Unsicherheit und Klimawandel Thomas Kleinen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung 1.7.2005 1 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel 2) Zukünftiger Klimawandel 3) Integrated Assessment 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 2 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel Das Klimasystem Globaler Klimawandel Räumliche Verteilung Auswirkungen des Klimawandels 2) Zukünftiger Klimawandel 3) Integrated Assessment 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 3 Das Klimasystem Komplexes, nichtlineares System Bestehend aus: Atmosphäre, Hydrosphäre, Cryosphäre, Biosphäre und Anthroposphäre 4 Temperaturänderung 1860 - 2000 5 Kontinuierliche Messreihen Temperatur seit 1679 (Messreihe Mittelengland) Seit Mitte 19. Jhd. weitverbreitet Temperaturmessungen 20. Jhd. (fast) globale Messungen "Wetter" Ozean - Oberfläche seit Mitte 19. Jhd. von Schiffen aus seit späte 40er unterhalb Wasseroberfläche und obere Atmosphäre, fast global seit späte 70er zusätzlich Satellitenmessungen Heutzutage Messnetz nicht perfekt, aber Messgenauigkeit gut genug für Bestimmung globale Mitteltemperatur, anders bei kleinräumigen Phänomenen Änderung globale Mitteltemperatur seit vorindustriell: T = 0,6±0,2°C Temperaturänderung letztes Jahrhundert 6 Temperaturänderung 1000 - 2000 7 Temperaturrekonstruktion Vor Beginn v. Messungen: Klimadaten rekonstruierbar Sog. “Proxy” Messungen Letzte ca. 1000 Jahre: Jahresringe Bäume Noch weiter zurückliegend: Sedimente, Zusammensetzung Stalagmiten Besonders gut: Eisbohrungen Grönland / Antarktis 8 Temperatur und CO2, letzte 420000 Jahre Holozän 9 Der Treibhauseffekt 10 Ursachen des Klimawandels 11 Änderung der Treibhausgase 12 “Attribution” - Vergleich verschiedener Änderungsmechanismen mit Messungen 13 Temperaturtrend 1976 - 2000 14 Niederschlagstrend 1901 - 2000 15 “Ötzi” Gefunden 1991 durch Bergwanderer, Fundort Ötztal, Grenze Italien / Österreich Gelebt: ca. 3300 v. Chr. Erstaunlich gut erhalten, muss daher bis zum Fund von Eis eingeschlossen gewesen sein => Gletscher ist so weit abgeschmolzen, wie seit 5000 Jahren nicht mehr 16 Abschmelzen des Kilimanjaro 18 Zerfall des Matterhorns Alpen oberhalb 2500m Permafrost Hält teilweise Berggipfel zusammen In weiten Teilen Alpen: Rückgang des Permafrostes 15.7.2003: ca. 100 Menschen vom Matterhorn gerettet, Rückweg durch Geröll versperrt 19 Eisbruch in Finnland 20 Meereis in der Arktis 21 Vegetationsänderung in Alaska 22 “Elbeflut” 2002 23 Überflutungen letzte Jahrzehnte 24 “Katastrophensommer” 2003 Hitzewelle in Europa Wärmster Sommer seit mindestens 500 Jahren Weitverbreitete Ernteschäden ca. 30000 hitzebedingte Todesfälle (WHO) 25 Versicherungskosten durch extreme Wetterereignisse Quelle: Münchener Rückversicherung 26 Der Klimawandel ist real messbar Bisherige Erwärmung seit vorindustriell: T=0,6±0,2°C Erwärmung ist räumlich und zeitlich heterogen: Zusammenfassung Hohe Breiten Erwärmung stärker als niedere Breiten Kontinente stärker als Ozeane Winter stärker als Sommer Nacht stärker als Tag Erwärmung reicht bis 5°C in der Arktis Inzwischen Auswirkungen deutlich zu erkennen 27 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel 2) Zukünftiger Klimawandel Szenarien und Projektionen Potentielle Auswirkungen 3) Integrated Assessment 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 28 Zukünftige Klimaentwicklung? Zukünftige Klimaentwicklung mit vielen Unsicherheiten 1) Unsicherheit über zukünftige Entwicklung der Menschheit, technische Entwicklung, Treibhausgasemissionen 2) Unsicherheit über Reaktion Klimasystem auf gegebene Trajektorie Treibhausgasemissionen 3) Unsicherheit über Auswirkungen Klimawandel Größte Unsicherheit? Menschliche Entwicklung 29 Bevölkerungsentwicklung 30 Szenarienentwicklung Eine Möglichkeit Umgang mit Unsicherheit: Szenarien über zukünftige Entwicklung Keine “Vorhersage”, sondern konsistente mögliche Entwicklung Annahmen Bevölkerungsentwicklung Annahmen wirtschaftliche Entwicklung In sich konsistentes Szenario für Emissionen von Treibhausgasen Annahmen Änderung Landnutzung Annahmen technologische Entwicklung 31 Entwicklungstrends der SRES Szenarien Globalisierung Globaler Trend zu nachhaltiger Entwicklung Dabei starkes Wirtschaftswachstum Konvergente Entwicklung der Regionen Bevölkerung: 9 Mrd. 2050, 7 Mrd. 2100 Schwerpunkt bei globalen Lösungen für Nachhaltigkeitsfragen Sehr schnelles Wirtschaftswachstum Bevölkerung: 9 Mrd. 2050, 7 Mrd. 2100 Globale Konvergenz B1 A1 Traditionelle Ökonomie Nachhaltige Entwicklung Kontinuierlich ansteigende Weltbevölkerung Bevölkerung: 10 Mrd. 2100 Moderate ökonomische Entwicklung Schwerpunkt bei regionalen Lösungen für Nachhaltigkeitsfragen Sehr heterogene Entwicklung Weltwirtschaft Entwicklung regional orientiert Starkes Bevölkerungswachstum Bevölkerung: 15 Mrd. 2100 A2 Regionalisierung B2 32 Treibhausgasemissionen SRES Szenarien 33 CO2 Konzentration 2000 - 2100 34 CO2 Konzentration 1000 - 2100 35 Temperaturänderung 1990 - 2100 36 Temperaturänderung 1000 - 2100 37 Temperaturänderung 2071-2100 SRES A2 38 Temperaturänderung 2071-2100 SRES B2 39 Ursachen Meeresspiegelanstieg What Causes the Sea Level to Change? Terrestrial water storage, extraction of groundwater, building of reservoirs, changes in runoff, and seepage into aquifers Surface and deep ocean circulation changes, and storm surges Subsidence in river delta regions, land movements, and tectonic displacements Warming ocean causes the water to expand Exchange of water stored on land as glaciers and icecaps with ocean water Components of Mean Sea Level Rise Metres 0.6 for the Scenario A1F1 2100 0.4 2100 0.2 2050 0 - 0.2 UNEP 2100 2050 Total 2100 Greenland 2050 Glaciers 2050 Antarctic Expansion 2050 2100 The A1 scenario family describes a future of rapid economic growth, a global population that peaks in the middle of the 21st century and then declines, and the rapid introduction of new and more efficient technologies. The major underlying themes are convergence among regions, capacity-building, and increased cultural and social interaction, with a substantial reduction in regional differences in per capita incomes. The A1 scenario family develops into three groups with alternative directions of technological change according to their energy systems: fossil intensive (A1FI), non-fossil energy sources (A1T), or a balance of both (A1B) PHILIPPE REKACEWICZ MARCH 2002 Source: David Griggs, in Climate Change 2001, Synthesis report, Contribution of working groups I, II and III to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Cambridge University Press, 2001. 40 Meeresspiegelanstieg 1990 – 2100 41 Meeresspiegelanstieg: Nildelta 42 Meeresspiegelanstieg: Bangladesh 43 Trop. evergr. forest Tropical woodland Savanna Scrubland Hot desert Steppe Warm mixed forest Temp. decid. forest Cool mixed forest Cool conifer forest Boreal forest Wooded tundra 14 Tundra 16 Ice Extent of biome [% of land area] Veränderung der Biomfläche, SRES A1 Balance of biome area: All continents Scenario SRES A1 in 2100: ∆Tglobal=+1.00*∆T2*CO ; CO2=690 ppmv 2 Baseline ECHAM3 ECHAM4 HadCM2 12 10 8 6 4 2 0 44 Ernteerträge 45 Malariaübertragung heute 46 Malariaübertragung 2050+ 47 Unsere Sorge: Nichtlineare Schwellen, z.B. die thermohaline Ozeanzirkulation Globales Zirkulationssystem Reagiert sensibel auf Frischwassereintrag Möglicherweise Zusammenbruch, dann Abkühlung Europa 48 Der zukünftige Klimawandel ist vor allem abhängig von menschlicher Entwicklung Zu erwarten ist: Zusammenfassung Deutliche weitere Erwärmung Deutiches Ansteigen des Meeresspiegels Zunahme von Extremereignissen Abnahme von Ernteerträgen 49 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel 2) Zukünftiger Klimawandel 3) Integrated Assessment Grundproblem Ansätze 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 50 Integrated Assessment of Climate change Mit “Integrated Assessment” bezeichnet: Ansätze für wissenschaftliche Politikberatung Betrachten gesamte Wirkungskette Klimawandel in integrierter Weise Emissionen Treibhausgase Klimaänderungen Auswirkungen Klimawandel Starker Schwerpunkt: Modelle, da zukünftige Entwicklung betrachtet wird 51 x f x ,t ;u Mathematisch ist integrated assessment Kontrollproblem Grundproblem des Integrated Assessment Entwicklung Systemzustand x abhängig von Systemzustand, Zeit t und Kontrollvektor u Kontrollgrößen beispielsweise CO2 Emissionen, Emissionszertifikate, Steuern Drei mögliche Herangehensweisen: 1) “Policy evaluation modelling” - Vorgabe von u und Auswirkungen untersuchen 2) “Policy optimization modelling” - Versuchen, ein “optimales” u zu bestimmen 3) “Policy guidance modelling” - Bestimmung der Menge aller u, die mit externen Kriterien zu vereinbaren sind 52 Policy evaluation modelling Ansatz policy evaluation modelling: Gebe Kontrollvektor vor und untersuche Klimawandel, sowie Auswirkungen des Klimawandels SRES Szenarien Beispiel für policy evaluation modelling Vorteile Sehr detaillierte Untersuchung Auswirkungen Klimawandel möglich Rechenzeitbedarf (beinahe) irrelevant, daher Nutzung hochauflösender Modelle möglich Nachteile Bestimmung von Kontrollpfaden, die gegebenen Kriterien genügen sollen, per “trial-and-error”, damit sehr aufwändig 53 Policy optimization modelling Ansatz policy optimization modelling: Bestimme u so, dass vordefinierte Nutzenfunktion optimal wird Meistens Kosten-Nutzen-Analyse oder Kosteneffizienz-Analyse Üblicherweise zu optimieren: Pro-Kopf Wohlfahrt (Einkommen) Vorteile Einfache Bestimmung von Handlungsempfehlungen (kein trial-anderror) Nachteile Errechnete “optimale” Lösungen häufig starker Klimawandel ( T bis zu 5°C und mehr) Unsicherheit kann nur unvollständig berücksichtigt werden Nutzung einfacher Modelle notwendig (iterative Bestimmung des Optimums => großer Rechenzeitbedarf) Aggregation kann zu ethischen Problemen führen (wie bewertet man Menschenleben? Nach Pro-Kopf-Einkommen?) 54 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel 2) Zukünftiger Klimawandel 3) Integrated Assessment 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 55 Artikel 2 Klimarahmenkonvention Erklärtes Ziel der Klimarahmenkonvention, Artikel 2: „die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre [ist] auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird. Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht werden, der ausreicht, damit sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.” 56 f x ,t ;u Im Leitplankenansatz zusätzliche Nebenbedingungen (Leitplanken), um unerwünschte Auswirkungen Klimawandel auszuschließen h x ,t ;u x Leitplankenansatz, engl. Tolerable Windows Approach (TWA), ist ein Ansatz des integrated assessment of climate change Folgt Paradigma “Policy Guidance modelling” Mathematisch ist integrated assessment Kontrollproblem Integrated Assessment: Der Leitplankenansatz 0 Ziel Leitplankenansatz: Bestimmung der Menge aller Emissionsstrategien u, die mit den Nebenbedingungen verträglich sind 57 Leitplankensetzung Klimafolgen Wissenschaftliche Wahrnehmung Zusammenhang Klimawandel und Auswirkungen: Klimawirkungsfunktion 0 Kritischer Grenzwert Klimawandel Kritischer Schwellenwert Bereich Bereich unbedeutender regulären Klimafolgen Verhaltens Bereich katastrophaler Klimafolgen Toleranzniveau Normativ gesetzte Leitplanke 1 ? 0 Unterer Grenzwert Normative Wahrnehmung Zusammenhang Klimawandel und Toleranz Bereich der (a priori) Toleranz Klimawandel Oberer Schwellenwert Bereich der (a priori) Unentscheidbarkeit Bereich der (a priori) Intoleranz 58 $ e #gd e fd e d & & 0/ +#! -' ( &*, +! * #*! ") 0/ +#! .-' ( &*, #+! * #*! ") & +! 0/ -' ( &*, +! * *! ") ^ c cb ] a ,$ `& $(, +_ a $, `& $(, +_ a $, `& $(, +_ ' ' ' 5 > & 0/ +#! .-' ( &*, #+! * % (' & $ ^ #*! & 0/ +#! -' ( &*, +! * *! ") (' & "$#! % $ #"$! ^ ") > 4 A @ <= = < 4 > = 5 5 ? ] ] a ,$ `& (,$ +_ a $, `& $(, ' +_ ' S OR N \ QP M EL X G M G E [ FZX GVW ED BC BO N UT O X M I YM LKJC I L FVWD E MI I ID SI R FQP M LKJC FIH G B EFCD 8 > = < ; :9 67 5 3241 Vorgehensweise im Leitplankenansatz 59 ICLIPS – Integrated Assessment Modell Ökonomiemodell Annahmen über: Bevölkerungsentwicklung Technologische Entwicklung Ökonom. Entwicklung Treibhausgasemissionen Landnutzungsmodell Klimamodell Klimaänderung Klimawirkungsmodelle 60 Leitplankenansatz - konzeptionell RAUM DER KLIMAFOLGEN RAUM DER BIOGEOCHEMISCHEN ZUSTÄNDE RAUM DER KLIMAZUSTÄNDE RAUM DER ATMOSPHÄR. ZUSAMMENSETZUNG RAUM DER TREIBHAUSGASEMISSIONEN U. AEROSOLE RAUM DER NATIONALEN EMISSIONSKONTINGENTE RAUM DER MÖGLICHEN KLIMASCHUTZINSTRUMENTE RAUM DER AUSWIRKUNGEN VON EMISSIONSMINDERUNGEN NORMATIVE LEITPLANKEN ANTHROPOSPHÄRE 61 Mathematisch Differentialinklusion x x , t mit : f x ,t ; u u unter h x , t ; u 0 t 0, t e p l k j l i v i t r l s k u m i h j k o q n Lösungen im Leitplankenansatz Verschiedene Ansätze für “Lösung” möglich w 1) Zulässige Trajektorie x(·) mit zulässigem Kontrollpfad u(·) 2) Bündel der zulässigen Trajektorien (x0) k i z l k q x0 l v 0, t e , x · u i l l k o n t,x t t k l x0 m y k 3) Menge der zulässigen Punkte (“Trichter”) x 4)Projektion des Trichters auf Ebene (“notwendiger Korridor”) Im Leitplankenansatz übliches Ergebnis: Emissionskorridor 62 | { Emissionskorridore WBGU: T 2°C 63 x x x x Zusammenfassung Leitplankenansatz ermöglicht Operationalisierung des Vorsorgeprinzips hinsichtlich Klimawandel Unerwünschte Auswirkungen Klimawandel werden durch “Leitplanken” begrenzt Leitplanken können für jedes Element der Wirkungskette gesetzt werden, das im benutzten Modell repräsentiert ist Anschließende Bestimmung des Handlungsspielraumes der Menschheit 64 Überblick 1) Beobachteter Klimawandel 2) Zukünftiger Klimawandel 3) Integrated Assessment 4) Der Leitplankenansatz 5) Der probabilistische Leitplankenansatz - explizite Berücksichtigung von Unsicherheit 65 18 2.5 ° C Weitere Leitplanken an zulässige Emissionsreduktion Emissionskorridor für ∆T ≤ 2.5°C 16 CO2 Emissionen [GtC] } T Emissionskorridor Leitplanke: ~ } } Emissionskorridor 14 12 10 8 6 4 2 0 0 20 40 Zeit [yr] 60 80 100 66 Temperaturtrajektorien bei nat. Variabilität Temperaturtrajektorie deterministisch 3 2.5 2.5 2 2 ∆T [K] ∆T [K] 3 Berücksichtigung von natürlicher Variabilität in stochastisch modifiziertem Klimamodell möglich Folge: Einhalten der Leitplanke abhängig von Realisierung des stochastischen Prozesses => Gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Leitplanke überschritten wird 1.5 1.5 1 0.5 0 Temperaturtrajektorien stochastisch 1 50 100 Zeit t [yr] 150 200 0.5 0 50 100 Zeit t [yr] 150 200 67 Unsicherheit Unsicherheit allgegenwärtiger Faktor in gesamter Wirkungskette Klimawandel Für diese Betrachtung sinnvolle Klassifikation nach Ursache der Unsicherheit: 1) Unsicherheit durch Freiheit menschlicher Entscheidungen 2) Unsicherheit durch natürliche Variabilität 3) Unsicherheit durch unzureichendes Wissen Leitplankenansatz nimmt 1) teilweise vorweg, da menschliche Entwicklung nicht vorhergesagt wird, sondern Spielraum für menschliche Entscheidungen bestimmt wird 2) und 3) Gegenstand des probabilistischen Leitplankenansatzes 68 Die Klimasensitivität ist einer der unsicheren Schlüsselfaktoren des zukünftigen Klimawandels Klimasensitivität T2xCO2 bezeichnet Erwärmung, die bei Verdoppelung präindustrieller CO2 - Konzentration zu erwarten ist IPCC: T 2 xCO 1.5 ° C , 4.5 ° C Andere Autoren: Wahrscheinlichkeitsverteilungen für T2xCO2 beispielsweise aus Expertenbefragungen, Vergleichen des historischen Klimas mit Klimamodellen Unsicherheit der Klimasensitivität 2 69 Andronova & Schlesinger (2001) (schwarz) Forest et al. (2002) (rot, grün) Wahrscheinlichkeitsdichte Wahrscheinlichkeitsverteilung Klimasensitivität Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen T2xCO Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen fürfür T2xCO 2 0.14 2 A/S T2 F uniform F expert 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 0.02 0 0 2 4 6 T T2xCO [°C][K] 2xCO 2 8 10 2 70 P(∆T(t) unsichere Klimasensitivität Klimasensitivität P( T(t) > TGuard ),),unsichere Guard Klimasensitivität nach Andronova & Schlesinger Bewirkt Wahrscheinlichkeit P > 0, dass Leitplanke nicht eingehalten werden kann TGuard [°C] Konsequenzen von Unsicherheit: Klimasensitivität P 0.9 7 6 0.8 0.7 5 0.6 4 0.5 3 0.4 2 0.3 0.2 1 0 0.1 50 100 Zeit t [yr] Zeit 150 200 71 0,1 0,1 I Guard Jedoch bei Berücksichtigung von probabilistischer Unsicherheit P I P I I Guard I I Guard ¡ Daher Einführung zusätzlicher Wahrscheinlichkeitsleitplanke notwendig: I Guard P I I Guard I Betrachtete Unsicherheiten bewirken, dass Erweiterung Leitplankenansatz notwendig ist Deterministische Leitplanke für Auswirkung I definiert als Der probabilistische Leitplankenansatz P Guard 72 ¦ ½ ¼ 0, t e ³ t ± P Guard ² ¹ ¸· » ,t ; u d W u ° º 0 ¯ ¬ ® ,t ; u g ¾ § £ ¥ , dt d W , t ; u dt ­ ¬ ® © unter P h ¿ K¤£ «¸· f «ª© ¶ : µ mit ´ d ¨ Zu lösendes Problem: Im allgemeinen Fall stochastische Differentialinklusion ¹ ¢ Lösungsalgorithmus Bestimmung der oberen (unteren) Grenze von Emissionskorridoren: Å Ä Å Ï Î Ì Ë Ê È ® É È ® «ÇÆ Ä Í Á À Ä Ã Â t i t 1 ,... , t n : max min E t i unter P h ,t ; u 0 P Guard t 0, t e Nutzung von Standardalgorithmen für Optimierung unter Nebenbedingungen möglich 73 Wahrscheinlichkeitsnebenbedingungen berechenbar über MonteCarlo Verfahren Optimierungsalgorithmus muss in jedem Iterationsschritt ein Ensemble von Realisierungen d. stochastischen Prozesses bzw. des unsicheren Parameters berechnen Sehr rechenzeitaufwändig, daher nur relativ “billige” Modelle nutzbar Folgende Abbildungen: Ñ Ñ Ñ Ð Ð Ð Ð Lösungsalgorithmus: Wahrscheinlichkeitsnebenbedingungen 50 Realisierungen stochastischer Prozess 100 Realisierungen Klimasensitivität Insgesamt 5000 Realisierungen in jedem Iterationsschritt zu berechnen 74 18 CO2 Emissionen [GtC] Ø × PGuard = 0.5 PGuard = 0.7 PGuard = 0.9 16 Ô Ò Õ Õ A / TS, TGuard C,P(T P(T≤ T Guard) ) >= 0.5, 0.7, 0.90,9 A&S, = =2° 2°C, 0,5, 0,7, Guard Guard Ö Klimasensitivität nach Andronova & Schlesinger T 2°C (EU-Ziel) Weitere Bedingungen an zulässige Emissionspfade Gezeigt: Emissionskorridore für Wahrscheinlichkeitsleitplanken P Guard 0.5, 0.7, 0.9 Ó Ò Ergebnisse: Unsichere Klimasensitivität I 14 12 10 8 6 4 2 0 0 20 40 60 Zeit t [yr] 80 100 75 Ergebnisse: Unsichere Klimasensitivität II Ù Klimasensitivität Forest et al., Prior Expertenbefragung T 2°C (EU-Ziel) Bedingungen an Emissionspfade Emissionskorridore für P Guard 0.5, 0.7, 0.9, 0.97 18 PGuard = 0.5 PGuard = 0.7 PGuard = 0.9 PGuard = 0.97 Ù Û Ú 16 ß 2 0.14 A/S T2 F uniform F expert Wahrscheinlichkeitsdichte 0.12 0.1 CO2 Emissionen [GtC] Ü Ü Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen für T2xCO Þ Ý Forestexpert, expert, TGuard==2° C,P(T P(T≤ TTGuard) ) >= 0.5,0,5, 0.7, 0.9, 0.97 Forest TGuard 2K, 0,7, 0,9, 0,97 Guard 14 12 10 8 6 4 2 0.08 0.06 0 0 0.04 0.02 0 0 2 4 6 T2xCO [K] 2 8 20 40 60 Zeit t [yr] 80 100 10 76 18 æ Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen für T2xCO 2 A/S T2 F uniform F expert Wahrscheinlichkeitsdichte 0.12 0.1 0.08 å 14 12 10 8 6 4 2 0.06 0 0 0.04 0.02 0 0 CO2 Emissionen [GtC] ã ã à â P Guard 0.5, 0.7 0.14 PGuard = 0.5 PGuard = 0.7 16 Emissionskorridore für Forest uniform, uniform,TTGuard=2° C, P(T ) )0.5, 0.7 0,7 Forest = 2K, P(T ≤TGuard TGuard >= 0,5, Guard ä Klimasensitivität Forest et al., Prior Gleichverteilung T 2°C (EU-Ziel) Bedingungen an Emissionspfade Gezeigt: á à Ergebnisse: Unsichere Klimasensitivität III 2 4 6 T2xCO [K] 2 8 20 40 60 Zeit t [yr] 80 100 10 77 Klimasensitivität nach Andronova & Schlesinger Max. T = 2,5°C Vergleich ohne / mit natürlicher Variabilität Berücksichtigung nat. Variabilität nur minimale Auswirkungen auf Korridor Klimasensitivität Unsicherheit mit größerer Auswirkung TEmissionskorridore, =2,5°C, PGuard=0,7, Vergleich / mit Variabilität TGuard = 2.5K,ohne PGuard = 0.7: Vergleich Guard 18 CO2 Emissionen [GtC] ç ç ç ç Ohne Variabilität Mit Variabilität 16 è ç Ergebnisse: Bedeutung nat. Variabilität 14 12 10 8 6 4 2 0 0 20 40 60 Time [yr] Zeit t [yr] 80 100 78 Leitplankenansatz kann zu probabilistischem Leitplankenansatz erweitert werden, indem Leitplanke an Auswirkung durch Leitplanke an Wahrscheinlichkeit ergänzt wird Erlaubt explizite Berücksichtigung von Unsicherheiten im gekoppelten System Mensch-Klima-Auswirkungen Einhalten des EU-Zieles von T 2°C mit hoher Wahrscheinlichkeit erfordert ehrgeizige Programme der Emissionsreduktion é ë ê é é Zusammenfassung 79 Vielen Dank für's Zuhören. 80