88 Technik Haustech September 2013, Nr. 9 Wo Wissen und Wasser fliessen Der Neubau der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten (FHNW) ist das grösste Bauvorhaben im Minergie-P-Eco-Standard im Kanton Solothurn und hat vor allem für Bahnreisende das Gesicht von Olten bereits verändert. Text Andreas Stettler Mit seiner Lage direkt beim Bahnhof ist der Neubau für die Fachbereiche soziale Ar­ beit, angewandte Psychologie und Wirt­ schaft ein neuer Teil des Stadtbildes. Seine Architektur reflektiert das Kommen und Gehen von Menschen und den Austausch von Wissen nicht nur innerhalb des Cam­ pus, sondern auch nach aussen zur Stadt, Region, zur Schweiz und zur ganzen Welt. Der dreistöckige, längliche Baukörper wird von vier Lichthöfen durchdrungen, seine schlichte Fassade, mehrfach leicht geknickt, wirkt somit zugänglicher. Die inein­ander­ fliessenden Innen- und Aussenräume sym­ bolisieren damit den vielschichtigen Ge­ danken- und Informations­aus­tausch. Ein Vorzeigeprojekt Für Roman Sladek, den projektleitenden Architekten, steht fest, dass der Neubau ein Vorzeigeprojekt für nachhaltige Bauweise darstellt: Die Heiz- und Kühlenergie wird dem Grundwasser entnommen und auf vier verschiedenen Temperaturniveaus bereitgestellt, für die WC-Spülung wird Grauwasser aus der Wärmerückgewin­ nung verwendet, das Brauchwasser wird mit Abwärme der gewerblichen Kälteanla­ ge in Kombination mit einer Wärmepumpe aufgeheizt, und auf dem Dach produzieren 1000 m2 Photovoltaik-Panels Strom. Diese Aufzählung ist nicht vollständig, verdeut­ licht jedoch, dass der Denkfabrik der FHNW ein fortschrittliches, gesamtheitlich ökologisches Konzept zu Grunde liegt. Der ausserordentlich hohe Anteil an Anergie, also die Nutzung von vorhandener Abwär­ me sowie Umgebungswärme aus Luft und Grundwasser, ist mitverantwortlich für die Zertifizierung nach Minergie-P-Eco. We­ gen der unmittelbaren Gleisnähe sind zu­ sammen mit dem solothurnischen Amt für Raumplanung zudem noch nie so umfang­ reiche Massnahmen zur Vermeidung von Erschütterungen und Lärmemissionen durch den Bahnverkehr getroffen worden. «Bei diesem Grossprojekt hatten wir zeitweise bis zu 15 Monteure auf der Bau­ stelle», erklärt Alex Franzelli, Projektleiter Die FHNW mit ihrer Photovoltaik-Anlage (aktuelle Leistungsdaten auf www.helion.solarlog-web.ch/4051.html) fügt sich elegant in die Umgebung ein. Vier grosszügige Lichthöfe durchdringen den langen Baukörper und verbinden Innen- und Aussenräume. Technik Haustech September 2013, Nr. 9 der ID Gebäudetechnik AG mit rund 400 Mitarbeitenden. Sie ist Teil der ID Gruppe, eines der grössten Haustechnik­ unternehmen der Schweiz. «Aus Sicht der Montage ist die FHNW-Denkfabrik ein spezielles Objekt», erläutert er weiter. Die Erschliessung des Gebäudes mit den Lei­ tungen erfolgt vom separaten Sanitärraum im Untergeschoss über ein horizontales Verteilnetz und über sechs grosse Haupt­ steigzonen. Darin arbeiteten die Installa­ teure wie Bergsteiger mit Gurtzeug, was viel Geschick voraussetzte. Bei der Keller­ decke wiederum lag die Herausforderung darin, dass die Wasserleitungen erst nach den Lüftungskanälen montiert werden konnten, die Bohrungen für die Rohrschel­ len jedoch vorher mit Hilfe des Laserein­ messverfahrens gemacht werden mussten. Optipress-Aquaplus in Edelstahl An den Decken der oberen Geschosse wur­ den die Wasserleitungen ebenfalls geome­ trisch eingemessen und mussten vor dem Stellen der Leichtbauwände montiert wer­ den. Dies war knifflig, weil der Gebäude­ grundriss nicht rechteckig ist. Der Lei­ tungsverlauf weist immer wieder leichte Richtungsänderungen auf und musste sehr genau eingehalten werden, um die nach­ Architekt, Bauleitung, Fachingenieure und verantwortliche Mitarbeiter: v.l.n.r. Remo Britschgi (Niederlassungsleiter, ID Gebäudetechnik AG), Adrian Fürst (ID Energy AG), Jetmir Rochi (bauleitender Monteur, ID Gebäudetechnik AG), Alex Franzelli (Projektleiter Sanitär, ID Gebäudetechnik AG), Roman Sladek (Bauart Architekten und Planer AG), Hans Roth (Gesamtprojektleiter, HKLS Amstein + Walthert Bern AG), Adrian Gmach (Bauleitung, Akeret Baumanagement GmbH). folgende Wandmontage nicht zu beein­ trächtigen. «Das bedingte eine präzise Koordination zwischen den Gewerken», ergänzt Alex Franzelli. Im ganzen Gebäude wurden 4,5 km Trinkwasserleitungen verlegt. In den Kel­ ler- und Steigzonen wie auch bei der Eta­ genverteilung kam das Optipress-System in Edelstahl in den Dimensionen 15 bis 54 mm zum Einsatz, während für die Ein­ lagen in Beton Optiflex-Profix mit Rohr­ weiten von 16, 20 und 25 mm verwendet wurde. Einzig die Zuleitung und die Verteil­ batterie bestehen aus geschweisstem Edel­ stahl. Weil die Verteilleitungen teilweise schwer zugänglich sind, war die Dichtig­ keitsprüfung gleich nach der Montage be­ sonders wichtig. Optipress-Aquaplus mit seiner SC-Contour für das sichere und ra­ tionelle Verpressen bietet dafür die idealen Voraussetzungen. Optiflex-Profix eignet sich dank seiner Steckverbindungen für Einlegearbeiten und ist überaus wirtschaft­ lich. Zudem sorgen seine speziellen Fit­ tings für einen freien Durchfluss, wodurch Druckverluste vermieden werden. «Wir ha­ ben dieses Material gewählt, weil es 100 Prozent korrosionsfrei und sehr langlebig ist», erklärt Projektleiter Alex Franzelli. «Es ist für die drei Arten von Wasser geeignet, die in der Denkfabrik fliessen: Roh-, Os­ mose- und enthärtetes Wasser.» Die ID Gebäudetechnik AG ist seit vielen Jahren Nussbaum-Kunde. Das Team schätzt be­ sonders die grosse Auswahl an Armaturen und die hohe Verfügbarkeit aller Produkte. «Bei einem so komplexen Projekt in Verbindung mit Minergie-P-Eco muss jedes Detail stimmen. Darauf können wir uns bei Nussbaum seit Jahrzehnten verlassen.» Zahlen und Fakten Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Campus Olten Neubau «Denkfabrik» für die Fachbereiche Rückspülbarer Feinfilter für die Grauwasser-Anlage. soziale Arbeit, angewandte Psychologie und Wirtschaft für rund 1500 Studierende Raumprogramm 25 Unterrichts- und 16 Gruppenräume; 4 Hörsäle, 1 Aula Je 2 Lichthöfe à 150 m2 mit 7,5 m Höhe resp. 225 m2 und 13 m Höhe Geschossfläche 22 000 m2, Gebäudevolumen 100 000 m3 Investitionsvolumen zirka 90 Mio. Franken Energiestandard Minergie-P-Eco Bauzeit November 2010 bis Juli 2013 Tag der offenen Tür 21. September 2013 Am Bau Beteiligte Bauherrschaft Hochbauamt des Kantons Solothurn Sanitärinstallateur ID Gebäudetechnik AG, Gunzgen Sanitär-/Haustechnikplaner Amstein + Walthert Bern AG Architekten Bauart Architekten und Planer AG, Bern Zuleitung Enthärtung und Osmoseanlage. Fotos Markus Wolf Optiflex-Verteiler für Kalt- und Warmwasser sowie Osmosewasser für den Gastrobereich. Bauleitung Akeret Baumanagement GmbH, Bern 89