PDF, 169 kB - Stadt Linz

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Pressefrühstück
Festival4020
30. April 2008
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PRESSEMAPPE
Festival4020 [mehr als musik]
MINIMAL::MAXIMAL
07 – 10. Mai 2008
PRESSEKONFERENZ
Gesprächspartner:
Vbgm Dr. Erich Watzl
Kulturreferent der Stadt Linz
VD Wolfgang Winkler
Künstlerischer Leiter - LIVA/Brucknerhaus LINZ
Dr. Peter Leisch
Kurator Festvial4020
Sie finden die gesamte Pressemappe und Bildmaterial auch digital unter:
www.festival4020.at
Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz
Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130
E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at
Pressefrühstück
Festival4020
30. April 2008
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Festival4020 [mehr als musik]
MINIMAL::MAXIMAL
Die New Yorker Skyline in miniaturisierter Form ist heuer das Festivalsujet, das optische
Leitmotiv unseres Festivals 4020: eine matt glänzende Nippesfigur, die von einem Daumen
und einem Zeigefinger gehalten wird. Genauer betrachtet ist es die Freiheitsstatue, die von
einer großen Hand gehalten wird. Ob dies ein behutsamer Griff ist oder ein forsch
anpackender oder ob hier auf die filigrane Figur gar massiv Druck ausgeübt wird, liegt im
Auge des Betrachters.
Norbert Hinterberger, der von 4020 mit der Gestaltung des Festivalsujets beauftragt wurde,
hat sein gemeinsam mit Anna-Carina Popp gestaltetes Bild mit dem Titel Das menschliche
Maß versehen und damit zu verstehen gegeben, dass scheinbar ganz einfache Dinge, je
nach dem Standpunkt des Betrachters, sehr unterschiedliche, einander sogar widersprechende und dennoch gleichermaßen plausible Lesarten und Interpretationen finden können.
Immer wird dabei eine Rolle spielen, welches Maß wir anlegen und welches Gewicht wir
ihnen auf unserer Skala der Bedeutungen und Werte zumessen wollen. Und: Es gilt, sich
immer wieder bewusst zu machen, dass wir all unsere Maßstäbe eben auch mit anderen
Menschen teilen, dass ihre Basis zwischenmenschliche Übereinkünfte – Konventionen –
sind, über die wir uns verständigen müssen.
Was für unsere Wahrnehmungen und Interpretationen gilt, ließe sich auch auf die zeitgenössische Musik übertragen. Wie geht man dort mit „Freiheit“ um? Geht es um Kontrolle? Um
möglichst werkgetreue Interpretation? Soll jeder Akkord, jede klangliche Nuancierung bis ins
Letzte ausnotiert und in einer Partitur festgehalten werden? Wohin konzentriert sich unsere
Aufmerksamkeit, wo hören wir Akzente und Bedeutungen, empfinden Entwicklungen als
dramatische Aufladung oder nur als Klangornament? Oder kann eine musikalische Idee sich
erst in der freien Improvisation adäquat entfalten? Bringe ich alle mir zur Verfügung
stehenden Mittel zum Einsatz oder kann schon mit einem einzelnen Ton alles gesagt sein?
Oder lässt sich auf die mittlerweile nahezu unermesslichen Möglichkeiten, klangliches
Material zu organisieren, noch eine weitere draufsetzen? Und welche? Und warum? Und
was ist mit den Zwischenräumen? Den Pausen? Wie verhält es sich mit dem Innehalten,
dem Verstummen einer Stimme, dem Nachklang eines Instruments und der Stille?
4020.08 sucht mit seinem Leitmotiv MINIMAL::MAXIMAL den Bogen zwischen zwei
Grenzbereichen zeitgenössischer Musik zu ziehen: zwischen der äußersten Verdichtung,
Reduktion und Verknappung auf ihre Grundelemente und dem entfesselten kreativen Chaos
der freien Improvisation. Einmal mehr also Musik aus allen Richtungen, zwischen Fortissimo
und Verstummen, zwischen voll tönender Opulenz und einsiedlerischer Kargheit, zwischen
vertrauten und anderen, fremden Saiten schwingend, zwischen den Polen Mikrokosmos und
Makrokosmos angesiedelt und ein wahrer Schmaus für alle offenen Ohren. Denn – in den
Worten von Miles Davis: „Es geht nicht darum, möglichst viele Noten zu spielen, es genügen
die schönen.“
Peter Leisch
Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz
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Festival4020
30. April 2008
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Mittwoch, 7. Mai 2008 /
IN EXTREMIS
Im Land der Schmerzen (UA)
LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 19.00 Uhr
Markus Kupferblum: Rezitation, Performance, Regie, Produktion
Michael Bruckner: Leitung, E-Gitarre, Komposition
Vladimir Tarasov: Percussion
Moderation: Mirjam Jessa
Alphonse Daudet (1840–1897) war nach heutigen Begriffen ein Bestsellerautor, der neben
Baudelaire, Dumas und Goncourt zu den wichtigsten französischen Autoren des 19.
Jahrhunderts zählt. Seine Schreibstunden trotzte der Erfolgsautor schwerstem Leid ab. An
Syphilis erkrankt, nutzte er mit unbändiger Schaf-fenskraft die wenigen Stunden seiner
letzten Jahre, in denen Morphium und Chloral Schmerzfreiheit gewährten. Die kleine Schrift
Im Land der Schmerzen ist Daudets schnörkellose, sarkastische und selbstmitleidlose
Chronik des vergeblichen Kampfes gegen den Schmerz und die Etappen seines körperlichen
Verfalls in Bildern, die an Genauigkeit, Klarheit und Schärfe ihresgleichen suchen.
Für die szenische Umsetzung dieses Textes sorgen der junge Gitarrist Michael Bruckner und
der Free-Jazz-Schlagzeuger Vladimir Tarasov gemeinsam mit Markus Kupferblum, der
diesen Abend inszeniert, konzipiert – und mit der Leichtigkeit des Clowns auch selbst
gestaltet. Markus Kupferblum (* 1964) ist Opernregisseur, Autor, Clown, Gründer des
Totalen Theaters in Wien, Experte für Commedia dell‘Arte und Maskentheater. Bekannt ist er
für seine spartenübergreifende Arbeit zwischen Oper, Zirkus, Theater und Film. Er
unterrichtet an der Universität Wien und am Max-Reinhardt- Seminar. 2007 wurde er mit
dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet.
Michael Bruckner (* 1980) ist Gitarrist, Komponist, Performer, Klanginstallateur und spielt(e)
in Ensembles wie Zur Wachauerin, Capella con Durezza und Der böse Zustand. Vladimir
Tarasov (* 1948) ist Schlagzeuger und Komponist. Er lebt in Vilnius, ist mit Ensembles und
Künstlern wie dem Litauischen Symphonieorchester, Anthony Braxton, dem Trio GTC
und vielen anderen aufgetreten. Sein OEuvre umfasst über 100 Tonträger. Tarasov
komponiert darüber hinaus für Orchester, Film und Theater, er arbeitete wiederholt mit
bildenden Künstlern wie Ilya Kabakov und Sarah Flohr zusammen und unterrichtet(e) an
Hochschulen u. a. in Deutschland und Frankreich.
Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit
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Festival4020
30. April 2008
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Mittwoch, 7. Mai 2008/
IN EXTREMIS
dissonART ensemble
Komponistenporträt Dimitri Papageorgiou
Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 20.30 Uhr
Lenio Liatsou: Klavier
Alexandros Stavridis: Klarinette
Theo Patsalidis: Violine
Vassilis Saitis: Violoncello
Ioannis Anisegos: Flöte
Margharita Kourtparasidou: Percussion
Dimitrios Polisoidis: Bratsche
Yannis Chatzis: Kontrabass
Dimitri Papageorgiou: Leitung
Moderation: Mirjam Jessa
Dimitri Papageorgiou (* 1965) verbindet in seiner Musik die „europäische“ Tradition des
präzisen Tonsetzens mit dem experimentellen Zugang amerikanischer Komponisten wie
Feldman und Cage. Seine oft nahe an der Stille angesiedelten Arbeiten zeichnen sich durch
Minimalismus und klangfarbliche Vielfalt aus und umfassen Kammer-, Orchester-, Chorsowie elektronische Kompositionen. Papageorgiou ist eng mit Österreich verbunden: Er
studierte an der Musikuniversität Graz bei Hermann Markus Preßl und war Mitbegründer von
Die Andere Saite in Graz. Von 1998 an studierte und arbeitete er in den USA, die er 2003
wegen der politischen Regression nach 9/11 in Richtung seiner Heimat Griechenland verließ,
wo er an der Gründung des von ihm geleiteten dissonART ensemble beteiligt war und
an der Aristoteles Universität Thessaloniki Komposition lehrt.
Hermann Markus Preßl (1939–1994) spielt bei 4020.08 eine wichtige Rolle – als Lehrer
Papageorgious und als Urheber zweier beim Festival aufgeführter Kompositionen. Der
gebürtige Bad Ausseer ist ein Solitär der österreichischen Musikgeschichte: Der gelernte
Maschinenbauer studierte Violine, Viola, Komposition und Malerei, war Musikschulleiter und
ging 1966 als Musiklehrer nach Kabul, wo er u. a. eine musikethnologische Dokumentation
afghanischer Volksmusik leistete.
Nach seiner Rückkehr nach Österreich lebte er in Graz, wo er Mitglied praktisch aller
namhaften Ensembles war und an der Universität unterrichtete. Er wandte sich vom
Ausdruckscharakter der europäischen Musik ab, experimentierte mit kreisförmig
geschlossenen Kompositionen (Schleifstein, Steirerliedmaschine), konstruierte
Lärmmaschinen und wurde wegen „zersetzenden Einflusses auf die steirische Jugend“ aus
dem Steirischen Tonkünstlerbund ausgeschlossen.
Das 2005 gegründete dissonART ensemble hat sich die Vermittlung Neuer Musik auf die
Fahnen geschrieben, spieltWerke sowohl arrivierter als auch vielversprechender junger
KomponistInnen und lässt sich mit Vorliebe auf genreübergreifende Zusammenarbeiten etwa
mit Video- und TanzkünstlerInnen ein.
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Festival4020
30. April 2008
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Donnerstag, 8. Mai 2008 /
AUS DEM NICHTS
Sylvia Safdie
Act/Shadow (2006) Videoinstallation
Synagoge – 19.00 Uhr
Malcolm Goldstein: Musik
gentle rain preceding mushrooms (1992) – in memoriam John Cage
Die Arbeiten der kanadischen Künstlerin Sylvia Safdie (* 1942 im Libanon) setzen sich vor
allem mit der Zeit auseinander. Sie beschäftigen sich mit Wandlungsprozessen und
trügerischen Zeitempfindungen, indem sie die Bedeutungen des Beobachteten simultan
verändern und dem Klang, der Stille und den Bildern neue Bedeutungen geben. Safdie lebt,
nachdem sie ihre Kindheit in Israel verbracht hat, seit 1953 in Montreal und gelangte über
Malerei, Bildhauerei und Installationen zum Medium Video. Ihre Arbeiten waren bisher in
Kanada, den USA, Europa und China zu sehen.
Malcolm Goldstein
John Cage Lecture on Nothing (1950)
Synagoge – 19.30 Uhr
Malcolm Goldstein: Rezitation
Zwei Jahre vor der Uraufführung von 4’33’’ – dem berühmten Stück komponierter Stille –
hielt John Cage 1950 eine Vorlesung über das Nichts: Eine Lecture on Nothing, die sich
damit auseinandersetzt, wie dem Nichts ein Rahmen gegeben werden könne. Cage:
„Struktur ohne Leben ist tot. Aber Leben ohne Struktur ist nicht wahrzunehmen. Pures Leben
drückt sich in und durch Struktur aus.“
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30. April 2008
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Donnerstag, 8. Mai 2008/
AUS DEM NICHTS
Malcolm Goldstein
Violine, Stimme, Komposition
Synagoge –20.30 Uhr
Malcolm Goldstein but one sang not (2001) Malcolm Goldstein gentle rain preceding
mushrooms (1992) John Cage Eight Whiskus (1985) James Tenney Koan (1971)
Malcolm Goldstein Soundings for solo violin (UA)
Moderation: Mirjam Jessa
Malcolm Goldstein (* 1936) ist Performer, Komponist und die geigerische Legende der
amerikanischen Experimentalmusikszene schlechthin. Über lange Jahre arbeitete er sehr
eng mit John Cage, Morton Feldman und anderen großen Komponistenpersönlichkeiten
der New York School zusammen. In den 1960ern kaprizierte er sich auf Neue Musik,
Avantgardemusik und Musik für Tanz.
Seine filigranen Improvisationen, die Soundings, mit denen Goldstein die Bandbreite der auf
der Violine bis dahin üblichen Spielarten um ungeahnte Klangfarben und Phrasierungen
erweiterte, trugen ihm den Ruf ein, das Geigenspiel neu erfunden zu haben.
Colin Gee
Dakota – Live performance
Posthof, Großer Saal – 22.00 Uhr
Colin Gee: Creation, Performance Erin Gee: Music
Moderation: Mirjam Jessa
Dakota ist eine äußerst komplexe Arbeit, die sich mit Individuation, dem Prozess der IchWerdung, und mit Identität beschäftigt. Sie besteht aus einem Film, der durch eine
Performance und eine dazu parallel laufende Installation von Videostills noch einmal erzählt
und dadurch in einen neuen Gesamtzusammenhang gestellt wird. Dakota ist eine
Geschichte von Reise und Reue, ein Roadmovie, in dem ein Lkw-Fahrer im Mittleren Westen
Amerikas mit brisanter Fracht aufbricht, um die Bedingungen für die Freilassung seiner
entführten Tochter zu verhandeln. Unter dem Druck der damit verbundenen Belastung
steuert er auf eine Bewusstseinskrise zu, in der seine Verletzlichkeit steigt und sein Stolz
zerbricht. Es ist seine letzte Chance, sein Kind zu retten.
Colin Gee war mehrere Jahre Clown beim Cirque du Soleil und studierte u. a. an der London
School of Physical Acting und in den Televisa Studios in Mexico City. Bei der Aufführung
von Dakota begleitet ihn seine in Graz lebende Schwester, die Komponistin und Vokalistin
Erin Gee, mit der er häufig zusammenarbeitet und der eines der drei Komponistenporträts
von 4020 gewidmet ist.
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Freitag, 9. Mai 2008/
MIKROKOSMOS
Makiko Goto / Erin Gee
Komponistinnenporträt Erin Gee
LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 19.00 Uhr
Makiko Goto: Koto Erin Gee: Stimme, Komposition
Christian Wolff: Malvina (1989) Erin Gee: Mouthpiece for Koto (UA, Auftrag Festival 4020),
Mouthpiece for Koto and Voice, one performer (UA, Auftrag Festival 4020)
Toshio Hosokawa: Nocturne (1982), und traditionelle japanische Kompositionen für Koto
Moderation: Mirjam Jessa
Die Vokalkompositionen der Sängerin und Komponistin Erin Gee (* 1974) sind wesentlich
von Impulsen aus der japanischen Musik geprägt, für die an diesem Abend die Kotovirtuosin
Makiko Goto steht.
Erin Gee studierte Klavier und Komposition an der University of Iowa sowie anschließend bei
Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, wo sie seither lebt.
Ihre Werke wurden teils unter eigener Mitwirkung als Vokalistin bei renommierten Festivals
wie dem Musikprotokoll von Ensembles wie dem Klangforum Wien aufgeführt, für das Gee
auch Auftragskompositionen geschaffen hat. Gee erhielt neben anderen Auszeichnungen
das Österreichische Staatsstipendium für Komposition.
Makiko Goto (* 1963) ist eine Meisterin des Kotos, eines aus China stammenden
traditionellen Saiteninstrumentes der japanischen Musik, das ein weit entfernter, exotischer
Verwandter der alpenländischen Zither ist. Goto spielt seit ihrem zehnten Lebensjahr Koto
und vervollkommnete ihr Können an der Sawai Koto School in Tokio, um später am Ethnic
Music Department auf Hawaii zu unterrichten. Seit 1992 lebt sie in den Niederlanden und
konzentriert sich gleichermaßen auf traditionelle japanische wie auf zeitgenössische Musik
etwa von Komponisten wie Bernhard Lang, Rupert Huber und Toshio Hosokawa.
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30. April 2008
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MIKROKOSMOS
Trys Keturiose
Sutartin s – Vokalmusik aus Litauen
LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 21.00 Uhr
Daina Naorvaišyt
Rima Visackien
Egl Serei ikien
Daiva Vy inien
Birut Vilkauskien
Seit gut zwanzig Jahren hegt und pflegt das Vokalistinnen Ensemble Trys Keturiose
(übersetzt bedeutet das „Drei oder vier“ – ganz im Sinne der wechselnden Besetzungen)
unter der Leitung von Daiva Ra i nait -Vy inien mit den Sutartin s das überaus lebendige
Erbe der litauischen Musik. Sutartin s sind ein außergewöhnliches Stück Volksmusik, deren
Texte noch in der heidnischen, vorchristlichen Zeit des Landes wurzeln, die so lange noch
nicht vergangen ist, da Litauen als letztes europäisches Land erst im 15. Jahrhundert
gewaltsam christianisiert werden sollte. Sie sind zwei- bis dreistimmige, in kleinen Intervallen
gesetzte Lieder, von synkopierten Rhythmen getragen und von kräftigen Refrains
angetrieben. Meist als Kanons gesungen, gehen sie auf heidnische und schamanistische
Musiktraditionen zurück, klingen aber aufgrund der komplexen Parallelführungen und
Verschränkungen der einzelnen Strophen und Liedteile unerhört modern. Die Sutartin s
sind, so könnte man sagen, sechshundert Jahre alte Minimal Music und für die
minimalistischen Ausformungen der zeitgenössischen Musik Litauens überaus inspirierend
gewesen. Trys Keturiose versteht sich darauf, die Sutartin s in einer authentischen Textur
der Stimmen erklingen zu lassen, ohne sich dabei von den in Tonarchiven belegten
Aufführungstraditionen zu eng ans künstlerische Gängelband nehmen zu lassen.
GAIDA Ensemble
Komponistenportrait Rytis Mažulis
LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 22.00 Uhr
Rusne Mataityte: Violine Dalia Surauciute: Violine Vitalija Raskeviciute: Viola
Edmundas Kulikauskas: Cello Valentinas Gelgotas: Flöte Remigijus Merkelys: Leitung
Moderation: Mirjam Jessa
Das Werk von Rytis Mažulis (* 1961) darf als das konsistenteste der jüngeren
Musikgeschichte Litauens gelten, beziehen sich doch so gut wie alle Kompositionen Mažulis‘
auf die Technik des Kanons und der Repetition. Dabei schöpft der litauische Komponist
sowohl aus dem polyphonen Reichtum der Renaissance wie auch aus der litauischen
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Festival4020
30. April 2008
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Tradition der Sutartin s. Von einem Studium bei Bronius Kutavicius, dem Doyen des
litauischen Minimalismus und einer der bedeutendsten Komponistenpersönlichkeiten des
Landes, geprägt, wandte sich Mažulis dem Ergründen mikrotonaler und kleinstteilig
gegliederter musikalischer Strukturen zu. Seine elektroakustischen wie seine vokalen
Arbeiten sind raffiniert gebaute Tongebilde, die sich in kleinen und kleinsten Schritten
labyrinthisch entfalten.
Der Abend für und um Rytis Mažulis präsentiert den Komponisten im Kreis seiner
„Wahlverwandtschaften“ zwischen Bach und Josquin Desprez, aber auch mit einem Werk
seiner Schülerin Egidija Medekšait . Als Resüme dieses Porträts steht die Uraufführung
des von 4020 beauftragten Werks Non in Commotione auf dem Programm. In ihm wird
Mažulis zum ersten Mal Sutartin s als musikalisches Ausgangsmaterial verwenden. Eine
Hommage an die faszinierende Stimmkunst von Trys Keturiose, die den Kreis des Abends
schließen.
Das GAIDA Ensemble ist das Hausorchester des alljährlich in Vilnius stattfindenden
internationalen GAIDA-Festivals für Zeitgenössische Musik und zugleich Litauens führendes
Ensemble für Neue Musik. Sein Repertoire reicht weit über das breite Spektrum der
zeitgenössischen Komponisten Litauens hinaus und setzt sich ambitioniert und auf hohem
qualitativem Niveau auch mit aktuellsten Entwicklungen im Feld der musikalischen
Avantgarde auseinander. In seiner konsequenten Weiterentwicklung hat es sich mittlerweile
internationale Reputation erspielt und war auf den bedeutendsten europäischen Festivals
vertreten.
Samstag, 10. Mai 2008/
MAKROKOSMOS
Erin Gee / Rytis Mažulis
Komponisten im Gespräch
Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 18.30 Uhr
Moderation: Mirjam Jessa
Wer das erste Mal ein Stück von Erin Gee hört, hält überrascht inne, um genau zu lauschen:
kostbare, zerbrechliche und wie zufällig entstandene Vokalisen, die von Zischen, Schwirren
und Zungengeräuschen durchdrungen sind, kindliche Laute, niemals aber infantiles
Gebrabbel, das der Zufall abwirft – ätherisch, spielerisch zart, dann auf einmal jäh
anschwellend und einfach fesselnd. Eine Stimme, die einen berührt, zu packen vermag. Ihre
suggestive Kraft liegt in ihrer absoluten Unmittelbarkeit und Intimität. Man stelle sich
vor, auf dem Rücken eines Schmetterlings zu sitzen, der den nächsten Blumenkelch
ansteuert. Oder eine neue Zaubersprache zu erlernen, die einem durch das bloße Zuhören,
Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz
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Festival4020
30. April 2008
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man braucht sie nicht einmal zu verstehen, Schweben vermittelt, eine Bewegung, die einen
nach oben trägt.
Samstag, 10. Mai 2008/
MAKROKOSMOS
Rytis Mažulis
Das Klavier der reinen Vernunft, Twittering
Machine, Ex una Voce, Madame Koch’s
Meditation
Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 19.30 Uhr
Rytis Mažulis: elektroakustische Kompositionen
Über Das Klavier der reinen Vernunft (Clavier of pure reason) (1992–1994) schreibt Gražina
Daunoravi ien : „Der Titel des Stücks verbindet mit sanfter Ironie zwei ähnlich genannte
Werke: Die Kritik der reinen Vernunft (1781) von Immanuel Kant und Das Klavier des vitalen
Wassers für zwei Klaviere und Tonband (1983) – eines der populärsten Werke des
litauischen Komponisten Algirdas Martinaitis.
Der daraus kreierte eigene Titel erinnert auch an Gioseffo Zarlino’s Ausspruch, dass „Musik
lediglich aus klingenden Zahlen besteht“ (numerus sonorus). Stellen wir uns also eine vom
Verstand des Computerzeitalters geschaffene Utopie vor: ein Überpianist spielt mit 48
Händen (oder 24 Pianisten spielen gleichzeitig) und seine/ihre Klänge drehen sich in
dreieckigen Räumen. Manchmal will es den Anschein haben, als hätten weder Zarlino, noch
Kant, weder Bach noch Martinaitis etwas in diesem Opus zu suchen, und es ist allein der
Komponist, der mit einem Kaleidoskop aus 48 Glasperlen (Dreiklängen) virtuos spielt.“
Latvian Radio Chamber Singers
Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 21.30 Uhr
Kaspars Putni š: Leitung Kaija Saariaho: Tag des Jahrs (2001) Erin Gee: Mouth Pieces V,
VII (2000–2004) Hermann Markus Preßl: Asralda (1982) Rytis Mažulis: ajapajapam for 12
voices, string quartet and electronics (2002)
Moderation: Mirjam Jessa
Die Latvian Radio Chamber Singers sind ein 1994 gegründetes zwölfköpfiges Ensemble von
Chorsolisten, dessen Repertoire vorwiegend aus zeitgenössischer Musik für kleine
Besetzungen besteht. Mit Experimentierfreude erforschen die lettischen Sänger das
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Festival4020
30. April 2008
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Ausdrucksvermögen der menschlichen Stimme, suchen nach neuen Wegen zur
konzertanten Aufführung von Musik und haben sich einen unverwechselbaren Stil erarbeitet.
ajapajapam ist eine von Rytis Mažulis 2002 für einen zwölfstimmigen Chor und
Streichquartett geschaffene Komposition, die in der meditativen Praxis asiatischer
Philosophien wurzelt: Der Sanskritbegriff japam steht für die immer wieder formelhaft
repetierte Rezitation eines Mantras, einer rituellen Wort- oder Silbenfolge. „a“ bedeutet
„ohne“ – der von Mažulis selbst erfundene Kunstbegriff ajapajapam meint damit sinngemäß
die ständige Wiederholung eines Mantras, ohne dabei das Mantra selbst auszusprechen.
Von da aus hat der Komponist auch die Idee zu diesem Stück entwickelt: Es gilt, Musik
„ohne Musik“ geschehen zu lassen – genauer: ohne die Abfolge musikalischer Ereignisse im
herkömmlichen Sinn. ajapajapam ist ein unendlich langsam mäandernder Klangstrom von
Stimmen und Streichern, der in all seinen 10.05.08/BRUCKNERHAUS mikrotonalen
Verfremdungen, Atmosphären und Schattierungen jedes Zeitgefühl aufhebt.
Die Mouth Pieces (2000–2004) von Erin Gee wiederum beruhen auf Sanskritversen aus dem
Rig Veda, deren Vokal- und Konsonantenstrukturen von der Komponistin vielfach
gebrochen, collagiert und zu einer Privatsprache neu buchstabiert wurden. Ihren besonderen
Charme und ihre Unverwechselbarkeit beziehen sie aus dem Spannungsfeld von Intimität,
dadaistischem Witz und geheimnisvoll anmutenden Stimmenimitationen, aus dem heraus
Gee ihre Performances entwickelt.
AUFFÜHRUNGSORTE
Brucknerhaus
Untere Donaulände 7, 4010 Linz, +43.732.7612-0
www.brucknerhaus.at
Posthof
Posthofstraße 43, 4020 Linz, +43.732.770548-0
www.posthof.at
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, +43.732.7070-3600
www.lentos.at
Synagoge
Bethlehemstraße 26, 4020 Linz, +43.732.779805
www.padl.ac.at/LuF/be/synagoge
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