Der Verdauungstrakt – Das größte endokrine Organ C. Folwaczny Ärztehaus Harlaching Endokrines „System“ Hypothalamus Hypophyse Schilddrüse Nebenschilddrüse Pankreas Nebennierenrinde Niere Ovarien/Testes Endokrinologische Krankheitsbilder mit Folgen für den Verdauungstrakt Diabetes mellitus Schilddrüsenunter/-überfunktion Unter/-überfunktion der Nebenschilddrüsen Unter/-überfunktion der Nebennierenrinde Karzinoide Endokrines „System“ Bildungsorte Hormone Schilddrüse FT3, FT4 Nebenschilddrüse Parathormon Pankreas Insulin, Glukagon, CCK VIP, Gastrin, Serotonin Nebennierenrinde Cortisol Haut/Leber/Niere Vitamin D Ovarien Testes Progesteron/Östrogen Testosteron Endokrines „System“ und Verdauungstrakt Bildungsorte Hormone Effekte Schilddrüse FT3, FT4 Motilität, Hepatitis Nebenschilddrüse Parathormon Pankreatitis Cholecystitis Pankreas Insulin, Glukagon, CCK VIP, Gastrin, Serotonin Motilität Nebennierenrinde Cortisol Hepatitis Haut/Leber/Niere Vitamin D ? Immunologie Ovarien Testes Progesteron/Östrogen Lebertumore Testosteron ? Autoimmunhepatitis Diabetes mellitus - Verdauungstrakt Gestörte Magenentleerung Verstopfung Durchfall Divertikelkrankheit Fettleber – NASH - Zirrhose - Karzinom Schilddrüse - Verdauungstrakt Verstopfung Durchfall Erhöhte „Leberwerte“ Nebenschilddrüse - Verdauungstrakt Magenschmerzen Verstopfung Durchfall Gallensteine Bauchspeicheldrüsenentzündung Nebennierenrinde - Verdauungstrakt Überfunktion – NASH Unterfunktion – Erhöhte „Leberwerte“ Karzinoide (Serotonin produzierende Tumore) Gastroenteropankreatische Neuroendokrine Tumore (GEP-NET) Häufigkeit: 2,5/100.000/Jahr 55 % Magen Darm Trakt (Ileum/Appendix) 30 % Lunge 10 % Ovar/Genital/NHS Magen: Hypergastrinämie als Wachstumsreiz (Typ1) Assoziation mit MEN 1 Selten: Ursache eines Cushing Syndroms Entstehung aus enterochromaffinen Zellen (Serotonin) Häufig asymptomatisch ! Symptomatik bei Lebermetastasen (Flush, Durchfall, Bronchospasmus, Tachykardie) Karzinoide (Serotonin produzierende Tumore) Säuresuppressiva und enterochromaffine Zellen Therapeutisch Gewünschter pH Anstieg Gastrinspiegel Proliferation der EC Zellen (Pseudokarzinoide) Modellvorstellung zur Energiehomöostase Fettgewebe Pankreas Magen Leptin Insulin Ghrelin Nucleus arcuatus Nucleus arcuatus AGRP NPY POMC/α-MSH CART Energiebilanz Krankheiten des Verdauungstraktes mit Folgen für das endokrine System Zöliakie M. Crohn/Colitis ulcerosa chronische Pankreatitis Hämochromatose Primär biliäre Zirrhose Hepatitis C Endokrines „System“ des Verdauungstraktes Bildungsorte Magen Dünn- und Dickdarm Bauchspeicheldrüse Leber Endokrines „System“ des Verdauungstraktes Bildungsorte Hormone Magen Gastrin Serotonin Ghrelin Dünn- und Dickdarm Serotonin Leptin Bauchspeicheldrüse Insulin, Glukagon, CCK VIP, Gastrin, ACTH, GH Serotonin Leber 25-0H-Vitamin D3 Endokrines „System“ des Verdauungstraktes Bildungsorte Hormone Effekte Magen Gastrin Serotonin Ghrelin Säurebildung Motilität Energiebilanz Dünn- und Dickdarm Serotonin Leptin Motilität Entzündung Bauchspeicheldrüse Insulin, Glukagon, CCK VIP, Gastrin, Serotonin Zahlreich 25-0H-Vitamin D3 Osteoporose Leber Zöliakie Erworbene genetisch begünstigte „Allergie“ gegen Getreideeiweiß (Gluten) in Weizen, Roggen, Gerste und Hafer Häufigkeit 1: 500 (?) Dünndarmerkrankung mit Verlust des Zottenreliefs und gestörter Aufnahme von Nährstoffen Unterscheide subklinische/latente und manifeste Zöliakie Zöliakie-assoziierte Krankheitsbilder Immunologisch: Diabetes mellitus Typ 1 Hashimoto Thyreoiditis M. Addison Funktionell: Enteraler Hyperparathyreoidismus Osteoporose M. Crohn/Colitis ulcerosa Genetisch begünstigter Verlust der immunologischen Toleranz des Darms führt zu Systemerkrankung Häufigkeit 1: 1000 (Nord-Süd und West-Ost Gefälle) M. Crohn meist Dünndarmerkrankung mit Befall des terminalen Ileums (Gallensäureaufnahme) Colitis ulcerosa: Dickdarmerkrankung Therapie häufig u. a. „Cortison“ während des Schubs M. Crohn/Colitis ulcerosa M. Crohn/Colitis ulcerosa: Endokrinologische Folgen Steroidinduzierter Diabetes mellitus Relative Nebennierenrindeninsuffizienz Osteoporose Gallensäureverlustsyndrom - Enteraler Hyperparathyreoidismus Chronische Pankreatitis Im Gegensatz zur akuten P. fast immer Alkoholinduziert Selten Genetisch Spürbare Folgen für endokrines und exokrines System Erst nach Zerstörung von mehr als 90 % des Organs Begünstigt Tumorentstehung mit schlechter Prognose Chronische Pankreatitis: Endokrinologische Folgen Pankreatopriver Diabetes mellitus Osteoporose Gestörte Fettverdauung – Mangel fettlöslicher Vitamine - Hyperparathyreoidismus Hämochromatose Genetisch bedingt (autosomal rezessiv) Komplexe Eisenspeicherkrankheit durch gestörte Aufnahme des Nahrungseisens im Dünndarm Frauen erkranken in der Regel postmenopausal oder nach Gebärmutterentfernung Männer 20.- 40. Lj. Bei rechtzeitiger Therapie (Aderlass) exzellente Prognose Haemochromatose: Endokrinologische Folgen Diabetes mellitus („Bronzediabetes“) Hypogonadismus – z. B. Libidoverlust, Osteoporose Hypothyreose Nebennierenrindeninsuffizienz Hypophyseninsuffizienz Primär biliäre Zirrhose Genetisch und durch „toxische“ Gallensäuren begünstigte Entzündung der Auskleidung der kleinen Gallengänge der Leber und des umgebenden Lebergewebes Meist Frauen Diagnose: durch Ak im Blut (Leberpunktion) Therapie: UDCA (künstliche Gallensäure) Primär biliäre Zirrhose: Endokrinologische Folgen/Assoziierte Krankheiten Funktionell: Gestörter Gallensäuremetabolismus Vitamin D Mangel Osteoporose Immunologisch: Hashimoto Thyreoiditis/ M. Addison Chronische Hepatitis C Häufigkeit bis zu 1- 5 % der Bevölkerung Meist ohne oder geringe Symptome Übertragbar durch Nadelstichverletzung, Blut, selten sexuell Wichtig: nur 30 % entwickeln relevanten Leberschaden Kein Alkohol erlaubt Therapie: Interferon und Ribavirin (30.000 Euro/Jahr) Hepatitis C Per se oder als Folge der Interferontherapie – Hashimoto Thyreoiditis Zusammenfassung Zahlreiche endokrinologische Krankheitsbilder haben Auswirkungen auf die Funktion des Verdauungstrakts und vice versa. Bei einem Teil der vorgestellten gastroenterologischen Krankheitsbilder sind endokrine Störungen Folge der angewandten Therapie. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit zu interdisziplinärer Zusammenarbeit des Gastroenterologen und Endokrinologen.