MIT GEZIELTER ERNÄHRUNG den Harnsäurespiegel natürlich senken Hrsg. Angelika Ilies Purinarm genießen bei GICHT Gicht_001_025.indd 1 31-07-2006 11:05:48 Gicht_001_025.indd 2 31-07-2006 11:05:49 MIT GEZIELTER ERNÄHRUNG den Harnsäurespiegel natürlich senken Hrsg. Angelika Ilies Purinarm genießen bei GICHT Gicht_001_025.indd 3 31-07-2006 11:05:58 4 Kapitel Inhalt Theorie Preis für unseren Luxus 9 Ist Abnehmen nötig? 12 Risiko: Alkohol 13 Risiko: Ernährung 13 Risiko: Festmenü 13 Risiko: Bewegungsmangel 13 Gicht – weit verbreitete Krankheit 10 Ein typischer Fall 11 Was ist Gicht? 11 Aus Purinen wird Harnsäure 11 Wie entsteht Gicht? 14 Fachbegriffe sofort verstehen 11 Was passiert genau? 14 Gicht beginnt stets schleichend 14 Verschiedene Risikofaktoren 12 Primäre und sekundäre Gicht 15 Risiko: Vererbung 12 Risiko: Geschlecht und Alter 12 Oft unerwartet: Der erste Gichtanfall 16 Wo schmerzt es? 16 Risiko: Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Übergewicht 12 Wie lange dauert ein Gichtanfall? 16 Risiko: Diäten und Fastenkuren 12 Hilfe beim akuten Gichtanfall 16 Ernährung beim akuten Gichtanfall 16 Purinarme Diät 17 Gicht richtig behandeln 17 Medikamente reduzieren 17 Umstellen in drei Schritten 18 Erster Schritt: Abnehmen 18 Zweiter Schritt: Richtig auswählen 20 Dritter Schritt: Richtig zubereiten 23 Tabelle: Harnsäuregehalte in Lebensmitteln 25 Schwimmen hält fit, ohne die Gelenke zu belasten. Gicht_001_025.indd 4 31-07-2006 11:06:03 5 Inhalt Kapitel Rezepte Frühstücksideen & Drinks 27 Bananenquark mit Grapefruit 28 Pfirsichdickmilch mit Nüssen 28 Müsli mit Früchten und Sprossen 29 Beeren-Nuss-Müsli mit Aprikosen 30 Orangenquark mit Beeren 30 Brötchen mit ErdbeerSanddorn-Quark 32 Exotischer Fruchtsalat 32 Frischkornmüsli mit Trauben 33 Pancakes mit Kiwi 34 Avocado-Gemüse-Kefir 38 Joghurtmüsli mit Ananas und Bananen 34 Kornspitz mit Frischkäse und Tomaten 39 Apfelmuffins 36 Kleine Gerichte 41 Sonntagswaffeln 37 Dinkelpfannkuchen mit Ahornsirup 37 Gegrillte Paprikaschoten mit Joghurtsauce 42 Käse-Gurken-Knäcke 38 Gefüllte Tomaten mit Frischkäse 42 Mediterrane Olivenkugeln 43 Blattsalat mit gegrilltem Ziegenkäse 44 Chicorée-Mandarinen-Salat mit Walnüssen 44 Das fruchtige Müsli mit Aprikosen steht auf Seite 30. Rotkohlsalat mit Kefir-Apfel-Dressing 45 Bruschetta mit Gemüse 46 Olivencreme auf Crostini 46 Tomatensalat mit Pesto 48 Italienischer Brotsalat mit Gemüse 48 Brunnenkressesalat mit Wachteleiern 49 Den Avocadosalat mit Limettensalsa finden Sie auf Seite 50. Gicht_001_025.indd 5 31-07-2006 11:06:12 6 Kapitel Inhalt Der gratinierte Fenchel steht auf Seite 62. Avocadosalat mit Limettensalsa 50 Gefüllte Kohlrabi mit Frühlingsgemüse 67 Wurzelgemüseauflauf mit Bergkäse 68 Vegetarische Auberginenrouladen 69 Salat mit Käsecroûtons und Radieschensprossen 50 Tomatenbouillon mit Klößchen 52 Kalte Tomaten-Gemüse-Suppe 52 Nudeltaschen mit Nuss-Kräuter-Sauce 70 Möhrencremesuppe 53 Ratatouille mit Schmorgurken 71 Vegetarisches 55 Fischgerichte 73 Pikante Quarkfrikadellen 56 Kabeljau im Wurzelsud 74 Gefüllte Tomaten mit Fenchel 56 Buntes Fischgulasch 75 Tomaten-Spaghetti mit Gorgonzolasauce 57 Gedämpfte Fischfilets mit Gemüsevinaigrette 76 Herbstgemüse mit Kräuterrahm 58 Fischrisotto 78 Gnocchi mit Tomatensauce 60 Fischröllchen auf Tomatenragout 79 Kartoffelpfanne mit Paprika 61 Fisch in der Folie 80 Gratinierter Fenchel 62 Schellfisch im Gemüsebett 82 Kartoffelgratin mit Parmesankruste 63 Penne mit Zitronenfisch 83 Paksoi mit Paprika und Tofu 64 Fisch-Maultaschen 84 Mit Schafskäse gefüllte Zucchini 66 Lachs mit Zucchini-Mango-Gemüse 85 Gicht_001_025.indd 6 31-07-2006 11:06:22 7 Inhalt Kapitel Bunte Fischspieße mit Zucchinisauce Profiteroles mit Schokoladensauce 112 86 Apfelkücherl 113 Seezungenfilets auf Ratatouille 88 Heilbutt-Porree-Lasagne 89 Erdbeerparfait mit Schoko-Erdbeeren 114 Geflügel & Fleisch 91 Crêpes Suzette mit Orangenfilets 116 Kalbskoteletts mit Orangensauce 92 Brombeersorbet 117 Puten-Cordon-Bleu 93 Mangocreme mit Erdbeersauce 118 Gratinierte Schweineschnitzel 94 Schoko-Cookies 119 Gefüllte Putenröllchen auf Tomatengemüse 96 Hähnchen mit TomatenMozzarella-Füllung 97 Hähnchenbrustfilets mit Kräuter-Joghurt-Sauce 98 Putenspieße mit MangoJoghurt-Sauce 100 Putenschnitzel mit Zitronensauce 101 Desserts & Gebäck 103 Kirschstrudel mit Quark 104 Orangen-Minze-Creme mit Kiwis 105 Quarkauflauf mit Äpfeln 106 Limettenschnee 106 Heidelbeersorbet mit Zitronenjoghurt 107 Marzipankörbchen mit Obstsalat und Eis 108 Grießflammeri mit Clementinenragout 110 Orangencreme mit Karamell 111 Anhang Glossar 122 Ein praktischer Einkaufsführer 122 Sach- und Rezeptregister 126 Impressum 128 Die Orangen-Minze-Creme mit Kiwis finden Sie auf Seite 105. Gicht_001_025.indd 7 31-07-2006 11:06:26 Gicht_001_025.indd 8 31-07-2006 11:06:31 9 Preis für unseren Luxus Theorie Die Gicht ist schmerzhaft. Sie kommt oft völlig überraschend und trifft immer mehr Menschen. Aber: Sie ist in vielen Fällen vermeidbar. Zumindest lassen sich die Beschwerden mindern, lässt sich ein Ausbruch verzögern oder ganz verhindern. Natürlich nur, wenn Sie etwas für sich und Ihre Gesundheit tun. Wenn Sie die Warnzeichen rechtzeitig erkennen und Hinweise Ihres Arztes ernst nehmen. Die folgenden Seiten vermitteln Ihnen das nötige Basiswissen, um mit der Krankheit umgehen zu können. Gicht_001_025.indd 9 31-07-2006 11:06:45 10 Theorie Gicht – weit verbreitete Krankheit Etwa jeder Fünfte von uns hat zu viel Harnsäure in seinem Blut und sollte sich Gedanken über das Thema Gicht machen. Denn bei etwa zehn Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine schmerzhafte Gicht. Sie gehört bei uns längst zu den häufigsten Stoffwechselleiden. Vor allem sind Menschen in den Industrienationen betroffen, denn Gicht ist eine echte Wohlstandskrankheit. Aber da sich der Wohlstand auf immer mehr Länder ausbreitet, nimmt auch die Zahl der Gichtkranken rasant zu. Über Jahrhunderte waren lediglich Reiche betroffen. Nur sie konnten sich Fisch, Fleisch und Alkohol im Überfluss leisten. Armen Menschen war all dies selten gegönnt – dafür litten sie kaum an Gicht. Inzwischen hat sich viel geändert. Fast jeder kann sich Fleisch und Alkohol leisten – selbst in großen Mengen. Und wir tun es auch. Die Folgen dieses üppigen Lebens sind auf unseren Straßen gut sichtbar: Immer mehr Menschen sind Checkliste: Wie gefährdet sind Sie? Ja Nein Leiden oder litten Familienangehörige unter Gicht? Für Männer: Sind Sie zwischen 30 und 45 Jahre alt? Für Frauen: Haben Sie die Wechseljahre bereits hinter sich? Sind Sie Diabetiker/Diabetikerin? Haben Sie einen zu hohen Blutdruck? Haben Sie Übergewicht? Machen Sie ab und zu eine strenge Diät? Fasten Sie gelegentlich? Nehmen Sie Diuretika zur Entwässerung, etwa zum Abnehmen? Trinken Sie täglich Alkohol? Essen Sie täglich Fleisch, Fisch, Wurst? Essen Sie selten frisches Obst und Gemüse? Trinken Sie wenig? Treiben Sie selten Sport? Haben Sie viel Stress? Leiden Sie an Schmerzen in den Gelenken? Zeigen sich bei Ihnen Knötchen an Gelenken oder Ohrläppchen? Müssen Sie sich einer Chemotherapie zur Tumorbehandlung unterziehen? Auswertung: Je mehr Fragen Sie mit »Ja« beantwortet haben, desto gefährdeter sind Sie. Bei vielen Ja-Antworten sollten Sie umgehend zum Arzt gehen. Lassen Sie Blut und Urin testen. Die Laborwerte geben Aufschluss, bevor der Körper irgendwelche Probleme signalisiert. Auch sonst gilt: Beim ersten Anzeichen von Gicht sollten Sie sofort zum Arzt gehen. Warnsignale des Körpers auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen! Gicht_001_025.indd 10 31-07-2006 11:06:56 11 Das kann jedenVorwort treffen Bei Gicht lagern sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ab und verursachen Schmerzen. zu reichliche Aufnahme von Purinen oder zu geringe Ausscheidung von Harnsäure. Bei beiden Varianten steigt die Konzentration an Harnsäure im Blut zu sehr an. Es bilden sich Harnsäurekristalle, und die lagern sich in Gelenken und Geweben ab. Entzündungen entstehen, schmerzhafte Gichtanfälle können folgen. Aus Purinen wird Harnsäure zu dick. Die Folgen bekommen aber auch immer mehr Menschen direkt zu spüren. Erkrankungen wie Gicht, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen nehmen rasant zu. Ein typischer Fall Herr Meier ist deutlich übergewichtig. Er feiert seinen vierzigsten Geburtstag. Der Grill glüht – Steaks, Würstchen und Chicken Wings werden serviert. Das Bier fließt in Strömen. Auch einige Schnäpse werden gekippt. Nachts wecken Herrn Meier plötzlich unerträgliche Schmerzen: Ein Gichtanfall stellt sich ein. Dies ist ein typischer Fall. Ausgiebiges Schlemmen und reichlicher Alkoholgenuss sind sehr oft Auslöser für einen Gichtanfall. Was ist Gicht? Bei Gicht handelt es sich um eine Störung in unserem Stoffwechsel. In der Sprache der Mediziner heißt sie Arthritis urica. Dabei ist in unserem Körper dauerhaft zu viel Harnsäure vorhanden. Die Ursachen dafür sind Gicht_001_025.indd 11 Unser Organismus braucht viele verschiedene Stoffe, damit wir gesund durchs Leben gehen. Dazu gehören auch Purine. Unser Körper bildet diese für ihn so wichtigen Stoffe selbst. Zusätzlich aber nehmen wir Purine mit unseren Speisen und Getränken auf. Die Purine werden von unserem Organismus abgebaut. Es entsteht Harnsäure. Dies gilt sowohl für aufgenommene als auch für im Körper gebildete Purine. Logische Folgerung: Je mehr Purine wir aufnehmen, desto mehr Harnsäure entsteht. Fachbegriffe sofort verstehen Damit Sie den Ausführungen Ihres Arztes folgen können, sollten Sie ein paar Fachbegriffe kennen. Weitere stehen im Glossar (Seite 122): Arthritis urica: Medizinische Bezeichnung für chronische Gicht Harnsäure: Entsteht im Körper aus den aufgenommenen Purinen Hyperurikämie: Zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut Purine: Lebenswichtige Stoffe, die in allen Zellen stecken. Je mehr Zellen und Zellkerne ein Lebensmittel enthält, desto mehr Purine nehmen wir auf. 31-07-2006 11:06:57 12 Theorie Verschiedene Risikofaktoren Die unterschiedlichsten Faktoren können die Konzentration an Harnsäure im Blut steigen lassen. Und die Entstehung von Gicht begünstigen. Risiko: Vererbung Gicht ist erblich bedingt. Sind beispielsweise Eltern oder Großeltern von Gicht betroffen, steigt das eigene Risiko einer Erkrankung deutlich an. Aber: Trotz erblicher Veranlagung muss die Gicht nicht unbedingt ausbrechen. Vorbeugung ist deshalb ratsam. Richtig und ausgewogen essen und trinken, viel bewegen, nicht rauchen, regelmäßig entspannen – das sind grundlegende Tipps, die übrigens für alle Bevölkerungsgruppen gelten. Denn wer sich auskennt, kann trotz Veranlagung den Ausbruch der Krankheit verzögern oder möglicherweise ganz verhindern. Sind bereits Beschwerden vorhanden, lassen sie sich garantiert lindern. Risiko: Geschlecht und Alter Männer haben häufiger Gicht als Frauen. 20 bis 30 Prozent der erwachsenen Männer haben eine Hyperurikämie, also eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut. Bei Frauen sind es nur etwa drei Prozent. Etwa zehn Prozent dieser Menschen haben tatsächlich Gicht. Der erste Gichtanfall tritt bei Männern meist im Alter zwischen 30 und 45 Jahren auf. Frauen sind nur selten vor den Wechseljahren betroffen. Bis dahin beeinflusst Östrogen die Ausscheidung der Harnsäure positiv. Gicht_001_025.indd 12 Risiko: Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Übergewicht Diese vier Krankheiten sind ein risikobehaftetes Quartett. Oft treten sie zusammen auf. Sie können aber auch als Solist, als Duett oder Trio daherkommen. All diese Krankheiten sind in unserer Wohlstandsgesellschaft weit verbreitet. Der Überfluss fördert ihr Auftreten. Viele der Betroffenen haben gleichzeitig zu hohe Harnsäurewerte oder leiden bereits unter einer schmerzhaften Gicht. Treten die vier Krankheiten (Diabetes, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Übergewicht) gleichzeitig auf, werden sie von Fachleuten zusammen als »metabolisches Syndrom« bezeichnet. Risiko: Diäten und Fastenkuren Übergewicht gehört zu den Risikofaktoren für Gicht. Deshalb: Das Gewicht zu reduzieren ist sinnvoll. Aber Vorsicht: Versuchen Sie es bitte nicht im Schnelldurchgang. Extreme Diäten lassen die Harnsäurewerte ansteigen. Es werden verstärkt Ketonkörper gebildet, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren hemmen. Gleiches gilt für Fastenkuren, die durchaus einen Gichtanfall auslösen können. Ist Abnehmen nötig? Haben Sie das »richtige« Gewicht? Für einen schnellen Check können Sie Ihre Körpergröße in Zentimetern minus 100 als Sollgewicht errechnen. Genauer ist jedoch der so genannte Body-Mass-Index (BMI). Wün- 31-07-2006 11:06:59 13 Unser Verhalten bestimmt unsere Gesundheit schenswert ist ein BMI-Wert bis höchstens 24 bei Frauen und 25 bei Männern. Liegt Ihr BMI über 30, haben Sie starkes Übergewicht und sollten dringend abnehmen. BMI = Körpergewicht (kg) Körpergröße (m) * Körpergröße (m) Beispiel: bei 170 cm Körpergröße und 70 kg Körpergewicht liegt der BMI bei 24. Die Richtwerte im Überblick: BMI 18,5–24,9 = Normalgewicht BMI 25–29,9 = leichtes Übergewicht BMI 30,0–39,9 = starkes Übergewicht BMI ab 40 = extremes Übergewicht Risiko: Ernährung Sie essen täglich Fleisch, Fisch, Wurst? Sie greifen selten zu frischem Obst und Gemüse? Sie trinken wenig? Das sollten Sie ändern. Greifen Sie vermehrt zu purinarmen Lebensmitteln. Genießen Sie Purinreiches selten und mit Bedacht. Wichtig auch: Etwa zwei Liter am Tag trinken. Empfehlenswerte Durstlöscher sind beispielsweise Wasser und Mineralwasser, Früchtetee, Fruchtsaftschorlen. So werden Nieren und Blase gut durchgespült. Harnsäurekristalle können sich kaum festsetzen. Risiko: Festmenü Risiko: Alkohol Oft löst ausgiebiger Alkoholgenuss einen Gichtanfall aus. Zwar enthalten die meisten alkoholischen Getränke (Ausnahme: Bier!) keine oder wenig Purine. Dennoch ist dies kein Grund zur Entwarnung, denn beim Abbau von Alkohol entsteht Laktat (Milchsäure), das die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren hemmt. Zudem regt Alkohol die körpereigene Bildung von Harnsäure an. Ein doppelter negativer Effekt also – die Konzentration an Harnsäure im Blut steigt. Wie groß der negative Effekt ist, hängt vom jeweiligen alkoholischen Getränk ab. Am schlechtesten ist Bier. In einer großen amerikanischen Studie wurde nachgewiesen, dass täglicher Biergenuss das Risiko einer Gicht verdoppelt. Und ganz generell wurde nachgewiesen, dass Alkoholgenuss das Gichtrisiko erhöht. Einzig das Gläschen Wein scheint unbedenklich zu sein. Weitere Forschungen bleiben jedoch abzuwarten. Gicht_001_025.indd 13 Ob Weihnachten oder Geburtstagsfete – hier kommen viele Faktoren zusammen. Meist wird reichlich geschlemmt, Fleisch und Fisch stehen im Mittelpunkt. Unser Körper bekommt Purine im Überfluss geliefert. Dazu fließt reichlich Alkohol. Harnsäure wird nicht nur schlecht ausgeschieden, sondern auch noch verstärkt gebildet. Risiko: Bewegungsmangel Bewegung regt unseren Stoffwechsel an. Bewegung verhindert die Entstehung von Übergewicht oder hilft, das Sollgewicht zu erreichen. Bewegung stärkt unser Herz und beugt zu hohem Blutdruck vor. Und: Bewegung baut Stress ab und beugt so ebenfalls zu hohem Blutdruck vor. Um es kurz zu sagen, Bewegung hilft gegen Gicht. Das bedeutet aber nicht, dass Sie plötzlich zum Marathonlauf starten. Körperliche Überanstrengungen können sogar einen Gichtanfall auslösen. Deshalb langsam starten! 31-07-2006 11:06:59 14 Theorie Wie entsteht Gicht? Mit vielen Speisen und Getränken nehmen wir Purine auf. Aus diesen Purinen entsteht im Körper Harnsäure. Sind wir gesund, regelt unser Körper Neubildung und Ausscheidung. Probleme treten dann nicht auf. Anders sieht es bei Störungen in diesem Stoffwechsel aus. Unser Körper scheidet zu wenig Harnsäure aus. In einigen wenigen Fällen bildet der Körper auch zu viel Harnsäure. Die Folge davon: Die Konzentration an Harnsäure im Blut nimmt zu. Normalerweise sind zwischen zwei und sechs Milligramm Harnsäure in 100 Milligramm Blut enthalten. Steigt der Wert über acht Milligramm Harnsäure, bilden sich kleine Harnsäurekristalle. Geschieht dies nur kurzfristig, hat der Körper damit noch kein Problem. Ist jedoch dauerhaft zu viel Harnsäure im Blut, entwickelt sich daraus möglicherweise eine Gicht. Was passiert genau? Die Harnsäurekristalle lagern sich ab, bevorzugt an Gelenken, in den Nieren, in Schleimbeuteln, Sehnenscheiden und im Ohrknorpel. Diese Kristalle können wir uns wie nadelige Fremdkörper vorstellen. Sie reizen Gelenke und Gewebe, und diese reagieren mit schmerzhaften Entzündungen. Der Körper ergreift Abwehrmaßnahmen. Er aktiviert besonders viele weiße Blutkörperchen. Diese »fressen« die Harnsäurekristalle. Gleichzeitig entstehen vermehrt Sauerstoffradikale. Beides zusammen führt zu einem Überschuss an Milchsäure. Das Blut wird »sauer«, und dies wiederum bedeutet eine noch schlechtere Löslichkeit der Harnsäure. Der Kreislauf ist perfekt: Die schlechtere Löslichkeit zieht eine verstärkte Kristallbildung mit sich. Gicht beginnt stets schleichend Das Körpergewicht spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Gicht. Übergewicht ist ein Risiko. Gicht_001_025.indd 14 Befindet sich zu viel Harnsäure im Blut, bemerken wir das nicht. Auch über einen langen Zeitraum nicht. Der Körper hat somit ausreichend Gelegenheit, Harnsäurekristalle zu bilden und abzulagern. Meist vergehen 10 bis 15 oder mehr Jahre, bevor wir etwas spüren. Aber dann! Oft treten ganz plötzlich starke Schmerzen an einem Gelenk auf. Nicht selten überraschen sie den Betroffenen im Schlaf. 31-07-2006 11:07:00 15 Schritt für Schritt Gicht: Probleme in vier Stadien Prä-Gicht: Beschwerden treten meist keine auf. Eine leichte Erhöhung der Harnsäurewerte im Blut ist nachweisbar. Manchmal existieren bereits Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Nieren oder in Gelenken. Auf Röntgenbildern werden diese sichtbar. Ab und zu sind Gelenkschmerzen, vermehrte Darmgasbildung oder Verstopfung Vorboten einer entstehenden Gicht. Manifeste Gicht/akuter Gichtanfall: Im Blut sind deutlich erhöhte Harnsäurewerte nachweisbar. Gichtanfälle treten auf, aber der Betroffene ist auch zeitweilig beschwerdefrei. Die Häufigkeit der Gichtanfälle kann mit der Zeit zunehmen. Interkritisches Stadium: Stadium zwischen zwei Gichtanfällen. Der Betroffene hat meist keine Beschwerden und glaubt, geheilt zu sein. Chronische Gicht: Es bilden sich kristalline Ablagerungen in Haut und Gelenken. Die Harnsäurekristalle werden immer größer und im Gewebe eingekapselt. Die Gelenkflächen werden zerstört. Die Folgen sind chronische Beschwerden an den Gelenken bis hin zur dauerhaften Verformung. Auch Gichtknoten (Tophi) können sich in Weichteilgeweben bilden. Häufig betroffen sind Ohrmuscheln, Schleimbeutel an den Ellenbogen, Kniegelenke, aber auch Hände und Füße. Ebenfalls häufig sind Harnsäuresteine in Nieren (Nierensteine) oder Blase. Möglicherweise werden die Nieren dauerhaft geschädigt. Primäre und sekundäre Gicht Mediziner unterscheiden zwei Ursachen der Gichterkrankung: die primäre und die sekundäre Form. Die primäre Gicht tritt deutlich häufiger auf als die sekundäre Gicht. Die Folgen sind jedoch gleich. Bei der primären Gicht handelt es sich um einen erblichen Defekt, um eine angeborene Störung des Stoffwechsels. Der Organismus lagert zu viel Harnsäure ein. Fast immer werden zu viele Purine aufgenommen und zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Selten ist eine körpereigene Überproduktion von Harnsäure aufgrund Gicht_001_025.indd 15 von Enzymdefekten die Ursache für die Krankheit. Die sekundäre Gicht tritt als Folge anderer Krankheiten auf, bei denen sich die Harnsäurewerte erhöhen. Es handelt sich dabei um Krankheiten, bei denen ein erhöhter Zellverfall abläuft. Beim Zellverfall werden Zellkerne abgebaut und gleichzeitig die darin vorhandenen Purine freigesetzt. Aus diesen vermehrt vorhandenen Purinen entsteht die unerwünschte Harnsäure – deren Konzentration im Blut steigt. Dieser Effekt tritt beispielsweise bei Nierenerkrankungen, Blutkrebs oder während einer Chemotherapie auf. 31-07-2006 11:07:09 16 Theorie Oft unerwartet: Der erste Gichtanfall Meist ist es wie eine Attacke aus dem Nichts. Man fühlt sich fit und gesund. Doch plötzlich treten – oft mitten in der Nacht – unerträgliche Schmerzen auf. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ein Gelenk wird heiß, und es schwillt mehr oder weniger stark an. Die Haut darüber rötet sich. Bewegungen und selbst leichte Berührungen – etwa durch die Bettdecke – schmerzen unerträglich. Man fühlt sich schlecht. Manchmal kommen Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen hinzu. Wo schmerzt es? Häufig ist nur ein Gelenk betroffen. In etwa 80 Prozent der Fälle ist dies ein Großzehengrundgelenk. Seltener betrifft es ein Sprung-, Knie- oder Daumengrundgelenk, ab und zu Gelenke am Ellenbogen, an den Schultern oder anderswo am Körper. Ebenfalls oft betroffen sind Körperstellen mit langsamem Stoffwechsel, etwa Schleimbeutel oder Sehnenscheiden, sowie Stellen mit eher niedriger Körpertemperatur wie das Ohr. Wie lange dauert ein Gichtanfall? Ein akuter Gichtanfall dauert meist drei oder vier Tage. Er kann aber auch drei oder vier Wochen anhalten. Ignorieren Sie ihn auf keinen Fall! Nach dem akuten Anfall klingt die Entzündung ab, die Haut schält sich an den betroffenen Stellen in feinen Schuppen. Die Schmerzempfindlichkeit kann noch wochenlang anhalten. Gicht_001_025.indd 16 Hilfe beim akuten Gichtanfall Bei einem akuten Gichtanfall müssen natürlich zuerst die Schmerzen gelindert werden. Schmerzstillende Mittel werden hier helfen. Nachfolgend werden dann andere Maßnahmen ergriffen. Das betroffene Gelenk hoch lagern, kühlen und schonen. Viel trinken, um die Harnsäureausscheidung zu erhöhen. Den Durst dabei vor allem mit Mineralwasser, Saftschorlen und Kräutertees stillen. Alkohol absolut meiden! Möglichst wenig Purine mit der täglichen Ernährung aufnehmen. Mehr dazu steht auf den folgenden Seiten und in dem Kasten auf Seite 22. Und so bald wie nur irgend möglich einen Arzt aufsuchen. Er wird vermutlich erst einmal entzündungshemmende Medikamente verschreiben und Sie dann über die weitere Behandlung informieren. Ernährung beim akuten Gichtanfall Bei einem akuten Gichtanfall müssen Sie sich streng purinarm ernähren. Sie dürfen also nur ganz wenig Purine aufnehmen: etwa 125 Milligramm Purine pro Tag oder etwa 830 Milligramm pro Woche. Das entspricht etwa 300 Milligramm gebildeter Harnsäure pro Tag bzw. 2000 Milligramm pro Woche. Einige Fachleute empfehlen noch die früher üblichen 150 Milligramm Harnsäure. Zusätzlich sollten Sie zwei bis drei Liter pro Tag trinken, um die Konzentration der Harnsäure in Blut und Urin zu reduzieren. 31-07-2006 11:07:09 17 Empfehlungen beachten Purinarme Diät Solch eine streng purinarme Diät ist langfristig kaum durchzuhalten. Anfangs aber hilft sie, die Probleme zu reduzieren. Auch für die Zeit danach gilt: Wenig Purine aufnehmen. Etwa 210 Milligramm Purine pro Tag oder 1460 Milligramm Purine pro Woche gelten als Höchstgrenze. Das entspricht 500 bzw. 3500 Milligramm gebildeter Harnsäure. Wie das auf schmackhafte Art zu schaffen ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten. Gicht richtig behandeln Ob lediglich die Konzentration an Harnsäure im Blut reduziert oder ein akuter Gichtanfall behandelt werden soll – der Arzt braucht Ihre Unterstützung. Haben Sie Schmerzen, wird er Ihnen zur Linderung Medikamente verschreiben. Vielleicht empfiehlt er auch dauerhaft Medikamente, um den Stoffwechsel zurück ins Gleichgewicht zu bringen. Medikamente reduzieren Natürlich helfen Medikamente, und insbesondere bei akuten Schmerzen sind sie auch sinnvoll. Aber: Auch Ihr persönlicher Einsatz ist gefordert. Sie müssen aktiv werden. Sie können viel dafür tun, dass sich Ihre Harnsäurewerte normalisieren. Dass es zu keinem weiteren Gichtanfall kommt. Oder dass er schneller wieder abklingt. Wie das geht? Ganz einfach! Stellen Sie Ihre Ernährung um, schenken Sie ihr künftig deutlich mehr Aufmerksamkeit. Beginnen Sie bei der Auswahl der Lebensmittel. Purin- Gicht_001_025.indd 17 armes muss künftig im Vordergrund stehen. Purinreiches ist zu reduzieren. Beachten Sie die Zubereitung Ihrer Speisen. Machen Sie sich aber auch Gedanken über Ihre Mahlzeitenmengen, über Alkoholkonsum, Bewegung, Stress. Gesund leben, Gicht vorbeugen Wer gern ausgiebig schlemmt und dabei reichlich Alkohol trinkt, riskiert einen Gichtanfall. Besser ist es, auch bei großen Festen mit Bedacht und in Maßen zu genießen. Zusätzlicher Tipp: Einige Tage vor einem großen Fest streng purinarm essen und trinken, damit die Harnsäurekonzentration im Blut niedrig ist. Übergewicht langsam reduzieren. Keinesfalls Entwässerungstabletten schlucken, weder Fastenkuren noch Nulldiäten machen – das kann einen Anfall auslösen. Sport treiben, Bewegung in den Alltag einbauen. Keinesfalls sollten Sie von heute auf morgen mit extremen Belastungen starten – das könnte einen Gichtanfall auslösen. Besser: Langsam starten, nach und nach steigern. Ausgewogen ernähren, Fett in Maßen. Purinarme Lebensmittel wählen. Viel Obst und Gemüse essen, bei Fleisch und Fisch zurückhaltend sein. Viel Wasser, Kräutertee, Schorle trinken. Alkohol sparsam genießen oder ganz darauf verzichten. Tipp: Immer wieder einige Tage oder Wochen ganz auf Alkohol verzichten. Stress meiden, öfter für Entspannung sorgen. Regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. 31-07-2006 11:07:11 18 Theorie Umstellen in drei Schritten Bevor es zu einem schmerzhaften Ausbruch der Krankheit kommt, sollten Sie die Notbremse ziehen. Jeder, der einen akuten Anfall erlebt hat, kann das bestätigen. Handeln Sie vorher. Erster Schritt: Abnehmen Viele der von Gicht betroffenen Menschen haben Übergewicht. Sie sollten ihr Gewicht reduzieren. Denn wenn überflüssige Pfunde purzeln, normalisieren sich oft die Harnsäurewerte. Ob Ihr Gewicht im grünen Bereich liegt, können Sie anhand der Formel auf Seite 13 schnell errechnen. Nulldiät: auf keinen Fall Vorsicht: Legen Sie keinesfalls eine Nulldiät zum anfänglich schnellen Gewichtsverlust ein. Auch totales Fasten ist tabu. Beides könnte schmerzhaft enden, nämlich mit einem Gichtanfall. Wenn Sie starkes Übergewicht haben, sollten Sie Ihr Abnehmen mit Ihrem Arzt besprechen. Denn: Beim schnellen Abbau von Körperfett steigt die Konzentration an Harnsäure im Blut. Ohnehin hat sich ja herumgesprochen, dass Radikalkuren nicht zum gewünschten Erfolg führen. Viel besser ist, langsam abzunehmen. Etwa zwei Kilogramm pro Monat sind realistisch und gesund. Regelmäßige Bewegung trägt zu einem gesunden Stoffwechsel bei und hilft beim Abnehmen. Gicht_001_025.indd 18 31-07-2006 11:07:11 19 Bewusst auf die Ernährung achten Kalorien – die Menge macht’s Wir brauchen täglich Lebensenergie. Zum Atmen, für jede Bewegung. Dafür müssen wir essen und trinken. Das Aufgenommene wird von unserem Körper »verbrannt« und liefert ihm damit die lebensnotwendige Energie. Steht dem Körper zu viel Energie zur Verfügung, speichert er den Überfluss in Form von Fett. Ob bei Ihnen ein Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Verbrauch von Energie besteht, merken Sie am zwickenden Hosenbund oder beim Blick auf die Waage. Die einzig richtige Schlussfolgerung lautet dann: Sie müssen weniger essen und sich täglich mehr bewegen. Fisch, Fleisch, Milch, Käse etc. magere Sorten wählen. Und bei der Zubereitung mit Fett geizen. Tipps dazu stehen in diesem Buch auf Seite 24. Bei Kohlenhydraten zugreifen Kohlenhydrate sind unsere Kraftmaschinen und sollten den größten Teil unserer Nahrung ausmachen. Auch hier gilt: Möglichst vielseitig auswählen. Obst und Gemüse in seiner bunten Vielfalt genießen. Bei Nudeln, Brot & Co. häufig zu den Vollkornvarianten greifen. Die sind reich an Ballaststoffen und damit gut für die Verdauung. Zuckerreiches hingegen reduzieren. Darin stecken reichlich Kalorien, aber wenig gesunde Stoffe. Kleine Ernährungslehre All unsere Lebensmittel bestehen aus vielen einzelnen Bausteinen. Nur vier dieser Bausteine liefern uns die lebensnotwendige Energie: Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und Alkohol. Dabei liefern Fett und Alkohol etwa doppelt so viele Kalorien wie Eiweiß und Kohlenhydrate. Fett reduzieren Fett macht dick und ist doch unentbehrlich. Es steckt in tierischen ebenso wie in pflanzlichen Lebensmitteln, in Butter ebenso wie in Nüssen und Getreide. Natürlich in sehr unterschiedlichen Mengen und Formen. Generell gilt, dass wir möglichst unterschiedliche Fette aufnehmen sollten. Wichtiger aber ist: Da die meisten von uns zu viel Fett essen, muss die Menge reduziert werden. Da hilft nur eines: Sparen. Sichtbare Fette ebenso wie Fettreiches meiden. Bei Gicht_001_025.indd 19 Eiweiß gezielt auswählen Ohne Eiweiß kein Leben. Es steckt in jeder unserer Zellen und erfüllt die unterschiedlichsten Aufgaben. Tierische Lebensmittel wie Eier, Milch oder Fleisch liefern reichlich Eiweiß. Aber auch in Pflanzlichem wie in Getreide oder Kartoffeln steckt Eiweiß. Die meisten von uns nehmen zu viel Eiweiß auf. Da etliche der eiweißreichen Lebensmittel gleichzeitig reich an Purinen sind, sollte die Aufnahme begrenzt werden. Vor allem bei Hülsenfrüchten sollte aufgepasst werden. Vitamine & Mineralstoffe Sie sind für unsere Gesundheit unverzichtbar – jeder Mangel macht uns schlapp und irgendwann krank. Die meisten Vitamine und Mineralien müssen wir über Speisen und Getränke aufnehmen. Unser Körper 31-07-2006 11:07:17 20 Theorie Der tägliche Speiseplan … … sollte abwechslungsreich sein. 50 bis 55 Prozent Kohlenhydrate, höchstens 30 Prozent Fett und 10 bis 20 Prozent Eiweiß sind empfehlenswert. Bei den Kohlenhydraten sollten es reichlich komplexe Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Gemüse, Salat und Vollkorngetreide sein. Bei Fetten hochwertige Planzenöle bevorzugen, an sichtbaren tierischen Fetten sparen. Für die Eiweißversorgung reichlich zu fettarmen Milchprodukten greifen – darin stecken kaum Purine. Fisch und Fleisch nur in kleinen Mengen genießen. kann sie nicht selbst herstellen. Damit wir die ganze Bandbreite dieser Wertstoffe bekommen, gilt: Abwechslungsreich genießen, oft zu Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, fettarmer Milch und deren Produkte greifen. Frisches bevorzugen und auf schonende Behandlung achten. Vitamine und Mineralien sind empfindliche Gesellen – Licht und Luft, Wärme und Wasser können sie zerstören. Sekundäre Pflanzenstoffe Sekundäre Pflanzenstoffe (SPS) sind vor einigen Jahren ins Rampenlicht der Ernährungsforscher getreten. Sie tragen klangvolle Namen wie Karotinoide, Phytosterine oder Phytoöstrogene. Ihre Stärken liegen darin, dass sie uns auf vielfältige Art vor Krankheiten schützen können. Beispielsweise senken sie das Cholesterol und stärken unser Immunsystem. Übrigens bilden Pflanzen SPS, um sich vor natürlichen Feinden zu schützen oder um Nützlinge anzulocken, die ihre Samen verbreiten. Gicht_001_025.indd 20 Zweiter Schritt: Richtig auswählen Genießen Sie gemeinsam mit Ihrer Familie. Schenken Sie aber künftig der Auswahl Ihrer Lebensmittel große Aufmerksamkeit. Kaum etwas ist verboten Die Hauptrolle auf Ihrem Speiseplan sollten künftig purinarme Lebensmittel spielen. Purinreiches wird in eher kleinen Mengen genossen. Lebensmittel mit sehr hohem Puringehalt sollten ganz vom Speiseplan gestrichen werden oder eine absolute Ausnahme darstellen. Als Faustregel gilt: Pro Tag sollte Ihr Körper aus den aufgenommenen Purinen höchstens 500 Milligramm Harnsäure bilden. Ausgewogen essen und trinken Eine ausgewogene, vielseitige Ernährung enthält meist wenig Purine. Sie ist der beste Garant für niedrige Harnsäurewerte: Frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte sowie fettarme Milch und Milchprodukte sollten im Mittelpunkt stehen. Fleisch und Fisch spielen nur eine Nebenrolle. Trinken sollten Sie mindestens zwei Liter Wasser, ungesüßte Fruchtsaftschorlen oder Kräutertee am Tag. Das regt die Ausscheidung von Harnsäure an. Obst & Gemüse Obst und Gemüse versorgen uns mit einer Fülle an unverzichtbaren Stoffen. Sie sollten deshalb zusammen mit Kartoffeln, Getreide und fettarmen Milchprodukten 31-07-2006 11:07:17 21 Beim Einkauf daran denken Purinwerte – Harnsäurewerte im Mittelpunkt der Ernährung stehen. Der große Pluspunkt von Obst und Gemüse ist ihr meist niedriger Puringehalt. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass selbst Gemüsesorten mit mittlerem Puringehalt die Harnsäurewerte nicht nennenswert erhöhen. Auf jeden Fall überwiegen die Vorteile. Deshalb sollten Gichtpatienten vor allem zu Obst und Gemüse greifen! Vorsicht, wenn Sie verschiedene Lebensmitteltabellen vergleichen! In einigen Tabellen wird der Puringehalt von Lebensmitteln genannt. Andere Tabellen hingegen enthalten als Wert die aus den Purinen im Körper gebildete Harnsäure. Um selbst umzurechnen: 1 mg Harnsäure = 0,42 mg Purine 1 mg Purine = 2,4 mg Harnsäure Hülsenfrüchte Alle Hülsenfrüchte sind reich an Zellen und damit reich an Purinen. Deshalb gilt: In kleinen Mengen und nicht zu oft genießen. Aber in Erbsen, Bohnen, Linsen & Co. stecken auch reichlich gesunde Stoffe. Bei nur leicht erhöhten Harnsäurewerten sollten sie nicht vom Speiseplan gestrichen werden, sondern gelegentlich berücksichtigt werden. Vollkorn – ja bitte Ob Brot, Reis oder Nudeln – stets ist die Vollkornvariante reicher an Ballaststoffen. Diese gesunden Stoffe stecken vor allem in den Zellwänden und werden bei der Verarbeitung der Getreidekörner zu weißem Mehl entfernt. In den Zellwänden stecken jedoch auch reichlich Purine. Entsprechend ist der Puringehalt von Vollkornmehl höher als der von weißem Mehl. Verwenden Sie trotzdem möglichst oft Vollkornprodukte. Deren Vorteile für unsere Gesundheit wiegen den etwas höheren Puringehalt auf. Ausnahme: bei streng purinarmer Ernährung nach einem Gichtanfall. Fleisch & Geflügel Vollkornbrot sättigt nicht nur anhaltend, sondern liefert auch Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung. Gicht_001_025.indd 21 Sie sind reich an Purinen und sollten in kleinen Mengen genossen werden. Verzichten Sie ganz darauf, wenn Sie einen akuten Gichtanfall hinter sich haben. Ansonsten lautet die Empfehlung: Pro Woche nicht mehr als zwei bis drei kleinere Portionen mit je 100 bis höchstens 150 Gramm genießen. Haut und Schwarten stets 31-07-2006 11:07:18 22 Theorie entfernen – die sind purin- und fettreich. Früher schien es egal, von welchem Tier das Fleisch stammt. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) die Harnsäurewerte stärker steigen lässt als helles (Geflügel). Wer aber sicher gehen will, betrachtet alle Sorten gleich. Fisch & Meeresfrüchte Für frischen Fisch gilt das Gleiche wie für Fleisch: Pro Woche nur zwei bis drei kleinere Portionen genießen, nach einem Gichtanfall ganz darauf verzichten. Besonders viele Purine stecken in Räucherfisch und Fischkonserven sowie in Meeresfrüchten wie Muscheln oder Garnelen. Selten und mit Bedacht zugreifen! Besser ganz meiden. Milch, Käse & Co. Milch, Joghurt und Quark enthalten praktisch keine Purine. In Käse stecken nur geringe Mengen davon. Dafür liefern diese Auf diese Lebensmittel ganz verzichten: Innereien wie Leber, Nieren, Bries, Hirn Haut/Schwarte von Schwein, Geflügel und Fisch Meeresfrüchte wie Hummer und Miesmuscheln Räucherfisch und Fischkonserven wie Sprotten, Ölsardinen, Sardellen Hefeextrakte sowie hefereiche Gemüsebrühen und Brotaufstriche Gicht_001_025.indd 22 Lebensmittel wertvolles Eiweiß. Greifen Sie also zu. Um Kalorien zu sparen, nehmen Sie fettarme Varianten. Zudem zeigen Untersuchungen, dass fettarme Milchprodukte günstig auf die Harnsäurewerte wirken. Getränke Sie sollten pro Tag mindestens 2 Liter trinken. Der Harn wird verdünnt, die Ausscheidung der Harnsäure beschleunigt. Harnsäurekristalle können sich schlechter bilden und einlagern. Trinken Sie Wasser und Mineralwasser, Saftschorlen, Früchte- und Kräutertee. Kaffee und Tee sind purinfrei. Bier und Wein Alkohol lässt die Harnsäurewerte ansteigen und enthält reichlich Kalorien, aber kaum gesunde Stoffe. In Bier stecken reichlich Purine. Dies gilt auch für alkoholfreie Sorten. Bier erhöht deutlich das Gichtrisiko. Der Einfluss von Wein wird zurzeit erforscht. In einer großen amerikanischen Untersuchung wurde kein Zusammenhang zwischen Weinkonsum und steigenden Harnsäurewerten festgestellt. Weitere Forschungen bleiben abzuwarten. Fertiggerichte Wenn Sie unter zu hohen Harnsäurewerten leiden, sollten Sie Fertiggerichte mit Bedacht auswählen. Oft stecken reichlich Purine darin! Die Hersteller verwenden häufig Fleisch- und Hefeextrakte, um den Geschmack der Produkte zu verbessern. Diese Extrakte jedoch sind sehr purinreich. 31-07-2006 11:07:21 23 In der Küche das Gelernte umsetzen Statt Fleischbrühe, Geflügelfond oder körnige Gemüsebrühe – die Hefeextrakte enthalten kann – sollte man eine selbst zubereitete Gemüsebrühe zum Kochen verwenden, um die Purinzufuhr in Grenzen zu halten. Dritter Schritt: Richtig zubereiten Nicht nur der Auswahl Ihrer Lebensmittel sollten Sie Aufmerksamkeit schenken. Wichtig ist auch deren Einkauf und Zubereitung, denn auch Lagerung, Verarbeitung und Zubereitung beeinflussen den jeweiligen Puringehalt. Zudem lässt sich bei der Zubereitung der Speisen viel Fett sparen – und dies ist ja bekanntlich ein wichtiger Schritt beim Abnehmen. setzung ist natürlich, dass das Kochwasser weggegossen wird. Bei Gemüse wird das Kochen jedoch nur zum Vorteil, wenn Sie sich streng purinarm ernähren müssen. Beispielsweise bei einem akuten Gichtanfall. Ansonsten überwiegt der Nachteil, dass auch wertvolle Vitamine und Mineralien ins Kochwasser entschwinden und weggeschüttet werden. Braten Kochen Die Angaben über Purin- und Harnsäurewerte in Tabellen beziehen sich meist auf rohe Lebensmittel, nicht auf zubereitete. Beim Kochen gehen Purine teilweise ins Kochwasser über. Dadurch lässt sich der Puringehalt ein wenig reduzieren. Voraus- Gicht_001_025.indd 23 Auch beim Braten ändern sich die Purinwerte. In 100 Gramm gebratenem Fleisch ist der Puringehalt höher als in 100 Gramm rohem Fleisch. Aber: Sie bereiten ein 100 Gramm schweres Steak zu und genießen dieses später. Das fertige Steak wiegt vielleicht noch 90 Gramm – es hat beim Braten Wasser verloren und damit Gewicht. 31-07-2006 11:07:21 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Angelika Ilies Purinarm genießen bei Gicht Mit gezielter Ernährung den Harnsäurespiegel natürlich senken Gebundenes Buch, Pappband, 128 Seiten, 17,2 x 23,5 cm 50 farbige Abbildungen ISBN: 978-3-517-08244-8 Südwest Erscheinungstermin: September 2006 Genießen statt zu leiden Gicht entsteht durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut. Harnsäure wird aus den mit der Nahrung aufgenommenen oder vom Körper selbst produzierten Purinen gebildet. Ist der natürliche Abtransport der Harnsäure gestört, führt dies zu schmerzhaften Gichtanfällen. Dauerhaft kann es sogar zu einer Schädigung der Gelenke und der Nieren kommen. In diesem Ratgeber sind alle wichtigen und hilfreichen Informationen zusammengefasst, und es wird gesagt, welche Lebensmittel weniger oder gar nicht verzehrt werden sollten. Das Ziel dieses Ratgebers ist es, den Harnsäurespiegel mit der richtigen Ernährung zu senken. Das gelingt leicht mit den köstlichen und abwechslungsreichen Gerichten. Die Lebensqualität der Betroffenen lässt sich dadurch erheblich verbessern. Extra: Eine Übersicht der Lebensmittel, die vermieden werden sollten.