Haptische Textur vs. optische Struktur Haptik im Spannungsfeld von Leichtbau und Stabilität Methode Bei der Interaktion zwischen Mensch und Maschine werden Informationen vorrangig über den optischen, akustischen und haptischen Kanal ausgetauscht. In diesem Beitrag steht die bislang kaum untersuchte Forschungsfrage im Fokus, ob, und wenn ja, wie haptische und optische Einschätzungen von Probanden differieren bzw. zusammenhängen. Im Rahmen des Bundesexzellenzclusters MERGE wird eine Laborstudie zur grundlagenorientierten Untersuchung von Oberflächen durchgeführt. Dabei werden Materialien des Interieurs und Exterieurs von Automobilen untersucht, um Eigenschaften neuer Leichtbau-Materialien ableiten zu können. Zusammenfassung Motivation Jens Mühlstedt, Martin Jentsch, Angelika C. Bullinger Die Untersuchung zeigt, dass optische Textur und haptische Struktur in der Wahrnehmung differieren können. Bei multimodaler Interaktion dominiert meist der optische Sinn. Eine genaue Analyse einer Oberfläche bezüglich des geplanten Einsatzzwecks wird empfohlen, insbesondere in Abhängigkeit der Interaktions-Modalität(en). In folgenden Studien stehen Ÿder Vergleich der subjektiven Bewertungen mit objektiven Messgrößen, Ÿdie haptische Interaktion mittels verschiedener Körperteile, Ÿdie Differenzierung der Ergebnisse nach demografischen Gruppen sowie Ÿdie Untersuchung von Bauteilen im Interieur und Exterieur im Fokus. In einer kontextunabhängigen Laborstudie werden bislang 32 Oberflächen durch Probanden optisch, haptisch und kombiniert optisch-haptisch exploriert und bewertet: Es erfolgt jeweils die Beurteilung von vier Proben in einer Modalität. je 4 optisch ŸN = 50, Ø34±13 (41% weiblich, 44% Sehhilfe) 32 Proben 59 Probanden haptisch ŸDemonstrator mit Proben (100 x 250 mm²) Ÿverschiedene Oberflächen im Winkel von 45° je 4 ŸProben mit neutralweißem Licht beleuchtet Ÿsemantisches Differential (14 Adjektivpaare, her- kombiniert vorgegangen aus Vorstudien) je 4 ŸVersuchsschritte sind ausbalanciert Die Bewertung erfolgt in keiner für die Probanden erkennbaren Reihenfolge. Durchführung des Versuchs mit Oberflächen und Bewertungsgerät Semantische Differntiale Die Ergebnisse zeigen neben der eigentlichen Bewertung der verschiedenen Oberflächen (siehe rechts) die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der optischen und haptischen Beurteilung. Ergebnisse Bestimmte Adjektivpaare werden von einem Sinn dominiert (summierte Beträge der Adjektivwertungen bzw. signifikant, t-Test, p < .05). Bewertungen anderer Adjektivpaare werden in beiden Sinnen ähnlich repräsentiert. haptisch dominiert Adjektive wie dunkel | hell erlangen eine haptische Wertung ungleich null es gibt also kognitive Repräsentationen extreme Wertungen zeigen, dass Probanden die Skala ausnutzen Probe A: Beispiel einer „klassischen“ Oberfläche (6mm Verbundsicherheitsglas VSG) optisch dominiert dunkel | hell 1 dezent | kräftig 1, 2 fein | grob 1, 2 eben | strukturiert 1, 2 angenehm | unangen. 2 kalt | warm 2 modern | zeitlos 1 matt | glänzend 1 instabil | stabil 2 glatt | rau die Adjektive fein | grob sind im Mittel aller Proben als einziges Paar signifikant haptisch dominiert, je nach Probe kann dies jedoch differieren wenn Adjektivpaare modal dominiert sind, dann meist optisch aber bei einzelnen Proben nicht zwingend Probe B: Beispiel eines Interieur-Materials (Nanova Stoff: 47% Polyacryl, 30% Polyamide, 15% Polyethylen, 8% Baumwolle) 1 elastisch | starr hart | weich alltäglich | einmalig leicht | schwer ähnlich repräsentiert 1 ... starke Unterschiede > 0,2 bei Mittelwerten der summierten Beträge (bei Werten zwischen -3 und +3) 2 ... signifikant (t-Test) unterschiedlich mit p < .05 Das Fazit der Ergebnisauswertung lautet, dass Ÿeinige Eigenschaften intramodal differieren und damit Ÿbei der Gestaltung modaldifferenziert betrachtet werden sollten Ÿsowie bei Multimodalität meist der optische Sinn dominiert. This work was performed within the Federal Cluster of Excellence EXC 1075 “MERGE Technologies for Multifunctional Lightweight Structures” and supported by the German Research Foundation (DFG). Financial support is gratefully acknowledged. www.tu-chemnitz.de/mb/Arbeitswiss/ Dr.-Ing. Jens Mühlstedt arbeitet seit 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Teamleiter an der Professur. Seine Arbeitsgebiete sind Produktergonomie, Innovation Engineering, Haptik, digitale Menschmodelle, Biometrik, Arbeitsumwelt und Licht/Farbe sowie Wissensarbeit. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Martin Jentsch arbeitet seit 2009 an der Professur. Seine Arbeitsgebiete sind Fahrerassistenzsysteme, Produktergonomie, Mensch-Maschine-Interaktion, Simulation und Prozessergonomie. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann leitet die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement an der TU Chemnitz. Die Schwerpunkte von Forschung und Lehre sind Produkt- und Prozessgestaltung sowie innovative Arbeitswelten und Innovationsmanagement. Dabei stehen Mensch, Technik und Organisation sowie deren Zusammenwirken im Fokus. Tel. 0371 531-36464 [email protected] Tel. 0371 531-36984 [email protected] Tel. 0371 531-23210 [email protected] Probe C: Beispiel eines unkonventionellen Materials (PVC-Schaum) hung c s r o F ben! e l r e live den e i S hen Besuc lungstand el n Ausst men Sie a eh n d teil! n e u i d tu der S