Fassungsstollen und Brunnstube Blattenheid, BE

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Fassungsstollen und Brunnstube
Blattenheid, BE
Text: Ernst Zobrist, TB
Fotos: Martin Kuhn, TB, Christian Remund und
Simon Wyttenbach, FE
Bauherrschaft:
Wasserversorgung Gemeindeverband Blattenheid
(WGB)
Geologie/Hydrogeologie:
Kellerhals + Haefeli AG, Bern
Dr. J. Wanner
Auf der Blattenheid, vor dem Stollen für die Quellfassung, 20. Juli 1914
Oberbauleitung:
Kellerhals + Haefeli AG, Bern
Dr. J. Wanner
Projekt/Planung:
Frutiger AG Thun, Engineering
Chr. Remund, Gesamtplanung / örtl. Bauleitung
S. Wyttenbach, Detailplanung
Bauunternehmung:
Frutiger AG Thun, Abt. Tiefbau
D. Kocher, Projektleiter 2003
E. Zobrist, Projektleiter 2004/05
R. Studer, Bauführer
M. Krayenbühl, Ausbruchpolier 2003
J. Wüthrich, Ausbruchpolier 2005
U. Zobrist, Betonpolier 2005
Allgemeines
Transport der Zementrohre (Aufnahmen 1913)
Die Wasserversorgung Gemeindeverband Blattenheid, an deren Verband 17 Gemeinden angeschlossen sind, besitzt im Gebiet der Alp Blattenheid
(Gemeinde Blumenstein) sieben verschiedene
Quellfassungsanlagen, die auf rund 1410 m ü. M
liegen.
Die Hauptquelle (Quelle 4) wird in einem rund 100
m langen Stollen gefasst, der in den Jahren 1913 1914 erstellt wurde.
Projekt 2003
Sicht in Richtung Stollenportal
Um das ganze Quellgebiet besser zu erschliessen
und das Trinkwasservorkommen optimal zu nutzen,
sieht das Projekt vor, die verschiedenen Quellen in
einem neuen Stollen zu fassen. Erwähnenswert ist,
dass der Auftrag als TU ausgeschrieben wurde; d.h.
der Tunnelbauer musste einen Ingenieur für das
Ausführungsprojekt und die örtliche Bauleitung
mitbringen.
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Hydrogeologie
Der Untergrund des Quellgebietes Blattenheid
besteht aus Gesteinen der sogenannten Klippendecke. Diese besteht aus Kalken, Sandsteinen, Mergeln, Quarziten und untergeordnet aus Gips, Rauwacke und Dolomit. Diese Gesteine sind oft zerklüftet. Innerhalb der Klüfte zirkuliert ein Grundwasserstrom.
Die Gesteine der Klippendecke werden im Bereich
der Alpen Blattenheid und Salzmatten zum Grossteil durch mächtige Bergsturzmassen bedeckt, die
vermutlich interglazial aus der Felsnische „Grosse
Ritz“ zwischen „Stubehorn“ und der „Chrummfadefluh“ heruntergestürzt sind.
Ausbruch neuer Stollen (Rohbau)
Der 132 m lange Tunnel mit einem Querschnitt von
ca. 6 m2 wurde ab Mai bis November 2003 erstellt.
Der Ausbruch im Lockergestein (Gehängeschutt und
Bergsturzmassen) erfolgte mit einem kleinen Raupenbagger; geschuttert wurde mit einem Kompaktlader.
Dem Ausbruch unmittelbar folgend, wurden im
Abstand von 50 cm HEB 100-Träger (inkl. Sohlsprenger) eingebaut, Verzugsbleche zwischen die
Träger verlegt und das ganze mit Spritzbeton hinterfüllt oder eingespritzt.
Ausbruch mit Minibagger
Projekterweiterung 2004/2005
Der im Jahre 2003 realisierte Ausbruch des Stollens
hat die Erwartungen bezüglich Erschliessung neuer,
zusätzlicher Trinkwasservorkommen übertroffen.
Die WGB hat auf Grund der grossen Wasservorkommen und der Tatsache, dass die Brunnstuben
der Quellen Nr. 1 – 3 und Nr. 4 zu wenig Kapazität
aufweisen und zudem den Hygienevorschriften
nicht mehr entsprechen, Frutiger AG im Sinne einer
Auftragserweiterung beauftragt, ein Projekt für den
Neubau der Brunnstube Nr. 4 auszuarbeiten.
Theoretischer Stollenquerschnitt
Erschwert wurden die Untertagarbeiten durch Wasseranfall bis zu 100 l/s; gelegentlich musste die
Stollenbrust mit Spritzbeton oder Felsankern noch
zusätzlich gesichert werden. Durch diesen grossen
Wasseranfall war zumindest aber die Sohle immer
sauber!!
Gemeinsam mit Bauherr und Geologe wurden folgende Hauptpunkte festgelegt:
– Der Neubau der Brunnstube liegt sinnvollerweise
im Portalbereich;
– Die verschiedenen Quellen werden separat gefasst.
Die Trübung und die Quellschüttung können einzeln gemessen werden;
– Durch den Neubau entfallen die erwarteten
Sanierungskosten für die bestehenden Brunnstuben im Einzugsgebiet;
– Das gefasste Wasser kann zu einem späteren
Zeitpunkt turbiniert werden.
Der Innenausbau wurde 2004 bewusst nicht ausgeführt, um die Ergiebigkeit der einzelnen Wasser- Die Projekterweiterung mit Kosten von Fr. 1.2 Mio
eintritte zu beobachten und allfällige zusätzliche wurde anlässlich der Delegiertenversammlung der
Bauherrschaft vom 27. April 2005 beschlossen.
Bohrungen oder Seitenstollen zu planen.
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Nun waren vor allem die Mitarbeiter der Abteilung
Engineering gefordert, mussten doch innert kurzer
Zeit das ausführungsreife Projekt ausgearbeitet
werden und die verschiedenen Lieferanten für Rohrleitungen, elektrische Einrichtungen, Steuerung,
Gitterroste und Türen etc. bestimmt werden.
90-jährigen Tonröhren fliesst, ebenfalls gefasst und
genutzt werden kann. Ein Niederbruch von rund
18 m3 im Übergangsbereich alter/neuer Tunnel
erforderte noch einen speziellen Effort: Ohne die
Leistungen unserer Mineure schmälern zu wollen,
verdient die Leistung vor 90 Jahren Anerkennung
und Respekt, mittels mühevoller Handarbeit und
mit grossen Risiken im Lockermaterial einen Stollen
zu bauen.
Bevor mit dem Bau der Brunnstube begonnen werden konnte, musste der gesamte Tunnel mit Spritzbeton verkleidet werden und der Sohlenbeton eingebracht werden. Die engen Platzverhältnisse zum
Gunitieren und der Wasseranfall bis zu 200 l/s
waren selbst für erfahrene Untertagbauer etwas
Spezielles.
Untertag sind nun 4 Fassungen erstellt worden, die
folgende Maximal-Quellschüttungen ergeben:
Fassung A1
Fassung A2
Fassung N2
Fassung N3
Baugrubensicherung mittels Nagelwand
Verkleidung neuer Stollen /
neue Brunnstube Nr. 4
4'000 l/min
5'000 l/min
8'000 l/min
5'000 l/min
Die neue Brunnstube Nr. 4 wird nun unmittelbar
beim Tunnelportal erstellt und ist so konzipiert, dass
das Bauwerk gleichzeitig als Zugangsbauwerk zum
Tunnel dient. Während dem Bau der Brunnstube
wird das Trinkwasser, das im neu erstellten Tunnel
bereits gefasst wurde, über eine provisorische Leitung in das bestehende Verteilnetz geleitet.
Mit Wiederaufnahme der Arbeiten im Frühjahr 2005
wurde zuerst noch ein seitlicher Verbindungstunnel Vor Wintereinbruch 2005 wird das gesamte Baubei Tm 32 zum alten Tunnel ausgebrochen und ver- werk der Bauherrschaft übergeben und in Betrieb
kleidet, damit Quellwasser, das noch durch die alten genommen.
Baustelle bei Gewitterregen
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