Projektbericht

Werbung
132546
WB Medienstandort ORF, 1130 Wien
ERLÄUTERUNGSBERICHT
entwickelnden Turmbereichen die aufgrund der
Fassadentransparenz ausreichend Licht für alle Arbeitsräume
Entwurfsprämissen:
bieten.
Der ORF ist seit seiner entgültigen Initialzündung vor genau 50 Jahren
Der Garagenbau bildet den nordwestlichen Abschluss und
wie kaum eine andere österreichische Institution sowohl Schauplatz
erlaubt gleichzeitig ausreichend Rangierfläche für die Logistik.
und Abbild des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens
Die neuen Werkstatt- und Lagerräume bilden eine
der zweiten Republik als auch dessen (in seinem Sektor
Gebäudespange über dem Bestand und reagieren strukturell auf
jahrzehntelang sogar alleiniger) medialer Vermittler. Der „Küniglberg“
das Bestandsensemble.
war und ist dabei nicht nur der zentrale Standort der Institution ORF
sondern auch tagtäglich Schauplatz kulturellen und politischen
Funktion
Geschehens. Der ursprüngliche Bau Roland Rainers trägt bis heute
Die Erschließung des Multimedia-Gebäudes wird für Besucher
im Kern diesem Auftrag und Anspruch Rechnung, kann jedoch im
und Mitarbeiter getrennt geführt. Das Besucherzentrum wird
Verbund mit den im Lauf der Jahrzehnte rundherum gewachsenen
über die vorgelagerte zweigeschossige Eingangshalle im Osten
Strukturen die Anforderungen eines zeitgemäßen
erschlossen. Mitarbeiter betreten das Gebäude über den
Medienunternehmens nur mehr unzureichend bedienen. Ziel des
kontrollierten Haupteingangsbereich südlich vom
vorliegenden Entwurfes ist es daher zum Einen den
Besucherzentrum, welcher auch direkt über einen großzügig
denkmalgeschützten Bau durch behutsame Interventionen
belichteten Flur mit den Bestandsgebäuden verbunden ist. Vom
freizuspielen, zum andern dem Wandel des ORF vom ehemaligen
Eingangsbereich sind alle Bereiche über die südliche
staatsnahen Monopolunternehmen hin zu einem internationalen
Erschließungsspange erreichbar, wodurch eine sehr gute
Medienkonzern des 21. Jahrhunderts durch präzise bauliche
Wegführung ermöglicht werden kann.
Intervention adäquaten „Spielraum“ zu verschaffen. Dieser Prämisse
Das Zentrum des Gebäudes bildet der zweigeschossige
folgend wird als wesentlichster Eingriff ein kompaktes zentrales
multimediale Newsroom. Dieser ist von allen Funktionsbereichen
Medien- und Verteilergebäude vorgeschlagen, welches die primären
auf kurzen Wegen erreichbar und wird über großzügige
Funktionen des Medienunternehmens ORF bündelt und vernetzt und
Fassadenverglasungen sowie Oberlichtflächen natürlich
in seiner vertikalen Entwicklung den einzelnen – oftmals durchaus
belichtet, ist jedoch auch vollständig abdunkelbar. Jene
heterogenen – Nutzungs- und Funktionsgruppen den notwendigen
Bereiche, die an den MMNR direkt angebunden werden müssen,
individuellen Rückraum bietet. Durch seine spezielle Materialität und
sind im EG sowie im 1.OG positioniert.
Konstruktion präsentiert sich das Gebäude sowohl homogen als auch
Die Obergeschosse sind strukturell in 4 Türme gegliedert welche
transparent und bietet dem Unternehmen eine großflächige
über die südliche Erschließungsspange im EG mit zugeordneten
Projektionsfläche für das Image des ORF als modernen
Treppen und Aufzügen in kurzen Wegen erreicht werden können.
Medienkonzern; durch die konstruktive Fortschreibung der Geometrie
In Turm 1 sind das Besucherzentrum sowie in den oberen
Roland Rainers schlägt der Neubau eine tragfähige Brücke in die
Geschossen Ö3 untergebracht. In Turm 2 befinden sich das
Geschichte des Unternehmens. Dem Nutzer bietet der Bau attraktive
Landesstudio Wien und die Nebenräume der Studios, die über
Arbeitsplätze und effiziente Abläufe damit sie sich im „ORF neu“
Brücken direkt mit den Studios verbunden sind. Turm 3
durch Zentralisierung von TV, Radio und Internet mehr denn je um
beinhaltet die Studios und den Kulturcluster. In Turm 4 sind
ihre Kernkompetenz kümmern können: Informieren!
Fachressorts, ORF ON, Messtechnik Radiotechnik sowie
Magazine und Dokumentation angeordnet.
Städtebau
Im Untergeschoß befinden sich Technik- und Nebenräume.
Die Erweiterung des Medienstandortes ORF Wien umfasst
Der Bereich „Sport“ bzw. der Sportnewsroom wird im
Umnutzung von Bestandsbauten, teilweisen Bestandsabbruch sowie
bestehenden „Objekt 10“ situiert. Durch den erweiterten
Neubau. Das zentrale Element der neuen Gebäudekonfiguration
Flurbereich im EG sind kurze und wettergeschützte Wege zum
bildet dabei das neue Multimedia-Gebäude, welches sich gemeinsam
Multimediagebäude sichergestellt.
mit den neuen Garagen und Werkstätten strukturell an der Architektur
Um für die neuen Werkstatt- und Lagerräume die bestmögliche
von Roland Rainer orientiert und mit ihr in Dialog tritt. Ein großzügiger
Verbindung zum Bestand zu gewährleisten, sowie eine optimale
Vorplatz mit zugehörigem Teich verleiht dem kompakten Multimedia-
Anlieferung zu ermöglichen, sind diese als 3-geschossige
Gebäude zusätzliches Gewicht und betont den Eingangsbereich von
Gebäudespange direkt an die Bestandswerkstätten
der Elisabethallee. Das Gebäude selbst ist als Folge der inneren
angegliedert, bzw. teilweise als Überbauung des Bestandes
Funktionsabläufe ein großvolumiger Baukörper mit sich empor
konzipiert.
1|3
Die Ü-Wagen-Garagen mit zugehörigen Arbeitsplätzen, Werkstätten
Materialien und Oberflächen
und Nebenräumen befinden sich im eingeschossigen
Die Fassade des Multimedia-Gebäudes ist in 3 Schichten
Garagengebäude.
ausgebildet. Die innere Schicht bildet den raumseitigen
Abschluss nach bauphysikalischer Erfordernis, und ist je nach
Bedarf mit raumhohen Verglasungen oder Paneelen versehen.
Tragwerkskonzept
Die mittlere Schicht ist dem Tragwerk vorbehalten und beinhaltet
Der geplante Büroneubau für den ORF in Wien verfügt über
die Fachwerkkonstruktion mit zugehörigen Stützelementen. Die
Abmessungen von ca. 78m x 53m bei einer Gebäudehöhe von bis zu
dritte und außenseitig liegende Schicht wird durch
ca. 36m. Der oberirdische Gebäudeteil besteht aus insgesamt 4
feinstrukturierte raumhohe Streckmetalltafeln gebildet, welche
Gebäuderiegeln unterschiedlicher Breite, welche allesamt einen
aus Steifigkeitsgründen eine diagonale 3-dimensionale Knickung
großzügigen Hallenbereich im Inneren des Gebäudes stützenfrei
erhalten und als Sonnenschutz dienen. Die Streckmetallelemente
überspannen. Die Spannweite wird gewährleistet indem in der
können geöffnet werden. Der Blendschutz für die
Fassadenebene der Gebäude Fachwerke über eine Höhe von
Bildschirmarbeitsplätze ist raumseitig angeordnet. Die Fassaden
mehreren Geschossen ausgebildet werden. Die Fachwerkdiagonalen
sind in Anlehnung an Roland Rainer in sehr hellen Farbtönen
in Stahlverbundbauweise werden ergänzt durch vertikale Stützen um
bzw. weiß gehalten.
eine regelmäßige Anbindung der Decken zu gewährleisten.
Die Geschossdecken selbst sind generell als Flachdecken in
Die südlichen Erschließungs- und Technikkerne erhalten als
Stahlbetonbauweise vorgesehen. Die Auflagerung erfolgt über
außenseitigen Raumabschluss Paneelverkleidungen. Die
Randträger an die Fachwerkebene. In Bereichen in denen die
nördlichen Treppenhäuser sind im Freibereich direkt hinter der
Gebäudebreite damit nicht frei überspannt werden kann erfolgt eine
Streckmetallfassade. Die Stahlbetonwände zum Innenbereich
Abhängung der Decken nach oben über Stützen sowie Querträger im
werden mit WDVS gedämmt und hell gestrichen.
obersten Geschoss. Dadurch können die Deckenlasten auf die
außenliegenden Fachwerke übertragen werden. Zwischen
Die Fassade des Werkstatt- und Lagergebäudes sowie der
Stahlbetonrandträger und Flachdecken ist ein thermisch trennendes
Garage wird durch raumhohe Verglasungen und Paneele
Verbindungsdetail vorgesehen, welches aus einem konventionellem
gebildet, welche je nach Erfordernis angeordnet sind.
Stahleinbauteil sowie aus handelsüblichen Kernkompaktlagern
besteht. Sowohl die Decken als auch die Auflagerbalken werden in
Ortbetonbauweise erstellt. Alle Tragwerkselemente sind in Stahl-,
Brandschutzkonzept
Stahlverbund-, bzw. Stahlbetonbauweise vorgesehen und stellen
Die brandschutztechnische Lösung sieht eine gesamtheitliche
Konzeption auf Basis der Schutzziele im Sinne der Wiener
Bauordnung sowie den OIB Richtlinien bzw. der AStV. vor. Die
Auslegung erfolgt nach den Vorgaben für „Gebäuden mit einem
Fluchtniveau von mehr als 22m“ bzw. der Gebäudeklasse 5.
Neben jenen brandschutztechnischen Einrichtungen, wie
Brandmeldeanlage inkl. interner und externer

Alarmierung nach TRVB 123 S
Sprinkleranlage nach den Vorgaben der TRVB 127 S

iVm der ÖN EN 12845
Wandhydrantenanlage nach TRVB 128 S iVm. der

TRVB F 124
Druckbelüftungsanlagen für Sicherheitstreppenhäuser

im Hochhaus
Rauchabzugseinrichtungen für relevante

Räumlichkeiten sowie Treppenhäuser
Sicherheitsbeleuchtung nach ÖNORM ÖVE E 8002

Blitzschutzanlage nach ÖNORM EN 62305

wird die brandschutztechnisch bauliche Lösung wie folgt
projektiert:
damit eine robuste und wirtschaftliche Tragwerkslösung dar, welche
mit den üblichen Bauverfahren hergestellt werden kann.
Die horizontale Aussteifung des Gebäudes erfolgt zusätzlich zu der
Fachwerkstruktur über massive Kerne in Stahlbetonbauweise an den
Fachwerkträgerauflagern. In Gebäudequerrichtung sind über die
gesamte Gebäudehöhe massive Wandscheiben für die Aussteifung
zuständig.
Der Brandschutz der Tragstruktur wird über eine ausreichende
Abmessung der Massivbauteile bzw. über eine ausreichende
Betonüberdeckung der Stahlbauteile erreicht. Die Bauteile der
Untergeschosse sind in Massivbauweise geplant und können auch
als weiße Wanne ausgeführt werden. Unter Berücksichtigung der
vorherrschenden Baugrundverhältnisse erfolgt die Gründung über
Flachgründungen, wie beispielsweise elastisch gebettete
Bodenplatten oder gegebenenfalls über Tiefgründungen mittels
Pfählen.
Die Sicherung der Flucht erfolgt über jeweils zwei Treppenhäuser
in den Bürotürmen bzw. weitere Treppenhäuser in den
angeschlossenen Objekten, welche allesamt als gesicherte
Fluchtbereiche im Sinne der OIB Richtlinien bzw. der AStV.
2|3
ausgeführt werden (brandschutztechnisch entsprechend abgetrennt
und ins Freie geführt). Aus sämtlichen Bereichen stehen zwei
unabhängige Fluchtwege zur Verfügung. Die maximal zulässige
Fluchtweglänge von 40 m wird aus allen Bereichen in einen
gesicherten Fluchtbereich eingehalten. Sämtliche Fluchtwege sind auf
die maximale Personenzahl im Objekt nach den Vorgaben der OIB
Richtlinie 4 ausgelegt. Zur Sicherstellung einer Evakuierung
mobilitätseingeschränkter Personen wird in weiterer Folge die
Projektierung entsprechender Aufzuganlagen vorgesehen.
Die Brandabschnittsbildung erfolgt in den Bürotürmen vorwiegend
geschossweise, wobei im Bereich des Newsrooms im Erdgeschoss
bzw. im 1. Obergeschoss eine gemeinsame Brandabschnittsbildung
projektiert wird (entsprechende Anlagentechnik bzw. Entrauchung
werden projektiert). Die Brandabschnittsgrenzen orientieren sich an
den Vorgaben der OIB Richtlinie 2 bzw. 2.3. In Bereichen mit
großzügigen Verglasungen orientieren sich die
Brandabschnittsgrenzen an den opaken Bauteilen.
Die Gebäudeabstände werden aus brandschutztechnischen
Gesichtspunkten nach den Grundsätzen der OIB Richtlinien
projektiert bzw. werden, sofern dies erforderlich ist,
Fassadenbereiche in den Schutzumfang von der automatischen
Löschanlage integriert.
Die tragende Konstruktion wird in R 90 / REI90-A2
(Massivkonstruktion) vorgesehen. Die Bauteile, die
brandschutztechnische Beschaffenheit der Oberflächen und
Ausstattungen bzw. die Fassadenkonstruktion folgen den Vorgaben
der OIB RL 2 bzw. 2.3.
_Das Feld der Satellitenanlagen wird räumlich klar durch eine
Sockelmauer gefasst. Die nicht versiegelten Bereiche erhalten
einen Schotterrasenaufbau und dadurch ein attraktives grünes
Bild.
_Der Platzbereich erhält eine dezent texturierte Oberflächen.
Örtlich fungieren Solitärbäume mit angelagerten Sitzmöbeln
raumakzentuierend.
Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Lebenszykluskosten
Das angestrebte DGNB-Zertifikat in Silber wird mit dem
vorliegenden Konzept als erreichbar angesehen. Im
Wettbewerbsbeitrag zeigt sich dies vor allem durch die
Anwendung folgender Aspekte
_ Lebenszyklusorientierte/Integrierte Planungsprozesse
Nur eine integrierte und damit lebenszyklusgerechte
Vorgehensweise in der Planung ist die Basis einer nachhaltigen
Planung und gewährleistet die optimale Qualität der Planung,
des Objektes und des Betriebes (z.B. optimale Umsetzung von
Nutzeranforderungen, optimale Gebäude-Lebensdauer,
optimale ökonomische und ökologische Aspekte).
_ Lebenszyklusorientierte Bauteil-Qualitäten / Konstruktionen
Dabei sind vor allem die Gebäudehüllbauteile, Bodenbeläge und
Haustechnikkonzept
die Technischen Anlagen zu betrachten. Bei der Planung der
Siehe separate Beschreibung „Haustechnikkonzept“
erwähnten Bauelement-Qualitäten wurden insbesondere
Kriterien wie z.B. Langlebigkeit, hohe technische Lebensdauer,
Wiederverwendbarkeit bzw. Recyclingfähigkeit,
Ideenteil – Anbindung Haupteingang
Schadstoffbilanzen, Instandsetzungsfähigkeit berücksichtigt.
Durch Freilegung von teilweise verbauten Verbindungsfluren der
Bestandsgebäude von Roland Rainer wird eine direkte und klare
_ Berücksichtigung relevanter Anforderungen von
Wegeführung zum neuen Multimediagebäude geschaffen werden.
Dienstleistungen aus der Nutzungsphase
Die reibungslose und unproblematische Ausführung von
Leistungen in der Nutzungsphase, wie z.B. Instandsetzung,
Ideenteil - Freiraumkonzept
Wartung und vor allem Reinigung liefern einen wesentlichen
Im Norden setzt sich die Waldlandschaft des Küniglbergs auf das
Beitrag zur optimalen Nutzung eines Gebäudes und damit auch
ORF-Areal in Form eines naturräumlich hochwertigen, waldartigen,
zur nachhaltigen Verwendung von Ressourcen (z.B.
Eschen-Ahorn-dominierten Bestandes mit vielfältigem Unterwuchs
Reinigungsmittel, Instandsetzungs-, Wartungsmitteln,
und hohen Habitatqualitäten fort und bildet hier – topographisch
Lebenszykluskosten). Dies drückt sich im aktuellen
aufgehöht – einen markanten Raumabschluss.
Wettbewerbsbeitrag vor allem durch Beachtung von Materialien
Durch gezielte bestandsorientierte Interventionen wird der Bereich
(z.B. nutzungsgerecht, reinigungsfreundlich) sowie planerische
aufgewertet:
Berücksichtigung von Betriebsprozessen aus (z.B.
_ Das Rondeau über dem Wasserhochbehälter wird neu gestaltet und
Erreichbarkeit, Zugänglichkeit reinigungs-/wartungs-
durch eine Aussichtsplattform, die die prominente Blickachse
/instandsetzungsintensiver Bauteile).
Richtung Schloss Schönbrunn aufgreift, erweitert.
_ Der Fußweg zum Aussichtspunkt wird neu gestaltet und möbliert
sowie zur im SO anliegenden Platzfläche erweitert.
3|3
Herunterladen