2000 Watt in Zürich: ‹Yes we can›

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Datum: 11.12.2013
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11. 12. 2013 00:00 Alter: 6 Stunde(n)
2000 Watt in Zürich: ‹Yes we can›
Die Stadt Zürich kann die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft im Bereich Hochbau voraussichtlich erreichen.
Das zeigt eine detaillierte Analyse ihrer Gebäudeportfolios. Voraussetzungen sind indessen ein deutlicher
Anstieg der Sanierungsrate und eine sinnvolle Bau- und Zonenordnung. Der Holzbau leistet einen
wesentlichen Beitrag zur baulichen Umsetzung der Vision ‹2000 Watt›.
Holzbau macht die 2000-Watt-Gesellschaft in Zürich möglich
Oben: Das im Holzbau erstellte Wohn- und Geschäftshaus an der Badenerstrasse 380 in Zürich
(Bauherrschaft: Baugenossenschaft Zurlinden, Zürich; Architektur: Pool Architekten, Zürich) war 2010 das
erste Gebäude der Limmatstadt, das den Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft genügte. Unten: Klug saniert
mit Holz. Der Gesamtenergiebedarf dieses mit dem Solarpreis 2010 ausgezeichneten Mehrfamilienhauses in
Zürich-Höngg (Bauherrschaft: Peter Rieben, Sara & Markus Rieben; Architektur: Kämpfen für Architektur, Beat
Kämpfen, Zürich) liess sich mit einer Sanierung trotz Erweiterung um ein Stockwerk drastisch senken. Möglich
gemacht haben dies neuartige Holzmodule. Zustand vor Sanierung links, nach Sanierung rechts.
Bilder Michael Meuter, Zürich (oben) | Solaragentur (unten)
2008 haben die Stadtzürcher Stimmbürger den Entscheid gefällt, die 2000-Watt-Gesellschaft als Ziel in die
Gemeindeordnung aufzunehmen. Zürich verpflichtet sich damit unter anderem dazu, seinen Energieverbrauch
auf 2000 Watt pro Person zu senken, den CO2-Ausstoss bis 2050 auf eine Tonne pro Person und Jahr zu
reduzieren und die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz zu fördern.
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Ein Grossteil der Energie in der Stadt Zürich wird heute in den Gebäuden verbraucht. Für die Erreichung der
Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft muss dieser Energieverbrauch in Zukunft gesenkt werden. Dabei kommt der
energetischen Beschaffenheit der Bauten eine entscheidende Rolle zu.
Die Stadt Zürich hat nun erstmals in der Schweiz ihr Gebäudeportfolio in den Bereichen Schulhäuser,
Alterszentren und Wohnbauten auf die Frage hin analysiert, ob die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft im
Baubereich bis 2050 unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen
überhaupt realisierbar sind und welche Massnahmen nötig sind, um den erforderlichen
ressourcenschonenden Betrieb in Zukunft zu ermöglichen.
2000 Watt voraussichtlich machbar
Aufgrund der vergangene Woche vorgestellten Ergebnisse dreier Studien der Fachstelle Nachhaltiges Bauen
im Zürcher Amt für Hochbauten hält das Zürcher Hochbaudepartement dafür, dass die gebäudespezifischen
Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft im Baubereich mit dem heutigen Stand von Technik und Wissen erreichbar
sind.
Dies gelte nicht nur für Neubauten: Mittels energetischer Sanierungen lasse sich auch in bestehenden Bauten
ein ressourcenschonender Betrieb ermöglichen. Eine Standardlösung für alle Gebäude gebe es allerdings
nicht. Jedes Bauprojekt müsse individuell auf sein Potential geprüft werden.
Die Analyse habe gezeigt, dass dieses Potential für die Erreichung der 2000-Watt-Ziele nicht bei jeder
Liegenschaft maximal ausgenutzt werden müsse, so das Hochbaudepartement. Dies erhöhe den Spielraum
innerhalb des Portfolios und lasse unterschiedlichste Lösungen und Prioritätensetzungen zu. Entscheidend
sei die Sanierungsrate: Wenn die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft im Hochbau erreicht werden sollten, so sei
eine effektive Sanierungsrate von rund 2% innerhalb der Portfolien essentiell – das ist eine ambitionierte
Vorgabe.
Auswirkungen auf Baukosten im Rahmen
Die Analyse der drei grossen städtischen Portfolios habe gezeigt, dass die Baukosten, die sich ausschliesslich
auf energetische Massnahmen zurückführen liessen, nur einen kleinen Teil an den Gesamtsanierungskosten
bzw. -baukosten ausmachten. Ihr Anteil liegt gemäss Hochbaudepartement der Stadt Zürich in der Regel im
unteren einstelligen Prozentbereich. Die Baukosten sollten demzufolge kein Hinderungsgrund für 2000-Wattkonformes Bauen sein.
Architektur und Raumprogramm haben neben der Betriebstechnik der Bauten einen entscheidenden Einfluss
auf die Erreichung der gebäudespezifischen Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Stadt Zürich hält es daher
für unerlässlich, dass schon bei der Planung der Gebäude die Weichen für ihre spätere optimale
Energiebilanz gestellt werden.
Umstrittene neue Bau- und Zonenordnung
Eine wesentliche Weichenstellung für das Gelingen der 2000-Watt-Vision im Stadtzürcher Bauwesen bildet
aber auch die laufende Teilrevision der Zürcher Bau- und Zonenordnung BZO. Diese soll gemäss
Hochbaudepartement dafür sorgen, dass die Wohnquartiere differenziert und qualitätsvoll verdichtet, Flächen
für die Industrie und das Gewerbe sowie für öffentlichen Aufgaben gesichert, wertvolle Ortsbilder und
Quartierstrukturen erhalten, Frei- und Grünräume vielfältig genutzt und die publikumsorientierte
Erdgeschossnutzung gefördert werden.
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Von vielen Seiten wird jedoch bezweifelt, dass der vorgelegte BZO-Entwurf zukunftsfähig ist. Die Debatte wird
hitzig geführt: ‹Städtebau kippt ins Bizarre› titelte sogar die ‹Neue Zürcher Zeitung› unlängst in einem
redaktionellen Beitrag zur Diskussion um die BZO. Bürgerliche Parteien und Organisationen wie der
Hauseigentümerverband, aber auch Immobilienfachleute und - verbände kritisieren den Entwurf teils
fundamental. Kein Blatt vor den Mund nahm bereits zwei Tage nach der Veröffentlichung des BZO-Entwurfs
das auf Bau- und Immobilienmärkte sowie die Raum- und Standortentwicklung spezialisierte
Beratungsunternehmen Wüest & Partner.
‹Ballenberg statt Global City›
Die Zürcher Teilrevision der BZO, so Wüest & Partner, sei geprägt von einem Geist des Bewahrens und
Erhaltens. Kern- und Quartiererhaltungszonen würden erweitert; in den Wohnzonen werde sogar teilweise die
Ausnützung reduziert. Zahlreiche Grundstücke würden dadurch nicht nur weniger Platz für potentielle Nutzer
bieten können, sondern auch Wertminderungen erfahren. Im Erläuterungsbericht werde explizit festgehalten,
dass die Teilrevision der BZO zu einer Reduktion der theoretischen Gesamtkapazität führe.
Die Stadt werde damit zu einem ‹Raum für glückliche Insider›, alle anderen würden sich dem wachsenden
Pendlerstrom anschliessen. Profitieren werde von diesem Verdrängungseffekt die Agglomeration. Die
einzigen neuen Gebiete mit erhöhter Ausnützung lägen denn auch entlang der Ausfallachsen in Zürich-Nord.
Die neue BZO der Stadt Zürich führe damit zu einer Verdichtung nach aussen statt nach innen.
Link www.stadt-zuerich.ch/hochbau
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