Van den Berg. Angewandte Physiologie (ISBN 3131311118) © 2003 Georg Thieme Verlag 82 2 Einfluss von Schmerz auf Organsysteme SII ACC, Lobus insularis präfrontaler Kortex Thalamus Neuromediatoren Zu den Signalmolekülen, die von inneren Organen bei entzündlichen Krankheiten freigesetzt werden, gehören Bradykinin, Adenosin, Prostaglandine, Zytokine, exzitatorische Aminosäuren etc (Bueno et al. 1997, 2000). Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) ist ein wichtiger Transmitter, 95% des 5-HT im Körper befindet sich in den enterochromaffinen Zellen der inneren Organe. Der 5-HT3/4-Rezeptor scheint für die Übertragung von Schmerz die größte Bedeutung zu haben, aber Tachykinine (wie Substanz P) und Neurokinine spielen ebenfalls eine Rolle. Zahlreiche Neurotransmitter wurden in den viszeralen Afferenzen nachgewiesen (z. B. Substanz P und CGRP, ein mit dem Kalzitonin verwandtes Peptid). Zwar wurden die meisten von ihnen auch in somatischen Afferenzen gefunden, aber man nimmt an, dass Mediatoren wie vasoaktives intestinales Polypeptid (VIP) relativ spezifisch für das viszerale System sind (Ness u. Gebhart 1990). Die chemischen Substanzen, die an der Modulierung von Neuronen des Hinterhorns beteiligt sind, sind dieselben, die auch zur Übertragung somatischer Reize dienen. Zu ihnen gehören unter anderem Noradrenalin, Substanz P, Dopamin, 5-HT, GABA und Opioid-Peptide (Mayer u. Gebhart 1994, Bueno et al. 2000). In den supraspinalen Strukturen Abb. 2.9 Supraspinales Ende der Übermittlung viszeraler Schmerzen. Funktion des Thalamus als Umschaltstation zur Weiterleitung von Informationen zu vielen verschiedenen Teilen des Gehirns. Neuronen 3. Ordnung projizieren zum sekundären somato-sensorischen Kortex (SII), dem limbischen System einschließlich des vorderen Zingulum (anterior cingulate cortex, ACC), dem Lobus insularis und dem Lobus frontalis. Die gestrichelten Linien kennzeichnen die Verbindungen zwischen den verschiedenen kortikalen Zentren und heben hervor, dass die Neuronen im Gehirn parallel arbeiten. sind ähnliche Mediatoren bei der Verarbeitung schmerzhafter Reize wirksam. Bei Entzündung kommt es zu einer Up- oder Down-Regulation der Rezeptoren und Transmittersubstanzen, die zur Sensibilisierung und Regulierung des Schmerzsystems beitragen (Bueno et al. 2000). Viszeraler Schmerz und Sensibilisierung des Nervensystems Asbjørn Mohr Drewes Periphere Sensibilisierung Sensibilisierung betrifft sowohl periphere als auch zentrale Komponenten. Die Sensibilisierung peripherer Nozizeptoren liegt jener Hyperalgesie zugrunde, die sich unmittelbar nach einer Verletzung rund um die verletzte Stelle entwickelt. Afferente Fasern werden vermutlich durch endogene chemische Substanzen sensibilisiert, nach Mechanismen analog jenen, wie sie für das kutane System nachgewiesen wurden. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass eine periphere Sensibilisierung – etwa durch endogene chemische Substanzen (wie Bradykinin, Serotonin und Substanz P), die beispielsweise nach einer Gewebeverletzung freige-