Auf den Spuren der Schlacht im Hürtgenwald vom Sept. 1944 – Feb

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Auf den Spuren der Schlacht im Hürtgenwald vom Sept. 1944 – Feb. 1945 und der
Ardennenoffensive.
Eine militärhistorische Exkursion unter Leitung vom RK-Vorsitzenden Alfred Rademaker und
fachlicher Führung von Hauptmann a.D. Joachim Schmidt aus Koblenz, führte 14 Mitglieder
der Reservistenkameradschaft Schüttorf und Salzbergen im Rahmen ihrer alljährlich
stattfindenden Informationsfahrt für 4 Tage in den Raum Aachen und Ardennen.
Bevor wir am Anreisetag unser Quartier in der Jugendherberge Nideggen aufschlagen
konnten, war noch eine 2 Stunden dauernde, geführte Besichtigung des Aachener Doms mit
seiner imposanten Schatzkammer angesagt. Sehr angetan von der Geschichte dieses
Jahrhunderte alten Bauwerks und die von „Kaiser Karl dem Großen“ waren alle Teilnehmer
unserer Reservistengruppe.
Der zweite Tag begann direkt nach dem Frühstück in der Jugendherberge Nideggen mit der
Exkursion und führte uns zu den wichtigsten Schauplätzen der Schlacht im Hürtgenwald. Es
war einer der sinnlosesten Kämpfe des Zweiten Weltkrieges – kaum jemand in Deutschland
hat von ihr gehört.
Überblickt man von einer der wenigen unbewaldeten Höhen in diesem Teil der Nordeifel die
Hügel und steil abfallenden Schluchten des Hürtgenwaldes, kann man sich bei so viel
Schönheit kaum vorstellen, welch grauenvolles Gemetzel hier vor 70 Jahren stattgefunden
hat. Zumal in Deutschland außerhalb der Region nur wenige wissen, dass hier eine der
verbissensten Schlachten des Zweiten Weltkrieges stattgefunden hat – noch kurz vor
Kriegsende, auf deutschem Boden und als der Krieg für Nazideutschland längst verloren war.
Fünf Monate, vom Oktober 1944 bis Februar 1945, benötigten die anrückenden US-Truppen,
um das insgesamt 140 Quadratkilometer umfassende Waldplateau einzunehmen – in
mehreren Offensiven, die ganze Divisionen der 1. US-Armee verschlissen. Ihm gaben erst die
Amerikaner seinen heutigen Namen „Hürtgenwald“ – nach dem Ort Hürtgen. Diese
Bezeichnung klang in amerikanischen Ohren wie „to hurt“, Schmerz zufügen.
Nicht nur heftiger Widerstand der Wehrmacht, auch eigene Planungsfehler machten ihn zu
einem Deaster. Nach der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 waren die Alliierten viel
schneller vorgerückt, als sie in ihren kühnsten Plänen zu hoffen gewagt hatten. Schon am 11.
September standen die US-Truppen bei Aachen an der deutschen Grenze. Eingeplant war
das ursprünglich erst für den Mai 1945. Doch dann blieben sie bei dem Versuch eines
schnellen Vorstoßes durch das unwegsame Gelände über das Rurtal zum Rhein auf tragische
Weise stecken, in den dichten Wäldern rund um die umkämpften Orte Vossenak, Hürtgen
und Schmidt.
Das hohe Tempo des Vormarsches schlug nun in einen Nachteil um: Die Nachschublogistik
konnte nicht folgen. Unvorbereitet waren die Amerikaner auch auf die Topografie, die
schroffen Auf- und Abstiege im dichten Kiefernwald, die den Einsatz schweren Kriegsgeräts
kaum möglich machten. Neben Kälte und tiefem Schlamm ließen sogenannte Baumkrepierer
– Artilleriegranaten, die einen Baum in Fetzen rissen und eine Unmenge Splitter erzeugten,das Vordringen in den Hürtgenwald zum Albtraum werden. Die deutschen Verteidiger
konnten sich hingegen in den Wäldern verbergen und Befestigungsanlagen des hier
verlaufenden Westwalls nutzen. Der Widerstand im Hürtgenwald war auch deshalb so stark,
weil dort schon Verbände für die geplante Ardennen-Offensive bereitstanden, die am 16.
Dezember 1944 begann. Die Zahl der im Kampf getöteten Soldaten auf amerikanischer Seite
wird mit ca. 68.000 – das sind höhere Verluste als im Vietnamkrieg -und ca. 32.000 auf
deutscher Seite angegeben. Eine sehr hohe Zahl ist aber durch mittelbare Kriegsursachen
wie Krankheit, Erschöpfung und Erfrierungen kampfunfähig geworden. Überreste toter
Soldaten werden auch heute noch im Wald gefunden.
Zu den bedeutensten Schauplätzen und den bis heute verbliebenen Spuren der Schlacht –
gehören die Reste von Bunkeranlagen, Laufgräben in denen die Soldaten Schutz suchten,
Furchen von Panzerketten - all dieses, sind bis heute stumme Zeugen dieser sogenannten
„Allerseelenschlacht“.
Sehr beeindruckend war die Besichtigung der Kirche in Vossenack. Der Ort war tagelang
schwer umkämpft und die Kirche wechselte in einer Woche sieben Mal den Besitzer.
Zeitweise verlief die Frontlinie quer durch das Kirchenschiff. Im Verlauf der
Kampfhandlungen wurde der Ort vollständig zerstört.
Um einen Eindruck von den Schwierigkeiten des Geländes zu erhalten, folgte die
Exkursionsgruppe zu Fuß den Marschweg einer US-Panzereinheit von Vossenack in Richtung
Schmidt. Auf einem unbefestigten Waldweg ging es steil bergab durch das Kall-Tal, bei den
Amerikanern als „Kall-Trail“ bekannt, bis zur Mestricher Mühle. Keiner der Gruppe konnte
begreifen, daß tatsächlich Panzer diesen Weg ins Tal genommen hatten. Dem entsprechend
hoch waren daher auch die Verluste an Menschen und Material auf amerikanischer Seite in
diesem Bereich des Waldes. Zumal der Burgberg, in Sichtweite, ein wichtiger deutscher
Beobachtungspunkt war. Mit Geländeeinsicht und Feuerleitung der Artillerie waren
insgesamt 160 Geschütze auf US-Stellungen und Anmarschwege gerichtet.
Der Besuch des Hürtgenwald-Museum in Vossenack mit seinen Dokumenten, Fotos und mit
militärischen Exponaten als materielle Zeitzeugen, die nach dem Weltkrieg durchweg im
Hürtgenwald gefunden wurden, rundeten diesen ersten Tag der militärhistorischen
Exkursion ab.
Dank an dieser Stelle an Herrn Schmidt, der uns wieder einen interessanten, Erlebnis- und
erinnerungsreichen Tag über die Geschichte der letzten Kriegstage und den sinnlosen Kampf
auf und um deutschen Boden gestaltete.
Der zweite Tag unserer historischen Exkursion stand ganz im Zeichen der Ardennen-Offensive
im Winter 1944/45.
Auf den Spuren der „Kampfgruppe Peiper“
Mit unseren 2 Fahrzeugen ging es in Richtung belgische Grenze/Losheimer Graben. Anhand
von Kartenmaterial und Bildern konnte uns Hptm a.D. Schmidt in den Angriffsplan der
Kampfgruppe Peiper einweisen und über die Geschehnisse vom Dezember 1944 bis zum
Februar 1945 einen genauen Einblick vermitteln.
Danach war die Ardennen-Offensive der letzte Versuch der Wehrmacht die Initiative an der
Westfront zurückzugewinnen. Auf deutscher Seite war daran gedacht, die alliierten
Streitkräfte in Nordfrankreich und den Niederlanden zu spalten und danach den wichtigen
Nachschubhafen Antwerpen zu erobern. Dazu schienen einige SS-Panzerdivisionen am
besten geeignet. Die SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler sollte wie eine Speerspitze
vorstoßen, geführt von Sepp Dietrich. Ihm zur Seite stand SS-Obersturmbannführer
(Oberstleutnant) Jochen Peiper, 29 Jahre jung, Chef des Ersten SS-Panzer-Regiments. Seine
Aufgabe: Erreichen des Meuse Flusses und Bildung eines Brückenkopfes bei Huy innerhalb
24 Stunden nach dem Angriffsbefehl. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Kampfgruppe Peiper
über 2000 Mann mit ca. 100 Panzerfahrzeugen der Typen Panzer VI, Panther, Tiger und
Königstiger. Unterstützung gewährte überdies eine SS-Abteilung, bestehend aus perfekt
Englisch bzw. Amerikanisch sprechenden Männern in amerikanischen Uniformen und
amerikanischer Ausrüstung (einschließlich Waffen und Jeeps). Sie sollten hinter den
feindlichen Linien Verwirrung stiften. Den Weg der Kampfgruppe Peiper wollten wir ein
Stück begleiten.
Wie am 17. Dezember 1944, bei regnerischen und nebligen Wetter führte die Fahrt auf den
Spuren der mit schweren Panzern ausgestatteten Truppe der deutschen 6. SS-Panzerarmee
über endlose, schmale Wege, die 1944 überwiegend Feldwege waren. Unterlegt mit
zahlreichen historischen Erläuterungen, vermittelte uns Herr Schmidt einen Eindruck von
den Umständen, unter denen die deutschen Soldaten auf Hitlers Befehl in die Schlacht
geworfen wurden. Im Laufe des Tages traf die Kampfgruppe Peiper südöstlich von Malmedy
an der Straßenkreuzung Baugnez auf einen LKW-Konvoi der US-Army. Der Konvoi wurde
beschossen und überwältigt.
Die Kamfgruppe Peiper stieß weiter vor und überließ die Gefangenen ihrem Schicksal.
Laut Peipers späterer Aussage will er befohlen haben: „Keine Gefangenen machen, nur die
Amerikaner entwaffnen und stehen lassen! Die folgende Infantrie kümmert sich um sie. Wir
haben Wichtigeres zu erledigen“. Wie es dann zum Massaker von Malmedy kommen konnte,
bei dem 82 gefangene US-Soldaten erschossen wurden, gibt es mehrere verschiedene
Versionen, wobei der Vorfall letztendlich nie aufgeklärt werden konnte.
Nach einem Totengedenken an der würdigen US-Gedenkstätte, hatte die Gruppe noch
Gelegenheit, das neue Museum „December 1944“ das auf der Mordwiese errichtet wurde,
zu besichtigen.
Peiper stieß dann in Richtung Stavelot-La Gleize vor. Nachdem am 22.12.1944 die Lage der
eingekesselten Kampfgruppe in La Gleize unhaltbar geworden war, setzte er sich ab und
durchquerte mit noch verbliebenen rund 800 Mann die amerikanischen Linien und erreichte
das 1. SS-Regiment des Sturmbannführers Kittel. In La Gleize ließ die Kampfgruppe Peiper
etwa 135 Fahrzeuge zurück, darunter einen Königstiger, den wir anschließend im
Ortszentrum besichtigen konnten.
Hier endete für uns die Spur der „Kampfgruppe Peiper“ und wir konnten nach einem
anstrengenden aber für uns alle unvergeßlichen Tag die Heimreise zu unserer Unterkunft in
der Jugendherberge Nideggen antreten.
Peiper wurde, wie Schmidt ausführte, nach dem Krieg von der US-Justiz zum Tode verurteilt,
die Todesstrafe dann in „lebenslänglich“ umgewandelt. Mitte der 1950er Jahre kam er frei,
ging später nach Frankreich, wo er in den 1970er Jahren unter ungeklärten Umständen ums
Leben kam.
Im Name aller Teilnehmer bedankte sich Alfred Rademaker nochmals herzlich bei Joachim
Schmidt für sein hervorragendes Engagement und die sehr gute Reiseführung durch die
„Schlacht im Hürtgenwald“ und der „Ardennen-Offensive“.
Bevor wir am vierten Tag unsere Reise in die heimatlichen Gefilde antreten konnten, war
noch eine 2,5 stündige Führung auf dem Gelände der ehemaligen „NS-Ordensburg
Vogelsang“ vorgesehen.
Vogelsang ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Stadt Schleiden. Zwischen 1934 und
1936 wurde hoch über dem Urfttal eine Schule für den Führungsnachwuchs der NSDAP
errichtet, die bis 1939 in Betrieb war. Die mehr als 50.000 Quadratmeter große Anlage ist
nach dem Reichsparteitagsgelände die größte architektonische Hinterlassenschaft der
Nationalsozialisten. Nach dem zweiten Weltkrieg stand die Ordensburg zunächst unter
britischer, ab 1950 unter belgischer Verwaltung. Die Belgier nutzten das Gebäude als
Kaserne und richteten auf dem umliegenden Gelände einen Truppenübungsplatz ein. Nach
dem Abzug des belgischen Militärs wurde das Gelände der Ordensburg im Jahre 2006 für die
Öffentlichkeit zugänglich und die Anlage in ein internationales Besucherzentrum
umgewandelt. Angetan von den riesigen Aussmaßen der Gebäude und deren Einrichtungen
konnten wir nach einem erlebnisreichen Wochenende die Heimreise antreten.
Für das Jahr 2015 wird bereits die nächste Exkursion geplant. Voraussichtlich geht dann die
zeitgeschichtliche Aus- und Weiterbildung nach Frankreich.
Thema: Die Landung der Alliierten Streitkräfte in der Normandie (6. Juni 1945).
Diese Info-Fahrt wird für alle Mitglieder der Kreisgruppe Emsland/Grafschaft Bentheim
geöffnet.
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