaß auch außerhalb des Labors. meiner Praktikantin MARÍA MÉNDEZ PÉREZ für ihr großes Engagement und ihre sorgfältige Arbeit. den Damen des Sekretariats Frau ELLEN ENK und Frau MONIKA LICKFELD, besonders aber Frau ANGELIKA RATHHOFER für unbezahlbare Hilfe in Rat und Tat. Meinen Box- und Bürokollegen Dr. MICHAEL BECKER, Dr. CHRISTOPH FRÖMBGEN, Dr. DIRK GIEBEL, Dr. ANDREAS GOSBERG, STEFAN GREIFENHOFER, INGO SCHÖNEMANN, DENISE VOßBECK, Dr. ELKE WESTERMANN und PETRA WEDEMANN für die schöne Zeit und für das Ertragen der Dauerbeschallung. nicht zuletzt meiner Frau ELKE, die während des gesamten Studiums für mich da war und mich und meine Launen auch während des Zusammenschreibens ertragen hat. meiner Frau Elke „Es ist nicht genug zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun.“ Johann Wolfgang von Goethe INHALT I INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 1 1.1 Heterogene Olefinpolymerisation 1 1.2 Homogene Olefinpolymerisation 2 1.3 Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren 4 1.4 Diamido-Katalysatoren 7 1.5 Aufgabenstellung 10 2 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 15 2.1 Einflüsse der Borbrücke 15 2.1.1 Einfluß auf die Geometrie 2.1.2 Geometriebetrachtungen zu borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido- 2.1.3 2.2 2.2.1 2.3 15 Komplexen 16 Einfluß auf die elektronische Struktur 18 Methoden zur Darstellung von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen 20 Besondere Gesichtspunkte bei der Synthese borverbrückter Komplexe 22 Methoden zur Darstellung von Cyclopentadienylboranen und Aminoboranen 23 2.3.1 Borylierte Cyclopentadiene 23 2.3.2 Aminoborane 23 2.4 Darstellung der Komplexe via Silicium-Metall-Austausch 24 2.4.1 Darstellung disilylierter borverbrückter Cyclopentadienyl-Amino-Liganden 24 2.4.2 Darstellung der Komplexe 38 2.5 Darstellung der Komplexe via Amineliminierung und Transmetallierung 44 2.5.1 Darstellung borverbrückter Cyclopentadienylaminoliganden 44 2.5.2 Versuche zur Lithiierung der borverbrückten CpA-Liganden 65 2.5.3 Darstellung der Metallkomplexe 72 II INHALT 3 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 83 3.1 Methoden zur Darstellung von Diamido-Metallkomplexen 83 3.2 Methoden zur Darstellung der Diaminoliganden 84 3.3 Darstellung ferrocenverbrückter Diaminoliganden 85 3.3.1 Versuche zur Darstellung N,N’-diarylierter Ferrocendiamine aus 1,1’Dibromferrocen (78) 86 3.3.2 Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77) 87 3.3.3 Darstellung N,N’-diarylierter Ferrocendiaminen aus 1,1’-Diaminoferrocen (77) 90 3.3.4 Zusammenfassung 93 3.4 3.4.1 Darstellung (S)-binaphthylverbrückter Diaminoliganden Versuche zur Darstellung N,N’-diarylierter (S)-2,2’-Diamino-1,1’-binaphthyle aus 2,2 %LV>WULIOXRUPHWKDQVXOIRQ\OR[\@ ELQDSKWK\O85) 3.4.2 3.5 94 Darstellung N,N’-diarylierter (S)-2,2’-Diamino-1,1’-binaphthyle aus (S)-(–)-2,2 Diamino-1,1 -binaphthyl ((S)-87) 3.4.3 93 Zusammenfassung Darstellung der Diamido-Metallkomplexe 96 107 107 3.5.1 Darstellung der Metallkomplexe via Amieliminierung 108 3.5.2 Darstellung der Metallkomplexe via Silicium-Metall-Austausch 114 3.5.3 Zusammenfassung 115 4 OLEFINPOLYMERISATIONEN 119 4.1 Einsatz von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen als Katalysatoren 119 4.2 Mechanismus der homogenen Olefinpolymerisation 120 4.3 Aktivierung der Katalysatorsysteme 120 4.4 Wichtige Kenngrößen der Polymerisation 121 INHALT 4.5 III Polymerisationen mit Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) 122 4.5.1 Ethenpolymerisationen mit 73/MAO 123 4.5.2 Ethen/1-Hexen-Copolymerisationen mit 73/MAO 126 4.5.3 Diskussion und Vergleich mit Literaturdaten 128 Polymerisationen mit den Diamidokomplexen 131 4.6 4.6.1 Ethenpolymerisationen mit 103/MAO 131 4.6.2 Ethenpolymerisationen mit 105/MAO 131 4.6.3 Diskussion und Vergleich mit Literaturdaten 134 5 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 139 6 EXPERIMENTELLER TEIL 147 6.1 Methoden und Materialien 147 6.2 Darstellung der N-trimethylsilylsubstituierten Aminoborane 152 6.3 Darstellung der bis(trimethylsilyl)substituierten Borane 156 6.4 Darstellung der Chlorcyclopentadienylborane und -indenylborane 157 6.5 Darstellung der Aminocyclopentadienylborane 161 6.6 Darstellung der dilithiierten Liganden 169 6.7 Darstellung der Halbsandwich-Metallkomplexe 170 6.8 Darstellung der Diaminoliganden 175 6.9 Darstellung der Diamido-Metallkomplexe 186 6.10 Polymerisationen 190 7 ABKÜRZUNGESVERZEICHNIS 201 8 LITERATURVERZEICHNIS 205 KAPITEL 1 EINLEITUNG HETEROGENE OLEFINPOLYMERISATION 1 1 Einleitung 1.1 Heterogene Olefinpolymerisation Im Rahmen ihrer Arbeiten zur Darstellung von unverzweigten 1-Alkenen sowie von unverzweigten primären Alkoholen, der sogenannten Aufbaureaktion,[1,2] entdeckten ZIEGLER und Mitarbeiter 1953, daß Verbindungen der Metalle der IV. Nebengruppe in Gegenwart von Aluminiumalkylen in der Lage sind, Ethen auch bei niedrigen Drücken und Temperaturen zu polymerisieren (Abb. 1-1).[2,3] TiCl4, AlEt3 n H2C=CH2 CH2 CH2 n Abb. 1-1 Niederdruck-Olefinpolymerisation. Im Gegensatz zu der bei hohem Druck und hoher Temperatur durchgeführten radikalischen Polymerisation, bei der verzweigtes Polyethylen mit niedriger Dichte (Low Density Polyethylene – LDPE) anfällt,[4,5] wurde unter Verwendung dieser „metallorganischen Mischkatalysatoren“[6] erstmals hochmolekulares, weitgehend lineares Polyethylen hoher Dichte (High Density Polyethylene – HDPE) hergestellt. Nachdem ZIEGLER die Katalysatoren erfolgreich auch in der Polymerisation höherer Olefine wie Propen einsetzen konnte,[7] fanden NATTA und Mitarbeiter in der Folgezeit, daß sich mit dieser neuen Polymerisationsmethode stereoreguläre Polymere darstellen lassen.[8,9] Für ihre bahnbrechenden Arbeiten wurden ZIEGLER und NATTA 1963 gemeinsam mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.[10,11] Die erste Generation der ZIEGLER-Katalysatoren, bestehend beispielsweise aus einer Mischung von Titantetrachlorid und Triethylaluminium (Abb. 1-1), wies nur eine geringe Aktivität (ca. 60 kg(PP)⋅mol–1⋅h–1)[12] und Selektivität (<90 % iPP)[13] auf.[14] Durch den Zusatz von Donoren wie Ethern, Estern, Ketonen, Aminen, Amiden, Phosphinen u. a. gelangte man zu den Katalysatoren der zweiten Generation, die sowohl aktiver (ca. 180 kg(PP)⋅mol–1⋅h–1)[12] als auch selektiver (ca. 95 % iPP)[13] waren.[14,15] In den 60er und 70er Jahren standen mit den ZIEGLER-Katalysatoren der dritten Generation – Trägerkatalysatoren auf Magnesiumchlorid-, -ethylat- oder -oxid-Basis – erstmals Systeme zur Verfügung, die eine Reinigung des Polymers überflüssig machten. Diese sogenannten 2 EINLEITUNG leave-in-Katalysatoren waren zwar etwas unselektiver (92 % iPP)[13], dafür aber wesentlich aktiver (ca. 3500 kg(PP)⋅mol–1⋅h–1)[12] als die Systeme der zweiten Generation.[14,15] Die höhere Aktivität, verursacht durch die feinere Verteilung des Katalysators, führte zu Metallgehalten <10 ppm im Polymer,[14] so daß eine Abtrennung des Katalysators nach beendeter Polymerisation nicht mehr nötig war. Die Entdeckung von GALLI und Mitarbeitern bei Himont, daß sich mit Katalysatoren auf einem sphärischen MgCl2-Trägermaterial Polypropylen darstellen ließ, dessen Partikel ebenfalls eine sphärische Struktur aufwiesen,[16,17] führte schließlich zur Entwicklung von Katalysatorsystemen, mit denen sich die Morphologie des Polymers einstellen läßt (Abb. 1-2). Dies ist für die nachfolgende Verarbeitung des Polymers von Vorteil, da sich so rieselfähige Polymerpartikel darstellen lassen. Abb. 1-2 Zusammenhang zwischen der Morphologie des Katalysators und der des Polymers. Links herkömmlicher Titan-Katalysator, rechts MgCl2-geträgerter Katalysator. 1.2 Homogene Olefinpolymerisation Mitte der 80er Jahre richtete sich das Hauptaugenmerk in der Katalysator- und Prozeßentwicklung auf die kontrollierte Darstellung von Polymeren. So war man z. B. an Polymeren mit definierten Molmassenverteilungen interessiert. Da eine solche Kontrolle der Eigenschaften des Polymers mit den heterogenen Systemen nicht in ausreichendem Maße möglich war, verlagerte sich die Katalysatorforschung auf die Entwicklung homogener Katalysatorsysteme. Eine wichtige Entwicklung auf diesem Gebiet stellen die Metallocene[18] dar, mit denen erstmals Polymerisationskatalysatoren mit definierter Struktur der katalytisch aktiven Zentren (single-site-Katalysatoren) zur Verfügung standen. Metallocene sind bereits seit den 50er Jahren bekannt, der erste Vertreter dieser Verbindungsklasse war das 1951 beschriebene Ferrocen.[19-22] WILKINSON stellte 1954 durch die Reaktion von CpMgCl mit TiCl4 erstmals das Metallocendichlorid Cp2TiCl2 her,[23] das bereits 1957 sowohl von NATTA[24] als auch von BRESLOW[25] mit Aluminiumalkylen als Cokatalysatoren zur homogenen Polymerisation von Ethen eingesetzt wurde. Diese Systeme zeigten nur eine geringe Aktivität und Selektivität,[24-26] spielten jedoch als Modellsysteme HOMOGENE OLEFINPOLYMERISATION 3 für die Untersuchung des Mechanismus der Olefinpolymerisation eine wichtige Rolle.[27,28] Erst unter Verwendung des 1980 von SINN und KAMINSKY eingeführten Cokatalysators Methylalumoxan (MAO)[29] und der erstmals von BRINTZINGER[30,31] hergestellten chiralen ansa-Metallocene (ansa, lat. für Henkel) der IV. Nebengruppe gelangte man zu hochaktiven homogenen Katalysatoren, die in der Lage sind, höhere α-Olefine stereospezifisch zu polymerisieren.[32,33] Abb. 1-3 zeigt neben dem von BRINTZINGER verwendeten rac-Ethylenbis(tetrahydroindenyl)dichlorzirconium (rac-(EBTHI)ZrCl2, rac-1) einige weitere Beispiele für ansa-Metallocen-Katalysatoren. R ZrCl2 ZrCl2 rac-1 2a R = H 2b R = t-Bu ZrCl2 Me2Si ZrCl2 Me2Si rac-3 Me2Si rac-4 ZrCl2 rac- 5 Abb. 1-3 Zirconocene für die homogene Olefinpolymerisation. Ein grundlegender Vorteil der homogenen Polymerisationskatalysatoren gegenüber den heterogenen ZIEGLER-Systemen ist, daß sich durch Veränderungen der Ligandensphäre Einfluß auf die Polymerisationseigenschaften der Katalysatoren und hierdurch auf die Mikrostruktur des Polymers ausüben läßt. So können sowohl die Regio- und Isoselektivität als auch die Molmassen der erhaltenen Polymere gezielt variiert werden, wodurch neben den bekannten Materialien auch gänzlich neue Werkstoffe zugänglich werden.[34] Eindrucksvolle Beispiele für den Einfluß, den die Ligandensphäre des Katalysators auf das hergestellte Polymer hat, sind die Ergebnisse der Polymerisationen mit den Metallocenen 2-5. So läßt sich mit dem Cs-symmetrischen Metallocen 2a syndiotaktisches Polypropylen (sPP) mit hoher Stereoselektivität darstellen,[35] während eine Substitution in 3-Position mit einer 4 EINLEITUNG tert-Butylgruppe (2b) dazu führt, daß bei der Polymerisation isotaktisches Polypropylen (iPP) gebildet wird (Abb. 1-4).[36] SPALECK und Mitarbeiter entwickelten bei der Hoechst AG ausgehend vom Zirconocen rac-3, mit dem sich Isotaktizitäten von 82 % erreichen lassen, durch sukzessive Substitution an den Indenylringen des Liganden mit einer Methylgruppe in 2-Position (rac-4, 89 % iPP) und mit einem Naphthylrest in 4-Position den Katalysator rac-5, mit dem sich >99 % isotaktisches Polypropylen herstellen läßt (Abb. 1-4).[37] CH3 rac-1, 2b, rac-3, rac-4 oder rac-5 MAO n isotaktisches Polypropylen (iPP) CH3 2a MAO n syndiotaktisches Polypropylen (sPP) Abb. 1-4 Taktizität des Polymers in Abhängigkeit vom verwendeten Katalysator. Die großen Fortschritte in Design und Anwendung metallorganischer Komplexe als Katalysatoren für die Olefinpolymerisation in den letzten beiden Jahrzehnten haben diesen Katalysatorsystemen bereits zu kommerziellen Anwendungen verholfen.[38] Neben den klassischen verbrückten und unverbrückten Metallocenen wurden immer neue homogene Systeme mit anderen Liganden entwickelt, wobei außer den Elementen der IV. Nebengruppe auch andere Übergangsmetalle wie Chrom,[39,40] Eisen[41,42] oder Nickel[43-51] verwendet wurden. Dies zeigt das große Interesse, das sowohl im Bereich der akademischen als auch der industriellen Forschung an homogenen Polymerisationskatalysatoren besteht. 1.3 Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren Eine wichtige Entwicklung bei der Suche nach neuen, aktiveren, selektiveren und weniger empfindlichen Katalysatorsystemen ist der formale Austausch eines oder beider Cyclopentadienyl- gegen Amido-Substituenten. Mit der Einführung der Cyclopentadienyl-AmidoKatalysatoren (CpA-Katalysatoren, auch „constrained geometry catalysts“ (CGC) oder Halbsandwich-Katalysatoren) der IV. Nebengruppe (Abb. 1-5) durch CANICH[52-55] bei Exxon und STEVENS[56,57] bei Dow wurde Anfang der 90er Jahre die „Postmetallocen-Ära“ eingeläutet. CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-KATALYSATOREN 5 R’ Me2Si M N R,R’ = Alkyl, Aryl = Ti, Zr M = Cl, Me, Bn, NR2 X X X R 6 Abb. 1-5 Verallgemeinerte Struktur der Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren. Die entsprechenden Liganden gehen zurück auf Organoscandiumkomplexe, die von BERCAW und Mitarbeitern synthetisiert und als Polymerisationskatalysatoren eingesetzt wurden.[58,59] OKUDA berichtete 1990 von der Synthese des ersten Titan-CpA-Komplexes,[60] und schon wenig später wurden die bereits erwähnten Patente von Dow und Exxon offengelegt. Die CGCs sind hochaktiv (1500 kg(PE)⋅mol-1⋅h-1⋅bar-1),[61] und es werden Anstrengungen unternommen, sie kommerziell nutzbar zu machen.[38] Die hohe Aktivität der Halbsandwich-Katalysatoren[62] ist vermutlich auf die erhöhte LEWISAcidität des Metallzentrums zurückzuführen. Diese rührt daher, daß sich beim Übergang von Bis(cyclopentadienyl)- (7) über Cyclopentadienyl-Amido- (8) zu Diamido-Übergangsmetallkationen (9, siehe Kap. 1.4) die Anzahl der Valenzelektronen von 14 über 12 auf 10 verringert (Abb. 1-6).[63] M R M R2N R R2N M R M = Ti, Zr R2N 7 8 9 14 Valenzelektronen 12 Valenzelektronen 10 Valenzelektronen Abb. 1-6 Anzahl der Valenzelektronen in kationischen Metallkomplexen der IV. Nebengruppe. Was die Halbsandwich-Katalysatoren jedoch hauptsächlich von den Metallocenen unterscheidet, ist die bessere Zugänglichkeit des Metallzentrums, die auf ihre wesentlich „offenere Struktur“ zurückzuführen ist und deutlich veränderte Koordinations- und Polymerisationseigenschaften zur Folge hat. Genau diese veränderten Eigenschaften machen die Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren für die Industrie so interessant. So lassen sich unter Verwendung von CpA-Katalysatoren auch sterisch anspruchsvolle Comonomere gleichmäßig in Polyolefine einbauen, was mit den ZIEGLER- und Metallocen-Katalysatoren 6 EINLEITUNG nicht in diesem Maße möglich ist.[5,63] Vor allem in der Patentliteratur wird vom erfolgreichen Einsatz dieser Katalysatorklasse bei der Copolymerisation von Ethen mit linearen α-Olefinen wie 1-Hexen und 1-Octen[54,56,61,64-75] und cyclischen Comonomeren wie Norbornen[64,65,69,74-76] berichtet. Darüber hinaus gehören die Halbsandwich-AmidSysteme zu den wenigen Katalysatoren, mit denen sich in hohem Maße Styrol in Polyethylen einbauen läßt.[77-79] R’ Me2Si Ti X X N t- Bu Cl (H2C)n Ti Cl N n = 2,3 R 10 Me2Si 11 M X X N t- Bu 12 Abb. 1-7 Beispiele für Halbsandwich-Komplexe.[61,80-84] Außer dem siliciumverbrückten „Grundtyp“ des CpA-Komplexes (10), wie ihn z. B. MARKS[61] und PETERSEN[80] einsetzten, wurde inzwischen von zahlreichen Varianten mit sehr unterschiedlichen Polymerisationseigenschaften berichtet. So verwendeten bespielsweise SINNEMA und GREEN statt einer Silicium- eine Kohlenstoffbrücke (11),[81-83] und OKUDA variierte den Cyclopentadienylliganden (12).[84] Neben den bereits beschriebenen verbesserten Copolymerisationseigenschaften der CGCs weisen diese Katalysatoren im Vergleich zu Metallocenen eine erhöhte Stabilität gegenüber MAO auf, sind bemerkenswert stabil bei Polymerisationstemperaturen von bis zu 160 °C und produzieren generell Polymere mit höheren Molmassen.[5,63,85] Ähnlich wie bei den Metallocenen ist der genaue Zusammenhang zwischen der Ligandenstruktur und den Polymerisationseigenschaften des Katalysators auch bei den CpAKatalysatoren von großem Interesse. Erkenntnisse über einen solchen Zusammenhang würden die Darstellung von (Co-)Polymeren mit gewünschten physikalischen Eigenschaften durch eine gezielte Veränderung der Ligandensphäre ermöglichen. Aus diesem Grund sind die Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren chungen.[86,87] auch Gegenstand theoretischer Untersu- DIAMIDO-KATALYSATOREN 7 1.4 Diamido-Katalysatoren Ein weiterer Bereich des „Lebens jenseits der Metallocene“[38] sind Liganden, die über zwei Stickstoffatome an das Metall binden. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die 1995 von BROOKHART in Zusammenarbeit mit DuPont entwickelten Diiminopalladium- 13 und -nickelkomplexe 14[51] und besonders die 1998 nahezu zeitgleich von GIBSON mit BP Chemicals[42] und von BROOKHART gemeinsam mit DuPont[41] publizierten Diiminopyridyleisen- 15 und -cobaltkatalysatoren 16 (Abb. 1-8). i- Pr Me i- Pr N N M X N X M X X N N i-Pr Me i- Pr 13 M = Pd 14 M = Ni 15 M = Fe 16 M = Co Abb. 1-8 Diimino- und Diiminopyridyl-Metallkomplexe.[41,42,51] Neben diesen neutralen Diiminoliganden sind in den vergangenen Jahren auch zahlreiche Arbeiten über Titan- und Zirconiumkomplexe mit zweizähnigen, dianionischen N,NChelatliganden veröffentlicht worden. Bei diesen handelt es sich zum einen um die „einfachen“ Diaminoliganden, wobei besonders die von MCCONVILLE[88-90] bearbeiteten Bis(arylamido)komplexe vom Typ 17 oder die von JEON[91] beschriebenen Bis(anilido)komplexe 18 zu nennen sind. Zum anderen sind Komplexe mit Diaminoliganden beschrieben, die ein zusätzliches Donoratom tragen, wie beispielsweise SCHROCKS[92,93] NON-Zirconiumkomplexe 19 und die ebenfalls von MCCONVILLE[94] eingeführten Diamidopyridylzirconiumkomplexe 20 (Abb. 1-9). 8 EINLEITUNG C(CD3)2CH3 N N MeB(C6F5)3 Zr O TiMe2 N Me N C(CD3)2CH3 Si(i-Pr)3 19 N N 17 ZrMe2 N ZrCl2 N Si(i-Pr)3 N 18 20 Abb. 1-9 Diamidotitan- und -zirconiumkomplexe.[88-94] Wie schon im vorangehenden Abschnitt (siehe Kap. 1.3) beschrieben, verringert sich beim Austausch auch des zweiten Cyclopentadienylliganden gegen einen Amidoliganden die Anzahl der Valenzelektronen auf 10, was zu einer weiteren Erhöhung der LEWIS-Acidität des Metallzentrums verglichen mit den CpA-Komplexen führt. Dennoch konnten mit unverbrückten Diamidosystemen, die entweder mit Trimethylsilylresten oder mit sterisch anspruchsvollen Arylen substituiert sind,[55,95] bei der Polymerisation von Ethen mit MAO als Cokatalysator nur mäßige Aktivitäten (13 kg PE⋅mol-1⋅h-1⋅bar-1)[95] erreicht werden. Wesentlich bessere Ergebnisse wurden jedoch unter Verwendung von Diaminochelatliganden erzielt. Für das von MCCONVILLE entwickelte n-propylverbrückte Diamidosystem 17 sind bislang keine Ergebnisse zur Ethenpolymerisation veröffentlicht worden; für die Homopolymerisation von 1-Hexen mit MAO oder [Ph3C][B(C6F5)3] als Cokatalysator wurden jedoch sehr hohe Aktivitäten von bis zu 350 t⋅mol-1⋅h-1[96] beobachtet.[88] GIBSON erreichte mit seinem Katalysatorsystem, das über eine –Me2Si-CH2-CH2-SiMe2-Einheit verbrückt ist und eine große strukturelle Ähnlichkeit mit denen von MCCONVILLE aufweist, sehr hohe Aktivitäten bei der Polymerisation von Ethen (990 kg⋅mol-1⋅h-1⋅bar-1).[97] Auch mit den Systemen mit zusätzlicher Donorstelle konnten gute (SCHROCKS NON-System 19, DIAMIDO-KATALYSATOREN 9 100 kg(PE)⋅mol-1⋅h-1⋅bar-1)[92] bis ausgezeichnete Ergebnisse (MCCONVILLES Diamidopyridylsystem 20, 1500 kg(PE)⋅mol-1⋅h-1⋅bar-1)[94] erzielt werden. Allen diesen Systemen gemeinsam sind die sterisch anspruchsvollen Arylsubstituenten an den beiden Stickstoffatomen. Diese scheinen von entscheidender Bedeutung für die Stabilität und die Polymerisationseigenschaften der Diamidokatalysatoren zu sein.[98] So gelang es nach Aktivierung des Katalysators 17 mit B(C6F5)3 sogar, lineare α-Olefine bei Raumtemperatur lebend zu polymerisieren (Mw/Mn = 1.05).[89] Dies ist mit Metallocen/MAO-Systemen hingegen nicht möglich, da stets β-H-Eliminierungen und Kettenübertragungen auf den Aluminiumcokatalysator auftreten, was zu einer Verbreiterung der Molmassenverteilung (Mw/Mn ≈ 2.0)[99,100] führt. Diese beiden Reaktionen werden, ebenso wie ein bei Verwendung von MAO möglicher Angriff des Cokatalysators auf die Amidoliganden, im Falle der Diaminochelatliganden wahrscheinlich durch die sterisch anspruchsvollen Arylgruppen unterbunden.[5,38,101,102] Neben den beschriebenen Arbeiten sind noch zahlreiche weitere publiziert worden, die sich mit Diamidotitan- und -zirconiumkomplexen befassen und zeigen, daß diese Verbindungen eine hochinteressante Katalysatorklasse für die homogene Olefinpolymerisation darstellen.[103-117] Unter anderem wurden bereits erste Untersuchungen über den Einfluß der Größe des Chelatrings auf die Polymerisationseigenschaften angestellt,[97] systematische Arbeiten über den Einfluß der Art der Verbrückung und der elektronischen Eigenschaften der Stickstoffdonoratome stehen jedoch noch aus. Lediglich theoretisch untersuchte ZIEGLER mit Hilfe quantenmechanischer Rechnungen anhand der Katalysatorsysteme von MCCONVILLE[89] den Einfluß des verwendeten Metalls und der Substituenten an den Amidofunktionen.[98] CH2 H2C N CH2 R N Ti R Abb. 1-10 Anordnung der beiden Arylsubstituenten im Komplex 17 senkrecht zur N–Ti-N-Ebene.[98] 10 EINLEITUNG Er konnte unter anderem bestätigen, daß die sterisch anspruchsvollen Aryle, die im Fall der Titan-Komplexe senkrecht zur N–M–N-Ebene stehen und die axialen Positionen über und unter dieser Ebene blockieren (Abb. 1-10), die Kettenabbruchsreaktion deutlich verlangsamen. Bei den entsprechenden Zirconium-Komplexen ist aufgrund der längeren M–N-Bindungen die sterische Wechselwirkung zwischen den Arylgruppen und der Brücke verringert, so daß sich die Arylsubstituenten aus ihrer senkrechten Position herausdrehen können. Hierdurch sind die axialen Positionen weniger blockiert, wodurch eine Kettenabbruchreaktion nicht mehr effektiv verlangsamt wird. ZIEGLER schlägt als Lösung vor, die sterischen Wechselwirkungen durch Einführung weiterer Substituenten an den Arylen und/oder an der Brücke zu erhöhen. 1.5 Aufgabenstellung Cyclopentadienyl-Amido-Metallkomplexe stellen geeignete Katalysatoren für die Copolymerisation von Ethen mit sperrigen Comonomeren dar (siehe Kap. 1.3). Dies ist vor allem auf die offenere Struktur dieser Komplexe und auf die damit verbundene bessere Zugänglichkeit des katalytisch aktiven Zentrums zurückzuführen. Ziel dieser Arbeit war daher die Darstellung von CpA-Metallkomplexen mit größerem Öffnungswinkel des Liganden. Ein solcher sollte sich durch den Einbau eines sp2hybridisierten Brückenatoms erreichen lassen. Bor schien für diese Aufgabe sowohl aufgrund seiner Größe als auch wegen seines Valenzwinkels besonders geeignet (Abb. 1-11). α RB β R2Si NH NH R R α (≈ 120 °) > 2 β (≈ 110 °) 3 Abb. 1-11 Öffnungswinkel bei sp - und sp -verbrückten CpA-Liganden. Als Modellverbindung wurden Komplexe vom Typ 21 (Abb. 1-12) gewählt. Dabei sollte ein erster synthetischer Zugang zu borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen geschaffen und der Einfluß der Borbrücke auf die Struktur des Komplexes und auf dessen (Co-)Polymerisationsverhalten untersucht werden. AUFGABENSTELLUNG 11 R’ R B Ar N M N Ar M N R’’ 21 Ar N M Fe N Ar 22 23 Abb. 1-12 Grundkörper der Zielverbindungen. Die sterisch anspruchsvollen Arylgruppen an den Amidoliganden scheinen eine Voraussetzung für einen aktiven Diamido-Polymerisationskatalysator zu sein (siehe Kap. 1.4). Aus diesem Grunde erschien die Verwendung einer sterisch anspruchsvolleren Brücke wie z. B. 1,1'-Binaphthyl oder Ferrocen sinnvoll. Beide Einheiten waren bereits als Rückgrate in erfolgreichen Liganden für die enantioselektive homogene Katalyse eingesetzt worden. Die Frage war nun, ob diese Brückensysteme auch erfolgreich in Ligandensystemen für die homogene Olefinpolymerisation verwendet werden können. Zwar gibt es bereits Binaphthyl- und Ferrocen-verbrückte Metallocene,[118-121] allerdings ist über die Polymerisationseigenschaften dieser Systeme bisher wenig bekannt. Von einem Einsatz dieser Brückensysteme in Diamido-Polymerisationskatalysatoren der IV. Nebengruppe wurde bislang noch nicht berichtet. Als Modellverbindungen wurden daher Verbindungen der Typen 22 und 23 gewählt. Auch hier sollte ein synthetischer Zugang zu diesen Verbindungen geschaffen und der Einfluß der veränderten Geometrie der Verbrückung auf die Polymerisationseigenschaften untersucht werden. KAPITEL 2 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDOMETALLKOMPLEXE EINFLÜSSE DER BORBRÜCKE 15 2 Borverbrückte Cyclopentadienyl-Amido-Metallkomplexe 2.1 Einflüsse der Borbrücke Die Verwendung von Bor als Brückenatom in einem ansa-Halbsandwich-Komplex hat nicht nur einen Einfluß auf die Geometrie des Komplexes, sondern beeinflußt durch die LEWISsauren Eigenschaften des Boratoms auch dessen elektronische Struktur. Beide Punkte sollen im folgenden näher betrachtet werden. 2.1.1 Einfluß auf die Geometrie Wichtig für die Diskussion der Geometrie verbrückter Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe sind nur wenige Parameter. Neben den Cyclopentadienyl-Metall- und Stickstoff-MetallAbständen kommt dem Öffnungswinkel α des Liganden sehr große Bedeutung zu. Statt dieses Winkels, den das an die Brücke gebundene Kohlenstoffatom des Cyclopentadienylrings, die Brücke und das Stickstoffatom bilden, wird oft der Winkel β betrachtet, der vom Mittelpunkt des Cyclopentadienylrings, dem Metallatom und dem Stickstoffatom aufgespannt wird. Als eigentlichen bite angle[5] des Liganden kann man hingegen den Winkel γ bezeichnen, wobei die Abweichung von α dadurch zustande kommt, daß das Brückenatom B meist unterhalb der Ebene des Cyclopentadienylliganden liegt. Daher gilt allgemein, daß α größer ist als γ. ε γ δ β Bα M N Abb. 2-1 Winkel zur Beschreibung der Geometrie von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen. Betrachtet man die vereinfachten Darstellungen der Halbsandwich-Komplexe in Abb. 2-2, so vergrößert sich der Winkel β von Me2Si< über -CH2–CH2- zu -SiMe2–SiMe2-.[85] Erste Untersuchungen haben gezeigt, daß in der gleichen Richtung die Polymerisationaktivität der entsprechenden Titan-Katalysatoren abnimmt.[85] Umfassende Arbeiten zum Zusammenhang zwischen den geometrischen Parametern der CpA-Katalysatoren und ihrer Reaktivität wurden bislang nicht veröffentlicht, so daß eine Abschätzung, welchen Einfluß Änderungen der 16 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Geometrie auf das Polymerisationsverhalten haben, nur sehr schwer möglich ist. Si M N Si C M C ? M B Si N M N N Abb. 2-2 Geometrie von unterschiedlich verbrückten Halbsandwich-Komplexen. Ungeklärt war die Frage, wie sich der Einbau eines sp2-hybridisierten Brückenatoms auf die Anordnung von Cyclopentadienylring und Stickstoffatom auswirkt und ob sich auf diesem Wege ansa-Komplexe mit einem noch größeren Öffnungswinkel α herstellen lassen. Auch war von Interesse, wie sich der Winkel β ändert und welchen Einfluß diese Änderungen auf das Polymerisationsverhalten haben. 2.1.2 Geometriebetrachtungen zu borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen Zuerst einmal sollte in einer reinen Geometriebetrachtung festgestellt werden, ob die Darstellung eines borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexes zumindest theoretisch möglich ist. Borverbrückte Zirconocene waren bereits 1996 in unserem Arbeitskreis synthetisiert worden.[122,123] Im Falle der Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe führen allerdings die beiden unterschiedlichen Substituenten am Metallatom zu einer unsymmetrischen Bindung des Metallatoms an den Cp-Ring und zu einer erheblichen Spannung des pseudo-viergliedrigen Rings, der aus Cyclopentadien, Brückenatom, Stickstoffund Metallatom gebildet wird.[85] Die Frage war nun, ob eine weitere Erhöhung dieser Ringspannung durch den Einbau eines sp2-hybridisierten Brückenatoms die Bildung eines solchen Vierringes unmöglich macht. Aus diesem Grunde wurden aus literaturbekannten Kristallstrukturen die Werte für die entsprechenden Bindungslängen (C–B: 1.54 Å, B–N: 1.39 Å, Z–Ti: 2.08 Å, Z–Zr: 2.23 Å)[80,124,125] und Bindungswinkel (Z–C1–B: 150.4° (Ti) bzw. 154.1° (Zr), C1–B–N: 123.0°, C1–Z–Ti: 85.5°, C1–Z–Zr: 85.0°)[80,124] übernommen und daraus ein Modell der entsprechenden Verbindung aufgebaut. Der Übersichtlichkeit halber wurden in Abb. 2-2 und Abb. 2-3 die Substituenten am Boratom, am Stickstoffatom, am Metallatom und am Cp-Ring EINFLÜSSE DER BORBRÜCKE 17 nicht dargestellt. Im ersten Schritt wurde eine η5-Bindung des „Liganden“ an das Metallatom angenommen und der Stickstoff-Metall-Abstand lediglich durch Drehung um die Bor-Kohlenstoff- bzw. um die Bor-Stickstoff-Bindungen minimiert (Abb. 2-3). Die Dummy-Bindungen, die von den beiden Stickstoffatomen in Richtung der Metalle zeigen, entsprechen der Länge einer MetallStickstoff-Bindung (Ti–N: 1.97 Å, Zr–N: 2.11 Å).[80] C1 C1 Z B Z B 123° 123° 2.46 Å N 2.61 Å Ti Zr N Abb. 2-3 Simulierte Strukturen borverbrückter Halbsandwich-Komplexe. Für die Titanverbindung ergibt sich hierbei ein minimaler Stickstoff-Metall-Abstand von 2.48 Å, der somit deutlich über dem Wert für eine Stickstoff-Titan-Bindung (1.97 Å)[80] liegt. Im Fall des Zirconiums liegt der minimale Wert des Abstands zwischen Metall und Stickstoff bei 2.66 Å, weicht also ebenfalls um mehr als 0.5 Å von üblichen Werten für eine entsprechende Bindung (2.11 Å)[80] ab. Mit den gewählten Strukturparametern schien die Bildung borverbrückter CpA-Komplexe theoretisch kaum möglich zu sein. In der ersten Simulation war jedoch für den C1-B-N-Winkel ein Wert von 123° verwendet worden, der also nah an den idealen 120° für ein sp2-hybridisiertes Brückenatom liegt. In einem verbrückten Halbsandwich-Komplex sollte dieser Öffnungswinkel aber deutlich verkleinert sein. Daher wurde im nächsten Schritt ein C1-B-N-Winkel von 105° angenommen (Abb. 2-4). Diese Verringerung des Winkel ist etwa genauso groß wie im Fall bekannter siliciumverbrückter Komplexe, wo man C1-Si-N-Winkel von ca. 94° statt der idealen 109.7° für ein sp3-hybridisiertes Siliciumatom findet. 18 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE C1 C1 Z B 105° B 105° 2.04 Å N Z 2.17 Å Ti N Zr Abb. 2-4 Simulierte Strukturen borverbrückter Halbsandwich-Komplexe (C1-B-N-Winkel: 105°). Durch die Verkleinerung des Winkels am Brückenatom erhält man einen Titan-StickstoffAbstand von 2.04 Å, wobei der Dummy allerdings nicht exakt auf das Metallatom zeigt. Geht man davon aus, daß sowohl einige Bindungslängen als auch -winkel in einem tatsächlich existierenden Metallkomplex noch leicht von den angenommenen Werten abweichen können, so sollte die Ausbildung eines Cp-B-N-Ti-pseudo-Vierrings möglich sein. Im Falle des Zirconiumkomplexes erreicht man einen Zr-N-Abstand von 2.17 Å, die Abweichung von den Literaturwerten ist also noch geringer als bei der Titanverbindung. Hier zeigt der Dummy genau auf das Zirconium-Atom, so daß die Bildung eines borverbrückten ZiconiumHalbsandwich-Komplexes theoretisch möglich ist. Selbstverständlich sind diese qualitativen Betrachtungen sehr vereinfacht, da viele Werte konstant gehalten und Einflüsse der Substituenten auf die Geometrie sowie eventuell auftretende Torsionsspannungen im pseudo-Vierring völlig außer Acht gelassen wurden. 2.1.3 Einfluß auf die elektronische Struktur Wie in unserer Arbeitsgruppe erstmals gezeigt wurde,[126] kann man durch die kovalente Verknüpfung von stark LEWIS-aciden Boranen mit Zirconocenen zu selbstaktivierenden Katalysatoren gelangen, die in der Gegenwart von Aluminiumalkylen eine hohe Aktivität für die Polymerisation von Ethen zeigen. Eine mögliche Erklärung dieses Verhaltens ist, daß dabei aus dem neutralen Katalysatormolekül 24a durch eine intramolekulare Alkylwanderung vom Metallatom zum LEWIS-sauren Zentrum eine zwitterionische Spezies 24b mit einer freien Koordinationsstelle am Metallzentrum erzeugt wird (Abb. 2-5).[126,127] EINFLÜSSE DER BORBRÜCKE 19 R BR’2 BR’2 Zr R Zr R R 24b 24a Abb. 2-5 Zirconocen 24 mit einem kovalent gebundenen Boran am Liganden: vermutetes Gleichgewicht.[126,127] Bei Systemen dieses Typs tritt allerdings unter Polymerisationsbedingungen oft eine schnelle Desaktivierung auf. Im Fall der von REETZ[122,123] und SHAPIRO[128] beschriebenen borverbrückten Zirconocene konnte eine Selbstaktivierung der Katalysatoren nicht beobachtet werden. Dies war auch nicht zu erwarten, da in keinem der beschriebenen Komplexe ein dreifach substituiertes Boratom vorliegt, das eine Alkylgruppe vom Metallatom abstrahieren könnte. Vielmehr tragen alle Komplexe am Bor einen Donorliganden (Abb. 2-6), was zu einer Absättigung der LEWISAcidität des Borzentrums und hierdurch zu einer Verschiebung des Gleichgewichtes zwischen neutralem und zwitterionischem Zirconocen (vgl. Abb. 2-5) in Richtung des neutralen Komplexes führt. Ph B L ZrCl2 L = THF 25 L = PMe3 26 Ph L B ZrCl2 L = SMe2 27 L = PMe3 28 Abb. 2-6 ansa-Zirconocene mit Donorliganden an der Borbrücke.[122,123,128] Eine ähnliche Situation wie bei den letztgenannten Verbindungen ist im Fall der borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe zu erwarten. Bei diesen sollte der Amidosubstituent zu einer deutlichen Verringerung der LEWIS-Acidität des Boratoms führen. Es ist bekannt, daß die B–N-Bindungen in Aminoboranen aufgrund von pπ-pπWechselwirkungen einen starken Doppelbindungscharakter aufweisen.[129-131] Die Ausbildung dieser partiellen Doppelbindungen konnte aufgrund der gehinderten Rotation um die B–N-Bindung NMR-spektroskopisch nachgewiesen werden,[132-134] da sich die E- und Z- 20 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Isomere spektroskopisch unterscheiden lassen. Ein partieller Doppelbindungscharakter sollte im Falle der borverbrückten CpA-Komplexe dazu führen, daß die LEWIS-Acidität des Borzentrums stark verringert wird, so daß das Boratom nicht mehr in der Lage ist, einen Alkylsubstituenten vom Metallatom zu abstrahieren. Das in Abb. 2-7 dargestellte Gleichgewicht zwischen Komplex 29a und einem zwitterionischen Komplex 29b würde in diesem Fall nahezu vollständig auf der Seite des ersten Komplexes liegen. R’ B N M R R R’ B N R’’ M R R R’ R M R B R’’ 29a N R’’ 29b Abb. 2-7 Verschobenes Gleichgewicht von Verbindung des Typs 29. Es ist also nicht zu erwarten, daß sich mit diesem Ligandenkonzept selbstaktivierende Polymerisationskatalysatoren darstellen lassen. 2.2 Methoden zur Darstellung von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen Da bisher keine Arbeiten bekannt sind, die sich mit der Darstellung borverbrückter Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe befassen, mußte zu Beginn der eigenen Untersuchungen zunächst eine geeignete Syntheseroute gefunden werden. Dabei war es naheliegend, auf Methoden zurückzugreifen, die für die Synthese von ansa-Cyclopentadienyl-AmidoKomplexen und von ansa-Metallocenen (hierbei speziell von borverbrückten Metallocenen) etabliert sind. Für die Darstellung von ansa-Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen haben sich in der Vergangenheit drei grundsätzlich verschiedene Methoden als geeignet erwiesen, die sich in der Art des Metall-Precursors, der Art der Ligandenvorstufe und den Reaktionsbedingungen unterscheiden: 1. Die bereits 1954 von WILKINSON[23] bei der Darstellung von Metallocendihalogeniden eingesetzte Methode der Transmetallierung von Metallchloriden mit Alkali- oder Erdalkalicyclopentadieniden stellt nach wie vor die gebräuchlichste Methode zur Darstellung METHODEN ZUR DARSTELLUNG VON CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-KOMPLEXEN 21 von ansa-Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen dar.[60,61,135-138] Die Metallchloride werden häufig in Form ihrer besser zu handhabenden Tetrahydrofuran-Addukte eingesetzt. Auch die Verwendung des Titan(III)chlorid-tris(tetrahydrofuran)-Komplexes statt des reduktionsempfindlicheren Titan(IV)chlorids ist möglich. Anschließend muß wieder zu Titan(IV) oxidiert werden, wobei man neben den üblichen Oxidationsmitteln HCl, CCl4 und AgCl auch Alkylchloride wie Dichlormethan[77] verwenden kann. TEUBEN konnte zeigen, daß Bleidichlorid für diese Aufgabe besonders geeignet ist.[139] Die Liganden werden stufenweise aufgebaut, wobei die Reihenfolge der Verknüpfung prinzipiell beliebig ist. Es sind sowohl Beispiele bekannt, in denen zuerst der Cyclopentadienylteil des Liganden mit der Brücke verknüpft wird,[59,84,140] als auch solche, in denen zuerst die Aminofunktion addiert wird.[81,141,142] Die zweifach metallierten Liganden werden meist in situ dargestellt und bei tiefen Temperaturen mit dem MetallPrecursor zusammengegeben. Als Nebenprodukte der Transmetallierung bildet sich stets ein Alkali- bzw. Erdalkalimetallhalogenid. Die Methode der Transmetallierung hat jedoch einige Nachteile. Teilweise können die Komplexe nur in geringen Ausbeuten dargestellt werden, besonders bei Verwendung eines unsubstituierten Cyclopentadienyls.[80] Die Reduktion des Metallzentrums stellt bei der Verwendung stark reduzierender (z. B. eher ionischer) Cyclopentadienylanionen stets ein Problem dar,[143,144] das jedoch durch den Einsatz von Triethylamin bei der Umsetzung von Ligand und Metall-Precursor elegant zu lösen sein könnte.[81] In einigen Fällen wurde auch die Bildung von Komplexen beobachtet, in denen der Ligand zweimal an das Metall gebunden ist.[80,145] 2. ansa-Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe können ebenfalls durch die Umsetzung einer neutralen Ligandenvorstufe mit Metalltetramiden über eine Amineliminierung dargestellt werden. Diese Syntheseroute wurde bereits 1968 von LAPPERT zur Darstellung von Cp2Zr(NMe2)2 verwendet.[146] TEUBEN setzte diese Syntheseroute erstmals für die Darstellung von propylverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen ein, und schon wenig später stellte HERRMANN analog silylverbrückte Systeme dar.[147] Die Triebkraft der Reaktion ist die Bildung der leicht flüchtigen sekundären Amine. Die auf diesem Wege erhaltenen Metalldiamide können durch Umsetzung mit sauren Chloridquellen wie Ammoniumchloriden, Chlortrimethylsilan oder Phosphorpentachlorid in die entsprechenden Metalldichloride überführt werden.[80,148] 22 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 3. Eine dritte Synthesestrategie beruht auf dem Einbau einer Amido-Verbrückung in einen vorgeformten, unverbrückten Halbsandwich-Komplex.[149-151] Dabei wird ein Ligand des Typs Cp(SiMe2Cl)SiMe3 mit Titantetrachlorid umgesetzt, wobei sich Cp(SiMe2Cl)TiCl3 bildet, das dann mit einem Lithiumamid zum entsprechenden ansa-CpA-Komplex reagiert. Diese Synthesemethode ist jedoch bisher auf unsubstituierte Cyclopentadienyle und Titan beschränkt. Anellierte Ringe am Cyclopentadien werden nicht toleriert,[140] und beim Einsatz von Zirconium bilden sich keine ansa-Komplexe.[149] Für Metallocene gibt es eine weitere, mildere Synthesemethode, die allerdings bisher bei der Darstellung von ansa-Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen noch nicht eingesetzt wurde. Hierbei handelt es sich um die Umsetzung von Metallchloriden mit Silyl- oder Stannylcyclopentadieniden unter Silicium-Metall- oder Zinn-Metall-Austausch.[127,152,153] Als Nebenprodukte der Umsetzung bilden sich Silyl- oder Stannylchloride. Diese Route bietet verglichen mit der Transmetallierung von Alkali- oder Erdalkalicyclopentadieniden den Vorteil höherer Ausbeuten.[154] Die stannylierten Verbindungen, die aufgrund ihrer höheren Reaktivität insbesondere bei der Darstellung von Indenylliganden eingesetzt werden, sind jedoch toxisch. 2.2.1 Besondere Gesichtspunkte bei der Synthese borverbrückter Komplexe Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei der Synthese borylierter Komplexe besteht darin, daß das LEWIS-acide Borzentrum von Nucleophilen angegriffen werden kann. Dabei sind die Bildung eines tetragonalen Borat-Anions oder die Spaltung der Bor-Kohlenstoff-Bindung möglich. Die Spaltung von B–C-Bindungen wurde bereits bei der Darstellung borylierter Halbsandwich-Zirconiumverbindungen unter Verwendung von Metallamiden (Methode 2) beobachtet.[155,156] Auch bei der Wahl des Metall-Precursors und des Lösungsmittels ergibt sich das Problem, daß LEWIS-Basen auf das Borzentrum übertragen werden können. Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Auswahl einer geeigneten Base bei der Darstellung der Komplexe via Transmetallierung. Zwar müssen starke Basen verwendet werden, jedoch dürfen diese nur wenig nucleophil sein, da es ansonsten wiederum zu einem Angriff der Base auf das Boratom kommen kann (vgl. Kap. 2.5.2). So berichtete PAETZOLD beispielsweise, daß es bei der Umsetzung von Cyclopentadienyldiethylboran mit n-Butyllithium unter Spaltung der B–C(Cp)-Bindung zur Bildung von Cyclopentadienyllithium kommt.[157] METHODEN ZUR DARSTELLUNG VON CYCLOPENTADIENYLBORANEN UND AMINOBORANEN 23 2.3 Methoden zur Darstellung von Cyclopentadienylboranen und Aminoboranen 2.3.1 Borylierte Cyclopentadiene Borylierte Cyclopentadiene sind bereits seit über 25 Jahren bekannt und wurden bis in die 90er Jahre hauptsächlich aufgrund der synthetischen Herausforderung sowie des theoretischen Interesses an dieser Verbindungsklasse dargestellt. Insbesondere die Strukturdynamik war Gegenstand einer Vielzahl von NMR-spektroskopischen Untersuchungen.[157-166] Gerade in den letzten Jahren hat das Interesse an dieser Verbindungsklasse, besonders im Hinblick auf einen Einsatz als Liganden in der Katalyse, wieder stark zugenommen, und es wurde eine Vielzahl neuer Cyclopentadienylborane dargestellt.[126,156,167] Für Verbindungen dieses Typs stehen mehrere Darstellungsmethoden zur Verfügung. Neben der Umsetzung von Natrium- oder Lithiumcyclopentadieniden mit Borhalogeniden[126, 157-160,163,164,166,167] wurden auch Umsetzungen von Quecksilber-[163] und Thalliumcyclo- pentadienid[168] durchgeführt. Daneben wurde ebenfalls die mildere und selektivere Methode des Silicium- bzw. Zinn-Bor-Austausches (vgl. Kap. 2.2) für die Einführung des Borans verwendet. Der Einsatz von zinnsubstituierten Cyclopentadienen geht auf JUTZI zurück[164] und wurde insbesondere von REETZ und BRÜMMER für die Darstellung einer Vielzahl von borylierten Cyclopentadienen verwendet.[126,169,170] Im Fall der reaktiveren, da LEWISacideren Trihalogenborane können statt der toxischen Stannane auch Siliciumverbindungen eingesetzt werden.[161,164-166] 2.3.2 Aminoborane Aminoborane sind bereits seit den 40er Jahren bekannt, und es gibt eine Vielzahl etablierter Methoden für ihre Darstellung. Unter anderem wurden Aminoborane bereits durch Komproportionierungen von Halogenboranen und Aminoboranen, durch Disproportionierung anderer Aminoborane, durch Transaminierung anderer Aminoborane und durch Substitution von Hydrido-, Alkyl- oder Alkoxysubstituenten am Boratom dargestellt. Besonders verbreitet sind jedoch die Darstellungsmethoden aus Borhalogeniden durch Umsetzung entweder mit einem Metallamid,[171-173] wobei Lithiumamide bevorzugt werden,[174] oder mit dem ensprechenden Amin. Bei den Umsetzungen mit Aminen bildet sich im ersten Schritt stets ein Bor-StickstoffAddukt,[175] aus dem dann Halogenwasserstoff eliminiert werden muß. Diese Eliminierung 24 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE läßt sich mit einer Base erreichen, wobei es sowohl möglich ist, zwei Äquivalente des einzuführenden Amins einzusetzen,[131,176,177] als auch eine Hilfsbase.[175,178] Hierfür werden meist tertiäre Amine, speziell Triethylamin, verwendet, da diese den gestellten Anforderungen genügen, nämlich wenig flüchtig, aber basisch genug zu sein.[174] 2.4 Darstellung der Komplexe via Silicium-Metall-Austausch Um mögliche Probleme einer Boratbildung oder eines B–C-Bindungsbruches (siehe Kap. 2.2.1), wie sie sowohl bei der Transmetallierung als auch bei der Umsetzung mit Metallamiden auftreten können, zu vermeiden, wurden zunächst disilylierte Liganden dargestellt, um dann via Silicium-Metall-Austausch die entsprechenden borverbrückten Metallkomplexe zu synthetisieren. Als Zielverbindung wurde dabei Verbindung 30 gewählt, da sich siliciumverbrückte Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe mit einer tert-Butylgruppe am Stickstoff und mit einem unsubstituierten Cyclopentadienylrest bereits als sehr aktive Polymerisationskatalysatoren erwiesen haben.[5] Die phenylsubstituierte Borbrücke wurde gewählt, da in unserer Arbeitsgruppe bereits erfolgreich Bisindenylborane mit einem Phenylsubstituenten am Boratom dargestellt worden waren und darüber hinaus Dichlorphenylboran in ausreichender Reinheit kommerziell erhältlich ist.[123,179] TMS Ph B N TMS t-Bu 30 Abb. 2-8 Zielverbindung: disilyliertes Cyclopentadienylaminoboran 30. 2.4.1 Darstellung disilylierter borverbrückter Cyclopentadienyl-Amino-Liganden Prinzipiell ist die Darstellung der disilylierten Liganden auf zwei Wegen möglich (vgl. Kap. 2.2). So kann zuerst das TMS-Cyclopentadienylboran dargestellt werden (Route a) oder es wird zuerst der TMS-Aminosubstituent mit dem Boran verknüpft (Route b, Abb. 2-9). DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 25 Route a TMS TMS RB R’(TMS)N Li Cl Li TMS RBCl2 RB N TMS Cl RB R’ TMS N TMS R’(TMS)N Li R’ Li Route b Abb. 2-9 Alternative Syntheserouten zur Darstellung der disilylierten Liganden. 2.4.1.1 Versuchte Darstellung von Chlorphenyl(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (31) Zunächst wurde versucht, Chlorphenyl(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (31) darzustellen. Bei der Umsetzung von Dichlorphenylboran mit einem Äquivalent Trimethylsilylcyclopentadienyllithium bei –78 °C in THF konnte jedoch nur ein Gemisch erhalten werden, daß nicht näher charakterisiert wurde (31). TMS PhBCl2 + THF, 78 °C TMS Li PhB Cl 31 Abb. 2-10 Versuchte Darstellung von Chlorphenyl(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (31). 2.4.1.2 Darstellung von (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32) Da die Darstellung von Chlorphenyl(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (31) unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht möglich zu sein schien, wurde die alternative Syntheseroute getestet, in der zuerst das Aminoboran dargestellt wird (Route b, Abb. 2-9). Die Umsetzung von Dichlorphenylboran mit in situ aus Trimethylsilyl-tert-butylamin und n-Butyllithium dargestelltem Trimethylsilyl-tert-butyllithiumamid in Diethylether bei –78 °C 26 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE lieferte (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32) (Abb. 2-11). Nach Abfiltrieren des gebildeten Lithiumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum konnte das elementaranalysenreine Produkt in guten Ausbeuten (85 % über beide Stufen) als hellgelbes Öl erhalten werden, das bei –20 °C in Form von hellgelben Plättchen kristallisierte. Diese Kristalle waren geeignet für eine Kristallstrukturanalyse. NH SiMe3 Li n-BuLi N Et2O, 78 °C SiMe3 Cl 1 Äq. PhBCl2 Ph B Et2O, 78 °C N SiMe3 85 % 32 Abb. 2-11 Darstellung von (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32). Das IR-Spektrum von 32 zeigt durch das Auftreten einer starken Bande bei 1316 cm–1, die sich der B–N-Streckschwingung zuordnen läßt, daß eine B–N-Bindung ausgebildet wurde. Daneben treten die Signale für die Phenyl- und die TMS-Gruppe auf. Das 1 H-NMR-Spektrum der Verbindung zeigt je ein scharfes Singulett für die tert- Butylgruppe bei 1.57 ppm und für die TMS-Gruppe bei 0.13 ppm. Das Signal für das ipsoKohlenstoffatom im 13 C-NMR-Spektrum ist durch das Quadrupolmoment der Borkerne (Kernspin I = 3, 20 %) und 11B (I = 3 2 10 B , 80 %) so stark verbreitert, daß es nicht nachgewiesen werden kann. Die Signale für die tert-Butylgruppe liegen bei 57.3 ppm (CCH3) und 33.2 ppm (CCH3), das Signal für die Trimethylsilylgruppe weist eine chemische Verschiebung von 6.0 ppm auf. Die 11 B-NMR-Spektroskopie stellt trotz der für dreibindiges Bor häufig großen Linienbreite (für 32: ν½ ≈ 1700 Hz) eine wichtige Methode für die Charakterisierung der in dieser Arbeit synthetisierten Borverbindungen dar. Dabei weist die chemische Verschiebung von 11 B eine starke Abhängigkeit von der π-Elektronendichte am Borkern auf, die sich innerhalb einer Reihe homologer Verbindungen mit der LEWIS-Acidität des Boratoms korrelieren läßt:[180,181] die Signale LEWIS-aciderer Verbindungen treten dabei bei tieferem Feld auf als die von weniger LEWIS-aciden Boranen. Die chemische Verschiebung des 11 B-NMR-Signals der Verbindung 32 unterscheidet sich mit einem Wert von 45.5 ppm deutlich von der des Edukts Dichlorphenylboran (54.8 ppm)[180]. Diese Verschiebung liegt in einem Bereich, der typisch für ein dreifach substituiertes Boratom mit einem Aminosubstituenten ist. Als DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 27 Vergleich läßt sich das Signal für t-BuB(Cl)NHt-Bu heranziehen, das bei 40.4 ppm auftritt.[180] Berücksichtigt man eine Hochfeldverschiebung durch einen Phenyl- statt eines tert-Butylsubstituenten (t-BuB(NMe2)2: 36.4 ppm; PhB(NMe2)2: 32.4 ppm)[180] und eine deutliche Tieffeldverschiebung durch eine Silylgruppe am Stickstoff (MeB(N(Me)SiMe3)2: 41.2 ppm; Me–B(NHMe)2: 31.7 ppm)[180], so liegt das beobachtete Signal im erwarteten Verschiebungsbereich. Im Massenspektrum der Verbindung treten neben einem sehr schwachen Molekülionenpeak (267) ein durch eine für Amine typische[182] α-Spaltung am Stickstoff entstandenes Fragment (252) und ein durch Abspaltung der TMS-Gruppe und des Chloratoms entstandenes Fragment (144) auf. Außerdem konnte die tert-Butylgruppe (57) nachgewiesen werden. Cl C8 C6 C5 C1 C9 B C7 C4 C3 N C2 C10 C11 Si C13 C12 Abb. 2-12 Kristallstruktur von (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32). Die Kristallstruktur der Verbindung zeigt, daß das Boratom durch den Phenylring, die Trimethylsilylgruppe und die tert-Butylgruppe stark blockiert wird (Abb. 2-13). Die Bindung zwischen dem Boratom und dem Stickstoffatom ist mit einer Länge von 1.42 Å deutlich kürzer als die B–C-Bindung zum Phenylring, was auf den erhöhten Doppelbindungscharakter der B–N-Bindung zurückzuführen ist. 28 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE C11 C13 C9 Cl Si N C6 C5 C7 B C12 C1 C4 C10 C2 C8 C3 Abb. 2-13 Blick auf die B–N-Achse der Kristallstruktur von 32. 2.4.1.3 Versuche zur Darstellung von (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)phenyl[(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (30) Im nächsten Schritt sollte durch Austausch des Chlor- gegen einen (Trimethylsilyl)cyclopentadienyl-Substituenten der zweifach trimethylsilylsubstituierte Ligand 30 hergestellt werden. Bei der Umsetzung von (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32) mit (Trimethylsilyl)cyclopentadienyllithium (33) in einer Diethylether/THF-Mischung bei –78 °C konnte jedoch lediglich das Edukt 32 zurückgewonnen werden. TMS Cl Et2O/THF Li Ph B N TMS + TMS 32 N TMS 78 °C t-Bu 33 Ph B t-Bu 30 Abb. 2-14 Versuchte Darstellung des disilylierten Liganden 30 in Et2O/THF bei –78 °C. Es lag die Vermutung nahe, daß aufgrund der sterischen Belastung am Borzentrum keine Umsetzung stattgefunden hat. Dies wird auch durch die Kristallstruktur von 32 bestätigt (Abb. 2-13). Wie zuvor beschrieben, ist das Boratom durch den Amino- und den Phenylsubstituenten stark blockiert, so daß eine Annäherung des Cyclopentadienylanions behindert wird. Durch erhöhte Energiezufuhr sollte sich jedoch die Energiebarriere für einen DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 29 Chlor-Cp-Austausch überwinden lassen. Daher wurde die Reaktion in siedendem THF durchgeführt, wobei schon nach 90 Minuten im 11B-NMR-Spektrum ein Signal für eine neue Verbindung detektiert werden konnte, das gegenüber dem Signal des Edukts (32) zu höherem Feld verschoben ist. TMS Cl Cl Li Ph B N TMS + TMS THF Ph B N TMS Rückfluß t-Bu 33 Ph B N TMS t-Bu t-Bu 32 + 30 32 Abb. 2-15 Versuch zur Darstellung des disilylierten Liganden 30 in siedendem THF. Da bekannt ist, daß der Austausch eines Chlor- gegen einen (Trimethylsilyl)cyclopentadienylLiganden an einem Borzentrum zu einer Hochfeldverschiebung des 11 B-NMR-Signals führt (Me2BCl: 77.2 ppm[180]; Me2B(CpTMS): 72.0 ppm[127]), ist es wahrscheinlich, daß sich das Produkt 30 gebildet hat. Daher wurde das Reaktionsgemisch für insgesamt 65 Stunden unter Rückfluß erhitzt. Dabei wurden insgesamt neun Proben genommen, im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit und NMR-spektroskopisch untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist Abb. 2-16 dargestellt. 75 70 65 Umsatz / % 60 55 50 45 40 35 30 25 0 10 20 30 40 50 60 70 Zeit / h Abb. 2-16 Auftragung des Umsatzes der Reaktion von 32 und 33 gegen die Reaktionszeit. 30 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Dabei wurden die Integrale der Signale von Edukt (32) und Produkt (30) im 11 B-NMR- Spektrum bestimmt und daraus der Umsatz bestimmt. Es zeigt sich, daß das gewünschte Produkt 30 mit zunehmender Zeit in größerem Maße gebildet wird. Der Kurvenverlauf (durchgezogene Linie) deutet allerdings darauf hin, daß der Umsatz gegen ein Maximum läuft. Dieser liegt nach 65 Stunden bei 66 %. Eine Isolierung des disilylierten Liganden 30 über Kristallisation war nicht möglich. Wie aufgrund der Kristallstruktur von 32 (Abb. 2-13) vermutet, ist das Boratom also durch den Phenyl- und den N(TMS)t-Bu-Substituenten sterisch bereits so weit belastet, daß ein zusätzlicher (Trimethylsilyl)cyclopentadienylrest nur schwer koordiniert werden kann. Daher sollte statt des tert-Butylrestes eine sterisch weniger anspruchsvolle Gruppe verwendet werden. 2.4.1.4 Darstellung von Chlorphenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34) Es mußte ein Substituent gefunden werden, der zwar sterisch weniger anspruchsvoll ist als die tert-Butylgruppe, dessen elektronische Eigenschaften sich jedoch nicht zu sehr von denen der tert-Butylgruppe unterscheiden, da sie einen deutlichen Einfluß auf die Polymerisationsaktivtät von CpA-Komplexen haben.[85] Als geeignet erschien daher eine iso-Propylgruppe. Trimethylsilyl-iso-propyllithiumamid wurde in situ aus Trimethylsilyl-iso-propylamin und n-Butyllithium hergestellt und bei –78 °C in Diethylether mit Dichlorphenylboran umgesetzt. Nach Abfiltrieren des gebildeten Lithiumchlorids und Entfernen flüchtiger Bestandteile im Vakuum erhielt man in sehr guten Ausbeuten (92 %) elementaranalysenreines Chlorphenyl(Niso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34) als hellgelbe Flüssigkeit (Abb. 2-17). Diese erstarrte bei –20 °C zu einem kristallinen Feststoff. i-Pr NH TMS + n-BuLi Et2O, 78 °C i-Pr Li N TMS Cl PhBCl2 Ph B Et2O, 78 °C 92 % N TMS i-Pr 34 Abb. 2-17 Darstellung von Chlorphenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34). Das IR-Spektrum ähnelt dem der tert-butylsubstituierten Verbindung 32. Es tritt eine starke Bande bei 1334 cm–1 auf, die sich wiederum der B–N-Streckschwingung zuordnen läßt und DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 31 im gleichen Bereich liegt wie die entsprechende Bande im Spektrum des Aminoborans 32. Außerdem zeigt das Spektrum Banden für die Phenyl- und die TMS-Gruppe sowie eine starke Bande im Bereich für aliphatische C–H-Streckschwingungen. Das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung zeigt ein Signal für (CH3)2CH bei 3.84 ppm, das durch die Kopplung zu den beiden Methylgruppen zu einem Septett (3J = 7.1 Hz) aufgespalten ist. Entsprechend tritt das Signal für die beiden iso-Propyl-Methylgruppen als Dublett mit der gleichen Kopplungskonstante bei 1.44 ppm auf. Für die Trimethylsilylgruppe wird ein scharfes Singulett bei 0.14 ppm detektiert. Im 13 C-NMR-Spektrum treten die Signale für die iso-Propylgruppe bei 51.0 ppm (CH3CH) bzw. 24.2 ppm (CH3CH) auf. Das Signal für die Trimethylsilylgruppe liegt bei 2.8 ppm und ist wie die Aryl-Signale gegenüber denen von Verbindung 32 leicht zu höherem Feld verschoben. Das 11B-NMR-Spektrum zeigt ein Signal mit einer chemischen Verschiebung von 41.2 ppm, das damit um über 4 ppm gegenüber dem Signal der tert-Butyl-substituierten Verbindung 32 zu höherem Feld verschoben ist. Hier wird deutlich, daß sich die chemische Verschiebung von 11 B zwar in gewissem Rahmen mit der π-Elektronendichte am Borkern korrelieren läßt, daß jedoch darüber hinaus noch andere Faktoren eine Rolle spielen (siehe Kap. 2.4.1.2). Aufgrund der extremen Hydrolyseempfindlichkeit der Verbindung treten im Massenspektrum lediglich Peaks von Hydrolyseprodukten auf. 2.4.1.5 Versuchte Darstellung von Phenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino) (trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (35) Im nächsten Schritt sollte wiederum ein Austausch des Chlor- gegen einen (Trimethylsilyl)cyclopentadienylsubstituenten durchgeführt werden. Wie im Fall des tert-butylsubstituierten Liganden 30 konnte jedoch auch der zweifach trimethylsilylsubstituierte Ligand 35 nicht durch Umsetzung von Chlorphenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34) mit (Trimethylsilyl)cyclopentadienyllithium (33) hergestellt werden (Abb. 2-18). Bei einer Durchführung der Reaktion in einer Diethylether/THF-Mischung bei –78 °C konnte nach Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum und anschließender Extraktion mit Diethylether auch hier lediglich das Edukt 34 zurückgewonnen werden. 32 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE TMS Cl Et2O/THF Li Ph B N TMS + Ph B TMS N TMS 78 °C i-Pr 34 i-Pr 33 35 Abb. 2-18 Versuchte Darstellung von Phenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (35). Auch die iso-Propylgruppe scheint sterisch noch zu anspruchsvoll zu sein, so daß kein Austausch des Chlor- gegen einen (Trimethylsilyl)cyclopentadienylsubstituenten stattfindet. Daher sollte eine sterisch noch weniger anspruchsvolle Aminkomponente getestet werden. 2.4.1.6 Darstellung von Chlorphenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36) Da die Verwendung von Trimethylsilyl-iso-propylamin nicht zum Erfolg geführt hatte, wurde nun statt der iso-Propylgruppe eine n-Propylgruppe verwendet. Aus Trimethylsilyl-n-propylamin und n-Butyllithium wurde in situ Trimethylsilyl-npropyllithiumamid dargestellt und bei –78 °C zu einer Lösung aus Dichlorphenylboran in Diethylether getropft. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur, Abfiltrieren des entstandenen Lithiumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum konnte elementaranalysenreines Chlorphenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36) in ausgezeichneten Ausbeuten (94 %) als blaßgelbe Flüssigkeit erhalten werden (Abb. 2-19). NH SiMe3 n-BuLi Et2O, 78 °C Li N SiMe3 Cl PhBCl2 Ph B Et2O, 78 °C 2 94 % N SiMe3 1 3 36 Abb. 2-19 Darstellung von Chlorphenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36). Das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung zeigt ein Signal für die Methylenprotonen an C-1, das durch die Kopplung zu den Protonen an C-2 zu einem Triplett (3J = 7.7 Hz) aufgespalten ist. Die Protonen an C-2 koppeln sowohl mit denen an C-1 als auch mit denen der Methylgruppe, so daß das Signal zu einem pseudo-Sextett (3J = 3J = 7.6 Hz) aufgespalten ist. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 33 Das Triplett (3J = 7.4 Hz) für die Methylprotonen an C-3 weist eine chemische Verschiebung von 0.83 ppm auf, das scharfe Singulett für die TMS-Gruppe liegt bei 0.20 ppm. Das 13 C- NMR-Spektrum unterscheidet sich bis auf die Signale für die n-Propylgruppe kaum von dem der iso-propylsubstituierten Verbindung 34. Die chemischen Verschiebungen der Signale für die Aryl-Kohlenstoffatome und für die TMS-Gruppe sind nahezu identisch mit denen von Verbindung 34. Für die n-Propylgruppe finden sich drei Signale bei 50.9 ppm (C-1), 27.5 ppm (C-2) und 11.7 ppm (C-3). Das Signal im 11 B-NMR-Spektrum liegt bei 41.1 ppm und hat somit fast die gleiche chemische Verschiebung wie das von Chlorphenyl-(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34). Erneut konnten aufgrund der extremen Hydrolyseempfindlichkeit der Verbindung in den Massenspektren nur Hydrolyseprodukte nachgewiesen werden. Das IR-Spektrum ähnelt denen der Verbindungen 32 und 34 und weist außer den Banden für die Phenyl- und die TMS-Gruppe eine starke B–N-Bande bei 1391 cm–1 auf. 2.4.1.7 Darstellung von Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) Chlorphenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36) konnte in guten Ausbeuten mit Trimethylsilylcyclopentadienyllithium (33) zu Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) umgesetzt werden. Die Reaktion wurde in siedendem THF durchgeführt, anschließend das Lösungmittel im Vakuum entfernt und der gelbe Rückstand mit Diethylether extrahiert (Abb. 2-20). Nach Abfiltrieren des Feststoffes und erneutem Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man das elementaranalysenreine Produkt 37 in guten Ausbeuten (71 %) in Form eines Isomerengemisches als gelbes Öl. 4 Li N TMS + THF N TMS 7 Rückfluß, 71% 8 33 1 Ph B TMS n-Pr 36 TMS 2 5 Cl Ph B 3 6 37 Abb. 2-20 Darstellung von Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37). 34 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung deutet auf das Vorliegen mehrerer Isomere hin, die zudem fluktuierendes Verhalten zeigen. Diese Phänomene sind für Cyclopentadienylborane bereits seit den 70er Jahren bekannt und durch zahlreiche NMR-spektroskopische Untersuchungen belegt worden.[157-166,183] Neben diesen Arbeiten sind auch umfassende Untersuchungen zu Cyclopentadienylverbindungen von Silicium und anderen Hauptgruppenelementen durchgeführt worden.[184-191] Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeiten sind, daß bei fast allen untersuchten Cyclopentadienylverbindungen das oben schon angeführte dynamische Verhalten auftritt. Dabei findet entweder eine H-Wanderung statt, die als thermisch erlaubte suprafaciale 1,5-sigmatrope Umlagerung beschrieben wird,[192-194] oder eine Elementwanderung, die ebenfalls als 1,5-sigmatrope Umlagerung oder als 1,2Verschiebung aufzufassen ist.[195-201] Die Bevorzugung einzelner Isomere wird durch die relativen Bindungsenergien zwischen Heteroatom und Ringkohlenstoff und durch den Energieaufwand für die Verschiebung des Elements um den Cyclopentadienylring bestimmt. Elemente mit stark elektronenziehenden Substituenten bevorzugen die vinylischen Positionen, während elektronisch abgesättigte Substituenten eher in Allylstellung gebunden werden. Während für eine einfach substituierte Cyclopentadienylverbindung lediglich die Ausbildung von drei Isomeren möglich ist, erhöht sich die Anzahl bei zwei unterschiedlichen Substituenten wie in Verbindung 37 auf insgesamt elf. Si B B Si Si B B B Si B B Si Si Si Si Boratom allylisch gebunden Si Si B B B B Si Boratom vinylisch gebunden Abb. 2-21 Mögliche Isomere eines Cyclopentadiens mit zwei unterschiedlichen Substituenten. Welche Isomere im Fall von Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) gebildet werden, konnte nicht festgestellt werden. Die Situation scheint für diese Verbindung jedoch erheblich komplizierter zu sein als z. B. im Falle des DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 35 Dichlor(trimethylsilylcyclopentadienyl)borans (38). JUTZI und SEUFERT konnten zeigen, daß dieses strukturell relativ einfache Boran hauptsächlich in Form eines einzelnen Isomers vorliegt.[164] Dabei ergeben die Ringprotonen im Spektrum ein einziges, breites Signal, da durch ständige 1,5-Si-Wanderung mehrere, strukturell gleiche Verbindungen vorliegen (Abb. 2-22). SiMe3 SiMe3 Cl2B Me3Si BCl2 Cl2B I BCl2 Me3Si I’ II III Abb. 2-22 Nachgewiesene Isomere von Dichlor(trimethylsilylcyclopentadienyl)boran (38).[164] Da bei der 1,5-Wanderung zwei gleiche Isomere (I und I’) entstehen, spricht man auch von einer entarteten Wanderung. Daneben konnte die Bildung von zwei Nebenisomeren (II und III) im Verhältnis von 2:1 nachgewiesen werden. Neben den Signalen der zugehörigen Ringprotonen, die im Verschiebungsbereich olefinischer Cp-Protonen als scharfe pseudoTripletts erscheinen, treten zusätzliche Multipletts zwischen 3 und 4 ppm auf, die sich den allylischen Protonen zuordnen lassen. Im Bereich von 6.85-6.40 ppm des 1H-NMR-Spektrums von Aminoboran 37 treten mehrere sich überlagernde Signale auf, von denen ein Teil eine Multiplettstruktur aufweist, während die übrigen Signale sehr breit sind. Diese breiten Signale sind auch hier ein Hinweis auf eine Wanderung eines oder beider Substituenten um das Cyclopentadiengerüst. Die Anzahl der Signale zeigt jedoch, daß mehr Isomere vorliegen müssen als im Fall des Dichlor(trimethylsilylcyclopentadienyl)borans (38). Neben diesen Signalen treten auch hier zusätzlich Multipletts bei 3.08 ppm auf, die die Existenz von allylisch gebundenen Protonen anzeigen. Für die n-Propylgruppe treten zwei breite Signale bei 3.34 ppm (6-H) und 1.53 ppm (7-H) sowie ein Triplett bei 0.84 ppm (8-H) auf. Die Signale für die beiden TMS-Gruppen erscheinen als relativ breites Singulett bei 0.02 ppm (Cp-TMS) und als scharfes Singulett bei –0.01 ppm (N-TMS). Die zahlreichen Isomere führen zu einem im Aromatenbereich sehr komplexen 13 C-NMR- Spektrum. Eine Zuordnung dieser Signale war nicht möglich. Das Spektrum zeigt weiterhin neben den drei Signalen für die n-Propylgruppe bei 50.9 ppm (C-6), 27.7 ppm (C-7) und 36 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 11.4 ppm (C-6) zwei Signale bei 47.6 ppm und 45.3 ppm, die aufgrund ihrer geringen Linienbreite beide einem allylischen Cp-Kohlenstoffatom zugeordnet werden können, an das kein Boratom gebunden ist. Die Signale für die beiden TMS-Gruppen liegen bei 2.7 ppm (Cp-TMS) bzw. bei –1.6 ppm (N-TMS). Im 11 B-NMR-Spektrum treten ein Signal bei 45.1 ppm und ein schwächeres bei 34.1 ppm auf, was ebenfalls dafür spricht, daß mehrere Isomere vorliegen. Das Massenspektrum der Verbindung zeigt neben dem Molekülionenpeak (355) einen Peak, der von der Abspaltung einer TMS-Gruppe herrührt (282), einen Peak für ein Fragment, das durch Abspaltung der gesamten Cp-TMS-Gruppe gebildet wird (218) und einen intensiven Peak für ein TMS-Fragment. Das IR-Spektrum gleicht dem des Aminoborans 36, wobei im vorliegenden Fall allerdings die Banden für die TMS-Gruppen intensiver sind. Die starke B–N-Bande tritt bei 1379 cm–1 auf. 2.4.1.8 Versuche zur Darstellung von Phenyl[N-phenyl-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (39) Nach der erfolgreichen Darstellung des disilylierten Liganden 37 sollte versucht werden, den entsprechenden Liganden zu synthetisieren, der statt des n-Propyl- einen Phenylsubstituenten am Stickstoffatom trägt (39, Abb. 2-23). Entsprechend den pKS-Werten von Anilin (4.63)[202] und n-Propylamin (10.71)[202] sollte die TMS-Gruppe vom phenylsubstituierten Aminoboran 39 leichter abzuspalten sein als im Fall der n-propylsubstituierten Verbindung 37. Daher sollte auch ein Silicium-Metall-Austausch leichter vonstatten gehen. TMS PhBCl2 Ph B Ph-NH + n-BuLi TMS Cl Et2O, 78 °C Ph B N TMS Ph 40 N TMS Ph 39 Abb. 2-23 Versuchte Darstellung des disilylierten Liganden 39. Die Darstellung scheiterte jedoch bereits an der Darstellung der Aminoboranvorstufe 40. Aufgrund der hohe Lichtempfindlichkeit von Phenyl-N-trimethylsilyllithiumamid konnte Chlorphenyl[N-phenyl-N-trimethylsilylamino]boran 40 nicht in ausreichender Reinheit hergestellt werden. Man erhielt bei mehrfacher Durchführung des Versuches unter DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH Lichtausschluß immer ein braunes Öl als Produkt, dessen 11 37 B-NMR-Spektrum mehrere Signale aufwies. Im Massenspektrum konnte das Produkt zwar als Hauptkomponente nachgewiesen werden, eine Abtrennung der Verunreinigungen durch Kristallisation des Produktes war jedoch nicht möglich. Das erhaltene Gemisch wurde dennoch mit Trimethylsilylcyclopentadienyllithium umgesetzt, wobei wiederum ein Gemisch erhalten wurde, dessen Hauptkomponente massenspektrometrisch als das gewünschte Produkt 39 identifiziert werden konnte. Daneben deuten die Massenspektren auf das Vorliegen von zwei weiteren Verbindungen hin. Dabei handelt es sich zum einen um ein Aminoboran, in dem die TMS-Gruppe am Cyclopentadienylring durch ein Proton ersetzt wurde (41, Molpeak: 317, Abb. 2-24) und zum anderen um ein Cyclopentadien, das durch einen Bor-Silicium-Austausch zweimal mit einer (Phenyl-Nphenyl-N-trimethylsilylamino)boryl-Gruppe substituiert ist (42, Molpeak: 568, Abb. 2-24). Da die Abtrennung der Nebenkomponenten wiederum nicht möglich war, wurde nicht weiter versucht, Verbindung 39 darzustellen. TMS TMS N B N B B N TMS 41 42 Abb. 2-24 Mögliche Nebenprodukte der Umsetzung von Aminoboran 40 mit TMS-Cp (33). 2.4.1.9 Zusammenfassung Im vorangegangenen Abschnitt 2.4.1 wurden die Synthesen neuer N-TMS-substituierter Aminoborane sowie die Darstellung eines disilylsubstituierten borverbrückten CpA-Liganden vorgestellt. Außerdem wurden die Versuche zur Darstellung weiterer Liganden beschrieben, bei denen der N-Organylsubstituent durch einen anderen ersetzt ist. Im folgenden Abschnitt wird der CpA-Ligand 37 in Umsetzungen mit Metall-Vorstufen eingesetzt. 38 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 2.4.2 Darstellung der Komplexe 2.4.2.1 Versuchte Darstellung von Phenylborylcyclopentadienyl(N-n-propylamido)titandichlorid (44) Zu einer Lösung von Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran in Dichlormethan wurde bei –100 °C Titantetrachlorid gegeben und die Lösung über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt. Die Lösung wurde filtriert und das Filtrat anschließend im Vakuum stark eingeengt. Durch Abkühlen auf –20 °C konnte jedoch statt des erwünschten Produktes 44 nur die Verbindung 43 in Form von gelben Kristallen, die für die Röntgenstrukturanlyse geeignet waren, erhalten werden (Abb. 2-25). Durch Entfernen des restlichen Lösungsmittels im Vakuum wurde der Titankomplex 43 in guten Ausbeuten (85 %) als gelbbrauner Feststoff isoliert. 3 4 5 Ph B + TiCl4 N TMS 2 1 TMS CH2Cl2 100 °C, 85 % TMS-Cl Ph B TiCl3 N N TMS 6 TiCl2 Ph B TMS-Cl 7 8 37 43 44 Abb. 2-25 Bildung des unverbrückten Komplexes 43 statt des ansa-Komplexes 44. Das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung zeigt, daß es sich nicht um den borverbrückten CpAKomplex 44 handeln kann, da für die noch an das Stickstoffatom gebundene TMS-Gruppe ein Singulett bei –0.03 ppm auftritt. Die beiden Signale für die Phenyl-Protonen weisen eine Multiplettstruktur auf und zeigen eine chemische Verschiebung von 7.38 ppm (o-Ph-H) bzw. 7.31 ppm (p- und m-Ph-H). Sie sind damit gegenüber den Signalen des freien Liganden 37 ebenso geringfügig zu tiefem Feld verschoben wie die drei Signale für die n-Propylgruppe, von denen lediglich bei dem Signal der Methylenprotonen an C-6 (0.99 ppm) noch andeutungsweise eine Aufspaltung zu erkennen ist. Die Signale für die Protonen an C-7 (1.77 ppm) und die Methylgruppe (3.47 ppm) sind dagegen völlig unstrukturiert und breit. Die Signale der Cyclopentadienylprotonen weisen ebenfalls eine geringfügige Tieffeldverschiebung (ca. 0.5 ppm) gegenüber denen DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 39 des freien Liganden auf, wobei die chemische Verschiebung des Signales für 3-H und 4-H 7.31 ppm und die des Signales für 2-H und 5-H 7.11 ppm beträgt. Die Tieffeldverschiebung der Signale im 1H-NMR-Spektrum ist vermutlich auf die elektronenziehende Wirkung des stark LEWIS-aciden η5-koordinierten Titanatoms zurückzuführen. Hierdurch wird die Elektronendichte am Cyclopentadienylring deutlich verringert, was wiederum zu einer verminderten Abschirmung der Cp-Protonen führt. Darüber hinaus bewirkt die verminderte Elektronendichte am Cp-Ring, daß der Elektronenzug vom LEWIS-aciden Boratom auf den Amino- und den Phenylsubstituenten zunimmt, so daß auch die Signale dieser beiden Gruppen eine Tieffeldverschiebung erfahren. Eine solche Tieffeldverschiebung zwischen den Signalen im freien Liganden und im Komplex wurde z. B. auch von OKUDA bei einem siliciumverbrückten CpA-Komplex beobachtet.[60] In diesem Fall ist die Verschiebung der Signale für die Cp-Protonen allerdings nicht so ausgeprägt, während die übrigen Signale stärker zu tiefem Feld verschoben sind als im Fall der Verbindung 43. Dieser Sachverhalt läßt sich dadurch erklären, daß durch die zusätzliche Koordination des Amidosubstituenten die LEWIS-Acidität des Titans deutlich verringert ist, wodurch die elektronenziehende Wirkung auf den Cyclopentadienylring zurückgeht. Das 13C-NMR-Spektrum von Verbindung 43 zeigt überraschenderweise im Aromatenbereich nur vier Signale, wovon jedoch eines eine wesentlich höhere Intensität aufweist als die übrigen (Abb. 2-26). Abb. 2-26 Aromatenbereich des 13 C-NMR-Spektrums von 43 (CD2Cl2, 75.5 MHz). 40 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Diese drei schwächeren Signale konnten dabei den o-Ph-Kohlenstoffatomen (132.7 ppm), C-2/C-5 (132.3 ppm) und dem p-Ph-Kohlenstoffatom zugeordnet werden. Die Signale für C-3/C-4 und die m-Ph-Kohlenstoffatome sind isochron und bilden das intensivere Signal bei 127.5 ppm. Durch die Aufnahme von über Fernkopplungen 13 C,1H-korrelierten NMR- Spektren bei 150.9 MHz konnten auch die Quartärstellen bei 143.5 ppm (i-Ph-C) und 140.9 ppm (C-1) zugeordnet werden. Die Signale für die n-Propylgruppe liegen bei 50.5 ppm (C-6), 27.7 ppm (C-7) und 11.3 ppm (C-8) und sind damit, ebenso wie das Signal für die TMS-Gruppe bei 2.4 ppm, gegenüber den Signalen im freien Liganden kaum verschoben. Gleiches gilt für das Signal im 11 B-NMR-Spektrum, das mit einer chemischen Verschiebung von 41.5 ppm gegenüber dem des freien Liganden nur leicht zu tiefem Feld verschoben ist. Dies spricht dafür, daß sich die π-Elektronendichte am Boratom nicht gravierend ändert. Im IR-Spektrum des Komplexes 43 tritt eine charakteristische Bande für einen komplexierten Cyclopentadienylring bei 3117 cm–1 auf. Darüber hinaus können neben den Banden für die Phenylgruppe und denen für aliphatische C–H-Schwingungen eine Bande für die B–NSchwingung (1389 cm–1) und zwei weitere für die immer noch im Molekül vorhandene TMSGruppe (1248 und 844 cm–1) zugeordnet werden. Aufgrund der extremen Hydrolyseempfindlichkeit der Verbindung 43 konnten in den Massenspektren nur Zersetzungsprodukte nachgewiesen werden. Abb. 2-27 zeigt die Kristallstrukturanalyse der bei der Synthese erhaltenen Einkristalle der Verbindung 43. Cl3 Cl2 Ti C3 C4 Cl1 D1 C5 C2 C8 C1 C7 C6 C9 B C13 C14 C11 C10 C16 N C12 Si C15 C17 Abb. 2-27 Kristallstruktur des Titankomplexes 43. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 41 Während das Boratom in einer monohapto-Koordination (η1) an den Cyclopentadienylring gebunden ist, wie sie auch von JUTZI in Cp*2BF beobachtet wurde,[166] ist das Titan pentahapto (η5) an den Cp-Ring gebunden (Ti–C(Cp): 2.33-2.36 Å). Der B–C-Abstand zum Cyclopentadienylrest liegt bei 1.59 Å (B–C in Cp*2BF: 1.58-1.59 Å)[166], während die Bindung zum Phenylring durch eine π-Konjugation geringfügig auf 1.57 Å verkürzt ist (B–C in BPh3: 1.57-1.59 Å)[203]. Die Bindung zwischen dem Boratom und dem Stickstoffatom ist mit einer Länge von 1.42 Å deutlich kürzer als die B–C-Bindungen, was auf den erhöhten Doppelbindungscharakter der Bindung, der aus pπ-pπ-Wechselwirkungen resultiert, zurückzuführen ist. Die Winkel am Borzentrum weichen mit 116-123° etwas von den idealen 120° für ein trigonal planares Zentrum ab. Die drei Substituenten sind so zueinander angeordnet, daß die sterischen Wechselwirkungen minimiert werden. Hieraus resultiert ein Titan-Stickstoff-Abstand von 4.52 Å. Die in der Kristallstruktur gefundenen Bindungslängen und Winkel stimmen gut mit den in Kapitel 2.1.2 für die Geometriebetrachtungen verwendeten überein. 2.4.2.2 Weitere Versuche zur Darstellung von Phenylborylcyclopentadienyl(N-n-propylamido)-Metallkomplexen Da die Umsetzung des Liganden 37 mit Titantetrachlorid unter den im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Reaktionsbedingungen nicht zur Bildung des gewünschten Komplexes Phenylborylcyclopentadienyl(N-n-propylamido)titandichlorid (44) führte, wurde versucht, durch Variation des Lösungsmittels, der Reaktionszeit, der Temperatur und des Metall-Precursors zu Komplex 44 bzw. zum entsprechenden Zirconiumkomplex 46 (Abb. 2-29) zu gelangen. Zuerst wurde die in Abschnitt 2.4.2.1 beschriebene Reaktion erneut durchgeführt, wobei allerdings das Reaktionsgemisch nach Erwärmen auf Raumtemperatur für 24 Stunden unter Rückfluß erhitzt wurde. Auch hier konnte wiederum nur Komplex 43 isoliert werden, wobei allerdings am Signal im 11 B-NMR-Spektrum andeutungsweise eine Schulter zu erkennen ist (Abb. 2-28a). Die Umsetzung des Liganden 37 mit Titantetrachlorid ohne Lösungsmittel führte zum gleichen Ergebnis. Bei einer Umsetzung der beiden Reaktionspartner in Toluol und Erhitzen unter Rückfluß für 24 Stunden war im 11 B-NMR-Spektrum die Ausbildung einer Schulter am Signal der Verbindung 43 deutlich zu erkennen (Abb. 2-28b). 42 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE a) 24 h Rückfluß CH2Cl2 b) 24 h Rückfluß Toluol c) 24 h Rückfluß d) weitere 24 h o-Xylol Rückfluß o-Xylol 11 Abb. 2-28 B-NMR-Spektren von Proben des Reaktionsgemisches aus Ligand 37 und TiCl4 (CD2Cl2, 64.2 MHz (a-c), 96.3 MHz (d)). Auch im entsprechenden 1H-NMR-Spektrum konnte ein zweiter Signalsatz beobachtet werden. Da also eine Erhöhung der Reaktionstemperatur einen positiven Einfluß auf die Bildung einer zweiten Verbindung, möglicherweise des Komplexes 44 zu haben schien, wurde Toluol durch o-Xylol ersetzt und das Reaktionsgemisch erneut für 24 Stunden unter Rückfluß erhitzt. Nach Filtrieren wurde auch in diesem Fall eine Probe entnommen und NMR-spektroskopisch untersucht. In diesem Fall konnte im 11 B-NMR-Spektrum klar ein zweites Signal mit einer chemischen Verschiebung von 37.1 ppm nachgewiesen werden (Abb. 2-28c). Das Reaktionsgemisch wurde für weitere 24 Stunden in o-Xylol unter Rückfluß erhitzt, erneut filtriert und eine Probe NMR-spektroskopisch untersucht. Das Signal bei 37.1 ppm im 11 B-NMR-Spektrum ist geringfügig intensiver (Abb. 2-28d) als in der vorangegangenen Probe. Außerdem scheint eine Zersetzung stattzufinden, da im 1H-NMRSpektrum zahlreiche Signale auftreten, die nicht zugeordnet werden können. Aus diesem Grund wurde auf eine Fortführung des Experiments verzichtet. Eine Isolierung der zweiten gebildeteten Verbindung durch Kristallisation war nicht möglich. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA SILICIUM-METALL-AUSTAUSCH 43 Auch die Umsetzung des Liganden 37 mit dem Bis(tetrahydrofuran)-Addukt von TiCl4 führte nicht zur Bildung der Zielverbindung 44. Stattdessen fand überhaupt keine Reaktion statt, vielmehr konnten der Ligand 37 und der Titan-Precursor zurückgewonnen werden. Dieses Ergebnis ist konsistent mit den in der Literatur beschriebenen Beobachtungen. So reagiert das Bis(tetrahydrofuran)-Addukt von ZrCl4 aufgrund seiner herabgesetzten LEWIS-Acidität ebenfalls nicht unter Silicium-Zirconium-Austausch mit TMS-substituierten Cyclopentadienen.[152] Neben den Versuchen zur Bildung eines verbrückten CpA-Titan-Komplexes wurde versucht, den entsprechenden Zirconiumkomplex darzustellen. Auch hier wurde die Reaktion bei erhöhter Temperatur (Rückfluß in Toluol bzw. o-Xylol) durchgeführt, und erneut konnten im 1 H-NMR-Spektrum immer noch Signale für eine an das Stickstoffatom gebundene TMS- Gruppe detektiert werden. Wie im Falle des Titan-Komplexes wird also der offene Komplex 45 gebildet, dieser reagiert jedoch nicht weiter zum ansa-Komplex 46 (Abb. 2-29). TMS Ph B ZrCl3 Ph B + ZrCl4 ZrCl2 Ph B N TMS N N TMS 37 45 46 Abb. 2-29 Bildung des unverbrückten Komplexes 45 statt des ansa-Komplexes 46. Eine Darstellung von ansa-Metallkomplexen des Liganden 37 via Silicium-Metallaustausch scheint, zumindest unter den getesteten Reaktionsbedingungen, nicht möglich zu sein. 2.4.2.3 Zusammenfassung Ausgehend vom disilylierten borverbrückten CpA-Liganden 37 sollten im vorangegangenen Abschnitt borverbrückte Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe über einen Silicium-MetallAustausch dargestellt werden. Hierzu wurde der Ligand in verschiedenen Lösungsmitteln und bei unterschiedlichen Reaktionstemperaturen mit Titan- und Zirconiumchloriden umgesetzt. Statt der verbrückten Komplexe konnten jedoch lediglich die entsprechenden unverbrückten Komplexe erhalten werden, in denen der Cyclopentadienylring des Liganden an das Metallzentrum gebunden ist. In den NMR-Spektren finden sich zwar Anzeichen für die 44 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Bildung eines verbrückten Titan-Komplexes, allerdings konnte dieser nicht in reiner Form isoliert werden. 2.5 Darstellung der Komplexe via Amineliminierung und Transmetallierung Wie in Kapitel 2.2 beschrieben, ist eine Darstellung von ansa-Cyclopentadienyl-AmidoKomplexen nicht nur über einen Silicium-Metall-Austausch, sondern auch über eine Transmetallierung (Methode 1) oder eine Amineliminierung (Methode 2) möglich. Diese beiden Methoden sollten nun bei der Darstellung der borverbrückten CpA-Komplexen getestet werden. Die benötigten Ligandenvorstufen sind in beiden Fällen identisch. Bei der Methode der Transmetallierung müssen sie allerdings vor der Umsetzung mit dem entsprechenden Metall-Precursor erst zweifach metalliert werden, während im Fall einer Darstellung via Amineliminerung die neutralen Liganden direkt mit den entsprechenden Metalltetramiden umgesetzt werden können. 2.5.1 Darstellung borverbrückter Cyclopentadienylaminoliganden Die Strukturen der Zielverbindungen zeigt Abb. 2-30. Dabei sollten durch Variation des Cyclopentadienylrestes des Liganden, des Substituenten am Stickstoffatom und an der Borbrücke Liganden mit unterschiedlichen elektronischen und sterischen Eigenschaften dargestellt werden. R B R B NH R’ R = Ph, NMe2 NH R’ = i-Pr, Ph R’ Abb. 2-30 Strukturen der Liganden für die Darstellung der Komplexe via Amineliminierung und Transmetallierung. 2.5.1.1 Darstellung von Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) Die Umsetzung von Dichlorphenylboran mit einem Äquivalent Indenyllithium in Diethylether bei –78 °C (Abb. 2-31) führte in ausgezeichneten Ausbeuten zu elementaranalysenreinem Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47). Nach Abfiltrieren des gebildeten Lithiumchlorids und DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 45 Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man das Produkt als orangegelbes, leicht trübes Öl, das bei längerem Lagern bei –20 °C zu einem wachsartigen, hellgelben Feststoff erstarrte. Die Reaktion konnte problemlos im 10 g Maßstab durchgeführt werden. Wichtig bei der Reaktionsführung ist es, in ausreichender Verdünnung (<0.2 M) zu arbeiten und die Lösung des Indenyllithiums zu der des Borans zu tropfen, da ansonsten auch das zweifach indenylsubstituierte Boran entsteht. Dieses Verhalten ist vorwiegend vom Fluorenylanion bekannt,[84,179] das im Vergleich zum Indenylanion wesentlich basischer[204,205] und zudem sehr nucleophil[63] ist. 4 Li PhBCl2 + 3a 3 5 Et2O, 2 78 °C 6 7a LiCl, 97 % 7 Ph 1 B Cl 47 Abb. 2-31 Darstellung von Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47). Von den beiden in Abb. 2-32 dargestellten Isomeren erhielt man unter den gewählten Reaktionsbedingungen nahezu ausschließlich das allylische Isomer Chlor(1H-inden-1yl)phenylboran (I). In einigen Fällen konnte bei der Durchführung der Reaktion zwar auch die Bildung des vinylischen Isomers Chlor(1H-inden-3-yl)phenylboran (II, Abb. 2-32) beobachtet werden, allerdings war der Anteil dieses Isomers immer kleiner als 5 %. 4 3a 7 3 7a 6 5 1 2 2 5 6 7a 7 Ph I 1 B Cl 4 3a Ph 3 B Cl II Abb. 2-32 Allylisches und vinylisches Isomer von Chlor(1H-indenyl)phenylboran. Da bei der nachfolgenden Aromatisierung des Fünfrings beide Isomere zum gleichen Produkt führen, sollte es jedoch unerheblich sein, welches Isomer vorliegt. 46 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Das 1 H-NMR-Spektrum der Verbindung zeigt eine typische Signalverteilung für ein monosubstituiertes Inden (Abb. 2-33). 1 Abb. 2-33 H-NMR-Spektrum von 47 (CD2Cl2, 300.1 MHz). Das Signal für das allylische Proton 1-H tritt bei 4.76 ppm auf und ist somit durch die elektronenziehende Wirkung des Boratoms gegenüber den Signalen anderer monosubstituierter Indene und des unsubstituierten Indens zu tieferem Feld verschoben (1-Me-C9H7: 3.32 ppm, C9H8: 3.01 ppm)[206]. Durch das Quadrupolmoment des benachbarten Boratoms (vgl. Kap. 2.4.1.2) ist das Signal stark verbreitert, wodurch die Kopplung zu den vinylischen Protonen 2-H und 3-H nicht aufgelöst ist. Das Signal für das vinylische Proton 2-H erscheint als Dublett (3J2,3 = 5.4 Hz) von Dubletts (3J2,1 = 2.0 Hz) bei 6.73 ppm, während das Signal für das zweite vinylische Proton 3-H als Dublett (3J3,2 = 5.4 Hz) von Dubletts (3J3,1 = 2.1 Hz) von Dubletts (3J3,4 = 0.6 Hz) bei 7.15 ppm liegt. Das Signal für 2-H wird also vom Borsubstituenten nicht beeinflußt, das Signal für 3-H hingegen weist gegenüber Inden und alkyl- oder silylsubstituierten Indenen eine deutliche Tieffeldverschiebung auf.[206] Im 13 C-NMR-Spektrum tritt für das allylische Kohlenstoffatom C-1 ein Signal bei 51.3 ppm auf, das durch die Bindung zum Boratom extrem verbreitert ist. Die Signale für die beiden vinylischen Kohlenstoffatome liegen bei 133.1 ppm (C-3) und 136.2 ppm (C-2). Die Auswirkung des Borsubstituenten auf die chemische Verschiebung dieser drei Signale DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 47 unterscheidet sich also deutlich vom Einfluß auf die Signale im 1H-NMR-Spektrum. Während das Signal für C-3 gegenüber dem entsprechenden Signal im Inden (132.1 ppm)[207] kaum verschoben ist, weist das Signal für das dem Boratom nähere C-2 eine etwas größere Tieffeldverschiebung auf (C-2 in Inden: 133.8 ppm)[207]. Das Signal des allylischen Kohlenstoffatoms C-1 erfährt dagegen durch den direkt benachbarten Borkern eine deutliche Tieffeldverschiebung (C-1 in Inden: 39.1 ppm)[207]. Das 11 B-NMR-Signal der Verbindung 47 tritt bei 65.7 ppm auf. Diese chemische Verschiebung liegt zwischen denen des Edukts Dichlorphenylboran (54.8 ppm)[180] und der zweifach indenylsubstituierten Verbindung Bis(1H-inden-1-yl)phenylboran (73.5 ppm)[179] und gleicht damit der homologer Verbindungen.[180] Im Massenspektrum der Verbindung kann neben dem Molpeak (238) ein weiteres Signal (123) detektiert werden, der von der Abspaltung des Indenylrestes herrührt. 2.5.1.2 Darstellung von Chlorphenyl-(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (48) Die Darstellung von Chlorphenyl(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (48) erwies sich als problematischer als die unter 2.5.1.1 beschriebene Synthese des entsprechenden Indenylborans 47. Auch durch Arbeiten in sehr hoher Verdünnung (Reaktionslösung ca. 15 mM) und durch den Einsatz eines Überschusses an Dichlorphenylboran konnte die Bildung der zweifach tetramethylcyclopentadienylsubstituierten Verbindung 49 nicht vollständig unterbunden werden. Ähnlich wie das Fluorenylanion[84,179] scheint das Tetramethylcyclopentadienylanion zu nucleophil für eine selektive Reaktion zu sein. Bei der Umsetzung von Tetramethylcylopentadienyllithium mit Dichlorphenylboran in Diethylether bei –78 °C erhielt man nach Abfiltrieren des gebildeten Lithiumchlorids und Entfernen flüchtiger Bestandteile eine Mischung aus 48 und 49 als gelbe, viskose Masse (Abb. 2-34). Aus dem Gemisch konnte Chlorphenyl-(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien2-yl)boran (48) durch Destillation im Hochvakuum (Kp. 60-70 °C/1⋅10–6 mbar) in mäßigen Ausbeuten (30 %) als elementaranalysenreines, intensiv gelbes Öl erhalten werden. 48 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Li + PhBCl2 Et2O, 78 °C + Ph B LiCl Ph B Cl 48 49 Abb. 2-34 Gleichzeitige Bildung der Borane 48 und 49 . Sowohl die Integrale im 1H-NMR-Spektrum als auch das Massenspektrum zeigen, daß die monosubstituierte Verbindung 48 isoliert wurde. Prinzipiell kann Chlorphenyl(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran drei Isomere ausbilden (Abb. 2-35). Nach der Destillation liegt jedoch ausschließlich Isomer II vor, wie die spektroskopischen Daten eindeutig belegen. 4 3 4 5 3 5 4 1 2 5 1 1 Ph I B Cl 2 Ph B Cl II 3 2 Ph B Cl III Abb. 2-35 Mögliche Isomere von Chlorphenyl(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (48). Da im 1H-NMR-Spektrum keine verbreiterten Signale auftreten wie im Spektrum von Verbindung 37 (siehe Kap. 2.4.1.7), kann im Fall von Chlorphenyl(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (48) ein fluktuierendes Verhalten weitgehend ausgeschlossen werden. Das Signal für das allylische Proton 1-H bei 3.45 ppm ist durch die Kopplung zu den benachbarten Methylgruppen an C-1 und C-5 zu einem Multiplett aufgespalten (Abb. 3-34), wobei sich die Kopplung zur Methylgruppe an C-1 (3J1-H,Me = 7.7 Hz) bestimmen läßt. Die beiden Signale für die Methylgruppen an C-3 und C-5 sind isochron und bilden ein Multiplett bei 2.01 ppm. Das Signal für die Methylgruppe an C-4 bildet ebenfalls ein Multiplett und tritt bei 1.89 ppm auf. Diese beiden Signalgruppen liegen im typischen Verschiebungsbereich für Methylgruppen, die an ein vinylisches Kohlenstoffatom gebunden sind.[182] Durch die DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 49 Kopplung zu 1-H ist das Signal für die Methylprotonen an C-1 zu einem Dublett (3JMe,1-H = 7.7 Hz) aufgespalten. Es tritt bei 1.19 ppm auf und liegt damit im typischen Bereich für eine nicht-vinylisch gebundene Methylgruppe.[182] Ein direkter Vergleich mit den Daten entsprechender siliciumsubstituierter Cyclopentadiene ist nicht möglich, da in diesen Verbindungen das allylisch substituierte Isomer (analog I, Abb. 2-35) gebildet wird.[135,208] Dennoch sind die Signale für 1-H und für die Methylgruppen an den vinylischen Kohlenstoffatomen gegenüber den Signalen solcher Silylcyclopentadiene deutlich zu tieferem Feld verschoben. 1 Abb. 2-36 H-NMR-Spektrum von 48 (CD2Cl2, 300.1 MHz). Die quartären Kohlenstoffatome des Cyclopentadienylringes treten im 13 C-NMR-Spektrum (Abb. 2-37) als Signale bei 165.3 ppm (C-3), 155.1 ppm (C-5), 146.4 ppm (C-2) und 137.4 ppm (C-4) auf. Dabei ist das Signal für C-2 durch den benachbarten Borkern extrem verbreitert. Da das allylische Kohlenstoffatom C-1 in Verbindung 48 nicht an das Boratom gebunden ist, findet man im 13 C-NMR-Spektrum ein scharfes Signal bei 54.6 ppm. Für die Methylgruppen treten vier Signale bei 16.7 ppm (C-3–CH3), 14.7 ppm (C-1–CH3), 12.8 ppm (C-5–CH3) und 10.9 ppm (C-4–CH3) auf. Abgesehen vom Signal für die Methylgruppe an C-4 50 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE ist der komplette Signalsatz für den Tetramethylcyclopentadienylrest durch das Boratom gegenüber einer entsprechenden siliciumsubstituierten Verbindung zu tieferem Feld verschoben, wobei der Einfluß auf die Ringkohlenstoffatome wesentlich größer ist als auf die Methylgruppen. Im Gegensatz zu den meisten anderen in dieser Arbeit NMR-spektroskopisch untersuchten Phenylboranen kann im 13 C-NMR-Spektrum des Borans 48 ein Signal für das i-Ph-C bei 141.7 ppm detektiert werden. Es ist wie das Signal für C-2 extrem verbreitert. 13 Abb. 2-37 C-NMR-Spektrum des Borans 48 (CD2Cl2, 75.5 MHz). Im Massenspektrum der Verbindung treten neben dem Molekülionenpeak (244) drei weitere Fragmente auf, die von der Abspaltung einer Methylgruppe (229), von der Abspaltung des Chloratoms (209) und von der Abspaltung des Me4Cp-Rings (123) herrühren. 2.5.1.3 Darstellung von Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) Die Verwendung eines Stickstoff- statt eines Arylsubstituenten am Boratom sollte aufgrund der partiellen B–N-Doppelbindung (siehe Kap. 2.3) zu einer Verringerung der LEWIS-Acidität des Borzentrums und zu einer größeren Stabilität der Verbindung führen. Hierdurch sollten sich bei der Umsetzung des ensprechenden Diaminoboranliganden mit einem Lithiierungs- DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 51 reagenz oder einem Metalltetramid weniger Probleme bezüglich eines Angriffs auf das Borzentrum oder einer B–C-Bindungsspaltung ergeben. Die Synthese von Chlor-N,N-dimethylamino(1H-indenyl)boran (50) ergab bei analoger Durchführung wie für Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47, siehe Kap. 2.5.1.1) ähnlich gute Ausbeuten. Zunächst wurde dimeres Dichlor(dimethylamino)boran durch Erhitzen auf 150 °C gespalten und das Monomer durch Kondensation bei vermindertem Druck isoliert.[178] Durch Umsetzung mit einem Äquivalent Indenyllithium in Diethylether bei –78 °C erhielt man nach Abtrennen des gebildeten Lithiumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum elementaranalysenreines Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) als gelbe Flüssigkeit. 4 Li Me2NBCl2 + 3 3a 5 Et2O, 2 78 °C 6 91 % 1 7a 7 Me2N B Cl 50 Abb. 2-38 Darstellung von Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50). Wie im Fall des Borans 47 liegt auch hier nahezu ausschließlich das allylisch substituierte Isomer (analog Isomer I, Abb. 2-32) vor. Im 1H-NMR-Spektrum (Abb. 2-39) findet man ein breites Signal für 1-H bei 3.90 ppm, das durch die höhere Elektronendichte am Borkern gegenüber dem Phenylboran 47 um fast 0.9 ppm hochfeldverschoben ist. Auch das breite Signal im 13 C-NMR-Spektrum für das allylische Kohlenstoffatom C-1 weist eine deutliche Hochfeldverschiebung von über 6 ppm auf und liegt bei 45.1 ppm. Die übrigen Signale für den Indenylsubstituenten im 1H- und 13 C-NMR-Spektrum weichen nur geringfügig (<0.2 ppm bzw. <2.0 ppm) von denen des Phenylborans ab, da sich hier die elektronischen Unterschiede der Borsubstituenten kaum noch auswirken. Ähnliches wurde bereits im Fall von N,N-Dimethylaminobis(1H-inden-1-yl)boran beobachtet.[179] Für die Dimethylaminogruppe erhält man im 1H-NMR-Spektrum ein Singulett bei 2.97 ppm, das mit den beiden Signalen, die im korreliert. 13 C-NMR-Spektrum bei 40.5 ppm und 39.8 ppm auftreten, 52 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 1 Abb. 2-39 H-NMR-Spektrum des Aminoborans 50 (CD2Cl2, 50.3 MHz). Aufgrund der höheren Elektronendichte am Boratom verglichen mit dem Phenylboran 47 (65.7 ppm) erscheint das 11 B-NMR-Signal hochfeldverschoben bei 37.0 ppm. Diese Verschiebung liegt sehr nahe an der für Chlor-N,N-dimethylaminomethylboran gemessenen (38.5 ppm)[180] und liegt bei tieferem Feld als die des Edukts (30.8 ppm), was bei Austausch eines Chlor- gegen einen Organylsubstituenten auch zu erwarten ist.[180] Im Massenspektrum lassen sich der Molekülionenpeak (205) sowie zwei Fragmente, die durch Abspaltung von HCl (169) bzw. der Indenylgruppe (90) entstehen, nachweisen. Im IRSpektrum erkennt man die charakteristischen Banden für die B–NMe2-Gruppe. 2.5.1.4 Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) unter Verwendung von iso-Propylamin als Base Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) wurde mit zwei Äquivalenten iso-Propylamin zu (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) umgesetzt. Bei einer solchen Reaktion koordiniert das erste Äquivalent des Amins an das Borzentrum während das zweite Äquivalent Amin sofort HCl aus dem gebildeten B–N-Addukt eliminiert. Nach Abfiltrieren des dabei gebildeten Ammoniumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhält man ein braunes Öl. Aus dem Rohproduktgemisch konnte durch Destillation im Hochvakuum (Kp: DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 53 83 °C/1⋅10-4 mbar) elementaranalysenreines (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) in Form eines Isomerengemisches (Abb. 2-41) bei mäßigen Ausbeuten als hellgelbe Flüssigkeit isoliert werden. 4 3a 3 5 2 Hexan + 2 i-PrNH2 BPh Cl 6 7a 7 Rückfluß, 3 h i-PrNH3Cl, 35 % Ph 47 1 B NH 51 Abb. 2-40 Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51). Während die im Rohprodukt enthaltenen Isomere nicht identifiziert werden konnten, liegen im gereinigten Endprodukt 51 alle vier in Abb. 2-41 dargestellten Isomere vor. Dabei konnte das Verhältnis der Isomere I, II und III zu 6 : 2.5 : 1 bestimmt werden, während der Anteil an Isomer IV nicht geklärt werden konnte, da alle zugehörigen Signale in den NMR-Spektren von denen anderer Isomere überlagert werden. Da bei der Deprotonierung des Fünfrings und der gleichzeitigen Metallierung der Aminofunktion jedoch alle Isomere zum gleichen Produkt führen, ist es prinzipiell unerheblich, in welchem Verhältnis die einzelnen Isomere vorliegen (vgl. Kap. 2.5.1.1). 4 5 3a 4 3 5 3a 7a 7 7a 1 B Ph N 7 1 H 1 2 2 5 4 3a 3 B Ph H N 7a 6 2 6 7 1 7a 6 2 6 7 3 5 4 3a B Ph N 3 B Ph H N H allylisch, E allylisch, Z Isomere I und II vinylisch, E vinylisch, Z Isomere III und IV Abb. 2-41 Isomere von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51). Das 1H-NMR-Spektrum des Isomerengemisches besteht aus vier vollständigen Signalsätzen (Abb. 2-42). Die Intensitätsverhältnisse der Signale innerhalb der einzelnen Signalsätze sowie 54 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE die Multiplizität der Signale für 1-H und 2-H erlauben es, die Signalsätze paarweise den allylischen (I und II) und den vinylischen Isomeren (III und IV) zuzuordnen. Eine Zuordnung der E- und Z-Isomere ist jedoch nicht möglich. Die Signale für die Phenyl-Protonen und 4-H bis 7-H liegen für alle Isomere im erwarteten Bereich von 7.62 bis 7.16 ppm und können aufgrund der starken Überlagerung der einzelnen Linien nicht genauer zugeordnet werden. Für die Protonen an C-2 und C-3 treten im Bereich von 7.18 bis 6.82 ppm sechs Signale auf, die gegenüber den Literaturdaten substituierter Indene[206] leicht tieffeldverschoben sind, was auf den elektronenziehenden Einfluß des Boratoms zurückzuführen ist. Die Signale für die 3-H-Atome in den beiden allylischen Isomeren (I und II) treten bei 6.98 ppm und 6.85 ppm auf und sind zu Dubletts (3J3,2 = 5.3 Hz und 5.4 Hz) von Dubletts (4J3,1 = 2.3 Hz und 2.1 Hz) von Dubletts (4J3,4 = 0.8 Hz) aufgespalten. Entsprechend zeigt das Spektrum für 2-H der beiden Isomere I und II zwei Dubletts (3J2,3 = 5.3 Hz und 5.4 Hz) von Dubletts (3J2,1 = 1.9 Hz). Die beiden Tripletts (3J2,1 = 1.9 Hz) bei 6.68 ppm und 6.65 ppm lassen sich den vinylischen Protonen an C-2 der Isomere III und IV zuordnen. Die Signale für die allylischen Protonen dieser Isomere werden zwar teilweise von Signalen der iso-Propylgruppen überlagert, konnten aber mittels eines DEPT 135-NMR-Spektrums[209] eindeutig identifiziert werden. Sie treten bei 3.57 ppm und 3.42 ppm als Dubletts (3J1,2 = 1.9 Hz und 2.0 Hz) von Dubletts (4J1,7 = 0.7 Hz und 0.6 Hz) auf. Die Protonen am Stickstoffatom führen zu einer Gruppe von Signalen im Bereich von 4.9 bis 4.2 ppm. Die Signale sind erwartungsgemäß sehr breit, und die Kopplung zum Methin-Proton der iso-Propylgruppe ist nur schwach ausgeprägt. Die breiten Singuletts bei 4.10 und 3.80 ppm gehören zu den allylischen Protonen 1-H der Isomere I und II. Aufgrund des Quadrupolmoments der benachbarten Boratome sind die Linien auch in diesem Fall so stark verbreitert, daß die Kopplungen im 1H-NMR-Spektrum nicht mehr aufgelöst sind. Außerdem sind diese beiden Signale durch das direkt benachbarte Boratom gegenüber den entsprechenden Signalen der vinylischen Isomere III und IV zu tieferem Feld verschoben. Das Aufspaltungsmuster der Signale der iso-Propyl-MethinProtonen im Bereich von 3.75 bis 3.45 ppm ist sehr komplex (Abb. 2-42). Durch die Kopplung zu den sechs Methylprotonen sind die einzelnen Linien zum Septett aufgespalten, die Kopplung zum N-H-Proton führt zu einem Dublett von Septetts. Für die beiden Hauptisomere (I und II) lassen sich sowohl die Lage der Signale als auch die Kopplungen (3JCH,NH = 10.9 Hz und 11.2 Hz, 3JCH,Me = 6.4 Hz) bestimmen. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 55 1 Abb. 2-42 H-NMR-Spektrum von Aminoboran 51 (CD2Cl2, 300.1 MHz). Die Signalgruppen der beiden anderen Isomere liegen jedoch unter den Signalen von Isomer II, so daß weder die chemische Verschiebung noch die Kopplungkonstanten exakt bestimmt werden können. Im Methylbereich des Spektrums treten sechs Dubletts (3JMe,CH = 6.4 Hz) auf, wovon die beiden Signale bei 1.20 ppm und 1.19 ppm aufgrund der Kreuzsignale im (1H,1H)-COSYNMR-Spektrum den Methylgruppen der vinylischen Isomere zugeordnet werden können. Das Chiralitätszentrum an C-1 der beiden allylischen Isomere I und II führt dazu, daß die Methylgruppen in diesen beiden Isomeren diastereotop sind, was im Spektrum zu je zwei Signalen führt. Dabei können die Signale aufgrund ihrer Intensität und ihrer Kopplungen im (1H,1H)-COSY-NMR-Spektrum paarweise eindeutig Isomer I (1.04 ppm und 1.00 ppm) und Isomer II (1.26 ppm und 1.12 ppm) zugeordnet werden. Auch im 13 C-NMR-Spektrum finden sich die Signale der vier unterschiedlichen Isomere. Allerdings ist aufgrund der starken Überlagerung im Aromatenbereich und der teilweise 56 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE fehlenden Kreuzsignale im (13C,1H)-korrelierten NMR-Spektrum eine Zuordnung der Signale nur in sehr begrenztem Maße möglich. Die Signale der quartären Kohlenstoffatome des Indens, die zu den beiden allylischen Isomeren I und II gehören, liegen mit Verschiebungen von 145 bis 148 ppm im Bereich der Literaturwerte.[206] Die entsprechenden Signale der Isomere III und IV können aufgrund ihrer geringeren Intensität nicht nachgewiesen werden. Von den zahlreichen Signalen im Bereich zwischen 138 ppm und 120 ppm können lediglich die Signale für C-2 (I: 138.6 ppm, II: 138.8 ppm, III: 138.7 ppm) und für C-3 (I: 129.6 ppm, II: 131.7 ppm) aufgrund der Kreuzsignale im (13C,1H)-korrelierten NMR-Spektrum identifiziert werden. Das Signal für C-1 von Isomer I bei 50.4 ppm ist durch die elektronenziehende Wirkung des Boratoms gegenüber dem von Isomer III bei 41.0 ppm um fast 10 ppm tieffeldverschoben und durch das Quadrupolmoment des Borkerns stark verbreitert. Von den sechs Signalen für die Methylgruppen konnten lediglich die drei Signale bei 26.4 ppm (CHCH3 (II)), 26.3 ppm und 26.2 ppm (beide CHCH3 (I)) mittels (1H,13C)-Korrelation zugeordnet werden. Die übrigen drei Signale liegen so dicht beieinander, daß eine genaue Zuordnung nicht möglich ist. Das 11B-NMR-Spektrum weist ein Signal bei 40.5 ppm auf, was mit den Verschiebungen für andere Diorganylaminoborane (Ph2BNMe2: 41.8 ppm, Me2BN(H)Me: 45.0 ppm)[180] im Einklang steht. Aufgrund des hohen Doppelbindungscharakters der B–N-Bindung scheint die π-Elektronendichte am Boratom in den verschiedenen Isomerne also wenig durch die B– C(Inden)-Bindung beeinflußt zu werden, da man ansonsten wenigstens 2 Signale im 11 B- NMR-Spektrum detektieren würde. Im Massenspektrum treten der Molpeak (261) sowie zwei weitere Peaks auf, die durch die sukzessive Abspaltung des Indenylrestes (146) und der iso-Propylgruppe (104) zustande kommen. 2.5.1.5 Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) unter Verwendung von Triethylamin als Base Da bei der Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) unter Verwendung eines zweiten Äquivalentes iso-Propylamin als Base ein Gemisch erhalten wurde, das im Hochvakuum destilliert werden mußte, wurde eine alternative Darstellungsmethode getestet. Wie in Abschnitt 2.3 erläutert, kann statt eines zweiten Äquivalentes Amin auch ein Äquivalent eines tertiären Amins wie Triethylamin zur Eliminierung von HCl aus dem DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 57 intermediär bei der Umsetzung von Boran und Amin gebildeten B-N-Addukt eingesetzt werden. So wurde Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) in Hexan bei –78 °C mit nur einem Äquivalent iso-Propylamin umgesetzt. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur wurde die Suspension des gebildeten Addukts erneut auf –50 °C abgekühlt, und durch Zugabe von Triethylamin wurde HCl unter Bildung von Triethylammoniumchlorid eliminiert. Nach Abfiltrieren des Ammoniumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man in hervorragenden Ausbeuten (95 %) elementaranalysenreines (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) als gelbe Flüssigkeit (Abb. 2-43). Daher konnte auf eine Reinigung mittels Hochvakuumdestillation, wie sie bei Verwendung eines zweiten Äquivalentes isoPropylamin nötig war (siehe Kap. 2.5.1.4), verzichtet werden. 4 3a 3 7a 1 5 2 i-Pr-NH2, Hexan BPh Cl 78 °C Et3N, Hexan Ph B ⋅ NH2 Cl 6 7 50 °C, Et3NHCl 95 % Ph 47 B NH 51 Abb. 2-43 Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51). Von den vier in Abb. 2-41 dargestellten Isomeren erhält man unter diesen Reaktionsbedingungen lediglich die beiden vinylischen Isomere III und IV im Verhältnis von 3 : 1. Entsprechend liegen in den NMR-Spektren nur zwei komplette Signalsätze vor. Vermutlich werden die beiden allylischen Isomere I und II, die im vorangehenden Abschnitt nach der Hochvakuumdestillation hauptsächlich vorlagen, erst bei erhöhter Temperatur gebildet. Das 11 B-NMR-Signal weicht um etwa 1 ppm von dem zuvor bestimmten ab und tritt bei 39.3 ppm auf. Diese Abweichung läßt sich durch die sehr großen Linienbreiten erklären (vgl. Kap. 2.4.1.2). Außerdem ist es möglich, daß bei der Durchführung mit iso-Propylamin als Base (vgl. Kap. 2.5.1.4) aufgrund des geringen Anteils der vinylischen Isomere ein zweites Signal für die vinylischen Isomere unter dem großen Signal für die allylischen Isomere liegt und nicht als Schulter am Hauptsignal detektiert werden kann. Das wichtigste Merkmal des IR-Spektrums der Verbindung 51 ist neben der Bande für die B–N-Streckschwingung bei 1365 cm–1 die N–H-Bande bei 3373 cm–1. Da also unter Verwendung von Triethylamin als Base auf eine Hochvakuum-Destillation des 58 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Rohproduktes verzichtet werden kann und daher (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) in wesentlich besseren Ausbeuten erhalten werden kann, ist dieser Methode der Vorzug zu geben. 2.5.1.6 Darstellung von (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) Wie bereits in Abschnitt 2.4.1.8 anhand der disilylierten Liganden erläutert, sollte aufgrund des niedrigeren pKS-Wertes von Anilin im Vergleich zu Alkylaminen das N–H-Proton aus einem phenylsubstituierten Aminoboran leichter abzuspalten sein als aus einem entsprechenden alkylsubstituierten Aminoboran. Folglich sollten sowohl eine zweifache Lithiierung (Methode der Transmetallierung) als auch die Eliminierung eines Amins bei der Umsetzung eines solchen Liganden mit einem Metalltetramid leichter gelingen. Daher wurde nach der erfolgreichen Darstellung des iso-propylsubstitiuerten Liganden versucht, den entsprechenden phenylsubstituierten Liganden 52 zu synthetisieren. Die Synthese von (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) wurde analog der im vorangehenden Abschnitt 2.5.1.5 beschriebenen Darstellung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) mit Triethylamin als Hilfsbase durchgeführt. Durch Umsetzung von Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) mit Anilin in Pentan bei –78 °C und anschließender Eliminierung von HCl unter Verwendung von Triethylamin konnte nach Abfiltrieren des gebildeten Ammoniumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum elementaranalysenreines (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) als blaßgelber Feststoff in nahezu quantitativer Ausbeute erhalten werden. Die Synthese konnte problemlos im 10 g-Maßstab durchgeführt werden. 7 7a 6 Ph-NH2, Hexan BPh Cl 78 °C Et3N, Hexan Ph B NH2 Cl Ph 1 2 5 50 °C, Et3NHCl 96 % 47 3a 4 Ph 3 B NH Ph 52 Abb. 2-44 Darstellung von (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52). Im Fall von (1H-Indenyl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) wird nahezu ausschließlich ein einziges vinylisches Isomer gebildet. Auch treten keine E,Z-Isomere auf wie bei (1H-Indenyl)- DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 59 (N-iso-propylamino)phenylboran (51). Wahrscheinlich ist aufgrund des Phenylsubstituenten am Stickstoffatom dessen Elektronendichte soweit verringert, daß es nicht im gleichen Maße wie bei Verbindung 51 zur Ausbildung einer B=N-Doppelbindung kommt. Auf eine daraus resultierende geringere Elektronendichte auch am Boratom weist das verglichen mit den vinylischen Isomeren von 51 (39.3 ppm) leicht tieffeldverschobene Signal im 11 B-NMR- Spektrum bei 40.5 ppm hin. Im 1H-NMR-Spektrum sind erwartungsgemäß die Signale für die an das Boratom gebundene Phenylgruppe gegenüber denen für den an das Stickstoffatom gebundenen Phenylring um 0.4 ppm bis 0.6 ppm zu tieferem Feld verschoben. Das Signal für das N-H-Proton tritt als breites Singulett mit einer Verschiebung von 7.01 ppm im Aromatenbereich auf. Das Signal für 2-H bei 6.69 ppm ist durch die Kopplung zu den beiden allylischen Protonen 1-H zum Triplett (3J2,1 = 1.9 Hz) aufgespalten, während das Signal für 1-H entsprechend als Dublett (3J1,2 = 1.9 Hz) bei 3.57 ppm auftritt. Im 13C-NMR-Spektrum ist das Signal für C-3 bei 145.7 ppm durch den benachbarten Borkern stark verbreitert und gegenüber dem Signal für Verbindung 47, in der das Boratom an C-1 gebunden ist, um über 12 ppm zu tieferem Feld verschoben. Entsprechend tritt das Signal für C-1 des Liganden 52 um 10 ppm hochfeldverschoben als scharfes Signal bei 41.2 ppm auf und liegt damit bei einer ähnlichen chemischen Verschiebung wie das Signal der isopropylsubstituierten Verbindung 51. Bis auf das Signal für C-2, das um etwa 7 ppm tieffeldverschoben bei 142.3 ppm auftritt, ist der Einfluß auf die nicht direkt zum Boratom benachbarten Kohlenstoffatome gering (∆δ ≤ 2 ppm). Im Massenspektrum des Liganden 52 treten der Peak für das Molekülion (295) auf sowie ein weiterer für ein Fragment, das durch Abspaltung des Indenylringes entsteht (180). Das IR-Spektrum ähnelt dem der Verbindung 51. Charakteristisch sind die B–N-Bande bei 1323 cm–1 und die Bande für die N–H-Schwingung bei 3375 cm–1. 2.5.1.7 Darstellung von N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N iso-propylaminoboran (53) Durch die Umsetzung von Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) mit zwei Äquivalenten iso-Propylamin in Hexan bei –78 °C konnte nach Abfiltrieren des entstandenen Ammoniumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum elementaranalysenreines N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N iso-propylaminoboran (53) in Form eines Isomerengemisches als gelbes Öl erhalten werden. 60 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 4 3a 3 5 2 Hexan, 78 °C + 2 i-PrNH2 BNMe2 i-PrNH3Cl, 75 % Cl 50 6 7a 7 Me2N 1 B NH 53 Abb. 2-45 Darstellung von N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N iso-propylaminoboran (53). Daß die Verbindung gebildet wird, ließ sich durch das Auftreten eines Peaks für das Molekülion (228) im Massenspektrum nachweisen. Darüber hinaus tritt ein Peak für ein Fragment auf, das durch den Verlust einer Methylgruppe durch eine α-Spaltung am Stickstoff[182] zustande kommt (213). Auch ein Fragment, das durch die Abspaltung des Indenylsubstituenten aus dem Molekülion gebildet wird (113) und die NMe2-Einheit (44) können nachgewiesen werden. Mit Hilfe der NMR-Spektren konnte festgestellt werden, daß das erhaltene Isomerengemisch aus einem allylischen Isomer (Boratom gebunden an C-1) und zwei vinylischen Isomeren (Boratom gebunden an C-3) im Verhältnis von 16 : 2 : 1 besteht. Dabei ließ sich nicht wie in Abschnitt 6.5.1.1 feststellen, um welche Isomere es sich handelt, da die Ausbildung einer B=N-Doppelbindung prinzipiell sowohl zum Dimethylamino- als auch zum isoPropylaminosubstituenten möglich ist. Im 1H-NMR-Spektrum kommt es zu einer starken Überlagerung der Signale der einzelnen Isomere sowohl im Aromatenbereich als auch im Bereich der Signale für die allylischen 1-H Protonen und der Methylgruppen. Exakt zugeordnet werden können lediglich die Signale für die vinylischen 2-H-Protonen aller drei Isomere sowie für 3-H des allylischen Isomers, wobei die vier Signale gegenüber denen des Phenylborans 51 nur wenig verschoben sind. Die Signale für das allylische Isomer treten als Dublett (3J3,2 = 5.4 Hz) von Dubletts (4J3,1 = 2.2 Hz) von Dubletts (4J3,4 = 0.7 Hz) bei 6.88 ppm (3-H) und als Dublett (3J2,3 = 5.4 Hz) von Dubletts (3J2,1 = 1.7 Hz) bei 6.70 ppm (2-H) auf. Den 2-H-Protonen der vinylischen Isomere lassen sich die beiden Tripletts (3J2,1 = 1.7 Hz) bei 6.58 ppm und 6.51 ppm zuordnen. Von den Signalen im 13C-NMR-Spektrum können nur sehr wenige zugeordnet werden. Diese sind gegenüber den entsprechenden Signalen der phenylsubstituierten Verbindung 51 nur wenig verschoben. Eindeutig zuordnen lassen sich die Signale für die beiden C-2-Atome der DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 61 vinylischen Isomere bei 138.5 ppm und 137.9 ppm sowie die beiden Signale für C-2 (139.8 ppm) und C-3 (129.3 ppm) des allylischen Isomers. Für das allylische Kohlenstoffatom C-1 eines der beiden vinylischen Isomere wird ein Signal bei 40.7 ppm detektiert. Das 11 B-NMR-Signal Verschiebungsbereich tritt für bei 29.0 ppm Diaminoborane auf und liegt (PhB(NHMe)2: damit 30.4 ppm, im typischen MeB(NHMe)2: 31.7 ppm)[180]. 2.5.1.8 Darstellung von N,N-Dimethylamino-N’-iso-propylamino-(1,3,4,5-tetramethyl1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) Die Darstellung von N,N-Dimethylamino-N’-iso-propylamino-(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) erwies sich als problematischer als die unter 2.5.1.4 beschriebene Synthese der entsprechenden B-phenylsubstituierten Verbindung 51. So konnte bei der Umsetzung von Chlor-N,N-dimethylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (55) und iso-Propylamin auch nach längerer Reaktionszeit im 11 B-NMR-Spektrum immer noch ein intensives Signal für das Edukt detektiert werden. + 2 i-PrNH2 Hexan, 78 °C BNMe2 Cl + i-PrNH3Cl BNMe2 BNMe2 HN Cl 55 54 55 Abb. 2-46 Versuchte Darstellung des Diaminoborans 54. Daher wurde eine alternative Darstellungsmethode gewählt: Durch Umsetzung von ChlorN,N-dimethylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (55) mit Lithium-iso-propylamid in einer THF/Diethylether-Mischung konnte nach Abfiltrieren des entstandenen Lithiumchlorids und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum N,N-Dimethylamino-N’-isopropylamino-(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran Ausbeuten als gelbes Öl erhalten werden. (54) in ausgezeichneten 62 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 4 3 5 + i-PrNH Li THF/Et2O 78 °C, 95 % LiCl BNMe2 Cl 55 1 2 BNMe2 HN 54 Abb. 2-47 Darstellung des Diaminoborans 54. Auch im Fall von N,N-Dimethylamino-N’-iso-propylamino(tetramethylcyclopentadienyl)boran ist die Ausbildung zahlreicher Isomere möglich. Dennoch wird hier nahezu ausschließlich ein einziges Isomer gebildet, in dem das Boratom an das vinylische Kohlenstoffatom C-2 des Cyclopentadienylrings gebunden ist. Das 1H-NMR-Spektrum von 54 zeigt ein Multiplett für 1-H bei 2.78 ppm, das aufgrund der höheren Elektronendichte am Boratom und des daraus resultierenden geringeren Elektronenzugs auf den Cp-Ring gegenüber dem Signal des Edukts 55 leicht zu höherem Feld verschoben ist. Darüber hinaus können das Multiplett bei 3.08 ppm dem C–H-Proton und die beiden Dubletts (3JMe,1-H = 7.6 Hz) bei 1.04 und 0.96 ppm den beiden Methylgruppen der isoPropylgruppe zugeordnet werden. Abgesehen von einem Dublett (3JMe,1-H = 7.6 Hz) bei 1.00 ppm für die Methylgruppe an C-1 ist eine Zuordnung der übrigen Signale sehr schwierig, da starke Überlagerungen auftreten. Auch im 13C-NMR-Spektrum können nur die Signale für ein einziges Isomer detektiert werden. Im 11B-NMR-Spektrum tritt ein einziges, aufgrund der erhöhten Elektronendichte am Borzentrum relativ schmales Signal bei 29.8 ppm auf. Dieses liegt, wie schon das Signal für das Diaminoboran 53, im typischen Verschiebungsbereich für solche Verbindungen.[180] Im Massenspektrum können das Molekülion (234) und ein Fragment, das durch Abspaltung des Me4Cp-Rings gebildet wird (113), nachgewiesen werden. Das IR-Spektrum zeigt neben den beiden B–N-Banden bei 1506 cm–1 und 1379 cm–1 eine Bande für die N–H-Schwingung bei 3412 cm–1. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 63 2.5.1.9 Darstellung von N,N-Dimethylamino-N SKHQ\Oamino(1H-tetramethylcyclopentadienyl)boran (56) Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, führt die Umsetzung von Chlor-N,N-dimethylamino(1H-tetramethylcyclopentadienyl)boran (55) mit einem primären Amin nur zu einer unvollständigen Bildung des entsprechenden Diaminoborans. Statt des Amins muß ein entsprechend substituiertes Lithiumamid eingesetzt werden, was im Fall von Anilin zu Schwierigkeiten führt, da Lithiumanilid lichtempfindlich ist und daher unter strengem Lichtausschluß gearbeitet werden muß. Aus Anilin wurde in THF durch Umsetzung mit n-Butyllithium in situ Lithiumanilid dargestellt, das anschließend bei –78 °C mit Chlor-N,N-dimethylamino(1H-tetramethylcyclopentadienyl)boran (55) umgesetzt wurde. Dabei begann die klare, farblose Lösung trotz weitgehenden Lichtausschlusses bereits, sich braun zu verfärben. Das entstandene Lithiumchlorid wurde abfiltriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt, wobei man das verunreinigte Produkt als braungelbes Öl erhält. 4 3 2 5 + PhNH Li BNMe2 Cl THF/Et2O 78 °C, 92 % LiCl 55 1 BNMe2 HN Ph 56 Abb. 2-48 Darstellung des Diaminoborans (56). Sowohl über NMR-Spektroskopie als auch massenspektrometrisch ließ sich die Bildung des Produktes nachweisen. Welches Isomer gebildet wurde, konnte nicht geklärt werden. Die Bindung des Boratoms an eines der vinylischen Kohlenstoffatome C-2 oder C-3 ist jedoch sehr wahrscheinlich, da im 1H-NMR-Spektrum ein Dublett (3JMe,1-H = 7.9 Hz) für eine Methylgruppe bei 0.91 ppm auftritt. Da Methylgruppen, die an ein vinylisches Kohlenstoffatom gebunden sind, jedoch bei tieferem Feld erscheinen,[209] muß eine Methylgruppe mit C-1 verknüpft sein. Im Massenspektrum treten das Molekülion (268) und ein weiteres Fragment (147) auf, das durch Abspaltung des Me4Cp-Restes zustande kommt. Sowohl im 1H- als auch im 13 C-NMR-Spektrum konnten alle zur Verbindung gehörenden Signale nachgewiesen werden; allerdings sind diese teilweise durch Signale der 64 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Verunreinigung überlagert. Im 11 B-NMR-Spektrum tritt ein Signal bei 29.9 ppm auf, das sowohl von der chemischen Verschiebung als auch in Hinblick auf die Linienbreite denen der beiden anderen Diaminoborane 53 und 54 sehr ähnlich ist. Das IR-Spektrum zeigt neben den Banden für die Phenylgruppe und den Me4Cp-Ring eine Bande für die B–N-Schwingung bei 1309 cm–1 sowie aliphatische C–H-Banden und eine N–H-Bande bei 3400 cm–1. 2.5.1.10 Versuchte Darstellung von Phenyl-N-phenylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (57) Die Umsetzung von Chlorphenyl-(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (48) mit Anilin führte bei analoger Durchführung wie für das entsprechende indenylsubstituierte Aminoboran 52 nicht zur Bildung von Phenyl-N-phenylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran (57) (Abb. 2-49). Et3N, Hexan Ph-NH2, Hexan 78 °C BPh Ph B ⋅ NH2 Ph Cl Cl 48 50 °C, Et3NHCl 58 Ph B NH Ph 57 Abb. 2-49 Versuchte Darstellung von Phenyl-N-phenylamino(tetramethylcyclopentadienyl)boran (57). In den NMR-Spektren treten keine Signale für eine Tetramethylcylopentadienyleinheit auf, und auch aus dem Massenspektrum ergeben sich keine Hinweise auf eine Bildung des Aminoborans 57. Ob das B–N-Adddukt 58 gebildet wird, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. Cl B N H 59 Abb. 2-50 Im Massenspektrum nachgewiesene Hauptkomponente. DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 65 Statt des gewünschten Liganden 57 kann als Hauptkomponente im Massenspektrum Verbindung 59 (Abb. 2-50) nachgewiesen werden. Wie diese Verbindung gebildet wird, ist bislang noch unklar. Möglicherweise findet eine Eliminierung von Tetramethyl-1Hcyclopentadien aus dem gebildeten B–N-Addukt 58 statt. 2.5.1.11 Zusammenfassung In Abschnitt 2.5.1 wurde die Darstellung neuer Aminoborane und der entsprechenden borverbrückten Cyclopentadienyl-Amino-Liganden behandelt. Dabei wurden Liganden mit unterschiedlichen Cyclopentadienyleinheiten, unterschiedlichen Substituenten am Boratom und mit unterschiedlichen Resten am Stickstoffatom dargestellt. In den folgenden Kapiteln werden diese Liganden weiter umgesetzt. 2.5.2 Versuche zur Lithiierung der borverbrückten CpA-Liganden Ein grundlegendes Problem bei der Metallierung von Borverbindungen ist, daß ein Angriff des Metallierungsreagenzes auf das Boratom möglich ist. Dabei kann die am häufigsten beobachtete Nebenreaktion, die Boratbildung, sogar zu einem B–C-Bindungsbruch führen. 1971 fand PAETZOLD beim Versuch, Cyclopentadienyldiethylboran mit n-Butyllithium zu lithiieren, daß unter Spaltung der B–C(Cp)-Bindung Cyclopentadienyllithium entstanden war.[157] Auch wenn ONAK bereits 1973 erste Untersuchungen publizierte, die darauf hindeuteten, daß sich Dichlorcyclopentadienylboran mit n-Butyllithium bei tiefen Temperaturen unzersetzt deprotonieren läßt,[160] dauerte es doch über zwei Jahrzehnte, bis systematische Untersuchungen zur Metallierung von borylierten Cyclopentadienen veröffentlicht wurden. Im Rahmen seiner Arbeiten zur Umsetzung verschiedener borsubstituierter Cyclopentadiene mit Lithium- und Natriumbasen wie Cyclopentadienyllithium (LiCp), und -natrium (NaCp), 2,2,6,6-Tetramethyllithiumpiperidinid (LiTMP), Dimethyllithiumamid (LiNMe2) und Lithiumdi-iso-propylamid (LDA) fand HERBERICH 1996, daß neben LiCp und NaCp vor allem die schwach nucleophile Lithiumbase LiTMP eine hohe Selektivität für die Deprotonierung besitzt. Die erhaltenen borylierten Lithium- und Natriumcyclopentadienide wurden erfolgreich in der Synthese borylierter Cobaltocene eingesetzt.[210,211] In unserer Arbeitsgruppe wurde mit Lithiumhexamethyldisilazid (LiHMDS) eine weitere schwach nucleophile Base erfolgreich für die Deprotonierung von borylierten Indenen eingesetzt.[123,179] Auch 66 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE HERBERICH berichtete kürzlich von der erfolgreichen Deprotonierung von Indenylboranen, wobei er neben LDA, Indenyllithium und LiTMP ebenfalls LiHMDS verwendete.[212] Für die Darstellung der zweifach lithiierten, borylierten CpA-Liganden wurden in dieser Arbeit verschiedene Basen getestet. Die zweifach metallierten Verbindungen sollten dann in der Synthese borverbrückter CpA-Komplexe eingesetzt werden (Transmetallierung, siehe Kap. 2.2). 2.5.2.1 Versuchte Dilithiierung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) Neben LiHMDS, das in unserem Arbeitskreis bereits erfolgreich für die Deprotonierung von Bisindenylboranen eingesetzt worden war,[123,179] wurden für die Lithiierung von (1HIndenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) auch LDA, tert-Butyllithium und n-Butyllithium getestet. Die dilithiierte Verbindung 61 konnte jedoch unter Verwendung dieser Basen nicht erhalten werden (Abb. 2-51). LiN(TMS)2, LDA, t-BuLi oder n-BuLi Ph Li B NH 51 Ph LiN(TMS)2, LDA oder t-BuLi 61 4 n-BuLi B N Li 3a 5 3 Li 2 6 7a 7 Boratbildung Ph 1 B NH 60 Abb. 2-51 Versuche zur Dilithiierung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51). Beim Einsatz von LiHMDS, LDA und tert-Butyllithium konnte zwar jeweils der Indenylteil des Liganden deprotoniert werden, eine vollständige Lithiierung der Aminofunktion gelang jedoch in allen drei Fällen nicht, so daß überwiegend die monolithiierte Verbindung 60 gebildet wurde. Dies konnte jeweils durch das Auftreten eines Signals für N–H im 1H-NMRSpektrum belegt werden. Abb. 2-52 zeigt exemplarisch das 1H-NMR-Spektrum des Produktes DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 67 einer Umsetzung von 51 mit zwei Äquivalenten LDA. 1 Abb. 2-52 H-NMR-Spektrum des Produktes aus 51 und 2 Äquivalenten LDA ([D8]-THF, 300.1 MHz). Das 1H-NMR-Spektrum ist wesentlich weniger komplex als das des Edukts 51. Dies ist darauf zurückzuführen, daß durch die Aromatisierung des Fünfringes hier keine unterschiedlichen Isomere am Inden ausgebildet werden. Außerdem ist davon auszugehen, daß eine partielle Doppelbindung zwischen dem Boratom und dem C-1-Atom des Indenylringes vorliegt (Abb. 2-53), wie sie bereits in Kristallstrukturen von metallierten Cyclopentadienylboranen und Indenylboranen gefunden wurde.[167,213] Hierdurch wird die Elektronendichte am Boratom so weit erhöht, daß es nicht mehr zur Ausbildung einer B–N-Doppelbindung kommt. Dies führt dazu, daß die Rotation um die B–N-Bindung so schnell auf der NMR-Zeitskala ist, daß in den NMR-Spektren keine E- und Z-Isomere detektiert werden. BR2 62 BR2 63 Abb. 2-53 Mesomerie zwischen Borylcyclopentadienid 62 und Boratafulven 63. 68 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Die Aromatisierung des Fünfringes erkennt man daran, daß im 1H-NMR-Spektrum keine Signale mehr für die allylischen Protonen detektiert werden. Für 2-H tritt ein Dublett (3J2,3 = 3.4 Hz) bei 6.72 ppm auf. Das Signal für 3-H erscheint stark hochfeldverschoben bei 6.08 ppm und ist durch die Kopplung zu 2-H und 4-H zum Dublett (3J3,2 = 3.4 Hz) von Dubletts (4J3,4 = 0.8 Hz) aufgespalten. Die Signale für die Protonen des Sechsringes 5-H und 6-H weisen eine chemische Verschiebung von 6.42 ppm bzw. 6.29 ppm auf und sind damit gegenüber den Signalen des Edukts deutlich hochfeldverschoben. Eine solches Verhalten ist bereits von anderen lithiierten Indenen bekannt.[179,206,212,213] Für das N–H-Proton kann ein Signal bei 4.33 ppm detektiert werden, das aufgrund der negativen Ladung im Molekül gegenüber dem Signal des Edukts leicht zu höherem Feld verschoben ist. Das 11 B-NMR-Signal tritt bei 35.6 ppm auf und ist damit gegenüber dem Signal des Edukts 51 um fast 5 ppm zu höherem Feld verschoben. Hierdurch zeigt sich die größere Elektronendichte am Boratom, die auf die negative Ladung im Molekül zurückzuführen ist, die die Ausbildung einer B–C(Indenyl)-Doppelbindung bewirkt (Abb. 2-53). Das 1H-NMR-Spektrum der Umsetzung des Liganden 51 mit LDA unterscheidet sich einzig dadurch von den Spektren der Umsetzungen mit LiHMDS und t-BuLi, daß noch ein weiterer Signalsatz auftritt, der darauf hinweisen könnte, daß teilweise auch eine Deprotonierung der Aminofunktion stattgefunden hat. Dieser Signalsatz ist jedoch wesentlich weniger intensiv als der oben beschriebene und wird auch bei längerer Reaktionszeit nicht stärker. Vermutlich stellt sich ein Gleichgewicht ein (Abb. 2-54), das auf der Seite der thermodynamisch stabileren Edukte liegt, sich aber durch den Einsatz eines Überschusses an Base auf die Seite der Produkte verschieben lassen sollte. Die Verwendung einer Base im Überschuß ist jedoch nicht möglich, da hierdurch der dilithiierte Ligand verunreinigt würde und die überschüssige Base im Transmetallierungsschritt ebenfalls am Metallzentrum angreifen könnte. R’ NH + R’’2N Li N Li + R’’2NH R R Ligand R’ Base Abb. 2-54 Gleichgewicht bei der Deprotonierung des Liganden. Unter Verwendung von n-Butyllithium als Base kann auch die Aminofunktion des Liganden deprotoniert werden, was am fehlenden Signal für das N–H-Proton im 1H-NMR-Spektrum zu erkennen ist. Allerdings kommt es zu einem zuvor beschriebenen (siehe Kap. 2.5.2) Angriff DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG auf das Boratom. Das 11 69 B-NMR-Signal bei –7.3 ppm liegt im Verschiebungsbereich für quartäre Borkerne, so daß davon auszugehen ist, daß sich ein Borat gebildet hat. Da keine geeignete Base für die Dilithiierung des Liganden 51 gefunden werden konnte, sollte im folgenden versucht werden, das Cyclopentadienylaminoboran 52 zweifach zu deprotonieren. In diesem Fall sollte die Metallierung der Aminofunktion leichter möglich sein, da das N–H-Proton aufgrund des Phenylsubstituenten acider ist als in Verbindung 51. 2.5.2.2 Dimetallierung von (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) Zunächst wurde der Versuch unternommen, (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) mit Lithiumhexamethyldisilazid zweifach zu deprotonieren. Dazu wurde eine Lösung des Borans in THF bei –78 °C mit LiHMDS umgesetzt, wobei jedoch keine vollständige Lithiierung der Aminofunktion stattfindet (Abb. 2-55). Li Li 2 LiN(SiMe3)2 Ph B NH + THF, 78 °C Ph Ph 52 B N Li Ph 64 Ph B NH Ph 65 Abb. 2-55 Versuchte Dilithiierung von 52 mit LiHMDS. Da das Signal für das N–H-Proton im 1H-NMR-Spektrum von den Signalen der Aromaten überlagert wird, war es nicht möglich, anhand dieses Signals zu überprüfen, ob eine Deprotonierung der Aminofunktion stattgefunden hat. Es ist jedoch zu erkennen, daß eine Deprotonierung des Fünfringes stattgefunden hat, da keine Signale mehr für die allylischen Protonen auftreten. Da im IR-Spektrum jedoch nach wie vor eine N–H-Bande bei 3376 cm–1 auftritt, ist davon auszugehen, daß zumindest keine vollständige Lithiierung der Aminofunktion stattgefunden hat. Im nächsten Schritt sollte daher überprüft werden, ob der Einsatz eines anderen Gegenions zur Hexamethyldisilazid-Einheit einen positiven Einfluß auf die zweifache Deprotonierung hat. Daher wurde eine Lösung des Borans in THF bei –78 °C mit NaHMDS umgesetzt, wobei jedoch auch keine vollständige Lithiierung der Aminofunktion stattfand. 70 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Na Na 2 NaN(SiMe3)2 Ph + THF, 78 °C B NH Ph Ph 52 B NH Ph Ph B N Na Ph 67 66 Abb. 2-56 Versuchte zweifache Deprotonierung von 52 mit 2 Äquivalenten NaHMDS. In diesem Fall weist die stärkere N–H-Bande im IR-Spektrum sogar darauf hin, daß sich die zweifach metallierte Verbindung (67) in noch geringerem Maße als bei der Durchführung mit LiHMDS gebildet hat. Da der Einsatz von LDA bei der Lithiierung von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) zumindest teilweise zu einer zweifachen Deprotonierung geführt zu haben schien, wurde diese Lithiumbase ebenfalls in der Metallierung von (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) getestet. Dazu wurde das Boran bei –78 °C in einer Mischung aus THF und Diethylether mit zwei Äquivalenten LDA umgesetzt. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur wurde die gelbe Lösung im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit und der Rückstand in Pentan suspendiert, um Reste des entstandenen Di-iso-propylamins zu entfernen. Nach Abfiltrieren und Trocknen im Vakuum konnte elementaranalysenreines Tetrahydrofuran-[1indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) in guten Ausbeuten als hellgelbes Pulver erhalten werden (Abb. 2-57). 4 2 LDA Ph B NH Ph 52 THF/Et2O, 78 °C 81 % 3 3a 5 Li 2 6 1 7a 7 Ph ⋅ THF B N Li Ph 68 Abb. 2-57 Dilithiierung von 52 mit 2 Äquivalenten LDA. Damit stand eines der entscheidenen Zwischenprodukte dieser Arbeit in reiner Form zur Verfügung. Im 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 68 erkennt man klar die Aromatisierung des Fünfringes. Es treten keine Signale für die allylischen Protonen auf. Stattdessen wird ein Multiplett bei 6.17 ppm detektiert, das sich 3-H zuordnen läßt. Das Signal für das Proton 2-H DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 71 erscheint gegenüber dem entsprechenden Signal des Edukts 52 leicht tieffeldverschoben bei 6.87 ppm und ist durch die Kopplung zu 3-H zum Dublett (3J2,3 = 3.3 Hz) aufgespalten. Wie schon im Fall der monolithiierten Verbindung 60 sind die Signale für 5-H bei 6.51 ppm und 6-H bei 6.40 ppm gegenüber dem Edukt deutlich hochfeldverschoben. Die Signale für die Phenylgruppe am Boratom sind leicht, die für den Phenylsubstituenten am Stickstoffatom deutlich zu höherem Feld verschoben, was auf die beiden negativen Ladungen im Molekül zurückzuführen ist. Im 13 C-NMR-Spektrum tritt statt des Signals für das direkt an das Boratom gebundene Kohlenstoffatom des Indenylrestes bei 145.7 ppm nun ein breites Signal bei 121.5 ppm auf. Das Signal bei 123.7 ppm läßt sich dem Kohlenstoffatom C-2 zuordnen, während für C-3 ein Signal bei 95.9 ppm auftritt. Die chemische Verschiebung von 34.8 ppm im 11 B-NMR- Spektrum ist gegenüber dem Signal des Edukts um etwa 6 ppm hochfeldverschoben. Diese Verschiebung liegt in der gleichen Größenordnung wie im Fall der monolithiierten Verbindung 60 und zeigt auch hier die höhere Elektronendichte am Boratom, die auf den erhöhten Doppelbindungscharakter der Bindung zwischen dem Boratom und C–1 des Indenylringes hinweist (siehe Abb. 2-53). Neben den Aromatenbanden läßt sich im IR-Spektrum komplexiertes THF nachweisen. Außerdem tritt eine sehr schwache N–H-Bande auf, die jedoch eventuell auf eine partielle Hydrolyse bei der Probenpräparation zurückzuführen sein könnte. 2.5.2.3 Zusammenfassung Im Fall von (1H-Indenyl)-N-iso-propylaminophenylboran (51) konnte keine geeignete Base für eine zweifache Deprotonierung gefunden werden. Es wurde entweder nur die monolithiierte Verbindung 60 erhalten, oder es kam zu einem Angriff auf das Boratom unter Boratbildung. Unter Verwendung von LDA war es jedoch möglich, (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) zweifach zu lithiieren, wobei das Produkt in guten Ausbeuten in Form des mono-THF-Adduktes 68 erhalten wurde. 72 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 2.5.3 Darstellung der Metallkomplexe Mit Tetrahydrofuran-[1-indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) und N,N- Dimethylamino(1H-indenyl)-N’-iso-propylaminoboran (53) bzw. N,N-Dimethylamino-N isopropylamino(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) standen geeignete Verbindungen zur Verfügung, um die in Abschnitt 2.2 erläuterten Methoden der Transmetallierung (Methode 1) bzw. Amineliminierung (Methode 2) zu testen. 2.5.3.1 Versuchte Darstellung von Bis(dimethylamido)[N,N-dimethylaminoindenyl-N’iso-propylamidoboran]titan (69) Durch die verringerte LEWIS-Acidität des Borzentrums und die dadurch erhöhte Stabilität der beiden Diaminoborane 53 und 54 sollten sich diese beiden Verbindungen mit Metalltetramiden umsetzen lassen, ohne daß es zu einer B–C(Inden)-Bindungsspaltung (siehe Kap. 2.2.1) kommt. Dabei sollte der Ligand durch die an das Metall gebundenen Amide unter Bildung des entsprechenden Amins deprotoniert werden. Bei diesen Reaktionen treten eine Reihe von Gleichgewichtsreaktionen auf, wobei sich durch eine erhöhte Reaktionstemperatur die Gleichgewichte auf die Seite der Produkte verschieben lassen, da die gebildeten leicht flüchtigen sekundären Amine auf diesem Weg aus der Reaktionslösung entfernt werden können. Bei der Umsetzung von N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N’-iso-propylaminoboran (53) mit Tetrakis(dimethylamido)titan konnte unter Rückfluß in Toluol nach 18 Stunden nicht das gewünschte Produkt (69) erhalten werden (Abb. 2-58). Toluol Me2N B NH + Ti(NMe2)4 Me2NB Ti(NMe2)2 N Rückfluß 53 69 Abb. 2-58 Versuchte Darstellung von Bis(dimethylamido)[N,N-dimethylaminoindeyl-N’-iso-propylamidoboran]titan (69). Statt eines einzelnen Produktes konnte lediglich ein Gemisch aus mehreren verschiedenen Verbindungen nachgewiesen werden. Zwar weist das 1 H-NMR-Spektrum durch die DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 73 Verschiebung des Signales für 2-H zu tieferem Feld, wie sie auch im Fall der Lithiierungen (siehe Kap. 2.5.2) beobachtet werden konnte, darauf hin, daß das Titan an den Indenylteil des Liganden koordiniert wird. Es treten jedoch mehrere Signale für die iso-Propylgruppe auf, was auf das Vorliegen mehrerer Verbindungen hinweist. Zudem kann noch ein Signal für das Edukt Ti(NMe2)4 detektiert werden. Im 11 B-NMR-Spektrum tritt nur ein einziges Signal auf, das sich mit einer chemischen Verschiebung von 29.2 ppm kaum von der des Edukts unterscheidet. Wie erwartet, ist die Elektronendichte am Borzentrum durch die beiden Aminosubstituenten so weit erhöht, daß es nicht zu einem Angriff auf das Boratom und zu einer damit verbundenen Ausbildung eines tetragonal koordinierten Borates kommt. Die Beobachtung, daß es lediglich zu einer Koordination des Titans an den Fünfring des Indenylsubstituenten kommt, während eine Bindung des Metalls an den Stickstoffsubstituenten unterbleibt, steht im Einklang mit der Acidität der beiden Substituenten. Auch von Diaminoboranen des Typs RB(NHR'2)2 ist bekannt, daß sie sich nicht mit Titantetramiden zur Reaktion bringen lassen.[179] Im Fall der Cyclopentadiene und anderer CH-acider π-Liganden ist die oben beschriebene Deprotonierung des Liganden thermodynamisch günstig, da diese Verbindungen eine erheblich höhere Acidität aufweisen als Dialkylamine.[214] Bei der Umsetzung eines NH-aciden Aminoborans ist die treibende Kraft bei der Reaktion jedoch wesentlich geringer, da die im Gleichgewicht vorhandenen Stickstoffbasen ähnliche Basizitäten aufweisen. Wird durch elektronenziehende Substituenten am Stickstoff des Liganden dessen Acidität erhöht, kann die Reaktion jedoch in guten Ausbeuten verlaufen.[215] Im Fall der zuvor erwähnten Diaminoborane führte jedoch auch diese Strategie nicht zum Erfolg.[179] 2.5.3.2 Versuchte Darstellung von Bis(dimethylamido)[N,N-dimethylamino-N isopropylamido(tetramethylcyclopentadienyl)boran]titan (70) Auch bei der Umsetzung von N,N-Dimethylamino-N iso-propylamino(1,3,4,5-tetramethyl1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) mit Tetrakis(dimethylamido)titan unter Rückfluß in Toluol konnte nach 18 Stunden nicht das gewünschte Produkt 70 erhalten werden (Abb. 2-59). Nach Filtrieren der Lösung und Enfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man einen gelben Feststoff. 74 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE Me2N B Toluol NH + Ti(NMe2)4 Me2NB Rückfluß 54 Ti(NMe2)2 N 70 Abb. 2-59 Versuchte Darstellung von Bis(dimethylamido)[N,N-dimethylamino-N iso-propylamido(tetramethylcyclopentadienyl)boran]titan (70). Im 1H-NMR-Spektrum kann man die Signale für die beiden Edukte erkennen. Dabei ist der Anteil an Ti(NMe2)4 wesentlich größer als der an Boran 54. Offensichtlich hat sich dieses beim Erhitzen teilweise zersetzt und/oder ist als Feststoff von der Reaktionslösung abgetrennt worden. Im 11 B-NMR-Spektrum tritt ein Signal auf, das mit einer chemischen Verschiebung von 29.7 ppm exakt mit dem des Edukts 54 übereinstimmt. Die beiden Edukte scheinen also unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht miteinander zu reagieren. Hierauf deutet auch die Beobachtung hin, daß die Farbe der Reaktionslösung während der Reaktionszeit nahezu unverändert blieb. Bei anderen Umsetzungen dieser Art tritt hingegen schon nach kurzer Zeit eine charakteristische und intensive Orangefärbung der Reaktionslösung ein. Dies gilt sowohl für die im vorangehenden Abschnitt beschriebene Reaktion als auch für Bisindenylborane[179] und die in dieser Arbeit verwendeten Diamine (vgl. Kap. 3.4). Da die zuvor beschriebenen Reaktionen nicht zum Ziel führten, wurde die Darstellung von borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Titankomplexen über eine Amineliminierung nicht weiter verfolgt. 2.5.3.3 Versuchte Darstellung von [Indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconiumdichlorid (71) Während bei der Umsetzung von Metalltetramiden mit neutralen Liganden eine Reihe von Gleichgewichtsreaktionen auftritt, verläuft die Reaktion von Zirconiumtetrachlorid mit lithiierten Liganden irreversibel unter Bildung von Lithiumchlorid. Tetrahydrofuran-[1-indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) wurde bei –78 °C in Toluol mit Zirconiumtetrachlorid umgesetzt. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur und Abfiltrieren des in der Lösung enthaltenen farblosen Feststoffes erhielt man jedoch statt des DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 75 gewünschten Produktes 71 Verbindung 72 als orangefarbenen Feststoff (Abb. 2-60). Li ⋅ THF + ZrCl4 PhB PhB ZrCl2 Li N N Ph Ph Toluol, 78 °C 68 71 Ph 4 5 3 6 7 1 PhB NH BPh 2’ 1’ 2 3’ Zr N 7’ Cl 6’ 4’ Ph 5’ 72 Abb. 2-60 Bildung von 72 statt der gewünschten Zielverbindung 71. Im 11B-NMR-Spektrum tritt ein Signal bei einer chemischen Verschiebung von 40.3 ppm auf, das damit ungefähr dem des Edukts entspricht. Dieses Signal ist deutlich unsymmetrisch, was darauf hindeuten könnte, daß zu höherem Feld hin ein zweites Signal unter dem detektierten liegt. Durch Eindiffundieren von Pentan in eine Lösung von 72 in Dichlormethan/THF 1 : 1 konnten für die Kristallstrukturanalyse geeignete Einkristalle erhalten werden. C25 C35 C26 C24 C34 C27 C36 C20 C19 C23 C33 C22 C31 C21 C28 D2 B2 C29 C32 C30 C18 C16 Cl N1 C15 C17 N2 Zr C38 C1 C37 C9 C39 D1 C8 C42 C40 C41 C14 B1 C6 C10 C13 C2 C3 C7 C11 C4 C5 Abb. 2-61 Kristallstruktur von 72. C12 76 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE In Verbindung 71 sind zwei Liganden an das Metall koordiniert. Dabei ist im einen Fall nur der Indenylteil des Liganden an das Zirconium gebunden, während der andere Ligand sowohl über den Fünfring als auch über den Amidosubstituenten mit dem Metall verknüpft ist. Um der besseren Übersicht willen zeigt Abb. 2-62 nur einen Ausschnitt der Kristallstruktur. Der zweite Ligand wurde nicht mit abgebildet. B2 Zr Ph Cl N2 Ph Abb. 2-62 Ausschnitt aus der Kristallstruktur von 72. Wie schon in der Kristallstruktur des Titankomplexes 43 ist das Boratom in einer monohaptoKoordination an den Indenylring gebunden, während zwischen dem Indenylsubstituenten und dem Zirconiumatom eine pentahapto-Koordination vorliegt. Durch die zusätzliche Bindung zwischen dem Zirconiumatom und dem Amidosubstituenten liegt jedoch in Verbindung 72 ein pseudo-viergliedriger Ring vor. Der Öffnungswinkel α (vgl. Abb. 2-1) am Boratom beträgt 106.5° und ist damit um etwa 10° größer als die Öffnungswinkel in bekannten siliciumverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Zirconium-Komplexen.[80,216] Die beiden anderen Winkel am Boratom sind entsprechend mit 125.3° bzw. 128.1° gegenüber den idealen 120° für ein trigonal planares Zentrum vergrößert. Der Winkel β (vgl. Abb. 2-1) am Zirconiumatom ist mit 93.6° ca. 10° kleiner in Komplexen mit einer Siliciumbrücke.[85] Die Bindung zwischen Boratom und Phenylring ist mit einer Länge von 1.57 Å ebenso lang wie die im Komplex 43, und auch die Bindungen zwischen Boratom und Stickstoffatom (1.41 Å) und zwischen Boratom und dem Kohlenstoffatom C22 des Indenylringes (1.59 Å) stimmen sehr gut mit den für den Titankomplex 43 bestimmten Werten überein. Die Abstände vom Metallatom zum Mittelpunkt des Fünfringes und zum Amidosubstituenten liegen mit 2.22 Å und 2.16 Å im gleichen Bereich wie die entsprechenden Abstände in siliciumverbrückten CpA-Komplexen.[80,216] Vergleicht man die Bindungslängen und Winkel des zweifach an das Zirconiumatom gebundenen Liganden (Ligand 2) mit denen im nur über den Indenylteil gebundenen DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 77 (Ligand 1), so treten nur wenige signifikante Unterschiede auf. Der Öffnungswinkel C1–B1– N1 des Liganden 1 ist erheblich größer als der im Liganden 2 und liegt mit 117.0° im Bereich der idealen 120° für ein sp2-hybridisiertes Boratom. Außerdem ist die B1–C1-Bindung mit einer Länge von 1.54 Å etwas kürzer als die entsprechende Bindung im verbrückenden Liganden 2. Die in der Kristallstruktur gefundenen Bindungslängen und -winkel stimmen nahezu mit den in Kapitel 2.1.2 für die Geometriebetrachtungen verwendeten überein. Auch der Winkel, der von Zentroid, C1 und dem Boratom eingeschlossen wird (Abb. 2-3 und Abb. 2-4) konnte anhand der Kristallstruktur von 72 überprüft werden: es wurde ein Wert von 152.5°für den Winkel D2–C22–B2 gefunden, der kaum von den für die Geometriebetrachtungen verwendeten 150.4° (Ti) und 154.1° (Zr) abweicht. In weiteren Versuchen wurden sowohl der Zirconium-Precursor als auch die Polarität des verwendeten Lösungsmittels variiert. Doch auch unter Verwendung des löslichen ZrCl4⋅2 THF statt ZrCl4 konnte sowohl bei einer Umsetzung in Toluol als auch in THF nicht das gewünschte Produkt 71 isoliert werden (Abb. 2-63). ZrCl4 ⋅ 2 THF Li THF PhB Li N PhB N Toluol, 78 °C bzw. THF, 78 °C Ph 68 ZrCl2 Ph 71 Abb. 2-63 Versuchte Darstellung von 71. Stattdessen kam es, ebenso wie unter Verwendung von ZrCl4 in einem Lösungsmittelgemisch aus Toluol und Diethylether (Abb. 2-64), vermutlich hauptsächlich zur Bildung oligomerer Spezies, die nicht näher charakterisiert wurden. ZrCl4 Li THF PhB Li N Ph PhB Toluol/Et2O 78 °C 68 Abb. 2-64 Versuchte Darstellung von 71. ZrCl2 N Ph 71 78 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 2.5.3.4 Darstellung von Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) Die Bindung eines zweiten Liganden an das Metallatom ist bei der Transmetallierung (siehe Kap. 2.2, Methode 2) bereits literaturbekannt.[80,137,145] Um dieses Problem zu umgehen, wurde statt Zirconiumtetrachlorid der gemischte Zirconium-Precursor Bis(diethylamido)bis(tetrahydrofuran)zirconiumdichlorid (74) verwendet, der bereits von ERKER bei einem ähnlichen Problem erfolgreich eingesetzt worden war.[137] Dabei werden zwei Koordinationsstellen des Metalls durch die beiden Amidogruppen für den dilithiierten Liganden „blockiert“, so daß nur ein einziger Chelatligand an das Metallzentrum gebunden werden kann. Tetrahydrofuran-[1-indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) wurde bei –78 °C in THF mit Bis(diethylamido)bis(tetrahydrofuran)zirconiumdichlorid (74) umgesetzt. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man einen orangefarbenen Feststoff, der mit Toluol extrahiert wurde (Abb. 2-65). Die orangefarbene Lösung wurde vom Lösungsmittel befreit, wobei elementaranalysenreines Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) in sehr guten Ausbeuten (92 %) als orangefarbener Feststoff erhalten werden konnte. Li ⋅ THF + (Et2N)2ZrCl2 ⋅ 2 THF PhB N PhB 78 °C, 92 % 2 LiCl Li Zr(NEt2)2 N Ph Ph 68 THF 74 73 Abb. 2-65 Darstellung von Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73). Das 1 H-NMR-Spektrum gleicht dem von Verbindung 72, allerdings treten für die Diethylamidogruppen ein sehr breites Multipletts bei 2.93 ppm (CH2) und ein Multiplett im Bereich von 0.97-0.8 ppm (CH3) auf. Im 13C-NMR-Spektrum zwei Signale für die Methylengruppen bei 44.5 und 41.6 ppm sowie zwei Signale für die beiden Methylgruppen bei 16.2 und 15.6 ppm. Im 11 B-NMR-Spektrum tritt ein einziges Signal bei 38.8 ppm auf, das gegenüber dem der Verbindung 72 leicht zu höherem Feld verschoben ist. Im (15N-1H)-korrelierten Spektrum konnten keine Kreuzsignale detektiert werden und auch im IR-Sepktrum tritt keine N–H- DARSTELLUNG DER KOMPLEXE VIA AMINELIMINIERUNG UND TRANSMETALLIERUNG 79 Bande mehr auf. Es kann also ausgeschlossen werden, daß bei der Reaktion der freie Ligand 52 zurückgebildet wird. Das IR-Spektrum zeigt neben den Aromatenbanden eine starke Bande für die B–NSchwingung bei 1271 cm–1 sowie Banden für aliphatische C–H-Schwingungen. In mehreren verschiedenen Kristallisationsversuchen gelang es nicht, von Komplex 74 geeignete Kristalle für eine Kristallstrukturanalyse zu erhalten. Mit Verbindung 73 stand nun ein borverbrückter Cyclopentadienyl-Amido-Zirconiumkomplex zur Verfügung, an dem in Polymerisationsversuchen die Auswirkungen der trigonalen Borbrücke auf das katalytische Verhalten untersucht werden konnte (siehe Kap. 4.5). 2.5.3.5 Versuchte Darstellung von [Indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconiumdichlorid (71) Wie in Abschnitt 2.2 erläutert, ist es möglich, Metalldiamide durch Umsetzung mit sauren Chloridquellen, wie Ammoniumchloriden oder Chlortrimethylsilan, in die entsprechenden Metalldichloride zu überführen.[80,148] Im Fall von Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) konnte jedoch weder durch eine Umsetzung mit einem Überschuß an Chlortrimethylsilan noch unter Verwendung von Dimethylammoniumchlorid [Indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconiumdichlorid (71) erhalten werden (Abb. 2-66). In beiden Fällen fand nur ein unvollständiger Austausch der Diethylamidosubstituenten statt. Üb. TMSCl, Toluol 78 °C PhB Zr(NEt2)2 N Ph 73 PhB bzw. 2 Äq Me2NH2Cl, CH2Cl2 78 °C Abb. 2-66 Versuchte Darstellung von 71. ZrCl2 N Ph 71 80 BORVERBRÜCKTE CYCLOPENTADIENYL-AMIDO-METALLKOMPLEXE 2.5.3.6 Zusammenfassung Eine Darstellung borverbrückter Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe via Amineliminierung war ausgehend von den beiden Liganden 53 und 54 nicht möglich. Während im Fall der Indenylverbindung 53 das Titanatom zumindest an den Fünfring des Indenylrestes gebunden wurde, scheint bei der Umsetzung der Me4Cp-Verbindung 54 mit Ti(NMe2)4 keine Reaktion stattgefunden zu haben. Unter Verwendung der Methode der Transmetallierung konnte schließlich ein borverbrückter CpA-Komplex dargestellt werden. Zwar wurden bei der Umsetzung der dilithiierten Verbindung 68 mit Zirconiumtetrachlorid zwei Liganden an das Metallatom gebunden, diese Reaktion konnte jedoch unter Verwendung des gemischten Zirconium-Precursors Bis(diethylamido)bis(tetrahydrofuran)zirconiumdichlorid (74) unterbunden werden. Auf diesem Weg ist Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) einfach und in hoher Reinheit zugänglich. KAPITEL 3 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE METHODEN ZUR DARSTELLUNG VON DIAMIDO-METALLKOMPLEXEN 83 3 Diamido-Metallkomplexe 3.1 Methoden zur Darstellung von Diamido-Metallkomplexen Prinzipiell finden für die Darstellung von ansa-Diamido-Titan- und Zirconiumkomplexen die gleichen Methoden Verwendung, wie sie auch in der Synthese von Metallocenen und Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen eingesetzt werden. Diese Methoden sind bereits ausführlich in Abschnitt 2.2 erläutert worden. Da es sich bei diesen Diamidokomplexen um eine recht neue Verbindungsklasse handelt – die ersten Komplexe dieser Art wurden erst 1996 von MCCONVILLE[88,89] publiziert – gibt es noch keine umfangreichen Untersuchungen über die spezifischen Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden bei der Synthese solcher Komplexe. Was jedoch bei den bisher veröffentlichten Arbeiten auffällt, ist die Tatsache, daß die Darstellungsmethoden metallspezifisch eingesetzt werden (Abb. 3-1). R R NH N + M(NR2)4 NH 2 HNR2 R 2 n-BuLi MCl4 ⋅ 2 THF oder MCl4 2 LiCl NH MCl2 Si-M-Austausch (M = Ti) N N R R R Transmetallierung (M = Zr, Ti) R R NH MCl2 N R NH Amineliminierung (M = Zr) R R NH M(NR2)2 1. 2 n-BuLi 2. 2 TMSCl 2 LiCl MCl4 2 TMSCl N N R Abb. 3-1 Darstellungsmethoden für Diamido-Metallkomplexe. Die Methode der Amineliminierung wird dabei vorwiegend für die Darstellung von DiamidoZirconiumkomplexen verwendet,[97,112] während die Methode des Silicium-MetallAustausches nahezu ausschließlich bei der Synthese der entsprechenden Titankomplexe eingesetzt wird.[88,90] Gleichermaßen geeignet für die Darstellung von Titan- und 84 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE Zirconiumkomplexen scheint hingegen die Transmetallierung zu sein, wobei als MetallPrecursor in fast allen Fällen die THF-Addukte der Metalltetrachloride eingesetzt werden.[91,101,107,110] Außer diesen „klassischen“ Darstellungsmethoden gibt es für die Darstellung von Diamidokomplexen noch eine weitere, die jedoch mit der Methode der Amineliminierung eng verwandt ist. Dabei wird eine neutrale Ligandenvorstufe mit einem tetrabenzylsubstituierten Metall unter Abspaltung von zwei Äquivalenten Toluol umgesetzt. Diese Syntheseroute wurde bereits erfolgreich für die Darstellung sowohl von Titan- als auch von Zirconiumkomplexen eingesetzt.[103,109] 3.2 Methoden zur Darstellung der Diaminoliganden Im Gegensatz zu den bisher für die Synthese der Diamidometallkomplexe verwendeten Diaminochelatliganden handelt es sich bei den Zielverbindungen der Typen 75 und 76 um Moleküle, die sowohl über eine Arylgruppe verbrückt sind als auch Arylsubstituenten an den beiden Aminofunktionen tragen. Ferner handelt es sich im Falle von 75 um eine axial chirale Verbindung. Ar NH Ar NH Fe NH Ar 75 NH Ar Ar = Ph 2,6-Me2Ph 2,6-i-Pr2Ph 76 Abb. 3-2 Zielverbindungen 75 und 76 mit Arylbrücke und Arylsubstituenten. Die Darstellung von Liganden dieser Art ist nicht leicht durchzuführen, da man durch die einfache Umsetzung von Aryllithiumamiden mit Arylhalogeniden oft nicht zu den Bis(diarylaminen) gelangt und bei hohen Reaktionstemperaturen arbeiten oder stark aktivierte Arylhalogenide einsetzen muß.[217,218] Kupfer-vermittelte Substitutionen (ULLMANNReaktionen) laufen ebenfalls bei hohen Temperaturen ab, führen häufig zu Diarylierungsprodukten und sind normalerweise substratspezifisch.[219-222] Ein geeignetes Synthesewerkzeug stellt jedoch die 1995 zeitgleich von BUCHWALD[223] und HARTWIG[224] entwickelte palladiumkatalysierte Aminierungsreaktion (BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung) dar (Abb. 3-3). DARSTELLUNG FERROCENVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN Br + HNR’R’’ 85 PdCl2(P(o-Tolyl)3)2 oder Pd(dba)2/2 P(o-Tolyl)3 NaOt-Bu Toluol R NR’R’’ R Abb. 3-3 Palladiumkatalysierte BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung.[223,224] Als Liganden für diese Reaktion wurden anfangs Phosphine wie Tris(o-tolyl)phosphin eingesetzt, schon wenig später fanden aber Chelatliganden wie BINAP oder Bis(diphenylphosphino)ferrocen (DPPF) Verwendung.[225,226] Mit diesen Diphosphinen war es auch möglich, primäre Amine – und hier speziell Aniline – in guten Ausbeuten zu arylieren. Während die Umsetzung von Chloraromaten, wie bei fast allen palladiumkatalysierten Reaktionen, schwierig ist, verlaufen die Reaktionen mit Bromaromaten meist glatt und in guten Ausbeuten. Setzt man Iodaromaten ein, so verlaufen die Reaktionen teilweise bereits bei Raumtemperatur in sehr guten Ausbeuten.[227] Auch der Einsatz von Aryltriflaten ist möglich.[225,226] 3.3 Darstellung ferrocenverbrückter Diaminoliganden Prinzipiell ist der Zugang zu ferrocenverbrückten Diamidokomplexen vom Typ 23 (Abb. 1-12) ausgehend von zwei unterschiedlichen Ferrocenderivaten möglich. So kann man entweder von 1,1'-Diaminoferrocen (77) und Arylbromiden ausgehen, oder man setzt 1,1'Dibromferrocen (78) mit Anilinen um (Abb. 3-4). Ar NH Br 2 ArNH2 Fe 2 ArBr Fe Fe NH2 NH Ar Br 78 NH2 76 77 Abb. 3-4 Alternative Darstellungsmethoden für arylierte Ferrocendiamine. 86 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 3.3.1 Versuche zur Darstellung N,N’-diarylierter Ferrocendiamine aus 1,1’-Dibromferrocen (78) Da 1,1’-Dibromferrocen (78) leicht aus 1,1'-Dilithioferrocen zugänglich ist[228] und zudem zahlreiche 2,6-disubstituierte Aniline in ausreichender Qualität kommerziell erhältlich sind, wurde zunächst versucht, 1,1'-Bis(N-arylamino)ferrocene durch eine BUCHWALD-HARTWIGAminierung von 1,1'-Dibromferrocen (78) darzustellen. Bei der Umsetzung von 1,1'Dibromferrocen (78) in Dioxan bei 100 °C mit 2.4 Äquivalenten Anilin konnte 1,1'-Bis(Nphenylamino)ferrocen (79) jedoch nicht erhalten werden (Abb. 3-5). Br Fe Ph NH Pd(DPPF)Cl2 NaOt-Bu + 2.4 Ph-NH2 Br Fe NH Ph Dioxan, 100 °C 78 79 Abb. 3-5 Versuchte Darstellung von 1,1’-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79). Statt des Produktes 79 konnte nach der Aufarbeitung lediglich Ferrocen isoliert werden. Dieses Ergebnis ist konsistent mit anderen Versuchen zur Aminierung von elektronenreichen Arylbromiden.[229-231] Als Konkurrenzreaktion zur reduktiven Eliminierung, durch die das Produkt gebildet wird, tritt bei der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung eine β-H-Eliminierung auf, die ausgehend vom Arylbromid zum entsprechenden Aromaten führt (Abb. 3-6). X β-H-Eliminierung H reduktive Eliminierung X R(H)N LPd N(H)R (+ Imin) Abb. 3-6 Konkurrenz zwischen β-H-Eliminierung und reduktiver Eliminierung bei der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung. Dabei wird die reduktive Eliminierunng durch elektronenziehende Substituenten X am Aromaten beschleunigt, während bei elektronenreichen Arylen bevorzugt die β-HEliminierung stattfindet.[230] Da die palladiumkatalysierte Aminierungsreaktion nicht zum gewünschten Produkt führte, wurde versucht, in einer ULLMANN-artigen Reaktion Kupfer(I)-katalysiert aus 1,1'- DARSTELLUNG FERROCENVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 87 Dibromferrocen (78) mit einem Lithiumarylamid ein 1,1’-Bis(N-arylamino)ferrocen darzustellen.[232] Bei der Umsetzung von 1,1’-Dibromferrocen (78) mit 2,6-Dimethyllithiumanilid (80) unter Rückfluß in Toluol fand jedoch keine Reaktion statt (Abb. 3-7). Vielmehr konnte das Edukt 1,1'-Dibromferrocen (78) zurückgewonnen werden. Br Fe CuBr Li + 2 HN NH Fe Br NH Toluol, Rückfluß 78 80 81 Abb. 3-7 Versuchte Darstellung von 1,1’-Bis-(2,6-dimethylphenylamino)ferrocen (81). 3.3.2 Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77) Da es mit den gewählten Synthesemethoden nicht möglich war, ein N,N'-diaryliertes 1,1'Diaminoferrocen ausgehend von 1,1'-Dibromferrocen (78) darzustellen, wurde diese Syntheseroute nicht weiter verfolgt. Stattdessen sollte 1,1'-Diaminoferrocen (77) palladiumkatalysiert mit Halogenaromaten diaryliert werden (Abb. 3-4). Bereits in den frühen 60er Jahren wurde erstmals über 1,1'-Diaminoferrocen (77) berichtet.[233,234] Während PAUSON diese Verbindung nicht isolieren konnte, sondern das Rohprodukt weiter umsetzte, [233] gelang es NESMEYANOV, das Diamin durch Kristallisation zu isolieren.[234] In beiden Fällen wurde die Verbindung nicht charakterisiert, eine Identifizierung erfolgte lediglich über bereits bekannte Derivate. Während Aminoferrocen inzwischen auf verschiedenen Wegen erfolgreich dargestellt wurde,[232,235-238] gibt es bis heute keine verläßliche Methode zur Darstellung von 1,1'-Diaminoferrocen (77). Daher wurde zunächst versucht, die Syntheseroute von NESMEYANOV nachzuvollziehen. Dazu wurde zuerst aus Dilithioferrocen-TMEDA-Addukt (82) mit 1.2 Äquivalenten Tosylazid bei –78 °C in einer Diethylether/THF-Lösung in situ 1,1'-Bistriazoferrocen (83) dargestellt. Da Verbindung 83 lichtempfindlich ist, mußte unter Lichtausschluß gearbeitet werden. Es war jedoch nicht möglich, wie von NESMEYANOV beschrieben, durch Umsetzung des Diazids 83 88 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE mit fünf Äquivalenten Lithiumaluminiumhydrid 1,1'-Diaminoferrocen (77) darzustellen (Abb. 3-8). Li Fe ⋅TMEDA Li 1.2 Äq. Tos-N3 N3 5 Äq. LiAlH4 Fe Et2O/THF 78 °C NH2 Fe N3 82 NH2 83 77 Abb. 3-8 Versuchte Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77). Massenspektrometrisch konnten lediglich Ferrocen und Spuren von Ferrocenamin nachgewiesen werden. In einem Fall konnte eine Mischung aus Ferrocen, Ferrocenamin und wenig 1,1'-Diaminoferrocen (77) erhalten werden. Das Ferrocen konnte durch Sublimation abgetrennt werden, eine Trennung von Mono- und Diamin war jedoch nicht möglich. Auch durch eine Hydrierung unter Verwendung eines ADAMS-Katalysators konnte das Diazid 83 nicht in das Diamin 77 überführt werden (Abb. 3-9). N3 ADAMS-Kat. H2 Fe NH2 Fe N3 83 EtOH NH2 77 Abb. 3-9 Versuchte Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77). In diesem Fall konnte massenspektrometrisch hauptsächlich das Edukt (83) nachgewiesen werden. Daneben entsteht ein kleiner Teil 1,1'-Diaminoferrocen (77), der jedoch nicht von dem Diazid 83 getrennt werden konnte. Da eine Darstellung von 1,1'-Diaminoferrocen (77) auf diesem Weg nicht möglich war, wurde versucht, die Synthesemethoden für Aminoferrocen auf die Darstellung von 1,1'Diaminoferrocen (77) zu übertragen. Durch Umsetzung von Dilithioferrocen-TMEDA-Addukt (82) mit O-Benzylhydroxylamin in THF bei –78 °C konnte das Diamin 77 jedoch ebenfalls nicht dargestellt werden (Abb. 3-10). In diesem Fall wurde Ferrocen isoliert. DARSTELLUNG FERROCENVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN Li ⋅ TMEDA + 2.2 Fe Li O NH2 89 NH2 THF Fe NH2 78 °C 82 77 Abb. 3-10 Versuchte Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77). Erst in Anlehung an eine literaturbeschriebene Synthese[239] konnte unter Verwendung einer GABRIEL-Reaktion schließlich 1,1'-Diaminoferrocen (77) dargestellt werden. 1,1'-Dibromferrocen (78) wurde in 4-Picolin mit Kupfer(I)oxid und Phthalimid unter Rückfluß erhitzt. Nach Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum wurde der schwarzbraune Rückstand 60 Stunden mit Dichlormethan extrahiert. Die erhaltene rote Suspension wurde im Vakuum vom Lösungsmittel befreit, und man erhielt elementaranalysenreines 1,1'-Bis(phthalimido)ferrocen (84) in mäßigen Ausbeuten als mikrokristallinen, dunkelroten Feststoff (Abb. 3-11). O O Br N Cu2O, 4-Picolin +2.4 HN Fe Rückfluß, 44 % Br O O Fe O 78 N 84 O Abb. 3-11 Darstellung von 1,1’-Bis(phthalimido)ferrocen (84). Im Massenspektrum der Verbindung treten ein Peak für das Molekülion (476) und ein Peak für ein Fragment auf, das durch die Abspaltung einer kompletten Cyclopentadienylphthalimid-Einheit gebildet wird (266). Das IR-Spektrum zeigt außer den Banden für die Aromaten eine starke Bande für die C=O-Schwingung bei 1720 cm–1. Im nächsten Schritt konnte 1,1'-Bis(phthalimido)ferrocen (84) in Ethanol erfolgreich mit Hydrazinmonohydrat zu 1,1'-Diaminoferrocen (77) reduziert werden (Abb. 3-12). Es wurde wässrig aufgearbeitet und mit Diethylether extrahiert. Nach Trocknen über Magnesiumsulfat und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum konnte das elementaranalysenreine Produkt in mäßigen Ausbeuten als orangegelber Feststoff erhalten werden. 90 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE O 3 N O O Fe Üb. N2H4⋅H2O, EtOH Rückfluß, 42 % 2 4 1 5 Fe NH2 N 84 O NH2 77 Abb. 3-12 Darstellung von 1,1’-Diaminoferrocen (77). Im 1H-NMR-Spektrum der Verbindung treten zwei Multipletts für die Cp-Protonen auf, die in Analogie zu Aminoferrocen zugeordnet werden konnten.[240] Dabei tritt das Signal für 3-H und 4-H bei 3.63 ppm auf, während sich das Signal bei 3.55 ppm den Protonen 2-H und 5-H zuordnen läßt. Die chemische Verschiebung des breiten Singuletts für die N-H-Protonen beträgt 2.90 ppm. Durch (13C-1H)-Korrelationsspektroskopie lassen sich die Signale im 13 C-NMR-Spektrum ebenfalls zuordnen. Dabei tritt das Signal für C-1 bei 116.8 ppm auf, die beiden Signale für die übrigen Kohlenstoffatome liegen bei 63.6 ppm (C-2/C-5) bzw. 59.7 ppm (C-3/C-4). Neben dem Peak für das Molekülion (216) treten im Massenspektrum ein Signal für ein Fragment, das durch Abspaltung einer Cp–NH2-Gruppe gebildet wird (137), und ein Signal für eine Cp–NH2-Gruppe (80) auf. Das IR-Spektrum zeigt eine starke NH2-Bande bei 3350 cm–1. Zwar konnte auf diesem Weg erfolgreich 1,1’-Diaminoferrocen (77) in reiner Form erhalten werden, allerdings scheiterte eine Synthese im Multigramm-Maßstab bislang an der Darstellung des 1,1'-Bis(phthalimido)ferrocens (84). So konnten bei Versuchen mit ca. 4 mmol 1,1'Dibromferrocen (78) in reproduzierbarer Ausbeute von 40-44 % erhalten werden, mit steigender Ansatzgröße ging die Ausbeute jedoch auf unter 10 % zurück. 3.3.3 Darstellung N,N’-diarylierter Ferrocendiaminen aus 1,1’-Diaminoferrocen (77) Das zuvor dargestellte 1,1'-Diaminoferrocen (77) sollte nun palladiumkatalysiert mit Halogenaromaten aryliert werden. Leider sind, abgesehen von disubstituierten Chloraromaten, nur wenige 2,6-dialkylierte Halogenaromaten kommerziell erhältlich. Daher wurden nur Iodbenzol und 2,6-Dimethylbrombenzol eingesetzt. DARSTELLUNG FERROCENVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 91 3.3.3.1 Darstellung von 1,1’-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79) Durch die palladiumkatalysierte Umsetzung von 1,1’-Diaminoferrocen (77) mit Iodbenzol bei 90 °C in Toluol konnte 1,1'-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79) dargestellt werden (Abb. 3-13). NH2 Fe + 2 Ph-I Fe Ph NH Pd2(dba)3, dppf NaOt-Bu NH2 Toluol, 90 °C, 38 h 77 NH Ph 79 Abb. 3-13 Palladiumkatalysierte Darstellung von 1,1’-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79). Die Bildung von 1,1'-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79) konnte massenspektrometrisch nachgewiesen werden. Dabei treten im Massenspektrum neben dem Peak für das Molekülion (368) noch zwei weitere auf. Diese sind, wie schon analog bei 1,1'-Diaminoferrocen (77) und 1,1'-Bis(phthalimido)ferrocen (84) beobachtet, auf die Abspaltung eines kompletten substituierten Cyclopentadienylrestes zurückzuführen. Dabei treten ein Peak für den substituierten Cyclopentadienylrest (156) und einer für das aus dieser Abspaltung resultierende eisenhaltige Fragment (212) auf. Da das Edukt 1,1'-Diaminoferrocen (77) massenspektrometrisch nicht mehr nachgewiesen werden konnte, ist davon auszugehen, daß ein vollständiger Umsatz stattgefunden hat. Eine Abtrennung des Palladiumkatalysators vom Produkt war bislang nicht möglich und ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. 3.3.3.2 Darstellung von 1,1’-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81) 1,1'-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81) konnte durch die palladiumkatalysierte Umsetzung von 1,1'-Diaminoferrocen (77) mit drei Äquivalenten 2,6-Dimethylbrombenzol bei 90 °C in Toluol dargestellt werden (Abb. 3-14). Durch sukzessives Abkühlen auf –20 °C konnten Kristalle der Verbindung erhalten werden, die für eine Röntgenstrukturuntersuchung geeignet waren. 92 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE Br Pd2(dba)3, dppf NaOt-Bu NH2 Fe NH Fe +3 Toluol, 90 °C, 64 h NH2 NH 77 81 Abb. 3-14 Palladiumkatalysierte Darstellung von 1,1’-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81). Auch in diesem Fall konnte die Bildung des Produktes massenspektrometrisch nachgewiesen werden, wobei hier ausschließlich ein Peak für das Molekülion (424) auftritt. Erneut konnte kein Edukt 77 mehr detektiert werden, so daß von einem vollständigen Umsatz auszugehen ist. Abb. 3-15 zeigt die Kristallstruktur von 1,1'-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81). C26 C23 C24 C22 C19 C18 C17 C14 D2 C21 N2 C16 C15 C13 C10 C20 Fe C11 C25 C5 C4 C1 N1 C8 D1 C3 C9 C6 C7 C2 C12 Abb. 3-15 Kristallstruktur von 1,1’-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81). Im Festkörper weist Verbindung 81 C2-Symmetrie auf. Dabei sind die beiden Cyclopentadienylringe so angeordnet, daß die beiden Aminosubstituenten einen maximalen Abstand voneinander haben. Die beiden Xylylreste liegen auf derselben Seite der Ebene, die durch die beiden Stickstoffatome und das Eisenatom aufgespannt wird. DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 93 Bislang konnte nur eine kleine Menge (<20 mg) der Verbindung 81 in Form von Kristallen isoliert werden. Eine Abtrennung des Palladiumkatalysators vom restlichen Produkt war nicht möglich, ist aber Gegenstand weiterer Untersuchungen. 3.3.4 Zusammenfassung Der vorangegangene Abschnitt behandelt die Darstellung ferrocenverbrückter Diaminoliganden. Dabei war die Darstellung von N,N'-diarylierten 1,1'-Diaminoferrocenen ausgehend von 1,1'-Dibromferrocen (78) nicht möglich. Nach erfolgreicher Darstellung von 1,1'Diaminoferrocen (77) über eine GABRIEL-Reaktion konnten 1,1'-Bis(N-phenylamino)ferrocen (79) und 1,1'-Bis[N-(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81) unter Verwendung der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung synthetisiert werden. Hier zeigt sich die vielseitige Anwendbarkeit dieser Synthesemethode, die inzwischen auch in der Diarylierung von Ferrocenamin erfolgreich eingesetzt werden konnte.[231] 3.4 Darstellung (S)-binaphthylverbrückter Diaminoliganden Auch für eine Darstellung binaphthylverbrückter Diaminoliganden sind prinzipiell zwei unterschiedlichen Syntheserouten möglich (Abb. 3-16). So kann man entweder 2,2 %LV [(trifluormethansulfonyl)oxy]-1,1 ELQDSKWK\O85) (bzw. das entsprechende Dibromid 86) mit einem Anilin umsetzen (Weg I), oder man läßt 2,2'-Diaminobinaphthyl (87) mit einem Halogenaromaten reagieren (Weg II, Abb. 3-16). Ar X X Ar-NH2 NH NH2 Ar-Y NH2 NH Ar 85 X = OTf 86 X = Br Y = Br, I 87 Abb. 3-16 Alternative Darstellungsmethoden für arylierte Binaphthyldiamine. Im Gegensatz zur Darstellung N,N’-diarylierter Diaminoferrocene (siehe Kap. 3.3) sind in diesem Fall keine Schwierigkeiten aufgrund der elektronischen Struktur der Substrate zu erwarten, da es sich bei beiden Arylsubstituenten am Stickstoffatom um Phenyle ohne 94 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE elektronenspendende Substituenten handelt. Um Einschränkungen durch die verfügbaren Edukte zu vermeiden (vgl. Kap. 3.3), wurde zunächst versucht, die diarylierten Diaminobinaphthyle aus 2,2 %LV>WULIOXRU methansulfonyl)oxy]-1,1 ELQDSKWK\O 85) darzustellen (Weg I). Wie bereits erwähnt (vgl. Kap. 3.3), sind viele verschiedene 2,6-disubstituierte Aniline kommerziell erhältlich, während die Anzahl verfügbarer 2,6-disubstituierter Iod- und Bromaromaten sehr begrenzt ist. 3.4.1 Versuche zur Darstellung N,N’-diarylierter (S)-2,2’-Diamino-1,1’-binaphthyle aus 2,2 %LV>WULIOXRUPHWKDQVXOIRQ\OR[\@ ELQDSKWK\O85) Das Bistriflat 85 wurde nach einer Literaturmethode dargestellt[241] und anschließend bei 90 °C ohne Lösungsmittel mit Anilin umgesetzt (Abb. 3-17). Da BUCHWALD das Katalysatorsystem Palladiumacetat und Bis-[2-(diphenylphosphino)phenyl]ether (DPE-phos) bereits erfolgreich bei der Aminierung eines Binaphthylmonotriflats mit Anilin einsetzen konnte,[242] wurde ebenfalls diese Kombination verwendet. Nach wässriger Aufarbeitung konnte jedoch nicht das gewünschte Produkt (S)-88 erhalten werden. NH OTf OTf (S)- 85 10 Äq. Ph-NH2 Pd(OAc)2, DPE-phos Cs2CO3, 90 °C, 16 h kat. Et3N NH (S)- 88 N 89 Abb. 3-17 Versuchte Darstellung von (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O88). Stattdessen konnten eine kleine Menge an Edukt 85 und als Hauptprodukt das Dibenzocarbazol 89 massenspektrometrisch nachgewiesen werden. Das gewünschte Produkt (S)-88 war lediglich als Spurenkomponente vorhanden. Die Bildung des Dibenzocarbazols 89 DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 95 ist dabei konsistent mit den allgemeinen Charakteristika der BUCHWALD-HARTWIGAminierung. So wird bei palladiumkatalysierten Aminierungsreaktionen nicht nur häufig neben dem monoarylierten Produkt auch das diarylierte Produkt gebildet,[243] es ist auch bekannt, daß primäre Amine meist wesentlich langsamer reagieren als sekundäre.[230] Hinzu kommt, daß im vorliegenden Fall die zweite Aminierung intramolekular abläuft und sich zudem ein thermodynamisch stabiler Fünfring ausbildet. Selbst beim Einsatz eines 75fachen Überschußes an Anilin wird die gewünschte Verbindung 88 nur als Nebenkomponente gebildet. Das Hauptprodukt ist wiederum Verbindung 89. Auch bei der entsprechenden Umsetzung des Bistriflats 85 mit den sterisch anspruchsvolleren Aminen 2,6-Dimethylanilin und 2,6-Diethylanilin werden die entsprechenden N,N’diarylierten Diaminobinaphthyle 90 und 91 nicht gebildet. NH2 OTf OTf R + 10 R Pd(OAc)2, DPE-phos Cs2CO3, 90 °C, 16 h kat. Et3N R NH NH R R R R = Me (S)- 90 R = Et (S)- 91 (S)-85 Abb. 3-18 Versuchte Darstellung von 90 und 91. In diesen beiden Fällen werden allerdings keine Carbazole gebildet. Massenspektrometrisch kann neben dem Edukt 85 lediglich Binaphthol als Hydrolyseprodukt nachgewiesen werden. Beim Einsatz von N-TMS-geschützen Anilinen zur Unterbindung der Carbazolbildung entstehen unter den gleichen Reaktionsbedingungen Gemische, die nicht näher analysiert wurden. Im Fall von N-TMS-2,6-dimethylanilin konnte allerdings ein geringer Anteil des Produktes 90 nachgewiesen werden. Dieses entsteht aus der entsprechenden geschützen Verbindung, da nach der Reaktion sauer aufgearbeitet wird, was zur Abspaltung der TMSGruppen führte. 96 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE SiMe3 HN OTf OTf R + 10 R Pd(OAc)2, DPE-phos Cs2CO3, 90 °C, 16 h kat. Et3N R NH R NH R R = Me (S)-90 R = Et (S)-91 (S)- 85 Abb. 3-19 Versuchte Darstellung von 90 und 91. Da die Darstellung N,N’-diarylierter Diaminobinaphthyle aus 2,2 %LV>WULIOXRUmethansulfonyl)oxy]-1,1 ELQDSKWK\O85) unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht möglich zu sein schien, wurde diese Syntheseroute nicht weiter verfolgt. 3.4.2 Darstellung N,N’-diarylierter (S)-2,2’-Diamino-1,1’-binaphthyle aus (S)-(–)-2,2 Diamino-1,1 -binaphthyl ((S)-87) Die Darstellung N,N’-diarylierter Diaminobinaphthyle aus (S)-(–)-2,2 'Lamino-1,1 binaphthyl (88) bietet den Vorteil, daß sowohl das (S)- ((S)-87) als auch das entsprechende (R)-Enantiomer ((R)-87), kommerziell erhältlich sind. (Das racemische Diamin wird hingegen nicht angeboten.) Allerdings ist die Auswahl an geeigneten Halogenaromaten sehr begrenzt. Die einzigen verfügbaren 2,6-disubstituierten Halogenaromaten sind 2,6-Dimethylbrombenzol und 2,6-Diethylbrombenzol. Daher ist diese Syntheseroute in ihrer Anwendbarkeit beschränkt. 3.4.2.1 Darstellung von (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKthyl ((S)-88) Die palladiumkatalysierte Darstellung von (R)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((R)-88) wurde bereits 1998 beschrieben.[244] Dabei wurde (R)-(–)-2,2 'LDPLQR 1,1 -binaphthyl ((R)-87) mit 5 Äquivalenten Brombenzol umgesetzt. Als Katalysatorsystem wurden Pd2(dba)3 und BINAP eingesetzt. Die Autoren berichten, daß sie hauptsächlich das gewünschte Produkt (R)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O R)-88) (70 %) erhielten, das mit wenig monoaryliertem Produkt (R)-N-Phenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((R)-92) verunreinigt war. Das arylierte Diamin 88 wurde jedoch bislang nicht als Ligand verwendet. R DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 97 Zunächst wurde versucht, diese Synthese nachzuvollziehen. Bei einer Durchführung des Versuches unter identischen Reaktionsbedingungen konnte jedoch nicht das oben beschriebene Gemisch aus diaryliertem Produkt (S)-88 und monoaryliertem Produkt (S)-92 erhalten werden. Stattdessen erhielt man eine Mischung, die zu ca. 80 % aus dem dreifach arylierten Produkt (S)-94 und zu ca. 10 % aus (S)-N,N,N’,N’-Tetraphenyl-2,2 GLamino-1,1 -binaphthyl ((S)-93) bestand (Abb. 3-20). NH2 NH2 (S)- 87 5 Äq. Ph-Br Pd2(dba)3, (R)-(+)-BINAP NaOt-Bu, 90 °C Toluol, 2 h (S)- 94 Ph NH Ph NH NH Ph NH2 (S)- 88 (S)- 92 NPh2 NPh2 NH Ph NPh2 (S)- 93 Abb. 3-20 Versuchte Darstellung von (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-88). Auch bei wiederholter Durchführung und beim Verwendung von DPPF statt BINAP wurde das gleiche Ergebnis erhalten. Da sich also die beschriebene Darstellung[244] nicht reproduzieren ließ, wurde die Reaktion etwas abgewandelt. Statt fünf Äquivalente des Halogenaromaten wurde lediglich ein Äquivalent eingesetzt. Um aber trotzdem eine vollständige Umsetzung zum gewünschten Produkt zu erzielen, wurde statt Brombenzol Iodbenzol verwendet, da bekannt ist, daß Iodaromaten in der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung schneller reagieren als Bromaromaten. Außerdem wurden die Reaktionstemperatur leicht erhöht und die Reaktionsdauer auf 2.5 Stunden verlängert. (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl ((S)-87) wurde palladiumkatalysiert in Toluol bei 90100 °C mit einem Äquivalent Iodbenzol umgesetzt. Nach wässriger Aufarbeitung erhielt man 98 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE ein Gemisch aus mono-, di- und triaryliertem Produkt, aus dem säulenchromatographisch elementaranalysenreines (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-88) in guten Ausbeuten (80 %) als farbloser Feststoff isoliert werden konnte (Abb. 3-21). 12 5 4a 6 NH2 NH2 Pd2(dba)3, dppf NaOt-Bu, 90-100 °C +2 Ph-I 4 2 7 8 8a 1 Toluol, 2.5 h 80 % (S)-87 11 3 9 10 NH NH (S)- 88 Abb. 3-21 Darstellung von (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-88). Das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 88 (Abb. 3-22) ist aufgrund der zusätzlichen Phenylgruppen im Molekül wesentlich komplexer als das des Edukts 87. Während die Signale für 4-H und 5-H als Dubletts bei 7.92 ppm (3J4,3 = 9.0 Hz) und 7.87 ppm (3J5,6 = 8.1 Hz) auftreten und damit gegenüber den Signalen im Edukt 87 nur leicht zu tieferem Feld verschoben sind, weist das Dublett für 3-H bei 7.69 ppm (3J3,4 = 9.0 Hz) eine Tieffeldverschiebung von fast 0.5 ppm auf. 1 Abb. 3-22 Ausschnitt aus dem H-NMR-Spektrum von (S)-88 (CD2Cl2, 300.1 MHz). DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 99 Die Signale für 6-H und 7-H treten als Dubletts (3J6,5 = 8.1 Hz und 3J7,8 = 8.2 Hz) von Dubletts (3J3,4 = 6.8 Hz und 3J3,4 = 6.7 Hz) von Dubletts (4J6,8 = 1.4 Hz und 4J7,5 = 1.5 Hz) bei 7.32 ppm und 7.24 ppm auf und sind damit, ebenso wie das Multiplett für 8-H bei 6.98 ppm nur leicht tieffeldverschoben. Für die NH-Protonen tritt ein breites Singulett bei 5.65 ppm auf, wobei die Tieffeldverschiebung von über 1 ppm gegenüber dem Signal des Edukt auf die elektronenziehende Wirkung der Phenylsubstituenten zurückzuführen ist. Die Signale im 13 C-NMR-Spektrum (Abb. 3-23) sind gegenüber den Signalen im Edukt nur geringfügig verschoben (<1.8 ppm). Lediglich der Umfang der Verschiebungen der Signale von C-1 (6.4 ppm) und für C-4a (2.7 ppm) ist etwas größer. 13 Abb. 3-23 C-NMR-Spektrum von (S)-88 (CD2Cl2, 75.5 MHz). Im Massenspektrum wird neben einem Peak für das Molekülion (436) ein weiterer für ein Fragment, das durch Abspaltung einer N(H)Ph-Gruppe gebildet wird (344), detektiert. Im IRSpektrum treten zahlreiche Banden für die Aromaten sowie eine N–H-Bande bei 3396 cm–1 auf. 100 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 3.4.2.2 Versuchte Darstellung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dialkylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 binaphthylen Bei der Umsetzung von (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl ((S)-87) mit einem Äquivalent 2,6-Dimethylbrombenzol bzw. 2,6-Diethylbrombenzol analog zur Synthese von (S)-88 konnten die gewünschten Produkte 90 und 91 nicht erhalten werden (Abb. 3-24). R Br NH2 NH2 (S)- 87 R R +2 Pd2(dba)3, dppf NaOt-Bu, 90-100 °C Toluol, 2 h NH R NH R R R = Me (S)- 90 R = Et (S)- 91 R NH R NH2 R = Me (S)- 95 R = Et (S)- 96 Abb. 3-24 Versuchte Darstellung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dialkylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OHQ Bei der Reaktion wird jeweils nur ein einziges Produkt gebildet, das massenspektrometrisch als (S)-(N-2,6-Dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-95) bzw. als (S)-(N-2,6Diethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-96) identifiziert werden konnte. Aufgrund des größeren sterischen Anspruchs der disubstituierten Phenyle findet unter den gewählten Bedingungen keine Reaktion zu den disubstituierten Verbindungen (S)-90 und (S)-91 statt. 3.4.2.3 Darstellung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 binaphthyl (90) Da unter den zuvor gewählten Reaktionsbedingungen nicht das erwünschte Produkt (S)-90 erhalten werden konnte, wurde die Reaktionszeit auf 30 Stunden verlängert. Außerdem DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 101 wurden anstelle eines Äquivalents 3.5 Äquivalente 2,6-Dimethylbrombenzol eingesetzt. Durch die Umsetzung von (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl ((S)-87) mit 3.5 Äquivalenten 2,6-Dimethylbrombenzol in Toluol bei 90-100 °C konnte (S)-90 dargestellt werden (Abb. 3-25). Es entstand noch ein weiteres Produkt (≈ 5 % (S)-97), das säulenchromatographisch nicht von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-90) abgetrennt werden konnte. Durch präparative HPLC konnte aber das elementaranalysenreine Diamin (S)90 in bis zu 74 % Ausbeute als beiger Feststoff erhalten werden. 12 5 Br 4 4a 6 2 7 Pd 2(dba)3, dppf (S)-87 8 8a 1 NaOt-Bu, 90-100 °C Toluol, 30 h 5 11 3 3.5 Äq. 12 9 NH 4 4a 6 10 8 8’ + NH 2 7 13 7’ 8a 8a’ 13 9 10 NH 1 1’ NH 2’ 13’ 9’ 10’ 3’ 6’ 5’ (S)-90 11 3 4a’ 11’ 4’ (S)-97 12’ Abb. 3-25 Darstellung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-90). Das 1H-NMR-Spektrum (Abb. 3-26) von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLamino1,1 ELQDSKWK\O S)-90) weist gegenüber dem der diphenylsubstituierten Verbindung (S)-88 einige charakteristische Veränderungen auf. 1 Abb. 3-26 H-NMR Spektrum von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)90) ([D6]-Aceton, 300.1 MHz). 102 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE Das Signal für 3-H tritt als Dublett (3J3,4 = 9.0 Hz) bei 6.67 ppm auf und ist damit um über 1 ppm gegenüber dem Signal des Diamins (S)-88 zu höherem Feld verschoben. Das Signal für 11-H ist hingegen um ca. 0.5 ppm tieffeldverschoben und tritt als breites Singulett bei 7.06 ppm auf. Diese Verbreiterung ist vermutlich auf eine gehinderte Rotation der Xylyringe um die N–C-9- bzw. die N'–C-9'-Achse zurückzuführen. Hierfür spricht auch das unstrukturierte Signal für die Methylgruppen, das bei 2.16 ppm auftritt. Durch ein Absenken der Meßtemperatur auf –30 °C läßt sich die Rotation weitgehend einfrieren, was zu zwei unterschiedlichen Signalen für die Methylgruppen bei 2.19 ppm und 1.95 ppm und zu einer Aufspaltung des Signals für 11-H zu einem Multiplett führt (Abb. 3-27). Die übrigen Signale im 1H-NMR-Spektrum bei Raumtemperatur (Abb. 3-26) sind gegenüber denen der Verbindung 88 nur geringfügig (<0.2 ppm) verschoben. 1 Abb. 3-27 Tieftemperatur- H-NMR-Spektrum von (S)-90 (–30 °C, CD2Cl2, 300.1 MHz). Im 13C-NMR-Spektrum (Abb. 3-28) sind die Signale für C-10 und C-11 gegenüber denen der diphenylierten Verbindung 88 um 8 bzw. 9 ppm tieffeldverschoben und treten bei 137.6 und 129.2 ppm auf. Zudem ist das Signal für C-10 durch die gehinderte Rotation der Xylyle verbreitert. Die übrigen Signale sind, wie schon im 1H-NMR-Spektrum beobachtet, nur wenig verschoben (<2 ppm). Das Massenspektrum der bis(xylylierten) Verbindung (S)-90 gleicht dem von (S)N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-88). DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN Abb. 3-28 Ausschnitt aus dem 103 13 C-NMR Spektrum von (S)-90 ([D6]-Aceton, 75.5 MHz). Auch hier tritt neben dem Peak für das Molekülion (492) nur ein weiterer auf, der analog einem Fragment zuzuordnen ist, das durch Abspaltung einer N(H)Xy-Gruppe gebildet wird (372). Im IR-Spektrum treten zusätzlich zu einer N–H-Bande bei 3388 cm–1 und den Phenylbanden Absorptionen für die aliphatischen Substituenten auf. Von der zweiten gebildeten Verbindung, die sich nur über präparative HPLC vom gewünschten Produkt (S)-90 abtrennen ließ, wurde zunächst angenommen, daß es sich um die N,N-diarylierte Verbindung handelt. Diese Annahme konnte jedoch durch das IR- und das Massenspektrum, die beide denen der N,N’-disubstituierten Verbindung (S)-90 gleichen, widerlegt werden. So tritt im IR-Spektrum eine starke N–H-Bande bei 3395 cm–1 auf, während eine NH2-Bande nicht beobachtet werden kann. Im Massenspektrum der Verbindung tritt nicht der charakteristische Massenverlust von m/z = 17 aus dem Molekülion auf, wie er bei den monoarylierten Verbindungen (S)-95 und (S)-96 und bei 2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl (87) beobachtet werden kann. Dieser ist auf die Abspaltung eines NH3-Fragments zurückzuführen und müßte bei einem N,N-diarylierten Binaphthyldiamin ebenfalls auftreten. Mittels NMR-Spektroskopie konnte die Nebenkomponente schließlich eindeutig als (S)-N(2,6-Dimethylphenyl)-N’-(3,5-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-97) identifiziert werden. Das in der Reaktion eingesetzte 2,6-Dimethylbrombenzol ist mit etwa 1 % einer zweiten Komponente verunreinigt, die mittels GC/MS-Kopplung als isomere Verbindung 104 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE identifiziert werden konnte und bei der es sich vermutlich um 3,5-Dimethylbrombenzol handelt. Dieses reagiert offensichtlich schneller mit Binaphthyldiamin, was aufgrund des verwendeten Überschusses an Dimethylbrombenzol zur Bildung von etwa 5 % an Verbindung (S)-97 führt. Aufgrund der beiden unterschiedlichen Substituenten an den Stickstoffatomen ist das Diamin (S)-97 nicht C2-symmetrisch. Dies führt zu zwei kompletten Signalsätzen in den NMRSpektren, da die beiden Naphthyleinheiten nicht äquivalent sind. Im 1H-NMR-Spektrum (Abb. 3-29) gleichen dabei die chemischen Verschiebungen für die Protonen 3-H bis 12-H denen im Spektrum der diphenylsubstituierten Verbindung (S)-88. Lediglich die Signale für 10-H und 12-H sowie für das N–H-Proton sind verschoben. Dabei tritt das Multiplett für 12-H um 0.5 ppm hochfeldverschoben bei 6.56 ppm auf, was ebenso auf den +I-Effekt der Methylgruppen zurückzuführen ist wie die Hochfeldverschiebung (∆δ ≈ 0.4 ppm) des Singuletts für 10-H bei 6.77 ppm. Das Signal für das N–H-Proton tritt dagegen bei 6.15 ppm auf und ist damit um etwa 0.5 ppm zu tieferem Feld verschoben. 1 Abb. 3-29 H-NMR-Spektrum von (S)-97 ([D6]-Aceton, 300.1 MHz). Der Signalsatz für 3'-H bis 13'-H ist nahezu identisch mit dem der Verbindung (S)-90. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich auch im 13 C-NMR-Spektrum (Abb. 3-30). Auch hier entsprechen die Signale für C-1' bis C-13' denen des Diamins (S)-90 und auch die Signallagen DARSTELLUNG (S)-BINAPHTHYLVERBRÜCKTER DIAMINOLIGANDEN 105 von C-1 bis C-12 stimmen gut mit denen der diphenylsubstituierten Verbindung (S)-88 überein. Lediglich die Signale für die Xylylgruppe sind durch die beiden Methylsubstituenten verschoben. 13 Abb. 3-30 C-NMR Spektrum von (S)-97 ([D6]-Aceton, 75.5 MHz). 3.4.2.4 Darstellung von (S)-N,N -Bis(trimethylsilyl)-N,N -diphenyl-2,2 GLDPLQR binaphthyl ((S)-98) Nachdem in einem ersten Versuch die Umsetzung von (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 binaphthyl ((S)-88) mit einem Äquivalent n-Butyllithium und anschließender Reaktion mit Chlortrimethylsilan nicht zu einem vollständigen Austausch der N–H-Protonen gegen Trimethylsilylgruppen geführt hatte, wurde die Menge an eingesetzter Base erhöht. (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-88) wurde in THF bei –78 °C mit zwei Äquivalenten n-Butyllithium umgesetzt. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur wurde erneut auf –78 °C abgekühlt, und es wurden vier Äquivalente Chlortrimethylsilan zugegeben. Das Lösungsmittel wurde im Vakuum entfernt und der erhaltene orange Feststoff mit Toluol extrahiert. Nach Filtrieren und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man in ausgezeichneten Ausbeuten (97 %) das Produkt (S)-98 (Abb. 3-31). 106 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 12 5 4 4a 6 NH 1. 2 n-BuLi 2. 4 TMSCl NH THF, 78 °C 97 % 2 7 8a 8 11 3 1 9 10 N TMS N TMS (S)-98 (S)-88 Abb. 3-31 Darstellung von (S)-98. Das 1H-NMR-Spektrum ähnelt dem von Verbindung (S)-88, allerdings ist der komplette Signalsatz um 0.2 ppm bis 0.7 ppm zu höherem Feld verschoben. Der vollständige Austausch der N–H-Protonen gegen TMS-Gruppen zeigt sich daran, daß das entsprechende Signal bei 5.65 ppm fehlt und statt dessen ein Signal für die TMS-Gruppen bei –0.02 ppm auftritt. Auch im IR-Spektrum kann keine N–H-Bande detektiert werden. Stattdessen treten außer den Banden für die Aromaten einige starke Signale auf, die den TMS-Gruppen zugeordnet werden können. Das Massenspektrum zeigt einen intensiven Peak für das Molekülion. Außerdem wird ein Peak detektiert, der von der Abspaltung einer TMS-Gruppe herrührt (507) und ein weiterer für eine Binaphthyleinheit mit einer N–Ph-Gruppe (343). Außerdem tritt ein Peak für eine TMS-Gruppe (73) auf. 3.4.2.5 Versuchte Darstellung von (S)-N,N -Bis(trimethylsilyl)-N,N -bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR ELQDSKWK\OS)-99) Analog der zuvor beschriebenen Synthese von (S)-N,N -Bis-(trimethylsilyl)-N,N -di-phenyl-2,2 GLDPLQR ELQDSKWK\O S)-98) wurde versucht, (S)-N,N -Bis(trimethylsilyl)- N,N -bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR ELQDSKWK\OS)-99) darzustellen. Bei der Umsetzung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWKyl ((S)-90) mit zwei Äquivalenten n-Butyllithium und anschließender Reaktion mit vier Äquivalenten Chlortrimethylsilan konnte jedoch nur ein Gemisch erhalten werden, das nicht näher charakterisiert wurde (Abb. 3-32). DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 107 1. 2 Äq. n-BuLi 2. 4 Äq. TMSCl NH NH N TMS N TMS THF, 78 °C (S)-90 (S)-99 Abb. 3-32 Versuchte Darstellung von (S)-99. Im IR-Spektrum tritt eine mittelstarke Bande für die N–H-Schwingung auf, und auch im 1HNMR-Spektrum kann ein Signal für N–H-Protonen detektiert werden. Außerdem ist die Intensität der Signale für die TMS-Gruppen zu gering. Für den unvollständigen Austausch der N–H-Protonen sind vermutlich sterische Faktoren verantwortlich. 3.4.3 Zusammenfassung Der vorangegangene Abschnitt befaßt sich mit der Darstellung von (S)-binaphthylverbrückten Diaminoliganden. Dabei war die Darstellung von N,N’-diarylierten (S)-2,2'-Diamino-1,1'binaphthylen ausgehend von 2,2 %LV>WULIOXRUmethansulfonyl)oxy]-1,1 ELQDSKWK\O85) nicht möglich. Aus (S)-(–)-2,2'-Diamino-1,1'-binaphthyl ((S)-(–)-87) konnten jedoch mit einer BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung sowohl (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((S)-88) als auch (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O S)-90) in guten Ausbeuten erhalten werden. Während es möglich war, (S)-88 zu der entsprechenden N,N’-disilylierten Verbindung (S)-98 umzusetzen, gelang dies im Fall von (S)-90 nicht. 3.5 Darstellung der Diamido-Metallkomplexe Die beiden Diaminoliganden (S)-88 und (S)-90 sowie der disilylierte Ligand (S)-98 stellen geeignete Verbindungen dar, um sie in der Darstellung von Diamido-Metallkomplexen via Amineliminierung bzw. Silicium-Metallaustausch (vgl. Abb. 3-1) zu testen. 108 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 3.5.1 Darstellung der Metallkomplexe via Amieliminierung 3.5.1.1 Darstellung von [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(dimethylamido)titan ((S)-100) Die Methode der Amineliminierung wird hauptsächlich in der Synthese von DiamidoZirconiumkomplexen eingesetzt (vgl. Kap. 3.1). Dennoch sollte getestet werden, ob sich auf diesem Wege auch die entsprechenden Titankomplexe darstellen lassen. (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((S)-88) wurde in Toluol bei 110 °C mit Tetrakis(dimethylamido)titan umgesetzt. Nach Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum wurde der erhaltene orange Feststoff mit Pentan extrahiert. Die orange Suspension wurde filtriert und das Filtrat im Vakuum vom Lösungsmittel befreit, wobei in fast quantitativen Ausbeuten [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(dimethylamido)titan ((S)- 100) erhalten werden konnte (Abb. 3-33). Das Produkt war stets mit geringen Mengen (<10 %) des freien Liganden verunreinigt (Abb. 3-34). 5 NH Ti(NMe2)4 NH Toluol, 110 °C 98 % 4 4a 6 3 2 7 8 (S)-88 8a 1 N Ti(NMe2)2 N (S)-100 Abb. 3-33 Darstellung von (S)-100. Im 1H-NMR-Spektrum tritt ein Signalsatz für den koordinierten Liganden auf, der gegenüber dem freien Liganden zu höherem Feld verschoben ist (Abb. 3-34). Die Hochfeldverschiebung ist für fast alle Signale sehr gering (<0.07 ppm); einzig das Signal für 3-H tritt bei 7.35 ppm auf und ist damit um 0.35 ppm zu höherem Feld verschoben. Für die Dimethylamidosubstituenten am Titan wird ein scharfes Singulett bei 3.07 ppm detektiert, das damit gegenüber dem Signal des Edukts (3.04 ppm) kaum verschoben ist. Auch im IR-Spektrum der Verbindung tritt eine schwache N–H-Bande auf. Außerdem können zahlreiche Banden für die NMe2-Substituenten am Titan detektiert werden. DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 109 C B A 1 Abb. 3-34 H-NMR-Spektrum des Titankomplexes (S)-100 (A) und Ausschnitte aus diesem Spektrum 1 (B) sowie aus dem H-NMR-Spektrum des freien Liganden (S)-88 (C) (beide: CD2Cl2, 300.1 MHz). Im Massenspektrum kann aufgrund der extremen Hydrolyseempfindlichkeit der Verbindung lediglich der freie Ligand (S)-88 detektiert werden. 3.5.1.2 Darstellung von [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(dimethylamido)zirconium ((S)-101) Analog der zuvor beschriebenen Synthese von [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 EL naphthyl]bis(dimethylamido)titan ((S)-100) wurde (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 EL naphthyl ((S)-88) in Toluol bei 110 °C mit Tetrakis(dimethylamido)zirconium umgesetzt. Nach Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man einen gelben Feststoff, der mit Pentan gewaschen wurde. Nach Abfiltrieren des Feststoffes und Trocknen im Vakuum erhielt man elementaranalysenreines [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(dimethylamido)zirconium ((S)-101) in mäßigen Ausbeuten von 60 % als gelben Feststoff (Abb. 3-35). Aus dem Filtrat konnte ebenfalls das Produkt (S)-101 gewonnen werden, das allerdings mit geringen Mengen des freien Liganden (S)-88 verunreinigt war. 110 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 5 4 4a 6 NH Zr(NMe2)4 NH Toluol, 110 °C 60 % (S)-88 3 2 7 8a 8 1 N Zr(NMe2)2 N (S)-101 Abb. 3-35 Darstellung von (S)-101. Das 1H-NMR-Spektrum (Abb. 3-36) der Verbindung (S)-101 gleicht denen des freien Liganden (S)-88 und des Titankomplexes (S)-100. In diesem Fall können keine Signale mehr für den freien Liganden (S)-88 detektiert werden. Für die Dimethylamidosubstituenten tritt ein Singulett bei 2.81 ppm auf, das damit um 0.1 ppm gegenüber dem Signal von Zr(NMe2)4 zu höherem Feld verschoben ist. C B A 1 Abb. 3-36 H-NMR-Spektrum des Zirconiumkomplexes (S)-101 (A) und Ausschnitte aus diesem 1 Spektrum (B) sowie aus dem H-NMR-Spektrum des freien Liganden (S)-88 (C) (beide: CD2Cl2, 300.1 MHz). DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 111 Das IR-Spektrum der Verbindung weist zwar eine schwache N–H-Bande auf, die allerdings auf eine partielle Zersetzung des Komplexes bei der Probenpräparation zurückzuführen sein könnte. Daneben treten Dimethylamidosubstituenten zahlreiche am Banden für Zirconiumatom die Aromaten und auf. Aufgrund der für die starken Hydrolyseempfindlichkeit des Komplexes konnte im Massenspektrum nur der freie Ligand (S)-88 detektiert werden. 3.5.1.3 Darstellung von [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(diethylamido)zirconium ((S)-102) Um einen möglichen Einfluß verschiedener Dialkylamidosubstituenten am ZirconiumPrecursor auf die Reaktion zu untersuchen, wurde (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 binaphthyl ((S)-88) in Toluol bei 110 °C auch mit Tetrakis(diethylamido)zirconium umgesetzt. Nach Entfernen des Lösungsmittels wurde der erhaltene gelbe Feststoff mit Pentan extrahiert. Nach Filtrieren und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man [(S)N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELnaphthyl]bis(diethylamido)zirconium ((S)-102), das allerdings mit dem freien Liganden (S)-88 (<30 %) verunreinigt war (Abb. 3-37). 5 4 4a 6 NH Zr(NEt2)4 NH Toluol, 110 °C 82 % (S)-88 3 2 7 8a 8 1 N Zr(NEt2)2 N (S)-102 Abb. 3-37 Darstellung von (S)-102. Im 1H-NMR-Spektrum (Abb. 3-38) treten ein Signalsatz für den Komplex (S)-102 und ein weiterer, weniger intensiver für den freien Liganden (S)-88 auf. Der Signalsatz des Komplexes (S)-102 gleicht dem des bis(dimethylamido)-substituierten Komplexes (S)-101. Da die Methylenprotonen der Diethylamidosubstituenten diastereotop sind, treten zwei Multipletts bei 3.16 ppm und 3.07 ppm auf. Das Signal für die Methylgruppen erscheint als Triplett (3J = 8.8 Hz) bei 0.86 ppm. Aufgrund der guten Löslichkeit des Komplexes (S)-102 in Pentan war eine Abtrennung des 112 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE freien Liganden (S)-88 vom Komplex (S)-102 durch eine Extraktion, wie sie im Fall des bis(dimethylamido)-substituierten Komplexes (S)-101 durchgeführt wurde, nicht möglich. C B A 1 Abb. 3-38 H-NMR-Spektrum des Zirconiumkomplexes (S)-102 (A) und Ausschnitte aus diesem 1 Spektrum (B) sowie aus dem H-NMR-Spektrum des freien Liganden (S)-88 (C) (beide: CD2Cl2, 300.1 MHz). 3.5.1.4 Versuchte Darstellung von [(S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLGR 1,1 ELQDSKWK\O@bis(dimethylamido)titan ((S)-103) Es wurde ebenfalls versucht, (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((S)-90) mit Tetrakis(dimethylamido)titan zum entsprechenden Titankomplex (S)-103 umzusetzen (Abb. 3-39). Die Beobachtung, daß die Farbe der Reaktionslösung während der Reaktionszeit nahezu unverändert bleibt, deutet darauf hin, daß unter den gewählten Reaktionsbedingungen keine Reaktion stattfindet. Bei den zuvor beschriebenen Umsetzungen dieser Art tritt hingegen schon nach kurzer Zeit eine charakteristische und intensive Orangerotverfärbung der Reaktionslösung ein. DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE NH 113 Ti(NMe2)4 N Ti(NMe2)2 NH N Toluol, 110 °C (S)-90 (S)-103 Abb. 3-39 Versuchte Darstellung von (S)-103. In den NMR-Spektren des bei der Aufarbeitung erhaltenen beigen Feststoffes konnten lediglich die beiden Edukte nachgewiesen werden. Bei der Umsetzung der beiden Edukte analog zu den zuvor beschriebenen Synthesen wird also nicht [(S)-N,N -Bis-(2,6dimethylphenyl)-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@bis(dimethylamido)titan ((S)-103) gebildet. Vermutlich werden durch die Binaphthylbrücke und die beiden sterisch anspruchsvollen Xylylsubstituenten die Stickstoffatome des Liganden derart blockiert, daß es nicht zur Bindung des Titans an den Liganden kommen kann. 3.5.1.5 Versuchte Darstellung von [(S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLGR 1,1 ELQDSKWK\O@bis(dimethylamido)titan ((S)-104) Auch bei der Umsetzung von (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ((S)-90) mit Tetrakis(dimethylamido)zirconium analog des zuvor beschriebenen Versuches (Abb. 3-40) konnte während der Reaktion keine Farbänderung der Reaktionslösung beobachtet werden. NH Zr(NMe2)4 N Zr(NMe2)2 NH (S)-90 N Toluol, 110 °C (S)-104 Abb. 3-40 Versuchte Darstellung von (S)-104. Auch hier können in den NMR-Spektren des bei der Aufarbeitung erhaltenen beigen Feststoffes lediglich die beiden Edukte detektiert werden, es findet also keine Reaktion statt. 114 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE Da auch die Disilylierung des Liganden (S)-90 nicht erfolgreich durchgeführt werden konnte, liegt die Vermutung nahe, daß der sterische Anspruch an den beiden Stickstoffatomen durch die Binaphthylbrücke und die beiden Xylylsubstituenten bereits so groß ist, daß eine weitere Koordination von Substituenten, die sterisch anspruchsvoller sind als die beiden Protonen, nur schwer möglich ist. 3.5.2 Darstellung der Metallkomplexe via Silicium-Metall-Austausch 3.5.2.1 Darstellung von [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@WLWDQ dichlorid ((S)-105) Da unter Einsatz der Syntheseroute der Amineliminierung nur Titankomplexe erhalten werden konnten, die mit freiem Liganden verunreinigt waren, wurde versucht, [(S)- N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@WLWDQGLFKORULG S)-105) ausgehend von (S)N,N -Bis(trimethylsilyl)-N,N -diphenyl-2,2 GLDPLQR-1 ELQDSKWK\O S)-98) darzustellen. Dazu wurde der disilylierte Ligand (S)-98 in o-Xylol unter Rückflußbedingungen mit Titantetrachlorid umgesetzt (Abb. 3-41). Nach Filtrieren und Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum erhielt man einen dunkel-rotbraunen Feststoff. Dieser wurde in wenig Toluol gelöst und das Produkt durch Zugabe von Hexan ausgefällt. Der Feststoff wurde abfiltriert, mit Pentan gewaschen und im Vakuum getrocknet. Man erhielt elementaranalysenreines [(S)N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@WLWDQGLFKORULG S)-105) in guten Aubeuten (68 %) als dunkelroten Feststoff. 5 4 4a 6 (S)-98 N TMS TiCl4 N TMS o-Xylol, 145 °C 68 % 3 2 7 8a 8 1 N TiCl2 N (S)-105 Abb. 3-41 Darstellung von (S)-105. Das 1H-NMR-Spektrum weist im Vergleich zu dem des bis(dimethylamido)substituierten Titankomplexes (S)-100 einige charakteristische Veränderungen auf. Unter Verwendung von DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 115 (1H,1H)- und (13C,1H)-NMR-Korrelationsspektroskopie konnten die Signale zugeordnet werden. Während das Signal für 3-H um ca. 0.2 ppm hochfeldverschoben ist, ist der gesamte übrige Signalsatz um 0.1 ppm bis 0.4 ppm zu tieferem Feld verschoben. C B A 1 Abb. 3-42 H-NMR-Spektrum des Titankomplexes (S)-105 (A) und Ausschnitte aus diesem Spektrum 1 (B) sowie aus dem H-NMR-Spektrum des freien Liganden (S)-88 (C) (beide: CD2Cl2, 300.1 MHz). Im 1H-NMR-Spektrum konnte noch ein weiterer, wesentlich weniger intensiver Signalsatz detektiert werden. Dieser stimmt mit dem 1H-NMR-Spektrum des freien Liganden (S)-88 überein, der möglicherweise durch eine partielle Zersetzung des Komplexes bei der Probenpräparation zurückgebildet wird. Der Anteil des freien Liganden ist kleiner als 5 %. Das 13 C-NMR-Spektrum gleicht dem des Titankomplexes (S)-100. Lediglich die Signale für das i-Ph-C und für das p-Ph-C sowie für C-1 sind deutlich verschoben. 3.5.3 Zusammenfassung Unter Verwendung der Methode der Aminelimierung (vgl. Kap. 3.1) konnten ausgehend vom diphenylierten Liganden (S)-88 der Titankomplex (S)-100 sowie die beiden Zirconiumkomplexe (S)-101 und (S)-102 dargestellt werden. Eine Synthese von Metallkomplexen des bis(xylyl)substituierten Liganden (S)-90 war auf diesem Wege nicht möglich. Durch die Umsetzung von Titantetrachlorid mit dem disilylierten Liganden (S)-98 konnte der Dichlortitankomplex (S)-105 erhalten werden. Die beiden elementaranlysenreinen Komplexe 116 DIAMIDO-METALLKOMPLEXE (S)-101 und (S)-105 werden im folgenden Abschnitt in der homogenen Olefinpolymerisation getestet. KAPITEL 4 OLEFINPOLYMERISATIONEN OLEFINPOLYMERISATIONEN 119 4 Olefinpolymerisationen 4.1 Einsatz von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen als Katalysatoren Wie bereits erwähnt (vgl. Kap. 1.3), geht das große Interesse an Cyclopentadienyl-Amido(CpA)-Komplexen hauptsächlich auf ihre Verwendung als neue Generation homogener Polymerisationskatalysatoren zurück. Besonders die hervorragenden Copolymerisations- eigenschaften und die Stabilität der Katalysatoren auch bei erhöhter Polymerisationstemperatur (130-160 °C) haben zu einer regen Aktivität auf dem Gebiet dieser Verbindungsklasse geführt.[5,63] Neuartige Materialien, die von Dow und Exxon unter Verwendung der CpA-Katalysatoren entwickelt wurde, sind Copolymere aus Ethen und langen α-Olefinen wie Hexen, Octen und Decen.[54,56,67] Diese „vorwiegend linearen“ Polymere zeichnen sich dadurch aus, daß sie bei gleichen Verarbeitungseigenschaften wie LDPE ähnlich robust sind wie LLDPE.[70,245] Diese einzigartigen Eigenschaften rühren daher, daß sie, im Gegensatz zu LLDPE, nur sehr wenige Langkettenverzweigungen (3 pro 1000 C-Atome) aufweisen.[5] Bei Exxon wurden ebenfalls Copolymere aus Ethen und α-Olefinen mit Kettenlängen von C10 bis C18 hergestellt,[67] die extrem schlagzäh sind und auf das 8fache ihrer Länge gedehnt werden können, was sie für einen Einsatz als Vibrations- oder Stoßdämpfer geeignet macht. DOW stellt weiterhin Ethen/Styrol-Copolymere mit einem hohen Anteil an Styrol her,[56,64,77] die als Schäume und Filme sowie als Zusätze für Bitumen und Asphalt Verwendung finden sollen. CpA-Komplexe werden neben ihrem Haupteinsatzgebiet in der Copolymerisation auch bei der Darstellung von hochmolekularem, ataktischem Polypropylen verwendet. Bei Exxon verwendete man hierfür Komplexe mit sterisch anspruchsvollen Substituenten wie Cyclododecyl- oder Adamantylresten an der Amidofunktion,[74] wobei Polymere mit engen Molmassenverteilungen (Mw/Mn <2.0) erhalten werden konnten.[246] Mit einem cyclododecylsubstituierten CpA-Komplex gelang die Umsetzung von Propen zu Polymeren mit Molmassen zwischen 1300 und 1800 kg⋅mol–1. Unter Verwendung von [Me2Si(Flu)2]ZrCl2, einem Metallocenkatalysator für die Darstellung von ataktischem PP, lassen sich unter den gleichen Polymerisationsbedingungen hingegen nur Molmassen von 400 kg⋅mol–1 erreichen. Ataktisches Polypropylen wird haupsächlich als Kleb- und Zusatzstoff verwendet.[5] Neben dem Einsatz in der Olefinpolymerisation wurden CpA-Komplexe auch schon als 120 OLEFINPOLYMERISATIONEN homogene Katalysatoren in anderen Reaktionen eingesetzt. So lassen sich beispielsweise unter Verwendung von optisch aktiven Titan-CpA-Komplexen Imine hydrieren, wobei allerdings nur geringe Enantiomerenüberschüsse erzielt werden können.[150] Auch die Hydroborierung von 1-Hexen mit Catecholboran gelingt mit Titan- und Zirconium-CpAKomplexen.[247] 4.2 Mechanismus der homogenen Olefinpolymerisation Für die homogene Olefinpolymerisation mit MAO wird heutzutage allgemein ein vereinfachter Mechanismus akzeptiert (Abb. 4-1), der dem COSSEE-ARLMAN- Mechanismus[248-250] für die heterogene Olefinpolymerisation analog ist. Dabei geht man davon aus, daß das Übergangsmetallzentrum zuerst vom MAO zweifach methyliert und anschließend einer der σ-gebundenen Methylliganden abstrahiert wird (Initiation). An der so gebildeten freien Koordinationsstelle des kationischen Metallzentrums koordiniert das umzusetzende Olefin und insertiert anschließend in die Metall-Kohlenstoffbindung. Dieser Insertionsschrittschritt wird bis zum Kettenabbruch fortlaufend wiederholt.[99] R Me MCl2 + Me M MAO n R M R R R R M M Me n Me Abb. 4-1 Mechanismus der homogenen Olefinpolymerisation mit MAO (M = Ti, Zr). 4.3 Aktivierung der Katalysatorsysteme Wie die Metallocene sind auch Cyclopentadienyl-Amido-Komplexe für die Olefinpolymerisation nur in Gegenwart von Cokatalysatoren aktiv. Dabei unterscheidet man zwei verschiedene Klassen von Aktivatoren für die Katalysatoren: OLEFINPOLYMERISATIONEN 121 1. Aktivierung mit Methylalumoxan (MAO) 2. Aktivierung eines Metalldialkyls mit Kationisierungsreagenzien wie [HNMe2Ph][B(C6H5)4], [Ph3C][B(C6F5)4] oder B(C6F5)3. Meist wird der Cokatalysator Methylalumoxan (MAO) verwendet, der durch kontrollierte, partielle Hydrolyse von Trimethylaluminium (TMA) gewonnen wird. MAO ist ein nicht eindeutig charakterisiertes Gemisch oligomerer Spezies, das sauerstoffverbrückte, methylsubstituierte Aluminiumzentren enthält.[27,251-254] Für die Aktivierung der Katalysatoren muß meist ein großer Überschuß an MAO eingesetzt werden, wobei das [Al]/[M]-Verhältnis üblicherweise zwischen 103 und 104 liegt. Neben der Funktion, Verunreinigungen und Spuren von Feuchtigkeit in der Reaktionslösung abzufangen, wird MAO insbesondere bei der Stabilisierung der kationischen Katalysatorspezies eine hohe Bedeutung zugesprochen.[99] Der Vorteil der mit MAO aktivierten Systeme besteht in ihrer höheren Stabilität und geringeren Empfindlichkeit verglichen mit boran- oder borataktivierten Systemen. Eine Alternative zum teuren und meist in großem Überschuß eingesetzten MAO stellen die oben erwähnten Kationisierungsreagenzien für CpA-Alkylkomplexe dar,[57,64,69,255-261] mit denen sich teilweise 100 x höhere Aktivitäten erreichen lassen als mit herkömmlichen MAOaktivierten Systemen. Bei diesen werden Katalysator und Cokatalysator in äquimolaren Mengen eingesetzt, was zwar zu einer höheren Empfindlichkeit führt, in ökonomischer Hinsicht jedoch einen großen Vorteil bedeutet. 4.4 Wichtige Kenngrößen der Polymerisation Da eine Vielzahl von Parametern das Polymerisationsverhalten beeinflußt und in den seltensten Fällen die Versuchsbedingungen identisch sind,[262] gestaltet sich ein Vergleich von Polymerisationsergebnissen mit Literaturdaten schwierig und ist sehr kritisch zu betrachten. Dabei haben u. a. die Art und Konzentration des Katalysators, die Menge des Cokatalysators MAO (und damit das Verhältnis [Al]/[Zr]), die Polymerisationstemperatur und der Monomergasdruck bzw. die Monomerkonzentration einen großen Einfluß auf die Polymerisationsaktivität. Bei den durchgeführten Polymerisationen wurden einige wichtige Kenngrößen ermittelt. Aus dem maximalen Verbrauch an Monomergas, der meist wenige Minuten nach Beginn der Polymerisation gemessen wird, wurde die maximale Polymerisationgeschwindigkeit νp,max 122 OLEFINPOLYMERISATIONEN berechnet (siehe Kap. 6.10.4). Der Verlauf des Monomerverbrauchs – und damit der Polymerisationsgeschwindigkeit – während der gesamten Polymerisation erlaubt Rückschlüsse auf die Stabilität des Katalysatorsystems unter Polymerisationsbedingungen. Die Produktivität des Katalysators in kg Polymer pro mol Katalysator und Stunde[263] berechnet sich aus der Ausbeute an Polymer, das nach Ausfällen und Aufarbeitung erhalten wurde. Da während des Polymerisationszeitraums meist eine (unterschiedlich starke) Desaktivierung des Katalysators auftritt, hängt die Produktivität in hohem Maße von der Polymerisationsdauer ab. Besonders für schnell desaktivierende Katalysatorsysteme wird das Ergebnis verfälscht, wenn Produktivitäten aus Versuchen mit sehr kurzen Polymerisationszeiten (<10 min) errechnet werden, wie man sie in der Literatur[56,61,85,264] oft findet. In solchen Fällen ist ein Vergleich der erhaltenen Produktivitäten wenig sinnvoll. Mit Hilfe der Gelpermeationschromatographie (GPC) wurde die Molmasse der dargestellten Polymere in Form des Massenmittels Mw und der Molmassenverteilung (polydispersity index, PDI) Mw/Mn ermittelt. Während mit Metallocenen in der Regel Polymere mit recht schmaler Molmassenverteilung erhalten werden Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren meist (Mw/Mn ≈ 2.0)[99,100], wesentlich breitere findet man für Verteilungen von Mw/Mn = 3-10 oder höher.[61,208,264,265] Im Fall der Ethen/1-Hexen-Copolymere wurden die Polymere außerdem mittels Hochtemperatur-13C-NMR-Spektroskopie untersucht. Die Auswertung der Spektren erfolgte nach der von RANDALL beschriebenen Methode.[266] Dazu wird der relevante Teil des Spektrums (14-42 ppm) in acht Bereiche unterteilt. Durch geeignete Kombination der Integralwerte dieser Bereiche läßt sich dann die Copolymerzusammensetzung bestimmen. 4.5 Polymerisationen mit Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) Der elementaranalysenreine Komplex 73 wurde in der homogenen Olefinpolymerisation eingesetzt, um die Auswirkungen der Borbrücke auf das Polymerisationsverhalten zu untersuchen. Dabei wurden Homopolymerisationen von Ethen und Copolymerisationen von Ethen und 1-Hexen durchgeführt. OLEFINPOLYMERISATIONEN 123 PhB Zr(NEt2)2 N Ph 73 Abb. 4-2 In der homogenen Olefinpolymersation eingesetzter borverbrückter CpA-Komplex 73. Als Monomer bei den Homopolymerisationen wurde Ethen gewählt, da sich der Verlauf der Aktivität des Katalysatorsystems während der Polymerisation über Gasdurchflußmesser leicht verfolgen läßt. So kann gezeigt werden, in welchem Maße sich die Aktivität über den Polymerisationszeitraum ändert und wie schnell eine Desaktivierung stattfindet. Darüber hinaus stellt Polyethylen einen technisch wichtigen Kunststoff da, dessen Marktanteil einen großen Zuwachs verzeichnet.[34,267] 4.5.1 Ethenpolymerisationen mit 73/MAO Zunächst wurde der Komplex 73 in der Polymerisation von Ethen eingesetzt. Bei Zugabe von MAO zur Katalysatorlösung änderte sich die orangegelbe Farbe der Katalysatorlösung kaum, nach fünf Minuten Voraktivierungszeit war die Lösung jedoch etwas dunkler. Durch Injektion der Katalysatorlösung in die mit Monomergas gesättigte Toluollösung wurde die Polymerisation gestartet (siehe Kap. 6.10.2). Es wurde eine Reihe von Versuchen bei unterschiedlichen [Al]/[Zr]-Verhältnissen und unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt, wobei der Monomergasdruck stets 2 bar betrug. Bei den Untersuchungen zur Temperaturvariation wurde ein [Al]/[Zr]-Verhältnis von 1000 und eine Zirconium-Konzentration von 31 µM gewählt. Die Kurven für den Monomerverbrauch, der über den Gasdurchfluß bestimmt wurde, zeigen nach zwei bis fünf Minuten ein breites Maximum und einen nachfolgenden langsamen Abfall. Mit steigender Temperatur findet eine schnellere Desaktivierung statt, wobei nach einer Polymerisationsdauer von 60 Minuten die Aktivität immer noch bei 35 % (T = 70 °C) bis 70 % (T = 20 °C) des Maximalwertes liegt. Es zeigte sich eine starke Abhängigkeit der Katalysatoraktivität von der Temperatur (Abb. 4-3). Die maximale Polymerisationsgeschwindigkeit verlief dabei bis zu einer Temperatur von 60 °C parallel zur Produktivität. Bei T = 20 °C wurde eine Produktivität von 252 kg PE pro 124 OLEFINPOLYMERISATIONEN mol Zirconium pro Stunde berechnet. Mit steigender Temperatur war eine starke Zunahme der Aktivität zu beobachten, wobei der maximale Wert mit 1052 kg PE⋅(mol [Zr])–1⋅h–1 bei 60 °C erhalten wurde. Ein starker Anstieg der Aktivität mit zunehmender Temperatur wurde sowohl für andere Cyclopentadienyl-Amido-[82,264,265] als auch für borverbrückte Metallocen-Katalysatoren[123,179] beobachtet. 6 –1 1000 [Al]/[Zr] = 1000 c[zr] = 31 µM 5 800 4 600 4 –1 V p,max⋅10 / mol C2H4⋅l ⋅s –1 7 –1 1200 Produktivität / kg PE⋅(mol[Zr]) ⋅h 8 3 400 2 200 1 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 T / °C Abb. 4-3 Abhängigkeit von vp,max (■) und Produktivität (▲) von der Polymerisationstemperatur T. (Ethen-Homopolymerisation mit 73/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,2,3 und 4 in Tab. 6-1) Die mittels GPC bestimmten Molmassen der erhaltenen Polyethylene steigen von 1700 kg⋅mol-1 (T = 20 °C) auf 2100 kg⋅mol–1 (T = 40 °C), um dann über 1400 kg⋅mol–1 (T = 60 °C) auf 729 kg⋅mol–1 bei 70 °C zurückzugehen (Abb. 4-4). Dabei wurden breite Molmassenverteilungen Mw/Mn von 5.3 bis 7.1 gefunden, wie sie für CyclopentadienylAmido-Katalysatoren üblich sind (vgl. Kap. 4.4). Die mittels DSC bestimmten Schmelzpunkte betragen 135-138 °C, während der unter Verwendung der IR-Spektroskopie ermittelte Kritallinitätsanteil (bestimmt nach HENDUS und SCHNELL[268]) der Polymerproben bei 7074 % lag. Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Schmelzpunkt sowie dem kristallinen Anteil und der Polymerisationstemperatur gefunden werden. OLEFINPOLYMERISATIONEN 125 2500 M w / kg⋅mol–1 2000 1500 1000 [Al]/[Zr] = 1000 c[zr] = 31 µM 500 0 10 20 30 40 50 60 70 80 T / °C Abb. 4-4 Abhängigkeit der Molmasse Mw von der Polymerisationstemperatur T. (Ethen-Homopolymerisation mit 73/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,2,3 und 4 in Tab. 6-1) Der Einfluß des Verhältnisses von CpA-Komplex und Cokatalysator wurde bei einer konstanten Temperatur von 40 °C und einer Katalysatorkonzentration von 31 µM untersucht. Dabei zeigte sich, daß die Katalysatoraktivität ebenfalls eine starke Abhängigkeit vom 800 3 700 4 –1 V p,max⋅10 / mol C 2H4⋅l ⋅s –1 3,5 600 2,5 500 2 400 1,5 T = 40 °C c[zr] = 31 µM 1 0,5 0 250 300 200 100 500 750 1000 1250 1500 1750 Produktivität / kg PE⋅(mol[Zr])–1⋅h–1 gewählten Verhältnis zwischen MAO und dem Katalysator besitzt (Abb. 4-5). 0 2000 2250 [Al]/[Zr] Abb. 4-5 Abhängigkeit von vp,max (■) und Produktivität (▲) vom [Al]/[Zr]-Verhältnis. (Ethen-Homopolymerisation mit 73/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 2,5 und 6 in Tab. 6-1) 126 OLEFINPOLYMERISATIONEN Die Kurven für die maximale Polymerisationsgeschwindigkeit (■) und die Prduktivität (▲) verlaufen parallel. Bei einem [Al]/[Zr]-Verhältnis von 500 wurde eine Produktivität von 398 kg PE pro mol Zirconium pro Stunde berechnet, die sich über 632 kg PE⋅(mol [Zr])–1⋅h–1 bei [Al]/[Zr] = 1000 auf 752 kg PE⋅(mol [Zr])–1⋅h–1 bei [Al]/[Zr] = 2000 fast verdoppelt. Die hierbei per GPC bestimmten Molmassen (Abb. 4-6) liegen bei 2100 kg⋅mol–1 für [Al]/[Zr] = 500 und 1000 und bei 1700 kg⋅mol–1 für [Al]/[Zr] = 2000. Sie zeigen damit ebenso keine Abhängigkeit vom [Al]/[Zr]-Verhältnis wie die Molmassenverteilungen, die zwischen 5.4 und 5.8 liegen und der über DSC bestimmte Schmelzpunkt der Polymere, der bei 136 °C liegt. Der kristalline Anteil der Polyethylene sinkt mit zunehmendem Verhältnis zwischen Cokatalysator und Zirconiumkomplex und ist damit der Aktivität indirekt proportional. Dies ist ungewöhnlich, da – zumindest für Metallocene – üblicherweise keine Abhängigkeit des Kristalinitätsanteils vom [Al]/[Zr]-Verhältnis gefunden wird.[179,269] 2500 M w / kg⋅mol–1 2000 1500 1000 T = 40 °C c[zr] = 31 µM 500 0 10 510 1010 1510 2010 2510 [Al]/[Zr] Abb. 4-6 Abhängigkeit der Molmasse Mw vom [Al]/[Zr]-Verhältnis. (Ethen-Homopolymerisation mit 73/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,2,3 und 4 in Tab. 6-1) 4.5.2 Ethen/1-Hexen-Copolymerisationen mit 73/MAO Nachdem bereits gezeigt werden konnte, daß Bis(diethylamido)[indenylphenyl-N-phenylamidoboran]zirconium (73) für die Ethenpolymerisation hochaktiv ist, wurde der Komplex ebenfalls in der Copolymerisation von Ethen und 1-Hexen getestet. Um die Verarmung der Polymerisationslöung an 1-Hexen vernachlässigen zu können, wurden die Polymerisationen jeweils nach zehn Minuten abgebrochen (siehe Kap. 6.10.3). OLEFINPOLYMERISATIONEN 127 Bei allen Polymerisationen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die maximale EthenPolymerisationsgeschwindigkeit erreicht, d. h. der Verlauf der Kurven für den Monomerverbrauch war zu diesem Zeitpunkt noch ansteigend. Daher läßt sich bei der Auftragung von 800 3,00 700 4 –1 V p,max⋅10 / mol C 2H4⋅l ⋅s –1 3,50 600 2,50 500 2,00 400 1,50 300 [Al] / [Zr] = 1000 T = 40 °C c[zr] = 31 µM 1,00 0,50 200 100 0,00 Produktivität / kg PE⋅(mol[Zr])–1⋅h–1 vp,max gegen das [1-Hexen]/[Ethen]-Verhältnis in Lösung kein eindeutiger Verlauf feststellen. 0 0 1 2 3 [1-Hexen]/[Ethen] Abb. 4-7 Abhängigkeit der maximalen Ethen-Polymerisationsgeschwindigkeit vp,max (■) und der Produktivität (▲) vom eingesetzten [1-Hexen]/[Ethen]-Verhältnis. (Ethen/1Hexen-Copolymerisation mit 73/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1-5 inTab. 6-3) Die Produktivität des Katalysatorsystems verläuft bis auf den Meßpunkt bei einem [1-Hexen] / [Ethen]-Verhältnis von 3.2 parallel zu vp,max und bewegt sich durchgehend um 650 kg Polymer pro mol Katalysator pro Stunde. Die Zusammensetzung der Copolymere wurde mittels Hochtemperatur-13C-NMR-Spektroskopie ermittelt. Die Auswertung der Spektren erfolgte nach der von RANDALL beschriebenen Methode.[266] Es ergaben sich sehr niedrige Werte für die Einbauraten an 1-Hexen in das Copolymer, was im Gegensatz zu den sonst beobachteten sehr hohen Anteilen an α-Olefinen in α-Olefin/Ethen-Copolymeren steht.[265,270] Betrachtet man die Auftragung der 1-Hexen-Einbauraten gegen das Verhältnis von 1-Hexen und Ethen in Lösung (Abb. 4-8), so ergibt sich ein annähernd linearer Verlauf. 128 OLEFINPOLYMERISATIONEN mol% 1-Hexen im Polymer 10 8 [Al]/[Zr] = 1000 T = 40 °C c[zr] = 31 µM 6 4 2 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 mol% 1-Hexen in Lösung Abb. 4-8 Copolymerisationsdiagramm der Copolymerisationen von Ethen und 1-Hexen mit 73/MAO. (Die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1-5 in Tab. 6-3) Die mittels DSC bestimmten Schmelzpunkte der Polymere nehmen mit zunehmendem Anteil an 1-Hexen von 136 °C für das reine PE auf 113 °C für das Polymer mit 9 mol% 1-Hexen ab. Exemplarisch wurde für zwei der Copolymere die Molmassenverteilung mittels GPC ermittelt. Dabei ergaben sich Molmassen von 320 kg⋅mol–1 ([Hexen]/[Ethen] = 0.85) bzw. 350 kg⋅mol–1 ([Hexen]/[Ethen] = 3.21) bei Polydispersitäten von 2.6 bzw. 3.7. 4.5.3 Diskussion und Vergleich mit Literaturdaten Das Katalysatorsystem 73/MAO zeigt eine hohe Aktivität in der Polymerisation von Ethen. Dabei konnten hohe Molmassen Mw von bis zu 2100 kg⋅mol–1 erreicht werden. Die Molmassenverteilungen der erhaltenen Polyethylene sind breit (Mw/Mn = 5.4-7.1), was bei Polymeren, die mit Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren hergestellt wurden, oft beobachtet wird.[61,208,264,265] Ein Vergleich der erzielten Ergebnisse mit Literaturdaten (vgl. Kap. 4.4) wird dadurch erschwert, daß Cyclopentadienyl-Amido-Katalysatoren überwiegend in der Copolymerisation von Ethen mit α-Olefinen oder in der Homopolymerisation von Propen eingesetzt werden (siehe Kap. 4.1). Außerdem handelt es sich bei der Primärliteratur zu CpA-Komplexen überwiegend um Patente, die meist nur wenig experimentelle Details über die durchgeführten Polymerisationen enthalten. Auch unterscheiden sich die Polymerisationsbedingungen häufig OLEFINPOLYMERISATIONEN 129 grundlegend von den in dieser Arbeit verwendeten, da bei höheren Drücken und/oder höheren Polymerisationstemperaturen gearbeitet wird. Für siliciumverbrückten Tetramethylcyclopentadienyl- und Fluorenylamido-Zirconiumkomplexe berichtet VAN DER LEEK von Aktivitäten von 30-240 kg⋅mol–1⋅h–1 bei Molmassen von 100-1000 kg⋅mol–1 bei der Polymerisation von Ethen. In diesem Fall wurden teilweise sehr enge (Mw/Mn = 1.7) manchmal aber auch extrem breite Molmassenverteilungen (Mw/Mn = 33) erhalten.[265] SINNEMA fand für seine ethylen- und propylenverbrückten Zirconium-CpA-Systeme Aktivitäten, die sich zwischen 80-2400 kg PE pro mol Katalysator pro Stunde bewegen. In diesem Fall wurde allerdings die 30-200fache (der in dieser Arbeit eingesetzten) Menge an Katalysator verwendet und bei höherem Druck (20 bar Ethen) und höherer Temperatur (80 °C) gearbeitet. Die Molmassenverteilung der Polyethylene wurden nicht angegeben.[82] Das einzige bislang verwendete Zirconium-CpA-System mit einer einatomigen Brücke ist ein sp2-C1-verbrückte Katalysator von ERKER. Dieser liefert bei einem Monomergasdruck von ca. 40 bar, Temperaturen von bis zu 145 °C und der 15-50fachen (der in dieser Arbeit verwendeten) Katalysatormenge Aktivitäten von 600-2100 kg PE⋅(mol[Zr])–1⋅h–1.[137] Beim Einsatz des Katalysatorsystems 73/MAO in der Copolymerisation von Ethen und 1-Hexen konnten hohe Aktivitäten von 600-700 kg PE⋅(mol[Zr])–1⋅h–1 erreicht werden. Im Gegensatz zu Metallocenen oder klassichen ZIEGLER-Katalysatoren tritt dabei kein Beschleunigungseffekt mit zunehmender Menge an 1-Hexen auf,[269,271,272] was auch bei anderen Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen beobachtet wurde.[265] Die Einbaurate an 1-Hexen war sehr niedrig und lag bei maximal 9 %, wobei zwischen 3 und 12 % des in Lösung vorliegenden 1-Hexens eingebaut wurden. Diese Werte sind jedoch kritisch zu betrachten, da besonders bei solch kleinen Einbauraten die Auswertung der 13 C- NMR-Spektren der Polymerproben relativ ungenau ist. Eine Erklärung für den geringen Einbau von 1-Hexen ist die im Vergleich zu anderen CpA-Komplexen kompaktere Struktur des Katalysators, die auf die kürzeren Bor-Stickstoff und Bor-Kohlenstoff-Bindungen zurückzuführen ist. Hierdurch wird eine Diffusion des sterisch anspruchsvolleren Comonomers zum katalytisch aktiven Zentrum erschwert. Ein Indiz für diese Vermutung ist die Tatsache, daß der Komplex in der Polymerisation von Propen ebenfalls kaum Aktivität zeigt. Sowohl die Molmassen von 320-350 kg⋅mol–1 als auch die Polydispersitäten der 130 OLEFINPOLYMERISATIONEN Polymerproben (2.6-3.7) liegen in derselben Größenordnung wie die für andere CpAKatalysatoren beobachteten.[265] Da diese Werte mit einem anderen Gerät gemessen wurden und zudem gegen Polystyrolstandards[273] kalibriert wurden (siehe Kap. 6.1.3), ist ein Vergleich mit den Ergebnissen der Ethenhomopolymerisation wenig aussagekräftig. Auch bei den Copolymerisationsreaktionen gestaltet sich ein Vergleich mit Literaturwerten schwierig, da häufig Titankomplexe eingesetzt werden, die oft wesentlich aktiver sind als die entsprechenden Zirconiumverbindungen,[85] und außerdem oft andere Comonomere wie 1-Octen, Styrol oder Norbornen eingesetzt werden. Mit dem bereits zuvor erwähnten Katalysatorsystem von VAN DER LEEK wurde eine Aktivität von 240 kg PE⋅(mol[Zr])–1⋅h–1 erreicht, wobei die Molmasse Mw bei 213 kg⋅mol–1 und die Polydispersität Mw/Mn bei 2.0 lag.[265] STEVENS berichtet beim Einsatz von CpA-Zirconiumsystemen in der Copolymerisation von Ethen mit 1-Octen von Aktivitäten von 2800-10000 kg⋅(mol[Zr])–1⋅h–1. In diesem Fall wurde allerdings bei einem Druck von ca. 30 bar (450 psig) gearbeitet, was bezogen auf 1 bar einer Aktivität von 90-320 kg⋅(mol[Zr])–1⋅h–1⋅bar–1 – gegenüber 300-350 kg⋅(mol[Zr])–1⋅h–1⋅bar–1 bei dem in dieser Arbeit verwendeten System – entspricht. STEVENS fand bei seinen Untersuchungen ebenfalls, daß sowohl bei einer Variation der Cyclopentadienylreste von Me4Cp über Cp zu Inden als auch bei Variation der Substituenten am Stickstoffatom von t-Bu über Ph zu p-F–C6H4 die Aktivität der Polymerisationskatalysatoren deutlich abnimmt.[85] Zieht man dies in Betracht, so Katalysatorsystem 73 eine erstaunlich hohe Aktivität auf. weist das OLEFINPOLYMERISATIONEN 131 4.6 Polymerisationen mit den Diamidokomplexen Die elementaranalysenreinen Komplexe 103 und 105 wurden ebenfalls in der Polymerisation von Ethen getestet. Als Cokatalysator wurde, wie bei den Polymerisationen mit dem Cyclopentadienyl-Amido-System 73, MAO verwendet. N N Zr(NMe2)2 TiCl2 N N (S)-103 (S)-105 Abb. 4-9 In der Ethenpolymerisation eingesetzte Diamido-Metallkomplexe. 4.6.1 Ethenpolymerisationen mit 103/MAO Der Zirconiumkomplex wurde mit MAO voraktiviert, wobei sich die intensiv gelbe Katalysatorlösung orangegelb verfärbt. Nach zehn Minuten wurde die Polymerisation durch Injektion der Katalysatorlösung in die mit Monomergas gesättigte Toluollösung gestartet (siehe Kap. 6.10.2). Während einer Stunde Polymerisationsdauer blieb der Durchfluß an Ethen immer unter 1 ml⋅min–1.[274] Nach Ausfällen mit Methanol wurden zwar einige Flocken Polyethylen erhalten, die jedoch aufgrund der extrem geringen Menge nicht isoliert werden konnten. Daher wurde keine Produktivität bestimmt. Auch eine Voraktivierung des Komplexes mit Trimethylaluminium (TMA), die Untersuchungen von GIBSON zu folge eine schnellere Alkylierung des Metallatoms und hierdurch eine Erhöhung der Aktivität bei ähnlichen Systemen bewirkt,[97] führte nicht zu einer Steigerung von Monomergasdurchfluß und Produktivität. 4.6.2 Ethenpolymerisationen mit 105/MAO Bei der Zugabe von MAO zu einer Lösung des Titankomplexes 105 verfärbte sich dieser von dunkelrot über hellrot nach dunkel rotbraun. Auch hier wurde nach zehn Minuten die 132 OLEFINPOLYMERISATIONEN Polymerisation durch Injektion der Katalysatorlösung in die mit Monomergas gesättigte Toluollösung gestartet (siehe Kap. 6.10.2). Bereits im ersten Versuch ([Al]/[Ti] = 1000) konnt eine, wenn auch recht geringe Aktivität des Katalysators 105 in der Polymerisation von Ethen festgestellt werden. Es konnte eine Produktivität von 19 kg PE⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 erreicht werden. Auch in diesem Fall wurde versucht, die Aktivität durch Voraktivierung mit TMA zu steigern. Tatsächlich konnte hierdurch bei gleichzeitiger Erhöhung der Katalysatorkonzentration von 31 auf 156 µM eine Produktivität von 26 kg PE⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 erreicht werden, wobei die Steigerung allerdings wesentlich geringer war als bei dem von GIBSON beschriebenen Katalysatorsystem.[97] Mit dem MAO-voraktivierten System wurde daraufhin der Einfluß des [Al]/[Ti]-Verhältnisses auf die Aktivität des Katalysators untersucht. Dabei konnte eine parallele Abnahme von vp,max und der Produktivität sowohl bei einer Steigerung als auch bei einer Verringerung der Menge an MAO beobachtet werden (Abb. 4-10). 0,2 12,5 0,1 10 T = 60 °C c[Ti] = 31 µM p = 2 bar 0,05 7,5 5 2,5 0 0 250 500 –1 15 Produktivität / kg PE⋅(mol[Ti]) ⋅h 0,15 4 –1 V p,max⋅10 / mol C2H4⋅l ⋅s –1 17,5 –1 20 0 750 1000 1250 1500 1750 2000 2250 [Al]/[Ti] Abb. 4-10 Abhängigkeit von vp,max (■) und Produktivität (▲) vom [Al]/[Ti]-Verhältnis. (Ethen-Homopolymerisation mit 105/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,4 und 5 in Tab. 6-6) Weiterhin wurde untersucht, wie sich eine Erhöhung des Monomergasdrucks auf die Polymerisationsgeschwindigkeit auswirkt (Abb. 4-11). Dabei konnte ein Anstieg sowohl der Polymerisationsgeschwindigkeit vp,max als auch der Aktivität beobachtet werden. Dennoch stieg die Produktivität nicht über 39 kg PE⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 bei einem Monomergasdruck von 4 bar. 0,4 40 0,3 30 4 0,2 20 [Al]/[Ti] = 1000 T = 60 °C c[Ti] = 31 µM 0,1 10 0 –1 50 Produktivität / kg PE⋅(mol[Ti]) ⋅h 0,5 –1 133 –1 V p,max⋅10 / mol C2H4⋅l ⋅s –1 OLEFINPOLYMERISATIONEN 0 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 Druck / bar Abb. 4-11 Abhängigkeit von vp,max (■) und Produktivität (▲) vom Monomergasdruck. (Ethen-Homopolymerisation mit 105/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,4 und 5 inTab. 6-6) Bei einer weiteren Erhöhung auf 21 bar konnte schließlich die maximale Polymerisationsgeschwindigkeit auf 23.4⋅10–4 mol(C2H4)⋅l–1⋅s–1 bei einer Produktivität von 643 kg PE⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 gesteigert werden. In diesem Fall wurde wiederum mit TMA voraktiviert. 900 800 700 M w / kg⋅mol –1 600 500 400 [Al]/[Ti] = 1000 T = 60 °C c[Ti] = 31 µM 300 200 100 0 0 5 10 15 20 25 Ethendruck / bar Abb. 4-12 Abhängigkeit der Molmasse Mw vom Monomergasdruck. (Ethen-Homopolymerisation mit 105/MAO; die Meßpunkte entsprechen den Einträgen 1,5 und 6 in Tab. 6-3) 134 OLEFINPOLYMERISATIONEN Die über DSC bestimmten Schmelzpunkte der Polymere schwanken ohne erkennbare Abhängigkeit von den Polymerisationsbedingungen zwischen 132 und 137 °C, ebenso die Kristallinitätsanteile, die zwischen 72 und 78 % liegen und durch IR-Spektroskopie ermittelt wurden.[268] Exemplarisch wurde für die bei 2, 4 und 21 bar erhaltenen Polyethylene über GPC die Molmassenverteilung bestimmt (Abb. 4-12). Anhand der drei Meßpunkte läßt sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Molmasse und dem Monomergasdruck erkennen. Die Molmasse steigt jedoch bei einer Erhöhung des Ethendrucks von 2 bar (357 kg⋅mol–1) auf 21 bar (795 kg⋅mol–1) auf mehr als das doppelte an. Die Polydispersitäten sind sehr breit (10.5-16) und auffallend asymmetrisch mit ausgeprägten Ausläufern zum hochmolekularen Bereich. 4.6.3 Diskussion und Vergleich mit Literaturdaten Während der Zirconiumkomplex 101 nahezu inaktiv für die Polymerisation von Ethen ist, konnten mit dem Katalysatorsystem 105/MAO je nach verwendetem Monomergasdruck mäßige bis hohe Produktivitäten von 20 bis 650 kg PE⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 erreicht werden. Die exemplarisch an drei Polymerpropen bestimmten Molmassen liegen dabei zwischen 335 und 795 kg⋅mol–1, die Polydispersitäten bewegen sich zwischen 10.5 und 16. Da diese Werte ebenfalls mit einem anderen Gerät ermittelt wurden als die mit dem CpAKatalysator 73 dargestellten Polyethylene und zudem gegen Polystyrolstandards[273] kalibriert wurden (siehe Kap. 6.1.3), ist ein Vergleich der Ergebnissen untereinander wenig aussagekräftig. Der Titankomplex 105 stellt den ersten Diamido-Metallkomplex ohne sterisch anspruchsvolle Arylsubstituenten an den Amidofuktionen dar, mit dem sich hochmolekulares Poylethylen darstellen läßt. Offensichtlich führt die Verwendung einer sterisch anspruchsvollen Brücke, wie bereits aufgrund von theoretischen Betrachtungen bestätigt,[98] dazu, daß die Kettenabbruchsreaktion der Polymerisation effektiv unterbunden wird (vgl. Kap. 1.4). Die verglichen mit anderen Systemen[88,90,97] eher mäßige Aktivität des Katalysatorsystems weist jedoch darauf hin, daß das katalytisch aktive Zentrum möglicherweise zu stark blockiert wird, so daß die Verwendung sterisch weniger anspruchsvoller Substituenten an den Stickstoffatomen zu einer Erhöhung der Aktivität führen könnte. GIBSON fand bei der Verwendung seines –Me2Si-CH2-CH2-SiMe2-verbrückten Diamido- OLEFINPOLYMERISATIONEN 135 komplexes (vgl. Kap. 1.4) für die Polymerisation von Ethen in Gegenwart von MAO Produktivitäten von 1400-9900 kg⋅(mol[Zr])–1⋅h–1. Er berichtet von Molmassen Mw „im Bereich von 105 und relativ breiten Molmassenverteilungen von 5-9“.[97] Mit einem biphenylverbrückten Katalysator erzielte CLOKE bei ersten Polymerisationen von Ethen Produktivitäten von 130 kg⋅(mol[Zr])–1⋅h–1, eine Molmassenverteilung wurde nicht angegeben. Bei einer Propenpolymerisation konnte jedoch lediglich ataktische Polypropylen mit einer Molmasse Mw von 5000 kg⋅mol–1 und einer Polydispersität von 2.55 erreicht werden. Die niedrige Molmasse deutet darauf hin, daß in diesem Fall die Kettenabbruchreaktion nicht effektiv unterbunden wird.[103] MCCONVILLE fand für seinen propylverbrückten Diamido-Titankomplex 17 (Abb. 1-9) beim Einsatz in der Polymerisation von 1-Hexen in Gegenwart von MAO eine Produktivität von 350000 kg Polyhexen⋅(mol[Ti])–1⋅h–1 (Mw = 82 kg⋅mol–1, Mw / Mn = 1.73).[88,90] Dieses Ergebnis ist jedoch sehr kritisch zu betrachten, da die Polymerisationsdauer lediglich 1030 Sekunden betrug und die Aktivität auf eine Stunde hochgerechnet wurde (vgl. Kap. 4.4). KAPITEL 5 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 139 5 Zusammenfassung und Ausblick Ziel der vorliegenden Arbeit war die Darstellung neuer Zirconium- und Titankomplexe und deren Einsatz als Katalysatoren in der homogenen Olefinpolymerisation. Die Zielverbindungen gehören zwei unterschiedlichen Katalysatorklassen an. Es handelt sich dabei im einzelnen um borverbrückte Cyclopentadienyl-Amido-Metallkomplexe und DiamidoMetallkomplexe mit einer sterisch anspruchsvollen Brücke. Bislang waren weder borverbrückte CpA-Komplexe noch die entsprechenden Liganden bekannt. Daher wurde zunächst die Darstellung von Monocyclopentadienylaminoboranen detailliert untersucht. Da eine Darstellung der Komplexe via Silicium-Metall-Austausch geplant war, wurde zu Beginn dieser Arbeit versucht, disilylierte Liganden zu synthetisieren. Durch Umsetzung von silylierten Lithiumamiden mit Dichlorphenylboran war eine Reihe von N-TMS-substituierten Aminoboranen zugänglich. (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32) wurde in einer Ausbeute von 85 % dargestellt und durch eine Kristallstrukturanalyse charakterisiert. Die Darstellung der entsprechenden N-iso-propyl- (34) und der N-n-propylsubstituierten Verbindung (36) gelang in Ausbeuten von 92 bzw. 94 %. Der nächste Schritt, die Umsetzung der Aminoborane mit Trimethylsilylcyclopentadienyllithium (33), erwies sich dagegen als problematisch. Weder im Fall des tert-butyl- noch des iso-propylsubstituierten Aminoborans fand eine vollständige Umsetzung zu den entsprechenden Cyclopentadienylaminoboranen statt. Aus Verbindung 36 konnte dagegen in einer Ausbeute von 71 % Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) erhalten werden. Ligand 37 wurde daraufhin mit Zirconium- bzw. Titantetrachlorid umgesetzt, wobei sich jedoch auch bei erhöhter Temperatur nicht die gewünschten borverbrückten Komplexe darstellen ließen. TMS N TMS 37 TiCl3 Ph B Ph B N TMS 43 Abb. 5-1 Disilyliertes Cyclopentadienylaminoboran und entsprechender offener Titankomplex. Bei der Umsetzung von 37 mit Titantetrachlorid konnte stattdessen [(Phenyl-N-trimethylsilyl- 140 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK N-n-propylamido)boryl]cyclopentadienyltitantrichlorid (43) in einer Ausbeute von 92 % erhalten werden. Dieser offene Komplex wurde durch eine Kristallstrukturanalyse charakterisiert. Für die Darstellung von Cyclopentadienyl-Amido-Komplexen via Transmetallierung oder Amineliminierung wurden Cyclopentadienylaminoborane ohne TMS-Substituenten dargestellt. Eine Reihe von Chlorcyclopentadienylboranen war durch die Umsetzung von Borchloriden mit den entsprechenden π-Liganden zugänglich. Sowohl Chlor(1H-inden-1yl)phenylboran (47) als auch Chlorphenyl(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (48) und Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) wurden auf diesem Wege dargestellt. Da im Fall des Borans 48 auch die zweifach Me4Cp-substituierte Verbindung gebildet wird, mußte das Rohprodukt im Hochvakuum destilliert werden, wodurch die Ausbeute auf 30 % zurückging. Die beiden Indenylborane konnten in Ausbeuten von 91 % (50) bzw. 97 % (47) erhalten werden. Ausgehend von den drei Boranen 47, 48, 50 und von Chlor-N,N-dimethylamino(tetramethyl1H-cyclopentadienyl)boran[275] (55) wurde eine Reihe von Cyclopentadienylaminoboranen dargestellt. Die Verbindungen 47 und 50 wurden dabei mit einem Amin zu den entsprechenden B–N-Addukten umgesetzt, aus denen dann unter Verwendung eines zweiten Äquivalentes des einzuführenden Amins bzw. von Triethylamin als Hilfsbase die entsprechenden Aminoborane erhalten werden konnten. Ph B NH 51 Ph B NH 52 Ph Me2N B NH Me2N B 53 NH 54 Abb. 5-2 Synthetisierte Cyclopentadienylaminoborane. Dabei erwies sich der Einsatz von Triethylamin als die bessere Methode, da auf diesem Weg (1H-Indenyl)-(N-iso-propylamino)phenylboran (51) und (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) ohne die Bildung von Nebenprodukten dargestellt werden konnten. N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N iso-propylaminoboran (53) wurde durch Umsetzung des Chlorborans 50 mit iso-Propylamin in einer Ausbeute von 75 % dargestellt. Aus Boran 55 und ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 141 iso-Propyllithiumamid wurde N,N-Dimethylamino-N iso-propylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) in 95 % Ausbeute erhalten. Die Darstellung eines Cyclopentadienylaminoborans aus Verbindung 48 war nicht möglich. Im nächsten Schritt wurde die Deprotonierung der Aminoindenylborane 51 und 52 untersucht. Während unter Verwendung einer Reihe von Lithiumbasen (n-Butyllithium, tert-Butyllithium, LDA, LiHMDS) im Fall der iso-propylsubstituierten Verbindung 51 eine zweifache Deprotonierung nicht möglich war, konnte mit LDA eine Base gefunden werden, mit der sich Ligand 52 erfolgreich zweifach deprotonieren ließ. Mit dem THF-Addukt des dilithiierten Liganden (68) stand eine geeignete Ausgangsverbindung für die Darstellung eines borverbrückten Cyclopentadienyl-Amido-Komplexes zur Verfügung. Die Umsetzung von 68 mit Zirconiumtetrachlorid führte zwar zur Bildung eines Zirconiumkomplexes mit zwei Liganden (72), unter Verwendung von (NEt2)2ZrCl2⋅2 THF konnte jedoch Bis(diethylamido)(indenylphenyl-N-phenylamidoboran)zirconium (73) in 92 % Ausbeute erhalten werden. Ph Li BPh ⋅ THF Ph NH B N Li Ph PhB PhB Zr N Zr(NEt2)2 N Cl Ph 72 73 Ph 68 Abb. 5-3 Dilithiierter Ligand und daraus dargestellte borverbrückte Zirconiumkomplexe. Weder durch die Umsetzung von Diaminoboran 53 mit Tetrakis(dimethylamido)titan noch durch die von 54 mit demselben Titan-Precursor konnte ein entsprechender borverbrückter Titankomplex dargestellt werden. Während im Fall von 53 eine der Indenylsubstituent an das Titanzentrum koordiniert, konnten bei der Umsetzung von 54 lediglich die beiden Edukte zurückgewonnen werden. Der borverbrückte Cyclopentadienyl-Amido-Komplex 73 wurde als Katalysator in der Olefinpolymerisation mit Methylalumoxan (MAO) als Cokatalysator eingesetzt. Das Katalysatorsystem ist hochaktiv in der Polymerisation von Ethen. Es konnten sehr hohe Molmassen Mw von bis zu 2100 kg⋅mol–1 bei breiten Molmassenverteilungen, wie sie für 142 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK CpA-Komplexe üblich sind, erhalten werden. Auch für die Copolymerisation von Ethen mit 1-Hexen ließ sich der Komplex 73 aktivieren. In diesem Fall konnten ebenfalls hohe Aktivitäten erzielt werden, allerdings war die Einbaurate des 1-Hexens in das Copolymer sehr niedrig. Die Molmassen lagen bei Werten von 330 kg⋅mol–1, während die Polydispersitäten etwas schmaler waren als im Fall der Ethenhomopolymerisationen. Der Zirconium-Komplex 73 stellt den ersten bekannten borverbrückten CyclopentadienylAmido-Komplex dar. Durch den Einbau der Borbrücke konnte ein Katalysator erhalten werden, der selbst mit den Indenyl- und Anilido-Substituenten, die bei der bisherigen Syntheseroute nicht ersetzt werden konnten, eine unerwartet hohe Aktivität für die Homopolymerisation von Ethen zeigt. Ansatzpunkt für weitere Arbeiten ist die Verwendung eines stark elektronenziehenden Substituenten – z. B. einer Pentafluorphenylgruppe – am Boratom, wodurch die Deprotonierung auch von Aminofunktionen mit einem Alkylsubstituenten ermöglicht werden könnte. Alternativ dazu wäre der Einsatz einer Base denkbar, die stark genug ist, ein Alkylamin zu deprotonieren, und zudem die Voraussetzung erfüllt, wenig nucleophil zu sein. Auch die Verwendung von anderen Cyclopentadienylsubstituenten könnte zu einer weiteren Optimierung der Polymerisationseigenschaften beitragen. Bei Verwendung von Cyclopentadien als Substituent könnte dessen Neigung zur Dimerisierung dadurch umgangen werden, das zuerst ein Aminoboran dargestellt wird, das dann weiter mit Cyclopentadienyllithium zum Liganden umgesetzt werden könnte. Unter Verwendung der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung wurden ausgehend von 1,1'Diaminoferrocen und (S)-(–)-2,2'-Diamino-1,1'-binaphthyl die entsprechenden N,N'-diphenylund -dixylylsubstituierten Diamine dargestellt (Abb. 5-4). Hierdurch konnte das Anwendungsspektrum dieser vielseitigen Methode zur Arylierung von Aminen durch die erfolgreiche Umsetzung zweier bisher kaum bzw. gar nicht untersuchter Substrate noch erweitert werden. Von 1,1'-Bis-(2,6-dimethylphenylamino)ferrocen (81) wurde eine Kristallstrukturanalyse angefertigt. Während eine Darstellung der disubstituierten Diaminoferrocene in ausreichender Menge bisher nicht möglich war, konnten die ensprechenden Diaminobinaphthyle durch Säulenchromatographie bzw. präparative HPLC gereinigt werden. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 143 R R NH R NH Fe N H NH R R R R R R = H (S)-79 R = Me (S)-81 R = H (S)-88 R = Me (S)-90 Abb. 5-4 Durch BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung dargestellte Diaminoliganden. Eine weitere Umsetzung des bis(xylilierten) Diamins (S)-90 zu einem Metallkomplex oder der Austausch der N–H-Protonen gegen TMS-Gruppen mit dem Ziel einer nachfolgenden Darstellung von Metallkomplexen via Si/Ti-Austausch gelang nicht. Aus dem diphenylsubstituierten Liganden (S)-88 wurden durch die Reaktion mit Zirconium- und Titantetramiden die entsprechenden Metallkomplexe (S)-100, (S)-101 und (S)-102 (Abb. 5-5) dargestellt. N N Ti(NMe2)2 N (S)-100 N Zr(NR2)2 TiCl2 N R = Me (S)-101 R = Et (S)-102 N (S)-105 Abb. 5-5 Diamido-Metallkomplexe. Die Synthese des Titandichlorids 105 gelang über die Zwischenstufe des N,N’-bis(TMS)substituierten Diamins und nachfolgenden Silicium-Metall-Austausch. Während der Zirconiumkomplex (S)-101 in der Ethenpolymerisation mit MAO als Cokatalysator nur eine sehr geringe Aktivität zeigt, konnten mit dem Diamidotitandichlorid (S)-105 mäßige Aktivitäten und Molmassen von 335-795 kg⋅mol–1 erzielt werden. Verbindung 105 stellt den 144 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ersten verbrückten Diamidokomplex dar, der mit unsubstituierten Phenyl- statt der üblicherweise verwendeten sterisch anspruchsvollen Arylsubstituenten an den beiden Stickstoffatomen hochmolekulares Polyethylen produziert. Die bisher gültige Annahme, daß diese sterisch anspruchsvollen Arylsubstituenten eine Voraussetzung für einen aktiven Diamido-Polymerisationskatalysator sind, konnte damit erstmals widerlegt werden. Hieraus ergibt sich auch ein Ansatzpunkt für die Optimierung dieses Katalysatorsystems: Statt der Arylsubstituenten ist der Einsatz von Alkylen möglich (Abb. 5-6), wodurch sich die Ligandensynthese erheblich vereinfachen würde, da nicht mehr auf die Methode der BUCHWALD-HARTWIG-Aminierung zurückgegriffen werden müßte. Auch die strukturelle Variation der Liganden wäre in weitaus größerem Maße möglich als im Fall der bisher verwendeten Arylsubstituenten, da Alkylhalogenide in großer Zahl kommerziell erhältlich sind. CH3 N TiCl2 N CH3 Abb. 5-6 Potentieller Diaminobinaphthyl-Polymerisationskatalysator. Da es sich bei den dargestellten Komplexen (siehe Abb. 5-5) um axial chirale Verbindungen handelt, ist auch deren Einsatz in enantioselektiven, durch LEWIS-Säuren katalysierten Reaktionen denkbar. Hierfür kommen z. B. die MUKAIYAMA-Aldol-Reatkion oder die enantioselektive DIELS-ALDER-Reaktion, Carbonylverbindungen in Frage. aber auch die Diethylzink-Addition an KAPITEL 6 EXPERIMENTELLER TEIL METHODEN UND MATERIALIEN 147 6 Experimenteller Teil 6.1 Methoden und Materialien 6.1.1 Allgemeines Da die meisten in dieser Arbeit verwendeten Verbindungen hydrolyse- und oxidationsempfindlich sind, wurden alle Operationen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt, nach Standard-Schlenk-Techniken unter Argon als Schutzgas durchgeführt. Alle verwendeten Glasgeräte wurden durch Ausheizen bei p <10-1 mbar und dreimaliges Evakuieren und Belüften mit Argon von Luft- und Feuchtigkeitsspuren befreit. Bei Arbeiten unter vermindertem Druck wurden Membranpumpen (ca. 15 mbar), Ölpumpen (10-3 mbar) und Diffusionspumpen (<10-5 mbar) verwendet. 6.1.2 Lösungsmittel Die eingesetzten Lösungsmittel wurden vor Gebrauch unter Argon getrocknet und anschließend entweder unter Argon destilliert oder unter vermindertem Druck kondensiert und unter Argon aufbewahrt. Folgende Trocknungsmittel (Lösungsmittel) wurden verwendet: Calciumhydrid (Chloroform, Dichlormethan und 4-Picolin), Lithiumaluminiumhydrid (Pyridin), Magnesium (Methanol), Magnesium/Anthracen (Tetrahydrofuran), Natrium/Kalium-Legierung (Diethylether, Benzol, o-Xylol, Pentan und Hexan), Natrium/Diethylphthalat (Ethanol) und Natriumtetraethylaluminat (Toluol). Deuterierte Lösungsmittel wurden über Natriumtetraethylaluminat ([D6]Benzol, [D8]Tetrahydrofuran) oder Calciumhydrid ([D1]Chloroform, [D2]Dichlormethan) getrocknet und unter vermindertem Druck kondensiert. 6.1.3 Analytische Methoden Kernresonanzspektroskopie (NMR) Luftempfindliche Proben wurden unter Argon in ausgeheizte 5 mm-Röhrchen abgefüllt und die Röhrchen unter vermindertem Druck abgeschmolzen. NMR-Proben der Polymere wurden in 10 mm-Röhrchen abgefüllt und unter Normaldruck abgeschmolzen. 1 H- und Breitband-1H-entkoppelte 13 C-NMR-Spektren wurden mit Bruker DMX 600 (600.2 148 EXPERIMENTELLER TEIL und 150.9 MHz), DPX 300, AMX 300 (300.1 und 75.5 MHz), AC 200 und AM 200 (200.1 und 50.3 MHz) Spektrometern gemessen. Die chemischen Verschiebungen wurden in ppm relativ zu Tetramethylsilan angegeben, wobei die Restwasserstoffsignale bzw. die Kohlenstoffsignale der verwendeten deuterierten Lösungsmittel als interne Standards dienten (für 1 H: Benzol (7.15 ppm), Chloroform (7.24 ppm), Dichlormethan (5.32 ppm) und Tetrahydrofuran (3.58 und 1.73 ppm); für 13 C: Benzol (128.0 ppm), Chloroform (77.0 ppm), Dichlormethan (53.8 ppm) und Tetrahydrofuran (67.4 und 25.2 ppm)). 1 H-COSY- und (13C,1H)-korrelierte NMR-Spektren wurden an Bruker DMX 600, DPX 300, AMX 300 und AC 200 Spektrometern gemessen. Die Aufnahme von Tieftemperatur-1H- und Tieftemperatur-Breitband-1H-entkoppelten 13 C-NMR-Spektren erfolgten an einem Bruker AMX 300 Spektrometer. NOESY- und (15N,1H)-korrelierte NMR-Spektren wurden an einem Bruker DMX 600 Spektrometer gemessen. Hochtemperatur-Breitband-1H-entkoppelte 13 C-NMR-Spektren der in dieser Arbeit dar- gestellten Polymere wurden bei einer Meßtemperatur von 120 °C an einem Bruker AMX 300 Spektrometer gemessen. Als Lösunsmittel diente 1,2,4-Trichlorbenzol, dem [D2]-1,1,2,2Tetrachlorethan (74.2 ppm) als Lockmittel und interner Standard zugesetzt war. 11 B-NMR-Spektren wurden mit den Geräten Bruker DPX 300 (96.3 MHz) und AC 200 (64.2 MHz) gemessen. Die chemischen Verschiebungen wurden in ppm relativ zu BF3⋅OEt2 als externem Standard angegeben. Massenspektroskopie (MS) Die Aufnahme von Elektronenstoß-Spektren (EI) erfolgte unter fraktionierter Verdampfung mit einem Finnigan MAT 8200 und einem Finnigan MAT 8400. Elektronenspray-Spektren (ESI) und Fast-Atom-Bombardment-Spektren (FAB) wurden mit einem Finnigan MAT 95 aufgenommen. Die Intensität der Signale bezogen auf den Basispeak wurde in runde Klammern gesetzt angegeben. Für Fragmente mit einer Isotopenverteilung ist jeweils nur der intensivste Peak aufgeführt. METHODEN UND MATERIALIEN 149 Infrarotspektroskopie (IR) IR-Spektren wurden an einem Nicolet Magna IR 750 Spektrometer aufgenommen. Feststoffe wurden als unter Argon präparierte KBr-Preßlinge, Öle als Film zwischen KBr-Platten gemessen. Polyethylenproben wurden als Filme vermessen. Die Bestimmung des kristallinen Anteils erfolgte nach HENDUS und SCHNELL.[268] Elementaranalysen (EA) Alle Elementaranalysen wurden im mikroanalytischen Laboratorium Kolbe in Mülheim an der Ruhr durchgeführt. Kristallstrukturanalysen Die Durchführung von Einkristall-Röntgenstrukturanalysen erfolgte in der Abteilung von Herrn Prof. Dr. C. KRÜGER und Dr. C. W. LEHMANN, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr. Die Lösung der Strukturen wurde von Herrn Dr. R. GODDARD durchgeführt. Bei den einzelnen Verbindungen sind neben den Parametern der Kristallstrukturuntersuchung auch ausgewählte Bindungslängen und -winkel angegeben. Weitere Details zu den Strukturen können bei der Abteilung für Strukturchemie des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr erfragt werden. Differential Scanning Calorimetry (DSC) DSC-Analysen der Polymere erfolgten in einem verschlossenen Aluminiumtiegel mit einem Gerät Mettler-Toledo DSC 820 bei einer Aufheizrate von 10 °C/min gegen einen luftgefüllten Aluminiumtiegel als Referenz. Die angegebenen Schmelzpunkte entsprechen für Polyethylenproben dem Maximum des Peaks aus dem ersten Aufheizen, für Copolymerproben dem Maximum des Peaks beim zweiten Aufheizen. 150 EXPERIMENTELLER TEIL Gelpermeationschromatographie (GPC) Die GPC-Messungen der in Kap. 4.5.1 beschriebenen Polyethylene wurden in Trichlorbenzol mit 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol („Ionol“, Aldrich, 99+ %) als Stabilisator und 4-tertButylcalix[4]aren (Aldrich) als internem Standard bei 150 °C durchgeführt. Es erfolgte eine doppelte Detektion mit Hilfe eines Verdampfungslichtstreuungs-Massendetektors und eines molmassensensitiven Viskositätsdetektors. Die Kalibrierung wurde mittels Polystyrol- und Polyethylen-Standards durchgeführt. Eine detaillierte Beschreibung der GPC-Anlage des Arbeitskreises von Prof. Dr. G. FINK und der Arbeitsbedingungen findet sich bei MONTAG[276] und RUCHATZ[277]. Die GPC-Messungen der in Kap. 4.5.2 beschriebenen Copolymere und der in Kap. 4.6.2 beschriebenen Polyethylene wurden Frau I. HERZER in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. H. MÜNSTEDT im Lehrstuhl für Polymerwerkstoffe der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt. Die Messungen wurden an einer Hochtemperatur-GPC Waters 150-C durchgeführt. Die Meßtemperatur betrug 135 °C. Das Laufmittel Trichlorbenzol war mit 0.1 Gew-% „Irganox 1035“ stabilisiert. Gelöst wurden die Polymere über einen Zeitraum von zwei Stunden bei einer Temperatur von 160 °C (ohne Schütteln oder Rühren). Die Messungen wurden bei einem konstantem Volumenstrom von 0.5 ml/min und einem Injektionsvolumen von 300 µl vorgenommen. Das Trennsäulensystem bestand aus vier Shodex-Säulen. Die Kalibrierung des Systems erfolgte mit anionischen PS-Standards in einem Molmassenbereich von 580-11.6⋅106 g⋅mol–1. Die Eichkurve wurde mit den MARK-HOUWINK Konstanten a = 0.707 und K = 1.21⋅10–2 ml/g (PS in TCB bei 135 °C) und a = 0.725 und K = 4.06⋅10–2 ml/g (PE in TCB bei 135 °C) auf Polyethylen umgerechnet. Die Messungen wurden von Herrn Dipl.-Ing. C. GABRIEL mit der Software WinGPC von PSS ausgewertet. 6.1.4 Chromatographische Methoden Dünnschichtchromatographie Dünnschichtchromatographische Trennungen erfolgten auf kieselgelbeschichteten Kunststofffolien mit Fluoreszenzindikator (DC-Fertigfolien Polygram SIL G/UV254, Schichtdicke 0.25 mm der Firma Macherey und Nagel). Detektion mit UV-Licht oder durch Anfärben mit schwefelsaurer Cer(IV)Molybdatophosphorsäure-Lösung. METHODEN UND MATERIALIEN 151 Kieselgelsäulenchromatographie Säulenchromatographische Reinigungen wurden an Kieselgel Merck Typ 9385 (230-400 mesch) der Firma Aldrich durchgeführt. Laufmittel und Retentionszeiten finden sich bei den einzelnen Präparaten. Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC) Analytische Messungen und präparative Trennungen wurden in der Abteilung für Chromatographie des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr durchgeführt. Verwendete Geräte und Bedingugen sind bei den einzelnen Präparaten angegeben. Gaschromatographie (GC) Gaschromatogramme wurden von der Abteilung für Chromatographie des Max-PlanckInstituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr aufgenommen. 6.1.5 Chemikalien Brombenzol (Merck-Schuchardt, >99 %), tert-Butylamin (Merck-Schuchardt, >99 %), 2,6Dimethylanilin (Aldrich, 99 %), 2,6-Diethylanilin (Aldrich, 98 %), iso-Propylamin (BASF AG), und n-Propylamin (Hoechst AG) wurden über Calciumhydrid getrocknet und unter vermindertem Druck kondensiert. Anilin und Tetramethylethylendiamin (TMEDA) wurden über Calciumhydrid getrocknet und unter Argon destilliert. 1-Brom-2,6dimethylbenzol (ABCR, Avocado, 98+%) und Iodbenzol (Aldrich, 98 %) wurden unter vermindertem Druck kondensiert. n-Butyllithium 1.6 M in Hexan (Chemetall), 1-Brom-2,6diethylbenzol (Lancaster, techn.), (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl (Fluka, ≥ 99.5 %), (R)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl (Fluka, ≥ 99.5 %), Dichlorphenylboran (Aldrich, 97 %), Diphenylether (Aldrich, 99+ %), 1,1 %LVGLSKHQ\OSKRVSKLQRIHUURFHQ '33) Strem, 99%), Hydrazinmonohydrat (Aldrich, ≥ 99 %), 1H-Inden (Aldrich, 98 %), Kupfer(I)oxid (Fluka, >97 %), Lithiumhexamethyldisilazid (LiHMDS) (Aldrich, 97 %), Natrium-tert-butylat (Aldrich, 97 %), Phthalimid (Merck-Schuchardt, 98 %), Bis(tetrahydrofuran)tetrachlortitan (Aldrich, 97 %), Tetrakis(diethylamido)zirconium (Strem, 99 %), Tetrakis(dimethyl- amido)titan (Merck-Schuchardt), Tetrakis(dimethylamido)zirconium (Strem, >98 %), Tetramethylcyclopentadien (Aldrich, Isomerengemisch, 85 %), Titantetrachlorid (Acros, 99.9 %), 152 EXPERIMENTELLER TEIL Trifluormethansulfonsäureanhydrid (Acros, 98+ %), Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium(0) (Aldrich), und Zirconiumtetrachlorid (Strem, 99.6 %) wurden ohne weitere Reinigung eingesetzt. Monomeres Cyclopentadien wurde von Prof. Dr. K. JONAS, Ferrocen von Dr. W. EISENBACH, Natriumhexamethyldisilazid (NaHMDS) von Prof. Dr. P. BINGER und Trimethylphosphan und Chlor-N,N-dimethylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadienyl)boran von Dr. M. WILLUHN zur Verfügung gestellt. Lithiumdi-iso-propylamid (LDA),[278,279] Indenyllithium,[280-282] Cyclopentadienyl- lithium,[283] Trimethylsilylcyclopentadien,[284] Tetramethylcyclopentadienyllithium,[280] 2,6Diethylphenylamidolithium,[279] 2,6-Dimethylphenylamidolithium,[279] Dichlor(dimethylamino)boran,[285,286] Bis(diethylamido)bis(tetrahydrofuran)dichlorzirconium[137] Bis(tetrahydrofuran)tetrachlorzirconium[287], Dibromferrocen[289], 1,1 'LOLWKLRIHUURFHQ-TMEDA-Addukt[288] 1,1 (S)-2,2 %LV>WULIOXRU Bis[2-(diphenylphosphino)phenyl]ether[290], methansulfonyl)oxy]-1,1 ELQDSKWK\O[241] und die trimethylsilylsubstituierten Amine[291] wurden nach Literaturmethoden dargestellt. 6.2 Darstellung der N-trimethylsilylsubstituierten Aminoborane 6.2.1 (N-tert-Butyl-N-trimethylsilylamino)chlorphenylboran (32) Ph t-Bu B N Cl Zu einer farblosen Lösung aus 2.40 g (16.5 mmol) N-tert-Butyl-Ntrimethylsilylamin in 100 ml Diethylether werden bei –78 °C innerhalb von TMS 30 min 10.3 ml (16.5 mmol) n-Butyllithium (1.6 M Lösung in Hexan) in 35 ml Diethylether getropft. Es wird über Nacht auf RT erwärmt, die klare 32 farblose Lösung wird in einen Tropftrichter überführt und bei –78 °C innerhalb von 1 h zu einer Lösung aus 2.70 g (17.0 mmol) Dichlorphenylboran in 120 ml Diethylether getropft. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, der gebildete farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert, und das hellgelbe Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit. Man erhält das Produkt als hellgelbes Öl, das bei –20 °C in Form von hellgelben Plättchen kristallisiert. Ausbeute: 3.74 g (14.0 mmol, 85 %) hellgelbe Kristalle. DARSTELLUNG DER N-TRIMETHYLSILYLSUBSTITUIERTEN AMINOBORANE 1 153 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.70 (dd, 3Jo,m = 8.1 Hz, 4Jo,p = 1.5 Hz, 2H, o-Ph-H), 7.55-7.32 (m, 3H, p-Ph-H, m-Ph-H), 1.57 (s, 9H, CCH3), 0.13 (s, 9H, SiCH3). 13 C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 137.5 (o-Ph-C), 131.1 (p-Ph-C), 128.0 (m-Ph-C), 57.3 (CCH3), 33.2 (CCH3), 6.0 (SiCH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 45.5. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 267 (1, 11 B1, 35 Cl1) [M]+, 252 (50, 11 B1, 35 Cl1) [M+ – CH3], 144 (100, 11B1) [M – TMS, – Cl]+, 57 (40) [C(CH3)3]+. IR (KBr): v~ = 3075, 3044, 3005 (alle m, HC=), 2978 (s, CH aliphatisch), 1596 (m, C=C), 1479 (m, C=C), 1316 (s, B-N), 1254 (s, Si-CH3), 1232, 1188, 1152 (alle s), 1028 (m), 946, 925 (beide s), 854 (s, Si-CH3), 756 (s, Ph), 704 (s, Ph) cm-1. EA: C13H23BClNSi (267.69) Ber.: C 58.33 % H 8.66 % N 5.23 % Gef.: C 58.62 % H 8.79 % N 5.22 % B 4.04 % Cl 13.24 % Si 10.49 % Kristallstruktur (IO 3348): Kristallgröße: 0.63 x 0.60 x 0.28 mm, Elementarzelle: a = 8.8020(4) Å, b = 10.8703(5) Å, c = 3 16.0987(7) Å, α = 90°, β = 90°, γ = 90°, V = 1540.33(12) Å , T : 100 K, ρber : 1.154 g⋅cm–3, µ : 0.306 mm-1, F(000): 576 e, Z: 4, orthorombisch, Raumgruppe: P212121 (Nr.19), λ: 0.71073 Å, gemessene Reflexe [±h, ±k, ±l]: 16887, unabhängige Reflexe: 5703, verfeinerte Parameter -3 160, R: 0.0346, Rw: 0.0810, max. Restelektronendichte: 0.325 und –0.223 e ⋅ Å Bindungslängen in Å: Cl Cl - B Si - N Si - C(11) Si - C(12) Si - C(13) N-B N - C(7) B - C(1) C(1) - C(2) C(1) - C(6) C(2) - C(3) 1.816(1) 1.785(1) 1.869(1) 1.862(1) 1.865(1) 1.415(2) 1.515(1) 1.566(2) 1.403(2) 1.399(2) 1.394(2) C8 C6 C5 C1 C9 B C7 C4 C3 N C2 C10 C11 Si C13 C12 154 EXPERIMENTELLER TEIL Weitere Bindungslängen in Å: C(3) - C(4) C(5) - C(6) C(7) - C(9) 1.389(2) 1.388(2) 1.533(2) C(4) - C(5) C(7) - C(8) C(7) - C(10) 1.387(2) 1.540(2) 1.534(2) 108.3(1) 112.2(1) 114.0(1) 122.2(1) 116.4(1) 113.5(1) 117.4(1) 119.1(1) 119.7(1) 119.9(1) 110.7(1) 109.3(1) 111.7(1) C(13) - Si - C(11) C(12) - Si - C(11) C(11) - Si - N C(7) - N - Si C(1) - B - N N - B - CL C(6) - C(1) - B C(3) - C(2) - C(1) C(5) - C(4) - C(3) C(5) - C(6) - C(1) C(10) - C(7) - C(8) C(9) - C(7) - C(8) C(8) - C(7) - N 104.0(1) 107.6(1) 110.2(1) 120.6(1) 123.9(1) 122.6(1) 123.4(1) 121.3(1) 120.0(1) 121.6(1) 105.7(1) 109.3(1) 109.9(1) Bindungswinkel in °: C(13) - Si - C(12) C(13) - Si - N C(12) - Si - N C(7) - N - B B - N - Si C(1) - B - Cl C(6) - C(1) - C(2) C(2) - C(1) - B C(4) - C(3) - C(2) C(6) - C(5) - C(4) C(10) - C(7) - C(9) C(10) - C(7) - N C(9) - C(7) - N 6.2.2 Chlorphenyl(N-iso-propyl-N-trimethylsilylamino)boran (34) Ph B N Cl Zu einer farblosen Lösung aus 2.04 g (15.5 mmol) N-iso-Propyl-Ntrimethylsilylamin in 100 ml Diethylether werden bei –78 °C innerhalb von TMS 30 min 9.70 ml (15.5 mmol) n-Butyllithium (1.6 M Lösung in Hexan) in 35 ml Diethylether getropft. Es wird über Nacht auf RT erwärmt. Die klare 34 farblose Lösung wird in einen Tropftrichter überführt und bei –78 °C innerhalb von 1 h zu einer Lösung aus 2.46 g (15.5 mmol) Dichlorphenyl- boran in 100 ml Diethylether getropft. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, der gebildete farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert, und das farblose Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei eine blaßgelbe Flüssigkeit zurückbleibt, die beim Lagern bei –20 °C zu einem kristallinen Feststoff erstarrt. Ausbeute: 3.62 g (14.3 mmol, 92 %) blaßgelbe Flüssigkeit. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.47-7.41 (m, 2H, o-Ph-H), 7.36-7.30 (m, 3H, p- und m-Ph-H), 3.84 (sept, 3JCH,CH3 = 6.9 Hz, 1H, CHCH3), 1.44 (d, 3JCH3,CH = 6.9 Hz, 6H, CHCH3), 0.14 (s, 9H, SiCH3). DARSTELLUNG DER N-TRIMETHYLSILYLSUBSTITUIERTEN AMINOBORANE 13 155 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 132.1 (o-Ph-C), 129.2 (p-Ph-C), 127.8 (m-Ph-C), 51.0 (CCH3), 24.2 (CCH3), 2.8 (SiCH3). 11 B-NMR (96.3 MHz, CD2Cl2): δ = 41.2. MS (EI, 70 eV): Die Probe zersetzt sich. Es werden nur Zersetzungsprodukte detektiert. IR (KBr): v~ = 3075, 3053 (beide m, HC=), 2967 (s, CH aliphatisch), 2934, 2900 (beide m, CH aliphatisch), 1598 (m, C=C), 1472 (m, C=C), 1434 (s, C=C), 1334 (s, B-N), 1255 (s, Si-CH3), 1190, 1170, 1137 (alle m), 974, 884 (beide s), 845 (s, Si-CH3), 761 (m, Si-CH3), 738 (m, Ph), 701 (s, Ph) cm-1. EA: C12H21BClNSi (253.66) Ber.: C 56.82 % H 8.34 % N 5.52 % Gef.: C 57.00 % H 8.21 % N 5.60 % B 4.26 % Cl 13.98 % Si 11.07 % 6.2.3 Chlorphenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36) Ph 2 3 B N 1 Cl Zu einer farblosen Lösung aus 1.80 g (13.7 mmol) N-(n-Propyl)-Ntrimethylsilylamin in 100 ml Diethylether werden bei –78 °C innerhalb TMS von 30 min 8.55 ml (13.7 mmol) n-Butyllithium (1.6 M Lösung in Hexan) in 35 ml Diethylether getropft. Es wird über Nacht auf RT 36 erwärmt, die klare, farblose Lösung wird in einen Tropftrichter überführt und bei –78 °C innerhalb von 1 h zu einer Lösung aus 2.17 g (13.7 mmol) Dichlorphenylboran in 100 ml Diethylether getropft. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, der gebildete farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert, und das farblose Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei eine blaßgelbe Flüssigkeit zurückbleibt. Ausbeute: 3.25 g (12.8 mmol, 94 %) blaßgelbe Flüssigkeit. 1 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.49-7.32 (m, 5H, o-, p- und m-Ph-H), 3.28 (t, 3J1,2 = 7.7 Hz, 2H, 1-H), 1.55 (psext, 3J2,1 = 7.6 Hz, 3J2,3 = 7.6 Hz, 2H, 2-H), 0.83 (t, 3J3,2 = 7.4 Hz, 3H, 3-H), 0.20 (s, br, 9H, SiCH3). 156 13 EXPERIMENTELLER TEIL C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 132.4 (o-Ph-C), 129.5 (p-Ph-C), 128.3 (m-Ph-C), 50.9 (C-1), 27.5 (C-2), 11.7 (C-3) 2.5 (SiCH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 41.1. MS (EI, 70 eV): Die Probe zersetzt sich. Es werden nur Zersetzungsprodukte detektiert. IR (Film): v~ = 3075, 3052, 3013 (alle m, =CH), 2963 (s, Si-CH3), 1600 (m, C=C), 1433 (s, C=C), 1391 (s, B–N), 1306 (s), 1254 (s, Si-CH3), 1182, 1147, 1046, 1014 (alle m), 847 (s, Si-CH3), 760 (s, Si-CH3, Ph), 701 (s, Ph) cm-1. EA: C12H21BClNSi (253.66) Ber.: C 56.82 % H 8.34 % N 5.52 % Gef.: C 56.63 % H 8.27 % N 5.59 % B 4.26 % Cl 13.98 % Si 11.07 % 6.3 Darstellung der bis(trimethylsilyl)substituierten Borane 6.3.1 Phenyl[N-(n-propyl)-N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) Zu einer farblosen Lösung aus 2.81 g (11.1 mmol) Chlorphenyl[N- 3 4 2 TMS 5 Ph B 7 1 N TMS 6 (n-propyl)-N-trimethylsilylamino]boran (36) in ca. 300 ml THF wird bei –60 °C eine klare gelbe Lösung aus 1.60 g (11.1 mmol) Trimethylsilylcyclopentadienyllithium in 80 ml THF gegeben. Das Kältebad wird durch ein Ölbad ersetzt und die leicht gelbliche Reaktionslösung für 3 h unter Rückfluß erhitzt, wobei eine intensive 8 Gelbfärbung auftritt. Das THF wird im Vakuum entfernt und der gelbe 37 Rückstand mit 50 ml Diethylether extrahiert. Der entstandene Feststoff wird über ein P4-Fritte abgetrennt und das gelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit. Man erhält ein Isomerengemisch des Produktes als gelbes Öl. Ausbeute: 2.81 g (7.90 mmol; 71 %) gelbes Öl. 1 H-NMR (200.1 MHz; CD2Cl2): δ = 7.38-7.20 (m, o-, m- und p-Ph-H), 6.85-6.40 (m, 2-H bis DARSTELLUNG DER CHLORCYCLOPENTADIENYLBORANE UND -INDENYLBORANE 157 5-H), 3.34 (br, 2H, 6-H), 3.08 (m, 1-H), 1.53 (br, 2H, 7-H), 0.84 (t, 3J3,2 = 7.4 Hz, 3H, 8-H), 0.02 (s, br, 9H, Cp-Si(CH3)3), –0.01 (s, 9H, N-Si(CH3)3). Die Integrale der Signale bei 7.38 – 6.27 ppm und bei 3.08 ppm entsprechen zusammen 9H. 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 142.1, 135.9, 132.9, 132.5, 132.4, 131.8, 128.3, 127.4, 127.2, 127.1 (alle C-2 bis C-5, o-, p- und m-Ph-C), 50.9 (C-6), 47.6, 45.3 (beide C-1), 27.7 (C-7), 11.4 (C-8), 2.7 (Cp-Si(CH3)3), –1.6 (N-Si(CH3)3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 45.1, 34.1. MS (EI, 70eV): m/z (%) = 355 (11, + 11 B1) [M]+, 282 (18, 11 B1) [M – TMS]+, 218 (100, 11 B1) + [M – C5H4-TMS] , 73 (100) [TMS] . IR (Film): v~ = 3070, 3051, 3007 (alle w, =CH), 2958 (s, Si-CH3), 2897 (m, Si-CH3), 1597 (w, C=C), 1430 (m, C=C), 1379 (s, B–N), 1250 (s, Si-CH3), 1124, 1059, 1045, 1016, 980, 963 (alle m), 840 (s, Si-CH3), 757 (s, Si-CH3, Ph), 704 (s, Ph) cm-1. EA: C20H34BNSi2 (355.49) Ber.: C 67.57 % H 9.64 % N 3.94 % Gef.: C 67.54 % H 9.55 % N 4.06 % B 3.04 % Si 15.80 % 6.4 Darstellung der Chlorcyclopentadienylborane und -indenylborane 6.4.1 Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) 4 3a 12.4 g (10.2 ml, 77.8 mmol) Dichlorphenylboran werden in 200 ml 3 5 2 6 7a 7 Ph 1 B Cl Diethylether gelöst und die Lösung auf –78 °C gekühlt. 9.50 g (77.8 mmol) Indenyllithium werden in 200 ml Diethylether gelöst, und die orangefarbene Lösung wird innerhalb von 60 min zu der Lösung des Borans getropft. Die hellgelbe Lösung wird für 18 Stunden gerührt, 47 wobei ein feiner, farbloser Feststoff ausfällt. Im Vakuum wird das Reaktionsgemisch bis auf ein Volumen von ca. 100 ml eingeengt, der Feststoff über eine P4Fritte abgetrennt und zweimal mit je 20 ml Diethylether nachgewaschen. Das hellgelbe Filtrat wird im Ölpumpenvakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein hellgelbes, leicht 158 EXPERIMENTELLER TEIL trübes Öl zurückbleibt, das beim Lagern bei –20 °C zu einer wachsartigen, hellgelben Masse erstarrt. Ausbeute: 18.0 g (75.4 mmol, 97 %) hellgelbes Öl. Teilweise bildet sich bei der Synthese auch ein kleiner Teil an Chlor(1H-inden-3-yl)phenylboran (<5 %). 1 H-NMR (600.2 MHz, CD2Cl2): δ = 8.17 (dd, 3Jo,m = 8.1 Hz, 4Jo,p = 1.3 Hz, 2H, o-Ph-H), 7.69 (tt, 3Jp,m = 7.5 Hz, 4Jp,o = 1.3 Hz, 1H, p-Ph-H), 7.56 (m, 1H, 4-H), 7.54 (m, 2H, m-Ph-H), 7.35 (m, 2H, 5-H, 7-H), 7.20 (dpt, 3J6,5 = 7.5 Hz, 3J6,7 = 7.5 Hz, 4J6,4 = 1.1 Hz, 1H, 6-H), 7.15 (ddd, 3J3,2 = 5.4 Hz, 4J3,1 = 2.1 Hz, 4J3,4 = 0.6 Hz, 1H, 3-H), 6.73 (dd, 3J2,3 = 5.4 Hz, 3J2,1 = 2.0 Hz, 1H, 2-H), 4.76 (s, br, 1H, 1-H). 13 C-NMR (150.9 MHz, CD2Cl2): δ = 146.0 (C-3a), 144.8 (C-7a), 137.0 (br, i-Ph-C), 136.6 (o-Ph-H), 136.2 (C-2), 134.9 (p-Ph-C), 133.1 (C-3), 128.6 (m-Ph-C), 126.7 (C-5), 125.1 (C-6), 124.7 (C-7), 121.8 (C-4), 51.3 (br, C-1). 11 B-NMR (96.3 MHz, CD2Cl2): δ = 65.7. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 238 (71, 11B135Cl1) [M]+, 123 (100, 11B1 35Cl1) [M – C9H7]+. EA: C15H12BCl (238.52) Ber.: C 75.53 % H 5.07 % Gef.: C 75.33 % H 5.15 % B 4.53 % DARSTELLUNG DER CHLORCYCLOPENTADIENYLBORANE UND -INDENYLBORANE 159 6.4.2 Chlorphenyl(1,3,4,5-tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (48) Zu einer Lösung aus 4.78 g (30.1 mmol) Dichlorphenylboran in 1000 ml 3 4 2 5 1 Cl B Ph 48 Diethylether wird bei –78 °C eine ebenfalls auf –78 °C gekühlte, beigefarbene Suspension aus 3.79 g (29.6 mmol) Tetramethylcyclopentadienyllithium in 800 ml Diethylether gegeben. Das Reaktionsgemisch wird innerhalb von 16 h auf RT erwärmt. Der entstandene farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abgetrennt und das gelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit. Das Rohprodukt wird im Hochvakuum destilliert, wobei man das Produkt (Kp. 60-70 °C/1⋅10–6 mbar) als intensiv gelbes Öl erhält. Ausbeute: 2.22 g (9.07 mmol, 30 %) intensiv gelbes Öl. 1 H-NMR (600.2 MHz, CD2Cl2): δ = 7.87 (m, 2H, o-Ph-H), 7.53 (tt, 3Jp,m = 7.4 Hz, 4 Jp,o = 1.4 Hz, 1H, p-Ph-H), 7.45 (m, 2H, m-Ph-H), 3.45 (m, 3J1-H,Me = 7.7 Hz, 1H, 1-H), 2.01 (m, 6H, C-3-CH3, C-5-CH3), 1.89 (m, C-4-CH3), 1.19 (d, 3JMe,H-1 = 7.7 Hz, 3H, C-1-CH3). 13 C-NMR (150.9 MHz, CD2Cl2): δ = 165.3 (C-3), 155.1 (C-5), 146.4 (br, C-2), 141.7 (br, i-Ph-C), 137.4 (C-4), 135.8 (o-Ph-C), 132.0 (p-Ph-C), 128.0 (m-Ph-C), 54.6 (C-1), 16.7 (C-3-CH3), 14.7 (C-1-CH3), 12.8 (C-5-CH3), 10.9 (C-4-CH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 57.1. MS (EI, 70eV): m/z (%) = 244 (38, 11B1 35Cl1) [M]+, 229 (14, 11B1 35Cl1) [M – CH3]+, 209 (87, 11 B1) [M – Cl]+, 123 (100, 11B1, 35Cl1) [M – C9H13]+. IR (Film): v~ = 3074 (w, HC=), 2961, 2928 (beide m, CH3), 2870 (w, CH3), 1602, 1595 (beide w, C=C(Ph)), 1528 (m, C=C(CpMe4)), 1441, 1434 (beide m, C=C(Ph)), 1373 (s, CH3), 1334 (s), 1275, 1239, 1183, 1150 (alle m), 878 (m), 755(w, Ph), 701 (s, Ph) cm-1. EA: C15H18BCl (244.57) Ber.: C 73.66 % H 7.41 % Gef.: C 73.73 % H 7.46 % B 4.42 % Cl 14.50 % 160 EXPERIMENTELLER TEIL 6.4.3 Chlor-N,N-dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) 4 3a Zu einer farblosen Lösung aus 1.95 g (15.4 mmol) in 120 ml 3 5 2 6 7a 7 Me2N 1 B Cl 50 Diethylether wird bei –78 °C innerhalb von 90 min eine orangefarbene Lösung aus 1.88 g (15.2 mmol) Indenyllithium in 120 ml Diethylether getropft. Es wird über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt. Der gebildete farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert und das gelbliche Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei eine gelbe Flüssigkeit zurückbleibt. Ausbeute: 2.84 g (13.8 mmol, 91 %) gelbe Flüssigkeit. 1 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.49 (m, 1H, 4-H oder 7-H), 7.45 (m, 1H, 7-H oder 4-H), 7.31 (m, 1H, 5-H oder 6-H), 7.22 (m, 1H, 6-H oder 5-H), 7.00 (ddd, 3J3,2 = 5.4 Hz, 4J3,1 = 2.2 Hz, 4J3,4 = 0.7 Hz, 1H, 3-H), 6.62 (dd, 3J2,3 = 5.4 Hz, 3J2,1 = 2.0 Hz, 1H, 2-H), 3.90 (s, br, 1H, 1-H), 2.97 (s, 6H, NCH3). 13 C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 147.0 (C-3a), 145.5 (C-7a), 137.0 (C-2), 131.5 (C-3), 126.1 (C-5), 124.8 (C-6), 123.8 (C-7), 121.3 (C-4), 45.1 (br, C-1), 40.5, 39.8 (beide NCH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 37.0. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 205 (52, 11B1 35Cl1) [M]+, 169 (6, 11B1) [M – HCl]+, 90 (100, 11B1 35 Cl1) [M – C9H7]+. IR (Film): v~ = 3029 (w), 3063, 3014 (beide m, Ind), 2936, 2887, 2875 (m, NMe), 1518 (s, BNMe2), 1458 (s, Ind), 1412 (s, B–N), 1194 (s), 1143, 1059, 1020, (alle m), 780 (s, Ind), 756 (m), 717 (s, Ind), 648 (w) cm-1. DARSTELLUNG DER AMINOCYCLOPENTADIENYLBORANE 161 6.5 Darstellung der Aminocyclopentadienylborane 6.5.1 1H-Indenyl(N-iso-propylamino)phenylboran (51) 6.5.1.1 Unter Verwendung von iso-Propylamin als Base 4 Zu einer farblosen Lösung von 1.85 g (31.0 mmol) iso-Propylamin in 3 3a 5 50 ml Hexan wird bei 0 °C eine Lösung von 2.97 g (12.5 mmol) Chlor- 2 6 (1H-inden-1-yl)phenylboran (47) in 50 ml Hexan/10 ml Diethylether 1 7a 7 B NH getropft. Das Reaktionsgemisch wird für 3 h unter Rückfluß erhitzt und dann für weitere 15 h bei RT gerührt. Der gebildete farblose Feststoff wird über eine P4-Fritte abgetrennt und das gelbe Filtrat im Vakuum vom Lösungsmittel befreit. Das Rohprodukt wird im HV destilliert, 51 wobei man das Produkt (Kp. 83 °C/1⋅10-4 mbar) in Form eines Isomerengemisches als leicht gelbe, ölige Flüssigkeit erhält. Ausbeute: 1.12 g (4.28 mmol, 34 %) leicht gelbes Öl. 4 5 3a 4 3 5 3a 7a 7 7a 1 B Ph N 7 1 H 1 2 2 5 4 3a 3 B Ph H N 7a 6 2 6 7 1 7a 6 2 6 7 3 5 4 3a B Ph N 3 B Ph H N H allylisch, E allylisch, Z Isomere I und II vinylisch, E vinylisch Z Isomere III und IV Abb. 6-1 Isomere von 1H-Indenyl(N-iso-propylamino)phenylboran (51). Die gebildeten Isomere sind in Abb. 6-1 dargestellt. Durch die Ausbildung einer Doppelbindung zwischen Bor und Stickstoff liegen E- und Z-Isomer vor. Weiterhin kann das Bor allylisch oder vinylisch gebunden sein, so daß vier Isomere möglich sind. Zuordnen lassen sich paarweise die beiden allylischen Isomere (I und II) und die beiden vinylischen (III 162 EXPERIMENTELLER TEIL und IV). Eine Zuordnung von E- und Z-Isomer ist jeweils nicht möglich. Isomer I, Isomer II und Isomer III liegen im Verhältnis von etwa 6 : 2.5 : 1 vor. Der Anteil an Isomer IV kann nicht genau bestimmt werden, da die Signale von Isomer IV durch Signale der anderen Isomere überlagert werden. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2) δ = 7.57-7.07 (m, o-, m- und p-Ph-H, 4-H bis 7-H (Isomer I, II und III und IV)), 6.98 (ddd, 3J3,2 = 5.3 Hz, 4J3,1 = 2.3 Hz, 4J3,4 = 0.8 Hz, 1H, 3-H (II)), 6.85 (ddd, 3J3,2 = 5.4 Hz, 4J3,1 = 2.1 Hz, 4J3,4 = 0.8 Hz, 1H, 3-H (I)), 6.76 (dd, 3J2,3 = 5.3 Hz, 3J2,1 = 1.9 Hz, 1H, 2-H (II)), 6.68 (t, 3J2,1 = 1.9 Hz, 1H, 2-H (IV)), 6.65 (t, 3J2,1 = 1.9 Hz, 1H, 2-H (III)), 6.62 (dd, 3J2,3 = 5.4 Hz, 3J2,1 = 1.9 Hz, 1H, 2-H (I)), 4.87 (d, br, 3JNH,CH ≈ 10 Hz, 1H, NH (III)), 4.76 (d, br, 3JNH,CH ≈ 10 Hz, 1H, NH (IV)), 4.56 (d, br, 3JNH,CH ≈ 10 Hz, 1H, NH (II)), 4.22 (d, br, 3JNH,CH = 8.6 Hz, 1H, NH (I)), 4.07 (s, br, 1H, 1-H (II)), 3.76 (s, br, 1H, 1-H (I)), 3.69 (dsept, 3JCH,NH = 10.9 Hz, 3JCH,CH3 = 6.4 Hz, 1H, CHCH3 (II)), 3.57 (dd, 3J1,2 = 1.9 Hz, 4J1,7 = 0.7 Hz, 2H, 1-H (III)), 3.45 (dsept, 3JCH,NH = 11.2 Hz, 3JCH,Me = 6.4 Hz, 1H, CHCH3 (I)), 3.42 (dd, 3J1,2 = 2.0 Hz, 4J1,4 = 0.6 Hz, 2H, 1-H (IV)), 1.26 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 3H, CHCH3 (II)), 1.20 (d, 3JCH3,CH = 6.4 Hz, 6H, CHCH3 (IV)), 1.19 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 6H, CHCH3 (III)), 1.12 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, CHCH3 (II)), 1.04 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 3H, CHCH3 (I)), 1.00 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 3H, CHCH3 (I)). Im 13 C-NMR kommt es zu einer starken Überlagerung der Signale im Aromatenbereich. Da auch im 1H-NMR eine Zuordnung der Signale zu den einzelnen Isomeren und zu den Phenylringen bzw. zum Inden nicht möglich ist, lassen sich die zahlreiche Signale im 13 C- NMR auch nicht mit Hilfe des (13C-1H)-korrelierten NMR-spektrums zuordnen. 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 148.3, 147.1, 145.7, 145.3 (alle quart. C (Inden)), 138.8 (C-2 (II)), 138.7 (C-2 (III)), 138.6 (C-2 (I)), 133.9, 133.1, 133.0, 131.8, 131.7 (C-3 (II)), 130.7, 129.8, 129.6 (C-3 (I)), 129.0, 128.3, 128.1, 128.0, 127.9, 127.8, 127.7, 127.2, 126.3, 125.5, 124.4, 124.3, 123.9, 123.7, 122.4, 121.4, 121.2, 51.5, 51.1, 50.4 (br, C-1 (I)), 46.2, 45.6, 45.3, 45.1 (CHCH3 (I)), 44.7 (CHCH3 (II)), 41.0 (C-1 (III)), 26.7, 26.6, 26.5 (alle drei CHCH3 (II, III und IV)), 26.4 (CHCH3 (II)), 26.3, 26.2 (beide CHCH3 (I)). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 40.5. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 261 (21, [146 – C3H6]+, 44 (100). 11 B1) [M]+, 146 (70, 11 B1) [M – C9H7]+, 104 (84, 11 B1) DARSTELLUNG DER AMINOCYCLOPENTADIENYLBORANE 163 EA: C18H20BN (261.17) Ber.: C 82.78 % H 7.72 % N 5.36 % B 4.14 % Gef.: C 82.62 % H 7.81 % N 5.31 % B 4.18 % 6.5.1.2 Unter Verwendung von Triethylamin als Base 4 3a Zu einer leicht trüben, gelblichen Lösung aus 4.01 g (16.8 mmol) 3 5 2 6 7a 7 1 B NH Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) in 220 ml Hexan werden bei –78 °C 1.43 ml (0.99 g, 16.8 mmol) iso-Propylamin in 50 ml Hexan innerhalb von 30 min getropft. Es wird über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt, wobei man eine farblose Suspension erhält. Diese wird erneut auf –50 °C gekühlt und es werden 2.34 ml (1.70 g, 51 16.8 mmol) Triethylamin zügig zugegeben, wobei sich die Suspension intensiv gelb färbt. Es wird innerhalb von 16 h auf Raumtemperatur erwärmt, wobei die Färbung wieder verschwindet. Die Reaktionsmischung wird im Vakuum auf ca. 50 ml eingeengt, der gebildete farblose Niederschlag über eine P4Fritte abfiltriert und das blaßgelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei man eine gelbe Flüssigkeit erhält. Ausbeute: 4.15 g (15.9 mmol, 95 %) gelbe Flüssigkeit. Auch bei der Verwendung von Triethylamin als Base werden Isomere gebildet. In diesem Fall entstehen allerdings nahezu ausschließlich die beiden vinylischen Isomere (III und IV, Abb. 6-1) im Verhältnis von 3:1. 1 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2) δ = 7.64-7.06 (m, 9H, o-, m- und p-Ph-H, 4-H bis 7-H (Isomer III und IV)), 6.71 (t, 3J2,1 = 2.0 Hz, 1H, 2-H (IV)), 6.67 (t, 3J2,1 = 2.0 Hz, 1H, 2-H (III)), 4.90 (d, br, 3JNH,CH ≈ 10 Hz, 1H, NH (III)), 4.75 (s, br, 1H, NH (IV)), 3.91-3.55 (m, 1H, CHCH3 (III und IV)), 3.56 (dd, 3J1,2 = 2.0 Hz, 4J1,7 = 0.5 Hz, 2H, 1-H (III)), 3.45 (d, 3J1,2 = 2.0 Hz, 2H, 1-H (IV)), 1.26 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 6H, CHCH3 (IV)), 1.21 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 6H, CHCH3 (III)). 164 EXPERIMENTELLER TEIL Da im 1H-NMR-Spektrum eine Zuordnung der Signale zu den Phenylringen bzw. zum Inden nicht möglich ist, lassen sich die meisten Signale im 13C-NMR-Spektrum auch nicht mit Hilfe des C-H-korrelierten Spektrums zuordnen. 13 C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 144.7 (quart. C (Inden)), 138.9 (C-2 (III)), 137.9, 133.4, 133.2, 129.9, 128.4, 128.1, 127.9, 126.3, 124.4, 123.9, 122.4, 46.2, 41.0 (C-1 (III)), 26.7, 26.6, (CHCH3 (III und IV)). 11 B-NMR (64.21 MHz, CD2Cl2): δ = 38.9. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 261 (21, 11 B1) [M]+, 146 (70, 11 B1) [M – C9H7]+, 104 (84, 11 B1) [146 – C3H6]+, 44 (100). IR (Film): v~ = 3373 (w, NH), 3068, 3049, 3011 (alle m, =CH), 2966 (s, i-Pr), 2927, 2880 (beide m, i-Pr), 1596, 1581, 1557 (alle w, C=C), 1501, 1484, 1454 (alle s, C=C), 1434 (m, C=C), 1365 (m, B–N), 1242 (s), 1210, 1167 (beide m), 778 (s, Ph), 758, 701 (beide s, Ph) cm-1. EA: C18H20BN (261.17) Ber.: C 82.78 % H 7.72 % N 5.36 % Gef.: C 82.94 % H 7.63 % N 5.34 % B 4.14 % 6.5.2 (1H-Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) 7 6 Zu einer leicht trüben, hellgelben Lösung aus 11.7 g 1 7a (49.1 mmol) Chlor(1H-inden-1-yl)phenylboran (47) in ca. 2 5 3a 650 ml Pentan werden bei –78 °C 4.48 ml (4.57 g, 49.1 mmol) 3 4 B NH 8 Anilin innerhalb von 15 min getropft, und der Tropftrichter wird 12 13 9 11 14 10 15 52 mit ca. 90 ml Pentan nachgespült. Es wird über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt, wobei man eine blaßgelbe Suspension erhält. Diese wird erneut auf –50 °C abgekühlt, und es werden 6.85 ml (4.97 g, 49.1 mmol) Triethylamin zügig zugegeben, wobei sich die Suspension intensiv gelb verfärbt. Es wird innerhalb von 4 h auf Raumtemperatur erwärmt, wobei die Färbung wieder verschwindet. Der gebildete farblose DARSTELLUNG DER AMINOCYCLOPENTADIENYLBORANE 165 Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert und das blaßgelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei man einen blaßgelben Feststoff erhält. Ausbeute: 13.9 g (46.9 mmol, 96 %) blaßgelber Feststoff. 1 H-NMR (600.2 MHz, CD2Cl2): δ = 7.73 (dd, 3J9,10 = 8.1 Hz, 4J9,11 = 1.3 Hz, 2H, 9-H), 7.53 (m, 1H, 7-H), 7.47 (m, 1H, 11-H), 7.41 (m, 2H, 10-H), 7.14 (m, 1H, 6-H), 7.13 (m, 2H, 14-H), 7.07 (m, 2H, 13-H), 7.06 (m, 1H, 5-H), 7.03 (m, 4-H), 7.01 (s, br, NH), 6.96 (m, 15-H), 6.69 (t, 3J2,1 = 1.9 Hz, 1H, 2-H), 3.57 (d, 3J1,2 = 1.9 Hz 2H, 1-H). 13 C-NMR (150.9 MHz, CD2Cl2): δ = 148.1 (C-3a), 145.7 (br, C-3), 144.7 (C-7a), 143.9 (C-12), 142.3 (C-2), 140.4 (br, C-8), 133.9 (C-9), 130.8 (C-11), 129.1 (C-14), 128.3 (C-10), 126.1 (C-5), 124.5 (C-6), 123.8 (C-7), 123.5 (C-15), 122.9 (C-4), 122.4 (C-13), 41.2 (C-1). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 40.5. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 295 (32, 11B1) [M]+, 180 (100, 11B1) [M – C9H7]+. IR (Film): v~ = 3375 (m, NH), 3050, 3013 (beide m, =CH), 2954, 2923, 2878 (alle m, CH aliphatisch), 1595 (s, C=C), 1499 (s, C=C), 1456 (m, C=C), 1427 (s, C=C), 1323 (s, B-N), 1239, 1262, 1205 (alle m), 758 (s, Ph), 700 (s, Ph) cm-1. EA: C21H18BN (295.19) Ber.: C 85.45 % H 6.15 % N 4.75 % Gef.: C 85.22 % H 6.18 % N 4.76 % B 3.66 % 166 EXPERIMENTELLER TEIL 6.5.3 N,N-Dimethylamino(1H-indenyl)-N LVRSURS\ODPLQRERUDQ53) Zu einer hellgelben Lösung aus 0.53 g (2.56 mmol) Chlor-N,N4 5 3a 3 dimethylamino(1H-inden-1-yl)boran (50) in 80 ml Hexan werden bei 2 6 7a 7 Me2N 1 B NH –78 °C 0.48 ml (0.33 g, 5.64 mmol) iso-Propylamin in 20 ml Hexan innerhalb von 30 min getropft. Es wird über Nacht auf Raumtemperatur erwärmt, wobei man eine farblose Suspension erhält. Die Reaktionsmischung wird im Vakuum auf ca. 20 ml eingeengt, der 53 gebildete farblose Niederschlag wird über eine P4-Fritte abfiltriert und das blaßgelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei man ein gelbes Öl erhält. Ausbeute: 0.44 g (1.92 mmol, 75 %) gelbes Öl. Die Verbindung liegt in Form eines Isomerengemisches aus einem allylischen Isomer (I, Boratom in 1-Position an den Indenylring gebunden (vgl. Kap. 6.5.1)) und zwei vinylischen Isomeren (II und III, Boratom in 3-Position) vor. Das Verhältnis von allylischem zu vinylischen Isomeren beträgt etwa 5.5:1. Die beiden vinylischen Isomere liegen im Verhältnis von etwa 2:1 vor. Da die Ausbildung von Doppelbindungen vom Boratom sowohl zum Dimethylamino- als auch zum iso-Propylaminosubstituenten theoretisch möglich ist, war eine genauere Zuordnung, um welche Isomere es sich handelt, nicht möglich. 1 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.53-7.10 (m, 4-H bis 7-H (alle Isomere)), 6.88 (ddd, 3 J3,2 = 5.4 Hz, 4J3,1 = 2.2 Hz, 4J3,4 = 0.7 Hz, 1H, 3-H (I)), 6.70 (dd, 3J2,3 = 5.4 Hz, 3J2,1 = 1.7 Hz, 1H, 2-H(I)), 6.58 (t, 3J2,1 = 1.7 Hz, 1H, 2-H(III)), 6.51 (t, 3J2,1 = 1.7 Hz, 1H, 2-H(II)), 3.71-2.51 (m, NH, CHCH3, 1-H (alle Isomere), NCH3), 1.28 – 0.87 (m, NCH3, CHCH3). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 149.3, 148.7, 145.3, 144.8, 144.7 (alle quart. C), 139.8 (C-2(I)), 138.5 (C-2(III)), 137.9 (C-2(IV)), 134.7, 132.3, 129.3 (C-3(I)), 126.6, 126.3, 126.2, 125.3, 124.9, 124.3, 124.2, 124.1, 123.8, 123.7, 122.2, 121.1 (alle C-4 bis C-7), 44.6, 42.7 (br), 40.7 (C-1(II)), 40.6, 39.5, 27.6, 27.4, 27.0, 26.8 (br). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 29.0. DARSTELLUNG DER AMINOCYCLOPENTADIENYLBORANE MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 228 (56, 11 167 B1) [M]+, 213 (48,11B1) [M – CH3]+, 127 (100, 11 B1), 113 (44, 11B1) [M – C9H7]+, 44 (69) [NMe2]+. EA: C14H21BN2 (228.15) Ber.: C 73.70 % H 9.28 % N 12.28 % Gef.: C 73.84 % H 9.25 % N 12.15 % B 4.74 % 6.5.4 N,N-Dimethylamino-N iso-propylamino(tetramethyl-1H-cyclopentadien-2-yl)boran (54) Zu einer farblosen Lösung aus 0.27 g (1.28 mmol) Chlor-N,N-di3 4 methylamino(tetramethylcyclopentadienyl)boran (55) in 100 ml 5 2 Me2N B 1 NH Diethylether wird bei –78 °C innerhalb von 10 min eine Lösung aus 86.0 mg (1.32 mmol) iso-Propyllithiumamid in 20 ml THF getropft. Es wird über Nacht auf RT erwärmt, wobei man eine klare, farblose Lösung erhält, die im Vakuum bis zur Trockene eingeengt wird. Der 54 erhaltene farblose Rückstand wird mit etwa 30 ml Diethylether extrahiert. Der farblose Feststoff wird über ein P4-Fritte abfiltriert, und das klare, hellgelbe Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein gelbes Öl zurückbleibt. Ausbeute: 0.29 g (1.11 mmol, 95 %) gelbes Öl. Neben dem Hauptisomer, bei dem der Cp-Ring in 2-Position borsubstituiert ist, wird in geringem Maße (<10 %) noch ein weiteres Isomer gebildet. 1 H-NMR (200.1 MHz, CD2Cl2) δ = 3.08 (m, 1H, CHCH3), 2.78 (m, 1H, 1-H), 2.55 (s, 6H, NCH3), 1.88-1.76 (m, 10H, CCH3, NH), 1.04 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 3H, CHCH3), 1.00 (d, 3 JMe,H-1 = 7.6 Hz, 3H, CH3 an C-1), 0.96 (d, 3JMe,CH = 6.4 Hz, 3H CHCH3). 13 C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 144.3, 142.7, 134.8 (alle CCH3), 53.3 (C-1), 47.9 (CHCH3), 44.7 (NCH3), 28.8 (CHCH3), 27.5 (CHCH3), 15.0, 13.5, 12.0, 11.1 (alle CCH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 29.8. 168 EXPERIMENTELLER TEIL MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 234 (21, 11B1) [M]+, 113 (100, 11B1) [M – C9H13]+. IR (Film): v~ = 3412 (w, NH), 2961 (s, C–CH3), 2916, 2865 (beide s), 2795 (m, N–CH3), 1581 (w, C=C), 1506 (s, B-NMe2), 1494 (s, CH3), 1410 (m), 1379 (s, B-N, C-CH3), 1332 (m), 1279 (s, NMe2), 1257, 1213, 1187, 1168, 1121 (alle m) cm-1. 6.5.5 N,N-Dimethylamino-N SKHQ\ODPLQRWHWUDPHWK\OF\FORSHQWDGLHQ\OERUDQ56) Wie in Abschnitt 2.5.1.8 beschrieben, ist es nicht möglich, aus Chlor3 4 N,N-dimethylamino(tetramethylcyclopentadienyl)boran 2 5 durch Umsetzung mit einem Amin über die Stufe des B–N-Adduktes und 1 Me2N (55) anschließende HCl-Eliminierung die entsprechenden Aminoborane B NH herzustellen. Stattdessen müssen die substituierten Lithiumamide eingesetzt werden. Da lithiiertes Anilin sehr lichtempfindlich ist, wurden sowohl die Lithiierung als auch die anschließende Umsetzung mit dem Chlorboran unter Lichtausschluß durchgeführt. 56 Zu einer klaren, farblosen Lösung aus 0.29 ml (0.30 g, 3.21 mmol) Anilin in ca. 30 ml THF werden bei –78 °C innerhalb von 15 min 2.00 ml (3.20 mmol) nButyllithium (1.6 M Lösung in Hexan) in ca. 10 ml THF getropft. Die Reaktionslösung wird über Nacht auf RT erwärmt, in einen Tropftrichter überführt und bei –78 °C innerhalb von 20 min zu einer Lösung aus 0.68 g (3.21 mmol) Chlor-N,N-dimethylamino(tetramethylcyclopentadienyl)boran (55) in ca. 100 ml Diethylether getropft. (Trotz weitgehenden Lichtausschlusses beginnt die klare, farblose Lösung des Lithiumanilids beim Überführen in den Tropftrichter, sich braun zu verfärben.) Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, die leicht braune Lösung wird im Vakuum vom Lösungsmittel befreit, und der erhaltene hellbraune Rückstand wird mit ca. 50 ml Diethylether extrahiert. Der farblose Feststoff wird über eine P4-Fritte abfiltriert, und das gelbe Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei man ein orangegelbes Öl erhält. Ausbeute: 0.79 g (2.95 mmol, 92 %) orangegelbes Öl. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.26 – 6.94 (m, 3H, o- und p-Ph-H), 6.77-6.55 (m, 2H, m-Ph-H), 4.49 (s, br, 1H, NH), 2.91 – 1.96 (m, 7H, 1-H, NCH3), 1.84 (m, 9H, CCH3), 0.91 (d, 3 J = 7.9 Hz, 3H, CCH3). DARSTELLUNG DER DILITHIIERTEN LIGANDEN 13 169 C-NMR (50.3 MHz, CD2Cl2): δ = 147.2, 146.6, 144.1, 129.6 (alle quart. C), 128.9 (o-Ph-C), 119.5 (p-Ph-C), 119.2 (m-Ph-C), 52.3 (CH allylisch), 49.9 (NCH3), 37.2 (NCH3), 14.8, 14.7, 12.0, 11.1 (alle CCH3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 29.9. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 268 (25, 11B1) [M]+, 147 (100, 11B1) [M – C9H13]+. IR (Film): v~ = 3400 (w, NH), 3050 w, HC=), 2959, 2917, 2867, 2854 (alle m, CH aliphatisch), 1648 (w, C=C(Me4Cp-R)), 1603 (s, C=C), 1498 (s, C=C(Ph)), 1423 (s, C=C(Ph)), 1381 (s, CH3), 1309 (s, B-N), 1253, 1141 (beide m), 755 (m, Ph), 694 (m, Ph) cm-1. 6.6 Darstellung der dilithiierten Liganden 6.6.1 Tetrahydrofuran[1-indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) Zu einer farblosen Lösung aus 1.42 g (4.81 mmol) aus (1H4 3 3a 5 Inden-3-yl)phenyl(N-phenylamino)boran (52) in 170 ml Diethyl- Li 2 6 7 1 7a B N 8 ether wird bei –78 °C innerhalb von 60 min eine gelbe, leicht ⋅ THF trübe Lösung aus 1.03 g (9.61 mmol) LDA in 55 ml THF Li 12 13 9 11 getropft. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt. Das Lösungsmittel wird im Vakuum entfernt, wobei 14 10 15 68 ein gelber, spröder Schaum zurückbleibt. Dieser wird mit 30 ml Pentan gewaschen, der erhaltene hellgelbe Feststoff über eine P4-Fritte von der gelben Lösung abgetrennt und anschließend im Vakuum getrocknet. Man erhält das Produkt als mono-THF-Addukt. Ausbeute: 1.47 g (3.88 mmol, 81 %) hellgelber Feststoff. 1 H-NMR (600.2 MHz, [D8]THF): δ = 7.49 (m, 2H, 9-H), 7.49 (m, 1H, 7-H), 7.38 (ddd, 3J4,5 = 7.9 Hz, 4J4,6 = 1.0 Hz, 4J4,3 = 1.0 Hz, 1H, 4-H), 6.99 (m, 2H, 10-H), 6.97 (m, 1H, 11-H), 6.87 (d, 3J2,1 = 3.3 Hz, 1H, 2-H), 6.70 (m, 2H, 14-H), 6.51 (ddd, 3J5,4 = 7.9 Hz, 3J5,6 = 6.6 Hz, 4J5,7 = 1.3 Hz, 1H, 5-H), 6.40 (m, 1H, 6-H), 6.40 (m, 2H, 13-H), 6.18 (tt, 3J15,14 = 7.2 Hz, 4J15,13 = 1.2 Hz, 1H, 15-H), 6.17 (m, 1H, 3-H). 170 13 EXPERIMENTELLER TEIL C-NMR (150.9 MHz, [D8]THF): δ = 162.8 (C-12), 149.8 (br, C-8), 136.1 (C-9), 134.8 (C-7a), 133.8 (C-3a), 128.0 (C-14), 126.6 (C-10), 125.3 (C-11), 123.8 (C-13), 123.7 (C-2), 122.0 (C-7), 119.9 (C-4), 115.4 (C-5), 115.0 (C-6), 113.4 (C-15), 121.5 (br, C-1), 95.9 (C-3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 34.8. IR (KBr): v~ = 3375 (w, NH), 3044 (m, HC=), 2977, 2877 (beide m, komplexiertes THF), 1587 (s, C=C), 1498, 1482 (beide s, C=C), 1428, 1414 (beide s), 1344, 1320, 1304 (alle s, B-N), 1211 1178 (beide s), 1039 (m, komplexiertes THF), 878 (m, komplexiertes THF), 754 (s, Ph), 701 (s, Ph) cm-1. EA: C25H24BLi2NO (379.17) Ber.: C 79.19 % H 6.38 % N 3.69 % Gef.: C 79.06 % H 6.48 % N 3.71 % B 2.85 % Li 3.66 % 6.7 Darstellung der Halbsandwich-Metallkomplexe 6.7.1 Darstellung von [(Phenyl-N-trimethylsilyl-N-n-propylamido)boryl]cyclopentadienyltitantrichlorid (43) 4 3 Zu einer hellgelben Lösung aus 0.91 g (2.55 mmol) Phenyl[N-(n-propyl)2 5 1 Ph B TiCl3 N TMS N-trimethylsilylamino][(trimethylsilyl)cyclopentadienyl]boran (37) in 16 ml Dichlormethan werden bei –100 °C 0.29 ml (0.49 g, 2.59 mmol) Titantetrachlorid gegeben. Die braune Lösung wird für 50 h gerührt, wobei 6 7 sie sich auf RT erwärmt. Die dunkelbraune Lösung wird über eine P4- 8 Fritte filtriert und das Filtrat bis auf ein Volumen von ca. 5 ml eingeengt. 43 Durch Kühlen auf –20 °C erhält man Einkristalle für die Kristallstrukturanalyse. Durch Entfernen des restlichen Lösungsmittels im Vakuum erhält man das Produkt als gelbbraunen teilkristallinen Feststoff. Ausbeute: 0.95 g (2.18 mmol, 85 %) gelbbrauner Feststoff. 1 H-NMR (600.2 MHz, CD2Cl2): δ = 7.38 (m, 2H, o-Ph-H), 7.31 (m, 3H, p- und m-Ph-H), 7.11 (br, 2H, 3-H, 4-H), 7.05 (br, 2H, 2-H, 5-H), 3.47 (m, 2H, 6-H), 1.77 (br, 2H, 7-H), 0.99 (br, 3H, 8-H), -0.04 (s, br, 9H, N-Si(CH3)3). DARSTELLUNG DER HALBSANDWICH-METALLKOMPLEXE 13 171 C-NMR (150.9 MHz, CD2Cl2): δ = 143.5 (br, i-Ph-C), 140.9 (br, C-1), 132.7 (o-Ph-C), 132.3 (C-2, C-5), 128.0 (p-Ph-C), 127.5 (C-3, C-4, m-Ph-C), 50.5 (C-6), 27.7 (C-7), 11.3 (C-8), 2.4 (N-Si(CH3)3). 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 41.5. IR (KBr): v~ = 3117 (s, HC= (komplexiertes Cp)), 3040 (s, HC=(Ph)), 2956, 2899, 2874 (s, CH aliphatisch), 1597 (m, C=C(Ph)), 1485 (m, C=C(Ph)), 1389, 1354 (beide s, B-N), 1248 (s, Si-CH3), 1076, 1066, 1043, 1014 (alle m), 844 (s, Si-CH3), 761, 746 (beide m, Ph), 738 (m, Ph), 708 (m, Ph) cm-1. EA: C17H25BCl3NSiTi (436.51) Ber.: C 46.77 % H 5.84 % N 3.21 % B 2.48 % Cl 24.42 % Si 6.42 % Ti 10.97 % Gef.: C 46.99 % H 5.84 % N 3.14 % Kristallstruktur (IO 2827): Kristallgröße: 0.49 x 0.46 x 0.42 mm, Elementarzelle: a = 8.5602(3) Å, b = 11.2828(4) Å, c = 3 12.3716(4) Å, α = 101.206(1)°, β = 99.612(1)°, γ = 111.918(1)°, V = 1049.1(1) Å , T : 100 K, ρber : 1.382 g⋅cm–3, µ : 0.847 mm-1, F(000): 452 e, Z: 2, triklin, Raumgruppe: P1̄ (Nr.2), λ: 0.71073 Å, gemessene Reflexe [±h, ±k, ±l]: 8153, unabhängige Reflexe: 4158, verfeinerte -3 Parameter 217, R: 0.0903, Rw: 0.2042, max. Restelektronendichte: 0.654 und –0.773 e ⋅ Å Ausgewählte Bindungslängen in Å: Ti - Cl(1) Ti - Cl(2) Ti - Cl(3) Ti- D1 Si - N N-B B - C(1) B - C(6) C(1) - C(2) C(1) - C(5) C(2) - C(3) C(3) - C(4) C(4) - C(5) 2.234(2) 2.213(2) 2.237(2) 2.01(3) 1.790(7) 1.42(1) 1.59(1) 1.57(1) 1.43(1) 1.43(1) 1.41(1) 1.41(1) 1.40(1) Cl3 Cl2 Ti C3 C4 Cl1 D1 C5 C2 C8 C1 C7 C6 C9 B C13 C11 C10 C16 N C12 Si C15 C17 C14 172 EXPERIMENTELLER TEIL Ausgewählte Bindungswinkel in °: C(12) - N - B C(6) - B - C(1) C(1) - B - N C(2) - C(1) - B 121.5(6) 115.5(6) 123.4(6) 122.5(6) B - N - Si C(6) - B - N C(5) - C(1) - B B - C(1) - Ti 123.2(5) 121.1(7) 133.8(6) 119.4(5) 6.7.2 Darstellung von (η5-Indenylphenyl-η1-N-phenylamidoboran)[(phenyl-N-phenylamidoboryl)- η5-indenyl)]zirconiumchlorid (72) Ph 4 5 3 2 3’ 1 PhB BPh 2’ 6 7 Zu einer gelben Suspension aus 0.47 g (1.24 mmol) NH 7’ Ph 72 (1.24 mmol) Zirconiumtetrachlorid gegeben. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, wobei Cl 4’ N thium (68) in 100 ml Toluol werden bei –78 °C 0.29 g 1’ Zr Tetrahydrofuran[1-indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dili- 6’ 5’ man eine orangegelbe Suspension erhält. Das Reaktionsgemisch wird im Vakuum bis auf ein Volumen von ca. 30 ml eingeengt, der entstandene farblose Feststoff wird über eine P4-Fritte abfiltriert und mit ca. 5 ml Toluol nachgewaschen. Das orangefarbene Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei man einen orangefarbenen Feststoff erhält. Durch Eindiffundieren von Pentan in eine Lösung des Feststoffes in Dichlormethan/THF (V : V = 1 : 1) erhält man geeignete Einkristalle für die Kristallstrukturanalyse. Ausbeute: 0.36 g (0.50 mmol) orangefarbener Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz; CD2Cl2): δ = 7.81-6.75 (m, o-, m- und p-Ph-H, 4-H bis 7-H, 4 -H bis 7 -H), 6.71 (d, J = 3.4 Hz), 6.59 (d, J = 3.4 Hz), 6.46 (dd, J = 2.6 Hz, J = 0.8 Hz), 6.22 (d, J = 3.4 Hz), 6.11 (m), 5.92 (alle 2-H, 3-H, 2 -H, 3 -H). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 156.1, 143.5, 136.6, 134.3, 134.1, 133.8, 130.7, 129.6, 129.5, 128.9, 128.8, 128.2, 128.1, 127.9, 127.6, 127.2, 126.9, 126.5, 125.5, 124.4, 123.8, 123.4, 123.3, 122.6, 108.3, 106.3. 11 B-NMR (64.2 MHz, CD2Cl2): δ = 40.3. DARSTELLUNG DER HALBSANDWICH-METALLKOMPLEXE 173 Kristallstruktur (IO 2984): Kristallgröße: 0.28 x 0.28 x 0.11 mm, Elementarzelle: a = 10.5662(10) Å, b = 11.2763(11) Å, 3 c = 16.1033(16) Å, α = 80.159(4)°, β = 73.999(4)°, γ = 66.575(4)°, V = 1688.2(3) Å , T: 100 K, ρber : 1.405 g⋅cm–3, µ : 0.439 mm-1, F(000): 732 e, Z: 2, triklin, Raumgruppe: P1̄ (Nr.2), λ: 0.71073 Å, gemessene Reflexe [±h, ±k, ±l]: 19518, unabhängige Reflexe: 11574, verfeinerte Parameter: 433, R: 0.0693, Rw: 0.1319, max. Restelektronendichte: 1.221 und -3 –0.766 e ⋅ Å Ausgewählte Bindungslängen in Å: C25 C35 C26 C24 C34 C27 C36 D1 - Zr D2 - Zr Zr - Cl Zr - N(2) Zr - C(1) Zr - C(2) Zr - C(7) Zr - C(8) Zr - C(9) Zr - C(23) Zr - C(29) B(1) - N(1) B(1) - C(10) B(2) - C(22) N(1) - C(16) C(1) - C(2) C(2) - C(7) C(8) - C(9) C(22) - C(30) C(28) - C(29) 2.228 2.218 2.428(1) 2.155(3) 2.483(4) 2.604(4) 2.613(3) 2.510(3) 2.476(4) 2.606(4) 2.536(4) 1.416(5) 1.574(6) 1.588(6) 1.414(5) 1.461(5) 1.423(5) 1.406(5) 1.411(5) 1.428(5) C20 C19 C23 C33 C22 C31 C21 C28 D2 B2 C29 C32 C30 C18 C16 Cl N1 C15 Zr C38 C1 C37 C9 C39 D1 C8 C42 C40 C41 C14 B1 C6 C10 133.4 106.7 117.7(3) 117.0(3) 128.1(3) C13 C2 C3 C7 C11 C4 C5 Zr - C(22) Zr - C(28) Zr - C(30) B(1) - C(1) B(2) - N(2) B(2) - C(31) N(2) - C(37) C(1) - C(9) C(7) - C(8) C(22) - C(23) C(23) - C(28) C(29) - C(30) 2.410(3) 2.680(3) 2.395(4) 1.544(6) 1.412(5) 1.576(6) 1.406(5) 1.425(5) 1.431(5) 1.444(5) 1.436(5) 1.401(5) D2 - Zr - N2 D2 - Zr - CL C(10) - B(1) - N(1) C(31) - B(2) - C(22) C(22) - B(2) - N(2) 93.6 107.7 125.2(3) 125.3(3) 106.5(3) Ausgewählte Bindungswinkel in °: D1 - Zr - D2 D1 - Zr - Cl C(10) - B(1) - C(1) C(1) - B(1) - N(1) C(31) - B(2) - N(2) C17 N2 C12 174 EXPERIMENTELLER TEIL Weitere ausgewählte Bindungswinkel in °: C(16) - N(1) - B(1) B(2) - N(2) - Zr C(2) - C(1) - B(1) C(30) - C(22) - B(2) B(2) - C(22) – Zr 134.2(3) 101.4(2) 128.7(3) 121.8(3) 86.3(2) C(37) - N(2) - B(2) C(9) - C(1) - B(1) B(1) - C(1) - Zr C(23) - C(22) - B(2) 126.4(3) 126.3(3) 114.3(2) 124.0(3) 6.7.3 Darstellung von Bis(diethylamido)(indenylphenyl-N-phenylamidoboran)zirconium (73) 4 5 3a 6 7 7a Zu einer hellgelben Lösung aus 3.90 g (8.64 mmol) Bis(diethyl- 3 2 amido)bis(tetrahydrofuran)zirconiumdichlorid in ca. 500 ml THF 1 Zr(NEt2)2 wird bei –40 °C eine ebenfalls auf –40 °C gekühlte, dunkel PhB N orangefarbene Lösung aus 3.28 g (8.65 mmol) Tetrahydrofuran[1- Ph indenylphenyl(N-phenylamido)boran]dilithium (68) in ca. 200 ml 73 THF gegeben. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT erwärmt, wobei man eine dunkelbraune Suspension erhält. Das Lösungsmittel wird im Vakuum entfernt, wobei ein orangefarbener Feststoff zurückbleibt. Dieser wird mit ca. 200 ml Toluol extrahiert, der entstandene hellgelbe Feststoff wird über eine P4-Fritte abfiltriert, und das orangerote Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit. Man erhält das Produkt als orangeroten Feststoff. Ausbeute: 4.20 g (7.95 mmol, 92 %) orangeroter Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.89 (m, 1H), 7.40-6.17 (m, 15H, o-,p- und m-Ph-H, 2-H bis 7-H), 3.29 (m, 4H, CH2) 2.93 (m, 4H, CH2), 0.97-0.8 (m, 12H, CH3). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 154.3, 137.5, 133.0, 131.0, 129.9, 129.7, 129.2, 126.3, 125.7, 125.0, 124.4, 123.5, 123.1, 44.5 (CH2), 41.6 (CH2), 16.2 (CH3), 15.6 (CH3). 11 B-NMR (96.3 MHz, CD2Cl2): δ = 40.6. DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 175 IR (KBr): v~ = 3048 (s, HC=), 2964, 2923, 2863 (alle s, CH aliphatisch), 1592 (s, C=C), 1487 (s, C=C), 1434 (s, C=C), 1356, 1271 (beide s, B-N), 1183, 1151, 1109, 1069, 1024, 997 (alle m), 874 (w), 753 (s, Ph), 697(s, Ph) cm-1. EA: C29H36BN3Zr (528.66) Ber.: C 65.89 % H 6.86 % N 7.95 % Gef.: C 65.96 % H 6.75 % N 7.98 % B 2.04 % Zr 17.25 % 6.8 Darstellung der Diaminoliganden 6.8.1 1,1 %LVSKWKDOLPLGRIHUURFHQ84) O 2.4 eq) Phthalimid und 0.69 g (4.82 mmol, 1.2 eq) Kupfer(I)oxid N Fe 1.38 g (4.01 mmol) 1,1 -Dibromferrocen (78), 1.40 g (9.54 mmol, O O werden durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Luftspuren befreit und in ca. 40 ml 4-Picolin suspendiert. Die rote Suspension wird für 24 h unter Rückfluß erhitzt, wobei man eine N O dunkelbraune Suspension erhält. Nach Abkühlen auf RT wird der 84 Feststoff über eine P4-Fritte abfiltriert und zweimal mit je 10 ml Diethylether nachgewaschen. Nach Trocknen im Vakuum wird der feinpulvrige, dunkelbraune Feststoff für 48 h mit ca. 500 ml Dichlormethan extrahiert, wobei eine rote Suspension eines mikrokristallinen, dunkelroten Feststoff entsteht. Nach Entfernen des Lösungsmittels und anschließendem Trocknen im Vakuum erhält man einen dunkelroten Feststoff. Ausbeute: 0.83 g (1.74 mmol, 44 %) dunkelroter Feststoff. NMR: das Produkt ist in keinem gängigen NMR-Lösungsmittel (vgl. Kap. 6.1.2) ausreichend löslich. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 476 (100) [M]+, 266 (41) [Fe-Cp-PhIm]+. IR (KBr): v~ = 1720 (s, C=O), 1616, 1606 (beide w, C=C(PhIm)), 1480 (m, C=C), 1464 (m, C=C(PhIm)), 1368 (m, PhIm), 1352 (m), 1063 (s, PhIm), 1027 (s), 879 (m), 810 (m, Cp), 713 (s, PhIm) cm-1. 176 EXPERIMENTELLER TEIL EA: C26H16FeN2O4 (476.27) Ber.: C 65.57 % H 3.37 % N 5.88 % Gef.: C 65.46 % H 3.50 % N 5.80 % Fe 11.76 % O 13.44 % 6.8.2 1,1 -Diaminoferrocen (77) 1.15 g (2.41 mmol) 1,1 %LVSKWKDOLPLGRIHUURFHQ 84) werden in 50 ml 2 3 1 4 NH2 Ethanol suspendiert. Es werden 1.80 ml (1.80 g, 37.0 mmol, Üb.) Hydrazin- 5 monohydrat zugegeben und die rote Suspension für ca. 1 h unter Rückfluß Fe NH2 erhitzt. Man erhält eine gelb-graue Suspension. Es werden ca. 100 ml 77 Wasser zugegeben und die wäßrige Phase so lange mit Diethylether extrahiert, bis die organische Phase farblos bleibt (achtmal ca. 50 ml). Die organische Phase wird mit 50 ml Wasser gewaschen, über Magnesiumsulfat getrocknet und das gelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein orangegelber Feststoff zurückbleibt. Ausbeute: 0.22 g (1.02 mmol, 42 %) orangegelber Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, [D8]THF): δ = 3.63 (m, 4H, 3-H und 4-H), 3.55 (m, 4H, 2-H und 5-H), 2.90 (s, br, 4H, NH). 13 C-NMR (75.5 MHz, [D8]THF): δ =116.8 (C-1), 63.6 (C-2 und C-5), 59.7 (C-3 und C-4). MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 216 (100) [M]+, 137 (16) [Fe–Cp–NH2]+, 80 (36) [Cp–NH2]+. IR (KBr): v~ = 3350 (s, NH2), 3101, 3078 (beide w, HC=), 1609 (m, NH2), 1494, 1481 (beide s), 1034 (s, Cp-R), 867 (m), 807, 799 (beide s, Cp-R) cm-1. EA: C10H12FeN2 (216.06) Ber.: C 55.59 % H 5.60 % N 12.97 % Gef.: C 55.41 % H 5.54 % N 12.88 % Fe 28.85 % DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 177 6.8.3 1,1 -Bis(phenylamino)ferrocen (79) 28.0 mg (0.03 mmol) Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium(0) und 28.0 mg (0.05 mmol) 1,1 -Bis(diphenylphosphino)ferrocen werden in 2 3 1 4 NH 5 einem dickwandigen Schlenkgefäß für 10 min in 4 ml Toluol gerührt. Zu der klaren orangeroten Lösung werden 147 mg (1.48 mmol) Fe NH Natrium-tert-butylat und 0.14 ml (0.25 g, 1.22 mmol) Iodbenzol gegeben. Nach weiteren 10 min wird eine Lösung aus 0.13 g (0.61 mmol) 1,1 -Diaminoferrocen (77) in 3 ml THF zugegeben. Die dunkelrote Mischung wird durch drei „freeze-pump-thaw“-Zyklen 79 entgast und anschließend für 38 h auf 90 °C erhitzt. Nach Erkalten auf RT wird das Reaktionsgemisch in 40 ml argoniertes Wasser gegeben und die wäßrige Phase so lange mit Diethylether extrahiert, bis die organische Phase farblos bleibt (zweimal 15 ml, zweimal 10 ml). Nach Trocknen über Magnesiumsulfat wird das gelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein rotbraunes Öl zurückbleibt. Der verwendeten Palladiumkatalysator konnte nicht vom Produkt abgetrennt werden. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 368 (100) [M+]. 6.8.4 1,1 -Bis[(2,6-dimethylphenyl)amino]ferrocen (81) 48.0 mg (0.05 mmol) Tris(dibenzylidenaceton)dipalladium(0) und 45.0 mg (0.08 mmol) 1,1 -Bis(diphenylphosphino)ferrocen werden in 2 3 1 4 NH 5 einem dickwandigen Schlenkgefäß durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Luftspuren befreit und für 10 min in 5 ml Toluol Fe NH gerührt. Zu der klaren orangeroten Lösung werden 168 mg (1.75 mmol) Natrium-tert-butylat und 0.28 ml (0.39 g, 2.1 mmol) Brom-2,6-dimethylbenzol gegeben. Nach weiteren 10 min wird eine Lösung aus 0.15 g (0.69 mmol) 1,1 -Diaminoferrocen (77) in 10 ml 81 THF zugegeben. Die dunkle rotebraune Mischung wird für 64 h auf 90 °C erhitzt. Nach Erkalten auf RT wird das Reaktionsgemisch in 30 ml argoniertes Wasser gegeben und die wäßrige Phase so lange mit Diethylether extrahiert, bis die organische Phase farblos bleibt (fünfmal ca. 20 ml). Nach Trocknen über Magnesiumsulfat wird das orangefarbene Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen 178 EXPERIMENTELLER TEIL befreit, wobei ein rotbraunes Öl zurückbleibt. Beim Abkühlen auf 6 °C bilden sich Kristalle, die für eine Röntgenstrukturuntersuchung geeignet sind. Der verwendeten Palladiumkatalysator konnte nicht vom Produkt abgetrennt werden. MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 424 (100) [M]+. Kristallstruktur (IO 3315): Kristallgröße: 0.26 x 0.24 x 0.06 mm, Elementarzelle: a = 8.2698(2) Å, b = 30.0826(6) Å, 3 c = 9.0552(2) Å, α = 90°, β = 113.0230(10)°, γ = 90°, V = 2073.29(8) Å , T: 100 K, ρber : 1.359 g⋅cm–3, µ: 0.742 mm-1, F(000): 896 e, Z: 4, monoklin, Raumgruppe: P21/n (Nr.14), λ: 0.71073 Å, gemessene Reflexe [±h, ±k, ±l]: 42636, unabhängige Reflexe: 7866, verfeinerte -3 Parameter: 266, R: 0.0410, Rw: 0.1288, max. Restelektronendichte: 0.656 und –1.116 e ⋅ Å Ausgewählte Bindungslängen in Å: N(1) - C(1) N(1) - C(6) N(2) - C(14) N(2) - C(19) C(1) - C(2) C(1) - C(5) C(2) - C(3) C(3) - C(4) C(4) - C(5) C(14) - C(15) C(14) - C(18) C(16) - C(17) 1.413(2) 1.418(2) 1.405(2) 1.424(2) 1.426(2) 1.424(2) 1.441(2) 1.420(2) 1.433(2) 1.426(2) 1.431(2) 1.422(3) C26 C23 C24 C22 C19 C18 C17 C14 D2 C21 N2 C16 C15 C13 C10 C20 Fe C11 C25 C5 C4 C1 N1 C8 D1 C3 C9 C6 C7 C2 C12 C(15) - C(16) C(17) - C(18) 1.434(2) 1.431(2) C(19) - N(2) - C(14) 122.2(1) Ausgewählte Bindungswinkel in °: C(6) - N(1) - C(1) 122.0(1) DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 179 6.8.5 (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-88) 5.18 g 5 4 4a 6 7 8 8a (18.2 mmol) (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl 3 ((S)-(–)-87), 4.20 g (43.7 mmol, 2.4 eq) Natrium-tert-butylat, 2 834 mg (0.91 mmol, 5 mol%) Tris(dibenzylidenaceton)di- 1 N H N H palladium(0), 782 mg (1.40 mmol, 7 mol%) 1,1 -Bis(diphenylphosphino)ferrocen und 4.10 ml (7.43 g, 36.4 mmol) Iodbenzol werden in einem dickwandigen Schlenkgefäß durch kurzes (S)-88 Evakuieren und anschließendes Argonieren weitegehend von Luft befreit und anschließend in ca. 60 ml absolutem Toluol suspendiert. Das Gefäß wird verschlossen, und die dunkel rotbraune Suspension wird für 2.5 h auf 90-100 °C erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die orangerote Suspension in ca. 900 ml Wasser gegeben (ab diesem Zeitpunkt ist ein Arbeiten unter Schutzgas nicht mehr notwendig) und die wäßrige Phase so lange mit Diethylether extrahiert, bis die organische Phase farblos bleibt (fünfmal ca. 200 ml). Nach Trocknen über Magnesiumsulfat werden flüchtige Bestandteile am Rotationsverdampfer entfernt. Die Reinigung des dunkelbraunen Rohprodukts erfolgt über Kieselgelsäulenchromatographie (Ø 12 cm, Füllhöhe ca. 22 cm, Hexan/Essigester 20/1, Rf(Produkt) = 0.39). Man erhält das Produkt als farblosen Feststoff. Ausbeute: 6.33 g (14.5 mmol, 80 %) farbloser Feststoff, Reinheit (HPLC): 99.7 %, Enantiomerenüberschuß (HPLC): 99.9 % (S). 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.92 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 2H, 4-H), 7.87 (dd, 3J5,6 = 8.1 Hz, 2H, 5-H oder 8-H), 7.69 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 2H, 3-H), 7.32 (ddd, 3J6,5 = 8.1 Hz, 3J6,7 = 6.8 Hz, 4 J6,8 = 1.4 Hz, 2H, 6-H oder 7-H), 7.24 (ddd, 3J7,8 = 8.2 Hz, 3J7,6 = 6.7 Hz, 4J7,5 = 1.5 Hz, 2H, 7-H oder 6-H), 7.23-7.10 (m, 6H, o- und p-Ph-H), 6.98 (m, 2H, 8-H oder 5-H), 6.94 (m, 2H, m-Ph-H), 5.65 (s, br, 2H, NH). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ =142.9 (C-2), 140.9 (i-Ph-H), 134.7(C-8a oder C-4a), 130.0 (C-4a oder C-8a), 129.8 (C-4), 129.6 (o-Ph-C), 128.6 (C-5 oder C-8), 127.3 (C-7 oder C-6), 124.6 (p-Ph-C), 123.8 (C-6 oder C-7), 122.5 (C-8 oder C-5), 120.2 (m-Ph-C), 118.3 (C-3), 116.8 (C-1). MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 436 (100) [M]+, 344 (37) [M – NHPh]+. 180 EXPERIMENTELLER TEIL IR (KBr): v~ = 3396 (m, NH), 3053 (w, HC=), 1619 (m, C=C(Bin)), 1595 (s, C=C), 1499 (s, C=C), 1417 (m, C=C(Bin)), 1342, 1302 (beide m), 813 (m, Bin), 739 (m, Bin, Ph), 693 (s, Ph) cm–1. EA: C32H24N2 (436.56) Ber.: C 85.04 % H 5.54 % N 6.42 % Gef.: C 88.15 % H 5.59 % N 6.44 % HPLC (achiral): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Dioden-Array-Detektor SPD-M 10A Vp Säule: Nucleosil-5-100-C18/A Mobile Phase: n-Heptan:2-Propanol = 99.5:0.5 Fluß: 0.8 ml/min Druck: 9.8 Mpa Temperatur: 298 K Retentionszeit: 4.98 min HPLC (chiral): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Detektor SPD-10A Säule: Daicel Chiralpeak AD Mobile Phase: n-Heptan:2-Propanol = 90:10 Fluß: 0.5 ml/min Druck: 1.8 Mpa Temperatur: 298 K Retentionszeit: 8.99 min Zur Überprüfung des Enantiomerenüberschusses von (S)-88 wurde analog der zuvor beschriebenen Synthese auch (R)-88 dargestellt. DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 181 HPLC (chiral): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Detektor SPD-10A Säule: Daicel Chiralpeak AD Mobile Phase: n-Heptan:2-Propanol = 90:10 Fluß: 0.5 ml/min Druck: 1.8 Mpa Temperatur: 298 K Retentionszeit: 13.37 min 6.8.6 (S)-N,N -Bis-(2,6-dimethylphenyl)-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-90) 5 6 12 4 4a 3 11 2 7 8 8a 1 9 N H N H 10 5.79 g (20.4 mmol) (S)-(–)-2,2 'LDPLQR-1,1 -binaphthyl ((S)-(–)-87), 11.9 g (124 mmol, 6.1 eq) Natrium-tert-butylat, 930 mg (1.00 mmol, 5 mol%) Tris(dibenzylidenaceton)di- 13 palladium(0), 872 mg (1.60 mmol, 8 mol%) 1,1 -Bis(diphenylphosphino)ferrocen und 26.1 g (141 mmol, 3.5 Äq.) Brom-2,6-dimethylbenzol werden in einem dickwandigen (S)-90 Schlenkgefäß durch kurzes Evakuieren und anschließendes Argonieren weitgehend von Luft befreit und anschließend in ca. 60 ml absolutem Toluol suspendiert. Das Gefäß wird verschlossen, und die dunkel rotbraune Suspension wird für 30 h auf 90-100 °C erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die orangerote Suspension in ca. 900 ml Wasser geschüttet (ab diesem Zeitpunkt ist ein Arbeiten unter Schutzgas nicht mehr notwendig) und die wäßrige Phase so lange mit Diethylether extrahiert, bis die organische Phase farblos bleibt (fünfmal ca. 200 ml). Nach Trocknen über Magnesiumsulfat werden flüchtige Bestandteile am Rotationsverdampfer entfernt. Eine Vorreinigung des dunkelbraunen Rohprodukts erfolgt über Kieselgelsäulenchromatographie (Ø 12 cm, Füllhöhe ca. 22 cm, Pentan/Essigester 30/1, Rf((S)-90) = 0.49, Rf((S)-97) = 0.44). Man erhält eine beige, viskose Masse, die die beiden Isomere (S)-90 und (S)-97 im Verhältnis von etwa 27 : 1 enthält. Die Reinigung erfolgt über präparative HPLC. Man erhält das Produkt als mikrokristallinen, hellbeigen Feststoff. Außerdem wird ein weiteres Isomer der Verbindung isoliert. Ausbeute: 7.38 g (15.0 mmol, 74 %) hellbeiger Feststoff, 182 EXPERIMENTELLER TEIL Reinheit (HPLC): 99.4 %, Enantiomerenüberschuß (HPLC): 100 % (S). 1 H-NMR (600.2 MHz, [D6]Aceton): δ = 7.80 (dd, 3J5,6 = 8.3 Hz, 4J5,7 = 1.9 Hz, 2H, 5-H), 7.78 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 2H, 4-H), 7.21 (d, 2H, 7-H), 7.19 (m, 4H, 6-H, 8-H), 7.06 (br, 4H, 11-H), 7.01 (t, 3J12,11 = 7.4 Hz, 2H, 12-H), 6.67 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 2H, 3-H), 5.77 (s, 2H, NH), 2.16 (br, 12H, 13-H). 13 C-NMR (150.9 MHz, [D6]Aceton): δ =144.3 (C-2), 138.9 (C-9), 137.6 (br, C-10), 135.1 (C-8a), 130.3 (C-4), 129.20 (C-11), 129.16 (C-4a), 129.09 (C-5), 127.2 (C-7), 126.9 (C-12), 124.9 (C-8), 122.7 (C-6), 115.1 (C-3), 112.5 (C-1), 19.0 (C-13). MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 492 (100) [M]+, 372 (14) [M – NHXy]+. IR (KBr): v~ = 3388 (m, NH), 3049 (w, HC=), 2949, 2918, 2852 (alle w, CH3), 1618 (s, C=C), 1591 (s, C=C(Bin)), 1479 (s, C=C), 1414 (s, C=C(Bin)), 1377 (w, CH3), 1341 (s), 1294 (m, C=C(Xy)), 816 (s, Bin), 771 (s, Xy), 747 (s, Bin, Xy) cm-1. EA: C36H32N2 (492.67) Ber.: C 87.77 % H 6.55 % N 5.69 % Gef.: C 87.89 % H 6.44 % N 5.65 % HPLC (achiral/präparative Trennung): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Dioden-Array-Detektor SPD-M 10A Vp Säule: Nucleosil-5-100-C18/A Mobile Phase: Methanol:Wasser = 95:5 Fluß: 0.8 ml/min Druck: 16.4 Mpa Temperatur: 308 K Retentionszeit: 14.71 min DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 183 HPLC (chiral): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Detektor SPD-10A Säule: Daicel Chiralpeak AD Mobile Phase: n-Heptan:2-Propanol = 99.5:0.5 Fluß: 0.5 ml/min Druck: 1.8 Mpa Temperatur: 298 K Retentionszeit: 8.35 min Zur Überprüfung des Enantiomerenüberschusses von (S)-90 wurde analog der zuvor beschriebenen Synthese auch (R)-90 dargestellt. HPLC (chiral): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Detektor SPD-10A Säule: Daicel Chiralpeak AD Mobile Phase: n-Heptan:2-Propanol = 90:10 Fluß: 0.5 ml/min Druck: 1.8 Mpa Temperatur: 298 K Retentionszeit: 13.45 min 184 EXPERIMENTELLER TEIL Analytik des zweiten Isomers (S)-N-(3,5-Dimethylphenyl)-N -(2,6-dimethylphenyl)-2,2 diamino-1,1 ELQDSKWK\O S)-97), das bei einer weiteren Durchführung des Versuches in kleinerem Maßstab in einer Ausbeute von 37.6 mg 5 6 3 11 2 7 8 8’ 7’ 8a 8a’ 9 5’ 4a’ werden konnte 13 10 NH 1 1’ N H 2’ 6’ (76 µmol) und einer Reinheit von 97.2 % (HPLC) isoliert 12 4 4a 13’ 9’ 10’ 11’ 3’ 4’ 12’ (S)-97 1 H-NMR (600.2 MHz, [D6]Aceton): δ = 7.93 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 1H, 4-H), 7.88 (d, 3J5,6 = 8.0 Hz, 1H, 5-H), 7.79 (m, 1H, 5 -H), 7.77 (d, 3J4 = 9.0 Hz, 1H, 4 -H), 7.74 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 1H, 3-H), 7.29 (ddd, 3J6,5 = 8.0 Hz, 3J6,7 = 6.8 Hz, 4J6,8 = 1.3 Hz, 1H, 6-H), 7.24 (ddd, 3 J7,8 = 8.0 Hz, 3J7,6 = 6.8 Hz, 4J7,5 = 1.3 Hz, 1H, 7-H), 7.18 (m, 2H, 6 -H, 7 -H), 7.16 (d, 3J8,7 = 8.0 Hz, 1H, 8-H), 7.04 (m, 2H, 11 -H), 7.03 (m, 1H, 8 -H), 7.02 (m, 1H, 12 -H), 6.77 (s, 2H, 10-H), 6.61 (d, 3J3 = 9.0 Hz, 1H, 3 -H), 6.56 (s, 1H, 12-H), 6.15 (s, 1H, NH), 5.81 (s, 1H, N -H), 2.17 (s, 6H, 13-H), 2.03 (br, 6H, 13 -H). 13 C-NMR (150.9 MHz, [D6]Aceton): δ =143.9 (C-9), 143.9 (C-2 .0 (C-2), 139.3 (C-11), 138.8 (C-9 137.7 (br, C-10 &-8a &-8a), 130.6 (C-4a), 130.4 (C-4 (C-4), 129.13 (C-11 &-5 &-5), 128.9 (C-4a &-7 &-7), 126.9 (C-12 &-8), 124.2 (C-8 XQG C-12), 123.9 (C-6), 122.6 (C-6 &-3), 118.2 (C-10), 117.9 (C-1), 114.9 (C-3 &-1 &-13), 18.4 (C-13 . MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 492 (100) [M]+, 372 (20) [M – NHXy]+. IR (KBr): v~ = 3395 (m, NH), 3052 (w, CH=), 2946, 2917, 2854 (alle w, CH3), 1618 (s, C=C), 1591 (s, C=C(Bin)), 1505 (s), 1482 (s, C=C), 1413 (m, C=C(Bin)), 1377 (w, CH3), 1342 (s), 1327 (m), 1297 (m, C=C(Xy)), 816 (m, Bin), 772 (m, Xy), 747 (m, Bin, Xy) cm-1. DARSTELLUNG DER DIAMINOLIGANDEN 185 HPLC (achiral/präparative Trennung): Gerät: Shimadzu LC 10-A mit Dioden-Array-Detektor SPD-M 10A Vp Säule: Nucleosil-5-100-C18/A Mobile Phase: Methanol:Wasser = 95:5 Fluß: 0.8 ml/min Druck: 16.4 Mpa Temperatur: 308 K Retentionszeit: 12.51 min 6.8.7 (S)-N,N -Bis(trimethylsilyl)-N,N -diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\OS)-98) 5 6 0.95 g 4 4a 3 binaphthyl 2 7 8 8a 1 (2.17 mmol) N TMS N TMS (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 (88) werden in einem Schlenkgefäß durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Luft- und Feuchtigkeitsspuren befreit und in ca. 10 ml THF gelöst. Zu der klaren braunen Lösung werden bei –78 °C mit einer Spritze 6.00 ml (9.60 mmol, 2 Äq.) n-Butyllithium (1.6 M in Hexan) gegeben. Das Reaktionsgemisch wird über Nacht auf RT (S)-98 erwärmt, wobei man eine dunkelbraune Lösung erhält, zu der bei –78 °C 2.50 ml Chlortrimethylsilan (ca. 2 g, 20.0 mmol, 2 Äq bezogen auf n-BuLi) gegeben werden. Nach erneutem Erwärmen auf RT über Nacht werden flüchtige Bestandteile im Vakuum entfernt, und die erhaltene, orange Masse wird mit ca. 15 ml Toluol extrahiert. Der entstandene, farblose Feststoff wird über eine P4-Fritte abfiltriert und das orangefarbene Filtrat im Vakuum getrocknet, wobei man einen orangen Feststoff erhält. Ausbeute: 1.23 g (2.12 mmol, 97 %) oranger Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.82 (d, 3J3,4 = 8.7 Hz, 2H, 3-H oder 4-H), 7.66 (bd, 3J5,6 = 8.3 Hz, 2H, 5-H oder 8-H), 7.58 (d, 3J4,3 = 8.7 Hz, 2H, 4-H oder 3-H), 7.10 (ddd, 3J6,5 = 8.3 Hz, 3J6,7 = 6.9 Hz, 4J6,8 = 1.1 Hz, 2H, 6-H oder 7-H), 6.70 (ddd, 3J7,8 = 8.3 Hz, 3J7,6 = 6.9 Hz, 4J7,5 = 1.1 Hz, 2H, 7-H oder 6-H), 6.61 (m, 4H, o-Ph-H), 6.42 (m, 2H, 8-H oder 5-H), 6.39 (m, 6H, p- und m-Ph-H), –0.02 (s, 2JH,C = 3.4 Hz, 18H, SiCH3). 186 13 EXPERIMENTELLER TEIL C-NMR (150.94 MHz, CD2Cl2): δ = 147.9 (C-2), 146.0 (C-9), 135.1 (C-8a oder C-4a), 130.7 (C-4a oder C-8a), 128.8 (C-4), 128.1 (C-10), 127.7 (C-3), 127.5 (C-12), 127.4 (C-11), 127.2 (C-5), 125.2 (C-7), 124.0 (C-6), 122.2 (C-8), 110.6 (C-1), 1.4 (SiCH3). MS (EI, 70 eV): m/z (%) = 580 (100) [M]+, 507 (7) [M – TMS]+, 477 (18), 343 (30) [(BIN)NPh]+, 73 (79) [TMS]+. IR (KBr): v~ = 3056 (m, =CH), 2957, 2933, 2853 (alle s, Si-CH3), 1619 (s, C=C(Bin)), 1596 (s, C=C(Bin)), 1502, 1490 (s, C=C), 1456 (m, C=C), 1291, 1250 (beide s, Si-CH3), 1095 (s, Si-CH3), 841 (s, Si-CH3), 815 (s, Bin), 745 (s, Bin, Ph), 696 (s, Ph) cm-1. 6.9 Darstellung der Diamido-Metallkomplexe 6.9.1 [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@ELVGLPHWK\ODPLGR titan ((S)-100) 1.33 g (3.05 mmol) (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLQR 12 5 4 4a 6 11 3 8 8a 1 10 9 2 7 N Ti(NMe2)2 N binaphthyl ((S)-88) werden in einem dickwandigen Schlenk-Gefäß durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Luft- und Feuchtigkeitsspuren befreit. Es wird eine Lösung aus 0.70 g (3.12 mmol) Tetrakis(dimethylamido)titan in 50 ml Toluol zugegeben und die intensiv gelbe, klare Lösung im verschlossenen Gefäß für (S)-100 18 h auf 110 °C erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die intensiv orangerote Lösung von flüchtigen Bestandteilen befreit. Der resultierende orangefarbene Schaum wird mit ca. 150 ml Pentan extrahiert, über Celite filtriert und das orangefarbene Filtrat im Vakuum getrocknet. Man erhält das Produkt als pulvrigen, hell orangen Feststoff. Ausbeute: 1.73 g (3.03 mmol, 98 %) oranger Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.87 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 2H, 4-H), 7.80 (bd, 3J5,6 = 7.9 Hz, 2H, 5-H oder 8-H), 7.35 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 2H, 3-H), 7.30 (ddd, 3J6,5 = 7.9 Hz, 3J6,7 = 6.9 Hz, 4 J6,8 = 1.1 Hz, 2H, 6-H oder 7-H), 7.24-7.12 (m, 6H, 7-H oder 6-H, o-Ph-H), 7.07 (bd, 3J8,7 = 7.9 Hz, 2H, 8-H oder 5-H), 6.84-6.76 (m, 6H, m- und p-Ph-H), 3.07 (s, 12H, NCH3). DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 13 187 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 152.9 (C-2), 143.1 (C-9), 134.9(C-8a oder C-4a), 131.0 (C-4), 130.5 (C-4a oder C-8a), 129.5 (o-Ph-C), 128.2 (C-5 oder C-8), 127.6 (C-6 oder C-7), 126.9 (C-7 oder C-6), 126.5 (C-8 oder C-5), 124.8 (C-3), 124.7 (C-1), 120.6 (p-Ph-C), 120.5 (m-Ph-C), 44.0 (NCH3). IR (KBr): v~ = 3392 (w, NH), 3051 (w, HC=), 2956, 2925 (beide w, NMe2), 2857 (m, NMe2), 2816 (w, NMe2), 2771 (m, NMe2), 1617 (m, C=C(Bin)), 1589, 1498, 1484 (alle s, C=C), 1461, 1417 (beide m, C=C), 1274, 1251 (beide s), 1196, 1144 (beide m), 811 (m, Bin), 771 (w), 742 (m, Ph), 691(s, Ph) cm-1. 6.9.2 [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@ELVGLPHWK\ODPLGR zirconium (101) 1.36 g (3.10 mmol) (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLamino-1,1 12 5 4 4a 6 11 3 9 2 7 8 8a 1 N N 10 binaphthyl (88) werden in einem dickwandigen SchlenkGefäß durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Zr(NMe2)2 Luft- und Feuchtigkeitsspuren befreit. Es wird eine Lösung aus 0.85 g (3.18 mmol) Tetrakis(dimethylamido)zirconium in 50 ml Toluol zugegeben und die intensiv gelbe, klare Lösung im verschlossenen Gefäß für 18 h auf 110 °C 101 erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die gelbe Lösung von flüchtigen Bestandteilen befreit und der erhaltene gelbbraune Feststoff wird mit ca. 150 ml Pentan gewaschen. Man erhält eine gelbe Suspension, die über eine P4-Fritte filtriert wird. Der gelbe, pulvrige Feststoff wird im Vakuum getrocknet. Das gelbe Filtrat wird im Vakuum vom Lösungsmittel befreit und der gelbe Feststoff, der dabei zurückbleibt anschließend im Vakuum getrocknet. Dieser enthält neben dem Produkt auch noch freien Liganden. Ausbeute: 1.14 g (1.87 mmol, 60 %) gelber Feststoff. Aus Filtrat: 0.62 g (1.01 mmol, 35 %) gelber Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.93 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 2H, 4-H), 7.81 (bd, 3J5,6 = 8.1 Hz, 2H, 5-H oder 8-H), 7.56 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 2H, 3-H), 7.32 (ddd, 3J6,5 = 7.9 Hz, 3J6,7 = 6.9 Hz, 188 4 EXPERIMENTELLER TEIL J6,8 = 1.1 Hz, 2H, 6-H oder 7-H), 7.27-7.14 (m, 6H, 7-H oder 6-H, o-Ph-H), 7.08 (bd, 3J8,7 = 8.1 Hz, 2H, 8-H oder 5-H), 6.99-6.92 (m, 4H, m-Ph-H), 6.78 (tt, 3Jp,m = 7.4 Hz, 4Jp,o = 1.1 Hz, 2H, p-Ph-H), 2.81 (s, 12H, NCH3). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 151.2 (C-2), 142.5 (C-9), 135.2 (C-8a oder C-4a), 131.9 (C-4), 131.1 (C-4a oder C-8a), 129.8 (o-Ph-C), 128.4 (C-5 oder C-8), 127.3 (C-6 oder C-7), 126.2 (C-7 oder C-6), 125.1 (C-8 oder C-5), 124.4 (C-3), 123.3 (C-1), 120.1 (p-Ph-C), 119.9 (m-Ph-C), 40.5 (NCH3). IR (KBr): v~ = 3393 (w, NH), 3053 (m, HC=), 2867, 2825, 2771 (alle m, NMe2), 1616 (m, C=C(Bin)), 1591, 1497, 1485 (alle s, C=C), 1459, 1447, 1419 (alle m, C=C), 1289 (s), 1255, (m), 931 (m), 812 (m), 741 (s, Ph), 692 (s, Ph) cm-1. EA: C36H34N4Zr (613.92) Ber.: C 70.43 % H 5.54 % N 9.13 % Gef.: C 70.49 % H 5.58 % N 9.06 % Zr 14.86 % 6.9.3 [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@ELVGLHWK\ODPLGR]LUFRQLXP (102) 0.23 g (0.52 mmol) (S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLamino-1,1 12 5 4 4a 6 11 3 9 2 7 8 8a 1 N N 10 binaphthyl (88) werden in einem dickwandigen SchlenkGefäß durch dreimaliges Evakuieren und Argonieren von Zr(NEt2)2 Luft- und Feuchtigkeitsspuren befreit und in 10 ml Toluol gelöst. Zu der hellbraunen Lösung werden 0.19 ml (0.20 g, 0.52 mmol) Tetrakis(diethylamido)zirconium, und die gelbbraune, klare Lösung wird im verschlossenen Gefäß für 102 14 h auf 110 °C erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wird die Lösung von flüchtigen Bestandteilen befreit und der erhaltene gelbbraune Feststoff mit ca. 120 ml Pentan extrahiert. Es wird über Celite® filtriert und das grünlich gelbe Filtrat im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein pulvriger, hellgelber Feststoff zurückbleibt. Ausbeute: 0.28 g (0.42 mmol, 82 %) hellgelber Feststoff. DARSTELLUNG DER DIAMIDO-METALLKOMPLEXE 1 189 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 7.88 (d, 3J4,3 = 9.0 Hz, 2H, 4-H), 7.78 (bd, 3J5,6 = 8.1 Hz, 2H, 5-H oder 8-H), 7.51 (d, 3J3,4 = 9.0 Hz, 2H, 3-H), 7.34-7.14 (m, 8H, 6-H, 7-H, o-Ph-H) 7.05 (bd, 3J8,7 = 8.1 Hz, 2H, 8-H oder 5-H), 6.98 (m, 4H, m-Ph-H), 6.71 (tt, 3Jp,m = 7.4 Hz, 4 Jp,o = 1.1 Hz, 2H, p-Ph-H), 3.16, 3.07 (beide m, 3JCH2,CH3 = 6.8 Hz, 8H, N-CH2-CH3), 0.86 (t, 3 JCH2, CH3 = 6.8 Hz, 12H, N-CH2-CH3). 13 C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 151.8 (C-2), 144.4 (C-9), 135.3 (C-8a oder C-4a), 131.7 (C-4), 131.0(C-4a oder C-8a), 129.6 (o-Ph-C), 128.3 (C-5 oder C-8), 127.1 (C-6 oder C-7), 126.1 (C-7 oder C-6), 125.9 (C-8 oder C-5), 124.2 (C-3), 123.4 (C-1), 120.5 (m-Ph-C), 120.0 (p-Ph-C), 42.3 (N-CH2-CH3), 15.5 (N-CH2-CH3). 6.9.4 [(S)-N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@WLWDQGLFKORULGS)-105) 5 6 1.23 g 4 4a 8 8a 1 (S)-N,N -Bis(trimethylsilyl)-N,N -di- phenyl-2,2 GLDPLQR-1,1 ELQDSKWK\O ZHUGHQ LQ ml o-Xylol 3 2 7 (2.12 mmol) N gelöst. Unter kräftigem Rühren werden zu der orangen, klaren TiCl2 Lösung 0.23 ml (0.40 g, 2.11 mmol) Titantetrachlorid gegeben, N wobei sich die Lösung sofort dunkelbraun verfärbt. Das Reaktionsgemisch wird für 18 h unter Rückfluß erhitzt, die erhaltene dunkel rotbraune Suspension wird über Celite® 105 filtriert, und das Filtrat wird im Vakuum von flüchtigen Bestandteilen befreit, wobei ein dunkelroter Schaum zurückbleibt. Dieser wird in wenig Toluol gelöst, das Produkt wird durch Zugabe von Hexan ausgefällt und über eine P4-Fritte von der Lösung abgetrennt. Nach Trocknen im Vakuum erhält man einen dunkelroten Feststoff. Ausbeute: 0.80 g (1.44 mmol, 68 %) dunkelroter Feststoff. 1 H-NMR (300.1 MHz, CD2Cl2): δ = 8.05 (d, 3J4,3 = 9.1 Hz, 2H, 4-H), 7.93 (bd, 3J5,6 = 7.9 Hz, 2H, 5-H oder C-8), 7.51 (ddd, 3J6,5 = 7.9 Hz, 3J6,7 = 6.9 Hz, 4J6,8 = 1.1 Hz, 2H, 6-H oder 7-H), 7.35 (ddd, 3J7,8 = 8.0 Hz, 3J7,6 = 6.8 Hz, 4J7,5 = 1.2 Hz, 2H, 7-H oder 6-H), 7.29 (m, 4H, o-Ph-H), 7.22 (m, 2H, p-Ph-H), 7.19 (m, 4H, m-Ph-H), 7.17 (d, 3J3,4 = 9.1 Hz, 2H, 3-H), 7.06 (m, 2H, 8-H). 190 13 EXPERIMENTELLER TEIL C-NMR (75.5 MHz, CD2Cl2): δ = 152.9 (C-2), 138.5 (i-Ph-C), 133.7(C-8a oder C-4a), 133.1 (C-4a oder C-8a), 132.5 (C-4), 129.6 (o-Ph-C), 128.8 (C-5 oder C-8), 128.1 (p-Ph-C), 127.9 (C-7 oder C-6), 127.5 (C-6 oder C-7), 126.0 (C-8 oder C-5), 124.6 (C-3), 121.0 (m-Ph-C), 120.2 (C-1). IR (KBr): v~ = 3392 (w, NH), 3054 (m, HC=), 1618 (m, C=C(Bin)), 1593, 1497 (beide s, C=C), 1459, 1416 (beide m, C=C), 1300, 1247 (beide s), 812 (m, Bin), 771 (m), 744 (m, Ph), 686 (s, Ph) cm-1. EA: C32H22N2Cl2Ti (553.35) Ber.: C 69.46 % H 4.01 % N 5.06 % Gef.: C 69.38 % H 4.11 % N 4.97 % Cl 12.81 % Ti 8.66 % 6.10 Polymerisationen 6.10.1 Materialien Das für die Stammlösungen und die Polymerisationen verwendete Toluol wurde durch eine zweite Destillation über Natriumtetraethylaluminat nachgetrocknet. Ethen (Hüls) wurde mit Aluminiumalklyen getrocknet und unmittelbar vor Gebrauch über Trockentürme mit Molsieb 3Å und Natriumtetraethylaluminat nachgereinigt. 1-Hexen wurde über Natrium- tetraethylaluminat getrocknet und anschließend unter vermindertem Druck kondensiert. Methylalumoxan (MAO, Witco) wurde als ca. 10%ige Lösung in Toluol verwendet (1.73 M). 6.10.2 Durchführung der Homopolymerisationen Alle Ethenpolymerisationen wurden in 250 ml-Laborrührautoklaven der Firma Büchi (Uster) durchgeführt. Die Gefäße aus Borosilikatglas sind doppelwandig und temperierbar. Für eine genaue Beschreibung des Polymerisationsreaktors siehe MONTAG[276]. Vor der Polymerisation wird der im Trockenschrank auf 80-90 °C erwärmte Reaktor evakuiert und mehrmals mit Argon belüftet und wieder evakuiert. Durch einen externen Thermostaten temperiert man den Reaktor auf die gewünschte Polymerisationstemperatur (20 bis 70 °C). Im Argongegenstrom wird die benötigte Menge an Toluol, der bereits MAO zugesetzt wurde, POLYMERISATIONEN 191 eingefüllt. Dann wird der Argondruck abgelassen und die Lösung unter Rühren mit Monomergas (2 bar, sofern nicht anders erwähnt) gesättigt. Gerührt wird mit einem Glasflügelrührer bei 1200 U/min. Der Verbrauch an Monomergas bei der Sättigung und während der Polymerisation kann über Wärmeleitfähigkeitsdurchflußmesser (Firma Brooks Instruments BV, Niederlande) mit angeschloßenem Schreiber kontrolliert werden. Es stehen drei Meßbereiche (0-100 ml/min, 0–1000 ml/min und 0–5000 ml/min) zur Verfügung. Der Durchfluß ist auf Ethen bei 20 °C und 2 bar kalibriert. Die Katalysatorlösung wird für eine Zeit von 5–10 min bei der entsprechenden Polymerisationstemperatur mit MAO-Lösung ([Al]/[Zr] = 100:1) voraktiviert. Bei Zugabe von MAO wird teilweise eine Farbänderung beobachtet (siehe unten). Der Start der Polymerisation erfolgt durch Einspritzen der Katalysatorlösung mit Argondruck (doppelter Monomergasdruck) mit Hilfe eines von P. MONTAG und K. HAUSCHILD, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr, entwickelten Zwei-Kammer-Einspritzsystems.[276] Die zweite Kammer enthält 5 ml reines Lösungsmittel zum Nachspülen der ersten Kammer. Das Gesamtvolumen der Polymerisationslösung beträgt stets 160 ml. Während der Polymerisation werden die Innentemperatur (glasummanteltes Widerstandsthermometer) und der Verbrauch an Monomergas mit Schreibern aufgezeichnet. Trotz Kühlung kam es in wenigen Fällen durch die hohe Polymerisationsaktivität zu einem Anstieg der Temperatur. Diese Messwerte sind daher mit einem gewissen Fehler behaftet. Die Polymerisationen wurden, wenn nicht anders vermerkt wurde, über einen Zeitraum von 60 min durchgeführt. Bei Beendigung der Polymerisation wird der Monomergasdruck abgelassen und die Reaktion durch Zugabe von 10 ml Methanol abgebrochen. Anschließend wird der gesamte Inhalt des Reaktors in ca. 700 ml Methanol und ca. 20 ml konz. Salzsäure gegeben und über Nacht gerührt. Das Polymer wird abgenutscht und suspendiert in ca. 700 ml Methanol erneut über Nacht gerührt, um Säurereste herauszuwaschen. Das abfiltrierte Polymer wird im Membran- oder Ölpumpenvakuum bei 50–60 °C getrocknet. 6.10.3 Durchführung der Copolymerisationen Die Copolymerisationen wurden wie im vorangehenden Abschnitt beschrieben durchgeführt, wobei das 1-Hexen gemeinsam mit der benötigten Menge an Toluol und dem MAO in den Autoklaven eingefüllt wird. Dann wird der Argondruck abgelassen und die Lösung unter Rühren mit Monomergas (2 bar) gesättigt. Da 1-Hexen flüssig ist und unter den gewählten 192 EXPERIMENTELLER TEIL Versuchsbedingungen einen vernachlässigbaren Dampfdruck besitzt, kann der Ethenverbrauch während der Copolymerisation mittels Massendurchflußmesser registriert und über eine Summierkarte genau bestimmt werden. Die Verarmung der Polymerisationslösung an 1Hexen während der Copolymerisation wurde vernachlässigt, da jeweils nur bis zu sehr kleinen Umsätzen – die Polymerisationsdauer betrug jeweils 10 min – polymerisiert wurde. 6.10.4 Auswertung der Polymerisationen Zur Bestimmung der Aktivität des Katalysators werden aus den Polymerisationsdaten zwei Größen bestimmt: die maximale Polymerisationsgeschwindigkeit und die Produktivität. Erstere wird nach Gl. (6-1) aus dem maximalen Durchfluss an Monomergas berechnet. vp,max = mit vp,max DFmax k VL Vm = = = = = DFmax ⋅ k VL ⋅ Vm ⋅ 6 ⋅ 104 (6-1) maximale Polymerisationsgeschwindigkeit in mol·l–1·s–1 maximaler Durchfluss an Monomergas in ml·min–1 Korrekturfaktor, k = 1.0 für Ethen Lösungsmittelvolumen im Reaktor in l Molvolumen des Monomergases bei 1 bar und 20 °C in l·mol–1, Vm = 24.23 l·mol–1 für Ethen Das Molvolumen für Ethen beträgt 22.245 l·mol–1 bei 0 °C und 1.01325 bar.[292] Mit Hilfe der Zustandsgleichung für reale Gase wurde dieser Wert nach Gl. (6-2)[292] auf 20 °C und 1 bar umgerechnet. p ⋅ Vp,T = n ⋅ R ⋅ T ⋅ Zp,T mit p Vp,T n R T Zp,T = = = = = = (6-2) Druck in bar Volumen in l Stoffmenge in mol allgemeine Gaskonstante, R = 8.31441 J·mol–1·K–1 Temperatur in K Realgasfaktor für den Zustand p, T Durch Umformen erhält man Gl. (6-3) zur Berechnung des Molvolumens beim Druck p und der Temperatur T. POLYMERISATIONEN 193 Vm T ⋅ pn Zp,T = ⋅ Vmn Tn ⋅ p Zn mit pn Tn Zn Zp,T Zn Vmn (6-3) = = = Normdruck, pn = 1.01325 bar Normtemperatur, Tn = 273.15 K Realgasfaktor für den Normzustand = Kompressibilitätszahl = Molvolumen für den Normzustand Die maximale Polymerisationsgeschwindigkeit vp kann auch noch auf die Zirconium- bzw. Titankonzentration c[Zr] bzw. c[Ti] normiert werden, um die Werte der verschiedenen Katalysatoren besser miteinander vergleichen zu können. Die Produktivität der Katalysatorsysteme wurde aus der erhaltenen Ausbeute an Polymer und der eingesetzten Stoffmenge an Zirconiumkatalysator n[Zr] bzw. Titankatalysator n[Ti] bestimmt und wird in kg Polymer pro mol [Zr] bzw. [Ti] angegeben. Diese Werte können noch durch die Dauer der Polymerisation in h geteilt werden. Da im vorliegenden Fall die meisten Versuche über einen Zeitraum von 60 min durchgeführt wurden, ändert sich der Zahlenwert nicht. Die Werte, die bei den Copolymerisationen erhalten wurden, wurden entsprechend auf eine Polymerisationsdauer von 60 min hochgerechnet. 6.10.5 Berechnung der Ethen-Sättigungskonzentration Die Sättigungskonzentration gasförmiger Monomere in einem gegebenen Lösungsmittelvolumen ist von der Temperatur und dem Druck des Gases abhängig. Zu ihrer Bestimmung wird ein definiertes Volumen an Lösungsmittel im Reaktor vorgelegt und dieses bei einem bestimmten Druck und einer bestimmten Temperatur mit dem Monomergas gesättigt. Das verbrauchte Monomervolumen kann über eine Summierkarte direkt abgelesen werden. Für die Berechnung der Sättigungskonzentration muß das Reaktorvolumen (inklusive Zuleitungen) bekannt sein, welches mittels einer Gasbürette bestimmt werden kann. Die Sättigungskonzentration ergibt sich aus folgender Gleichung: −1 V p Monomer ⋅ VL cS = n − G ⋅ V p p + m Monomer Argon mit cS = Sättigungskonzentration in mol/l (6-4) 194 EXPERIMENTELLER TEIL n = mol Ethen, die bis zur vollständigen Sättigung den Durchflußmesser passiert haben VG = Volumen der Gasphase über der Flüssigkeit in l Vm = Ethen-Molvolumen (gemäß Gl. 6-3) bei gewähltem Sättigungsdruck und –temperatur in l/mol p = Partialdrücke des Monomers bzw. des Argons (1 bar) im Reaktor VL = Flüssigkeitsvolumen im Reaktor in l Das Molvolumen muß wiederum gemäß Gleichung 6-3 auf die Meßbedingungen umgerechnet werden. 6.10.6 Ethenpolymerisationen mit 73/MAO Für die in Tab. 6-1 aufgeführten Experimente wurde eine Stammlösung von 32 mg (60 µmol) [IndPhB(NPh)]Zr(NEt2)2 PhB Zr(NEt2)2 (73) in 24.0 ml Toluol verwendet. Für die einzelnen N Polymerisationen Ph eingesetzt. Bei der Zugabe von MAO zu der orangegelben 73 Lösung des Katalysators in Toluol änderte sich die Farbe kaum. wurden 2.0 ml dieser Katalysatorlösung Nach 5 min Voraktivierung ([Al]/[Zr] = 100:1) war die Lösung etwas dunkler. Tab. 6-1 Ethenpolymerisationen mit 73/MAO. Nr. T/°C n[Zr]/ c[Zr]/ n[Al]/ µmol µmol·l–1 mmol [Al]/[Zr] DFmax/ Ausbeute/ ml C2H4·min–1 g PE 1 20 5.0 31.3 5.0 1000 33 1.26 2 40 5.0 31.3 5.0 1000 60 3.16 3 60 5.0 31.3 5.0 1000 152 5.26 4 70 5.0 31.3 5.0 1000 175 4.77 5 40 5.0 31.3 5.0 500 30 1.99 6 40 5.0 31.3 5.0 2000 73 3.76 POLYMERISATIONEN 195 Tab. 6-2 Ethenpolymerisationen mit 73/MAO. vp,max·104/ vp,max·c[Zr]–1/ Produktivität/ Smp./ Mw/ mol C2H4 s–1 s–1 kg PE·mol–1·h–1 °C kg mol–1 1 1.42 4.53 252 137.6 1700 5.8 0.74 2 2.58 8.24 632 135.5 2100 6.3 0.70 3 6.53 20.88 1052 135.0 1400 5.8 0.71 4 7.52 24.04 954 135.3 729 7.1 0.72 5 1.29 4.12 398 135.6 2100 5.6 0.69 6 3.14 10.03 752 135.6 1700 5.4 0.72 Nr. Mw/Mn Kristalliner Anteil (IR) 6.10.7 Ethen-/1-Hexen-copolymerisationen mit 73/MAO Für die in Tab. 6-1 aufgeführten Experimente wurde eine Stammlösung von 0.032 g (60 µmol) [IndPhB(NPh)]Zr(NEt2)2 PhB Zr(NEt2)2 (73) in 24.0 ml Toluol verwendet. Für die einzelnen N Polymerisationen Ph eingesetzt. Bei der Zugabe von MAO zu der orangegelben 73 Lösung des Katalysators in Toluol änderte sich die Farbe kaum. wurden 2.0 ml dieser Katalysatorlösung Nach 5 min Voraktivierung ([Al]/[Zr] = 100:1) war die Lösung etwas dunkler. Tab. 6-3 Ethen-/1-Hexen-copolymerisationen mit 73/MAO. Nr. l ml c[Ethen] c[1-Hexen] [H]/[E] mol% DFmax/ Ethen 1-Hexen mol⋅l–1 mol⋅l–1 in Lsg. 1-Hexen im Copolymer ml C2H4·min–1 1 n.b. - n.b. - 0.00 - 60 2 1.70 3 0.25 0.15 0.60 1.0 55 3 1.87 5 0.29 0.25 0.85 2.7 59 4 1.83 10 0.28 0.50 1.77 4.1 70 5 1.94 20 0.31 1.00 3.21 9.2 49 196 EXPERIMENTELLER TEIL Tab. 6-4 Ethen-/1-Hexen-copolymerisationen mit 73/MAO. vp,max·104/ vp,max·c[Zr]–1/ Ausbeute/ Produktivität/ Smp./ Mw/ mol C2H4 s–1 s–1 g PE kg PE·mol–1·h–1 °C kg mol–1 2.58 8.42 3.16a 632 135.5 1700 5.8 7.55 b 588 123.6 n.b. n.b. b 617 123.0 347 2.6 b 706 119.1 n.b. n.b. b 696 112.8 322 3.7 Nr. 1 2 2.36 3 2.54 4 5 a b 0.25 8.10 3.01 0.26 9.61 0.29 2.11 6.73 Polymerisationsdauer: 60 min. Polymerisationsdauer: 10 min. 0.29 Mw/Mn 6.10.8 Ethenpolymerisationen mit 101/MAO 12 5 4 4a 6 8 8a 1 eine Stammlösung aus 31 mg (50 µmol) [(S)-N,N -Di- 11 3 10 9 2 7 Für die in Tab. 6-5 aufgeführten Experimente wurde phenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@ELVGLPHthyl-ami- N Zr(NMe2)2 N do)-zirconium (101) in 25.0 ml Toluol und eine Lösung aus 15 mg (25.1 µmol) 101 in 1.0 ml Toluol verwendet. Bei Verwendung der Stammlösung wurden 2.0 ml dieser Katalysatorlösung eingesetzt. Bei der Zugabe 101 von MAO zu der gelben Lösung des Katalysators in Toluol änderte sich die Farbe kaum. Nach 5 min Voraktivierung ([Al]/[Zr] = 100:1) war die Lösung orangegelb. Auch bei der Voraktivierung mit AlMe3 verfärbt sich die Katalysatorlösung orangegelb. Tab. 6-5 Ethenpolymerisationen mit 101/MAO. Nr. 1 2a a T/°C 40 n[Zr]/ c[Zr]/ n[Al]/ µmol µmol·l–1 mmol 5.0 31.3 5.0 [Al]/[Zr] 1000 DFmax/ Ausbeute/ ml C2H4·min–1 g PE 2 n.b. 60 5.0 31.3 5.0 1000 2 Die Katalysatorlösung Nr. 2 wurde mit AlMe3 (10 eq) voraktiviert. n.b. POLYMERISATIONEN 197 6.10.9 Ethenpolymerisationen mit 105/MAO Für die in Tab. 6-1 aufgeführten Experimente Nr. 1,2,4,5 und 7-9 wurden zwei Stammlösungen aus je 0.028 g (50 µmol) [(S)N,N -Diphenyl-2,2 GLDPLGR-1,1 ELQDSKWK\O@WLWDQGLFKORULG 105) N TiCl2 in 25.0 ml Toluol verwendet. Für die einzelnen Polymerisationen N wurden 2.0 ml dieser Katalysatorlösung eingesetzt. Bei der Zugabe von MAO zu der dunkelroten Lösung des Katalysators in Toluol wird die Lösung hellrot. Nach 10 min Voraktivierung ([Al]/[Zr] = 100:1) war die Lösung wieder dunkel rotbraun. Für 105 die Experimente Nr. 3 und Nr. 6 wurde die in der Tabelle angegebene Menge an Katalysator eingewogen und in 1 ml Toluol pro 25 µmol gelöst. Bei der Voraktivierung mit AlMe3 tritt die hellrote Verfärbung nicht auf; die Lösung wird sofort dunkel rotbraun. Tab. 6-6 Ethenpolymerisationen mit 105/MAO. Nr. T/°C n[Ti]/ c[Ti]/ n[Al]/ µmol µmol·l–1 mmol [Al]/[Ti] DFmax/ Ausbeute ml C2H4·min–1 PE 1 60 5.0 31.3 5.0 1000 4 97 mg 2a 60 5.0 31.3 5.0 1000 2 38 mg 3b 60 25.0 156.3 25.0 1000 32 660 mg 4c 60 5.0 31.3 5.0 1000 8 194 mg 5d 60 5.0 31.3 5.0 1000 10 255 mg 6e 60 50.0 156.3 50.0 1000 545 32.14 g 7 60 10.0 62.6 10.0 1000 7 160 mg 8f 60 5.0 31.3 5.0 250 3 60 mg 9 a b c d e f 60 5.0 31.3 5.0 2000 3 56 mg Der Polymerisationslösung Nr. 2 wurden 0.5 ml TIBA zugesetzt. Die Katalysatorlösung Nr. 3 wurde mit AlMe3 (10 eq) voraktiviert. Die Polymerisation Nr. 4 wurde bei einem Monomergasdruck von 3 bar durchgeführt. Die Polymerisation Nr. 5 wurde bei einem Monomergasdruck von 4 bar durchgeführt. Die Polymerisation Nr. 6 wurde bei einem Monomergasdruck von 21 bar in einem Edelstahlpolymerisationsautoklaven durchgeführt, außerdem wurde mit AlMe3 (10 Äq.) voraktiviert. Die Polymerisation Nr. 8 wurde für 2 Stunden durchgeführt. 198 EXPERIMENTELLER TEIL Tab. 6-7 Ethenpolymerisationen mit 105/MAO. vp,max·104/ vp,max·c[Ti]–1/ Produktivität/ Smp./ Mw/ mol C2H4 s–1 s–1 kg PE·mol–1·h–1 °C kg mol–1 1 0.17 0.55 19 135.8 357 16.0 75 2 0.09 0.27 8 136.3 n.b. n.b. 74 3 1.38 0.88 26 132.1 n.b. n.b. 78 4 0.34 1.10 39 137.3 n.b. n.b. 72 5 0.43 1.37 51 133.0 335 14.3 73 6 23.43 14.99 643 133.9 795 10.5 75 7 0.30 0.48 16 134.4 n.b. n.b. 75 8 0.13 0.41 12 135.1 n.b. n.b. 73 9 0.13 0.41 11 134.7 n.b. n.b. 75 Nr. Mw/Mn Kristalliner Anteil (IR) KAPITEL 7 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ABKÜRZUNGEN 201 7 Abkürzungsverzeichnis Äq. Ar ber. Bin BINAP Bn br Bu CGC COSY Cp CpA δ d dba DEPT DFmax DPE DPPF DSC EA EBI EBTHI EI ESI Et Flu gef. GC GPC HDPE HMDS HSW Ind iPP IR J kat. Äquivalent Aryl berechnet Binaphthyl 2,2'-Bis-(diphenylphosphino)1,1'-binaphthyl Benzyl breit Butyl constrained geometry catalyst correlated spectroscopy (NMR) Cyclopentadienyl ansa-monocyclopentadienylamido chemische Verschiebung Dublett (NMR) Dibenzylidenaceton distortionless enhancement by polarization transfer (NMR) maximaler Durchfluss an Monomergas Diphenylether 1,1 %LVGLSKHQ\OSKRVSKLQR ferrocen differential scanning calorimetry Elementaranalyse Ethylenbis(indenyl) Ethylenbis(tetrahydroindenyl) Elektronenstoß-Ionisierung Elektrospray-Inonisierung Ethyl Fluorenyl gefunden Gaschromatographie Gelpermeationschromatographie high density polyethylene Hexamethyldisilazan, Hexamethyldisilazid Halbsandwich Indenyl isotaktisches Polypropen Infrarotspektroskopie Kopplung (NMR) katalytisch Kp. LDA LDPE LLDPE LM m M MAO Me Mn MS Mw NMR n. b. p PE Ph PhIm PP ppm Pr q quart. rac RT s sept sext sPP t tert THF TIBA TMA TMEDA TMS Tol Tos Üb. vp,max Vm w Xy Kochpunkt Lithiumdi-iso-propylamid low density polyethylene linear low density polyethylene Lösungsmittel Multiplett (NMR), medium (IR) Molarität molar Methylalumoxan Methyl Zahlenmittel der Molmasse Massenspektrometrie Massenmittel der Molmasse Kernresonanzspektroskopie nicht bestimmt pseudo (NMR) Polyethylen Phenyl Phthalimid Polypropen parts per million Propyl Quartett (NMR) quartär (NMR) racemisch Raumtemperatur Singulett (NMR), strong (IR) Septett (NMR) Sextett (NMR) syndiotaktisches Polypropen Triplett (NMR) tertiär Tetrahydrofuran Tri-iso-butylaluminium Trimethylaluminium Tetramethylethylendiamin Trimethylsilyl Tolyl Tosyl Überschuß maximale Polymerisationsgeschwindigkeit Molvolumen weak (IR) Xylyl KAPITEL 8 LITERATURVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS 205 8 Literaturverzeichnis [1] K. Ziegler, H. Gellert, H. Kühlhorn, H. 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