Datum: 01.05.2015 ZLV-Magazin 8050 Zürich 044/ 317 20 50 www.zlv.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 5'000 Erscheinungsweise: 6x jährlich Themen-Nr.: 310.013 Abo-Nr.: 1032028 Seite: 34 Fläche: 44'357 mm² Besserer Schulstart! Text: Marion Heidelberger Das katholische Hilfswerk Caritas startet im Sommer in der Stadt Zürich ein neuartiges Mentoring-Programm, das Familien mit Kindern im Alter von 4 bis 8 Jahren zugutekommen soll. Das Projekt «Copilot» arbeitet nicht mit der direkten Zielgruppe, den Kindern, sondern mit den Eltern. Vor kurzer Zeit erschien in «20 minuten» ein Artikel mit dem Titel «Arme Kinder haben ein kleineres Gehirn». Obwohl mich dieser Titel enorm stört, da ich ihn als sehr despektierlich empfinde, weist der Artikel auf eine umfangreiche Studie der University of Southern California in Los Angeles hin. Für die Untersuchung wurde die geistige Entwicklung von 1099 Mädchen und Jungen zwischen 3 und 20 Jahren analysiert. Die Kinder und Jugendlichen kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Die Forschenden verglichen das Einkommen und die Ausbildung der Eltern und massen mit Scannern die Hirnoberfläche der Kinder und Jugendlichen. Zudem verglichen sie deren Ergebnisse bei kognitiven Tests. Wirklich neue Erkenntnisse bringt diese Studie nicht. Aber sie bestätigt einmal mehr, was wir alle längst angenommen haben: Zwischen dem Einkommen der Eltern und der Gehirnentwick- lung ihrer Kinder besteht ein Zusammenhang. Das soziale Umfeld hat den Autor/-innen zufolge einen enormen Einfluss auf die Frühentwicklung des Gehirns. Besonders grosse Unterschiede wurden in den Zonen des Gehirns festgestellt, die für das Sprechen und Lesen, das Gedächtnis, die Entschlussfähigkeit und das räumliche Vorstellungsvermögen ausschlaggebend sind. Das soziale Umfeld, vor allem in den ersten Lebensjahren, ist also bedeutsam für die Art und Weise, wie das Gehirn der Kinder arbeitet. Frühkindliche Armut beeinträchtigt die Lebenschancen In der Vergangenheit wurden immer wieder sozio- ökonomische Unterschiede mit der Denk- und Erkenntnisfähigkeit der Menschen in Verbindung gebracht. So auch eine Studie von Greg J. Duncan von der School of Education, University of California. Er arbeitete 25 Jahre lang massgeblich an der Panel Study of Income Dynamics (PSID) mit, einer der längsten und einflussreichsten Studien zur menschlichen Entwicklung. Die Studie beobachtet seit 1968 einen repräsentativen Quer- Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 57775637 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 01.05.2015 ZLV-Magazin 8050 Zürich 044/ 317 20 50 www.zlv.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 5'000 Erscheinungsweise: 6x jährlich Themen-Nr.: 310.013 Abo-Nr.: 1032028 Seite: 34 Fläche: 44'357 mm² schnitt US-amerikanischer Familien und ihrer Kinder bis zu ihrem vierten Lebensjahrzehnt. Aus dieser Studie konnten Duncan und Kollegen Beziehungen zwischen dem Einkommen im frühen Leben und den Lebensumständen als Erwachsener herstellen: Kinder aus armen Familien schliessen in geringerem Masse die Schulausbildung ab, arbeiten weniger und verdienen weniger. Damit zeigt Duncan, dass ein niedriges Familieneinkommen für Kinder während ihrer ersten fünf Lebensjahre den grössten Einfluss auf ihre späteren Lebensumstände als Erwachsene hat. Die Ergebnisse der neuesten Studie erklären nun, warum dies so ist. Für seine Forschung zu den langfristigen Auswirkungen früh- kindlicher Armut erhielt Greg J. Duncan den Klaus J. Jacobs Research Prize 2013 (http://jacobsfoundation.org/de/awards/ research-prize-2013). Es gibt Hoffnung! Alle Forschenden sind sich aber einig: oben genannte Entwicklungen können korrigiert werden. Bereits kleine Verbesserungen, beispielsweise regelmässiges Essen in der Schule, können einen Unterschied machen. Veränderungen im sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen - etwa beim Einkommen der Familien oder bei der Ernährung, um nur zwei Faktoren zu nennen, können die Entwicklung des Gehirns günstig beeinflussen. Tagesstrukturen sind demnach ein wichtiger Teil auf dem Weg zu einer Chancengerechtigkeit, die ihren Namen verdient. Auf diesem Wissen baut auch das Experiment «New Hope» in Milwaukee, Wisconsin, auf. Das Buch «Higher Ground» von Autor Greg J. Duncan erzählt die Geschichte eines dreijährigen Experiments, in dem Familien bei der Kinderbetreuung unterstützt werden, damit sie mehr arbeiten können, also mehr verdienen können. Die Kinder dieser Familien zeigen bessere Leistungen in der Schule und fallen weniger durch Verhaltensauffälligkeiten auf als die Kinder in der Vergleichsgruppe. Projekt «Copilot» von Caritas Zürich Auch dieses neue Projekt fusst auf den oben ausgeführten Erkenntnissen. Denn auch in unserem Schulsystem werden die Bildungschancen stark durch die soziale Herkunft bestimmt. Wenn Kinder aus benachteiligten Familien also bessere Chancen auf Bildung haben sollen, gilt es, nicht nur sie und ihre Fähigkeiten frühzeitig zu fördern, sondern mit niederschwelligen Unterstützungsangeboten die Nähe der Eltern zur Schule zu stärken und sie mit der Funktionsweise und den Erwartungen der Schule bekannt zu machen. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 57775637 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 01.05.2015 ZLV-Magazin 8050 Zürich 044/ 317 20 50 www.zlv.ch Medienart: Print Medientyp: Fachpresse Auflage: 5'000 Erscheinungsweise: 6x jährlich Themen-Nr.: 310.013 Abo-Nr.: 1032028 Seite: 34 Fläche: 44'357 mm² Eltern, welche mit dem Zürcher Schulsystem und den unterstützenden Angeboten vertraut sind und diese auch nutzen, prägen die schulische Laufbahn ihrer Kinder positiv. Das Streben nach sozialem Aufstieg beeinflusst nämlich den späteren Schulerfolg des Nachwuchses noch mehr als das Bildungsniveau der Eltern. Das Angebot richtet sich an bildungsferne Familien, solche mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende oder Eltern, die sich in anderen schwierigen Situationen befinden. Deshalb unterstützt Caritas Zürich mit freiwilligen «Copiloten» benachteiligte Familien im ersten Schuljahr ihrer Kinder. Die für das Caritas-Programm gesuchten Mentor/-innen sollen - als eine Art Laufbahnpartner - Informationen zum Schulsystem, zu den Möglichkeiten der Sprach- und Leseförderung oder der Freizeitgestaltung vermitteln und die Zusammenarbeit mit der Lehrperson der Kinder verbessern. Diese Freiwilligen übernehmen nicht die Rolle der Eltern, sondern bleiben im Hintergrund. Sie sollen sich ein- oder zweimal monatlich mit den Familien treffen und dazwischen je nach Bedarf telefonisch Kontakt aufnehmen, um schulische Fragen zu klären und um den Alltag der Kinder im Auge zu behalten. In ihr Aufgabengebiet fallen verschiedenste Themen, beispielsweise die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen für Hort- oder Sportangebote, die Vorbesprechung eines Elternabends oder etwa das Einrichten eines ruhigen Arbeitsplatzes zu Hause. Infos: www.caritas-zuerich.ch/copilot Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 57775637 Ausschnitt Seite: 3/3