Wo Wissen und Wasser fliessen

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Technik
Haustech September 2013, Nr. 9
Wo Wissen und
Wasser fliessen
Der Neubau der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten (FHNW) ist das grösste
Bauvorhaben im Minergie-P-Eco-Standard im Kanton Solothurn und hat
vor allem für Bahnreisende das Gesicht von Olten bereits verändert. Text Andreas Stettler
 Mit seiner Lage direkt beim Bahnhof ist
der Neubau für die Fachbereiche soziale Ar­
beit, angewandte Psychologie und Wirt­
schaft ein neuer Teil des Stadtbildes. Seine
Architektur reflektiert das Kommen und
Gehen von Menschen und den Austausch
von Wissen nicht nur innerhalb des Cam­
pus, sondern auch nach aussen zur Stadt,
Region, zur Schweiz und zur ganzen Welt.
Der dreistöckige, längliche Baukörper wird
von vier Lichthöfen durchdrungen, seine
schlichte Fassade, mehrfach leicht geknickt,
wirkt somit zugänglicher. Die inein­ander­
fliessenden Innen- und Aussenräume sym­
bolisieren damit den vielschichtigen Ge­
danken- und Informations­aus­tausch.
Ein Vorzeigeprojekt
Für Roman Sladek, den projektleitenden
Architekten, steht fest, dass der Neubau ein
Vorzeigeprojekt für nachhaltige Bauweise
darstellt: Die Heiz- und Kühlenergie wird
dem Grundwasser entnommen und auf
vier verschiedenen Temperaturniveaus
bereitgestellt, für die WC-Spülung wird
Grauwasser aus der Wärmerückgewin­
nung verwendet, das Brauchwasser wird
mit Abwärme der gewerblichen Kälteanla­
ge in Kombination mit einer Wärmepumpe
aufgeheizt, und auf dem Dach produzieren
1000 m2 Photovoltaik-Panels Strom. Diese
Aufzählung ist nicht vollständig, verdeut­
licht jedoch, dass der Denkfabrik der
FHNW ein fortschrittliches, gesamtheitlich
ökologisches Konzept zu Grunde liegt. Der
ausserordentlich hohe Anteil an Anergie,
also die Nutzung von vorhandener Abwär­
me sowie Umgebungswärme aus Luft und
Grundwasser, ist mitverantwortlich für die
Zertifizierung nach Minergie-P-Eco. We­
gen der unmittelbaren Gleisnähe sind zu­
sammen mit dem solothurnischen Amt für
Raumplanung zudem noch nie so umfang­
reiche Massnahmen zur Vermeidung von
Erschütterungen und Lärmemissionen
durch den Bahnverkehr getroffen worden.
«Bei diesem Grossprojekt hatten wir
zeitweise bis zu 15 Monteure auf der Bau­
stelle», erklärt Alex Franzelli, Projektleiter
Die FHNW mit ihrer Photovoltaik-Anlage (aktuelle Leistungsdaten auf
www.helion.solarlog-web.ch/4051.html) fügt sich elegant in die Umgebung ein.
Vier grosszügige Lichthöfe durchdringen den langen Baukörper und verbinden
Innen- und Aussenräume.
Technik
Haustech September 2013, Nr. 9
der ID Gebäudetechnik AG mit rund
400 Mitarbeitenden. Sie ist Teil der ID
Gruppe, eines der grössten Haustechnik­
unternehmen der Schweiz. «Aus Sicht der
Montage ist die FHNW-Denkfabrik ein
spezielles Objekt», erläutert er weiter. Die
Erschliessung des Gebäudes mit den Lei­
tungen erfolgt vom separaten Sanitärraum
im Untergeschoss über ein horizontales
Verteilnetz und über sechs grosse Haupt­
steigzonen. Darin arbeiteten die Installa­
teure wie Bergsteiger mit Gurtzeug, was
viel Geschick voraussetzte. Bei der Keller­
decke wiederum lag die Herausforderung
darin, dass die Wasserleitungen erst nach
den Lüftungskanälen montiert werden
konnten, die Bohrungen für die Rohrschel­
len jedoch vorher mit Hilfe des Laserein­
messverfahrens gemacht werden mussten.
Optipress-Aquaplus in Edelstahl
An den Decken der oberen Geschosse wur­
den die Wasserleitungen ebenfalls geome­
trisch eingemessen und mussten vor dem
Stellen der Leichtbauwände montiert wer­
den. Dies war knifflig, weil der Gebäude­
grundriss nicht rechteckig ist. Der Lei­
tungsverlauf weist immer wieder leichte
Richtungsänderungen auf und musste sehr
genau eingehalten werden, um die nach­
Architekt, Bauleitung, Fachingenieure und verantwortliche Mitarbeiter: v.l.n.r. Remo
Britschgi (Niederlassungsleiter, ID Gebäudetechnik AG), Adrian Fürst (ID Energy AG),
Jetmir Rochi (bauleitender Monteur, ID Gebäudetechnik AG), Alex Franzelli (Projektleiter
Sanitär, ID Gebäudetechnik AG), Roman Sladek (Bauart Architekten und Planer AG),
Hans Roth (Gesamtprojektleiter, HKLS Amstein + Walthert Bern AG), Adrian Gmach
(Bauleitung, Akeret Baumanagement GmbH).
folgende Wandmontage nicht zu beein­
trächtigen. «Das bedingte eine präzise
Koordination zwischen den Gewerken»,
ergänzt Alex Franzelli.
Im ganzen Gebäude wurden 4,5 km
Trinkwasserleitungen verlegt. In den Kel­
ler- und Steigzonen wie auch bei der Eta­
genverteilung kam das Optipress-System
in Edelstahl in den Dimensionen 15 bis
54 mm zum Einsatz, während für die Ein­
lagen in Beton Optiflex-Profix mit Rohr­
weiten von 16, 20 und 25 mm verwendet
wurde. Einzig die Zuleitung und die Verteil­
batterie bestehen aus geschweisstem Edel­
stahl. Weil die Verteilleitungen teilweise
schwer zugänglich sind, war die Dichtig­
keitsprüfung gleich nach der Montage be­
sonders wichtig. Optipress-Aquaplus mit
seiner SC-Contour für das sichere und ra­
tionelle Verpressen bietet dafür die idealen
Voraussetzungen. Optiflex-Profix eignet
sich dank seiner Steckverbindungen für
Einlegearbeiten und ist überaus wirtschaft­
lich. Zudem sorgen seine speziellen Fit­
tings für einen freien Durchfluss, wodurch
Druckverluste vermieden werden. «Wir ha­
ben dieses Material gewählt, weil es 100
Prozent korrosionsfrei und sehr langlebig
ist», erklärt Projektleiter Alex Franzelli. «Es
ist für die drei Arten von Wasser geeignet,
die in der Denkfabrik fliessen: Roh-, Os­
mose- und enthärtetes Wasser.» Die ID
Gebäudetechnik AG ist seit vielen Jahren
Nussbaum-Kunde. Das Team schätzt be­
sonders die grosse Auswahl an Armaturen
und die hohe Verfügbarkeit aller Produkte.
«Bei einem so komplexen Projekt in Verbindung mit Minergie-P-Eco muss jedes
Detail stimmen. Darauf können wir uns
bei Nussbaum seit Jahrzehnten verlassen.»
Zahlen und Fakten
 Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW,
Campus Olten
 Neubau «Denkfabrik» für die Fachbereiche
Rückspülbarer Feinfilter für die
Grauwasser-Anlage.
soziale Arbeit, angewandte Psychologie und
Wirtschaft für rund 1500 Studierende
 Raumprogramm 25 Unterrichts- und
16 Gruppenräume; 4 Hörsäle, 1 Aula
 Je 2 Lichthöfe à 150 m2 mit 7,5 m Höhe
resp. 225 m2 und 13 m Höhe
 Geschossfläche 22 000 m2,
Gebäudevolumen 100 000 m3
 Investitionsvolumen zirka 90 Mio. Franken
 Energiestandard Minergie-P-Eco
 Bauzeit November 2010 bis Juli 2013
 Tag der offenen Tür 21. September 2013
Am Bau Beteiligte
 Bauherrschaft
Hochbauamt des Kantons Solothurn
 Sanitärinstallateur
ID Gebäudetechnik AG, Gunzgen
 Sanitär-/Haustechnikplaner
Amstein + Walthert Bern AG
 Architekten
Bauart Architekten und Planer AG, Bern
Zuleitung Enthärtung und Osmoseanlage.
Fotos Markus Wolf
Optiflex-Verteiler für Kalt- und Warmwasser
sowie Osmosewasser für den Gastrobereich.
 Bauleitung
Akeret Baumanagement GmbH, Bern
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