Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ PRESSEMAPPE Festival4020 [mehr als musik] MINIMAL::MAXIMAL 07 – 10. Mai 2008 PRESSEKONFERENZ Gesprächspartner: Vbgm Dr. Erich Watzl Kulturreferent der Stadt Linz VD Wolfgang Winkler Künstlerischer Leiter - LIVA/Brucknerhaus LINZ Dr. Peter Leisch Kurator Festvial4020 Sie finden die gesamte Pressemappe und Bildmaterial auch digital unter: www.festival4020.at Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Festival4020 [mehr als musik] MINIMAL::MAXIMAL Die New Yorker Skyline in miniaturisierter Form ist heuer das Festivalsujet, das optische Leitmotiv unseres Festivals 4020: eine matt glänzende Nippesfigur, die von einem Daumen und einem Zeigefinger gehalten wird. Genauer betrachtet ist es die Freiheitsstatue, die von einer großen Hand gehalten wird. Ob dies ein behutsamer Griff ist oder ein forsch anpackender oder ob hier auf die filigrane Figur gar massiv Druck ausgeübt wird, liegt im Auge des Betrachters. Norbert Hinterberger, der von 4020 mit der Gestaltung des Festivalsujets beauftragt wurde, hat sein gemeinsam mit Anna-Carina Popp gestaltetes Bild mit dem Titel Das menschliche Maß versehen und damit zu verstehen gegeben, dass scheinbar ganz einfache Dinge, je nach dem Standpunkt des Betrachters, sehr unterschiedliche, einander sogar widersprechende und dennoch gleichermaßen plausible Lesarten und Interpretationen finden können. Immer wird dabei eine Rolle spielen, welches Maß wir anlegen und welches Gewicht wir ihnen auf unserer Skala der Bedeutungen und Werte zumessen wollen. Und: Es gilt, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir all unsere Maßstäbe eben auch mit anderen Menschen teilen, dass ihre Basis zwischenmenschliche Übereinkünfte – Konventionen – sind, über die wir uns verständigen müssen. Was für unsere Wahrnehmungen und Interpretationen gilt, ließe sich auch auf die zeitgenössische Musik übertragen. Wie geht man dort mit „Freiheit“ um? Geht es um Kontrolle? Um möglichst werkgetreue Interpretation? Soll jeder Akkord, jede klangliche Nuancierung bis ins Letzte ausnotiert und in einer Partitur festgehalten werden? Wohin konzentriert sich unsere Aufmerksamkeit, wo hören wir Akzente und Bedeutungen, empfinden Entwicklungen als dramatische Aufladung oder nur als Klangornament? Oder kann eine musikalische Idee sich erst in der freien Improvisation adäquat entfalten? Bringe ich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel zum Einsatz oder kann schon mit einem einzelnen Ton alles gesagt sein? Oder lässt sich auf die mittlerweile nahezu unermesslichen Möglichkeiten, klangliches Material zu organisieren, noch eine weitere draufsetzen? Und welche? Und warum? Und was ist mit den Zwischenräumen? Den Pausen? Wie verhält es sich mit dem Innehalten, dem Verstummen einer Stimme, dem Nachklang eines Instruments und der Stille? 4020.08 sucht mit seinem Leitmotiv MINIMAL::MAXIMAL den Bogen zwischen zwei Grenzbereichen zeitgenössischer Musik zu ziehen: zwischen der äußersten Verdichtung, Reduktion und Verknappung auf ihre Grundelemente und dem entfesselten kreativen Chaos der freien Improvisation. Einmal mehr also Musik aus allen Richtungen, zwischen Fortissimo und Verstummen, zwischen voll tönender Opulenz und einsiedlerischer Kargheit, zwischen vertrauten und anderen, fremden Saiten schwingend, zwischen den Polen Mikrokosmos und Makrokosmos angesiedelt und ein wahrer Schmaus für alle offenen Ohren. Denn – in den Worten von Miles Davis: „Es geht nicht darum, möglichst viele Noten zu spielen, es genügen die schönen.“ Peter Leisch Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Mittwoch, 7. Mai 2008 / IN EXTREMIS Im Land der Schmerzen (UA) LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 19.00 Uhr Markus Kupferblum: Rezitation, Performance, Regie, Produktion Michael Bruckner: Leitung, E-Gitarre, Komposition Vladimir Tarasov: Percussion Moderation: Mirjam Jessa Alphonse Daudet (1840–1897) war nach heutigen Begriffen ein Bestsellerautor, der neben Baudelaire, Dumas und Goncourt zu den wichtigsten französischen Autoren des 19. Jahrhunderts zählt. Seine Schreibstunden trotzte der Erfolgsautor schwerstem Leid ab. An Syphilis erkrankt, nutzte er mit unbändiger Schaf-fenskraft die wenigen Stunden seiner letzten Jahre, in denen Morphium und Chloral Schmerzfreiheit gewährten. Die kleine Schrift Im Land der Schmerzen ist Daudets schnörkellose, sarkastische und selbstmitleidlose Chronik des vergeblichen Kampfes gegen den Schmerz und die Etappen seines körperlichen Verfalls in Bildern, die an Genauigkeit, Klarheit und Schärfe ihresgleichen suchen. Für die szenische Umsetzung dieses Textes sorgen der junge Gitarrist Michael Bruckner und der Free-Jazz-Schlagzeuger Vladimir Tarasov gemeinsam mit Markus Kupferblum, der diesen Abend inszeniert, konzipiert – und mit der Leichtigkeit des Clowns auch selbst gestaltet. Markus Kupferblum (* 1964) ist Opernregisseur, Autor, Clown, Gründer des Totalen Theaters in Wien, Experte für Commedia dell‘Arte und Maskentheater. Bekannt ist er für seine spartenübergreifende Arbeit zwischen Oper, Zirkus, Theater und Film. Er unterrichtet an der Universität Wien und am Max-Reinhardt- Seminar. 2007 wurde er mit dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet. Michael Bruckner (* 1980) ist Gitarrist, Komponist, Performer, Klanginstallateur und spielt(e) in Ensembles wie Zur Wachauerin, Capella con Durezza und Der böse Zustand. Vladimir Tarasov (* 1948) ist Schlagzeuger und Komponist. Er lebt in Vilnius, ist mit Ensembles und Künstlern wie dem Litauischen Symphonieorchester, Anthony Braxton, dem Trio GTC und vielen anderen aufgetreten. Sein OEuvre umfasst über 100 Tonträger. Tarasov komponiert darüber hinaus für Orchester, Film und Theater, er arbeitete wiederholt mit bildenden Künstlern wie Ilya Kabakov und Sarah Flohr zusammen und unterrichtet(e) an Hochschulen u. a. in Deutschland und Frankreich. Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Mittwoch, 7. Mai 2008/ IN EXTREMIS dissonART ensemble Komponistenporträt Dimitri Papageorgiou Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 20.30 Uhr Lenio Liatsou: Klavier Alexandros Stavridis: Klarinette Theo Patsalidis: Violine Vassilis Saitis: Violoncello Ioannis Anisegos: Flöte Margharita Kourtparasidou: Percussion Dimitrios Polisoidis: Bratsche Yannis Chatzis: Kontrabass Dimitri Papageorgiou: Leitung Moderation: Mirjam Jessa Dimitri Papageorgiou (* 1965) verbindet in seiner Musik die „europäische“ Tradition des präzisen Tonsetzens mit dem experimentellen Zugang amerikanischer Komponisten wie Feldman und Cage. Seine oft nahe an der Stille angesiedelten Arbeiten zeichnen sich durch Minimalismus und klangfarbliche Vielfalt aus und umfassen Kammer-, Orchester-, Chorsowie elektronische Kompositionen. Papageorgiou ist eng mit Österreich verbunden: Er studierte an der Musikuniversität Graz bei Hermann Markus Preßl und war Mitbegründer von Die Andere Saite in Graz. Von 1998 an studierte und arbeitete er in den USA, die er 2003 wegen der politischen Regression nach 9/11 in Richtung seiner Heimat Griechenland verließ, wo er an der Gründung des von ihm geleiteten dissonART ensemble beteiligt war und an der Aristoteles Universität Thessaloniki Komposition lehrt. Hermann Markus Preßl (1939–1994) spielt bei 4020.08 eine wichtige Rolle – als Lehrer Papageorgious und als Urheber zweier beim Festival aufgeführter Kompositionen. Der gebürtige Bad Ausseer ist ein Solitär der österreichischen Musikgeschichte: Der gelernte Maschinenbauer studierte Violine, Viola, Komposition und Malerei, war Musikschulleiter und ging 1966 als Musiklehrer nach Kabul, wo er u. a. eine musikethnologische Dokumentation afghanischer Volksmusik leistete. Nach seiner Rückkehr nach Österreich lebte er in Graz, wo er Mitglied praktisch aller namhaften Ensembles war und an der Universität unterrichtete. Er wandte sich vom Ausdruckscharakter der europäischen Musik ab, experimentierte mit kreisförmig geschlossenen Kompositionen (Schleifstein, Steirerliedmaschine), konstruierte Lärmmaschinen und wurde wegen „zersetzenden Einflusses auf die steirische Jugend“ aus dem Steirischen Tonkünstlerbund ausgeschlossen. Das 2005 gegründete dissonART ensemble hat sich die Vermittlung Neuer Musik auf die Fahnen geschrieben, spieltWerke sowohl arrivierter als auch vielversprechender junger KomponistInnen und lässt sich mit Vorliebe auf genreübergreifende Zusammenarbeiten etwa mit Video- und TanzkünstlerInnen ein. Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Donnerstag, 8. Mai 2008 / AUS DEM NICHTS Sylvia Safdie Act/Shadow (2006) Videoinstallation Synagoge – 19.00 Uhr Malcolm Goldstein: Musik gentle rain preceding mushrooms (1992) – in memoriam John Cage Die Arbeiten der kanadischen Künstlerin Sylvia Safdie (* 1942 im Libanon) setzen sich vor allem mit der Zeit auseinander. Sie beschäftigen sich mit Wandlungsprozessen und trügerischen Zeitempfindungen, indem sie die Bedeutungen des Beobachteten simultan verändern und dem Klang, der Stille und den Bildern neue Bedeutungen geben. Safdie lebt, nachdem sie ihre Kindheit in Israel verbracht hat, seit 1953 in Montreal und gelangte über Malerei, Bildhauerei und Installationen zum Medium Video. Ihre Arbeiten waren bisher in Kanada, den USA, Europa und China zu sehen. Malcolm Goldstein John Cage Lecture on Nothing (1950) Synagoge – 19.30 Uhr Malcolm Goldstein: Rezitation Zwei Jahre vor der Uraufführung von 4’33’’ – dem berühmten Stück komponierter Stille – hielt John Cage 1950 eine Vorlesung über das Nichts: Eine Lecture on Nothing, die sich damit auseinandersetzt, wie dem Nichts ein Rahmen gegeben werden könne. Cage: „Struktur ohne Leben ist tot. Aber Leben ohne Struktur ist nicht wahrzunehmen. Pures Leben drückt sich in und durch Struktur aus.“ Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Donnerstag, 8. Mai 2008/ AUS DEM NICHTS Malcolm Goldstein Violine, Stimme, Komposition Synagoge –20.30 Uhr Malcolm Goldstein but one sang not (2001) Malcolm Goldstein gentle rain preceding mushrooms (1992) John Cage Eight Whiskus (1985) James Tenney Koan (1971) Malcolm Goldstein Soundings for solo violin (UA) Moderation: Mirjam Jessa Malcolm Goldstein (* 1936) ist Performer, Komponist und die geigerische Legende der amerikanischen Experimentalmusikszene schlechthin. Über lange Jahre arbeitete er sehr eng mit John Cage, Morton Feldman und anderen großen Komponistenpersönlichkeiten der New York School zusammen. In den 1960ern kaprizierte er sich auf Neue Musik, Avantgardemusik und Musik für Tanz. Seine filigranen Improvisationen, die Soundings, mit denen Goldstein die Bandbreite der auf der Violine bis dahin üblichen Spielarten um ungeahnte Klangfarben und Phrasierungen erweiterte, trugen ihm den Ruf ein, das Geigenspiel neu erfunden zu haben. Colin Gee Dakota – Live performance Posthof, Großer Saal – 22.00 Uhr Colin Gee: Creation, Performance Erin Gee: Music Moderation: Mirjam Jessa Dakota ist eine äußerst komplexe Arbeit, die sich mit Individuation, dem Prozess der IchWerdung, und mit Identität beschäftigt. Sie besteht aus einem Film, der durch eine Performance und eine dazu parallel laufende Installation von Videostills noch einmal erzählt und dadurch in einen neuen Gesamtzusammenhang gestellt wird. Dakota ist eine Geschichte von Reise und Reue, ein Roadmovie, in dem ein Lkw-Fahrer im Mittleren Westen Amerikas mit brisanter Fracht aufbricht, um die Bedingungen für die Freilassung seiner entführten Tochter zu verhandeln. Unter dem Druck der damit verbundenen Belastung steuert er auf eine Bewusstseinskrise zu, in der seine Verletzlichkeit steigt und sein Stolz zerbricht. Es ist seine letzte Chance, sein Kind zu retten. Colin Gee war mehrere Jahre Clown beim Cirque du Soleil und studierte u. a. an der London School of Physical Acting und in den Televisa Studios in Mexico City. Bei der Aufführung von Dakota begleitet ihn seine in Graz lebende Schwester, die Komponistin und Vokalistin Erin Gee, mit der er häufig zusammenarbeitet und der eines der drei Komponistenporträts von 4020 gewidmet ist. Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Freitag, 9. Mai 2008/ MIKROKOSMOS Makiko Goto / Erin Gee Komponistinnenporträt Erin Gee LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 19.00 Uhr Makiko Goto: Koto Erin Gee: Stimme, Komposition Christian Wolff: Malvina (1989) Erin Gee: Mouthpiece for Koto (UA, Auftrag Festival 4020), Mouthpiece for Koto and Voice, one performer (UA, Auftrag Festival 4020) Toshio Hosokawa: Nocturne (1982), und traditionelle japanische Kompositionen für Koto Moderation: Mirjam Jessa Die Vokalkompositionen der Sängerin und Komponistin Erin Gee (* 1974) sind wesentlich von Impulsen aus der japanischen Musik geprägt, für die an diesem Abend die Kotovirtuosin Makiko Goto steht. Erin Gee studierte Klavier und Komposition an der University of Iowa sowie anschließend bei Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, wo sie seither lebt. Ihre Werke wurden teils unter eigener Mitwirkung als Vokalistin bei renommierten Festivals wie dem Musikprotokoll von Ensembles wie dem Klangforum Wien aufgeführt, für das Gee auch Auftragskompositionen geschaffen hat. Gee erhielt neben anderen Auszeichnungen das Österreichische Staatsstipendium für Komposition. Makiko Goto (* 1963) ist eine Meisterin des Kotos, eines aus China stammenden traditionellen Saiteninstrumentes der japanischen Musik, das ein weit entfernter, exotischer Verwandter der alpenländischen Zither ist. Goto spielt seit ihrem zehnten Lebensjahr Koto und vervollkommnete ihr Können an der Sawai Koto School in Tokio, um später am Ethnic Music Department auf Hawaii zu unterrichten. Seit 1992 lebt sie in den Niederlanden und konzentriert sich gleichermaßen auf traditionelle japanische wie auf zeitgenössische Musik etwa von Komponisten wie Bernhard Lang, Rupert Huber und Toshio Hosokawa. Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Freitag, 9. Mai 2008/ MIKROKOSMOS Trys Keturiose Sutartin s – Vokalmusik aus Litauen LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 21.00 Uhr Daina Naorvaišyt Rima Visackien Egl Serei ikien Daiva Vy inien Birut Vilkauskien Seit gut zwanzig Jahren hegt und pflegt das Vokalistinnen Ensemble Trys Keturiose (übersetzt bedeutet das „Drei oder vier“ – ganz im Sinne der wechselnden Besetzungen) unter der Leitung von Daiva Ra i nait -Vy inien mit den Sutartin s das überaus lebendige Erbe der litauischen Musik. Sutartin s sind ein außergewöhnliches Stück Volksmusik, deren Texte noch in der heidnischen, vorchristlichen Zeit des Landes wurzeln, die so lange noch nicht vergangen ist, da Litauen als letztes europäisches Land erst im 15. Jahrhundert gewaltsam christianisiert werden sollte. Sie sind zwei- bis dreistimmige, in kleinen Intervallen gesetzte Lieder, von synkopierten Rhythmen getragen und von kräftigen Refrains angetrieben. Meist als Kanons gesungen, gehen sie auf heidnische und schamanistische Musiktraditionen zurück, klingen aber aufgrund der komplexen Parallelführungen und Verschränkungen der einzelnen Strophen und Liedteile unerhört modern. Die Sutartin s sind, so könnte man sagen, sechshundert Jahre alte Minimal Music und für die minimalistischen Ausformungen der zeitgenössischen Musik Litauens überaus inspirierend gewesen. Trys Keturiose versteht sich darauf, die Sutartin s in einer authentischen Textur der Stimmen erklingen zu lassen, ohne sich dabei von den in Tonarchiven belegten Aufführungstraditionen zu eng ans künstlerische Gängelband nehmen zu lassen. GAIDA Ensemble Komponistenportrait Rytis Mažulis LENTOS Kunstmuseum Linz, Auditorium – 22.00 Uhr Rusne Mataityte: Violine Dalia Surauciute: Violine Vitalija Raskeviciute: Viola Edmundas Kulikauskas: Cello Valentinas Gelgotas: Flöte Remigijus Merkelys: Leitung Moderation: Mirjam Jessa Das Werk von Rytis Mažulis (* 1961) darf als das konsistenteste der jüngeren Musikgeschichte Litauens gelten, beziehen sich doch so gut wie alle Kompositionen Mažulis‘ auf die Technik des Kanons und der Repetition. Dabei schöpft der litauische Komponist sowohl aus dem polyphonen Reichtum der Renaissance wie auch aus der litauischen Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Tradition der Sutartin s. Von einem Studium bei Bronius Kutavicius, dem Doyen des litauischen Minimalismus und einer der bedeutendsten Komponistenpersönlichkeiten des Landes, geprägt, wandte sich Mažulis dem Ergründen mikrotonaler und kleinstteilig gegliederter musikalischer Strukturen zu. Seine elektroakustischen wie seine vokalen Arbeiten sind raffiniert gebaute Tongebilde, die sich in kleinen und kleinsten Schritten labyrinthisch entfalten. Der Abend für und um Rytis Mažulis präsentiert den Komponisten im Kreis seiner „Wahlverwandtschaften“ zwischen Bach und Josquin Desprez, aber auch mit einem Werk seiner Schülerin Egidija Medekšait . Als Resüme dieses Porträts steht die Uraufführung des von 4020 beauftragten Werks Non in Commotione auf dem Programm. In ihm wird Mažulis zum ersten Mal Sutartin s als musikalisches Ausgangsmaterial verwenden. Eine Hommage an die faszinierende Stimmkunst von Trys Keturiose, die den Kreis des Abends schließen. Das GAIDA Ensemble ist das Hausorchester des alljährlich in Vilnius stattfindenden internationalen GAIDA-Festivals für Zeitgenössische Musik und zugleich Litauens führendes Ensemble für Neue Musik. Sein Repertoire reicht weit über das breite Spektrum der zeitgenössischen Komponisten Litauens hinaus und setzt sich ambitioniert und auf hohem qualitativem Niveau auch mit aktuellsten Entwicklungen im Feld der musikalischen Avantgarde auseinander. In seiner konsequenten Weiterentwicklung hat es sich mittlerweile internationale Reputation erspielt und war auf den bedeutendsten europäischen Festivals vertreten. Samstag, 10. Mai 2008/ MAKROKOSMOS Erin Gee / Rytis Mažulis Komponisten im Gespräch Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 18.30 Uhr Moderation: Mirjam Jessa Wer das erste Mal ein Stück von Erin Gee hört, hält überrascht inne, um genau zu lauschen: kostbare, zerbrechliche und wie zufällig entstandene Vokalisen, die von Zischen, Schwirren und Zungengeräuschen durchdrungen sind, kindliche Laute, niemals aber infantiles Gebrabbel, das der Zufall abwirft – ätherisch, spielerisch zart, dann auf einmal jäh anschwellend und einfach fesselnd. Eine Stimme, die einen berührt, zu packen vermag. Ihre suggestive Kraft liegt in ihrer absoluten Unmittelbarkeit und Intimität. Man stelle sich vor, auf dem Rücken eines Schmetterlings zu sitzen, der den nächsten Blumenkelch ansteuert. Oder eine neue Zaubersprache zu erlernen, die einem durch das bloße Zuhören, Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ man braucht sie nicht einmal zu verstehen, Schweben vermittelt, eine Bewegung, die einen nach oben trägt. Samstag, 10. Mai 2008/ MAKROKOSMOS Rytis Mažulis Das Klavier der reinen Vernunft, Twittering Machine, Ex una Voce, Madame Koch’s Meditation Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 19.30 Uhr Rytis Mažulis: elektroakustische Kompositionen Über Das Klavier der reinen Vernunft (Clavier of pure reason) (1992–1994) schreibt Gražina Daunoravi ien : „Der Titel des Stücks verbindet mit sanfter Ironie zwei ähnlich genannte Werke: Die Kritik der reinen Vernunft (1781) von Immanuel Kant und Das Klavier des vitalen Wassers für zwei Klaviere und Tonband (1983) – eines der populärsten Werke des litauischen Komponisten Algirdas Martinaitis. Der daraus kreierte eigene Titel erinnert auch an Gioseffo Zarlino’s Ausspruch, dass „Musik lediglich aus klingenden Zahlen besteht“ (numerus sonorus). Stellen wir uns also eine vom Verstand des Computerzeitalters geschaffene Utopie vor: ein Überpianist spielt mit 48 Händen (oder 24 Pianisten spielen gleichzeitig) und seine/ihre Klänge drehen sich in dreieckigen Räumen. Manchmal will es den Anschein haben, als hätten weder Zarlino, noch Kant, weder Bach noch Martinaitis etwas in diesem Opus zu suchen, und es ist allein der Komponist, der mit einem Kaleidoskop aus 48 Glasperlen (Dreiklängen) virtuos spielt.“ Latvian Radio Chamber Singers Brucknerhaus, Mittlerer Saal – 21.30 Uhr Kaspars Putni š: Leitung Kaija Saariaho: Tag des Jahrs (2001) Erin Gee: Mouth Pieces V, VII (2000–2004) Hermann Markus Preßl: Asralda (1982) Rytis Mažulis: ajapajapam for 12 voices, string quartet and electronics (2002) Moderation: Mirjam Jessa Die Latvian Radio Chamber Singers sind ein 1994 gegründetes zwölfköpfiges Ensemble von Chorsolisten, dessen Repertoire vorwiegend aus zeitgenössischer Musik für kleine Besetzungen besteht. Mit Experimentierfreude erforschen die lettischen Sänger das Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at Pressefrühstück Festival4020 30. April 2008 __________________________________________________________ Ausdrucksvermögen der menschlichen Stimme, suchen nach neuen Wegen zur konzertanten Aufführung von Musik und haben sich einen unverwechselbaren Stil erarbeitet. ajapajapam ist eine von Rytis Mažulis 2002 für einen zwölfstimmigen Chor und Streichquartett geschaffene Komposition, die in der meditativen Praxis asiatischer Philosophien wurzelt: Der Sanskritbegriff japam steht für die immer wieder formelhaft repetierte Rezitation eines Mantras, einer rituellen Wort- oder Silbenfolge. „a“ bedeutet „ohne“ – der von Mažulis selbst erfundene Kunstbegriff ajapajapam meint damit sinngemäß die ständige Wiederholung eines Mantras, ohne dabei das Mantra selbst auszusprechen. Von da aus hat der Komponist auch die Idee zu diesem Stück entwickelt: Es gilt, Musik „ohne Musik“ geschehen zu lassen – genauer: ohne die Abfolge musikalischer Ereignisse im herkömmlichen Sinn. ajapajapam ist ein unendlich langsam mäandernder Klangstrom von Stimmen und Streichern, der in all seinen 10.05.08/BRUCKNERHAUS mikrotonalen Verfremdungen, Atmosphären und Schattierungen jedes Zeitgefühl aufhebt. Die Mouth Pieces (2000–2004) von Erin Gee wiederum beruhen auf Sanskritversen aus dem Rig Veda, deren Vokal- und Konsonantenstrukturen von der Komponistin vielfach gebrochen, collagiert und zu einer Privatsprache neu buchstabiert wurden. Ihren besonderen Charme und ihre Unverwechselbarkeit beziehen sie aus dem Spannungsfeld von Intimität, dadaistischem Witz und geheimnisvoll anmutenden Stimmenimitationen, aus dem heraus Gee ihre Performances entwickelt. AUFFÜHRUNGSORTE Brucknerhaus Untere Donaulände 7, 4010 Linz, +43.732.7612-0 www.brucknerhaus.at Posthof Posthofstraße 43, 4020 Linz, +43.732.770548-0 www.posthof.at Lentos Kunstmuseum Linz Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, +43.732.7070-3600 www.lentos.at Synagoge Bethlehemstraße 26, 4020 Linz, +43.732.779805 www.padl.ac.at/LuF/be/synagoge Mag. Gernot Kremser / Presse & Öffentlichkeitsarbeit Brucknerhaus Linz, Untere Donaulände 7, 4020 Linz Tel.: +43/732/7612-2120, Fax: +43/732/7612-2130 E-Mail: [email protected], www.brucknerhaus.at