3.5 Knie Röntgenuntersuchung des Kniegelenks ▶ Standardprojektionen: • Knie a.–p.: Rückenlage, Beine gestreckt, Patellae streng nach ventral. Zentralstrahl senkrecht auf Gelenkspalt und Kassettenmitte gerichtet. • Knie seitlich: Seitenlage, Knie liegt 30° flektiert lateral der Kassette auf. Zentralstrahl wie bei a.–p. Aufnahme. Abbildung streng seitlich (Femurkondylen deckungsgleich). • Patella tangential (nach Merchant): Rückenlage, Unterschenkel liegen auf einem am Ende des Röntgentisches angebrachten winkelverstellbaren Hilfstisch. Standardneigung 45°. Zentralstrahl durch das Patellofemoralgelenk senkrecht zur Filmebene. Freier Blick durch das Patellofemoralgelenk. Zur Beurteilung von Patellashift und -tilt, Patella-Trochlea-Form. ▶ Spezialaufnahmen: • Patella-Défilé in 30°-, 45°- und 60°-Knieflexion. Bei patellofemoraler Pathologie. Spezialaufnahmen zur Trochlea- und Patellamorphologie heute von CT und MRT abgelöst. • Tunnelaufnahme nach Frik: Rückenlage, Kniegelenk in 45°-Flexion, Patella nach frontal gerichtet. Zentralstrahl auf Gelenkspalt und Kassettenmitte gerichtet, Einfallswinkel 90° zur Unterschenkelachse. Freier Einblick in die Fossa intercondylaris, überlagerungsfreie Darstellung der Femurkondylen und der Eminentia intercondylaris. • Belastungsaufnahme nach Rosenberg: Zweibeinstand, Kniegelenk in 45°-Flexion, p.–a. Strahlengang parallel zum Tibiaplateau, Beurteilung Knorpeldicke. • Gehaltene/Stressaufnahmen: ▶ In der sagittalen Ebene (Abb. 3.4): Kniegelenk seitlich (Cave: Kondylen de■ ckungsgleich) in gehaltener hinterer und vorderer Schublade bei V. a. HKBoder multiligamentäre Verletzung, Halteapparat mit 150 N Krafteinleitung in 90°-Flexion, Messung im Seitenvergleich (evtl. erweitert in Innen- und Außenrotation). – In der frontalen Ebene: Kniegelenk a.–p., Valgus-, Varusstress, bei V. a. Kollateralbandverletzung, 150 N Kraft, im Seitenvergleich. ▶ Ganzbeinaufnahme a.–p. im Stehen: Betroffenes Bein möglichst voll belastet (ca. 90 % ■ des Körpergewichts). Patella möglichst nach ventral zentriert (Cave: bei Subluxationen der Patella), Malleolengabel und Hüftkopf müssen abgebildet sein. Bestimmung der mechanischen Beinachse (Mikulicz-Linie): Achse durch die Mitte des Femurkopfes und durch das Zentrum des oberen Sprunggelenkes. Gemessen wird die Abweichung der Linie vom Mittelpunkt des Kniegelenks nach lateral bzw. medial. Normwert (mediale Achsabweichung): 4 mm ± 4 mm; Genu valgum: Abweichung > Normwert + SD nach lateral; Genu varum: Abweichung > Normwert + SD nach medial. Bildgebende Diagnostik • Abbildung von Gelenkknorpel, Labrum acetabulare, Spongiosastruktur, Knochenmark. ▶ Spezialaufnahmen: • MRT mit Gadolinium i. v. bei Tumoren, entzündlichen Erkrankungen und Nekrosen. • MRT-Arthrografie bei V. a. Knorpel-/Labrumläsion. 3 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 3.5 Knie 61 3.5 Knie Bildgebende Diagnostik lateral medial lateral femorale Referenzlinie Ausmaß der posterioren Tibiaverschiebung medial tibiale Referenzlinie a b Abb. 3.4 • Gehaltene Aufnahme für die hintere Schublade in 90°-Flexion mit dem ScheubaApparat (a). Die Ausmessung erfolgt in einer modifizierten Technik nach Jacobsen. Eine Tibiaplateaulinie wird tangential zum medialen Tibiaplateau angelegt. Senkrecht zu dieser Linie werden Tangenten zur posterioren medialen und lateralen Femurkondylenbegrenzung als femorale Bezugspunkte gelegt. Die Mitte zwischen diesen Tangenten entspricht der femoralen Referenzlinie. In entsprechender Weise wird tibial vorgegangen. Hier werden ebenfalls Tangenten senkrecht zur Tibiaplateaulinie an die posterioren Begrenzungen der Tibiakondylen angelegt. Die Mitte zwischen den beiden tibialen Linien ergibt die tibiale Referenzlinie. Der Abstand zwischen tibialer und femoraler Referenzlinie entspricht der Tibiaposition. Eine posteriore Tibiaverschiebung wird mit einem negativen Millimeter, in diesem Fall – 5 mm, angegeben (b). (aus Kohn D.: Das Knie. Thieme; 2000) Kernspintomografie (MRT) ▶ Indikationen: Beurteilung von Meniskus, Kapsel-Band-Apparat, Knorpel, Tumorverdacht, unklare Synovialitiden, Nekrosen, „Bone Bruise“ (= Knochenmarksödem), Dysplasien (z. B. Trochlea). ▶ Qualitätskriterien (MRT-Leitlinie Bundesärztekammer 1999): • Mindestens 3 Ebenen (artefaktfrei). • Abbildung von Gelenkknorpel (Defekte > 3 mm Durchmesser und 1,5 mm Tiefe), subchondraler Grenzlamelle, Spongiosastruktur, Menisken (ohne KM), Kreuzund Kollateralbändern, Retinaculum patellae, Knochenmarksveränderungen. Computertomografie (CT) ▶ Additives Verfahren bei komplexen Frakturfolgen, Tumoren, Knochendefekten, Revisionen (z. B. Bohrkanäle, Prothesenlockerung). ▶ Differenzialdiagnostik von knienahen Knochen- und Weichteiltumoren. Skelett-Szintigrafie ▶ Diagnostik von entzündlichen und degenerativen Erkrankungen. ▶ Nachweis von Endoprothesenlockerungen. ▶ Diagnostik primärer Knochentumoren und Metastasen. Sonografie ▶ Screening-Verfahren zur Diagnostik palpabler Raumforderungen (z. B. Baker-Zyste), zur Ergussdarstellung und zur Abgrenzung solider von liquiden Raumforderungen. 62 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 3