2 25. Juli 2014 Porträt “Mit dieser Publikation ist ein Rückblick angesagt, ein Innehalten, und zugleich ist es eine Einladung, diesem kostbaren musikalischen Fundus weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken.” Evi Kliemand ERMANO MAGGINI, EIN SCHWEIZER KOMPONIST Impressum Einzige deutschsprachige Tessiner Zeitung: Wöchentliche Ausgabe REDAKTION Chefredaktion: Marianne Baltisberger (mb) Rolf Amgarten (ra) Martina Kobiela (mk) Marco Engeler (me) TZ/Magazin Ute Joest (uj), Leitung Bettina Secchi (bs) Die TZ-Redaktion betreut auch: www.ticinoweekend.ch Ständige Mitarbeit Gerhard Lob (gl) Claudia Magerl (cm) Sarah Coppola-Weber (Italien) Johann Wolfgang Geisen (Karikatur) Agenturen Dienste: Schweizerische Depeschenagentur (sda) Fotoagentur Ti-Press Ticino-Agenda Hildegard Miotti Monica Huwiler VERLAG Herausgeber: Giò Rezzonico Verkaufte Auflage: 7’301 (WEMF-beglaubigt, Basis 2012/13) KONTAKTE Verlag und Redaktion Rezzonico Editore SA Via Luini 19, 6601 Locarno Tel. 091 756 24 60 Fax 091 756 24 79 [email protected] (Redaktion); [email protected] (Magazin) [email protected] (Verlag) Abonnements Email: [email protected] Schweiz: 1 Jahr Fr. 139.- (inkl. die Zeitschrift TicinoVino Wein Fr. 33.50) Administration Postcheck 65-200-3 Tel. 091 756 24 00 Fax 091 756 24 09 Marketingleiter Maurizio Jolli Tel. 091 756 24 00 Fax 091 756 24 97 [email protected] Werbung Tessiner Zeitung Via Luini 19 – 6600 Locarno Tel. 091 756 24 37 - Fax 091 756 24 35 [email protected] Werbeberater Antonio Fidanza 079 235 16 40 Giuseppe Scarale 079 353 91 19 Susanna Murara 079 536 80 70 Für kleine Inserate: Publicitas Tel. 091 910 35 65 Fax 091 910 35 49 INSERTIONSPREISE FÜR DIE EINSPALTIGE MILLIMETERZEILE Inseratenseite (Spaltenbreite 25 mm): 81 Rp. - Rubrikanzeigen: Stellenangebote 88 Rp., Immobilien, (nur Inserate): 98 Rp., Occasions-Fahrzeuge 88 Rp., Finanz (nur Inserate): 88 Rp. Todesanzeigen und Vermisstanzeigen (im redaktionellen Textteil): Fr. 2.15 Reklameseite (Spaltenbreite 44 mm): Fr. 2.98; Für Jahresabschlüsse Preisermässigungen Ermano Maggini war ein Leser, die umfassende Bibliothek, die er um sich aufbaute, war ihm wichtig und war ihm eine geistige Welt und Gegenwart. Er konnte anrufen – und einem einen Satz vorlesen, der ihm wie ein neuer Stern erschien, oft zeugte der Satz von weitestem poetischem Humor. Ermano dachte in Sentenzen, und er hatte ein starkes Bedürfnis, diese mitzuteilen. In seinen Einsichten war er nicht analytisch, er war erkenntnishaft intuitiv. Evi Kliemand hat in Zusammenarbeit mit der Fondazione Ermano Maggini Intragna, deren Präsidentin sie ist, die Biografie über den Komponisten Ermano Maggini herausgegeben. Hier, in Auszügen, die Kurzbiografie von Maggini, verfasst von Evi Kliemand für die Internetseite der Stiftung, www.ermanomaggini.ch: Ermano Maggini wurde am 30. August 1931 in Intragna, Tessin, geboren; erste musikalische Eindrücke erhielt er am Collegio Papio, Ascona. Nach der Ausbildung an der Musikakademie Zürich wirkte er während vierzig Jahren in Zürich als Musikpädagoge u.a. an der Kantonsschule Wiedikon. Zudem bildete er als Mitbegründer der Zürcher Gitarren-Schule viele Berufsschüler aus und wirkte bis zuletzt als geschätzter Theorie- und Instrumental-Lehrer an verschiedenen Schulen. Sein kompositorisches Oeuvre entstand innerhalb von nur zwei Jahrzehnten. Mit ihm gewinnt die Schweiz ein musikalisches, künstlerisches und visionäres Werk, das erst zu einem Teil erschlossen ist. Ermano Maggini ist am 19. Dezember 1991 an seinem Herkunftsort verstorben. Kurz vor seinem Tod hatte er noch die Fondazione Ermano Maggini Intragna ins Leben gerufen. [...] Sie ist damit beauftragt, den kompositorischen Werknachlass zu bewahren und einer Öffentlichkeit zuzuführen. [...] Sie zeichnet auch als Herausgeberin von fünf CDs, die postum in Zusammenarbeit mit dem Radio della Svizzera Italiana Rete 2 und der Edition Jecklin Szene Schweiz realisiert werden konnten, in die Wege geleitet wurden Uraufführungen und Konzerte mit namhaften Interpreten im In- und Ausland. Dazu zählen auch die Streichquartette. Eines der letzten Werke, Canto XXI (Ultimo Canto), von Ermano Maggini, wurde auch im April 2011 zum wiederholten Mal vom Gewandhaus-Quartett in Leipzig aufgeführt. Alle drei Streichquartette des Komponisten wurden in den 90er Jahren vom Gewandhaus Quartett postum uraufgeführt und auf CD eingespielt. Weitere Kompositionen brachten auch Interpreten, die den Komponisten noch zu Lebzeiten kannten, zur Aufführung und Einspielung. Die Interpreten des Orches Trio z. B. spielten die ihnen gewidmete Kompositionen, darunter Torso IV (für Violine, Kontrabass und Gitarre, 1987), auf ihren Tourneen in Europa, Mexico, Japan auch nach des Komponisten Tod. Urakami (für Shakuhachi und Kontrabass), ebenfalls ein Spätwerk von Ermano Maggini (1990/91), wurde im Gedenken an Hiroshima mehrfach in Nagasaki aufgeführt. Das Stück ist eine Pilger- und Klageweise, und hat zum Motiv die atomare Katastrophe, die den Komponisten sehr beschäftigte und die er in © Archivio Fondazione Ermano Maggini Intragna, Fotos von Evi Kliemand und Marlies Joos Bearbeitet von Simon Vif Komponist Ermano Maggini 1973 (oben), Impressionen aus Intragna (oben rechts) den Satz fasste: “Versunken sind Hügel, Fluss und Kathedrale”. Zu den auf CD eingespielten Werken gehören nebst den Streichquartetten und dem erwähnten Trio auch Werke für Flöte solo, für Violoncello solo und für Klavier und drei seiner frühen Orgelwerke, ebenso das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier (1990) sowie eines seiner Vokalwerke: ‘Zwischen Himmel und Erde’ für Flöte und Sopran (1984). Eindrücklich sind seine Orchesterwerke. Das Orchestra della Svizzera italiana mit der Cellistin Annick Gautier unter der Leitung von Christof Escher brachte 1998 den 1986/87 geschriebenen Canto XVI per violoncello e orchestra zur späten Uraufführung und CD- Einspielung. Für Annick Gautier hatte Maggini mehrere Werke für Cello solo geschrieben und ihr gewidmet. Auch zu Lebzeiten des Komponisten kamen mehrere Orchesterwerke Ermano Magginis vom Orchestra RTSI unter der Leitung von Marc Andreae zur Aufführung. [...] Aber auch das Zürcher Kammerorchester und das Symphonische Orchester Zürich brachten Ermano Magginis Orchesterwerke zur Uraufführung. [...] Im Rahmen von Ticino Musica im Jahr 2000 wurde das Bläser-Quintett Hiob von 1977 in der Pfarrkirche von Intragna durch ein polnisches Quintett nach Langem wiedergespielt. Das Konzert war ein eindrückliches Erlebnis, gelangten doch nur Werke Magginis zur Aufführung. Die Werke von Ermano Maggini stellen einen hohen Anspruch an das technische wie musikalische Können der Interpreten. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der Obertöne. In der für das Verständnis der musikalischen Sprache Magginis wichtigen Kammermusik der 70er-Jahre sind die späteren weitgefassten Klangräume der Orchesterwerke bereits vorgebildet. Teil der ganzen Gestalt ist die Abwesenheit des Tons oder sein Verschwinden im Raum; einen umfassenden Kompositions-Zyklus nannte Maggini daher: Torso. Maggini sah den Raum, in den der Ton verschwindet, als Teil der ganzen Gestalt, das Werk wird erst durch die Abwesenheit des Tons, durch die gehaltene Stille, vollendet; visuell bedeutete das, die Gestalt schliesst sich im Unsichtbaren. Das gilt für viele seiner Werke, auch für die Canti. Maggini nützt die den Instrumenten eigenen Möglichkeiten, lässt den einzelnen Ton an- und abschwellen, vergleichbar der Dynamik der menschlichen Stimme. Es fällt auf, dass er nicht dem Klavier den Vorzug gibt, sondern Bläsern und Streichern. Wie schon erwähnt, gehören auch vokale Werke zu seinem Oeuvre, nicht alle sind uraufgeführt, darunter ein Liederzyklus nach Gedichten von Nelly Sachs für Bariton solo (1975). Zu Erwähnen ist, dass alle originalen Notenschriften in der Zentralbibliothek Zürich ihr Depot gefunden haben, Kopien gibt es dort einzusehen. Im Zeitraum von nur zwei Jahrzehnten hat Ermano Maggini 56 Werke geschaffen, von denen einige noch gar nicht zur Aufführung gelangt sind, darunter aufwendige Orchesterwerke. Der Grund dafür, liegt oftmals an den fehlenden finanziellen Mitteln und am Zeitaufwand, den die anspruchsvollen Werke den Musi- kern abfordern. [...] Ermano Maggini schöpfte seine Motivation für die Wahl eines bestimmten Instruments hin und wieder aus einer Begegnung mit einem Interpreten. Kam dieses Werk dann nicht zustande, griff Maggini nicht mehr darauf zurück. Als hätte er gewusst, wie wenig Zeit ihm noch blieb. Die Fondazione Ermano Maggini mit Sitz in Intragna widmet sich nebst der archivarischen Arbeit, seit einigen Jahren auch der sukzessiven Drucklegung und Herausgabe der Notenschriften, um den Interpreten den Zugriff zu erleichtern und um die Verbreitung des reichen Werknachlasses besser zu gewährleisten. Die Gewichtung liegt vorerst auf den bereits auf CD eingespielten Werken. Die Stiftung zeichnet als Herausgeberin. Die ersten Werkausgaben sind im Musikverlag Müller & Schade AG Bern erschienen, kommentiert in drei Sprachen (d, e, i) inklusive Werkverzeichnis und Diskographie. Weitere Hefte sind in Arbeit. Die Stiftung bleibt auf kulturelle Förderung angewiesen. Der fünfköpfige Stiftungsrat [...] möchte ermutigen, auch künftig dazu beizutragen, dass dieses kostbare, teils noch verborgene musikalische Wirken eines Schweizer Komponisten bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Ermano Maggini hat ein Werk geschaffen, das über seine Zeit hinaus lebendig blieb und lebendig bleiben wird. Ermano Maggini, 1931-1991 Ein Schweizer Komponist, Orte des Schaffens – Orte des Begegnens; Un compositore svizzero, Luoghi di creazione – Luoghi di incontri, Evi Kliemand, herausgegeben 2014 von der Autorin in Zusammenarbeit mit der Fondazione Ermano Maggini, Intragna. Das Buch ist erhältlich im Musikverlag Müller & Schade, Bern, oder direkt bei der Fondazione Ermano Maggini, Postfach 19, 6655 Intragna. ISBN 978-3-905760-15-6.