Tunnelbau und Verkehrstechnik Seit bald 30 Jahren wünscht sich das Rontal einen Autobahnanschluss. Am 22. Juni 2011 ist’s soweit ! Im Rahmen der Luzerner Verkehrsund Wirtschaftspolitik zur Attraktivierung des Lebens- und Wirtschaftsraums wird im Rontal ein bedeutendes Bauwerk realisiert : Der Autobahnanschluss Buchrain mit dem Zubringer Rontal. www.a14-buchrain-rontal.lu.ch Das Bauvorhaben umfasst zwei grosse Strassenprojekte. Zwischen den bestehenden Autobahnanschlüssen Emmen Süd (A 2/A14) und Gisikon-Root (A14) erstellt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) den neuen Anschluss Buchrain. Der Kanton Luzern verbindet mit der neuen Kantonsstrasse K 65b das Rontal direkt mit dem Autobahnanschluss. Ausbruch Kalotte mit Pilotstollen Sandstein Nagelfluh Geologie und Voreinschnitte Der Tunnel Buchrain durchörtert die Gesteine der oberen Süsswassermolasse des Hundsrückens, dem Hügelzug, der das Rontal vom Reusstal trennt. Die Gesteine bestehen durchwegs aus Sedimenten (Flussablagerungen), wobei folgende Gesteinstypen in meist dünnen, mitunter wirren Wechsellagerungen vorkommen: Konglomerate, Sandsteine, Siltsteine und sehr untergeordnet Schlammsteine. Die Gesteine zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an abrasiven Mineralien (Quarzite) aus. Vorabschnitt West mit vorgespannten Ankern an der Tunnelbrust Sicherung mit Felsankern und Spritzbeton Voreinschnitte ebnen den Weg der Tunnelbauer Am 25. September 2007 erfolgte der Startschuss der Bauarbeiten. Während rund neun Monaten wurde den späteren Tunnelbauern der Weg zur Tunnelbrust, wo der Untertagebau startet, geebnet. Insgesamt wurden in den beiden Voreinschnitten Ost und West 35’000 Kubikmeter Lockermaterial und Fels abgetragen. Dank günstig einfallender Schichtung wurden die seitlichen Grubenwände mit Felsnägeln gesichert. Die Tunnelbrust wurde hingegen sowohl im Rontal wie im Reusstal mit vorgespannten Ankern gesichert. Neben Ankerzugversuchen wurden die Baugruben mit Druckmessdosen, Inklinometern und geodätischen Messungen überwacht. Tunnelbrust vor Start Pilotstollen Kalotte Strosse Graben SiSto 1 2 3 4 Ausbruchverfahren Tunnel Ausbruchverfahren Der einröhrige Tunnel mit zwei Fahrspuren im Gegenverkehr hat eine Länge von 891 Metern. Davon entfallen 740 Meter auf die bergmännische Strecke, 105 Meter auf den Tagbautunnel im westlichen Reusstal und 46 Meter auf den Tagbautunnel im östlichen Rontal. Der Tunnelbau erfolgt unter dem dicht besiedelten Gebiet der Ortschaft Buchrain. Die minimale Überdeckung des bergmännischen Abschnitts beträgt acht Meter und steigt bis zur Mitte des Tunnels auf maximal 35 Meter an. Um die Immissionen beim Vortrieb des Tunnels möglichst gering zu halten, wurde der Tunnel im Teilausbruchverfahren mit unterschiedlichen Vortriebsmethoden ausgebrochen: 1 Fräsung des Pilotstollens mit Tunnelbohrmaschine (TBM), Durchmesser 3,65 Meter, Durchschlag am 12. Dezember 2008. 2 Ausbruch der Kalotte (Gewölbe) mit Teilschnittmaschine (TSM), Durchschlag am 19. Januar 2010. 3 Absenkung des Hohlraums unter das Niveau der zukünftigen Fahrbahn mit TSM. Beschränkter Einsatz von Sprengvortrieb (SPV) im Westen. 4 Fräsung des Grabens für Werkleitungsund Sicherheitsstollen mit TSM, Abschluss des gesamten Tunnelausbruchs Ende Juli 2010. Abgeschlossener Ausbruch Kopfschutzsicherung im Pilotstollen Ausbruch Graben/Strosse Einbau vorfabrizierter Elemente im Sicherheitsstollen Sicherung Der Vortrieb wurde grossmehrheitlich mit armiertem Spritzbeton und Felsankern gesichert. Beim Portal West waren zuerst drei Rohrschirmetappen à 12 Meter notwendig, gefolgt von 60 Meter Sicherung mit Gitterbögen. Beim Portal Ost war nur eine Rohrschirmetappe notwendig und nur die Startröhre der TBM war mit Gitterbögen gesichert. Tunnel Innenausbau Der Werkleitungs- und Sicherheitsstollen wurde mit vorfabrizierten Betonelementen à 2,50 Meter Länge erstellt. Nach der Hinterfüllung wurde die Bergwasserleitung eingebaut und die Abdichtungsmembran auf den Spritzbeton angebracht. Zuletzt wurde mit einer Gewölbeschalung in Etappen à 10 Meter das Ortbetongewölbe gegossen. Der Tunnelvortrieb wurde mit Konvergenzmessungen im Tunnel und mit Präzisionsnivellement an der Geländeoberfläche überwacht. Die gemessenen maximalen Setzungen betrugen lediglich zwei Millimeter. Normalprofil Tunnel ohne Sohlgewölbe Felssicherung mit Spritzbeton Abdichtung Innengewölbe Sicherungsarbeiten Randstein 1.4 m Bankett Bergwasserleitung 3 Gewölbeschalung und Nachbehandlungswagen Belagsarbeiten Ausstellbucht mit betonierten Wänden, Abdichtung und Schalwagen Strassenbau Der Strassenbau besteht im Tunnel aus dem Bau der beidseitigen Bankette, der Tunnelentwässerung mit der syphonierten Schlitzrinne, dem Einbau und der Verdichtung der Fundationsschicht und zuletzt dem Belagseinbau. Technische Daten Tunnelbau Bauzeit September 2008 bis Februar 2011 5m Abmessungen Untertagbau Tagbau West/Ost Rontalbrücke (Tunnelbrücke) Fahrbahn Bankette Scheitelhöhe R= 6.5 m 5.2 Lichtraumprofil Fahrraum 1.4 m Schlitzrinne Bankett Fahrbahnentwässerung 2.35 m m m m m m m m Hauptmassen Total Ausbruch (TBM und TSM) 75’000 m3 Ausbruchsicherung Anker 7’100 Stück Ausbruchsicherung Spritzbeton 4’500 m3 Ausbruchsicherung Gitterträger 51 Tonnen Verkleidungsbeton Tunnel 6’900 m3 Abdichtung im Tunnel 16’000 m2 Belag Fahrbahnunterbau 7.5 m 740 105/46 160 7.50 1.40 6.50 Werkleitung Sicherheits- und Werkleitungsstollen Einbau Bankett und Schlitzrinne Lampenmontage Strahlventilatoren Nischen alle 140 m Sicherheitsanforderungen In Schweizer Tunnels gelten hohe Sicherheitsanforderungen. Die Unglücke im Mont-Blanc (1999), Gotthard (2001) und Via Mala (2006) haben gezeigt, welch katastrophalen Auswirkungen ein Unfall in einem Tunnel haben kann. In Tunnels der neusten Generation sorgen deshalb umfangreiche Bauten und Ausrüstungen für die Sicherheit der Autofahrenden. Dies gilt auch für den neuen Tunnel Buchrain. Der 891 Meter lange Tunnel und die anschliessende, 160 Meter lange Rontalbrücke bilden zusammen ein 1051 Meter langes Tunnelsystem. In diesem werden alle Richtlinien des Bundesamtes für Strassen ASTRA und die Normen für Strassentunnels der SIA Norm 197/2 (2004) erfüllt: • Ein durchgehender Sicherheitsstollen vom Reusstal bis ins Rontal bietet kurze Fluchtwege. Der maximale Fluchtweg innerhalb des Tunnels beträgt 130 Meter. • Eine syphonierte Schlitzrinne führt austretende brennbare Flüssigkeit bei Installationsarbeiten im Sicherheitsstollen • • • • • einem Unfall schnell ab. Das Risiko der Bildung von explosiven Gasgemischen wird dadurch reduziert. Seitlich begehbare Bankette. Ausstellbucht für Notfälle in der Tunnelmitte. Alle 140 Meter steht eine Löschwasserleitung mit Hydranten. Diese Leitung wurde zusammen mit der Wasserversorgung Ebikon erstellt und dient ebenfalls der Trinkwasserversorgung des Rontals. Die Seitenwände sind bis 4,20 Meter Höhe weiss gestrichen, um die Helligkeit im Fahrraum zu erhöhen. Die Rontalbrücke gehört zum Tunnel und ist deshalb mit einer Schlitzrinne ausgerüstet, die über drei Fallleitungen entwässert wird. Zwei Leitungen sind an unterirdische Havariebehälter angeschlossen, eine an die Strassenabwasserbehandlungsanlage SABA Rontal. Nutzung Von der Funktion her ist der Tunnel Buchrain eine Hochleistungsstrasse. Die Benützung steht allen zugelassenen Motorfahrzeugen offen, also auch landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Gefahrenguttransporten. Bewilligungspflichtige Sondertransporte von maximal 7,10 Meter Breite, 4,80 Meter Höhe und 240 Tonnen Gewicht sind ebenfalls zulässig. Hingegen ist der Tunnel für Fussgänger, Radfahrende oder leichte Motorfahrräder gesperrt. Strahlventilatoren Beleuchtung und Branddetektionskabel Videokamera ca. alle 150 m Fluchtwegsignalisation GSM-Antenne für Mobiltelefonie Windmessung Notausgang ca. alle 220 m Signalisation und Lichtsignal SOS GR 2009 SOS-Nische mit Notruftelefon und Handfeuerlöscher ca. alle 150 m Brandnotleuchte alle 50 m Beidseitig optische Leuchtdioden auf Bankett alle 25 m Sicherheits- und Werkleitungsstollen 2.2 * 2.0 m Lichtraumprofil Wasserversorgungs- und Hydrantenleitung mit Hydranten alle 150 m Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen BSA mit Energieeinspeisung über eine 16 KV Zu den Betriebs- und SicherheitsMittelspannungszuleitung. Im Schaltraum ausrüstungen BSA gehören: stehen die Verteilungsschränke der • Zwei Technikzentralen Niederspannungsanlage. Batterien der • Unterbrechungsfreie Stromversorgungsunterbrechungsfreien StromversorgungsAnlage (USV) anlagen (USV) beanspruchen ebenfalls • Beleuchtungsanlage je einen Raum. Die USV gewährleisten • Lüftungsanlage die sichere Stromversorgung der • Signalisationen und Verkehrssteuerung wichtigsten Anlagen bei einem Netz• SOS-Notruftelefonanlage ausfall. Daneben gibt es den Klimaraum, • Feuerlöscher den Raum für die Mobilfunkanlagen • Brandmeldeanlage sowie ein WC. • Verkehrsfernsehen Die Durchfahrtsbeleuchtung mit einem • Funkanlage für Polizei, Feuerwehr Lichtband und die Adaptationsbeund Rettungsdienst sowie UKWleuchtung in den Einfahrtsbereichen mit Radioversorgung • Mobiltelefonanlage der GSM-Anbieter Natriumdampfleuchten sorgen für einen hellen Fahrraum. • Kommunikationsanlagen Die beiden Technikzentralen sind das Herz und Hirn der BSA. Sie versorgen alle Anlagen mit Energie und steuern die verschiedenen Betriebszustände. Im Normalfall genügt eine Fernüberwachung von der Einsatzleitzentrale der Luzerner Polizei aus. Beide Technikzentralen sind gleich aufgebaut. Sie umfassen je eine 400 kVA Trafoanlage der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) Die Lüftungsanlage sorgt mit acht Ventilatoren für eine angemessene Luftqualität. Im Brandfall unterstützt sie die Selbstrettung der Tunnelbenützer und kontrolliert die Ausbreitung der Rauchgase. Im Sicherheitsstollen sorgen zwei Axialventilatoren dafür, dass keine belastete Tunnelluft in den Sicherheitsstollen hineingelangt und im Brandfall der Stollen frei von Rauchgasen bleibt. Projektbeteiligte Bauherrschaft Kanton Luzern Projektleitung Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif) Projektverfasser IG ROBU Örtliche Bauleitung IG ASD Betriebs- und Sicherheitsausrüstung BSA IG Rontalexpress Hauptbauunternehmen ARGE ANRO Hauptunternehmen BSA Flyer 5 ‹Tunnelbau› Dies ist der 5. Flyer von total 5 Themen-Flyern. Ausführliche Informationen finden Sie auch auf unserer Internet-Seite. Beleuchtung Bereichsrechner Lichtsignalanlagen Baumeler Leitungsbau AG, Luzern Bergauer AG, Baden-Dättwil VR AG, Schlieren Impressum Projektverantwortung: Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif) Arsenalstrasse 43, 6010 Kriens, Telefon 041 318 12 12 Original-Pläne und -Bilder: vif Original Orthophoto: © GIS Kanton Luzern Fotos: vif und Eric Bohnenblust Konzept und Gestaltung: Ueli Hoesly Konzept Grafik Design, Buchrain www.a14-buchrain-rontal.lu.ch