brauerei in neuem gewand - Busch

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M AG AZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR
BRAUEREI IN NEUEM GEWAND
VON 360 ARCHITECTEN
INTERVIEW MIT PROF. JOHANNES KISTER, KSG
WIEDER BELEBT – DAS BERLINER HOTEL
AM STEINPLATZ IN NEUEM GLANZ
TRANSFORMATION – KUNSTVOLLE VERWANDLUNG
01 | 2015
EDITORIAL
Die französischen Architekten Philippe Vassal und Anne Lacaton
ZUR SACHE: TRANSFORMATION
Frédéric Druot, Anne Lacaton & Jean Philippe Vassal: „PLUS“: Großwohnsiedlungen,
ein Ausnahmefall, Editorial GG, Barcelona, 2007 (Auszug, aus dem Englischen übersetzt)
Es kann nicht um das Abreißen, Verkleinern
Es geht darum, aus den spezifischen Qualitäten
wandlung im Fokus – mit dem Ziel einer qua-
oder Ersetzen von Dingen gehen, sondern im-
von großen Wohnblöcken das Beste zu machen:
litativen Aufwertung durch:
- die Vergrößerung von Wohnungen durch mer nur um den Aufbau, die Umgestaltung und
Ent-Dichtung oder Erweiterung.
den Gebrauch. „Für die Überwindung der einem
- Solidität, die Qualität von Gebäuden aus dem
Ort zugefügten Entzauberung bedarf es der Ver-
20. Jahrhundert ist - Vergrößerung der Wohnungsfläche um
wandlung der bisher negativen Wahrnehmung
besser als die von Gebäuden des 19., 18. und 60 bis 100 Prozent, in erster Linie durch das
in eine positive, und dies entweder durch Um-
17. Jahrhunderts (Hygiene, Solidität, Akustik, Vergrößern der Wohnzimmer, das zu einem
kehrung oder Exzess.“ (Jean Nouvel)
Wärmedämmung, etc.),
weitläufigen Lebensraum wird,
Diese Aufgabe erfordert Präzision, Feingefühl,
- Minimalismus von vertikaler Erschließung, - die Transparenz der Fassaden sowie das
Entgegenkommen und Achtsamkeit: Acht-
Überlagerung und Vertikalität,
Anbauen von Balkonen und Terrassen,
samkeit gegenüber Menschen, Nutzungen, Ge-
- Hygiene, Wohngesundheit, Komfort, Mög-
- die Umgestaltung von Treppenabsätzen,
bäuden, Bäumen, Asphalt- oder Grünflächen,
lichkeit von Aus- und Durchblicken,
Erschließungssystemen und Aufzügen,
gegenüber dem, was da ist. Es geht darum, so
- Umbau- und Erweiterungsmöglichkeit
- die Ent-Dichtung der Erdgeschosse, von
wenige Umstände wie möglich oder überhaupt
von Wohnraum,
einigen Zwischengeschossen oder
keine Umstände zu bereiten. Es geht darum,
- effiziente Nutzung des Quartiers
Terrasen zum Schaffen besonderer
großzügig zu sein, mehr zu geben, die Nutzung
sowie von Anlagen und Straßennetz,
Einrichtungen für die exklusive Nutzung zu erleichtern und das Leben zu vereinfachen. (…)
- Verdichtung des nicht bewohnten
durch die Hausbewohner,
Bereiches zum Verkürzen der Wege zwischen - freundliche und sichere Eingangs-
Die Architektur jedes Wohnblocks oder Hoch-
Wohnungen und Dienstleistungsangeboten, bereiche: möglichst transparent und mit
hauses muss ein Höchstmaß an Komfort und
öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und einer Hausmeisterloge,
Qualität gewährleisten, das Luxusgebäuden in
Freizeitangeboten.
- das Hinzufügen neuer Ersatz- oder
eleganteren Wohnvierteln entspricht, und sie
Darüber hinaus steht die sinnvolle Nutzung
Zusatzwohnbauten,
muss die Langlebigkeit der Gebäude sicherstellen.
des Vorhandenen und dessen effiziente Um-
- Außenflächen mit Zweckbestimmung.
2
INHALT
01 | 2015 | BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR
TRANSFORMATION – ÜBER DIE KUNST DER ARCHITEKTONISCHEN
VERWANDLUNG • S. 4 HOTEL MIT INSASSEN
• S. 12 BRAU–
EREI WIRD MULTIFUNKTIONS-GEBÄUDE • S. 18 „TABULA-RASADENKEN IST MIR FREMD“ • S. 32 NEWCOMER: STUDIO SYMBIOSIS •
S. 30 LICHTSCHALTER NEU ERLEBEN• S. 36
04
Seit der Ausgabe 1/2012 ist puls
auch als kostenlose App-Version für iPhone, iPad oder iPod
touch erhältlich. Dieses Mal
bietet die App unter anderem
zusätzliche Bildergalerien
zum neu eröffneten Hotel am
Steinplatz in Berlin.
puls 1 | 2015
Cover illustration: Filip Dujardin
Picture editing: Raphael Pohland,
Minister von Hammerstein
12
18
28
04MACRO
31PEOPLE
ARCHITEKTUR DER TRANSFORMATION
VON ANDREAS RUBY
32 ZU BESUCH
DIE SBID DESIGN AWARDS 2014.
08 VISIONEN
PROF. JOHANNES KISTER, KSG ÜBER
BAUEN IM BESTAND
BESTAND NEU GEDACHT
12 PRAXIS I
36 LIVING SPACE
DAS HOTEL ARRESTHUIS IN ROERMOND
VON ENGELMAN ARCHITECTEN
38MATERIAL
LICHTSCHALTER NEU ERLEBEN
18 PRAXIS II
DAS ZENTRUM DE HOORN IN LÖWEN
40NEWS
MARTIN RAUCH ÜBER LEHM ALS MATERIAL
VON 360° ARCHITECTEN
BUSCH-WELCOME – MODERNE TÜRKOM-
24 PRAXIS III
MUNIKATION
WIEDER AUFERSTANDEN: DAS BERLINER
42DENKANSTOSS
HOTEL AM STEINPLATZ
30NEWCOMER
DIE PREISFRAGE ZUM AKTUELLEN THEMA
43 BUCHVORSTELLUNG / IMPRESSUM
STUDIO SYMBIOSIS, DELHI
3
4
Patricia Parinejad
MACRO
Andreas Ruby
ist Architekturkritiker, -kurator, -buchver­
leger und -moderator. Er studierte Kunst­
geschichte in Köln und Theorie und
Geschichte der Architektur an der Ecole
Spéciale d’Architecture Paris. 2008 gründete
er mit Ilka Ruby den Architekturbuchverlag
Ruby Press (www.ruby-­press.com).
TRANSFORMATION –
MEISTERHAFTE VERWANDLUNG
Zumindest in den hochentwickelten und dicht bebbauten Städten Westeuropas kommt dem Bauen im Bestand die gleiche Bedeutung zu wie dem Neubau. Von welchen Möglichkeiten machen hier
Architekten Gebrauch, um ein altes Gebäude mit neuen Funktionen zu versehen? Der Autor Andreas
Ruby gibt einen Überblick und demonstriert anhand von sechs Projekten, wie vielfältig die Ansätze
für eine geglückte Transformation sein können.
Von Andreas Ruby
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts definierte
pas größten milchverarbeitenden Betrieb beherbergte, zu
Le Corbusier die Tabula Rasa als Voraussetzung für das Ent-
einer neuen Kunsthochschule umzubauen, schnitten sie
stehen einer neuen Architektur. Seitdem haben sich Genera-
großzügige Lichthöfe und mehrgeschossige Erschließungs-
tionen von Architekten an dieser These abgearbeitet und sind
kaskaden aus der Betonkonstruktion heraus. An anderen
dabei immer öfter zum gegenteiligen Schluss gekommen:
Stellen fügten sie differenzierte Raumstrukturen ein, um
Die Auseinandersetzung mit dem Bestehenden generiert
das neue Raumprogramm aufzunehmen. Das markanteste
eine ganz eigene Qualität des Neuen, weil sie das Potential
architektonische Element des Bestandsbaus, die skulptura-
des Alten weiter zu nutzen vermag, statt es ohne Not auf der
le Spiralrampe, über die früher die LKWs die Milch von den
Müllhalde der Architekturgeschichte zu entsorgen. Beson-
Bauernhöfen auf das Dach des Gebäudes anlieferten, wird
ders in den entwickelten Ländern Westeuropas, wo die Städte
erhalten und zu einem fußläufigen Boulevard umfunkti-
im wesentlichen als fertig gebaut betrachtet werden können,
oniert. An der anderen Seite des Gebäudes erhebt sich ein
spielt das Bauen im Bestand mindestens eine ebenso große
neues Wohnhochhaus, das in dem landschaftlich gestalte-
Rolle wie der Neubau. Entsprechend haben sich Architekten
ten Dach des früheren Fabrikgebäudes sein eigenes ange-
hier in der jüngeren Vergangenheit immer intensiver mit den
hobenes Erdgeschoss erhält. Die neue umlaufende Fassade
Möglichkeiten der architektonischen Transformation be-
aus perforiertem und gewelltem Streckmetall hüllt den al-
schäftigt und dabei eine Reihe differenzierter Strategien ent-
ten Körper in ein erkennbar neues Kleid, das die bestehende
wickelt, die hier überblicksweise dargestellt werden sollen.
Struktur bewusst durchscheinen lässt.
Etwas moderater ist die Strategie der Erweiterung, bei der
Transformation durch
Ergänzung: Im Buda Art
Der Extremfall ist die Überformung, bei der ein bestehendes
etwas Bestehendes nahtlos, aber in anderer Form weiterge-
Center in Kortrijk setzten die
Gebäude radikal verändert wird, indem ein wesentlichen
baut wird. Die französischen Architekten Lacaton & Vassal
Architekten von 51N4E be-
Teil seiner materiellen Struktur subtrahiert, ersetzt oder
haben diese Strategie in vielen Projekten angewandt, am
wusst den nach oben offenen,
durch etwas anderes ergänzt wird. Das Toni-Areal in Zü-
spektakulärsten vielleicht in ihrem Projekt für den FRAC
fünfeckigen Pavillonbau vom
rich von EM2N ist ein Beispiel für diese Strategie. Um den
Nord-Pas de Calais in Dunkerque. Das Wettbewerbspro-
Bestandsbau ab (links).
monumentalen Industriebau, der in den 80er Jahren Euro-
gramm hatte eigentlich nach Lösungen gefragt, eine alte
5
Natalie Czech / realities:united; Filip Dujardin
MACRO
realities:united verwandelten ein Stadttheater mit auf Kunststofffolien geklebten Lettern in das Museum X (linsk), EM2N schnitten großzügige Lichthöfe in einen monumentalen Industriebau (oben).
Werfthalle im Hafen von Lille so umzubauen, dass darin die Ausstel-
dence umgebaut werden. Die Architekten erhielten das Gebäude im we-
lungs- und Sammlungsräume eines regionalen Kunstzentrums unter-
sentlichen in seiner bestehenden Form, entschieden sich aber für zwei
gebracht werden können. Aber Lacaton & Vassal fanden, dass die 30 m
wichtige punktuelle Interventionen. Zum einen schnitten sie aus dem
hohe, 25 m breite und 80 m lange Halle schöner wäre, wenn sie leer bliebe
Bestandsgebäude einen fünfeckigen Leerraum aus, der die verschiede-
und bauten neben ihr einfach ein neues Gebäude von identischer Größe
nen Etagen in Form eines großzügigen und von oben belichteten Trep-
und Form – zufällig war das Grundstück auch groß genug dafür. Das Pro-
penhauses öffentlich zugänglich macht. Um die neue kulturelle Funkti-
jekt, das im Wettbewerb von der Vorprüfung noch disqualifiziert wor-
on des transformierten Gebäudes jedoch auch nach außen zur Stadt hin
den war, ließ sich bautechnisch letztlich leichter und auch um 1 Million
sichtbar zu machen, platzierten die Architekten vor das Gebäude einen
günstiger realisieren als der ursprünglich geplante und mit 12 Millionen
offenen Pavillon, der das Treppenhaus in Form und Größe identisch
EUR budgetierte Umbau der alten Halle. In ihrer unveränderten Fassung
wiederholt. Vom Bestandsbau abgesetzt und nach oben offen bietet der
bietet die Werfthalle heute einen außergewöhnlichen Raum für groß-
fünfeckige Körper ein Antichambre, das den Besucher im öffentlichen
räumige künstlerische Installationen und Veranstaltungen, während die
Raum auf das Gebäude einstimmt. Im Vergleich zum Bestandsgebäude
Sammlungsbestände des FRAC im Neubau großzügiger ausgestellt werden können als das in dem
transformierten Altbau möglich gewesen wäre.
Und darüberhinaus eröffnet der Neubau den Besuchern durch seine rundumlaufenden transpa-
Obwohl das Museum X
nur zwei Jahre existierte,
erzeugte es eine intensive
gesellschaftliche Diskussion.
der alten Textilfabrik ist die Neubauintervention
überschaubar in der Größe. Doch weil sie strategisch so klug eingesetzt ist, vermag sie die urbane
und programmatische Aussage des Altbaus komplett zu transformieren.
renten Fassaden atemberaubende Ausblicke auf
Im Gegensatz dazu steht die Strategie einer Transfor-
das Meer.
mation von innen, die sich außen nicht ablesen lässt.
BeL arbeitete mit diesem Prinzip, als sie das leerstehende Kaufhaus Breuer
Eine etwas andere Variante wäre die Ergänzung, bei der ein bestehendes
in Eschweiler zu einem Geschäfts-, Büro- und Wohnhaus umbauten. Dabei
Gebäude durch ein diskretes Element vervollständigt wird und auf diese
wurde die innere räumliche Gliederung und Erschließung des Gebäudes
Weise physisch und inhaltlich verändert wird. Diese Strategie wende-
teilweise radikal verändert, um vor allem die behindertengerechten Woh-
te 51N4E im Buda Art Center in Kortrijk an. Die letzte Textilfabrik der
nungen in den oberen Geschossen aufnehmen zu können. Durch zweige-
Stadt sollte zu einem Ausstellungs- und Arbeitsort für Artists in Resi-
schossige Lichthöfe wurden die tiefen Kaufhausgrundrisse so geteilt, dass
6
Philippe Ruault
MACRO
Ungewöhnliche Erweiterung: Stadt die alte Werfthalle im Hafen von Lille umzubauen, fügten Lacaton & Vassal einen Neubau dazu, der die gleichen Abmessungen wie das Bestandsgebäude hat.
die hier angeordneten Wohnungen auch in den hinteren Bereichen gut mit
auch den Entwicklung zum geplanten Abriss des Schauspielhauses the-
Tageslicht versorgt sind. Eine neue einläufige Treppe mit Aufzügen vor der
matisierten, die Treppen zum Theatersaal blieben jedoch versperrt. Auf
Brandwand stellt die Zugänglichkeit der Wohnungsgeschosse her. Außen
diese Weise entstandt der eigentliche Innenraum von „Museum X“ in der
bleiben diese Veränderungen im Innenraum unsichtbar. Weil sie die elegan-
Vorstellung seiner Besucher ausgehend von der täuschend echten An-
te Einfachheit des von 1946 bis 1951 errichteten Kaufhauses als ein quali-
mutung der fiktiven Waschbetonfassade im Äußeren. Obwohl Museum
tätsvolles Beispiel der Nachkriegsarchitektur betrachteten, stellten sie seine
X nur zwei Jahre existierte, erzeugte es eine intensive gesellschaftliche
Fassade im wesentlichen originalgetreu wieder her – die einzige Verände-
Diskussion über den Umgang der Stadt Mönchengladbach mit Kunst,
rung besteht in ihrer Materialisierung, für die ein Glasperlenputz verwandt
Kultur und öffentlichem Raum. Die Abrisspläne der Stadt konnte es
wurde, der dem Haus eine subtil changierende Erscheinung verleiht.
letztlich aber nicht verhindern.
Die umkehrte Strategie, die Transformation von außen, demonstriert exemplarisch das künstlerische Projekt Museum X von realities:united in
Dass sich Architektur durch temporäre Eingriffe manchmal sogar radi-
Mönchengladbach. Auslöser des Projektes war eine zweijährige Sanie-
kaler verändern kann als durch permanente Maßnahmen, haben nicht
rungsphase des Museum Abteiberg von Hans Hollein. Während dieser
zuletzt Christo und Jeanne-Claude mit der Verpackung des Berliner
Zeit, in der Holleins Museum geschlossen blieb, fungierte Museum X
Reichstags eindrucksvoll demonstriert. Für nur zwei Wochen nahmen
als dessen temporäre Ersatzdependance. Als Ort dafür wählten sich die
die Künstler das Gebäude von der Bildfläche, und dennoch war das Ge-
Künstler von realities:united das leerstehende Stadttheater aus, das in
bäude nachher nicht mehr dasselbe wie zuvor. Durch die künstlerische
naher Zukunft einem ECE-Einkaufszentrum weichen sollte. In diesem
Verfremdung gelang etwas, das die deutsche Politik sich vorher Jahr-
Klima der Kommerzialisierung des Öffentlichen Raumes wollten die
zehnte lang nicht anzugehen wagte: dem Gebäude, das als Grabstätte
Künstler die Frage der Bedeutung von Kunst und Kultur öffentlich dis-
der parlamentarischen Demokratie in der Weimarer Republik in die Ge-
kutieren und verkleideten die Hauptfassade des Schauspielhauses mit
schichte einging, einen ideologischen Neustart zu ermöglichen, indem
auf Stahlrahmen gespannten Kunststofffolien, die mit einem hochauf-
der Schatten einer dunklen Vergangenheit nicht verdrängt, sondern in
gelösten Foto einer Waschbetonfassade bedruckt waren. Große Lettern
einem ästhetischen Ritual bewusst exorziert wird. Indem wir das Gebäu-
über dem Eingang deklarierten das neue Gebäude als „Museum“. Dessen
de zwei Wochen lang nicht anschauen konnten, konnten wir es danach
Innenraum wurde nur teilweise zugänglich gemacht. Im Foyer fanden
mit völlig neuen Augen anschauen. Manchmal lässt sich die Welt eben
Veranstaltungen statt, die über die Sanierung des Museum Abteiberg wie
nur dadurch verändern, dass wir uns selbst verändern.
7
VISIONEN
BESTAND NEU GEDACHT
Zumindest auf den Computerbildschirmen internationaler Architekturbüros lassen sich nahezu alle
Elemente unserer Umgebung umwandeln und mit neuem Sinn versehen. Ein britisches Industriedenkmal wird so zur Kulisse einer Achterbahn, ein Zoo erhält ein neues Konzept, ein Parkhaus beherbergt Wohnungen und eine Washingtoner Brücke wird zu einem innerstädtischen Park.
MVRDV
MVRDV: HAFENSPITZE, MAINZ, DEUTSCHLAND
Im Norden der Mainzer Neustadt, am Westufer des Rheins, bekommt
decken - und erinnern durch ihre Materialität und Ausformung an die
das ehemals industriell geprägte Containerhafengelände ein neues le-
Schindeldächer der Altstadt. Durch das Vor- und Rückspringen der Fas-
bendiges urbanes Gesicht. MVRDV aus Rotterdam, gewannen den inter-
sadenkanten ergeben sich fast automatisch Verschattungen, die Teil des
national ausgeschriebenen Wettbewerb, gemeinsam mit morePlatz aus
ökologischen Konzeptes sind. Je nach Himmelsrichtung variieren die
München. Die niederländischen Architekten entwarfen ein Ensemble,
Winkel dieser Vor- und Rücksprünge und lassen so Sonneneinstrahlung
das aus zwei Bürobauten mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadrat-
zu oder bieten Verschattung. Der niedrige Baukörper mit Dachgarten hat
metern und einem öffentliche Platz im Zentrum der Anlage besteht. Das
eine raue, gefaltete Außenhaut aus Betonfertigteilen. Dieses spannungs-
Aushängeschild an der Wasserseite ist das elfgeschossige transparente
reiche Fassadenbild wurde von der Jury ganz besonders gelobt. Anklang
Hochhaus. Dahinter liegt das fünfgeschossige Betongebäude, das den
fanden sowohl die Art und Weise, in der die unterschiedlichen städte-
dazwischenliegenden Platz zur Straße hin abschirmt. Die Fassade des
baulichen Anforderungen gelöst wurden als auch die Grundrissgestal-
Hochhauses besteht aus angeschrägten, sich nach unten verjüngenden
tung mit ihrem Höchstmaß an Flexibilität bei gleichzeitiger Flächenef-
Glasfronten. Die einzelnen Ebenen trennen schwarze horizontale Bän-
fizienz. Der Mix aus Wohn- Arbeits- und Erholungswelten soll ab 2015
der - die mit Schieferplatten verkleideten Stirnseiten der Geschoss-
Wirklichkeit werden.
8
VISIONEN
ATELIER ZÜNDEL CRISTEA: BATTERSEA POWER STATION, LONDON, ENGLAND
Eine der großen Ikonen der britischen Industriegeschichte, das Großkraftwerk Battersea in London, soll vom französischen Atelier Zündel Cristea wachgeküsst werden. Von
den Architekten Giles Gilbert Scott in den 1930-er Jahren
entworfen, wegen zu hoher Betriebskosten 1983 vom Netz
genommen, seither wechselnden Eigentümer und Bestimmungen überführt, soll das Kraftwerk jetzt in ein Museum of
Architecture (MoA) verwandelt werden. Nach dem Entwurf
der Wettbewerbsgewinner erfährt der Besucher zukünftig
auf dem Areal Grundlegendes über den Beruf des Architekten und kommt gleichzeitig in den Genuss eines besonderen
Freizeitangebots. Die Unterhaltungsfaktor ist in der Kulturszene bislang unterbelichtet. Die Architekten vom Atelier
Zündel Cristea sind aber der Meinung, „dass man in der Museumswelt durchaus Spaß haben kann.“ Im Mittelpunkt ihres
Entwurfs steht das imposante und postindustrielle Poesie
ausstrahlende Großkraftwerk, das im Inneren den ruhigen,
kontemplativen Ausstellungskern bildet. Er wird umrankt,
umschlungen und durchdrungen von einer Gerüstbaustruktur, auf der sich Fußgängerwege in unterschiedlichen Höhen
und eine Achterbahn umkreisen und die Baukörper durch–
stoßen. Von hier aus eröffnen sich spektakuläre Ein- und
Ausblicken auf und in die „industrielle Kathedrale“ selbst
und die umgebende Landschaft. Die zunächst befremdlich
anmutende Idee einer Riesenachterbahn und der auf schwindelnden Höhen verlaufenden Wege erhält ihren Sinn, wenn
man die Außen- und Innenräume mit einem Minimum an
Charles Wallon et Tanguy Aumont for Air Studio
Kraftaufwand in beschwingter Fahrt wahrnehmen kann.
9
VISIONEN
BIG
BIG: ZOOTOPIA, GIVSKUD, DÄNEMARK
„Wir freuen uns“, betonen die Architekten von BIG – „gemeinsam mit
dem Personal von Givskud und den Tieren, auf eine spannende Entdeckungsreise begeben zu können und hoffen, dass wir sowohl die Lebensqualität der Tiere, als auch die der Tierpfleger und der Gäste verbessern
können.“ Die architektonische Fragestellung für die Neuinterpretation
des im Jahr 1969 eröffneten Zoo Givsjud: Wie kann man den landschaftgeprägten Tiergarten und die für die Besucher notwendigen, gebauten
Funktionen wie Restaurants, Läden Ticketschalter, Toilettenanlagen
usw., am besten zusammenbringen und den Gästen von Beginn an Überblick und Orientierung ermöglichen? Im Entwurf von BIG legt sich das
Gebäude wie ein Band um sich selbst – und dort wo der Anfang und das
Ende aneinander vorbeilaufen, bildet sich ganz selbstverständlich der
Eingangsbereich. An einigen Stellen im Park wölbt sich die Erdoberfläche. Hier befinden sich die höhlenartigen Behausungen der Tiere.
UN STUDIO: (SUB-) URBAN DREAM, FRANKURT, DEUTSCHLAND
Eine von der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen im Oktober 2014 organisierter Workshop-Woche lenkte das Augenmerk auf die
bundesdeutschen Parkhäuser – jene meist klotzigen Betonkolosse aus
den 1960er und 70er Jahren. Mit der Kritik am Konzept der autogrechten
Stadt lohnte es sich für die Organisatoren, in neue Richtungen zu denken. Lassen sich die oftmals in bester innerstädtischen Lage platzierten monofunktionalen Parkhäuser nicht etwa in attraktiven urbanen
Wohnraum verwandeln? Die Organisatoren luden vier renommierte
Architekturbüros und eine Künstlerin dazu ein, gemeinsam mit Architekturstudenten am Beispiel eines Frankfurter Kartstadt-Parkhauses
ihren Ideen freien Lauf lauf zu lassen. Die Architekten von UN Studio
schlagen vor, die Fassaden zu entfernen und das Gebäude im Inneren zu
entkernen. Mittels eines Plug-in-Systems sollen großzügige, über mehrere Geschosse reichende Apartments eingesetzt werden, die in ihrer Typologie an vorstädtische Residenzen erinnern – etwa mit direkt neben
UN Studio
dem Hauseingang platzierten breiten Garagen. Auf der obersten Etage
soll ein exklsuiver Country-Club seinen Platz finden.
10
VISIONEN
OMA: 11TH STREET BRIDGE, WASHINGTON, USA
Bereits im Mittelalter wurden Brücken nicht nur zum Überqueren von Wasserläufen und Straßen gebaut, sondern
dienten auch dem Wohnen, Flanieren, Einkaufen, Spielen
und Tanzen. Inspiriert von dieser lange Zeit verschütteten
Bautradition begannen 2006 die Architekten von Diller
Scofidio Renfro im Westen von Manhattan den Umbau einer stillgelegten Hochbahntrasse zur Parkanlage High Line.
Die ersten beiden Bauabschnitte wurden 2009 und 2011 unter viel Beifall eröffnet. 2014 hat OMA, zusammen mit den
Landschaftsarchitekten von OLIN Studio, den Wettbewerb
zur Umnutzung der 11th St Bridge in Washington gewonnen. Den Anacostia Fluss überquerend, verbindet die Brücke zwei historisch ungleich gewachsene Seiten. Anacostia
Crossing – wie es die Architekten nennen – bietet nun in
mehreren Schichten, die dynamisch miteinander verwoben
sind, vielseitige Areale wie einen neuen Park für die Bewohner und einen After-Work-Erholungsort. Von Bestand sollen
lediglich ein Teil der Fahrbahnen und die Fundamente erhalten bleiben. Im Schnittpunkt von zwei sich kreuzenden
Rampen entsteht ein zentraler, offener Platz – ein flexibler
Ort für Marktstände, Aufführungen, Festivals, Performances aller Art. Von hier aus fügen sich ein Amphitheater, ein
überdachter Außenraum, und ein Café an. Die Wege die den
Platz einrahmen sind ihrerseits Zonen für die unterschiedlichsten Betätigungsfelder. Hier kann man spielen, lernen,
sich ausruhen, Freunde treffen oder einfach nur den Blick
in die Ferne schweifen lassen. Gärten, Aussichtspunkte,
künstliche Wasserfälle und sogar kleine Bereiche für urbane
Landwirtschaft sind geplant. Im „Environmental Education
Center“ sind unterschiedliche Veranstaltungen und Ausstellungen zu der 400 Jahre alten Geschichte der Wandlungen des Flusses Anacostia und dessen Ufer vorgesehen. Auf
diese Weise sollen die nachkommenden Generationen für
OMA / Olin
ökologische Themen sensibilisiert werden.
11
PRAXIS
HOTEL MIT
INSASSEN
Was zunächst absurd klingen mag, macht bei längerer
Betrachtung Sinn: Ehemalige Gefängnisse lassen sich durch
ein paar Kunstgriffe in komfortable Hotels umgestalten.
Im niederländischen Roermond konservierten Engelman
Architekten bewusst Teile des Bestands und ergänzten das
Interierur um wichtige Details, um bei den Gästen einen
Grusel-Thrill hervorzurufen.
Text: Lasse Ole Hempel • Fotos: Engelman Architecten
Seit seiner Erbauung im Jahr 1850 prägte der mächtige Komplex des
Arresthuis Gefängnis die Altstadt der niederländischen Stadt Roermond.
Das Gefängnis, das mehr als einen ganzen Häuserblock umfasst und das
Bild der historischen Innenstand prägte, stand leer seit das Gefängnis an
den Stadtrand verlegt wurde. Ein Wettbewerb sucht nach einer neuen
Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Das In Roermond ansässige Büro Engelman Architecten gewann den ausgeschriebenen Wettbewerb mit einer Planung, die das Gefängnis nicht nur in
ein Vier-Sterne-Hotel der Van der Valk Gruppe umwandeln sollte, sondern auch ein neues stadtplanerisches Konzept beinhaltet: Die Architekten schlugen vor, den historischen Kern des Komplexes zu erhalten.
Gleichzeitig war in ihren Planungen vorgesehen, Teile des Ensembles
abzureißen, um Platz für Neubauten zu schaffen. Der Eingang zum Hotel befindet sich im zweigeschossigen Haupthaus (mit Restaurant und
ausgebautem Dachgeschoss) im Süden der Anlage. Rückwärtig schließt
ein dreigeschosssiges, langgestrecktes Gebäude an, dessen Mittelgang
die Achse des Haupthauses fortführt. Einen Teil der Haftanstalt ließen
die Architekten abreißen, um einen begrünten Innenhof zu schaffen. In
das Areal, das südlich durch das Hotel gefasst ist, integrierten die Architekten zwei Neubauten, die sich in ihrer Gestaltung an den schlichten,
geschlossenen Charakter des Bestands anlehnen, und ausschließlich
Wohnraum bieten. Der Altbau, der den Komplex in westlicher Richtung
abschließt, ist ebenfalls als Wohnhaus konzipiert.
12
13
PRAXIS
In den Vorräumen der Zimmer fällt der Blick unweigerlich auf die Porträts von in den USA zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen.
Wegen ihrer besonderen Grundrissstruktur aus anein-
ter, allerdings in strahlendem Weiß. Der Stilmix überführt
andergereihten gleichförmigen Zellen gestaltet sich die
das Gefängnis in einen Erlebnisraum, der das Besondere
Umnutzung von Haftanstalten in der Regel als schwierig.
fernab des Alltags verspricht. Der Verweis auf die Historie
Hotels bieten sich dabei aus vielerlei
Gründen an: Zum einen ist der typische Grundriss wie geschaffen für
eine Umwandlung in Zimmer. Im Het
Arresthuis verwandelten Engelman
Architecten 105 ehemalige Gefäng-
Die Kaffeetassen sind aus
einem Porzellan gefertigt,
das an die typischen, abgeschlagenen weiß emaillierten
Blechtassen erinnert.
niszellen in 36 Hotelzimmer und vier
des Gebäudes wird mit viel Liebe bis
in letzte Detail weitergeführt. So blieben die originalen Türen der Gefängniszellen als Zugang zu den Zimmern
und Suiten bestehen, dazu kommen
vergitterte Fenster und die gusseisernen Treppenanlagen (?), die für einen
Suiten. Drei ehemalige Zellen bilden heute ein Hotelzim-
spannenden Kontrast zwischen Alt und Neu sorgen. In den
mer mit Schlaf-, Wohn- und Badbereich. Die dicken Wände,
Vorräumen der Zimmer begrüßen den Gast lebensgroße
die einen außerordentlich guten Schallschutz bieten, blie-
Porträts aus einer Serie von Cees Roelofs, der im US-ameri-
ben bestehen. Raumhohe Durchbrüche sorgen für einen
kanischen Angola State Gefängnis zu lebenslanger Haft ver-
fließenden Übergang zwischen den Zonen. Engelman Ar-
urteilte Insassen fotografiert hat. Die Kaffeetassen sind aus
chitecten verstehen es meisterhaft, die Vergangenheit des
einem Porzellan gefertigt, das an die typischen, abgeschla-
Gebäudes im Sinne einer außergewöhnlichen Atmosphäre
genen weiß emaillierten Blechtassen erinnern. Über den
zu nutzen: So erfolgt die Erschließung der Zimmer über
Betten prangen Graffitis, die an die in die Zellenwand ein-
die für Gefängnisse typischen zentralen und umlaufen-
geritzten Inschriften und Lebenszeichen von Inhaftierten
Die Gefängnisarchiektur ist in
den Stege und Treppen. Der imposante Luftraum, der sich
erinnern. Das Spiel wird im Restaurant fortgeführt, wo die
Roemond noch allgegenwär-
so ergibt, erstreckt sich über alle drei Etagen. Im Kontrast
Service-Angestellten schwarz-weiß gestreifte Schürzen tra-
tig: So werden die Zimmer
zu diesem martialischen Ambiente stehen die in poppigen
gen und selbst in der Sauna wird der Gast an die ursprüng-
weiterhin über zentrale und
Farben bezogenen Sofas und Hocker, die das ebenerdige Ge-
liche Funktion des Gebäudes erinnert: Die ausgegebenen
umlaufende Stege erschlossen.
schoss prägen. An der Decke sind Strahler montiert und auf
Bademäntel sind auf dem Rücken mit weithin gut lesbaren
Die vergitterten Fenster wer-
der Höhe des ersten Rundgangs hängt ein klassischer Lüs-
Sträflingsnummern versehen.
den bewusst in Szene gesetzt.
14
PRAXIS
15
PRAXIS
Die Komfortzimmer einschließlich der Bäder sind schlicht
in Grau, Schwarz und Weiß gehalten. An den leicht gewölbten Decken ist das Mauerwerk sichtbar, am Boden Dielenboden. In den Räumen sind die Schalter der Serie future
linear von Busch-Jaeger Teil des modernen Ambientes.
Die Suiten sind jede für sich unterschiedlich gestaltet und
beziehen sich auf ihren früheren Benutzer. So wurden die
ehemaligen Räume des Gefängnisdirektors zur überwiegend in Weiß gehaltenen „Director Suite“. Die „Warden Suite“
entstand aus den umgebauten Räumen einer ehemaligen
Aufsichtsperson. Hier stehen dunkles Holz und gedeckte
Farben im Kontrast zum hell und offen gestalteten Bad. Die
„Lawyer Suite“ ist in gesetzten Farben gehalten, und in der
„Judge Suite“ dominieren die Farben Grau, Beige und Weiß.
Das Projekt wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem niederländischen FIABCI
National Prix d’Excellence Award in der Kategorie Hotel.
Einen Teil der Haftanstalt ließen die Architekten abreißen,
um einen begrünten Innenhof zu schaffen. Auch ein
Neubau für Wohnnutzung entstand (unten).
16
PRAXIS
Schnitt
Vor der Transformation
Nach der Transformation
HOTEL ARRESTHUIS, ROERMOND, NIEDERLANDE
Busch-Jaeger Produkt
Projektbeteiligte
FUTURE ®LINEAR
AUFTRAGGEBER
Wenn das Auge zur Ruhe kommt, kann es das
Van der Valk Hotels
Wesentliche entdecken. Die Konzentration
schlichter Sachlichkeit fasziniert durch ihre
ARCHITEKTEN
Engelman Architecten
Klarheit und Unabhängigkeit. Der Reiz von
Engelman Architecten, Roermond
Engelman Architecten wurde 1980 von Maar-
future® linear liegt in seinem kompromisslos
ten Engelman (Foto) gegründet. Das Büro ist
schlichten Design. Kombiniert mit definierten
WOHN- UND NUTZFLÄCHEN
auf keine spezifische Bauaufgabe speziali-
Farben, die einer zeitgemäßen architektoni-
• Hotel: 4.570 Quadratmeter
siert. Vielmehr verfolgen die Architekten das
schen Konzeption entsprechen. Optisch und
• Apartements: 3.696 Quadratmeter
Ziel, die Erfahrungen aus den vielfältigsten
haptisch eindrucksvoll mit den Softtouch-Far-
• Parkplätze: 1.226 Quadratmeter
Bereichen in innovative Gestaltungslösun-
ben studioweiß matt
gen einfließen zu lassen. Engelman Archi-
und schwarz matt.
ADRESSE
tecten arbeitet an der Schnittstelle zwischen
Kompromisslos klar.
Pollartstraat 7, NL 6041 GC Roermond,
Stadtplanung, Architektur und Innenarchi-
Niederlande
tektur. Immer wieder übernimmt das Büro
auch die Bauausführung seiner Projekte.
17
PRAXIS
BELGISCHE BRAUEREI
IN NEUEM GEWAND
Bloßes Mauerwerk, industrielle Relikte und großzügige
Aussparungen in den Decken – das multifunktionale Zentrum
de Hoorn erinnert nicht nur durch den Namen an seine
ursprüngliche Bestimmung als Brauereigebäude. Für die
Stadt Leuven bedeutet die Transformation städtebaulich den
Schritt in die Zukunft.
Text: Ralf Johnen • Fotos: Filip Dujardin
Die Brauerei Den Hoorn wurde bereits 1366 urkundlich erwähnt. Damit
ist sie das älteste immer noch bestehende Unternehmen Belgiens. Zunächst war der Verkauf des Gerstensaftes auf die flämische Kleinstadt
Leuven beschränkt. Bald aber wuchs der Absatzmarkt. Anfang des 18.
Jahrhunderts schließlich sollte Sebastien Artois zunächst zum Braumeister des Hauses aufsteigen, um die Manufaktur später zu erwerben.
Als das Unternehmen 1926 erstmalig unter dem Namen Stella Artois ein
Weihnachtsbier nach Pilsener Brauart auf den Markt brachte, gründete
es gleichzeitig eine Marke geboren, deren globaler Erfolg nicht mehr
aufzuhalten war. Kurz darauf wurde im Industrieviertel Vaartkom eine
nagelneue Produktionsstätte für das beliebte Getränk geschaffen – mit
Anschluss an den künstlichen Stadthafen und die Wasserstraßen nach
Antwerpen. Nicht ohne Geschichtsbewusstsein taufte man die neuen
Anlagen auf den Namen De Hoorn.
Den Bestand L-förmig umschlossen
1988 war Stella Artois vom Global Player „Anheuser Busch In Bev“ geschluckt worden. Es folgte ein abermaliger Umzug der Fabrik noch weiter hinaus an den Stadtrand. Danach war die einst so stolze Brauerei fast
zwei Jahrzehnte lang verwaist. Ein aus regionalen Jungunternehmen
bestehendes Konsortium wollte den Verfall des historischen Gebäudes
stoppen und lobte 2008 einen Architektenwettbewerb aus. Der Auftrag
lautete, die historischen Gebäudetrakte zu einem multifunktionalen
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PRAXIS
Die Aussparungen im Boden bieten Blickbeziehungen und verweisen auf die Braukessel, die hier einst standen.
Zentrum für Veranstaltungen und Kongresse umzubau-
mige Aussparungen in der Decke des Atriums: „Hier haben
en. Mit einer der führenden belgischen Werbeagenturen
bei unserer ersten Besichtigung des Gebäudes noch Brau-
(„Boondoggle“) und einem Büro für Stadtplanung („Buur“)
kessel gestanden“, erklärt er. Diese jedoch seien neueren
als Ankermietern, galt es zudem, kreativen Köpfen an his-
Datums und somit nicht schützenswert gewesen. Auch die
torischer Stätte eine neue Heimat zu schaffen. Das 2004 in
Versorgungsanlagen, die in dem Trakt untergebracht waren,
Gent gegründete Büro 360 architecten erhielt den Zuschlag
wurden entsorgt. Nun wird der Raum durch ein neues Trep-
für den Umbau des Areals. Jan Mannaerts ist einer der drei
penhaus erschlossen. Dort, wo einst die Kessel standen, fällt
Gründer des Büros und betont beim Treffen vor Ort, dass
zusätzliches Tageslicht ein. Außerdem sind Blickbeziehun-
die angestrebte Erweiterung des Geländes erst durch den
gen quer durch die Stockwerke möglich geworden. Im be-
L-förmigen Anbau möglich wurde, der den Bestand süd-
nachbarten Raum waren die Architekten mit einer anderen
seitig umschließt. Die ursprünglichen Planung, wonach der
Situation konfontiert: Sechs altehrwürdige, unbedingt erhal-
Neubau die Brauerei um vier Geschosse überragen sollte,
tenswerte Kupferkessel prägen das Ambiente des Saals, der
verhinderte vorerst die Wirtschaftskrise von 2008. In den
für Veranstaltungen mietbar ist. Weil auch die alten Fliesen,
Anbau zog unter anderem ein Café und ein Restaurant.
die Patina belegten Versorgungsleitungen und die nackten
Träger erhalten sind, konnte hier ein Raum mit einzigarti-
Imposante Kupferkessel und Rundbögen
gem Charakter geschaffen werden.
Den Architekten lag viel daran, den typischen Charakter einer Brauerei aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zu
Durch ein gerundetes, zweiflügliges Treppenhaus führt
konservieren, indem sie die erhaltenen Brauereianlagen so
der Weg hinauf in den rund sechs Meter hohen Brausaal.
weit wie möglich als organische Teile in das neue Gebäude-
Hier kamen einst die Ingredienzen in die Kessel. Den Raum
konzept integrierten. Gleichzeitig galt es, den Anforderun-
konnten Mannaerts und sein Team in seiner Gesamtheit
gen eines Technologie-Start-ups und den Raumbedürfnis-
retten – ebenfalls mit Originalfliesen und den ornamen-
sen von Kreativfirmen gerecht zu werden.
tierten Treppengeländern. Durch die imposanten Rundbö-
Beim Besuch in Leuven zeigt Mannaerts auf zwei kreisför­
gen der vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster wirkt
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PRAXIS
Der einstige Belüftungsraum auf dem Dach wurde zum Konferenzraum, der von den Architekten in eine Glashülle verpackt wurde.
der Saal geradezu majestätisch. Oberhalb des Brausaals
acht Meter großes Kubikel aus Backstein, in dem einst die
haben die Architekten einen Innenhof geschaffen, um die
Belüftungsanlagen untergebracht waren. „Der Aufsatz war
Zufuhr von Tageslicht in den Büros signifikant zu erhö-
baufällig, aber wir wollten ihn unbedingt behalten. Also
hen. Eine Etage tiefer wird die Architektur in den Büros von
haben wir die Wände befestigt und kurzerhand eine Schale
Boondoggle Tag für Tag auf ihre Alltagstauglichkeit über-
aus Glas drum herumgebaut.“ Nach dem Vorbild eines Ge-
prüft. Alte Eisenrohre und moderne
Versorgungsleitungen ergänzen sich
zu einem Industrieambiente, wie es
heutzutage gerne von Restaurants
oder modernen Kaufhäusern adaptiert wird. Derweil sorgen flexible
Im Rahmen einer Revitalisierung des Bezirks kommt De
Hoorn als Schaltstelle zwischen Alt und Neu eine
Schlüsselrolle zu.
wächshauses, das den Blick auf die
Umgebung freigibt.
Auf der Südseite ist mit der sogenannten Skylounge wenigstens ein
erster Raum entstanden, der eines
Glaswände und offene Sitzecken für zeitgemäße Bürositu-
Tages Teil der vorgesehenen vertikalen Erweiterung werden
ationen.
könnte. Bis dahin dient er als Zugang zur Dachterrasse, die
Exzentrisches Highlight dieser Arbeitswelt sind die eins-
in gut 18 Metern Höhe einen Überblick über Nah und Fern
tigen Silos für Hopfen und Getreidemalz, die sich ziemlich
gestattet: Während sich in einem Kilometer Entfernung
genau im Mittelpunkt des Gebäudes befinden. In diese hat
die historischen Bauten des Stadtzentrums erheben, ist De
Mannaerts kurzerhand Türen eingebaut und Gitter einge-
Hoorn von Industrieruinen umgeben.
zogen, auf dem nun Stühle und ein Tisch thronen. Ein Ga-
Diese, erklärt Mannaerts, werden im Zuge eines Master-
rant für Abgeschiedenheit innerhalb des Gebäudes.
plans zur Revitalisierung des Viertels Vaartkom nach und
nach eingeebnet und durch Parkanlagen und Appartem-
Skylounge im Erweiterungsbau
entblocks ersetzt. Dabei, so Mannaerts, kommt De Hoorn
Eine Fahrt mit dem Aufzug verdeutlicht, dass überall Re-
eine symbolbeladene Schlüsselrolle zu: „Als Schaltstelle
likte der Vergangenheit sichtbar bleiben. Oben auf Dach
zwischen Alt und Neu.“ Und als zentraler Anlaufpunkt eines
etwa zeigt Mannaerts nicht ohne Stolz ein etwa vier Mal
Viertels, das früher niemand freiwillig betreten hat.
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PRAXIS
Der Anbau umschlingt das Bestandsgebäude L-förmig (oben). Die Einschnitte in den Decken versorgen das Atrium mit zusätzlichem Tageslicht (unten).
Insgesamt zehn Millionen Euro hat der Umbau der Ende
2012 wiedereröffneten Brauerei gekostet. Eine Summe, die
nicht nur in die Schaffung von Arbeits- und Wohlfühlraum,
sondern auch in raffinierte Haustechnik investiert wurde:
Steck- und Montagedosen (?) stammen ebenso wie Präsenzmelder und KNX-System aus dem Hause ABB. Darüber hinaus haben sich die Investoren und Architekten um nachhaltiges Bauen verdient gemacht: Die alte Substanz wurde
in eine neue Nutzung überführt, nach modernen Standards
isoliert und mit Photovoltaikpanelen sowie Regenwasserauffangtonnen ausgestattet.
Die neuen Trakte verfügen derweil über Wärmewiederaufbereitungsanlagen, hybride Belüftungssysteme und verschiedene Energiesparmodule.
Während am generellen Erfolg der Transformation wenig
Zweifel besteht, hadern Puristen mit einem Detail: Trotz der
bis 1366 zurückreichenden Brautradition ist das einzige im
Erdgeschoss untergebrachte Geschäft nicht dem Bier vorbehalten. Vielmehr befindet sich dort eine Weinhandlung.
Auch ein Symptom des Strukturwandels.
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PRAXIS
Grundriss
Schnitt
DE HOORN, LEUVEN, BELGIEN
Busch-Jaeger Produkte
Projektbeteiligte
KNX-SYSTEM
AUFTRAGGEBER
KNX hat sich zum weltweit einzigen öffenen
nv De Hoorn
Standard für Haus- und Gebäudesystemtechnik etabliert. Busch-Jaeger bietet mit dieser
ARCHITEKTEN
360 architecten
Technik eine leistungsfähige Haussteuerung
360 architecten, Gent
Das Büro wurde 2004 von Kris Buyse, Greet
für Licht, Heizung, Energieverbraucher und
Houben und Jan Mannaerts in Gent gegründet
Sicherheitssysteme. Dabei steigen am Arbeits-
FERTIGSTELLUNG
und hat heute 15 Mitarbeiter. In ihren Pro-
platz oder Zuhause nicht nur der Komfort,
2012
jekten loten die Architekten ein Maximum an
sondern auch Energieeffizienz und Sicher-
Möglichkeiten aus, die sich aus der Interakti-
heit. Zudem lassen sich Audio-, Video- oder
INTEGRIERTE PRODUKTE VON
on zwischen Kontext und architektonischer
Haushaltsgeräte nahtlos integrieren. Dazu
BUSCH-JAEGER
Neuplanung ergeben. Das Ziel sind einzigartige,
kommen die intuitiv bedienbaren eleganten
KNX-System, Präsenzmelder
am Ort verankerte Projekte, die keineswegs
Steuerelemente von Busch-Jaeger, mit denen
egozentrisch erscheinen, sondern vielmehr in
alle Gebäude- und Wohnbereiche mühelos
der lokalen Umgebung Sinn machen.
steuerbar sind.
www.office360.be
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PRAXIS
NEUER GLANZ
IN BERLIN
Der Berliner Westen erlebt eine Renaissance, wie man beispielsweise an der Wiederbelebung
von traditionsreichen Gebäuden der Stadt erkennt. Ein Beispiel für diesen Trend wäre das
2013 neu eröffnete Hotel am Steinplatz. Auf den Spuren des bekannten Berliner Baumeisters
August Endell haben die Architekten des Berliner Büros morgen und das Innenarchitekturbüro
von Tassilo Bost ein modernes Luxushotel geschaffen, in dem sie Jugendstil- und Artdéco-Elemente mit zeitgemäßen technischem Know-how zu einer Einheit verknüpft haben.
Text: Christina Gräwe • Fotos: Lucas Müller (3); Hotel am Steinplatz (3)
Sind sie wieder da oder waren sie nie weg? Marlene Dietrich hat sich
mayer das Haus verkaufte. Die zehn folgenden Jahre als Seniorenwohn-
gleich am Eingang niedergelassen; lasziv räkelt sie sich auf einem le-
heim mit vielen Umbauten und der Leerstand bis zum Jahr 2000 ließen
bensgroßen Schwarz-Weiß-Foto. Einen Raum weiter blickt einem Greta
das einst so stolze Haus in einen Dornröschenschlaf fallen. Aus diesem
Garbo entgegen – versonnen und streng zugleich. Zwei berühmte Ver-
weckte es 2010 der Hotelkonzern Marriott als neuer Besitzer, der sich
treterinnen einer langen Reihe prominenter Gäste, die zwischen 1913 bis
entschied, hier ein Hotel der eigenen „Autograph Collection“ zu errichten.
1976 hier im Hotel am Steinplatz ein und ausgingen.
Das Hotel am Steinplatz wurde 2013 – und damit gerade noch pünktlich
Erbaut wurde das Haus nach Plänen des Jugendstilarchitekten August
zum hundertjährigen Jubiläum – als erste deutsche Adresse dieses indi-
Endell bereits 1907, zunächst als Wohnhaus. Es ist neben den Hacke-
viduellen und exklsuiven Seitenarms der Marriott-Gruppe eröffnet.
schen Höfen das einzige Berliner Relikt des 1871 geborenen Baumeisters. Die Bankiersfamilie Zellermayer übernahm das großbürgerliche
Eckhaus am Steinplatz und führte es als Hotel über zwei Generationen
Florale Stuckelemente wurden rekonstruiert
durch zwei Blütezeiten. In den 1920er Jahren waren es hauptsächlich
Die DSH GmbH als Generalunternehmer und die Architekten des Ber-
zarentreue Russen, die vor der Oktoberrevolution nach Charlottenburg
liner Büros morgen sowie der bekannte Innenarchitekt und Hotelspezi-
geflüchtet waren und sich mit der Kultur-Prominenz mischten. Nach
alist Tassilo Bost waren mit dem Umbau und der Sanierung eines Dop-
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg fing Heinz Zellermayer wieder klein
peldenkmals beauftragt: Das Haus ist zugleich als Einzelgebäude wie
an, versorgte seine Gäste mithilfe einer Ziege auf dem Dachboden sowie
auch als Teil eines Ensembles geschützt. Dennoch war eine grundlegen-
selbst angebauten Tomaten auf dem Dach und arbeitete unermüdlich
de Weiche rasch gestellt, denn durch den langen Leerstand war das Haus
daran, dass das Hotel am Steinplatz wieder zum westlichen Pendent des
stark von Schimmel befallen und musste vollständig entkernt werden.
ungleich größeren Adlon wurde. Gehörig zum Erfolg beigetragen hat,
Die Fassade, ein Nebeneingang und die tragenden Wände blieben erhal-
dass er die Aufhebung der Sperrstunde bewirkte und die beliebte Künst-
ten. Die Holzbalkendecken mussten größtenteils, das Haupttreppen-
ler-Bar „Volle Pulle“ im Keller einrichtete. Jetzt kamen Berlinale-Größen
haus vollständig ersetzt werden. Bei vielen Maßnahmen und Überlegun-
wie Romy Schneider und Alain Delon, aber auch Intellektuelle wie Gün-
gen, wie Alt und Neu zeitgemäß eine neue Symbiose eingehen könnten,
ther Grass und Heinrich Böll. Damit war 1976 Schluss, als Familie Zeller-
spielte für die Planer ein Bezug zum Jugendstil eine große Rolle. Die
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PRAXIS
Mit Art-Déco Möbeln und großformatigen Schwarzmeizmotiven an den Wänden wird die Erinnerung an die „Goldenen Zwanziger“ lebendig gehalten oder an eine berühmte Mailänder Passage erinnert.
Straßenfassade ist nach Farbanalysen wieder nilpferd-
sen ist. Die Herausforderung bestand für Bost und seine
grün, die zum Innenhof cremefarben gestrichen. Florale
Mitarbeiter darin, das Gebäude an seinen Ursprüngen ori-
Stuckelemente konnten restauriert und nach ihrem Vor-
entiert zu beleben, jedoch in die Jetzt-Zeit zu überführen.
bild Ergänzungen rekonstruiert werden. Die Holzfenster
Die Fusion des Ambientes und des Lebensgefühls der
mussten ersetzt werden; glücklicherweise leisteten sich
20er-Jahre mit aktuellem High-Tech oder die Belebung der
die Bauherren hier wieder Holz statt der so häufig beob-
öffentlichen Bereiche durch die Untermalung mit heutiger
achteten breiten Ersatzplastikprofile. Als gänzlich neues
Lounge-Musik und nicht etwa der Musik aus den 20ern,
Element kam über dem ebenfalls neuen Haupteingang
unterstreichen dies deutlich. Mit den Worten „Wir sind ja
eine geschwungene Betonüberdachung mit Blattmotiven
nicht in einem Museum, sondern in einem Hotel des 21.
hinzu. Was auf Fotos zu dominant erscheint, fügt sich vor
Jahrhunderts“ kommentiert Bost während eines Treffens
Ort überraschend gut ein, zumal der Beton mittlerweile
in Berlin seine Arbeit für das Hotel am Steinplatz. Für Bost
wohltuend Patina angesetzt hat.
steht fest, dass sich August Endell bereits ein Stück weit
von Jugendstil und floraler Ornamentik entfernt und dem
Ein Hotel des 21. Jahrhunderts, kein Museum
Art-déco zugewandt hatte, als er das Haus am Steinplatz
Fotos aus dem „Berliner Archiv für historische Aufnah-
entwarf. Der damit einhergehende moderne Aspekt der
men“ und Berliner Filme inspirierten den Innenarchitek-
Reduktion der Formen bei gleichzeitiger Konzentration
ten Tassilo Bost bei seiner Arbeit. Ihm schwebte eine Haus
auf Materialien erschien Bost als wichtige Konstante für
vor, das unbedingt und bewusst „berlinerisch“ sein und so-
sein Design. Jedes Zimmer wurden von ihm individuell
mit ohne Ansleihen anderer Metropolen aus der gleichen
eingerichtet, alle Möbel sind Neuanfertigungen und von
Epoche auskommen sollte. Um den Esprit der 20er-Jahre,
Bost entworfen. Als besonders reizvoll erschien dem In-
als das Hotel am Steinplatz seine erste Blütephase erlebte,
nenarchitekten der Entwurf des Restaurants, in dem heute
zu begreifen, setzte er sich auch mit mit Ilse Eliza Zeller-
ausgezeichnete Berliner Spezialitäten wie ein Berliner Gin
meyer, der hoch betagten Tochter des legendären Hoteldi-
und das in Neukölln gebraute Rollberg-Bier angeboten
rektors, zusammen, die zum Teil in dem Hotel aufgewach-
werden. Dabei kann der Besucher das einzigartige Ambi-
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PRAXIS
Fein miteinander abgestimmte Farben treffen im Hotel am Steinplatz auf speziell gefertigte Leuchten – wie hier im Spa-Bereich.
ente bestaunen, das durch textile Wandbespannungen und
pichböden, die dem Art-déco nachempfundenen Möbel,
hinterleuchtete Tresen in Steinoptik geschaffen wurde.
die Farbpallette aus Schwarz, Weiß, Grau und stellenweise
Wer das Hotel betritt, den erwartet keine quirlige Emp-
Braun. Ganz oben wird es hell: In der fünften Etage und in
fangshalle, sondern passend zum Gesamtcharakter des
der – beim Denkmalschutz durchgesetzten – Aufstockung
Hauses eine Abfolge beinahe intimer Räume: erst ein
ist der Wellnessbereich untergebracht. Der Blick geht über
Durchgang, linkerhand die Rezeption
und geradeaus eine elegante Weggabelung, die wie eine Hommage an die
berühmte Galleria Vittorio Emanuele
in Mailand erscheint: mit schwarzweiß-grauem
Stein­intarsienboden
Es ist ein Fünfsterne-LuxusHotel entstanden, das bei
allem erdenklichen Komfort
trotzdem angenehm überschaubar bleibt.
die Dächer Berlins hinweg, entweder
vom Trimm-Rad aus nach Westen
oder bequemer aus dem Liegestuhl
nach Osten.
Auch hier im Spa-Bereich lassen die
Architekten ihrem Hang zu eigenwil-
und einem durch Strahler umrandeten Kronleuchter an-
ligen, leicht verspielten Dekor freien Lauf – etwa indem sie
stelle der Glaskuppel. Von hier aus gabeln sich die Wege zur
für eine der Ruhezonen schlicht-elegante ringförmige De-
Lounge und den Fahrstühlen, der Bar und dem Restaurant
ckenleuchten entwarfen, die sie mit äußerst auffälligen far-
sowie den Trakten um den Innenhof mit Konferenzbereich.
bigen Glaskugeln versahen.
Um den begrünten und unversiegelten Hof herum verläuft
Insgesamt weiß die Hommage an die goldene Zeit des Ho-
kreuzgangartig ein gläserner Parcours, der stellenweise
tels absolut zu überzeugen. Zur beinahe familiären At-
weit geöffnet werden kann. Die Grundrisse der 87 Zimmer
mosphäre tragen die Ballonmützen der Portiers oder die
zwischen dem ersten und vierten Stockwerk sind wegen
liebevoll auf Berliner Flohmärkten zusammengetragenen
des Denkmalschutzes unterschiedlich. Hier konnte keine
Buttermesser bei. Es ist ein Fünfsterne-Luxus-Hotel ent-
nutzungsoptimierte Stangenware aneinander gereiht wer-
standen, das bei allem erdenklichen Komfort angenehm
den, was an manchen Stellen merkwürdige Raumzwickel
überschaubar bleibt.
entstehen lässt, aber sehr charmant ist. Durchgängig ist
Passend dazu konnten sich der Berliner Innenarchitekt
hingegen die Gestaltung: die floralen Ornamente der Tep-
Tassilo Bost und sein Team über den International Property
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PRAXIS
Neuer strahlender Anlaufpunkt in Berlins Westen: Das Hotel am Steinplatz
Award 2014 freuen. Mit ihrem Innenraumkonzept für das
Hotel am Steinplatz wurden sie in der Kategorie „Hotel
50–200 rooms“ ausgezeichnet und setzten sich damit gegen elf ehemals nominierte internationale Planer durch.
Obwohl die denkmalgerechte Sanierung in einigen Bereichen eine Befreiung von der Energieeinsparverordnung
(ENEV) bedeutet, konnten auch Nachhaltigkeitsaspekte
umgesetzt werden. Zum Beispiel durch eine gedämmte
Innenhoffassade, die die Gliedererung der alten bereits
überformten Fassade berücksichtigt, den Einbau von
neuen rekonstruierten Fenstern und den Einsatz neuester
Haus­technik.
Das Haus am Steinplatz verträgt sich aufs Beste mit seiner
Umgebung ­– mit dem Berliner Bezirk Charlottenburg, in
dem noch die Erinnerung an den viel besungenen „Goldenen Westen“ lebendig ist. Hier, unweit des berühmten
Bahnhof Zoo, wurden in jüngster Zeit kürzlich mit dem
nahe gelegenen Bikini Berlin, dem Hotel Waldorf Astoria
und der kürzlich wiedereröffneten Fotogalerie C/O Berlin
neue Impulse für eine Renaissance des Berliner Westens
gesetzt. Bleibt noch Berlins schönster Personaleingang: Der
liegt nicht etwa verschämt in einer Seitengasse, sondern als
stuck­umkränztes Portal direkt neben dem Haupteingang
des Hotel am Steinplatz und führt in ein original erhaltenes
Foyer mit raffiniert gerippter Bogendecke.
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PRAXIS
Schnitt
Grundriss Regelgeschoss 1. – 3. OG
HOTEL AM STEINPLATZ, BERLIN
Busch-Jaeger Produkte
Projektbeteiligte
PUR EDELSTAHL
LED-DIMMER
BAUHERR
Design und Material des
Individuelle Helligkeits-
DG Steinplatz GmbH
Schalterprogramms pur
steuerung : Die Busch-Dim-
Edelstahl sprechen für sich.
mer® wurden in Koopera-
BETREIBER
Ästhetik, Funktion und
tion mit Philips entwickelt
Marriott Hotels/Autograph Collection
Lang­­lebigkeit verschmelzen
und ermöglichen es, auch
zu einer Einheit.
LEDs optimal zu dimmen.
Akademie der Künste, Berlin
August Endell
August Endell (1871 – 1925) wurde bekannt als
PROJEKTENTWICKLUNG
Mitherausgeber der Zeitschrift Pan und als Archi-
DSH GmbH
tekt der bunt glasierten Fassaden des ersten der
Hackeschen Höfe in Berlin, des „Endell‘schen Hofes“.
ARCHITEKTEN
Endells erstes und berühmtestes Hauptwerk war
morgen Gesellschaft von Architekten
der Entwurf des Fotoateliers Elvira in München, das
im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde und
INNENARCHITEKTEN
wie so viele seiner Bauten nicht mehr erhalten ist.
bost berlin /
Endell lebte seit 1901 in Berlin und schuf hier und in
Interieur Design.Architecture
Potsdam die meisten seiner Stadthäuser und Villen.
29
NEWCOMER
Studio Symbiosis; Kai Fischer
Amit Gupta und Britta Knobel-Gupta
Britta Knobel-Gupta im Gespräch mit Katrin Förster (ABB)
STUDIO SYMBIOSIS, DELHI
Deutsch-indische Zusammenarbeit: Amit Gupta und Britta Knobel-Gupta haben sich im Büro von Zaha Hadid in London
kennen gelernt. Vor fünf Jahren gründeten sie in Delhi ihr eigenes Büro, derzeit entsteht ein Hotel nach ihren Plänen.
Die Zahlen sprechen für sich: 65 Millionen Wohnungen für 300 Millio-
blisement, auf dessen Fassade Wellenformationen entlang zu rauschen
nen neue Stadtbewohner werden den Prognosen zu Folge in den nächs-
scheinen. Das Ahmedabad Hilton Hotel befindet sich derzeit im Rohbau
ten Jahrzehnten in Indien gebraucht. Die Regierung will den Bauboom,
und soll als ikonographisches Lechtturmprojekt einem neu entstehen-
der bereits heute herrscht, steuern, indem sie etwa neue so genannte
den Stadtteil in Ahmedabad, der viertgrößten Stadt Indiens, Gestalt ver-
„Smart Cities“ fördert. Selbstverständlich ziehen die rosigen Aussichten
leihen. Nicht ohne Stolz verweisen die Architekten darauf, dass es ihnen
viele ausländische Büros an. Die Architekten von Studio Symbiosis ha-
gelungen ist, ohne die typische Hotelhochhaustypologie auszukommen.
ben ihnen gegenüber einen Vorteil: Sie bringen nicht nur europäisches
Alle Serviceeinrichtungen sind kompakt im zu beiden Seiten elegant
Knowhow mit, sondern sind eben als deutsch-indische Bürogründung
auskragenden Erdgeschoss konzentriert. Es werden Geschäftsreisende
auch bestens mit der Region vertraut. Amit Gupta und Britta Knobel-
erwartet, aber auch Touristen, die sich beispielsweise Bauten von Le Cor-
Gupta haben 2010 Studio Symbiosis gegründet, mit dem Hauptsitz im
busier und Louis Kahn anschauen, die sich in der Stadt im Westen Indi-
indischen Delhi und einer Dependance in London. Britta Knobel-Gupta
ens verewigt haben. Insgesamt wirkt in Indien das Vermächtnis großer
hat in Konstanz und Lyon studiert, Amit Gupta wurde in London zum
einheimischer Architekten wie Doshi, Correa, Rewal. In der Vergangen-
Architekten ausgebildet. Kennen gelernt haben sie sich als Mitarbeiter
heit war jedoch zu beobachten, wie der rasante Städtebau einen Mangel
im Büro von Zaha Hadid. „Die Architektur von Zaha Hadid ist ein Ein-
an Design in der Architektur mit sich brachte. Dieses ändert sich, das Inte-
fluss, den wir mit auf den Weg bekommen haben“, gibt Britta Knobel
resse an guter Architektur ist gestiegen – auch durch den Einfluss interna-
Gupta während eines Interviewtermins in Stuttgart zu. „Seit wir ein ei-
tional tätiger Firmen, die nach Indien kommen oder durch indische Büros.
genes Büro gegründet haben, entwickeln wir unseren individuellen Stil
International tätige Architekten bringen hohe Standards beim Design
konsequent weiter. Nichtdestotrotz werden wir natürlich immer wieder
und der Ausführungs- und Detailplanung mit, ein Projekt ist jedoch erst
auf den Einfluss von Hadid hingewiesen.“
dann erfolgreich, wenn die Bauaufsicht sehr gut ist und die Details auch
Von den indischen Bauherren werden die fließenden Formen gut auf-
ausgeführt werden. Als international tätiges, modernes Büro verfügt
genommen. Auch das erste Projekt, das Studio Symbiosis in Indien ver-
Studio Symbiosis nicht nur über eine starke Präsenz in Indien sondern
wirklicht, ist kein gewöhnlicher Kubus, sondern ein 5-Sterne-Hoteleta-
auch über das erforderliche kulturelle Einfühlungsvermögen.
30
PEOPLE
Wilson Associates
PEOPLE • MESSEN • EVENTS
SBID INTERNATIONAL DESIGN AWARDS 2014
SLEEP 2014
Bereits zum vierten Mal vergab im November 2014 die Society of British Interior Design die
Designer, Architekten, Interior Designer, Hoteleigentümer, Betreiber und Investoren trafen
SBID International Design Awards. Die Preise aus insgesamt 15 Kategorien, darunter die bes-
sich auch dieses Jahr vom 26. bis zum 27. November im Business Design Center in London.
ten Innenarchitekturprojekte mit einem Wert über eine Million englische Pfund und das
Auf der Messe Sleep setzten bekannte Unternehmen aus den unterschiedlichen Bereichen
beste Hotel, wurden in einer feierlichen Zeremonie im Londoner Hotel Dorchester verliehen.
ihre Möbel, Textilien, Oberflächen, Tapeten, Bodenbeläge sowie Beleuchtungen und Techni-
Die Jury bewerte sowohl die technischen Aspekte eines Projektes, als auch das kreative Po-
ken für die Hotelbranche in Szene. Zudem konnten die Besucher spannende Vorträge von
tenzial. Daher sitzen neben internationalen Größen aus der Industriebranche auch bekannte
internationalen Architekten verfolgen. Jeremy King vom Londoner Architekturbüro Corbin
Designer und Innenarchitekten wie Christopher Jenner, Creative Director of Eurostar, und
& King eröffnete mit dem Thema „From the Heart of Hospitality“ die Vortragsreihe. Später
Katherine Pooley, Kathrine Pooley Ltd, in der Jury. Aus den 425 eingereichten Produkten
folgte beispielsweise eine „Talking“-Runde mit Patrick Jouin und Sanjit Manku vom renom-
wählten die elf Juroren insgesamt 152 Finalisten. Zusätzlich zu den Stimmen der Fachleute,
mierten Büro Jouin Manku aus Paris. Eine Besonderheit der Messe ist der Design-Wettbewerb
waren Architektur- und Designinteressierte aufgerufen, über das Internet mit abzustimmen.
„Sleep-Set“. Vier Architekten stellten ihre zukunftsorientierten Entwürfe für die neuen Gäs-
Als Anbieter von elektronischen High-End-Steuerungssystemen, die auch in Hotels auf der
tezimmer vor. Darunter auch das deutsche Architekturbüro Dreimeta aus Augsburg.
ganzen Welt eingesetzt werden, sponserte ABB in diesem Jahr den Preis in der Kategorie Hotel Design. Das Unternehmen möchte so gute Innenarchitektur fördern und herausragende
Hotelarchitektur auszeichnen. In der Kategorie Hotel Design wurde der Entwurf für das JW
Marriott Hotel New Delhi Aerocity (Foto) des amerikanischen Büros Wilson Associates ausgezeichnet. Das Tagungshotel nahe dem internationalen Flughafens Indira Gandhi, Neu-Delhi
MESSETERMINE 2015 MIT BUSCH-JAEGER
bietet insgesamt 550 luxuriöse Zimmer. Um den nationalen und internationalen Bezug am
Standort herzustellen kombinierten die Architekten geschickt indische Muster und klassi-
BAU 2015, München, 19. – 24. Januar
sche Seidenstoffe mit modernen Architekturelementen. Sowohl in den öffentlichen Bereiche
Elektrotechnik 2015, Dortmund, 18. – 20. Februar
als auch in den Hotelzimmern entstand so ein zurückhaltendes Design mit warmen Farbtö-
Eltefa 2015, Stuttgart, 18 – 20. März
nen und ein Mix aus klarer Linienführung und verspielten Motiven.
Elektro, Moskau, 8. – 11. Juni
Architetto Malaga, 23. – 25. Juni
Ifa 2015, Berlin, 4. – 9. September
Ineltec, Basel, 8. – 11. September
Elektro Vakbeurs, Hardenberg, 10. – 12. September
100% Design, London, 23. – 26. September
Elektrotechniek, Utrecht, 29. September – 2. Oktober
LEAF 2015, London, 14. – 16. Oktober
BEST 2015, Istanbul, Oktober
HitechBuild, Moskau, 28. – 30. Oktober
Olivier Chavy, Geschäftsfüher Wilson Associates, nimmt den SBID Award 2014 in Empfang (links).
SLEEP, London, November
31
ZU BESUCH BEI KSG, KÖLN
Tabula-Rasa-Denken ist ihm fremd. Prof. Johannes Kister hat als Architekt vielmer bewiesen, dass er
Bestandsgebäuden mit viel Einfallsreichtum und Geschick ungeahnte Qualitäten entlocken kann. Seit
dem Umbau der Agrippinawerft zum modernen Büro- und Wohnhaus, das der Kölner liebvoll „Siebengebirge“ nennt, sind die Architekten von KSG Kister Scheithauer Gross bekannt als Spezialisten für das
Bauen im Bestand. Johannes Kister ist 2007 mit seinem Büro in das Gebäude im Rheinauhafen gezogen und braucht seitdem nur von seinem Schreibtisch aufzuschauen, um eine Schute nach der anderen
über den Rhein schippern zu sehen.
Interview: Katrin Förster und Lasse Ole Hempel
Blaugoldhaus, Gerling-Quartier, Quelle-Versandhaus ... das Bauen im
Sie haben unter anderem die extreme Tiefe der Räume bewusst er-
Bestand wurde über die Jahre zu einem Spezialgebiet Ihres Büros. Dabei
halten und bewusst auf den Loft-Charakter gesetzt.
haben die Anfänge mit dem Gebäude zu tun, in dem wir uns hier gerade
Wir haben uns gegen Einschnitte entschieden. Erstens, weil es keine Ab-
befinden – der Agrippinawerft, auch bekannt als „Siebengebirge“.
stellräume gibt und zweitens, weil wir die Großzügigkeit sehr schätzen.
Ja, das kann man so sagen. Wir wurden 2002 mit dem Projektentwickler,
Wir haben die ganz großen Eingriffe vermieden, einfach auch, weil der
der Pandion AG, zusammengebracht. Fast niemand in Köln glaubte damals
moderne Architekt akzeptieren muss, dass ein Gebäude dieser Art einen
an das Projekt und dessen Vermarktbarkeit. Aber aufgrund der großen
ganz besonderen Charme hat. Unser Konzept bedeutete, zur Straße hin
Wohnungsbauerfahrung von Reinhold Knodel und der architektonischen
die prägnante Fassade zu belassen und zum Rhein hin „aufzumachen“.
Konzeption wurde das Siebengebirge ein Erfolg. Die Wohnungen verkauf-
Dort setzten wir auf Loggien mit Faltwänden. Hier am Rheinufer ist es
ten sich über Nacht und verzeichnen über die Jahre einen Wertzuwachs.
oft laut und windig; mit unserer Lösung kann jeder das Klima im Raum
32
Marcus Schwier
Das Gerling-Hochhaus wurde 1953 in damals innovativer Stahl-Skelettbauweise errichtet. Die Fassade aus Muschelkalk und Naturstein wird vom Kölner Büro ksg derzeit subtil saniert.
individuell regeln. Das war der Kompromiss, den wir mit der Denkmalpfle-
einem Bau sprechen, der sich einerseits an den klassischen Formen
ge eingehen konnten. Es gab damals in dieser Lage nichts Vergleichbares.
orientiert und mit der patriarchalischen Selbstauffassung des Firmengründers Robert Gerling zu erklären ist aber auf der anderen Seite in der
In etwa zeitgleich wurden auch die Kranhäuser von BRT Architekten
Komposition von Horizontalen und Vertikalen absolut modern ist. Der
fertig. War dies der Startpunkt, um Köln zu modernisieren?
behutsame Umgang mit der Nachverdichtung im Zentrum der Anlage
Wir haben bei diesem Projekt sehr wertvolle Erfahrungen gemacht und
ist eine Entscheidung, die auch anders gelöst werden könnte, aber in der
erwarben ein architektonisches Rüstzeug, um die große Zahl von in die
jetzigen Form der Raumqualität des Bestandes am ehesten gerecht wird.
Jahre gekommenen Bauten in Köln anzugehen. Mit dem Gerling-Kom-
Wir mussten uns auch fragen, wie wir am besten mit der denkmalge-
plex schloss sich bald in Köln für uns das nächste Projekt an, an dem wir
schützten Fassade aus Muschelkalk und Naturstein umgehen, ohne uns
bis heute arbeiten. Als der Gerling-Konzern die Gebäude verließ, rief mich
eine energetische Sanierung und DGNB-Zertifizierung zu verbauen.
Uwe Schmitz von der Frankonia Eurobau, welche das Areal erworben hatte,
an und fragte: Was machen wir mit diesen 120.000
Quadratmetern? Anschließend wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben; da waren
wir schon zuvor beratend für den Investor tätig und
so mit der Thematik recht vertraut. Wir haben es
mit einem bekannten und für die Stadt ungemein
„Als der Gerling-Konzern die
Gebäude verließ, rief mich der
neue Besitzer an und fragte:
‚Was machen wir mit diesen
120.000 Quadratmetern?‘“
wichtigen Areal aus der Nachkriegszeit zu tun, das
besondere Fragen aufwirft und einen ganz eigenen Zugang erforderte.
Nicht nur die Fassade, auch die so genannte „versteckte“ Stahlkonstruktion des Gerling-Hochhauses stellte sicherlich eine Herausforderung
dar ...
Die Auseinandersetzung damit hat dazu geführt,
dass ich das bauforumstahl angesprochen habe
und auf „versteckte Stahlbauten“ als ein interes-
santes Thema der Nachkriegsarchitektur hingewiesen habe. Die reine
Stahlkonstruktion wird hier erst sichtbar, wenn man das Gebäude ent-
Nämlich welchen ?
kernt. Letztlich mündete die Recherche in der Ausstellung „Moder-
Nehmen wir zum Beispiel das Ensemble in der Mitte des Gerlingareals
nisierung der Moderne“, die gemeinsam mit der Hochschule Dessau
– das erste Bürohochhaus Kölns, das 1953 von den Architekten Helmut
kuratiert wurde. Am Ende hat sich auch herausgestellt, dass man bei
Hentrich und Hans Heuser errichtet wurde. Hier kann man schon von
einem Abriss des fünfzehngeschossigen Haus Gerling anschließend
33
Martin Claßen
ZU BESUCH
Zur Straße hin die prägnante Fassade erhalten, in Richtung Rhein „aufgemacht“: Die auch als „Siebengebirge“ bekannte Agrippinawerft in Köln
dort nicht mehr so hoch hätte bauen dürfen. Die in Köln geltende Hö-
und gebündelt wurden. Heute ist das Gebäude im Besitz eines Insolven-
hensatzung bedeutete letztlich die Rettung des Bauwerks, zumal die
zverwalters, der es gerne veräußern würde. Für die ersten Geschosse ist
Stahlkonstruktion eine flexible Verwendung für Wohnungsgrundrisse
ein 18.000 Quadratmeter großes Einkaufscenter geplant. Nur, was macht
zuließ. Das Gebäude wurde entkernt; im Grunde kann man im Bezug
man mit der übrigen Fläche? Deswegen waren wir mit einem Gesamt-
auf das Innenleben von einem Neubau sprechen. Dadurch erklären
konzept beauftragt. Das Problem ist die Geschosseigentumslage, die aus
sich auch die zum Teil sehr hohen Baukosten.
dem Projekt unweigerlich ein Hybridgebäude macht. Leider stören sich
die Banken sehr an der Tatsache, dass für die Geschosse unterschiedliche
Stimmen Sie denen zu, die monieren, dass die Nachkriegsbauten – im
Konzepte nötig sind - was die Finanzierung bislang erschwert. Es zeich-
Gegensatz zu den Gebäuden der Gründerzeit – kaum eine Lobby haben?
net sich aber mit dem portugiesischen Investor Sonae Sierra, der auf
Viele erkannten den Wert der 50er und 60er Bauten lange nicht. Ein gu-
das Quelle-Areal derzeit eine Kaufoption hält, eine Zukunft ab, die sehr
tes Beispiel ist das Bikinihaus in Berlin. Ich bin ja oft im Bahnhof Zoo
spannend sein wird.
umgestiegen. Zehn bis fünfzehn Jahre lang sah es so aus, als wäre es nur
eine Frage der Zeit, bis dem Gebäude der Todesstoß gegeben wird. Heu-
Was sind in der Regel die Bedenken, die Geldhäuser vorbringen?
te ist es förmlich wach geküsst worden. Mittlerweile können auch viele
Was beim Thema Transformation immer eine Rolle spielt, ist die Finanz-
junge Menschen mit der Architektur etwas verbinden. Der Bau strahlt
architektur im Hintergrund, weil es keine simpel gestrickten, real ge-
Leichtigkeit und Filigranität aus. Ich denke, die gesellschaftliche Wahr-
teilten Nutzungspakete gibt und eine gewisse Vorsichtigkeit der Banken
nehmung ist mittlerweile offener für Gebäude dieser Art. Ich muss dabei
bei der Kostenkalkulation. Bei einem gewöhnlichen Neubau kann ich
selbst zugeben, dass ich selbst als Student das Konzept eines Gebäudes
die Kosten und den Ablauf relativ genau vorhersagen. Beim Bestand ist
wie dem Blau-Gold-Haus nicht verstanden habe. Ich fand es furchtbar
eben nicht alles vorhersehbar und es bleibt ein Risiko. Meine Erfahrung
kitschig und hätte bestimmt einem Abriss zugestimmt. Erst heute nach
zeigt aber, dass sich der Planungsprozess steuern lässt. Aber es Bedarf An-
der Auseinandersetzung und dem Umbau des Gebäudes, den wir 2011
passungen. Leider dauern solche Prozesse. Beim Rheinauhafen hat es am
abschließen konnten, begreife ich die Lichtspiele an der Fassade. Dabei
Ende 20 Jahre gedauert, bis wirklich Bewegung in die Sache gekommen ist.
bin ich mir nicht sicher, ob es vom Architekten Wilhelm Koep 1955 genau so gedacht war: Er hat beispielsweise Kanneluren steinener Archi-
In Köln scheint es generell etwas langsam zu gehen …
tektur, die es kurz vorher im Dritten Reich gab, in ihr Negativ verwandelt
Köln ist schon ein bisschen speziell. Eine Zeit lang ist gar nichts passiert.
und sich an diesem Ort mit den neuen Medien – mit Licht und künstle-
Das langsame Tempo hat Investoren lange Zeit abgeschreckt. Im Au-
rischer Inszenierung – architektonisch auseinandergesetzt. Wir können
genblick gibt es in Köln viele Flächen, die auf ihre Entdeckung warten
das heute so lesen und gewinnen dem Qualität ab.
– das Areal Mülheim-Süd etwa. Außer vielleicht in Berlin gibt es in keiner Stadt so viele zentrumsnah gelegene Transformationsflächen wie in
Ein anderes Gebäude, das Sie aber auf Anhieb in Ihr Herz geschlossen
Köln. Ein riesiges Potenzial, das lange brach lag und nur darauf wartet,
zu haben scheinen, ist das Quelle-Gebäude in Nürnberg …
ausgeschöpft zu werden.
Hier haben wir es mit einer Ikone der Wirtschaftswunderjahre zu tun –
auch weil der Architekt Ernst Neufert mit den hochliegenden Bandfens-
Erfordert das Arbeiten am Bestand eigentlich einen bestimmten
tern im Äußeren eine bauliche Entsprechung für die Warenströme im
Architektentypus – einen, der nicht immer die ganz große Geste sucht,
Inneren fand, die dort in bis dato nicht gekannter Komplexität flossen
sondern vielmehr einen Sinn für das hat, das es zu bewahren lohnt?
34
ZU BESUCH
Transformation einer Ikone der Wirtschaftswunderjahre: Das Quelle-Versandzentrum in Nürnberg in der Planung von KSG
Für mich persönlich war bestimmt meine Zeit im Büro von Joachim und
Margot Schürmann sehr prägend, bei dem ich nach dem Studium gearbeitet habe. Eine meiner ersten Aufgabe war, in der Kirche St. Martin, die
Schürmann Anfang der achtziger Jahre wiederaufbaute, Teile der Innenimmer wieder in die Kirche gegangen, um etwa Maß für Ausstellungsdetails zu nehmen. Im Grunde gehöre ich zur Generation, die in das Bauen
im Bestand quasi hineingewachsen ist. Dieses Tabula-Rasa-Denken ist
mir bis heute ein bisschen fremd. Natürlich entwerfen und bauen wir
gerne Neubauten. Dabei ist vielen aber gar nicht bewusst, welche Kom-
Wilfried Dechau
ausstattung zu zeichnen – den Opferstock zum Beispiel. Gerne bin ich
KSG, KÖLN
petenz in der Bestandsentwicklung und städtebaulichen Transformation deutsche Architekten mitbringen.
Aus einem Zusammenschluss junger Kölner Architekten gründeten Prof. Johannes Kister und Reinhard Scheithauer 1992 das
Dabei haben Sie mit der Denkmalpflege, die in Europa über einen ge-
Büro kister scheithauer & partner. Prof. Susanne Gross unter-
wissen Einfluss verfügt, ab und an Ihre Reibereien?
stützt ab 1997 als dritte Partnerin das Büro unter dem Namen
Ich schätze diesen Diskurs, weil es hier auch um die Frage geht, was er-
kister scheithauer gross. 2006 wurde ein Büro in Leipzig eröffnet.
halten bleiben soll und wo es sich – drastisch formuliert – lediglich um
Johannes Kister arbeitet seit 1994 als Professor für Entwerfen
Sentimentalität handelt. Transformation ist insofern interessant, als sie
und Baukonstruktion an der Hochschule Anhalt (FH) am Bau-
sich eben von der Denkmalpflege unterscheidet, da es zum Teil auch da-
haus Dessau. Das Büro hat ca. 50 Mitarbeiter und beteiligt sich an
rum geht, etwas neu zu bauen und neu zu denken. Und hier beginnt für
vielen Wettbewerben. Rund 40 Bauten wurden bislang realisiert,
den Architekten die Herausforderung, die ungemein viel Spaß bereitet.
zahlreiche davon ausgezeichnet.
www.ksg-architekten.info
35
LIVING SPACE
Neben der 3D-Funktion bietet die Busch-Jaeger Lichtschalter-App einen Überblick über das komplette Schalterprogramm.
LICHTSCHALTER NEU ERLEBEN
Mit der Lichtschalter-App +3D lässt sich die nicht nur die ganze Design-Vielfalt der
Busch-Jaeger Schalterprogramme auf das eigene Smartphone oder Tablet holen.
Dank der 3D Funktion bieten sich zudem ungewöhnliche Perspektiven, auch die
virtuelle Kombination mit dem gewünschten Ambiente ist möglich.
Busch-Jaeger bietet ein weiteres überzeugen-
3D-Funktion. Nachdem die App aktiviert ist,
Außerdem ist die Austauschbarkeit der je-
des Service-Feature, das die Möglichkeiten der
visiert man das Trackingmotiv mit der Kame-
weiligen Hintergründe möglich. Von unter-
mobilen Medien eindrucksvoll ausschöpft. Ab
rafunktion in der App an. Alles Weitere erle-
schiedlichen Tapetenfarben und -strukturen
sofort lässt sich das faszinierende Design der
digt die App: Sie verwandelt das Trackingmo-
bis hin zu speziellen Materialien wie Mauer-
Schalterprogramme von Busch-Jaeger auf
tiv um in das jeweilige ausgewählte Produkt.
werk oder Beton lässt sich jeder Schalter mit
das Smartphone oder Tablet holen. Die neue
Mit der bekannten einfachen Wischbewegung
der gewünschten Wandbeschaffenheit kom-
Lichtschalter-App mit 3D-Funktion bietet
lässt sich die dreidimensio-
allen Anwendern die Möglichkeit, sich detail-
nale Abbildung im Display
liert über das komplette Lichtschaltersorti-
in den verschiedenen ver-
ment von Busch-Jaeger und dessen Farbva-
fügbaren Farben anzeigen.
rianten zu informieren. Dabei kann sie aber
Durch die dreidimensiona-
weit mehr, als nur die Schalterprogramme ca-
le Darstellung verschmilzt
terserien problemlos im
rat®, pur edelstahl, impuls, solo, Busch-axcent®,
das Produkt scheinbar mit
geplanten Ambiente testen.
alpha, future® linear und Reflex SI mitein-
der Realität. Man kann die Perspektiven wech-
ander zu vergleichen: In der Menüleiste der
seln und das Produkt aus verschiedenen Win-
Die Lichtschalter-App +3D von Busch-Jaeger
App findet man den Button „3D Live View“.
keln und von fast allen Seiten nah und fern
für Smartphone und Tablet ist kostenlos im
Wer dort tippt, gelangt zur selbsterklärenden
betrachten.
App Store und im Play Store verfügbar.
36
Jeder Lichtschalter lässt
sich mit der gewünschten
Wandbeschaffenheit
kombinieren.
binieren. Indem man die
eigene Wand oder die des
Kunden fotografiert und in
die Lichtschalter-App einlädt, lassen sich die Schal-
LIVING SPACE
AUSGEZEICHNET
„Iconic Awards 2014” – Der Rat für Formgebung prämierte
2014 gleich zwei Produkte von Busch-Jaeger.
Mittels App lässt sich das
Busch-Jaeger Schalterprogramm
problemlos im eigenen Ambiente
visualisieren.
So zeichnete die Jury die Haus- und Gebäudesteuerung Busch-ComfortPanel® mit dem Prädikat „Iconic Awards 2014 ­– Best of Best“ aus.
Mit dieser Lösung ermöglicht Busch-Jaeger eine neue Dimension
für die Haus- und Gebäudesteuerung. Licht schalten oder dimmen,
Jalousien steuern, Raumtemperaturen regeln, sämtliche Funktionen
zu Szenen bündeln, speichern und mit einem Fingertipp abrufen –
der Funktionsumfang des Busch-ComfortPanels® umfasst alle Bereiche des „intelligenten Wohnens“.
Der Rat der Formgebung kürte
INSTALLATION
Light als „Winner“ innerhalb der
In der Menü­leiste der App findet
Iconic Awards 2014. Modernste
sich der Button „3D Live View“.
RGB-Technologie mit Einstell-
Dort einmal drauf tippen – und
möglichkeiten für Lichtfarbe und
man befindet sich in der sich
Busch-Jaeger
Lichtschalter
selbsterklärenden 3D-Funktion.
Farbtemperatur und ein homogenes Leuchtverhalten ermögli-
Nachdem die App aktiviert ist, das
chen nicht nur ein faszinierendes
Trackingmotiv mit der Kamera-
Spiel mit Licht und Lichtfarben,
1) Lichtschalter-App
laden
funktion
anvisieren. Anschließend
sondern auch die Vermittlung
So funktioniert‘s:
und 3D-LiveView
verwandelt
sich auf starten.
Smartphone
oder
Tablet das Trackingmotiv
in
2) Trackingmotiv
ausschneiden
das
ausgewählte wo
Produkt.
undjeweils
dort befestigen,
das
LiveView
das LED-Lichtmodul Busch-Master-
von Informationen wie zum Beispiel eine Notfallsignalisierung
durch
rot-weißes
Blinklicht.
Produkt
werden lässt
soll.
Durch
eineplatziert
Wischbewegung
Busch-MasterLight
sich die dreidimensionale Ab­
Orientierungs- und Infolicht für
bildung im Display in allen ver-
den Eingangsbereich konzipiert.
fügbaren Farben darstellen. Durch
Zusätzlich kann mittels dieser
die dreidimensionale Darstellung
Lösung auch die Hausnummer
verschmilzt das Produkt scheinbar
hinterleuchtet angezeigt werden.
wurde
als
mit der Realität.
Ausdruck auch in s/w möglich.
37
Iwan Baan
MATERIAL
Das Ricola Kräuterzentrum in Laufen bei Basel
LEHMFASSADE
Als Entwicklungshelfer in Afrika lernte Martin Rauch traditionelle Bautechniken kennen und erkannte ihr Potenzial. Der Gründer der Lehm Ton
Erde, Baukunst GmbH hat nun Herzog & de Meurons Entwurf für das
Ricola Kräuterzentrums mit einer Stampflehmfassade ausgestattet.
Was sind die Vorteile des Materials ?
Zunächst ist Lehm ein lokales Material. Das bedeutet kurze Wege. Hinzu kommt,
dass auch die Herstellung kaum Energie benötigt. Beim Ricola-Projekt liegt der Primärenergiebedarf bei nur 1/8 einer regulären Leichtbaufassade. Im Innenraum ist
es die Feuchteregulierung, die sich sehr positiv auf das Lagerklima auswirkt. Zudem
ist Lehm, weil wasserlöslich, leicht von anderen Baustoffen zu trennen, kann ohne
Qualitätsverlust beliebig oft wiederverwendet oder ohne Umweltbelastung der Natur zurückgegeben werden.
Wie reagiert Lehm auf Regen, Kälte oder Hitze?
Der von uns verarbeitete Stampflehm ist grundsätzlich wasserlöslich. Daher ist es bei
Regen wichtig, die Geschwindigkeit des herunterrinnenden Regens zu drosseln. Als
Schutz werden in Abständen von bis zu ca. 60cm Mörtelleisten aus Trasskalk an der
Schalungsaußenkante eingebracht und miteingestampft. Alternativ könnten dies
auch Stein- oder Ziegelplatten leisten. Eine minimale Erosion ist in jedem Fall gegeben und wird technisch und gestalterisch miteinkalkuliert. Kälte und Hitze stellen
kein Problem dar.
Wir sehr ist die Farbigkeit des Materials von regionalen Einflüssen beeinflusst?
Stampflehm ist ein heterogenes Gemisch aus Gestein und Lehm. Im Rahmen der
Erdtöne kann die Farbigkeit stark variieren. Es gibt rote Erden und Gesteine, braune,
gräuliche, gelbliche, anthrazitfarbene usw.
Werden wir in Zukunft mehr Gebäude mit Stampflehmfassade erleben?
Zum einen braucht es wieder etwas mehr Grundvertrauen in das Material und vielleicht auch mehr Mut, weniger Normengläubigkeit und Bereitschaft auch Veränderungen wie Erosion zuzulassen. Der zweite wesentliche Faktor sind die Kosten. Energie ist im Vergleich zu Arbeit immer noch sehr günstig. Es gibt aber auch einen Trend
zur lokalen Wertschöpfung. Mit der Vorfertigung sind wir auch einen wesentlichen
Schritt in Richtung Effizienzsteigerung und Anpassung an die Anforderungen des
heutigen Bauablaufs gegangen.
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39
EINBLICKE
BUSCH-WELCOME® –
TÜRKOMMUNIKATION MIT
NEUEN FUNKTIONEN
Das mehrfach ausgezeichnete Türkommunikations-System Busch-Welcome® Modul, der Sensor scannt ihn und erkennt die gespeicherten Daten.
setzt sowohl technisch als auch gestalterisch Maßstäbe. Dabei gewährleistet Eine andere Variante ist die klassische Eingabe eines PIN-Codes über
Busch-Welcome® ein hohes Maß an Sicherheit, da bei Tag und Nacht eine das Modul Tastatur. Und mit dem Produkt Transponder gelangt der
Kontrolle des Eingangsbereichs erlaubt wird. Durch moderne Zwei-Draht- Nutzer über das berührungslose Lesen einer Busch-Jaeger SchlüsselTechnik ist Busch-Welcome® einfach zu installieren und intuitiv zu bedienen. karte ins Gebäude. Dazu gibt es noch eine besonders praktische VariBei der Light+Building 2014 präsentierte Busch-Jaeger eine Erweiterung des ante: Die Funktion der Schlüsselkarte kann auch ein Smartphone mit
Programms, das sich für den Ersteinsatz im Neubau sowie für Modernisie- NFC-Funktion übernehmen.
rungen aller Art anbietet.
Alle drei neuen Zutrittskontroll-Module können in jede Busch-
Busch-Welcome® eröffnet jetzt noch mehr Perspektiven. So verbindet Welcome®-Außenstation in Verbindung mit einem zusätzlichen
das Telefon-Gateway als neue Komponente das Busch-Welcome®-Sys- Klingelmodul eingebaut werden. Das gilt auch für bereits installierte
tem mit einer Telefonanlage. Das Gateway übernimmt dabei die Rolle Anlagen. Das IP-Gateway von Busch-Welcome® wurde durch zusätzder Busch-Welcome®-Innenstation. Es nimmt den Türruf entgegen und liche Funktionen erweitert. Durch das myBUSCH-JAEGER Portal ist
leitet ihn an die angeschlossenen Telefone weiter. So kann der Nutzer jetzt auch über das Internet der sichere Fernzugriff auf eine Buschvon seinem Telefon aus mit dem Besucher sprechen, bei Bedarf die Tür Welcome®-Anlage möglich – zum Beispiel von unterwegs. Türkomöffnen und gegebenenfalls auch das Flurlicht einschalten.
munikation und mobile Kommunikation werden so perfekt miteinander vernetzt. Ausgestattet mit der Busch-Welcome®-App für
Besonders praktisch: der Zugang über das Smartphone
Apple iOS und Android verwandeln sich Smartphone und Tablet-PC
Neu im Busch-Welcome®-Programm sind außerdem drei Zutrittskont- in mobile Video-Innenstationen, mit denen man nicht nur auf dem
roll-Module: Bei der Version Fingerprint kann der Nutzer mit seinem hinter- Sofa oder im Bad, sondern auch vom Büro oder Hotelzimmer aus den
legten Fingerabdruck die Tür öffnen. Dazu legt er nur seinen Finger auf das Besucher identifizieren und begrüßen kann.
40
GANZHEITLICHES KONZEPT
Busch-Jaeger hat mit Busch-Welcome®
ein Türkommunikations-System entwickelt, das durch sein ganzheitliches
Konzept überzeugende Lösungen für
viele Anwendungsbereiche bietet.
Moderne Zwei-Draht-Technik, intuitive Bedienung und elegantes Design
kennzeichnen ein Programm, das sowohl technisch als auch gestalterisch
Maßstäbe setzt.
Modul Tastatur für die Eingabe eines PIN-Codes
ZUTRITTSMODULE
Neu im Busch-Welcome®-Sortiment
sind drei Zutrittskontrollmodule: Bei
der Version Fingerprint (rechts) kann
der Nutzer mit seinem hinterlegten
Fingerabdruck die Tür öffnen. Eine
andere Variante ist die klassische Eingabe eines PIN-Codes über das Modul
Tastatur (oben) Mit dem Transponder
gelangt der Nutzer über das berührungslose Lesen einer Busch-Jaeger
Schlüsselkarte ins Gebäude.
Transponder für Schlüsselkarte oder Smartphone
Modul für den Eintritt durch Fingerprint
41
PREISRÄTSEL
GEWINNSPIEL
WANN WURDE DAS HOTEL AM STEINPLATZ WIEDERERÖFFNET?
puls stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage.
Zu gewinnen:
Die Gewinner können sich über einen Buchpreis freuen.
Unter allen richtigen Einsendungen zur Preisfrage verlost Busch-Jaeger je ein
Exemplar der Bücher „Fictions“, erschienen bei Hatje Cantz, sowie „Mehr als
Ihre Antwort schicken Sie bitte per E-Mail an
nur parken. Parkhäuser weiter denken“, erschienen im jovis Verlag.
[email protected]
Einsendeschluss: 28. Februar 2015.
... oder verwenden Sie die Fax-Vorlage, die dieser Ausgabe beiliegt.
Gewinner des letzten Preisrätsels: Claudia Wetteskind aus 97616 Bad Neustadt und
Jupp Inden aus 50937 Köln
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BÜCHER
BUCHPREISE & TIPPS
OBB / Roman Bönsch
VORSCHAU
Vorschau puls 2/2015:
Filip Dujardin
Fictions
Mehr als nur parken.
Parkhäuser weiterdenken
Der Kunst- und Architekturfotograf
Dieses Buch, das sich an Architekten, In-
Filip Dujardin (*1971 in Gent) arbeitet
genieure, Investoren und Betreiber richtet,
seit 2007 an einer Bilderserie, deren
will eine Diskussion anstoßen und mit
Humor und Unterhaltungswert mit
überraschenden Entwürfe zeigen, welches
kunstgeschichtlichen Referenzen
Potenzial in Parkhäusern schlummert.
einhergeht: Fictions präsentiert wun-
Wie könnten diese Zweckbauten besser in
dervolle Architekturen im Gewand
ihre Umgebung integriert werden? Welche
konzeptioneller Sachlichkeit und ist so
alternativen oder auch ergänzenden Nut-
voller spielerischer Komik.
zungen wären denkbar?
Filip Dujardin: Fictions. Hatje Cantz Verlag,
Mehr als nur parken. Parkhäuser weiter denken. JOVIS
Ostfildern 2014, 120 Seiten, 102 Abb., 39,80 Euro
Verlag, 2014. 160 S. mit ca. 300 Abb., 34,90 Euro
BAU 2015
Am 19. Januar öffnet in München die BAU
2015 in München ihre Türen. Mit 2.000
internationale Aussteller aus den Bereichen Architektur, Materialien und Systeme
wird die Messe bis zum 24. Januar wieder
einmal ihrem Status als Weltleitmesse
gerecht. Busch-Jaeger präsentiert in Halle
Messe München
C2 am Stand 500 seine Kollektionen und
Mobilität– die puls Ausgabe
2/2015 stellt Projekte vor, die
Reiselust machen.
IMPRESSUM
puls
Bewegung in der Architektur
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.ait-online.de
Redaktionsteam Busch-Jaeger:
Katrin Förster, Wolfgang Schallenberg, Tobias
Schlitzer, Christiane Schulte, Mirko Simon
Redaktion Gesellschaft für
Knowhow-Transfer:
Lasse Ole Hempel, Cornelia Krause
Gestaltung:
Raphael Pohland,
Minister von Hammerstein
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht
Neuheiten und hat für das Fachpublikum
auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild,
einige Überraschungen parat. Übersetzung in Fremdsprachen sowie Verviel-
www.bau-muenchen.com
fältigung jeder Art durch Fotokopien, Mikrofilm,
Funk- und Fernsehsendung für alle veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
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Busch-free@home®.
Haussteuerung einfach wie nie.
Busch-free@homePanel 7"
Busch-free@home® macht Ihr Zuhause intelligent.
Ob Jalousie, Licht, Heizung, Klima oder Türkommunikation – alles ist
miteinander vernetzt. Und ganz einfach zu bedienen: per Schalter,
App oder über das Busch-free@homePanel. Mehr Informationen auf
www.BUSCH-JAEGER.de / freeathome
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.
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