Überlegungen zur Messung der Entropie von Wirtschaft und Gesellschaft auf der Basis der Wirtschaftsordnung der realen Welt Vortrag beim Wissenschaftlichen Colloquium am 21. Februar 2011 im Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse Berlin von Helmut Maier Februar 2011 Werkstatthefte aus Statistik und Ökonometrie ISSN 1439-3956 Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse (Leontief-Institute for Economic Analysis Berlin) 1 Maier, Helmut: Überlegungen zur Messung der Entropie von Wirtschaft und Gesellschaft auf der Basis der Wirtschaftsordnung der realen Welt. Vortrag beim Wissenschaftlichen Colloquium am 21. Februar 2011 im Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse Berlin Berlin: Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse (Werkstatthefte aus Statistik und Ökonometrie, Reihe Wissenschaftliche Vorträge) ISSN 1439-3956 2011 Helmut Maier Anschrift des Verfassers: Professor Dr. rer. pol. Helmut Maier Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse Berlin Grainauer Straße 19, D-10777 Berlin Tel.: +49 (0) 30 85789 136, Email: [email protected] 2 Überlegungen zur Messung der Entropie von Wirtschaft und Gesellschaft auf der Basis der Wirtschaftsordnung der realen Welt von Helmut Maier zum 21. Februar 2011 [email protected] Ausgangspunkt ist der Begriff der physikalischen Entropie1, wie er in der Arbeit von T. Randolph Beard und Gabriel A. Lazoda (1999): Economics, Entropy and the Environment: The Extraordinary Economics of Nicholas Georgescu-Roegen, Edward Elgar-Verlag, Cheltenham, UK, und Northampton, MA, USA (155 Seiten, auf den Seiten 141-146 eine Liste ausgewählter Titel wissenschaftlicher Schriften von Georgescu-Roegen), benannt wird. Demnach (vgl. Beard et al., 1999, S. 84) ist die Veränderung der Entropie eines Systems, Symbol dS, definiert als die Veränderung eines reversiblen Wärmeflusses in einem System (oder in einem Material), Symbol dQrev, bezogen auf die Temperatur dieses Systems in Grad Kelvin, Symbol T: dS : = dQrev / T Der Buchstabe S (als Abkürzung von System oder von Status/Zustand nachvollziehbar) steht für die Entropie und der Buchstabe d für den Differentialoperator, der die Veränderung der nachstehenden Größe anzeigt; der hier eingefügte Doppelpunkt : betont, dass eine definitorische Zuordnung vorliegt. Beard et al. erwähnen an gleicher Stelle (1999, S.84), dass ein (physikalischer) Prozess „reversibel“ genannt wird, wenn er keine Verluste aufweist, wie es z.B. bei Reibung, zähflüssigem oder unelastischen Verhalten, bei elektrischem Widerstand oder magnetische Hysterese der Fall wäre.2 Zu beachten ist, dass die Veränderung der Entropie eines Systems definiert ist und nicht etwa die Entropie eines Systems selbst, letztere ergibt sich aus dieser Definition durch Integration; da hierbei eine Integrationskonstante auftritt, ist die Entropie eines Systems also nicht eindeutig bestimmt. Physikalisch gilt: Die Veränderung der Entropie dS ist nie negativ, diese Eigenschaft wird als zweites Gesetz der Thermodynamik bezeichnet. Dies ergibt sich empirisch hieraus, dass der Wärmefluss im Innern eines geschlossenen Systems beobachtbar vom wärmeren Teil in den kälteren fließt und nie umgekehrt, wie es theoretisch ebenso denkbar wäre. Zur Verdeutlichung dieses Sachverhaltes betrachten wir gemäß Beard et al. (1999, S. 84) ein abgeschlossenes System, das zwei Körper enthält, einen heißen und einen kalten, vergleichbar einem kalten Raum und einem heißen Raum mit einer offenen Tür dazwischen, die Wärmeaustausch gestattet. Betrachten wir ein Wärmequantum Qo, das vom heißen in den kalten Raum fließt, so können wir die Änderung der Entropie dieses Systems dS näherungsweise mit dem Differenzenoperator ∆S so beschreiben, ∆S = (- ∆ Qo ) / Theiß Wärmeabfluss vom einen Raum 1 + (+ ∆ Qo ) / Tkalt Wärmezufluss zum andern Raum Gemäß Wörterbuch LEO (Englisch-Deutsch) ist die physikalische Entropie (entropy) eine „Zustandsgröße der Thermodynamik, die ein Maß für die Unordnung eines abgeschlossenen Systems bzw. für die Irreversibilität eines Vorgangs darstellt“. Ferner ist Entropie (entropy) “a measure of the loss of information in a transmitted signal or message (comp.)” bzw. “ein Maß für den Informationsgehalt”. [URL: http://dict.leo.org/ende?lp=ende &lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=&search=entropy, entnommen am 21. Februar 2011, 13:54]. Der Begriff wird also in mehrfacher Hinsicht in der Literatur benützt. Hier wird auf die physikalische Definition Bezug genommen. 2 Der englische Originaltext lautet, siehe Beard et al. (1999, S. 84) „physicists call a process „reversible“ if it involves no dissipative effects such as friction, viscosity, inelasticity, electrical resistance, or magnetic hysteresis”. 3 Weil die Temperatur Theiß im heißen Raum größer als die Temperatur Tkalt im kalten Raum ist und daher der negative erste Quotient kleiner als der positive zweite Quotient ist, folgt, dass ∆S positiv sein muss. Entropie einer Volkswirtschaft Auf der Basis der Wirtschafts- und Finanzordnung der realen (gleich natürlichen) Welt3, in der Energie, also auch Wärme und die Temperatur eines Systems (als ein solches betrachten wir die Wirtschafts- und Finanzordnung der Humangesellschaft), als Äquivalent zum Geld in der Humanwirtschaft dient bzw. als absoluter Maßstab für Geld bezeichnet werden kann, identifizieren wir, einem Szenario gleich, einmal die Temperatur T (des naturwissenschaftlichen Systems) mit der gesamten Geldstock einer Volkswirtschaft, der verfügbar ist bzw. der gesamten Geldmenge M, die im Umlauf befindlich ist (T entspricht M). Auf die Diskussion, welche der Geldmengen M1, M2, M3 konkret einzubeziehen ist oder ob die Geldbasis M0 ein geeigneteres Maß ist, weil sie der Temperatur T im physikalischen System am ehesten nahe kommt, wird hier verzichtet, diese sicherlich wichtige Diskussion wird als nachrangig erachtet. Erwähnt sei, dass die Europäische Zentralbank unter M1 den gesamten Bargeldumlauf sowie die Sichteinlagen der Nichtbanken versteht (Stand August 2010: 4.735,1 Mrd. Euro), unter M2 zusätzlich zu M1 Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten und Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren versteht (Stand August 2010: 8.407,0 Mrd. Euro) und unter M3 zusätzlich zu M2 Anteile an Geldmarktfonds (Stand August 2010: 9.521,5 Mrd. Euro); die Geldbasis M0 umfasst den Bargeldumlauf sowie den Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute, letzterer setzt sich aus Mindestreserven und Überschussreserven zusammen.4 Wir identifizieren ferner die zugeführte reversible Wärmemenge dQrev des naturwissenschaftlichen Systems mit der (durch die Zentralbank neu) zugeführten Geldmenge dM einer Volkswirtschaft (dQrev entspricht dM). Diese Gleichsetzung begründen wir so: Beide Größen, die zugeführte Wärmemenge dQrev (gemessen in Kalorien) als auch die Temperatur T (gemessen in Grad Kelvin), messen Energie, allerdings in unterschiedlichen Maßsystemen. Insofern muss es eine Umrechnung vom einen Maß (Kalorien) in das andere (Grad Kelvin) geben. Denn die Zuführung der Wärmemenge dQrev (im obigen Beispiel vom einen Raum durch die Tür in den anderen Raum) bedingt ja eine Änderung der Temperatur in beiden Räumen dieses geschlossenen Systems. Nehmen wir an, dass die Umrechnung dQrev = α dT lautet (mit dem Umrechnungs- bzw. Proportionalfaktor α > 0) und unterstellen wir vereinfachend, dass α = 1 ist, so erhalten wir dQrev = dT und mit der Gleichsetzung T = M schließlich dS = dM / M. Berücksichtigen wir, dass sowohl S als auch M von der Zeit t abhängen und somit Funktionen der Zeit t sind, so erhalten wir als Definition und Maß für die Veränderung d S(t) der Entropie einer Volkswirtschaft: d S(t) : = d M(t) / M (t) Der Ausdruck rechts gibt die relative Veränderung der Geldmenge bzw. des Geldstocks einer Volkswirtschaft in Abhängigkeit von der Zeit t an. Gemäß dieser Überlegung ist die Änderung der Entropie einer Volkswirtschaft mit der relativen Änderung der Geldmenge in dieser Volkswirtschaft gleich zu setzen.5 Wenn also die im Umlauf befindliche Geldmenge um 3% steigt, so hieße dies, dass die Entropie dieser Volkswirtschaft um 3% zunimmt. Durch Inte- 3 vgl. Maier, H. (2007) Die Begründung der Wirtschafts- und Finanzordnung der natürlichen Welt und ihrer Folgen für Gesellschaft und Politik, Werkstatthefte aus Statistik und Ökonometrie, ISSN 1439-3956. 4 [URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge, entnommen am 27. Februar 2011, 14:31] 5 Mit α ≠ 1 erhält man die Aussage, dass die Änderung der Entropie einer Volkswirtschaft zur relativen Änderung der Geldmenge in dieser Volkswirtschaft proportional ist. 4 gration über die Zeit t erhält man hieraus, stetige Prozesse/Funktionen voraussetzend, für die zeitliche Entwicklung von einem Zeitpunkt t0 bis zu einem späteren Zeitpunkt t1: S(t1) - S(t0) = ln ( M(t1) / M(t0) ) bzw. exp ( S(t1) - S(t0) ) = M(t1) / M(t0) oder M(t1) = M(t0) exp ( S(t1) - S(t0) ) Übernehmen wir aus den Naturwissenschaften, dass die Entropie nie abnimmt, so ist die Differenz S(t1) - S(t0) ≥ 0 für t1 ≥ t0 und damit die Exponentialfunktion exp (S(t1) - S(t0) ) ≥ 1. Dies besagt, dass in einer Volkswirtschaft die gesamte Geldmenge nie abnimmt, in der Regel also zunimmt oder allenfalls gleich bleibt. Dieses Ergebnis ist keinesfalls unsinnig, ganz im Gegenteil: Dieses Ergebnis ist empirisch abgestützt durch die Geldpolitik nationaler Zentralbanken (wie der US-Zentralbank oder der Zentralbank von China) oder supranationaler Zentralbanken (wie der Zentralbank der Europäischen Union), die vorhandene Geldmenge periodisch auszuweiten. Diese Ausweitung der Geldmenge geschieht im Rahmen der Autonomie und gemäß den Zielsetzungen von Zentralbanken wie z.B. zur Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, zur Wahrung der Preisstabilität, oder zur Begrenzung der Inflation. Entropie einer Gesellschaft Eine ähnliche Überlegung führt zur Messung der Entropie einer Humangesellschaft. In dieser identifizieren wir den Energiestock einer Gesellschaft mit der gesamten (Bio-) Energie ihrer Bevölkerung und messen diese über die Bevölkerungszahl (die Temperatur T des naturwissenschaftlichen Systems entspricht der Bevölkerungszahl P einer Humangesellschaft), und wir identifizieren die zugeführte reversible Wärmemenge des naturwissenschaftlichen Systems mit der Veränderung ihrer Bevölkerung (dQrev = α dP mit α = 1). Dann erhalten wir als analoge Definition für die Veränderung d S(t) der Entropie einer Gesellschaft: d S(t) : = d P(t) / P (t) Der Ausdruck rechts gibt die relative Veränderung der Bevölkerung einer Gesellschaft in Abhängigkeit von der Zeit t an. Gemäß dieser Überlegung ist die Änderung der Entropie einer Gesellschaft mit der relativen Änderung der Bevölkerung in dieser Gesellschaft gleich zu setzen.6 Wenn also die Bevölkerung um 3% steigt, so hieße dies, dass die Entropie dieser Gesellschaft um 3% zunimmt. Durch Integration erhält man entsprechend: S(t1) - S(t0) = ln ( P(t1) / P(t0) ) bzw. exp ( S(t1) - S(t0) ) = P(t1) / P(t0) oder P(t1) = P(t0) exp ( S(t1) - S(t0) ) Übernehmen wir wiederum aus den Naturwissenschaften, dass die Entropie nie abnimmt, so ist die Differenz S(t1) - S(t0) ≥ 0 für t1 ≥ t0 und damit die Exponentialfunktion exp (S(t1) S(t0) ) ≥ 1. Dies besagt, dass die Bevölkerungszahl P(t1) nicht abnimmt. Dies ist (bislang) ein anhand der Entwicklung der Weltbevölkerung real beobachtbares Phänomen, es gilt jedoch 6 Mit α ≠ 1 erhält man die Aussage, dass die Änderung der Entropie einer Gesellschaft zur relativen Änderung der Bevölkerung in dieser Gesellschaft proportional ist. 5 nicht für jede einzelne Humangesellschaft, wie die Entwicklung von Geburten- und Reproduktionsziffern von verschiedenen Ländern statistisch ausweist.7 Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass jede einzelne Humangesellschaft, für sich betrachtet, kein abgeschlossenes System im naturwissenschaftlichen Sinne ist, insofern falsifizieren diese empirischen Befunde die oben benannte Definition für die Veränderung der Entropie d S(t) einer Gesellschaft nicht von vornherein. Teilen wir aber die Humangesellschaft der gesamten Welt in zwei Hälften und betrachten wir Wanderungen von der einen Hälfte in die andere, so ist die Annahme des geschlossenen Systems global stimmig. Die Übertragung der (naturwissenschaftlichen) Erkenntnis, dass die Entropie eines (geschlossenen) Systems nie abnimmt, hat dann, veranschaulicht am eingangs erläuterten Modell mit den beiden verbundenen Räumen ∆S = (- ∆ P1) / P1 + (+∆ P1) / P2 Bevölkerungsabfluss Bevölkerungszufluss vom einen Raum in den anderen Raum >0 zur Folge, dass P1 größer als P2 sein muss. Dies besagt, dass Bevölkerungsbewegungen stets von bevölkerungsreichen Teilen der Welt (P1) zu bevölkerungsarmen Teilen (P2) verlaufen und nie umgekehrt. Dies hieße, dass gegenwärtige Wanderungen aus bevölkerungsreichen Entwicklungsländern aus Afrika, Amerika, Asien in bevölkerungsarme entwickelte Länder (USA, in Europa, etc.) naturbedingt sind, d.h. durch die Wirtschafts- und Finanzordnung der realen (gleich natürlichen) Welt bedingt sind. Da diese natürliche Ordnung mächtiger bzw. Ordnungen von Humangesellschaften überlegen ist, hieße dies, dass sich diese Wanderungen (von unterentwickelten in entwickelte Länder) durch außenpolitische Maßnahmen einzelner Humangesellschaften (wie z.B. einen Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA oder Abmachungen zwischen der Europäischen Union und nordafrikanischen Staaten) letztendlich nicht aufhalten lassen und dass auch alle Versuche zu deren Eindämmung auf Dauer nicht erfolgversprechend sind. Der gegenwärtige demographische Wandel in Deutschland und Westeuropa aber auch in anderen entwickelten Ländern belegt diese Schlussfolgerung empirisch. Für eine im Nationalstaatsprinzip (und nicht multikulturell und multiethnisch) verankerte Humangesellschaft (eines entwickelten Landes) ist diese Entwicklung in der Tat beängstigend, weil sie nicht nur zur Überforderung und Aushöhlung ihres Sozialsystems (durch hohe Transferleistungen), sondern auch zur Preisgabe ihrer kulturellen und ethnischen Identität führt. Ist diese Entwicklung unumkehrbar, oder gibt es einen Ausweg? Die Antwort lautet: In der Tat gibt es (für entwickelte Länder) einen Ausweg; dieser fußt auf dem konsistenten Hegelschen Gesamtbild von Reichtum und Armut.8 Er besteht darin, dass die Humangesellschaften in diesen entwickelten Ländern (mit hoher Produktion von materiellen Gütern und hierfür erforderlichen Dienstleistungen und gleichzeitig niedriger biologischer Eigenproduktion und hierfür erforderlichen Dienstleistungen) durch innenpolitische Maßnahmen ihr eigenes Verhalten ändern und ihr reales bzw. natürliches Geld, nämlich ihre Bioenergie, umlenken und unter Verzicht auf materielle Produktion (und hierfür erforderliche Dienstleistungen) ihre biologische Eigenproduktion (gleich Reproduktion ihrer Bevölkerung) verstärken. Diese Humangesellschaften werden dadurch in den Messziffern der Humanwirtschaft, die materielle Güter und hierzu erforderliche Dienste misst, zwar „ärmer“, aber in den Messziffern der realen bzw. natürlichen Wirtschaft, die biologische Güter und hierzu erforderliche Dienste misst, „reicher“ und damit unattraktiverer für Zuwanderungen. Ob allerdings solch eine Ver7 Vgl hierzu UN-Statistiken, wiedergegeben z.B. in: Statistisches Bundesamt (Hrsg), Statistisches Jahrbuch 2002, Für das Ausland, S. 200, siehe Anhang. 8 Die hier formulierte Antwort fußt auf: Maier, H. (2010). The two faces of social indicators and the natural solution of poverty phenomenon, Guest lecture at Sociological Institute of Russian Academy of Science in St. Petersburg/Russia, Tuesday 8th June 2010, 35 slides. 6 haltensumkehr über innenpolitische Maßnahmen in Deutschland (und anderen entwickelten Ländern) möglich oder überhaupt gewollt ist, muss angesichts der gegenwärtigen Politik, die auf Zuwanderung und Integration von Zuwanderern setzt, bezweifelt werden. Naturwissenschaftlich entspräche die beschriebene (innenpolitische) Vorgehensweise einer Erhöhung der frei verfügbaren Temperatur Tkalt im einen (gleich eigenen) Teil des Gesamtsystems, die die Zufuhr von reversibler Wärme ∆Qo aus dem anderen Teil des Gesamtsystems verringert und letztendlich verhindert, weil beobachtbar Wärme nur vom wärmeren Teil in den kälteren Teil fließt. Die chinesische und die indische Humangesellschaften mit ihren hohen Bevölkerungszahlen sind Beispiele für eine solche sowohl kulturell als auch ethnisch identitätserhaltende Verhaltensweise, die für Zuwanderung unattraktiv ist. China und Indien belegen, dass eine solche Verhaltensweise möglich ist. Umgekehrt gilt: Die Humangesellschaften entwickelter Länder haben diese Entwicklung (und damit ihren eigenen demographischen Wandel) auch selbst herausgefordert und begünstigt, weil sie in Verfolgung materieller Ziele und zugehöriger Dienstleistungen ihr Augenmerk nicht primär auf die Produktion bzw. Reproduktion ihrer eigenen Bevölkerung gerichtet haben. Letzteres ist aber oberstes Ziel in der Wirtschaftsordnung der realen Welt; dessen Missachtung führt (über Zuwanderungen) zur allmählichen Verringerung der ursprünglichen ethnischen inländischen Bevölkerung bis hin zu deren Verdrängung und ggf. Auslöschung. Nachbemerkung Die hier niedergelegten Überlegungen fußen auf handschriftlichen Notizen und Überlegungen des Verfassers, angefertigt am 15. und 21. Dezember 2009 mit dem Ziel, den naturwissenschaftlichen Begriff der Entropie (vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzordnung der natürlichen Welt) im ökonomischen und sozialen Umfeld des Menschen zu erhellen. Unabhängig hiervon ist ihm über den ehemaligen Vizepräsidenten der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (Professor Dr. Michael Tolksdorf) im Februar 2010 die Ausarbeitung des ehemaligen Mitglieds Ekkehard Kittner des Abgeordnetenhauses von Berlin (bis 1991) zur makroökonomischen Berechnung der Entropie und Negentropie der deutschen Volkswirtschaft seit den 1950er Jahren mit der Bitte um Stellungnahme zur Kenntnis gegeben worden; letztere enthält eine volkswirtschaftliche Zustandsmessung und deren Veränderung über die Jahrzehnte aufgrund von heuristisch begründeten/unterstellten Messindikatoren für positive und negative Entropie. Im Zuge des Wissenschaftlichen Colloquiums am Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse sind beide Konzepte vorgestellt worden. Unterstellt man, dass es ein widerspruchsfreies Hegelsches Gesamtbild des Begriffs Entropie gibt, so sind die hier nieder gelegten Überlegungen zur Übertragung des naturwissenschaftlichen Begriffs der Entropie auf Wirtschaft und Gesellschaft aber auch das pragmatisch angelegte Konzept von Ekkehard Kittner notwendige Schritte zur Erstellung dieses Gesamtbildes. Literatur Beard, R., Lazoda, G. A. (1999) Economics, Entropy and the Environment: The Extraordinary Economics of Nicholas Georgescu-Roegen, Edward Elgar-Verlag, Cheltenham, UK, and Northampton, MA, USA. Georgescu-Roegen, N. (1999) The Entropy Law and the Economic Process. Harvard University Press. Maier, H. (2007) Die Begründung der Wirtschafts- und Finanzordnung der natürlichen Welt und ihrer Folgen für Gesellschaft und Politik, Werkstatthefte aus Statistik und Ökonometrie, ISSN 1439-3956. Fachhochschule für Wirtschaft Berlin. Maier, H. (2010). The two faces of social indicators and the natural solution of poverty phenomenon, Guest lecture at Sociological Institute of Russian Academy of Science in St. Petersburg/Russia, Tuesday 8th June 2010. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2002, Für das Ausland. 7 Anhang: Zusammengefasste Geburtenziffer in ausgewählten Ländern *) Land / Jahr Europa Deutschland Belgien Dänemark Estland Finnland Frankreich Griechenland Italien Lettland Litauen Niederlande Polen Portugal Rumänien Russische Föderation Schweden Spanien Türkei Vereinigtes Königreich Afrika Ägypten Algerien Kamerun Kenia Nigeria Südafrika 1950/55D 1965/70D 1980/85D 1995/2000D 2010/15D 2,16 2,33 2,54 2,06 2,97 2,73 2,29 2,32 2,00 2,71 3,06 3,62 3,04 2,87 2,85 2,21 2,57 6,90 2,18 2,32 2,34 2,25 2,02 2,06 2,61 2,38 2,49 1,81 2,27 2,80 2,27 2,85 2,96 2,02 2,16 2,92 5,70 2,52 1,46 1,59 1,43 2,09 1,69 1,87 1,96 1,53 2,00 2,03 1,52 2,33 1,98 2,25 2,03 1,65 1,89 4,15 1,80 1,33 1,55 1,74 1,24 1,71 1,73 1,30 1,20 1,12 1,38 1,54 1,46 1,46 1,32 1,23 1,51 1,16 2,70 1,70 1,31 1,47 1,62 1,27 1,53 1,84 1,25 1,23 1,18 1,19 1,52 1,32 1,43 1,37 1,18 1,34 1,14 2,10 1,60 6,56 7,28 5,68 7,51 6,90 6,50 6,56 7,38 6,10 8,12 6,90 5,90 5,06 6,36 6,40 7,50 6,90 4,56 3,40 3,25 5,10 4,60 5,92 3,10 2,10 2,10 3,90 3,24 4,40 2,35 Land / Jahr Tunesien Uganda Amerika Argentinien Brasilien Costa Rica Jamaika Kanada Kulumbien Mexiko Panama Paraguay Vereinigte Staaten Asien Afghanistan Bangladesch China 1) Indien Indonesien Japan Korea, Dem. Volksrepublik Korea, Republik Pakistan Philippinen Thailand Australien und Ozeanien 2) Neuseeland 1950/55D 1965/70D 1980/85D 1995/2000D 2010/15D 6,93 6,90 6,89 7,10 4,90 7,10 2,31 7,10 2,10 6,35 3,15 6,15 6,72 4,22 3,73 6,76 6,87 5,68 6,50 3,45 3,05 5,38 5,80 5,78 2,51 6,18 6,82 5,62 6,30 2,55 3,15 3,63 3,50 3,55 1,63 3,69 4,24 3,52 5,25 1,82 2,62 2,27 2,83 2,50 1,60 2,80 2,75 2,63 4,17 2,04 2,19 2,10 2,42 2,10 1,64 2,37 2,22 2,16 3,25 1,90 7,70 6,70 6,22 5,97 5,49 2,75 3,35 5,40 6,28 7,29 6,40 3,18 3,69 7,50 6,80 6,06 5,69 5,57 2,00 4,56 4,71 6,28 6,50 6,00 2,87 3,35 7,40 5,30 2,55 4,48 4,11 1,76 2,83 2,23 6,23 4,95 3,05 1,93 1,96 6,90 3,80 1,80 3,32 2,60 1,41 2,05 1,51 5,48 3,64 2,10 1,77 1,97 6,18 2,90 1,90 2,27 2,10 1,43 2,10 1,64 4,16 2,33 1,85 1,78 1,87 *) Angaben der Vereinten Nationen, mittlere Variante; Revision 2000. Die zusammengefasste Geburtenziffer gibt die Gesamtzahl der Kinder an, die von einer Frau zur Welt gebracht werden. Es wird dabei angenommen, dass sie bis zum Ende des gebährfähigen Alters lebt und dass sie in jeder Altersstufe so viele Kinder bekommt, wie es den zum jeweiligen Zeitpunkt vorherrschenden altersespezifischen Fruchtbarkeitsraten in der weiblichen Bevölkerung entspricht. 1) Ohne Angaben für Hongkong, Macao und Taiwan. 2) Einschließlich der Angaben für die Weihnachts-, Kokos- und Norfolk-Inseln. Quelle: World Population Prospects, UN, New York. Zitiert aus: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2002 für das Ausland, S. 200. Anhang: Nettoreproduktionsziffer in ausgewählten Ländern *) Land / Jahr Europa Deutschland Belgien Dänemark Estland Finnland Frankreich Griechenland Italien Lettland Litauen Niederlande Polen Portugal Rumänien Russische Föderation Schweden Spanien Türkei Vereinigtes Königreich Afrika Ägypten Algerien Kamerun Kenia Nigeria Südafrika 1950/55D 1965/70D 1980/85D 1995/2000D 2010/15D 0,85 1,06 1,19 0,93 1,37 1,26 1,02 1,09 0.90 1,20 1,41 1,52 1,24 1,27 1,25 1,04 1,17 2,29 1,02 1,02 1,10 1,04 0,95 0,98 1,23 1,07 1,15 0,85 1,07 1,30 1,05 1,27 1,35 0,95 0,99 1,34 2,12 1,20 0,70 0,76 0,69 0,98 0,81 0,90 0,91 0,74 0,94 0,97 0,73 1,11 0,93 1,06 0,96 0,79 0,84 1,74 0,87 0,64 0,75 0,83 0,59 0,83 0,83 0,62 0,58 0,53 0,66 0,74 0,70 0,70 0,62 0,58 0,73 0,55 1,23 0,82 0,63 0,71 0,78 0,61 0,74 0,89 0,60 0,59 0,56 0,57 0,73 0,63 0,69 0,65 0,56 0,65 0,54 0,99 0,77 2,07 2,30 1,57 2,32 1,90 2,10 2,28 2,73 1,95 2,87 2,12 2,32 1,95 2,69 2,35 2,97 2,36 1,94 1,52 1,45 1,87 1,77 2,16 1,30 0,99 0,98 1,54 1,30 1,76 0,84 Land / Jahr Tunesien Uganda Amerika Argentinien Brasilien Costa Rica Jamaica Kanada Kolumbien Mexiko Panama Paraguay Vereinigte Staaten Asien Afghanistan Bangladesch China 1) Indien Indonesien Japan Korea, Dem. Volksrepublik Korea, Republik Pakistan Philippinen Thailand Australien und Ozeanien 2) Neuseeland 1950/55D 1965/70D 1980/85D 1995/2000D 2010/15D 2,21 2,09 2,50 2,40 2,05 2,45 1,05 2,33 0,99 2,50 1,37 2,27 2,68 1,72 1,74 2,44 2,49 2,22 2,76 1,60 1,37 2,16 2,53 2,50 1,20 2,56 2,81 2,43 2,75 1,20 1,47 1,60 1,65 1,68 0,78 1,65 1,92 1,62 2,36 0,87 1,24 1,05 1,35 1,18 0,77 1,30 1,28 1,23 1,91 0,98 1,05 0,98 1,16 1,00 0,79 1,12 1,04 1,03 1,51 0,92 1,76 1,81 1,85 1,63 1,56 1,19 1,22 1,79 1,80 2,51 2,41 1,48 1,63 2,01 2,16 2,44 1,87 1,88 0,97 1,91 1,83 2,05 2,57 2,48 1,35 1,51 2,09 1,89 1,12 1,68 1,65 0,85 1,31 1,10 2,27 2,11 1,37 0,93 0,93 2,07 1,54 0,80 1,38 1,16 0,68 0,92 0,70 2,17 1,67 0,99 0,85 0,94 2,03 1,28 0,88 1,01 0,99 0,69 0,97 0,79 1,77 1,10 0,89 0,86 0,90 *) Angaben der Vereinten Nationen, mittlere Variante; Revision 2000. Die Nettoreproduktionsziffer gibt Auskunft, inwieweit unter bestimmten Geburts- und Sterblichkeitsverhältnissen eine Frauengeneration durch die von diesen Frauen geborenen Töchter ersetzt wird. Eine Rate von 0,64 bedeutet zum Beispiel, es wurden 36% weniger Töchter geboren, als zur Bestandserhaltung der weiblichen Bevölkerung notwendig wäre. 1) Ohne Angaben für Hongkong, Macao und Taiwan. 2) Einschließlich der Angaben für die Weihnachts-, Kokos- und Norfolk-Inseln. Quelle: World Population Prospects, UN, New York. Zitiert aus: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2002 für das Ausland, S. 200. 8 Leontief-Institut für Wirtschaftsanalyse Berlin c/o Professor Dr. Helmut Maier Grainauer Straße 19 D-10777 Berlin, Germany Tel.: +49 (0) 30 211 1765 Email: [email protected] [email protected] Wissenschaftliches Colloquium am Montag, den 21. Februar 2011 von 18-20 Uhr Ekkehard Kittner Ehrenvorsitzender des CDU-Ortsverbandes Britz von Neukölln in Berlin Ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin (bis 1991) Thema: Zur makroökonomischen Berechnung der Entropie und Negentropie einer Volkswirtschaft On macro-economic computation of entropy and negative entropy of a national economy Helmut Maier Leiter des Leontief-Instituts für Wirtschaftsanalyse Berlin Ehemaliger Professor für Wirtschaftsanalyse und Statistik an der FHW Berlin (bis 2008) Thema: Überlegungen zur Messung der Entropie von Gesellschaft und Wirtschaft auf der Basis der Wirtschaftsordnung der realen Welt Considerations on measurement of entropy of society and economy on basis of the economic order of the real world Dr. Meng, Xianghong Outstanding Young Expert in Hebei Province Depute to the Eleventh People’s Congress of Hebei Province in China Thema: On economic and social aims within the new five-years-plan of People’s Republic of China Wirtschaftliche und soziale Ziele im neuen Fünfjahresplan der Volksrepublik China 9