Zentralverband der deutschen Naturwerksteinwirtschaft e.V. Weisskirchener Weg 16 · 60439 Frankfurt/Main Tel. 069 - 57 60 98 · Fax 069 - 57 60 90 Berufskundliche Schriftenreihe zur Fortbildung in der dt. Naturwerksteinwirtschaft Stand Jannuar 2007 Merkblatt 1.01 Bodenbeläge für Innenräume für leichte Nutzlasten ≤ 2kN/m2 (bevorzugt im privaten Wohnbereich) Verbundverlegung (Skizze 1) Alle Schichten in kraftschlüssigem Verbund (saubere, haftfähige Kontaktflächen!). Platten werden entweder auf verlegereifem Beton oder auf verlegereifem Verbundestrich aufgebracht. Dicke der Verbundestriche ≤ 50 mm. Restfeuchte bei Zementestrich ≤ 3 CM %. Bei Verlegung auf Beton oder Estrich Mörtelbettdicke ≤ 30 mm. Schwimmende Verlegung (Skizze 2) Verlegung auf Trennschicht Formänderungen infolge Schwindverformungen des Verlegemörtels können zu Rissbildung im Belag führen. Kellenschnitte im Abstand von maximal 2 m entlang der Plattenfugen helfen Risse zu vermeiden. Fugen über Kellenschnitte elastisch schließen. Mörtelbettdicke ca. 30 mm. Nur für kleine Bereiche geeignet. Schwimmende Verlegung (Skizze 3) Verlegung auf schwimmendem Estrich Verlegung auf erhärtetem, verlegereif trockenem und sauberen Estrich ohne „Sinterschicht“. Zementestrich: min. 45 mm dick, Restfeuchte bis 2,0 CM %, Schwindrisse müssen vor Verlegebeginn mit Epoxidharz kraftschlüssig vergossen und ggf. armiert worden sein. Calciumsulfatestriche: min. 40 mm dick, Restfeuchte max. 0,5 CM %, Herstellerangaben beachten! Die Oberfläche muss geschliffen, abgesaugt und grundiert werden.B BIV Merkblatt 1.01 Seite 1 Zentralverband der deutschen Naturwerksteinwirtschaft e.V. Weisskirchener Weg 16 · 60439 Frankfurt/Main · Tel. 069 - 57 60 98 · Fax 069 - 57 60 90 Sockelvariante (Skizze 5) Bei vor die Wand gestelltem Sockel ist auf bearbeitete Sichtköpfe und -kanten (als kostenpflichtige Zusatzleistung) zu achten. Wenn keine besondere Profilierung gewünscht ist, sollten die Kanten abgefast werden (ca. 1 x 1 mm), um „Mäusezähnchen“ zu vermeiden. Eignung, Bearbeitung Schwimmende Verlegung (Skizze 4) Verlegung auf schwimmendem Estrich mit Fußbodenheizung Anforderungen wie bei Skizze 3, Dicken wie bei Skizze 3, zusätzlich Rohrquerschnitt. Zusätzlich: Anordnung von Meßstellen zur Feuchtigkeitsmessung nach Angaben des Heizungsbauers, Aufund Abheizen mit unterschriebenem Aufheizprotokoll dokumentieren lassen. Schwindrisse müssen nach Aufheizen und vor Verlegebeginn kraftschlüssig vergossen und ggf. armiert worden sein. Restfeuchte bei beheizten Calciumsulfatestrichen ≤ 0,3 CM %. Die Verlegung mit Kreuzfugen ist vorteilhaft. Bbb Für Innenbelagsarbeiten eignen sich die meisten Naturwerkstein-Sorten. Angesichts der Vielzahl der verfügbaren Gesteinssorten, können Naturwerkstein-Fachbetriebe sachgerecht beraten, ob ein Gestein für die jeweilige Verwendung geeignet ist und ggf. Einschränkungen bestehen. Einschränkungen können bei stark brekziösen Gesteinsarten, Gesteinsarten, die verstärkt von Tonadern (Stylolithen) durchzogen sind und Gesteinen mit geringer Kornbindung und/oder zu weichem Mineralbestand bestehen. Derartige Einschränkungen können besonders bei Konstruktionen auf Trennschichten, auf Dämmschichten und auf Fußbodenheizungen bedeutsam sein. Im Innern werden glatte Oberflächenbearbeitungen wie z. B. geschliffen oder poliert bevorzugt. Bei Fußböden in gewerblichen Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen müssen glatte Oberflächen der jeweils erforderlichen Rutschsicherheit-Bewertungsgruppe entsprechen (s. a. ZDNW-Merkblatt 1.11). Spaltraue, beflammte, antikrustikale oder steinmetzmäßig handwerklich bearbeitete Oberflächen haben ihren speziellen Reiz, erfordern aber meist einen größeren Reinigungsaufwand. Maße Gleichgroße Quadrat- und Rechteckplatten bis etwa 60 x 60 x 2 cm oder Bahnen bis etwa 75 cm x 30 cm x 2 cm ermöglichen rationelle Fertigung und vorteilhafte Preise. Darüber hinaus siehe ZDNW-Merkblatt Nr. 1.02. Eine besondere Stärke des Naturstein-Fachbetriebes ist jedoch die individuelle Maßanfertigung nach Kundenwunsch. Empfohlende Plattendicke bei Verlegung im Mörtelbett 20 mm, bei Verlegung im Dünnbett 12 mm. Verlegung Die Regelausführung ergibt sich aus den Skizzen 1- 4. Davon abzuweichen und etwa wegen unzureichender Aufbauhöhen die so genannte „Nass in BIV Merkblatt 1.01 Seite 2 Zentralverband der deutschen Naturwerksteinwirtschaft e.V. Nass-Methode“ anzuwenden, ist höchst riskant (Verformungs-, Risse- und Verfärbungsgefahr). Die Verlegung direkt auf Dämmstoffen wie z. B. Mineralfaser - oder Schaumstoffplatten, aber auch auf härteren Untergründen wie Schaumglas- oder Hartschaumplatten, auf Trockenestrichen, oder gar auf die noch ungeschützten Heizrohre einer Fußbodenheizung (Mörtelbett = Estrich), ist zu vermeiden. Sollten sich die Parteien dennoch auf eine dieser Verlegetechniken einigen, empfiehlt es sich dringend, die Haftungsfrage detailliert zu regeln. Dies gilt auch bei der Verwendung eines „Einkornmörtels“ bzw. eines haufwerkporigen Mörtels. Bei dieser Mörtelart ist zwar das Schwindmaß geringer, aber auch die Festigkeit ist niedriger. Dünnbettverlegung Die Dünnbettverlegung bei Bodenbelägen erfordert: • Einen ebenen Estrich nach erhöhten Anforderungen, • kalibrierte, d.h. gleichmäßig dicke, relativ kleinformatige Natursteinfliesen, • gut unterfüllte Fliesen insbesondere im Eckbereich. Eventl. erforderliche Ausgleichspachtelungen sind besondere Leistungen. Fugen Fugenbreiten sind formatabhängig. Die RegelFugenbreite ist 3 mm. Zulässige Schwankungen der Plattengrößen sind in diesen Fugen aufzufangen, so dass sie im Ergebnis 2- 4 mm breit sein können. Press- oder Knirschfugen sind zu vermeiden. Die Fugen sind in der Regel mit grauem Zementmörtel auszuschlämmen. Weisskirchener Weg 16 · 60439 Frankfurt/Main · Tel. 069 - 57 60 98 · Fax 069 - 57 60 90 und zur Aufteilung größerer Flächen bei schwimmend verlegten Belägen (> 40 m 2, 2:1 Seitenverhältnis, max. Feldlänge 8 m). Siehe dazu auch Merkblatt 1.05 Bewegungsfugen in Bodenbelägen. Trennschienen Kantenschutz der Übergangsbereiche zwischen Belägen unterschiedlicher Härte bzw. Elastizität. Gebräuchlich sind Messing, Aluminium und nicht rostender Stahl. Starrer, nicht federnder Einbau. Gestaltung Zeitlos und immer aktuell ist der Quadratplattenbelag mit Kreuzfugen. Dieser erweist sich im Gebrauch als besonders robust, weil feinste Haarrisse, die aus Estrichverformungen oder aus Temperaturänderungen resultieren können, zumeist nur im Fugenraster entstehen. Bevorzugt werden jedoch zunehmend fantasievolle Kombinationen oder ,Einstreuungen' verschiedenfarbiger Gesteine und unterschiedlicher Plattenformate, angefangen beim klassischen Schachbrettmuster oder Diagonalverlegung mit und ohne Fries bis hin zu rosettenund sternartigen Strukturen mit Bögen und Rundungen aller Art. Auch hier ist eine individuelle Beratung die besondere Stärke des NatursteinFachbetriebes. Gesteinsabhängig empfiehlt es sich, alle Plattenkanten (als kostenpflichtige Zusatzleistung) mit kleinen Fasen von ca. 1x1 mm zu versehen und die frischen Mörtelfugen etwas vertieft auszubilden um gesteinsabhängige unvermeidliche „Mäusezähnchen“ entlang der Plattenkanten zu vermeiden. Sehr spitze Winkel und Gehrungsecken sind nur in Teilbereichen anwendbar (geringe Belastbarkeit, raue Kanten bei körnigem Gestein). Zulässige Toleranzen Bewegungsfugen Bauwerksdehnfugen und Estrichfugen müssen deckungsgleich im Belag übernommen werden. Estrichfugen sind vom Planer vorzugeben. Zum Schließen der Fugen sind elastische, natursteingeeignete Fugenfüllmassen mit einer Dauerdehnfähigkeit von min. 20% der Fugenbreite oder Fugenprofile erforderlich. • Farbe: Möglichst nahe der Mörtelfuge. • Ausbildung: Mörtelfrei bis zum Untergrund, mit Schaumstoffschnur unterfüttern. • Anordnung: Entlang aller Wände, Türen und Durchgänge, als Trennfuge zwischen Heizkreisen BIV Merkblatt 1.01 Ebenheitstoleranzen und Winkeltoleranzen gemäß DIN 18202, Toleranzen im Hochbau. Zulässiger Höhenversatz zwischen benachbarten Platten („Überzähne“) abhängig von baulichen Besonderheiten, Plattenformat und spezifischen Eigenheiten, z. B. spaltraue Oberflächen. Reinigung und Pflege Saure und alkalische Reiniger und auf feuchtem Belag zu früh aufgebrachte Pflege- oder Versiegelungsmittel schaden einem Natursteinbelag mehr als sie nützen. Hier ist der Rat des Fachbetriebes unverzichtbar (s. ZDNW - Merkblatt Nr. 1.10). Seite 3 Zentralverband der deutschen Naturwerksteinwirtschaft e.V. Trittsicherheit In Einfamilienhäusern müssen keine Rutschsicherheitsklassen eingehalten werden. Informationen hierzu siehe ZDNW - Merkblatt 1.11. Weisskirchener Weg 16 · 60439 Frankfurt/Main · Tel. 069 - 57 60 98 · Fax 069 - 57 60 90 Schutz Der Verleger hat seine Leistung bis zur Begehbarkeit durch Absperren unentgeltlich zu schützen (DIN 18332 Abs. 4.1.7). Was darüber hinaus verlangt wird, ist als Besondere Leistung zu vergüten. Verlegeuntergründe Der jeweilige Verlegeuntergrund stellt die Tragschicht für den Natursteinbelag (Platte und Mörtel) dar. Anhydritestriche sind ohne besondere Maßnahmen für Feuchträume und für Mörtelverlegung nicht geeignet. Gussasphaltestriche, vor allem mit Fußbodenheizungen, sind „weiche“ Verlegeuntergründe und für Natursteinbeläge riskant. Nivellierspachtelungen auf Gussasphalt können bei Natursteinbelägen die Rissbildung fördern. Estrich- oder Mörtelarmierung, z. B. mit AKSMatten, gilt als umstrittene Technik: Sie kann Rissebildung nicht verhindern, wohl aber das Ausweiten entstandener Risse und einen Höhenversatz der Rißflanken. Die Erfahrung zeigt, dass eine Estricharmierung, bei ausreichender Mörtelüberdeckung Vorteile bringen kann. Abrechnungseinheiten und Aufmaße Die bevorzugte Abrechnungseinheit für Bodenbeläge ist das Flächenmaß (m 2). Bildet das Flächenmaß die Abrechnungsgrundlage, wird von Rohbauwand bis Rohbauwand gemessen. Fugen sowie Aussparungen bis 0,10 m 2 Einzelfläche werden übermessen. Für kleine Einzelflächen oder auch für individuelle Besonderheiten kann die Anzahl (Stück) als Abrechnungseinheit sinnvoll sein. Für Sockelleisten, Randfriese, elastische Fugen und andere, längliche Bauteile ist das Längenmaß (m) als Abrechnungseinheit üblich. Hier werden Fugen ebenso übermessen wie Unterbrechungen bis zu 1 m Einzellänge, s. a. ZDNW-Merkblatt 8.01 Abrechnungswegweiser. Dieses Merkblatt schließt andere fachgerechte Konstruktionen nicht aus. Besondere Hinweise Verfärbungsempfindliche Natursteine: Puzzolanzement (Traßzementmörtel-Traßanteil ≥ 40 %) oder geeignete Dünnbettmörtel verwenden! Für wenig Überschußwasser im Mörtel sorgen. Evtl. Sperrgrund gegen auswandernde Estrichzusatzmittel aufbringen. Im Interesse schneller Austrocknung möglichst spät verfugen. Hydrophobierungen der Plattenunterseiten behindern Haftverbund und bergen die Gefahr der Bildung von Verfärbungen entlang der Fugen. Dampfdichte Schutzabdeckungen sowie Klebestreifen aber auch zu früh aufgebrachte Pflegemittel erhöhen die Verfärbungsgefahr. Transparente Natursteine: Um das Durchscheinen dunkler Untergründe zu vermeiden, empfiehlt sich die Verwendung weißer Mörtel oder Kleber. Verschleiß: Alle Bodenbeläge, die begangen werden, unterliegen einem natürlichen Verschleiß. Gut wirksame und großzügig dimensionierte Reinigungsmatten im Eingangsbereich und die Reinigung mit auf den Naturstein angepaßten Pflegemitteln, können den Verschleißvorgang merklich verlangsamen BIV Merkblatt 1.01 Copyright:AK ZDNW Copyright: Bau Manuskriptverfasser: Holger Kopp Bundesverband Deutscher Steinmetze Reiner Krug Heinrich Rhein Helmut Schön Seite 4