Falldarstellung im Fachbereich Psychiatrie

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Falldarstellung
Psychiatrie
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Kraxner Markus
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Allgemeiner Hinweis................................................................................................................................ 1
1. Angaben zur Person............................................................................................................................. 1
2. Diagnosen ............................................................................................................................................ 1
3. Allgemeines Krankheitsbild ................................................................................................................. 1
3.1. F 50.2 – Bulimia nervosa .............................................................................................................. 1
3.2. F 32.1 – Mittelgradige depressive Episode................................................................................... 2
3.3. F 55 - Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen .......................... 2
3.4. Für die ergotherapeutische Behandlung relevante Symptome ................................................... 2
4. Anamnese ............................................................................................................................................ 3
4.1. Krankheitsanamnese .................................................................................................................... 3
4.2. Sozialanamnese ............................................................................................................................ 3
4.3. Arbeitsanamnese.......................................................................................................................... 4
5. Therapeutische Maßnahmen .............................................................................................................. 4
5.1. Medikamentöse Therapie ............................................................................................................ 4
5.2. Gruppentherapeutische Angebote............................................................................................... 5
5.2.1. Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK) ...................................................................... 5
5.2.2. Wahrnehmungsgruppe ......................................................................................................... 5
5.3. Physiotherapeutische Angebote .................................................................................................. 5
5.3.1. Morgensport.......................................................................................................................... 5
5.3.2. Entspannungsgruppe ............................................................................................................. 5
5.4. Sonstige Therapien ....................................................................................................................... 6
5.4.1. Einzelgespräche mit dem behandelnden Arzt....................................................................... 6
5.4.2. Beratung durch die Diätologin .............................................................................................. 6
5.4.3. Beratung durch den Sozialarbeiter........................................................................................ 6
6. Ergotherapeutischer Befund ............................................................................................................... 6
6.1. Äußeres Erscheinungsbild ............................................................................................................ 6
6.2. Somatischer Bereich ..................................................................................................................... 6
6.3. Affektiver Bereich ......................................................................................................................... 6
6.4. Kognitiver Bereich ........................................................................................................................ 7
6.5. Sozialer Bereich ............................................................................................................................ 7
7. Behandlungsplan ................................................................................................................................. 8
7.1. Übergeordnetes Behandlungsziel ................................................................................................ 8
7.2. Ergotherapeutische Grobziele ...................................................................................................... 8
7.3. Ergotherapeutische Maßnahmen ................................................................................................ 8
7.3.1. Handwerkliche Tätigkeit in der offenen Werkgruppe ........................................................... 8
7.3.1.1. Beschreibung des Gruppenangebotes ........................................................................... 8
7.3.1.2. Indikation........................................................................................................................ 8
7.3.2. Teilnahme an der Wahrnehmungsgruppe ............................................................................ 9
7.3.2.1. Beschreibung des Gruppenangebotes ........................................................................... 9
7.3.2.2. Indikation........................................................................................................................ 9
7.3.3. Teilnahme an der Kochgruppe .............................................................................................. 9
7.3.3.1. Beschreibung des Gruppenangebotes ........................................................................... 9
7.3.3.2. Indikation........................................................................................................................ 9
7.3.4. Kognitives Training im Sinne eines Rechentrainings der Grundrechnungsarten .................. 9
7.3.4.1. Beschreibung des Angebotes ......................................................................................... 9
7.3.4.2. Indikation...................................................................................................................... 10
8. Aufbau der ergotherapeutischen Behandlung .................................................................................. 11
8.1. Feinziele ...................................................................................................................................... 11
8.2. Therapeutische Mittel ................................................................................................................ 12
8.2.1. Handwerkliche Tätigkeit ...................................................................................................... 12
8.2.2. Wahrnehmungsgruppe ....................................................................................................... 12
8.2.3. Kochgruppe ......................................................................................................................... 12
8.2.4. Kognitives Training .............................................................................................................. 12
9. Behandlungsdurchführung ................................................................................................................ 13
9.1. Handwerklicher Bereich ............................................................................................................. 13
9.2. Soziotherapeutischer Ausgang und Kochgruppe ....................................................................... 13
9.3. Kognitives Training ..................................................................................................................... 14
9.4. Zusammenfassung & Prognose .................................................................................................. 14
Allgemeiner Hinweis
Alle Informationen in den Kapiteln eins und vier stammen, soweit nicht eine andere Quelle
angegeben wird, von der Patientin selbst, aus verbaler Informationsangabe meiner
Praxisanleiterin oder aus der Krankengeschichte. In allen anderen Kapiteln sind die
Informationsquellen jeweils in üblicher Zitierweise angeführt, wo dies nicht möglich ist, wird
zum Anfang des Kapitels oder der Unterkapitel angeführt, woher die Informationen
stammen.
1. Angaben zur Person
Frau V. ist 29 Jahre alt, 1,66 m groß und 71,7 kg schwer, sie ist von leicht adipöser Statur. Sie
hat schulterlange, schwarze Haare mit Stirnfransen und ein gepflegtes Äußeres. Am linken
Unterarm und an der linken Schulter hat [aus Datenschutzgründen entfernt], im linken
Nasenflügel sitzt ein kleines Piercing. Frau V. ist zurzeit beschäftigungslos.
2. Diagnosen
F 50.2 – Bulimia nervosa (Hauptdiagnose)
F 32.1 – Mittelgradige depressive Episode
F 55 – Substanzmissbrauch
Zusätzlich schien die – nicht nach ICD-10 codierte – Diagnose Bipolare Störung in der
Krankengeschichte auf. Diese Diagnose wurde im extramuralen Bereich gestellt. Auf
Nachfrage beim behandelnden Arzt, gab dieser an, dies sei darauf zurückzuführen das die
Patientin fallweise in Kaufräusche – vor allem beim Lebensmitteleinkauf – verfiel. Dies wurde
von ihm allerdings auf die Diagnose Bulimie zurückgeführt, die Diagnose Bipolare Störung
hat sich aus seiner Sicht nicht als gültig erwiesen.
3. Allgemeines Krankheitsbild
3.1. F 50.2 – Bulimia nervosa
Ein Syndrom, das durch wiederholte Anfälle von Heißhunger und eine übertriebene
Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts charakterisiert ist. Dies führt zu einem
Verhaltensmuster von Essanfällen und Erbrechen oder Gebrauch von Abführmitteln. Viele
psychische Merkmale dieser Störung ähneln denen der Anorexia nervosa, so die
übertriebene Sorge um Körperform und Gewicht. Wiederholtes Erbrechen kann zu
Elektrolytstörungen und körperlichen Komplikationen führen. Häufig lässt sich in der
Anamnese eine frühere Episode einer Anorexia nervosa mit einem Intervall von einigen
Monaten bis zu mehreren Jahren nachweisen. (Deutsches Institut für medizinische
Dokumentation und Information (DIMDI), 2009)
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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3.2. F 32.1 – Mittelgradige depressive Episode
Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3)
Episoden, leidet der betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer
Verminderung von Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die
Konzentration sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten
Anstrengung auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert.
Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten
Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte
Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann
von sogenannten "somatischen" Symptomen begleitet werden, wie Interessenverlust oder
Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung,
Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und
Schwere der Symptome ist eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu
bezeichnen. (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI),
2009)
Gewöhnlich sind vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden, und der
betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.
(Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), 2009)
3.3. F 55 - Schädlicher Gebrauch von
nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen
Eine große Zahl von Arzneimitteln und Naturheilmitteln können missbraucht werden. Die
wichtigsten Gruppen sind: 1. Psychotrope Substanzen, die keine Abhängigkeit hervorrufen,
z.B. Antidepressiva, 2. Laxanzien, 3. Analgetika, die ohne ärztliche Verordnung erworben
werden können, z.B. Aspirin und Paracetamol. Der anhaltende Gebrauch dieser Substanzen
ist oft mit unnötigen Kontakten mit medizinischen und anderen Hilfseinrichtungen
verbunden und manchmal von schädlichen körperlichen Auswirkungen der Substanzen
begleitet.
Der Versuch, dem Gebrauch der Substanz entgegenzusteuern oder ihn zu verbieten, stößt
oft auf Widerstand. Bei Laxanzien und Analgetika führt der Missbrauch trotz Warnungen vor
(oder sogar trotz der Entwicklung derselben) zu körperlichen Schäden, wie Nierenfunktionsoder Elektrolytstörungen. Obwohl die betreffende Person ein starkes Verlangen nach der
Substanz hat, entwickeln sich keine Abhängigkeit bzw. Entzugssymptome wie bei den unter
F10-F19 klassifizierten psychotropen Substanzen. (Deutsches Institut für medizinische
Dokumentation und Information (DIMDI), 2009)
3.4. Für die ergotherapeutische Behandlung relevante
Symptome
Für die ergotherapeutische Behandlung besonders relevante Symptome, die die Patientin
auch in Anamnesegesprächen (s. Kap. 4) angab, finden sich in der Diagnose F 32.1 –
Mittelgradige depressive Episode, hauptsächlich sind dies:
Losigkeitssymptomatik
Energielosigkeit)
(Freudlosigkeit,
Lustlosigkeit,
Hoffnungslosigkeit,
Ausgeprägte Antriebsstörung
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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Innere Unruhe/Nervosität
Ängste – vor allem gegenüber fremden Menschen, großen Menschenansammlungen,
Verlustängste – hauptsächlich gegenüber dem Vater, der erkrankt ist
Schlafstörungen – im Sinne einer Einschlafstörung
Grübelneigung
Kurzzeitgedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörung – diese werden vor allem
subjektiv von der Patientin wahrgenommen
4. Anamnese
4.1. Krankheitsanamnese
Die Patientin wurde von einem niedergelassenen Facharzt an die Abteilung zugewiesen,
Einweisungsdiagnosen waren „Bulimie“ und Bipolare „Störung.“ Zusätzlich ist bei der
Patientin anamnestisch ein Alkoholabusus mit erfolgreicher Entzugsbehandlung im Jahre
[aus Datenschutzgründen entfernt] in [aus Datenschutzgründen entfernt] bekannt. Als
Leitsymptome bei der Aufnahme wurden von der Patientin eine Losigkeitssymptomatik,
Antriebsstörung, Unruhe, Nervosität, Ängste und Einschlafstörungen angegeben. Die Ängste
sind einerseits auf ihren Vater und seine Erkrankung fokussiert, andererseits treten bei der
Patientin
Angstzustände
gegenüber
fremden
Menschen
und
größeren
Menschenansammlungen auf.
Bezüglich der Alkoholkrankheit ist erwähnenswert, das die Patientin im [aus
Datenschutzgründen entfernt] nach längerer abstinenter Phase für 3 Tage Alkohol
konsumiert hat, des Weiteren ist regelmäßiger Marihuanakonsum bekannt, die Patientin
konsumiert die Substanz lt. eigener Angabe um Spannungen zu lösen.
4.2. Sozialanamnese
Die Patientin wuchs mit zwei Geschwistern – einem Bruder und einer Schwester – auf,
zwischen sechstem und zwölftem Lebensjahr wurde die Patientin von ihrem Onkel sexuell
missbraucht. Zu ihrem Vater und ihrer Mutter besteht Kontakt, bei ihrem Vater wurde
kürzlich eine Tuberkulose diagnostiziert. Frau V. lebt zurzeit in einer Beziehung, ihr Partner
ist selbst psychisch krank, die Beziehung wird von ihr als zurückgezogen geführt beschrieben.
Ihr Partner ist oft monatelang beruflich im Ausland auf Montage, was von ihr lt. eigener
Aussage als nicht besonders belastet erlebt wird. Sie gibt an keinen Bekannten- oder
Freundeskreis zu haben, den sie regelmäßig pflegt. Sie besitzt einen Schäferhund, der für die
Dauer des Krankenhauaufenthaltes gut versorgt ist. Als Hobbies wurden von der Patientin
Yoga, Besuche eines Fitnessstudios, das Malen von Bildern mit Ölfarben, sowie Spaziergänge
mit ihrem Hund genannt.
Kurz vor der Krankenhausaufnahme kam es lt. eigener Aussage der Patientin zu einem
heftigen Streit mit ihrem Partner, bei dem sie sehr schroff zu ihm gewesen sei, die Patient
gab an deshalb starke Schuldgefühle zu verspüren – dies war auch einer der Gründe für ihre
stationäre Aufnahme.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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4.3. Arbeitsanamnese
Die Patientin besucht die Volksschule, der Besuch der Hauptschule wurde nach 2 Jahren
abgebrochen. Danach begann die Patientin in der Gastronomie zu arbeiten, sie war über
lange Jahre als Saisonarbeiterin in verschiedenen europäischen Ländern tätig – im Zuge
dessen verließ sie auch das Elternhaus. Zu dieser Zeit begann die Patientin auch regelmäßig
Alkohol zu trinken, um ihre damals schon bestehenden Ängste gegenüber fremden
Menschen bzw. Menschenansammlungen abzubauen. Aus dieser Situation entwickelte sich
im Weiteren eine Alkoholkrankheit. Zuletzt war die Patientin als Produktionsmitarbeiterin
tätig, diese Arbeit musste sie wegen einer ausgeprägten Antriebsstörung im [aus
Datenschutzgründen entfernt], seitdem ist die Patientin beschäftigungslos.
5. Therapeutische Maßnahmen
Die Informationen der Kapitel 5.2., 5.3. und 5.4. stammen aus Gesprächen mit den
durchführenden Berufsgruppen bzw. dem behandelnden Arzt der Patientin.
5.1. Medikamentöse Therapie
Alle Informationen über Medikamente, ihre Anwendungsgebiete, Wirkungen und
Nebenwirkungen stammen aus dem MEDIS-System, einer Onlinedatenbank im Intranet der
[aus Datenschutzgründen entfernt].
Depakine chrono retard 500mg Filmtabletten – Depakine ist ein Antiepileptikum,
der Hauptwirkstoff ist Valproinsäure. Das Medikament wird bei generalisierten und
partiellen Epilepsien, sowie in akut manischen Episoden bei bipolaren Störungen
angewandt. Als eine der Hauptnebenwirkungen wird dosisunabhängige Somnolenz
beschrieben.
Dieses Medikament wurde der Patientin von einer Ärztin im extramuralen
Bereich verschrieben. Im Rahmen des stationären Aufenthaltes wurde das
Medikament am 27.2.2009 abgesetzt, die Patientin gab eine Woche später
an sich wesentlich wacher zu fühlen und über einen gesteigerten Antrieb zu
verfügen
Revia Filmtabletten – Revia ist ein Opiatantagonist, der Hauptwirkstoff ist
Naltrexonhydrochlorid.
Das
Hauptanwendungsgebiet
ist
chronische
Alkoholentwöhnung.
Nebenwirkungen
können
den
Magen-Darm-Trakt
(Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, …), das ZNS (Unruhe, Nervosität,
Schlafstörungen, …) und das Kreislaufsystem (geringfügiger Blutdruckanstieg)
betreffen.
Cipralex 10mg Filmtabletten – Cipralex ist ein Antidepressivum der Stoffklasse der
selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI), der Hauptwirkstoff ist
Escitalopramoxalat. Cipralex kommt unter anderem bei Depressionen,
Zwangsstörungen, Angst- und Panikstörungen und bei Sozialphobien zur Anwendung.
Nebenwirkungen können das ZNS (Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schwinden) sowie
den Magen-Darm-Trakt (Appetitlosigkeit, Diarrhoe, Obstipation) betreffen, zusätzlich
können Symptome wie Hyperhidrosis und Libidoabnahme auftreten.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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Seroquel 25mg Filmtabletten – Seroquel ist ein atypisches Antipsychotikum, der
Hauptwirkstoff ist Quetiapinfumarat. Seroquel kommt bei der Behandlung der
Schizophrenie sowie bei der Behandlung von manischen sowie depressiven Episoden
bei bipolaren affektiven Störungen zum Einsatz. Nebenwirkungen können das ZNS
(Schwindel, Schläfrigkeit), das Herz-Kreislauf-System (Tachykardie, orthostatische
Hypotonie) und den Magen-Darm-Trakt (Mundtrockenheit, Obstipation) betreffen,
zusätzlich können Symptome wie Rhinitis, Gewichtszunahme, Krampfanfälle,
Hyperglykämie und Anstieg der Verdauungsenzyme auftreten.
Die Einnahme dieses Medikaments erfolgte erstmalig im Rahmen des
stationären Aufenthaltes am 20.2.2009, nach Absetzung von Depakine
chrono retard.
5.2. Gruppentherapeutische Angebote
5.2.1. Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK)
Es handelt sich um ein Angebot der Psychologen bzw. Psychotherapeuten. Die Patientinnen
und Patienten erlernen durch Rollenspiele mit dem Schwerpunkt selbstbewusstes Verhalten
in Gruppensituationen, den Umgang mit Aggression und Kommunikation in
Gruppensituationen. Zielsetzungen bei Frau V. waren einerseits Abgrenzung und
Verbalisierung eigener Bedürfnisse, da sie angab viel zu „schlucken“ bevor sie sich äußert
und andererseits Beübung des Kommunikationsverhaltens in der Gruppe aufgrund ihrer
bestehenden
Ängste
gegenüber
fremden
Menschen
und
größeren
Menschenansammlungen.
5.2.2. Wahrnehmungsgruppe
Dieses Angebot erfolgte im Rahmen der Ergotherapie, weitere Informationen s. Kap. 7.
5.3. Physiotherapeutische Angebote
5.3.1. Morgensport
Die Morgensportgruppen, an denen Frau V. regelmäßig teilnahm, finden im Winter an zwei
Terminen zwischen acht und neun Uhr morgens statt. Die Zielsetzung der Gruppen umfasst
Aktivierung, Muskelaufbau, Förderung der Körperwahrnehmung und spielerische Bewegung.
Während der Gruppe haben die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit Feedback zu
geben, es gibt keinen Mitmachzwang bei den Übungen.
5.3.2. Entspannungsgruppe
Die Entspannungsgruppe wird dreimal wöchentlich angeboten, gearbeitet wird nach dem
Prinzip der progressiven Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobsen. Die Zielsetzung der Gruppe
ist das Lösen von Spannungszuständen durch gezieltes und bewusstes Kontrahieren und
Relaxieren von Muskelgruppen.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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5.4. Sonstige Therapien
5.4.1. Einzelgespräche mit dem behandelnden Arzt
Die Einzelgespräche dienen unter anderem dem Abschluss von Therapievereinbarungen, der
Reflexion von Patientinnen und Patienten über den Therapieverlauf und der Planung des
Weiteren therapeutischen Vorgehens.
6
5.4.2. Beratung durch die Diätologin
Von der Diätologin wurde eine Ernährungsberatung durchgeführt, die auf das Krankheitsbild
der Bulimie angestimmt war. Die Patientin gab an Hinweise zur richtigen Ernährung bei
diesem Krankheitsbild erhalten zu haben.
5.4.3. Beratung durch den Sozialarbeiter
Die Beratung durch den Sozialarbeiter umfasste Informationen bezüglich der Möglichkeiten
den Hauptschulabschluss nachzuholen. Diese Informationen wurden vom Sozialarbeiter an
die Patientin weitergegeben, er gab an, dass die Patientin im Zuge des Gespräches Ängste
bezüglich der Schaffbarkeit des Vorhabens äußerte. Weiters umfasste die Beratung
Informations- und Organisationsgespräche zum Zwecke der weiteren Behandlung der
bulimischen Erkrankung von Frau V. in einer Klinik mit psychosomatischem Schwerpunkt in
[aus Datenschutzgründen entfernt].
6. Ergotherapeutischer Befund
Die Erstbefunderhebung erfolgte durch die Praxisanleiterin.
6.1. Äußeres Erscheinungsbild
Die Patientin ist mittelgroß, von leicht adipöser Statur und zeigt ein gepflegtes Äußeres. Ihre
Haare sind schwarz, fallen bis über die Schultern und sind über der Stirn zum Pony
geschnitten. Die Patientin hat [aus Datenschutzgründen entfernt] und ein Piercing im linken
Nasenflügel. Ihr Kleidungsstil ist als leger zu bezeichnen, sie trägt meist bequeme
Freizeitkleidung und Sandalen.
6.2. Somatischer Bereich
Die Patientin weist keine motorischen oder sensiblen Defizite auf, mit der bulimischen
Erkrankung kann sie zurzeit gut umgehen, sie äußert allerdings, dass sie diesbezüglich eine
Therapie anstrebt.
6.3. Affektiver Bereich
Die Patientin gibt bei der Befunderhebung eine gedrückte Stimmung sowie eine
Losigkeitssymptomatik im Sinne einer Antriebslosigkeit an. Dies führte soweit, dass sie im
Herbst letzten Jahres ihre Arbeit aufgeben musste, auch die Haushaltsführung litt zuletzt
darunter, in diesem Bereich hatte sie allerdings Unterstützung von ihrer Mutter und ihrem
Lebenspartner. Weiters beschreibt die Patientin Ängste im Umgang mit ihr fremden
Menschen und größeren Menschenmengen, die zu Nervosität und Unruhe führen.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
Im Gespräch erscheint die Patientin in Gestik und Mimik nicht verflacht, sie ist affektiv im
positiven und negativen Bereich schwingungsfähig, die Wortwahl wirkt passend, sie weist
keinen gesteigerten Redefluss im Sinne einer Logorrhoe auf. Fragen die ihr gestellt werden
beantwortet die Patientin adäquat.
6.4. Kognitiver Bereich
Die Patientin gibt subjektive Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme an, weiters
beschreibt sie, das sie der Streit - den sie mit ihrem Partner vor dem stationären Aufenthalt
hatte - sehr belastet, und sie viel darüber nachdenkt. Dies deckt sich mit der im ärztlichen
Aufnahmebefund beschriebenen Grübelneigung. Die Patientin ist in allen Ebenen orientiert.
6.5. Sozialer Bereich
Die Patientin gibt an in der Partnerschaft eher zurückgezogen zu leben, für die
Haushaltsführung sei sie zuständig. Sie verfügt über keinen Freundes- oder Bekanntenkreis,
den sie regelmäßig pflegt. Auf die Missbrauchserfahrungen wurde während der
Befunderhebung nicht eingegangen. Mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, und
Gruppensituationen auszuhalten fällt der Patientin lt. eigener Aussage schwer.
Mit ihren Eltern hat sie regelmäßigen Kontakt, zu ihren Geschwistern ist der Kontakt nicht so
häufig – der ältere Bruder ist berufstätig die jüngere Schwester befindet sich lt. Aussage der
Patientin zurzeit in der Pubertät, deshalb sei die Kontaktpflege momentan schwierig.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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7. Behandlungsplan
7.1. Übergeordnetes Behandlungsziel
Als übergeordnetes Behandlungsziel des Aufenthaltes wurde im Rahmen einer
interdisziplinären Besprechung
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„Akute Krisenintervention bei depressiver Episode“
festgelegt.
7.2. Ergotherapeutische Grobziele
7.2.1. Die Patientin verfügt über ausreichend Antrieb und
Ausdauer um ihren individuellen Lebensalltag zu
bewältigen
Diese Zielsetzung bezieht sich auf die, von der Patientin beschriebene,
Losigkeitssymptomatik, die zur Vernachlässigung des Haushalts sowie zur Aufgabe der
Berufstätigkeit geführt hat.
7.2.2. Die Patientin kann mit ihren Ängsten und ihrer
Nervosität in Situationen mit unbekannten
Menschen und Gruppensituationen so umgehen, dass
ihre Handlungsfähigkeit im Alltag nicht
beeinträchtigt ist
Diese Zielsetzung bezieht sich auf die Symptome der Patientin im Umgang mit
Menschengruppen und unbekannten Situationen. Besondere Relevanz – neben der
alltagsbezogenen – erreichte dieser Punkt als die Patientin den Entschluss fasste den
Hauptschulabschluss nachzuholen, genauere Maßnahmen s. Kap.7.3.4.
7.3. Ergotherapeutische Maßnahmen
7.3.1. Handwerkliche Tätigkeit in der offenen Werkgruppe
7.3.1.1. Beschreibung des Gruppenangebotes
Die offene Werkgruppe wird zweimal täglich angeboten, jede Patientin und jeder Patient
arbeitet unter ergotherapeutischer Anleitung und Aufsicht in ihrer oder seiner jeweiligen
handwerklichen Tätigkeit an ihrem oder seinen Werkstück. Mit den Patientinnen und
Patienten wird terminlich fixiert, ob sie am Vormittag oder am Nachmittag in die Gruppe
kommen.
7.3.1.2. Indikation
Die Indikation für dieses Angebot ergab sich aus ihrer ängstlichen und nervösen
Symptomatik in Gruppensituationen, sowie ihrer allgemeinen Losigkeitssymptomatik. Diese
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
Punkte sollten durch den notwendigen Kontakt mit Mitpatientinnen und Mitpatienten,
sowie durch regelmäßiges Erscheinen zum therapeutischen Angebot innerhalb eines
festgelegten Zeitraumes beübt werden.
Eine zusätzliche Überlegung war, durch Auswahl eines geeignetes Materials die
Körperwahrnehmung sowohl in Bezug auf die Depression, wie auch bezogen auf das
bulimische Krankheitsbild zu fördern.
7.3.2. Teilnahme an der Wahrnehmungsgruppe
7.3.2.1. Beschreibung des Gruppenangebotes
Die Wahrnehmungsgruppe findet für die Patientinnen und Patienten der Stationen des
ersten Stock – also auch für Frau V. – wöchentlich am [aus Datenschutzgründen entfernt],
für Patientinnen und Patienten der Stationen des zweiten Stocks wöchentlich [aus
Datenschutzgründen entfernt] statt. In der Gruppe wird mittels verschiedener Materialien
und Methoden allgemein der Bereich Wahrnehmung – z.B. im Sinne taktiler Wahrnehmung
oder Selbstwahrnehmung – erfahren. Die teilnehmenden Patientinnen und Patienten haben
während und nach dem Angebot die Möglichkeit Feedback an den Therapeuten/die
Therapeutin zu geben, die Zeitdauer beträgt maximal eine Stunde.
7.3.2.2. Indikation
Die Indikationen entsprechen denen, die unter Kap. 7.3.1.2. bereits aufgeführt sind.
7.3.3. Teilnahme an der Kochgruppe
7.3.3.1. Beschreibung des Gruppenangebotes
Die Kochgruppe findet wöchentlich am [aus Datenschutzgründen entfernt] statt. Geeignete
Patientinnen und Patienten werden im laufenden Therapiebetrieb unter der Woche für die
Kochgruppe rekrutiert. Am [aus Datenschutzgründen entfernt] findet eine Vorbesprechung
im Beisein aller Teilnehmer und der Ergotherapeutin oder des Ergotherapeuten statt, in der
die Speisenfolge besprochen wird und festgelegt wird, wer sich um den Einkauf der
notwendigen Zutaten kümmert.
7.3.3.2. Indikation
Die Indikation für Frau V. ergab sich einerseits aus ihrer bekannten Symptomatik in
Gruppensituationen, andererseits aus der Überlegung, der Patientin ein Einkaufs- und
Kochtraining als Vorbereitung für die Wiederbewältigung des häuslichen Alltags anzubieten.
7.3.4. Kognitives Training im Sinne eines Rechentrainings
der Grundrechnungsarten
7.3.4.1. Beschreibung des Angebotes
Dieses Angebot wurde für Frau V. kurzfristig organisiert, nachdem der Sozialarbeiter der sie
betreut das Ergotherapieteam darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass im Rahmen des
Hauptschulabschlusses eine Wissensüberprüfung durchgeführt wird, die dem Vortagenden
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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dazu dient, einzuschätzen wo die Teilnehmer des Kurses stehen. Er gab an, dass Frau V.
wegen dieses Tests sehr nervös und aufgeregt sei.
Das Training wurde im Einzelsetting abgehalten, geplant war die Durchführung einfacher
Rechenbeispiele der vier Grundrechnungsarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation,
Division) in schriftlicher Form unter therapeutischer Anleitung.
7.3.4.2. Indikation
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Die Indikation ergab sich aus der Informationsweitergabe durch den betreuenden
Sozialarbeiter, sowie aus den beruflichen Plänen der Patientin und ihrer geäußerten
Nervosität die Testsituation betreffend.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
8. Aufbau der ergotherapeutischen
Behandlung
8.1. Feinziele
8.1.1. Die Patientin kommt regelmäßig und pünktlich zu
den vereinbarten Terminen in die
Therapieräumlichkeiten
Bezug zu Ziel 7.2.1.
8.1.2. Die Patientin verfügt über ausreichenden Antrieb um
für die vereinbarte Dauer an den Therapieangeboten
teilzunehmen
Bezug zu Ziel 7.2.1.
8.1.3. Die Patientin ist in der Lage den Ablauf von Einkäufen
zu planen und selbständig anhand einer Liste
einzukaufen
Bezug zu Zielen 7.2.1. und 7.2.2.
8.1.4. Die Patientin ist in der Lage die Gruppensituation
während des Therapiezeitraumes auszuhalten
Bezug zu Ziel 7.2.2.
8.1.5. Die Patientin erkennt eigene Grenzen bezüglich ihrer
Arbeits- und Sozialfähigkeiten und kann sich beim
Überschreiten dieser Grenzen adäquat ausdrücken
Bezug zu Ziel 7.2.2.
8.1.6. Die Patientin beherrscht einfache Rechnungen der
vier Grundrechnungsarten in Wort und Schrift
Bezug zu Zielen 7.2.1. und 7.2.2.
Dieses Feinziel ergab sich später im Therapieverlauf, aus dem Bestreben der Patientin den
Hauptschulabschluss nachzuholen.
Markus Kraxner | Akademie für Ergotherapie, Jahrgang 2007-2010
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8.2. Therapeutische Mittel
8.2.1. Handwerkliche Tätigkeit
Die Patientin entschied sich nach Absprache mit der Ergotherapeutin eine Skulptur aus
Speckstein zu gestalten. Aufgrund des Wahrnehmungsaspektes und des notwendigen
Kraftaufwandes beim Bearbeiten, sowie des Realitätsbezuges des Materials wurde es als
geeignet für die Patientin erachtet.
Die Tätigkeit erfolgte im Rahmen der Offenen Werkgruppe, die Patientin arbeitete mit
anderen Patientinnen und Patienten in einem Werkraum. Die Patientin erhielt zu jedem
Arbeitsschritt zuerst verbale Anleitung, wenn sich diese als nicht ausreichend herausstellte
auch eine praktische Unterweisung. Die Arbeitsschritte wurden laufend von der
Ergotherapeutin oder von mir kontrolliert, die Patientin hatte jederzeit die Möglichkeit
Feedback zu geben, mindestens einmal pro Therapieeinheit wurde sie um ein Feedback zur
Tätigkeit aufgefordert.
8.2.2. Wahrnehmungsgruppe
Die Wahrnehmungsgruppe kam während des Aufenthalts der Patientin - aufgrund
mangelnder Patientenanwesenheit zu dem vereinbarten Termin – nicht zustande.
8.2.3. Kochgruppe
Die Patientin nahm während des Aufenthaltes einmal an der Kochgruppe teil. Sie hatte
zusätzlich die Aufgabe die benötigten Lebensmittel für die vereinbarte Speisenfolge
einzukaufen – dies wurde in Begleitung der behandelnden Ergotherapeutin und mir im
Einzeltherapiesetting im Sinne eines Einkaufstrainings vor der Kochgruppe durchgeführt. Die
Patientin hatte die Aufgabe anhand einer Liste in einem – ihr unbekannten –
Lebensmittelgeschäft selbständig alle benötigten Zutaten einzukaufen. Sie erhielt vorab eine
verbale Anleitung bezüglich der Zielsetzung, während des Einkaufes musste sie selbständig
planen und handeln. Nach Abschluss des Einkaufstrainings wurde eine Reflexion mit der
Patientin durchgeführt.
In der Kochgruppe war die Patientin für die Beilage verantwortlich. Sie erhielt Informationen
über den geplanten Zeitablauf und musste sich ihren Aufgabenbereich selbst einteilen bzw.
ihre Tätigkeit so planen, dass die Beilage rechtzeitig fertig wurde.
8.2.4. Kognitives Training
Im Zuge des Ausbildungswunsches (HS-Abschluss) der Patientin wurde vom Sozialarbeiter
angeregt, mit der Patientin ein Training bezüglich des anstehenden Orientierungstests
durchzuführen. Die Entscheidung fiel zugunsten eines Trainings der Grundrechnungsarten im
Einzeltherapiesetting unter therapeutischer Anleitung. Mir der Patientin wurden Addition
und Subtraktion beübt, eine weitere Therapieeinheit wurde als Übung für Multiplikation und
Division vorgesehen.
Die Zielsetzung lag hierbei eher auf einer Simulation der bevorstehenden Situation und dem
Erarbeiten von Bewältigungsstrategien für die bestehende Nervosität der Patientin sowie
einer Wiederholung der Einzelschritte der Rechenoperationen, als auf dem Erlernen neuen
Wissens.
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9. Behandlungsdurchfuhrung
Die Anleitung der Patientin erfolgte durch die Praxisanleiterin und – nach vorheriger
Absprache des angestrebten Therapiestundenverlaufes – durch mich.
9.1. Handwerklicher Bereich
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Die Patientin arbeitet zuerst an einem großen Stück Speckstein, aus dem eine Rodin-Figur
entstehen sollte. Die Patientin erhielt Anschauungsmaterial, verbale Anleitung und fallweise
eine praktische Demonstration der notwendigen Arbeitsschritte. Die Figur war lt. der
verwendeten Literatur aufwendig in der Gestaltung und mit einer voraussichtlichen
Arbeitszeit von vier Wochen veranschlagt. Die Patientin war angehalten selbständig zu
planen, und die Arbeitsschritte auch auf diese Weise durchzuführen.
Nach ca. vier bis fünf Therapieeinheiten, in denen die Patientin an dem Werkstück arbeitete,
äußerte die Patientin in Abwesenheit meiner Praxisanleiterin, das sie mit der Gestaltung des
Werkstückes überfordert sei, weil sie „nicht sehe“ wie sie zum angestrebten Endergebnis
kommen solle, sie äußerte weiters den Wunsch ein kleineres Werkstück zu gestalten und
hatte diesbezüglich konkrete Vorstellungen, sie wollte einen Schmuckanhänger gestalten.
Nach Rücksprache mit der vertretenden ET meiner Praxisanleiterin wurde entschieden, dass
die Patientin auf das kleinere Werkstück wechseln könne.
Den Anforderungen dieses Werkstückes war die Patientin mit verbaler und geringer
praktischer Anleitung ohne Probleme gewachsen, sie arbeitete selbständig, und konnte die
Arbeitsschritte in zufriedenstellender Weise bewältigen. Die Patientin war mit dem erzielten
Ergebnis zufrieden.
In der Gruppensituation gab die Patientin anfangs geringe Unsicherheit an, sie erschien
jedoch zuverlässig zu den vereinbarten Zeiten und plante andere Therapien in ihre
handwerkliche Tätigkeit selbständig mit ein. Sie kommunizierte während der Tätigkeit mit
anderen Patientinnen und Patienten in adäquater Art und Weise. Motorisch zeigte die
Patientin, abgesehen von einer - meiner Ansicht nach normalen – Unsicherheit beim
Umgang mit unbekanntem Werkzeug und Gerät (Bohrmaschine) keine Auffälligkeiten.
Schwierigkeiten im Bereich des visuell-räumlichen Vorstellungsvermögens zeigte sie bei der
Gestaltung der Rodin-Skulptur. In den Arbeitsfähigkeiten zeigte die Patientin nach dem
Wechsel auf das kleinere Werkstück keine Auffälligkeiten. Kognitiv erschien die Patientin
immer unauffällig, sie konnte sich sowohl Anweisungen, als auch bereits durchgeführte
Arbeitsschritte merken, und wieder abrufen.
9.2. Soziotherapeutischer Ausgang und Kochgruppe
Die Patientin erschien pünktlich am vereinbarten Treffpunkt, sie war in der Lage in einem –
ihr vorher nicht bekannten – Lebensmittelgeschäft anhand einer Einkaufsliste selbständig
einzukaufen, einmalig wirkt sie bei stärkerer Lärmentwicklung im Geschäft leicht irritiert.
Die Patientin gab während des Einkaufens an, sich beim Gang zum Geschäft, aufgrund der
vielen Leute, die ihr entgegen kamen etwas unsicher gefühlt zu haben, der Einkauf selbst sei
für sie kein Problem gewesen, da sie zuhause auch die Einkäufe erledige.
Im Allgemeinen schien sie mit der Situation gut umgehen zu können, beim Rückweg gab sie
an, aufgrund der vielen Menschen, wieder eine gewisse Unsicherheit bzw. Anspannung zu
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verspüren. Zusätzlich äußerte die Pat. Sorge um ihren Vater, der an TBC erkrankt sei, weil ein
Onkel von ihr daran verstorben sei.
In der Kochgruppe, konnte die Patientin ihren Arbeitsbereich selbständig bewältigen,
Konzentration und Ausdauer waren gut, bei Problemen holte sie sich selbständig Hilfe. Die
Interaktion mit den Mitpatienten war adäquat, die Patientin war gut schwingungsfähig, und
mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden.
9.3. Kognitives Training
Bei der Beübung der Grundrechnungsarten im Einzelsetting mit meiner Praxisanleiterin und
mir, wirkte die Patientin am Anfang der Therapieeinheit sehr nervös, sie äußerte dies auch
verbal. Nach einem kurzen Reflexionsgespräch bezüglich der Nervosität wirkte die Patientin
ruhiger und konnte unter verbaler Anleitung einfache Rechenoperationen in den Bereichen
Addition und Subtraktion selbständig durchführen. Diese Therapieeinheit fand an einem
Freitag statt, für den darauffolgenden Montag waren sowohl die Entlassung, als auch eine
abschließende Therapiestunde geplant.
9.4. Zusammenfassung & Prognose
Während des gesamten stationären Aufenthaltes gab die Patientin eine kontinuierliche
Besserung ihres Zustandes an, im ergotherapeutische Bereich war die Patientin nach dem
Werkstückwechsel im handwerklichen Bereich gut handlungsfähig, auch die zukünftige
Bewältigung des Alltags erscheint realistisch. Auf Nachfrage bezüglich der Krankheit ihres
Vaters gab die Patientin an, das sie die Information erhalten hätte, das die Erkrankung gut
therapierbar sei, dies beruhige sie.
„Knackpunkte“ für die Patientin werden in Zukunft sicher der Abschluss der Hauptschule – es
bliebe abzuwarten, wie sie mit der Klassensituation im Allgemeinen und insbesondere mit
Prüfungssituationen zurechtkäme – sowie die Weiterbehandlung des bulimischen
Krankheitsbildes in einer Spezialklinik sein.
Die Patientin verließ die Abteilung am Wochenende vor der letzten geplanten
Therapieeinheit auf eigenen Wunsch, es war leider nicht mehr möglich ein abschließendes
Gespräch zu führen, sowie die letzte Therapieeinheit wie geplant durchzuführen.
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Literaturverzeichnis
Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). (2009). Abgerufen am 2.
März 2009 von http://www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlgm2004/fr-icd.htm
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