Purinarm genießen bei GICHT

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MIT GEZIELTER
ERNÄHRUNG den Harnsäurespiegel natürlich senken
Hrsg. Angelika Ilies
Purinarm
genießen bei
GICHT
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MIT GEZIELTER
ERNÄHRUNG den Harnsäurespiegel natürlich senken
Hrsg. Angelika Ilies
Purinarm
genießen bei
GICHT
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4
Kapitel
Inhalt
Theorie
Preis für unseren Luxus
9
Ist Abnehmen nötig?
12
Risiko: Alkohol
13
Risiko: Ernährung
13
Risiko: Festmenü
13
Risiko: Bewegungsmangel
13
Gicht – weit verbreitete Krankheit
10
Ein typischer Fall
11
Was ist Gicht?
11
Aus Purinen wird Harnsäure
11
Wie entsteht Gicht?
14
Fachbegriffe sofort verstehen
11
Was passiert genau?
14
Gicht beginnt stets schleichend
14
Verschiedene Risikofaktoren
12
Primäre und sekundäre Gicht
15
Risiko: Vererbung
12
Risiko: Geschlecht und Alter
12
Oft unerwartet: Der erste Gichtanfall
16
Wo schmerzt es?
16
Risiko: Diabetes, Bluthochdruck,
Hyperlipidämie, Übergewicht
12
Wie lange dauert ein Gichtanfall?
16
Risiko: Diäten und Fastenkuren
12
Hilfe beim akuten Gichtanfall
16
Ernährung beim akuten Gichtanfall
16
Purinarme Diät
17
Gicht richtig behandeln
17
Medikamente reduzieren
17
Umstellen in drei Schritten
18
Erster Schritt: Abnehmen
18
Zweiter Schritt: Richtig auswählen
20
Dritter Schritt: Richtig zubereiten
23
Tabelle: Harnsäuregehalte in
Lebensmitteln
25
Schwimmen hält fit,
ohne die Gelenke zu belasten.
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5
Inhalt
Kapitel
Rezepte
Frühstücksideen & Drinks
27
Bananenquark mit Grapefruit
28
Pfirsichdickmilch mit Nüssen
28
Müsli mit Früchten und Sprossen
29
Beeren-Nuss-Müsli mit Aprikosen
30
Orangenquark mit Beeren
30
Brötchen mit ErdbeerSanddorn-Quark
32
Exotischer Fruchtsalat
32
Frischkornmüsli mit Trauben
33
Pancakes mit Kiwi
34
Avocado-Gemüse-Kefir
38
Joghurtmüsli mit Ananas
und Bananen
34
Kornspitz mit Frischkäse
und Tomaten
39
Apfelmuffins
36
Kleine Gerichte
41
Sonntagswaffeln
37
Dinkelpfannkuchen mit Ahornsirup
37
Gegrillte Paprikaschoten
mit Joghurtsauce
42
Käse-Gurken-Knäcke
38
Gefüllte Tomaten mit Frischkäse
42
Mediterrane Olivenkugeln
43
Blattsalat mit gegrilltem Ziegenkäse
44
Chicorée-Mandarinen-Salat
mit Walnüssen
44
Das fruchtige Müsli mit Aprikosen steht auf Seite 30.
Rotkohlsalat mit Kefir-Apfel-Dressing 45
Bruschetta mit Gemüse
46
Olivencreme auf Crostini
46
Tomatensalat mit Pesto
48
Italienischer Brotsalat mit Gemüse
48
Brunnenkressesalat
mit Wachteleiern
49
Den Avocadosalat mit Limettensalsa
finden Sie auf Seite 50.
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6
Kapitel
Inhalt
Der gratinierte Fenchel
steht auf Seite 62.
Avocadosalat mit Limettensalsa
50
Gefüllte Kohlrabi
mit Frühlingsgemüse
67
Wurzelgemüseauflauf mit Bergkäse
68
Vegetarische Auberginenrouladen
69
Salat mit Käsecroûtons
und Radieschensprossen
50
Tomatenbouillon
mit Klößchen
52
Kalte Tomaten-Gemüse-Suppe
52
Nudeltaschen
mit Nuss-Kräuter-Sauce
70
Möhrencremesuppe
53
Ratatouille mit Schmorgurken
71
Vegetarisches
55
Fischgerichte
73
Pikante Quarkfrikadellen
56
Kabeljau im Wurzelsud
74
Gefüllte Tomaten mit Fenchel
56
Buntes Fischgulasch
75
Tomaten-Spaghetti
mit Gorgonzolasauce
57
Gedämpfte Fischfilets
mit Gemüsevinaigrette
76
Herbstgemüse mit Kräuterrahm
58
Fischrisotto
78
Gnocchi mit Tomatensauce
60
Fischröllchen auf Tomatenragout
79
Kartoffelpfanne mit Paprika
61
Fisch in der Folie
80
Gratinierter Fenchel
62
Schellfisch im Gemüsebett
82
Kartoffelgratin mit Parmesankruste
63
Penne mit Zitronenfisch
83
Paksoi mit Paprika und Tofu
64
Fisch-Maultaschen
84
Mit Schafskäse gefüllte Zucchini
66
Lachs mit Zucchini-Mango-Gemüse
85
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7
Inhalt
Kapitel
Bunte Fischspieße
mit Zucchinisauce
Profiteroles mit Schokoladensauce
112
86
Apfelkücherl
113
Seezungenfilets auf Ratatouille
88
Heilbutt-Porree-Lasagne
89
Erdbeerparfait
mit Schoko-Erdbeeren
114
Geflügel & Fleisch
91
Crêpes Suzette mit Orangenfilets
116
Kalbskoteletts mit Orangensauce
92
Brombeersorbet
117
Puten-Cordon-Bleu
93
Mangocreme mit Erdbeersauce
118
Gratinierte Schweineschnitzel
94
Schoko-Cookies
119
Gefüllte Putenröllchen
auf Tomatengemüse
96
Hähnchen mit TomatenMozzarella-Füllung
97
Hähnchenbrustfilets
mit Kräuter-Joghurt-Sauce
98
Putenspieße mit MangoJoghurt-Sauce
100
Putenschnitzel mit Zitronensauce
101
Desserts & Gebäck
103
Kirschstrudel mit Quark
104
Orangen-Minze-Creme mit Kiwis
105
Quarkauflauf mit Äpfeln
106
Limettenschnee
106
Heidelbeersorbet
mit Zitronenjoghurt
107
Marzipankörbchen
mit Obstsalat und Eis
108
Grießflammeri
mit Clementinenragout
110
Orangencreme mit Karamell
111
Anhang
Glossar
122
Ein praktischer Einkaufsführer
122
Sach- und Rezeptregister
126
Impressum
128
Die Orangen-Minze-Creme mit Kiwis
finden Sie auf Seite 105.
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9
Preis für unseren Luxus
Theorie
Die Gicht ist schmerzhaft. Sie kommt
oft völlig überraschend und trifft immer
mehr Menschen. Aber: Sie ist in vielen
Fällen vermeidbar. Zumindest lassen sich
die Beschwerden mindern, lässt sich ein
Ausbruch verzögern oder ganz verhindern. Natürlich nur, wenn Sie etwas für
sich und Ihre Gesundheit tun. Wenn Sie
die Warnzeichen rechtzeitig erkennen
und Hinweise Ihres Arztes ernst nehmen. Die folgenden Seiten vermitteln
Ihnen das nötige Basiswissen, um mit
der Krankheit umgehen zu können.
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10
Theorie
Gicht – weit verbreitete Krankheit
Etwa jeder Fünfte von uns hat zu viel Harnsäure in seinem Blut und sollte sich Gedanken über das Thema Gicht machen. Denn
bei etwa zehn Prozent der Betroffenen
entwickelt sich eine schmerzhafte Gicht.
Sie gehört bei uns längst zu den häufigsten
Stoffwechselleiden. Vor allem sind Menschen in den Industrienationen betroffen,
denn Gicht ist eine echte Wohlstandskrankheit. Aber da sich der Wohlstand auf immer
mehr Länder ausbreitet, nimmt auch die
Zahl der Gichtkranken rasant zu. Über Jahrhunderte waren lediglich Reiche betroffen.
Nur sie konnten sich Fisch, Fleisch und Alkohol im Überfluss leisten. Armen Menschen
war all dies selten gegönnt – dafür litten
sie kaum an Gicht. Inzwischen hat sich viel
geändert. Fast jeder kann sich Fleisch und
Alkohol leisten – selbst in großen Mengen.
Und wir tun es auch. Die Folgen dieses
üppigen Lebens sind auf unseren Straßen
gut sichtbar: Immer mehr Menschen sind
Checkliste: Wie gefährdet sind Sie?
Ja
Nein
Leiden oder litten Familienangehörige unter Gicht?
Für Männer: Sind Sie zwischen 30 und 45 Jahre alt?
Für Frauen: Haben Sie die Wechseljahre bereits hinter sich?
Sind Sie Diabetiker/Diabetikerin?
Haben Sie einen zu hohen Blutdruck?
Haben Sie Übergewicht?
Machen Sie ab und zu eine strenge Diät? Fasten Sie gelegentlich?
Nehmen Sie Diuretika zur Entwässerung, etwa zum Abnehmen?
Trinken Sie täglich Alkohol?
Essen Sie täglich Fleisch, Fisch, Wurst?
Essen Sie selten frisches Obst und Gemüse?
Trinken Sie wenig?
Treiben Sie selten Sport?
Haben Sie viel Stress?
Leiden Sie an Schmerzen in den Gelenken?
Zeigen sich bei Ihnen Knötchen an Gelenken oder Ohrläppchen?
Müssen Sie sich einer Chemotherapie zur Tumorbehandlung unterziehen?
Auswertung:
Je mehr Fragen Sie mit »Ja« beantwortet haben, desto gefährdeter sind Sie. Bei vielen Ja-Antworten sollten
Sie umgehend zum Arzt gehen. Lassen Sie Blut und Urin testen. Die Laborwerte geben Aufschluss, bevor der
Körper irgendwelche Probleme signalisiert.
Auch sonst gilt: Beim ersten Anzeichen von Gicht sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Warnsignale des Körpers
auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen!
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11
Das kann jedenVorwort
treffen
Bei Gicht lagern sich Harnsäurekristalle in den
Gelenken ab und verursachen Schmerzen.
zu reichliche Aufnahme von Purinen oder
zu geringe Ausscheidung von Harnsäure.
Bei beiden Varianten steigt die Konzentration an Harnsäure im Blut zu sehr an.
Es bilden sich Harnsäurekristalle, und die
lagern sich in Gelenken und Geweben ab.
Entzündungen entstehen, schmerzhafte
Gichtanfälle können folgen.
Aus Purinen wird Harnsäure
zu dick. Die Folgen bekommen aber auch
immer mehr Menschen direkt zu spüren.
Erkrankungen wie Gicht, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen
nehmen rasant zu.
Ein typischer Fall
Herr Meier ist deutlich übergewichtig. Er
feiert seinen vierzigsten Geburtstag. Der
Grill glüht – Steaks, Würstchen und Chicken
Wings werden serviert. Das Bier fließt in
Strömen. Auch einige Schnäpse werden
gekippt. Nachts wecken Herrn Meier plötzlich unerträgliche Schmerzen: Ein Gichtanfall stellt sich ein. Dies ist ein typischer Fall.
Ausgiebiges Schlemmen und reichlicher
Alkoholgenuss sind sehr oft Auslöser für
einen Gichtanfall.
Was ist Gicht?
Bei Gicht handelt es sich um eine Störung
in unserem Stoffwechsel. In der Sprache der
Mediziner heißt sie Arthritis urica. Dabei ist
in unserem Körper dauerhaft zu viel Harnsäure vorhanden. Die Ursachen dafür sind
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Unser Organismus braucht viele verschiedene Stoffe, damit wir gesund durchs
Leben gehen. Dazu gehören auch Purine.
Unser Körper bildet diese für ihn so wichtigen Stoffe selbst. Zusätzlich aber nehmen wir Purine mit unseren Speisen und
Getränken auf.
Die Purine werden von unserem Organismus abgebaut. Es entsteht Harnsäure. Dies gilt sowohl für aufgenommene
als auch für im Körper gebildete Purine.
Logische Folgerung: Je mehr Purine wir aufnehmen, desto mehr Harnsäure entsteht.
Fachbegriffe sofort verstehen
Damit Sie den Ausführungen Ihres Arztes folgen können, sollten Sie ein paar Fachbegriffe
kennen. Weitere stehen im Glossar (Seite 122):
Arthritis urica: Medizinische Bezeichnung
für chronische Gicht
Harnsäure: Entsteht im Körper aus den
aufgenommenen Purinen
Hyperurikämie: Zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut
Purine: Lebenswichtige Stoffe, die in
allen Zellen stecken. Je mehr Zellen und
Zellkerne ein Lebensmittel enthält, desto
mehr Purine nehmen wir auf.
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12
Theorie
Verschiedene Risikofaktoren
Die unterschiedlichsten Faktoren können
die Konzentration an Harnsäure im Blut
steigen lassen. Und die Entstehung von
Gicht begünstigen.
Risiko: Vererbung
Gicht ist erblich bedingt. Sind beispielsweise Eltern oder Großeltern von Gicht betroffen, steigt das eigene Risiko einer Erkrankung deutlich an. Aber: Trotz erblicher Veranlagung muss die Gicht nicht unbedingt
ausbrechen.
Vorbeugung ist deshalb ratsam. Richtig und ausgewogen essen und trinken,
viel bewegen, nicht rauchen, regelmäßig
entspannen – das sind grundlegende Tipps,
die übrigens für alle Bevölkerungsgruppen
gelten. Denn wer sich auskennt, kann trotz
Veranlagung den Ausbruch der Krankheit
verzögern oder möglicherweise ganz verhindern. Sind bereits Beschwerden vorhanden, lassen sie sich garantiert lindern.
Risiko: Geschlecht und Alter
Männer haben häufiger Gicht als Frauen.
20 bis 30 Prozent der erwachsenen Männer haben eine Hyperurikämie, also eine
zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut.
Bei Frauen sind es nur etwa drei Prozent.
Etwa zehn Prozent dieser Menschen haben
tatsächlich Gicht. Der erste Gichtanfall tritt
bei Männern meist im Alter zwischen 30
und 45 Jahren auf. Frauen sind nur selten
vor den Wechseljahren betroffen. Bis dahin
beeinflusst Östrogen die Ausscheidung der
Harnsäure positiv.
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Risiko: Diabetes, Bluthochdruck,
Hyperlipidämie, Übergewicht
Diese vier Krankheiten sind ein risikobehaftetes Quartett. Oft treten sie zusammen
auf. Sie können aber auch als Solist, als
Duett oder Trio daherkommen. All diese
Krankheiten sind in unserer Wohlstandsgesellschaft weit verbreitet. Der Überfluss
fördert ihr Auftreten. Viele der Betroffenen
haben gleichzeitig zu hohe Harnsäurewerte
oder leiden bereits unter einer schmerzhaften Gicht. Treten die vier Krankheiten
(Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie,
Übergewicht) gleichzeitig auf, werden sie
von Fachleuten zusammen als »metabolisches Syndrom« bezeichnet.
Risiko: Diäten und Fastenkuren
Übergewicht gehört zu den Risikofaktoren
für Gicht. Deshalb: Das Gewicht zu reduzieren ist sinnvoll. Aber Vorsicht: Versuchen
Sie es bitte nicht im Schnelldurchgang.
Extreme Diäten lassen die Harnsäurewerte
ansteigen. Es werden verstärkt Ketonkörper
gebildet, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren hemmen. Gleiches
gilt für Fastenkuren, die durchaus einen
Gichtanfall auslösen können.
Ist Abnehmen nötig?
Haben Sie das »richtige« Gewicht? Für
einen schnellen Check können Sie Ihre Körpergröße in Zentimetern minus 100 als Sollgewicht errechnen. Genauer ist jedoch der
so genannte Body-Mass-Index (BMI). Wün-
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13
Unser Verhalten bestimmt unsere Gesundheit
schenswert ist ein BMI-Wert bis höchstens
24 bei Frauen und 25 bei Männern. Liegt Ihr
BMI über 30, haben Sie starkes Übergewicht
und sollten dringend abnehmen.
BMI =
Körpergewicht (kg)
Körpergröße (m) * Körpergröße (m)
Beispiel: bei 170 cm Körpergröße und 70 kg
Körpergewicht liegt der BMI bei 24.
Die Richtwerte im Überblick:
BMI 18,5–24,9 = Normalgewicht
BMI 25–29,9 = leichtes Übergewicht
BMI 30,0–39,9 = starkes Übergewicht
BMI ab 40
= extremes Übergewicht
Risiko: Ernährung
Sie essen täglich Fleisch, Fisch, Wurst?
Sie greifen selten zu frischem Obst und
Gemüse? Sie trinken wenig? Das sollten
Sie ändern. Greifen Sie vermehrt zu purinarmen Lebensmitteln. Genießen Sie Purinreiches selten und mit Bedacht. Wichtig
auch: Etwa zwei Liter am Tag trinken. Empfehlenswerte Durstlöscher sind beispielsweise Wasser und Mineralwasser, Früchtetee, Fruchtsaftschorlen. So werden Nieren
und Blase gut durchgespült. Harnsäurekristalle können sich kaum festsetzen.
Risiko: Festmenü
Risiko: Alkohol
Oft löst ausgiebiger Alkoholgenuss einen
Gichtanfall aus. Zwar enthalten die meisten
alkoholischen Getränke (Ausnahme: Bier!)
keine oder wenig Purine. Dennoch ist dies
kein Grund zur Entwarnung, denn beim
Abbau von Alkohol entsteht Laktat (Milchsäure), das die Ausscheidung von Harnsäure
über die Nieren hemmt. Zudem regt Alkohol
die körpereigene Bildung von Harnsäure
an. Ein doppelter negativer Effekt also – die
Konzentration an Harnsäure im Blut steigt.
Wie groß der negative Effekt ist, hängt
vom jeweiligen alkoholischen Getränk ab.
Am schlechtesten ist Bier. In einer großen
amerikanischen Studie wurde nachgewiesen, dass täglicher Biergenuss das Risiko
einer Gicht verdoppelt. Und ganz generell
wurde nachgewiesen, dass Alkoholgenuss
das Gichtrisiko erhöht. Einzig das Gläschen Wein scheint unbedenklich zu sein.
Weitere Forschungen bleiben jedoch
abzuwarten.
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Ob Weihnachten oder Geburtstagsfete –
hier kommen viele Faktoren zusammen.
Meist wird reichlich geschlemmt, Fleisch
und Fisch stehen im Mittelpunkt. Unser
Körper bekommt Purine im Überfluss geliefert. Dazu fließt reichlich Alkohol. Harnsäure wird nicht nur schlecht ausgeschieden,
sondern auch noch verstärkt gebildet.
Risiko: Bewegungsmangel
Bewegung regt unseren Stoffwechsel an.
Bewegung verhindert die Entstehung von
Übergewicht oder hilft, das Sollgewicht zu
erreichen. Bewegung stärkt unser Herz und
beugt zu hohem Blutdruck vor. Und: Bewegung baut Stress ab und beugt so ebenfalls
zu hohem Blutdruck vor. Um es kurz zu
sagen, Bewegung hilft gegen Gicht. Das
bedeutet aber nicht, dass Sie plötzlich zum
Marathonlauf starten. Körperliche Überanstrengungen können sogar einen Gichtanfall auslösen. Deshalb langsam starten!
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Theorie
Wie entsteht Gicht?
Mit vielen Speisen und Getränken nehmen
wir Purine auf. Aus diesen Purinen entsteht
im Körper Harnsäure. Sind wir gesund,
regelt unser Körper Neubildung und Ausscheidung. Probleme treten dann nicht auf.
Anders sieht es bei Störungen in diesem
Stoffwechsel aus. Unser Körper scheidet zu
wenig Harnsäure aus. In einigen wenigen
Fällen bildet der Körper auch zu viel Harnsäure. Die Folge davon: Die Konzentration
an Harnsäure im Blut nimmt zu. Normalerweise sind zwischen zwei und sechs
Milligramm Harnsäure in 100 Milligramm
Blut enthalten. Steigt der Wert über acht
Milligramm Harnsäure, bilden sich kleine
Harnsäurekristalle. Geschieht dies nur
kurzfristig, hat der Körper damit noch kein
Problem. Ist jedoch dauerhaft zu viel Harnsäure im Blut, entwickelt sich daraus möglicherweise eine Gicht.
Was passiert genau?
Die Harnsäurekristalle lagern sich ab, bevorzugt an Gelenken, in den Nieren, in
Schleimbeuteln, Sehnenscheiden und im
Ohrknorpel. Diese Kristalle können wir
uns wie nadelige Fremdkörper vorstellen. Sie reizen Gelenke und Gewebe, und
diese reagieren mit schmerzhaften Entzündungen. Der Körper ergreift Abwehrmaßnahmen. Er aktiviert besonders viele
weiße Blutkörperchen. Diese »fressen«
die Harnsäurekristalle. Gleichzeitig entstehen vermehrt Sauerstoffradikale. Beides
zusammen führt zu einem Überschuss an
Milchsäure. Das Blut wird »sauer«, und dies
wiederum bedeutet eine noch schlechtere
Löslichkeit der Harnsäure. Der Kreislauf ist
perfekt: Die schlechtere Löslichkeit zieht
eine verstärkte Kristallbildung mit sich.
Gicht beginnt stets schleichend
Das Körpergewicht spielt eine wichtige Rolle bei der
Entstehung von Gicht. Übergewicht ist ein Risiko.
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Befindet sich zu viel Harnsäure im Blut,
bemerken wir das nicht. Auch über einen
langen Zeitraum nicht. Der Körper hat
somit ausreichend Gelegenheit, Harnsäurekristalle zu bilden und abzulagern. Meist
vergehen 10 bis 15 oder mehr Jahre, bevor
wir etwas spüren. Aber dann! Oft treten
ganz plötzlich starke Schmerzen an einem
Gelenk auf. Nicht selten überraschen sie
den Betroffenen im Schlaf.
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Schritt für Schritt
Gicht: Probleme in vier Stadien
Prä-Gicht: Beschwerden treten meist keine auf. Eine leichte Erhöhung der Harnsäurewerte
im Blut ist nachweisbar. Manchmal existieren bereits Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Nieren oder in Gelenken. Auf Röntgenbildern werden diese sichtbar. Ab
und zu sind Gelenkschmerzen, vermehrte Darmgasbildung oder Verstopfung Vorboten
einer entstehenden Gicht.
Manifeste Gicht/akuter Gichtanfall: Im Blut sind deutlich erhöhte Harnsäurewerte nachweisbar. Gichtanfälle treten auf, aber der Betroffene ist auch zeitweilig beschwerdefrei.
Die Häufigkeit der Gichtanfälle kann mit der Zeit zunehmen.
Interkritisches Stadium: Stadium zwischen zwei Gichtanfällen. Der Betroffene hat meist
keine Beschwerden und glaubt, geheilt zu sein.
Chronische Gicht: Es bilden sich kristalline Ablagerungen in Haut und Gelenken. Die Harnsäurekristalle werden immer größer und im Gewebe eingekapselt. Die Gelenkflächen
werden zerstört. Die Folgen sind chronische Beschwerden an den Gelenken bis hin zur dauerhaften Verformung. Auch Gichtknoten (Tophi) können sich in Weichteilgeweben bilden.
Häufig betroffen sind Ohrmuscheln, Schleimbeutel an den Ellenbogen, Kniegelenke, aber
auch Hände und Füße. Ebenfalls häufig sind Harnsäuresteine in Nieren (Nierensteine) oder
Blase. Möglicherweise werden die Nieren dauerhaft geschädigt.
Primäre und sekundäre Gicht
Mediziner unterscheiden zwei Ursachen
der Gichterkrankung: die primäre und die
sekundäre Form. Die primäre Gicht tritt
deutlich häufiger auf als die sekundäre
Gicht. Die Folgen sind jedoch gleich.
Bei der primären Gicht handelt es sich
um einen erblichen Defekt, um eine angeborene Störung des Stoffwechsels. Der
Organismus lagert zu viel Harnsäure ein.
Fast immer werden zu viele Purine aufgenommen und zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Selten ist eine körpereigene
Überproduktion von Harnsäure aufgrund
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von Enzymdefekten die Ursache für die
Krankheit.
Die sekundäre Gicht tritt als Folge anderer
Krankheiten auf, bei denen sich die Harnsäurewerte erhöhen. Es handelt sich dabei
um Krankheiten, bei denen ein erhöhter
Zellverfall abläuft. Beim Zellverfall werden
Zellkerne abgebaut und gleichzeitig die
darin vorhandenen Purine freigesetzt. Aus
diesen vermehrt vorhandenen Purinen
entsteht die unerwünschte Harnsäure –
deren Konzentration im Blut steigt. Dieser
Effekt tritt beispielsweise bei Nierenerkrankungen, Blutkrebs oder während
einer Chemotherapie auf.
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16
Theorie
Oft unerwartet: Der erste Gichtanfall
Meist ist es wie eine Attacke aus dem
Nichts. Man fühlt sich fit und gesund. Doch
plötzlich treten – oft mitten in der Nacht
– unerträgliche Schmerzen auf. An Schlaf ist
nicht mehr zu denken. Ein Gelenk wird heiß,
und es schwillt mehr oder weniger stark an.
Die Haut darüber rötet sich. Bewegungen
und selbst leichte Berührungen – etwa
durch die Bettdecke – schmerzen unerträglich. Man fühlt sich schlecht. Manchmal
kommen Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit
und Erbrechen hinzu.
Wo schmerzt es?
Häufig ist nur ein Gelenk betroffen. In etwa
80 Prozent der Fälle ist dies ein Großzehengrundgelenk. Seltener betrifft es ein
Sprung-, Knie- oder Daumengrundgelenk,
ab und zu Gelenke am Ellenbogen, an den
Schultern oder anderswo am Körper. Ebenfalls oft betroffen sind Körperstellen mit
langsamem Stoffwechsel, etwa Schleimbeutel oder Sehnenscheiden, sowie Stellen
mit eher niedriger Körpertemperatur wie
das Ohr.
Wie lange dauert ein Gichtanfall?
Ein akuter Gichtanfall dauert meist drei
oder vier Tage. Er kann aber auch drei oder
vier Wochen anhalten. Ignorieren Sie ihn
auf keinen Fall!
Nach dem akuten Anfall klingt die Entzündung ab, die Haut schält sich an den
betroffenen Stellen in feinen Schuppen.
Die Schmerzempfindlichkeit kann noch
wochenlang anhalten.
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Hilfe beim akuten Gichtanfall
Bei einem akuten Gichtanfall müssen
natürlich zuerst die Schmerzen gelindert
werden. Schmerzstillende Mittel werden
hier helfen. Nachfolgend werden dann
andere Maßnahmen ergriffen.
Das betroffene Gelenk hoch lagern, kühlen und schonen.
Viel trinken, um die Harnsäureausscheidung zu erhöhen. Den Durst dabei vor
allem mit Mineralwasser, Saftschorlen
und Kräutertees stillen.
Alkohol absolut meiden!
Möglichst wenig Purine mit der täglichen
Ernährung aufnehmen. Mehr dazu steht
auf den folgenden Seiten und in dem
Kasten auf Seite 22.
Und so bald wie nur irgend möglich einen
Arzt aufsuchen. Er wird vermutlich erst
einmal entzündungshemmende Medikamente verschreiben und Sie dann über die
weitere Behandlung informieren.
Ernährung beim akuten Gichtanfall
Bei einem akuten Gichtanfall müssen Sie
sich streng purinarm ernähren. Sie dürfen
also nur ganz wenig Purine aufnehmen:
etwa 125 Milligramm Purine pro Tag oder
etwa 830 Milligramm pro Woche. Das entspricht etwa 300 Milligramm gebildeter
Harnsäure pro Tag bzw. 2000 Milligramm
pro Woche. Einige Fachleute empfehlen
noch die früher üblichen 150 Milligramm
Harnsäure. Zusätzlich sollten Sie zwei bis
drei Liter pro Tag trinken, um die Konzentration der Harnsäure in Blut und Urin zu
reduzieren.
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17
Empfehlungen beachten
Purinarme Diät
Solch eine streng purinarme Diät ist langfristig kaum durchzuhalten. Anfangs aber
hilft sie, die Probleme zu reduzieren. Auch
für die Zeit danach gilt: Wenig Purine
aufnehmen. Etwa 210 Milligramm Purine
pro Tag oder 1460 Milligramm Purine pro
Woche gelten als Höchstgrenze. Das entspricht 500 bzw. 3500 Milligramm gebildeter Harnsäure. Wie das auf schmackhafte
Art zu schaffen ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Gicht richtig behandeln
Ob lediglich die Konzentration an Harnsäure im Blut reduziert oder ein akuter
Gichtanfall behandelt werden soll – der
Arzt braucht Ihre Unterstützung. Haben
Sie Schmerzen, wird er Ihnen zur Linderung
Medikamente verschreiben. Vielleicht empfiehlt er auch dauerhaft Medikamente, um
den Stoffwechsel zurück ins Gleichgewicht
zu bringen.
Medikamente reduzieren
Natürlich helfen Medikamente, und insbesondere bei akuten Schmerzen sind sie
auch sinnvoll. Aber: Auch Ihr persönlicher
Einsatz ist gefordert. Sie müssen aktiv werden. Sie können viel dafür tun, dass sich Ihre
Harnsäurewerte normalisieren. Dass es zu
keinem weiteren Gichtanfall kommt. Oder
dass er schneller wieder abklingt.
Wie das geht? Ganz einfach! Stellen Sie
Ihre Ernährung um, schenken Sie ihr künftig
deutlich mehr Aufmerksamkeit. Beginnen
Sie bei der Auswahl der Lebensmittel. Purin-
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armes muss künftig im Vordergrund stehen.
Purinreiches ist zu reduzieren. Beachten Sie
die Zubereitung Ihrer Speisen. Machen Sie
sich aber auch Gedanken über Ihre Mahlzeitenmengen, über Alkoholkonsum, Bewegung, Stress.
Gesund leben, Gicht vorbeugen
Wer gern ausgiebig schlemmt und dabei
reichlich Alkohol trinkt, riskiert einen Gichtanfall. Besser ist es, auch bei großen Festen
mit Bedacht und in Maßen zu genießen.
Zusätzlicher Tipp: Einige Tage vor einem
großen Fest streng purinarm essen und
trinken, damit die Harnsäurekonzentration
im Blut niedrig ist.
Übergewicht langsam reduzieren. Keinesfalls Entwässerungstabletten schlucken,
weder Fastenkuren noch Nulldiäten machen
– das kann einen Anfall auslösen.
Sport treiben, Bewegung in den Alltag einbauen. Keinesfalls sollten Sie von heute auf
morgen mit extremen Belastungen starten – das könnte einen Gichtanfall auslösen.
Besser: Langsam starten, nach und nach
steigern.
Ausgewogen ernähren, Fett in Maßen.
Purinarme Lebensmittel wählen. Viel Obst
und Gemüse essen, bei Fleisch und Fisch
zurückhaltend sein.
Viel Wasser, Kräutertee, Schorle trinken.
Alkohol sparsam genießen oder ganz darauf
verzichten. Tipp: Immer wieder einige Tage
oder Wochen ganz auf Alkohol verzichten.
Stress meiden, öfter für Entspannung
sorgen.
Regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen
gehen.
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Theorie
Umstellen in drei Schritten
Bevor es zu einem schmerzhaften Ausbruch der Krankheit kommt, sollten Sie die
Notbremse ziehen. Jeder, der einen akuten
Anfall erlebt hat, kann das bestätigen. Handeln Sie vorher.
Erster Schritt: Abnehmen
Viele der von Gicht betroffenen Menschen
haben Übergewicht. Sie sollten ihr Gewicht
reduzieren. Denn wenn überflüssige Pfunde
purzeln, normalisieren sich oft die Harnsäurewerte. Ob Ihr Gewicht im grünen Bereich
liegt, können Sie anhand der Formel auf
Seite 13 schnell errechnen.
Nulldiät: auf keinen Fall
Vorsicht: Legen Sie keinesfalls eine Nulldiät
zum anfänglich schnellen Gewichtsverlust
ein. Auch totales Fasten ist tabu. Beides
könnte schmerzhaft enden, nämlich mit
einem Gichtanfall. Wenn Sie starkes Übergewicht haben, sollten Sie Ihr Abnehmen
mit Ihrem Arzt besprechen. Denn: Beim
schnellen Abbau von Körperfett steigt die
Konzentration an Harnsäure im Blut.
Ohnehin hat sich ja herumgesprochen,
dass Radikalkuren nicht zum gewünschten
Erfolg führen. Viel besser ist, langsam abzunehmen. Etwa zwei Kilogramm pro Monat
sind realistisch und gesund.
Regelmäßige Bewegung trägt zu einem gesunden Stoffwechsel bei und hilft beim Abnehmen.
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Bewusst auf die Ernährung achten
Kalorien – die Menge macht’s
Wir brauchen täglich Lebensenergie. Zum
Atmen, für jede Bewegung. Dafür müssen
wir essen und trinken. Das Aufgenommene
wird von unserem Körper »verbrannt« und
liefert ihm damit die lebensnotwendige
Energie. Steht dem Körper zu viel Energie
zur Verfügung, speichert er den Überfluss
in Form von Fett. Ob bei Ihnen ein Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Verbrauch von
Energie besteht, merken Sie am zwickenden
Hosenbund oder beim Blick auf die Waage.
Die einzig richtige Schlussfolgerung lautet
dann: Sie müssen weniger essen und sich
täglich mehr bewegen.
Fisch, Fleisch, Milch, Käse etc. magere Sorten wählen. Und bei der Zubereitung mit
Fett geizen. Tipps dazu stehen in diesem
Buch auf Seite 24.
Bei Kohlenhydraten zugreifen
Kohlenhydrate sind unsere Kraftmaschinen
und sollten den größten Teil unserer Nahrung ausmachen. Auch hier gilt: Möglichst
vielseitig auswählen. Obst und Gemüse in
seiner bunten Vielfalt genießen. Bei Nudeln,
Brot & Co. häufig zu den Vollkornvarianten
greifen. Die sind reich an Ballaststoffen und
damit gut für die Verdauung. Zuckerreiches
hingegen reduzieren. Darin stecken reichlich Kalorien, aber wenig gesunde Stoffe.
Kleine Ernährungslehre
All unsere Lebensmittel bestehen aus vielen
einzelnen Bausteinen. Nur vier dieser Bausteine liefern uns die lebensnotwendige
Energie: Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und
Alkohol. Dabei liefern Fett und Alkohol etwa
doppelt so viele Kalorien wie Eiweiß und
Kohlenhydrate.
Fett reduzieren
Fett macht dick und ist doch unentbehrlich.
Es steckt in tierischen ebenso wie in pflanzlichen Lebensmitteln, in Butter ebenso wie
in Nüssen und Getreide. Natürlich in sehr
unterschiedlichen Mengen und Formen.
Generell gilt, dass wir möglichst unterschiedliche Fette aufnehmen sollten. Wichtiger aber ist: Da die meisten von uns zu viel
Fett essen, muss die Menge reduziert werden. Da hilft nur eines: Sparen. Sichtbare
Fette ebenso wie Fettreiches meiden. Bei
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Eiweiß gezielt auswählen
Ohne Eiweiß kein Leben. Es steckt in jeder
unserer Zellen und erfüllt die unterschiedlichsten Aufgaben. Tierische Lebensmittel
wie Eier, Milch oder Fleisch liefern reichlich
Eiweiß. Aber auch in Pflanzlichem wie in
Getreide oder Kartoffeln steckt Eiweiß. Die
meisten von uns nehmen zu viel Eiweiß auf.
Da etliche der eiweißreichen Lebensmittel
gleichzeitig reich an Purinen sind, sollte die
Aufnahme begrenzt werden. Vor allem bei
Hülsenfrüchten sollte aufgepasst werden.
Vitamine & Mineralstoffe
Sie sind für unsere Gesundheit unverzichtbar – jeder Mangel macht uns schlapp und
irgendwann krank. Die meisten Vitamine
und Mineralien müssen wir über Speisen
und Getränke aufnehmen. Unser Körper
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Theorie
Der tägliche Speiseplan …
… sollte abwechslungsreich sein. 50 bis 55 Prozent Kohlenhydrate, höchstens 30 Prozent Fett
und 10 bis 20 Prozent Eiweiß sind empfehlenswert. Bei den Kohlenhydraten sollten es reichlich komplexe Kohlenhydrate wie Kartoffeln,
Gemüse, Salat und Vollkorngetreide sein. Bei
Fetten hochwertige Planzenöle bevorzugen,
an sichtbaren tierischen Fetten sparen. Für
die Eiweißversorgung reichlich zu fettarmen
Milchprodukten greifen – darin stecken kaum
Purine. Fisch und Fleisch nur in kleinen Mengen genießen.
kann sie nicht selbst herstellen. Damit wir
die ganze Bandbreite dieser Wertstoffe
bekommen, gilt: Abwechslungsreich genießen, oft zu Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, fettarmer Milch und deren Produkte
greifen. Frisches bevorzugen und auf schonende Behandlung achten.
Vitamine und Mineralien sind empfindliche Gesellen – Licht und Luft, Wärme und
Wasser können sie zerstören.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Sekundäre Pflanzenstoffe (SPS) sind vor
einigen Jahren ins Rampenlicht der Ernährungsforscher getreten. Sie tragen klangvolle Namen wie Karotinoide, Phytosterine
oder Phytoöstrogene. Ihre Stärken liegen
darin, dass sie uns auf vielfältige Art vor
Krankheiten schützen können. Beispielsweise senken sie das Cholesterol und stärken unser Immunsystem. Übrigens bilden
Pflanzen SPS, um sich vor natürlichen Feinden zu schützen oder um Nützlinge anzulocken, die ihre Samen verbreiten.
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Zweiter Schritt: Richtig auswählen
Genießen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie. Schenken Sie aber künftig der Auswahl
Ihrer Lebensmittel große Aufmerksamkeit.
Kaum etwas ist verboten
Die Hauptrolle auf Ihrem Speiseplan sollten
künftig purinarme Lebensmittel spielen.
Purinreiches wird in eher kleinen Mengen
genossen. Lebensmittel mit sehr hohem
Puringehalt sollten ganz vom Speiseplan
gestrichen werden oder eine absolute Ausnahme darstellen. Als Faustregel gilt: Pro
Tag sollte Ihr Körper aus den aufgenommenen Purinen höchstens 500 Milligramm
Harnsäure bilden.
Ausgewogen essen und trinken
Eine ausgewogene, vielseitige Ernährung
enthält meist wenig Purine. Sie ist der
beste Garant für niedrige Harnsäurewerte:
Frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte sowie fettarme Milch und Milchprodukte sollten im Mittelpunkt stehen.
Fleisch und Fisch spielen nur eine Nebenrolle. Trinken sollten Sie mindestens zwei
Liter Wasser, ungesüßte Fruchtsaftschorlen
oder Kräutertee am Tag. Das regt die Ausscheidung von Harnsäure an.
Obst & Gemüse
Obst und Gemüse versorgen uns mit
einer Fülle an unverzichtbaren Stoffen. Sie
sollten deshalb zusammen mit Kartoffeln,
Getreide und fettarmen Milchprodukten
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Beim Einkauf daran denken
Purinwerte – Harnsäurewerte
im Mittelpunkt der Ernährung stehen. Der
große Pluspunkt von Obst und Gemüse ist
ihr meist niedriger Puringehalt. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass selbst
Gemüsesorten mit mittlerem Puringehalt
die Harnsäurewerte nicht nennenswert
erhöhen. Auf jeden Fall überwiegen die
Vorteile. Deshalb sollten Gichtpatienten vor
allem zu Obst und Gemüse greifen!
Vorsicht, wenn Sie verschiedene Lebensmitteltabellen vergleichen! In einigen Tabellen wird
der Puringehalt von Lebensmitteln genannt.
Andere Tabellen hingegen enthalten als Wert
die aus den Purinen im Körper gebildete
Harnsäure.
Um selbst umzurechnen:
1 mg Harnsäure = 0,42 mg Purine
1 mg Purine = 2,4 mg Harnsäure
Hülsenfrüchte
Alle Hülsenfrüchte sind reich an Zellen und
damit reich an Purinen. Deshalb gilt: In
kleinen Mengen und nicht zu oft genießen.
Aber in Erbsen, Bohnen, Linsen & Co. stecken
auch reichlich gesunde Stoffe. Bei nur leicht
erhöhten Harnsäurewerten sollten sie nicht
vom Speiseplan gestrichen werden, sondern
gelegentlich berücksichtigt werden.
Vollkorn – ja bitte
Ob Brot, Reis oder Nudeln – stets ist die
Vollkornvariante reicher an Ballaststoffen.
Diese gesunden Stoffe stecken vor allem
in den Zellwänden und werden bei der Verarbeitung der Getreidekörner zu weißem
Mehl entfernt. In den Zellwänden stecken
jedoch auch reichlich Purine. Entsprechend
ist der Puringehalt von Vollkornmehl höher
als der von weißem Mehl. Verwenden Sie
trotzdem möglichst oft Vollkornprodukte.
Deren Vorteile für unsere Gesundheit wiegen den etwas höheren Puringehalt auf.
Ausnahme: bei streng purinarmer Ernährung nach einem Gichtanfall.
Fleisch & Geflügel
Vollkornbrot sättigt nicht nur anhaltend, sondern liefert auch Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung.
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Sie sind reich an Purinen und sollten in
kleinen Mengen genossen werden. Verzichten Sie ganz darauf, wenn Sie einen akuten
Gichtanfall hinter sich haben. Ansonsten
lautet die Empfehlung: Pro Woche nicht
mehr als zwei bis drei kleinere Portionen
mit je 100 bis höchstens 150 Gramm
genießen. Haut und Schwarten stets
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Theorie
entfernen – die sind purin- und fettreich.
Früher schien es egal, von welchem Tier das
Fleisch stammt. Neuere Untersuchungen
weisen darauf hin, dass rotes Fleisch (Rind,
Schwein, Lamm) die Harnsäurewerte stärker steigen lässt als helles (Geflügel). Wer
aber sicher gehen will, betrachtet alle Sorten gleich.
Fisch & Meeresfrüchte
Für frischen Fisch gilt das Gleiche wie für
Fleisch: Pro Woche nur zwei bis drei kleinere
Portionen genießen, nach einem Gichtanfall ganz darauf verzichten. Besonders viele
Purine stecken in Räucherfisch und Fischkonserven sowie in Meeresfrüchten wie
Muscheln oder Garnelen. Selten und mit
Bedacht zugreifen! Besser ganz meiden.
Milch, Käse & Co.
Milch, Joghurt und Quark enthalten praktisch keine Purine. In Käse stecken nur
geringe Mengen davon. Dafür liefern diese
Auf diese Lebensmittel ganz verzichten:
Innereien wie Leber, Nieren, Bries, Hirn
Haut/Schwarte von Schwein, Geflügel
und Fisch
Meeresfrüchte wie Hummer und
Miesmuscheln
Räucherfisch und Fischkonserven wie
Sprotten, Ölsardinen, Sardellen
Hefeextrakte sowie hefereiche Gemüsebrühen und Brotaufstriche
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Lebensmittel wertvolles Eiweiß. Greifen Sie
also zu. Um Kalorien zu sparen, nehmen Sie
fettarme Varianten. Zudem zeigen Untersuchungen, dass fettarme Milchprodukte
günstig auf die Harnsäurewerte wirken.
Getränke
Sie sollten pro Tag mindestens 2 Liter trinken. Der Harn wird verdünnt, die Ausscheidung der Harnsäure beschleunigt. Harnsäurekristalle können sich schlechter bilden
und einlagern. Trinken Sie Wasser und
Mineralwasser, Saftschorlen, Früchte- und
Kräutertee. Kaffee und Tee sind purinfrei.
Bier und Wein
Alkohol lässt die Harnsäurewerte ansteigen und enthält reichlich Kalorien, aber
kaum gesunde Stoffe. In Bier stecken reichlich Purine. Dies gilt auch für alkoholfreie
Sorten. Bier erhöht deutlich das Gichtrisiko. Der Einfluss von Wein wird zurzeit
erforscht. In einer großen amerikanischen
Untersuchung wurde kein Zusammenhang
zwischen Weinkonsum und steigenden
Harnsäurewerten festgestellt. Weitere Forschungen bleiben abzuwarten.
Fertiggerichte
Wenn Sie unter zu hohen Harnsäurewerten leiden, sollten Sie Fertiggerichte mit
Bedacht auswählen. Oft stecken reichlich
Purine darin! Die Hersteller verwenden
häufig Fleisch- und Hefeextrakte, um den
Geschmack der Produkte zu verbessern.
Diese Extrakte jedoch sind sehr purinreich.
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In der Küche das Gelernte umsetzen
Statt Fleischbrühe, Geflügelfond oder körnige Gemüsebrühe – die Hefeextrakte enthalten kann – sollte man
eine selbst zubereitete Gemüsebrühe zum Kochen verwenden, um die Purinzufuhr in Grenzen zu halten.
Dritter Schritt: Richtig zubereiten
Nicht nur der Auswahl Ihrer Lebensmittel sollten Sie Aufmerksamkeit schenken.
Wichtig ist auch deren Einkauf und Zubereitung, denn auch Lagerung, Verarbeitung
und Zubereitung beeinflussen den jeweiligen Puringehalt. Zudem lässt sich bei der
Zubereitung der Speisen viel Fett sparen
– und dies ist ja bekanntlich ein wichtiger
Schritt beim Abnehmen.
setzung ist natürlich, dass das Kochwasser
weggegossen wird. Bei Gemüse wird das
Kochen jedoch nur zum Vorteil, wenn Sie
sich streng purinarm ernähren müssen. Beispielsweise bei einem akuten Gichtanfall.
Ansonsten überwiegt der Nachteil, dass
auch wertvolle Vitamine und Mineralien
ins Kochwasser entschwinden und weggeschüttet werden.
Braten
Kochen
Die Angaben über Purin- und Harnsäurewerte in Tabellen beziehen sich meist auf
rohe Lebensmittel, nicht auf zubereitete.
Beim Kochen gehen Purine teilweise ins
Kochwasser über. Dadurch lässt sich der
Puringehalt ein wenig reduzieren. Voraus-
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Auch beim Braten ändern sich die Purinwerte. In 100 Gramm gebratenem Fleisch
ist der Puringehalt höher als in 100 Gramm
rohem Fleisch. Aber: Sie bereiten ein
100 Gramm schweres Steak zu und genießen dieses später. Das fertige Steak wiegt
vielleicht noch 90 Gramm – es hat beim
Braten Wasser verloren und damit Gewicht.
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Angelika Ilies
Purinarm genießen bei Gicht
Mit gezielter Ernährung den Harnsäurespiegel natürlich
senken
Gebundenes Buch, Pappband, 128 Seiten, 17,2 x 23,5 cm
50 farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-517-08244-8
Südwest
Erscheinungstermin: September 2006
Genießen statt zu leiden
Gicht entsteht durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut. Harnsäure wird aus den mit
der Nahrung aufgenommenen oder vom Körper selbst produzierten Purinen gebildet. Ist der
natürliche Abtransport der Harnsäure gestört, führt dies zu schmerzhaften Gichtanfällen.
Dauerhaft kann es sogar zu einer Schädigung der Gelenke und der Nieren kommen. In
diesem Ratgeber sind alle wichtigen und hilfreichen Informationen zusammengefasst, und
es wird gesagt, welche Lebensmittel weniger oder gar nicht verzehrt werden sollten. Das Ziel
dieses Ratgebers ist es, den Harnsäurespiegel mit der richtigen Ernährung zu senken. Das
gelingt leicht mit den köstlichen und abwechslungsreichen Gerichten. Die Lebensqualität der
Betroffenen lässt sich dadurch erheblich verbessern. Extra: Eine Übersicht der Lebensmittel, die
vermieden werden sollten.
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